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Johannesevangelium Walvoord  Edwin A. Blum

Johannes Kp 3

Johannes 3 Zusammenfassung::

  1. Nikodemus: Jesus trifft sich mit Nikodemus, einem Pharisäer.
  2. Von Neuem geboren: Jesus spricht mit Nikodemus über die Notwendigkeit, von Neuem geboren zu werden.
  3. Wasser und Geist: Die Geburt von Neuem geschieht aus Wasser und Geist.
  4. Wind: Jesus vergleicht den Geist mit dem Wind.
  5. Sohn des Menschen: Jesus spricht von sich selbst als dem Sohn des Menschen.
  6. Erhöht werden: Der Sohn des Menschen muss erhöht werden, wie die Schlange in der Wüste.
  7. Gott hat die Welt geliebt: Gottes Liebe zur Welt wird betont.
  8. Geben seines Sohnes: Gott gab seinen einzigen Sohn.
  9. Ewiges Leben: Wer an Jesus glaubt, hat ewiges Leben.
  10. Gericht: Wer nicht glaubt, ist schon gerichtet.
  11. Licht und Finsternis: Die Menschen lieben die Finsternis mehr als das Licht.
  12. Johannes bezeugt Jesus: Johannes der Täufer bezeugt Jesus erneut.
  13. "Er muss wachsen": Johannes sagt, dass Jesus wachsen muss, er aber abnehmen muss.
  14. Von oben kommen: Jesus kommt von oben.
  15. Gottes Geist: Gott gibt den Geist ohne Maß.


b. Jesu Gespräch mit Nikodemus

( 3,1 - 21 )

 

Joh 3,1

 

Nikodemus repräsentierte die Elite des Volkes. Er war Lehrer (V. 10 ), Pharisäer und Angehöriger des Hohen Rats, der Oberen der Juden . Der Hohe Rat setzte sich aus 70 Personen zusammen, die für religiöse Entscheidungen und, zur Zeit der römischen Besetzung, auch für Zivilangelegenheiten zuständig waren. Zwei Mitglieder dieses Rats sind im Neuen Testament positiv dargestellt: Josef von Arimathäa ( Joh 19,38 ) und Rabbi Gamaliel ( Apg 5,34-39;22,3 ). Auch Jesus wurde nach seiner Gefangennahme dem Rat vorgeführt ( Lk 22,66 ). Nikodemus tadelte die Pharisäer später, weil sie sich ein Urteil über Jesus gebildet hatten, ohne ihn zuvor anzuhören ( Joh 7,50-51 ), und er half Josef von Arimathäa, ihn zu begraben ( Joh 19,39-40 ).

 

 

Joh 3,2

 

Warum kam Nikodemus aber bei Nacht zu Jesus? Aus Angst? Weil es die übliche Zeit für Besuche war? Weil er ihn ungestört von der Menge sprechen wollte? Johannes geht nicht näher darauf ein, doch im allgemeinen hat die Nacht, die Zeit der Dunkelheit, im vierten Evangelium etwas Unheilvolles an sich (vgl. Joh 9,4;11,10;13,30 ). Nikodemus begann seine Rede mit den Worten: Meister, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen . Das "wir" bezieht sich wahrscheinlich auf die vornehmen Mitglieder des Hohen Rates. Die Titel "Rabbi" und "Meister" sind zwar ein Ausdruck der Höflichkeit und waren als Schmeichelei für Jesus gedacht, doch sie beweisen auch, daß Nikodemus nicht verstanden hatte, wer Jesus war. Die nähere Bestimmung "von Gott" ist im Griechischen hervorgehoben. Die Zeichen, die Jesus getan hatte, hatten ihn als Mann Gottes ausgewiesen ( Gott war mit ihm ), und Nikodemus wollte nun quasi von Rabbi zu Rabbi zu ihm sprechen.

