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Johannes Kapitel 6
Johannes 6 Zusammenfassung::
( 6,1 - 7,9 )
1. Jesu Zeichen an Land und auf dem See
( 6,1 - 21 )
a. Die Speisung der Fünftausend
( 6,1 - 15 ) ( Mt 14,13-21; Mk 6,30-44; Lk 9,10-17 )
Die Speisung der Fünftausend ist neben der Auferstehung Jesu das einzige
Wundergeschehen, von dem in allen vier Evangelien berichtet wird. Schon
daran wird deutlich, wie wichtig es war. Jesus selbst legte es in einer
langen Rede aus (V. 22 - 55 ). Eine der Folgen dieses spektakulären
Wunders, das die messianischen Erwartungen des Volkes erneut anheizte,
war jedoch, daß sich viele der Jünger danach von Jesus abwandten
(V. 66 ).
Joh 6,1-2
Die Zeitangabe danach ist zwar etwas ungenau, doch wir wissen aus den
synoptischen Evangelien, daß Herodes Antipas inzwischen Johannes den
Täufer hatte enthaupten lassen ( Mk 6,14-29; vgl. Joh 3,24 ), daß die
Jünger in ganz Galiläa ausgesandt worden waren und gepredigt hatten ( Mk
6,7-13.30-31 ), daß das Volk neugierig auf Jesus geworden war und
Herodes Antipas nach ihm suchte ( Lk 9,7-9 ). Der Zeitraum zwischen Joh
5 und Joh 6 beträgt also wohl mindestens sechs Monate. Die beiden ersten
Verse des sechsten Kapitels scheinen darauf hinzudeuten, daß Jesus mit
seinen Jüngern an das Nordostufer des Galiläischen Meeres gegangen war,
um sich dort zu erholen. Dieser See, der See Genezareth, wurde auch See
von Tiberias genannt (vgl. Joh 21,1 ), nach einer Stadt an seinem
Westufer, die Herodes Antipas erbaut hatte. Doch auch dort, in der
"einsamen, öden Gegend" (vgl. Mt 14,13.15; Mk 6,32 ), sammelte sich viel
Volk um Jesus.
Joh 6,3-4
Die Erwähnung des Berges deutet vielleicht darauf hin, daß Johannes hier
eine Parallele zu Moses Erfahrung am Sinai schaffen wollte (vgl. V. 31 -
32 ). Die Bemerkung, daß das Passa, das Fest der Juden , nahe war, ist
nur theologisch relevant und hat für die Chronologie keinerlei
Bedeutung. Die Menschen damals dachten in Begriffen von Blut, Fleisch,
Lämmern und ungesäuerten Broten. Sie sehnten sich nach einem Messias,
der sie aus der römischen Knechtschaft erlöste.
Da dies das zweite Passafest ist, von dem Johannes spricht (vgl. Joh
2,13.23 ), und da er von mindestens noch einem weiteren Passa berichtet
( Joh 13,1;5,1 bezieht sich auf ein nicht näher bezeichnetes Fest der
Juden), kann man schließen, daß Jesus mindestens drei Jahre auf Erden
wirkte. Die Ereignisse im sechsten Kapitel fanden also etwa ein Jahr vor
seiner Kreuzigung statt.
Joh 6,5-6
Mit der Frage an Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen
haben? , bat Jesus nicht wirklich um eine Information; sie war vielmehr
Teil seines "Erziehungsprogramms" für die Jünger. Philippus stammte aus
Betsaida ( Joh 1,44 ), der ihnen im Moment nahegelegensten Stadt, und
kannte die Gegend wohl am besten. Er erwiderte, daß es unmöglich sei, so
spät am Tag noch für Tausende von Menschen in den kleinen umliegenden
Dörfern etwas zu essen zu bekommen. Johannes hält in seiner Rückschau
auf dieses Ereignis fest, daß Jesus Philippus mit seiner Frage nur
prüfen wollte. Gott prüft die Menschen, um ihren Glauben zu stärken,
nicht, um sie zum Bösen zu verführen (vgl. 1Mo 22,1-18; 1Pet 1,7; Jak
1,2.13-15 ).
Joh 6,7
Um alle satt zu bekommen, wäre sehr viel Geld nötig gewesen: zweihundert
Silbergroschen . Ein Silbergroschen (ein Denar) war der Tageslohn eines
Arbeiters - sie hätten also acht Monatslöhne gebraucht. Selbst wenn in
den Dörfern der Umgegend genügend Brot vorhanden gewesen wäre, besaßen
die Jünger doch nicht genügend Geld, um es zu kaufen, denn sie waren auf
das angewiesen, was die Anhänger Jesu ihnen zukommen ließen (vgl. Mk
6,7-13 ).
