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Johannesevangelium Walvoord  Edwin A. Blum

Johannes Kapitel 13

Johannes 13 Zusammenfassung:

  1. Abendmahl: Jesus feiert das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern.
  2. Liebe: Jesus zeigt seine tiefe Liebe zu seinen Jüngern.
  3. Füßewaschen: Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße.
  4. Demut: Jesus gibt ein Beispiel für Demut und Dienen.
  5. Petrus: Petrus weigert sich zunächst, sich die Füße waschen zu lassen.
  6. Reinigung: Das Füßewaschen symbolisiert auch geistliche Reinigung.
  7. Gebot: Jesus gibt das Gebot, einander zu lieben, wie er sie geliebt hat.
  8. Verräter: Jesus kündigt an, dass einer seiner Jünger ihn verraten wird.
  9. Judas: Judas wird als der Verräter identifiziert.
  10. Bissen: Jesus gibt Judas den Bissen, um ihn zu identifizieren.
  11. Hinausgehen: Judas geht hinaus, um Jesus zu verraten.
  12. Verherrlichung: Jesus spricht von seiner Verherrlichung.
  13. Neues Gebot: Das neue Gebot der Liebe wird betont.
  14. Jünger: Die Jünger sollen einander lieben, damit die Welt erkennt, dass sie Jesu Jünger sind.
  15. Petrus' Verleugnung: Jesus sagt Petrus voraus, dass er ihn dreimal verleugnen wird.
  16. Hahn: Der Hahn wird krähen, nachdem Petrus Jesus verleugnet hat.
  17. Wohin ich gehe: Jesus spricht davon, wohin er geht, und dass die Jünger ihm jetzt nicht folgen können.
  18. Glaube: Jesus fordert Petrus auf, Glauben zu haben.
  19. Trost: Jesus bereitet seine Jünger auf seine Abwesenheit vor und spendet Trost.
  20. Liebe bis zum Ende: Jesus liebt seine Jünger bis zum Ende.


 

III. Jesu Weisungen an seine Jünger

( Joh 13-17 )

 

A. Das letzte Abendmahl

( 13,1 - 30 )

 

1. Die Fußwaschung

( 13,1 - 17 )

 

Stärker als die Synoptiker geht das Johannesevangelium auf die Lehren, die Jesus seinen Jüngern vor seinem Tod gab, ein. Die Kap. 13 - 17 konzentrieren sich ganz auf die Weisungen in jener verhängnisvollen Nacht, in der er gefangengenommen wurde. Zuvor wusch Jesus seinen Jüngern die Füße und sagte nochmals voraus, daß er von einem von ihnen verraten würde.

 

 

Joh 13,1

 

Jesus erkannte, daß seine Stunde gekommen war (vgl. Joh 2,4;7,6.8.30;12,23.27;17,1 ), daß er aus dieser Welt ginge zum Vater . Sein Tod und seine Auferstehung standen unmittelbar bevor. Er war gekommen, um im Gehorsam gegenüber dem Willen seines Vaters zu sterben. Sein Kommen war eine Liebestat für die ganze Menschheit ( Joh 3,16 ). Doch vor allem liebte er die Seinen ; ihnen offenbarte er das ganze Ausmaß seiner Liebe. Hier ist an seinen unermüdlichen Dienst für die Menschen ( Joh 13,1-17 ), seine Lehre ( Joh 13,18-17,26 ) und an seinen Tod ( Joh 18-19 ) gedacht.

 

 

Joh 13,2-4

 

Beim Abendessen vor dem Passafest hatte der Teufel dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, bereits ins Herz gegeben, Jesus zu verraten ( Joh 6,70-71 ). Später ergriff er dann noch ganz direkt von Judas Besitz ( Joh 13,27 ). Doch trotz der Einmischung Satans geschah alles, was zum Tode Jesu führte, nach Gottes Plan. Jesus kannte (vgl. V. 1. 18 ) seine Macht und seine Herkunft und wußte um sein Schicksal; und doch tat er freiwillig die Arbeit eines Sklaven und wusch seinen Jüngern die Füße. Diese Tat steht in schroffem Kontrast zu ihrer Selbstsucht (vgl. Mt 20,20-24; Mk 9,33-34; Lk 22,24-30 ) und ist ein Symbol für sein ganzes Wirken auf Erden (vgl. Phil 2,5-8 ).

