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Titus Kapitel 3
A. Duane
Litfin)
Walvoord
Tit 3,1-2
Ein
großer Teil der Arbeit eines Gemeindehirten besteht darin, seinen Schäflein die
Dinge immer wieder neu nahezubringen, die sie bereits wissen. Titus soll die
Christen auf Kreta deshalb auch daran erinnern, daß sie sich bemühen sollen,
gute Bürger ihres Gemeinwesens zu sein - eine Tugend, an der es den Kretern
bekanntermaßen mangelte. Auch wenn der Apostel es hier nicht ausdrücklich sagt,
so stand hinter dieser Anweisung ohne Zweifel der Gedanke, daß bürgerliches
Wohlverhalten, ähnlich wie das Wohlverhalten eines christlichen Sklaven, dem
Evangelium zur Ehre gereichen und es für Außenstehende attraktiv machen würde
(vgl. Tit 2,10 ). Sieben Eigenschaften führt Paulus auf, die von einem
christlichen Bürger erwartet werden: (1) der Gewalt der Obrigkeit untertan und
(2) gehorsam zu sein (vgl. Röm 13,1-7 ); (3) zu allem guten Werk
bereit (vgl. Eph 2,10; 2Tim 3,17 ); (4) niemanden zu verleumden ; (5) nicht zu
streiten ; (6) gütig zu sein und (7) alle Sanftmut zu beweisen gegen alle
Menschen . Ein christlicher Bürger sollte einen in jeder Hinsicht positiven
Einfluß auf das Gemeinwesen ausüben und durch ein zuvorkommendes und gütiges
Betragen seiner Umgebung die Liebenswürdigkeit Christi vor Augen führen. Eine
solche Lebensführung erwächst zwangsläufig aus dem Begreifen der göttlichen
Gnade. Die Anweisungen in Tit 2,15-3,2 sind also nichts anderes als konkrete
Beispiele für das Verhalten, das von einem Menschen verlangt wird, der Gottes
Gnade ganz erfaßt hat ( Tit 2,11-14 ).
C.
Das aus der Gnade erwachsende gottgefällige Leben
( 3,3 - 8 )
Tit
3,3
Paulus vergaß keinen Augenblick den sündhaften Zustand, aus dem er und die von
ihm Bekehrten gerettet worden waren (vgl. 1Kor 6,9-11; Eph 4,17-24; Kol 3,6-7 ),
und ruft es den Gemeindegliedern an dieser Stelle mahnend ins Gedächtnis. Statt,
wie Paulus jetzt von ihnen fordert, friedfertig und vom Vorbild Christi geprägt
zu sein, waren sie früher das genaue Gegenteil: unverständig , nicht
vernünftig, ungehorsam , nicht gehorsam, in die Irre gehend und mancherlei
Begierden und Gelüsten dienstbar , nicht beherrscht und bereit zu jedem guten
Werk. Statt von Friedfertigkeit, Besonnenheit und Demut erfüllt zu
sein, lebten sie in Bosheit und Neid, waren verhaßt und haßten einander. So
sieht es aus, wenn Menschen fern von Gott vegetieren. Oft legt sich zwar ein
dünner Firniß der Zivilisiertheit über die nackte Wahrheit, doch schon der
kleinste Sprung in der glatten gesellschaftlichen Oberfläche enthüllt, was
hinter dieser Fassade liegt. Es ist immer wieder zu beobachten, daß Menschen
ohne Gott sich im Grunde genommen nicht viel anders verhalten als wilde Tiere,
die sich um einen Knochen balgen.
Tit
3,4
Diese Situation veränderte sich jedoch radikal, als die Freundlichkeit und
Menschenliebe ( philanthrOpia ) Gottes, unseres Heilandes, ... erschien . Der
Gegensatz zum vorigen Zustand ist frappierend: Während in Vers 3 der Mensch der
Handelnde ist, ist er in Vers 4 - 7 nur der Empfänger, und Gott handelt. Was der
Mensch auf keinen Fall für sich selbst tun kann, hat Gott für ihn unternommen.
(Zu dem Verweis auf Gott als "Heiland" vgl. den Kommentar zu 1Tim 1,1 .)
Tit
3,5
Gott in seiner Gnade rettet diejenigen, die an ihn glauben, nicht wegen ihrer
eigenen Gerechtigkeit (vgl. Röm 3,21-24; Eph 2,8-9; 2Tim 1,9 ), sondern nach
seiner Barmherzigkeit . Die drei Begriffe "Freundlichkeit", "Menschenliebe" und
"Barmherzigkeit" ( Tit 3,4-5 ) sind jeweils verschiedene Aspekte der göttlichen
Gnade. Der zweifache Vorgang der Gnade, durch den Gott diese Rettung vollendet,
umfaßt (1) die Wiedergeburt , die hier als ein Bad beschrieben wird, in dem alle
Sünden abgewaschen werden, und (2) die Erneuerung im Heiligen Geist (vgl. 2Kor
5,17 ). Die Rolle des Glaubens wird an dieser Stelle offenbar deshalb nicht
erwähnt, weil Paulus sich ganz auf das Handeln Gottes konzentriert und die
menschliche Reaktion auf dieses Handeln nicht miteinbezieht.
Tit
3,6-7
Gott hat den Heiligen Geist reichlich über die Welt ausgegossen ... durch Jesus
Christus, unsern Heiland . Jesus war der Mittler des Geistes (vgl. Apg 2,33 ).
