Home    Forum     Begriffserklärungen  Syngrammata  Lehre auf Youtube 
Neben der Schrift Fakten zur Bibel
Youtube komplett Übersicht    

Logo    

Johannesevangelium Walvoord  Edwin A. Blum

Johannes Kapitel  21

  Johannes 21 Zusammenfassung:

  1. See Tiberias: Die Jünger fischen am See Tiberias.
  2. Fischfang: Die Jünger fangen nichts.
  3. Jesus am Ufer: Jesus steht am Ufer.
  4. Netz auswerfen: Jesus weist die Jünger an, das Netz auszuwerfen.
  5. Großer Fang: Die Jünger machen einen großen Fang.
  6. Johannes erkennt Jesus: Johannes erkennt Jesus.
  7. Petrus springt ins Wasser: Petrus springt ins Wasser, um zu Jesus zu schwimmen.
  8. Frühstück: Jesus bereitet ein Frühstück für die Jünger zu.
  9. Petrus' Liebe: Jesus fragt Petrus dreimal nach seiner Liebe.
  10. "Liebst du mich?": Jesus stellt Petrus die Frage nach seiner Liebe.
  11. "Weide meine Lämmer/Schafe": Jesus beauftragt Petrus, seine Lämmer und Schafe zu weiden.
  12. Petrus' Tod: Jesus sagt Petrus voraus, wie er sterben wird.
  13. Johannes' Zukunft: Petrus fragt nach Johannes' Zukunft.
  14. "Folge du mir nach": Jesus' Aufforderung an Petrus.
  15. Das Johannesevangelium: Der Schluss des Johannesevangeliums.


V. Epilog

( Joh 21 )

 

In diesem Schlußkapitel möchte Johannes zum einen einen schwerwiegenden Irrtum hinsichtlich der Rückkehr des Herrn korrigieren und zum andern zeigen, wie Jesus Petrus nach seinem Fall wieder aufnahm. Darüber hinaus finden sich in diesem Kapitel weitere Hinweise auf die Identität des Verfassers. Manche Kritiker haben argumentiert, daß es - nach dem großartigen Schluß in Kap. 20 - den Höhepunkt zerstört und daher von einem anderen (anonymen) Verfasser stammen muß. Diese These läßt sich jedoch durch die linguistische Forschung nicht untermauern. Außerdem haben auch andere Bücher im Neuen Testament manchmal einen solchen Zusatz, der an den Schluß angehängt wurde (vgl. z. B. Röm 16 nach Röm 15,33 ). Wie diese ist auch Joh 21 weder sinnlos noch fällt es aus der Tradition der übrigen biblischen Bücher heraus.

 

 

A. Jesu Erscheinen am See

( 21,1-14 )

 

Joh 21,1-3

 

Ein Engel hatte verheißen, daß Jesus seine Jünger in Galiläa treffen würde ( Mt 28,7 ). Die Auferstehung Jesu manifestierte sich in zahlreichen Erscheinungen an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeitpunkten (vgl. Apg 1,3 ). ( See Tiberias ist eine andere Bezeichnung für den See Genezareth bzw. das Galiläische Meer; vgl. den Kommentar zu Joh 6,1 .) Die Jünger waren nach Jerusalem gegangen und hatten dort Aufregendes erlebt: den triumphalen Einzug, die Erwartung eines neuen Königreiches, den Verrat durch einen vertrauten Freund, sie waren beinahe gefangengenommen worden, mußten erfahren, wie Petrus ihren Herrn verleugnete, und mitansehen, wie Jesus gekreuzigt wurde, und sie waren Zeugen der Auferstehung und des Erscheinens des Auferstandenen geworden. Verständlicherweise waren sie nun völlig verwirrt und im Unklaren über ihre Zukunft.

In dieser unsicheren Situation ging Petrus fischen; vielleicht hatte er den Auftrag des Herrn ( Joh 20,22 ) mißverstanden. Vielleicht wandte er sich auch seinem vorigen Beruf zu, weil er das Gefühl hatte, durch seine Verleugnung Jesu versagt zu haben, und nun meinte, seine vordringliche Aufgabe liege wieder in der Versorgung seiner Familie. Wie sehr er noch immer der Anführer der Jünger war, zeigt sich daran, daß ihn sechs andere bei seinem Fischzug begleiteten. Erst als sie ohne Jesu Hilfe nichts fingen (vgl. Joh 15,5 ), und dann, als er bei ihnen war, das Netz fast nicht mehr heraufziehen konnten, wurde ihnen die neue Ausrichtung ihres Lebens bewußt.