 

 

Joh 13,5

 

Das Waschen der Füße war in Palästina unbedingt erforderlich. Die Straßen waren staubig, und die Menschen trugen nur Sandalen, keine Socken oder Strümpfe. Es war ein Zeichen der Hochschätzung des Gastgebers gegenüber dem Gast, wenn er ihm einen Sklaven zur Verfügung stellte, der ihm die Füße wusch, und das Unterlassen dieser Geste war eine Verletzung der Gastfreundschaft (vgl. 1Sam 25,41; Lk 7,40-50; 1Tim 5,10 ). Häufig wuschen auch die Ehefrauen ihren Männern oder die Kinder den Eltern die Füße.

 

Joh 13,6-8

 

Petrus, der spürte, daß Jesus ihnen mit der Fußwaschung einen Dienst erwies, den eigentlich die Jünger ihm hätten leisten sollen, fragte ihn, warum er, der Herr, die Füße seines Knechtes Petrus wusch. (Das Wort du ist im Griechischen hervorgehoben.) Doch Jesus antwortete ihm, daß er die Bedeutung dieser Handlung hernach (d. h. nach seinem Tod und seiner Auferstehung) erfahren werde.

Petrus wehrte sich: "Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen!" Offensichtlich war ihm - ein weiteres Beispiel für seine Gedankenlosigkeit - nicht klar, daß Jesus diesen Dienst an ihm verrichten mußte (vgl. Mk 8,32;9,5 ). Jesus antwortete: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil an mir. Das heißt nicht "Wenn du nicht getauft bist, kannst du nicht gerettet werden", sondern "Wenn ich nicht durch meinen Sühnetod deine Sünden abwasche (vgl. Offb 1,5 ), so hast du keine wirkliche Beziehung zu mir" (vgl. 1Joh 1,7 ).

 

 

Joh 13,9-10

 

Petrus verstand ihn zwar noch immer nicht, doch er wollte auf alle Fälle zu Jesus gehören. Daher bat er ihn nun, auch seine Hände und sein Haupt zu waschen, doch Jesus sprach: Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als daß ihm die Füße gewaschen werden; denn er ist ganz rein. (In manchen griechischen Handschriften fehlt das Wort "Füße".) Die römisch-katholische Kirche hat Vers 10 manchmal dahingehend interpretiert, daß nach der Kindertaufe nur noch Buße nötig ist. Plausibler ist jedoch die Erklärung, daß nach der durch Jesus bewirkten Rettung nur noch das Bekenntnis der Sünden, die ständige Berufung auf Jesu Tod, notwendig ist, um sich jeden Tag aufs neue von seinen Sünden zu reinigen (vgl. 1Joh 1,7;2,1-2 ). Der Zusatz "und ihr seid rein, aber nicht alle" bezog sich auf Judas (vgl. Joh 13,11.18 ) - ein Hinweis, daß Judas nicht bekehrt war.

 

 

Joh 13,11

 

Judas hatte die lebenspendenden, reinigenden Worte Jesu zurückgewiesen (vgl. Joh 6,63;15,3 ), daher lebte er noch in der Sünde. Jesus wusch zwar auch ihm die Füße, doch für ihn hatte diese Tat keine Bedeutung. Auch hier weist Johannes auf Jesu übernatürliches Wissen (vgl. Joh 2,25;4,29 ), daß Judas ihn verraten würde, hin.

 

 

Joh 13,12-14

 

Nach seinem Demutsbeweis fragte der Herr seine Jünger, um ihnen die Bedeutung dieser Lehre klarzumachen: "Wißt ihr, was ich euch getan habe?" Daß er die Berechtigung ihrer Anrede ( Ihr nennt mich Meister [ didaskalos ] und Herr [ kyrios ]) bestätigt, zeigt, daß Jesus über seinen Jüngern steht. Und doch hatte er ihnen diesen Dienst erwiesen. In Selbstaufopferung die Bedürfnisse anderer zu erfüllen war genau das, was auch von ihnen in Zukunft verlangt wurde.

 

 

Joh 13,15-16

 

Die Fußwaschung war ein Beispiel ( hypodeigma , "Muster"). Viele Gruppen und Sekten haben sie als kirchlichen Brauch wirklich praktiziert. Heute ist es jedoch in vielen Ländern nicht mehr nötig, die Füße der Gäste zu waschen. Die Urkirche kannte nur das Ritual des Abendmahls, nicht der Fußwaschung. In dieser Bibelstelle geht es denn auch um die innere Haltung der Demut, nicht um ein äußerliches Ritual. Der Brauch, daß eine Witwe den Heiligen die Füße wusch ( 1Tim 5,10 ), bezieht sich nicht auf einen Gottesdienstritus, sondern auf den demutsvollen Dienst der Christen untereinander. Dem Beispiel Jesu nicht zu folgen heißt, sich im Stolz über ihn zu erheben. Doch der Knecht ist nicht größer als sein Herr (vgl. Joh 12,26 ).

