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Johannesevangelium Walvoord
Edwin A. Blum
Johannes Kapitel 15
Johannes 15 Zusammenfassung
( 15,1 - 10 )
Jesus belehrte die Jünger im Hinblick auf drei für ihr Glaubensleben
entscheidende Beziehungen: Sie sollten ein richtiges Verhältnis zu Jesus
(V. 1 - 10 ), zueinander (V. 11 - 17 ) und zur Welt (V. 18 - Joh 16,4 )
finden. Er gab ihnen drei Aufgaben: (in Jesus) zu bleiben, einander zu
lieben und Zeugnis zu geben.
Joh 15,1
Ich bin der wahre Weinstock (vgl. V. 5 ). Das ist die letzte der sieben
großen "Ich-bin"-Aussagen im Johannesevangelium (vgl. den Kommentar
zu Joh 6,35 ). Israel war Gottes auserwählter Weinstock, auf den er viel
Fürsorge und Aufmerksamkeit verwandt hatte ( Ps 80,9; Jes 5,1-7; Jer
2,3;6,9; Hes 15;17,5-10;19,10-14; Hos 10,1;14,8 ). Er wünschte sich
Früchte, doch der Weinstock (Israel) verdarb und brachte nur verdorbene
Frucht hervor. Daher erfüllte nun Jesus, der "wahre Weinstock", Gottes
Plan mit Isreal. Der Vater ist der Weingärtner , der den Weinstock
pflegt und schützt.
Joh 15,2
Er (d. h. der Gärtner, der Vater) will Frucht an seinem Weinstock sehen
- eine Aussage, die achtmal in diesem Kapitel vorkommt (V. 2 [dreimal],
V. 4 , Vers 5 , Vers 8 und Vers 16 ). Dabei ist eine Steigerung
festzustellen: Frucht (V. 2 ), mehr Frucht (V. 2 ) und "viel Frucht"
(V. 5 und 8 ). Die Frucht, die Gott sich von Israel wünschte, war
liebender Gehorsam und Gerechtigkeit ( Jes 6,1-7 ). Jede Rebe an mir,
die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen . Die Wendung "an mir"
bedeutet nicht dasselbe wie die paulinische Formel "in Christus". Hier
ist sie Teil der Metapher des Weinstocks und heißt wahrscheinlich "nicht
jeder, der bekennt, mein Jünger zu sein (eine "Rebe"), ist zwangsläufig
auch ein wahrer Jünger." Eine Rebe, die keine Frucht bringt , ist tot,
daher wird sie, wie Judas, abgeschnitten. (Vgl. den Kommentar zu Joh
15,6 .) Jedes Jahr beschneiden die Gärtner in Palästina ihre Weinstöcke.
Sie schneiden die toten Äste ab, damit die lebenden um so größere
Erträge bringen.
Joh 15,3
Die Jünger waren durch Jesus und seine Botschaft gereinigt worden - mit
einer Ausnahme: Judas (vgl. 10 - 11 ).
Joh 15,4
"Früchte" tragen diejenigen Jünger, die in ihrem Leben dem Leben Christi
auf Erden nacheifern. Ihre Aufgabe ist es zu bleiben . Das
Wort bleiben , ein Schlüsselwort in der Theologie des
Johannesevangeliums, im Griechischen menO , steht elfmal in diesem
Kapitel, vierzigmal im ganzen Johannesevangelium und siebenundzwanzigmal
in den Johannesbriefen. Möglich sind folgende Bedeutungen. Erstens:
Jesus als Retter zu akzeptieren (vgl Joh 6,54.56 ). Zweitens: im Glauben
zu bleiben ( Joh 8,31; 1Joh 2,19.24;4,15 ). Drittens: in Glauben und
Liebe zu gehorchen ( Joh 15,9-10 ). Ohne Glauben wird keiner das Leben
Gottes erhalten. Ohne das Leben Gottes kann es keine Frucht geben: Auch
ihr könnt keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.
Joh 15,5-6
Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht (vgl. V. 8 ).
