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OFFENBARUNG
fortschreitende
Wenn
besondere Offenbarung Gottes Botschaft
ist, wie wir sie in der Bibel lesen (Ryrie),
dann ist
fortschreitende Offenbarung die
historische Entfaltung dieser Botschaft.
Durch die Geschichte seines Volkes Israel
wollte Gott sich und seinen Plan mit der
Menschheit auf der Erde offenbaren.
Diese ursprünglichen Äußerungen Gottes sind
wie ein Samenkorn - eine Saat, die wächst,
blüht und reift und ihre grundlegende
Gestalt nicht ändert. Die Botschaft
entfaltet sich und offenbart Wahrheiten, die
von Anfang an in ihr begriffen waren. So ist
beispielsweise der Ursprung von Gottes
Heilsplan, der Same der Frau, der Same
Abrahams, der Same Davids in ihr enthalten.
Die Person des Retters, die in der knappen
Verheißung angekündigt wird, bekommt in der
fortschreitender Offenbarung ein immer
klareres Profil. Es hätte Noah oder Salomo
sein können. In Wirklichkeit ist es Jesus,
der Sohn Davids, der Sohn Abrahams, der Sohn
Adams.
Es wurden vier verschiedene, aber
miteinander verwandte Botschaften gegeben.
Wenn sie vollständig entfaltet sind, werden
sie Teile
einer umfassenden Botschaft sein. Diese
vier Botschaften beinhalten einerseits, dass
Gott Sünde zulässt (
1Mo 3,1-6 ) und andererseits drei
Verheißungen, die Gottes Rettung aus der
Sünde ankündigen: 1. Gottes gerechtes
Gericht über die Sünde (
1Mo 3,7-24 ), 2. Gottes gnädige
Ankündigung der Erlösung vom Gericht für
seine Auserwählten (
1Mo 3,15 ) und 3. Gottes Segnungen für
die Erlösten (
1Mo 12, 1-3.7 ). Die umfassende Aussage
der Botschaft ist, dass Gott sein Reich
aufrichten wird, um über den Menschen, das
Böse und die ganze Erde zu herrschen. Dies
wird im Tausendjährigen Reich Gottes erfüllt
werden.
Die allmähliche Entfaltung der Botschaft ist
mit der Geschichte Israels verbunden. Diese
zeigt sich vorwiegend an der Offenbarung des
Gesetzes. Während die ursprüngliche
Gesetzgebung sowohl umfassend als auch im
Prinzip vollständig war, betrifft die sich
entfaltende Offenbarung den historischen
Umgang Israels damit. Diese Entwicklung
spiegelt Israels wiederholtes sündiges
Verhalten von Anfang an wider (
2Mo 32-34 ). Die unausgesprochene, aber
notwendige Folgerung aus diesen wiederholten
Entgleisungen Israels ist das Versprechen,
das Gott durch Israel zu erfüllen verheißen
hat (
1Mo 12,2 ). Gott musste sich selbst für
und mit Israel hingeben - wie er es dann
auch in Jesus, dem verheißenen Messias,
getan hat. In Christus wurden die
Forderungen des Gesetzes zufrieden gestellt
und die Verheißung erfüllt. Bei dieser
Erfüllung wurde Gottes Gericht über die
menschliche Natur im Tod Christi vollbracht,
so dass Gottes gerechte Herrschaft durch
Christi Auferstehung und durch seine
Herrschaft auf der Erde verwirklicht werden
kann.
Die Eigenart der fortschreitenden
Offenbarung berührt die Hermeneutik und die
Vorstellung von der biblischen Theologie.
Hermeneutisch ist die Beziehung zwischen den
Aussagen der Botschaft im Alten und im Neuen
Testament betroffen. Diese Beziehung könnte
man mit einem Fundament vergleichen - auf
der ursprünglichen Aussage bauen
nachträgliche weitere Aussagen auf, bis das
Gebäude fertig ist. In dieser Hinsicht
ersetzen die Aussagen des Neuen Testaments
über Christus und die Gemeinde nicht die
Verheißungen, die Israel gegeben wurden.
Vielmehr ist Christus selbst Israel, der
Repräsentant, durch den Israel, die Nation,
ihre Erfüllung finden wird, und er ist
gleichzeitig der Heiland, in dem die
Gemeinde gesegnet ist. Weder erweitern
vereinzelte historische Aussagen die Grenzen
der Verheißung, noch verändern, widerrufen
oder bestreiten sie die Wahrheit der
ursprünglichen umfassenden Aussagen.
Vielmehr sind diese nachträglichen
Feststellungen vollkommen mit den
ursprünglichen des Alten Testaments
vereinbar und in der fortschreitenden
Offenbarung inbegriffen.
Im Hinblick auf die Vorstellung biblischer
Theologie spiegelt fortschreitende
Offenbarung sowohl die Einheit der Botschaft
mit den Zielen Gottes als auch die
Verschiedenartigkeit in der
Entwicklungsgeschichte des Volkes Gottes
wider. Auch eine biblische Theologie muss
sowohl diese Einheit als auch diese
Verschiedenartigkeit reflektieren. Eine
Theologie, die sich an der Lehre von den
Heilszeitaltern orientiert, sieht die
Einheit aller Offenbarung in dem Ziel
Gottes, durch das Aufrichten des Reiches
seine Herrlichkeit zu zeigen. Darüber hinaus
sieht sie die Verschiedenartigkeit der
Verwaltung Gottes in (Verheißung - Gesetz -
Evangelium - Reich) in der fortschreitenden
Geschichte.
Elliott Johnson
A.J.McClain:
The Greatness of the Kingdom (Winona
Lake Ind.: BHM Books, 1974); Charles C.