Joh 6,8-9
Im Gegensatz zu Philippus war Andreas gegangen, um festzustellen,
wieviel Nahrungsmittel die Menschen selbst beisteuern konnten (vgl. Jesu
Gebot, "geht hin und seht"; Mk 6,38 ). Doch sie fanden nur fünf Brote
und zwei Fische bei einem Jungen. Diese schlechte Ausgangssituation
bildete den Hintergrund für eine ganz besondere Manifestation der
Fürsorge und der Macht Jesu. Die Gerstenbrote erinnern an die Speisung
der 100 Männer durch den Propheten Elia, der damals 20 Gerstenbrote zur
Verfügung hatte ( 2Kö 4,42-44 ). Doch hier war einer, der weit größer
war als Elia.
Joh 6,10-11
Als der gute Hirte ließ Jesus die "Schafe" ( Mk 6,34 ) sich auf grünen
Weiden lagern (vgl. Ps 23,2 ). Nach Mk 6,40 bildeten die Menschen
Gruppen von je 50 und 100 Personen. Dadurch waren sie leicht zu zählen,
und das Essen konnte bequem verteilt werden. Es waren fünftausend
Männer , dazu Frauen und Kinder ( Mt 14,21 ); also wurden wahrscheinlich
über zehntausend Menschen gespeist.
Die öde Gegend und die Zeit - es war Passa - erinnert an den Aufenthalt
Israels mit Mose in der Wüste, wo das Volk ebenfalls auf ein Wunder
angewiesen war, um zu überleben. Wie das Wunder selbst vonstatten ging,
beschreibt Johannes nicht. Jesus dankte ,ohne daß damit jedoch
irgendwelche eucharistischen Implikationen verbunden gewesen wären. Bei
frommen Juden war es üblich, vor und nach den Mahlzeiten zu danken. Die
wunderbare Vermehrung fand statt, als Jesus die Brote (mit Hilfe der
Jünger; Mk 6,41 ) austeilte.
Joh 6,12-13
Die Worte "als sie aber satt waren" machen deutlich, daß Johannes
ausdrücklich unterstreichen wollte, daß hier ein Wunder geschehen war.
Manche Exegeten versuchen, dieses Wunder "wegzuerklären"; ihrer Ansicht
nach handelte es sich lediglich um ein Opfermahl oder ein symbolisches
Mahl. Wieder andere meinen, daß das eigentliche Wunder darin bestand,
daß die Menschen bereit waren, ihre mitgebrachten Vorräte zu teilen.
Diese rationalen Erklärungen haben jedoch nichts mit der eindeutigen
Aussage des Evangelisten zu tun.
Auch das Einsammeln der zwölf Körbe übriggebliebener Brocken durch die
Jünger war quasi eine "Erziehungsmaßnahme", die ihnen vor Augen führen
sollte, daß Jesus mehr als angemessen für sie sorgen konnte. Wie
andernorts (vgl. Mk 8,17-21 ) versuchte er auch hier, sie aus ihrer
geistlichen Stumpfheit zu reißen. Obwohl die Jünger Jesus näherstanden
als das übrige Volk, waren auch sie blind für seine Messianität ( Mk
6,52 ).
Joh 6,14-15
Angesichts des Zeichens ( sEmeion ) der Brotvermehrung erinnerten die
Menschen sich an Moses Vorhersage, daß ein Prophet , der ihm glich, in
die Welt kommen sollte ( 5Mo 18,15 ). Mose hatte dem Volk zu essen
gegeben und es aus der Knechtschaft geführt. Ebenso hatte Jesus den
Menschen zu essen gegeben, und nun hofften sie, daß er sie auch aus der
Knechtschaft der verhaßten Römer befreien würde.
Die Menschen sahen das Zeichen, doch sie deuteten es falsch. Sie
versuchten, Jesus zu ergreifen, um ihn zum König zu machen . Jesus stand
hier auf dem Höhepunkt seiner Popularität - eine große Versuchung für
ihn. War es möglich, daß er das Gottesreich errichtete, ohne zuvor am
Kreuz zu sterben? Nein. Er würde das Reich aus den Händen des Vaters
empfangen (vgl. Ps 2,7-12; Dan 7,13-14 ), es würde nicht von dieser Welt
sein ( Joh 18,36 ). Der Weg des Vaters führte in eine andere Richtung.
Bevor Jesus zum herrschenden Löwen Judas werden konnte, mußte er zum
Lamm werden, das die Sünde der Welt trägt ( Joh 1,29 ).
b. Jesus auf dem See
( 6,16 - 21 )
Joh 6,16-17
Nach Mk 6,45 forderte Jesus seine Jünger im Anschluß an die Speisung der
Fünftausend auf, mit dem Boot nach Betsaida zu fahren, während er sich
aus der Menge zurückzog. Von Betsaida aus wollten sie dann nach
Kapernaum gehen. Beide Dörfer liegen nördlich des Sees Genezareth. Am
Abend aber gingen seine Jünger hinab an den See (das Land an der
Ostseite ist hügelig und liegt höher als der See). Als sie in See
stachen, ging gerade die Sonne unter und Wind kam auf. Jesus war noch
oben in den Bergen und betete, doch er konnnte sehen, wie sie sich
abmühten ( Mk 6,45-48 ).
