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Edwin A. Blum
Johannes Kapitel 7
Johannes 7 Zusammenfassung
3. Das Wirken in Galiläa
( 7,1 - 9 )
Dieser Abschnitt ist die Vorbereitung für eine weitere Konfrontation
zwischen Jesus und seinen Widersachern in Jerusalem. Sein Wirken in
Galiläa, das keinerlei Aufsehen erregte, verzögerte den bevorstehenden
Konflikt nur.
Joh 7,1
Danach ist ein ziemlich vager Ausdruck. Da die Ereignisse, von denen im
sechsten Kapitel die Rede war, kurz vor dem Passafest im April
stattfanden ( Joh 6,4 ) und inzwischen das Laubhüttenfest im Oktober vor
der Tür stand ( Joh 7,2 ), muß Jesus sich etwa sechs Monate in Galiläa
aufgehalten haben. Galiläa war sicherer für ihn, weil seine Hauptfeinde,
die ihm nach dem Leben trachteten, in Judäa saßen.
Joh 7,2
Das Laubhüttenfest war eines der drei großen Feste der Juden, laut
Josephus sogar das heiligste und größte ( Ant. 5. 4. 1). Auch Fest der
Lese genannt, war es ein Erntedankfest. Fromme Juden wohnten in dieser
Zeit sieben Tage lang in mit Zweigen überdachten Hütten, zur Erinnerung
an Gottes Schutz während des Aufenthalts ihrer Väter in der Wüste.
Zugleich war das Fest ein Zeichen dafür, daß Gott selbst unter seinem
Volk Wohnung nahm.
Joh 7,3
Jesu Brüder , Söhne von Maria und Josef, die nach Jesus zur Welt
gekommen waren, glaubten zu der Zeit noch nicht (vgl. Mk 3,21.31-35; Joh
7,5 ). Sie argumentierten ganz logisch, daß die messianische Frage nicht
in Galiläa gelöst werden konnte, da Jerusalem die religiöse Hauptstadt
war. Das populäre Laubhüttenfest wäre also der richtige Zeitpunkt für
Jesus gewesen, sich als Messias zu präsentieren. Wenn er seine Macht in
Judäa unter Beweis stellte, so dachten sie, wäre es ihm vielleicht
möglich, das verlorene Volk für sich zu gewinnen. Joh 7,4-5 : In ihren
Augen war es höchst unvernünftig, daß Jesus seine Herrlichkeit nicht
offenbarte. Wenn er wirklich der war, der er zu sein vorgab, so sagten
sie, sollte er es auch öffentlich beweisen. Sie rieten ihm, sich in all
seiner Macht und Herrlichkeit zur Schau zu stellen: Offenbare dich vor
der Welt . Doch nach dem Willen Gottes sollte die öffentliche
Zurschaustellung des Messias am Kreuz, in der Erniedrigung, erfolgen.
Der Evangelist muß deshalb hinzufügen, daß auch seine Brüder nicht an
ihn glaubten (vgl. Joh 1,10-11;12,37 ). Die Nähe zu Jesus, sei es im
Rahmen der Familie oder als sein Jünger, macht noch keinen Glauben.
Joh 7,6-7
Jesus entgegnete auf ihr Ansinnen, daß seine Zeit sich von der ihren
unterschied. Ihr Kommen und Gehen hatte keinerlei Folgen in der Welt;
ihre Zeit war allewege. Er aber tat allezeit nur das, was dem Vater
gefiel, und richtete sich auch in diesem Punkt nach dem Willen des
Vaters. Die Zeit seiner öffentlichen Manifestation (das Kreuz) war noch
nicht da , eine Tatsache, auf die Johannes mehrere Male hinweist ( Joh
2,4;7,6.8.30;8,20 ). Später begann Jesus sein Bittgebet an den Vater
unmittelbar vor der Kreuzigung mit den Worten: "Vater, die Stunde ist
da" ( Joh 17,1; vgl. Joh 12,32.27;13,1 ).
