Eschatologie
Der Apostel Paulus schrieb den Römerbrief um
das Jahr 57 n. Chr. vermutlich in Korinth an die Christen in Rom.
Unterschiedliche Auffassungen darüber, wie
die Kapitel 5-8 und 9-11 in den Brief passen, haben eine Vielzahl von
Annahmen über Gegenstand und Thema hervorgerufen.
Der Gegenstand des Briefes ist die
Rechtfertigung durch den Glauben. Das Thema ist unkompliziert: Das Heil
ist sowohl für die Juden als auch für die Nationen; es kommt durch den
Glauben an Jesus Christus und nicht durch das mosaische Gesetz oder
durch irgendwelche Werke. Der Römerbrief ist voll von Beschreibungen der
persönlichen Zukunftshoffnungen der Gläubigen. Gewisse Passagen sind
jedoch bemerkenswert eschatologisch im Hinblick auf künftige
geschichtliche Ereignisse, die geschehen werden und auf den Plan Gottes,
durch den sie zur Ausführung kommen.
Diese Passagen sind
Röm 3,1-4; die Kapitel 9-11 , Röm 13,11 und
möglicherweise 16,25-27 (14,24-26 der Mehrheitstexte).
Eschatologie
Röm 3,1-4
Die eschatologische Bedeutung der Textstelle
Röm 3,1-4 bleibt im Allgemeinen unerkannt, aber sie ist sehr wichtig für
den Prämillennialismus.
Der Text lautet: »Was ist nun der Vorzug des
Juden oder was der Nutzen der Beschneidung?
Viel in jeder Hinsicht. Denn zuerst sind
ihnen die Aussprüche Gottes anvertraut worden. Was denn? Wenn einige
untreu waren, wird etwa ihre Untreue die Treue Gottes aufheben? Das sei
ferne! Vielmehr sei es so: Gott [ist] wahrhaftig, jeder Mensch aber
Lügner, wie geschrieben steht: »Damit du gerechtfertigt werdest in
deinen Worten und den Sieg davonträgst, wenn man mit dir rechtet.«
Die Frage im ersten Vers -
»Was ist der Vorzug des Juden oder was der
Nutzen der Beschneidung?« - erwächst aus Paulus` Argumentation im
vorangegangenen Kapitel.
Da sagt er, dass sowohl Juden als auch
Heiden ohne Ansehen der Person nach ihren Taten gerichtet werden.
Besonders betont er, dass der einzelne Jude
trotz des mosaischen Gesetzes keinen Vorteil gegenüber den Nationen
haben wird, die kein Gesetz haben.
Das Alte Testament zeigt Israel als Gottes
auserwähltes Volk und als Empfänger der Bündnisse, Verheißungen und
Segnungen.
Deshalb ruft die Aussage, Juden hätten keinen
persönlichen Vorteil hinsichtlich Heil und Verdammnis die Frage hervor,
was denn dann der Vorteil der Juden sei.
Die Frage betrifft nicht bloß gläubige
Juden, sondern alle Juden im Gegensatz zu den Nationen, das heißt, sie
betrifft die Juden als ethnische Gruppe, als das Volk Israel.
Das ist im Wesentlichen die gleiche Frage,
die im hauptsächlich eschatologischen Teil des Briefes in den Kapiteln
9-11 diskutiert wird. Ebenso bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich
die Frage auch auf einen existenziellen Vorteil zu der Zeit bezieht, zu
der Paulus den Brief schrieb - einen Vorteil der Juden, den die Nationen
während dieses Gemeindezeitalters nicht haben.
Allerdings zeigt die Frage auch, dass dieser
Vorteil zuvor für alle Juden - im Gegensatz zu den Heiden - bestand, die
vor der Gemeinde lebten. Dieser Gegensatz besteht jetzt, da es die
Gemeinde gibt, immer noch. Es ist ein Vorzug, der weder den Nationen
noch der Gemeinde zugute kommt, den aber ausschließlich alle Juden
haben, einfach weil sie Juden sind, wenn auch vielleicht ungläubig. Der
Apostel Paulus erwidert, ihnen (Plural) seien die Aussprüche Gottes
anvertraut worden - was nun, wenn einige (Teile des Ganzen) nicht
geglaubt haben? So zeigt er, dass sich dieser Text auf ganz Israel
bezieht, auf Israel als Nation. Der Unglaube, auf den hier Bezug
genommen wird ist derselbe, auf den im ganzen Brief hingewiesen wird:
Israels Weigerung, seinem eigenen Messias Glauben zu schenken.