Joh 6,18-19
Der Westwind, der dort häufig um die Abendzeit aufkommt, trieb sie auf
den See hinaus, wo sie kaum noch vorankamen, obwohl sie sich "abplagten
beim Rudern" ( Mk 6,48 ). Der See Genezareth ist berüchtigt für seine
plötzlichen, schweren Stürme. Als sie nun etwa eine Stunde gerudert
hatten , befanden sie sich mitten auf dem See . Plötzlich sahen sie eine
Gestalt, die sich auf dem See dem Boot näherte, und fürchteten sich über
die Maßen, denn sie hielten die Erscheinung für ein Gespenst ( Mk
6,49 ). Zu den rationalen Erklärungen, die für dieses Phänomen angeführt
wurden, gehört auch die Theorie, daß Jesus auf dem Sand an der Küste
entlangging oder auf einem großen Balken oder Baumstamm herantrieb, doch
keine dieser Vermutungen wird dem Text gerecht. Das Wunder geschah um
die "vierte Nachtwache", also etwa zwischen drei und sechs Uhr morgens
( Mt 14,25; Mk 6,48 ).
Joh 6,20-21
Der Satz "Ich bin's" lautet wörtlich "Ich bin" und wurde normalerweise
von Jesus in theologischem Sinn benutzt (vgl. Joh 8,58 ). Diesmal war er
jedoch anscheinend lediglich als Erkennungszeichen für die Jünger
gedacht, die ihn daraufhin ins Boot nahmen. Die Worte "und sogleich war
das Boot am Land" , deuten vielleicht auf ein weiteres Wunder hin. Die
beiden Zeichen zu Land und auf dem See offenbaren Jesus als "Beschaffer"
des "Brotes", das Leben gibt (wie der nächste Abschnitt erläutern wird)
und als Retter, der für sein Eigentum eintritt und es beschützt. In
Zeiten der Not bringt er den Menschen die Rettung.
2. Die Lehre
( 6,22 - 71 )
Joh 6,22-25
Die Volksmenge, die gespeist worden war, befand sich noch immer am
Ostufer des Sees. Die Menschen hatten gesehen, daß Jesus seinen Jüngern
gebot, ein am Ufer festgemachtes Boot zu besteigen. Da er jedoch nicht
mit einstieg, nahmen sie an, daß er in diesem Gebiet bleiben wollte. Als
sie kurz darauf sahen, daß er nicht mehr da war, beschlossen sie, Jesus
in der Gegend von Kapernaum zu suchen, und stiegen in andere Boote, die
von Tiberias kamen . Ihre Frage: Rabbi, wann bist du hergekommen? ,
bildet nun die Einleitung für die lange Rede, die Jesus in Kapernaum
hielt (V. 59 ). Er erklärte ihnen jedoch nicht, wann oder auf welche
Weise er den See überquert hatte, denn sein Wandeln auf dem See war ein
nur für die Jünger bestimmtes Zeichen gewesen.
Joh 6,26
Jesus begann mit den feierlichen Worten: Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch (vgl. den Kommentar zu Joh 1,51 ), die er im Verlauf der Rede noch
dreimal wiederholte ( Joh 6,32.47.53 ). Sie dienten jeweils dazu, die
Aufmerksamkeit auf das folgende zu lenken. Er warf seinen Zuhörern ihre
materialistischen Interessen und ihre mangelnde geistliche Einsicht vor.
Sie hatten bereits ein Zeichen gesehen, doch für sie zählte nur die
bequeme Mahlzeit, die sie dadurch erhielten. Ihnen fehlte der Blick für
das, was eigentlich geschehen war.
Joh 6,27
Mit den Worten "schafft euch Speise, die nicht vergänglich ist" wollte
Jesus nicht etwa der Faulheit das Wort reden. Doch er riet den Menschen,
ihre Anstrengungen auf bleibende Dinge zu richten. "Der Mensch lebt
nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund
Gottes geht" ( Mt 4,4 ). Die Speise für den Körper hält nur kurz vor,
doch die unvergängliche Speise bleibt zum ewigen Leben .
Der Menschensohn (der Zugang zum Himmel hat; Joh 3,13 ) wird den
Menschen diese "geistliche Speise" geben, denn Christus selbst ist "das
Brot des Lebens" ( Joh 6,35 ). Gott der Vater persönlich hatte Jesu
Aussage, daß er die wahre, himmlische "Speise" sei, bestätigt.
Joh 6,28
Die Menschen erkannten, daß Jesus hier von einer Forderung sprach, die
Gott an sie stellte, und sie waren bereit, dieser Forderung
nachzukommen, wenn er ihnen sagte, was sie tun sollten. Sie selbst
glaubten, daß sie mit einem gottgefälligen Leben und guten Werken das
ewige Leben erwerben könnten (vgl. Röm 10,2-4 ).
