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Johannesevangelium Walvoord
Edwin A. Blum
Johannes Kp 4
Walvoord
Edwin A. Blum
Johannes 4 Zusammenfassung:
8. Jesu Wirken in Samaria
( 4,1 - 42 )
a. Jesu Gespräch mit der Samariterin
( 4,1 - 26 )
Joh 4,1-3
Im Griechischen wie in der deutschen Lutherübersetzung bilden diese
Verse einen einzigen langen Satz, der als Einführung in ein zweites,
langes Gespräch Jesu dient. Das plötzliche Hervortreten Jesu und die
Tatsache, daß er so viele Anhänger gewann, hatte die Aufmerksamkeit der
Pharisäer auf ihn gelenkt. Jesus, der sich in Einklang mit Gottes Plan
wußte, war klar, wie sein Amt enden würde und daß er bis zu dieser
festgesetzten Zeit vorsichtig leben mußte. Daher ging er Konflikten aus
dem Weg, bis seine "Stunde" gekommen war ( Joh 7,6.8.30;8,20; vgl. Joh
12,23;13,1;17,1 ). Er verließ also Judäa (vgl. Joh 3,22 ) und ging
wieder nach Galiläa .
Dieses zweite Gespräch ist ein weiteres Beispiel für die Tatsache, daß
Jesus "wußte, was im Menschen war" ( Joh 2,25 ). Die samaritische Frau,
mit der er sich hier unterhielt, steht in schroffem Kontrast zu
Nikodemus. Dieser suchte; sie war gleichgültig. Er war ein angesehener
Mann; sie war eine leichtfertige Person. Er war Jude, sie eine
verachtete Samariterin. Er war ein von moralischen Skrupeln geplagter
Mensch; sie führte ein unmoralisches Leben. Er war rechtgläubig; sie war
andersgläubig. Er kannte sich in religiösen Dingen aus; sie war
unwissend. Doch trotz all dieser Unterschiede zwischen dem "Mann des
Glaubens" und dem "Weltkind" hatten es beide nötig, wiedergeboren zu
werden. Beiden fehlte etwas, das nur Christus ihnen geben konnte.
Joh 4,4
Er mußte aber durch Samarien reisen . Das war zwar der kürzeste, doch
nicht der einzige Weg von Judäa nach Galiläa. Die andere Route verlief
durch Peräa, östlich des Jordan. (Vgl. die beiden Wege auf der Karte.)
In Jesu Zeit nahmen die Juden, weil sie die Samariter so sehr haßten,
gewöhnlich den Weg östlich des Flusses, um Samaria zu umgehen. Jesus
aber zog durch Samaria, um auch diese verachteten Menschen mit seiner
Botschaft zu erreichen. Als Retter der Welt sucht er die Verachteten und
Außenseiter (vgl. Lk 19,10 ).
Als "Samaria" wurde in neutestamentlicher Zeit das Gebiet in der Mitte
Palästinas, zwischen Judäa im Süden und Galiläa im Norden, bezeichnet.
Die Region bildete keine politische Einheit und stand unter römischer
Verwaltung. Die Religion der dortigen Mischbevölkerung hatte sich aus
dem Judentum und synkretistischen Kulten entwickelt; ihr Zentrum war der
Berg Garizim. Noch heute hat eine kleine Gruppe Samariter in Jerusalem
diese Traditionen bewahrt.
Joh 4,5-6
Das Dorf Sychar lag zwischen dem Berg Ebal und dem Garizim, bei Sichem,
einem Ort, der meistens mit dem heutigen Akar, manchmal jedoch auch mit
Balatah identifiziert wird. Ein Brunnen, den man in neuerer Zeit bei
Sychar fand, ist möglicherweise der Brunnen Jakobs . In 1Mo 48,21-22 ist
von dem Feld, das Jakob seinem Sohn Josef gab , die Rede. Jakob hatte es
Jahre zuvor gekauft ( 1Mo 33,18-20 ). Jesus, müde von der Reise, setzte
sich am Brunnen nieder. Es war um die sechste Stunde , nach römischer
Zeitrechnung also etwa sechs Uhr abends. (Vgl. den Kommentar zu Joh
1,39;19,14 .)
Als Mensch litt Jesus Durst, Müdigkeit, Schmerz und Hunger, doch
selbstverständlich besaß er auch alle Attribute der Göttlichkeit
(Allwissenheit, Allmacht usw.).
