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Joel Kapitel 4
B. Das Gericht über die Völker
( 4,1 - 16 )
1. Das Gericht wird angekündigt
( 4,1 - 8 )
Die Verse 1 - 8 sind eine Gerichtsrede gegen die Völker. Wir finden in
ihnen anklagende Elemente (V. 2 b - 3.5 - 6 ) und Gerichtsankündigungen
(V. 1 - 2 a. 4.7 - 8 ).
Joe 4,1-3
An dem zukünftigen Tag des Herrn wird zwischen Juda und seinen Feinden
sorgfältig unterschieden. Der Herr wird das Geschick von Juda und
Jerusalem wenden und so die Verheißung Moses erfüllen (vgl. 5Mo 30,3 ).
Zur selben Zeit wird Gott die Nationen zum Gericht versammeln.
Dieses Gericht wird im Tal Joschafat stattfinden. Diese Information
finden wir nur hier in Joe 4,2.12 . Ob es im damaligen Israel einen
geographischen Ort dieses Namens gab, wissen wir nicht sicher. Manche
Ausleger glauben, daß es sich um ein Tal handelt, das erst in der
Zukunft durch das Auseinanderbrechen des Ölberges bei der Wiederkunft
Christi gebildet wird ( Sach 14,4 ). Jedenfalls liegt die Bedeutung
dieses Tales nicht in seiner geographischen Lage, sondern in seiner
Bedeutung: "der Herr richtet".
Der Grund für dieses Gericht Gottes ist die Art und Weise, wie sie das
Bundesvolk Israel ( mein Erbteil ; vgl. die Anmerkungen zu Joe 2,17 ),
mein Volk , behandelt haben. Die Völker haben das Volk Gottes zerstreut
, es als Sklaven in ferne Länder verkauft und Gottes Land unter sich
aufgeteilt . "Zerstreut" (von pAzar , "verteilen") scheint sich auf das
babylonische Exil zu beziehen (vgl. Jer 50,17 ). Obwohl der Herr selbst
das Land den Feinden Israels gegeben hat (vgl. Kl 5,2; Mi 2,4 ), sind
diese Völker dennoch in seinen Augen schuldig, weil sie seine Autorität
nicht anerkannt und sein Volk so grausam behandelt haben.
Joe 4,4-6
In den Versen 4 - 8 spricht der Herr direkt zu den Phöniziern ( Tyrus
und Sidon ) und zu den Philistern, zwei Gruppen, die von dem Untergang
Judas wirtschaftlich sehr profitierten (vgl. Hes 25,15; 28,20-24 ). Der
Herr identifiziert sich mit seinem Volk (beachte das mich in Joe 4,4 )
und spricht diesen Völkern jedes Recht für ihr Tun ab (dies wird durch
die rhetorische Frage in V. 4 deutlich).
Dann kündigt Gott an, daß er ihnen ihre Vergehen heimzahlen wird (V. 4
b). Gemeint sind damit Diebstahl (V. 5 ) und Sklavenhandel (V. 6 ). Da
weder von den Phöniziern noch von den Philistern gesagt wird, daß sie
während der Zerstörung von Jerusalem die Tempelschätze geraubt haben
(vgl. 2Kö 25 ), könnte sich Joe 4,5 auf Israels Reichtum allgemein
beziehen, nicht auf den Tempel (vgl. Wolff, Joel and Amos , S. 78).
Daß die Phönizier und die Philister Sklavenhandel betrieben, wird auch
an anderen Stellen gesagt (vgl. Am 1,6.9 ). Nach Kapelrud handelt es
sich bei den Griechen, von denen hier gesprochen wird, eigentlich um
Ionier ( y+wAnIm ), die die Küsten Kleinasiens bewohnten ( Joel Studies
, S. 154). Der ionische Handel hatte seinen Höhepunkt im siebten und
neunten Jahrhundert v. Chr. Hes 27,13.19 erwähnt tyrische
Handelsabkommen (auch bezüglich Sklaven) mit Ionien (oder Griechenland).
Der bei Joel erwähnte Sklavenhandel könnte im Zusammenhang mit dem Fall
Judas unter die Babylonier gestanden haben.
Joe 4,7-8
Das göttliche Gericht über diese Völker wird ganz und gar angemessen
sein. Der Herr wird sein zerstreutes Volk kommen lassen und zu
Sklavenhändlern machen. Sie werden dann die Söhne und Töchter der
Phönizier und Philister als Sklaven an die Sabäer (vgl. Hi 1,13-15 )
verkaufen, ein arabisches Volk, das für seinen Handel bekannt war (vgl.
"Scheba" in Hes 27,22-23 ).
