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Johannesevangelium Walvoord
Edwin A. Blum
Johannes Kapitel 20
Johannes 20 zusammenfassen:
( 20,1 - 9 )
Das Johannesevangelium schließt mit der Verkündigung von Jesu Sieg über
den Tod ( Joh 20 ). Danach folgt ein Epilog ( Joh 21 ). Auch hier
betonte jeder Evangelist einen anderen Aspekt der Geschehnisse. Johannes
berichtet zunächst, wie ihm persönlich die Bedeutung des offenen, leeren
Grabes klar wurde und er zum Glauben an die Auferstehung fand.
Joh 20,1-2
Am ersten Tag der Woche , Sonntag, kamen Maria von Magdala (an anderer
Stelle, Mt 28,1; Mk 16,1.9; Lk 24,10 ,"Maria Magdalena" genannt) und
einige andere Frauen (vgl. das wir in V. 2 ) zum Grab. Marias Treue zu
Jesus im Leben und im Tode gründete sich auf ihre Dankbarkeit, weil er
sie aus der Knechtschaft des Satans erlöst hatte. Sie hatte das
Geschehen am Kreuz beobachtet und war jetzt die erste, die zu seinem
Grab kam. Das Grab war mit einem großen Stein verschlossen ( Mk 16,3-4 )
und von der römischen Obrigkeit, das heißt mit dem Siegel des römischen
Statthalters Pontius Pilatus, versiegelt worden ( Mt 27,65-66 ). Umso
erstaunter waren die Frauen, als sie es offen und anscheinend leer
vorfanden. Sie liefen zurück und erzählten Petrus und dem andern Jünger,
den Jesus lieb hatte (vgl. Joh 19,26 ), daß etwas Schreckliches
geschehen sei, denn sie nahmen an, daß Grabräuber das Grab geschändet
hatten.
Joh 20,3-9
Daraufhin eilten Petrus und Johannes ebenfalls zum Grab . Johannes kam
als erster an und sah hinein. Es war nicht ganz leer, die Leinentücher
lagen noch darin. Sein erster Gedanke war vermutlich, daß die Frauen
sich geirrt hatten. Er schaut ( blepei ) hinein ..., ging aber nicht
hinein , vielleicht aus Furcht, sich zu verunreinigen. Petrus jedoch,
der kurz nach ihm ankam, ging sofort in das Grab hinein und
sah ( theOrei , "aufmerksam anschauen") die Leinentücher und daneben das
Schweißtuch . Er muß vor Erstaunen über das, was er sah, wie angewurzelt
stehengeblieben sein. Denn nach einer Weile ging Johannes ihm nach und
sah ebenfalls ( eiden , "wahrnehmen" - das dritte griechische Wort für
"sehen" in diesem Vers) und glaubte . Petrus suchte vielleicht noch nach
einer Erklärung, warum ein Grabschänder die Kleider liegen lassen und
den Leichnam mitnehmen sollte, doch Johannes war sofort klar, daß die
fehlende Leiche und die Anordnung der Grabtücher - sie müssen so
dagelegen sein, als ob der Leichnam sich noch darin befände - nicht auf
Räuber zurückzuführen waren. Er begriff, daß Jesus von den Toten
auferstanden war und die Tücher, in die er eingewickelt gewesen war,
zurückgelassen hatte. Das Grab stand nicht etwa offen, weil er es durch
den Eingang verlassen hatte, sondern damit die Jünger und die übrige
Welt hineingehen und sich überzeugen konnten, daß er tatsächlich
auferstanden war.
Der Bericht des Johannesevangeliums ( Joh 20,1-9 ) über die Entdeckung
des leeren Grabes ist ganz eindeutig die Darstellung eines Augenzeugen,
die sich dem Leser, der nur ein klein wenig Gespür dafür hat,
unausweichlich als psychologisch und historisch wahr einprägt. Johannes
fügt auch hier nochmals an (V. 9 ), daß die Jünger die Schrift, daß er
von den Toten auferstehen müßte, noch immer nicht verstanden , obwohl
nun genau das Ereignis eingetreten war, von dem Jesus wieder und wieder
zu ihnen gesprochen hatte (vgl. Ps 16,10-11;110,1.4; Jes 53,11-12 ).
G. Jesu Erscheinen vor Maria
( 20,10 - 18 )
Joh 20,10-14
Als erstes erschien Jesus nach seiner Auferstehung Maria von Magdala,
die er von sieben Dämonen befreit hatte ( Lk 8,2 ). (Zu einer Liste der
Erscheinungen des Auferstandenen vgl. Mt 28 .). Die Jünger kehrten
wieder heim, doch Maria blieb draußen vor dem Grab stehen und weinte .