Ryrie:
Dispensationalism (Chicago: Moody Press
1995).
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OFFENBARUNG
die Struktur
Das Buch der Offenbarung ist sehr wichtig,
denn es wurde als letztes Buch der Bibel
geschrieben und es enthält die abschließende
Offenbarung über das zweite Kommen Christi.
Die in der Offenbarung beschriebenen
Ereignisse münden in den ewigen Zustand der
vollkommenen Gemeinschaft mit Gott. Es gibt
vier Angaben über den Autor der Offenbarung:
1. Sein Name war Johannes; 2. er war ein
Jude aus Palästina; 3. er war auf der Insel
Patmos; 4. er hatte große Autorität in den
Gemeinden Kleinasiens. Diese vier Argumente
sprechen dafür, dass Johannes, der geliebte
Jünger Jesu, der Autor war.
Johannes verfasste die Offenbarung, während
er sich auf der Insel Patmos im Exil befand.
Sie wurde vermutlich in den Jahren 95-96 n.
Chr. niedergeschrieben, als Johannes etwa 80
Jahre alt war. Er empfing die Offenbarung
von Gott. Gott sandte seine Botschaft durch
Jesus Christus, der sie Johannes wiederum
durch einen Engel übermittelte. Die ersten
Empfänger des Buches waren die sieben
Gemeinden in Kleinasien, die in den
Kapiteln 2-3 genannt werden. Eine sehr
tief gehende Auseinandersetzung mit den
Einführungskapiteln bieten die Bücher von
Robert L. Thomas.
Das Buch verfolgt vielfältige Ziele. Es
wurde geschrieben, um 1. den verherrlichten
Christus zu offenbaren und zu zeigen, dass
er der König der Könige und der Herr der
Herren ist; um 2. die Gemeinden in
Kleinasien zu korrigieren; um 3. Christen in
der Verfolgung zu ermutigen; um 4. die
Vollendung der alttestamentlichen Prophetie
einschließlich Gottes Plan für das Volk
Israel zu ziegen; um 5. das gerechte und
souveräne Gericht Gottes über die Sünde zu
zeigen und um 6. die Menschen zu warnen,
damit sie von ihren bösen Taten umkehren und
von ihrem Unglauben ablassen und so dem
Gericht entgehen. Hier sehen wir Gott, wie
er seine Gottheit und die Heiligen mit
gleichem Eifer verteidigt, mit dem er eine
von Satan beherrschte Welt richtet.
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OFFENBARUNG
die Struktur
Die Entrückung im Buch der Offenbarung
Manche Ausleger sagen, die Offenbarung
unterstütze die Entrückung der Gemeinde vor
der Trübsal. Dafür zitieren sie folgende
Argumente: 1. die Verheißung an die Gemeinde
in Philadelphia, vor der Trübsal bewahrt zu
werden, die der Gemeinde zu Philadelphia
gegeben wurde (
Offb 3,10 ); 2. Johannes geistige
Versetzung in den Himmel als Andeutung der
Entrückung (
Offb 4,1-2 ); 3. die Anwesenheit der
vierundzwanzig Ältesten im Himmel, die
anzeigt, dass die Gemeinde während der
Trübsal weggenommen ist (
Offb 4,4 ff); 4. das Fehlen jeglichen
Hinweises auf die Gemeinde in
Offb 4-18; 5 . das Hochzeitsmahl des
Lammes beim zweiten Kommen Christi (
Offb 19,7-9 ) und 6. das Fehlen
jeglicher Aussage über die Entrückung in den
letzten Tagen der Trübsal.
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OFFENBARUNG
die Struktur
Die Struktur der Offenbarung
Es gibt vier Grundprinzipien, die die
Struktur der Offenbarung bestimmen und
zeigen, dass diese Struktur sowohl
chronologisch als auch inhaltlich
aufeinander aufbauend ist. Die Apokalypse
entwickelt sich gemäß einer prophetischen
Zeittafel und einem konsequenten Ablauf der
Ereignisse. So enthält sie eine exakte
Begrifflichkeit und genaue Einzelheiten über
die abschließenden Ereignisse einer Zeit,
die »Große Trübsal« genannt wird.
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OFFENBARUNG
die Struktur
Die Struktur der Offenbarung
Erstes Prinzip
Das erste Prinzip ist die Anerkennung, dass
dieses Buch als Brief geschrieben ist. Die
Offenbarung beginnt mit einer Einleitung (
1,1-8 ) und endet mit einer Schlussrede
(
22,6-21 ). Das Buch enthält sieben
Mahnrufe an sieben Gemeinden in Kleinasien.
Wenn der Apokalypse auch andere übliche
Briefelemente fehlen, sollte das niemanden
davon abhalten, den brieflichen Aspekt der
Struktur anzuerkennen.
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OFFENBARUNG
die Struktur
Die Struktur der Offenbarung
Zweites Prinzip
Das zweite Prinzip finden wir in
Offb 1,19 : »Schreibe nun, was du
gesehen hast und was ist und was nach diesem
geschehen wird!«
Die Offenbarung wird teilweise durch die
drei Zeitabschnitte strukturiert, die in
diesem Vers erwähnt werden: 1. was du
gesehen hast; 2. was ist; 3. was nach diesem
geschehen wird.