Joh 4,7-8
Während seine Jünger in der Stadt waren, um Essen zu kaufen , tat Jesus
etwas Überraschendes: er sprach mit einer Frau aus Samarien , die er
noch nie gesehen hatte. Sie war schockiert, daß ein Jude sie bat, ihr zu
trinken zu geben. Die damaligen Sitten verboten den öffentlichen Kontakt
zwischen Frauen und Männern, zwischen Juden und Samaritern und besonders
zwischen Fremden. Ein jüdischer Rabbi wäre eher durstig wieder gegangen,
als daß er diese Bräuche verletzt hätte.
Joh 4,9
Die Frau war überrascht und neugierig; sie konnte nicht verstehen, wie
es Jesus wagen konnte, sie um etwas zu trinken zu bitten, denn die Juden
haben keine Gemeinschaft ( synchrOntai ) mit den Samaritern , d. h., sie
benützen nichts, was zuvor ein Samariter benützt hat.
Joh 4,10
Nachdem er ihre Neugier geweckt hatte, sagte Jesus der Frau ein
rätselhaftes Wort, das sie zum Nachdenken bringen sollte. Man
könnteseine Äußerung etwa folgendermaßen umschreiben: "Dein Entsetzen
wäre noch sehr viel größer, wenn du wüßtest, wer ich wirklich bin. Dann
würdest du - nicht ich - diese Bitte äußern!" Drei Dinge brachten die
Frau wohl zum Grübeln: (1) Wer ist er? (2) Was ist die Gabe Gottes ? (3)
Was ist lebendiges Wasser ? "Lebendiges Wasser" war der Ausdruck für
fließendes Wasser, bezeichnet hier aber den Heiligen Geist (vgl. Jer
2,13; Sach 14,8; Joh 7,38-39 ).
Joh 4,11-12
Die Frau mißverstand den Ausdruck "lebendiges Wasser" jedoch und dachte,
Jesus spräche von dem Brunnen. Wie konnte er an das lebendige
Wasser kommen, wo doch Jakobs Brunnen so tief war? Man hat festgestellt,
daß der Brunnen bei Sychar einer der tiefsten in ganz Palästina ist. Sie
fragte ihn: " Bist du mehr als unser Vater Jakob? " Die Formulierung
dieser Frage verlangt im Griechischen eine negative Antwort. Die Frau
konnte nicht glauben, daß Jesus größer war als Jakob. Daß sie "unser
Vater Jakob" sagt, ist angesichts der Tatsache, daß die Juden ihn für
den Gründer ihres Volkes halten, sehr interessant. Der Brunnen hatte
eine lange Geschichte, doch, fragte sie sich, was kann dieser Fremde
vorweisen ?
Joh 4,13-14
Jesus enthüllte ihr seine rätselhafte Äußerung vom Anfang in einem neuen
rätselhaften Bild. Dieses Wasser aus dem Brunnen Jakobs löschte nur den
physischen Durst, und auch ihn nur eine Zeitlang. Doch das Wasser,
das er gab, befriedigte alle Bedürfnisse und Wünsche für immer. Wer
es trinkt, wird in sich eine Quelle des Wassers haben (vgl. Joh
7,38-39 ), aus der man das Wasser nicht, wie aus dem Brunnen, erst
mühsam heraufholen muß. Es ist der Heilige Geist, der dem, der glaubt,
die Rettung bringt und durch ihn auch anderen das Heil anbietet.
Joh 4,15
Weil die Frau jedoch ganz in ihrer Sünde und ihrem materialistischen
Denken gefangen war, konnte sie dieses dunkle Wort nicht verstehen. Sie
begriff nur, daß sie mit einer solchen Quelle in sich nie mehr dürsten
würde und nicht mehr so hart arbeiten müßte.
Joh 4,16-18
Da sie die Wahrheit, von der er gesprochen hatte, nicht begreifen konnte
( 1Kor 2,14 ), wandte Jesus sich dem Grundproblem der Frau zu.
