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Johannesevangelium Walvoord  Edwin A. Blum

Johannes Kp 2

Johannes 2 Zusammenfassung

  1. Hochzeit zu Kana: Jesus nimmt an einer Hochzeit in Kana teil.
  2. Weinmangel: Auf der Hochzeit geht der Wein aus.
  3. Maria: Maria, die Mutter Jesu, bittet Jesus um Hilfe.
  4. Wasser in Wein: Jesus verwandelt Wasser in Wein.
  5. Wunder: Dies ist das erste Wunder, das Jesus tut.
  6. Offenbarung der Herrlichkeit: Jesus offenbart seine Herrlichkeit.
  7. Jünger glauben: Die Jünger glauben an Jesus.
  8. Tempelreinigung: Jesus reinigt den Tempel in Jerusalem.
  9. Händler: Jesus treibt die Händler und Geldwechsler aus dem Tempel.
  10. "Haus meines Vaters": Jesus nennt den Tempel das Haus seines Vaters.
  11. Zeichen fordern: Die Juden fordern ein Zeichen von Jesus.
  12. Tempel des Leibes: Jesus spricht vom Tempel seines Leibes, der auferweckt wird.
  13. Glaube vieler: Viele Menschen kommen zum Glauben an Jesus, als sie seine Zeichen sehen.
  14. Jesus kennt die Menschen: Jesus kennt das Herz der Menschen.
  15. Vertrauen: Jesus vertraut sich den Menschen nicht an.


3. Jesu erstes Zeichen

( 2,1 - 11 )

 

Das erste Wunder, das Jesus im Johannesevangelium vollbrachte, war ein ganz privates, das nur die Jünger, einige Knechte und wahrscheinlich Jesu Mutter als solches erkannten. Daß in den synoptischen Evangelien nicht von diesem Wunder berichtet wird, könnte vielleicht damit zusammenhängen, daß Matthäus zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht zum Jünger berufen war. Von den vier Evangelisten war überhaupt nur Johannes anwesend. Er verwendet für den Vorfall bewußt das Wort "Zeichen" ( sEmoeiOn , V. 11 ), um die Aufmerksamkeit von den Wundertaten selbst abzulenken, hin zur eigentlichen Bedeutung der Wunder. Was sich dabei vollzieht, ist etwas "Wunderbares" ( teras ), das Wirken einer "Kraft" ( dynamis ), ein "unerwartetes ( paradoxos ) Geschehen".

Die Verwandlung von Wasser in Wein war das erste von insgesamt 35 Wundern, die uns von Jesus überliefert sind. (Vgl. die Tabelle, die Aufschluß über die Wunder, die Orte, an denen sie geschahen, und die Parallelstellen in den Evangelien gibt.)

 

 

Joh 2,1

 

Die Zeitangabe am dritten Tag bedeutet wahrscheinlich drei Tage nach der Berufung von Philippus und Nathanael. (Vgl. die Abfolge der Tage, auf die das jeweils in Joh 1,29.35 und 43 wiederholte "am nächsten Tag" hindeutet.) Die Reise von Betanien bei Jericho in Judäa ( Joh 1,28 ) nach Kana in Galiläa dauerte mehrere Tage. Wo genau Kana lag, wissen wir heute nicht mehr, doch es muß in der Nähe von Nazareth gewesen sein. Auch die Mutter Jesu war auf dem Fest anwesend, doch Johannes nennt sie nicht mit Namen (vgl. Joh 2,12;6,42;19,25-27 ), wie er auch an keiner anderen Stelle in diesem Evangelium seinen oder den Namen der Mutter Jesu erwähnt. (Jesu Mutter lebte nach dem Tod Jesu bei dem "Jünger, den Jesus lieb hatte"; vgl. Joh 19,27 .)

 

 

Joh 2,2-3

 

Orientalische Hochzeitsfeiern dauerten nicht selten sieben Tage. Das Fest setzte ein nach der Überführung der Braut in das Haus des Bräutigams bzw. seines Vaters, bevor die Ehe vollzogen wurde. Als der Wein ausging , wandte sich Maria an Jesus in der Hoffnung, daß er das Problem lösen könnte. Erwartete sie ein Wunder? Das ist angesichts der Aussage von Vers 11 unwahrscheinlich; bis jetzt hatte Maria ihren Sohn noch keine Wunder vollbringen sehen.

