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Johannesevangelium Walvoord
Edwin A. Blum
Johannes Kapitel 17
Johannes 17 Zusammenfassung:
( Joh 17 )
1. Jesu Bitten für sich selbst
( 17,1 - 5 )
Nach der symbolischen Fußwaschung der Jünger ( Joh 13,1-30 ) und den
Weisungen an die Apostel ( 14 - 16 ) betete Jesus. Dieses Gebet in Joh
17 wird als "das hohepriesterliche Gebet des Herrn" oder "das Gebet des
Herrn" bezeichnet.
Jesus hatte seine Weisungen mit dem Siegesruf "ich habe die Welt
überwunden" ( Joh 16,33 ) beendet. Das war gewissermaßen die Vorwegnahme
seines Werkes am Kreuz. Während seines ganzen Wirkens hatte Jesus sich
gehorsam dem Willen des Vaters unterworfen (vgl. Lk 4,42;6,12;11,1; Mt
26,36 ). Als er sich nun wiederum an seinen Vater wandte, betete er
zunächst für sich selbst ( Joh 17,1-5 ), dann für seine Apostel (V. 6 -
19 ) und dann für alle zukünftigen Gläubigen (V. 20 - 26 ).
Joh 17,1
Jesus, der Sohn Gottes, begann sein Gebet mit dem Wort Vater (vgl. Mt
6,9 ), das er noch dreimal benutzte ( Joh 17,5.21.24; darüber hinaus
nannte er ihn "heiliger Vater", V. 11 , und "gerechter Vater",
V. 25 ). Die Stunde , so sagte er, ist da . Der göttliche Plan der
Erlösung ging, wie vorgesehen, seiner Vollendung entgegen. Mehrere Male
zuvor hatte Jesus darauf hingewiesen, daß die Zeit noch nicht gekommen
war ( Joh 2,4;7,6.8.30;8,20 ), doch jetzt war sie da (vgl. Joh
12,23;13,1 ).
Dann betete er: Verherrliche deinen Sohn (vgl. Joh 17,5 ). Diese Bitte
um Verherrlichung schloß die Bewahrung Jesu im Leiden, das Annehmen
seines Opfers, seine Auferstehung und die Wiederherstellung zu seiner
früheren Herrlichkeit mit ein. Um all das bat er, damit durch den Sohn
auch der Vater verherrlicht werde und Gottes Weisheit, Macht und Liebe
durch ihn offenbar würden. Auch die Gläubigen sollen Gott verherrlichen
und ehren (V. 10 ); das ist der eigentliche Daseinszweck des Menschen
( Röm 11,36; 16,27; 1Kor 10,31; Eph 1,6.12.14 ).
Joh 17,2
Die Worte "denn du hast ihm Macht gegeben über alle Menschen" zeigen,
daß Jesu Bittgebet in Einklang mit dem Plan des Vaters war. Der Vater
hat befohlen, daß der Sohn über die Erde herrsche (vgl. Ps 2 ), daher
hat der Sohn auch die Macht zu richten ( Joh 5,27 ), sein Leben zu
lassen und wiederzunehmen ( Joh 10,18 ) und all denen, die ihm der Vater
anvertraute, das ewige Leben zu geben . Sechsmal in diesem Gebet
bezeichnet Jesus die Seinen als "die, die ihm (der Vater) gegeben hat"
( Joh 17,2.6 [zweimal] Joh 17,9.24 [zweimal]).
