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Johannesevangelium Walvoord  Edwin A. Blum

Johannes Kp 4  Walvoord  Edwin A. Blum


Johannes 4 Zusammenfassung:

  1. Samariterin: Jesus trifft eine Samariterin am Jakobsbrunnen.
  2. Wasser des Lebens: Jesus spricht mit der Frau über das Wasser des Lebens.
  3. Anbetung: Jesus spricht über die wahre Anbetung, die nicht an einem bestimmten Ort gebunden ist.
  4. Geist und Wahrheit: Die wahre Anbetung soll in Geist und Wahrheit geschehen.
  5. Messias: Jesus offenbart sich der Frau als der Messias.
  6. Brunnen: Der Brunnen als Ort der Begegnung.
  7. Ernte: Jesus spricht über die geistliche Ernte.
  8. Glaube der Samariter: Viele Samariter kommen zum Glauben an Jesus.
  9. Zeugnis der Frau: Die Frau geht in die Stadt und gibt Zeugnis von Jesus.
  10. Königlicher Beamter: Jesus heilt den Sohn eines königlichen Beamten.
  11. Kanaan: Die Heilung geschieht in Kanaan.
  12. Zweites Zeichen: Dies ist das zweite Zeichen, das Jesus tut.
  13. Glaube des Beamten: Der Beamte glaubt an das Wort Jesu.
  14. Gottes Wort: Die Kraft des Wortes Gottes wird gezeigt.
  15. Heilung: Die Heilung des Sohnes des Beamten.


 

 

8. Jesu Wirken in Samaria

( 4,1 - 42 )

 

a. Jesu Gespräch mit der Samariterin

( 4,1 - 26 )

 

Joh 4,1-3

 

Im Griechischen wie in der deutschen Lutherübersetzung bilden diese Verse einen einzigen langen Satz, der als Einführung in ein zweites, langes Gespräch Jesu dient. Das plötzliche Hervortreten Jesu und die Tatsache, daß er so viele Anhänger gewann, hatte die Aufmerksamkeit der Pharisäer auf ihn gelenkt. Jesus, der sich in Einklang mit Gottes Plan wußte, war klar, wie sein Amt enden würde und daß er bis zu dieser festgesetzten Zeit vorsichtig leben mußte. Daher ging er Konflikten aus dem Weg, bis seine "Stunde" gekommen war ( Joh 7,6.8.30;8,20; vgl. Joh 12,23;13,1;17,1 ). Er verließ also Judäa (vgl. Joh 3,22 ) und ging wieder nach Galiläa .

Dieses zweite Gespräch ist ein weiteres Beispiel für die Tatsache, daß Jesus "wußte, was im Menschen war" ( Joh 2,25 ). Die samaritische Frau, mit der er sich hier unterhielt, steht in schroffem Kontrast zu Nikodemus. Dieser suchte; sie war gleichgültig. Er war ein angesehener Mann; sie war eine leichtfertige Person. Er war Jude, sie eine verachtete Samariterin. Er war ein von moralischen Skrupeln geplagter Mensch; sie führte ein unmoralisches Leben. Er war rechtgläubig; sie war andersgläubig. Er kannte sich in religiösen Dingen aus; sie war unwissend. Doch trotz all dieser Unterschiede zwischen dem "Mann des Glaubens" und dem "Weltkind" hatten es beide nötig, wiedergeboren zu werden. Beiden fehlte etwas, das nur Christus ihnen geben konnte.

 

 

Joh 4,4

 

Er mußte aber durch Samarien reisen . Das war zwar der kürzeste, doch nicht der einzige Weg von Judäa nach Galiläa. Die andere Route verlief durch Peräa, östlich des Jordan. (Vgl. die beiden Wege auf der Karte.) In Jesu Zeit nahmen die Juden, weil sie die Samariter so sehr haßten, gewöhnlich den Weg östlich des Flusses, um Samaria zu umgehen. Jesus aber zog durch Samaria, um auch diese verachteten Menschen mit seiner Botschaft zu erreichen. Als Retter der Welt sucht er die Verachteten und Außenseiter (vgl. Lk 19,10 ).

Als "Samaria" wurde in neutestamentlicher Zeit das Gebiet in der Mitte Palästinas, zwischen Judäa im Süden und Galiläa im Norden, bezeichnet. Die Region bildete keine politische Einheit und stand unter römischer Verwaltung. Die Religion der dortigen Mischbevölkerung hatte sich aus dem Judentum und synkretistischen Kulten entwickelt; ihr Zentrum war der Berg Garizim. Noch heute hat eine kleine Gruppe Samariter in Jerusalem diese Traditionen bewahrt.

