Home    Forum     Begriffserklärungen  Syngrammata  Lehre auf Youtube 
Neben der Schrift Fakten zur Bibel
Youtube komplett Übersicht    

Logo    

Bible Hub  Kata Biblon  Center for New Testament Restoration  https://www.bibleserver.com/    greeknewtestament Kata Biblon    https://greekcntr.org/collation/index.htm


Kp 10 + 11  Hebräer (Zane C. Hodges) Walvoord


d. Die Wirkung des einmaligen Opfers

( 10,1 - 18 )

 

Dies ist der letzte Abschnitt der thematischen Einheit, die mit Kapitel 7 begann. In diesem Kapitel stellte der Briefschreiber die Überlegenheit Christi als eines Priesters nach der Ordnung Melchisedeks über die levitische Priesterschaft heraus. In Hebr 8,1-10,18 ging es dann um die Überlegenheit des priesterlichen Amtes Christi, die auf einem neuen, besseren Bund beruht ( Hebr 8,7-9,15 ), in dessen Folge es zu einem größeren und vollkommeneren Opfer kam ( Hebr 9,16-28 ). Zum Abschluß wird nun noch die vervollkommnende Wirkung dieses einmaligen Opfers auf die Anhänger des Neuen Bundes beschrieben.

 

 

Hebr 10,1

 

Wegen seines vorläufigen Charakters konnte das Gesetz ... die, die opfern, nicht für immer vollkommen machen . Mit "vollkommen machen" ist nicht eine sündlose Vollkommenheit gemeint, sondern, wie die folgende Erörterung zeigt, die endgültige Aufhebung der Schuld, die denjenigen, die an die Endgültigkeit des Opfers am Kreuz glauben, freien Zugang zu Gott schenkt.

 

Hebr 10,2-4

 

Die fortgesetzten Opfer der alten Ordnung, die "alle Jahre" wiederholt werden mußten (V. 1 ), waren ein Beweis für die Unzulänglichkeit des Gesetzes, die, die den Gottesdienst ausrichten , "vollkommen" zu machen. Statt ihnen einen solchen Stand vor Gott zu verschaffen, daß sie sich kein Gewissen mehr gemacht hätten über ihre Sünden , dienten die jährlichen Opferrituale (am Versöhnungsfest) eher als eine Erinnerung an die Sünden , da Tierblut nicht die Macht hat, Sünden wegzunehmen .

 

Hebräer

 

Hebr 10,5-7

 

Aus diesem Grund gibt es schon im Alten Testament eine Weissagung ( Ps 40,7-9 ) über den, der Gottes Willen wirklich erfüllen wird. Dieser Ps. nahm in prophetischer Weise einige der Worte Christi bei seinem ersten Advent vorweg. Die Wendung "einen Leib aber hast du mir geschaffen" ist die Übersetzung der Septuaginta des hebräischen Ausdrucks "du hast mir Ohren gemacht". Der griechische Übersetzer, dessen Deutung dieses rätselhaft klingenden Satzes der Verfasser des Hebräerbriefes übernommen hat (und der den Text offensichtlich unter der Führung des Geistes übertrug), faßte den hebräischen Text als eine Redefigur auf (eine sogenannte Synekdoche), bei der ein Teil für das Ganze genommen wird. Wenn Gott "Ohren machen" soll, so muß er zunächst "einen Leib schaffen". Diese Auslegung ist offensichtlich gültig und richtig, wie ihre Zitation hier im Hebräerbrief beweist. In dem "Leib", den er in der Inkarnation annahm, konnte Christus sagen, daß er gekommen sei, um das zu bewirken, was die alttestamentlichen Opfer nicht vollbringen konnten, nämlich die Vervollkommnung der Anhänger des Neuen Bundes. In diesem Sinne tat er Gottes Willen.

 

 

Hebr 10,8-10

 

Es folgt eine genauere Darlegung des soeben zitierten Textes. Mit dem Satz "da hebt er das erste auf, damit er das zweite einsetze" (V. 9 ) bezieht sich der Briefschreiber auf die Aufhebung der Opferpraxis des Alten Bundes, die Gott letztlich nicht zufriedenstellen konnte. An ihre Stelle trat ein Bund nach dem Willen Gottes. Nach diesem Willen sind wir geheiligt ein für allemal ( ephapax ; vgl. Hebr 7,27;9,12 ) durch das Opfer des Leibes Jesu Christi .

Die Verbform "geheiligt" ( hEgiasmenoi ; vgl. 10,14.29 ) steht im Griechischen in einem Tempus, das - auch im Zusammenhang mit dem Rest des Satzes - keinen Zweifel darüber läßt, daß die Heiligung bereits eine vollendete Tatsache ist. Nirgendwo im Hebräerbrief spricht der Verfasser von einer "fortschreitenden Heiligung" im Leben des Gläubigen. "Heiligung" ist für ihn vielmehr ein funktionales Äquivalent zum paulinischen Konzept der Rechtfertigung. Durch die Heiligung, die im Tod Christi vollendet ist, werden die Anhänger des Neuen Bundes zu einem von keiner Schuld belasteten Dienst vollkommen gemacht (vgl. 2,11 ).