Doch wer nicht glaubt, wird verloren sein. Eine Rebe ohne Leben ist tot
und wird entfernt (V. 2 ). Sie ist nutzlos und wird ins Feuer geworfen
und verbrannt. Was meinte Jesus mit seinen symbolischen Worten über die
Reben, die verbrannt werden? Sie sind auf mindestens drei Arten gedeutet
worden: (1) Die "verbrannten" Reben sind Christen, die ihre Rettung
verloren haben. (Das widerspricht jedoch vielen anderen Textstellen, z.
B. Joh 3,16.36;5,24;10,28-29; Röm 8,1 .) (2) Die "verbrannten" Reben
sind Christen, die im Jüngsten Gericht zwar die Belohnungen, nicht
jedoch die Rettung verlieren werden ( 1Kor 3,15 ). (Doch Jesus sprach
hier von toten Reben, die weggeworfen werden und verdorren .) (3) Die
"verbrannten" Reben beziehen sich auf Christen, die sich zwar zu Jesus
bekennen, doch, wie Judas, nicht gerettet sind und daher gerichtet
werden. Wie eine tote Rebe ist ein Mensch ohne Christus geistlich tot
und wird mit dem ewigen Feuer bestraft werden (vgl. Mt 25,46 ). Judas
lebte bei Jesus; er schien eine "Rebe" zu sein. Doch er hatte nicht das
Leben Gottes in sich; daher verließ Gott ihn, und er erlitt dasselbe
Schicksal wie ein toter, abgestorbener Zweig.
Joh 15,7-8
Im Gegensatz zu Vers 6 enthalten diese Verse eine positive Aussage: in
Jesus bleiben und viel Frucht bringen. Ein Gebet, das erhört wird, kommt
aus dem Glauben an Christus und dem Vertrauen auf seine Worte, die in
den Gläubigen bleiben. Sie stärken und bewahren die Gläubigen und lassen
sie zu einer vollkommenen Übereinstimmung mit dem Willen des Vaters
kommen. Wo dies aber der Fall ist, ist der Erfolg des Gebets gewiß - es
wird euch widerfahren ( 1Joh 5,14-15 ). Erfüllte
Gebete verherrlichen den Vater, weil die Jünger, wie Jesus selbst, damit
den Willen des himmlischen Vaters tun (vgl. "dein Reich komme, dein
Wille geschehe"; Mt 6,10 ).
Joh 15,9-10
Ein Gläubiger lebt durch das Wunder der Liebe Jesu, die der Liebe des
Vaters gleicht. Der Ausspruch "bleibt in meiner Liebe" scheint
vielleicht etwas mystisch, doch Jesus meinte ihn ganz wörtlich. Wie
Jesus den Geboten des Vaters gehorcht, so sollen die Jünger seinen
Geboten gehorchen (vgl. Joh 14,15.21.23; 1Joh 2,3;3,22.24;5,3 ). Aktive
Abhängigkeit und liebender Gehorsam sind der richtige Weg für alle
Kinder Gottes.
F. Jesu Freunde
( 15,11 - 17 )
Joh 15,11
Jesus hatte große Freude daran, dem Vater durch ein fruchtbringendes
Leben zu gefallen (vgl. Hebr 12,2 ). Der Zweck seiner Lehre war es, den
Menschen ein volles, erfülltes Leben, nicht etwa eine freudlose
Existenz, zu geben ( Joh 10,10 ). Auch die Anweisungen an die Jünger
waren lediglich dazu gedacht, ihre Freude vollkommen werden zu lassen
(vgl. Joh 17,13 ).
Joh 15,12
Ein vorrangiges Gebot hatte Jesus seinen Jüngern gegeben: sie sollten
sich untereinander lieben (wiederholt in V. 17 ). Die Christen wachsen
durch ihre gegenseitige Fürsorge. Das Vorbild für diese Liebe ist
Christi demütiges, aufopferungsvolles Dienen: wie ich euch liebe .
