Home    Forum     Begriffserklärungen  Syngrammata  Lehre auf Youtube 
Neben der Schrift Fakten zur Bibel
Youtube komplett Übersicht    

Logo    

Bible Hub  Kata Biblon  Center for New Testament Restoration  https://www.bibleserver.com/    greeknewtestament Kata Biblon 


Sacharja (F. Duane Lindsey)


Sacharja (F. Duane Lindsey) Walvoord Kp 01 bis Kp 03

 

AUSLEGUNG

 

I. Die acht symbolischen Visionen

( Sach 1-6 )

 

A. Die Einführung zu den Visionen

( 1,1 - 6 )

 

Das Vorwort des Buches Sacharja enthält gleichsam eine Einführung in die acht apokalyptischen Visionen des Propheten. In einem machtvollen Aufruf zur Buße nennt er die Vorbedingungen für die Segnungen, die Israel in den acht folgenden Visionen verheißen werden. Verhärteten Herzen wird Gott keinen Trost gewähren. Sein Bund mit Abraham (vgl. 1Mo 12,2-3; 15,5-21 ) und David (vgl. 1Sam 7,8-16 ) besiegelte zwar, daß er seine Pläne mit Israel letztlich wahrmachen würde, doch dieser Bund hob nicht die Notwendigkeit auf, daß sich jede Generation ihm aufs neue gehorsam erweisen mußte, um seinen Segen zu erlangen.

 

 

1. Das Vorwort zum Aufruf zur Buße

( 1,1 )

 

Sach 1,1

 

Vers 1 nennt in einem Atemzug die Zeit, die Quelle und den Überbringer des Aufrufs zur Buße. Der genaue Tag im achten Monat (der am 27. Oktober 520 v. Chr. begann) wird nicht angegeben; er scheint also unwichtig zu sein. Wichtiger ist dagegen die Tatsache, daß ein jüdischer Prophet seine Prophezeiung nach der Regierungszeit eines heidnischen Monarchen datierte. Das war für alle Zuhörer Sacharjas eine deutliche Erinnerung daran, daß sie in den "Zeiten der Heiden" (vgl. Lk 21,24; Dan 2;7 ) lebten und daß kein Davidssproß in Jerusalem auf dem Thron saß (vgl. Hos 3,4-5 ). (Zu einer Auflistung der Daten in Esra, Haggai und Sacharja vgl. die Einführung .)

Sacharja war nur der Überbringer der Prophezeiung, nicht ihre Quelle; ihm geschah , wie vielen anderen wahren Propheten vor ihm, das Wort des HERRN (z. B. Hos 1,1; Joe 1,1 ; u. a.). Als Prophet war Sacharja nur Knecht und Bote, berufen, Gottes Wort dem Volk zu verkündigen. Über seine Herkunft, die in Sach 1,7 noch einmal angegeben wird, steht in Esr 5,1 und Esr 6,14 etwas anderes; hier wird Sacharja als " Sohn Iddos " bezeichnet. (Im Hebräischen meint das Wort "Sohn" häufig ganz allgemein einen Nachkommen.) Auf diese Weise wird der Prophet mit seinem berühmten Großvater in Verbindung gebracht. (Die Angaben zu Jehus Abstammung in 2Kö 9,2.14; 1Kö 19,16 und 2Kö 9,20 veranschaulichen dasselbe Phänomen.)

 

 

2. Die Einzelheiten des Aufrufs zur Buße

( 1,2 - 6 )

 

Die feierliche Warnung, nicht in die Sünden der Väter zu verfallen (vgl. Paulus' Warnung in 1Kor 10,11 ), sollte jegliche falsche Sicherheit, in der sich Sacharjas Zeitgenossen angesichts der großen Dinge, die Gott mit Israel vorhatte, vielleicht wiegen könnten, von vornherein im Keim ersticken. Die Warnung für die Gegenwart, die sowohl den göttlichen Zorn ( Sach 1,2 ) als auch Gottes Gnade hervorhebt (V. 3 ), schöpft ihren Ernst aus einer dreifachen Lehre aus der Vergangenheit - sie warnt vor Ungehorsam (V. 4 ), Aufschub der Reue (V. 5 ) und Zweifel (V. 6 ).

 

 

Sach 1,2

 

Sacharja bestätigt, daß die Zerstörung Jerusalems und das Exil - Erfahrungen, die die vorherigen Generationen durchmachen mußten - ein Ausdruck göttlichen Zorns waren. Die Wendung " Der HERR ist zornig gewesen " (wörtlich: "zornig im Zorn") bekundet das extreme Mißfallen Gottes. Der Herr ("Jahwe"), der eine persönliche Bundesbeziehung mit dem Volk Israel eingegangen war, war zornig über dessen Väter, besonders über die letzte Generation vor der Gefangenschaft (vgl. jedoch 2Kö 21,14-15 ), weil sie sich ihm widersetzt hatte.