 

 

Hebr 10,11-14

 

Die soeben gemachte Aussage wird noch verstärkt durch den Gegensatz zur levitischen Priesterschaft. Die levitischen Priester konnten in ihrem Amt nie zur Ruhe kommen, weil ihr Opferdienst nie endete. Daß Christus dagegen zur Rechten Gottes (sitzt) (vgl. Hebr 1,3; 8,1; 12,2 ), ist ein Zeichen dafür, daß sein Opfer für immer ( eis to diEnekes ; vgl. den Kommentar zu Hebr 7,3 ) gilt und daß er nun mit Zuversicht seinen endgültigen Sieg über seine Feinde erwarten kann. Durch ein einziges Opfer ( Hebr 10,12.14 ) - im Gegensatz zu den vielen Opfern, die von den Priestern Tag für Tag und oftmals dargebracht werden - hat er für immer die vollendet, die geheiligt werden . Die Wendung "geheiligt werden" erweckt den Eindruck eines fortdauernden Prozesses, was jedoch im Widerspruch zu der definitiven Aussage "sind wir geheiligt ein für allemal" in Vers 10 steht. Es wäre also besser, die Wendung mit "die geheiligt sind" ( tous hagiazomenous ; vgl. V. 29 ) wiederzugeben. "Die Geheiligten" sind "vollendet" vor Gott (vgl. Hebr 11,40;12,23 ), d. h., sie dürfen sich ihm im Bewußtsein ihres Angenommenseins, das Christus durch seinen Tod für sie erwirkt hat, nähern (vgl. Hebr 10,19-22 ).

 

 

Hebr 10,15-18

 

Im Rückgriff auf seinen Grundlagentext über die Wohltaten des Neuen Bundes (vgl. Hebr 8,8-12 ) zitiert der Briefschreiber nochmals einige Passagen daraus (in Hebr 10,16 zitiert er Jer 31,33 und in Jer 10,17; 31,34 ). Der Autor betrachtet diesen Text als ein Zeugnis des Heiligen Geistes und als Beleg dafür, daß die endgültige Vergebung, wie sie der Neue Bund verheißt, bedeutet, daß kein Opfer mehr für die Sünde nötig sein wird. Ein Mensch, der sich von dem einen, ausreichenden und endgültigen Opfer Christi abwendet, kann kein anderes wirksames Opfer mehr finden, zu dem er seine Zuflucht nehmen könnte (vgl. Hebr 10,26 ).

 

 

D. Die vierte Warnung

( 10,19 - 39 )

 

In gewisser Weise ist die folgende, in steigernder Abfolge formulierte Warnung die bestimmteste und strengste im Hebräerbrief. Sie schließt sich an die Ausführung über das hohepriesterliche Amt und den priesterlichen Dienst Jesu Christi an und nimmt damit die Implikationen der in diesem Abschnitt gemachten Aussagen mit auf und führt sie zu Ende. Wie an anderen Stellen auch mischt der Briefschreiber jedoch seine feierliche Warnung mit Worten des Trostes und der Ermutigung.

 

 

1. Seelsorgerliche Ermahnung

( 10,19 - 25 )

 

 

 

Hebr 10,19-22

 

Die zentrale Aussage dieser Verse konzentriert sich in den Worten liebe Brüder (vgl. Hebr 3,1.12 ),... laßt uns hinzutreten zu Gott. Die dazwischenliegenden Äußerungen, beginnend mit dem Wort "weil" (V. 19 ), bilden die Grundlage für diesen Aufruf, sich Gott zu nähern. Die Leser des Hebräerbriefes sind Menschen des Neuen Bundes ("Brüder"), die die Freiheit ( parrEsian ; vgl. Hebr 3,6;4,16;10,35 ) haben, vor Gott zu treten. Dieser Gedanke wird noch erweitert durch den Gebrauch der Bildwelt des Alten Bundes. Gottes Anwesenheit im Heiligtum hat nun eine vollkommen neue Bedeutung gewonnen, und der Vorhang , der einst die Menschen aus dem Allerheiligsten fernhielt, existiert nicht mehr. Er war ein Symbol des Leibes Christi - ein Hinweis darauf, daß der Verfasser hier möglicherweise an das Zerreißen des Tempelvorhangs im Augenblick des Todes Christi dachte ( Mt 27,51 ). Auf jeden Fall öffnete sein Tod den Gläubigen einen neuen ( prosphaton ; das Wort kommt nur an dieser Stelle im Neuen Testament vor) und lebendigen Weg zu Gott - einen Zugang, der von den neuen und lebensspendenden Realitäten des Neuen Bundes geprägt ist.