Diese Dreiteilung bestimmt nicht den Inhalt
des Buches. Das ergibt sich schon aus dem
unterschiedlichen Umfang der drei Abschnitte
(
1,1-20 ;
2,1-3,22 ;
4,1-22,5 ). »Was du gesehen hast«, wird
im ersten Kapitel berichtet. Johannes
beschreibt eingangs die Vision vom
verherrlichten Jesus Christus, in der er
beauftragt wurde, das komplette Buch der
Offenbarung zu schreiben. Das zweite und
dritte Kapitel enthalten, »was ist«. Das
ergibt sich aus dem Befehl, den Johannes
erhält: »Schreibe in ein Buch, was du
siehst« (
1,11 ). Das beweist die Existenz dieser
Gemeinden zur Zeit, als Johannes auf Patmos
war, und rechtfertigt die Gegenwartsform des
»was ist«. Dieser Abschnitt schließt mit der
Eröffnung des dritten Teils: »was nach
diesem geschehen wird«.
Offb 4-21 ist der dritte Abschnitt, wie
Offb 4,1 zeigt: »Nach diesem sah ich:
Und siehe, eine Tür, geöffnet im Himmel, und
die erste Stimme, die ich gehört hatte wie
die einer Posaune, die mit mir redete,
sprach: Komm hier herauf, und ich werde dir
zeigen, was nach diesem geschehen muss.« Mit
dieser Dreiteilung hat Johannes dem Buch
eine klare chronologische Aufteilung
gegeben.
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OFFENBARUNG
die Struktur
Die Struktur der Offenbarung
Drittes Prinzip
Das dritte Prinzip betrifft die
Aufeinanderfolge der drei siebenfachen
Gerichte (Siegel, Posaunen, Schalen) der
Offenbarung. Die Struktur des Buches hängt
zum Teil von dem Verständnis bestimmt, ob
die drei siebenfachen Gerichte aufeinander
folgen oder ob sie gleichzeitig geschehen.
Betrachtet man sie als aufeinander folgend,
dann versteht man die Siegel, Posaunen und
Schalen als eine fortlaufende Kette von
Gerichten, von denen jedes aus dem
vorangegangenen hervorgeht. Betrachtet man
sie als gleichzeitig ablaufend, dann
versteht man sie als eine Zusammenfassung
der drei Siebenheiten, in denen die Gerichte
parallel zueinander verlaufen. Jede
Zusammenfassung gibt dann einen Rückblick
über vorangegangene Ereignisse und fügt neue
Einzelheiten hinzu.
Der vorliegende Artikel plädiert für die
aufeinander folgende Sichtweise der
siebenfachen Gerichte, das heißt, die
Posaunen folgen nacheinander den Siegeln und
die Schalen folgen ebenso in der
beschriebenen Reihenfolge den Posaunen.
Diese Struktur verneint nicht, dass Johannes
während der Schau dieser Gerichte Visionen
hat, die andere künftige eschatologische
Ereignisse ankündigen (
Offb 7,9-17; 14,8-13 ).
Es besteht eine enge Verbindung zwischen den
drei Siebenheiten. Dies wird durch ihre
ähnlichen Folgen und Muster der Verwüstung
deutlich. Jede Gerichtsfolge ist intensiver
und zerstörerischer als die vorangegangenen.
Die zweite Posaune zerstört ein Drittel des
Meeres, während die zweite Schale alles Meer
in Blut verwandelt (
Offb 8,8-9; 16,3 ). Die dritte Posaune
vergiftet ein Drittel der Flüsse und
Quellen, während die dritte Schale alle
Flüsse und Quellen in Blut verwandelt (
Offb 8, 10-11; 16,4-7 ). Die vierte
Posaune schlägt ein Drittel von Sonne, Mond
und Sternen, während durch die vierte Schale
die Sonne an Kraft zunimmt und die Menschen
der Erde versengt (
Offb 8,12-13; 16,8-9 ).
Obwohl viele Ähnlichkeiten zwischen den drei
Siebenheiten bestehen, sind die Unterschiede
doch gravierender. Die Siegelgerichte
unterscheiden sich grundlegend von den
Posaunen- und den Schalengerichten. Es gibt
keine Parallelen zwischen den jeweils
ersten, fünften und siebten Gerichten der
jeweiligen Siebenheiten.
Der erste Eindruck beim Lesen des Buches
legt nahe, dass die Siebenheiten als
aufeinander folgend zu betrachten sind. Die
griechischen Ausdrücke
kai eidon (»Und er zeigte«,
22,1 ) und
meta taya (»Nach diesem«,
20,3 ) zeigen eine Aufeinanderfolge der
Visionen an - die jenseits der Wahrnehmung
durch Johannes lag. Man muss zugeben, dass
diese Ausdrücke eine chronologische Folge
anzeigen, wie wir sie im Textzusammenhang
erkennen können, in
Offb 1,19; 9,12; 19,1; 20,3
(meta taya) ;
5,1-2.6.11; 6,1-2.5.12; 7,2; 8,2; 9,1;
15,1-2; 17,3.6; 19,11.17.19; 20,1.4.11-12;
22,1
(kai eidon) .
Den sieben Siegeln folgen die sieben
Posaunen, denen die sieben Schalen folgen (
Offb 6,1-17; 8,1-9,21; 16,1-21 ). Die
Schalen zeign ein Muster der
Aufeinanderfolge durch ihre Benennung:
»Sieben Engel, die sieben Plagen hatten, die
letzten; denn in ihnen wurde der Grimm
Gottes vollendet« (
Offb 15,1 ). Diese Art der
Aufeinanderfolge zeigt sich in jeder
Siebenheit. Auch die Ordnungszahlen
verweisen auf eine Abfolge:
deuteran (zweite),
triten (dritte),
tetarten (vierte),
pempten (fünfte),
ekten (sechste),
ebtomen (siebte). Es gibt eine
fortschreitende Entwicklung in jeder
Siebenheit hin zu einem Höhepunkt. Ebenso
ist eine Entwicklung in den Parallelen
zwischen den drei »Wehe!« und der fünften,
sechsten und siebten Posaune zu erkennen (
Offb 8,13; 9,12; 11,14 ).