 

 

Sach 1,3

 

Die Sünden der Väter hatten zur Zerstörung des Tempels geführt, und die Sünden der jetzt Lebenden verursachten die Verzögerungen bei seinem Wiederaufbau. Dennoch lädt der HERR Zebaoth in seiner Gnade die Menschen noch immer zur Buße ein. Die dreifache Wiederholung des göttlichen Namens betont den göttlichen Befehlscharakter dieser Aufforderung zur Reue. Der einfache Entschluß, den Tempel weiterzubauen, reicht allein nicht aus, um den göttlichen Segen zu erhalten. Es ist vielmehr nötig, sich zu Gott - nicht nur zu seinem Gesetz oder zu seinen Wegen, sondern zu dem Herrn selbst - zu bekehren. Die Reue der Menschen zwei Monate zuvor (vgl. Hag 1,12-15 ) war anscheinend eher unverbindlich geblieben, denn der Weiterbau am Tempel war wieder erlahmt. Nun soll ihnen eine vorbehaltlose Bekehrung zum Herrn Gottes Segen bringen: " so will ich mich zu euch kehren. "

 

 

Sach 1,4

 

Die Warnung vor Ungehorsam erinnert an das schlechte Beispiel ihrer Väter, die sich nicht nur dem Herrn widersetzten, sondern es auch ablehnten, auf die Warnungen der vorexilischen Propheten zu hören. Diese früheren Propheten waren von Sacharja und seinen Zeitgenossen durch die Jahre des Exils in Babylon getrennt. Ein Hauptanliegen (wenn auch nicht der einzige Gehalt) der vorexilischen Predigten war der Ruf zur Buße: " Kehrt um von euren bösen Wegen und von eurem bösen Tun! " Daran wird der Charakter prophetischer Botschaften für die jeweils eigene Generation deutlich (vgl. Jer 3,12-14; 18,11; 25,5-6; Hes 33,11; Hos 14,2; Joe 2,12-13; Am 5,4-6 ). In Sacharjas Amt überwiegt dagegen ein anderer Aspekt der Prophezeiung (die Weissagung; vgl. Sach 9-14 ). Die Ablehnung der Väter ( aber sie gehorchten nicht und achteten nicht auf mich ) offenbarte sich bereits den früheren Propheten (z. B. Jer 17,23; 29,19; 36,31 ).

 

 

Sach 1,5

 

Die Warnung vor dem Aufschub der Reue wird in zwei glänzende rhetorische Fragen gekleidet, die auf die Kürze des menschlichen Lebens verweisen. Sacharja fragt: " Wo sind nun eure Väter? " Sie sind umgekommen durch Schwert, Hunger und Pest oder auch eines natürlichen Todes gestorben, wie die frühreren Propheten geweissagt hatten. Sacharja fragt weiter: " Und die Propheten, leben sie noch? " Die Antwort lautet natürlich: "Nein!" Auch ihre Amtszeit war nur kurz, also sollte die Gelegenheit zur Buße, die sie boten, nicht vertan werden.

 

Sach 1,6

 

 

 

Sacharjas Worte über das sichere Eintreffen und die Wirksamkeit des göttlichen Gerichts enthalten eine Warnung vor dem Zweifel.

Die Grundlage für die Botschaft des Gerichts sind " meine Worte " (über die drohende Strafe; z. B. Jer 39,16 ) und " meine Gebote " (d. h. Gerichtsbeschlüsse; z. B. Jes 10,3 ). Wenn auch die Propheten starben, so lebt doch Gottes Wort und wird erfüllt werden. Die Gewißheit seiner Erfüllung zeigt sich schon daran, daß Gottes Worte und Gebote die Väter der jetzt Lebenden getroffen haben.

Das hebräische Wort für "treffen" ist ein Begriff aus dem Bereich der Jagd; er veranschaulicht, daß das Gericht Gottes die Übeltäter verfolgt und einholt. Dasselbe Wort wird in 5Mo 28 für das Gericht ( 5Mo 28,15.45 ) und für den Segen ( 5Mo 28,2 ) verwendet, steht aber auch für die Tat des "Bluträchers" ( 5Mo 19,6 ).

Daß die Väter haben umkehren müssen , bedeutet nicht zwangsläufig, daß sie sich zu Gott wandten, sondern meint vielleicht nur, daß sie zur Vernunft kamen und erkannten, daß sie Strafe verdienten, womit Gott genau das erreicht hatte, was er mit ihrer Verbannung ins Exil bezweckt hatte ( Kl 2,17 ).

Andererseits bereuten in der Zeit des Exils sicherlich viele Menschen aufrichtig und erwarben damit die Vergebung und die darauffolgende Wiedereinsetzung in ihr Land.

Voraussetzung für die Erfahrung des Segens, der sich in Sacharjas Visionen und Prophezeiungen offenbart, ist also eine echte und aus ganzem Herzen kommende Bekehrung zum Herrn Zebaoth. Die Menschen sollen nicht wieder ungehorsam sein wie die frühere Generation, die durch das göttliche Gericht ins Exil

  

 

Sach 1,7.8 (Sach 1,7b.8a)

 

Die Quelle von Sacharjas Visionen wird mit der Wendung " geschah das Wort des HERRN " (vgl. V. 1 ) ganz klar bezeichnet. Diese prophetische "Formel" leitet stets eine göttliche Offenbarung ein. Die Visionen und teilweisen Deutungen, die der Prophet vor seinem inneren Auge sah, hatten die Bedeutung von Verbalinspirationen, die durch Worte Gottes ergänzt wurden. Die Worte " Ich sah " geben an, wie Sacharja die Offenbarung zuteil wurde. Sie beziehen sich nicht auf einen Traum und sind auch keine bloße literarische Formel. Sacharja war während des ganzen Geschehens wach, wie aus seinen Fragen und Einwürfen hervorgeht.