Die Aufforderung "hinzuzutreten" stützt sich außerdem darauf, daß wir ... einen Hohenpriester über das Haus Gottes (haben) , mit allen Konsequenzen, die diese Tatsache auf dem Hintergrund der vorausgegangenen Erörterungen hat. Die Gläubigen können sich deshalb mit wahrhaftigem ( alEthinEs , "wahr, verläßlich", von aletheia , "Wahrheit") Herzen in vollkommenem Glauben nähern. Sie sollen keine Scheu vor der großartigen Realität des Neuen Bundes empfinden, sondern im freudigen Bewußtsein ihrer Freiheit von Schuld ( besprengt in unsern Herzen und los von dem bösen Gewissen ) und mit einem Gefühl für persönliche Heiligung, die das Opfer Christi ihnen ermöglicht hat ( gewaschen am Leib mit reinem Wasser ), zu Gott kommen. Wahrscheinlich sind diese Worte als eine Ermahnung zu verstehen, sich fest auf die reinigende Wirkung des Kreuzes Christi zu verlassen und in diesem Bewußtsein der inneren und äußeren Reinheit mit Freude vor Gott zu treten (vgl. 1Joh 1,9 ).

 

 

Hebr 10,23-25

 

Zu diesem freimütigen Umgang mit Gott gehört notwendigerweise das Festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung in vollem Vertrauen auf die Erfüllung der göttlichen Verheißung. Der Briefschreiber macht an dieser Stelle deutlich, daß seine Sorge um die Treue zum Glauben keine Abstraktion ist, sondern aus der Auseinandersetzung mit einer realen Bedrohung erwächst. Die Gemeinden, an die er schreibt, bedürfen dringend der wechselseitigen Fürsorge und Ermahnung ( zur Liebe und zu guten Werken ). Die Leser sollen ihre Versammlungen nicht verlassen, wie einige offenbar zu tun pflegten. Es scheinen also auch bei ihnen schon einige vom christlichen Glauben abgefallen zu sein, auch wenn seine Worte sich möglicherweise auf andere Gemeinden beziehen, in denen es zum Abfall gekommen war. In jedem Fall sollen ihre wechselseitigen Bemühungen, sich gegenseitig anzuspornen, wachsen, wenn sie sehen, daß sich der Tag naht (vgl. Hebr 10,37 ). In diesen Versen erscheint eine wichtige neutestamentliche Begriffstrilogie: Glaube (V. 22 ), Hoffnung (V. 23 ) und Liebe (V. 24 ).

Dieser erneute Hinweis auf den zweiten Advent Christi erweckt den Eindruck, als ob der Verfasser des Hebräerbriefes sich Sorgen machte, daß wirklich Gläubige in Gefahr waren, die Hoffnung auf das Kommen des Herrn aufzugeben und ihr Bekenntnis zum Glauben an Christus zu widerrufen (vgl. den Kommentar zu Hebr 1,13-2,4;6,9 ). Sie sollen stattdessen ihre Erwartungen an die Zukunft als Gewißheiten ansehen ( denn er ist treu, der sie verheißen hat ). Wenn sie nur ihre Augen heben, muß ihnen klar werden, daß "der Tag naht".

 

 

2. Erneute Warnung

( 10,26 - 31 )

 

Hebr 10,26-27

 

Der Satz "wenn wir mutwillig sündigen" zielt, wie aus dem Kontext ersichtlich ist (vgl. V. 23 ), wiederum auf die im ganzen Brief spürbar werdende Angst vor dem Abfall vom Glauben. Die meisten Sünden geschehen "mit Absicht", doch an dieser Stelle ist der Verfasser offensichtlich von der altestamentlichen "Sünde aus Vorsatz" (vgl. 4Mo 15,30-31 ), die außerhalb der Opfervorkehrungen des Gesetzes lag, beeinflußt. Der Abfall vom Glauben wäre eine solche "vorsätzliche" Tat, und für diejenigen, die sie begehen, gibt es hinfort kein andres Opfer mehr (vgl. Hebr 10,18 ). Wenn das wirksame Opfer Christi abgelehnt wird, bleibt kein anderes, das den Apostaten vor dem Gericht und dem gierigen Feuer schützen kann. Ein Christ, der "die Zuversicht vom Anfang" ( Hebr 3,14 ) aufgibt, stellt sich selbst auf die Seite der Feinde Gottes und kreuzigt damit "den Sohn Gottes abermals" und macht ihn "zum Spott" ( Hebr 6,6 ), wie der Verfasser des Hebräerbriefes es zuvor schon angedeutet hatte. Ein solches Verhalten verdient nichts anderes als Gottes flammende Empörung und Vergeltung. Auch hier handelt es sich jedoch nicht um eine Anspielung auf die Hölle (vgl. den Kommentar zu Hebr 6,8 und Hebr 10,29 ).

