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Johannesevangelium Walvoord  Edwin A. Blum

Johannes Kapitel 17

Johannes 17 Zusammenfassung:

  1. Verherrlichung: Jesus betet für seine Verherrlichung.
  2. Stunde: Jesus spricht von der Stunde, in der er verherrlicht wird.
  3. Ewiges Leben: Jesus betet, dass die Jünger ewiges Leben haben.
  4. Vater: Jesus betet zu seinem Vater.
  5. Offenbarung: Jesus hat den Jüngern den Namen des Vaters offenbart.
  6. Jünger: Jesus betet für seine Jünger.
  7. Bewahrung: Jesus bittet den Vater, die Jünger zu bewahren.
  8. Heiligung: Jesus bittet den Vater, die Jünger in der Wahrheit zu heiligen.
  9. Wahrheit: Das Wort des Vaters ist die Wahrheit.
  10. Einheit: Jesus betet für die Einheit der Jünger.
  11. Welt: Jesus betet, dass die Welt glaubt, dass der Vater ihn gesandt hat.
  12. Liebe: Jesus möchte, dass die Liebe, mit der der Vater ihn geliebt hat, in den Jüngern ist.
  13. Herrlichkeit: Jesus hat den Jüngern die Herrlichkeit gegeben, die der Vater ihm gegeben hat.
  14. Zukünftige Gläubige: Jesus betet auch für die, die durch das Wort der Jünger an ihn glauben werden.
  15. Vater und Sohn: Jesus betont die Einheit zwischen ihm und dem Vater.


J. Jesu Fürbitte

( Joh 17 )

 

1. Jesu Bitten für sich selbst

( 17,1 - 5 )

 

Nach der symbolischen Fußwaschung der Jünger ( Joh 13,1-30 ) und den Weisungen an die Apostel ( 14 - 16 ) betete Jesus. Dieses Gebet in Joh 17 wird als "das hohepriesterliche Gebet des Herrn" oder "das Gebet des Herrn" bezeichnet.

Jesus hatte seine Weisungen mit dem Siegesruf "ich habe die Welt überwunden" ( Joh 16,33 ) beendet. Das war gewissermaßen die Vorwegnahme seines Werkes am Kreuz. Während seines ganzen Wirkens hatte Jesus sich gehorsam dem Willen des Vaters unterworfen (vgl. Lk 4,42;6,12;11,1; Mt 26,36 ). Als er sich nun wiederum an seinen Vater wandte, betete er zunächst für sich selbst ( Joh 17,1-5 ), dann für seine Apostel (V. 6 - 19 ) und dann für alle zukünftigen Gläubigen (V. 20 - 26 ).

 

 

Joh 17,1

 

Jesus, der Sohn Gottes, begann sein Gebet mit dem Wort Vater (vgl. Mt 6,9 ), das er noch dreimal benutzte ( Joh 17,5.21.24; darüber hinaus nannte er ihn "heiliger Vater", V. 11 , und "gerechter Vater", V. 25 ). Die Stunde , so sagte er, ist da . Der göttliche Plan der Erlösung ging, wie vorgesehen, seiner Vollendung entgegen. Mehrere Male zuvor hatte Jesus darauf hingewiesen, daß die Zeit noch nicht gekommen war ( Joh 2,4;7,6.8.30;8,20 ), doch jetzt war sie da (vgl. Joh 12,23;13,1 ).

Dann betete er: Verherrliche deinen Sohn (vgl. Joh 17,5 ). Diese Bitte um Verherrlichung schloß die Bewahrung Jesu im Leiden, das Annehmen seines Opfers, seine Auferstehung und die Wiederherstellung zu seiner früheren Herrlichkeit mit ein. Um all das bat er, damit durch den Sohn auch der Vater verherrlicht werde und Gottes Weisheit, Macht und Liebe durch ihn offenbar würden. Auch die Gläubigen sollen Gott verherrlichen und ehren (V. 10 ); das ist der eigentliche Daseinszweck des Menschen ( Röm 11,36; 16,27; 1Kor 10,31; Eph 1,6.12.14 ).