(Anscheinend gab sie ihm nichts zu trinken, und auch er selbst vergaß
sein körperliches Bedürfnis in dem Versuch, ihr in geistlicher Hinsicht
zu helfen.) Er schlug ihr vor, ihren Mann zu rufen und mit ihm
zusammen wieder herzukommen . Damit bewies er ihr, daß er alles über sie
wußte (vgl. Joh 2,24-25 ). Dieser Fremde kannte alle ihre
Männergeschichten und wußte auch, daß sie in Sünde lebte. Auf diese
Weise enthüllte Jesus ihr in ein paar Worten ihr ganzes sündiges Leben
und gleichzeitig ihr Bedürfnis nach Rettung.
Joh 4,19-20
Wie interessant war nun ihre Reaktion darauf! Jesus war kein reisender
jüdischer Rabbi, der zufällig vorbeikam. Da er übernatürliches Wissen
besaß, mußte er ein Prophet Gottes sein. Doch statt ihre Sünden zu
bekennen und zu bereuen, lenkte die Frau ihn auf ein intellektuelles
Problem. Für die Samariter war der Ort der Anbetung der nahegelegene
Berg Garizim. Die Juden dagegen vertraten die Ansicht, daß diese Ehre
nur dem Tempel in Jerusalem gebühre. Wer hatte recht in diesem Streit?
Johannes
Joh 4,21
Es kommt die Zeit (vgl. V. 23 ) bezieht sich auf den bevorstehenden Tod
Jesu, der eine neue Phase in Gottes Plan einleiten sollte. Denn im
Kirchenzeitalter, der Zeit des Heiligen Geistes, findet der Gottesdienst
nicht mehr in Tempeln, weder auf dem Garizim noch auf dem Zion, statt.
Joh 4,22
Was das bedeutete, machte Jesus im folgenden ganz deutlich: Die
samaritische Religion basierte auf Unwissenheit. Ihr wißt nicht, was ihr
anbetet . Die Samariter waren nicht das Werkzeug der Rettung der
Menschheit. Israel war das von Gott erwählte Volk, dem Großes
vorherbestimmt war ( Röm 9,4-5 ). Mit dem Ausspruch: denn das Heil kommt
von den Juden , meinte Jesus nicht, daß die Juden auf jeden Fall
gerettet oder besonders fromm waren.Aber Jesus, ein Nachkomme Abrahams,
hat es gebracht.
Joh 4,23
Mit dem Kommen des Messias kam die Zeit für eine neue Form der
Anbetung. Wahre Anbeter sind die, die erkennen, daß Jesus die Wahrheit
Gottes ( Joh 3,21;14,6 ) und der einzige Weg zum Vater ( Apg 4,12 )
ist. In der Wahrheit anbeten heißt, Gott durch Jesus anbeten. Im
Geist anbeten heißt, in dem neuen Reich, das Gott den Menschen offenbart
hat, anzubeten. Der Vater sucht nach wahren Anbetern, weil er will, daß
die Menschen in der Wahrheit, nicht in der Lüge, leben. Jeder Mensch
sucht etwas, das er verehren kann ( Röm 1,25 ), doch die Sünde macht
viele blind und läßt sie ihr Vertrauen nutzlosen Dingen schenken.
Joh 4,24
Gott ist Geist ist eine bessere Übersetzung als "Gott ist ein Geist",
wie es in manchen Bibelausgaben steht. Gott ist nicht ein Geist unter
vielen. Was hiermit ausgedrückt werden soll, ist die Unsichtbarkeit
seines Wesens. Er ist nicht an einen Ort gebunden. Die Anbetung Gottes
kann nur durch den (Jesus) geschehen, in dem Gottes unsichtbares Wesen
Gestalt annimmt ( Joh 1,18 ), und sie kann nur geschehen kraft des
Heiligen Geistes, der dem Gläubigen die neue Wirklichkeit des
Gottesreiches offenbart (vgl. Joh 3,3.5;7,38-39 ).
Joh 4,25
Auch die Samariter warteten auf einen messianischen Führer. Da für sie
jedoch nur die fünf Bücher Mose bindend waren, mußte er nicht der
Gesalbte aus dem Geschlecht König Davids sein. Ausgehend von 5Mo
18,15-18 hofften sie auf eine Mose ähnelnde Persönlichkeit, die all ihre
Probleme lösen würde. Jetzt verstand die Samariterin - zumindest
teilweise - was Jesus gemeint hatte, denn auch sie wartete sehnsüchtig
auf die messianische Zeit, wenn der Messias alles verkündigen würde .
