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Epheser Walvoord Harold W. Hoehner
Epheser Kapitel 5 - 6
Walvoord Harold W. Hoehner
( 5,1-6 )
Zum dritten Mal im Rahmen seiner praktischen Anweisungen benutzt Paulus
hier den Terminus "leben" (peripateo; vgl. Eph 4,1.17;5,2 ): Die Kinder
Gottes sollen in Einheit, Heiligung und Liebe leben.
1. Positiv formuliert: die Liebe zum Nächsten
( 5,1-2 )
Eph 5,1-2
Jeder Christ soll dem Beispiel Gottes folgen, weil er ein Kind Gottes
ist. Wie ein Kind seine Eltern nachahmt, so soll ein Gläubiger Gott
nachahmen (vgl. Mt 5,48; Lk 6,36 ).
Das "und" sollte in diesem Zusammenhang besser mit "indem" wiedergegeben
werden, um deutlich zu machen, daß es in Eph 5,2 darum geht, wie diese
Nachahmung aussehen soll: der Christ wird Gott ähnlich, wenn er in der
Liebe (lebt) . Das beste Beispiel für diese Liebe ist die Liebe Christi
zu seinem Eigentum - er hat uns geliebt . Seine Liebe fand ihren
höchsten Ausdruck in der Tatsache, daß er sein Leben für die opferte,
die an ihn glauben. Er hat sich selbst für uns gegeben (vgl. V. 25 ; Joh
10,11.15.17-18; Gal 1,4; Hebr 9,14 ). Dieses Opfer war ein lieblicher
Geruch für Gott (d. h., es wurde von ihm angenommen; vgl. 3Mo 1,17; 3Mo
3,16; Jes 53,10 ). (Die Vorstellung des wohlriechenden Opfers findet
sich auch in 2Kor 2,15-16 und Phil 4,18 .) Die Christen können Gott
nachahmen, indem sie andere lieben und, wenn es sein muß, ihr Leben für
sie hingeben ( 1Joh 3,16 ).
2. Negativ formuliert: die Abkehr vom Bösen
( 5,3 - 6 )
a. Verantwortung: sich fernhalten von bösen Praktiken
( 5,3-4 )
Eph 5,3
Egoistische Verhaltensweisen und Reden (V. 3-4 ) sind genau das
Gegenteil der selbstlosen Liebe, von der in Vers 1-2 die Rede ist. Da
sie Ausdruck der Ichsucht und Rücksichtslosigkeit gegenüber andern sind,
soll von ihnen im Leben eines Gläubigen nicht einmal die Rede sein.
Unzucht ( porneia ), jede Art Unreinheit oder Habsucht gehören sich
nicht für die Heiligen (wörtlich: "sollten nicht unter ihnen genannt
werden"; zu Heiligen vgl. Eph 1,1.15 ).
Eph 5,4
Unschicklichkeit in der Rede - schandbare ( aischrotEs , "schamlose Rede
und schamloses Verhalten") und närrische ( mOrologia ; wörtlich: "dumme
Wörter") oder lose Reden ( eutrapelia , "vulgäre, frivole Witze") stehen
denen, die Jesus nachfolgen, nicht an , da derartige Laster meist
schädliche Auswirkungen haben (vgl. Eph 4,29 ), wohingegen die
Danksagung ein Ausdruck der Wertschätzung der Mitmenschen und daher
nützlich ist. Damit will Paulus nicht sagen, daß Humor eine Sünde ist,
sondern nur, daß er unangebracht ist, wenn er andere zerstört oder
verletzt.
r
b. Begründung: die Übeltäter gehören nicht zu den Erben
( 5,5-6 )
Eph 5,5-6
Paulus weist die Gläubigen warnend darauf hin, daß sie sich böser Taten
(insbesondere Unmoral, Unreinheit und Habgier; vgl. V. 3 ) enthalten
müssen, wenn sie in das Gottesreich eingehen wollen. Diejenigen, die
kein Erbteil haben im Reich Christi und Gottes , sind nicht
"reingewaschen", "geheiligt" und "gerecht gemacht", wie 1Kor 6,9-11 ganz
deutlich macht. Ein Habsüchtiger ist insofern ein Götzendiener (vgl. Kol
3,5 ), als die Habgier die Menschen dazu bringt, materielle Dinge mehr
zu lieben als Gott.
Die Christen sollen sich nicht der Täuschung hingeben, daß diese
Warnungen nur leere Worte ( kenois , "inhaltsleer") sind, denn die
Kinder des Ungehorsams , d. h. die Nichtwiedergeborenen (vgl. Eph 2,2 ),
fallen unter den Zorn Gottes (vgl. Kol 3,6 ). Der Standpunkt Gottes der
Sünde gegenüber muß ernstgenommen werden. Die Gläubigen sollen Nachahmer
Gottes sein und keine Übeltäter.
D. Das Licht
( 5,7 - 14 )
Der Grund dafür, gerade an dieser Stelle (und nicht zwischen Vers 5 und
6 oder 7 und 8 ) eine Trennung vorzunehmen, ist die wiederaufnehmende
Partikel oun , "darum" oder "so", die jeweils den Beginn eines neuen
Abschnitts markiert: Eph 4,1.17;5,1.7.15 .
1. Keine Gemeinschaft mit Übeltätern
( 5,7 - 10 )
a. Gebot: macht keine gemeinsame Sache mit ihnen
( 5,7 )
Eph 5,7
Die Stellung der Christen als von Gott Geliebte (V. 1-2 ) ist
unvereinbar damit, Mitgenossen derer zu werden, gegen die sich der Zorn
Gottes richtet und die daher nicht "im Reich" (V. 5 ) sein werden.
b. Begründung: Die Christen sind verwandelt
( 5,8 a)
Eph 5,8 a
Die Gläubigen sollen sich nicht mit den Nichtwiedergeborenen
zusammentun, weil ( gar , denn ) sie nicht mehr der Finsternis
angehören, in der sie früher lebten (vgl. Eph 4,18; Joh 1,5; 3,19-20 ),
sondern Licht in dem Herrn sind ( Mt 5,14-16; Joh 3,21; 8,12; Röm 13,12;
1Thes 5,4-5 ). Sie sind aus der Finsternis befreit worden ( Kol 1,13 ).
