Home
Forum
Begriffserklärungen Syngrammata
Lehre
auf Youtube
Neben der Schrift
Fakten zur Bibel
Youtube komplett
Übersicht
Bible Hub
Kata Biblon
Center for New Testament Restoration
https://www.bibleserver.com/
greeknewtestament
Kata Biblon
https://greekcntr.org/collation/index.htm
Matthäues Evangelium Kp 6-8 Walvoord Louis A. Barbieri Jr.
b. Die neue religiöse Praxis
( 6,1-7,6 )
Nachdem er ihre Lehren kritisiert hatte, nahm Jesus nun die
heuchlerische Praxis der Pharisäer unter die Lupe.
Mt 6,1-4
Er tadelte zunächst ihre Art, Almosen zu geben. Gerechtigkeit ist nicht
in erster Linie eine Sache zwischen Menschen, sondern zwischen einer
Person und Gott. Daher sollte man seine Frömmigkeit nicht vor anderen
zur Schau stellen, denn dann erhält man auch seinen Lohn nur von den
Menschen (V. 1-2 ). Die Pharisäer machten aus ihren Gaben an die Armen
eine große Show in den Synagogen und auf den Gassen und dachten, auf
diese Weise unter Beweis zu stellen, was für gerechte Leute sie doch
seien. Jesus jedoch sagte, wenn du aber Almosen gibst, so laß deine
linke Hand nicht wissen, was die rechte tut , d. h., es sollte
so verborgen geschehen, daß der Geber sofort wieder vergißt, was er
gegeben hat. Auf diese Art zeigt er wahre Gerechtigkeit vor Gott, nicht
vor den Menschen, und Gott wird es ihm vergelten . Man kann nicht, wie
die Pharisäer annahmen, von den Menschen und von Gott belohnt werden.
Mt 6,5-15
( Lk 11,2-4 ) Dann sprach Jesus über das Beten, das die Pharisäer
ebenfalls gern zu einer öffentlichen Angelegenheit machten. Statt das
Gebet zu einer Sache zwischen dem einzelnen und Gott zu machen, wollten
sie von den Leuten gesehen werden , um auch hier ihre angebliche
Gerechtigkeit zu demonstrieren. Ihre Gebete galten eigentlich nicht
Gott, sondern den anderen Menschen, vor denen sie mit ihrer Frömmigkeit
prahlen wollten, und setzten sich im Grunde nur aus langen, ständig
wiederholten Phrasen zusammen ( Mt 6,7 ).
Jesus verurteilte das "Gemachte" solcher Praktiken. Das Gebet der
Gläubigen sollte sich an den Vater, der im Verborgenen ist (vgl. Joh
1,18; 1Tim 1,17 ) und der weiß, was ihr bedürft , richten ( Mt 6,8 ),
und es sollte auch nicht in aller Öffentlichkeit, vor den Leuten,
gesprochen werden. Jesus gab seinen Jüngern sogar ein "Muster" für ein
Gebet, das sogenannte "Vaterunser", eigentlich das "Gebet der Jünger".
Dieses von vielen Christen übernommene Gebet enthält bestimmte Elemente,
die eigentlich in jedem Gebet vorkommen sollten: 1. Das Gebet sollte mit
der Anbetung beginnen. Gott wird dabei als "Unser Vater im
Himmel" angesprochen. Die Anbetung ist der Kern allen Betens. (In den
Versen 1-18 verwendete Jesus zehnmal das Wort "Vater"! Nur wer die wahre
innere Gerechtigkeit besitzt, kann Gott auf diese Weise anbeten und
ansprechen.) 2. Ein weiteres Element des Gebetes ist die Ehrfurcht vor
Gott - denn Gottes Name ist geheiligt ( hagiasthEtO ). 3. Die Sehnsucht
nach dem Gottesreich - dein Reich komme . Sie stützt sich auf die
Zusicherung, daß Gott alle in seinem Bund gegebenen Verheißungen für
sein Volk erfüllen wird. 4. Das Gebet soll die Bitte enthalten, daß
sein Wille auf Erden so vollständig und gerne geschehe wie im Himmel .
5. Auch die Bitte um das, was man zum täglichen Leben braucht, wie z. B.
Nahrung, gehört in ein Gebet. "Täglich" ( epiousion , ein Wort, das im
Neuen Testament nur an dieser Stelle steht) bedeutet "ausreichend für
heute".
6. Daneben stehen Bitten um geistliche Gaben wie Vergebung. Dabei sollte
der Bittende selbst dem, der ihm Unrecht getan hat, vergeben haben.