Joh 17,3
Das ewige Leben, wie es hier von Jesus definiert ist, ist das Erkennen
des allein wahren Gottes durch seinen Sohn (vgl. Mt 11,27 ). Es ist eine
immerwährende, dynamische, persönliche und vertraute Beziehung. Das
Wort erkennen ( ginOskOsin ) steht hier im Präsens; in der Septuaginta
und - weniger häufig - in den griechischen Handschriften bezeichnet es
die Vertrautheit und Nähe einer sexuellen Beziehung (z. B. 1Mo
4,1 ,"erkannte", und Mt 1,25 ,"berührte"). Ein Mensch, der Gott erkennt,
hat also eine enge persönliche Beziehung zu ihm, eine Beziehung, die
ewig ist, nicht zeitlich. Das ewige Leben ist nicht einfach ein
zeitloses Existieren. Jeder Mensch wird auf irgendeine Weise für immer
existieren (vgl. Mt 25,46 ); die Frage ist nur: In welchem Zustand oder
in welcher Beziehung wird er die Ewigkeit erleben?
Joh 17,4-5
Jesu Gebet für sich selbst stützte sich auf die Vollendung seines Werkes
(vgl. Joh 4,34 ) - ich habe dich verherrlicht (vgl. Joh 17,1 ) - wozu
auch sein Gehorsam bis in den Tod gehörte ( Phil 2,8 ). Wenn das Kreuz
auch noch vor ihm lag, so kam es doch mit Sicherheit auf ihn zu. Jesus
wiederholte seine Bitte um die Wiederherstellung seiner früheren
Herrlichkeit mit dem Vater (vgl. Joh 17,1 ), die auf der Gewißheit des
vollendeten Werks am Kreuz beruhte.
Außer diesem "Werk", das der Vater ihm gegeben hatte, erhielt Jesus von
Gott die Gläubigen (V. 2.6.9. 24 ), seine Herrlichkeit (V. 5.24 ), seine
Worte (V. 8 ) und seinen Namen (V. 11 - 12 ). Der Sohn gab Gottes Worte
(V. 8.14 ) und Gottes Herrlichkeit (V. 22.24 ) an die Gläubigen weiter.
2. Jesu Bittgebet für die Apostel
( 17,6 - 19 )
Jesus betete für seine Jünger, bevor er sie erwählte ( Lk 6,12 ),
während seines Wirkens ( Joh 6,15 ), am Ende seines Wirkens ( Lk
22,32 ), auf Erden ( Joh 17,6-19 ) und später im Himmel ( Röm 8,34; Hebr
7,25 ). Diese ständige Fürbitte zeigte seine Sorge und Liebe den
Aposteln gegenüber.
Joh 17,6-8
Die kleine Herde der Jünger war dem Sohn vom Vater gegeben worden (vgl.
V. 2.9.24 ). Sie waren aus der Welt ausgesondert ("Welt" steht in diesem
Kapitel achtzehnmal: V. 5 - 6.
9.11 [zweimal] 13.14 [dreimal] 15.16.18 [zweimal] 21.23 - 25 ). Der
Vater hatte sie auserwählt und die Apostel damit zu einem Geschenk für
Jesus gemacht (vgl. Joh 6,37 ). Mit den Worten "sie haben dein Wort
bewahrt" lobte Jesus die Jünger dafür, daß sie die Botschaft Gottes, der
sie in ihm begegneten, angenommen hatten. Sie waren zwar nicht
vollkommen, doch sie waren treu. Ihr Glaube an Jesus war Ausdruck ihres
Vertrauens in seine Einheit mit dem Vater ( Joh 17,8 ). Dieser Glaube
manifestierte sich in ihrem Gehorsam gegenüber seinen Worten, denn sie
glaubten an seinen göttlichen Auftrag (vgl. Joh 16,27 ).
Joh 17,9-10
Christi Gebet (in V. 6 - 19 ) war in erster Linie für die Elf bestimmt,
wenngleich es sich auf alle Gläubigen anwenden läßt (vgl. V. 20 ). Er
bat hier nicht für die Welt , die nicht an ihn glaubte und ihm feindlich
gegenüberstand, sondern er bat um zwei Dinge: (a) die Bewahrung (erhalte
sie"; V. 11 ) und (b) die Heiligung ("heilige sie"; V. 17 ) seiner
Jünger.
