Offenbarung Kapitel 10 CAC
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An dieser Stelle haben wir ebenso wie
zwischen
dem Öffnen des sechsten und siebten Siegels
eine
Einschaltung zwischen den Blasen der
sechsten und
siebten Posaune, nämlich Kapitel 10.1 bis
11. 13.
In beiden Fällen nimmt uns Gott gleichsam
beiseite,
heraus aus dem Lauf der Gerichte, Der seinen
Fort-
gang nimmt, und lässt uns sein Tun in
Verbindung
mit seinem Volke und seinem Zeugnis sehen.
Noch
ehe uns das Tier und der falsche Prophet in
ihrem
schrecklichen und verderbten Treiben gezeigt
werden,
und noch vor der Ausgiessung der Zornes,
Schalen sehen
wir Gottes Seite von alledem in der Tat des
«starken
Engels» und ihm Zeugnis ist der beiden
Zeugen hienieden.
Der «starke Engel» ist der Herr
in Engelsgestalt;
Er kommt hernieder, angetan mit dem, was von
gött-
licher Herrlichkeit redet, und mit dem
Zeichen der
Treue Gottes auf seinem Haupt. Der
ungetrübte
Glanz Gottes ist auf Seinem Angesichte, und
Seine
Füsse sind wie Feuersäulen.
Wo auch diese Füsse
wandeln, muss Gericht, der Heiligkeit Gottes
gemäss,
die Folgen sein.
«Und er hatte in seiner Hand ein
geöffnetes Büchlein.
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Was das
«geöffnete Büchlein» ist, können wir aus
der Tatsache schliessen, dass Johannes, der
hier solche,
die Gefässe des Zeugnisses sein sollten
darstellt, es
aufessen sollte, und dass es in seinem
Munde süss wie
Honig war, aber in seinem Bauch ein bitter.
Es ist ein
geöffnetes Buch; sein Inhalt umfasst die
bekannte
Weissagung, es ist nichts Versiegelt,
sondern das,
worauf in Vers 7 mit den Worten hingewiesen
wird:
«wie er seinen eigenen Knechten, den
Propheten, die
frohe Botschaft verkündet hat. Und so viel
ich
verstehe, ist es ein k l e i n e s Buch,
weil es sich auf
das bezieht was mir durch Übung und Zeugnis
mittels der Zeugen Gottes aufzunehmen ist,
und nicht
so sehr durch das öffentliche Ergebnis im
Reiche.
Kleinheit kennzeichnet die Zeit des
Zeugnisses, nicht
bei der Offenbarwerdung; sie hängt mit dem
zusam-
men, was im Zeugnis der beiden Zeugen
von Kapitel
11 wiederaufgekommen wird.
In des Zeugen Mund
ist es süss, all das zu schmecken, was Gott
darin tut,
dass Er Israel das Reich wiederherstellt;
aber welche
bitteren inneren Übungen zieht es nach sich,
wenn ihm
sein eigener Zustand und derer nahegebracht
wird,
die hätten Gottes Zeugnis auf Erden sein
sollen.
Der starke Engel kommt hernieder, um alles
für
Gott zu beanspruchen und zu schwören «bei
dem, der
lebt in die Zeitalter.… dass keine Frist
mehr sein
wird, sondern in den Tagen der Stimme des
siebten
Engels, wenn er Posaunen wird, wird auch das
Ge-
heimnis Gottes vollendet sein. Es ist dies
also ein
prophetisches Gesicht, das den heiligen im
Blick
auf die dunkelsten aller Tage den sicheren
göttlichen
Triumph vor Augen stellt.
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«Das
Geheimnis Gottes» besteht, wie ich glaube,
darin, dass er Tausende von Jahren hindurch
hienieden
Seine grosse Macht nicht angetreten hat.