 

 

Joh 4,5-6

 

Das Dorf Sychar lag zwischen dem Berg Ebal und dem Garizim, bei Sichem, einem Ort, der meistens mit dem heutigen Akar, manchmal jedoch auch mit Balatah identifiziert wird. Ein Brunnen, den man in neuerer Zeit bei Sychar fand, ist möglicherweise der Brunnen Jakobs . In 1Mo 48,21-22 ist von dem Feld, das Jakob seinem Sohn Josef gab , die Rede. Jakob hatte es Jahre zuvor gekauft ( 1Mo 33,18-20 ). Jesus, müde von der Reise, setzte sich am Brunnen nieder. Es war um die sechste Stunde , nach römischer Zeitrechnung also etwa sechs Uhr abends. (Vgl. den Kommentar zu Joh 1,39;19,14 .)

 

 

Als Mensch litt Jesus Durst, Müdigkeit, Schmerz und Hunger, doch selbstverständlich besaß er auch alle Attribute der Göttlichkeit (Allwissenheit, Allmacht usw.).

 

 

Joh 4,7-8

 

Während seine Jünger in der Stadt waren, um Essen zu kaufen , tat Jesus etwas Überraschendes: er sprach mit einer Frau aus Samarien , die er noch nie gesehen hatte. Sie war schockiert, daß ein Jude sie bat, ihr zu trinken zu geben. Die damaligen Sitten verboten den öffentlichen Kontakt zwischen Frauen und Männern, zwischen Juden und Samaritern und besonders zwischen Fremden. Ein jüdischer Rabbi wäre eher durstig wieder gegangen, als daß er diese Bräuche verletzt hätte.

 

 

Joh 4,9

 

Die Frau war überrascht und neugierig; sie konnte nicht verstehen, wie es Jesus wagen konnte, sie um etwas zu trinken zu bitten, denn die Juden haben keine Gemeinschaft ( synchrOntai ) mit den Samaritern , d. h., sie benützen nichts, was zuvor ein Samariter benützt hat.

 

 

Joh 4,10

 

Nachdem er ihre Neugier geweckt hatte, sagte Jesus der Frau ein rätselhaftes Wort, das sie zum Nachdenken bringen sollte. Man könnteseine Äußerung etwa folgendermaßen umschreiben: "Dein Entsetzen wäre noch sehr viel größer, wenn du wüßtest, wer ich wirklich bin. Dann würdest du - nicht ich - diese Bitte äußern!" Drei Dinge brachten die Frau wohl zum Grübeln: (1) Wer ist er? (2) Was ist die Gabe Gottes ? (3) Was ist lebendiges Wasser ? "Lebendiges Wasser" war der Ausdruck für fließendes Wasser, bezeichnet hier aber den Heiligen Geist (vgl. Jer 2,13; Sach 14,8; Joh 7,38-39 ).

 

 

Joh 4,11-12

 

Die Frau mißverstand den Ausdruck "lebendiges Wasser" jedoch und dachte, Jesus spräche von dem Brunnen. Wie konnte er an das lebendige Wasser kommen, wo doch Jakobs Brunnen so tief war? Man hat festgestellt, daß der Brunnen bei Sychar einer der tiefsten in ganz Palästina ist. Sie fragte ihn: " Bist du mehr als unser Vater Jakob? " Die Formulierung dieser Frage verlangt im Griechischen eine negative Antwort. Die Frau konnte nicht glauben, daß Jesus größer war als Jakob. Daß sie "unser Vater Jakob" sagt, ist angesichts der Tatsache, daß die Juden ihn für den Gründer ihres Volkes halten, sehr interessant. Der Brunnen hatte eine lange Geschichte, doch, fragte sie sich, was kann dieser Fremde vorweisen ?

 

 

Joh 4,13-14

 

Jesus enthüllte ihr seine rätselhafte Äußerung vom Anfang in einem neuen rätselhaften Bild. Dieses Wasser aus dem Brunnen Jakobs löschte nur den physischen Durst, und auch ihn nur eine Zeitlang. Doch das Wasser, das er gab, befriedigte alle Bedürfnisse und Wünsche für immer. Wer es trinkt, wird in sich eine Quelle des Wassers haben (vgl. Joh 7,38-39 ), aus der man das Wasser nicht, wie aus dem Brunnen, erst mühsam heraufholen muß. Es ist der Heilige Geist, der dem, der glaubt, die Rettung bringt und durch ihn auch anderen das Heil anbietet.