Sünden (vgl. Lk 11,4 ) wie moralische Schuld enthüllen die persönlichen
Versäumnisse vor Gott. 7. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Gebetes
des Gläubigen ist schließlich die Erkenntnis der eigenen geistlichen
Unvollkommenheit und die Bitte um Erlösung aus der Versuchung und von
dem Bösen (vgl. Jak 1,13-14 ).
Mt 6,14-15
ist eine Entfaltung der Aussage über die Sündenvergebung in Vers 12 .
Auch wenn Gottes Vergebung nicht von der Vergebung der Menschen
untereinander abhängt, so basiert doch umgekehrt die Fähigkeit der
Christen, ihren Feinden zu vergeben, darauf, daß sie wissen, daß ihnen
vergeben ist (vgl. Eph 4,32 ). Es geht in diesen Versen um die
persönliche Gemeinschaft des einzelnen mit Gott (nicht um die Rettung
von der Sünde). Man kann nicht Gemeinschaft mit Gott haben, wenn man den
Menschen nicht vergibt .
Mt 6,16-18
Auch der Umgang mit dem Fasten war ein Beispiel für die scheinbare
"Gerechtigkeit" der Pharisäer. Sie fasteten nach Möglichkeit so, daß es
anderen auffiel und man sie für besonders fromm hielt. Fasten ist
eigentlich eine Sache der Verleugnung des Fleisches, die Pharisäer
jedoch verherrlichten ihr Fleisch, indem sie die Aufmerksamkeit auf sich
zogen. Wieder wies Jesus darauf hin, daß solche Handlungen im
Verborgenen vor Gott geschehen sollten. Wenig nachahmenswert war daher
auch der Brauch der Pharisäer, sich während des Fastens das Haupt nicht
zu salben , denn nur Gott allein sollte um dieses Tun wissen und würde
es den Menschen auch entsprechend vergelten.
Jesus bezeichnete die Pharisäer in allen drei Beispielen - dem
Almosengeben (V. 1-4 ), dem Beten (V. 5-15 ) und dem Fasten (V. 16-18 )
- als Heuchler (V. 2.5.16 ), die mit ihrer Frömmigkeit öffentlich
großtun (V. 1-2.5.16 ) und damit ihren Lohn schon von den
Menschen gehabt haben ( 2.5.16 ). Diejenigen aber, die im
Verborgenen handeln (V. 4.6.18 ), werden vom Vater, der sie sieht und
"weiß", was sie tun, belohnt werden (V. 4.6.8.18 ).
Mt 6,19-24
( Lk 12,33-34; 11,34-36; 16,13 ) Auch die Haltung zum Reichtum ist ein
Barometer für die Gerechtigkeit. Die Pharisäer glaubten, daß der Herr es
denen, die er liebte, materiell gutgehen ließ. Sie wollten unbedingt
große Schätze auf Erden ansammeln. Doch diese irdischen Schätze sind
vergänglich (die Motten fressen die Kleider, und der Rost zerstört
Metall; vgl. Jak 5,2-3 ) und können geraubt werden, wohingegen Schätze
im Himmel nie verlorengehen.
Die irrige Auffassung der Pharisäer rührte daher, daß ihre
geistlichen Augen böse waren ( Mt 6,23 ). Sie sahen nur auf Geld und
Reichtum und lebten dadurch in geistlicher Finsternis . Sie waren so
sehr Sklaven ihrer Geldgier, daß sie ihren wahren Herrn, Gott , darüber
vergaßen. Das Wort "Mammon" kommt von dem aramäischen Wort für "Reichtum
oder Eigentum", mamOna .