 

 

Joh 21,4-6

 

Am Morgen erkannten die Jünger Jesus, der am Ufer stand , zunächst nicht. Vielleicht waren sie zu weit entfernt, oder die Sicht war zu schlecht. Er rief ihnen zu: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Auf seine Aufforderung hin (V. 6 ) warfen sie ihr Netz erneut aus und fingen eine riesige Menge Fische (vgl. V. 11 ). Die Ähnlichkeit mit einem früheren Wunder Jesu ( Lk 5,1-11 ) ließ sie erkennen, daß es der Herr war, der hier vor ihnen stand, und zeigte ihnen, daß er auch nach seiner Auferstehung große Wunder tun konnte.

 

 

Joh 21,7-9

 

Diese Offenbarung Jesu und seiner Macht vor seinen Jüngern wurde als erstem dem Jünger, den Jesus lieb hatte , klar, und er rief: Es ist der Herr! (vgl. Joh 20,28 ). Johannes war auch der erste gewesen, der die Bedeutung der Leinentücher im Grab erkannt hatte ( Joh 20,8 ). Als Petrus Johannes' Worte hörte, warf er sich sofort ins Wasser und schwamm offensichtlich zu Jesus hin. Das entsprach seinem impulsiven Wesen (er ging auch als erster ins Grab; Joh 20,6 ). Die einfühlsame psychologische Zeichnung des Charakters des Petrus ist ein weiterer Beleg für die historische Glaubwürdigkeit des Augenzeugen Johannes. Was Petrus hier tat, steht in Kontrast zu seinem Versinken, als er versuchte, Jesus auf dem Wasser entgegenzugehen ( Mt 14,30 ). Jesus hatte ein Frühstück aus auf Kohlenfeuer geröstetem Fisch und Brot für die hungrigen Jünger vorbereitet.

 

Joh 21,10-11

 

Die Erwähnung der riesigen Fischmenge, hundertdreiundfünfzig insgesamt, hat unzähligen allegorischen und symbolischen Interpretationen Raum gegeben, doch wahrscheinlich war es einfach die historische Zahl, die Johannes hier angibt. Wenn eine Gruppe Männer zusammen fischen ging, war es sicherlich üblich, die Fische, die sie gefangen hatten, zu zählen und dann aufzuteilen. Die theologische Lehre daran ist, daß den Bemühungen eines Menschen, wenn er den Willen des Herrn befolgt, großer Segen beschieden ist.

 

 

Joh 21,12-14

 

Als Jesus die Jünger einlud, mit ihm zu essen, fragte ihn niemand, wer er war, denn sie wußten, daß es der Herr war . Die Tatsache, daß sowohl Maria ( Joh 20,14 ) als auch die Jünger auf der Straße nach Emmaus ( Lk 24,13-35 ) ihn nicht sofort erkannt hatten, scheint darauf hinzudeuten, daß sein Aussehen sich nach seiner Auferstehung verändert hatte. Dennoch waren sich die Jünger sicher, daß es Jesus war. Die gemeinsame Mahlzeit mit ihrem auferstandenen Herrn hinterließ einen unauslöschlichen Eindruck bei ihnen. Noch Jahre später sprach Petrus in seiner Predigt von sich selbst als verläßlichem Zeugen, der mit Jesus nach seiner Auferstehung aß und trank ( Apg 10,41 ). Das dritte Mal . bezog sich auf das dritte Erscheinen vor den Aposteln, von dem Johannes berichtet (vgl. Joh 20,19.26 ).

 

 

B. Die Wiederherstellung von Petrus

( 21,15 - 23 )

 

Joh 21,15-17

 

In der Nacht der Gefangennahme Jesu hatte Petrus ihn neben einem Feuer stehend verleugnet ( Joh 18,17.25.27 ). An einem anderen Feuer wurde er nun öffentlich rehabilitiert.

Jesus nannte ihn, wie bei ihrer ersten Begegnung ( Joh 1,42 ), Simon, Sohn des Johannes , und fragte ihn: Hast du mich lieber, als mich diese haben? Wen meinte er wohl mit "diese"? Angesichts Petrus' stolzer Aussage, daß er niemals von ihm abfallen werde, ganz gleich, was die anderen taten ( Mt 26,33.35; Lk 22,33; Joh 13,37 ), sprach er wohl von den Jüngern. Jesu dreiteilige Frage und der dreiteilige apostolische Auftrag bilden das Gegenstück zu Petrus' dreifacher Verleugnung. Dreimal hatte Petrus behauptet, daß er den Herrn nicht kenne ( Joh 18,17.25.27 ); jetzt bestätigte er dreimal, daß er ihn liebe ( Joh 21,15-17 ). Ganz gleich, wie groß der Glaube eines Menschen ist, er kann wankend werden (vgl. 1Kor 10,12 ). Doch Gottes Gnade und Vergebung werden den Reuigen wiederherstellen. Diese Verheißung der Gnade war sehr wichtig, denn schon bald würde die Kirche unter Verfolgungen leiden, die sogar die Leiter der Gemeinden in ihrer Treue erschütterte.