 

 

Joh 13,17

 

Gott segnet seine Knechte nicht für das, was sie wissen, sondern für ihre Reaktion auf ihr Wissen. Christlicher Segen ( selig seid ihr ) ist die Folge gehorsamen Dienstes ( wenn ihr's tut , d. h., wenn ihr das tut, was Jesus gebot).

 

 

2. Jesu Ankündigung, daß er verraten wird

( 13,18 - 30 )

 

Joh 13,18-19

 

Jesus hatte den Jüngern soeben gesagt, daß Gehorsam zur Seligkeit führt (V. 17 ). Nun fügte er hinzu, daß einer der Jünger davon ausgenommen sei. Daß es gerade Judas war, war kein Zufall und auch kein Fehler in Gottes Plan. Jesus wählte den Verräter unter seine zwölf Jünger (vgl. Joh 6,70-71 ), damit die Schrift , d. h. Ps 41,10 , erfüllt werde . Wie König David von seinem Freund und Vertrauten Ahitofel verraten wurde, der sich daraufhin erhängte ( 1Sam 16,20-17,3.23 ), so verriet Judas, einer der engsten Vertrauten Jesu, seinen Herrn und erhängte sich dann ebenfalls. Obwohl Gott diese Tat des Judas im voraus bekannt war, trug der Jünger die Schuld doch völlig allein. Die Tatsache, daß Jesus alles, was geschehen würde, bereits wußte ( ehe es geschieht ) und daß es in Erfüllung der Schrift geschah, bestärkte die Jünger später in ihrem Glauben daran, daß Jesus von Gott gesandt war (vgl. Joh 14,29 ).

 

 

Joh 13,20

 

So wie Jesus eine heilige Würde besaß, weil ihn der Vater gesandt hatte, waren auch die Jünger als Stellvertreter Jesu zu ehren. Wer sie aufnahm, nahm Jesus - den, den sie vertraten - und damit den Vater auf.

 

 

Joh 13,21

 

Jesus war betrübt im Geist . (Das griechische Wort für "betrübt" ist etarachthE ; "bewegt"; dasselbe Wort benutzte Johannes in Joh 11,33 und Joh 12,27 ; vgl. auch Joh 14,1.27 ). Als Mensch war Jesus betrübt, daß Judas schon so bald seine Liebe und Freundschaft verraten würde. Als Gott wußte er, daß es geschehen mußte. Er spürte die Hartherzigkeit und Kälte, die die Sünde in Judas bewirkt hatte. Das Wort "bezeugte" und die Formel "wahrlich, wahrlich, ich sage euch" betonen den Ernst dieser Ankündigung Jesu. Joh 13,22 : Daß ein Mitglied ihres engen, vertrauten Kreises Jesus verraten sollte, überstieg das Fassungsvermögen der Jünger. Judas hatte sich bis jetzt so sehr zurückgehalten, daß niemand auf die Idee kam, ihn zu verdächtigen.

 

 

Joh 13,23-24

 

Simon Petrus, der Leiter und vielleicht auch der gefühlsbetonteste seiner Jünger, wollte den Verrat verhindern. Lukas ( Lk 22,38.49-50 ) erwähnt, daß die Jünger sogar zwei Schwerter besaßen. Bei dem Jünger, den Jesus lieb hatte , handelte es sich offensichtlich um Johannes, den Verfasser des Evangeliums (vgl. die Einführung). Johannes und Judas saßen bei Tisch neben Jesus; da Petrus selbst zu weit von ihm entfernt war, winkte er Johannes und bat ihn, Jesus zu fragen, von wem er gesprochen hatte.

 

 

Joh 13,25-27

 

Da lehnte der sich an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer ist's? Doch dabei entging ihm, daß Jesus Judas den Bissen gab - die letzte Gnadenbezeugung des Herrn gegenüber seinem Verräter. Diese Geste eines Gastgebers seinem Gast gegenüber war ein Zeichen der Freundschaft. Ausgerechnet der Freundschaftsbeweis Jesu besiegelte also den Verrrat der Freundschaft durch Judas!

Der Satz "Satan fuhr in ihn" (vgl. V. 2 ) ist eine der schrecklichsten Aussagen der Bibel. Judas wurde damit zum Werkzeug des Teufels, der ihn benutzte, um seinen Willen durchzusetzen. Tue bald heißt wörtlich: "tue rascher" - vielleicht trieb Jesus Judas an, damit der Zeitplan Gottes eingehalten wurde.