Mt 6,25-34
( Lk 12,22-34 ) Wenn sich jemand Gott, dem wahren Herrn, widmet, wie
soll er dann für seine alltäglichen Lebensbedürfnisse wie Nahrung,
Kleidung und Schutz aufkommen? Die Pharisäer hatten in ihrem Bestreben,
materielle Reichtümer anzuhäufen, nie gelernt, aus dem Glauben heraus zu
leben. Jesus sagte ihnen (und auch uns heute), daß sie sich um solche
Dinge nicht sorgen sollten, denn das Leben ist mehr als die Befriedigung
physischer Grundbedürfnisse. Zur Verdeutlichung nannte er mehrere
Beispiele. Die Vögel unter dem Himmel werden von ihrem himmlischen Vater
ernährt , und die Kleidung der Lilien auf dem Feld ist herrlicher als
die Salomos . Damit wollte Jesus sagen, daß Gott in seiner Schöpfung
auch die Mittel vorgesehen hat, durch die alle Lebewesen erhalten
werden. Die Vögel werden satt, weil sie täglich fleißig nach Nahrung
suchen. Sie sammeln keine großen Vorräte an, sondern sorgen jeden Tag
für ihren Bedarf. Wieviel mehr wert sind Gott im Vergleich zu den Vögeln
seine Gläubigen! Auch die Lilien wachsen ganz von selbst. Der Mensch
sollte sich deshalb keine Existenzsorgen machen ( Mt 6,31 ), die doch
seines Lebens Länge nicht eine Spanne zusetzen können . Statt sich wie
die Heiden um ihre körperlichen Bedürfnisse zu sorgen, sollen die
Jünger nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit streben. Gott
wird für sie sorgen und ihnen all das geben, wenn sie ein Leben im
Glauben führen. Es nützt also nichts, sich zu sorgen - die
Wendung "sorgt nicht" wird dreimal wiederholt (V. 25. 31.34 ; vgl.
V. 27-28 ) - oder sich um morgen zu kümmern, denn jeder Tag hat seine
eigene Plage . Sich zu sorgen zeugt von einem Mangel an Vertrauen auf
Gott (V. 30 ; vgl. "ihr Kleingläubigen" in Mt 8,26; 14,31; 16,8 ). Wie
ein Jünger sich jeden Tag um die Dinge kümmert, die Gott ihm anvertraut
hat, so wird Gott, sein himmlischer Vater ( Mt 6,26.32 ), für seine
täglichen Bedürfnisse sorgen.
Mt 7,1-6
( Lk 6,41-42 ) Die letzte Kritik Jesu an den Pharisäern wandte sich
gegen ihren "Richtgeist". Die Pharisäer richteten am Ende über Christus
und kamen zu dem Urteil, daß er nicht der Messias sei. Das Reich, von
dem er sprach, hatte nichts mit dem Reich zu tun, das sie erwarteten,
und er fragte auch nicht nach der Gerechtigkeit, die sie zur Schau
stellten. Daher lehnten sie ihn ab. Jesus warnte sie deshalb vor
heuchlerischen Wertungen.
Diese Textstelle sollte sicherlich nicht dahingehend verstanden werden,
daß man überhaupt nicht richten soll; Mt 7,5 spricht durchaus davon,
den Splitter in deines Bruders Auge zu entfernen. Es ging Jesus vielmehr
darum, daß niemand aus Kritiksucht einen anderen für diesen Splitter in
seinem Auge verurteilen oder verdammen sollte, während er selbst
einen Balken - eine Übertreibung um der Wirkung willen - im Auge hat.
Ein solches Verhalten ist heuchlerisch ("du Heuchler", V. 5 ; vgl.
"Heuchler" in Mt 6,2.5.16 ). Es mag zwar manchmal die Notwendigkeit
bestehen, einen Urteilsspruch zu fällen, doch in jedem Fall sollten sich
diejenigen, die dabei entscheiden müssen ( krinO bedeutet
"unterscheiden" und daher "entscheiden"), zunächst einmal um ihr eigenes
Leben kümmern.
Außerdem sollte man, wenn man anderen helfen möchte, sorgsam mit seinen
Wohltaten umgehen. Man darf das Heilige nicht unheiligen Menschen
( Hunden , vgl. "Hunde" in Phil 3,2 ) anvertrauen oder Perlen vor die
Säue werfen . Hunde und Schweine waren in damaliger Zeit verachtete
Tiere.
4. Weisungen für die Hörer
( 7,7-29 )
Mt 7,7-11
( Lk 11,9-13 ) Jesus hatte seinen Jüngern im Laufe seiner Predigt
bereits vorgemacht, wie sie beten sollten ( Mt 6,9-13 ). Jetzt
versicherte er ihnen, daß Beten Gott wohlgefällig sei und daß sie sich
immer und überall an ihn wenden sollten. Diese Aussage wird durch die
Verwendung des Präsens in den Verben "bittet", "suchet", "klopfet an"
( Mt 7,7 ), noch betont. Warum? Weil euer Vater im Himmel (V. 11 )
denen, die ihn darum bitten, gerne Gutes (vgl. Jak 1,17 ) erweist.