Dreimal gab Jesus Petrus den Auftrag, für seine Herde zu sorgen: Weide meine Lämmer (V. 15 ), weide meine Schafe (V. 16.17 ). Die römisch-katholische Kirche leitet daraus einen Führungsanspruch des Petrus ab, doch im Text selbst deutet nichts darauf hin (vgl. 1Pet 5,2 ). In seiner dreimaligen Frage, ob Petrus ihn liebe ( agapas, agapas und phileis ), und seinem anschließenden dreifachen Gebot ( boske , "hüten"; poimaine , "weiden"; boske ) benutzte Jesus mehrere synonyme Wörter. Da nicht mehr erkennbar ist, ob Johannes damit jeweils etwas Unterschiedliches meinte, sehen die meisten Forscher darin lediglich stilistische Variationen.

 

 

Joh 21,18-19

 

"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch" (vgl. den Kommentar zu 1,51 ) ist die feierliche Einführung der Prophezeiung, daß Petrus gekreuzigt werden würde. Tatsächlich wurde Petrus in hohem Alter mit ausgebreiteten Armen an ein Kreuz gebunden (vgl. 1. Klemensbrief 5,4; 1. Klem 6,1; Eusebius, Kirchengeschichte 2. 25). Der Gehorsam gegenüber Jesu Gebot "folge mir nach" ist der Mittelpunkt im Leben jedes Christen. Wie Jesus den Willen des Vaters tat, so sollen auch seine Jünger ihrem Herrn folgen, ob der Weg nun ans Kreuz oder in eine andere schwere Erfahrung führt.

 

 

Joh 21,20-23

 

Petrus, der nun wußte, was Gott in seinem Leben mit ihm vorhatte, fragte sich natürlich, was die Zukunft seinem Freund Johannes, dem Jünger, den Jesus lieb hatte , bringen würde. Doch Jesus tadelte ihn scharf für seine Neugier: Was geht es dich an? Folge du mir nach! Es ist möglich, daß die Jünger Jesu durch unnötige Fragen nach Gottes geheimem Plan beunruhigt werden und darüber Gottes Willen für sich selbst vernachlässigen. Die Pläne Gottes für die Christen sind vielfältig, und seine Gründe sind uns nicht immer bekannt. Petrus sollte sich ganz einfach Gottes eindeutigem Gebot unterwerfen.

Dann korrigierte Johannes noch die irrige Schlußfolgerung mancher Gläubigen, daß der Jünger Johannes nicht sterben würde. Interessanterweise beziehen sich die letzten Worte seines Evangeliums auf die Rückkehr des Herrn. Natürlich gab Jesus keinen Hinweis, wann er kommen würde. Das Gerücht, das darüber entstand, zeigte, daß Gottes Verheißungen mißverstanden werden können. Die Christen müssen also versuchen, ganz genau auf Gottes Worte zu hören.

 

 

C. Das Kolophon

( 21,24 - 25 )

 

Joh 21,24-25

 

Das vierte Evangelium schließt mit einer Information über seinen Aufbau. Der geliebte Jünger wird als der Verfasser genannt (vgl. den Kommentar zu "Verfasserfrage" in der Einführung ). Möglicherweise stammt der erste Satz in Vers 24 von jemand anderem, doch auch er klingt johanneisch (vgl. Joh 19,35 ). Dies bezieht sich höchstwahrscheinlich auf das gesamte Evangelium. Die Worte "und wir wissen, daß sein Zeugnis wahr ist" schrieb jedoch wahrscheinlich nicht Johannes selbst. Sie sind ein Zusatz, vielleicht der Gemeinde in Ephesus, oder ein Zeugnis der Urkirche. Die Menschen damals kannten die Fakten mit Sicherheit besser als jede andere Generation nach ihnen.