Da sie jetzt "im Herrn" sind, der das Licht ist ( Joh 8,12 ), sind sie
selbst Licht.
c. Gebot: Lebt als Kinder des Lichts
( 5,8 b- 10 )
Eph 5,8-10 (Eph 5,8b-10)
Das Verhalten der Heiligen soll ihrem neuen Stand entsprechen. Als
Kinder des Lichts , deren wahres Wesen das geistliche Licht ist, sollen
sie auch dementsprechend leben ( Röm 13,12 ). Der Einschub in Eph 5,9
macht deutlich, daß die Frucht des Lichts - lauter Güte und
Gerechtigkeit (vgl. Phil 1,11 ) und Wahrheit - das Wesen Gottes im Leben
des Gläubigen widerspiegelt. Die Sünder aber, die in der Finsternis
leben, sind durch das Gegenteil dieser Frucht gekennzeichnet: durch
Bosheit, Schlechtigkeit und Falschheit. In Vers 10 wird dann der Gedanke
von Vers 8 b weiter ausgeführt: die Kinder des Lichts müssen prüfen (
dokimazontes , "auf die Probe stellen", "billigen", "entdecken"; vgl.
Röm 12,2 ), was dem Herrn wohlgefällig ist (vgl. 2Kor 5,9; Kol 1,10 ).
2. Keine Berührung mit den Werken der Übeltäter
( 5,11 - 13 )
Die, die sich zu Christus bekennen, sollen im Licht leben und sich nicht
den Ungläubigen anschließen (V. 7-10 ). Auch mit ihren Werken sollen sie
nichts zu schaffen haben (V. 11-13 ).
a. Gebot: Lasst euch nicht in das Unrecht hineinziehen, sondern deckt es
auf
( 5,11 )
Eph 5,11
Es ist den Christen nicht gestattet, "Mitgenossen" (symmetochoi , V. 7 ;
vgl. metochoi in Hebr 1,9;3,1.14 : "teilhaben"; Hebr 6,4 : "Anteil
bekommen haben") der Kinder des Ungehorsams zu sein. In einer
weitergehenden Forderung wird nun auch von ihnen verlangt, keine
Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis zu haben (
synkoinOneite ; vgl. den Gegensatz: "die Frucht des Lichts"; Eph 5,9 ).
Sünden bringen keine "Frucht"; sie nützen weder einem selbst noch
anderen.
Indem die Christen sich als "Kinder des Lichts" verhalten, sollen sie
die "Werke der Finsternis" aufdecken. Damit sind hier die Werke anderer
Gläubiger gemeint, die nicht im Licht wandeln. Denn die Werke der
Ungläubigen kann nur Gott aufdecken und verurteilen ( 1Kor 5,12-13 ).
Fehlverhalten unter Christen innerhalb der Gemeinde aufzudecken aber ist
durchaus Sache der Gläubigen. Darin haben z. B. die Korinther versagt (
1Kor 5 ).
b. Begründung: ihre Werke sind schändlich
( 5,12 )
Eph 5,12
Von den Dingen, die heimlich getan werden, auch nur zu reden, ist schon
schändlich . Mit der Wendung "von ihnen" bezieht Paulus sich auf
Gläubige, die "Werke der Finsternis" begehen.
c. Erklärung: Das Licht zeigt das wahre Wesen der Werke
( 5,13 )
Eph 5,13
Wenn das Licht die bösen Werke aufdeckt, werden sie offenbar , d. h. ihr
wahres Wesen wird deutlich. Wenn ein Gläubiger sie dann als böse
erkennt, reinigt er sich in der Erkenntnis, daß sie nicht nur für ihn
selbst, sondern auch für seine Glaubensgenossen schädlich sind, von
ihnen ( 1Joh 1,5-7 ).
3. Schlußfolgerung: die Erleuchtung der Christen
( 5,14 )
Eph 5,14
Die Einleitungsformel "darum heißt es" scheint darauf hinzudeuten, daß
nun ein Zitat aus dem Alten Testament folgt. Das Folgende ist jedoch nur
schwer als solches zu identifizieren, es sei denn, es wäre eine
Kombination aus mehreren Textstellen (z. B. Jes 26,19; Jes 51,17; Jes
52,1; Jes 60,1 ). Möglicherweise handelt es sich aber auch um ein Zitat
aus einem frühchristlichen Hymnus. Ein Gläubiger, der seine "Werke der
Finsternis" zugegeben hat, soll aufwachen und von den Toten auferstehen,
zu denen er als Übeltäter gehörte. Daß Christus ihn erleuchten wird ,
deutet darauf hin, daß er wieder Billigung finden, d. h. daß er wieder
tun wird, was dem Herrn wohlgefällig ist ( Eph 5,10 ).
E. Die Weisheit
( 5,15-6,9 )
Zum fünften Mal verwendet Paulus hier das Wort "leben" ( peripateO ;
vgl. Eph 4,1.17;5,2.8.15 ). Er fordert die Gläubigen auf, ein weises
Leben zu führenund sich vom Heiligen Geist erfüllen zu lassen.
1. Ermahnung
( 5,15 - 21 )
a. Richtiges Handeln: weise leben
( 5,15-16 )
Eph 5,15-16
"So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt." Bezieht sich
das Adverb "sorgfältig" ( akribOs ) auf "sehen" oder auf "Leben führen"?
Im letzteren Fall müßte die Übersetzung lauten: "Seht nun darauf, daß
ihr euer Leben sorgfältig führt." Dieser Alternative ist der Vorzug zu
geben, weil akribOs in den wichtigeren griechischen Handschriften näher
bei dem Verb "Leben führen" steht und der Imperativ "seht" ( blepete )
im Neuen Testament an keiner Stelle durch ein Adverb modifiziert ist.