 

 

Sach 1,8 b

 

Die Vision umfaßt drei Dinge: (a) die Beschreibung dessen, was Sacharja sieht (V. 8 ), (b) die Deutung des Geschauten (V. 9 - 11 ) und (c) die Fürbitte des Engels des Herrn (V. 12 ).

Die vorrangige Konzentration der Vision auf den Mann auf einem roten Pferde legt nahe, daß es sich bei ihm um den Anführer der Reiter handelte. Er hielt auf dem Pferd, als warte er auf den Bericht seiner Kundschafter. In Vers 11 wird er als "der Engel des Herrn" identifiziert. Dieser Bote (vgl. den Kommentar zu V. 11 ) befand sich zwischen den Myrten im Talgrund , möglicherweise im Kidrontal östlich oder südöstlich von Jerusalem, wo es diese duftenden immergrünen Sträucher wahrscheinlich im Überfluß gab. Hinter ihm standen weitere Reiter (die Bericht erstatten sollten; V. 11 ). Wichtig sind jedoch vor allem die Farben der Pferde: es waren rote (kastanienrot), braune (rotbraun) und weiße . Welche Bewandtnis es mit den Farben hat, wird nicht gesagt; hinzu kommt noch die Schwierigkeit, daß das hebräische Wort, das hier mit "braun" übersetzt ist, im Alten Testament nur an dieser einen Stelle vorkommt, so daß seine Bedeutung also keineswegs gesichert ist.

 

 

Sach 1,9-11

 

Auf Sacharjas Frage nach der Bedeutung der Vision ( Wer sind diese? ; vgl. Sach 2,2; 4,4.11; 6,4 ; vgl. auch Sach 5,6 ) antwortet ihm ein Engel. Im Unterschied dazu fragt in der fünften und sechsten Vision der Engel Sacharja, ob er die Bedeutung wisse ( Sach 4,2.5.13; 5,2 ) - wahrscheinlich, um seine Neugierde zu erregen. Dieser Engel, der mit mir redete ( Sach 1,13-14; 2,2.7; 4,1; 5,10; 6,4 ), ist jedoch nicht der Engel des HERRN ( Sach 1,11-12; 3,1-6 ). Er zeigt Sacharja die Bedeutung der Vision, indem er die in ihr auftretenden Personen zu Wort kommen läßt. Zunächst spricht die Hauptfigur, der Reiter auf dem roten Pferd, der von den anderen Reitern sagt: " Diese sind's, die der HERR ausgesandt hat, die Lande zu durchziehen ." Die Wendung "zu durchziehen" scheint hier die militärische Bedeutung von "patrouillieren" oder "kundschaften" zu besitzen. So wie die persischen Könige Botschafter in das ganze Reich entsandten, hat der Engel des Herrn berittene Engel ausgesandt, um zu erkunden, wie es in der Welt steht.

Die Patrouille erstattet ihrem Führer, nun "Engel des Herrn" genannt, Bericht. Daß dieser "Engel" (wörtlich: "Bote") eine Manifestation des präinkarnierten Christus ist, wird im dritten Kapitel deutlich, wo er ganz direkt der "Herr" genannt wird (bei Luther steht auch hier der "Engel des Herrn"), der allerdings seinerseits von einem anderen "Herrn" spricht ( Sach 3,2 ). Darüber hinaus übt er das göttliche Vorrecht, Sünden zu vergeben, aus ( Sach 3,4 ). (Vgl. den Kommentar zum "Engel des Herrn" in 1Mo 16,7 .) DiePatrouille hat gemäß ihrem Auftrag die Lande durchzogen und hat die Erde ruhig und still , d. h. friedvoll und ohne kriegerische Auseinandersetzungen, gefunden. Israel hatte jedoch keineswegs Ruhe und Frieden. Enthält die Aussage der Kundschafter nun gute oder schlechte Nachrichten für das Volk? Wenn sie sich auf den Frieden im zweiten Regierungsjahr des Darius bezieht, so wären die Ruhe und der Frieden das Ergebnis persischer Unterdrückung und Ungerechtigkeit - also schlechte Nachrichten für die Israeliten, die unter der Herrschaft der Heiden leben. Doch vielleicht hat die Vision einen stärker eschatologischen Bezug und antizipiert das weltweite Königreich des Messias; die Reiter durchsuchten schließlich nicht nur das riesige persische Reich, sondern alle Lande . Andererseits kann "alle Lande" natürlich auch nur eine Redefigur (Synekdoche) für das persische Reich sein.

 

 

Sach 1,12

 

Die Fürbitte durch den Engel des HERRN ist ungewöhnlich. Normalerweise fungiert dieser göttliche Bote als Vertreter Gottes gegenüber dem Volk und nicht umgekehrt. Daß er im Gebet den HERRN Zebaoth anspricht, spricht für eine Unterteilung der Gottheit in mehrere Personen und stützt damit die These, daß die Lehre der Trinität im Alten Testament bereits implizit enthalten ist. Die Klageformel " wie lange noch? " ist ein Ausdruck dafür, wie dringend notwendig es ist, daß der Herr sich für Israel einsetzt. Die verheißenen siebzig Jahre der Gefangenschaft waren vorüber (vgl. Jer 25,12; 29,10 ), doch Jerusalem war noch immer nicht wiedererbaut.