 

 

Hebr 10,28-29

 

Unter dem Alten Bund wurde ein Israelit, wenn er das mosaische Gesetz mißachtete und mindestens zwei oder drei Zeugen seine Handlungsweise bezeugen konnten, zum Tode verurteilt. Vor diesen Hintergrund stellt der Briefschreiber nun die schwerwiegendere Übertretung: Wenn schon die Mißachtung eines Bundes, der weniger vollkommen war, so schwerwiegende Vergeltungsmaßnahmen nach sich zog, wieviel schlimmer muß dann erst die Mißachtung des Neuen Bundes geahndet werden, der ja, wie im bisherigen Argumentationsverlauf ganz deutlich gemacht wurde, dem Alten Bund in jeder Hinsicht überlegen ist? Die Antwort kann hier nur sein, daß die Bestrafung in diesem Fall um vieles härter sein wird.

Um das zu demonstrieren, zeigt der Verfasser den Abfall vom Glauben im folgenden in erbarmungslosem Licht. Ein Mensch, der vom Neuen Bund abfällt, (tritt) den Sohn Gottes mit Füßen und (hält) das Blut des Bundes (vgl. "das Blut des ewigen Bundes"; Hebr 13,20 ) für unrein, durch das er doch geheiligt wurde . Die Verbform "geheiligt wurde" bezieht sich eindeutig auf wahre Christen, die der Autor schon zuvor als "ein für allemal geheiligt durch das Opfer des Leibes Jesu Christi" ( Hebr 10,10 ) und als durch dieses heiligende Werk "für immer vollendet" (V. 14 ) bezeichnet hat. Manche Exegeten gehen jedoch von dieser Auslegung ab und behaupten, daß Christus der Geheiligte sei, von dem hier die Rede ist, bzw. daß diese Person nur vorgibt , "geheiligt" zu sein. Derartige Thesen liegen dem Verfasser des Hebräerbriefes jedoch fern und sind so sehr an den Haaren herbeigezogen, daß sie ihre eigene Widerlegung schon in sich tragen. Der Ernst, der in einer solchen Handlung liegt, ist vielmehr sein größtes Anliegen. "Das Blut des Bundes" (das die Gläubigen heiligt) als etwas "Unheiliges" ( koinon , "profan") zu behandeln und seine Wirksamkeit zu bestreiten hieße, eine verabscheuungswürdige Sünde zu begehen, die selbst die tödlichen Vergehen gegen den Alten Bund in den Schatten stellt. Dieser Sünde fügt ein Apostat dann noch die Schmähung des Geistes der Gnade hinzu, die ihn ursprünglich für den Glauben an Christus gewann. Ein solcher geistlicher Aufstand verlangt ganz eindeutig nach einer sehr viel härteren Strafe, als es die Todesstrafe war, die der mosaische Bund forderte.

Doch auch hier denkt der Verfasser nicht an die Hölle. Es gibt viele Formen göttlicher Vergeltung im Menschenleben, die schlimmer sind als ein plötzlicher Tod. Ja, Jeremia beklagte sich gerade in diesem Sinne über die Strafe, die über Jerusalem verhängt worden war ( Kl 4,6.9 ). Oder man denke nur an König Saul, dessen letzte Tage mit so schwerer geistiger und emotionaler Verwirrung belastet waren, daß der Tod geradezu eine Befreiung dagegen schien.

 

 

Hebr 10,30-31

 

Niemand sollte eine solche Warnung als leere Drohung abtun. Gott selbst hat sich das Recht vorbehalten, Vergeltung zu üben und sein Volk zu richten . Mit diesem Zitat bezieht sich der Verfasser des Hebräerbriefes zweimal auf das 5. Buch Mose ( 32,35 - 36 ), eine Passage, die das Bild des vom göttlichen Vergeltungsgericht gebeugten Volkes Israel besonders anschaulich macht (vgl. v. a. 5Mo 32,19-27 ). Wer diesen Text und andere Schilderungen des göttlichen Zorns über "sein Volk" kennt, wird zustimmen: Schrecklich ist's, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.

 

 

3. Erneuter Zuspruch

( 10,32-39 )

 

Wie jedesmal nach besonders strengen Worten der Ermahnung schließt der Briefschreiber seine Warnung mit tröstendem Zuspruch.

