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Johannesevangelium Walvoord  Edwin A. Blum

Johannes Kapitel 09

20 Schlagworte, die Johannes 9 zusammenfassen:

  1. Blinder: Ein Mann, der von Geburt an blind ist.
  2. Sünde: Die Frage nach der Ursache der Blindheit (Sünde oder nicht).
  3. Jesus: Heilt den Blinden.
  4. Speichel: Jesus verwendet Speichel und Erde, um den Blinden zu heilen.
  5. Teich Siloah: Der Blinde wird zum Waschen dorthin geschickt.
  6. Sehen: Der Blinde erlangt sein Augenlicht.
  7. Nachbarn: Die Reaktion der Nachbarn auf die Heilung.
  8. Pharisäer: Sie verhören den Geheilten.
  9. Sabbat: Die Heilung geschieht am Sabbat, was Kontroversen auslöst.
  10. Verhör: Die Pharisäer befragen den Geheilten und seine Eltern.
  11. Eltern: Die Angst der Eltern vor den Pharisäern.
  12. Zeugnis: Der Geheilte gibt Zeugnis von Jesus.
  13. Glaube: Der Geheilte kommt zum Glauben an Jesus.
  14. Anbetung: Der Geheilte betet Jesus an.
  15. Ausstoßung: Der Geheilte wird von den Pharisäern ausgestoßen.
  16. Offenbarung: Jesus offenbart sich dem Geheilten als der Sohn Gottes.
  17. Blindheit: Die geistliche Blindheit der Pharisäer.
  18. Sehen: Das geistliche Sehen, das durch den Glauben kommt.
  19. Urteil: Jesus spricht ein Urteil über die, die sehen und doch nicht sehen.
  20. Herr: Der Geheilte erkennt Jesus als den Herrn an.


2. Die Heilung eines Blindgeborenen

( Joh 9 )

 

Jesaja hatte vorhergesagt, daß in der Zeit, in der der Messias auf Erden weilen würde, viele Zeichen geschehen würden. Er würde unter anderem auch "die Augen der Blinden öffnen" ( Jes 42,7; vgl. Jes 29,18; 35,5 ).

 

 

Tatsächlich heilte Jesus viele Blinde (vgl. Mt 9,27-31;12,22;15,30;20,29-34;21,14 ). Das Wunder in Joh 9 ist deshalb sehr wichtig, weil Jesus sich zuvor als "Licht der Welt" ( Joh 8,12 ) bezeichnet hatte. Als öffentliche Demonstration dieses Anspruchs schenkte er sodann einem Blindgeborenen das Augenlicht.

 

 

Joh 9,1

 

In Jerusalem sah Jesus einen Menschen, der blind geboren war . Daß er gerade diesen Mann auswählte, ist von großer Bedeutung (vgl. Joh 5,5-6 ), denn Jesus war in allem, was er tat, vollkommen selbstbestimmt. Die angeborene Blindheit des Mannes zeigt die offensichtliche Aussichtslosigkeit seines Falles und ist somit ein Bild für die geistliche Blindheit der Menschen von Geburt an ( Joh 9,39-41; 2Kor 4,4; Eph 2,1-3 ).

 

 

Joh 9,2-3

 

Der Blinde stellte die Jünger vor ein theologisches Problem. Da sie davon ausgingen, daß alle Krankheiten und Leiden ganz direkt auf bestimmte Sünden zurückgingen, fragten sie sich natürlich, wie ein Mensch mit einer Behinderung geboren werden konnte. Entweder mußte dieser Mann also bereits im Mutterleib gesündigt haben ( Hes 18,4 ), oder seine Eltern hatten gesündigt ( 2Mo 20,5 ). Doch Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern . Diese Aussage widerspricht jedoch nicht der Tatsache, daß die Menschen "allesamt Sünder sind" ( Röm 3,9-20.23 ). Jesus sagte vielmehr, daß die Blindheit des Mannes nicht die Folge einer bestimmten Sünde sei. Er war blind, damit an seiner scheinbaren Tragödie die Werke Gottes offenbar werden konnten (vgl. 2Mo 4,11; 2Kor 12,9 ).

