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Jeremia  Wallvoord für Youtube  
Verfasser: 
Charles H. Dyer
Jeremia Kp 23 & 24 & 25



Jer 23,1-4

 

(5) Die Botschaft über den gerechten König ( Jer 23,1-8 )

 

Jeremia bezeichnete die ungerechten Könige als Hirten , die Gottes Herde umkommen ließen und zerstreuten . Die Hirten verdienten es, um ihres bösen Tuns willen bestraft zu werden (vgl. Hes 34,1-10 ). Aber wenn Gott sie wegnahm, wen würde er dann als "Hirten" einsetzen? Jeremia gab eine zweifache Antwort auf diese Frage: Erstens würde Gott selbst die Übriggebliebenen des Volkes sammeln und sie wiederbringen . Er würde die Verantwortung für Israels Sammlung übernehmen (vgl. Jer 31,10; Mi 2,12; 5,4; 7,14 ). Zweitens würde Gott neue Hirten über sie setzen, die das Volk in Gottes Sinn weiden und für die Menschen sorgen sollten.

 

 

Jer 23,5-6

 

Die Linie Davids, die über Jojachin lief, wurde "abgeschnitten". Gott verhieß jedoch, daß er dem (Hause) David einen anderen König erwekken würde, d. h. ein anderes Mitglied aus der davidischen Linie, das er als gerechten Sproß bezeichnete. Die Erfüllung dieser Verheißung war Jesus Christus. Als König würde er wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit üben (im Gegensatz zu dem, was über Jojachin ausgesagt wird; Jer 22,25 ). Obwohl Christus sich schon bei seinem ersten Kommen als Messias für Israel angeboten hat, wird er erst bei seinem zweiten Kommen, kurz vor dem Tausendjährigen Reich, diese Weissagung erfüllen. Zu jener Zeit werden das Südreich ( Juda ) und das Nordreich ( Israel ) wieder von aller Unterdrückung befreit (vgl. Röm 11,26 ) und als Volk vereint sicher wohnen (vgl. Hes 37,15-28 ).

Der Name dieses kommenden Königs wird sein: der HERR unsere Gerechtigkeit ( Yahweh QiDqEnU ). Anders als Zedekia ( QiDqIyAhU ; "meine Gerechtigkeit ist Jahwe") wird dieser kommende König seinem Namen als Israels gerechter Gott Ehre machen.

 

 

Jer 23,7-8

 

Nachdem Jeremia bereits die künftige Wiederherstellung Judas und Israels erwähnt hatte (V. 6 ), sprach er nun davon, daß diese Wiederherstellung so grundlegend sein würde, daß man nicht mehr an jene Zeit denken würde, als Gott das Volk aus Ägyptenland geführt hatte. Der erste Exodus würde verblassen angesichts dieses neuen Exodus, wenn Gott die Nachkommen des Hauses Israel aus allen den Landen holte , in denen sie lebten, und wenn er sie wieder in ihrem Lande wohnen ließe (vgl. Jer 16,14-15 ).

 

 

b. Die Anklage gegen die falschen Propheten

( 23,9 - 40 )

 

Nun wandte sich Jeremia den falschen Propheten zu. Diese angeblichen Seher griffen Jeremia wegen seiner Ankündigung des Gerichtes öffentlich an (vgl. Jer 6,13-14; 8,10-11; 14,14-16;28,1-4.10-11; 29,8-9.20-23.31-32 ) und versprachen statt dessen einen trügerischen Frieden.

(1) Das Wesen der falschen Propheten ( Jer 23,9-15 )

 

 

Jer 23,9-12

 