Joh 6,29
Was Jesus von ihnen verlangte, war jedoch ganz genau das Gegenteil. Mit
guten Werken konnten sie Gott nicht gefallen. Es gibt nur ein Werk
Gottes , d. h. nur eines, was Gott von den Menschen fordert: Sie sollten
an den glauben, den Gott gesandt hat . Weil sie immer Sünder bleiben,
können die Menschen Gott nie gefallen und sich auch nicht mit guten
Werken retten ( Eph 2,8-9; Tit 3,5 ). Statt dessen verlangt Gott, daß
sie ihre Unfähigkeit, sich selbst zu retten, einsehen und seine Gabe
annehmen ( Röm 6,23 ).
Joh 6,30-31
Auf diese Worte hin forderten die Anwesenden ein Zeichen ( sEmeion ;
vgl. "die Juden fordern Zeichen"; 1Kor 1,22 ) von Jesus. Sie waren der
Ansicht, daß man erst seh en und dann glauben muß, doch in der
göttlichen Reihenfolge kommt der Glaube vor dem Sehen (vgl. Joh 11,40 ).
Obwohl die Menschen weder Glaubennoch geistliche Einsicht besaßen,
spürten sie doch, daß Jesus hier von etwas Neuem zu ihnen sprach.
Ihnen war gesagt worden, daß das Kommen Jesu ein Fortschritt gegenüber
Mose bedeute. Daher argumentierten sie nun: "Wenn du mehr als Mose bist,
dann tue auch mehr als er." Anscheinend hielt die Menge die Speisung der
Fünftausend für geringer als das Werk Moses, der ihnen Brot vom Himmel
gegeben hatte. Sie dachten dabei an das Manna , das Gott ihnen in der
Wüste gegeben ( 2Mo 16; 4Mo 11,7 ) und von dem ein ganzes Volk vierzig
Jahre lang gelebt hatte, während Jesus ja nur Fünftausend gespeist
hatte. Dabei übersahen sie zweierlei. Erstens: Viele der Israeliten, die
vierzig Jahre lang gespeist worden waren, hatten nicht geglaubt.
Entscheidend ist also nicht die Größe des Wunders, sondern ob die
Menschen seine Bedeutung erkennen (vgl. Lk 16,29-31 ). Zweitens: Sowohl
Mose als auch Jesus waren von Gott durch Zeichen bestätigt worden; daher
sollte auf beide gehört und beiden geglaubt werden.
Joh 6,32
Abermals mit der feierlichen Einleitung ( wahrlich, wahrlich, ich sage
euch ; vgl. V. 26.47.53 ) korrigierte Jesus ihre irrigen Vorstellungen
mit drei Argumenten. (1) Der Vater, nicht Mose , hatte ihnen das Manna
gegeben. (2) Der Vater gab ihnen auch jetzt noch zu essen. (3) Das wahre
Brot vom Himmel ist Jesus (Jesus hatte wiederholt gesagt, daß er vom
Himmel gekommen sei; V. 32 - 33.38.41 - 42.50 - 51.58 ), nicht das
Manna. Vor diesem Hintergrund bedeutet die angebliche Überlegenheit von
Mose und des Zeichens, das er gab, nichts mehr. Manna war Speise für den
Körper, und als solche notwendig und nützlich. Doch in Jesus zeigte sich
Gottes Sorge für den Menschen in seiner Ganzheit.
Joh 6,33
Gott ist die Quelle allen Lebens. Der Sohn, der dieses Leben in sich hat
( Joh 1,4;5,26 ), ist gekommen, um den Menschen das wahre und bleibende
Leben zu bringen. Die Sünde entfernt die Menschen von Gott, der das
Leben ist, und sie sterben - an Leib, Seele und Geist. Christus aber
ist vom Himmel gekommen, um der Welt das Leben zu geben . Daher ist
Jesus das wahre Brot vom Himmel .
Joh 6,34
Doch die Menschen verstanden auch jetzt noch nicht, daß Jesus das wahre
Brot war. Wie die Frau am Brunnen ( Joh 4,15 ) baten sie ihn um diese
bessere Speise, von der er gesprochen hatte. Sie wollten es für immer
(allezeit) haben, nicht wie das Manna nur vierzig Jahre lang.
