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Johannesevangelium Walvoord
Edwin A. Blum
Johannes Kapitel 09
20 Schlagworte, die Johannes 9 zusammenfassen:
( Joh 9 )
Jesaja hatte vorhergesagt, daß in der Zeit, in der der Messias auf Erden
weilen würde, viele Zeichen geschehen würden. Er würde unter anderem
auch "die Augen der Blinden öffnen" ( Jes 42,7; vgl. Jes 29,18; 35,5 ).
Tatsächlich heilte Jesus viele Blinde (vgl. Mt
9,27-31;12,22;15,30;20,29-34;21,14 ). Das Wunder in Joh 9 ist deshalb
sehr wichtig, weil Jesus sich zuvor als "Licht der Welt" ( Joh 8,12 )
bezeichnet hatte. Als öffentliche Demonstration dieses Anspruchs
schenkte er sodann einem Blindgeborenen das Augenlicht.
Joh 9,1
In Jerusalem sah Jesus einen Menschen, der blind geboren war . Daß er
gerade diesen Mann auswählte, ist von großer Bedeutung (vgl. Joh
5,5-6 ), denn Jesus war in allem, was er tat, vollkommen selbstbestimmt.
Die angeborene Blindheit des Mannes zeigt die offensichtliche
Aussichtslosigkeit seines Falles und ist somit ein Bild für die
geistliche Blindheit der Menschen von Geburt an ( Joh 9,39-41; 2Kor 4,4;
Eph 2,1-3 ).
Joh 9,2-3
Der Blinde stellte die Jünger vor ein theologisches Problem. Da sie
davon ausgingen, daß alle Krankheiten und Leiden ganz direkt auf
bestimmte Sünden zurückgingen, fragten sie sich natürlich, wie ein
Mensch mit einer Behinderung geboren werden konnte. Entweder mußte
dieser Mann also bereits im Mutterleib gesündigt haben ( Hes 18,4 ),
oder seine Eltern hatten gesündigt ( 2Mo 20,5 ). Doch Jesus
antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern . Diese
Aussage widerspricht jedoch nicht der Tatsache, daß die Menschen
"allesamt Sünder sind" ( Röm 3,9-20.23 ). Jesus sagte vielmehr, daß die
Blindheit des Mannes nicht die Folge einer bestimmten Sünde sei. Er war
blind, damit an seiner scheinbaren Tragödie die Werke Gottes offenbar
werden konnten (vgl. 2Mo 4,11; 2Kor 12,9 ).
Joh 9,4-5
"Tag" bedeutet hier die Zeit, die Gott Jesus gegeben hatte, um seinen
Willen zu tun ( die Werke dessen ..., der mich gesandt hat ). In das wir
sind die Jünger und alle Gläubigen miteingeschlossen. Die Nacht ist die
Grenze, die diesem Wirken gesetzt ist; in Jesu Fall sein bevorstehender
Tod. Als das Licht der Welt brachte Jesus den Menschen die Rettung
(vgl. Joh 8,12 ). Nach seinem Tod sollten seine Jünger sein Licht
weitertragen (vgl. Mt 5,14; Eph 5,8-14 ) und Christus verkündigen.
Joh 9,6-7
Jesus legte dem Mann Lehm auf die Augen ( er spuckte auf die Erde und
machte daraus einen Brei ) - die Substanz, aus der der Mensch gemacht
ist: Staub der Erde ( 1Mo 2,7 ). Der Lehm diente wahrscheinlich dazu,
den Glauben des Mannes durch ein spürbares Zeichen zu stärken, nicht als
Medizin. Mit der Herstellung des Lehms brach er das rabbinische Gesetz,
am Sabbat keinen Lehm zu kneten (vgl. Joh 9,14 ). Dann sprach er zu ihm:
Geh zum Teich Siloah - das heißt übersetzt: gesandt . Siloah lag im
Südosten Jerusalems (vgl. die Karte). Der Teich wurde aus dem
Gihonbrunnen gespeist, von dem aus über ein Tunnelsystem, das Hiskia
hatte graben lassen, Wasser in die Stadt geleitet wurde. Dorthin wurde
der Mann "gesandt", so wie Jesus vom Vater "gesandt" war. Da ging er hin
und wusch sich und kam sehend wieder .
Joh 9,8-9
Als die Leute ihn erblickten, fragten sie sich, ob dieser Mann
tatsächlich derselbe sei wie der, der dasaß und bettelte . Wenn ja, so
war es unglaublich, daß er wieder sehen konnte. Vielleicht verwechselten
sie ihn? Doch er selbst sprach: Ich bin's .
Joh 9,10-12
Wie war das möglich? Der Blinde gab ihnen nur einen dürren
Tatsachenbericht darüber, wie das Wunder geschehen war. Er sprach vom
Herrn als von dem Menschen, der Jesus heißt . Da er blind war, als das
Wunder geschah, hatte er keine Ahnung, wohin Jesus nach der Heilung
gegangen war.
