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Johannesevangelium Walvoord
Edwin A. Blum
Johannes Kapitel 13
Johannes 13 Zusammenfassung:
III. Jesu Weisungen an seine Jünger
( Joh 13-17 )
A. Das letzte Abendmahl
( 13,1 - 30 )
1. Die Fußwaschung
( 13,1 - 17 )
Stärker als die Synoptiker geht das Johannesevangelium auf die Lehren,
die Jesus seinen Jüngern vor seinem Tod gab, ein. Die Kap. 13 -
17 konzentrieren sich ganz auf die Weisungen in jener verhängnisvollen
Nacht, in der er gefangengenommen wurde. Zuvor wusch Jesus seinen
Jüngern die Füße und sagte nochmals voraus, daß er von einem von ihnen
verraten würde.
Joh 13,1
Jesus erkannte, daß seine Stunde gekommen war (vgl. Joh
2,4;7,6.8.30;12,23.27;17,1 ), daß er aus dieser Welt ginge zum Vater .
Sein Tod und seine Auferstehung standen unmittelbar bevor. Er war
gekommen, um im Gehorsam gegenüber dem Willen seines Vaters zu sterben.
Sein Kommen war eine Liebestat für die ganze Menschheit ( Joh 3,16 ).
Doch vor allem liebte er die Seinen ; ihnen offenbarte er das ganze
Ausmaß seiner Liebe. Hier ist an seinen unermüdlichen Dienst für die
Menschen ( Joh 13,1-17 ), seine Lehre ( Joh 13,18-17,26 ) und an seinen
Tod ( Joh 18-19 ) gedacht.
Joh 13,2-4
Beim Abendessen vor dem Passafest hatte der Teufel dem Judas, Simons
Sohn, dem Iskariot, bereits ins Herz gegeben, Jesus zu verraten ( Joh
6,70-71 ). Später ergriff er dann noch ganz direkt von Judas Besitz
( Joh 13,27 ). Doch trotz der Einmischung Satans geschah alles, was zum
Tode Jesu führte, nach Gottes Plan. Jesus kannte (vgl. V. 1. 18 ) seine
Macht und seine Herkunft und wußte um sein Schicksal; und doch tat er
freiwillig die Arbeit eines Sklaven und wusch seinen Jüngern die Füße.
Diese Tat steht in schroffem Kontrast zu ihrer Selbstsucht (vgl. Mt
20,20-24; Mk 9,33-34; Lk 22,24-30 ) und ist ein Symbol für sein ganzes
Wirken auf Erden (vgl. Phil 2,5-8 ).
Joh 13,5
Das Waschen der Füße war in Palästina unbedingt erforderlich. Die
Straßen waren staubig, und die Menschen trugen nur Sandalen, keine
Socken oder Strümpfe. Es war ein Zeichen der Hochschätzung des
Gastgebers gegenüber dem Gast, wenn er ihm einen Sklaven zur Verfügung
stellte, der ihm die Füße wusch, und das Unterlassen dieser Geste war
eine Verletzung der Gastfreundschaft (vgl. 1Sam 25,41; Lk 7,40-50; 1Tim
5,10 ). Häufig wuschen auch die Ehefrauen ihren Männern oder die Kinder
den Eltern die Füße.
Joh 13,6-8
Petrus, der spürte, daß Jesus ihnen mit der Fußwaschung einen Dienst
erwies, den eigentlich die Jünger ihm hätten leisten sollen, fragte ihn,
warum er, der Herr, die Füße seines Knechtes Petrus wusch. (Das Wort du
ist im Griechischen hervorgehoben.) Doch Jesus antwortete ihm, daß er
die Bedeutung dieser Handlung hernach (d. h. nach seinem Tod und seiner
Auferstehung) erfahren werde.
Petrus wehrte sich: "Nimmermehr sollst du mir die Füße
waschen!" Offensichtlich war ihm - ein weiteres Beispiel für seine
Gedankenlosigkeit - nicht klar, daß Jesus diesen Dienst an ihm
verrichten mußte (vgl. Mk 8,32;9,5 ). Jesus antwortete: Wenn ich dich
nicht wasche, so hast du kein Teil an mir. Das heißt nicht "Wenn du
nicht getauft bist, kannst du nicht gerettet werden", sondern "Wenn ich
nicht durch meinen Sühnetod deine Sünden abwasche (vgl. Offb 1,5 ), so
hast du keine wirkliche Beziehung zu mir" (vgl. 1Joh 1,7 ).