 

 

Joh 13,28-30

 

Da niemand die Bedeutung von Jesu Worten verstand, blieb wohl auch dem Jünger, den Jesus lieb hatte, zunächst verborgen, was sein Hinweis mit dem "Brocken" bedeutete. Als Judas hinausging , dachte noch keiner an etwas Böses. Sie nahmen an, daß er als ihr Schatzmeister (vgl. Joh 12,6 ) kaufen wollte, was zum Fest nötig war, oder daß er den Armen etwas geben wollte. Judas hatte also die Jünger, nicht jedoch Jesus getäuscht. Die Bemerkung "und es war Nacht" wäre in jedem anderen Evangelium wohl lediglich eine Zeitangabe, doch im Johannesevangelium besitzt sie darüber hinaus symbolische Bedeutung. Judas verließ das Licht ( Joh 8,12;12,35.46 ) und ging hinaus in die Finsternis der Sünde ( Joh 3,19 ).

 

 

B. Jesu bevorstehender Abschied

( 13,31 - 38 )

 

Joh 13,31-32

 

Nachdem Judas gegangen war, überstürzten sich die Ereignisse, die schließlich zu Jesu Tod führten. Jesus war nun frei von der nervösen Spannung, die Satan in Judas hervorgerufen hatte. Auch die lange Anspannung, die sich mit dem Näherrücken seines Todes aufgebaut hatte ( Lk 12,50 ), sollte nun bald vorüber sein. Das Wort "verherrlicht" steht fünfmal in diesen beiden Versen. In Jesu Tod offenbarten sich seine einzigartige Herrlichkeit und auch die Herrlichkeit des Vaters, weil sich in ihm die Liebe Gottes, seine liebende Hinwendung zu den Menschen und seine Gerechtigkeit zeigten (vgl. Joh 1,14; Röm 3,21-26 ). Die Worte "Gott wird ihn bald verherrlichen" sind ein Vorverweis auf die Auferstehung und die Himmelfahrt.

 

 

Joh 13,33

 

"Liebe Kinder" ist die Übersetzung von teknia ("kleine Kinder; der Diminutiv von tekna , "Kinder"). Diese liebevolle Bezeichnung war der Ausdruck von Jesu Sorge um die Jünger. Jesus benutzte ihn nur an dieser Stelle und nur in diesem Evangelium; Johannes verwendet ihn dann noch siebenmal in seinem ersten Brief ( 1Joh 2,1.12.28;3,7.18;4,4;5,21 ), und auch bei Paulus findet er sich einmal ( Gal 4,19 ). Abermals verkündigte Jesus den Jüngern, daß er sie nun bald verlassen würde und sie ihn nicht würden finden können (vgl. Mt 23,39; Joh 7,34;8,21;12,8.35 ). Das bezog sich sowohl auf seine Auferstehung als auch auf seine Himmelfahrt.

 

 

Joh 13,34-35

 

Die elf Jünger würden in seiner Abwesenheit überleben, indem sie seinem Beispiel der Liebe folgten. Dieses Gebot war insofern neu, als es sich hier um die besondere, an JesuOpfer am Kreuz anschließende Liebe zu anderen Gläubigen handelt: ... daß ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe . Die Liebe und Hilfsbereitschaft der Christen untereinander sollte es ihnen ermöglichen, in einer feindlichen Welt zu überleben. Wie Jesus die Verkörperung der Liebe Gottes war, so sollte jetzt jeder Jünger die Liebe Christi verkörpern. Diese Liebe ist ein Zeichen für die Welt und für jeden Gläubigen ( 1Joh 3,14 ).

 

Joh 13,36-38

 

Petrus, der stets aussprach, was ihm durch den Kopf ging, griff auf, was Jesus über sein Fortgehen gesagt hatte (V. 33 ), und wollte nun wissen, wohin er ging (vgl. die ähnliche Frage von Thomas; Joh 14,5 ). Er liebte Jesus und wollte bei ihm sein, doch Jesus antwortete ihm, daß er ihm diesmal noch nicht folgen könne . Eine solche Situation konnte Petrus sich jedoch nicht vorstellen. Er war sich sicher, daß seine Liebe und sein Mut jeder Herausforderung, auch dem Tod, gewachsen wären. Ich will mein Leben für dich lassen , versicherte er. Aber er überschätzte sich, und er kannte nicht die teuflische Macht, die gegen ihn arbeitete (vgl. Lk 22,31-32 ). Jesu Vorhersage, daß Petrus ihn verleugnen werde (du wirst mich dreimal verleugnen ), muß die anderen Jünger zutiefst erschreckt haben. Wahrscheinlich fragten sie sich daraufhin, ob Petrus der Verräter sei (vgl. Joh 13,21-25 ).