 

 

Joh 17,2

 

Die Worte "denn du hast ihm Macht gegeben über alle Menschen" zeigen, daß Jesu Bittgebet in Einklang mit dem Plan des Vaters war. Der Vater hat befohlen, daß der Sohn über die Erde herrsche (vgl. Ps 2 ), daher hat der Sohn auch die Macht zu richten ( Joh 5,27 ), sein Leben zu lassen und wiederzunehmen ( Joh 10,18 ) und all denen, die ihm der Vater anvertraute, das ewige Leben zu geben . Sechsmal in diesem Gebet bezeichnet Jesus die Seinen als "die, die ihm (der Vater) gegeben hat" ( Joh 17,2.6 [zweimal] Joh 17,9.24 [zweimal]).

 

 

Joh 17,3

 

Das ewige Leben, wie es hier von Jesus definiert ist, ist das Erkennen des allein wahren Gottes durch seinen Sohn (vgl. Mt 11,27 ). Es ist eine immerwährende, dynamische, persönliche und vertraute Beziehung. Das Wort erkennen ( ginOskOsin ) steht hier im Präsens; in der Septuaginta und - weniger häufig - in den griechischen Handschriften bezeichnet es die Vertrautheit und Nähe einer sexuellen Beziehung (z. B. 1Mo 4,1 ,"erkannte", und Mt 1,25 ,"berührte"). Ein Mensch, der Gott erkennt, hat also eine enge persönliche Beziehung zu ihm, eine Beziehung, die ewig ist, nicht zeitlich. Das ewige Leben ist nicht einfach ein zeitloses Existieren. Jeder Mensch wird auf irgendeine Weise für immer existieren (vgl. Mt 25,46 ); die Frage ist nur: In welchem Zustand oder in welcher Beziehung wird er die Ewigkeit erleben?

 

 

Joh 17,4-5

 

Jesu Gebet für sich selbst stützte sich auf die Vollendung seines Werkes (vgl. Joh 4,34 ) - ich habe dich verherrlicht (vgl. Joh 17,1 ) - wozu auch sein Gehorsam bis in den Tod gehörte ( Phil 2,8 ). Wenn das Kreuz auch noch vor ihm lag, so kam es doch mit Sicherheit auf ihn zu. Jesus wiederholte seine Bitte um die Wiederherstellung seiner früheren Herrlichkeit mit dem Vater (vgl. Joh 17,1 ), die auf der Gewißheit des vollendeten Werks am Kreuz beruhte.

Außer diesem "Werk", das der Vater ihm gegeben hatte, erhielt Jesus von Gott die Gläubigen (V. 2.6.9. 24 ), seine Herrlichkeit (V. 5.24 ), seine Worte (V. 8 ) und seinen Namen (V. 11 - 12 ). Der Sohn gab Gottes Worte (V. 8.14 ) und Gottes Herrlichkeit (V. 22.24 ) an die Gläubigen weiter.

 

2. Jesu Bittgebet für die Apostel

( 17,6 - 19 )

 

Jesus betete für seine Jünger, bevor er sie erwählte ( Lk 6,12 ), während seines Wirkens ( Joh 6,15 ), am Ende seines Wirkens ( Lk 22,32 ), auf Erden ( Joh 17,6-19 ) und später im Himmel ( Röm 8,34; Hebr 7,25 ). Diese ständige Fürbitte zeigte seine Sorge und Liebe den Aposteln gegenüber.

 

 

Joh 17,6-8

 

Die kleine Herde der Jünger war dem Sohn vom Vater gegeben worden (vgl. V. 2.9.24 ). Sie waren aus der Welt ausgesondert ("Welt" steht in diesem Kapitel achtzehnmal: V. 5 - 6. 9.11 [zweimal] 13.14 [dreimal] 15.16.18 [zweimal] 21.23 - 25 ). Der Vater hatte sie auserwählt und die Apostel damit zu einem Geschenk für Jesus gemacht (vgl. Joh 6,37 ). Mit den Worten "sie haben dein Wort bewahrt" lobte Jesus die Jünger dafür, daß sie die Botschaft Gottes, der sie in ihm begegneten, angenommen hatten. Sie waren zwar nicht vollkommen, doch sie waren treu. Ihr Glaube an Jesus war Ausdruck ihres Vertrauens in seine Einheit mit dem Vater ( Joh 17,8 ). Dieser Glaube manifestierte sich in ihrem Gehorsam gegenüber seinen Worten, denn sie glaubten an seinen göttlichen Auftrag (vgl. Joh 16,27 ).