Der Vorteil besteht nach Paulus` Feststellung
in der Tatsache, dass Israel Gottes Aussprüche, logia, anvertraut waren.
Logia ist nicht das Wort logos (Wort) oder graphe (Schrift). Es
bezeichnet vielmehr die Worte einer Gottheit und könnte sich auf einen
Teil oder auf alle Aussprüche Gottes beziehen. Es kann nicht die
Verheißung des Evangeliums, der Gemeinde oder des Heils bedeuten, da
diese den Heiden und der Gemeinde ebenso wie Israel gegeben sind.
Es kann sich nicht auf das mosaische Bündnis
oder auf das Gesetz beziehen, da Kapitel 2 soeben gezeigt hat, dass der
Jude nicht nur keinen Vorteil hinsichtlich des Heils hat, sondern dass
auch der Besitz des Gesetzes dem Juden keinen Vorteil bringt. In
Wirklichkeit stellen Römer- und Galaterbrief das Gesetz eher als einen
Nachteil als einen Vorteil für denjenigen dar, der darunter steht. Auch
die verbreitetste Ansicht, es beziehe sich auf das Alte Testament als
ein Ganzes, ist nicht annehmbar. Das Verb anvertraut scheint zu
beinhalten, dass Israel die Heiligen Schriften als einem Treuhänder
gegeben wurden, aber dieses Wort wird im Neuen Testament an mehreren
Stellen in dem gleichen Sinn wie hier gebraucht. Diese Verwendung
bedeutet, jemanden zu verpflichten oder ihm etwas anzuvertrauen, um den
jeweiligen Zweck zu erfüllen und nicht bloß, um jemanden zu einem
Verwalter zu machen. Darüber hinaus ist die Gemeinde ebenso sehr, wenn
nicht noch mehr ein Treuhänder des Alten und des Neuen Testaments, was
dann wieder einen besondern diesbezüglichen Vorzug Israels ausschließt.
Diese Sichtweise passt außerdem nicht zu den Aussagen der Verse 3.4
Diese Verse zeigen, dass Israels Vorteil
nicht bloß im Besitz der logia besteht, sondern in der Treue Gottes
gegenüber dem, was er in den logia gesagt hat.
Die Verbindung mit Vers 3 zeigt, dass der
Vorzug in der Tatsache begründet ist, dass Gott seine Aussprüche, log a,
treu erfüllen wird, ungeachtet des Unglaubens Israels gegenüber seinem
Messias.
Vers 4 macht deutlich,
dass Gottes Treue sich in der Tatsache
zeigt, dass er nicht lügt und nicht lügen wird. So zeigt die gedankliche
Struktur der Textpassage, dass der Vorteil Israels hinsichtlich der
logia nicht in deren Besitz besteht, sondern darin, dass Gott tun wird,
was er Israel im Gegensatz zu anderen Nationen einmal zugesagt hat.
Das wird durch die in Vers 3 erhobene Frage
bestätigt. Sie deutet an, jemand könnte denken, dass Gott seine logia
aufgrund des Unglaubens Israels und der Zurückweisung seines Messias
verwerfen werde. Nur die nationalen Verheißungen Isdraels passen zu Vers
3.4 , wenn sie in diesem Zusammenhang gebraucht werden. Paulus sagt
ausdrücklich, wenn Gott seine Verheißungen an Israel nicht hielte, dann
würde ihn das zu einem Lügner machen.
Ungeachtet dieser Feststellung des Paulus und
ungeachtet der Tatsache, dass es allem widerspricht, was wir von Gottes
Wesen wissen, ist dies die Ansicht der Amillennialisten.
Das erklärt auch, warum so viele Kommentatoren die offensichtliche
Tatsache zu umgehen versuchen, dass die logia insbesondere die
Verheißungen an Israel betreffen und nicht das Alte Testament als ein
Ganzes.
