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Erbauung
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Lieber Hans Peter,
wir müssen natürlich mit unseren
Prüfungsergebnissen vorsichtig sein. Denn die Frage, die sich unweigerlich
stellt, ist die nach der Aussagekraft des Prüfungsergebnisses. Ich glaube
nicht, dass man Luther und Calvin gelesen haben muss, um zu glauben das
reformierte Theologie unbiblische Ansätze enthält. Selbst wenn ich jetzt
Luther und Calvin lesen würde, dann stände das Ergebnis meiner Prüfungen schon
fest, ich würde überhaupt nicht unvoreingenommen daran gehen können. Ein
Meinungsbildungsprozess würde gar nicht mehr stattfinden. Mein Urteil steht!
Genauso geht jeder Calvinist an die Dinge, die nur
nach Arminianismus riechen. Sofort wird jedem, der nicht in mindestens 4,5
Punkten dem TULIP zustimmt, die Vertretung von Gerechtigkeit aus Werken
vorgeworfen.
In Bezug auf Zuvorerkenntnis, Auserwählung und
Zuvorbestimmung sind wir sicherlich einer Meinung, nämlich das wir diese
Begriffe auf die grundsätzliche Auswahl des Menschengeschlechtes gegenüber den
Engeln beziehen. Wir können dann über "Eindringen in das Haus des Starken" und
über Hebräer 2 hinweg eine wunderbare Kette und völlig in sich schlüssige
Aussagen auf die Reihe bringen.
Dann kommt der relaxte, gar nicht fanatische, sehr
gemäßigte Calvinist und stellt dir einen Frage. Er beginnt damit, dass er nun
begriffen hat, dass der allmächtige, allwissende und souveräne Gott durch das
Werk des Herrn Jesus Gnade gegeben hat und jeden Menschen in eine Situation
bringt, in der der Mensch eine Willensentscheidung für Gott fällt. Also, Gnade
und Willensentscheidung, gleichzeitig.
Jetzt die Frage des Calvinisten: Was ist für die
Errettung wichtiger, die Gnade Gottes oder die Willensentscheidung des
Menschen. Du hast mehrere Optionen:
- Du stellst beides gleichrangig nebeneinander
und sagst, wenn es eine Gewichtung gibt, dann erfahren wir das in der
Herrlichkeit! (ein gewisser HPW nennt so etwas Gelaber, womit er
wahrscheinlich Recht hat).
- Du sagst die Gnade ist wichtiger! Dann wird
dir der Calvinist recht geben und dich freundlich darauf hinweisen, dass du
dich seinem Gottesbild näherst, auch wenn du Auswahl, etc. anders einordnest.
- Du sagst der Wille ist wichtiger! Dann wird
man dir freundlich aber bestimmt mitteilen, das du Werkgerechtigkeit
verkündigst.
Die Summe des Ganzen:
Beide Erklärungsmodelle müssen letztendlich
unbeantwortete Fragen aushalten. Probleme mit der jeweils unbeantworteten
Frage haben immer nur diejenigen, die das jeweils zu der Frage führende
Erklärungsmodell ablehnen.
Persönlich stelle ich mir die Frage, was wichtiger
ist, die Gnade oder der Willen, nicht! Ich stell die Frage nicht, weil mir das
Gottesbild, dass zu der Fragestellung führen könnte, dass biblische zu sein
scheint. Gott ist dabei heilig, gerecht, Liebe und Gnade. Er ist
allgegenwärtig, allwissend und souverän, er ist nur nicht allvorherbestimmend.
Aber die Frage, wenn sie mir gestellt wird, die kann und will ich nicht
beantworten. Man braucht eine biblisch begründete Antwort auf diese Frage,
dann kann man rational entscheiden welches Modell richtig ist.
Bis hier her kann ich nur glauben, dass dieses
Modell richtig ist. Ich lebe auch aus Glauben, nicht vom verstehen.
Der 85jährige Lehrbruder hat wahrscheinlich nicht
so viele Computer mit Bibelprogrammen wie du und ich. Grundsätzlich habe ich
dieses "andere Beispiel" nicht verstanden. Meiner Meinung nach sind es zwei
völlig unterschiedliche Vorgänge, ob jemand etwas in die Bibel
hineininterpretiert, was dort nicht steht, oder ob jemand nicht weis, dass
etwas nicht in der Bibel steht. Es gibt Geschwister, die blenden noch ganz
andere Fragen aus, ohne das man das als Indiz für fehlende Bekehrung werten
kann.
herzliche Grüße