Die Gläubigen sollen also "sorgfältig" leben, d. h. weise oder geschickt
und dem Herrn wohlgefällig sein, indem sie die Zeit auskaufen (vgl. Kol
4,5 ). Weisheit ist ihnen umso nötiger, weil die Zeit böse ist . Viele
Menschen leben in Sünde, und da die Zeit kurz ist, müssen die Christen
sie nützen, um diesen anderen zu helfen, sich von der Finsternis zum
Licht zu bekehren.
b. Der richtige Zustand: weise werden
( 5,17-21 )
Eph 5,17
Statt unverständig ( aphrones ) oder "unweise" ( asophoi , V. 15 ) zu
sein, sollen die Christen verstehen ( syniete , "mit dem Verstand
begreifen"), was der Wille des Herrn ist . Nur wer versteht, was Gott
wohlgefällig ist (V. 1 ), kann den Willen Gottes in seinem Leben
erfüllen.
Eph 5,18
Vom Allgemeinen zum Besonderen voranschreitend erklärt Paulus als
nächstes, wie die Weisheit als intellektuelle und geistliche Fähigkeit
sich im Verhalten eines Menschen niederschlägt. Vers 18 enthält dazu
eine negativ und eine positiv formulierte Aufforderung. Die negative
lautet: Und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches
Verhalten folgt . Das Substantiv asOtia ist in anderen
Bibelübersetzungen mit "zügellos" (ökumenische Einheitsübersetzung),
"Ausschweifung" (Elberfelder Bibel) und "heilloses Wesen" (Zürcher)
wiedergegeben. All diese Begriffe vermitteln die Vorstellung eines
liederlichen und unzüchtigen Lebenswandels. Am besten scheint in diesem
Kontext jedoch die relativ wörtliche Übersetzung der Lutherbibel, denn
ein Betrunkener verhält sich nicht normal. Er hat sich nicht unter
Kontrolle, sondern steht ganz unter dem Einfluß des Alkohols. Das
positiv formulierte Gebot lautet: Sondern laßt euch vom Geist erfüllen .
Auf diese Weise steht der Gläubige statt unter seiner eigenen unter der
Kontrolle des Heiligen Geistes. Richtiger wäre es vielleicht zu sagen,
daß der Heilige Geist das "Werkzeug" des Erfüllens (vgl. Gal 5,16 ) und
Christus der Inhalt ist ( Kol 3,15 ).
Wenn der Gläubige sich dem Herrn und seiner Herrschaft ausgeliefert hat,
zeigen sich an ihm immer mehr die Früchte des Geistes ( Gal 5,22-23 ).
Die Einwohnung des Heiligen Geistes ( Joh 7,37-39; Joh 14,17; Röm 5,5;
Röm 8,9; 1Kor 2,12;6,19-20; 1Joh 3,24;4,13 ), die Versiegelung ( 2Kor
1,22; Eph 1,13;4,30 ) und die Geisttaufe ( 1Kor 12,13; Gal 3,27 )
ereignen sich zum Zeitpunkt der Wiedergeburt und stehen außerhalb
jeglichen menschlichen Befehls. Es ist den Christen allerdings geboten,
sich immer wieder vom Heiligen Geist erfüllen zu lassen. Jeder Christ
besitzt den Geist ganz, hier geht es jedoch darum, daß auch der Geist
umgekehrt den ganzen Menschen besitzen soll. Ein weiser Lebenswandel ist
also eine Lebensführung, die sich der Herrschaft des Heiligen Geistes
unterstellt.
Eph 5,19-21
Dann nennt Paulus vier Folgen der Einwohnung des Heiligen Geistes. Die
erste betrifft die Kommunikation der Christen untereinander: die
gegenseitige Ermunterung mit Psalmen ( psalmois , alttestamentliche
Psalmen, die unter der Begleitung von Saiteninstrumenten wie z. B.
Harfen gesungen wurden) und Lobgesängen , hymnois , christliche
Loblieder) und geistlichen Liedern (eine allgemeine Bezeichnung für
Lieder). Die zweite ist die Kommunikation mit dem Herrn durch Singen und
Spielen ( psallontes , Singen unter Begleitung von Saiteninstrumenten)
im Herzen . Die Kirchenmusik ist also ein Weg, wie die Gläubigen
einander und dem Herrn dienen können. Die dritte Folge der Erfülltheit
mit dem Heiligen Geist ist der fortwährende Dank an Gott, den Vater
(vgl. Eph 1,2-3.17;3,14 ), für alles (vgl. Kol 3,17; 1Thes 5,18 ).
Viertens schließlich sollen sich die vom Geist erfüllten Gläubigen
einander unterordnen , d. h., sie sollen bereit sein, einander zu dienen
und zu gehorchen, statt zu versuchen, Herrschaft über andere zu gewinnen
und sich selbst zu erhöhen. Die Grundlage des Verhaltens der Christen
untereinander aber ist die Furcht Christi . Auf sie geht Paulus im
folgenden ein ( Eph 5,22-6,9 ).