Die Welt muß nicht in ihrem Widerstand bewahrt und in ihrem Unglauben
geheiligt werden. Jesus erbat sich das, weil die Jünger durch die
Schöpfung und die Erwählung Gottes Eigentum waren ( denn sie sind
dein ). Seine Worte "und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein
ist, das ist mein" sind ein Beweis für seinen Anspruch auf Einheit,
Vertrautheit und Wesensgleichheit mit dem Vater.
In der alten Weltordnung wohnte Gott unter den Menschen und zeigte seine
Herrlichkeit. In Jesus offenbarte sich diese Herrlichkeit in völlig
neuer Weise (vgl. Joh 1,14 ). Nach seinem Tod wurde Christus durch seine
Jünger verherrlicht: Und ich bin in ihnen verherrlicht . Jetzt, im
Kirchenzeitalter, verherrlicht der Heilige Geist den Sohn ( Joh 16,14 ),
und auch die Gläubigen sollen ihn verherrlichen ( Eph 1,12 ).
Joh 17,11
Bald würde Jesus zum Vater gehen und seine Jünger in der
Welt zurücklassen. Sie mußten hierbleiben, um Gottes Plan - die
Verbreitung der guten Nachricht von der Erlösung und die Gründung der
Kirche - auszuführen. Mit der Bildung der Kirche wurde die
Weltgeschichte gewissermaßen zu einer "Geschichte zweier Städte": der
Stadt Gottes und der Stadt der Menschen.
Da die Jünger in der Welt bleiben würden, bat Jesus Gott, sie zu
bewahren. Die Feindseligkeit gegenüber Gott, die Jesus zu spüren
bekommen hatte, würde nun die kleine Schar der Apostel und danach noch
viele von Jesu Jüngern treffen. Mit der Anrufung seines heiligen
Vaters wies Jesus auf den Unterschied zwischen Gott und der sündigen
Kreatur hin. Diese Heiligkeit ist die Grundlage für die Absonderung der
Gläubigen von der Welt. Gott würde sie durch die Macht
seines Namens (vgl. Spr 18,10; in der damaligen Zeit stand der Name
eines Menschen für die Person) vor der Sünde und der Feindschaft der
Welt bewahren.
Jesus betete um die Bewahrung der Gläubigen, um ihre Einheit nach dem
Vorbild der Einheit des Vaters und des Sohnes zu fördern: Daß sie eins
seien wie wir (vgl. V. 21 - 22 ). Es scheint sich dabei um eine
Willenseinheit zu handeln. Geschützt vor den Angriffen der Welt würden
die Gläubigen in ihrem gemeinsamen Wunsch, dem Sohn zu dienen und ihn zu
verherrlichen, geeint.
s
Joh 17,12
Als "guter Hirte" sorgte Jesus sich um die Herde, die ihm vom Vater
anvertraut war. Nur Judas, der hier der Sohn des Verderbens genannt
wird, bildete eine Ausnahme. Er gehörte niemals zu den Schafen, auch
wenn sein wahrer Charakter erst jetzt ans Licht kam (vgl. Joh 13,11;
1Joh 2,19 ). Er war eine "tote Rebe", die abgeschnitten werden mußte
(vgl. den Kommentar zu Joh 15,2.6 ). Judas handelte zwar bewußt (er
verkaufte Jesus), doch unwissentlich wurde er dabei zu einem Werkzeug
Satans ( Joh 13,2.27 ). Auch die Willensakte der Menschen fügen sich in
Gottes Plan ein (vgl. Apg 2,23;4,28 ). So erfüllte (in größerem,
biblischem Zusammenhang) Judas' Verrat die Worte von Ps 41,10 über
Davids Verrat durch seinen Freund.
Joh 17,13
Die Trostworte, die Jesus hier zu seinen Jüngern sprach ( ich rede
dies ), waren sehr wichtig für sie. In der Folgezeit nach seiner Passion
würden sie sich daran erinnern, und ihre Freude sollte vollkommen sein .