 

 

Hebr 10,32-34

 

Um Menschen für künftige Anfechtungen zu wappnen, ist es häufig hilfreich, sie an den Mut zu erinnern, den sie in der Vergangenheit in ähnlichen Situationen gezeigt haben. An diesen Punkt knüpft der Briefschreiber an. Seine Leser wissen, was es heißt, einen großen Kampf des Leidens durchzustehen. (Die Verbform "erduldet habt", hypemeinate , ist die Übersetzung eines Wortes, das gewöhnlich mit "nicht aufgeben, standhaft bleiben" wiedergegeben wird, vgl. V. 36 .) Sie wissen auch, was es heißt, öffentlich verspottet und verfolgt zu werden oder anderen zu helfen, die eine solche Erfahrung gemacht haben (V. 33 ). Sie haben Mitgefühl für ihre Brüder, die eingesperrt waren, gezeigt und haben den Verlust irdischer Besitztümer freudig hingenommen, weil sie die Gewißheit himmlischen Reichtums besitzen (V. 34 ). Es wäre gut, wenn sie sich wieder auf diese ihre standhafte Haltung besinnen. Was immer ihnen auch bevorstehen mag - und der Briefschreiber nimmt an, daß es ähnlich sein wird wie das Vergangene -, es wird ihnen helfen, wenn sie der früheren Tage, ... nachdem sie erleuchtet waren, gedenken (vgl. "die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben", Hebr 10,26 ,und "erleuchtet worden sind" in Hebr 6,4 ).

 

 

Hebr 10,35-36

 

Dies ist nicht die Zeit, das Vertrauen ( parrEsia ; vgl. Hebr 3,6;4,16;10,19 ), das sie haben, wegzuwerfen . Alles, was bisher über das "ewige Erbe" gesagt worden ist - die Herrlichkeit der vielen Söhne - sollte ihnen eigentlich zeigen, daß dieses Vertrauen, wenn sie es festhalten, eine große Belohnung hat . Die Leser des Hebräerbriefes brauchen daher nur eines, wie der Verfasser schon mehrmals implizit und explizit deutlich gemacht hat: Geduld ( hypomonEs ), damit sie, indem sie den Willen Gottes tun (vgl. Hebr 10,9 ), das ihnen Verheißene empfangen . Dieser Satz bringt wie kaum ein zweiter das zentrale paränetische Anliegen des ganzen Hebräerbriefes auf den Punkt.

 

 

Hebr 10,37-38

 

Wenn sie über die offensichtliche Verzögerung der Wiederkunft Christi bekümmert sind, so können sie sich in der Gewißheit beruhigen, daß es nur noch eine kleine Weile dauern wird, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben . Diese Formulierung und das Folgende sind der Septuaginta-Übersetzung von Jes 26,21 und Hab 2,3-4 entnommen. Es handelt sich dabei allerdings nur um Anspielungen und nicht um präzise Zitate, wie das Fehlen einer einleitenden Wendung, etwa "er sagt" zeigt. In dem Ausdruck "Mein (oder "der") Gerechter" (nur einige wenige griechische Handschriften haben die Lesart "mein") taucht der paulinische Gedanke des durch den Glauben gerechtfertigten Menschen auf. Es ist anzunehmen, daß der Verfasser des Hebräerbriefes diesen Gedanken ähnlich verstand. Ein Gerechtfertigter soll aus Glauben leben - wie es der Briefschreiber seinen Lesern nahegelegt hat.

Wenn er aber zurückweicht , d. h., wenn ein solcher "Gerechter" abfällt und sein christliches Bekenntnis schmäht, so kann Gottes Wohlgefallen nicht länger auf seinem Leben ruhen. Im Bewußtsein der schwerwiegenden Konsequenzen seiner Aussage mildert der Schreiber das Gesagte und behält damit den ermutigenden Ton bei, der ihm hier so wichtig ist.

 

 

Hebr 10,39

 

Er bekräftigt: " Wir aber sind nicht von denen, die zurückweichen und verdammt werden." Auch im Originaltext ist dieses "wir", das der Autor immer wieder verwendet (vgl. Hebr 2,5;5,11;8,1 usw.) und wohl im Sinne eines redaktionellen "wir" gebraucht, betont. In diesem Fall würde die Äußerung besagen: "Ich meinerseits bin fest entschlossen, nicht zurückzuweichen und die schlimmen Erfahrungen zu machen, die die göttliche Vergeltung über mich bringen würde." Die Verbform "verdammt werden" gibt das griechische apOleia wieder, das sich sowohl auf das zeitliche als auch auf das ewige Verderben beziehen kann. Hier ist das erstere gemeint. Statt das Verderben zu erleben, das ein Apostat über sich heraufbeschwört, möchte der Briefschreiber unter denen sein, die glauben und die Seele erretten ( eis peripoiEsin psychEs ). Das ist nicht als Hinweis auf die Bekehrung mißzuverstehen, vielmehr könnte man Vers 39 auch so wiedergeben: "Sondern (wir haben) den Glauben, der zur Bewahrung der Seele führt" (vgl. den Kommentar zu 1Pet 2,9 ). "Seele" wird hier allerdings im hebräischen Sinn für die Person selbst oder ihr Leben gebraucht und bezieht sich auf die Art und Weise, wie die Beständigkeit im Glauben den einzelnen vor dem Elend bewahrt, das diejenigen überwältigt, die "zurückweichen". Auch wenn der Briefschreiber hier in erster Linie von seiner eigenen inneren Entschlossenheit spricht, so geht er doch eindeutig davon aus, daß seine Leser seine Auffassung teilen. Der Schlußsatz seiner Warnung ( Hebr 10,19-39 ) wird so zu einem Aufruf zu entschlossenem Durchhalten.