Joh 9,13-14
Dieses Wunder war so ungewöhnlich, daß die Juden den Geheilten zu den
Pharisäern führten, die in religiösen Dingen hochangesehen waren. Deren
erster Gedanke war jedoch, daß die Heilung eines Menschen (wenn er nicht
in Lebensgefahr war) und das Kneten von Lehm am Sabbat eine Verletzung
des Sabbatgebots darstellten.
Joh 9,15-16
Auch den Pharisäern erzählte der Blinde auf ihr Befragen nur kurz, was
geschehen war (vgl. V. 11 ). Sie interessierte jedoch nur, daß Jesus den
Sabbat "verletzt" hatte. Deshalb war er für sie ein falscher Prophet,
der die Menschen zum Abfall von Gott verführte ( 5Mo 13,3-5 ). Sie kamen
zu der Schlußfolgerung: Dieser Mensch ist nicht von Gott . Später
bezeichneten sie Jesus sogar als "Sünder" ( Joh 9,24 ). Andere dagegen
hielten die Wunder, die Jesus tat, für so beeindruckend, daß sie nicht
von einem sündigen Menschen vollbracht werden konnten. (Ein falscher
Prophet konnte ebenfalls Wunder vollbringen, wenn auch trügerische;
vgl. 2Thes 2,9 .) Aufgrund dieser unterschiedlichen Einschätzung der
Lage entstand Zwietracht unter ihnen (vgl. Joh 7,43;10,19 ).
Joh 9,17
Der geheilte Blinde selbst war der Ansicht, daß Jesus ein Prophet war.
Die alttestamentlichen Propheten hatten manchmal Wunder vollbracht, die
sie als Männer Gottes auswiesen.
s
Joh 9,18-20
Doch noch immer glaubten die Juden nicht , daß der Mann blind gewesen
war. Sie waren überzeugt, daß hier ein Mißverständnis vorlag, und
sandten nach seinen Eltern . Die bestätigten ihnen jedoch, daß der
Geheilte ihr Sohn und daß er blind geboren war.
Joh 9,21-23
Sie scheuten sich aber, weitere Aussagen über die Heilung ihres Sohnes
und den, der ihn geheilt hatte, zu machen, denn die Pharisäer und andere
jüdische Autoritäten ( die Juden ) hatten sich schon geeinigt , daß
Jesus nicht der Messias war. Wer daher weiterhin eine solche
gotteslästerliche Ansicht vertrat, dem drohte der Ausschluß aus der
Synagoge . (Manche Forscher vertreten die These, daß dieser Vers erst
von einem späteren Herausgeber eingefügt wurde; das ist möglich,
allerdings waren derartige Maßnahmen auch zur Zeit Jesu keineswegs
unvorstellbar.) Aus Angst vor den Juden schoben die Eltern des Geheilten
die Verantwortung deshalb ganz allein ihrem Sohn zu, indem sie sagten,
daß er alt genug sei, um für sich selbst zu reden (V. 21.23 ).
Joh 9,24
Daraufhin versuchten die jüdischen Machthaber, den Menschen, der blind
gewesen war , dazu zu bringen, sein Zeugnis über Jesus zu
widerrufen: Gib Gott die Ehre (vgl. Jos 7,19; 1Sam 6,5; Jer 13,16 ) war
die Aufforderung, zuzugeben, daß er, indem er für Jesus, den sie einen
Sünder nannten, Partei ergriffen hatte, schuldig geworden war. Mit den
Worten " wir wissen " setzten sie ihn unter Druck. Es kommt häufig vor,
daß der Unglaube auf seine Wissenschaftlichkeit pocht, doch hier
handelte es sich letztlich um nichts anderes als Starrsinn und Willkür.
Joh 9,25-26
Trotz dieser Einschüchterungsversuche blieb der Geheilte bei seiner
Aussage: ... daß ich blind war und bin nun sehend. Da forderten sie ihn
- in der Hoffnung, einen Widerspruch in seinem Bericht zu entdecken -
auf, das Geschehene nochmals zu erzählen.
Nun wurde der ehemals Blinde allmählich ungeduldig. Er hatte ihnen
bereits gesagt , wie er geheilt worden war (V. 15 ), doch sie hatten
es nicht gehört , d. h., sie glaubten es nicht. Mit beißender Ironie
fragte er sie daher, ob ihre Bitte an ihn, seine Geschichte nochmals zu
wiederholen, etwa ein Zeichen für eine Sinnesänderung ihrerseits sei.
Waren sie so interessiert an der Heilung, weil sie Jesu Jünger werden
wollten?
Joh 9,28-29
Was ihnen dieser Analphabet spöttisch unterstellte, war mehr, als die
Pharisäer ertragen konnten. Sie schmähten ihn und erklärten dann, daß
sie Jünger Moses seien. Für sie war Jesus ein Unbekannter: Woher aber
dieser ist, wissen wir nicht . Mose dagegen, der doch, wie Jesus sagte,
über ihn geschrieben hatte ( Joh 5,46 ), behaupteten sie zu kennen.