 

 

Sach 1,13

 

Die erste Vision zeigte, daß Gott die Welt beobachtet und lenkt, doch nun folgt noch eine direkte, wörtliche Botschaft des Trostes für Israel. Diese Botschaft vom Herrn (es kann eventuell auch "der Engel des Herrn" aus Vers 12 sein) wird zunächst dem Engel überbracht, der Sacharja die Visionen deutet. Dieser gibt sie dann an Sacharja weiter, damit er sie dem Volk verkünden kann. Die Botschaft enthält (a) eine Aussage über Gottes Liebe zu Israel (V. 13 - 14 ), (b) Gottes Zorn über die Völker (V. 15 ) und (c) Gottes Segen für Israel (V. 16 - 17 ).

Der Inhalt der " freundliche(n) und tröstliche(n) Worte ", die Gutes verheißen und Trost bringen, steht in den Versen 14 - 17 .

 

 

Sach 1,14

 

Gottes große Liebe für sein Volk ( Jerusalem und Zion ) spricht aus der Wendung " ich eifere mit großem Eifer " (wörtlich: "eifersüchtig vor großer Eifersucht"). Diese Formulierung drückt seinen brennenden Wunsch aus (vgl. Sach 8,2 ), seine Liebe zu seinem Bundesvolk Israel zu bewahren. Diesen brennenden und dadurch manchmal auch verheerenden Eifer Gottes erlebte Juda seit 70 Jahren ( Sach 1,12 ). Jetzt aber richtet sich Gottes Zorn gegen die Völker. Der Zorn Gottes ist denn auch das Thema der zweiten Vision ( Sach 2,1-4 ).

 

 

Sach 1,15

 

Gottes Zorn auf die Völker ( ich bin sehr zornig ; wörtlich: "mit großem Zorn bin ich zornig"; vgl. V. 2 ) wirkt doppelt bedrohlich auf dem Hintergrund der falschen Sicherheit, in der sie sich unvorsichtigerweise wiegen. Er ist so zornig auf sie, weil sie Israel viel zu lange und zu schwer bestrafen, obwohl er, Gott, doch " nur ein wenig zornig " war, d. h. sein Volk nur mäßig bestraft sehen wollte. Die Völker dagegen " halfen zum Verderben " Israels und überschritten die Grenzen, die Gott der Bestrafung des Volkes gesetzt hatte (vgl. Jes 47,6 ).

 

 

Sach 1,16-17

 

Gottes Liebe zu Israel und sein Zorn über die Heiden führt nun (darum) zu sechs Segensversprechungen für Israel: 1. die Gegenwart Gottes in Jerusalem ( ich will mich wieder Jerusalem zuwenden mit Barmherzigkeit ; vgl. Hes 43,5; 48,35 ) im Gegensatz zum Rückzug der göttlichen Herrlichkeit aus dem vorexilischen Tempel ( Hes 10,18-19; 11,22-23 ); 2. der Wiederaufbau des Tempels ( mein Haus soll wieder aufgebaut werden ; vgl. Hes 40-48 ); 3. der Wiederaufbau der Stadt ( die Meßschnur soll über Jerusalem gespannt werden ; vgl. Jer 31,38-40 ); 4. neuer Wohlstand für Israel ( meine Städte (sollen) wieder Überfluß haben an Gottes Segen, daß die Stadtmauernihn kaum werden fassen können; vgl. Jes 60,4-9 ); 5. Trost für die Einwohner Jerusalems ( Zion ) durch die Erfüllung Gottes gnädiger Verheißungen (vgl. 5Mo 13,18; 30,3; Jes 14,1; 49,15 ); und 6. die Erwählung Israels (vgl. Sach 2,16; 3,2 ); das bezieht sich darauf, daß Gott seine Liebe über sie ausschütten wird und ist vielleicht zugleich eine Vorwegnahme des neuen Bundes mit Israel ( Jer 31,31-40 ; vgl. Röm 11,26-27 ).

Aus der Sicht des Neuen Testaments tritt die endgültige Erfüllung dieser Segenssprüche bei der Wiederkunft Christi ein, wenn der Tempel des Tausendjährigen Reiches vollendet ist und das Heil dieser Zeit anbricht, wie die oben erwähnten Parallelstellen ausführen. Obgleich der Tempel etwa vier Jahre nach dieser Prophezeiung fertiggestellt ( Esr 6,15 ) und die Stadt etwa 80 Jahre später teilweise wiedererbaut war ( Neh 6,15 ), deuten die Textstellen aus Hesekiel darauf hin, daß Gott erst im Tausendjährigen Reich wieder im Tempel wohnen wird. Doch vielleicht glaubten die Zeitgenossen von Sacharja auch, der versprochene Segen stünde unmittelbar bevor; eine Überzeugung, die ihnen sicherlich eine Hilfe beim Wiederaufbau des Tempels war.