 

 

Joh 3,3

 

Doch Jesus stand nicht auf derselben Ebene wie Nikodemus. Er war "von oben" ( anOthen , V. 31 ), daher mußte auch Nikodemus "von neuem" (V. 3 , anOthen ) geboren werden. Von neuem oder "von oben" ( anOthen heißt beides; z. B. "von oben" in Joh 19,11 und "von neuem" in Gal 4,9 ) geboren zu werden bedeutet eine geistliche Verwandlung, die den Menschen aus dem Reich der Finsternis in das Reich Gottes hineinholt (vgl. Kol 1,13 ). Das Gottesreich ist der Bereich, in dem Gott herrscht und die Menschen segnet, das Reich, das im Moment noch unsichtbar ist, aber auf Erden errichtet werden wird ( Mt 6,10 ).

 

 

Joh 3,4

 

Nikodemus war zwar sicher, daß Jesus hier nicht von irgend etwas Absurdem (wie etwa von einer zweiten physischen Geburt) sprach, doch das wirkliche Wesen einer geistlichen Wiedergeburt verstand er nicht.

 

 

Joh 3,5

 

Jesu Worte über das Geboren werden aus Wasser und Geist sind unterschiedlich ausgelegt worden: (1) Das "Wasser" bezieht sich auf die natürliche Geburt, und der "Geist" auf die Geburt "von oben". (2) Das "Wasser" bezieht sich auf das Wort Gottes ( Eph 5,26 ). (3) Das "Wasser" bezieht sich auf die Taufe als einen wesentlichen Teil der Wiedergeburt. (Diese These widerspricht jedoch anderen Bibelversen, die deutlich machen, daß die Rettung nur durch den Glauben geschieht; z. B. Joh 3,16.36; Eph 2,8-9; Tit 3,5 .) (4) Das "Wasser" ist ein Symbol für den Heiligen Geist ( Joh 7,37-39 ). (5) Das "Wasser" bezieht sich auf die Predigt der Buße durch Johannes den Täufer, und mit dem Geist ist das Kommen Christi durch den Heiligen Geist zu einem einzelnen Menschen gemeint.

Die fünfte These klingt historisch am wahrscheinlichsten und theologisch am überzeugendsten. Johannes der Täufer hatte das Volk durch seine Predigt, in der er so großen Wert auf die Buße legte, aufgewühlt ( Mt 3,1-6 ). Die Erwähnung des "Wassers" sollte Nikodemus offensichtlich an diese Botschaft erinnern. Jesus wies Nikodemus also darauf hin, daß er, um in das Reich Gottes zu kommen , zu ihm umkehren (Buße tun) müsse, damit er durch den Heiligen Geist wiedergeboren würde.

 

Johannes

 

Joh 3,6-7

 

Es gibt zwei Reiche: die Welt der gefallenen Menschen (das Fleisch) und das Reich Gottes (den Geist ). Ein gefallener Mensch kann nicht von sich aus wiedergeboren werden; er braucht das göttliche Eingreifen. Nur der Heilige Geist Gottes kann den menschlichen Geist erneuern.

Die Menschen sollen sich nicht an der Bedeutung der Worte Jesu stoßen oder sie ablehnen. Sie müssen von neuem geboren werden . Das ist eine absolute Notwendigkeit, die für alle gilt.

 

 

Joh 3,8

 

Der nächste Vers enthält ein Wortspiel, das im Deutschen nicht angemessen wiedergegeben werden kann. Das griechische Wort pneuma bedeutet sowohl "Wind" als auch "Geist". Das Werk d es Geistes ( pneuma ) ist unsichtbar und geheimnisvoll wie das Wehen des Windes ( pneuma ). Auf beides haben die Menschen keinerlei Einfluß.

 

 

Joh 3,9-10

 

Nikodemus fragte, wie diese spirituelle Verwandlung vor sich gehe.Jesus antwortete ihm, daß er als Lehrer Israels (im Griechischen steht hier der Artikel) es doch eigentlich wissen müsse. Die alttestamentlichen Propheten sprachen von dem neuen Zeitalter des Geistes ( Jes 32,15; Hes 36,25-27; Joe 3,1-2 ). Die großen Lehrer des Volkes sollten wissen, wie Gott in seiner Gnade jemandem ein neues Herz geben kann ( 1Sam 10,6; Jer 31,33 ).