Diese fortschreitende Art der Gerichte zeigt
sich beim Brechen des siebten Siegels: »Und
als es das siebente Siegel öffnete, entstand
ein Schweigen im Himmel, etwa eine halbe
Stunde. Und ich sah die sieben Engel, die
vor Gott stehen; und es wurden ihnen sieben
Posaunen gegeben« (
Offb 8,1-2 ). Die sieben Engel führen
dann die sieben Posaunengerichte aus und
verstärken so die Verwüstung der Erde (
Offb 8,7-9,21 ).
Die siebte Posaune ist verbunden mit den
sieben Schalen. Johannes stellt fest: »In
den Tagen der Stimme des siebenten Engels,
wenn er posaunen wird, wird auch das
Geheimnis Gottes vollendet sein« (
Offb 10,7 ). Der Autor betont am Beginn
und am Ende der Schalengerichte, dass mit
ihnen der Zorn Gottes vollendet wird (
Offb 15,1.8; 16,17 ). Die siebte Posaune
ruft die Ausführung der sieben Schalen und
die Vollendung des Zornes Gottes hervor.
An den 144.000 Versiegelten kann man
beispielhaft sehen, wie ein
Posaunengerichtes auf ein Siegelgericht
folgt. 144.000 Menschen wurden nach dem
sechsten Siegel und vor der Freisetzung der
Plage der vier Engel an ihren Stirnen
versiegelt (
Offb 7,1-8 ). Die fünfte Posaune bringt
eine dämonische Plage über die Menschheit
und quält »die Menschen, die nicht das
Siegel Gottes an den Stirnen haben« (
Offb 9,4 ). Das sechste Siegel geht der
dämonischen Plage der fünften Posaune
voraus.
Zusammenfassend kann festgestellt werden,
dass folgende Punkte für die sukzessive
Aufeinanderfolge der Gerichte sprechen: 1.
der erste Eindruck beim Lesen des Textes; 2.
der Abfolgecharakter in jeder Siebenheit; 3.
die Verwendung von Ordnungszahlen; 4. der
Aspekt der Aufeinanderfolge des einzelnen
Teils jeder Siebenheit und 5. die sich aus
dem Textzusammenhang ergebenden
Anhaltspunkte.
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OFFENBARUNG
die Struktur
Die Struktur der Offenbarung
Viertes Prinzip
Das vierte Prinzip zum Verständnis der
Struktur der Offenbarung ist die Beziehung
zwischen der siebzigsten Jahrwoche in
Dan 9,27 und den eschatologischen
Erörterungen in
Mt 24 ,
Mk 13 ,
Lk 21 und
Offb 4-19 . Thematische Parallelen
zwischen den »Geburtswehen« in den
Evangelien (
Mt 24,4-8; Mk 13,5-8 ; vgl.
Lk 21,8-19 ) und den ersten sechs
Siegeln der Apokalypse (
Offb 6, 1-11 ) zeigen eine bestimmte
Wechselwirkung zwischen den Ereignissen, die
dort beschrieben werden.
Eine Analyse der endzeitlichen Reden bei
Lukas (
Lk 21,22-23; 23,28-31 ) legt nahe, das
sechste Siegel in
Offb 6 , das zum Gräuel der Verwüstung
hinführt, als Mittelpunkt von Daniels
siebzigster Woche zu setzen (
Dan 9,27 ).
Lukas streut in den Schlusskapiteln seines
Evangeliums endzeitliche Aussagen ein (
Lk 17,20-37; 19,41-44; 21,5-38; 23,26-31
). Die letzte Offenbarung eschatologischer
Lehre (
Lk 23,26-31 ) geschieht vor dem
Hintergrund der Kreuzigung Jesu Christi.
Lukas stellt fest: »Es folgte ihm aber eine
große Menge Volks und Frauen, die wehklagten
und ihn bejammerten. Jesus wandte sich aber
zu ihnen und sprach: Töchter Jerusalems,
weint nicht über mich, sondern weint über
euch selbst und über eure Kinder! Denn
siehe, Tage kommen, an denen man sagen wird:
Glückselig die Unfruchtbaren und die Leiber,
die nicht geboren, und die Brüste, die nicht
gestillt haben« (
Lk 23,27-29 ).
Es scheint so, als bestehe das Glück jener
Tage darin, in einer Zeit der Qualen nicht
mit Schwangerschaft oder mit der Sorge um
kleine Kinder belastet zu sein. Bei
Matthäus, Markus und Lukas lesen wir die
negative Formulierung dieser Aussage: »Wehe
aber den Schwangeren und den Stillenden in
jenen Tagen« (
Mt 24,19; Mk 13,17; Lk 21,23 ).
Diese Mahnung geschieht im Hinblick auf die
Verfolgung, die sich aus dem Gräuel der
Verwüstung und der Zerstörung Jerusalems
ergibt (
Mt 24,15-24; Mk 13, 14-23; Lk 21,20.24
). Die Einwohner Jerusalems werden ermahnt,
in die Berge von Judäa zu fliehen, um sich
vor der drohenden Verfolgung zu schützen.
Über schwangere Frauen und solche mit
Säuglingen wird ein »Wehe!« ausgerufen, weil
ihre Flucht durch ihre Verantwortung und
ihre Besorgtheit um andere behindert wird.
Gesegnet sind da Frauen, die diese Lasten
nicht haben, denn sie können schneller und
leichter fliehen.
Ein weiteres Ereignis in diesem Bericht
beschreibt die Reaktion mancher Menschen auf
die folgende Trübsal: »Dann
[tót e] werden sie anfangen, zu den
Bergen zu sagen: Fallt auf uns! und zu den
Hügeln: Bedeckt uns« (
Lk 23,30 ).