Joh 6,35
Ich bin das Brot des Lebens . Hier werden zwei weitere Irrtümer im
Denken der Menschen richtiggestellt: (1) Die Speise, von der Jesus
sprach, bezog sich auf eine Person, nicht eine Ware. (2) Wer erst einmal
die richtige Beziehung zu Jesus hergestellt hat, wird für immer, nicht
nur für eine gewisse Zeit, zufrieden sein. Diese "Ich bin"-Aussage
bildet die erste einer Reihe von "Ich bin"-Offenbarungen (vgl. Joh
8,12;10,7.9.11.14;11,25;14,6;15,1.5 ). Das "Brot des Lebens" ist "Brot,
das Leben gibt". Jesus ist die "Speise", die die Menschen brauchen. In
der heutigen Zeit im westlichen Abendland können wir meist frei wählen,
ob wir neben all den anderen Nahrungsmitteln, die uns zur Verfügung
stehen, auch noch Brot essen, doch in damaliger Zeit war Brot ein
unverzichtbarer Bestandteil der Mahlzeiten. Jesus versprach: Wer zu mir
kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird
nimmermehr dürsten. Das "nicht" und das "nimmermehr" sind im
Griechischen betont.
Joh 6,36
Dann tadelte Jesus die Menge für ihren fehlenden Glauben. Sie hatten das
große Vorrecht, ihn zu sehen, und glaubten doch nicht . Auch Sehen führt
also nicht zwangsläufig zum Glauben (vgl. V. 30 ).
Joh 6,37
Schließlich erklärte ihnen Jesus noch, warum sie nicht an ihn glaubten:
Der Vater wirkt im Leben der Menschen. Die Auswahl, die er trifft, ist
sein Geschenk an den Sohn. Der Sohn muß sich nicht sorgen, daß sein Werk
vergebens sein wird, denn der Vater wird die Menschen befähigen, zu
Jesus zu kommen. Jesus hat Vertrauen, doch auch die Menschen müssen
Vertrauen haben. (Vgl. die Anwort des Gelähmten auf Jesu Frage: "Willst
du gesund werden?" Joh 5,6-9 .) Wer zu Jesus kommt, um gerettet zu
werden, wird unter keinen Umständen hinausgestoßen werden (vgl. Joh
6,39 ).
Joh 6,38-39
Danach wiederholte er, daß er vom Himmel gekommen sei, weil er den
Willen dessen, der ihn gesandt hat , tun wollte. Der Wille des Vaters
aber ist, daß von denen, die er dem Sohn gibt, nicht ein einziger
verloren geht, sondern daß sie alle auferweckt werden am Jüngsten
Tage (vgl. V. 40.44.54 ). In diesem Abschnitt geht es vor allem darum,
daß die Gläubigen für immer gerettet sind.
Joh 6,40
Diese Verse wiederholen und bekräftigen das zuvor Gesagte nochmals. Wer
sieht und glaubt , daß Jesus ihn retten wird, der ist gerettet. Der
göttliche Ratschluß hat das bestätigt (vgl. Röm 8,28-30 ). Er besitzt
das ewige Leben ( Joh 6,47.50-51.54.58 ) und wird am Jüngsten Tag
auferweckt werden (vgl. V. 39.44.54 ).
Joh 6,41-42
Die ihm feindlich gesinnten, ungläubigen Juden aber nahmen Anstoß daran,
daß Jesus behauptet hatte, vom Himmel zu kommen. Sie murrten über ihn,
wie ihre Väter in der Wüste gemurrt hatten ( 2Mo 15,24;16,2.7.12;17,3;
4Mo 11,1;14,2.27 ). Dabei waren ihre Überlegungen nicht ohne eine
gewisse Logik: Ein Mensch, dessen Eltern sie kannten, konnte nicht vom
Himmel kommen (vgl. Mk 6,3; Lk 4,22 ). Doch sie kannten Jesu wahre
Herkunft und sein wahres Wesen nicht. Sie sagten, er sei Josefs Sohn ,
aber sie wußten nichts über die Jungfrauengeburt und die Inkarnation.
Jesus war vom Himmel herabgekommen, weil er der Logos war ( Joh
1,1.14 ).
Joh 6,43-44
Jesus machte keinen Versuch, ihrer Unwissenheit abzuhelfen. Er tadelte
sie lediglich für ihr Murren und wies sie darauf hin, daß Gott ständig
bemüht sei, sie zu sich zu "ziehen", und ihnen viele Lehrer gegeben
hatte, die ihnen von ihm erzählten. Es steht den Menschen deshalb nicht
zu, über Gottes Tun zu richten. Ohne Gottes klärende Hilfe wird jede
Beurteilung des Boten Gottes sich als falsch erweisen. Niemand kann zu
Jesus kommen oder an ihn glauben ohne die Hilfe des Vaters. Die Menschen
sind so festgefahren im Treibsand der Sünde und des Unglaubens, daß ihre
Lage aussichtslos ist, es sei denn, Gott selbst zieht sie heraus (vgl.
V. 65 ). Und er zieht nicht nur einige wenige heraus. Jesus sagte: "Ich
(will) alle zu mir ziehen" ( 12, 32 ). Das heißt nicht, daß alle
gerettet werden, sondern daß Griechen (d. h. Heiden; Joh 12,20 ) ebenso
gerettet werden werden wie Juden. Wer gerettet ist, wird auch
auferstehen (vgl. Joh 6,39-40 ).