Joh 13,9-10
Petrus verstand ihn zwar noch immer nicht, doch er wollte auf alle Fälle
zu Jesus gehören. Daher bat er ihn nun, auch seine Hände und
sein Haupt zu waschen, doch Jesus sprach: Wer gewaschen ist, bedarf
nichts, als daß ihm die Füße gewaschen werden; denn er ist ganz
rein. (In manchen griechischen Handschriften fehlt das Wort "Füße".) Die
römisch-katholische Kirche hat Vers 10 manchmal dahingehend
interpretiert, daß nach der Kindertaufe nur noch Buße nötig ist.
Plausibler ist jedoch die Erklärung, daß nach der durch Jesus bewirkten
Rettung nur noch das Bekenntnis der Sünden, die ständige Berufung auf
Jesu Tod, notwendig ist, um sich jeden Tag aufs neue von seinen Sünden
zu reinigen (vgl. 1Joh 1,7;2,1-2 ). Der Zusatz "und ihr seid rein, aber
nicht alle" bezog sich auf Judas (vgl. Joh 13,11.18 ) - ein Hinweis, daß
Judas nicht bekehrt war.
Joh 13,11
Judas hatte die lebenspendenden, reinigenden Worte Jesu zurückgewiesen
(vgl. Joh 6,63;15,3 ), daher lebte er noch in der Sünde. Jesus wusch
zwar auch ihm die Füße, doch für ihn hatte diese Tat keine Bedeutung.
Auch hier weist Johannes auf Jesu übernatürliches Wissen (vgl. Joh
2,25;4,29 ), daß Judas ihn verraten würde, hin.
Joh 13,12-14
Nach seinem Demutsbeweis fragte der Herr seine Jünger, um ihnen die
Bedeutung dieser Lehre klarzumachen: "Wißt ihr, was ich euch getan
habe?" Daß er die Berechtigung ihrer Anrede ( Ihr nennt mich
Meister [ didaskalos ] und Herr [ kyrios ]) bestätigt, zeigt, daß Jesus
über seinen Jüngern steht. Und doch hatte er ihnen diesen Dienst
erwiesen. In Selbstaufopferung die Bedürfnisse anderer zu erfüllen war
genau das, was auch von ihnen in Zukunft verlangt wurde.
Joh 13,15-16
Die Fußwaschung war ein Beispiel ( hypodeigma , "Muster"). Viele Gruppen
und Sekten haben sie als kirchlichen Brauch wirklich praktiziert. Heute
ist es jedoch in vielen Ländern nicht mehr nötig, die Füße der Gäste zu
waschen. Die Urkirche kannte nur das Ritual des Abendmahls, nicht der
Fußwaschung. In dieser Bibelstelle geht es denn auch um die innere
Haltung der Demut, nicht um ein äußerliches Ritual. Der Brauch, daß eine
Witwe den Heiligen die Füße wusch ( 1Tim 5,10 ), bezieht sich nicht auf
einen Gottesdienstritus, sondern auf den demutsvollen Dienst der
Christen untereinander. Dem Beispiel Jesu nicht zu folgen heißt, sich im
Stolz über ihn zu erheben. Doch der Knecht ist nicht größer als sein
Herr (vgl. Joh 12,26 ).
Joh 13,17
Gott segnet seine Knechte nicht für das, was sie wissen, sondern für
ihre Reaktion auf ihr Wissen. Christlicher Segen ( selig seid ihr ) ist
die Folge gehorsamen Dienstes ( wenn ihr's tut , d. h., wenn ihr das
tut, was Jesus gebot).