Joh 15,13-14
Das größte, was ein Mensch für seinen Freund tun kann, ist, für ihn zu
sterben; ein solcher Tod ist der eindeutige Beweis seiner Liebe. Jesus
demonstrierte seine Liebe (V. 12 )b, indem er für seine Freunde - die,
die ihm gehorchen - starb. Im Alten Testament wurde Abraham Gottes
"Freund" genannt ( 2Chr 20,7; Jes 41,8 ), weil er ihm gehorchte. Abraham
unterhielt sich mit Gott wie mit einem engen Freund (vgl. 1Mo 18,17 ).
Joh 15,15-17
Ein Knecht (wörtlich: "Sklave") hat keine enge Beziehung zu seinem
Herrn, wie es etwa unter Freunden üblich ist. Er tut, was ihm gesagt
wird, ohne seinen Herrn unbedingt zu verstehen. Da Jesus sich jedoch
seinen Jüngern offenbart hatte, wurde der Titel "Sklave" ihrer Beziehung
nicht gerecht. (Wenn Paulus von sich selbst als "Knecht [wörtlich:
"Sklave"] Gottes" sprach [ Röm 1,1 ], hatte er ebenfalls etwas anderes
im Sinn. Er wollte damit sagen, daß er Gott bereitwillig und demütig
diente und gehorchte.) Jesus nannte seine Jünger Freunde, weil er ihnen
die Offenbarung seines Vaters enthüllt hatte.
Dann erinnerte er sie daran, daß er sie selbst auserwählt hatte ( Joh
15,19 ) - im Gegensatz zu dem üblichen Verfahren, nach dem die Jünger
sich einen Lehrer suchten. Er hatte sie gewählt,damit sie bleibende
Frucht brächten. Er hatte sie für einen Auftrag ausersehen, und sein
Vater würde ihre Bitten erhören, damit dieser Auftrag erfüllt werden
konnte ( wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, wird er's euch
geben ; vgl. V. 7 ; vgl. "in meinem Namen", Joh 14,13-14;16,23-24.26 ).
Zur Freundschaft mit Jesus gehört immer auch die Liebe zu anderen
Menschen: daß ihr euch untereinander liebt (vgl. Joh 15,12 ).
G. Der Haß der Welt
( 15,18 - 16,4 )
Joh 15,18
Wer Freundschaft mit Gott hat, muß den Haß der Welt erdulden. Umgekehrt
bedeutet Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ( Jak 4,4 ).
Jesus machte seine Jünger darauf aufmerksam, daß die Welt sie hassen
würde. Die Welt ist im Johannesevangelium das gesamte System der
organisierten, Gott feindlich gesonnenen Gesellschaft, die unter dem
Einfluß Satans steht ( Joh 14,30 ). Diese Feindschaft mag für die
Gläubigen manchmal unerwartet sein ( 1Pet 4,12-13 ), doch sie sollten
sich daran erinnern, daß auch Jesus vom Zeitpunkt seiner Geburt an (als
Herodes der Große versuchte, ihn zu töten) bis zu seinem Tod am Kreuz
gehaßt wurde.
Joh 15,19
Der Grund dafür, daß die Welt die Christen haßt, liegt in ihrem
Anderssein (vgl. 1Pet 4,4; Röm 12,2 ). Ein Gläubiger, der das Reich der
Finsternis verlassen hat und im Reich der Kinder Gottes lebt ( Kol
1,13 ), hat eine andere Freude, ein anderes Ziel, eine andere Hoffnung
und eine andere Liebe. Er besitzt Gewißheit, Wahrheit und einen Maßstab
im Leben. Die Christen sind durch Christus aus der Welt
erwählt (vgl. Joh 15,16 ) und gehören zu ihm. Da sie nicht mehr von der
Welt sind, haßt sie die Welt .