Joh 6,45
Zur Unterstützung seiner Lehre von der Rettung durch die Gnade Gottes
zitierte Jesus das Alte Testament. Das Zitat, das er hier anführt - sie
werden alle von Gott gelehrt sein - stammt aus den Propheten,
wahrscheinlich aus Jes 54,13 ,doch auch in Jer 31,34 findet sich ein
ähnlicher Gedanke. Dieses "Belehrtwerden" von Gott bezieht sich auf
Gottes Wirken im inneren Menschen, das ihn befähigt, die Wahrheit über
Jesus anzunehmen und ihm zu antworten. Wer es vom Vater hört und lernt ,
der wird zu Jesus kommen und ihm glauben.
Joh 6,46
Dieses geheime Wirken Gottes ist jedoch kein mystisches Geschehen, durch
das die Menschen direkt mit Gott in Beziehung treten. Das Wissen über
Gott kommt nur durch Jesus, den Logos Gottes (vgl. Joh 1,18 ). Wenn
jemand mit ihm konfrontiert wird, seine Worte hört und seine Werke
sieht, wirkt der Vater in ihm.
Joh 6,47-48
In diesen beiden Versen faßte Jesus seine Lehre zusammen. Sie ist
abermals durch die Wendung "wahrlich, wahrlich, ich sage
euch" unterstrichen (vgl. auch V. 26.32.53 ). Die Verbform wer
glaubt ist im Griechischen ein Partizip Präsens - damit ist ausgedrückt,
daß derjenige, der bleibendes, festes, unerschütterliches Vertrauen in
Gott setzt, ein Gläubiger ist und das ewige Leben bereits jetzt, in der
Gegenwart, und für immer besitzt. Nochmals wiederholte Jesus: Ich bin
das Brot des Lebens (vgl. den Kommentar zu V. 35 ).
Joh 6,49-50
Das Manna in der Wüste stillte nur ein einziges, bestimmtes Bedürfnis.
Es ermöglichte für begrenzte Zeit das physische Überleben. Allmählich
wurde es den Israeliten zuwider, und schließlich starben sie. Jesus ist
ein anderes Brot. Er ist vom Himmel und bringt das Leben. Wer von diesem
Brot ißt, wird nicht sterben .
Joh 6,51
Was bedeutet es aber nun genau, Jesus, das lebendige Brot , zu essen?
Viele Exegeten sind der Ansicht, daß Jesus damit auf das Herrenmahl
anspielte. Tatsächlich läßt sich das hier Gesagte durchaus auf seinen
Tod und das Herrenmahl beziehen. Doch da das letzte Abendmahl erst ein
Jahr nach den in diesem Kapitel berichteten Ereignissen stattfand,
sollte das Essen seines Fleisches und das Trinken seines Blutes an
dieser Stelle nicht im Sinne eines Sakraments aufgefaßt werden. Das
"Essen" des lebendigen Brotes ist eine Redefigur, die, wie die anderen
Metaphern - zu ihm zu kommen (V. 35 ), auf ihn zu hören (V. 45 ) und ihn
zu sehen (V. 40 ) - einfach bedeutet, an Jesus zu glauben. Von diesem
Brot zu essen, heißt, ewig zu leben (vgl. V. 40.47.50.54.58 ). Jesu
Aussage über das Brot des Lebens wird noch weiter ausgeführt: nicht nur
der Vater gibt das Brot (Jesus), sondern auch Jesus selbst gibt es den
Menschen. Dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das
Leben der Welt . Der Opfertod des Lammes Gottes bringt die Rettung ( Joh
1,29 ). Durch Jesu Tod gewann die Welt das Leben.
Joh 6,52
Wie so oft verstanden die Menschen auch diesmal nicht, was Jesus sagte
(vgl. Joh 2,20;3,4;4,15;6,32-34 ). Es entstand eine heiße Debatte über
den Sinn der Worte Jesu, die jedoch ganz auf der materialistischen Ebene
blieb. Sie fragten sich: "Wie kann der uns sein Fleisch zu essen geben?"
Joh 6,53-54
Die folgende Äußerung Jesu wird durch die zum vierten Mal wiederholte
Wendung "wahrlich, wahrlich, ich sage euch" (vgl. V. 26.32.47 ) als
besonders wichtig gekennzeichnet. Exegeten, die an dieser Stelle bereits
an die Einsetzung eines Sakramentes denken, verstehen die Worte "wenn
ihr nicht das Fleisch des Menschensohns eßt und sein Blut trinkt" als
Hinweis auf die Eucharistie. Wie bereits gesagt, ist der grundlegende
Einwand gegen diese These historischer Natur: Jesus stiftete das
Sakrament des Heiligen Abendmahls erst ein Jahr später. Auch das
"Trinken des Blutes" ist nur eine kühne Redefigur. Die Juden kannten das
Gebot, "daß ihr weder Fett noch Blut esset" ( 3Mo 3,17; vgl. 3Mo
17,10-14 ). Und doch war das Blut das Mittel der Versöhnung. Durch Blut
konnte das Leben entsühnt werden ( 3Mo 17,11 ). Jesu Hörer müssen von
diesen rätselhaften Worten schockiert und völlig verwirrt gewesen sein.
