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Joseph von Arimathia

Es ist nicht viel, was wir über diesen Mann wissen. Nur eine einzige Tat wird uns von ihm berichtet, nämlich, dass er es war, der die Weissagung des Propheten Jesaja erfüllte, der gesagt hatte:

„Und man hat sein Grab bei Gottlosen bestimmt; aber bei einem Reichen ist er gewesen in seinem Tod, weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist“ (Jes 53,9).

Die Tat des Joseph

Gott sorgte dafür, dass der Plan seiner Feinde nicht realisiert wurde: Er ließ es nicht zu, dass gottlose Menschen seinen Sohn bei Menschen begruben, die gottlos gelebt hatten. Weil Er kein Unrecht getan und nichts Verkehrtes gesagt hatte, sollte Er in seinem Tod bei einem Reichen sein. Das war Joseph von Arimathia. Gott benutzte ihn, um seinen Plan zu erfüllen. Nach der Kreuzigung Jesu bittet Joseph den römischen Statthalter (Prokurator) Pontius Pilatus um den Leib Jesu und mit Unterstützung des Nikodemus begräbt er Ihn in einem Grab in der Nähe von Golgatha.

Dass diese Tat des Joseph eine besondere Tat war und für Gott großen Wert hat, wird dadurch unterstrichen, dass Er alle vier Evangelisten beauftragt, davon zu schreiben. Der eigentliche Verlauf der Geschichte ist dabei immer in etwa gleich, doch jeder Evangelist stellt in seiner Beschreibung besondere Eigenschaften und Merkmale in den Mittelpunkt – und das jeweils passend zum jeweiligen Schwerpunkt des Evangeliums, wie uns dort vorgestellt wird.

Matthäus 27,57-60: „Als es aber Abend geworden war, kam ein reicher Mann von Arimathia, mit Namen Joseph, der auch selbst ein Jünger Jesu geworden war. Dieser ging hin zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus, dass er ihm übergeben würde. Und Joseph nahm den Leib und wickelte ihn in reines, feines Leinentuch und legte ihn in seine neue Gruft, die er in dem Felsen hatte aushauen lassen; und er wälzte einen großen Stein an den Eingang der Gruft und ging weg.“

Markus 15,42-46: „Und als es schon Abend geworden war (weil es ja Rüsttag war, das ist der Vorsabbat), kam Joseph von Arimathia, ein angesehener Ratsherr, der auch selbst das Reich Gottes erwartete, und ging kühn zu Pilatus hinein und bat um den Leib Jesu. Pilatus aber wunderte sich, dass er schon tot sei; und er rief den Hauptmann herzu und fragte ihn, ob er schon lange gestorben sei. Und als er es von dem Hauptmann erfuhr, schenkte er Joseph den Leib. Und er kaufte feines Leinentuch, nahm ihn herab und wickelte ihn in das feine Leinentuch und legte ihn in eine Gruft, die aus einem Felsen gehauen war; und er wälzte einen Stein an den Eingang der Gruft.“

Lukas 23,50-53: „Und siehe, ein Mann, mit Namen Joseph, der ein Ratsherr war und ein guter und gerechter Mann – dieser hatte nicht eingewilligt in ihren Rat und in ihre Tat -, von Arimathia, einer Stadt der Juden, der das Reich Gottes erwartete, dieser ging hin zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. Und als er ihn abgenommen hatte, wickelte er ihn in feines Leinentuch und legte ihn in eine in Felsen gehauene Gruft, wo noch nie jemand gelegen hatte.“

Johannes 19,38-42: „Danach aber bat Joseph von Arimathia, der ein Jünger Jesu war, aber aus Furcht vor den Juden ein verborgener, den Pilatus, dass er den Leib Jesu abnehmen dürfe. Und Pilatus erlaubte es. Er kam nun und nahm seinen Leib ab. Aber auch Nikodemus, der zuerst bei Nacht zu ihm gekommen war, kam und brachte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, etwa hundert Pfund. Sie nahmen nun den Leib Jesu und wickelten ihn in Leinentücher mit den Gewürzsalben, wie es bei den Juden Sitte ist, zum Begräbnis zuzubereiten. An dem Ort, wo er gekreuzigt wurde, war aber ein Garten und in dem Garten eine neue Gruft, in die noch nie jemand gelegt worden war. Dorthin nun, wegen des Rüsttags der Juden, weil die Gruft nahe war, legten sie Jesus.“

Wir wollen uns im Folgenden nicht so sehr mit der Tat des Joseph an sich beschäftigen, sondern vielmehr mit dem, was die Evangelisten uns über seine Person sagen.

Name und Herkunft

Alle vier Evangelisten erwähnen seinen Namen, nämlich „Joseph“. Das bedeutet: „Der Herr fügt hinzu“. Sein Herkunftsort wird ebenfalls von allen vieren genannt. Er stammt aus einer Stadt mit Namen Arimathia. Lukas sagt, dass es eine Stadt der Juden war. Die Stadt konnte bisher geografisch nicht eindeutig bestimmt werden. Es wird jedoch vermutet, dass es sich um Rama handelt, der Geburtsstadt von Samuel. Wenn dem so ist, dann trug Joseph den Namen eines der Söhne Jakobs und stammte aus der Stadt eines der bekanntesten Richter und Propheten Israels.¹ All das hätte Joseph nichts genutzt, wenn er nicht selbst eine klare und eindeutige Entscheidung für Jesus Christus getroffen hätte. Das gilt bis heute. Unsere Herkunft, unser „Name“ und was Menschen aus uns machen mögen, zählt bei Gott nicht. Entscheidend ist die Frage, wie wir zu seinem Sohn stehen. Und da hatte Joseph sich eindeutig positioniert.

