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Kp 8 + 9  Hebräer (Zane C. Hodges) Walvoord


2. Der höhere Dienst

( 8,1 - 10,18 )

 

In Kapitel 7 setzte sich der Verfasser des Hebräerbriefes mit der Überlegenheit der neuen Priesterschaft über das alte levitische System auseinander. Aus ihr folgt, daß die neue priesterliche Ordnung auch ein höheres priesterliches Amt mit sich bringt.

Daß dies tatsächlich der Fall ist, wird in diesem Abschnitt des Briefes nun genauer entfaltet. Im folgenden wird deutlich, daß der Neue Bund diesem erneuerten priesterlichen Dienst unterstellt ist.

 

 

a. Einführung in den höheren Dienst

( 8,1-6 )

 

Hebr 8,1-2

 

Die Einleitung des neuen Abschnittes wird deutlich markiert durch die Wendung: "Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden." Der Verfasser faßt damit das bisher Gesagte zusammen und deutet an, daß er nun zu einem neuen Gedankengang ansetzt. Indem er Jesus als einen Hohenpriester, der da sitzt zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel , bezeichnet, knüpft er an die Aussage von Hebr 1,3 an (vgl. Hebr 10,12;12,2 ). Was er damit meint, ist bereits bis zu einem gewissen Grad klar, wird nun aber im folgenden detaillierter erörtert. Auch in der Wendung "ein Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte" klingen Gedanken an, die implizit schon in den bisherigen Darlegungen enthalten waren, nun aber in eine neue Terminologie gekleidet werden. Im Mittelpunkt steht jetzt der Gedanke des Dienstes ( leitourgos ist ein Diener im priesterlichen Sinne). Die "wahre Stiftshütte" ist der Himmel, in dem dieser Dienst geschieht.

 

 

Hebr 8,3-6

 

Das neue Thema wird zunächst in einer vorläufigen Form entwickelt: Da es zur Aufgabe eines Priesters gehört, Gaben ( dOra ) und Opfer ( thysias ; vgl. Hebr 5,1; 9,9 ) darzubringen , liegt es auf der Hand, daß auch der neue Hohepriester etwas haben (muß), was er opfern kann . Andererseits kann sein Dienst nicht irdischer Natur sein, da das levitische Opferritual weiter ausgeübt wird - diese Worte implizieren, daß der jüdische Tempel noch steht. Doch das Heiligtum , in dem das alte Opfer vollzogen wird, ist nur ein Abbild ( hypodeigmati ; vgl. Hebr 9,23-24 ) und Schatten (skia; vgl. Hebr 10,1 ) des himmlischen, in dem der neue Priester waltet. Sein Status als bloßes "Schattenheiligtum" wurde bereits festgesetzt, als Moses nach genauen göttlichen Anweisungen die Stiftshütte ( Hebr 8,5 ), das Vorbild des Tempels, errichtete. Jesu priesterlicher Dienst übersteigt den der levitischen Priester, wie der Neue Bund, dessen Garant und Mittler er ist, den ihnen gegebenen hinter sich zurückläßt. (Die Bezeichnung "Mittler" für Jesus taucht dreimal im Hebräerbrief auf - Hebr 8,6;9,15;12,24 .) In dem Begriff Amt klingt erneut das entscheidende Thema des Abschnittes an, es wird hier jedoch mit einem neuen, dem alten überlegenen Bund in Verbindung gebracht, der seinerseits auf bessere Verheißungen gegründet ist . Dieser Bund und die ihm zugrundeliegenden Verheißungen werden im folgenden näher betrachtet.

 

 

b. Der höhere Bund

( 8,7 - 9,15 )

 

Hebr 8,7

 

Unter Verweis auf ein Zitat aus Jeremia ( 31,31-34 ) belegt der Verfasser des Briefes, daß es bereits im Alten Testament eine Verheißung dieses Neuen Bundes gab, und macht gleichzeitig deutlich, daß das Vorhandensein einer solchen Verheißung die Unzulänglichkeit des Alten Bundes beweist.

 

 

Hebr 8,8-13

 

Die Verheißung eines Neuen Bundes findet sich, wie der Briefschreiber zeigt, an einer Stelle, wo Gott sein Volk tadelt . Der Alte Bund scheiterte an der Sündhaftigkeit des Volkes, die er nicht heilen konnte. Dem neuen Bund dagegen ist es möglich, diesem Mißstand endgültig abzuhelfen.