Joh 4,26
Die Selbstoffenbarung Jesu - Ich bin's (der Messias) - war sehr
ungewöhnlich. Er sprach sonst während seines Wirkens in Galiläa und
Judäa (vgl. Joh 6,15 ) nicht über seine Aufgabe und zog den Titel
"Menschensohn" dem "Messias" vor. Doch in diesem besonderen Fall war die
Gefahr eines Aufstands, wie er bei den Juden von seiten der national
gesinnten Zeloten drohte, gegenstandslos.
b. Jesu Anweisungen an seine Jünger
( 4,27 - 38 )
Joh 4,27-30
Die Frau, aufgeregt durch das, was Jesus zu ihr gesagt hatte, und
vielleicht auch etwas eingeschüchtert dadurch, daß nun auch die Jünger
zurückkamen, verließ ihn und ging in die Stadt. In der Freude über ihre
Entdeckung vergaß sie ihren Krug. Im Moment war es ihr wichtiger, den
anderen von ihrem neuen Glauben zu erzählen. Ihre Worte "kommt, seht
einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe" sollten
die Aufmerksamkeit der Dorfbevölkerung wecken. Vielleicht hatte sie mit
einigen von ihnen früher zusammengelebt, und die fragten sich nun: "Weiß
der womöglich auch über uns Bescheid?"
Sie fragte die Dorfbewohner, ob sie es für möglich hielten, daß er (...)
der Christus sei . Wörtlich lautete ihre Frage: "Das kann nicht der
Messias sein, oder?" Sie verlangte also eine negative Antwort.
Wahrscheinlich wählte sie diese Formulierung, weil sie wußte, daß die
Leute auf die entschiedene Versicherung einer Frau - vor allem einer
Frau mit ihrem Ruf - kaum wohlwollend reagieren würden. Wie Jesus zuvor
ihre Neugier geweckt hatte, stachelte nun auch sie die Neugier der
anderen an, und sie beschlossen, der Sache selbst nachzugehen.
Joh 4,31-32
Als die Jünger dann mit Jesus sprachen, merkten sie, daß etwas geschehen
war. Bevor sie ihn verlassen hatten, war er müde und durstig gewesen,
doch jetzt hatte er kein Interesse mehr an Speise und Trank. Seine
Stimmung hatte sich geändert. Sie boten ihm Essen an, doch er lehrte
sie: Ich habe eine Speise zu essen, von der ihr nicht wißt - wieder eine
seiner rätselhaften Aussagen.
Joh 4,33-34
Das Unverständnis der Jünger gab Jesus Gelegenheit, ihnen seine Worte zu
erklären. Wie gewöhnlich hatten sie nur ans Materielle gedacht. Doch
Jesus sprach: Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen dessen, der
mich gesandt hat . Das bedeutet nicht etwa, daß Jesus keine physische
Nahrung brauchte, sondern besagt vielmehr, daß es seine größte
Leidenschaft und sein sehnlichster Wunsch war, den Willen Gottes zu tun
(vgl. Joh 5,30; Joh 8,29 ). Jesus wußte, daß der Mensch nicht vom Brot
allein lebt, sondern "von einem jeglichen Wort, das aus dem Mund des
Herrn kommt" ( 5Mo 8,3 ). Das Geistige hat Vorrang vor dem Materiellen.
Das Werk des Vaters muß getan werden (vgl. Joh 17,4 ) - dieser Gedanke
füllte Jesus ganz aus.
Joh 4,35
In der Landwirtschaft ist zwischen dem Aussäen und dem Ernten eine Zeit
des Wartens vorgesehen. "Es sind noch vier Monate, dann kommt die
Ernte" war vielleicht ein Sprichwort, das den Menschen damals vertraut
war. Doch in geistlicher Hinsicht gab es kein langes Warten mehr. Jesus
war gekommen und damit die Zeit der Entscheidung. Alles, was den
Menschen fehlte, waren die Einsicht und die richtige Perspektive. Wie
groß ihr Bedürfnis nach geistlicher Neuorientierung war, hätte den
Jüngern ein Blick in die Runde gezeigt. Die Samariter, die sich in ihrer
weißen Kleidung vom Dorf her näherten (V. 30 ), ähnelten vom optischen
Eindruck her vielleicht einem Feld, das reif zur Ernte war.