Den Brüdern Jesu gegenüber verhielt die Welt sich nicht feindlich, denn
sie waren ein Teil von ihr ( die Welt kann euch nicht hassen ). Doch
Jesus haßte sie, weil er nicht aus ihr war. Er war als das Licht
gekommen und wies sie auf ihre Sünde und ihren Widerstand gegen den
Vater hin. Christus bezeugte, daß die Religionen, Programme, Pläne und
Werte der Welt böse ( ponEra ) sind. Nicht zuletzt deshalb hielt er sich
häufig verborgen, damit er lange genug am Leben blieb, um den Willen des
Vaters erfüllen zu können.
Joh 7,8-9
Der Satz "ich will nicht hinaufgehen zu diesem Fest" bezieht sich ganz
eindeutig auf Vers 10 . In den meisten griechischen Ausgaben des Neuen
Testamentes wurde das Wörtchen "noch" weggelassen, weil diese Lesart als
unsicher gilt, doch von den Handschriften her ist sie relativ gut
bezeugt. Wenn Jesus wirklich nur gesagt hätte, "ich will nicht
hinaufgehen zu diesem Fest" (wie auch Luther schreibt), könnte man auf
die Idee kommen, daß er gelogen hätte, weil er - laut Vers 10 - später
doch noch ging. Doch wie auch immer, fest steht, daß er hier einfach
sagen wollte, daß er "noch nicht jetzt" hinaufging, wie die Brüder
verlangt hatten, sondern noch eine Zeitlang in Galiläa blieb und dort
tat, was ihm der Vater aufgetragen hatte.
"Hinaufgehen" war hier sowohl geographisch (Jerusalem liegt in den
Bergen) als auch theologisch (zurückgehen zum Vater) gemeint.
D. Jesu Rückkehr nach Jerusalem und das erneute Aufflammen der
Feindseligkeiten
( 7,10 - 10,39 )
1. Das Laubhüttenfest
( 7,10 - 8,59 )
a. Der Anfang des Festes
( 7,10 - 13 )
Joh 7,10
Aufgrund der Verschwörung gegen ihn (V. 1.25 ) betrat Jesus die Stadt
heimlich, denn die Zeit für seine Offenbarung als Messias (am Kreuz) war
noch nicht gekommen.
Joh 7,11-13
Während seine Feinde ihn suchten, um ihn zu vernichten, debattierte das
Volk über diesen kontroversen Lehrer. Der Widerstand gegen ihn nahm
zu. Ein großes Gemurmel (vgl. Joh 6,41.61 ) war zu hören. (Vgl. das
Murren der Israeliten in der Wüste.) Der Vorwurf, er verführe das Volk ,
hatte drohende Untertöne, denn darauf stand nach dem Gesetz des Talmud
die Todesstrafe durch Steinigung. Da auf dem Fest nur Juden anwesend
waren, war mit der Wendung "aus Furcht vor den Juden" die Furcht der
Menschen vor den religiösen Machthabern gemeint.
b. Jesus auf dem Fest
( 7,14 - 36 )
Joh 7,14-15
Die ersten drei Tage vergingen, ohne daß jemand Jesus zu Gesicht bekam.
Die Menschen fragten sich, ob er überhaupt noch kommen und seinen
Anspruch, der Messias zu sein, geltend machen werde. Dann, mitten im
Fest , begann er, im Tempel zu lehren. Als die offiziellen religiösen
Führer ihn hörten, verwunderten sie sich (vgl. Mk 1,22 ), denn das, was
er sagte, war fundiert und wurde beredet vorgetragen, obgleich Jesus
niemals eine ihrer Rabbinerschulen besucht hatte. Sie fragten sich, wie
das möglich war.
Joh 7,16-17
Die religiösen Führer gingen davon aus, daß jeder, der sich in der
Schrift auskannte, entweder in einer traditionellen Schule studiert
hatte oder Autodidakt war. Doch Jesu Antwort wies ihnen noch einen
dritten Weg. Seine Lehre war von dem, der ihn gesandt hatte (vgl. Joh
12,49-50;14,11.24 ). Gott selbst hatte Jesus gelehrt, und damit die
Menschen Jesu Lehre verstehen konnten, mußte Gott auch sie lehren ( Joh
6,45 ). Um Jesus richtig beurteilen zu können, muß man bereit sein,
Gottes Willen zu tun . Gottes Wille für die Menschen aber ist Jesus,
daher müssen sie an ihn glauben ( Joh 6,29 ). Der Glaube ist die
Voraussetzung für das Verständnis. Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott
zu gefallen ( Hebr 11,6 ).