Diese Verse lehren, dass Gott seine Verheißungen für das Volk Israel
nicht rückgängig machen wird - ungeachtet der Verwerfung Christi durch
dieses Volk. Selbst wenn jemand nicht zustimmt, dass sich diese Passage
besonders auf die Verheißungen bezieht, lehrt dieser Text immer noch,
dass Gott treu sein und nicht lügen wird, besonders hinsichtlich Israel.
Außerdem zeigt der Text, dass Israels Zurückweisung seines Messias Gott
nicht veranlassen wird, dem untreu zu werden, was er in seinem Wort
gesagt hat.
Das schließt die Verheißungen an das Volk Israel mit ein.
Obwohl jetzt das Gemeindezeitalter in Kraft ist, ist Israel immer noch
Israel im Unterschied zu den Nationen und zur Gemeinde und hat eine
nationale Zukunft, wie sie in der Bibel prophezeit ist. Die Perspektive
dieser Textstelle ist eindeutig prämillennialistisch und widerspricht
ebenso eindeutig dem Amillennialismus.
Die Gemeinde und Israel sind als zu unterscheidende, gegenwärtig
bestehende Einteiten zu betrachten. Beide haben gegenwärtig
unterschiedliche Beziehungen zu Gott. Israel und die Gemeinde sind jetzt
und in der Zukunft zu unterscheiden.
Folglich lehrt die Textpassage auch eine Unterscheidung gemäß der Lehre
von den Heilszeiten.
Röm 9-11
Dieser eschatologische Textabschnitt ist ein
Hauptteil des Briefes.
Er beantwortet die gleiche grundlegende
Frage, die in Kapitel 3,1 erhoben wurde.
Die Antwort auf diesen Vers, dass Gott seinen
Verheißungen gegenüber Israel treu bleiben wird, ist auch die Antwort,
die die Argumentation der Kapitel 9-11 bietet.
Paulus eröffnet seine Auseinandersetzung,
indem er von seiner Traurigkeit über Israel spricht.
Er hat Schmerzen wegen eines Volkes, das
verloren ist, obwohl es so zahlreiche Segnungen und Verheißungen hat,
denn es hat verweigert, dem Evangelium zu glauben.
Hier erhebt sich natürlich die Frage:
Wenn Gott Israel die Bündnisse und die
Verheißungen gegeben hat, was ist geschehen, dass die Nation als Ganzes
verloren ist?
Vers 6 gibt uns die Antwort:
Das Wort Gottes ist nicht hinfällig
geworden.
Nicht alle in Israel sind Israel. Das heißt,
nicht alle einzelnen Israeliten sind Israel in dem Sinne von Kindern
Gottes, die die Segnungen und Verheißungen empfangen.
Das soll nicht heißen, dass Nationen oder
die Gemeinde in »Israel« einbezogen seien.
Es besagt vielmehr genau das Gegenteil:
Nicht ganz Israel, sondern nur ein Teil davon
ist Israel.
Paulus erweitert nicht den Begriff Israel ,
um andere mit hineinzunehmen.
Er grenzt ihn vielmehr ein, um nur jene
einzubeziehen, die glauben.
Diese Eingrenzung wird deutlich durch seine
nächsten beiden Illustrationen, in denen er zunächst Isaak und Ismael
anführt
und dann Jakob und Esau.
In beiden Fällen steht nur einer in der
Verheißungslinie.
Die Verse 14-27 zeigen, dass Gott die
Freiheit hat zu erretten, wie es ihm gefällt.
Er hat die Freiheit, auf der Grundlage von
Barmherzigkeit und Gnade zu erretten, und ist nicht verpflichtet, es
aufgrund von Werken (das Gesetz) zu tun.
Die Feststellung in Vers 24 , dass Gott nicht
nur aus den Juden, sondern auch aus den Nationen Menschen herausgerufen
hat, setzt nicht voraus, dass die Verheißungen Israels von Israel
weggenommen und in einer geistlichen Form der Gemeinde gegeben worden
wären.
Der begriff Israel wird gar nicht verwendet.