 

 

Joh 4,15

 

Weil die Frau jedoch ganz in ihrer Sünde und ihrem materialistischen Denken gefangen war, konnte sie dieses dunkle Wort nicht verstehen. Sie begriff nur, daß sie mit einer solchen Quelle in sich nie mehr dürsten würde und nicht mehr so hart arbeiten müßte.

 

 

Joh 4,16-18

 

Da sie die Wahrheit, von der er gesprochen hatte, nicht begreifen konnte ( 1Kor 2,14 ), wandte Jesus sich dem Grundproblem der Frau zu. (Anscheinend gab sie ihm nichts zu trinken, und auch er selbst vergaß sein körperliches Bedürfnis in dem Versuch, ihr in geistlicher Hinsicht zu helfen.) Er schlug ihr vor, ihren Mann zu rufen und mit ihm zusammen wieder herzukommen . Damit bewies er ihr, daß er alles über sie wußte (vgl. Joh 2,24-25 ). Dieser Fremde kannte alle ihre Männergeschichten und wußte auch, daß sie in Sünde lebte. Auf diese Weise enthüllte Jesus ihr in ein paar Worten ihr ganzes sündiges Leben und gleichzeitig ihr Bedürfnis nach Rettung.

 

 

Joh 4,19-20

 

Wie interessant war nun ihre Reaktion darauf! Jesus war kein reisender jüdischer Rabbi, der zufällig vorbeikam. Da er übernatürliches Wissen besaß, mußte er ein Prophet Gottes sein. Doch statt ihre Sünden zu bekennen und zu bereuen, lenkte die Frau ihn auf ein intellektuelles Problem. Für die Samariter war der Ort der Anbetung der nahegelegene Berg Garizim. Die Juden dagegen vertraten die Ansicht, daß diese Ehre nur dem Tempel in Jerusalem gebühre. Wer hatte recht in diesem Streit?

Johannes

 

Joh 4,21

 

Es kommt die Zeit (vgl. V. 23 ) bezieht sich auf den bevorstehenden Tod Jesu, der eine neue Phase in Gottes Plan einleiten sollte. Denn im Kirchenzeitalter, der Zeit des Heiligen Geistes, findet der Gottesdienst nicht mehr in Tempeln, weder auf dem Garizim noch auf dem Zion, statt.

 

 

Joh 4,22

 

Was das bedeutete, machte Jesus im folgenden ganz deutlich: Die samaritische Religion basierte auf Unwissenheit. Ihr wißt nicht, was ihr anbetet . Die Samariter waren nicht das Werkzeug der Rettung der Menschheit. Israel war das von Gott erwählte Volk, dem Großes vorherbestimmt war ( Röm 9,4-5 ). Mit dem Ausspruch: denn das Heil kommt von den Juden , meinte Jesus nicht, daß die Juden auf jeden Fall gerettet oder besonders fromm waren.Aber Jesus, ein Nachkomme Abrahams, hat es gebracht.

 

 

Joh 4,23

 

Mit dem Kommen des Messias kam die Zeit für eine neue Form der Anbetung. Wahre Anbeter sind die, die erkennen, daß Jesus die Wahrheit Gottes ( Joh 3,21;14,6 ) und der einzige Weg zum Vater ( Apg 4,12 ) ist. In der Wahrheit anbeten heißt, Gott durch Jesus anbeten. Im Geist anbeten heißt, in dem neuen Reich, das Gott den Menschen offenbart hat, anzubeten. Der Vater sucht nach wahren Anbetern, weil er will, daß die Menschen in der Wahrheit, nicht in der Lüge, leben. Jeder Mensch sucht etwas, das er verehren kann ( Röm 1,25 ), doch die Sünde macht viele blind und läßt sie ihr Vertrauen nutzlosen Dingen schenken.

 

 

Joh 4,24

 

Gott ist Geist ist eine bessere Übersetzung als "Gott ist ein Geist", wie es in manchen Bibelausgaben steht. Gott ist nicht ein Geist unter vielen. Was hiermit ausgedrückt werden soll, ist die Unsichtbarkeit seines Wesens. Er ist nicht an einen Ort gebunden. Die Anbetung Gottes kann nur durch den (Jesus) geschehen, in dem Gottes unsichtbares Wesen Gestalt annimmt ( Joh 1,18 ), und sie kann nur geschehen kraft des Heiligen Geistes, der dem Gläubigen die neue Wirklichkeit des Gottesreiches offenbart (vgl. Joh 3,3.5;7,38-39 ).