Er hat
bösen und gesetzlosen Menschen erlaubt,
Ihren Pfad
fortzusetzen und ihre Listen sowie ihren
Ehrgeiz zu
frönen. Gar manche haben deshalb das Dasein
Got-
tes in Frage gezogen, weil sie sahen, dass
das, was
sie als sehr böse verurteilten, ungehindert
seinen Lauf
nehmen konnte. Gott hat den Blick auf die
Vorsätze
Seiner Gnade und der Segnung der Menschen in
Langmut gehandelt, doch seine Propheten
haben
immer bezeugt, dass er eilends gegen all das
Böse
vorgehen werde. Es war «die frohe Botschaft»
also
Zeitalter von den Tagen Henochs an gewesen
(Judas
14), dass Gott seine Gedanken schliesslich
durchführen
werde und das Böse öffentlich beiseitesetzt
und das
Gute aufrichtet. Ein
«Geheimnis» in der Schrift
bedeutet nicht etwas Unerklärliches, sondern
etwas;
was nur den Eingeweihten bekannt ist.
Nach mensch-
lichem Urteil hat Gott lange gezögert,
öffentlich die
Grundsätze seiner Region sichtbar werden zu
lassen, doch nach den Worten des »starken
Engels» soll
nun «keine Frist» mehr sein. Gott richtet
nicht eher
als bis die Bosheit des Menschen voll ist.
Gott sprach
zu Abraham: «die Ungerechtigkeit der
Amoriter ist bis
hierher noch nicht voll». (1. Mose 15
16). Gott
wartet, bis die Sünde des Menschen in
offener
Herausforderung gegen ihn in den Tieren und
dem
Antichristen ihren Höhepunkt erreicht, und
dann wird
Er das alles richten und seine grosse Macht
an Sich
nehmen und herrschen.
Der Geschmack dessen, was Gott bringen wird
ist
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dem süss, der es isst; doch es bringt viel
bitterer Übung
mit sich, weil es die Entdeckung und das
Gericht all
der Grundsätze des Bösen in sich begreift,
die im
Fleische wirksam sind. Nicht ein Übel, das
die Welt
zum Gegenstand des göttlichen Gerichtes
macht, gibt
es, dass nicht der Wurzel und dem Keime
nach in dem
Fleische der der Kinder Gottes vorhanden
wäre, und des-
halb ist es eine Notwendigkeit, dass sie es
erkenn-
en und daselbst richten. Sie richten
sich selbst und werden
so nicht gerichtet; Gottes Ziel ist dann bei
Ihnen in
sittlicher Hinsicht erreicht. Welche innere
Bitterkeit
wird es dem Überrest Israels verursachen,
das Buch
zu essen. Süss wird es Ihnen sein, dass
Christus
erscheint und alle ihre Feindschaft
unterwirft und
so allen Götzendienst und Gesetzlosigkeit
hinweg tut und
jede Verheissung über Israel Herrlichkeit
erfüllt und
vor seinen ältesten in Herrlichkeit
erscheint. Jesaja 24.
23. Doch wenn sie das Essen, d.h. in sich
aufnehmen,
werden sie daran geht denken müssen, dass
sie das Gesetz
gebrochen und die Verheissungen erachtet
haben, und
weiter an der Verwerfung Christi und an die
jahr-
hunderte lange Verwerfung des Zeugnisses des
Heil-
igen Geistes.
Wenn wir etwas von der inneren
Bitterkeit, diese durchzumachen haben
werden, kennen-
lernen wollen, brauchen wir nur Sacharja
12.10-14 zu
lesen
Ihre
Übungen sehen wir prophetisch im Bilde in
der grossen «Bitterkeit» dargestellt, doch
die Hiskia
zu gehen hatte, als er entdeckte, dass der
Tod auf ihm
war. (Jesaja 38.17) Wie kann ein Volk, das
selbst
unter dem Tode ist, lebendig werden, um
Jehova zu
preisen? (Jesaja 38 & 18.) Das
ist nur durch die Auf-
erstehungsmacht und die Lebendigmachung von
Gott
aus möglich und die unbedingte
Notwendigkeit davon
werden sie doch Bitterkeit lernen.