Joh 4,36-38
Als diejenigen, die berufen waren zu ernten, besaßen die Jünger das
große und lohnende Privileg, die Menschen zum Glauben an Christus zu
führen. Andere haben bereits gearbeitet , d. h. gesät. Das bezieht sich
möglicherweise auf die alttestamentlichen Propheten oder auch auf
Johannes den Täufer, der Jesus den Weg bereitete. Beide Arbeiter - der
da sät und der da erntet - werden ihren Lohn erhalten. Wer erntet, (...)
sammelt Frucht zum ewigen Leben , d. h., Jesu Jünger waren in einem
Dienst für andere tätig, in dem es für diese anderen um Leben und Tod
ging ( 2Kor 2,15-16 ).
Die Erntezeit war in der Alten Welt eine Zeit der Freude ( Rt 3,2.7; Jes
9,2 ). Auch zur Zeit des Heils wird große Freude sein (vgl. Lk
15,7.10.32 ). Die Jünger erlebten die noch größere Freude, Augenzeugen
der Vollendung dieses Prozesses zu sein ( Joh 4,38 ). Wer sät, ist
weiter von dieser Freude entfernt, weil er die unmittelbare Erfüllung
nicht vor Augen hat. Johannes der Täufer rief das Volk zur Buße auf,
doch er starb noch vor Pfingsten, als die Jünger zu ihrer großen Freude
sahen, daß Tausende zum Glauben an Jesus fanden.
c. Die Reue der Samariterin
( 4,39 - 42 )
Joh 4,39
Die kleine Erweckungsbewegung unter den Samaritern , die aus dem
Erlebnis der Frau erwuchs, ist insofern bemerkenswert, als das Thema der
Ablehnung Jesu durch das jüdische Volk ( Joh 1,11 ) bereits angeklungen
war und auch schon ein Hinweis auf die umfassende Tragweite der Aufgabe
Jesu ( Joh 3,16; vgl. Apg 1,8 ) erfolgte. Das Zeugnis der Frau war,
obwohl in gewisser Hinsicht unnötig ("ich aber nehme nicht Zeugnis von
einem Menschen"; Joh 5,34 ), doch sehr wirksam. Jesu Kenntnis des
menschlichen Herzens und sein Wissen um das Leben des einzelnen waren
ein Beweis für seine Gottheit ( Ps 139; Joh 1,47-49;2,24-25 ).
Joh 4,40-41
Das Bekenntnis der Frau führte zu einer persönlichen Begegnung der
Samariter mit Jesus. Er blieb zwei Tage bei ihnen. Das Wort "blieb"
(von meno , "bleiben, festhalten") ist einer von Johannes' theologischen
Lieblingsbegriffen (vgl. Joh 3,36;6,56;15,4-7; usw; und den Kommentar
zu Joh 1,39 ). Und noch viel mehr glaubten um seines Wortes willen . Ihr
Glaube gründete sich auf seine Botschaft. Noch heute sind das
persönliche Zeugnis der Menschen und die Botschaft von Jesus Gottes
Werkzeug der Rettung. Joh 4,42 : Ein Glaube, der sich nur auf das
Zeugnis anderer stützt, ist zweitrangig. Wahrer Glaube dringt zu eigener
Erfahrung und persönlicher Begegnung mit Jesus vor: Wir
haben selber gehört. Daß Jesus der Welt Heiland ist, bedeutet nicht,
daß jeder gerettet wird (Universalismus), sondern, daß sein Licht für
alle Menschen scheint ( Joh 1,9 ). Das Licht ist nicht nur zum Volk
Israel gekommen, sondern zu "allen Nationen und Stämmen und Völkern und
Sprachen" ( Offb 7,9 ).
9. Der Sohn des königlichen Beamten
( 4,43 - 54 )
Joh 4,43-45
Nach dem zweitägigen Aufenthalt in Samarien setzten Jesus und seine
Jünger ihre Reise nach Galiläa fort. Denn er selber, Jesus, bezeugte,
daß ein Prophet daheim nichts gilt . Diese sprichwörtliche Äußerung Jesu
(vgl. Mt 13,57; Mk 6,4 ), die der Evangelist in diesem Zusammenhang
zitiert, ist schwer zu deuten. Ist mit "daheim" nun Judäa oder Galiläa
gemeint? Im allgemeinen standen ihm die Galiläer wohlwollender gegenüber
als die Judäer, doch auch sie versuchten, ihn zu töten ( Lk 4,14-30 ).