Der letzte Vers, die Aussage über die Welt, die nicht groß genug ist, um all die Bücher , die über Jesu Werke geschrieben werden könnten, zu fassen, scheint auf den ersten Blick eine maßlose Übertreibung zu sein. (Das ich scheint auf Johannes als Autor dieses Verses hinzudeuten, wenngleich dies keineswegs sicher ist.) Die Evangelien berichten nur einen kleinen Ausschnitt von Jesu Worten und Werken. Es ist geschätzt worden, daß man die Jesusworte, die in den Synoptikern wiedergegeben sind, in nur drei Stunden vorlesen könnte. Doch wenn man über alles, was der Sohn Gottes während seiner Inkarnation sagte und tat, nachdenken und reden wollte, so würde die Aufzeichnung dieser Auseinandersetzungen mit Jesus kein Ende finden.

 

 

ANHANG

 

Die Geschichte der Ehebrecherin

( Joh 7,53-8,11 )

 

Bevor wir diese Erzählung kommentieren, müssen wir uns fünf Fragen stellen: (1) Gehört sie zur Heiligen Schrift? (2) Stammt sie von Johannes? (3) Ist sie alt und wahr, d. h., ist sie historisch? (4) Gehört sie zum Kanon? (5) Wenn sie ursprünglich nicht zum Johannesevangelium gehörte, warum steht sie dann in den meisten Versionen gerade vor Joh 8,12 ? Die Fragen (1)und (4) sind eng miteinander verwandt, jedoch nicht identisch. Was Frage (1) angeht, so stimmen die Neutestamentler darin überein, daß der Abschnitt nicht zum ursprünglichen Johannestext gehörte. Für die Protestanten, die sich dieser These anschließen, ist damit auch die Frage nach ihrer Kanonizität, Frage (4) beigelegt: Der Abschnitt gehört nicht in den biblischen Kanon. Für die römisch-katholische Kirche ist Kanonizität anders definiert. Für sie hat dieser Abschnitt durchaus Autorität, weil er in der Vulgata steht. Frage (2), ob der Abschnitt von Johannes stammt, steht ebenfalls mit Frage (1) in Zusammenhang. Er fehlt nicht nur in vielen griechischen Handschriften, sondern ist auch in denen, die ihn enthalten, häufig mit Sternchen oder Kreuzchen gekennzeichnet. Darüber hinaus steht er in den verschiedenen Handschriften an fünf unterschiedlichen Stellen (nach Joh 7,36; nach Joh 7,44 ,nach Joh 7,52 ,nach Joh 21,25 und nach Lk 21,38 ). Sowohl die Text- als auch die stilistischen Belege deuten also darauf hin, daß es sich hier nicht um johanneisches Material handelt.

Die meisten Exegeten beantworten Frage (3) (ist er historisch?) positiv. Wenn das zutrifft, wäre die Passage eine der seltenen außerbiblischen Überlieferungen über Jesus. Johannes spielte am Schluß seiner Ausführungen auf andere Dinge an, die Jesus tat ( Joh 21,25 ); diese Geschichte könnte dazugehören. Die Antwort auf die fünfte Frage scheint zu sein, daß die Passage in den meisten Bibelversionen vor Joh 8,12 plaziert wurde, weil sie inhaltlich gut zu den beiden Aussagen Jesu in Kap. 8 passt ("ich richte niemand", Joh 8,15; und "wer von euch kann mich einer Sünde zeihen?", Joh 8,46 ).

 

 

Joh 7,53

 

Dieser Vers ist ein Hinweis darauf, daß die hier berichtete Geschichte möglicherweise in einem größeren Zusammenhang stand. Die ursprüngliche Überleitung ging verloren.

 

 

Joh 8,1-2

 

Da Jesus regelmäßig im Tempel lehrte, kamen die Menschen jeden Tag, um ihn zu hören. Wie Lukas schreibt: "Er lehrte des Tags im Tempel; des Nachts aber ging er hinaus und blieb an dem Berg, den man den Ölberg nennt. Und alles Volk machte sich früh auf zu ihm, ihn im Tempel zu hören" ( Lk 21,37-38 ).

 

 

Joh 8,3-6 a

 

Jesus wurde von einigen Schriftgelehrten und Pharisäern unterbrochen, die sich in ihrem Leben streng an das Gesetz hielten. Sie hatten die Frau, die wahrscheinlich verheiratet war, auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt und konnten, wie das Gesetz es verlangte, zwei Zeugen vorweisen, die ihre Schuld bestätigten ( 5Mo 19,15 ). Daß sie tatsächlich beim Geschlechtsverkehr ergriffen worden war, scheint allerdings unwahrscheinlich, also war sie wohl in eine Falle gelaufen, die ihr gestellt worden war. Eigentlich hätten ihre Ankläger auch den Mann vor Jesus bringen müssen, doch vielleicht war er entkommen. Sie brachten sie zu Jesus, um ihn als Meister unglaubwürdig zu machen. Wenn er sie verurteilte, würde er das Wohlwollen des einfachen Volkes verlieren. Wenn er es nicht tat, würde er sich damit gegen Mose und das mosaische Gesetz stellen.