Tót e, das auch mit »zu dieser Zeit«
übersetzt werden kann, verweist auf eine
nahe Aufeinanderfolge dieser beiden
Ereignisse. Menschen, die in die Berge
fliehen, werden den Bergen und den Hügeln
zurufen: »Verbergt uns!«
Ein Vergleich von
Lk 23,30 mit dem sechsten Siegel in
Offb 6,12-17 zeigt eine weitere
Entsprechung. In
Offb 6,15-17 heißt es: »Und die Könige
der Erde und die Großen und die Obersten und
die Reichen und die Mächtigen und jeder
Sklave und Freie verbargen sich in die
Höhlen und in die Felsen der Berge; und sie
sagen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt
auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht
dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem
Zorn des Lammes! Denn gekommen ist der große
Tag ihres Zorns. Und wer vermag zu
bestehen?«
Eine Einbindung dieser Angaben in die Texte
der Synoptiker legt folgende prophetische
Abfolge nahe: 1. der Gräuel der Verwüstung
und die Zerstörung Jerusalems im Mittelpunkt
der siebzigsten Jahrwoche Daniels (
Mt 24,15; Mk 13,14; Lk 21,20 ); 2.
Menschen fliehen in die Berge (
Mt 24,16-18 );
Mk 13,15-16; Lk 21,21 ) und 3. Menschen
rufen den Bergen und den Felsen zu, über sie
zu fallen und sie vor dem Zorn Gottes und
des Lammes zu verbergen (
Lk 23,30; Offb 6,15-17 ).
Eine mathematische Formel könnte helfen,
diese Analogie zu verdeutlichen.
Mathematiker lehren: Wenn A=B und B=C und
C=D ist, dann ist auch A=D. Wenden wir diese
Logik einmal auf unsere Texte an. Wenn der
Zeitrahmen A (der Gräuel der Verwüstung im
Mittelpunkt der siebzigsten Jahrwoche
Daniels und die Trübsal der Synoptiker)
gleich ist dem Zeitrahmen B (zu dieser Zeit
fliehen die Menschen in die Berge, und
Frauen werden vor den ihre Flucht
behindernden Gefahren gewarnt), und wenn
dieser Zeitrahmen B gleich ist dem
Zeitrahmen C (die Menschen rufen den Bergen
zu, über sie zu fallen) und dieser
Zeitrahmen C gleich ist dem Zeitrahmen D
(das sechste Siegel in der Offenbarung, wenn
Gott und des Lamm den schrecklichen Tag
ihres Zornes ausführen und die Menschen den
Bergen zurufen, über sie zu fallen), dann
ereignet sich A (der Gräuel der Verwüstung
im Mittelpunkt der siebzigsten Jahrwoche
Daniels) zur gleichen Zeit wie D (die Zeit
des sechsten Siegels der Apokalypse).
Textliche Entsprechungen, die die
Entwicklung und den Zeitrahmen der
siebzigsten Jahrwoche Daniels verdeutlichen,
sind die folgenden:
1. der Gräuel der Verwüstung:
Dan 9,27 =
Mt 24,15-19; Mk 13,14-17 und
Lk 21,20-21 ;
2. die Menschen fliehen vor der Verfolgung:
Mt 24,15-19; Mk 13,14-17 und
Lk 21,20-21 =
Lk 23,29-31 ;
3. die Menschen rufen den Felsen zu, sie zu
verbergen:
Lk 23,29-31 =
Offb 6,12-17 ;
4. folglich ist
Dan 9,27 =
Offb 6,12-17 . Wenn diese Gleichung
richtig ist, dann haben wir eine Markierung
erhalten. Sie kennzeichnet das sechste
Siegel als Mittelpunkt von Daniels
siebzigster Jahrwoche. Die ersten fünf
Siegel ereignen sich aufeinander folgend
parallel zu den »Geburtswehen«, wie sie in
den Evangelien beschrieben werden. Daher ist
anzunehmen, dass das sechste Siegel die
siebzigste Jahrwoche in der Mitte teilt.
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OFFENBARUNG
die Struktur
Struktureller Entwurf
Der folgende strukturelle Entwurf bietet
eine anschauliche Sicht der Entwicklung der
Apokalypse. Diese fortschreitende Enthüllung
gleicht einer sich nach oben hin konisch
zuspitzenden Wendeltreppe. Der Höhepunkt der
Apokalypse ist die Ankunft des Sohnes des
Menschen. Das Grundmotiv, das zu der
Wiederkunft Christi hinführt, ist die
zunehmende Verschärfung der siebenfachen
Gerichte (
4,1-19,21 ). Diese Siebenheiten
entfalten sich jeweils eine aus der anderen
bis hin zum Höhepunkt weltweiter Zerstörung.
Dieser Fortgang wird immer wieder
unterbrochen, um weitere Informationen in
Form erzählender Vorausschau oder
erzählender Zusammenfassung zu offenbaren.
Durch erzählende Vorausschau erfahren wir
über Ereignisse, die an späterer Stelle der
Apokalypse ihren Platz haben. Erzählende
Zusammenfassungen stellen apokalyptische
Szenarien vor, die auf vergangene Ereignisse
zurückblicken und den Leser auf Künftiges
vorbereiten.