Mehrere wichtige Details dieser ersten Vision werden in den beiden nächsten Visionen weiter ausgeführt. So wird in der zweiten Vision Gottes Mißfallen an den Völkern anschaulich gemacht, und die dritte handelt davon, daß Gott Israel durch den Segen seiner Gegenwart zu neuer Blüte bringt.

 

 

2. Die Vision der vier Hörner und der vier Schmiede

( 2,1 - 4 )

 

Der Trost, von dem in den Versen 1.13.17 die Rede ist, wird in den gegensätzlichen Bildern der zweiten und dritten Vision panoramaartig entfaltet. Die zweite Vision zeigt Gottes Gericht über all jene Völker, die Israel bedrängen ( Sach 2,1-4 ), während die dritte Vision ausmalt, wie Gott das blühende Israel segnen wird ( Sach 2,5-17 ). Die Vision der vier Hörner und der vier Schmiede stellt dar, wie Gott sein in Sach 1,15 bekundetes Mißfallen an den Völkern zu erkennen geben wird. Die Völker, die Israel zerstreut haben, werden nun selbst zermalmt werden.

 

 

a. Die vier Hörner

( 2,1 )

 

Sach 2,1

 

Sacharja hob seine Augen auf , um das neue Bild, das vor seinen Augen entstand, zu sehen (vgl. Sach 2,5; 5,1.9; 6,1; Dan 8,3; 10,5 ). Er sieht vier Hörner , wie die eines Widders oder einer Ziege (vgl. Dan 8,3-8 ). Hinweise auf irgendwelche Tiere fehlen jedoch, es ist daher anzunehmen, daß die Hörner isoliert oder abstrakt sichtbar wurden.

 

 

b. Die vier Hörner werden identifiziert

( 2,2 )

 

Sach 2,2

 

Wieder fragt Sacharja: " Wer sind diese? " (vgl. Sach 1,9; 4,4.11; 6,4 ; vgl. auch Sach 5,6 ). Das Horn ist das Symbol unbezwingbarer Stärke (vgl. Mi 4,13 ). Häufig steht es auch für einen heidnischen König und sein ganzes Reich ( Dan 7,24; Offb 17,12 ). Im vorliegenden Zusammenhang symbolisieren die vier Hörner stolze heidnische Mächte ("Hörner der Völker"; Sach 2,4 ), die Juda, das ist Israel, und Jerusalem zerstreut haben ("Juda und Jerusalem" stehen für das ganze Volk Gottes im Exil). Manche Forscher sehen in diesen vier Hörnern die vier heidnischen Reiche aus Dan 2 und 7 (Babylon, Medien/Persien, Griechenland und Rom). Dann wären die vier Schmiede die Reiche, die auf diese folgten, wobei der vierte Schmied das messianische Königreich des Himmels verkörpert ( Dan 2,44 ). Der Engel in Sacharjas Vision sagt jedoch, die vier Hörner "haben" Israel "zerstreut" (Perfekt; Sach 2,2 ), und zwar bevor die Schmiede erscheinen. Es scheint daher plausibler, die Zahl vier entweder als eine "runde" Zahl, d. h. als Verkörperung aller Widersacher Israels zu verstehen, oder aber die vier Hörner auf die vier Völker zu beziehen, die Israel zerstreuthatten, bevor Sacharja seine Vision sah (vielleicht Assyrien, Ägypten, Babylon und Medien/Persien).

 

 

c. Die Einführung der vier Schmiede

( 2,3 )

 

Sach 2,3

 

Das hebräische Wort für Schmiede ( HArASIm ) bezeichnet ganz allgemein Arbeiter, die mit Holz, Stein oder Metall umgehen können. Da das Material, aus dem die Hörner bestehen, nicht erwähnt wird, ist die übliche Übersetzung mit "Schmiede" durchaus zulässig.

 

 

d. Die Erklärung des Bildes der vier Schmiede

( 2,4 )

 

Sach 2,4

 

Was die vier Schmiede bedeuten, hängt davon ab, wofür die vier Hörner stehen. Wenn die Hörner die späteren Königreiche aus Daniels Vision darstellen ( Dan 2;7 ), dann verkörpern die Schmiede Medien/Persien, Griechenland, Rom und das messianische Königreich. Andernfalls handelt es sich wahrscheinlich um Völker, die Gott zur Unterwerfung der früheren Unterdrücker Israels einsetzte, zu denen auch Persien gehörte (vgl. den Kommentar zu Sach 2,2 ). Mit Sicherheit will die Vision jedoch sagen, daß Gott Werkzeuge des Gerichts erstehen läßt, die sein Volk Israel von allen seinen Feinden befreien.

 

3. Die Vision des Mannes mit der Meßschnur

( 2,5 - 17 )

 

a. Der Inhalt der Vision

( 2,5 - 6 )

 

Sach 2,5

 

Die Wendung " Und ich hob meine Augen auf " (vgl. Sach 2,1; 5,1.9; 6,1 ) deutet den Übergang zu einer neuen Vision an und steht für die Kontinuität mit der vorhergehenden. Nach seinem Gericht über die heidnischen Völker wird Gott Jerusalem groß machen und es schützen. Diese Kernbotschaft der Vision ist klar, über die Details dagegen läßt sich weniger Genaues sagen, weil die für die Deutung entscheidenden Fragen - wer sind die Personen, von denen in der Vision die Rede ist, wo befinden sich die einzelnen Personen, wohin bewegen sie sich, und wer spricht in Sach 2,8-17 nicht eindeutig zu beantworten sind.