Matthäus

Matthäus sagt, dass Joseph ein reicher Mann war und dass er ein Jünger Jesu geworden war. Als „reicher Mann“ stand er nach jüdischem Maßstab unter dem Segen Gottes. Doch das hinderte ihn nicht daran, sich – wenn auch zunächst verborgen – auf die Seite des armen und verachteten Jesus von Nazareth zu stellen. Die jüdischen Führer lehnten den Messias ab und brachten Ihn schließlich um. Der reiche Joseph stellte sich hingegen auf die Seite des Verachteten, lernte von Ihm, folgte Ihm und hatte schließlich den Mut, sich offen zu Ihm zu bekennen. Für ihn galt: „Glückselig, wer achthat auf den Armen!“ (Ps 41,2). Sein Reichtum hinderte ihn nicht daran. Damit ist der Beweis erbracht, dass bei Gott alles möglich ist (vgl. Mt 19,23-26).

Markus

Markus sagt uns, dass Joseph ein Ratsherr war. Er hatte eine angesehene Position bei den Juden und war Mitglied des Synedriums, des obersten Rats der Juden. Er war ein Mann mit Stimme und Gewicht. Doch trotz seiner hohen Position war er sich nicht zu schade, sich auf die Seite dessen zu stellen, den Markus als den niedrigen Diener Gottes beschreibt, der zum Dienst auf die Erde kam. Er war sich trotz seiner hohen Position nicht zu schade, dem gestorbenen Christus diesen Liebesdienst zu erweisen und Ihn zu bestatten. Dabei handelt er „kühn“, d. h. mutig. Dieses Detail berichtet nur Markus und macht uns damit Mut, ebenso mutig zu sein, wenn es darum geht, uns zu unserem Herrn zu bekennen.

Wir können Gott darum bitten, uns mutige Jünger sein zu lassen. Wir können Gott bitten, uns die Menschenfurcht zu nehmen und vielleicht auch die Angst, unseren vermeintlichen guten Ruf und unsere Stellung aufs Spiel zu setzen.

Lukas

Lukas berichtet am meisten über Joseph. In seiner Beschreibung ist er „ein guter und gerechter Mann“. Das passt zu Lukas, der den Herrn Jesus besonders als den einen vollkommenen und gerechten Menschen beschreibt. Als sein Jünger war Joseph Ihm ähnlich. Lukas sagt uns zudem, dass er als Ratsherr nicht in den Rat und die Tat der übrigen Mitglieder des Synedriums eingestimmt hatte. Das war ein Beweis dafür, dass er „gut und gerecht“ war. Es gehörte eine Portion Mut dazu, sich zu diesem Zeitpunkt gegen die übrigen Ratsherren zu stellen und keine gemeinsame Sache mit ihnen zu machen. Und wie Markus schreibt Lukas, dass Joseph das Reich Gottes erwartete. Er war offensichtlich einer der Juden, denen es nicht nur darum ging, das Joch der Römer abzuschütteln, sondern die wirklich auf „den Trost Israels“ (Lk 2,25) warteten.

Johannes

Im Johannesevangelium ist Joseph schlicht und einfach ein „Jünger“ – und zwar ein „verborgener“ Jünger. In dem Evangelium, das uns die Herrlichkeit des Sohnes Gottes zeigt, treten die natürlichen Vorzüge Josephs in den Hintergrund. Er ist nur ein Jünger – nicht mehr und nicht weniger. Allerdings zeigt uns Johannes auch, dass er nicht alleine handelte. Es war Nikodemus, der die nächtliche Unterredung mit dem Sohn Gottes hatte (Joh 3), der ihm beim Begräbnis Jesu zur Seite stand.

Veränderung ist möglich

Die wenigen Informationen, die wir über Joseph von Arimathia haben, zeigen uns, dass Veränderung im Leben immer möglich ist. Ein ängstlicher Jünger Jesu (und wer kennt Furcht nicht?) muss kein ängstlicher Jünger bleiben. Wir müssen nicht „in der Deckung“ bleiben. Bei Joseph waren es sehr wahrscheinlich die Verurteilung und der Tod Jesu, die sein Leben veränderten. Seine Liebe und sein Glauben überwanden seine Furcht und motivierten ihn, das zu tun, was die vier Evangelisten berichten.

Einerseits beschämt uns Joseph. Doch zugleich ermutigt er uns. Sein Beispiel soll uns anspornen, natürlichen Vorzügen keine Bedeutung zu geben, unsere Furcht zu überwinden und uns als Jünger Jesu offen zu unserem Herrn zu bekennen.


FN 1: Joseph wurde später leider eine bekannte Figur in der apokryphen Literatur. Es gibt zahlreiche Legenden über ihn, denen wir jedoch keinen Glauben schenken.

Ernst-August Bremicker



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