Joh 9,30-33
Da sie zugaben, nichts über Jesu Herkunft zu wissen, belehrte der
Bettler sie weiter. Für den Leser, der ja weiß, woher Jesus kam ( Joh
1,14.18 ), tritt die Ironie in den folgenden Versen deutlich zutage. Der
Mann sagte, das Wunder, das Jesus vollbracht habe, sei bemerkenswert und
einzigartig gewesen: Von Anbeginn der Welt an hat man nicht gehört, daß
jemand einem Blindgeborenen die Augen aufgetan habe. Er argumentierte,
daß Gott nicht die Sünder erhört, sondern den, der gottesfürchtig
ist (vgl. Elia; Jak 5,16-18 ). Dieser (Jesus), so sagte er, müsse von
Gott sein, denn sonst hätte er nichts tun können.
Joh 9,34
Von einem Bettler hochnäsig zurechtgewiesen, blieb den Pharisäern nur
noch übrig, ihn erneut zu schmähen und aus der
Synagoge auszustoßen (vgl. V. 22 ). Sie erklärten, seine Blindheit müsse
auf eine ganz besondere "Sünde" zurückzuführen sein (wobei sie
offensichtlich das Buch Hiob aus ihren Gedanken verdrängten). Doch was
sie sagten, war unlogisch. Wie konnte jemand in Sünden geboren sein?
Zwar kommt jeder als Sünder auf die Welt ( Ps 51,7; Röm 5,12 ), doch ein
Säugling kann wohl kaum unmittelbar nach seiner Geburt unzählige Sünden
begehen!
Joh 9,35
Auch bei diesem Geheilten ergriff Jesus wieder die Initiative
(vgl.V. 6 ) und suchte ihn auf. Glaubst du (im Griechischen
hervorgehoben) an den Menschensohn ? Das war ein Aufruf zur Nachfolge.
(Der "Menschensohn" ist einer der wichtigsten Messiastitel; vgl. Dan
7,13 und den Kommentar zu Mk 2,10 .)
Joh 9,36-37
Der Bettler antwortete, daß er bereit sei zu glauben, jedoch noch zu
wenig wisse. Daraufhin gab Jesus sich ihm zu erkennen und sagte ihm, was
er wissen mußte, um glauben zu können. Denn der Glaube ist begleitet von
einem auf Information beruhenden Willensakt.
Johannes
Joh 9,38
Nachdem Jesus ihm offenbart hatte, daß er der Menschensohn war, glaubte
der Mann ( Herr, ich glaube ) und betete ihn an . An die Stelle seiner
früheren Anbetung in der Synagoge trat nun für ihn die Anbetung Jesu.
Die Juden hatten ihn aus der Synagoge geworfen, doch Jesus stößt die,
die zu ihm kommen, nicht hinaus ( Joh 6,37 ). Ein Ziel der Rettung ist
es, daß der Gerettete von nun an den anbetet, der ihn gerettet hat ( Joh
4,23 ).
Joh 9,39
Stellt dieser Vers einen Widerspruch zu der Aussage von Joh 3,17 dar?
Demnach (und auch gemäß der Aussage von Joh 12,47 ) war Jesus
gerade nicht gesandt, "die Welt zu richten". Hier nun sagte er: Ich bin
zum Gericht in diese Welt gekommen . Er war gekommen, um als Richter das
Urteil über die Gottlosen zu verkündigen (vgl. Joh 5,22.27 ). Die
Blinden, die sehend werden, sind die, die ihre Hilflosigkeit und
Ohnmacht zugeben und ihr Heil in Jesus suchen. Die Sehenden aber, die
blind werden, sind die, deren Selbstvertrauen und Stolz sie blind für
die Wunder Jesu macht. Er richtet sie nicht, indem er sie blind macht ;
sie sind selbst für ihre Blindheit verantwortlich, denn sie verwerfen
ihn. Bei ihrer Erblindung hat allerdings auch Satan seine Hand im Spiel
( 2Kor 4,4 ).
Joh 9,40-41
Einige der Pharisäer fragten: " Wir sind doch aber nicht blind, oder? "
Sie erwarteten eine negative Antwort, denn sie setzten voraus, daß sie,
was das Religiöse anbelangte, hellsichtiger als alle ihre Glaubensbrüder
waren. Die Sünde verführt die Menschen jedoch ständig zur
Selbsttäuschung. Jesus entgegnete ihnen, daß sie, wenn sie tatsächlich
für religiöse Dinge absolut blind wären, wenigstens ihre Unwissenheit
als Entschuldigung anführen könnten. Doch ihr Anspruch, in religiösen
Fragen die absolute Erkenntnis zu besitzen ( ihr aber sagt: Wir sind
sehend ), und ihr Anspruch auf Führerschaft machte sie schuldig. Sie
waren für ihre Sünden verantwortlich, weil sie quasi mit Absicht
sündigten. Lehrer der Wahrheit zu sein, birgt Gefahren (vgl. Joh 3,10;
Röm 2,19-24; Jak 3,1 ). |