Joh 7,18
Wenn Jesus Autodidakt ( von sich selbst aus geredet hätte) oder ein
Genie gewesen wäre, hätte sein Wirken eine Selbsterhöhung bedeutet. So
aber suchte er darin nicht seine eigene Ehre . Die ursprüngliche
Bestimmung der Menschen ist es, Gott zu verherrlichen (seine Ehre zu
suchen) und sich an ihm zu freuen. Jesus tut und ist in jeder Hinsicht
alles das, was die Menschen tun und sein sollten. Alles, was er will,
ist, den Vater angemessen zu vertreten ( Joh 1,18 ). Er
ist wahrhaftig (d. h. zuverlässig; vgl. Joh 7,28;8,26 ) und ohne
jede Ungerechtigkeit .
Joh 7,19
Jesu Hörer prahlten mit dem mosaischen Gesetz ( Joh 9,28 ), doch Jesus
wandte sich gegen ihre religiöse Überheblichkeit. Sie waren überzeugt,
das Gesetz zu halten, doch in Wirklichkeit waren ihre Herzen (Gedanken)
böse ( Mk 7,6-7.20-22; Mt 5,21-22 ). Jesus kannte sie ( Joh 2,24-25 )
und wußte, daß ihr Haß sie bis zum Mord führen würde.
Joh 7,20
Statt Buße zu tun, schmähten ihn die Menschen jedoch und warfen ihm vor,
er sei besessen . Dasselbe hatte das Volk auch von Johannes dem Täufer
gesagt ( Mt 11,18 ). Seinen Halbbrüdern hatte Jesus erklärt, daß die
Welt ihn hasse ( Joh 7,7 ), weil "das Licht haßt, wer Böses tut" ( Joh
3,20 ). Ihn, den von Gott Gesandten, als "besessen" zu bezeichnen,
heißt, das Licht Finsternis zu nennen (vgl. Joh 8,48.52;10,20 ). Die
Menschen leugneten, daß sie ihn töten wollten, obgleich sie vor noch
nicht allzu langer Zeit den Versuch gemacht hatten, eben dies zu tun
( Joh 5,18 ). (Vgl. Petrus, der bestritt, daß er Jesus verleugnen
würde; Mk 14,29 .)
Joh 7,21-23
Das einzige Werk , auf das Jesus sich hier bezog, war die Heilung des
Gelähmten am Teich Betesda, die er bei seinem letzten Aufenthalt in
Jerusalem vollbracht hatte ( Joh 5,1-18 ). Um diese an einem Sabbat
geschehene Tat entbrannte eine hitzige Debatte. Die Beschneidung ist ein
religiöser Ritus, der auf die Zeit vor Mose zurückgeht. Abraham hatte
sie als Zeichen des Bundes eingeführt ( 1Mo 17,9-14 ). Mose hatte
die Beschneidung dann in das levitische System, d. h. unter das Gesetz,
aufgenommen. Bei ihm heißt es: "Und am achten Tage soll man ihn
beschneiden" ( 3Mo 12,3 ). Wenn nun dieser Tag auf einen Sabbat fiel,
geriet man automatisch in Widerspruch zu dem Gebot, den Sabbat zu
heiligen. Trotzdem führten die Juden auch am Sabbat Beschneidungen
durch. Sie hatten mithin keinen Grund, Jesus zu zürnen.