Jesaja 36-39 ist
ein wichtiger Abschnitt des prophetischen
Wortes, da
er uns drei verschiedene Übungen zeigt,
durch die der
Überrest zu gehen habt. Sie werden die ganze
Macht
des irdischen Feindes, der uns im Sanherib
dar-
gestellt wird, fühlen und ihrer Befreiung
halber auf
Gott geworfen sein. Dann aber werden Sie die
noch
tiefer gehende Wahrheit des Kapitels 38 zu
lernen
haben, sie entdecken, dass der Tod auf ihn
ist, und
dass Gott allein sie in ihrer äusseren Not
zu erretten
vermag. Und endlich lernen Sie alles B a b y
l o-
n i s c h e in ihrem Herzen
kennen und richten; sie haben
sich davon abzulenken, auf dass Gott in
Wahrheit all
die Herrlichkeit des Wunders werde, «das im
Lande
geschehen wird. 2. Chronika 32.31). Die
erfahrungs-
gemässe Entdeckung ihrer eigenen Schwachheit
ist uner-
lässlich, um Gottes Befreiung kennen zu
lernen; gerade
durch diese Übung werden sie Christus
schätzen
lernen.
Dem
Grundsatz nach haben wir doch die nämlichen
Übungen zu gehen. Wenn Gott uns befähigt,
uns
von seinen Gedanken und seinen Willen zu
nähren,
wie sie in Christo zum Ausdruck kommen, so
erfordert
das Selbstgericht.
Wenn wir uns die Wahrheit nicht in
Selbstgericht aneignen,
so fallen wir in die Hände Satans.
Petrus empfing eine wunderbare Offenbarung
vom Vater
und ebenso eine von Christo,
aber er machte sie sich nicht im
Selbstgericht zu eigen -→
und wurde so fast unmittelbar danach zum
Munde Satans.
Derselbe, der aus menschliche Mitgefühl den
Herrn
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vor dem Kreuze bewahren wollte, war es, der
IHN
nochmals verleugnete.
Doch die innere Bitterkeit musste für ihn
kommen,
denn er war ein wahrer Heiliger, und als sie
kam,
ging er hinaus und weinte bitterlich.
Ohne die entsprechende Bitterkeit des
Selbstgerichts
empfangen wir nichts Wirkliches von Christo.
Viele
sagen zu weilen: «welch ein schönes
Wort hatten wir
doch!» Doch wenn wir das Wort
wirklich essen, so
geht es uns zu Herzen und erforscht uns. Der
wahre
Wert eines Dienstes kann sehr gut an der
Übung, die
er verursacht, ermessen werden, die
wirkliche Beseiti-
gung unseres Ich's doch Christian kommt in
unserem
Wandel nie ohne Übung zustande.
Johannes
hatte zu weissagen, und so musste er
die Wirkung der Weisssagung an sich
erfahren; alle
Propheten hatten doch ähnliche Erfahrungen
zu
gehen. Bedenken wir, was Jesaja,
Jeremia und Hese-
kiel durchzumachen hatten! Sie
mussten den Zustand
d e s Volkes, dem sie weisssagten,
kennenlernen und
sich in ihn versetzen, um in Gott gemäss zu
fühlen.
Dann hatten sie auch ihren eigenen
persönlichen Anteil
daran, denn sie konnten den Zustand des
Volkes nicht
von sich abwälzen; das konnte der Glaube nie
tun.
Bedenken wir, wie Esra, Nehemia und Daniel
den
Zustand des Volkes auf sich nahmen und sich
mit ihm
vor Gott eins machten! (Kapitel [9] in
jedem ihrer Bücher.)
Doch diese innere Bitterkeit, dieser wahre
Geist des
Selbstgerichts, ermöglicht es Gott, das
kundzutun, was
vor IHM ist, zu seinem Wohlgefallen und
Zeugnis;
solche können den Tempel messen und den
Altar und
die Anbeter. Die
Folge innerer Übung über Gottes
Gedanken ist, ob schon immer Selbstgericht
damit zu-
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sammenhängt, dass wir etwas mit einem
göttlichen
Massstab messen können. Das sind grosse
göttliche
Grundsätze, die auf uns ebenso anzuwenden
sind wie
auf den Überresten am Tage der Zukunft. Wenn
die
Wahrheit doch Selbstgericht wirkt, und das
tut sie,
wenn sie überhaupt wirksam ist, so führt sie
dahin,
unsere natürlichen Gedanken, Empfindungen
und Neig-
ungen beiseitezusetzen, und wir fangen an,
Gottes
Dinge nach einer göttlichen Messart zu
beurteilen.
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