In der zitierten alttestamentlichen Passage wird zunächst die Vorhersage gemacht, daß ein Neuer Bund geschlossen werden wird (V. 8 ). Ihr folgt eine eindrucksvolle Erklärung, daß dieser Bund sich von dem vorhergehenden grundlegend unterscheiden wird (V. 9 ). Daran schließt sich (V. 10-12 ) eine Beschreibung der überlegenen Vereinbarungen oder Angebote des verheißenen Bundes an. Dazu gehören (1) die innere Neigung der Bundespartner zur Befolgung des Bundes (Gott wird sein Gesetz ... in ihren Sinn, und in ihr Herz ... schreiben ), (2) eine feste, dauerhafte Beziehung zu Gott ( Ich ... will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein ), (3) Gotteserkenntnis ( sie werden mich alle kennen ) und (4) die Vergebung der Sünden ( ich will gnädig sein ihrer Ungerechtigkeit, und ihrer Sünden will ich nicht mehr gedenken ). Dies sind die "besseren Verheißungen", von denen in Vers 6 die Rede war.

Es ist klar, daß all diese Wohltaten letztlich allen Wiedergeborenen seit der Kreuzigung Christi zugute kommen. Auch wenn der Neue Bund sich besonders an Israel richtet (vgl. Haus Israel und "Haus Juda" in Jer 31,31 ), so stehen doch die Christen der Gegenwart und aller Zeiten genauso unter seinem Segen (vgl. Lk 22,20; 1Kor 11,25; 2Kor 3,6 ). Diese Einsicht führt nicht etwa zu einer unangemessenen Vermengung von Israel und der Kirche. Der Neue Bund ist Gottes erklärtes Mittel zur Erfüllung der schon Abraham zugesagten Segnung Israels. Doch der abrahamitische Bund verhieß zugleich auch einen universalen Segen, und damit wird der Neue Bund auch zum Träger des Heils für die Gläubigen nach der Kreuzigung. Das heißt nichts anderes, als was schon Jesus sagte, als er erklärte: "Das Heil kommt von den Juden" ( Joh 4,22 ). Damit soll keineswegs der Gedanke negiert werden, daß die christliche Kirche der einzigartige Leib Christi bis zu seiner Wiederkunft ist, eng mit ihm verbunden als seine Braut und klar unterschieden vom Volk Israel. Doch wie alles Heil durch das Kreuz Christi kommt, so kommt es auch durch das Blut des Neuen Bundes.

Aus der alttestamentlichen Prophezeiung, die er soeben zitiert hat, zieht der Verfasser des Hebräerbriefes sodann die berechtigte Schlußfolgerung, daß der Alte Bund veraltet ( palaioumenon ) und überlebt und seinem Ende nahe ist. Die Zeremonien, die noch immer nach seinen Vorschriften abgehalten werden, sind in geistlicher Hinsicht anachronistisch. Die Formulierungen, die der Autor des Briefes hier wählt, deuten darauf hin, daß er dabei an die Prophezeiung Jesu denkt, daß der Tempel in Jerusalem zerstört werden würde ( Mt 24,1-2 ). Diese Prophezeiung erfüllte sich wahrscheinlich schon bald nach der Abfassung des Hebräerbriefes. Wenn das zutrifft, so war das eine dramatische Bestätigung dessen, was der Verfasser des Hebräerbriefes über den Alten Bund gesagt hatte.

 

 

Hebr 9,1-5

 

Mit Hinsicht auf die "Überlebtheit" des ersten Bundes führt der Autor nun dessen Satzungen für den Gottesdienst und sein irdisches Heiligtum näher aus, um die Überlegenheit des Neuen Bundes um so stärker herauszustellen. An den konkreten Bauten und Einrichtungsgegenständen, an die der Alte Bund geknüpft war, zeigt er, wie "irdisch" ( kosmikon ; V. 1 ) oder weltlich dieser Bund war. Alle diese Dinge hatten allegorischen Wert, auf den er an dieser Stelle jedoch nicht eingehen kann ( von diesen Dingen ist jetzt nicht im einzelnen zu reden , V. 5 ). Er beschränkt sich auf die Hauptmerkmale, die er zu einem Vergleich heranziehen kann.