 

 

Joh 17,9-10

 

Christi Gebet (in V. 6 - 19 ) war in erster Linie für die Elf bestimmt, wenngleich es sich auf alle Gläubigen anwenden läßt (vgl. V. 20 ). Er bat hier nicht für die Welt , die nicht an ihn glaubte und ihm feindlich gegenüberstand, sondern er bat um zwei Dinge: (a) die Bewahrung (erhalte sie"; V. 11 ) und (b) die Heiligung ("heilige sie"; V. 17 ) seiner Jünger.

Die Welt muß nicht in ihrem Widerstand bewahrt und in ihrem Unglauben geheiligt werden. Jesus erbat sich das, weil die Jünger durch die Schöpfung und die Erwählung Gottes Eigentum waren ( denn sie sind dein ). Seine Worte "und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein" sind ein Beweis für seinen Anspruch auf Einheit, Vertrautheit und Wesensgleichheit mit dem Vater.

In der alten Weltordnung wohnte Gott unter den Menschen und zeigte seine Herrlichkeit. In Jesus offenbarte sich diese Herrlichkeit in völlig neuer Weise (vgl. Joh 1,14 ). Nach seinem Tod wurde Christus durch seine Jünger verherrlicht: Und ich bin in ihnen verherrlicht . Jetzt, im Kirchenzeitalter, verherrlicht der Heilige Geist den Sohn ( Joh 16,14 ), und auch die Gläubigen sollen ihn verherrlichen ( Eph 1,12 ).

 

 

Joh 17,11

 

Bald würde Jesus zum Vater gehen und seine Jünger in der Welt zurücklassen. Sie mußten hierbleiben, um Gottes Plan - die Verbreitung der guten Nachricht von der Erlösung und die Gründung der Kirche - auszuführen. Mit der Bildung der Kirche wurde die Weltgeschichte gewissermaßen zu einer "Geschichte zweier Städte": der Stadt Gottes und der Stadt der Menschen.

Da die Jünger in der Welt bleiben würden, bat Jesus Gott, sie zu bewahren. Die Feindseligkeit gegenüber Gott, die Jesus zu spüren bekommen hatte, würde nun die kleine Schar der Apostel und danach noch viele von Jesu Jüngern treffen. Mit der Anrufung seines heiligen Vaters wies Jesus auf den Unterschied zwischen Gott und der sündigen Kreatur hin. Diese Heiligkeit ist die Grundlage für die Absonderung der Gläubigen von der Welt. Gott würde sie durch die Macht seines Namens (vgl. Spr 18,10; in der damaligen Zeit stand der Name eines Menschen für die Person) vor der Sünde und der Feindschaft der Welt bewahren.

Jesus betete um die Bewahrung der Gläubigen, um ihre Einheit nach dem Vorbild der Einheit des Vaters und des Sohnes zu fördern: Daß sie eins seien wie wir (vgl. V. 21 - 22 ). Es scheint sich dabei um eine Willenseinheit zu handeln. Geschützt vor den Angriffen der Welt würden die Gläubigen in ihrem gemeinsamen Wunsch, dem Sohn zu dienen und ihn zu verherrlichen, geeint.