 

 

IV. Teil III: Die Antwort des Glaubens

( Hebr 11-12 )

 

Dieser letzte Hauptteil des Briefes artikuliert die Aufforderung an die Leser, in der einzig angemessenen Weise, nämlich mit Glauben, auf die bisher erörterten Gegebenheiten zu antworten. Die entscheidende Bedeutung des Glaubens ist zwar bereits transparent gemacht worden, doch seine Wichtigkeit und sein Wert sind in den Augen des Briefschreibers noch nicht ausführlich genug betrachtet worden. Wie zuvor folgt der Darlegung ( Hebr 11 ) auch hier eine Warnung und eine Mahnung ( Hebr 12 ).

 

 

A. Das Leben des Glaubens

( Hebr 11 )

 

Schon am Ende der vorangehenden Passage berührte der Verfasser das Thema eines Lebens aus dem Glauben (vgl. Hebr 10,37-39 ). Nun legt er dar, was das wirklich bedeutet, und zwar in einer Art und Weise, die seine Leser besonders gut nachvollziehen können, denn er beruft sich dabei auf die Glaubenserfahrungen wichtiger Gestalten der alttestamentlichen Geschichte. Wenn diese Leute den Glauben an sich erlebt haben, können es auch die Leser des Hebräerbriefes.

 

 

1. Prolog

( 11,1-3 )

 

Hebr 11,1-3

 

In einem kurzen Prolog geht der Verfasser auf drei Grundgedanken zum Glauben ein: seine Beschaffenheit, seine Verwurzelung in der Geschichte und seine Weltsicht. Seinem Wesen nach ist der Glaube eine feste Zuversicht ( hypostasis , in Hebr 1,3 in bezug auf Gott mit "Wesen" übersetzt) und ein Nichtzweifeln ( elenchos , von dem Verb elenchO , "beweisen oder überzeugen") an Hoffnungen und Dingen, die für den Menschen unsichtbar sind. Daß dieser Glaube richtig ist, zeigt sich daran, daß die Vorfahren , die ehrwürdigen Gestalten des Alten Testamentes,

durch ihn Gottes Zeugnis empfangen haben. Aber der Glaube ermöglicht es den Menschen auch, ihre Erfahrungen einzuordenen, denn durch ihn sehen die Gläubigen die Welt ( tous aiOnas , wörtlich: "die Zeitalter", auch in Hebr 1,2 mit "Welt" übersetzt) als das, was sie ist - eine Schöpfung Gottes.

 

2. Die Annahme des Glaubens

( 11,4 - 16 )

 

In seinem ersten Argumentationsdurchgang arbeitet der Briefschreiber das in Vers 2 Gesagte noch genauer heraus: Der Glaube gewinnt das Wohlwollen Gottes und findet reichen Lohn.

 

 

Hebr 11,4

 

Abel war gerecht und wurde von Gott angenommen, weil er ihm ein besseres Opfer dargebracht hatte - er ist ein Sinnbild jenes "Gerechten", von dem in Hebr 10,38 die Rede war. Wie Abel haben auch die Leser des Hebräerbriefes wegen des "besseren" und vollkommenen Opfers des Neuen Bundes Gnade vor Gottes Augen gefunden. Ihre ungläubigen Brüder dagegen haben wie Kain die göttliche Billigung verwirkt. Selbst der Tod löscht die Wirkung des Zeugnisses eines Mannes wie Abel nicht aus.

 

 

Hebr 11,5-6

 

Henoch dagegen führte ein Leben, das Gott wohlgefiel, weil er im Glauben wandelte (wie es auch die Leser des Hebräerbriefs tun sollen). Wenn Christus zu ihren Lebzeiten gekommen wäre, dann hätten auch sie den Tod nicht gesehen. Auf jeden Fall können sie Gott nur gefallen, wenn sie bei ihrem Glauben bleiben, daß er ist und daß er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt .

 

 

Hebr 11,7

 

Daß Gott die, die ihn suchen, tatsächlich belohnt, zeigt auch das Beispiel von Noah , der ebenfalls durch den Glauben ein Erbe der Gerechtigkeit wurde. Was er erbte, war die Neue Welt, die nach der Sündflut entstand, so wie auch die Leser "die zukünftige Welt" (vgl. Hebr 2,5 ) erben werden. Der Hinweis auf Noah, der sein Haus rettete, erinnert an die Bedeutung, die der Briefschreiber dem Erbe der Christen, der Rettung, beimaß und deutet darüber hinaus darauf hin, daß ein Mensch durch seinen persönlichen Glauben in seiner Familie, mit der er ihn teilt, fruchtbar werden kann.