Es wird hier lediglich festgestellt, dass Menschen aus den Nationen
ebenso wie Juden als für die Herrlichkeit bestimmte Gefäße der Gnade
berufen wurden.
Da steht nichts hinsichtlich Israels
nationaler Verheißungen. Wenn sich diese Stelle auf die Verheißungen
Israels beziehen würde,
dann würde sie darauf hinweisen, dass die
Nationen an Israels nationaler Verheißung eines messianischen Reiches
Anteil hätten.
Paulus beendet Kapitel 9
mit der Feststellung, dass die Nationen
Rechtfertigung durch Glauben erlangt haben.
Israel ist jedoch, anstatt Rechtfertigung zu
erlangen, durch seinen Unglauben gegenüber Jesus Christus gestrauchelt (
9,30-33 ).
Kapitel 10
arbeitet heraus, dass Israel von Gott alles
zur Rettung Notwendige erhalten hat: die Verkündigung der
Evangeliumsbotschaft. Aber es hat den Glauben verweigert und ist deshalb
verloren.
In Kapitel 11,1-10 beantwortet Paulus die
Frage aus
Vers 1 damit, dass Israel nicht völlig
verworfen ist, da einige, er selbst eingeschlossen, gerettet sind.
Er sagt, dass Gott einen eher auf Gnade als
auf Werke gegründeten Überrest hat.
In Vers 7 wird die gegenwärtige Situation
Israels zusammengefasst.
Der Überrest erlangt Rechtfertigung aus
Glauben, nicht aber Israel als Ganzes (die »Übrigen«), dem Verstockung
widerfahren ist.
Insoweit hat Paulus gezeigt, dass Israels
gegenwärtiger Zustand Verlorenheit ist ( 9,1-5.30-33; 10,1-3.16-21;
11,1-10 ).
Das weitere Kapitel 11 beschreibt, wie diese
Situation in Gottes allumfassenden Plan passt. Indem er die Frage aus
Kapitel 11,11 beantwortet,
umreißt Paulus
Gottes Plan mit der Welt und mit Israel.
Durch Israels Verfehlung (die gegenwärtige
Situation) hat Gott das Heil zu den Nationen gebracht.
Dies ist allerdings dazu geschehen, um
Israel zur Eifersucht zu reizen (vgl. 10,19 ). Diese Eifersucht soll sie
dann zum Heil führen. Das ist nicht das Endziel, aber wenn Israel
wiederhergestellt sein wird (seine »Vollzahl«, Vers 12 ), wird dies zu
noch größeren Segnungen für die ganze Welt führen. Gottes Ziel mit
Israel besteht darin, dass es ein Zeugnis ist, ein Instrument, um die
Welt zu erreichen. In diesem Textabschnitt kann mit dem Begriff Israel
nur das ganze Volk Israel gemeint sein, da der Plan Gottes kaum darin
besteht, dass ein strauchelnder Jude einen einzelnen Heiden erreicht.
Vielmehr soll ein Heide den Juden zur Eifersucht reizen und dieser
einzelne Jude soll, einmal erneuert, weitere Heiden zu Gott führen.
Israels aktueller Zustand wird in Begriffen seiner Verfehlung
beschrieben:
Verlust (Vers 12 ),
bedürftig des Heils (Vers 14 ),
Verwerfung (Vers 15 ),
gefallen (Vers 22 ),
Feinde (Vers 28 )
und Ungehorsam (Vers 30 ).
Gleichzeitig wird im Hinblick auf die
Nationen von Heil gesprochen (Vers 11 ),
vom Reichtum der Welt und vom Reichtum der
Nationen (Vers 12 )
und von der Versöhnung der Welt (Vers 15 ).
Das beschreibt die Gegenwart. Paulus bezieht
sich jedoch auch auf eine Zeit, die er Israels Vollzahl nennt (Vers 12
).
Diese Zeit wird der Welt größere Reichtümer
bringen als die gegenwärtige. Diese Zeit wird auch als Israels Annahme
beschrieben (Vers 15 ),
eine Zeit, in der Israel eingepropft wird
(Vers 23 ),
eine Zeit, in der ganz Israel errettet
werden wird (Vers 26 ).