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OFFENBARUNG
die Struktur
Der strukturelle Entwurf der Offenbarung
I. Vorrede: »was du gesehen hast«;
1,1-20
II. Briefe an die sieben Gemeinden: »was
ist«;
2,1-3,22
III. Gottes Zorn/Große Trübsal: »was nach
diesem geschehen muss«;
4,1-19,21
A. Einführung in die sieben Siegelgerichte;
4,1-5,14
1. Thron Gottes im Himmel;
4,1-11 Die erste Hälfte der Trübsal
2. Das Buch des Lammes;
5,1-14
B. Die sechs Siegelgerichte;
6,1-7,17
1. Erstes Siegel: weißes Pferd;
6,1-2
2. Zweites Siegel: rotes Pferd;
6,3-4
3. Drittes Siegel: schwarzes Pferd;
6,5-6
4. Viertes Siegel: fahles Pferd;
6,7-8
5. Fünftes Siegel: Märtyrer unter dem Alter;
6,9-11
6. Sechstes Siegel: Großer Tag des Zornes
Gottes;
6,12-17 ; Mittelpunkt
7. Erzählende Vorschau: Die Erlösten Gottes;
7,1-17
a) Versiegelung der 144.000;
7,1-8
b) Märtyrer aus der Großen Trübsal;
7,9-17
C. Das siebte Siegel: sieben Posaunen;
8,1-18,24 Zweite Hälfte
1. Brechen des siebten Siegels: Einführung
der sieben Posaunen;
8,1-6
2. Erste Posaune: ein Drittel der Erde
vernichtet;
8,7
3. Zweite Posaune: ein Drittel des Meeres
vernichtet;
8,8-9
4. Dritte Posaune: ein Drittel des Wassers
vernichtet;
8,10-11
5. Vierte Posaune: ein Drittel des Himmels
vernichtet;
8,12
6. Einführung der drei »Wehe!«;
8,13
7. Fünfte Posaune: erstes »Wehe!«, gequälte
Menschen;
9,1-12
8. Sechste Posaune: zweites »Wehe!«, ein
Drittel der Menschheit hinweggerafft;
9,13-11,14
a) Sechste Posaune: ein Drittel der
Menschheit vernichtet;
9,13-21
b) Erzählende Vorschau: kleines Büchlein,
Endgericht;
10,1-11
c) Erzählende Zusammenfassung: Verfolgung
der Zeugen;
11,1-14
9. Siebte Posaune: sieben Schalen, drittes
»Wehe!«;
11,15-18,24
a) Siebte Posaune: Ausrufung des Reiches
Gottes;
11,15-19
b) Erzählende Zusammenfassung;
12,1-14,13
1. Frau und Knabe im Kampf mit Satan;
12,1-6
2. Krieg der Engel im Himmel;
12,7-12
3. Krieg auf der Erde;
12,13-17
4. Das Tier aus dem Meer;
13,1-10
5. Das Tier aus der Erde;
13,11-18
6. Erzählende Vorschau;
14,1-13
c) Einführung der sieben Schalen;
14,14-15,8
1. Der Sohn des Menschen mit einer Sichel;
14,14-16
2. Weinkelter des Zornes Gottes;
14,17-20
3. Sieben Engel mit sieben Plagen;
15,1
4. Anbetung Gottes und des Lammes;
15,2-4
5. Sieben Engel empfangen die Schalen;
15,5-8
d) Sieben Schalengerichte: Das Ende
16,1-18,24 Die Tage des Endes
1. Erste Schale: böse Geschwüre;
16,1-2
2. Zweite Schale: das Meer zerstört;
16,3
3. Dritte Schale: Flüsse zerstört;
16,4-7
4. Vierte Schale: versengende Hitze;
16,8-9
5. Fünfte Schale: Finsternis;
16,10-11
6. Sechste Schale: Kriegsvorbereitungen;
16,12-16
7. Siebte Schale: weltweite Zerstörung;
16,17-21
8. Erzählende Zusammenfassung;
17,1-18,24
a) Beschreibung und Vernichtung der Hure;
17,1-18
b) Verurteilung und Zerstörung Babylons;
18,1-24
D. Ankunft Jesu Christi;
19,1-21 Ende der Trübsal
1. Einführung und Lobpreis seiner Ankunft;
19,1-10
2. Ankunft Jesu Christi;
19,11-16
3. Gericht über das Tier, den Falschen
Propheten und die Menschen;
19,17-21
IV. Tausendjähriges Reich: »was nach diesem
geschehen muss«;
20,1-15
A. Satan im Abgrund gebunden;
20,1-3
B. Die Heiligen auferstanden;
20,4-6
C. Endgericht über Satan;
20,7-10
D. Endgericht über die Menschheit;
20,11-15
V. Das neue Jerusalem;
21,1-22,5
VI. Schlussrede;
22,6-21
Siehe auch:
Offenbarung, Datierung ;
Offenbarung, Auslegung .
John A. McLean
Gary Cohen:
Understanding Revelation (Chicago: Moody
Press, 1978); John A. McLean:
The Structure of Revelation in:
When the Trumpet Sounds (Eugene, Oreg.:
Harvest House, 1995); Robert L.Thomas:
Revelation 1-7 (Chicago: Moody, 1992).
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OFFENBARUNG 11
die beiden Zeugen
Die beiden Zeugen in
Offb 11 treten plötzlich auf. Außer der
Tatsache, dass es sich um Propheten Gottes
handelt, gibt es keine weiteren
Informationen (
Offb 11,3-4.10 ). Godet schreibt, es
handle sich dabei um »den verblüffendsten
Teil des Buches«. Das ist eine Übertreibung,
wenn man das Thema des Buches bedenkt. Auf
jeden Fall aber führen die beiden Zeugen
während der Trübsal einen wichtigen Auftrag
Gottes aus.
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OFFENBARUNG 11
die beiden Zeugen
Wer sind die beiden Zeugen?