 

 

Hebr 11,8-10

 

Daß die Leser auf "die zukünftige Welt" vorausblicken und ihr gegenwärtiges Leben als Pilgerschaft sehen sollen, ist eine Forderung, die durch das Beispiel von Abraham gestützt wird. Dieser große Patriarch lebte als Fremdling in dem ihm verheißenen Land . So werden auch die Leser des Briefes zu Erben werden, wenn sie, wie ihr Ahnherr, auf die Stadt, die einen festen Grund hat , warten - ein Hinweis auf das himmlische, ewige Jerusalem (vgl. Offb 21,2.9-27 ).

 

Hebr 11,11-12

 

An dieser Stelle führt der Briefschreiber die erste "Heldin" des Glaubens ein, die in der Lage war, über die physische Beschränktheit ihrer Unfruchtbarkeit hinauszublicken und aus diesem Grund zur Stammutter vieler wurde. Sie hielt den für treu, der es verheißen hatte , und die Leser sollen ihrem Beispiel folgen (vgl. Hebr 10,23 ). Durch ihren Glauben kam es zu der überwältigenden Nachkommenschaft ihres Mannes, obwohl die Kraft Abrahams schon erstorben war .

 

 

Hebr 11,13-16

 

In einer beeindruckenden Zusammenfassung seiner Erörterung führt der Briefschreiber aus, daß all diese Menschen im Glauben leben, auch wenn sie zum Zeitpunkt ihres Todes das Verheißene noch nicht erlangt ... haben . Im Glauben sahen diese alttestamentlichen Heiligen die Dinge, die ihnen verheißen waren, von ferne , hielten daran fest, daß sie Gäste und Fremdlinge auf Erden waren, weigerten sich, (umzukehren) in das Land ..., von dem sie ausgezogen waren , und suchten stattdessen ein Vaterland . So sollen auch die Leser des Hebräerbriefes nicht umkehren, d. h. nicht zu ihren alten Religionen zurückkehren, sondern nach einem besseren Vaterland, nämlich dem himmlischen , suchen. Wenn sie sich an das Vorbild der Patriarchen halten und das tun, wird Gott (sich) ihrer nicht schämen, ihr Gott zu heißen.

 

 

3. Verschiedene Beispiele für Glaubenserfahrung

( 11,17 - 40 )

 

An dieser Stelle beginnt ein neues Thema: das Leben im Glauben. In einer Vielfalt von Erfahrungen bleibt der Glaube die Konstante, in der diese Erfahrungen gemacht und verstanden werden können. Der Glaube ist die "Weltsicht" (vgl. Hebr 11,3 ) eines wahren Christen.

 

 

Hebr 11,17-19

 

Mit Abraham kommt der Briefschreiber hier auf das Thema der "Prüfung" zu sprechen. Aus der Erprobung seines Glaubens, in der er aufgefordert wurde, den einzigen Sohn zu opfern, sollen die Leser lernen. Obwohl das, was Gott von ihm verlangte, der göttlichen Verheißung zu widersprechen schien, gelang es Abraham, sich über seine Bedenken hinwegzusetzen und auf die Macht Gottes, Leben zu schenken, zu vertrauen. So sollen auch die christlichen Leser dieses Briefes sich manchmal über die Erfahrungen ihres Lebens hinwegsetzen, wenn Gottes Verheißungen sich nicht zu erfüllen scheinen, und daran denken, daß ihre Auferweckung all diese Verheißungen erfüllen wird.

 

 

Hebr 11,20-22

 

Auch die anderen Patriarchen, von denen hier die Rede ist, sahen im Glauben ... auf die zukünftigen Dinge. Isaak , der daran glaubte, daß Gott seine Verheißung an Abraham und seinen Nachkommen erfüllen würde, segnete seine beiden Söhne Jakob und Esau im Blick auf ihre Zukunft. Durch den Glauben segnete Jakob, als er starb, die beiden Söhne Josefs - ebenfalls ein Werk der Treue. So sollen nun auch die Leser dieses Briefes bis ans Ende ihres Lebens bei ihrer Anbetung bleiben und an die Zukunft, die Gott verheißen hat, glauben. Josef gab, als er starb , seinem Vertrauen darauf Ausdruck, daß Gott die Israeliten aus der ägyptischen Knechtschaft befreien würde. Wie er sollen alle Christen in wahrem Glauben Vertrauen auf die Zukunft des Gottesvolkes haben.

 

 

Hebr 11,23

 

Indem er sich im folgenden dem Leben des Mose zuwendet, geht der Briefschreiber auf die Art und Weise über, wie der Glaube Widerstand und Feindseligkeit begegnet - ein Thema, das seinen Lesern wohlbekannt ist. Durch den Glauben wurde Mose ... von seinen Eltern (verborgen) , die ihm damit das Leben retteten. Sie taten das, weil sie sahen, daß er ein schönes ( asteion ; das Wort steht im Neuen Testament außer an dieser Stelle nur noch in Apg 7,20 ,wo es sich ebenfalls auf Mose bezieht) Kind war . In ihrer Freude über das kostbare Geschenk, das Gott ihnen in ihrem Sohn gemacht hatte, glaubten die Eltern des Mose offensichtlich, daß er etwas Besonderes mit ihm vorhabe. Sie fürchteten sich nicht vor des Königs Gebot und sorgten dafür, daß ihr Kind am Leben blieb. Und wirklich belohnte Gott ihren Glauben mit dem einzigartigen Lebenslauf ihres Sohnes.