Joh 7,24
Ihr Problem war, daß sie die Schrift nur oberflächlich verstanden. Sie
stritten sich um Kleinigkeiten, daher entging ihnen häufig das
wesentliche (vgl. Mt 23,23; Joh 5,39-40 ). Ihr Urteil war zu stark von
dem bestimmt, was vor Augen lag. Demgegenüber forderte Jesus sie nun
auf, gerecht zu richten . Darin lag ein letzter Aufruf zur Umkehr. Ihr
mangelndes Begreifenrührte nicht zuletzt von ihrer Feindseligkeit
gegenüber dem Stellvertreter Gottes her. Sie lebten in der Finsternis
und gingen in die Irre.
Joh 7,25-26
Einige der Jerusalemer Juden, die von der Verschwörung gegen Jesus
wußten, waren überrascht über diesen kühnen öffentlichen Auftritt. Doch
die Führer unternahmen nichts, obwohl sie es angedroht hatten. Warum
nicht? Waren sie anderen Sinnes geworden? Das Volk war verwirrt über die
mangelnde Konsequenz seiner religiösen "Oberhirten". Die Menschen
erwarteten, daß Jesus, wenn er ein Verführer war, gefangengenommen
wurde, oder daß er, wenn er der Messias war, in seiner Messianität
anerkannt wurde.
Joh 7,27
Es herrschte allerdings die allgemeine Ansicht, daß Jesus nur ein
galiläischer Zimmermann aus Nazareth sei. Die Menschen gingen davon aus,
daß die Herkunft des Messias ( der Christus ) unbekannt bleiben würde.
Wer das Evangelium liest, dem wird die Ironie, die in dieser
Fehleinschätzung liegt, sehr rasch klar. Jesus war weit mehr als ein
Galiläer; er war der Logos , in Bethlehem von einer Jungfrau geboren. Da
die Menschen jedoch Josef für seinen Vater hielten, war seine Herkunft
den meisten tatsächlich unbekannt.
Joh 7,28-29
Daß Jesus die folgenden Worte rief , war das Zeichen für eine feierliche
Verkündigung (vgl. Joh 1,15;7,37;12,44 ). Er reagierte damit auf das,
was die Menschen von ihm zu wissen glaubten ( Joh 7,27 ). Seine Herkunft
war vom Vater, der ihn gesandt hat und wahrhaftig ("verläßlich"; vgl.
V. 18 ; Joh 8,26 ) ist. Jesus kannte den Vater, weil er von ihm
abstammte ( Joh 1,1.14.18 ) und von ihm gesandt war, seine Feinde aber
kannten weder den Vater noch ihn ( Joh 1,18; vgl. Mt 11,27 ).
Joh 7,30
Diese Unterstellung brachte die Jerusalemer dermaßen auf, daß sie
versuchten, Jesus zu ergreifen ( piazO , gefangennehmen; vgl.
V. 32.44 ; Joh 8,20;10,39 ). Doch der Vater hatte die Zeit und den Ort
für das Offenbarwerden Jesu (seinen Tod) festgesetzt, und bis dahin
sollte alles, was geschah, nur diesem einen Ziel dienen. Niemand legte
Hand an ihn, denn der Vater schützte ihn vor dem Zugriff seiner Feinde.
Joh 7,31
Viele aus dem Volk kamen durch Jesu Worte aber auch zum Glauben an ihn.
Wer solche Zeichen tat, mußte etwas Ungewöhnliches sein. Ganz sicher
würde der Messias nicht mehr Wunder tun können als dieser. Trotzdem war
der Glaube der Menschen an Jesus als den Messias noch sehr zögernd und
tastend und enthielt noch nicht den Gedanken an seinen Sühnetod.
Joh 7,32
Da sich so viele aus dem Volk Jesus zuwandten, sahen die Pharisäer als
Wächter der jüdischen Tradition (vgl. den Kommentar zu den Pharisäern
bei Joh 1,24-25 ) ihre Lehren in Gefahr (vgl. Mk 7,1-23 ). Ihnen war
klar, daß bald etwas geschehen mußte. Die Hohenpriester waren die
obersten Priester. Ergreifen ist im Griechischen dasselbe Wort ( piazO )
wie in Joh 7,30.44; 8,20 und Joh 10,39 .