Diese Verwirrung löst sich jedoch, wenn man versteht, daß Jesus hier von
der Versöhnung sprach, die er durch seinen Tod, durch die Hingabe seines
Lebens für die, die ihm gehören, erwirkte (vgl. Joh 6,63 ). Der Glaube
an Christi Tod bringt das ewige Leben (vgl. V. 40.47.50 - 51 ) und
(später) die leibliche Auferstehung (vgl. V. 39 - 40. 44 ).
Joh 6,55
Wie gutes Essen und Trinken das physische Leben erhalten, so erhält
Jesus, die wahre (unvergängliche), geistliche Speise und der geistliche
Trank, das geistliche Leben derer, die ihm nachfolgen. Sein Fleisch und
sein Blut geben denen, die ihn annehmen, das ewige Leben.
Joh 6,56-57
Wer an Christus teilhat, erfreut sich einer wechselseitigen, dauernden
Beziehung zu ihm. Er bleibt ( menei ) in Christus , und Christus bleibt
in ihm . M enO ist einer der wichtigsten theologischen Begriffe des
Johannesevangeliums (vgl. den Kommentar zu Joh 1,39 ). Der Vater
"bleibt" im Sohn ( Joh 14,10 ), der Geist "bleibt" auf Jesus ( Joh
1,32 ) und die Gläubigen "bleiben" in Jesus und er in ihnen ( Joh
6,56;15,4 ). Dieses "bleiben" hat viele Implikationen. So freut sich der
Glaubende an der Vertrautheit mit Jesus und an der Sicherheit, die er
durch ihn hat. Wie Jesus das Leben vom Vater hat, habendie Gläubigen das
Leben um seinetwillen.
Joh 6,58-59
Jesus hielt seine Rede über das Brot des Lebens in der Synagoge in
Kapernaum . Er predigte oft in jüdischen Synagogen, wo die Männer
Gelegenheit hatten, Schriftstellen auszulegen und Ermahnungen
anzubringen ( Mk 6,1-6; Lk 4,16-28; Apg 13,15-42 ). Die damaligen
jüdischen Gottesdienste waren nicht so formal wie die in den heutigen
traditionellen christlichen Kirchen; gewöhnlich waren es "Laien", die
predigten. In seiner Schlußfolgerung wiederholte Jesus nochmals den
Kernsatz seiner Auslegung des Manna-Wunders: Das Brot, das Mose den
Menschen verschaffte, bewirkte kein bleibendes Leben (das Gesetz kann
die Menschen nicht retten); erst in Jesus hat Gott das echte,
lebenspendende Brot vom Himmel gegeben; wer auf ihn vertraut, besitzt
das ewige Leben.
Joh 6,60
Nun allmählich begannen die Menschen, Jesu Lehre zu verstehen, doch sie
konnten sie deshalb umso weniger annehmen. Nicht nur die Jesus ohnehin
feindlich gesonnenen jüdischen Machthaber, sondern auch viele seiner
Jünger aus Galiläa wandten sich enttäuscht von ihm ab. Mit der
Begeisterung des Volkes für Jesus als politischen Messias (V. 15 ) war
es vorbei. Sie mußten einsehen, daß er sie nicht von den Römern befreien
würde. Er war vielleicht ein großer Heiler, doch seine Worte
waren hart (d. h. streng). Wer kann sie hören , d. h. wer konnte ihnen
gehorchen? Wie konnte ihnen überhaupt jemand gerecht werden?
Joh 6,61-62
Jesus kannte seine Hörer ( Joh 1,47;2,24-25; Joh 6,15 ). Als er merkte,
daß seine Jünger murrten (vgl. V. 41 ), fragte er sie, was
sie ärgerte ( skandalizei ). Paulus schrieb später, daß der gekreuzigte
Messias den Juden ein "Ärgernis" ( skandalon ) sei ( 1Kor 1,23 ).
Dasselbe gilt auch für das Auffahren des Menschensohnes. Doch Jesu
Verherrlichung ist seine Rechtfertigung vom Himmel her. Er wurde in
Niedrigkeit gekreuzigt, doch in Herrlichkeit auferweckt ( 1Kor 15,43 ).
Joh 6,63
Nach seiner Himmelfahrt ließ Jesus den Menschen den Heiligen Geist
zurück ( Joh 7,38-39; Apg 1,8-9 ). Der Heilige Geist , der in die Welt
entsandt ist, macht die, die an ihn glauben, lebendig (rettet sie). Ohne
ihn sind die Menschen ( das Fleisch ) nicht in der Lage, Jesus und sein
Wirken zu verstehen ( Joh 3,6; 1Kor 2,14 ). Wenn die Menge seine Worte
auch als "hart" empfand ( Joh 6,60 ), so sind sie in Wirklichkeit
doch Geist und Leben . D. h. Jesu Worte bewirken durch das Werk des
Heiligen Geistes geistliches Leben.