Das hier angedrohte Gericht wurde, mindestens teilweise, im vierten
Jahrhundert v. Chr. erfüllt. Allen erklärt: "Das Volk von Sidon wurde
durch Antiochus III. 345 v. Chr. in die Sklaverei verkauft, die Bewohner
von Tyrus und Gaza 332 v. Chr. durch Alexander." ( The Books of Joel,
Obadiah, Jonah and Micah , S. 114). Vielleicht waren auch Juden zum Teil
bei diesem Sklavenhandel beteiligt.
Im Zusammenhang (vgl. Joe 4,1 ) ist dieser Abschnitt aber auch
eschatologisch bedeutungsvoll und jede historische Erfüllung nur eine
Vorschattung. Eschatologisch gesehen sind die Philister und Phönizier
Stellvertreter für die Feinde Israels insgesamt (ähnlich wie Moab in Jes
25,10-12 und Edom im Buch Obadja). Einmal wird Israel die Oberherrschaft
über seine Feinde gewinnen (vgl. Jes 41,11-12; Am 9,12; Ob 1,15-21; Mi
7,16-17; Zeph 2,6-7 ).
2. Ein Aufruf zum Krieg: Das Gericht wird beschrieben
( 4,9 - 16 )
In diesem Abschnitt wird das Gericht über die Völker beschrieben. Er
besteht aus drei Unterabschnitten: (a) einem Aufruf an die Teilnehmer
(die Nationen und den Herrn), ihre Streitkräfte zu versammeln (V. 9 - 11
), (b) einer Aussage des Herrn (V. 12 - 13 ) und (c) einer Beschreibung
des Kriegsplatzes (V. 14 - 16 ).
Joe 4,9-11
Nicht näher bezeichnete Boten sollen einen Aufruf zum Krieg den Nationen
(vgl. "alle Völker" in Jes 34,2; Ob 1,15; Zeph 14,2 ) überbringen. Die
Völker sollen ihre Ackergeräte zu Waffen schmieden ( Joe 4,10 ; eine
Umkehrung von Jes 2,4; Mi 4,3 ) und sich zum Kampf versammeln ( Joe 3,11
a; vgl. Sach 12,9 ). Der Herr wird aufgerufen, seine Krieger
hinabzuführen .
Joe 4,12-13
Der Herr selbst wiederholt nun noch einmal die Aufforderungen der
vorhergehenden Verse und fordert die Nationen auf, in das Tal Joschafat
zu kommen (vgl. V. 2 ). Mit einem Bild aus der Landwirtschaft befiehlt
er dann seinen Kriegern, die Feinde zu vernichten. Der erste Befehl (
Schwingt die Sichel, denn die Ernte ist reif ) vergleicht das Gericht
vermutlich mit der Kornernte (vgl. Jes 17,5; Offb 14,15 ). Der zweite (
Kommt, tretet die Trauben ) vergleicht die Vernichtung der Feinde mit
der Behandlung von Trauben in einer Kelter (vgl. Jes 63,1-6; Offb
14,18-20 ). Der Grund für das Ende der Nationen ist, daß ihre Bosheit
groß ist.
Diese Verse ( Joe 4,12-13 ) zeigen ganz deutlich, daß das in diesem
Kapitel erwähnte Gericht letztlich ein göttlicher Kampf gegen die Feinde
Israels ist. Das hier beschriebene Ereignis ist also vermutlich mit
Harmagedon gleichzusetzen (vgl. Offb 14,14-20; 16,16; 19,11-21 ), nicht
mit dem Gericht über die Nationen, das in Mt 25,31-46 vorausgesagt wird.
Joe 4,14-16
Eine unzählbare Schar wird in dem Tal der Entscheidung (auch Tal
Joschafat genannt, V. 2.12 ) versammelt sein. Hier wird das Urteil des
göttlichen Richters über die Nationen vollstreckt werden. Wie schon
früher bei Joel ( Joe 2,10;3,4 ) dient die Verdunklung der Himmelskörper
( Joe 4,15 ) als Zeichen für den herannahenden Tag des HERRN (V. 14 ).
Dann wird der Herr aus seinem Heiligtum in Jerusalem kommen in großer
Herrlichkeit (V. 16 ; vgl. Am 1,2 ). Sein donnernder Schlachtruf (vgl.
wird brüllen und donnern ) wird den Kosmos durcheinanderwirbeln (vgl.
Joe 2,10-11; Offb 16,16.18 ). Dann wird er beweisen, daß er Israels
Zuflucht (vgl. Ps 46,2; 62,8; Jes 25,4 ) und Burg (vgl. Ps 9,10; 18,3;
27,1; 37,39; 43,2; 144,2 ) ist.
C. Die schließliche Erneuerung Israels
( 4,17-21 )
Joe 4,17
Nach dieser furchtbaren Demonstration der göttlichen Macht wird Israel
erkennen ( wissen ), daß der Herr wahrhaftig unter ihm wohnt (vgl. Joe
2,27 ). Jerusalem, wo das Heiligtum des Herrn steht ( mein heiliger Berg
; vgl. die Anmerkungen zu Joe 2,1 ), wird heilig sein und niemals wieder
durch ausländische Eroberer entweiht werden (vgl. Jes 52,10-11; Nah 1,15
).