 

Joh 3,11

 

Doch Nikodemus wußte nichts von dem, worüber Jesus hier sprach. Er verkörperte in seiner Person den Unglauben und das Unwissen des ganzen Volkes. Wie einst die Propheten sprach auch Jesus zum Volk über göttliche Dinge, doch die Juden lehnten sein Zeugnis ab. Das Wort "Zeugnis" ( martyrian ) kommt im Johannesevangelium sehr oft vor (vgl. die Tabelle bei Joh 5,33-34 ).

 

 

Joh 3,12

 

Da Nikodemus schon die grundlegende Lehre der Wiedergeburt, von der Jesus in irdischen Analogien sprach, nicht verstand, wie sollte er dann die abstrakteren himmlischen Wahrheiten wie die Trinität, die Inkarnation und Jesu kommende Verherrlichung verstehen und glauben?

 

Joh 3,13

 

Und niemand ist gen Himmel aufgefahren und dann zur Erde zurückgekommen, um klare Auskunft über diese göttlichen Dinge zu geben. Die einzige Ausnahme ist Jesus, der Menschensohn (vgl. Joh 1,50-51; Dan 7,13; Mt 26,64 ). Er ist die "Leiter" zwischen Himmel und Erde und hat Zugang zu beiden Reichen (vgl. den Kommentar zu Joh 1,50-51 ). In der Inkarnation "stieg er herab", bei der Himmelfahrt "ging er hinauf". Er hielt sich bereits vor der Inkarnation im Himmel auf, daher kennt er die göttlichen Geheimnisse.

 

 

Joh 3,14-15

 

Der Gedanke des Auffahrens in den Himmel (V. 13 ) führt folgerichtig zum Gedanken der Erhöhung Jesu (vgl. Joh 8,28;12,32 ). Mose hielt, als Heilmittel für eine Strafe, die die Juden für ihren Ungehorsam erlitten, eine bronzene Schlange an einem Stab empor (vgl. 4Mo 21,4-9 ). In gleicher Weise sollte Jesus am Kreuz erhöht werden für die Sünde der Menschheit, so daß der Blick des Glaubens auf dieses Kreuz den zum Tode Verurteilten das ewige Leben geben konnte.

 

 

Joh 3,16

 

Ganz gleich, ob nun der Evangelist oder Jesus diesen Vers sprach, er ist Gottes Wort und gleichzeitig eine wichtige Zusammenfassung des Evangeliums. Gott liebt die Menschen. Seine Liebe gilt nicht nur wenigen oder einer bestimmten Gruppe, sondern der ganzen Welt. Für sie gab er sein größtes Gut - seinen eingeborenen ( monogenE ; vgl. auch Joh 1,14.18;3,18 und 1Joh 4,9 ) Sohn (vgl. Röm 8,3.32 ). Die Menschen können dieses Geschenk nur annehmen, nicht verdienen ( Joh 1,12-13 ). Sie werden durch den Glauben, durch das Vertrauen in Christus, gerettet. Verloren ( apolEtai ) bedeutet nicht Vernichtung, sondern Leben in der Hölle, weit entfernt von Gott, der Leben, Wahrheit und Freude ist. Das ewige Leben ist ein qualitativ neues, das der Gläubige bereits jetzt besitzt und das ihm für immer sicher ist (vgl. Joh 10,28;17,3 ).

 

 

Joh 3,17

 

Das Licht wirft zwar Schatten, doch seine Bestimmung ist es zu erhellen. Zwar wird, wer nicht glaubt, verdammt, doch eigentlich sandte Gott seinen Sohn , um die Menschen zu retten , und nicht, sie zu richten . Gott hat nicht etwa Freude am Tod der Bösen ( Hes 18,23.32 ); er will, daß alle Menschen gerettet werden ( 1Tim 2,4; 2Pet 3,9 ).