2. Anwendung
( 5,22-6,9 )
Nachdem er die Gläubigen ermahnt hat, weise zu sein und sich der
Kontrolle des Heiligen Geistes zu unterstellen, wendet Paulus dieses
Gebot nun auf die sozialen Beziehungen der Christen an. Es ist nicht
schwer, ein oder zwei Stunden in der Woche in der Kirche so zu tun, als
führe man ein geisterfülltes Leben. Doch es erfordert die Hilfe des
Heiligen Geistes, nicht nur an Sonntagen, sondern auch im Alltag, z. B.
im Zusammenleben von Frau und Mann, Kindern und Eltern oder Sklaven und
Herren Gottesfurcht zu üben. In jeder der hier genannten drei
Sozialbeziehungen wird jeweils die erste Gruppe aufgefordert, sich der
zweiten zu unterwerfen ( Eph 5,22;6,1.5 ). Die letztere soll dagegen
ihre Unterordnung durch Fürsorge für die erstere beweisen. Beide aber
sollen aus ihrem Zusammenleben einen Dienst für den Herrn machen.
a. Frauen und Männer
( 5,22-33 )
Eph 5,22-24
Die Frauen sollen sich ihren Männern unterordnen. (Das Verb
"unterordnen" fehlt im Griechischen in Vers 22 , es ist aus Vers 21
übernommen.) Die Wendung "wie dem Herrn" bedeutet nicht, daß eine Frau
sich ihrem Ehemann auf dieselbe Weise beugen soll wie dem Herrn, sondern
daß ihre Unterordnung unter ihren Mann ihr Dienst ist, den sie dem Herrn
darbringt (vgl. Kol 3,18 ). Der Grund für diese Unterordnung ist, daß
der Mann das Haupt der Frau ist (vgl. 1Kor 11,3 ), wie Christus das
Haupt der Gemeinde ist ( Eph 5,23; vgl. Eph 4,15; Kol 1,18 ). Wie
Christus die Gemeinde als seinen Leib erlöst hat , so soll auch ein Mann
seine Frau, die "ein Fleisch" mit ihm ist ( 1Mo 2,24 ), beschützen.
Ebenso: Wie die Gemeinde sich Christus unterordnet, so sollen sich auch
die Frauen ihren Männern unterordnen . Es wäre töricht zu behaupten, die
Gemeinde sei das Haupt Christi. Dennoch ist Unterordnung nicht
gleichbedeutend mit Minderwertigkeit. Die Rolle der Frau fordert
vielmehr von ihr, daß sie den Mann als Haupt der Familie akzeptiert und
nicht versucht, seine Autorität für sich in Anspruch zu nehmen.
Eph 5,25
Von der Unterordnung einer Frau unter ihren Mann (V. 22-24 ) kommt
Paulus auf die Liebe zu sprechen, die die Männer ihren Frauen erweisen
sollen (V. 25-32 ). Die Männer werden aufgefordert: Liebt eure Frauen
(vgl. V. 33 ), wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat . Das Wort
"liebt" ( agapaO ) bedeutet, stets das Beste des anderen im Auge zu
haben (vgl. Eph 2,4 ). Diese selbstlose Liebe zeigte sich am stärksten
im Opfertod Christi, in dem er sich selbst für die Gemeinde dahingegeben
hat (vgl. Eph 5,2; Joh 10,11.15.17-18; Gal 1,4; Hebr 9,14 ). Die
Unterordnung der Frau gibt dem Mann nicht das Recht, über sie zu
herrschen, wie ein Despot über Sklaven herrscht. Die Beziehung
"Unterordnung-Liebe" soll ihren Ausdruck vielmehr in einer harmonischen,
partnerschaftlichen ehelichen Beziehung finden.
Eph 5,26-27
Der Zweck des Opfertodes Christi war es, die Kirche zu heiligen (
hagiasE ; "als sein Eigentum für immerfür sich selbst abzusondern"; vgl.
Hebr 2,11;10,10.14;13,12 ). Er tat das, indem er sie gereinigt hat durch
das Wasserbad im Wort . Diese Äußerung bezieht sich nicht auf die
Wiedergeburt in der Taufe. Eine solche Annahme stünde in schroffem
Kontrast zu der Lehre, die Paulus in diesem und in all seinen anderen
neutestamentlichen Briefen vertritt, und widerspräche auch dem übrigen
Neuen Testament. Bildlich wird die Wiedergeburt als Reinigung mit Wasser
dargestellt (vgl. "das Bad der Wiedergeburt" in Tit 3,5 ). Das "Wort" (
rhEmati ) steht hier vielmehr für das "gepredigte Wort", das die
Ungläubigen hören (vgl. rhEma in Eph 6,17; Röm 10,8.17; 1Pet 1,25 ). Der
Tod Christi sollte letztlich dazu führen, daß die Gemeinde ... herrlich
sei . Das Adjektiv "herrlich" ist hier nicht attributiv (nicht:
"herrliche Gemeinde") gebraucht, sondern prädikativ, denn vor dem
Substantiv "Gemeinde" steht der Artikel ("die Gemeinde herrlich
darzustellen").
Dieses Ziel wird dann zunächst negativ ( und keinen Flecken oder Runzel
- d. h. kein Zeichen der Sünde oder des geistlichen Verfalls - oder
etwas dergleichen habe ) und dann positiv ( sondern die heilig und
untadelig sei ) beschrieben. Die beiden letzten Adjektive ( hagia ,
"absondern", und amOmos , "untadelig wie ein fehlerloses Lamm")
bezeichnen in Eph 1,4 auch den Zweck der Erwählung Gottes: daß Christus
seine Gemeinde Gott in aller Vollkommenheit präsentieren kann (vgl.
"heiligen" in Eph 5,26 und hagious und amOmous in Kol 1,22 ). Während
sich bei den Menschen die Braut selbst auf ihren Ehemann vorbereitet,
bereitet Christus seine Braut, die Gemeinde, für sich vor.
Eph 5,28-30
In Vers 28-32 versucht Paulus dann, seinen Lesern die Anwendung der
Lehre aus Vers 25-27 klarzumachen. Wie die Kirche gewissermaßen aus
Christus hervorgeht, so geht die Frau aus ihrem Mann hervor. Niemand
aber haßt seinen eigenen Leib , sondern er sorgt für ihn und nährt (
ektrephei ; vgl. "erziehen" in Eph 6,4 ) und pflegt ( thalpei ; vgl.
1Thes 2,7 ) ihn. Wie Christus die Gemeinde, seinen Leib (dem alle
Gläubigen angehören; vgl. Eph 4,25 ), liebt, so sollen auch die Männer
ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib ( Eph 5,28; vgl. V. 33 ). Wie
die Männer für ihren Körper sorgen, auch wenn er unvollkommen ist, so
sollen sie auch für ihre Frauen sorgen, auch wenn diese unvollkommen
sind.