Wenn Jeremia Gottes heiligen Worten lauschte und über sie nachdachte, wollte sein Herz in seinem Innersten brechen und sein Körper schwach werden. Ein Prophet war ein Sprecher Gottes, und sein Leben und seine Botschaft spiegelten den wider, der ihn gesandt hatte. Deshalb verunreinigten die falschen Propheten den Namen Gottes, denn sie behaupteten ja, daß ihre Botschaft von ihm komme und daß er sie bevollmächtigt habe, in seinem Namen zu reden (vgl. Jer 28,2.15-16 ). Gott hatte seinen Widerwillen gegen die physische und geistliche Hurerei, die in Juda getrieben wurde, sehr deutlich gezeigt, indem er seinen Fluch der Dürre (vgl. 5Mo 28,23-24 ) wahrgemacht hatte, so daß das Land nun vertrocknet und verdorrt war (vgl. Jer 14,1-6.22 ). Aber statt Juda zu seinem Bund mit Gott zurückzurufen, führten die Propheten die Menschen weiter auf dem Weg des Unrechts und taten so, als würde Gott die gegenwärtige Dürrezeit nicht benutzen, um sein Volk für seine Sünde zu bestrafen.

Alle geistlichen Führer Judas ( Propheten wie Priester ) waren ruchlos ( HAnaP ). Dieses hebräische Wort bedeutet nicht, daß die Führer nicht an Gott glaubten. Im Gegenteil, sie waren sehr "religiös". Es bedeutete vielmehr "verunreinigt" oder "verweltlicht sein". Jeremia hatte das gleiche Wort schon früher benutzt, um die "Verunreinigung" des Landes zu beschreiben (vgl. Jer 3,1-2.9 ). Diese Führer achteten Gottes heiliges Wesen so gering, daß sie sogar seinen Tempel mit ihrer Bosheit beschmutzten. Wegen ihrer Sünde verhieß Gott, Unheil über sie kommen zu lassen .

 

 

Jer 23,13-15

 

Jeremia verglich die Propheten zu Samaria (V. 13 ) mit den Propheten zu Jerusalem (V. 14 ). Die Propheten des Nordreiches Israel ("Samaria") hatten im Namen des Baal geweissagt und das Volk verführt (vgl. 1Kö 18,16-40; 2Kö 10,18-29; 17,16 ). Wegen ihrer Gottlosigkeit hatte Gott das Nordreich vernichtet.

Die Propheten von Juda wandelten auf dem gleichen sündigen Weg. Sie fuhren fort, die Ehe zu brechen und die Boshaften zu unterstützen. Sie verhielten sich so sündig, daß sie und auch die Menschen von Jerusalem vor Gott wie Sodom und Gomorra geworden waren. Gott blieb nichts anderes übrig, als sie für ihre Sünde zu richten. Gott würde die falschen Propheten mit Wermut ( laZXnCh , vgl. Jer 9,15; Kl 3,15.19 ) speisen und mit Gift tränken .

 

 

Jer 23,16-22

 

(2) Die Botschaft der falschen Propheten ( Jer 23,16-40 )

 

Die Botschaft, die diese falschen Propheten verkündigten, war eine selbstgemachte Botschaft. Ihre Gesichte entstammten ihrem eigenen Herzen (vgl. V. 26 ) und nicht aus Gottes Mund. Sie verkündigten Frieden (vgl. Jer 6,14; Jer 8,11 ) und kein Unheil, aber sie hatten dieses Wort nicht von Gott gehört. Gott dagegen verkündigte, daß ein Ungewitter diejenigen vernichten würde, die auf diesen Wegen wandelten. Sein Zorn würde nicht ablassen, bis er sein Gericht zu Ende geführt hatte. Erst dann würden die Menschen klar erkennen, daß nicht Gott diese Propheten geschickt hatte. Wären sie von Gott gekommen (vgl. Rat in Jer 23,18 ), dann hätten sie seine Worte gepredigt, um Juda von seinem bösen Tun zu bekehren.

 

 

Jer 23,23-32

 

Die falschen Propheten hatten Gottes Wesen nicht begriffen. Er war kein Gott, der sich an einem bestimmten Ort befand und vor dem sich ein Prophet verbergen konnte, so daß Gott ihn nicht mehr sehe. Gott, in seiner Allgegenwart und Allwissenheit, erfüllt Himmel und Erde , so daß es keinen Ort gibt, der außerhalb seines Herrschaftsbereiches liegt. Er hörte, was die Propheten sagten, wenn sie in seinem Namen nichts als Lüge verkündeten.