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Joh 17,12

 

Als "guter Hirte" sorgte Jesus sich um die Herde, die ihm vom Vater anvertraut war. Nur Judas, der hier der Sohn des Verderbens genannt wird, bildete eine Ausnahme. Er gehörte niemals zu den Schafen, auch wenn sein wahrer Charakter erst jetzt ans Licht kam (vgl. Joh 13,11; 1Joh 2,19 ). Er war eine "tote Rebe", die abgeschnitten werden mußte (vgl. den Kommentar zu Joh 15,2.6 ). Judas handelte zwar bewußt (er verkaufte Jesus), doch unwissentlich wurde er dabei zu einem Werkzeug Satans ( Joh 13,2.27 ). Auch die Willensakte der Menschen fügen sich in Gottes Plan ein (vgl. Apg 2,23;4,28 ). So erfüllte (in größerem, biblischem Zusammenhang) Judas' Verrat die Worte von Ps 41,10 über Davids Verrat durch seinen Freund.

 

 

Joh 17,13

 

Die Trostworte, die Jesus hier zu seinen Jüngern sprach ( ich rede dies ), waren sehr wichtig für sie. In der Folgezeit nach seiner Passion würden sie sich daran erinnern, und ihre Freude sollte vollkommen sein . Sie freuten sich, weil sie aus seinen Worten wußten, daß er den Bösen besiegt und ihnen das ewige Leben gebracht hatte.

 

 

Joh 17,14

 

Jesus setzte seine Fürbitte für die Jünger mit einem Hinweis auf ihren Wert und die ihnen bevorstehende Gefahr fort. Wertvoll waren sie, weil sie das Wort Gottes empfangen hatten: Ich habe ihnen dein Wort gegeben (vgl. "denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben"; V. 8 ). Sie waren in Gefahr, weil das teuflische System der Welt sie haßte . Die Welt haßte sie, weil sie nicht von der Welt waren. Da die Gläubigen Anteil an Jesus Christus haben, hat "alles, was in der Welt ist - des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben" - seine Attraktion für sie verloren ( 1Joh 2,16 ). Dem Gläubigen ist bewußt, daß die Welt nur "Dreck und Schaden" ist (vgl. Phil 3,8 ), und dafür haßt ihn die Welt, denn er entlarvt ihre trügerischen Werte (vgl. Joh 3,20 ).

 

 

Joh 17,15

 

Es war nicht Gottes Absicht, die Jünger einfach vor jeglicher Gefahr und allem Widerstand zu bewahren ( daß du sie aus der Welt nimmst ), sondern sie inmitten aller Schwierigkeiten zu erhalten. Wie von Daniel in Babylon ( Dan 1,5;3,12;6,6-12 ) und von den Heiligen im Hause des Kaisers ( Phil 4,22 ) verlangt Gott von den Jüngern, daß sie in einem Umfeld voller teuflischer Lügen Zeugen der Wahrheit sind. Satan, der Böse (vgl. Mt 5,37; 1Joh 5,19 ), als Fürst der Welt, läßt nichts unversucht, um die Gläubigen zu vernichten (vgl. Offb 2,10;12,10 ), doch Gottes Plan wird sich am Ende durchsetzen. Die Christen sollen sich nicht aus der Welt zurückziehen, sondern im Vertrauen auf Gottes Schutz Zeugnis für Jesus ablegen.

 

 

Joh 17,16-17

 

Wie Jesus gehören auch die Gläubigen nicht dem teuflischen System dieser Welt ( ich bin nicht von der Welt ; vgl. V. 14 ), sondern dem himmlischen Königreich ( Kol 1,13 ) an, denn sie sind wiedergeboren (vgl. Joh 3,3 ). Jesus hatte Gott um die Erhaltung seiner Jünger gebeten ( Joh 17,11 ); seine zweite Bitte war nun, daß sie geheiligt würden. Heiligen bedeutet "absondern für einen besonderen Zweck". Ein Gläubiger hat nichts mit der Sünde, den Werten und Zielen der Welt zu tun.

Das Mittel dieser Heiligung ist Gottes Wahrheit . Sie wird vermittelt in der persönlichen und der ethischen Dimension des Wortes. In dem Maß, in dem die Jünger Jesu Botschaft vernahmen, glaubten und begriffen, verwandelten sich ihre Herzen und ihr Verstand. Diese grundlegende Veränderung in ihrem Denken hatte Veränderungen in ihrem Leben zur Folge. Das gilt ebenso für die Gläubigen von heute. Wenn sie das Wort Gottes auf ihr Leben anwenden, sind sie geheiligt - abgesondert für Gott, verändert in ihrem Leben, in dem sie nun Gott die Ehre geben (vgl. Joh 15,3 ). Die Botschaft Gottes sonderte die Apostel von der Welt ab, so daß sie von nun an seinen, nicht mehr den Willen Satans, taten.