Eph 5,31-32
Vers 31 ist eine freie Wiedergabe von 1Mo 2,24 ,wo steht, daß das Band
zwischen Mann und Frau stärker ist als das zwischen Eltern und Kindern.
Die Größe des Geheimnisses besteht darin, daß die beiden ein Fleisch
werden . Doch dann wendet Paulus sich wieder dem herrlichen Band
zwischen Christus und der Gemeinde zu, das ein Bild für die Liebe
zwischen Mann und Frau ist.
Eph 5,33
Der Apostel wiederholt noch einmal, welche Verantwortung Mann und Frau
füreinander haben: der Mann muß seine Frau liebhabe(n) (vgl. V. 25 ),
und die Frau muß den Mann ehren (vgl. V. 22 ).
b. Kinder und Eltern
( 6,1-4 )
Eph 6,1-3
Ein dem Geist unterstelltes Leben ( Eph 5,18 ) ist auch für eine gute
Beziehung zwischen Eltern und Kindern nötig. Die Wendung "in dem Herrn"
bedeutet nicht, daß die Kinder nur dann gehorchen müssen, wenn die
Eltern Christen sind. Wie aus Kol 3,20 ganz klar hervorgeht, ist der
Gehorsam eines Kindes gegenüber seinen Eltern Gott wohlgefällig, weil
ein solches Verhalten recht (dikaion ) ist, d. h., daß das Prinzip des
kindlichen Gehorsams für die ganze menschliche Gesellschaft Gültigkeit
hat. Zur Unterstützung dieser These ( Eph 6,2 a.3) zitiert Paulus das
fünfte Gebot ( 2Mo 20,12; 5Mo 5,16 ). Nach den Worten des unmittelbar
anschließenden Nebensatzes ist dies das erste Gebot, das eine Verheißung
hat . In Wirklichkeit handelt es sich hier jedoch um das zweite Gebot,
das eine Verheißung hat (vgl. 2Mo 20,6 ).
Manche Exegetensind der Ansicht, daß Paulus hier meinte, es sei das
erste Gebot, das Kinder lernen müssen. Doch das ist unrichtig; auch
Kinder müssen zuallererst das erste, nicht das fünfte der zehn Gebote
lernen. Es ist also wahrscheinlicher, daß Paulus sagen wollte, daß
dieses Gebot insofern das "erste" sei, als es sich bei ihm um ein
"vorrangiges" Gebot handelt, d. h. daß es für Kinder von besonderer
Bedeutung ist und als solches für die Kinder eine Verheißung hat. Die
Verheißung für die Kinder, die ihren Eltern gehorsam sind, lautet, daß
es ihnen wohl gehen werde und sie lange leben auf Erden . Darin steckt
das allgemeine Prinzip, daß Gehorsam zu Selbstdisziplin führt, die
wiederum Stabilität bewirkt und somit die Aussicht auf ein langes Leben
schenkt. (Umgekehrt ist es unwahrscheinlich, daß ein undisziplinierter
Mensch lange leben wird. Ein Israelit, der seinen Eltern ständig
ungehorsam war, besaß also nicht das Privileg, sich eines langen,
gesunden Lebens im Land Israel zu erfreuen. Ein Beispiel dafür waren
Elis Söhne Hofni und Pinhas; 1Sam 4,11 .) Obwohl diese Verheißung Israel
im Alten Testament gegeben worden war, hatte sie ihre Gültigkeit zur
Zeit des Paulus ebensowenig verloren wie heute.
Eph 6,4
Die Väter werden angesprochen, weil sie als Familienoberhäupter die
Verantwortung dafür tragen, daß ihre Kinder zu ordentlichen Menschen
heranwachsen. Sie dürfen sie nicht durch unvernünftige Forderungen,
kleinliche Vorschriften oder ungerechtfertigte Bevorzugung zum Zorn
reizen ( parorgizete ; das Verb steht außer an dieser Stelle nur noch in
Röm 10,19 und Kol 3,21 ), denn das würde ihre Söhne und Töchter
entmutigen ( Kol 3,21 ). Statt dessen sollen sie sie in der Zucht (das
Substantiv paideia , "Erziehung", schließt die Vorstellung von Leitung
und Korrektur mit ein; vgl. "Erziehung in der Gerechtigkeit" in 2Tim
3,16 und "Züchtigung" in Hebr 12,8 ) und Ermahnung ( nouthesia ; vgl.
1Kor 10,11; Tit 3,10 ) des Herrn erziehen ( ektrephete , "für die
körperlichen und geistlichen Bedürfnisse sorgen"; vgl. auch Eph 5,29 ).
Kinder sollen ihren Eltern "in dem Herrn" gehorchen ( Eph 6,1 ), und
Eltern sollen ihre Kinder "in dem Herrn" erziehen und unterweisen. Der
Mittelpunkt des Verhältnisses zwischen Eltern und Kindern, das vom
Lehren auf der einen und Lernen auf der anderen Seite geprägt ist, ist
also Gott.
c. Sklaven und Herren
( 6,5-9 )
Danach wendet Paulus sich einer dritten Gruppe zu, die - im Gegensatz zu
den beiden ersten, die fest in die Familie eingebunden sind (Männer und
Frauen, Kinder und Eltern) - nicht zum engsten Familienkreis gehört. Zur
Zeit des Paulus war die Sklaverei noch ein fester Bestandteil der
Gesellschaft, und der Apostel versuchte offenbar auch nicht, sie
abzuschaffen ( 1Kor 7,17-24 ). Anscheinend waren die Sklaven, an die er
sich hier wendet, gläubig und das Eigentum gläubiger Herren.