Joe 4,18 a
Zu dieser Zeit ( an diesem Tag , wenn der Messias im Tausendjährigen
Reich über sein Volk herrscht), wird das Land zu einem wirklichen
Paradies werden, so daß Gottes Volk seinen landwirtschaftlichen Segen in
ganzer Fülle erleben wird. Die Traubenernte wird so reichlich sein, daß
Wein beinahe von den Bergen triefen wird. Milch wird ebenfalls im
Überfluß vorhanden sein. Auch dies ist ein Zeichen des Wohlstandes, denn
Kanaan wurde als ein Land beschrieben, "in dem Milch und Honig fließt"
(vgl. die Anmerkungen zu 2Mo 3,8 ; vgl. 2Mo 13,5; 33,3; 3Mo 20,24 ;
siehe auch die Anmerkungen zu Jes 55,1 ). Die von den Jahreszeiten
abhängigen Ströme ( Bäche ) werden nicht mehr austrocknen. Dieser
Überfluß an Wein, Milch (was große Mengen an Vieh voraussetzt) und
Wasser ist eine völlige Umkehrung der Folgen der Heuschreckenplage (vgl.
Joe 1,5.18.20 ).
Joe 4,18 b
Eine Quelle wird aus dem Haus des HERRN , dem Tempel in Jerusalem,
fließen . Ein ähnliches Bild finden wir auch in Hes 47,1-12 und Sach
14,8 . Diese Quelle (und der Strom, der dadurch gebildet wird) wird eine
sichtbare Erinnerung dafür sein, daß der Herr die Quelle der
Fruchtbarkeit des Landes ist (vgl. Hes 47,8-10.12 ). Das Tal der Akazien
ist vermutlich jener Teil des Kidrontales, der durch die Wüste hin zum
Toten Meer verläuft (vgl. Hes 47,8 ).
Joe 4,19-20
Im Gegensatz zu dem von Gott geschenkten Überfluß von Juda (V. 18 )
werden die Länder seiner Feinde (hier durch Ägypten und Edom
repräsentiert) unfruchtbar sein ( wüst und eine Einöde ). Der Grund für
dieses harte Gericht ialst die Mißhandlung, die sie dem Volk von Juda
angetan haben. Israels Feinde sind schuldig der Gewttat und des
Vergießens von unschuldigem Blut .
Wenn das Buch Joel im neunten Jahrhundert v. Chr. geschrieben wurde,
könnte sich die Erwähnung von Ägypten in Joe 4,19 auf dessen Gewalttaten
während der Invasion durch den ägyptischen Pharao Schischak beziehen
(ca. 926 v. Chr.; vgl. 1Kö 14,25-26 ). Wenn das Buch dagegen in der
späten vorexilischen oder in der nachexilischen Zeit abgefaßt wurde,
könnte die Invasion durch Pharao Necho II. im Blick sein (609 v. Chr.;
vgl. 2Kö 23,29-35 ). Auch Obadja spricht von den Sünden Edoms gegen das
Volk Gottes (vgl. Ob 1,9-14 ).
Die Sicherheit und der Wohlstand, die in Joe 4,17-18 beschrieben sind,
werden niemals wieder unterbrochen werden. Juda und Jerusalem werden für
immer bewohnt sein (vgl. Hes 37,25; Am 9,15; Sach 14,11 ).
Joel
Joe 4,21
Dieser Vers hat unter Auslegern einige Schwierigkeiten aufgeworfen.
Manche Übersetzungen halten die erste Hälfte des Verses für eine
Erklärung, daß Juda vergeben werden wird ( Ich werde vergeben ). Dagegen
spricht jedoch, daß nirgendwo sonst im Buch Joel die Schuld des
Blutvergießens auf Juda bezogen wird. Besser ist die Übersetzung, die
diese Stelle mit dem Gericht über die Nationen (vgl. V. 19 ) verbindet
(nach der LXX), indem sie den Herrn als Rächer des Blutes Judas ansieht
("Ich werde ihr Blut rächen"). Eine weitere Möglichkeit schließlich ist
zu übersetzen: "Und soll ich ihr Blutvergießen [das judäische Blut, das
durch die Nationen vergossen wurde] unbestraft lassen? Ich werde es
nicht tun" (vgl. Allen, The Books of Joel, Obadiah, Jonah and Micah , S.
117; eine ähnliche rhetorische Frage und Antwort mit dem gleichen
hebräischen Verb, niqqCh , findet sich in Jer 25,29 ).
Das Buch endet mit einer Zusicherung der Gegenwart des Herrn in Zion
(vgl. Joe 3,17 ). Über allem anderen ist es diese Tatsache, die die
herrliche Zukunft des Volkes, wie sie in Vers 17 - 21 beschrieben ist,
sicherstellt.
Joel
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