Der Beruf des Mannes wird durch die Meßschnur in seiner Hand verdeutlicht. Es besteht keinerlei Grund, diesen Mann für mehr als eben einen nicht eindeutig identifizierbaren Mann in der Vision zu halten. Manche Exegeten setzen den "jungen Mann" in Vers 5 allerdings mit dem "Mann mit der Meßschnur" in Vers 1 gleich. Nach ihrer Ansicht verließ der erklärende Engel, der die Visionen deutet, Sacharja und traf einen anderen Engel, der ihn aufforderte, den Vermesser, der sich über den Wiederaufbau der Stadtmauer Jerusalems täuschte, zurückzurufen. Es scheint jedoch plausibler, diesen jungen Mann mit Sacharja selbst gleichzusetzen, der - als Erklärung für die Tätigkeit des Vermessers - die Botschaft erhielt, daß Jerusalems Grenzen erweitert würden (V. 8 - 17 ).

Die Identität des Vermessers wird in der Textstelle nicht enthüllt, Beachtung verdient jedoch die Auffassung, er sei mit dem Engel des Herrn identisch ( Sach 1,11; 3,1 ; vgl. Hes 40,3 ). Ein Vergleich dieser Vision mit Sacharjas erster Vision ( Sach 1,7-17 ) macht die These, daß es sich bei dem Vermesser um den Engel des Herrn handelt, der Sacharja die göttliche Offenbarung überbringt, noch wahrscheinlicher. Auf jeden Fall sind die Worte in Sach 2,8-17 eine Botschaft (oder eine Reihe von Botschaften) des Herrn selbst, die sich zunächst an den jungen Mann (V. 8 - 9 ), dann an Israel (V. 10 - 16 ) und schließlich an "alles Fleisch" (V. 17 ) richtet.

 

 

Sach 2,6

 

Die Absicht des Vermessers ist es, wie er in seiner Antwort auf Sacharjas Frage zu erkennen gibt, die Grenzen von Jerusalem zu vermessen, wahrscheinlich, um die gegenwärtigen Grenzen der Stadt, aus denen sich ihre zukünftige Größe entwickeln soll, anzuzeigen.

 

 

b. Die Mitteilung der Botschaft

( 2,7 - 17 )

 

Sach 2,7-8

 

Ein anderer Engel , der vielleicht von dem Vermesser kommt, überbringt dem erklärenden Engel eine Botschaft für Sacharja.

 

 

Sach 2,8

 

Jerusalem soll ohne Mauern bewohnt werden - das deutet darauf hin, daß die Stadt unter dem göttlichen Segen über ihre Grenzen hinauswachsen wird. Sie wird keine Mauern oder Festungsanlagen brauchen, weil Gott bei ihr ist (vgl. V. 9 ; Hes 38,11 ).

 

 

Sach 2,9

 

Der Herr wird Jerusalem nach außen schützen und sich in seinem Innern herrlich erweisen (vgl. Jes 60,19 ). Diese Verheißung bezieht sich auf die persönliche Gegenwart des Herrn auf Erden durch den Messias im Tausendjährigen Reich. Hesekiel sah die in der Zukunft liegende Rückkehr der göttlichen Herrlichkeit in den Tempel voraus ( Hes 43,2-5 ), doch Sacharja war es beschieden zu schauen, wie sich diese Herrlichkeit über die ganze Stadt ( Sach 2,9 ) und das ganze Land (V. 16 ; vgl. Sach 14,20-21 ) ausbreitet.

 

Sach 2,10-13

 

Die folgende Weissagung Gottes scheint die praktische Konsequenz des vorher Geschauten zu sein. Sie gilt jenen Zeitgenossen Sacharjas ( Zion bezieht sich auf die Juden), die noch immer in Babel leben, und fordert sie dringend auf, nach Jerusalem zurückzukehren. Der letzte Teil von Vers 10 sollte vielleicht eher lauten: " denn ich habe euch wie die vier Winde (und nicht in die vier Winde) unter dem Himmel zerstreut ". Das kann sich auf eine einmalige gewaltsame Zerstreuung oder auch auf jede einzelne Vertreibung der Juden aus ihrem Land beziehen. Die Exilanten lebten unversehrt in Babylon, dem Lande des Nordens - so genannt, weil die Invasoren aus Babylon sich Israel vom Norden her näherten. In Vers 12 - 13 spricht der Herr selbst (d. h. der Engel des Herrn oder der Messias), wenngleich manche Exegeten diese Passage auch als Sacharjas Erklärung seines prophetischen Auftrags deuten. " Denn so spricht der HERR Zebaoth, der mich gesandt hat " ist die Übersetzung einer schwierigen hebräischen Textstelle. Ihr Grundgedanke scheint zu sein, daß Gott den Messias senden wird, um die Völker, die euch beraubt haben , zu richten und Gottes Herrlichkeit zu entfalten. Das wird geschehen in dem Gericht der Heiden bei der Wiederkunft des Messias ( Mt 25,31-46 ). Das Bild vom Augapfel stammt aus 5Mo 32,10 ; "Apfel" (wörtlich: "Tor oder Öffnung") bezieht sich wahrscheinlich auf die Pupille - den verwundbarsten Teil des Auges, der Schutz am nötigsten hat. Hier ist er ein Bild für das von Gott beschützte Israel.