 

 

Hebr 9,6-10

 

Anhand der "Satzungen für den Gottesdienst", von denen in Vers 1 die Rede war, unterstreicht er nochmals die Unzulänglichkeit des Gottesdienstes des Alten Bundes. Die Priester konnten zwar allezeit in den vorderen Teil der Stiftshütte gehen, doch nur am Versöhnungsfest (vgl. 3Mo 16 ) war es dem Hohenpriester gestattet, den andern Teil (das Allerheiligste) zu betreten, und das nicht ohne Blut, das er opferte für die unwissentlich begangenen Sünden, die eigenen und die des Volkes . Dieser eingeschränkte Zugang ist ein ganz klares Indiz dafür, daß der Weg ins Heilige (vor das Angesicht Gottes) noch nicht offenbart war, wie der Heilige Geist durch diese Anordnungen deutlich machte. Die levitischen Vorschriften sollten also nur aufzeigen, daß der wahre Weg zu Gott nicht in ihnen lag. Das bedeutet für die gegenwärtige Zeit , daß das Opfersystem des Alten Bundes dem, was die Menschen brauchten, nicht wirklich gerecht wurde, denn sie konnten nicht ihr Gewissen vollkommen machen . Die "Satzungen", die zu den Verpflichtungen der Juden auf dieses System gehörten, galten in erster Linie äußerlichen Dingen und waren ihnen nur bis zu der Zeit einer besseren Ordnung auferlegt .

Die Worte von Hebr 9,10 beziehen sich wahrscheinlich auf bestimmte jüdische Sekten, für die äußerliche Satzungen über Speise und Trank und verschiedene Waschungen von großer Bedeutung waren. Die Leser des Hebräerbriefes sollen sich dagegen an den Übergangscharakter dieser Vorschriften des "überlebten" Alten Bundes erinnern und nicht zu ihnen zurückkehren.

 

 

Hebr 9,11-12

 

In diesen Versen kommt die Erörterung, die in Hebr 8,7 begann, zum Abschluß. Der Verfasser hatte nachgewiesen, daß das Alte Testament den besseren Neuen Bund antizipierte ( Hebr 8,7-13 ) und daß die Rituale des Alten Bundes, die in einem "irdischen Heiligtum" vollzogen wurden, selbst auf ihre Unzulänglichkeit verwiesen ( Hebr 9,1-10 ). Nun kommt er auf die Überlegenheit des Dienstes Christi als Mittler des Neuen Bundes zu sprechen (V. 11 -15 ).

Christus aber ist gekommen als ein Hoherpriester der zukünftigen Güter durch die größere und vollkommenere Stiftshütte . Er ist durch sein eigenes Blut, (nicht durch das Blut von Tieren) ein für allemal in das Heiligtum eingegangen (V. 12 ; vgl. das Blut Christi in V. 14 ; Hebr 10,19.29;13,20 ) - ebenfalls ein Beweis für die Überlegenheit seines Dienstes, denn sein Blut hat eine ewige Erlösung erworben . Der Wert seines Opfers ist also unermeßlich viel größer als der der Tieropfer der levitischen Ordnung. Mit ihm wurde ein vollkommenes Lösegeld für die Erlösung der Menschen gezahlt, das nicht wiederholt werden muß (Christi Opfer gilt "ein für allemal", ephapax ; vgl. Hebr 7,27;10,10; die Erlösung, die er vollbracht hat, ist eine ewige).

 

 

Hebr 9,13-14

 

Diese "ewige Erlösung", in der die Segnungen des Neuen Bundes (vgl. Hebr 8,10-12 ) alle Menschen erreicht haben, soll sich auf den Dienst der Gläubigen für Gott auswirken. Die Rituale des Alten Bundes heiligten die Unreinen, machten sie allerdings nur äußerlich rein. Das Blut Christi dagegen bewirkt sehr viel mehr. Es war ein unschätzbares Opfer, denn Christus hat sich damit selbst als Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht . In dieser großartigen Zusicherung vereint der Verfasser des Hebräerbriefes alle drei Personen der Gottheit im Opfer Christi, was die Größe seiner Erlösungstat noch herrlicher erscheinen läßt. "Ohne Fehl" ( amOmon ) gibt in angemessener Weise die Vollkommenheit Christi wieder (vgl. Hebr 4,15;7,26 ), dasselbe Wort wurde auch für makellose Opfertiere verwendet.

Ein solches Opfer sollte unser Gewissen reinigen von den toten Werken . Der Ausdruck "tote Werke" steht hier eindeutig für die levitischen Riten, die im Gegensatz zum Werk Christi kein geistliches Leben schenken können.