Eph 6,5-8
Zunächst geht es ihm um die Verantwortung der Sklaven gegenüber ihren
Herren . Sie sollen ihnen gehorchen (vgl. V. 1 ) mit Furcht (vgl. Eph
5,33 ), Zittern, in Einfalt des Herzens ( haplotEti , von haplous ,
"einfach, ohne Arglist"), als ob sie Christus selbst dienten ( als dem
Herrn Christus ... als Knechte Christi, die den Willen Gottes tun von
Herzen ... als dem Herrn ). Ihr Diensteifer soll beständig sein ( nicht
mit Dienst allein vor Augen, um den Menschen zu gefallen , sondern
jederzeit), von innerer Motivation getragen ("in Einfalt eures Herzens";
Eph 6,5 ) und von Herzen kommen (V. 6 ; wörtlich: "von ganzer Seele").
Wenn sie ihre Arbeit mit gutem Willen ( met? eunoias ) tun, dann werden
sie vom Herrn belohnt werden. Gott ist ein gerechter und unparteiischer
Beurteiler ihrer Leistungen und ihrer Motivation (vgl. 1Pet 1,17 ).
Eph 6,9
Die Herren wiederum sollen ihren Sklaven gegenüber das gleiche tun, d.
h. ihr Umgang mit ihren Sklaven soll dem Herrn wohlgefallen. Sie sollen
ihnen nicht drohen , sondern sie gerechtbehandeln (vgl. Kol 4,1; Jak 5,4
) in dem Bewußtsein, daß sie selbst Knechte eines Herrn sind, der ihnen
ein Vorbild ist. Dieser Herr ist Gott, der Herr über irdische Herren und
Sklaven; er richtet gerecht, und bei ihm gilt kein Ansehen der Person
(vgl. Eph 6,8 ).
Nur ein vom Heiligen Geist erfüllter Mensch ( Eph 5,18 ) ist in der
Lage, allen hier genannten Verpflichtungen ( Eph 5,15-6,9 )
nachzukommen. Im Mittelpunkt dieser Verse steht immer wieder die
Selbstlosigkeit, die zu jener zwischenmenschlichen Harmonie führt, an
der das Wirken des Geistes spürbar wird.
F. Der Kampf
( 6,10-20 )
Während jeder Abschnitt zwischen Eph 4,1 und Eph 6,9 mit dem Partizip
oun ( Eph 4,1.17;5,1.7.15 ) und dem Verb "leben" ( peripateO , Eph
4,1.17;5,2.8.15 ) eingeführt wurde, beginnt dieser letzte Abschnitt mit
"zuletzt" ( tou loipou , "der Rest"). Es geht darin um die Hilfe, die
dem Gläubigen in seinem Kampf um Festigkeit gegenüber dem Bösen von Gott
zuwächst.
1. Das Anlegen der Waffen
( 6,10-13 )
a. Die Forderung: Seid stark in dem Herrn
( 6,10 )
Eph 6,10
Paulus ermahnt die Gläubigen: Seid stark in dem Herrn und in der Macht (
kratei , "Kraft, die Widerstände überwindet"; vgl. die Wunder Christi)
seiner Stärke ( ischyos ; vgl. "die Macht [ kratous ] seiner Stärke" in
Eph 1,19 ). Die Gläubigen werden also nicht nur vom Herrn selbst (vgl.
Phil 4,13 ), sondern auch durch verschiedene Hilfen, die er ihnen zur
Verfügung stellt, gestärkt.
b. Der Weg: Zieht an die Waffenrüstung Gottes
( 6,11 a)
Eph 6,11 a
Die Form des griechischen Imperativs "zieht an" deutet darauf hin, daß
die Christen selbst dafür Sorge tragen müssen, die Waffenrüstung (
panoplian ; vgl. auch V. 13 ; alle Rüstungen und Waffen zusammen werden
als hapla bezeichnet; vgl. 2Kor 6,7 ) Gottes (nicht ihre eigene)
anzuziehen. Zu der detaillierten Beschreibung dieser Waffen ( Eph
6,14-17 ) kam Paulus vielleicht, weil er an einen römischen Soldaten
gefesselt war, während er auf seinen Prozeß wartete (vgl. Apg 28,16.20
).
c. Die Begründung: Damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge
des Teufels
( 6,11 b. 12-13 )
Eph 6,11-12 (Eph 6,11b-12)
Die Christen sollen die Waffenrüstung Gottes anlegen, um gegen die
listigen Anschläge ( methodeias , das Wort kommt überhaupt nur im
Epheserbrief vor und steht außer an dieser Stelle noch in Eph 4,14 ) des
Teufels bestehen zu können (vgl. Eph 4,27 ). Sie sollen den Satan nicht
angreifen oder sonst gegen ihn vorgehen, sondern sich ihm nur
entgegenstellen und das Territorium, das Christus und sein Leib, die
Gemeinde, bereits erobert haben, verteidigen. Ohne die Waffen Gottes
würden sie in diesem Kampf jedoch den "listigen Anschlägen", mit denen
der Teufel bereits seit Jahrtausenden erfolgreich ist, erliegen.
Es handelt sich dabei nicht um einen Kampf mit Fleisch und Blut ,
sondern um einen geistlichen Kampf gegen eine böse geistliche Macht. Die
verschiedenen Kräfte des satanischen Heeres lassen sich zwar nicht mit
letzter Sicherheit zuordnen, doch die beiden ersten "Einheiten", die
Mächtigen und Gewaltigen , wurden bereits in Eph 1,21 und Eph 3,10
erwähnt. Hier fügt Paulus noch die Herren der Welt (vgl. Eph
2,2;4,18;5,8 ) und die bösen Geister hinzu. Sie wirken unter dem Himmel
(eine Wendung, die im Neuen Testament außer an dieser Stelle nur noch in
Eph 1,3.20;2,6;3,10 und Eph 6,12 steht). Satan, der im Himmel wohnt (
Eph 2,2 ), bis er in der Zeit der Großen Trübsal hinausgeworfen werden
wird ( Offb 12,9-10 ), versucht, den Gläubigen den Segen, den Gott ihnen
gegeben hat ( Eph 1,3 ), zu rauben.