 

 

Joh 3,18

 

Der Weg zur Rettung ist der Glaube an das Werk, das Jesus am Kreuz vollendet hat. Die Menschen aber, die das Licht des Logos ablehnen, sind in der Finsternis ( Joh 1,5;8,12 ) und daher schon jetzt unter dem Gericht. Sie sind bereits gerichtet, so wie die sündigen, sterbenden Israeliten, die das göttliche Heilmittel, den Stab Moses, bewußt zurückwiesen ( 4Mo 21,4-9 ). Wer jedoch an Christus glaubt, ist unter keiner Verdammnis ( Röm 8,1 ); er "kommt nicht in das Gericht" ( Joh 5,24 ).

 

 

Joh 3,19

 

Die Menschen lieben die Finsternis nicht um ihrer selbst willen, sondern um dessentwillen, was sie verbirgt. Sie wollen ungestört mit ihren bösen Werken (ponera; vgl. V. 20 , wo ein anderes Wort für "böse" steht) fortfahren. Ein Gläubiger ist zwar auch ein Sünder (wenn auch ein erlöster), doch er bekennt seine Sünde und antwortet Gott (vgl. 1Joh 1,6-7 ). Letztlich ist die Liebe der Menschen zur Finsternis statt zu Gott, dem Licht ( Joh 1,5.10-11; 1Joh 1,5 ), ein Ausdruck ihrer Götzenliebe. Sie "verehren das Geschöpf und dienen ihm statt dem Schöpfer" ( Röm 1,25 ).

 

 

Joh 3,20

 

Ebenso wie das natürliche Licht des Tages sichtbar macht, was normalerweise verborgen bleibt, so macht Christus, das Licht , die Werke der Menschen als böse offenbar. (Das griechische Wort für "böse" an dieser Stelle lautet phaula ["nichtsnutzig"]; vgl. auch Joh 5,29 .) Die Ungläubigen kennen nicht den letzten Sinn des Lebens, sie haben keine echte Motivation, kein richtiges Ziel - ihr Schicksal ist die Verdammnis. Wer Böses tut, haßt das Licht (und liebt die Finsternis; Joh 3,19 ). Er fürchtet, daß im Licht die Wertlosigkeit seiner Werke offenbar wird und er sich von ihnen abwenden muß.

 

 

Joh 3,21

 

Jesus wirkt wie ein Magnet. Die Menschen, die zu ihm gehören, werden von ihm angezogen und hören seine Offenbarung gern. Das Licht tadelt ihre Sünde, und sie antworten mit Buße und Glauben. Sie leben durch die Wahrheit (vgl. 2Joh 1,1-2.4; 3Joh 1,1.4 ). Weil sie wiedergeboren sind, leben sie ein anderes Leben als ihr früheres, das sie in Finsternis verbrachten. Ihr neues Leben gründet sich auf den Glauben an Jesus und sein Wort. Der Geist, der von nun an in ihrem Leben wirkt, gibt ihnen neue Kraft, Ziele und Interessen ( 2Kor 5,17; Eph 2,10 ).

 

 

6. Das letzte Zeugnis Johannes' des Täufers

( 3,22 - 30 )

 

Joh 3,22-24

 