Wie schon in Hebr 6,1 ,wo ebenfalls von den "toten Werken" die Rede war, möchte der Verfasser des Hebräerbriefes seine Leser dazu bewegen, jeden Gedanken an eine Rückkehr zu den Ritualen des Alten Bundes aufzugeben. Sie sollen innerlich so frei sein, daß sie gar nicht das Bedürfnis nach Beteiligung an derartigen Dingen verspüren, und indem sie ihr Vertrauen nach wie vor ganz auf die vollkommene und endgültige Macht des Kreuzes setzen, sollen sie bei ihrem Bekenntnis bleiben und dem lebendigen Gott im Rahmen der Ordnung des Neuen Bundes dienen .

 

 

Hebr 9,15

 

Damit bleiben sie in der Hoffnung auf das verheißene ewige Erbe (vgl. "ewige Erlösung" in V. 12 und "ewiger Geist" in V. 14 ), das denen zugesagt ist, die am Leben des Neuen Bundes teilhaben dürfen. Christus ist der Mittler (vgl. Hebr 8,6;12,24 ) dieses Bundes, und das "Erbe" ist den Berufenen aufbewahrt, die der Tod des Mittlers von aller Schuld aus den Übertretungen unter dem ersten Bund reingewaschen hat.

Der Verfasser des Briefes argumentiert hier möglicherweise gegen die Taktik der Sektierer und auch anderer Leute, an das Schuldgefühl der Judenchristen zu appellieren, denen sicherlich oft vorgehalten wurde, sie hätten den Glauben ihrer Vorfahren verraten. Das Blut Christi soll ihr Gewissen für immer beruhigen und sie dazu veranlassen, dem "ewigen Erbe" nachzustreben, das die Gemeinschaft des Neuen Bundes für sie bereithält. Natürlich war sich der Briefschreiber an dieser Stelle ebenso wie sonst bewußt, daß seine Leser nur "durch Glauben und Geduld die Verheißungen ererben" konnten ( Hebr 6,12 ), doch wenn sie ihr Gewissen am Kreuz reinwaschen lassen, dann können sie ungeteilten Sinnes diesem Erbe nachjagen.

 

c. Das höhere Opfer

( 9,16 - 28 )

 

Der Briefschreiber hat unmißverständlich klargemacht, daß der Tod Christi einen neuen, besseren Bund heraufgeführt hat ( Hebr 9,11-15 ), der den Tieropfern überlegen ist ( Hebr 9,12-14 ). Es muß jedoch zunächst noch festgestellt werden, ob ein solches Opfer überhaupt erforderlich war. Ein Schlüsselwort der folgenden Texteinheit ist deshalb der Begriff der Notwendigkeit, des Müssens ( anankE , V. 16.23 ). Im Laufe seiner Erörterung dieses Aspektes unterstreicht der Autor die beispiellose Größe des Opfertodes Christi.

 

 

Hebr 9,16-17

 

Zu Beginn des neuen Gedankenganges wandelt er den zentralen Begriff des Bundes ( diathEkE ) bedeutungsmäßig leicht ab im Sinne von Testament (im Griechischen das gleiche Wort). Ein "Bund" und ein "Testament" sind zwar nicht unbedingt dasselbe, doch der Briefschreiber vertritt die Auffassung, daß der Neue Bund bei genauerem Zusehen einer testamentarischen Verfügung gleichkommt. Wie bei einem Testament werden alle Anordnungen durch den Testator festgelegt, und die vom Testament Begünstigten können den Bedingungen lediglich zustimmen.

Ausgehend von diesem Verständnis argumentiert der Schreiber, daß die Kraft des Neuen Bundes - ähnlich wie bei einem menschlichen letzten Willen - vom Tod dessen abhängt, der das Testament gemacht hat. Erst dann tritt es in Kraft .

 

 

Hebr 9,18-21

 

Der Alte Bund wurde außerdem mit Blut gestiftet. Unter Bezugnahme auf Material, das wohl teilweise aus Überlieferungen stammte, die dem Verfasser des Hebräerbriefes bekannt waren, jedoch im Alten Testament nicht näher spezifizierbar sind, schildert er den ersten Bundesschluß als zeremonielles Geschehen, in dessen Verlauf es auch zur Besprengung mit Opferblut kam.

 

 

Hebr 9,22

 

In diesem Vers geht es nochmals um die Zeremonien des Alten Bundes, wobei die Wendung "fast alles" sich möglicherweise auf das Mehl-Opfer bezieht, das arme Israeliten zur Sühne für ihre Sünden darbringen konnten ( 3Mo 5,11-13 ). Doch zugleich bleibt das gesamte System einschließlich des Versöhnungsfestes im Blick, das auf die Sühne für alle Sünden des Volkes zielte und das deutlich macht: Ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung . Diese Aussage hat auch im Neuen Bund ihre grundlegende Gültigkeit behalten.

