DIE ALLGEMEINEN BRIEFE "DIE SIEBEN BRIEFE"
— Jakobusbrief, 1. und 2. Petrusbrief, dann 1., 2. und 3. Johannesbrief
und der Judasbrief—
sind seit dem vierten Jahrhundert als die katholischen oder die
allgemeinen Briefe bekannt.
Die Bezeichnung hebt die Tatsache hervor, daß diese Briefe nicht,
wie die Briefe des Paulus, an besondere Gemeinden gerichtet sind,
oder an einzelne Persönlichkeiten, sondern vielmehr an einen weiteren
Kreis und sogar an die Gemeinde als Ganzes.
Die früheste Bezeichnung dieser Briefe war das Wort «katholisch»,
gebraucht in dem Sinn von «universal», die Bezeichnung «allgemein» für
diese Gruppe von Briefen wurde später eingeführt.
Manche Ausleger haben eingewandt,
dass der Jakobusbrief. der 1. Petrusbrief und der 2. und 3.
Johannesbrief nicht wirklich «allgemeine» Briefe sind, weil der Bereich
ihrer Lehre zu beschränkt ist.
Aber gerade der Jakobusbrief.
der an die jüdische Zerstreuung («die zwölf Stämme, die zerstreut
sind»), gerichtet ist. ist wahrscheinlich eines der ältesten Bücher des
N.T.. das geschrieben wurde, ehe die missionarische Tätigkeit
des Paulus zu Ende war und zu einer Zeit, in der die Gemeinde noch
hauptsächlich aus hebräischen Christen bestand.
Er wird daher mit Recht als ein «allgemeiner» Brief bezeichnet.
Ebenso ist auch der
1. Petrusbrief, der an die «Fremdlinge» gerichtet ist. die in fünf
Gebieten zerstreut sind (Pontus. Galatien. Kappadozien. Asien und
Bithynien), als ein «allgemeiner» Brief anzusprechen.
Was nun den 2. und 3. Johannesbrief anbetrifft, diese kürzesten der
Briefe, so sind sie wohl an Einzelpersonen gerichtet, aber sie sind so
eng mit dem 1. Johannesbrief verbunden, dass sie als Anhänge dieses
Briefes bezeichnet werden können. In der Lehre stehen die allgemeinen
Briefe etwa in der Verbindung zu den Briefen des Paulus, wie das
Johannesevangelium zu den Synoptikern
— d. h. die allgemeinen Briefe ergänzen die Lehre des Paulus, aber
widersprechen ihr nicht. Zum Beispiel ist die Auslegung des Jakobus über
die Rechtfertigung durch Werke (Jak. 2.14-26) eine Ergänzung zu der
Lehre des Paulus von der Rechtfertigung durch Glauben; und die Lehre des
Petrus über «die letzten Tage» und über das Kommen des Herrn ist eine
Ergänzung zu dem Bericht des Paulus. Wir können also sagen, dass die
allgemeinen Briefe die Lehre des N.T. abrunden, weil sie Zusätze zu der
großen Darlegung des Christentums durch Paulus bringen. Um es anders
auszudrücken, können wir sagen, dass Paulus das Christentum in erster
Linie für die Heiden darlegt, während Jakobus es den Juden nahe bringt,
Petrus stellt eine Brücke dar zwischen Paulus und Jakobus: und Johannes
gibt uns in seinen Briefen den universalen (Charakter des Christentums.
Paulus können wir den Apostel des Glaubens nennen:
Jakobus den Apostel der Werke:
Petrus den Apostel der Hoffnung:
Johannes den Apostel der Liebe: und Judas den Apostel der Verteidigung
des Glaubens. Endlich, was die innere Beziehung der allgemeinen Briefe
anbetrifft, so haben Jakobus und 1. Petrus viel Gemeinsames, ebenso 2.
Petrus und Judas: und die drei Briefe des Johannes weisen ebenso viele
Ähnlichkeiten auf.
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