 

 

Joh 4,25

 

Auch die Samariter warteten auf einen messianischen Führer. Da für sie jedoch nur die fünf Bücher Mose bindend waren, mußte er nicht der Gesalbte aus dem Geschlecht König Davids sein. Ausgehend von 5Mo 18,15-18 hofften sie auf eine Mose ähnelnde Persönlichkeit, die all ihre Probleme lösen würde. Jetzt verstand die Samariterin - zumindest teilweise - was Jesus gemeint hatte, denn auch sie wartete sehnsüchtig auf die messianische Zeit, wenn der Messias alles verkündigen würde .

 

Joh 4,26

 

Die Selbstoffenbarung Jesu - Ich bin's (der Messias) - war sehr ungewöhnlich. Er sprach sonst während seines Wirkens in Galiläa und Judäa (vgl. Joh 6,15 ) nicht über seine Aufgabe und zog den Titel "Menschensohn" dem "Messias" vor. Doch in diesem besonderen Fall war die Gefahr eines Aufstands, wie er bei den Juden von seiten der national gesinnten Zeloten drohte, gegenstandslos.

 

 

b. Jesu Anweisungen an seine Jünger

( 4,27 - 38 )

 

Joh 4,27-30

 

Die Frau, aufgeregt durch das, was Jesus zu ihr gesagt hatte, und vielleicht auch etwas eingeschüchtert dadurch, daß nun auch die Jünger zurückkamen, verließ ihn und ging in die Stadt. In der Freude über ihre Entdeckung vergaß sie ihren Krug. Im Moment war es ihr wichtiger, den anderen von ihrem neuen Glauben zu erzählen. Ihre Worte "kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe" sollten die Aufmerksamkeit der Dorfbevölkerung wecken. Vielleicht hatte sie mit einigen von ihnen früher zusammengelebt, und die fragten sich nun: "Weiß der womöglich auch über uns Bescheid?"

Sie fragte die Dorfbewohner, ob sie es für möglich hielten, daß er (...) der Christus sei . Wörtlich lautete ihre Frage: "Das kann nicht der Messias sein, oder?" Sie verlangte also eine negative Antwort. Wahrscheinlich wählte sie diese Formulierung, weil sie wußte, daß die Leute auf die entschiedene Versicherung einer Frau - vor allem einer Frau mit ihrem Ruf - kaum wohlwollend reagieren würden. Wie Jesus zuvor ihre Neugier geweckt hatte, stachelte nun auch sie die Neugier der anderen an, und sie beschlossen, der Sache selbst nachzugehen.

 

 

Joh 4,31-32

 

Als die Jünger dann mit Jesus sprachen, merkten sie, daß etwas geschehen war. Bevor sie ihn verlassen hatten, war er müde und durstig gewesen, doch jetzt hatte er kein Interesse mehr an Speise und Trank. Seine Stimmung hatte sich geändert. Sie boten ihm Essen an, doch er lehrte sie: Ich habe eine Speise zu essen, von der ihr nicht wißt - wieder eine seiner rätselhaften Aussagen.

 

 

Joh 4,33-34

 

Das Unverständnis der Jünger gab Jesus Gelegenheit, ihnen seine Worte zu erklären. Wie gewöhnlich hatten sie nur ans Materielle gedacht. Doch Jesus sprach: Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat . Das bedeutet nicht etwa, daß Jesus keine physische Nahrung brauchte, sondern besagt vielmehr, daß es seine größte Leidenschaft und sein sehnlichster Wunsch war, den Willen Gottes zu tun (vgl. Joh 5,30; Joh 8,29 ). Jesus wußte, daß der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern "von einem jeglichen Wort, das aus dem Mund des Herrn kommt" ( 5Mo 8,3 ). Das Geistige hat Vorrang vor dem Materiellen. Das Werk des Vaters muß getan werden (vgl. Joh 17,4 ) - dieser Gedanke füllte Jesus ganz aus.