 

Joh 17,18

 

Jesus ist das Vorbild für jeden Gläubigen. Er war in der Welt, aber er war nicht von der Welt (V. 14 b. 16 b). Er war vom Vater in die Welt gesandt, und die Gläubigen wurden von ihm in die Welt gesandt, um den Vater zu verkünden (vgl. Joh 20,21 ). Hierin ähnelt diese Passage dem Missionsauftrag in Mt 28,18-20 . Jeder Christ sollte sich als Bote betrachten, dessen Aufgabe es ist, den andern von der Wahrheit Gottes zu erzählen.

 

 

Joh 17,19

 

Jesus heiligte sich selbst für seine Jünger. Doch inwiefern hatte er das überhaupt nötig? War er nicht bereits für Gott von der Welt abgesondert? Die besondere Heiligung, von der hier die Rede war, bezog sich auf seine Absonderung und Auslieferung an den Tod . Der Zweck seines Todes aber war es, daß auch sie geheiligt seien in der Wahrheit . Die Wendung "geheiligt in der Wahrheit" bedeutet, daß die Wahrheit Gottes Mittel der Heiligung ist (vgl. den Kommentar zu V. 17 ). Mit seinem Tod wollte Christus die Gläubigen für Gott und seinen Plan absondern bzw. sie ihm übergeben.

 

 

3. Jesu Fürbitte für die zukünftigen Gläubigen

( 17,20 - 26 )

 

Joh 17,20

 

Der letzte Teil von Jesu Bitte (V. 20 - 26 ) galt den Gläubigen der Zukunft, die durch das Wort der Apostel zu ihm kommen würden. Im Kirchenzeitalter haben alle Christen direkt oder indirekt durch das Zeugnis der Apostel zu Christus gefunden. Jesus wußte, daß sein Auftrag von Erfolg gekrönt sein würde. Er würde sterben und auferweckt werden, er würde den Heiligen Geist senden, die Apostel würden predigen, die Menschen würden sich bekehren, und die Kirche würde entstehen. Wie jeder Hohepriester Israels die Namen der Stämme vor die Gegenwart Gottes in der Stiftshütte und im Tempel trug (vgl. 2Mo 28,9-12.21-29 ), so stellte Jesus, der große Hohepriester, die zukünftigen Gläubigen vor die heilige Gegenwart seines himmlischen Vaters (vgl. Hebr 4,14-5,12;7,24-8,2 ).

 

 

Joh 17,21

 

Jesus bat um die Einheit derer, die in der Zukunft zum Glauben kommen würden (vgl. V. 11.21 - 22 ). Dieser Vers ist ein Lieblingsvers der heutigen ökumenischen Bewegung. Es stimmt zwar, daß das Kirchenschisma ein Skandal ist, doch die Heilung liegt nicht in einer Union der Institutionen. Jesus betete nicht für den Zusammenschluß der Christen zu einer einzigen, weltweiten ökumenischen Kirche, in der neben der Orthodoxie auch Irrlehren verbreitet werden. Er betete umdie Einheit der Liebe, eine Einheit des Gehorsams gegenüber Gott und seinem Wort. Zwischen Einheitlichkeit, willkürlichem Zusammenleben und echter Einheit besteht ein Unterschied.

Alle Gläubigen gehören zu dem einen Leib Christi ( 1Kor 12,13 ); ihre geistliche Einheit manifestiert sich in ihrem Leben. Die Einheit, die Christus sich für seine Kirche wünscht, ist dieselbe wie die zwischen Vater und Sohn: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir (vgl. Joh 10,38;17,11.23 ). Der Vater vollbrachte seine Werke durch den Sohn, und der Sohn tat nur, was dem Vater gefiel ( Joh 5,30;8,29 ). Diese geistliche Einheit soll sich auch in der Kirche zeigen. Ohne Einheit mit Jesus und dem Vater ( sie in uns ) können die Christen nichts bewirken ( Joh 15,5 ). Es ist ihr Lebensziel, den Willen des Vaters zu tun.