Johannes hatte ihr anscheinend noch nicht erzählt, daß er glaubte, daß
Jesus auferstanden war. Wahrscheinlich war er zu überwältigt und bewegt,
um überhaupt irgend etwas zu sagen oder mit jemandem zu reden. Als Maria
nun selbst in das Grab schaute, sah sie zwei Engel in weißen Gewändern .
In der Bibel erschienen die Engel den Menschen stets in Menschengestalt;
sie hatten keine Heiligenscheine und auch keine Flügel (in bestimmten
Visionen tauchten zwar auch geflügelte Wesen auf, z. B. Jes 6 ,doch das
war eine Ausnahme).
Doch Maria war so verzweifelt, daß sie nichts Ungewöhnliches an der
Erscheinung fand. Die Frage der Engel und ihre Antwort bildeten das
Vorspiel für die berühmteste "Erkennungsszene" der Geschichte (die
zweitgrößte ist vielleicht die, in der Josef sich seinen Brüdern in
Ägypten zu erkennen gab; 1Mo 45,1-3 ). Die Erscheinung Jesu kam für sie
so unerwartet, daß sie nicht wußte, daß es Jesus war . Die Tatsache, daß
er Maria und nicht Pilatus oder Kaiphas oder einem seiner Jünger
erschien, ist sehr wichtig. Daß ausgerechnet eine Frau ihn als erste
sah, ist ebensosehr ein Beweis dafür, daß Jesus vorurteilsfrei liebte,
wie für die Historizität dieses Berichts. Kein jüdischer Autor der Alten
Welt hätte eine Geschichte erfunden, in der eine Frau die erste Zeugin
eines so wichtigen Ereignisses gewesen wäre. Darüber hinaus offenbarte
Jesus sich wohl als erstes Maria, weil sie so verzweifelt nach ihm
gesucht hatte. Sie war am Kreuz gewesen, als er starb ( Joh 19,25 ), und
sie war früh am Sonntagmorgen als erste zu seinem Grab gekommen.
Joh 20,15-16
Maria sprach sogar mit Jesus, doch sie erkannte ihn noch immer nicht.
Manche Forscher sind der Ansicht, daß Jesus ihr in veränderter Gestalt
erschien; andere sagen, sie sei, wie die Jünger auf der Straße nach
Emmaus, deren "Augen gehalten wurden, daß sie ihn nicht erkannten" ( Lk
24,16 ), von einer zeitweiligen "Blindheit" befallen gewesen. Wieder
andere vertreten die These, daß sie so sehr weinte, daß sie ihn nicht
richtig sehen konnte.
Doch als Jesus, der gute Hirte, Maria beim Namen nannte (vgl. Joh
10,3 und Joh 10,4 : "die Schafe kennen seine Stimme"), erkannte sie ihn
sofort und antwortete mit dem Ruf: Rabbuni!, das heißt: Meister!
Joh 20,17-18
Sie hätte ihn vielleicht auch umarmt, doch der Herr fuhr fort: Rühre
mich nicht an! denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber
hin zu meinen Brüdern und sage ihnen .... Diese Worte verweisen auf eine
ganz neue Beziehung, auf eine neue Verwandtschaft und eine neue
Verantwortung. Die Übersetzung "rühre mich nicht an" hat viele Exegeten
verwundert fragen lassen, warum Jesus nicht berührt werden durfte; er
war ja nicht "unberührbar" (vgl. Mt 28,9; Joh 20,27 ). Die Übersetzung
"halte mich nicht fest" wäre hier also glücklicher, denn das war es, was
sich viele Menschen wünschten. Maria hatte Jesus kurz zuvor (bei der
Kreuzigung) verloren, und es war ganz natürlich, daß sie sich nun vor
einem erneuten Verlust fürchtete.