 

 

Joh 9,4-5

 

"Tag" bedeutet hier die Zeit, die Gott Jesus gegeben hatte, um seinen Willen zu tun ( die Werke dessen ..., der mich gesandt hat ). In das wir sind die Jünger und alle Gläubigen miteingeschlossen. Die Nacht ist die Grenze, die diesem Wirken gesetzt ist; in Jesu Fall sein bevorstehender Tod. Als das Licht der Welt brachte Jesus den Menschen die Rettung (vgl. Joh 8,12 ). Nach seinem Tod sollten seine Jünger sein Licht weitertragen (vgl. Mt 5,14; Eph 5,8-14 ) und Christus verkündigen.

 

 

Joh 9,6-7

 

Jesus legte dem Mann Lehm auf die Augen ( er spuckte auf die Erde und machte daraus einen Brei ) - die Substanz, aus der der Mensch gemacht ist: Staub der Erde ( 1Mo 2,7 ). Der Lehm diente wahrscheinlich dazu, den Glauben des Mannes durch ein spürbares Zeichen zu stärken, nicht als Medizin. Mit der Herstellung des Lehms brach er das rabbinische Gesetz, am Sabbat keinen Lehm zu kneten (vgl. Joh 9,14 ). Dann sprach er zu ihm: Geh zum Teich Siloah - das heißt übersetzt: gesandt . Siloah lag im Südosten Jerusalems (vgl. die Karte). Der Teich wurde aus dem Gihonbrunnen gespeist, von dem aus über ein Tunnelsystem, das Hiskia hatte graben lassen, Wasser in die Stadt geleitet wurde. Dorthin wurde der Mann "gesandt", so wie Jesus vom Vater "gesandt" war. Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder .

 

 

Joh 9,8-9

 

Als die Leute ihn erblickten, fragten sie sich, ob dieser Mann tatsächlich derselbe sei wie der, der dasaß und bettelte . Wenn ja, so war es unglaublich, daß er wieder sehen konnte. Vielleicht verwechselten sie ihn? Doch er selbst sprach: Ich bin's .

 

 

Joh 9,10-12

 

Wie war das möglich? Der Blinde gab ihnen nur einen dürren Tatsachenbericht darüber, wie das Wunder geschehen war. Er sprach vom Herrn als von dem Menschen, der Jesus heißt . Da er blind war, als das Wunder geschah, hatte er keine Ahnung, wohin Jesus nach der Heilung gegangen war.

 

 

Joh 9,13-14

 

Dieses Wunder war so ungewöhnlich, daß die Juden den Geheilten zu den Pharisäern führten, die in religiösen Dingen hochangesehen waren. Deren erster Gedanke war jedoch, daß die Heilung eines Menschen (wenn er nicht in Lebensgefahr war) und das Kneten von Lehm am Sabbat eine Verletzung des Sabbatgebots darstellten.

 

 

Joh 9,15-16

 

Auch den Pharisäern erzählte der Blinde auf ihr Befragen nur kurz, was geschehen war (vgl. V. 11 ). Sie interessierte jedoch nur, daß Jesus den Sabbat "verletzt" hatte. Deshalb war er für sie ein falscher Prophet, der die Menschen zum Abfall von Gott verführte ( 5Mo 13,3-5 ). Sie kamen zu der Schlußfolgerung: Dieser Mensch ist nicht von Gott . Später bezeichneten sie Jesus sogar als "Sünder" ( Joh 9,24 ). Andere dagegen hielten die Wunder, die Jesus tat, für so beeindruckend, daß sie nicht von einem sündigen Menschen vollbracht werden konnten. (Ein falscher Prophet konnte ebenfalls Wunder vollbringen, wenn auch trügerische; vgl. 2Thes 2,9 .) Aufgrund dieser unterschiedlichen Einschätzung der Lage entstand Zwietracht unter ihnen (vgl. Joh 7,43;10,19 ).

 

 

Joh 9,17

 

Der geheilte Blinde selbst war der Ansicht, daß Jesus ein Prophet war. Die alttestamentlichen Propheten hatten manchmal Wunder vollbracht, die sie als Männer Gottes auswiesen.