2. Jesu Ankündigung, daß er verraten wird
( 13,18 - 30 )
Joh 13,18-19
Jesus hatte den Jüngern soeben gesagt, daß Gehorsam zur Seligkeit führt
(V. 17 ). Nun fügte er hinzu, daß einer der Jünger davon ausgenommen
sei. Daß es gerade Judas war, war kein Zufall und auch kein Fehler in
Gottes Plan. Jesus wählte den Verräter unter seine zwölf Jünger
(vgl. Joh 6,70-71 ), damit die Schrift , d. h. Ps 41,10 , erfüllt
werde . Wie König David von seinem Freund und Vertrauten Ahitofel
verraten wurde, der sich daraufhin erhängte ( 1Sam 16,20-17,3.23 ), so
verriet Judas, einer der engsten Vertrauten Jesu, seinen Herrn und
erhängte sich dann ebenfalls. Obwohl Gott diese Tat des Judas im voraus
bekannt war, trug der Jünger die Schuld doch völlig allein. Die
Tatsache, daß Jesus alles, was geschehen würde, bereits wußte ( ehe es
geschieht ) und daß es in Erfüllung der Schrift geschah, bestärkte die
Jünger später in ihrem Glauben daran, daß Jesus von Gott gesandt war
(vgl. Joh 14,29 ).
Joh 13,20
So wie Jesus eine heilige Würde besaß, weil ihn der Vater gesandt hatte,
waren auch die Jünger als Stellvertreter Jesu zu ehren. Wer sie aufnahm,
nahm Jesus - den, den sie vertraten - und damit den Vater auf.
Joh 13,21
Jesus war betrübt im Geist . (Das griechische Wort für "betrübt"
ist etarachthE ; "bewegt"; dasselbe Wort benutzte Johannes in Joh
11,33 und Joh 12,27 ; vgl. auch Joh 14,1.27 ). Als Mensch war Jesus
betrübt, daß Judas schon so bald seine Liebe und Freundschaft verraten
würde. Als Gott wußte er, daß es geschehen mußte. Er spürte die
Hartherzigkeit und Kälte, die die Sünde in Judas bewirkt hatte. Das
Wort "bezeugte" und die Formel "wahrlich, wahrlich, ich sage
euch" betonen den Ernst dieser Ankündigung Jesu. Joh 13,22 : Daß ein
Mitglied ihres engen, vertrauten Kreises Jesus verraten sollte,
überstieg das Fassungsvermögen der Jünger. Judas hatte sich bis jetzt so
sehr zurückgehalten, daß niemand auf die Idee kam, ihn zu verdächtigen.
Joh 13,23-24
Simon Petrus, der Leiter und vielleicht auch der gefühlsbetonteste
seiner Jünger, wollte den Verrat verhindern. Lukas ( Lk 22,38.49-50 )
erwähnt, daß die Jünger sogar zwei Schwerter besaßen. Bei dem
Jünger, den Jesus lieb hatte , handelte es sich offensichtlich um
Johannes, den Verfasser des Evangeliums (vgl. die Einführung). Johannes
und Judas saßen bei Tisch neben Jesus; da Petrus selbst zu weit von ihm
entfernt war, winkte er Johannes und bat ihn, Jesus zu fragen, von wem
er gesprochen hatte.
Joh 13,25-27
Da lehnte der sich an die Brust Jesu und fragte ihn: Herr, wer
ist's? Doch dabei entging ihm, daß Jesus Judas den Bissen gab - die
letzte Gnadenbezeugung des Herrn gegenüber seinem Verräter. Diese Geste
eines Gastgebers seinem Gast gegenüber war ein Zeichen der Freundschaft.
Ausgerechnet der Freundschaftsbeweis Jesu besiegelte also den Verrrat
der Freundschaft durch Judas!
Der Satz "Satan fuhr in ihn" (vgl. V. 2 ) ist eine der schrecklichsten
Aussagen der Bibel. Judas wurde damit zum Werkzeug des Teufels, der ihn
benutzte, um seinen Willen durchzusetzen. Tue bald heißt wörtlich: "tue
rascher" - vielleicht trieb Jesus Judas an, damit der Zeitplan Gottes
eingehalten wurde.
Joh 13,28-30
Da niemand die Bedeutung von Jesu Worten verstand, blieb wohl auch dem
Jünger, den Jesus lieb hatte, zunächst verborgen, was sein Hinweis mit
dem "Brocken" bedeutete. Als Judas hinausging , dachte noch keiner an
etwas Böses. Sie nahmen an, daß er als ihr Schatzmeister (vgl. Joh
12,6 ) kaufen wollte, was zum Fest nötig war, oder daß er den Armen
etwas geben wollte. Judas hatte also die Jünger, nicht jedoch Jesus
getäuscht. Die Bemerkung "und es war Nacht" wäre in jedem anderen
Evangelium wohl lediglich eine Zeitangabe, doch im Johannesevangelium
besitzt sie darüber hinaus symbolische Bedeutung. Judas verließ das
Licht ( Joh 8,12;12,35.46 ) und ging hinaus in die Finsternis der Sünde
( Joh 3,19 ).