(Lukas schreibt statt "Gutes" "den heiligen Geist"; Lk 11,13 ). Kein
normaler Vater würde seinem Sohn einen Stein statt eines ähnlich
aussehenden runden Laibes Brot oder eine Schlange statt
eines Fisches geben. Wenn nun ein menschlicher Vater, der doch sündig
( böse ) ist, Freude daran hat, seinen Kindern Gutes zu tun, ist es doch
selbstverständlich, daß der himmlische Vater seine Kinder auf ihr Bitten
hin noch weit reichlicher mit geistlichen Gaben beschenken wird.
Mt 7,12
Dieser Vers wird allgemein als "goldene Regel" bezeichnet. Der
Grundgedanke ist, daß die Menschen selbst für die Leute genau
das tun sollen, was sie umgekehrt auch von ihnen erwarten. Dieser Satz
vereinigt die wesentlichen Aussagen des Gesetzes und der Propheten in
sich. Kein normaler Mensch kann jedoch ein solches Prinzip ständig
durchhalten. Nur ein Gerechter ist dazu imstande und ist damit ein
lebender Beweis für die geistliche Veränderung, die er erfahren hat. Wer
so leben kann, besitzt offensichtlich jene Gerechtigkeit, die Jesus
forderte ( Mt 5,20 ). Ein solcher Mensch wird zwar nicht durch seine
gerechten Werke gerettet, doch eben weil er gerettet ist, kann er nun
auch anderen gegenüber als Gerechter handeln.
Mt 7,13-14
( Lk 13,24 ) In den weiteren Ausführungen zur goldenen Regel beschrieb
Jesus, wie man zu der Gerechtigkeit, die er verlangte ( Mt 5,20 ),
finden kann. Der Pfad dorthin führt nicht durch die weite Pforte und
nicht über den breiten Weg , sondern durch die enge Pforte und den
schmalen Weg . Aus dem Gesamtzusammenhang der Predigt war klar zu
erkennen, daß Jesus die weite Pforte und den breiten Weg mit der
äußerlichen Rechtschaffenheit der Pharisäer gleichsetzte. Wenn seine
Zuhörer den Lehren der Pharisäer folgten, führte ihr Weg in
die Verdammnis ( apOleian , "das Verderben"). Die enge Pforte und der
schmale Weg dagegen bezogen sich auf die Lehre Jesu, in der nicht
irgendwelche Äußerlichkeiten, sondern die echte innere Verwandlung im
Vordergrund stand. Selbst Jesus räumte allerdings ein, daß
nur wenige den wahren Weg, den Weg, der zum Leben (d. h. in den Himmel,
im Gegensatz zur Vernichtung in der Hölle) führt, finden .
Mt 7,15-23
( Lk 6,43-44;13,25-27 ) Nachdem er den wahren Weg in sein verheißenes
Königreich aufgezeigt hatte, warnte Jesus die Menschen vor falschen
Propheten . Er bezeichnete diese Verteidiger des breiten Weges
als reißende Wölfe in Schafskleidern . Doch woran kann man die falschen
Lehrer erkennen? Man muß nur ihre Früchte, d. h. das, was sie leisten,
ansehen: Auf Dornen oder Disteln wachsen keine Trauben oder Feigen. Ein
guter Baum bringt gute Früchte, ein fauler Baum dagegen bringt schlechte
Früchte . Nach Jesu Maßstab brachten die Pharisäer offensichtlich
schlechte Früchte. Das einzige, was man mit solchen Bäumen tun kann, ist
jedoch, sie abzuhauen . Wenn sie ihren Daseinszweck nicht erfüllen,
müssen sie entfernt werden.
Die Leute, die diese Predigt hörten, wunderten sich sicher über diese
völlig neue Einschätzung der Pharisäer, die doch durchaus den Eindruck
großer Rechtschaffenheit machten und auch über den Messias und sein
Reich predigten. Nach den Worten Jesu waren sie jedoch nicht gut, denn
sie führten andere in die Irre. Selbst dann, wenn sie Übernatürliches
vollbrachten - in Gottes Namen Prophezeiungen aussprachen, böse
Geister austrieben und viele Wunder bewirkten - waren sie dem Vater und
seinem Willen nicht gehorsam ( Mt 7,21 ). Sie würden nicht in
das Himmelreich kommen, weil Jesus keine persönliche Beziehung zu ihnen
hatte (V. 21.23 ).