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Joh 9,18-20

 

Doch noch immer glaubten die Juden nicht , daß der Mann blind gewesen war. Sie waren überzeugt, daß hier ein Mißverständnis vorlag, und sandten nach seinen Eltern . Die bestätigten ihnen jedoch, daß der Geheilte ihr Sohn und daß er blind geboren war.

 

 

Joh 9,21-23

 

Sie scheuten sich aber, weitere Aussagen über die Heilung ihres Sohnes und den, der ihn geheilt hatte, zu machen, denn die Pharisäer und andere jüdische Autoritäten ( die Juden ) hatten sich schon geeinigt , daß Jesus nicht der Messias war. Wer daher weiterhin eine solche gotteslästerliche Ansicht vertrat, dem drohte der Ausschluß aus der Synagoge . (Manche Forscher vertreten die These, daß dieser Vers erst von einem späteren Herausgeber eingefügt wurde; das ist möglich, allerdings waren derartige Maßnahmen auch zur Zeit Jesu keineswegs unvorstellbar.) Aus Angst vor den Juden schoben die Eltern des Geheilten die Verantwortung deshalb ganz allein ihrem Sohn zu, indem sie sagten, daß er alt genug sei, um für sich selbst zu reden (V. 21.23 ).

 

 

Joh 9,24

 

Daraufhin versuchten die jüdischen Machthaber, den Menschen, der blind gewesen war , dazu zu bringen, sein Zeugnis über Jesus zu widerrufen: Gib Gott die Ehre (vgl. Jos 7,19; 1Sam 6,5; Jer 13,16 ) war die Aufforderung, zuzugeben, daß er, indem er für Jesus, den sie einen Sünder nannten, Partei ergriffen hatte, schuldig geworden war. Mit den Worten " wir wissen " setzten sie ihn unter Druck. Es kommt häufig vor, daß der Unglaube auf seine Wissenschaftlichkeit pocht, doch hier handelte es sich letztlich um nichts anderes als Starrsinn und Willkür.

 

 

Joh 9,25-26

 

Trotz dieser Einschüchterungsversuche blieb der Geheilte bei seiner Aussage: ... daß ich blind war und bin nun sehend. Da forderten sie ihn - in der Hoffnung, einen Widerspruch in seinem Bericht zu entdecken - auf, das Geschehene nochmals zu erzählen.

Nun wurde der ehemals Blinde allmählich ungeduldig. Er hatte ihnen bereits gesagt , wie er geheilt worden war (V. 15 ), doch sie hatten es nicht gehört , d. h., sie glaubten es nicht. Mit beißender Ironie fragte er sie daher, ob ihre Bitte an ihn, seine Geschichte nochmals zu wiederholen, etwa ein Zeichen für eine Sinnesänderung ihrerseits sei. Waren sie so interessiert an der Heilung, weil sie Jesu Jünger werden wollten?

 

 

Joh 9,28-29

 

Was ihnen dieser Analphabet spöttisch unterstellte, war mehr, als die Pharisäer ertragen konnten. Sie schmähten ihn und erklärten dann, daß sie Jünger Moses seien. Für sie war Jesus ein Unbekannter: Woher aber dieser ist, wissen wir nicht . Mose dagegen, der doch, wie Jesus sagte, über ihn geschrieben hatte ( Joh 5,46 ), behaupteten sie zu kennen.

 

 

Joh 9,30-33

 

Da sie zugaben, nichts über Jesu Herkunft zu wissen, belehrte der Bettler sie weiter. Für den Leser, der ja weiß, woher Jesus kam ( Joh 1,14.18 ), tritt die Ironie in den folgenden Versen deutlich zutage. Der Mann sagte, das Wunder, das Jesus vollbracht habe, sei bemerkenswert und einzigartig gewesen: Von Anbeginn der Welt an hat man nicht gehört, daß jemand einem Blindgeborenen die Augen aufgetan habe. Er argumentierte, daß Gott nicht die Sünder erhört, sondern den, der gottesfürchtig ist (vgl. Elia; Jak 5,16-18 ). Dieser (Jesus), so sagte er, müsse von Gott sein, denn sonst hätte er nichts tun können.