 

Sach 2,14-16

 

Diese Weissagung gilt vielleicht den wenigen, die bereits nach Jerusalem zurückgekehrt sind. Wieder liegt der eigentliche Grund für die Aufforderung zum Lob im messianischen Geschehen, in der Vorfreude auf die Zeit, in der die Welt für Christi Herrschaft bereit sein wird. " Freue dich und sei fröhlich " ist ein Ausruf des Lobes, der in Liedern häufig vorkommt. Er steht immer in Verbindung mit der Herrschaft Jahwes als König in Jerusalem (vgl. Ps 93;96;98; Jes 52,7-10; Zeph 3,14-15 ). "Ich komme und will bei dir wohnen" bezieht sich auf die Zeit, wenn der Messias auf dem Thron Davids sitzen wird. Möglicherweise sind hier sogar beide Kommen Christi gemeint, wie etwa in Jes 9,5-6 und Jes 61,1-2 .Doch die Betonung liegt auf jeden Fall auf der Wiederkunft Jesu, bei der auch die Heiden an Gottes Segen für Israel teilhaben werden. " Zu der Zeit " ist eine Kurzform des künftigen "Tages des Herrn", an dem er kommen wird, um die Völker zu richten und seinen Bund mit Israel im Tausendjährigen Reich zu erfüllen. Dort werden Menschen aus vielen Völkern den Herrn anbeten (vgl. Sach 8,20-23; 14,16; Jes 2,3 ). " In dem heiligen Lande " - eine Wendung, die in der Bibel nur an dieser Stelle steht -, seinem Erbe (vgl. Sach 8,3 ), wird der Herr wohnen, und er wird Jerusalem zur Hauptstadt der Welt ( Jes 2,1-2 ) erwählen (vgl. Sach 1,17; 3,2 ). Sach 2,17 : Die ganze Menschheit soll sich in Schweigen und Ehrfurcht vor dem Allmächtigen neigen.

 

 

4. Die Vision der Reinigung und Krönung Jeschuas

( Sach 3 )

 

Topographisch wechselt das Umfeld von Sacharjas Visionen nun anscheinend von dem Tal außerhalb Jerusalems (in den beiden ersten Visionen; Sach 1,7-2,4 ) zu einem Beobachtungspunkt innerhalb der Stadt (in der dritten Vision; Sach 2,5-17 ) und liegt jetzt im Tempelhof selbst (in der vierten und fünften Vision; Sach 3-4 ). Die ersten drei Visionen waren die symbolische Darstellung der äußeren Erlösung Israels aus der Gefangenschaft, seiner flächenmäßigen Ausdehnung und der materiellen Blüte des Landes, wohingegen die vierte Vision ( Sach 3 ) Israels innere Reinigung von der Sünde und seine Wiedereinsetzung in die priesterlichen Ämter und Funktionen ausmalt.


a. Die symbolische Handlung

( 3,1 - 5 )

 

Der Herr zeigt Sacharja die Vision ("Er ließ mich sehen"), dem diesmal die Identität der Handelnden und die Bedeutung ihrer Handlungen völlig klar sind. Die vierte Vision unterscheidet sich also von den vorhergehenden dadurch, daß Sacharja hier keine Fragen stellt und auch keine Erklärungen von dem Engel erhält. Die Handelnden oder Teilnehmenden sind (a) Jeschua, der Sohn Jozadaks, der Hohepriester der Zeit des Wiederaufbaus des Tempels, der mit Serubbabel aus Babylon zurückgekehrt war; (b) der Engel des Herrn, der präinkarnierte Christus, der bereits in Sach 1,11-12 eingeführt wurde; (c) Satan, der Ankläger (vgl. Offb 12,10 ); (d) wartende Engel ("denen, die vor ihm standen"; Sach 3,4 ); (e) der Prophet Sacharja.

Sach 3,1-2

 

Als erstes fällt die Position Jeschuas auf: " Wie er vor dem Engel des HERRN stand ". Das Wort "stand" ist hier ein Terminus für das Priesteramt (vgl. 5Mo 10,8; 2Chr 29,11 ) und damit ein impliziter Hinweis auf die Göttlichkeit des Engels des Herrn und seine Identität als präinkarnierter Christus. Das zeigt sich noch deutlicher in Sach 3,2 , wo er selbst als "Herr" bezeichnet wird (Luther nennt ihn auch hier "Engel des Herrn") und sich doch gleichzeitig von dem Herrn abgrenzt, als er Satan anredet (vgl. den Kommentar zu Sach 1,11 ). Diese Gleichsetzung des Engels des Herrn mit Christus wird weiter gestützt durch Vers 4 , wo er selbst Sünden vergeben kann.