 

 

Joh 8,6-8 (Joh 8,6b-8)

 

Viele Forscher haben Überlegungen darüber angestellt, was Jesus wohl mit dem Finger auf die Erde schrieb . Manche sind der Ansicht, daß er die Sünden derer, die die Frau anklagten, aufschrieb. Andere vertreten die These, daß er die Worte aus 2Mo 23,1 "du sollst kein falscher Zeuge sein" aufschrieb. Noch andere sagen, daß er einfach mit dem Finger im Staub malte, während er sich eine Antwort ausdachte, doch das scheint unwahrscheinlich. Da wir unmöglich wissen können, was er tatsächlich schrieb, sind Spekulationen müßig. Seine Antwort - daß nur der richten kann, der ohne Sünde ist - wies sie auf ihre eigenen Sünden und gleichzeitig auf ihn als einzigen kompetenten - weil sündlosen - Richter hin (vgl. Joh 8,16 ). Dann bückte er sich wieder und schrieb auf die Erde.

 

 

Joh 8,9-10

 

Seine in vollster Autorität gesprochenen Worte (vgl. Mt 7,28-29 ) verfehlten ihre Wirkung nicht. DieUmstehenden wurden sich ihrer eigenen Sündhaftigkeit bewußt. Die Ältesten gingen zuerst , vielleicht weil sie so klug waren, die Sünde in ihren Herzen und ihrem Leben einzusehen. Da sowohl Zeugen als auch Ankläger gegangen waren, hatte sich die Klage gegen die Frau in Luft aufgelöst.

 

 

Joh 8,11

 

Auch hier offenbarte sich Jesus als die höchste Autorität. Er tadelte ihre Sünde, doch er machte der Frau zugleich auch Hoffnung auf ein neues Leben. Theologisch gesehen konnte Jesus ihr ihre Sünde vergeben, weil er die Vollmacht dazu besaß (vgl. Mk 2,8-12 ) und weil er das Lamm Gottes war, das "der Welt Sünde" trug ( Joh 1,29 ). Gott hatte ihm die Vollmacht gegeben, Sünden zu erlassen, und Jesus handelte gnädig an der Frau. Er wurde ihr als der offenbart, der "voller Gnade" ist ( Joh 1,14 ).

 

 

BIBLIOGRAPHIE

 

Barret C K (1978) The Gospel according to John . 2. Aufl., Philadelphia

Bernard J H (1953) A Critical and Exegetical Commentary on the Gospel according to St. John . The International Critical Commentary. 2 Bde., Edinburgh. Reprint. Naperville, Ill.

Brown R E (1966,1979) The Gospel according to John . 2 Bde. The Anchor Bible. Garden City, N.Y.

Gaebelein A C (1965) The Gospel of John . Neue, überarbeitete Auflage. Neptune, N.J.

Godet F (1979) Commentary on the Gospel of John . Reprint. Grand Rapids: Kregel Publications

Hendriksen W (1953,1954) Exposition of the Gospel according to John . New Testament Commentary. Grand Rapids

Kent H A, Jr (1974) Light in the Darkness: Studies in the Gospel of John . Grand Rapids

Lightfoot R H (1956) St. John's Gospel: A Commentary . Hrsg. von C.F. Evans. London

Lindars B (1972) The Gospel of John . New Century Bible. London

Morgan G C (o.J.) The Gospel according to John . New York

Morris L (1971) The Gospel according to John . The New International Commentary on the New Testament. Grand Rapids

Ders. (1969) Studies in the Fourth Gospel . Grand Rapids

Sanders J N und Mastin B A (1968) A Commentary on the Gospel according to St. John . Harper's New Testament Commentaries. New York

Schnackenburg R (1980,1982) The Gospel according to St. John . 2 Bde. New York

Tasker R V G (1960) The Gospel according to St. John: An Introduction and Commentary . The Tyndale New Testament Commentaries. Grand Rapids

Tenney M C (1981) "John". In: The Expositor's Bible Commentary . Bd 9., Grand Rapids

Ders. (1948) John: The Gospel of Belief . Grand Rapids

Turner G A und Mantey J R (o.J.): The Gospel according to St. John . The Evangelical Commentary on the Bible. Grand Rapids

Westcott B F (1980) The Gospel according to St. John: The Greek Text with Introduction and Notes . 2 Bde. Reprint. Grand Rapids: Baker Book House