Gemäß der Heiligen Schrift, die Paulus als
Beweis anführt, wird dies geschehen, wenn der Erlöser, der Messias,
kommt und das Volk bekehrt.
Daher spricht Paulus von zwei verschiedenen
Zeitperioden für Israel:
die gegenwärtige der Verlorenheit und eine
davon zu unterscheidende, künftige Periode der Vollzahl,
die der Erde Segen bringen wird.
Die Beschreibung der Zukunft kann sich nur
auf das Tausendjährige Reich beziehen.
Es wird ausdrücklich gesagt,
dass die gegenwärtige Verstockung von Israel
weggenommen und ganz Israel (die Nation als ganzes) errettet werden wird
(Vers 25 f).
Das steht in völligem Gegensatz zur
Beschreibung des gegenwärtigen Zustands.
Die Schlussverse bestätigen das.
In Vers 28 wird Israel in seinem aktuellen
Zustand als Feinde, Auserwählte und Geliebte beschrieben.
Obwohl Feind, ist Israel aus dem Blickwinkel
Gottes immer noch erwählt und geliebt.
Das kann nicht die Beschreibung einer Nation
sein, der Gott wegen ihrer Vergehen seine Verheißungen genommen und
einer anderen (der Gemeinde) gegeben hat. Israel ist nicht um seiner
selbst willen geliebt, sondern um der Patriarchen willen, denn Gottes
Geschenke und Berufungen reuen ihn nicht. Israel wird von Gott geliebt,
weil der den Vätern sichere Verheißungen gegeben hat.
Deshalb hat es überhaupt nichts mit der
Generation Israels zur Lebenszeit des Messias zu tun, ob er seine
Versprechen halten wird oder nicht. Sie werden gehalten, weil Gott den
Patriarchen diese Verheißungen gab. Daher kann die Tatsache, dass Israel
seinen Messias verwarf, nicht Versprechen annulieren, die viele Jahre
zuvor Abraham, Isaak und Jakob gegeben wurden (Vers 28 ).
Gott wird auch auf keinen Fall von seinen
Versprechen zurücktreten, da ihn das zu einem Lügner machen würde (
3,1-4 ).
Schließlich erklärt Paulus, dass Israels
jetziger Ungehorsam dem früheren der Nationen gleich ist, die jetzt ein
Gegenstand der Gnade Gottes sind (Verse 30-32 ).
Die Perspektive dieser Textstelle ist
deutlich prämillennialistisch.
Darüber hinaus tritt sie deutlich der
amillennialistischen Vorstellung entgegen,
Gott habe Israel seine nationalen
Verheißungen genommen und erfülle sie nun in der Gemeinde,
sodass es ein künftiges Reich, wie es im
Alten Testament prophezeit wurde, für Israel nicht geben werde. In
dieser Textpassage werden Israel und die Nationen in Gegenwart und
Zukunft stets als voneinander unterschieden betrachtet.
Daher entspricht die Perspektive dieser
Passage ebenso wie Röm 3,1-4 eindeutig der Lehre von den Heilszeiten.
Röm 13,11
Dieser Vers weist auf ein eschatologisches
Ereignis hin: auf die künftige Errettung der Gläubigen. Indem er sagt,
dass unsere Errettung jetzt näher ist als zu dem Zeitpunkt, da wir
gläubig wurden, ermahnt Paulus die Gläubigen, stets im Bewusstsein zu
leben, dass uns jeder Tag dieser Errettung näher bringt. Das passt gut
zu einer bevorstehenden, plötzlichen Entrückung, die als Motivation dazu
dienen kann, immer in Erwartung des Herrn zu sein.
Röm 16,25-27 (Mehrheitstext: 14,24-26)
Diese Verse beziehen sich nicht auf ein
eschatologisches Ereignis und sind so nicht notwendigerweise Teil dieser
Diskussion. Sie zeigen aber, dass der gegenwärtige Zeitlauf in der
Hauptsache eine Zeit der Nationen ist. Sie erklären auch, dass die
Wahrheiten der Gemeinde im Alten Testament verschwiegen waren und erst
jetzt, im Zeitalter des Neuen Testaments, offenbar wurden. So
präsentieren sie eine Perspektive gemäß der Heilszeitenlehre: Im Alten
Testament gab es keine Gemeinde, und die Gegenwart ist vorrangig auf die
Nationen ausgerichtet und nicht auf Israel.