Sie freuten sich, weil sie aus seinen Worten wußten, daß er den Bösen
besiegt und ihnen das ewige Leben gebracht hatte.
Joh 17,14
Jesus setzte seine Fürbitte für die Jünger mit einem Hinweis auf ihren
Wert und die ihnen bevorstehende Gefahr fort. Wertvoll waren sie, weil
sie das Wort Gottes empfangen hatten: Ich habe ihnen dein Wort
gegeben (vgl. "denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen
gegeben"; V. 8 ). Sie waren in Gefahr, weil das teuflische System
der Welt sie haßte . Die Welt haßte sie, weil sie nicht von der
Welt waren. Da die Gläubigen Anteil an Jesus Christus haben, hat "alles,
was in der Welt ist - des Fleisches Lust und der Augen Lust und
hoffärtiges Leben" - seine Attraktion für sie verloren ( 1Joh 2,16 ).
Dem Gläubigen ist bewußt, daß die Welt nur "Dreck und Schaden" ist
(vgl. Phil 3,8 ), und dafür haßt ihn die Welt, denn er entlarvt ihre
trügerischen Werte (vgl. Joh 3,20 ).
Joh 17,15
Es war nicht Gottes Absicht, die Jünger einfach vor jeglicher Gefahr und
allem Widerstand zu bewahren ( daß du sie aus der Welt nimmst ), sondern
sie inmitten aller Schwierigkeiten zu erhalten. Wie von Daniel in
Babylon ( Dan 1,5;3,12;6,6-12 ) und von den Heiligen im Hause des
Kaisers ( Phil 4,22 ) verlangt Gott von den Jüngern, daß sie in einem
Umfeld voller teuflischer Lügen Zeugen der Wahrheit sind. Satan, der
Böse (vgl. Mt 5,37; 1Joh 5,19 ), als Fürst der Welt, läßt nichts
unversucht, um die Gläubigen zu vernichten (vgl. Offb 2,10;12,10 ), doch
Gottes Plan wird sich am Ende durchsetzen. Die Christen sollen sich
nicht aus der Welt zurückziehen, sondern im Vertrauen auf Gottes Schutz
Zeugnis für Jesus ablegen.
Joh 17,16-17
Wie Jesus gehören auch die Gläubigen nicht dem teuflischen System dieser
Welt ( ich bin nicht von der Welt ; vgl. V. 14 ), sondern dem
himmlischen Königreich ( Kol 1,13 ) an, denn sie sind wiedergeboren
(vgl. Joh 3,3 ). Jesus hatte Gott um die Erhaltung seiner Jünger gebeten
( Joh 17,11 ); seine zweite Bitte war nun, daß sie geheiligt
würden. Heiligen bedeutet "absondern für einen besonderen Zweck". Ein
Gläubiger hat nichts mit der Sünde, den Werten und Zielen der Welt zu
tun.
Das Mittel dieser Heiligung ist Gottes Wahrheit . Sie wird vermittelt in
der persönlichen und der ethischen Dimension des Wortes. In dem Maß, in
dem die Jünger Jesu Botschaft vernahmen, glaubten und begriffen,
verwandelten sich ihre Herzen und ihr Verstand. Diese grundlegende
Veränderung in ihrem Denken hatte Veränderungen in ihrem Leben zur
Folge. Das gilt ebenso für die Gläubigen von heute. Wenn sie das Wort
Gottes auf ihr Leben anwenden, sind sie geheiligt - abgesondert für
Gott, verändert in ihrem Leben, in dem sie nun Gott die Ehre geben
(vgl. Joh 15,3 ). Die Botschaft Gottes sonderte die Apostel von der Welt
ab, so daß sie von nun an seinen, nicht mehr den Willen Satans, taten.