 

Joh 2,4-5

 

Das Wort Frau , mit dem Jesus seine Mutter hier anredet, klingt dem heutigen Leser fremd, war damals jedoch eine sehr höfliche und freundliche Wendung (vgl. Joh 19,26 ). Im Gegensatz dazu deutete der Satz " was geht's dich an " im Griechischen darauf hin, daß Jesus und Maria grundsätzlich zwei ganz verschiedenen Bereichen angehörten. Dämonen z. B. sagten es, wenn sie mit Christus konfrontiert wurden ("Was willst du von uns?"; Mk 1,24; "Was willst du von mir?"; Mk 5,7 ). Maria mußte hier, was für sie als Mutter sicherlich sehr schmerzlich war (vgl. Lk 2,35 ), erkennen, daß Jesus ausschließlich den Willen Gottes tat und daß der Zeitpunkt seiner Offenbarung ganz allein in der Hand des Vaters lag. Meine Stunde ist noch nicht gekommen oder ähnliche Wendungen finden sich fünfmal bei Johannes ( Joh 2,4;7,6.8.30;8,20 ). Später wird dreimal auf die Tatsache hingewiesen, daß seine Stunde nun gekommen ist ( Joh 12,23;13,1;17,1 ). Marias Anweisung gegenüber den Dienern (was er euch sagt, das tut) zeigt jedoch, daß sie ihrem Sohn gehorsam war. Obwohl sie ihn nicht verstand, vertraute sie ihm.

 

 

Joh 2,6-8

 

Das Wasser in den sechs steinernen Wasserkrügen (die je zwei oder drei Maße - das sind 80 bzw. 120 Liter - faßten) wurde für jüdische Reinigungsrituale vor und nach den Mahlzeiten benutzt (vgl. Mt 15,1-2 ). Hier wird der Gegensatz zwischen der neuen und der alten Ordnung ganz deutlich (vgl. Joh 4,13-14;7,38-39 ).

Diese Wasserkrüge befanden sich wahrscheinlich etwas außerhalb des Festsaals. Der Speisemeister, der die Oberaufsicht über das Fest hatte, wußte also nicht, daß er aus den Reinigungskrügen trank - was für einen Juden auch unvorstellbar gewesen wäre. Die Knechte schenkten das Wasser, das Wein geworden war, aus.

 

 

Joh 2,9-10

 

Als aber der Speisemeister den Wein kostete , stellte er fest, daß er besser war als der, den sie zuvor getrunken hatten. Im Gegensatz zu dem Brauch, den besseren Wein zuerst auszuschenken und später auf minderwertigeren überzugehen, versicherte er, daß der Wein, der zuletzt ausgeschenkt wurde, der beste sei. Dieses Wunder will deutlich machen, daß das Christentum gegenüber dem Judentum ein Fortschritt ist. Gott hat das beste Geschenk - seinen Sohn - bis jetzt zurückbehalten .

 

 

Joh 2,11

 

Johannes erklärt dieses Wunder als eine Manifestation der Herrlichkeit Christi. Im Gegensatz zu Mose, der als Zeichen für das göttliche Gericht Wasser in Blut verwandelte ( 2Mo 7,14-24 ), bringt Jesus Freude. Sein erstes Wunder war ein Vorgeschmack der Freude, die er den Menschen durch den Heiligen Geist bringen will. Es deutet auf Jesus als das fleischgewordene Wort, den mächtigen Schöpfer. Jedes Jahr verwandelt er bei der Ernte und den späteren Gärungsprozessen sozusagen Wasser in Wein - dasselbe Wunder wie hier, nur daß es hier in kürzerer Zeit stattfand. Die 120 Liter guten Weines waren sein Geschenk für das junge Paar. Sein erstes Wunder - eine Verwandlung - verweist auf sein verwandelndes Wirken unter den Menschen (vgl. 2Kor 5,17 ). Die Jünger glaubten an ihn . Doch ihr anfänglicher Glaube sollte im Laufe der Offenbarung Jesu, des Logos , auf die Probe gestellt und weiterentwickelt werden. Zu diesem Zeitpunkt verstanden sie seinen Tod und seine Auferstehung noch nicht ( Joh 20,8-9 ), doch sie kannten nun seine Macht.

 

 

4. Jesu Besuch in Kapernaum

( 2,12 )

 

Joh 2,12

 

Jesu Reise nach Kapernaum, das am Nordwestufer des Sees Genezareth lag, und sein kurzer Aufenthalt dort waren nur ein Zwischenspiel in seinem Leben. Obwohl Kapernaum nordöstlich von Kana lag, ging er dorthin hinab, denn das Land fällt zum Meer hin ab. Kapernaum wurde Jesu Wahlheimat (vgl. Mt 4,13; Mk 1,21;2,1 ). Von nun an schien er sich seiner Familie ( Mk 3,21.31-35; Joh 7,3-5 ) und seiner Heimatstadt Nazareth zu entfremden ( Mk 6,1-6; Lk 4,14-30 ).