Die im Römerbrief offenbarte Eschatologie ist
zweifellos prämillennialistisch und heilszeitlich orientiert. Sie passt
am besten zu einer bevorstehenden plötzlichen Entrückung.
Siehe auch: Israelogie, Lehre der ; Juden,
Rückkehr der .
Thomas R. Edgar
C. E. B. Cranfield: The Epistle
to the Romans (Edinburgh: T&T Clark, 1975); James D. G. Dunn: World
Biblical Commentary, Bd. 38, (Dallas: Word Books, 1988); Joseph A.
Fitzmeyer: Romans in: The Anchor Bible (New York: Doubleday, 1992); S.
Lewis Johnson: Studies in Romans, Part VII: The Jews and the Oracles of
God in: Bib Sa c, 130 (1973); Douglas Moo: The Wycliffe Exegetical
Commentary, Romans 1-8 (Chicago: Moody Press, 1991).
DER BRIEF DES PAULUS AN DIE RÖMER
Verfasser: Gott
Schreiber Paulus
Thema: Das Evangelium Gottes
Datum der Niederschrift: ca. 56 n. Chr. DER
BRIEF AN DIE RÖMER wurde von Korinth aus geschrieben,
während des dritten Besuches des Paulus in
dieser Stadt (2. Kor. 13, 1; vgl. Ap. 20, 2).
Mit Recht steht der Brief an erster Stelle
unter den Briefen, weil er die vollständigste Auslegung der zentralen
Wahrheiten des Christentums im N.T. enthält.
(Chronologisch wäre der Jakobus Brief
zuerst.)
Der Brief entstand durch die Absicht des
Paulus, die römischen Christen zu besuchen und durch seinen Wunsch,
ihnen die großen Lehren der Gnade, die ihm geoffenbart worden waren,
mitzuteilen.
Das Thema des Briefes ist «Das Evangelium
Gottes» (1, 1).
Das ist die weitmöglichste Erfassung des
Ganzen der Wahrheit der Erlösung.
Dieses Evangelium bezieht sich auf die ganze
Welt, denn «es gibt kein Ansehen der Personen» (2, 11) bei Ihm, der «der
Gott der Juden» ist und auch «der Gott der Heiden» (3, 29).
Darum wurde die ganze Menschheit vor Ihm
schuldig erfunden (3, 19. 23) und es wird eine Rechtfertigung enthüllt,
die für die Not aller Menschen genügt, und die allein durch den Glauben
empfangen werden kann (3, 28). Der Römerbrief zeigt die Bereitstellung
der Gnade Gottes, durch die Er Sünder auf Grund des versöhnenden Werkes
Seines gerechten Sohnes gerecht erklären kann. Da nach wird das Wesen
des neuen Lebens dargestellt, das alle, die gerechtfertigt wurden, durch
die Kraft des Heiligen Geistes erfahren können.
Dann enthüllt dieser Brief die souveräne
Weisheit und Gnade Gottes, der Seinen Willen auch durch die Untreue
Israels erfüllt. Der Brief schließt damit, dass er auf alle Gläubigen
die Verpflichtung legt, Empfänger «der Barmherzigkeit Gottes» (12, I) zu
sein und ein Leben der Hingabe und des Dienstes zu führen.
Der Schlüssel des Buches liegt in dem
Ausdruck «die Gerechtigkeit Gottes» (1, 17; 3, 21. 22).
Der Brief kann folgendermaßen eingeteilt
werden: Einleitung und Thema, 1, 1-17.
II. Die Rechtfertigung durch den Glauben an
Christus, 3, 21-5, 21.
III. Die Heiligung durch die Vereinigung mit
Christus in Seinem Tod und in Seiner Auferstehung, 6-8.
IV. Das Problem des jüdischen Unglaubens,
9-11.
V. Christliches Leben und christlicher Dienst
zur Ehre Gottes, 12, 1-15, 13. Schluss: Die Auswirkung der christlichen
Liebe 15, 14-16, 27.