Wahrscheinlich wollte Johannes seine Leser mit diesem Wort auf die
kommende Verwerfung vorbereiten; vielleicht wollte er sagen, daß Jesus
trotz der freundlichen Aufnahme, die ihm in Galiläa zuteil wurde, nicht
wirklich akzeptiert wurde (vgl. Joh 2,24-25;4,48 ). Die Menschen waren
zwar von seiner Reinigung des Tempels auf dem Fest ( Joh 2,13-22 ) und
von seinen Wundern ( Joh 2,23 ) beeindruckt, doch ihr Enthusiasmus für
den Heiler (vgl. Mk 5,21.24 b) war nicht immer auch ein Zeichen dafür,
daß sie an ihn glaubten ( Mk 6,1-6 ).
Joh 4,46-47
Der Mann im Dienst des Königs wird nicht genauer identifiziert. Er kann
Heide, aber auch Jude gewesen sein, ein Hauptmann oder kleinerer Beamter
am Hof des Herodes. Wahrscheinlich war er Jude, denn Jesus rechnet ihn
zu den Menschen, die Zeichen und Wunder sehen wollen (V. 48 ; vgl. 1Kor
1,22 ). Sein Sohn war krank , und sicherlich hatte er bereits alle
Mittel, die ihm zur Verfügung standen, ausprobiert. Seine niedrige
soziale Stellung und Geldmangel trieben ihn von Kapernaum nach dem etwa
30 Kilometer entfernten Kana , in der Hoffnung, daß der berühmte Heiler,
von dem er gehört hatte, seinen Sohn gesund machen könnte.
Joh 4,48
Jesu scharfe Zurechtweisung ihm gegenüber war notwendig. Ein Glaube, der
nur auf wunderbaren Zeichen beruht, ist nicht genug (vgl. 2,23-25 ).
Viele ( ihr ) zögerten, an Jesus zu glauben, wenn sie
nicht Zeichen ( sEmeia ) und Wunder ( terata ) sahen. Der Glaube an
Jesus wird von allen gefordert, doch nicht alle dürfen Wunder sehen
(vgl. Mt 16,1-4; 1Kor 1,22 ).
Joh 4,49
Aber der Mann war jetzt nicht in der Verfassung, sich mit Jesus über
theologische Dinge zu streiten. Er konnte nur noch um Gnade bitten, denn
sein Kind lag im Sterben.
Joh 4,50
Jesu ruhige Antwort auf die verzweifelte Bitte des Vaters führte die
Wende herbei. Er sagte: "Geh hin, dein Sohn lebt!" Wenn der Beamte
wirklich glaubte, daß Jesus in Kapernaum etwas bewirken konnte, so mußte
er ihm auch hier in Kana glauben. Also glaubte (er) Jesus und ging hin .
Joh 4,51-53
Auf dem Rückweg dachte er wohl über all das nach, was Jesus ihm gesagt
hatte. Als ihm seine Knechte mit der Nachricht entgegenkamen, daß sein
Kind lebe, fragte er sie, wann es besser mit ihm geworden war . Die
Heilung war denn auch kein Zufall, sondern war genau zu der Stunde
geschehen, als Jesus ihm gesagt hatte, daß sein Kind leben würde: zur
siebenten Stunde , nach römischer Zeitrechnung um sieben Uhr morgens.
Von da an wuchs der Glaube des Mannes, und er glaubte mit seinem ganzen
Hause . Die Lehre dieses Zwischenfalls ist, daß Jesus auch aus großer
Entfernung Menschen vor dem Tod bewahren kann. Sein Wort wirkt, wenn ihm
nur geglaubt wird. Joh 4,54 : Die Zeichen in Galiläa (die Verwandlung
von Wasser in Wein [ Joh 2,1-11 ] und die Heilung des Sohnes des
königlichen Beamten) bewiesen, daß Jesus der Verheißene war. Beide waren
jedoch noch im Verborgenen geschehen. Das Wunder auf der Hochzeit hatten
nur die Jünger und ein paar Knechte bemerkt, und auch die Heilung des
Kindes drang nicht an die Öffentlichkeit. |