Mt 7,24-27
( Lk 6,47-49 ) Am Schluß wies Jesus seinen Hörern zwei Möglichkeiten,
die ihnen nun offenstanden und zwischen denen sie sich entscheiden
mußten. Sie konnten zwischen zwei Fundamenten wählen. Das eine verglich
er mit dem Fels , das andere mit dem Sand . Die Fundamente eines
Gebäudes sind entscheidend dafür, wieweit es den Elementen
( Platzregen und Winde ) standhalten kann. Der Fels nun war ein Sinnbild
für den Herrn selbst und die Wahrheiten, die er verkündigt hatte, vor
allem über die innere Wandlung. Der Sand dagegen symbolisierte die
Gerechtigkeit der Pharisäer, die den Menschen bekannt war und auf die
viele von ihnen ihre Hoffnung setzten. Der Fels würde in einem Sturm
Halt geben; doch wer sein Haus auf Sand gebaut hatte, würde untergehen.
Daher ist es klug , auf Jesu Worte zu hören und sie zu befolgen, und es
wäre töricht , das nicht zu tun. Es gibt nur die Entscheidung zwischen
diesen zwei Möglichkeiten - zwei Wege und Pforten ( Mt 7,13-14 ), zwei
Arten von Bäumen und Früchten (V. 16-20 ), zwei Fundamente und zwei
Erbauer (V. 24-27 ).
Mt 7,28-29
Mit der Wendung: Als Jesus diese Rede vollendet hatte" , schließt
Matthäus seine Darstellung der Bergpredigt. Dieselbe Formulierung taucht
noch weitere vier Male in seinem Evangelium auf (mit den gleichen oder
doch fast den gleichen Worten), jedes Mal nach einer Sammlung von
Jesusworten ( Mt 11,1;13,53;19,1 und Mt 26,1 ). Sie bezeichnet jeweils
einen Wendepunkt.
Bei dem Volk, das Jesus gefolgt war, rief die Predigt größte Verwirrung
hervor, die Menschen entsetzten sich über seine Lehre . "Entsetzt"
( exeplEssonto , wörtlich "geschlagen") bedeutet soviel wie
"überwältigt". Gemeint ist ein intesives, plötzliches Gefühl des
Erstaunens, stärker als es das Wort thaumazO ("staunen" oder "erstaunt
sein") wiedergeben kann. Auch den Ausdruck exeplEssomto verwendet
Matthäus viermal ( Mt 7,28;13,54;19,25;22,22 ). Immerhin hatte Jesus den
Menschen soeben die Unzulänglichkeit des religiösen Systems der
Pharisäer vor Augen geführt. Ihre Gerechtigkeit reichte nicht aus, um in
das Gottesreich zu kommen. Es war die Vollmacht , mit der Jesus sprach,
die die Menschen so in Erstaunen versetzte. Er lehrte nicht wie
die Schriftgelehrten seiner Zeit, die nur die Vollmacht des Gesetzes
besaßen, sondern als Sprachrohr Gottes. Man kann sich kaum einen
größeren Unterschied denken als den zwischen Jesus und den Pharisäern.
III. Jesu Beweise seiner Gottheit
( 8,1-11,1 )
Jesus hatte sich durch seine Worte und Werke als der Messias ausgewiesen
( Mt 3-4 ). In einer langen Predigt legte er dar, welche Bedingungen
erfüllt werden müßten, um in sein Reich zu gelangen, und welcher Weg in
dieses Reich führte ( Mt 5-7 ). Doch die Juden hatten immer noch Fragen.
War dieser Mann möglicherweise wirklich der Messias? Und wenn ja, hatte
er die Macht, die Veränderungen herbeizuführen, die notwendig waren, um
das Reich zu errichten? Als Beleg dafür, daß Jesus tatsächlich der König
Israels war und durchaus die Macht hatte, seine Worte einzulösen,
berichtet Matthäus an dieser Stelle von einer Reihe von Wundern, die
seine Vollmacht auf verschiedenen Gebieten beweisen.
A. Seine Macht über die Krankheit
( 8,1-15 )
1. Aussatz (Lepra)
( 8,1-4 ) ( Mk 1,40-45; Lk 5,12-16 )
Mt 8,1-4
Bemerkenswerterweise ist die erste Heilung, von der Matthäus berichtet,
die Heilung eines Aussätzigen . Doch auch vorher schon hatte Jesus
mehrere Wunder vollbracht (vgl. die Liste über Jesu Wunder bei Joh
2,1-11 ). Der Aussätzige kam zu Jesus, sprach ihn als Herrn an und
berief sich so auf seine Autorität (vgl. Mt 7,21;8,6 ). Jesus heilte
ihn, indem er ihn anrührte(!) (V. 3 ) und wies ihn dann an: "Geh hin und
zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, die Mose befohlen hat" , d.
h. das Opfer, das für die Reinwerdung von Leprageschwüren vorgeschrieben
ist (zwei Vögel, Zedernholz, scharlachfarbene Wolle und Ysop am ersten
Tag [ 3Mo 14,4-8 ]; am achten Tag zwei männliche Lämmer, ein einjähriges
Schaf, Mehl und Öl [ 3Mo 14,10 ]). Er trug ihm auf, es niemandem zu
sagen , bevor er beim Priester gewesen war. Offensichtlich wollte Jesus,
daß der Priester als erster die Heilung sah.