Paulus spielt hier mit seiner Wortwahl bewußt auf die Vorstellungen von
Pfingsten an ( Apg 2,17 ). Gottes Ziel bei der Ausgießung des Geistes war es,
daß die Gläubigen, durch seine Gnade gerecht geworden, Erben des ewigen Lebens
würden nach unserer Hoffnung . Das Wirken des Heiligen Geistes ist nach den
Worten des Neuen Testaments aufs engste mit der Vollendung des göttlichen
Heilsplanes verknüpft (vgl. Röm 8,15-17; Gal 4,6-7; Eph 1,13-14 ). Was Gott in
seiner Gnade begonnen hat, wird er mit der Hilfe des Geistes auch in seiner
Gnade vollenden.
Tit
3,8
Die
Formel "das ist gewißlich wahr" , die in den Pastoralbriefen immer wiederkehrt
(vgl. 1Tim 1,15;3,1;4,9; 2Tim 2,11 ), markiert hier den Übergang zu einer
weiteren direkten Aufforderung an Titus. Weil das zuvor Gesagte "gewißlich wahr"
ist, soll Titus dies mit Ernst lehren, um seine Zuhörer so zu einem
gottesfürchtigen Leben anzuhalten. Zweimal hat Paulus bereits ausdrücklich
betont, daß Titus sein Lehramt im Einklang mit der "heilsamen Lehre" ausüben
solle ( Tit 2,1.15 ). Er wiederholt diese Mahnung, wahrscheinlich das Kernstück
des ganzen Briefes, hier zum letzten Mal Dem Apostel lag ungeheuer viel daran,
daß Gottes Kinder sich mit guten Werken hervortun, denn das ist gut und nützt
den Menschen . Titus soll diese guten Werke fördern, denn sie gehen Hand in Hand
mit der "heilsamen Lehre".
D.
Mit der Gnade nicht zu vereinbarende Verhaltensweisen
( 3,9 - 11 )
Tit
3,9
Wie
die "heilsame Lehre" jedem nützt, so wenig ist andererseits
von Geschlechtsregistern, von Zank und Streit über das Gesetz zu halten, die
letztlich völlig unnütz und nichtig sind. Auch dies ist ein immer
wiederkehrendes Thema der Pastoralbriefe (vgl. 1Tim 1,4;6,4; 2Tim 2,23; Tit
1,14 ). Titus wird angewiesen, sich völlig von derartigen fruchtlosen
Spekulationen fernzuhalten.
Tit
3,10-11
Was
die Leute angeht, die diese nutzlosen Dinge treiben und dadurch einen spaltenden
und auch in anderer Weise schädigenden Einfluß auf die Gemeinde ausüben
(vgl. Tit 1,11 ), so sind die Anweisungen des Apostels für Titus völlig klar:
Die Betreffenden sind zweimal zu verwarnen, und wenn das keine Wirkung zeigt, zu
meiden. Wer auf eine zweifache Warnung nicht reagiert, zeigt damit deutlich, daß
er verkehrt ist und sündig und sich selbst damit das Urteil spricht . Paulus
orientiert sich hier an dem, was Jesus selbst für diesen Fall gelehrt hat ( Mt
18,15-17 ): Wer dreimal die Möglichkeit zur Reue erhält und sie nicht annimmt,
soll ausgestoßen werden (doch vgl. 2Thes 3,14-15 ).
VI.
Abschließende Anweisungen und Grüße
( 3,12 - 15 )
Tit
3,12
Wie
üblich schließt Paulus seinen Brief mit einigen persönlichen Bemerkungen. Wir
wissen zwar nicht, wo er sich bei der Abfassung des Schreibens aufhielt, doch er
plante auf jeden Fall, den Winter in Nikopolis in Griechenland an der
adriatischen Küste zu verbringen, und fordert Titus auf, ihn dort nach
Möglichkeit zu treffen, sobald Artemas oder Tychikus zu seiner Ablösung auf
Kreta eingetroffen sind. Artemas ist uns ein Unbekannter. (Zu Tychikus vgl. den
Kommentar zu 2Tim 4,12 .)
Tit
3,13
Auch der "Rechtsgelehrte" Zenas wird sonst nirgendwo im Neuen Testament erwähnt.
Wir wissen nicht einmal, ob er Jude oder Römer war. Apollos dagegen war ein
bekannter Mitarbeiter des Apostels. Paulus' Worten nach scheinen sich sowohl
Zenas als auch Apollos auf Kreta aufzuhalten, und Titus soll sich nun darum
kümmern, daß ihnen nichts fehlt . Diener Christi, deren Berufung es war, von Ort
zu Ort zu reisen, wurden im allgemeinen von den Gemeinden unterstützt (vgl. 3Joh
1,6-8 ).
Tit
3,14
Der
vorliegende Vers wurde von manchen Auslegern dahingehend gedeutet, daß auch die
kretischen Christen manche der berüchtigten üblen Eigenschaften ihrer Landsleute
an den Tag legten (vgl. Tit 1,12 ) und daher weder imstande waren, sich
hervorzutun mit guten Werken, wo sie nötig sind , noch anderen Gutes zu tun.
Darauf könnte die Bemerkung abzielen, daß sie kein fruchtloses Leben
führen sollen. Paulus hebt die Bedeutung guter Werke nicht deshalb so stark
hervor, weil die Gläubigen sich damit die Erlösung "verdienen" können, sondern
weil sie anderen nützen. Der gleiche Gedanke findet sich übrigens auch im Brief
an die Gemeinde in Ephesus ( Eph 4,28 ).
Tit
3,15
Wer
mit der Wendung "alle, die bei mir sind" gemeint ist, ist unklar. "Alle, die uns
lieben im Glauben" schließt eindeutig die falschen Lehrer aus, die sich der
paulinischen Lehre widersetzten. Die abschließende Grußformel Die Gnade sei mit
euch allen entspricht dem Gruß im 1. und 2. Timotheusbrief. Der Plural "euch"
zeigt dabei an, daß Paulus sich dessen bewußt war, daß nicht nur Titus den Brief
lesen würde.