Für kurze Zeit überlappten sich das Amt Johannes' des Täufers und Jesu Wirken. Das Land Judäa muß erfüllt gewesen sein von der Lehre dieser beiden großen Prediger der Buße und des Gottesreiches. Sowohl Johannes als auch Jesus hatten Jünger, beiden folgten große Menschenmassen, und beide tauften . Mit der Aussage, daß Jesus "taufte" (V. 22.26 ), ist wahrscheinlich gemeint, daß er die Taufen, die seine Jünger vornahmen, überwachte ( Joh 4,2 ). (Die Lage von Änon, nahe bei Salim , ist uns heute nicht mehr bekannt, doch möglicherweise lag es etwa in der Mitte zwischen dem See Genezareth und dem Toten Meer [etwa Joh 4,5 Kilometer östlich von Sichem].) Da bei beiden Gruppierungen, den Anhängern des Johannes und Jesus, getauft wurde, gab es gleichzeitig zwei bedeutende "Reformbewegungen" im Land. Denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis geworfen ( Joh 3,24 ). Diese Aussage macht deutlich, daß das vierte Evangelium als Ergänzung der Synoptiker zu sehen ist, denn hier wird vorausgesetzt, daß die Leser aus den synoptischen Evangelien ( Mt 14,1-12; Mk 6,14-29; Lk 3,19-20 ) oder aus anderen kirchlichen Überlieferungen von der Gefangennahme des Täufers wußten.

 

 

Joh 3,25

 

Die eifrigen Jünger des Johannes befanden sich eines Tages in Beweisnot gegenüber einem Juden, der fragte, warum er sich dem Täufer anschließen sollte. Er vertrat eine andere Auffassung von der Reinigung . Es gab bereits die Reinigunsrituale der Essener und die Waschungen der Pharisäer, warum sollten sie jetzt noch eine dritte Reinigung, die Taufe des Johannes, befolgen? Außerdem war die Gruppe, die Jesus folgte, größer (V. 26 ).

 

 

Joh 3,26

 

Höchstwahrscheinlich waren die Johannesjünger aufgebracht und eifersüchtig (ihnen lag nichts an Jesus, sie waren Johannes treu ergeben). Sie beklagten sich, daß Jesus, von dem Johannes doch Zeugnis gegeben hatte, nun die Aufmerksamkeit des Volkes auf sich zog, und sehnten sich nach den alten Zeiten, als jedermann kam, um Johannes den Täufer zu hören ( Mk 1,5 ).

 

 

Joh 3,27

 

Johannes' Antwort bewies seine Größe. Er sagte: Ein Mensch kann nichts nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben ist . Gott ist völlig frei darin, wem er seinen Segen gibt. Wenn Jesus Erfolg hatte, so mußte das der Wille Gottes sein. Dieses Prinzip von Gottes freier Souveränität ist ein Hauptanliegen nicht nur des Johannesevangeliums (vgl. Joh 6,65;19,11 ), sondern des ganzen Neuen Testaments (z. B. 1Kor 4,7 ).

 

 

Joh 3,28

 

Darüber hinaus erinnerte Johannes seine Jünger nochmals an das, was er predigte: daß er nicht der verheißene Messias sei, sondern nur vor ihm her gesandt , um ihm den Weg zu bereiten ( Joh 1,8.15.20.23 ).

 

 

Joh 3,29-30

 

In Jesu wachsendem Einfluß fand Johannes seine Freude erfüllt. Er beschrieb sie seinen Jüngern am Beispiel der im Nahen Osten üblichen Hochzeitsfeier. Der Freund des Bräutigams ist diesem nur behilflich, er ist nicht die Hauptperson des Festes. Seine Aufgabe ist es lediglich, die Zeremonie für den Bräutigam vorzubereiten. Wenn er hört, daß der Bräutigam kommt und die Braut holt, freut er sich. Die Aufgabe Johannes' des Täufers war es, die Ankunft Christi, des "Bräutigams", vorzubereiten. Johannes taufte nur mit Wasser, nicht mit dem Geist. Daher muß Jesus wachsen , Johannes aber muß abnehmen . Das war nicht nur ratsam oder geschah rein zufällig, sondern entsprach der göttlichen Ordnung. Johannes akzeptierte bereitwillig und mit Freuden Jesu wachsende Popularität, die dem Plan Gottes entsprach.