Die Identifikation dieser beiden Zeugen wird
unter den Bibelgelehrten viel diskutiert. Es
gibt mindestens sieben grundlegend
verschiedene Meinungen und zahlreiche
Vorstellungen darüber, wer diese beiden
sind. Im Folgenden geben wir eine kurze
Untersuchung der bekanntesten Meinungen
wieder.
1.
Mose und Elia . Dies ist die bekannteste
Sichtweise während des vergangenen
Jahrhunderts. Für diesen Standpunkt sprechen
folgende Argumente:
a)
Mal 4,5-6 sagt
anscheinend voraus, dass Elia vor dem Tag
des Herrn wiederkommt, um Israel zu Gott zu
bekehren und das Land zu verfluchen.
b) Die Art von Wundern, die die beiden
Zeugen vollbringen, werden mit Begriffen
beschrieben (
Offb 11,6 ), wie wir sie auch in den
Berichten über Mose und Elia finden. Das
wird besonders bei der Zurückhaltung des
Regens und der Verwandlung von Wasser zu
Blut deutlich.
c) Mose und Elia erschienen bei der
Verklärung Jesu. Daher scheinen sie auf
irgendeine Weise Gläubige darzustellen oder
zu repräsentieren, die die Todeserfahrung
gemacht haben beziehungsweise nicht gemacht
haben.
d) Tenney verweist darauf, dass Elia nach
dem Bericht in
2Kö 2,11 in den Himmel aufgenommen
wurde. Auf eine Himmelfahrt Moses wird bei
Origenes und Clemens von Alexandrien
verwiesen.
e) Mose und Elia sahen sich im Alten
Testament stets großem Widerstand gegenüber
- Mose musste dem Pharao und den Kindern
Israel gegenübertreten und Elia hatte Ahab,
Isebel und die achthundert Propheten des
Baal und der Aschera gegen sich.
f) Manche glauben, dass Mose und Elia die
Befreiung aus geistlicher und leiblicher
Knechtschaft darstellen. Das mache ihr
Auftreten, während der Trübsal Jakobs
verständlich.
2.
Henoch und Elia . Die am zweithäufigsten
verbreitete Sicht ist die, dass diese beiden
entrückten Propheten des Alten Testaments
die Propheten vor dem zweiten Kommen Christi
auftreten werden. Für diesen Standpunkt
sprechen folgende Argumente:
a) Da weder Elia noch Henoch gestorben sind,
sondern in den Himmel versetzt wurden, haben
sie möglicherweise noch einen künftigen
Dienst zu verrichten, ehe sie durch den
Antichristen den Tod erleiden.
b) Beide waren Gerichtspropheten. Sie
scheinen in die gesamte Situation zu passen,
der sich die beiden Zeugen in
Offb 11 gegenübersehen.
c) Diese Sichtweise findet man im Evangelium
des Nikodemus: »Ich bin Henoch, der Gott
gefiel und zu ihm hin entrückt wurde. Und
dies ist Elia der Tisbiter. Wir werden auch
am Ende des Zeitalters lebendig sein, aber
dann werden wir von Gott gesandt werden, um
dem Antichristen zu widerstehen und von ihm
ermordet zu werden. Und wir werden nach drei
Tagen auferstehen und in die Wolken
aufgenommen werden, um dort mit dem Herrn
zusammenzutreffen.«
3.
Die wahre Gemeinde . Vertreter einer
Entrückung in der Mitte oder nach der
Trübsal glauben, dass die beiden Zeugen ein
Symbol oder ein Bild für die Gemeinde oder
die Märtyrer der Trübsal sind. Sie begründen
diesen Standpunkt mit den zwei Ölbäumen und
den zwei Leuchtern in
Offb 11,4 und in
Sacharja 4,1-4 .
4.
Das Alte und das Neue Testamen t. Die
beiden Zeugen könnten Symbole für das Wirken
des Wortes Gottes sein, für das Alte und
Neue Testament.
5.
Elia und Johannes den Täufe r. Wie
Johannes der Täufer in seinem Dienst, der
dem des Elia sehr ähnlich war, den Weg für
die erste Ankunft Jesu Christi bereitete,
könnten sie beide zusammen wieder auftreten,
um gemeinsam den Weg für seine zweite
Ankunft vorzubereiten.
6.
Ein Bild für das Zeugnis gegen den
Antichriste n. Bei diesem Standpunkt
geht man davon aus, dass die beiden Zeugen
ein Bild für das zeugnishafte Reden während
der Trübsal in Jerusalem gegen den
Antichristen sind.
7.
Zwei Heilige aus der Trübsalszei t. Die
beiden Zeugen, die in
Offb 11 als Propheten gegen den
Antichristen auftreten, sind zeitgenössische
Personen, die vorher noch nicht gelebt
haben. Dafür sprechen folgende Argumente:
a) Weil sie getötet und auferweckt werden,
kann man sie kaum mit verherrlichten
Propheten der Vergangenheit gleichsetzen.
b) Alle Argumente, die für Propheten der
Vergangenheit sprechen, sind nur indirekt
und wenig überzeugend.
c) Ihre Identität als wirkliche aktuelle
Menschen und nicht bloß als Symbol ergibt
sich aus dem normalen Lesen des Textes und
aus dem Gebrauch des bestimmten griechischen
Artikels für die Zeugen in
Offb 11,3 sowie aus der Tatsache, dass
ihr Handeln den Taten wirklicher Propheten
entspricht.
d) Sie vollbringen Machttaten und Wunder,
die denen von Mose und Elia vergleichbar
sind.