Eph 6,13
Nach Ansicht mancher Exegeten ist dieser Vers so zu interpretieren, daß
ein Gläubiger, der alles überwunden hat, den Sieg über das Böse erringen
kann. Es ist jedoch plausibler, davon auszugehen, daß es sich hier
lediglich um eine Zusammenfassung des zuvor Gesagten handelt: Ein
Christ, der die notwendigen Vorbereitungen getroffen hat ( die
Waffenrüstung Gottes ergriffen hat; vgl. V. 11 ), ist bereit und in der
Lage, das Feld zu behalten . Diese Deutung paßt besser zum Kontext, weil
Paulus gleich im nächsten Vers die Waffen für den Kampf genauer
beschreibt, was unverständlich wäre, wenn er hier bereits vom Sieg
spräche. Außerdem wäre es ein Widerspruch anzunehmen, daß Vers 13 sich
auf den Sieg bezieht, während in Vers 11 und 14 lediglich von der
Verteidigung der bisher gehaltenen Position die Rede ist. Zudem hat das
Verb behalten ( antistEnai ) in Vers 13 die Bedeutung von "widerstehen
oder entgegenstehen" (vgl. Jak 4,7; 1Pet 5,9 ).
2. Die geistliche Waffenrüstung
( 6,14-16 )
a. Der Auftrag: Steht fest
( 6,14 a)
Eph 6,14 a
Die Verse 14-20 bilden den achten langen Satz im Epheserbrief (vgl. Eph
1,3-14.15-23;2,1-7;3,1-13.14-19;4,1-7.11-16 ).
Der Imperativ "so steht nun fest" unterstreicht die Dringlichkeit der
Aufforderung, die Paulus hier an seine Leser richtet. Wie dieser
Aufforderung nachzukommen ist, ist im Griechischen durch vier
Partizipformen ausgedrückt, die im Deutschen mit den drei Partizipien
"umgürtet", "angetan", "gestiefelt" und mit dem Imperativ "ergreift" (
Eph 6,14-16 ) wiedergegeben sind.
b. Die Methode: Angetan
( 6,14 b. 15-16 )
Eph 6,14 b
Bevor ein römischer Soldat seine Waffen anlegte, legte er sich einen
Gürtel um die Lenden , der seine Kleidung zusammenhielt und an dem die
Waffen dann befestigt wurden. Der Gürtel der Wahrheit bezieht sich nicht
auf den Inhalt des Evangeliums, sondern auf die subjektive
Wahrhaftigkeit der Christen. Wie der "Waffengürtel" dem Soldaten
Bewegungsfreiheit gibt, so ermöglicht die Wahrheit den Christen freien
Umgang mit sich selbst, mit anderen und mit Gott.
Eph 6,14 c
Der Panzer der Gerechtigkeit ist nicht mit der Rechtfertigung
gleichzusetzen, die den Gläubigen bei der Bekehrung zugesprochen wird (
Röm 3,24; 4,5 ), sondern mit der heiligenden Gerechtigkeit Christi (
1Kor 1,30 ), die der Christ in seinem Leben zu üben bemüht sein soll.
Wie der "Panzer" eines Soldaten ihn vor den Angriffen seiner Feinde
schützt, so bewahrt ein heiligendes, gerechtes Leben ( Röm 6,13; Röm
14,17 ) das Herz eines Christen vor den Angriffen des Teufels (vgl. Jes
59,17; Jak 4,7 ).
Eph 6,15
Dieser Vers handelt nicht von der Ausbreitung des Evangeliums, denn die
Christen "behalten" in Vers 10-16 lediglich "das Feld", d. h., sie
erobern kein neues Territorium. Hier geht es also um das sichere
Gegründetsein eines Christen im Evangelium , das ihm Frieden gibt, so
daß er sich in der Schlacht bewähren kann.
Eph 6,16
Der hölzerne Schild eines römischen Soldaten war etwa 75 cm breit und
1,20 m hoch. Er war mit Leinen und Leder bespannt, in dem sich selbst
Feuerpfeile verfingen, und schützte so die anderen Waffen. Daher legt
Paulus besonderen Wert auf diesen Teil der Rüstung ( vor allen Dingen
aber ). "Des Glaubens" ist ein Genitivus materiae: der Schild besteht
aus Glauben. Dahinter steht die Vorstellung, daß der entschlossene
Glaube eines Christen an den Herrn alle feurigen Pfeile des Bösen , die
auf ihn abgeschossen werden, auslöschen kann. (Vgl. "vor dem Bösen" bzw.
"der Böse" [Satan], Joh 17,15 und 1Joh 5,18 .)
3. Die Vervollständigung der Rüstung
( Eph 6,17-20 )
a. Der Auftrag: Empfangt
( 6,17 )
Eph 6,17
Hier beginnt ein neuer Abschnitt. Das Verb "nehmt" ist im Griechischen
wieder ein Imperativ, kein Partizip mehr. Er schließt an den ersten
Imperativ "steht nun fest" in Vers 14 an. Der Helm und das Schwert sind
die beiden letzten Ausrüstungsgegenstände, die der Christ ergreifen
soll. Ein römischer Soldat legte den unbequemen Helm, unter dem er stark
schwitzte, nur dann an, wenn er sich in unmittelbarer Gefahr befand. Das
Tragen eines Helms, der die empfindliche Kopfpartie schützt, vermittelt
ein besonderes Gefühl von Sicherheit, daher steht der Helm des Heils
entweder für die gegenwärtige Sicherheit des Christen vor den Angriffen
des Teufels oder für das künftige Heil, als "Helm der Hoffnung auf das
Heil" ( 1Thes 5,8 ).