Die Heilung des Aussätzigen sollte ein Zeugnis für die Priester sein.
Und das war es auch, denn in der ganzen Geschichte Israels war - bis auf
Mirjam - noch nie ein Mensch vom Aussatz geheilt worden ( 4Mo
12,10-15 ). Man kann sich gut vorstellen, welch ein Aufsehen der Mann
erregte, als er plötzlich im Tempel erschien und den Priestern
verkündete, daß er vom Aussatz geheilt sei! Dieses Ereignis hätte
eigentlich zu einer Überprüfung der genauen Umstände, unter denen die
Heilung erfolgt war, führen müssen. Jesus gab den Priestern damit
sozusagen seine "Visitenkarte", und sie hätten seine Behauptungen
überprüfen müssen. (Der geheilte Mann gehorchte jedoch den Anweisungen
Jesu nicht und fing an, viel davon zu reden [ Mk 1,45 ]. Vermutlich ging
er aber am Schluß dann doch noch zum Tempel.)
2. Lähmungen
( 8,5-13 ) ( Lk 7,1-10 )
Mt 8,5-13
Auch beim zweiten Wunder, ebenfalls einer Heilung, geht es um Jesu
Autorität. Als er nach Kapernaum hineinging, trat ein Hauptmann zu ihm;
der bat ihn um Hilfe (weitere Erläuterungen zu den römischen Offizieren
bei Lk 7,2 ). Auch dieser Heide nannte Jesus Herr (wie der
Aussätzige; Mt 8,2 ) und bat um die Heilung einer seiner Knechte . Lukas
schreibt doulos ("Sklave"), bei Matthäus steht pais ("Junge"), was
vielleicht darauf hindeutet, daß der Sklave noch sehr jung war. Er war
gelähmt und litt große Qualen, ja, er war dem Tode nahe ( Lk 7,2 ).
Als Jesus sagte, er wolle kommen und ihn gesund machen, antwortete der
Hauptmann , das sei nicht nötig. Als Mensch, der gewohnt war, Befehle zu
geben, war ihm Autorität vertraut. Wer Autorität besitzt, muß bei der
Durchführung einer Aufgabe nicht unbedingt anwesend sein; Befehle können
auch von anderen ausgeführt werden. Jesus wunderte sich über den großen
Glauben des Hauptmanns (vgl. Mt 15,28 ), einen Glauben, den er in
Israel vergeblich gesucht hatte. Ein solcher Glaube eröffnete dem
Betreffenden den Zugang zum Reich Gottes, ungeachtet seiner nationalen,
ethischen oder geographischen Herkunft ( von Osten und von Westen ).
(Das Gottesreich wird häufig mit dem Bild eines Festmahls beschrieben,
an dem alle teilnehmen, die dieses Reiches würdig sind; vgl. Jes 25,6;
Mt 22,1-14; Lk 14,15-24 .) Die jedoch, die so sicher waren, daß sie
automatisch in dieses Reich kommen würden, weil sie den richtigen
religiösen Hintergrund besaßen (sie hielten sich für " Kinder [wörtlich
"Söhne"] des Reichs "), sollten nicht hineingelangen ( Mt 8,12 ),
sondern dem Gericht übergeben werden ( hinausgestoßen in die
Finsternis ; vgl. Mt 22,13; zur Wendung Heulen und Zähneklappern vgl. Mt
13,42 ). Angesichts des Glaubens dieses Hauptmanns machte Jesus seinen
Knecht noch zu derselben Stunde gesund.
3. Fieber
( 8,14-15 ) ( Mk 1,29-31; Lk 4,38-39 )
Mt 8,14-15
Als Jesus in das Haus des Petrus in Kapernaum kam, sah er, daß
dessen Schwiegermutter zu Bett lag und ein Fieber hatte. Er ergriff ihre
Hand , berührte sie also, und heilte sie. Das Wunderbare an diesem
Ereignis bestand außer der Heilung vor allem auch darin, daß die Frau
sofort die Kraft hatte, aufzustehen und zu arbeiten, d. h., dem Herrn
und den vielen Jüngern, die ihm immer noch folgten, aufzuwarten
( diEkonei , "dienen"). Normalerweise ist man, wenn man ein Fieber
überstanden hat, noch einige Zeit schwach; doch das war hier nicht der
Fall.