Die Ansicht, es handle sich um zwei Heilige
der Trübsal, scheint die passendste Antwort
auf die Frage »Wer sind die beiden Zeugen?«
zu sein. a) Henoch war ein Heide, und
Offb 11 scheint einen Israeliten
vorauszusetzen. b) In den Himmel entrückt zu
werden, setzt nicht voraus, dass diese
Person einen künftigen Dienst auf der Erde
verrichten muss. c) Die Art ihres Dienstes
und der von ihnen vollbrachten Wunder wird
zwar in der Bibel mit dem Wirken von Mose
und Elia gleichgesetzt, aber es ist eben nur
ein Vergleich und keine Identifikation (
Mt 11,10-14 und
Lk 1, 13-17 ). d) Ein zweites Kommen
Moses wird in der Bibel nicht verheißen. Und
die prophetische Aussage in
Mal 4,5-6 , die eine
Rückkehr Elias in der Zukunft anzuzeigen
scheint, wurde durch Johannes den Täufer
erfüllt (
Mt 11,10-14; 17,10-13; Lk 1,13-17 ). e)
Der Dienst der beiden Zeugen wird eine
stärkere Wirkung und größeren Einfluss auf
die Welt haben als die Dienste von Mose und
Elia im Alten Testament.
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OFFENBARUNG 11
die beiden Zeugen
Wo werden die beiden Zeugen auftreten?
Das Zentrum ihres Dienstes wird Jerusalem
sein. Der Apostel Johannes schreibt, dass
sie dem Tier, das heißt dem Antichristen,
1260 Tage (also zweiundvierzig Monate oder
dreieinhalb Jahre) lang entgegentreten (
Offb 11,2-3 ). Der Einfluss ihres
Dienstes wird jedoch weltweit sein, da sie
dem Antichristen von Angesicht zu Angesicht
widerstehen (
Offb 11,9-10 ). Schließlich wird der
Antichrist, nachdem sie vollbracht haben was
Gott ihnen aufgetragen hat, Krieg mit ihren
führen und sie in Jerusalem töten (
Offb 11,8 ).
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OFFENBARUNG 11
die beiden Zeugen
Wann werden die beiden Zeugen auftreten?
Sie werden während der Trübsal ihren Dienst
tun, und zwar während der letzten Hälfte der
Trübsal, die auch die Große Trübsal genannt
wird, wenn sich der Antichrist gegen Israel
wendet. Ihre Verkündigung des göttlichen
Gerichts und der Notwendigkeit des
göttlichen Schutzes passt in die Zeit, auf
die in
Offb 11,1-2 und in
Dan 9,27 hingewiesen wird, sowie auf die
Zeit, die unmittelbar vor der siebten
Posaune beginnt, in der die sieben Schalen
des Gerichts ausgegossen werden (
Offb 11,15-16,1 ).
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OFFENBARUNG 11
die beiden Zeugen
Wie werden die beiden Zeugen ihren Dienst
versehen?
Das Besondere ihres Dienstes wird durch die
Art ihrer Kleidung symbolisiert. Der Apostel
Johannes beschreibt sie als in Sacktuch
gekleidet (
Offb 11,3 ), ein Bild für eine Zeit
großer Bedrückung, der Verderbnis und der
Trauer, in der die Menschen den Herrn suchen
(
Jon 3,6; Jes 37,1-5 ). Ihre mächtigen
Wundertaten sind göttlich und denen von Mose
und Elia vergleichbar. Sie unterscheiden
sich jedoch darin von jenen, dass sie
Widersacher mit Feuer töten können, das von
ihrem Mund ausgeht! Ihr Hauptbestreben wird
sein, als Zeugen dem Tier, dem Antichristen,
zu widerstehen (
Offb 11,3-7; 13,1 ff). Anscheinend
werden sie verkündigen, dass dieser beliebte
Weltführer der in der Bibel vorausgesagte
Antichrist ist. Während ihrer Wirkungszeit
wird es eine furchtbare Dürre geben (
Offb 11,6 ) und verschiedene Plagen
werden die Erde heimsuchen. Wenn sie getötet
sind, werden der Antichrist und ihre
Widersacher nicht erlauben, dass man ihre
Leichname bestattet, sondern sie müssen in
Jerusalem an der Stelle, an der sie ermordet
wurden, auf der Straße liegen bleiben.
Dreieinhalb Tage lang werden die Menschen
auf der ganzen Welt ihre Leichname sehen,
vermutlich im Fernsehen und in den
Zeitungen. Die Führer der Welt werden sich
aus Freude über ihren Sieg gegenseitig
beschenken und Feste feiern. Allerdings
werden sich zwei großartige Dinge am Ende
dieser wenigen Tage ereignen: Gott erweckt
die beiden Zeugen vor den Augen der Welt
wieder zum Leben und sie werden ebenso vor
aller Welt in den Himmel aufgenommen (
11,11-12 ). Ein schreckliches Ereignis
wird ihrer Himmelfahrt folgen, denn ein
gewaltiges Erdbeben wird Jerusalem
erschüttern und siebentausend Menschenleben
fordern. Dieses Ereignis ruft eine zweifache
Reaktion unter den Menschen hervor: in
namenlosem Schrecken geben sie Gott die Ehre
(
Offb 11,13 ).
Eugene Mayhew
A. C. Gaebelein:
Revelation (New York: Publication Office
Our Hope, 1915); Herman Hoyt:
An Exposition of the Book of Revelation
(Winona Lake, Ind.: Brethren Missionary
Herald Co., 1966); Leon Morris:
The Revelation of St. John (Grand
Rapids: Eerdmans, 1969); J. Dwight
Pentecost:
Bibel und Zukunft (Dillenburg: CV,
1993); Merrill C. Tenney:
Interpreting Revelation (Grand Rapids:
Eerdmans, 1957); John F. Walvoord:
The Revelation of Jesus Christ (Chicago:
Moody Press, 1966).
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