Die Propheten behaupteten, daß Gott ihnen ihre Offenbarungen in ihren Träumen gegeben habe, aber ihre Gesichte waren nur ihres Herzens Trug (vgl. V. 16 ). Diese Träume sollten Juda Gottes Namen vergessen lassen, so wie die Propheten dies früher durch den Baalsdienst getan hatten (vgl. V. 13 ). Ihre "Träume" waren so wertlos für echten geistlichen Hunger, wie Stroh wertlos ist, wenn man physischen Hunger hat. Ihre Worte waren machtlos, Gottes Wort aber war so durchdringend wie Feuer (vgl. Jer 20,9 ) und so machtvoll wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt . Nichts konnte Gott daran hindern, sein Wort zu erfüllen.

Weil Gott nicht zu diesen falschen Propheten gesprochen hatte, mußten sie einer vom anderen Weissagungen stehlen, die dann angeblich von Gott stammten. Gott selbst stellte sich gegen diese Propheten, denn sie suchten, das Volk mit ihren Lügen zu verführen , indem sie sich fälschlich auf Gottes Autorität beriefen.

 

 

Jer 23,33-40

 

Die Menschen von Jerusalem fragten einander: Was ist die Last, die der HERR jetzt ankündigt? Das Wort "Last" ( maRRA? , von dem Verb nARA? ) bedeutet "aufheben", "tragen", "nehmen" (vgl. die Anmerkungen zu Sach 9,1 ). Das Substantiv meint die Last, die jemand aufheben oder tragen muß ( 2Mo 23,5; Neh 13,19 ). Die "Last", die der Prophet tragen mußte, war die Botschaft oder Weissagung, die von Gott "auf sein Herz gelegt" wurde ( Jes 13,1; 14,28; Nah 1,1; Hab 1,1 ). Häufig war diese Botschaft eine Botschaft des Gerichtes (vgl. Jes 15,1; 17,1; 19,1; 21,1.11.13; 22,1; 23,1 ).

Wenn die Menschen nach einer Weissagung von Gott fragten, dann sollte Jeremia ihnen sagen, daß es keine solche Weissagung gebe. Sie sei bereits verkündigt worden und habe zum Inhalt, daß Gott das Volk wegwerfen würde. Gott hatte gesagt, daß er jene heimsuchen werde, die vorgäben, eine andere Last des HERRN zu haben. So sehr mißbrauchten die Menschen dieses Wort, um für ihre eigenen Worte die Autorität Gottes zu beanspruchen, daß Gott ihnen sagte, es nicht mehr zu sagen. Durch ihren Mißbrauch hatten die Menschen die Worte des lebendigen Gottes verdreht. Wer weiter behauptete, göttliche Weissagungen zu besitzen, würde gerichtet werden. Gott sagte, daß er ihn von seinem Angesicht wegwerfen werde samt der Stadt Jerusalem. Diese falschen Propheten würden ewige Schande und ewige Schmach für ihre gottlosen Worte ernten.

 

 

c. Die zwei Feigenkörbe

( Jer 24 )

 

(1) Die Vision der zwei Feigenkörbe ( Jer 24,1-3 )

 

 

Jer 24,1-3

 

Diese Vision der zwei Feigenkörbe erhielt Jeremia, nachdem Jechonja (Jojachin) und die anderen Führer Jerusalems von den Babyloniern weggeführt worden waren (vgl. 2Kö 24,8-16 ). Sie läßt sich also auf ungefähr 597 V. Chr., den Beginn der Herrschaft Zedekias, datieren. Jeremia sah zwei Feigenkörbe , die vor dem Tempel aufgestellt waren. Die Vision erinnert dadurch an die Opferung der Erstlingsfrüchte in einem Korb vor dem Hernn (vgl. 5Mo 26,11 ). In dem einen der Körbe waren sehr gute Feigen, wie die ersten reifen Feigen sind (vgl. Jes 28,4; Hos 9,10; Mi 7,1 ) - diese ersten Früchte gehörten Gott ( 5Mo 14,22 ). In dem zweiten Korb waren sehr schlechte Feigen , die bereits so verdorben waren, daß man sie nicht essen konnte. Solche Opfergaben nahm der Herr nicht an (vgl. Mal 1,6-9 ).