B. Seine Macht über Dämonen
( 8,16-17.28-34 )
Jesus konnte nicht nur körperliche Krankheiten heilen, sondern besaß
auch Macht über Dämonen.
Mt 8,16-17
( Mk 1,32-34; Lk 4,40-41 ) Während Jesus sich in Petrus' Haus
aufhielt, brachten sie viele Besessene zu ihm . Matthäus berichtet ohne
Angaben näherer Einzelheiten nur, daß er alle Kranken gesund machte,
damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja ( Jes
53,4 ): "Er hat unsre Schwachheit ( astheneias ) auf sich genommen und
unsre Krankheit ( nosous ) hat er getragen." Die endgültige Erfüllung
dieser Worte vollzog sich in seinem Tod am Kreuz. In Vorwegnahme dieses
Ereignisses machte Jesus jedoch bereits in der Zeit, die er auf Erden
verbrachte, viele Menschen gesund. Durch die Austreibung von Dämonen
demonstrierte er seine Macht über den Satan, den Herrscher der
dämonischen Welt (vgl. Mt 9,34;12,24 ).
Mt 8,18-27
Auf diese Verse wird später, nach Vers 34 , eingegangen.
Mt 8,28-34
( Mk 5,1-20; Lk 8,26-39 ) Der hier beschriebene Fall vermittelt ein
genaueres Bild der Macht Jesu über den Bereich der Dämonen. Jesus kam in
die Gegend der Gadarener . Der Name "Gadarener" leitet sich von der
Stadt Gadara, der Hauptstadt des Gebietes etwa zwölf Kilometer
südöstlich der Südspitze des Sees Genezareth, ab. (Markus und Lukas
bezeichnen diesen Landstrich als das Gebiet der "Gerasener" [ Mk 5,1; Lk
8,26 ]. Zu einer Erklärung für diese unterschiedlichen Bezeichnungen
vgl. den Kommentar bei Markus und Lukas an den entsprechenden Stellen.)
Dort begegnete er zwei Besessenen . Markus und Lukas sprechen von nur
einem Besessenen, doch sie sagen nicht ausdrücklich , daß es nur ein
Mann war. Vermutlich war der eine der beiden gewalttätiger als der
andere.
Die dämonische Besessenheit der beiden Männer trat ganz klar zutage,
denn sie waren wild und gefährlich . Man hatte sie aus der Stadt gejagt,
und sie lebten nun in den Grabhöhlen vor der Stadt. Die beiden Fragen
der bösen Geister zeigen, daß sie Jesu Identität sehr wohl kannten - sie
reden ihn mit "du Sohn Gottes" an - und daß sie wußten, daß sein Kommen
unweigerlich ihren Untergang bedeuten würde ( Mt 8,29 ). Sie baten ihn,
in eine in der Nähe weidende Herde Säue fahren zu dürfen, um keine
körperlosen Geisterzu werden. Nach Markus umfaßte die Herde etwa 2 000
Tiere ( Mk 5,13 ).
Sobald die Dämonen in die Schweine fuhren, stürmte die ganze Herde den
Abhang hinunter in den See, den See Genezareth, und ertrank. Die
erschrockenen Hirten flohen und gingen hin in die Stadt , um diesen
unglaublichen Vorfall zu erzählen. Daraufhin ging die ganze Stadt hinaus
Jesus entgegen und bat ihn voller Furcht, daß er ihr Gebiet verlasse .
C. Seine Macht über Menschen
( 8,18-22; 9,1-9 )
Hier geht es Matthäus darum zu zeigen, daß der Herr das Recht hat und
für sich in Anspruch nimmt, Jünger zu wählen und dabei die Bitten derer,
die nicht aus der richtigen Motivation heraus zu ihm kamen, eventuell
auch zurückzuweisen.