 

 

7. Das Zeugnis des Evangelisten

( 3,31 - 36 )

 

Es ist plausibler, den folgenden Abschnitt (V. 31 - 36 ) nicht als Fortsetzung der Rede des Täufers, sondern als das Zeugnis des Evangelisten zu sehen. Die theologische Exposition über den Vater und den Sohn entstammt wohl eher dem Gedankengut einer bereits entwickelten christlichen Theologie als dem Zeugnis Johannes' des Täufers.

Joh 3,31

 

Im folgenden entwickelt der Evangelist Johannes das Thema der Überlegenheit Jesu, auf die Johannes der Täufer seine Jünger hingewiesen hatte (V. 28 - 30 ). Da Jesus vom Himmel kam, gelten seine Worte mehr als die eines jeden religiösen Führers. Ein menschlicher Lehrer lehrt innerhalb seiner irdischen Grenzen ( er ist von der Erde und redet von der Erde ). Doch der Logos , der vom Himmel kommt, ist über allen ; er überragt alle ( Kol 1,18 ).

 

 

Joh 3,32

 

Jesu Verkündigung zeugte von seiner präexistenten Schau des Vaters und seiner Gemeinschaft mit ihm im Himmel (vgl. Joh 1,1.14 ). Doch trotz seines klaren, verläßlichen Zeugnisses hat die Menschheit seine Botschaft verworfen (vgl. Joh 1,11 ).

 

Joh 3,33

 

Dennoch wurde die Botschaft nicht so universal verworfen, wie Vers 32 anzudeuten scheint. Wer sie annimmt, besiegelt, daß Gott wahrhaftig ist (vgl. V. 21 ). Jesu Zeugnis zu verwerfen ist gleichbedeutend damit, Gott einen Lügner zu nennen ( 1Joh 5,10 ).

 

 

Joh 3,34

 

Da Jesus Gottes Worte redete , sprach er die vollkommene Wahrheit. Er war ermächtigt vom Heiligen Geist und hatte den Geist ohne Maß . Die alttestamentlichen Propheten besaßen im Vergleich dazu den Geist stets nur für bestimmte Aufgaben und für begrenzte Zeit.

Der Apostel Johannes bezeichnet Jesus als den, den Gott gesandt hat , eine Tatsache, auf die er in seinem Evangelium insgesamt neunundreißigmal hinweist (V. 3,17.34; 4,34; 5,23-24.30.36-38; 6,29.38-39.44.57; 7,16.28-29; 8,16.18.26.29.42; 9,4; 10,36; 11,42; 12,44-45.49; 13,16.20; 14,24; 15,21;16,5; 17,3.18.21.23.25; 20,21 ). Sie bestätigt Jesu Gottheit und göttliche Herkunft sowie Gottes Souveränität und Liebe, die den Sohn Fleisch werden ließ (vgl. Gal 4,4; 1Joh 4,9-10.14 ).

 

Joh 3,35

 

Das Verhältnis zwischen dem Sohn und dem Vater ist von liebender Vertrautheit und absolutem Vertrauen gekennzeichnet. Der Sohn besitzt alle Vollmacht, den Plan des Vaters zu erfüllen ( Joh 5,22; Mt 28,18 ).

 

 

Joh 3,36

 

Die Menschen haben nur zwei Möglichkeiten: an den Sohn zu glauben oder ihn zu verwerfen (vgl. V. 16.18 ). Unglaube kann sowohl auf tragische Unwissenheit als auch auf wissentlichen Ungehorsam gegenüber der klaren Erkenntnis zurückgehen. Nur an dieser Stelle ist im vierten Evangelium vom Zorn Gottes die Rede (vgl. jedoch Offb 6,16-17;11,18;14,10;16,19;19,15 ). Der "Zorn", Gottes unvermeidliche gerechte Reaktion auf das Böse, bleibt ( menei ) über dem Ungläubigen. Dieser Zorn hat eine zukünftige Dimension, doch er existiert auch schon jetzt. Unausgesetzte Sünde und dauernder Ungehorsam werden zu ewiger Bestrafung führen ( Mt 25,46 ).