 

 

Hebr 11,24-26

 

In einer klassischen Darstellung der Art und Weise, wie der Glaube zwischen dem verlockenden, aber vorübergehenden Genuß der Sünde und der Aussicht auf die Schmach Christi wählt, zeigt der Briefschreiber Mose als einen wahren Glaubenshelden, der ein besonderes Gespür für die eschatologischen Hoffnungen des Volkes Israel hatte. Auch seine Leser sollen die "Schmach" auf sich nehmen und auf den "Genuß der Sünde" verzichten, und es wird ihnen nicht schwerfallen, so zu handeln, wenn sie wie Mose auf die Belohnung blicken.

 

 

Hebr 11,27-28

 

Zur Zeit des Exodus ließ Mose sich nicht von Furcht vor dem Zorn des Königs abschrecken. Er hielt ... das Passa und das Besprengen mit Blut , das das Volk vor dem Gericht Gottes bewahrte. Genauso unerschrocken sollen auch die Leser ihre Abgesondertheit von der sie umgebenden heidnischen Welt beibehalten. Sie sollen an dem Gottesdienst festhalten, der durch das Blut des Neuen Bundes gestiftet wurde. Dann werden sie nicht unter die göttliche Vergeltung fallen (vgl. Hebr 10,19-31 ).

 

 

Hebr 11,29-31

 

Die Leser des Hebräerbriefes können sich außerdem auf den Sieg über ihre Feinde freuen (vgl. Hebr 1,13-14 ). Aus der Niederlage der Ägypter und dem Fall der Mauern Jerichos können sie lernen, welche Triumphe der Glaube über seine Widersacher feiern kann. Wenn es, wie es scheint, auch einige Heiden in der Empfängergemeinde gab, so konnten diese aus der Episode um die Hure Rahab Trost schöpfen, einer Heidin, die bei der Plünderung Jerichos verschont wurde.

 

 

Hebr 11,32-35 a

 

Das Alte Testament kennt zu viele Glaubenshelden, als daß der Verfasser des Hebräerbriefes auf sie alle eingehen könnte, daher greift er im folgenden nur noch einige besondere Beispiele heraus. Ganz oben auf dieser Liste stehen die Frauen, die ihre Toten durch Auferstehung wiederbekommen haben - ein wahrhafter Sieg des Glaubens, der sich nicht einmal vom Tod beugen läßt (vgl. 1Kö 17,17-24; 2Kö 4,8-37 ).

 

 

Hebr 11,35-38 (Hebr 11,35b-38)

 

In Abweichung von seinem bisherigen Gedankengang wendet sich der Briefschreiber nun von den offensichtlichen Triumphen des Glaubens seinen scheinbaren Niederlagen zu, die jedoch in Wirklichkeit gar keine Niederlagen waren. All diejenigen, die gemartert wurden und die Freilassung nicht angenommen haben, handelten so, weil sie wußten, daß ihre Leiden sie zu einer Auferstehung, die besser ist , führen würden. So sollen auch die Leser dieses Briefes ihre Leiden standhaft ertragen und ihren Lohn in der künftigen Welt erwarten. In der Tat haben Gläubige alle Arten physischer Leiden (V. 36 - 37.38 b zitieren ungefähr ein Dutzend Formen der Verfolgung und Peinigung) wie auch die Verbannung aus ihrer Heimat ertragen - eine Erfahrung, die wohl auch den Lesern dieses Briefes bevorstand. Doch der Verfasser tröstet sie mit der Bemerkung, daß die Welt derer nicht wert war , die sie in Acht und Bann schlug.

 

Hebr 11,39-40

 

In einer abschließenden Zusammenfassung weist der Briefschreiber darauf hin, daß sich die eschatologischen Hoffnungen der großen Glaubenshelden, von denen er sprach, bisher noch nicht verwirklicht haben. Diese Tatsache zeigt in seinen Augen, daß Gott etwas Besseres für sie und uns vorgesehen hat . Es ist in der Tat "besser für uns", daß die Zukunftshoffnungen, nach denen sie gestrebt haben, sich noch verzögern, denn nur so können die Gläubigen die Erfahrung der Nachfolge Christi machen, des Messias, der sie in die Herrlichkeit führt. Die Vervollkommnung (vgl. Hebr 10,14;12,23 ) der ehrwürdigen Gestalten des Alten Testamentes, d. h., die Verwirklichung ihrer Hoffnungen, vollzieht sich also erst, wenn alle Gläubigen mit ihnen vereint sind.