 

 

Jer 24,4-7

 

(2) Die Erklärung der guten Feigen ( Jer 24,4-7 )

 

Die guten Feigen, so erklärte Gott , stellten die Weggeführten aus Juda dar, die nach Babylon in die Gefangenschaft geführt worden waren. Diese Erklärung muß die Menschen in Jerusalem überrascht haben, denn sie glaubten, daß die Gefangenen vom Herrn getrennt waren (vgl. Hes 11,14-15 ). Gott aber versprach, den Überrest in der Gefangenschaft gnädig anzusehen und ihn wieder in das Land zu bringen (vgl. Hes 11,16-17 ). Er versprach, diesen Menschen ein neues Herz zu geben, so daß sie ihn erkennen konnten (vgl. Jer 4,22 ). Zu dieser Zeit würden sie sein Volk sein (vgl. die Anmerkungen zu Jer 30,22 ) und würden sich zu ihm von ganzem Herzen bekehren . Tatsächlich brachte Gott einen kleinen Teil des Volkes nach der babylonischen Gefangenschaft wieder in das Land zurück, aber den hier verheißenen Segen der Gemeinschaft mit Gott haben die Israeliten noch nicht erfahren (vgl. Jer 31,31-34; Hes 36,24-32 ). Dies wird sich erst in Zukunft erfüllen, wenn Gott Israel zu Beginn der tausendjährigen Herrschaft Christi auf Erden wieder sammeln wird ( Mt 24,29-31 ).

 

 

Jer 24,8-10

 

(3) Die Erklärung der schlechten Feigen ( Jer 24,8-10 )

 

Die schlechten Feigen stellten Zedekia und die anderen Überlebenden dar (vgl. Jer 29,17-19 ), und zwar sowohl jene, die in Israel geblieben waren, als auch jene, die nach Ägyptenland geflohen waren (vgl. Jer 43,4-7 ). Gott würde sie zum Bild des Entsetzens machen für alle Königreiche auf Erden . Sie würden verspottet und verflucht werden, wohin sie auch kämen. (Mehrmals schreibt Jeremia in seinem Buch, daß die Menschen verflucht, verspottet und/oder abgewiesen würden und daß andere über ihren schrecklichen Zustand entsetzt sein würden; vgl. Jer 25,9.18; 26,6; 29,18; 42,18; 44,8.12.22 .Siehe auch Jer 48,39; 49,13.17;51,37 ,wo ähnliches über andere Völker ausgesagt wird.) Gott würde seine Gerichtswerkzeuge schicken ( Schwert, Hunger und Pest ; vgl. Jer 14,12; 15,2-4 ), bis sie ganz vertilgt wären. Die Überlebenden würden sich für von Gott gesegnet halten, aber in Wirklichkeit wären sie verflucht.

 

 

d. Die siebzigjährige Gefangenschaft in Babylon

( Jer 25 )

 

Jeremias dreizehn Botschaften des Gerichtes ( Jer 2-25 ) sind nicht nach chronologischen, sondern nach inhaltlichen Kriterien geordnet. Kapitel 25 beendet diese Botschaften, weil es inhaltlich gesehen alle vorausgegangenen Prophetien abschließt.

(1) Die Warnungen werden ignoriert ( Jer 25,1-7 )

 

 

Jer 25,1-3

 

Jeremias abschließende Botschaft betraf das ganze Volk von Juda. Weil sie so wichtig war, wurde der Zeitpunkt ihrer Verkündigung genau angegeben. Es war im vierten Jahr Jojakims, das ist das erste Jahr Nebukadnezars . Diese Zeitangabe hat manche Schwierigkeiten bereitet, denn das "erste Jahr" Nebukadnezars (nach dem Jahr der Thronbesteigung) begann am 2. April 604 V. Chr, während das vierte Jahr Jojakims - wenn man die Datierung von Nisan (März/April) bis Nisan annimmt, die Jeremia gewöhnlich benutzte - vom 12. April (1. Nisan) 605 V. Chr. bis zum 2. April (1. Nisan) 604 V. Chr. (wegen des Mondkalenders nicht bis zum 11. April) dauerte. So scheinen diese beiden Angaben (Nebukadnezars erstes Jahr und Jojakims viertes Jahr) nicht miteinander übereinzustimmen.