Die Einheit der Jünger mit Jesus wird dazu führen, daß die Welt an den Vater glaubt: Daß du mich gesandt hast (vgl. Joh 17,23 ).

 

 

Joh 17,22-23

 

Die Herrlichkeit, die Christus der Kirche gegeben hat, bezieht sich wahrscheinlich auf die Herrlichkeit des Kreuzes (vgl. V. 1 - 5 ). Durch die Erinnerung an Jesu Sühneopfer sollte die Kirche mit den Zielen Gottes und seinem Heilsplan eins werden. Abermals wird die Einheit der Christen ( damit sie eins seien ) mit der Einheit zwischen Sohn und Vater verglichen (wie wir eins sind; vgl. V. 11.21 ). Diese Einheit wird dadurch erzielt, daß Christus in den Gläubigen wohnt ( ich in ihnen ).

Das Ziel der Einheit der Gläubigen untereinander und mit Gott ist ein doppeltes: (a) die Welt soll an den göttlichen Auftrag des Sohnes glauben ( erkenne, daß du mich gesandt hast ), und (b) die Welt soll die Liebe Gottes zu den Gläubigen erkennen, die ebenso tief und unvergänglich ist wie die Liebe zu seinem Sohn (vgl. V. 26 ).

 

 

Joh 17,24

 

Die Gemeinschaft, die die Jünger bereits in diesem Leben mit Jesus haben, wird in der Ewigkeit noch enger werden. Das Ziel der Erlösung ist es, die Gläubigen zu verherrlichen und mit Jesus zu vereinen (vgl. Joh 14,3; Kol 3,4; 1Thes 4,17 ). Jesu letzter, testamentarischer Wunsch ( ich will , thelO ) bestimmte, daß seine Jünger in seine Herrlichkeit, die Herrlichkeit, die er vom Vater hatte und wieder haben würde ( Joh 17,5 ), eintreten sollten ( sehen ; vgl. Hebr 2,10 ). Dieses Testament wurde besiegelt durch seinen Tod und seine Auferstehung. Da er in Willenseinheit mit dem Vater handelt ( Joh 4,34;5,30;6,38 ), steht dieser für die Verwirklichung von Jesu Vermächtnis ein.

 

 

Joh 17,25-26

 

Die Fürbitte für die Gläubigen schließt mit der Anrufung des gerechten Vaters . Das Wort, das hier mit "gerecht" übersetzt ist, kommt im Johannesevangelium selten vor (vgl. 5, 30; Joh 7,24 ). Hier ist es offensichtlich Ausdruck für den Lobpreis des göttlichen Erlösungswerkes (vgl. Mt 11,25-26 ). Der Vater ist gerecht, während die Welt im Unrecht lebt ( kennt dich nicht ). Jesus hat den Vater gekannt, offenbart ( Joh 17,6 ) und verherrlicht (V. 4 ), eine Aufgabe, die nun den Christen obliegt. Das Wesen Gottes ist die Liebe ( 1Joh 4,8 ). Jesus tat durch seinen Tod den Vater und seine Liebe der Welt kund. Die Liebe des Vaters zum Sohn wurde offenbar, als er ihn zur Herrlichkeit auferweckte. Jesus offenbarte den Vater, damit die Christen in dieser Liebe zunahmen ( damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei ) und sich in ihrem Leben seiner persönlichen Gegenwart erfreuen konnten ( und ich in ihnen ).

Jesus bat um vier Dinge für die Gläubigen: Erhaltung ( Joh 17,11 ), Heiligung (V. 17 ), Einheit (V. 11.21 - 22 ) und Teilhabe an seiner Herrlichkeit (V. 24 ). Sein Gebet wird mit Sicherheit Erhörung finden (vgl. Joh 11,42; 1Joh 5,14 ).