Joh 17,18
Jesus ist das Vorbild für jeden Gläubigen. Er war in der Welt, aber er
war nicht von der Welt (V. 14 b. 16 b). Er war vom Vater in die Welt
gesandt, und die Gläubigen wurden von ihm in die Welt gesandt, um den
Vater zu verkünden (vgl. Joh 20,21 ). Hierin ähnelt diese Passage dem
Missionsauftrag in Mt 28,18-20 . Jeder Christ sollte sich als Bote
betrachten, dessen Aufgabe es ist, den andern von der Wahrheit Gottes zu
erzählen.
Joh 17,19
Jesus heiligte sich selbst für seine Jünger. Doch inwiefern hatte er das
überhaupt nötig? War er nicht bereits für Gott von der Welt abgesondert?
Die besondere Heiligung, von der hier die Rede war, bezog sich auf seine
Absonderung und Auslieferung an den Tod . Der Zweck seines Todes aber
war es, daß auch sie geheiligt seien in der Wahrheit . Die Wendung
"geheiligt in der Wahrheit" bedeutet, daß die Wahrheit Gottes Mittel der
Heiligung ist (vgl. den Kommentar zu V. 17 ). Mit seinem Tod wollte
Christus die Gläubigen für Gott und seinen Plan absondern bzw. sie ihm
übergeben.
3. Jesu Fürbitte für die zukünftigen Gläubigen
( 17,20 - 26 )
Joh 17,20
Der letzte Teil von Jesu Bitte (V. 20 - 26 ) galt den Gläubigen der
Zukunft, die durch das Wort der Apostel zu ihm kommen würden. Im
Kirchenzeitalter haben alle Christen direkt oder indirekt durch das
Zeugnis der Apostel zu Christus gefunden. Jesus wußte, daß sein Auftrag
von Erfolg gekrönt sein würde. Er würde sterben und auferweckt werden,
er würde den Heiligen Geist senden, die Apostel würden predigen, die
Menschen würden sich bekehren, und die Kirche würde entstehen. Wie jeder
Hohepriester Israels die Namen der Stämme vor die Gegenwart Gottes in
der Stiftshütte und im Tempel trug (vgl. 2Mo 28,9-12.21-29 ), so stellte
Jesus, der große Hohepriester, die zukünftigen Gläubigen vor die heilige
Gegenwart seines himmlischen Vaters (vgl. Hebr 4,14-5,12;7,24-8,2 ).
Joh 17,21
Jesus bat um die Einheit derer, die in der Zukunft zum Glauben kommen
würden (vgl. V. 11.21 - 22 ). Dieser Vers ist ein Lieblingsvers der
heutigen ökumenischen Bewegung. Es stimmt zwar, daß das Kirchenschisma
ein Skandal ist, doch die Heilung liegt nicht in einer Union der
Institutionen. Jesus betete nicht für den Zusammenschluß der Christen zu
einer einzigen, weltweiten ökumenischen Kirche, in der neben der
Orthodoxie auch Irrlehren verbreitet werden. Er betete umdie Einheit der
Liebe, eine Einheit des Gehorsams gegenüber Gott und seinem Wort.
Zwischen Einheitlichkeit, willkürlichem Zusammenleben und echter Einheit
besteht ein Unterschied.
Alle Gläubigen gehören zu dem einen Leib Christi ( 1Kor 12,13 ); ihre
geistliche Einheit manifestiert sich in ihrem Leben. Die Einheit, die
Christus sich für seine Kirche wünscht, ist dieselbe wie die zwischen
Vater und Sohn: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir (vgl. Joh
10,38;17,11.23 ). Der Vater vollbrachte seine Werke durch den Sohn, und
der Sohn tat nur, was dem Vater gefiel ( Joh 5,30;8,29 ). Diese
geistliche Einheit soll sich auch in der Kirche zeigen. Ohne Einheit mit
Jesus und dem Vater ( sie in uns ) können die Christen nichts bewirken
( Joh 15,5 ). Es ist ihr Lebensziel, den Willen des Vaters zu tun.