 

 

Joh 9,34

 

Von einem Bettler hochnäsig zurechtgewiesen, blieb den Pharisäern nur noch übrig, ihn erneut zu schmähen und aus der Synagoge auszustoßen (vgl. V. 22 ). Sie erklärten, seine Blindheit müsse auf eine ganz besondere "Sünde" zurückzuführen sein (wobei sie offensichtlich das Buch Hiob aus ihren Gedanken verdrängten). Doch was sie sagten, war unlogisch. Wie konnte jemand in Sünden geboren sein? Zwar kommt jeder als Sünder auf die Welt ( Ps 51,7; Röm 5,12 ), doch ein Säugling kann wohl kaum unmittelbar nach seiner Geburt unzählige Sünden begehen!

 

 

Joh 9,35

 

Auch bei diesem Geheilten ergriff Jesus wieder die Initiative (vgl.V. 6 ) und suchte ihn auf. Glaubst du (im Griechischen hervorgehoben) an den Menschensohn ? Das war ein Aufruf zur Nachfolge. (Der "Menschensohn" ist einer der wichtigsten Messiastitel; vgl. Dan 7,13 und den Kommentar zu Mk 2,10 .)

 

 

Joh 9,36-37

 

Der Bettler antwortete, daß er bereit sei zu glauben, jedoch noch zu wenig wisse. Daraufhin gab Jesus sich ihm zu erkennen und sagte ihm, was er wissen mußte, um glauben zu können. Denn der Glaube ist begleitet von einem auf Information beruhenden Willensakt.

Johannes

 

Joh 9,38

 

Nachdem Jesus ihm offenbart hatte, daß er der Menschensohn war, glaubte der Mann ( Herr, ich glaube ) und betete ihn an . An die Stelle seiner früheren Anbetung in der Synagoge trat nun für ihn die Anbetung Jesu. Die Juden hatten ihn aus der Synagoge geworfen, doch Jesus stößt die, die zu ihm kommen, nicht hinaus ( Joh 6,37 ). Ein Ziel der Rettung ist es, daß der Gerettete von nun an den anbetet, der ihn gerettet hat ( Joh 4,23 ).

 

 

Joh 9,39

 

Stellt dieser Vers einen Widerspruch zu der Aussage von Joh 3,17 dar? Demnach (und auch gemäß der Aussage von Joh 12,47 ) war Jesus gerade nicht gesandt, "die Welt zu richten". Hier nun sagte er: Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen . Er war gekommen, um als Richter das Urteil über die Gottlosen zu verkündigen (vgl. Joh 5,22.27 ). Die Blinden, die sehend werden, sind die, die ihre Hilflosigkeit und Ohnmacht zugeben und ihr Heil in Jesus suchen. Die Sehenden aber, die blind werden, sind die, deren Selbstvertrauen und Stolz sie blind für die Wunder Jesu macht. Er richtet sie nicht, indem er sie blind macht ; sie sind selbst für ihre Blindheit verantwortlich, denn sie verwerfen ihn. Bei ihrer Erblindung hat allerdings auch Satan seine Hand im Spiel ( 2Kor 4,4 ).

 

 

Joh 9,40-41

 

Einige der Pharisäer fragten: " Wir sind doch aber nicht blind, oder? " Sie erwarteten eine negative Antwort, denn sie setzten voraus, daß sie, was das Religiöse anbelangte, hellsichtiger als alle ihre Glaubensbrüder waren. Die Sünde verführt die Menschen jedoch ständig zur Selbsttäuschung. Jesus entgegnete ihnen, daß sie, wenn sie tatsächlich für religiöse Dinge absolut blind wären, wenigstens ihre Unwissenheit als Entschuldigung anführen könnten. Doch ihr Anspruch, in religiösen Fragen die absolute Erkenntnis zu besitzen ( ihr aber sagt: Wir sind sehend ), und ihr Anspruch auf Führerschaft machte sie schuldig. Sie waren für ihre Sünden verantwortlich, weil sie quasi mit Absicht sündigten. Lehrer der Wahrheit zu sein, birgt Gefahren (vgl. Joh 3,10; Röm 2,19-24; Jak 3,1 ).