 

 

5. Jesu erstes Wirken in Jerusalem

( 2,13 - 3,21 )

 

a. Die Reinigung des Tempels

( 2,13 - 25 )

 

Nach dem Bericht des Evangelisten Johannes fand die Reinigung des Tempels zu Beginn von Jesu Wirken statt, nach den Erzählungen der Synoptiker hingegen am Ende seines öffentlichen Auftretens ( Mt 21,12-17; Mk 11,15-18; Lk 19,45-48 ). Wahrscheinlich gab es zwei Tempelreinigungen, denn die beiden Berichte sind unterschiedlich. Johannes kannte zweifellos die synoptischen Evangelien und schrieb seine eigene Darstellung als Ergänzung zu ihren Berichten. Die erste Reinigung überrumpelte die Menschen völlig; die zweite, etwa drei Jahre später, war einer der unmittelbaren Gründe für Jesu Tod (vgl. Mk 11,15-18 ).

 

 

Joh 2,13-14

 

Wie es bei den Juden Brauch war ( 2Mo 12,14-20.43-49; 5Mo 16,1-8 ), zog Jesus hinauf nach Jerusalem, um das Passafest zu feiern (vgl. zwei andere Passafeste, eines in Joh 6,4 und eines in Joh 11,55;12,1;13,1 ). Dieses jährliche Fest sollte die Juden an die Gnade Gottes erinnern, der ihr Volk aus der Knechtschaft in Ägypten befreit hatte. Die Passazeit eignete sich damit in besonderer Weise, den Menschen das zu verkündigen, was Jesus ihnen zu sagen hatte.

Mit dem Tempel ist der große äußere Hof, der sogenannte "Vorhof der Heiden", der den inneren Tempelbezirk umgab, gemeint. (Vgl. die Skizze des Tempelbezirks.) Wahrscheinlich aus Gründen der Bequemlichkeit für die Pilger, die nach Jerusalem kamen, hatten die Pharisäer in diesem Bezirk, der eigentlich heilig war, das Kaufen und Verkaufen von Opfertieren gestattet. Daraus hatte sich allmählich ein einträglicher Handel entwickelt, so daß der Pilgerverkehr zu einer der Haupteinnahmequellen der Stadt geworden war. Eine weitere Annehmlichkeit für die Pilger waren die Geldwechsler. Die Tempelsteuern und -gebühren mußten in tyrischer Währung entrichtet werden, und für das Wechseln wurde eine hohe Gebühr erhoben. Diese Mißstände führten letzlich zu einer Korrumpierung der heiligen Handlungen.

 

 

Joh 2,15

 

Maleachi hatte einst prophezeit, daß eines Tages einer in den Tempel kommen und die Religion des Volkes "rein" machen würde ( Mal 3,1-3 ). Voller Entrüstung stieß Jesus die Tische um und trieb die Schafe und Rinder mitsamt ihren Verkäufern aus dem Tempelbezirk hinaus.

 

 

Joh 2,16

 

Jesus verurteilte nur die Entweihung seines Vaters Haus zum Kaufhaus , er wandte sich nicht gegen das Opfersystem selbst, auch wenn es stark an Sinn eingebüßt hatte. Bei der zweiten Reinigung des Tempels am Ende seines Wirkens dagegen griff er die religiöse Praxis wesentlich schärfer an und bezeichnete den Tempelbereich als "Räuberhöhle" ( Lk 19,46; vgl. Jer 7,11 ).

 

 

Jesus sprach häufig von Gott als von seinem "Vater". Nur durch ihn kann man den Vater kennenlernen: "Niemand kennt den Sohn als nur der Vater und wem es der Sohn offenbaren will" ( Mt 11,27 ).

 

 

Joh 2,17

 

Sein Tun erinnerte die Jünger an Ps 69,10 ,wo davon die Rede ist, daß der Gerechte den Preis für seinen Eintritt in Gottes Tempel zahlen muß. Jesu Eifer für Gott führte schließlich zu seinem Tod.