 

 

Joh 4,35

 

In der Landwirtschaft ist zwischen dem Aussäen und dem Ernten eine Zeit des Wartens vorgesehen. "Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte" war vielleicht ein Sprichwort, das den Menschen damals vertraut war. Doch in geistlicher Hinsicht gab es kein langes Warten mehr. Jesus war gekommen und damit die Zeit der Entscheidung. Alles, was den Menschen fehlte, waren die Einsicht und die richtige Perspektive. Wie groß ihr Bedürfnis nach geistlicher Neuorientierung war, hätte den Jüngern ein Blick in die Runde gezeigt. Die Samariter, die sich in ihrer weißen Kleidung vom Dorf her näherten (V. 30 ), ähnelten vom optischen Eindruck her vielleicht einem Feld, das reif zur Ernte war.

 

Joh 4,36-38

 

Als diejenigen, die berufen waren zu ernten, besaßen die Jünger das große und lohnende Privileg, die Menschen zum Glauben an Christus zu führen. Andere haben bereits gearbeitet , d. h. gesät. Das bezieht sich möglicherweise auf die alttestamentlichen Propheten oder auch auf Johannes den Täufer, der Jesus den Weg bereitete. Beide Arbeiter - der da sät und der da erntet - werden ihren Lohn erhalten. Wer erntet, (...) sammelt Frucht zum ewigen Leben , d. h., Jesu Jünger waren in einem Dienst für andere tätig, in dem es für diese anderen um Leben und Tod ging ( 2Kor 2,15-16 ).

Die Erntezeit war in der Alten Welt eine Zeit der Freude ( Rt 3,2.7; Jes 9,2 ). Auch zur Zeit des Heils wird große Freude sein (vgl. Lk 15,7.10.32 ). Die Jünger erlebten die noch größere Freude, Augenzeugen der Vollendung dieses Prozesses zu sein ( Joh 4,38 ). Wer sät, ist weiter von dieser Freude entfernt, weil er die unmittelbare Erfüllung nicht vor Augen hat. Johannes der Täufer rief das Volk zur Buße auf, doch er starb noch vor Pfingsten, als die Jünger zu ihrer großen Freude sahen, daß Tausende zum Glauben an Jesus fanden.

 

 

c. Die Reue der Samariterin

( 4,39 - 42 )

 

Joh 4,39

 

Die kleine Erweckungsbewegung unter den Samaritern , die aus dem Erlebnis der Frau erwuchs, ist insofern bemerkenswert, als das Thema der Ablehnung Jesu durch das jüdische Volk ( Joh 1,11 ) bereits angeklungen war und auch schon ein Hinweis auf die umfassende Tragweite der Aufgabe Jesu ( Joh 3,16; vgl. Apg 1,8 ) erfolgte. Das Zeugnis der Frau war, obwohl in gewisser Hinsicht unnötig ("ich aber nehme nicht Zeugnis von einem Menschen"; Joh 5,34 ), doch sehr wirksam. Jesu Kenntnis des menschlichen Herzens und sein Wissen um das Leben des einzelnen waren ein Beweis für seine Gottheit ( Ps 139; Joh 1,47-49;2,24-25 ).

 

 

Joh 4,40-41

 

Das Bekenntnis der Frau führte zu einer persönlichen Begegnung der Samariter mit Jesus. Er blieb zwei Tage bei ihnen. Das Wort "blieb" (von meno , "bleiben, festhalten") ist einer von Johannes' theologischen Lieblingsbegriffen (vgl. Joh 3,36;6,56;15,4-7; usw; und den Kommentar zu Joh 1,39 ). Und noch viel mehr glaubten um seines Wortes willen . Ihr Glaube gründete sich auf seine Botschaft. Noch heute sind das persönliche Zeugnis der Menschen und die Botschaft von Jesus Gottes Werkzeug der Rettung. Joh 4,42 : Ein Glaube, der sich nur auf das Zeugnis anderer stützt, ist zweitrangig. Wahrer Glaube dringt zu eigener Erfahrung und persönlicher Begegnung mit Jesus vor: Wir haben selber gehört. Daß Jesus der Welt Heiland ist, bedeutet nicht, daß jeder gerettet wird (Universalismus), sondern, daß sein Licht für alle Menschen scheint ( Joh 1,9 ). Das Licht ist nicht nur zum Volk Israel gekommen, sondern zu "allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen" ( Offb 7,9 ).