Joh 7,33
Während der Plan zur Gefangennahme Jesu allmählich konkretere Formen
annahm, fuhr Jesus fort zu lehren. Dem Volk blieb nur noch eine kleine
Zeit , um zu einer Entscheidung über ihn zu kommen. Diese Zeitspanne war
nicht von den Machthabern, sondern von Gott gesetzt. Wenn Jesus seinen
Auftrag in der Welt erfüllt hatte, würde er zum Vater zurückkehren.
Joh 7,34
Ihr werdet mich suchen war eine Prophezeiung, daß das jüdische Volk sich
nach dem Messias sehnen würde. Dieser Zustand ist auch eingetreten,
allerdings in Unkenntnis der Tatsache, daß in Jesus der ersehnte
(vgl. Sach 12,10-13; Offb 1,7 ) Messias bereits zur Welt gekommen
ist. Jetzt war die Gelegenheit da, sich für ihn zu
entscheiden, später würde es zu spät sein. Jesus fuhr auf in den Himmel,
wo die Ungläubigen nicht hinkommen können (vgl. Joh 8,21 ). Den
Menschen, die heute leben, ist die einzigartige Möglichkeit, den Messias
von Angesicht zu Angesicht zu sehen, nicht vergönnt.
Joh 7,35
Doch wieder einmal waren Jesu Worte den Juden (vgl. V. 15.31.41 -
42 )ein Rätsel. Wo konnte er hingehen, wo sie ihn nicht fänden? Weil sie
von der Erde waren, konnten sie nur irdische Gedanken denken (vgl. Jes
55,8 ). Manche Juden hatten sich außerhalb Palästinas, irgendwo im
riesigen römischen Reich oder noch weiter entfernt, angesiedelt; manche
waren sogar bis nach Babylon gekommen. Sie lebten in der Zerstreuung
unter den Griechen . "Griechen" bedeutet hier nicht nur Griechen oder
griechisch Sprechende, sondern ganz allgemein Nicht-Juden oder Heiden
(vgl. "Griechen" und "Juden" in Kol 3,11 ). Die Frage lautete also:
"Wird Jesus die Heiden lehren ?" Ohne daß sie es wußten, war ihre Frage
eine Prophezeiung der weltweiten Ausbreitung des Evangeliums nach Jesu
Himmelfahrt.
Joh 7,36
Da sie Jesus nicht verstanden hatten, wiederholten sie ihre Frage
nochmals.
c. Der letzte Tag des Festes
( 7,37 - 52 )
Joh 7,37
Zu den Ritualen des Laubhüttenfestes gehörte unter anderem eine jeden
Tag stattfindende, feierliche Prozession vom Tempel zum Gihonbrunnen.
Dort füllte ein Priester einen goldenen Henkelkrug mit Wasser, während
der Chor Jes 12,3 sang. Dann kehrte der Zug zum Altar zurück, und das
Wasser wurde ausgegossen. Dieses Ritual erinnerte an das Felsenwunder
während Israels Aufenthalt in der Wüste ( 4Mo 20,8-11; Ps 78,15-16 ) und
wies voraus auf die kommenden Tage des Messias (vgl. Sach 14,8.16-19 ).
Der siebte und letzte Tag des Festes war gleichzeitig
der höchste (vgl. 3Mo 23,36 ). An diesem Tag trat auch Jesus auf . Er
stand während seiner Ansprache, im Gegensatz zu der üblichen Haltung der
Rabbis, die sitzen blieben, wenn sie lehrten. Das "Rufen" (vgl. Joh
1,15;7,28;12,44 ) war stets die Ankündigung einer feierlichen Aussage.
Sein Angebot "wen da dürstet, der komme zu mir und trinke" war ein
Heilsangebot (vgl. Joh 4,14;6,53-56 ).
Joh 7,38
Ströme lebendigen Wassers werden von dem Leib dessen fließen , der an
Jesus glaubt. D. h., er wird eine ständige Quelle der Zufriedenheit in
sich haben, die ihm Leben spendet (vgl. Joh 4,14 ). Jesus fügte noch
hinzu: wie die Schrift sagt , doch er bezeichnete die Schriftstelle, an
die er hier dachte, nicht genauer. Vielleicht bezog er sich auf Ps
78,15-16 oder Sach 14,8 (vgl. Hes 47,1-12; Offb 22,1-2 ).
