deine Frage ist von einiger Brisanz. Auf dem
Bibelkreis kann man sich durchaus die Predigt von Spurgeon von 1871
herunterladen. Weiter findet die Google-Suche noch viele Hinweise auf
Jabez. Offensichtlich ausgelöst durch den so genannten Welt-Bestseller von
Pastor Bruce Wilkinson. Interessanter Weise wird das Buch im Onlineshop
von Gerth Medien in direkter Nachbarschaft zu dem Buch von Rick Warren
"Leben mit Vision" (Forumfrage 2092) angeboten.
Zur Inhaltesangabe heisst es bei Gerth-Medien:
""Segne mich und erweitere
mein Gebiet! Steh mir bei und halte Unglück und Schmerz von mir fern!" (1.
Chronik 4,10)
Was passiert, wenn sich Menschen wie du und ich nach einem außergewöhnlichen Leben ausstrecken? Diese Frage hat sich der Pastor Bruce Wilkinson zu Beginn seines Dienstes auch gestellt. Und er begann, täglich das Gebet des Jabez zu beten. Die unglaublichen Dinge, die er und viele andere Christen in Folge dieses einfachen Gebetes mit Gott erlebt haben, sind Thema dieses Buches. Damit möchte er Sie ermutigen, genau denselben Schritt zu wagen. Fangen Sie an zu beten - und Ihr Leben wird eine Fülle gewinnen, von der Sie bis dahin nicht einmal zu träumen wagten."
In der Bibel-Übersetzung, die in dem Buch
verwandt wird, verschwindet vollkommen der Aspekt, dass Jabez zunächst
einmal mit einem Gelübde beginnt. Jabez benutzt, und das geht aus der von
dir zitierten Übersetzung auch hervor, eine hebräische Schwurformel zu
Anfang seines Gebetes. Ich denke nicht, dass wir darüber reden müssen, ob
ein Christ geistlich gesinnt einen Schwur oder ein Gelübte tun kann. Von
seinem Ursprung her ist das Gebet des Jabez vollkommen ungeistlich, es ist
sogar durch und durch egoistisch und fordert Gott heraus. Jabez benutzt
eine Wenn <=> Dann Beziehung. Es ist offensichtlich, dass Gott auf die
Forderungen von Jabez eingegangen ist. Die Frage ist: Hat Jabez sein
Gelübde, seinen Schwur eingelöst?
Um diese Frage zu beantworten müssen wir genau
das tun, was Pastor Bruce Wilkinson leider nicht getan hat, wir müssen den
Vers in seinem Kontext stehen lassen. Wir müssen uns fragen, was
die grundsätzliche Botschaft der Geschlechtsregister zu Anfang von 1.
Chronika ist. Wie der Name schon sagt sollen uns Geschlechter gezeigt
werden. Wenn ein Mann ein Geschlecht nach sich hat, dann ist er von Gott
gesegnet, dann hat er, auch im alttestamentlichen Sinn gottwohlgefällig
gelebt. Bei David sehen wir diesen Grundsatz ganz deutlich. In Jesaja 53
ist die große Frage im Bezug auf den Messias, wo sein Geschlecht ist? "Wer
wird sein Geschlecht aussprechen?" Jes. 53,8.
Jetzt stellt sich also die eigentlich alles
entscheidende Frage, wo das Geschlecht des Jabez ist? Die Antwort lautet,
er hat keins!! Jabez ist völlig fruchtlos!! Alle anderen, die in diesen
Kapiteln erwähnt werden haben ein Geschlecht, Jabez nicht! Die Bibel teilt
uns zu Jabez überhaupt nichts mit. Wir kennen weder seinen Ursprung, noch
sein Geschlecht! Wir wissen nur, dass er geehrt war. Das ist aber nichts
besonderes. Menschen denen es gut geht wurden zu allen Zeiten von anderen
Menschen geehrt. Beachte, hier steht überhaupt nicht, dass er von Gott
geehrt war. Alle die von Gott geehrt wurden hatten im Alten Testament ein
Geschlecht, Jabez nicht!
Wenn man diese Zusammenhänge betrachtet, dann
fragt man sich unweigerlich, was für ein Hirte dieser Pastor Bruce
Wilkinson wohl ist. Er fordert Menschen millionenfach auf ein völlig
ungeistliches Gebet zu sprechen. Er erzieht Menschen dazu Gott auf eine
selbstsüchtig und egoistische Art herauszufordern, so wie es Jabez getan
hat.
In Hebräer 13,7 werden wir aufgefordert solche
Führer oder Menschen nachzuahmen, bei denen wir den Ausgang ihres Wandels
kennen. Hat Bruce Wilkinson tatsächlich nie darüber nachgedacht, wie das
bei Jabez geendet ist? Nochmal, wo ist sein Geschlecht?
Asaph muss in Psalm 73 solche Typen vom
Schlage des Jabez vor Augen gehabt haben. Völlig sorglos, völlig ohne
Probleme. Asaph wird fast verrückt, wenn er auf seine eigenen Probleme
sieht und seine Situation mit der von diesen Jabezen vergleicht. Bis er
hineingeht ins Heiligtum und deren Ende betrachtet. Asaph sieht den
Ausgang des Wandels an und sieht das alles NICHTS ist. Es fehlt der Segen
Gottes, der über dieses irdische Leben hinaus reicht. Nimm Nabal, den Mann
der Abigail 1. Sam. 25 oder den reichen Mann aus Lukas 16. Schon vor der
Gnadenzeit war irdischer Segen kein Beleg für ewigen Segen.
Lass Jabez und sein Gebet im Zusammenhang
stehen. Es gibt keinen Grund, dieses Gebet täglich, vielleicht sogar
mehrfach zu plappern. Es mag schon sein, dass oberflächlich betrachtet
sogar etwas dabei herauszukommen scheint. Ob die Dinge die dann geschehen
tatsächlich von Gott sind steht auf einem anderen Blatt und kann sicher
erst untersucht werden, wenn man Ergebnisse kennt.
Geistlich ist das Gebet des Jabez zu keiner
Zeit gewesen, es ist irdisch, fleischlich und egoistisch.
Diese Ausführungen stehen nicht im Gegensatz
zu 1. Joh. 5,15. Nach solchen Gelübden, gerade wenn sie mehrfach und
täglich inbrünstig geplappert werden, wird genau wie bei der Bitte um die
so genannte Geistestaufe etwas geschehen. Nur die Tatsache, dass etwas
eintrifft worum ein Mensch bittet bedeutet also überhaupt nicht, dass ein
Gebet im Sinne von 1. Joh. 5,15 vorliegt. In 1. Joh. 4,1 werden wir
bereits aufgefordert die Geister zu prüfen, ob sie aus Gott sind, erst
danach kommt 1. Joh 5,15.
Jemand der das Gebet des Jabez propagiert ist
im Sinne von Joh. 10 ein Mietling, den Titel Pastor sollte er schleunigst
ablegen, dass ist Etikettenschwindel.
herzliche Grüße
Ulrich
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