Joh 15,20-21
Jesus erinnerte seine Jünger an eine kurz zuvor gemachte Aussage: Der
Knecht ist nicht größer als sein Herr (vgl. Joh 13,16 ). Damals bezog
sich Jesus auf die Notwendigkeit, daß die Jünger sich sein demütiges
Dienen zum Vorbild nahmen. Doch der Satz hat auch noch andere
Konsequenzen. Die Christen sind so eng mit Jesus verbunden, daß sie auch
seine Leiden teilen ( sie werden auch euch verfolgen ). Es gab zwar
immer Menschen, die Jesus nachfolgten und sein Wort hielten und deshalb
für die Botschaft der Apostel empfänglich waren. Im allgemeinen aber
haßt die Welt die Jünger. Die Wurzel ihres Hasses ist die Identifikation
der Jünger mit Jesus. Jesus aber hassen die Menschen, weil sie Gott, der
ihn gesandt hat, nicht kennen .
Joh 15,22-23
Jesus kam als die Offenbarung Gottes. Wenn er nicht gekommen wäre, wäre
die Sünde der Menschen nicht so groß gewesen. Die Aussage "so hätten sie
keine Sünde" (vgl. V. 24 ) darf, wie Joh 16,9 zeigt, nicht absolut
genommen werden (vgl. Joh 3,19;9,41 ). Vor Jesu Kommen konnten sich die
Menschen vielleicht mit ihrer Unwissenheit herausreden (vgl. Apg
17,30 ). Doch nun, nachdem das Licht gekommen ist, können die, die
dieses Licht bewußt ablehnen, nichts vorbringen, um ihre Sünde zu
entschuldigen . Die Offenbarung des Sohnes ist so stark mit dem Vater
verknüpft, daß Jesus hassen bedeutet, Gott zu hassen (vgl. Joh 15,24 b).
Joh 15,24-25
Im folgenden werden die Gedanken von Vers 22 - 23 noch weiter
ausgeführt. Die Bedeutung von Jesu Werken war eigentlich
unmißverständlich. Auf sie hin hätte das ganze jüdische Volk bekennen
müssen: "Niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit
ihm" ( Joh 3,2 ). Doch das Volk verwarf sowohl Jesus als auch den Vater,
weil es in seiner Sünde die Finsternis mehr liebte als das Licht ( Joh
3,19 ). Die Menschen glaubten sogar, Gott zu dienen, indem sie Jesus
verwarfen ( Joh 16,2-3 ), doch in Wirklichkeit dienten sie dem Satan
( Joh 8,44 ). Die Sünde ist ihrem Wesen nach irrational. Der Haß der
Menschen Jesus gegenüber hatte keinerlei vernünftigen Grund, ebensowenig
wie der Haß des Ungerechten gegen den Gerechten - wie man an denen
sieht, die David haßten ( Ps 35,19;69,5;109,3 ).
Joh 15,26-27
Angesichts des Widerstands und des Hasses der Welt ist der Gläubige
unter Umständen versucht, der Welt zu entfliehen oder zu schweigen.
Mönchtum, auch in extremen Formen, und mangelndes Zeugnis sind in der
Kirchengeschichte nur allzu häufig anzutreffen.
Doch Jesus ermutigte seine Jünger durch die Verheißung des Geistes, in
der Welt zu wirken. Wie es die Aufgabe Jesu war, für den Vater und nicht
für sich selbst zu zeugen, so gibt der Geist Zeugnis von Jesus als dem
Messias ( er wird Zeugnis geben von mir ). Was er sagt, ist wahr, weil
er der Geist der Wahrheit ist (vgl. Joh 16,13 ). Als der Tröster
(vgl. Joh 14,26;16,7 ) bringt er die Wahrheit in die Welt. Er geht vom
Vater aus (vgl. Joh 14,26 ), wie auch der Sohn vom Vater gesandt war.
Doch das geheimnisvolle Wirken des Geistes findet nicht außerhalb der
Kirche statt. Die Apostel sollten von dem Kunde geben, der zu ihnen
gesagt hatte: Auch ihr seid meine Zeugen . Durch ihr Zeugnis und die
Überzeugungskraft des Geistes würden die Menschen gerettet. Diese
Verbindung von menschlichem Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes ( Apg
1,8 ) und dem Wirken des Heiligen Geistes ist immer wieder aufs neue
notwendig. |