Jesus wollte sagen, daß die Gemeinschaft zwischen ihm und seiner Kirche
nicht physischer Natur sei. Mit seiner Himmelfahrt und dem Geschenk des
Heiligen Geistes an die Kirche sollte eine neue Beziehung zwischen den
Gläubigen und ihm beginnen. Er erklärte diese neue Verwandtschaft auch:
Er nannte seine Jünger Brüder. Früher hatte er sie als seine Freunde
bezeichnet: "Ich sage hinfort nicht, daß ihr Knechte seid ... euch aber
habe ich gesagt, daß ihr Freunde seid" ( Joh 15,15 ). Wer an Jesus
glaubt, wird ein Teil seiner Familie und hat Gott zum Vater (vgl. Röm
8,15-17.29; Gal 3,26; Hebr 2,11-12 ). Marias neue Verantwortung aber
war, daß sie Zeugnis geben mußte von seiner Auferstehung. Ihr wurde
dreifache Gnade zuteil: sie sah die Engel; sie war die erste, die den
auferstandenen Jesus lebendig sah; und sie sollte die gute Nachricht
verkündigen. Auch den heutigen Christen wurde eine besondere Gnade
zuteil: Auch sie haben diese neue Verantwortung, vor der Welt Zeugnis
abzulegen (vgl. Mt 28,18-20 ).
Jesu Worte "ich fahre auf zu meinem Vater" sind abermals ein Zeugnis für
seine Sohnschaft. Maria und die anderen Frauen verkündigten den
Jüngern die Nachricht über die Auferstehung, doch nach Lukas glaubten
sie ihr und den anderen nicht, "und es erschienen ihnen diese Worte, als
wär's Geschwätz" ( Lk 24,11; vgl. Lk 24,23 ).
H. Jesu Erscheinen vor seinen Jüngern
( 20,19 - 23 )
Joh 20,19-20
Die Jünger waren in Gefahr gewesen, mit Jesus zusammen verhaftet zu
werden. Weil sie sich vor den Juden (d. h. den jüdischen
Machthabern) fürchteten , trafen sie sich im geheimen, bei Nacht, voller
Furcht und hinter verschlossenen Türen. (Welch ein Kontrast zu ihrer
Kühnheit sieben Wochen später an Pfingsten!) Doch Jesus kam durch die
verschlossenen Türen und trat mitten unter sie (vgl. V. 26 ) - ein
Beweis für die besonderen Eigenschaften seines neuen, auferstandenen
Körpers. Er zeigte sich ihnen jedoch in der Gestalt, die er vor der
Kreuzigung hatte (vgl. V. 27 ). Seine ersten Worte "Friede sei mit
euch!" waren ein konventioneller Gruß, ähnlich dem hebräischen SAlNm ,
doch sie besaßen nun eine tiefere Bedeutung (vgl. Joh 14,27;16,33; Röm
5,1; Phil 4,7 ).
Als die Jünger die Wunden an seinen durchstoßenen Händen und seine
Seite sahen, waren sie außer sich vor Freude (wenn sie auch zuerst
erschraken, wie Lukas berichtet; Lk 24,37-38 ). Welch eine Wandlung aus
der Furcht und Verzagtheit!
Joh 20,21-23
Dann gab Jesus seinen Jüngern ihren Auftrag als Apostel: Er sandte sie
aus als seine Stellvertreter, wie der Vater ihn gesandt hatte (vgl. Joh
17,18 ). Sie erhielten seine Vollmacht, um zu predigen, zu lehren und
Wunder zu tun ( Mt 28,16-20; Lk 24,47-49 ). Für ihren neuen Auftrag
brauchten sie die Kraft des Geistes. Daher blies er sie an und sprach:
Nehmt hin den Heiligen Geist! Das Bild des "Anblasens" erinnert an
Gottes schöpferisches Tun bei der Erschaffung Adams ( 1Mo 2,7 ). Auch
Jesu "Anblasen" nach der Auferstehung war ein - neues - schöpferisches
Werk, denn bald sollten sie neue Geschöpfe werden ( 2Kor 5,17; Eph
2,8-10 ). Dieses Empfangen des Geistes war eine Vorwegnahme von
Pfingsten und sollte als zeitlich begrenzte Gabe von Weisheit,
Erkenntnis und Vollmacht bis Pfingsten, 50 Tage später, verstanden
werden.
Die Vergebung der Sünden ist eine der größten Segnungen des Todes Jesu.
Sie ist das Wesen des Neuen Bundes (vgl. Jer 31,31-34; Mt 26,28 ). Die
Verkündigung der Vergebung der Sünden ist denn auch das
hervorstechendste Merkmal der Predigt der Apostel in der
Apostelgeschichte. Jesus gab den Aposteln (und damit auch der Kirche)
das Vorrecht, den Menschen zu sagen, wie sie Vergebung für ihre Sünden
erlangen können. Ein Christ hat das Recht, einem Menschen, wenn er an
Jesus glaubt, die Sünden zu erlassen . Wenn er Jesu Opfer jedoch
verwirft, kann er ihm sagen, daß seine Sünden behalten sind.