Mt 8,18-20
( Lk 9,57-58 ) Ein Schriftgelehrter trat zu Jesus und platzte mit der
unüberlegten Bitte heraus: "Meister, ich will dir folgen, wohin du
gehst." Jesus wünschte sich zwar Jünger, die ihm folgten und seine
Felder bestellten, indem sie seine Arbeit fortführten, doch er wollte
nur die, die wirklich motiviert waren. Seine Antwort auf die Anfrage des
Schriftgelehrten zeigt, mit welch armseligen Lebensverhältnissen er sich
zufriedengab, denn im Gegensatz zu den Füchsen und Vögeln hatte er nicht
einmal ein Plätzchen, wo er nachts sein Haupt betten konnte, er besaß
kein Zuhause. Der Herr hatte jedoch offensichtlich in das Herz dieses
Menschen gesehen und wußte, daß es ihm nur um den Ruhm ging, zum Kreis
eines berühmten Lehrers zu gehören. Das paßte nicht zu dem, was er von
seinen Jüngern erwartete. Hier taucht zum ersten Mal die später immer
wiederkehrende (29mal bei Matthäus, 14mal bei Markus, 24mal bei Lukas
und 13mal bei Johannes) Bezeichnung "Menschensohn" auf, die Jesus selbst
verwendet, die aber auch andere gebrauchen. Es handelt sich dabei um
einen Messias-Titel (vgl. Dan 7,13-14 ).
Mt 8,21-22
( Lk 9,59-60 ) Ein anderer, der bereits ein Jünger Jesu war, bat um die
Erlaubnis, nach Hause zurückkehren zu dürfen, um seinen Vater zu
begraben . Der Vater dieses Mannes war jedoch wahrscheinlich überhaupt
nicht tot, ja, er lag nicht einmal im Sterben; der junge Mann wollte
lediglich nach Hause zurückkehren und warten, bis sein Vater starb - und
er ihn beerben konnte - und erst dann mit Jesus ziehen. Seine Bitte
zeigte, daß die Nachfolge Jesu in seinen Augen etwas war, das er nach
Belieben aufnehmen und unterbrechen konnte. Im Moment waren ihm
offensichtlich materielle Dinge wichtiger.
Jesu Antwort, "laß die Toten ihre Toten begraben" , räumte jedoch der
Nachfolge absoluten Vorrang ein. Um die physisch Toten sollen sich jene
kümmern, die geistlich tot sind.
Mt 8,23-9,8
Auf diese Verse wird nach der Erörterung von Mt 9,9 eingegangen.
D. Seine Macht über die Natur
( 8,23-27 ) ( Mk 4,35-41; Lk 8,22-25 )
Mt 8,23-27 : Auch über die Natur hatte Jesus Macht. Das bewies er, als
er und seine Jünger den für seine plötzlich aufkommenden Stürme
berüchtigten See Genezareth überquerten. Mitten in einem gewaltigen
Sturm (wörtlich "in einem gewaltigen Erdbeben", d. h. während starker
Turbulenzen) war Jesus eingeschlafen . Als die Jünger ihn in Todesangst
aufweckten, rügte er sie zuerst: "Ihr Kleingläubigen (vgl. Mt
6,30 ), warum seid ihr so furchtsam?" Doch dann bedrohte er den Wind und
das Meer. Da wurde es ganz still . Die Jünger, alles erfahrene Fischer,
hatten schon so manchen Sturm auf diesem See erlebt, der sich plötzlich
legte, doch dabei blieb immer die Wasseroberfläche noch eine Zeitlang
aufgewühlt. Kein Wunder, daß sie sich erstaunt fragten, was Jesus
eigentlich für ein Mann sei. Sie verwunderten sich ( ethaumasan ;
vgl. Mt 9,33 ) über seine übernatürlichen Fähigkeiten, durch die er
allein mit seinem Wort die Natur so vollständig beruhigen konnte. Das
wird der Messias auch tun, wenn er sein Reich endgültig errichtet, und
er tat es bereits damals, als er sich seinen Jüngern offenbarte.
Mt 8,28-34
Zum Kommentar zu diesen Versen vgl. "B. Seine Macht über Dämonen ( Mt
8,16-17.28-34 )".
Mt 8,28-34
( Mk 2,13-14; Lk 5,27-28 ) Während aus den beiden vorhergehenden
Beispielen nicht eindeutig hervorgeht, ob die beiden Männer Jesus dann
tatsächlich folgten, läßt das dritte Beispiel keinen Zweifel
offen. Jesus sah einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus . Er
war Zolleinnehmer im Hafen von Kapernaum. Jesus forderte ihn auf: "Folge
mir!" Sofort stand Matthäus auf und folgte ihm . Als MessiasKönig hatte
Jesus das unbestreitbare Recht, seine Jünger auszusuchen. Matthäus war
zweifellos tief beeindruckt von seiner Person, seiner Lehre und seiner
Autorität.
|