Joh 6,64
Das Leben, das Jesus schenkt, muß im Glauben empfangen werden. Sein Wort
wirkt nicht "automatisch". Jesus wußte, wer von denen, die ihm folgten,
glaubte, und wer nicht. Auch darin manifestierte sich sein
übernatürliches Wissen (vgl. Joh 1,47;2,24-25;6,15 ).
Joh 6,65
Jesus hatte gelehrt, daß die Menschen der Hilfe Gottes bedürfen, um zum
Glauben zu kommen (V. 44 ). Aus dieser Sicht ist der Abfall so vieler
Anhänger (V. 66 ) weniger überraschend. Die Gläubigen, die bei Jesus
bleiben, sind ein Beweis für das geheime Wirken des Vaters; die
ungläubige Menge dagegen ist der Beweis, daß "das Fleisch nichts nütze
ist" (V. 63 ).
Joh 6,66
Jesu Ablehnung des Wunsches der Menge, ihn zum politischen König zu
machen, seine Forderung nach persönlichem Glauben, seine Lehre der
Versöhnung und seine Betonung der völligen Unfähigkeit der Menschen, zum
Heil zu gelangen, die die Rettung als alleiniges Werk Gottes erscheinen
ließ - das alles wirkte auf viele seiner Zuhörer wenig verlockend. Sie
gingen hinfort nicht mehr mit ihm (damit sind nicht die zwölf Apostel
gemeint, sondern ganz allgemein die, die ihm folgten; vgl. V. 67 ).
s
Joh 6,67
Wollt ihr auch weggehen? Diese Frage sollte den schwachen Glauben der
Jünger stärken. Die Zwölf blieben nicht unbeeindruckt von der Abwendung
der vielen Menschen, und Jesus benutzte die Gelegenheit, ihren Glauben
zu vertiefen. Auch sie verstanden seine Worte noch immer nicht ganz; das
sollte ihnen erst nach der Auferstehung möglich sein ( Joh 20,9 ).
Joh 6,68-69
Petrus als Sprecher der Jünger bekannte seinen Glauben an Jesus. Der Weg
mochte schwierig sein, doch er war überzeugt, daß Jesus die Worte des
ewigen Lebens hatte. Wir haben geglaubt und erkannt . Petrus war sicher,
daß die Apostel ebenso wie er selbst Jesus als den Heiligen
Gottes anerkannten. Dieser Titel ist ungewöhnlich (nur ein Dämon sprach
Jesus noch so an; Mk 1,24 ). Er deutet auf Jesu "Transzendentalität"
("der Heilige") und seine Eigenschaft als Stellvertreter des Vaters
(Gottes) hin, ist also ebenfalls ein Messiastitel. Auch Petrus' Einsicht
an dieser Stelle war das Werk des Vaters (vgl. Mt 16,17 ).
Joh 6,70-71
Dann fragte Jesus: "Habe ich nicht euch Zwölf erwählt?" Das
Johannesevangelium berichtet nicht über Jesu Berufung der Jünger; es
setzt voraus, daß die Leser darüber bereits aus den synoptischen
Evangelien oder aus der kirchlichen Überlieferung Bescheid wissen
(vgl. Mk 3,13-19 ). Die Erwählung machte sie jedoch noch nicht zu
Geretteten, sondern berief sie lediglich in den Dienst Jesu. Dieser
ergänzte daher: "Und einer von euch ist ein Teufel!" Im Lichte von Joh
13,2.27 war das Wirken Satans in Judas dasselbe, als ob Judas selbst ein
Teufel war. Dafür spricht auch der griechische Text in Vers 70 , der den
unbestimmten Artikel "ein" nicht enthält und daher auch mit "Einer von
euch ist Satan" (der Teufel) übersetzt werden kann. Daß Jesus bereits
alles über Judas (genannt Judas Iskariot nach seinem Vater Simon
Iskariot) wußte, war abermals ein Beispiel für seine Allwissenheit
(vgl. Joh 1,47;2,24-25;6,15.61 ). Hernach, in dem Raum, in dem sie das
Abendmahl zusammen feierten, sagte Jesus nochmals, daß einer der
Zwölf ihn verraten würde ( Joh 13,21 ). Der Evangelist Johannes
bezeichnete Judas als den, "der ihn verriet" ( Joh 18,5 ). Später
erinnerten sich die Jünger an die Vorhersage Jesu und wurden durch ihre
Erfüllung in ihrem Glauben bestärkt. Judas war letztlich eine tragische
Gestalt, er stand unter dem Einfluß Satans; dennoch war er
verantwortlich für das Böse, das er tat. |