Für dieses Problem gibt es zwei mögliche Lösungen. Erstens kann es sein, daß das Wort "erstes" ( ri?SOnI ) mit "Anfang" übersetzt werden muß. Dies ist nicht das übliche Wort, mit dem man das erste Jahr der Regierungszeit eines Königs bezeichnete (vgl. Jack Finegan, Handbook of Bibel Chronology , Princeton, N.J.: Princeton University Press, 1964, S. 202). Dann wäre das "Anfangs"-Jahr Nebukadnezars das Jahr seiner Thronbesteigung. Jeremias Weissagung wäre also irgendwann zwischen dem 7. September 605 V. Chr., als Nebukadnezar den Thron bestieg, und dem 2. April 604 V. Chr., als das erste volle Jahr seiner Regierungszeit begann, zu datieren.

Die zweite Möglichkeit ist, daß Jeremia bei der chronologischen Einordnung Jojakims ein Kalendersystem benutzte, das von Tischri (September/Oktober) bis Tischri reichte. Dann hätte das vierte Jahr Jojakims vom 7. Oktober (1. Tischri) 605 V. Chr. bis zum 26. Semptember (1. Tischri) 604 V. Chr. gedauert (wegen des Mondkalenders nicht bis zum 6. Oktober). In diesem Fall hätte Jeremia seine Weissagung in der Zeit zwischen dem 2. April 604 V. Chr. (dem Beginn des ersten vollen Jahres Nebukadnezars) und dem 25. September 604 V. Chr. (dem Ende des vierten Jahres von Jojakim) erhalten. Welche Lösung nun die richtige ist, bleibt fraglich. Jedenfalls ist der Text durchaus chronologisch stimmig.

Jeremia hatte bereits dreiundzwanzig Jahre lang geweissagt (vgl. Jer 1,2 ), als er diese Prophetie erhielt - ein Dienst, der die Regierungszeit von drei Königen umfaßte. Aber obwohl er immer wieder zu den Menschen gepredigt hatte, wollten sie auf seine Warnungen und Ermahnungen zur Umkehr nie hören . Gott gab ihnen viel Zeit zur Umkehr, aber sie lehnten sein Angebot ab.

 

 

Jer 25,4-7

 

Gott hatte auch andere Propheten gesandt, um die Menschen zur Abkehr von ihren bösen Wegen und

Werken aufzurufen. Hätten sie diese Warnungen gehört, so hätte Gott sie in seiner Gnade in dem Lande bleiben lassen und ihnen kein Unheil zufügen müssen. Aber leider wollten sie Gott nicht gehorchen. Durch ihren beständigen Götzendienst hatten sie sich selbst Unheil gebracht.

 

 

Jer 25,8-11

 

(2) Das Gericht wird beschrieben ( Jer 25,8-14 )

 

Weil die Menschen immer wieder Gottes Warnungen verworfen hatten, würde Gott die Babylonier (die Völker des Nordens ; vgl. die Anmerkungen zu Jer 1,14 ) kommen lassen. Ihr Anführer, Nebukadnezar , wird hier Gottes Knecht genannt. Dies bedeutet, daß er es war, der Gottes Aufruf zur Zerstörung Jerusalems erfüllen sollte. Gott wollte die Babylonier benutzen, um Juda und seine Verbündeten völlig zu vernichten. Die fröhlichen Klänge im Volk würden verstummen (vgl. Jer 7,34; 16,9 ), denn das ganze Land würde wüst und zerstört sein, wenn Babel mit ihm fertig war. Gott würde Juda und die anderen rebellischen Völker nach Babel bringen, um sie dort siebzig Jahre lang dienen zu lassen.