Zuallerletzt nahm ein römischer Soldat das Schwert in die Hand, seine
einzige offensive Waffe. "Des Geistes" sagt etwas über die Herkunft des
Schwert(es) aus - es handelt sich also offensichtlich um ein Schwert,
das der Heilige Geist dem Gläubigen gibt. Dieses "Schwert des Geistes"
wird weiter spezifiziert als das Wort Gottes . "Wort" ( rhEma ; vgl. Eph
5,26; Röm 10,8.17; 1Pet 1,25 ) wiederum bezieht sich auf das gepredigte
Wort oder auf ein Wort Gottes, das der Heilige Geist in das Herz des
Gläubigen legt. Die Christen brauchen dieses "Schwert", um den Angriffen
des Feindes standzuhalten. Auch Christus setzte es dreimal ein, als er
vom Teufel versucht wurde ( Mt 4,1-11 ).
b. Die Methode: Sorgt
( 6,18-20 )
Eph 6,18
Die Art und Weise, wie ein "Soldat des Glaubens" diese beiden letzten
Waffen ergreifen kann, macht Paulus im Griechischen wieder in zwei
Partizipien deutlich, die im Deutschen imperativisch wiedergegeben sind:
"betet" und "wacht". Wenn der Feind angreift - und auch sonst ( allezeit
) -, sollen die Christen im Geist (d. h. in der Kraft des Geistes; vgl.
Jud 1,20 ) beten. Die Formulierung "mit Bitten und Flehen" deutet auf
die Inständigkeit ihres Gebetes hin. Wie zuverlässige Soldaten sollen
sie mit aller Beharrlichkeit ( en pasE proskarterEsei ; das Substantiv
steht nur an dieser Stelle im Neuen Testament) wachen, ohne müde zu
werden, und für alle Heiligen beten, weil der Satan gegen Christus und
seine ganze Gemeinde zu Felde zieht. Im Griechischen taucht das Wort
"alle" viermal in diesem Vers auf, während es im Deutschen nur dreimal
vorkommt, einmal eingefügt in das Wort "allezeit".
Eph 6,19-20
Doch Paulus fordert seine Leser nicht nur auf, für alle Heiligen zu
beten, sondern auch ganz speziell für ihn, daß ihm das Wort gegeben
werde, ... das Geheimnis des Evangeliums zu verkündigen . Das bezieht
sich wahrscheinlich nicht auf das Bekenntnis oder die Predigt des
Evangeliums Christi, sondern auf den Mut, den er brauchen würde (zweimal
verwendet er das Wort freimütig ), wenn es zur Verhandlung vor dem
Kaiser in Rom kommen sollte (falls die Juden ihn verklagen würden). Für
die Römer waren die Christen nur eine jüdische Sekte unter vielen, für
die Juden waren sie Häretiker. In dieser Verhandlung mußte Paulus also
deutlich machen, daß die Christen weder das eine noch das andere sind,
sondern eine neue Gruppe, die Gemeinde, der Leib Christi, bestehend aus
ehemals jüdischen und ehemals heidnischen Gläubigen. Das erinnert an die
lange Erörterung des Apostels über das "Geheimnis des Evangeliums" in
Eph 2,11-3,11 ,als dessen Bote in Ketten sich Paulus bezeichnet (vgl.
Apg 28,16.20; Eph 3,1;4,1; Phil 1,7.13-14.16; Kol 4,3.18;
Phim1,1.9-10.13 ).
G. Schluß
( 6,21-24 )
1. Information
( 6,21-22 )
Eph 6,21-22
Tychikus war offenbar der Überbringer des Epheserbriefes. Paulus nennt
ihn einen lieben Bruder und treuen Diener in dem Herrn . In Kol 4,7 gibt
er ihm die gleichen Titel und fügt hinzu, daß er ein "Mitknecht in dem
Herrn" ( syndoulos , "Mitsklave") sei. Tychikus wird außerdem noch in
Apg 20,4; 2Tim 4,12 und Tit 3,12 erwähnt. Er sollte die Epheser
unterrichten, wie es um Paulus steht und was er macht , um sie zu
trösten (vgl. Eph 3,13 ).
2. Gruß
( 6,23 )
Eph 6,23
Von drei geistlichen Eigenschaften, von denen Paulus immer wieder
spricht - Frieden, Liebe und Glaube -, ist auch in diesem Vers noch
einmal die Rede. Die Wendung "Friede sei mit den Brüdern" findet sich
nirgendwo sonst im Neuen Testament. Dieser Friede und auch die Liebe mit
Glauben (vgl. Eph 1,15 ) haben ihren Ursprung in Gott. Paulus möchte,
daß die Epheser auch die anderen Christen, ihre Glaubensbrüder, lieben
(da sie alle Glieder des "einen Leibes" sind, Eph 4,25 ) und diese Liebe
mit der Glaubensfestigkeit verbinden, für die sie bekannt sind. Die
Formel "Gott der Vater und der Herr Jesus Christus" ähnelt den
Formulierungen in Eph 1,2-3.17;5,20 .
3. Segen
( 6,24 )
Eph 6,24
Von der Gnade Gottes ist in der Einleitung des Briefes ( Eph 1,2 ) und
an seinem Ende die Rede. Die Worte "in Unvergänglichkeit" heißen
wörtlich "in Unverderbtheit, Unsterblichkeit" ( en aphtharsia ; vgl. Röm
2,7; 1Kor 15,42.50.53-54; 2Tim 1,10 ). Die Liebe der Christen zu ihrem
Herrn Jesus Christus soll rein sein und nicht durch schäbige Motive oder
sogar versteckte Untreue verfälscht werden. Leider verblaßte die
leidenschaftliche Liebe zu Christus bei manchen Ephesern später ( Offb
2,4 ). Die eigentümliche Segensformel, mit der Paulus seinen Brief an
die Gemeinde in Ephesus schließt und die sich etwas von den
Segensformeln am Ende seiner anderen Briefe unterscheidet (vgl. die
Tabelle "Die abschließenden Segensworte des Apostels Paulus in seinen
Briefen" bei Röm 16,17-20 ), wird also zweifellos der Situation in
Ephesus in besonderem Maße gerecht.
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