 

 

9. Der Sohn des königlichen Beamten

( 4,43 - 54 )

 

Joh 4,43-45

 

Nach dem zweitägigen Aufenthalt in Samarien setzten Jesus und seine Jünger ihre Reise nach Galiläa fort. Denn er selber, Jesus, bezeugte, daß ein Prophet daheim nichts gilt . Diese sprichwörtliche Äußerung Jesu (vgl. Mt 13,57; Mk 6,4 ), die der Evangelist in diesem Zusammenhang zitiert, ist schwer zu deuten. Ist mit "daheim" nun Judäa oder Galiläa gemeint? Im allgemeinen standen ihm die Galiläer wohlwollender gegenüber als die Judäer, doch auch sie versuchten, ihn zu töten ( Lk 4,14-30 ). Wahrscheinlich wollte Johannes seine Leser mit diesem Wort auf die kommende Verwerfung vorbereiten; vielleicht wollte er sagen, daß Jesus trotz der freundlichen Aufnahme, die ihm in Galiläa zuteil wurde, nicht wirklich akzeptiert wurde (vgl. Joh 2,24-25;4,48 ). Die Menschen waren zwar von seiner Reinigung des Tempels auf dem Fest ( Joh 2,13-22 ) und von seinen Wundern ( Joh 2,23 ) beeindruckt, doch ihr Enthusiasmus für den Heiler (vgl. Mk 5,21.24 b) war nicht immer auch ein Zeichen dafür, daß sie an ihn glaubten ( Mk 6,1-6 ).

 

 

Joh 4,46-47

 

Der Mann im Dienst des Königs wird nicht genauer identifiziert. Er kann Heide, aber auch Jude gewesen sein, ein Hauptmann oder kleinerer Beamter am Hof des Herodes. Wahrscheinlich war er Jude, denn Jesus rechnet ihn zu den Menschen, die Zeichen und Wunder sehen wollen (V. 48 ; vgl. 1Kor 1,22 ). Sein Sohn war krank , und sicherlich hatte er bereits alle Mittel, die ihm zur Verfügung standen, ausprobiert. Seine niedrige soziale Stellung und Geldmangel trieben ihn von Kapernaum nach dem etwa 30 Kilometer entfernten Kana , in der Hoffnung, daß der berühmte Heiler, von dem er gehört hatte, seinen Sohn gesund machen könnte.

 

 

Joh 4,48

 

Jesu scharfe Zurechtweisung ihm gegenüber war notwendig. Ein Glaube, der nur auf wunderbaren Zeichen beruht, ist nicht genug (vgl. 2,23-25 ). Viele ( ihr ) zögerten, an Jesus zu glauben, wenn sie nicht Zeichen ( sEmeia ) und Wunder ( terata ) sahen. Der Glaube an Jesus wird von allen gefordert, doch nicht alle dürfen Wunder sehen (vgl. Mt 16,1-4; 1Kor 1,22 ).

 

 

Joh 4,49

 

Aber der Mann war jetzt nicht in der Verfassung, sich mit Jesus über theologische Dinge zu streiten. Er konnte nur noch um Gnade bitten, denn sein Kind lag im Sterben.

 

 

Joh 4,50

 

Jesu ruhige Antwort auf die verzweifelte Bitte des Vaters führte die Wende herbei. Er sagte: "Geh hin, dein Sohn lebt!" Wenn der Beamte wirklich glaubte, daß Jesus in Kapernaum etwas bewirken konnte, so mußte er ihm auch hier in Kana glauben. Also glaubte (er) Jesus und ging hin .

 

Joh 4,51-53

 

Auf dem Rückweg dachte er wohl über all das nach, was Jesus ihm gesagt hatte. Als ihm seine Knechte mit der Nachricht entgegenkamen, daß sein Kind lebe, fragte er sie, wann es besser mit ihm geworden war . Die Heilung war denn auch kein Zufall, sondern war genau zu der Stunde geschehen, als Jesus ihm gesagt hatte, daß sein Kind leben würde: zur siebenten Stunde , nach römischer Zeitrechnung um sieben Uhr morgens. Von da an wuchs der Glaube des Mannes, und er glaubte mit seinem ganzen Hause . Die Lehre dieses Zwischenfalls ist, daß Jesus auch aus großer Entfernung Menschen vor dem Tod bewahren kann. Sein Wort wirkt, wenn ihm nur geglaubt wird. Joh 4,54 : Die Zeichen in Galiläa (die Verwandlung von Wasser in Wein [ Joh 2,1-11 ] und die Heilung des Sohnes des königlichen Beamten) bewiesen, daß Jesus der Verheißene war. Beide waren jedoch noch im Verborgenen geschehen. Das Wunder auf der Hochzeit hatten nur die Jünger und ein paar Knechte bemerkt, und auch die Heilung des Kindes drang nicht an die Öffentlichkeit.