Warum hatte Gott angekündigt, daß die Babylonische Gefangenschaft 70 Jahre dauern werde (605 - 536 V. Chr.)? Die Antwort darauf ist wohl, daß dies die Zahl von Jahren war, in denen das Volk sich nicht an das Gebot der "Sabbatruhe" für das Land gehalten hatte. Gott hatte angeordnet, daß das Land jedes siebte Jahr brachliegen solle ( 3Mo 25,3-5 ). In diesem Jahr durften die Menschen ihre Felder und ihre Weinberge nicht bearbeiten. Wenn dieses Gebot nicht erfüllt würde, so hatte Gott gesagt, würde er die Menschen aus dem Land wegnehmen, um so die "Sabbatruhe" zu erzwingen ( 3Mo 26,33-35 ). Der Autor von 2.Chronik schreibt, daß diese 70jährige Gefangenschaft, die von Jeremia geweissagt wurde, dem Land seine "Sabbatruhe" gab ( 2Chr 36,20-21 ). Die Gefangenschaft dauerte also vermutlich deshalb 70 Jahre, weil die Sabbatruhe 70mal gebrochen worden war.

 

 

Jer 25,12-14

 

Wenn die 70 Jahre um wären, würde Gott auch Babylon heimsuchen . Er würde alles, was in diesem Buch (Jeremia) gegen Babylon geschrieben stand, erfüllen. Gott spielte hier auf die Kapitel 50 - 51 an. Offensichtlich waren zumindest einige Teile dieser beiden Kapitel bereits geschrieben, als Kapitel 25 entstand. Gott würde Babylon alles nach seinem Verdienst (d. h. entsprechend seiner Taten) vergelten.

 

Jer 25,15-26

 

(3) Der Zorn wird angekündigt ( Jer 25,15-29 )

 

Jeremia hatte eine Vision. Er sah den Herrn, der einen Becher in seiner Hand hielt. Dieser Becher war mit dem Wein des Zorns Gottes gefüllt. Jeremias Aufgabe war es, alle Völker, zu denen er gesandt wurde, daraus trinken zu lassen (vgl. Kl 4,21; Hes 23,31-33; Offb 16,19; 18,6 ). Die ersten, die von diesem bitteren Getränk würden trinken müssen, waren Jerusalem und die Städte Judas.

Andere Nationen würden bald das gleiche Schicksal wie Juda erleiden. (Viele dieser Nationen sind auf der Karte "Die Welt Jeremias und Hesekiels" in der Einführung verzeichnet.) Zu ihnen gehörte Ägypten, auf dessen Hilfe Juda vergeblich gehofft hatte, als es sich von Babylon gelöst hatte (vgl. Hes 29,6-9 ). Was mit dem Land Uz gemeint war, kann nicht ganz sicher gesagt werden. Vermutlich aber lag Uz östlich von Edom in Nordarabien (vgl. die Anmerkungen zu Hi 1,1 ). Die Philister bewohnten die westlich von Juda gelegenen Küstenregionen am Mittelmeer, während die von Edom, die von Moab und die Ammoniter (von Süden nach Norden aufgezählt) drei Völker im Osten Judas waren, die jenseits des Jordan und des Toten Meeres wohnten. Tyrus und Sidon lagen nördlich von Juda an der Küste des Mittelmeeres. Dedan, Tema und Bus waren Städte im Norden der arabischen Halbinsel, wobei jedoch nicht genau bekannt ist, wo Bus lag. Daneben werden die Könige Arabiens genannt, die als Nomaden in der Wüste umherzogen. Die Identifikation von Simri ist nicht sicher. Es steht jedoch neben Elam und Medien , zwei Länder östlich des Flußes Tigris. Alle diese Völker und Städte sollten von Babylon erobert werden.