B. Jesu bevorstehender Abschied
( 13,31 - 38 )
Joh 13,31-32
Nachdem Judas gegangen war, überstürzten sich die Ereignisse, die
schließlich zu Jesu Tod führten. Jesus war nun frei von der nervösen
Spannung, die Satan in Judas hervorgerufen hatte. Auch die lange
Anspannung, die sich mit dem Näherrücken seines Todes aufgebaut hatte
( Lk 12,50 ), sollte nun bald vorüber sein. Das
Wort "verherrlicht" steht fünfmal in diesen beiden Versen. In Jesu Tod
offenbarten sich seine einzigartige Herrlichkeit und auch die
Herrlichkeit des Vaters, weil sich in ihm die Liebe Gottes, seine
liebende Hinwendung zu den Menschen und seine Gerechtigkeit zeigten
(vgl. Joh 1,14; Röm 3,21-26 ). Die Worte "Gott wird ihn bald
verherrlichen" sind ein Vorverweis auf die Auferstehung und die
Himmelfahrt.
Joh 13,33
"Liebe Kinder" ist die Übersetzung von teknia ("kleine Kinder; der
Diminutiv von tekna , "Kinder"). Diese liebevolle Bezeichnung war der
Ausdruck von Jesu Sorge um die Jünger. Jesus benutzte ihn nur an dieser
Stelle und nur in diesem Evangelium; Johannes verwendet ihn dann noch
siebenmal in seinem ersten Brief ( 1Joh 2,1.12.28;3,7.18;4,4;5,21 ), und
auch bei Paulus findet er sich einmal ( Gal 4,19 ). Abermals verkündigte
Jesus den Jüngern, daß er sie nun bald verlassen würde und sie ihn nicht
würden finden können (vgl. Mt 23,39; Joh 7,34;8,21;12,8.35 ). Das bezog
sich sowohl auf seine Auferstehung als auch auf seine Himmelfahrt.
Joh 13,34-35
Die elf Jünger würden in seiner Abwesenheit überleben, indem sie seinem
Beispiel der Liebe folgten. Dieses Gebot war insofern neu, als es sich
hier um die besondere, an JesuOpfer am Kreuz anschließende Liebe zu
anderen Gläubigen handelt: ... daß ihr euch untereinander liebt, wie ich
euch geliebt habe . Die Liebe und Hilfsbereitschaft der Christen
untereinander sollte es ihnen ermöglichen, in einer feindlichen Welt zu
überleben. Wie Jesus die Verkörperung der Liebe Gottes war, so sollte
jetzt jeder Jünger die Liebe Christi verkörpern. Diese Liebe ist ein
Zeichen für die Welt und für jeden Gläubigen ( 1Joh 3,14 ).
Joh 13,36-38
Petrus, der stets aussprach, was ihm durch den Kopf ging, griff auf, was
Jesus über sein Fortgehen gesagt hatte (V. 33 ), und wollte nun wissen,
wohin er ging (vgl. die ähnliche Frage von Thomas; Joh 14,5 ). Er liebte
Jesus und wollte bei ihm sein, doch Jesus antwortete ihm, daß er
ihm diesmal noch nicht folgen könne . Eine solche Situation konnte
Petrus sich jedoch nicht vorstellen. Er war sich sicher, daß seine Liebe
und sein Mut jeder Herausforderung, auch dem Tod, gewachsen wären. Ich
will mein Leben für dich lassen , versicherte er. Aber er überschätzte
sich, und er kannte nicht die teuflische Macht, die gegen ihn arbeitete
(vgl. Lk 22,31-32 ). Jesu Vorhersage, daß Petrus ihn verleugnen werde
(du wirst mich dreimal verleugnen ), muß die anderen Jünger zutiefst
erschreckt haben. Wahrscheinlich fragten sie sich daraufhin, ob Petrus
der Verräter sei (vgl. Joh 13,21-25 ). |