 

 

Joh 2,18-19

 

Die Juden - womit entweder die jüdischen Machthaber oder die Kaufleute gemeint waren - verlangten ein Zeichen dafür, daß Jesus das Recht hatte, die bestehende Ordnung umzuwerfen ("Denn die Juden fordern Zeichen"; 1Kor 1,22 ). Statt dessen erwiderte ihnen Jesus jedoch nur mit einer verhüllten Anspielung. Wie bei den Gleichnissen in den synoptischen Evangelien diente das rätselhafte Wort auch hier unter anderem dazu, die Hörer, die sich ihm widersetzten, zu verwirren. Jesus wollte, daß sie über sein Wort nachdachten und auf diesem Wege seine Bedeutung erkannten. Brecht diesen Tempel ab klingt wie ein Gebot, ist jedoch entweder ironisch oder vielleicht auch hypothetisch gemeint. Später, bei seiner Gerichtsverhandlung, wurde Jesus angeklagt, behauptet zu haben, er könne den Tempel zerstören und in drei Tagen wieder aufrichten ( Mt 26,60-61 ). Etwas Ähnliches wurde auch Stephanus zur Last gelegt ( Apg 6,14 ).

 

 

Joh 2,20-21

 

Herodes der Große hatte beschlossen, den von Serubbabel errichteten Tempel, dessen Herrlichkeit nicht an den Tempel Salomos heranreichte ( Hag 2,3 ), neu zu erbauen. Er begann damit im Jahr 20 oder 19 v. Chr., also bringen uns die sechsundvierzig Jahre , von denen hier die Rede ist, auf das Jahr 27 oder 28 n. Chr. Der Bau war jedoch erst 63 n. Chr. vollendet. Die Juden hatten also entweder vom Allerheiligsten oder von irgendeinem anderen Teil des Tempels gesprochen. Wie, so fragten sie, wollte Jesus ihn in drei Tagen neu erbauen? Das war unmöglich! Die Worte und du sind im Griechischen stark betont und unterstreichen die Verachtung der Pharisäer. Doch Jesus meinte mit dem Tempel hier natürlich seinen Leib , der nach drei Tagen auferweckt werden sollte.

 

 

Joh 2,22

 

Selbst die Jünger verstanden Jesu dunkle Worte zuerst nicht. Erst im Lichte der Auferstehung begriffen sie, wovon er gesprochen hatte. Da sie zuvor nicht hatten einsehen können, warum er sterben mußte, und auch die alttestamentlichen Aussagen über das Leiden und Sterben des Messias nicht verstanden hatten ( Jes 52,12-53,12; Lk 24,25-27 ), dachten sie erst nach seinem Tod wieder an diese Worte.

 

 

Joh 2,23

 

Als er aber am Passafest in Jerusalem war, tat Jesus noch weitere Zeichen, auf die Johannes hier nicht näher eingeht. Diese Zeichen bestanden wahrscheinlich hauptsächlich in Heilungen, die den Glauben vieler Menschen wecken sollten. Sie glaubten denn auch an seinen Namen , d. h., sie vertrauten auf ihn. Der Glaube, der hier zum Ausdruck kam, war jedoch noch nicht unbedingt der rettende Glaube, wie die nächsten Verse implizieren. Die Leute glaubten zwar, daß Jesus ein großer Heiler war, nicht aber, daß er sie auch von ihrer Schuld erretten konnte.

 

 

Joh 2,24-25

 

Jesus wußte, daß ein solches kurzfristiges Aufgerütteltsein oder auch ein Glaube, der auf Zeichen basierte, nicht ausreichte. Viele von denen, die ihm zu Anfang nachfolgten, verließen ihn denn auch wieder, als er keine Anstalten machte, die Rolle des politischen Königs zu übernehmen (vgl. Joh 6,15.60.66 ). Bis zu Jesu Tod und Auferstehung und dem Kommen des Heiligen Geistes war die Grundlage für den Glauben noch nicht ganz gelegt. Jesus in seinem übernatürlichen Wissen bedurfte nicht, daß ihm jemand Zeugnis gab vom Menschen . Wie Gott sah er in die Herzen ( 1Sam 16,7; Ps 139; Apg 1,24 ). Joh 3 und Joh 4 sind Beispiele für diese Fähigkeit. Jesus wußte, wonach Nikodemus strebte, und er kannte das Vorleben der Samariterin ( Joh 4,29 ). Die Verbindung zwischen dem dritten und dem zweiten Kapitel liegt auf der Hand (vgl. was im Menschen war , Joh 2,25 ,und "es war aber ein Mensch", Joh 3,1 ).