Durch die Hand Babylons würden diese Völker gerichtet. Aber nach ihnen würde Gott auch den König von Scheschach aus dem Becher trinken lassen. Wer oder was war Scheschach? Die meisten Ausleger sind der Meinung, daß es sich hierbei um ein verschlüsseltes Wort für Babylon handelt, also ein Buchstabenrätsel. Eines der damals bekannten Buchstabenrätsel bestand darin, die Stellung der Buchstaben eines Wortes im Alphabet zu zählen. Dann zählte man entsprechend weit im Alphabet von hinten und ersetzte die Buchstaben durch die nun gefundenen neuen. Das deutsche Wort "aber" würde z. B. auf diese Weise zu "zyvi". Wendet man dies auf "Scheschach" ( SSk ) an, so werden die hebräischen Konsonanten zu bbl , die Schreibweise von Babylon (vgl. Jer 25,1 ). Gott würde, nachdem er die anderen Völker gerichtet hatte, auch Babylon richten. Es ist natürlich nicht ganz klar, warum Jeremia diese Botschaft verschlüsselte, wo er doch das Gericht über Babylon bereits angekündigt hatte (V. 12 - 14 ). Dennoch scheint dies die beste Erklärung für Scheschach zu sein.

 

 

Jer 25,27-29

 

Die Völker, die aus dem Becher des Zornes Gottes trinken würden, würden untergehen. Wie einer der trunken ist, würden sie erbrechen und niederfallen. Dieser Zusammenbruch würde durch das Schwert über sie kommen. Auch wenn manche Völker diesen Becher des Gerichtes nicht nehmen wollten, müßten auch sie daraus trinken. Wenn Gott schon über seine eigene Stadt Unheil brächte, warum sollten dann diese heidnischen Völker hoffen, ungestraft zu bleiben?

 

 

Jer 25,30-33

 

(4) Das weltweite Gericht wird bekräftigt ( Jer 25,30-38 )

 

Jeremia wechselte nun von der Prosa zur Poesie über und fuhr in seiner Verkündigung des Gerichtes Gottes über die Völker fort. Wie ein Löwe, der mächtig brüllt, bevor er seine Beute schlägt (vgl. Am 1,2; 3,4.8 ), würde Gott aus seiner heiligen Wohnung , dem Himmel, seine Stimme erheben über alle Bewohner der Erde . Gott wollte mit diesen Völkern rechten ( rIB , vgl. die Anmerkungen zu Jer 2,9 ). Sein Gericht würde über Juda hinaus zu allem Fleisch kommen. Dieses Gericht wird als ein großes Wetter bezeichnet, das alle Völker verwüsten würde. Auf seiner Spur würde es überall die Erschlagenen zurücklassen. Ihre Leichname würden, wie auch die Toten Judas (vgl. Jer 8,2; 14,16; 16,4-6 ), wie Dung auf dem Felde liegen.

 

 

Jer 25,34-38

 

Die Herren dieser vielen Völker (die Hirten ) würden schreien und heulen und sich in der Asche wälzen (Zeichen tiefster Trauer; vgl. Jer 6,26; Mi 1,10 ). Sie würden über ihr eigenes Leben jammern, denn für sie war die Zeit erfüllt, wo sie geschlachtet würden. Jeremia wechselte kurz das Bild von den Hirten zur Töpferei, um die völlige Zerstörung zu beschreiben, die über diese Herren kommen würde. Sie würden zerbrechen wie ein kostbares Gefäß, das auf den Boden fällt. Dann kehrte Jeremia wieder zum Bild der Hirten zurück und vervollständigte seine Weissagung. Die Herren ( Hirten ) würden versuchen zu fliehen, aber sie würden nicht entrinnen können. Gott würde ihr Land ( ihre Weide ) zerstören und wie ein Löwe unter den Schafen herumschleichen (vgl. Jer 25,30 ). Das Land dieser Völker würde verheert werden.

 

 

B. Persönliche Konflikte mit Juda

( Jer 26-29 )

 

Zwar hatte Jeremia bereits hin und wieder von dem Widerstand gegen seine Botschaft gesprochen (vgl. Jer 11,18-23; 15,10; 20,1-6 ), aber in den Kap. 1 - 25 steht dies nicht im Mittelpunkt. In diesen Kapiteln geht es vor allem um das Gericht Gottes, das sicher kommen würde, wenn die Menschen sich weigerten, zu Gott umzukehren. Nun, in den Kap. 26 - 29 , spricht Jeremia hauptsächlich von der

Reaktion der Menschen auf seine Botschaft. Er und seine Botschaft wurden von den Führern und dem Volk abgelehnt.