 

 

Hebr 9,23

 

Indem er den Kreis zum Neuen Bund schließt, hält der Briefschreiber fest: der Tod Christi war nötig, er mußte geschehen. Bloße Abbilder ( hypodeigmata ; vgl. Hebr 8,5;9,23 ) der himmlischen Dinge können vielleicht durch Tieropfer geheiligt werden, doch die himmlischen Dinge selbst erfordern mehr als das. Der Ausdruck "himmlische Dinge" umfaßt ganz allgemein die neuen priesterlichen Verrichtungen, in deren Mittelpunkt der Himmel steht. Auch bei ihnen geht es um die Sünde der Menschen, weshalb sie mit einem Opfer beginnen müssen, das ausreicht, diese Sünde "aufzuheben" (V. 26 ). Der Tod Christi erfüllt diese Voraussetzung.

 

 

Hebr 9,24-26

 

Christus wurde als Hoherpriester des Neuen Bundes eingesetzt, um die sündigen Menschen im Himmel selbst, d. h. vor dem Angesicht Gottes zu vertreten. Deshalb mußte sein Opfer größer sein als jene, die nur den Eintritt in ein Heiligtum, das mit Händen gemacht und nur ein Abbild ( antitypa ) des wahren Heiligtums ist , gestatteten. Genausowenig konnte Christus wiederholte Opfer, wie sie das levitische Opferwesen vorsah, darbringen, denn dann hätte er oft leiden müssen vom Anfang der Welt an . Es liegt jedoch auf der Hand, daß das himmlische Priesteramt Christi ein endgültiges, ausreichendes, einmaliges Opfer verlangte. Deshalb ist er am Ende der Welt ... ein für allemal ( hapax ; vgl. V. 26 ; vgl. auch ephapax in Hebr 7,27; 9,12;10,10 ) erschienen, ... die Sünde aufzuheben , was den Priestern der alten Ordnung unmöglich war. Mit der Wendung "am Ende der Welt" ist offensichtlich sowohl der Höhepunkt der Ära des Alten Testamentes gemeint als auch das unmittelbar bevorstehende Ende aller Dinge, wie der folgende Hinweis auf das zweite Kommen Christi zeigt.

 

 

Hebr 9,27-28

 

Mit dieser Feststellung rücken eschatologische Realitäten in den Blick. Die Menschen sind sündige Geschöpfe, die dazu bestimmt sind, einmal zu sterben, danach aber das Gericht zu durchlaufen. Diese Gefahr ist nun jedoch gebannt, weil Christus einmal (hapax; vgl. V. 28 ) geopfert worden (ist), die Sünden vieler wegzunehmen . Das wiederholte "einmal" ( Hebr 9,27-28 ) und "ein für allemal" ( Hebr 7,27;9,12.26;10,10 ) unterstreicht die Endgültigkeit und Einzigartigkeit der Opfertat Christi im Gegensatz zum regelmäßig wiederkehrenden Opferdienst der Leviten. Doch das einmalige, endgültige Opfer Christi (V. 26.28 ) gleicht auch dem einmaligen Tod, den jeder Mensch sterben muß (V. 27 ). Nun können die, die auf ihn warten ( apekdechomenois ; der Ausdruck kommt siebenmal im Neuen Testament im Zusammenhang mit der Wiederkunft Christi vor: Röm 8,19.23.25; 1Kor 1,7; Gal 5,5; Phil 3,20; Hebr 9,28 ), sich ohne Furcht vor dem Gericht, sondern in Erwartung des Heils auf sein Kommen freuen.

Sein erster Advent geschah, um die Sünden der Menschen auf sich zu nehmen, doch zum zweiten Mal wird er nicht der Sünde wegen erscheinen .

Der Verfasser des Hebräerbriefes gibt auf diese Weise indirekt zu erkennen, daß der Kreis derer, "die auf ihn warten", kleiner ist, als der Kreis derer, denen sein Tod zugute kam. Er setzt sich, wie die vorangehenden Ermahnungen zeigen, aus Menschen zusammen, die "die Zuversicht vom Anfang bis zum Ende festhalten" ( Hebr 3,14 ). Das "Heil", das Christus ihnen bei seiner Wiederkunft bringen wird, ist das "ewige Erbe", das sie erben sollen (vgl. Hebr 9,15;1,14 ).