Satans Widerstand macht aus der priesterlichen Szene eine Gerichtsszene. Er klagt Jeschua an. Doch der Engel des Herrn tadelt Satan und spricht Jeschua frei - nicht, weil die Anklagen ungerechtfertigt sind, sondern weil Gott seinem Volk Israel gnädig ist und es erwählt hat. Jeschua vertritt an dieser Stelle in seinem Amt als Hoherpriester das Volk Israel. Gottes Erwählung Jerusalems, nicht Jeschuas, ist der Grund dafür, daß der Herr Satan schelten soll (V. 2 ). An einer späteren Stelle wird die Sünde vom ganzen Land, nicht nur von Jeschua, genommen (V. 9 ). Über Jeschua und seine priesterlichen Begleiter wird gesagt, daß sie "Zeichen" seien (V. 8 ). So wie der Hohepriester am Versöhnungstag das ganze Volk repräsentiert (vgl. 3Mo 16,1-10 ), wird hier der Hohepriester Jeschua als Vertreter des ganzen Volkes Israel angeklagt und freigesprochen.

 

Sach 3,3-5

 

Die Sündenvergebung geschieht in Form des Ablegens der " unreinen Kleider " Jeschuas, einem Bild für seine und des ganzen Volkes Sünde und Schuld. Dann werden ihm " Feierkleider " angezogen, ein Symbol seiner Reinheit nach der Vergebung der Sünden, und er bekommt einen " reinen Kopfbund " aufgesetzt, möglicherweise ein Sinnbild der Freude über seine Wiedereinsetzung in das Priesteramt. Das ganze Schauspiel ist ein Symbol der Vergebung und Wiederherstellung Israels als priesterliches Volk (vgl. 2Mo 19,6 ).

 

 

b. Die Mitteilung

( Sach 3,6-10 )

 

Diese Botschaft enthält eine Weissagung für Jeschua (V. 6 - 7 ) und eine Erklärung des symbolischen Gehalts der Vision (V. 8 - 10 ).

 

 

Sach 3,6-7

 

Jeschua werden zwei Bedingungen und drei Folgen des göttlichen Segens verkündet. Die Wendung " in den Wegen des HERRN wandeln " beschreibt das persönliche Verhalten der Priester (und schließlich des ganzen Volkes) gegenüber Gott. Gottes " Dienst recht versehen " (vgl. 1Kö 2,3 ) bezieht sich auf die gläubige Erfüllung der priesterlichen Pflichten. Wenn Jeschua diesen Pflichten nachkommt, soll er sich dreier Dinge erfreuen: 1. " mein Haus regieren ", d. h. weiterhin Dienst im Tempel tun; 2. " meine Vorhöfe bewahren ", d. h. den Tempel vor Götzendienst und anderer religiöser Verunreinigung schützen; und 3. " Zugang zu mir " erhalten, d. h. wie die Engel freien Zugang zu Gott haben (vgl. Sach 3,1 ; diejenigen, die "hier stehen", sind nicht identisch mit den anderen Priestern, die "sitzen"; V. 8 ).

 

 

Sach 3,8-10

 

Als nächstes bestätigt der Herr den Kernpunkt der Vision: daß Jeschua und "seine Brüder" ein Zeichen sind für den Knecht, der kommen wird. In ihrer offiziellen priesterlichen Reinigung von der Sünde nehmen sie die zukünftige Reinigung des Volkes Israel vorweg. Diese zukünftige Reinigung wird mit dem Kommen dessen, der die Sünden vergibt, in Zusammenhang gebracht. Er erhält drei messianische Titel: Knecht, Sproß und Stein . Als der Gottesknecht ist Christus derjenige, der kommen wird, um den Willen des Herrn zu tun ( Jes 42,1; 49,3-4; 50,10; 52,13; 53,11 ). Als der Sproß Davids ist Christus der Nachkomme Davids, der sich aus der Erniedrigung, in die das Geschlecht Davids gefallen war, zu Macht und Herrlichkeit erheben wird ( Jes 4,2; 11,1; Jer 23,5; 33,15; Sach 6,12-13 ). Als der Stein (vgl. Ps 118,22; Mt 21,42; 1Pet 2,6 ) wird Christus das Gericht über die Heiden bringen ( Dan 2,44-45 ) und ein Stein des Anstoßes für das ungläubige Israel sein ( Röm 9,31-33 ). Doch am Ende wird er Israel reinigen und " die Sünde des Landes wegnehmen an einem einzigen Tag ". Nach Ansicht mancher Forscher bezieht sich das auf den Tag der Kreuzigung Jesu, wahrscheinlicher ist jedoch, daß der Tag seiner Wiederkunft gemeint ist, wenn am Ende der großen Drangsal sein am Kreuz geschehener Tod auch das gläubige Israel erlösen wird ( Sach 13,1 ).

Die sieben Augen auf dem Stein symbolisieren wahrscheinlich die Allwissenheit des Messias, mit der er richten wird. Oder es handelt sich um eine Anspielung auf den Heiligen Geist ( Jes 11,2; Offb 5,6 ). Die Wendung " zu derselben Zeit " ( Sach 3,10 ) scheint die ganze Zeit des Tausendjährigen Segensreiches zu bezeichnen, die auf die Wiederkehr Christi folgen wird. Das Zusammensitzen unter dem Weinstock und unter dem Feigenbaum ist ein Bild des künftigen Friedens und Wohlstandes ( 1Kö 5,5; Jes 36,16; Mi 4,4 ).