Die Einheit der Jünger mit Jesus wird dazu führen, daß die Welt an den
Vater glaubt: Daß du mich gesandt hast (vgl. Joh 17,23 ).
Joh 17,22-23
Die Herrlichkeit, die Christus der Kirche gegeben hat, bezieht sich
wahrscheinlich auf die Herrlichkeit des Kreuzes (vgl. V. 1 - 5 ). Durch
die Erinnerung an Jesu Sühneopfer sollte die Kirche mit den Zielen
Gottes und seinem Heilsplan eins werden. Abermals wird die Einheit der
Christen ( damit sie eins seien ) mit der Einheit zwischen Sohn und
Vater verglichen (wie wir eins sind; vgl. V. 11.21 ). Diese Einheit wird
dadurch erzielt, daß Christus in den Gläubigen wohnt ( ich in ihnen ).
Das Ziel der Einheit der Gläubigen untereinander und mit Gott ist ein
doppeltes: (a) die Welt soll an den göttlichen Auftrag des Sohnes
glauben ( erkenne, daß du mich gesandt hast ), und (b) die Welt soll die
Liebe Gottes zu den Gläubigen erkennen, die ebenso tief und
unvergänglich ist wie die Liebe zu seinem Sohn (vgl. V. 26 ).
Joh 17,24
Die Gemeinschaft, die die Jünger bereits in diesem Leben mit Jesus
haben, wird in der Ewigkeit noch enger werden. Das Ziel der Erlösung ist
es, die Gläubigen zu verherrlichen und mit Jesus zu vereinen (vgl. Joh
14,3; Kol 3,4; 1Thes 4,17 ). Jesu letzter, testamentarischer Wunsch
( ich will , thelO ) bestimmte, daß seine Jünger in seine Herrlichkeit,
die Herrlichkeit, die er vom Vater hatte und wieder haben würde ( Joh
17,5 ), eintreten sollten ( sehen ; vgl. Hebr 2,10 ). Dieses Testament
wurde besiegelt durch seinen Tod und seine Auferstehung. Da er in
Willenseinheit mit dem Vater handelt ( Joh 4,34;5,30;6,38 ), steht
dieser für die Verwirklichung von Jesu Vermächtnis ein.
Joh 17,25-26
Die Fürbitte für die Gläubigen schließt mit der Anrufung des gerechten
Vaters . Das Wort, das hier mit "gerecht" übersetzt ist, kommt im
Johannesevangelium selten vor (vgl. 5, 30; Joh 7,24 ). Hier ist es
offensichtlich Ausdruck für den Lobpreis des göttlichen Erlösungswerkes
(vgl. Mt 11,25-26 ). Der Vater ist gerecht, während die Welt im Unrecht
lebt ( kennt dich nicht ). Jesus hat den Vater gekannt, offenbart ( Joh
17,6 ) und verherrlicht (V. 4 ), eine Aufgabe, die nun den Christen
obliegt. Das Wesen Gottes ist die Liebe ( 1Joh 4,8 ). Jesus tat durch
seinen Tod den Vater und seine Liebe der Welt kund. Die Liebe des Vaters
zum Sohn wurde offenbar, als er ihn zur Herrlichkeit auferweckte. Jesus
offenbarte den Vater, damit die Christen in dieser Liebe zunahmen
( damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei ) und sich in
ihrem Leben seiner persönlichen Gegenwart erfreuen konnten ( und ich in
ihnen ).
Jesus bat um vier Dinge für die Gläubigen: Erhaltung ( Joh 17,11 ),
Heiligung (V. 17 ), Einheit (V. 11.21 - 22 ) und Teilhabe an seiner
Herrlichkeit (V. 24 ). Sein Gebet wird mit Sicherheit Erhörung finden
(vgl. Joh 11,42; 1Joh 5,14 ). |