I. Jesu Erscheinen vor Thomas
( 20,24 - 29 )
Joh 20,24-29
Johannes hat in seinem Evangelium den Weg des Unglaubens nachgezeichnet,
der seine äußerste Steigerung in der Kreuzigung Jesu durch seine Feinde
fand. Gleichsam als Kontrapunkt dazu beschrieb er aber auch den Weg der
Bekehrung der Jünger zum Glauben, dessen End- und Höhepunkt nun
in Thomas sichtbar wurde. Die Jünger hatten Thomas versichert, daß Jesus
auferstanden sei ( sagten in V. 25 heißt im Griechischen elegon , ein
Imperfekt, das anzeigt, daß sie fortgesetzt auf ihn einredeten), doch es
gelang ihnen nicht, ihn zu überzeugen. Er wollte mit eigenen Augen Jesu
auferstandenen Körper sehen. Das Erscheinen Jesu nach acht Tagen gab ihm
dann Gelegenheit dazu. Abermals kam Jesus auf wunderbare Weise in einen
Raum, dessen Türen verschlossen waren (vgl. V. 19 ). Er forderte Thomas
auf, ihn zu berühren (vgl. "zeigte" in V. 20 ) und nicht mehr ungläubig,
sondern gläubig zu sein. Das war ein ganz direkter Aufruf zu
persönlicher Treue.
Thomas' Antwort "mein Herr und mein Gott" ist der Höhepunkt des
Johannesevangeliums. Hier war ein skeptischer Mann, der mit dem Beweis
von Jesu Auferstehung konfrontiert wurde. Er bestätigte mit seinem
Ausruf, daß Jesus, der Mann aus Galiläa, Gott sei, der sich im Fleisch
offenbart hatte. So spiegelte sich die Wahrheit, die im ersten Kapitel
ausgesprochen wird, im Begreifen dieses Apostels wider ( Joh
1,1.14.18 ). Die Auferstehung bewies (a), daß das, was Jesus über seine
Auferweckung gesagt hatte, wahr war ( Mk 8,31;9,9.31;10,34; Joh 2,19 )
und (b), daß Jesus der Sohn Gottes ( Röm 1,4 ) und von Gott gesandt war
("gerechtfertigt im Geist"; 1Tim 3,16 ), sie bezeugte (c) den Erfolg
seines Heilsauftrags ( Röm 4,25 ), (d) verherrlichte Jesus ( 1Pet 1,11 )
und (e) verkündete ihn ein für allemal als "den Herrn" ( Apg 2,36 ).
Dann sprach Jesus einen Segen über alle, die ohne die Hilfe einer
sichtbaren, körperlichen Manifestation zum Glauben finden ( Joh
20,29; vgl. 1Pet 1,8 ), d. h., aufgrund der Verkündigung des Evangeliums
und der Beweise für seine Wahrheit glauben. Die Gläubigen von heute sind
nicht etwa benachteiligt, weil sie Jesus nicht sehen; sie sind vielmehr
Empfänger seines besonderen Segens: Selig sind die, die nicht sehen und
doch glauben!
J. Der Zweck des Buches
( 20,30 - 31 )
Joh 20,30-31
Im folgenden ging Johannes dann noch auf den Grund ein, der ihn zur
Abfassung seines Evangeliums veranlaßt hatte: Er wollte, daß die
Menschen die theologische Bedeutung der Wunder ( sEmeia , "Zeichen")
Jesusahen und richtig verstanden. Viele Menschen heutzutage ignorieren
oder leugnen Jesu Wunder oder versuchen, sie rational zu erklären. Zur
Zeit Jesu schrieben manche sie Gott, manche aber auch Satan zu ( Joh
3,2;9,33; Mt 12,24 ). Sie damals zu ignorieren, zu leugnen oder rational
zu erklären, war unmöglich, weil sie so zahlreich und so beeindruckend
waren. Johannes' Hinweis "noch viele andere Zeichen tat Jesus" zeigt,
daß er die synoptischen Evangelien, in denen noch 35 andere Wunder
erzählt werden (vgl. die Liste bei Joh 2,1-11 ), sehr wohl kannte. Er
selbst hatte sieben ausgewählt, die seines Erachtens besonders geeignet
waren, die Menschen dazu zu bringen, daß sie glaubten, daß Jesus der
Christus ist , der verheißene Messias und der Sohn Gottes .
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