Joh 7,39
Der Evangelist erklärt, daß das "lebendige Wasser" (V. 38 ), von dem
Jesus hier spricht, das kommende Geschenk des Heiligen Geistes sei. Der
Geist befriedigt das Bedürfnis des Glaubenden nach Gott und erneuert,
leitet und bevollmächtigt ihn. Die Wendung "denn der Geist war noch
nicht da" steht schon in den ältesten griechischen Handschriften, darf
jedoch in diesem Zusammenhang nicht wörtlich verstanden werden. Auch
unter den Menschen des Alten Testaments hatte der Geist bereits gewirkt.
Jesus sprach hier von dem besonderen Werk der Taufe, der Versiegelung
und des Innewohnens des Geistes in den Menschen des Kirchenzeitalters,
das an Pfingsten begann ( Apg 1,5.8 ). Er versprach, denen, die ihm
nachfolgten, "den Geist zu senden" ( Joh 15,26;16,7 ). Daß dieser Geist
"noch nicht da" war, bedeutete, daß er noch nicht ständig in den
Gläubigen Wohnung genommen hatte (vgl. Ps 51,11 ). Das geschah erst nach
Jesu Verherrlichung , d. h. nach seinem Tod, seiner Auferstehung und
seiner Himmelfahrt. "Verherrlicht", "Herrlichkeit" und "verherrlichen"
sind wiederum Schlüsselwörter im Johannesevangelium ( Joh
7,39;11,4;12,16.23.28;13,31-32;14,13;15,8;16,14;17,1.4-5.10 ).
Joh 7,40-41
Das Volk stritt sich weiterhin über Jesu Identität. Einige sahen in ihm
den Propheten , den Mose angekündigt hatte ( 5Mo 18,15.18 ). Tatsächlich
war Jesus dieser verheißene Prophet ( Apg 3,22 ), doch viele erkannten
ihn nicht an. Zwar hielten ihn manche sogar für den Christus , d. h. den
Messias, doch wieder andere glaubtenes nicht, weil sie wußten, daß er
aus Galiläa kam (vgl. Joh 7,52 ).
Joh 7,42
Nach den Prophezeiungen bei Samuel und Jesaja ( 1Sam 7,16; Jes 11,1 )
sollte der Messias aus dem Geschlecht Davids kommen. Micha sagte voraus,
daß er in Bethlehem, wo David war, geboren würde ( Mi 5,1 ). Jesus war
aus dem Geschlecht Davids ( Mt 1,1-17; Lk 3,23-38; Röm 1,3 ), und er war
auch in Bethlehem zur Welt gekommen ( Mt 2,1-6 ), doch die Menschen
übersahen diese Tatsachen.
Joh 7,43-44
Da das Volk nach wie vor geteilter Meinung über seine Person war, konnte
Jesus seine Lehre fortsetzen, ohne sofort gefangengenommen zu werden
( ergreifen , piazo, vgl. V. 30.32 ; Joh 8,20;10,39 ). Viele seiner
Zuhörer waren ihm wohlgesonnen, wenn sie sich auch nicht für die
Nachfolge entschieden (vgl. Joh 7,12.31.40-41 ). Seine Feinde mußten
sich deshalb vorsehen, wenn sie keinen Aufstand riskieren wollten. Eine
Zeitlang legte daher niemand Hand an ihn . Auch später kam es noch
zweimal zu einer Spaltung der öffentlichen Meinung über Jesus ( Joh
9,16;10,19-21 ).
Joh 7,45-46
Die Knechte , die Jesus gefangennehmen sollten (V. 32 ), kehrten
unverrichteter Dinge zurück. Auf die Frage der Hohenpriester und
Phärisäer, warum sie ihn nicht mitgebracht hatten, antworteten sie: Noch
nie hat ein Mensch so geredet wie dieser . Wörtlich lautete ihre
Antwort: "Noch nie sprach ein solcher Mensch", was darauf hindeutet, daß
sogar diese Vollzugsbeamten das Ungewöhnliche, das Jesus ausstrahlte,
spürten und das Gefühl hatten, daß er mehr als ein Mensch war. Die
Evangelien zeigen Jesus häufig als höchst beeindruckenden Lehrer und
Redner (z. B. Mt 7,28-29;22,46 ). Er traf zwar auf sehr viel Widerstand,
doch viele, die ihn hörten, wurden zutiefst von seinen Worten berührt
(vgl. Joh 7,15;12,19 ).
Joh 7,47-48
Die Frage der Pharisäer an die Wachen "glaubt denn einer von den Oberen
oder den Pharisäern an ihn?" war ein Beweis für ihre intellektuelle
Überheblichkeit. Sie hielten sich für zu gebildet (V. 15 ), um einem
Demagogen zu erliegen. Dabei glaubte eine ganze Reihe der Oberen
durchaus an Jesus ( Joh 12,42;19,38-39 ), wenngleich die Führungsschicht
im allgemeinen eifersüchtig auf seine Beliebtheit beim Volk war ( alle
Welt läuft ihm nach ; Joh 12,19 ).
Joh 7,49
Sie führten diese Popularität auf die Unwissenheit der Massen zurück,
die nicht erkennen konnten, daß sie getäuscht wurden. Nach Ansicht der
Pharisäer kannte die Menge (das Volk) das Gesetz nicht und konnte ihm
daher auch nicht gehorchen. Da sie aber dem Gesetz nicht gehorchten,
waren diese einfachen Leute zwangsläufig verflucht ( 5Mo 28,15 ). Die
Ironie dieser Situation lag darin, daß die Pharisäer, und nicht etwa das
Volk, unter Gottes Zorn standen, denn sie waren es, die seine
Offenbarung in Jesus verworfen hatten ( Joh 3,36 ).
Joh 7,50-51
Das mosaische ( 5Mo 1,16-17 ) und das rabbinische Gesetz legten fest,
daß eine Person, die eines Verbrechens angeklagt war, verhört wurde,
bevor man über sie richtete. Hier tat sich vor allem Nikodemus als ein
um Gerechtigkeit bemühter Mann hervor, der verhindern wollte, daß der
Hohe Rat ein falsches oder übereiltes Urteil über Jesus fällte. Er hatte
persönlich mit ihm gesprochen und wußte, daß er von Gott kam ( Joh
3,1-2; vgl. Joh 12,42;19,38-39 ).
Joh 7,52
Obwohl Nikodemus ein vom Volk geachteter Lehrer war ( Joh 3,10 ), wurde
er wegen seiner ausgleichenden Haltung von den Mitgliedern des Hohen
Rats angegriffen. Ihre Vorurteile und ihr Haß gegen Jesus waren bereits
so groß, daß sie keinen Vernunftgründen mehr zugänglich waren. Man warf
Nikodemus vor, ebenso unwissend zu sein wie die Galiläer. Aus Galiläa
steht kein Prophet auf , hieß es, daher kann auch der messianische
Prophet nicht aus Galiläa kommen (vgl. Joh 7,41 ).
Anmerkung zu Joh 7,53-8,11 :
Joh 7,53-8,11
Fast alle Neutestamentler stimmen darin überein, daß die folgenden Verse
nicht zum ursprünglichen Manuskript des Johannesevangeliums gehören.
Auch in der Lutherausgabeist die Bemerkung hinzugefügt: "Der Bericht Joh
7,53-8,11 ist in den ältesten Textzeugen des Johannes-Evangeliums nicht
enthalten." Stil und Vokabular dieses Abschnitts unterscheiden sich vom
übrigen Text des Evangeliums, außerdem unterbricht er die Erzählung
von Joh 7,52-8,12 .Möglicherweise handelt es sich hier um eine mündliche
Überlieferung, die dem griechischen Manuskript später hinzugefügt wurde.
Zu weiteren Ausführungen zu diesem Problem vgl. den Anhang vor der
Bibliographie zum Johannesevangelium.
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