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Lieber M.,
 
"Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor Weisen und Verständigen verborgen hast, und hast es Unmündigen geoffenbart." Matt. 11,25 und Lukas 10,21.
 
Wenn wir diese Dinge vor dem Herrn erforschen, dann werden wir sicherlich erleben, das er es Unmündigen offenbart. Ich bin schon froh, dass wir nicht vor diesen großen und gewaltigen Denkern vor Ehrfurcht in den Boden versinken müssen, sondern das wir durch den Geist geistliche Dinge geistliche beurteilen dürfen und auch sollen. "Wir haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, auf dass wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind; welche wir auch verkündigen, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten gelehrt durch den Geist, mitteilend geistliche Dinge durch geistliche Mittel." 1. Kor. 2,12+13
 
Ich lese momentan in Etappen "What love is this", in der zweiten überarbeiteten Fassung, von Dave Hunt. Das Buch hat einen relativ stark amerikanisch geprägten Schreibstil und eignet sich fast gar nicht für eine Übersetzung ins Deutsche. Auf insgesamt 577 Seiten setzt sich Dave sehr langatmig und mit viel Liebe zum Detail mit dem Calvinismus auseinander. Man braucht schon einiges an Disziplin um da am Ball zu bleiben. Ich habe ca. 20% hinter mir und werde, so der Herr will jetzt mit Kapitel 8 fortfahren.
 
Innerhalb der Ausführungen von Dave Hunt habe ich eine interessante Entdeckung gemacht, die mir auch zum Teil ein Verständnis dafür gegeben hat, warum Luther in seiner Erwiderung an Erasmus häufiger aus der griechischen Mythologie zitiert. Beim Lesen der Ausführungen Luthers ist mir dieser Gedanke verborgen geblieben.
 
Dave führt ganz eindrücklich vor Augen, dass weder Luther, noch Zwingli, noch Calvin die "Erfinder" der reformierten Gedanken sind. Nach Dave Hunt ist, und es gibt keinen Grund daran zu zweifeln, Augustinus der erste, der innerhalb der Christenheit reformierte Gedanken formuliert. Aus den Zitaten, die Dave von Calvin bringt, geht das auch eindeutig hervor, dass Calvin bei Augustinus abgeschrieben hat und dann mit seiner sicherlich hohen Intelligenz und seiner guten juristischen Ausbildung das Gedankengebäude noch verfeinert hat. Was die eigentlichen Motive für die Konzile von Dordrecht und Westminster waren, dass lasse ich jetzt hier einmal weg.
 
Nun ist mir aufgefallen, dass nur Anhänger der reformierten Theologie davon ausgehen, dass Augustinus und Calvin errettet waren. Dave Hunt schiebt den Gedanken daran bei Augustinus ziemlich weit weg und bei Calvin weist er immer wieder darauf hin, dass jegliches Zeugnis in dieser Richtung fehlt. Was also, wenn es sich bei der reformierten Theologie und dem ihr zu Grunde liegenden Gottesbild um eine List Satans handelt? In 2. Kor. 2,11 sagt uns Paulus, dass uns die Gedanken des Satan nicht unbekannt sind.
 
Ich denke, wir stimmen darin überein, dass Satan den Marienkult mit List während des Konzils von Ephesus in das Christum hineingeschleust hat, als er im Prinzip des Muttergotteskult der Artemis unter dem Namen Maria neu verpackte und für die Kirche hoffähig machte. Von dieser Vorgehensweise ausgehend, habe ich dann ein Gottesbild gesucht, dass und in einem ähnlichen Maße Willkür und Unberechenbarkeit vermittelt, wie der Gott der reformierten Theologie. Wo finde ich eine Gottheit die sowohl die Quelle des Lichts als auch der Finsternis, des Guten und auch des Bösen ist? Nun ich finde das in der griechischen Mythologie. Wenn du dir eine Zeitlang überlegst, welche Halunken und unberechenbaren weil unzuverlässigen Gesellen sich da auf dem Olymp versammeln, dann hat das schon eine ganze Menge mit dem gemeinsam, was uns heute so an reformiertem Gottesbild vorgestellt wird. Wir müssen natürlich berücksichtigen, dass wir heute mehr als 1.500 Jahre Feinschliff an diesem Gottesbild hinter uns haben. Nach Augustinus haben Luther, Zwingli und Calvin daran herumgedoktert. Anschließend haben wir noch mehrere große von den jeweiligen Staaten bezahlte Zusammenkünfte, z.B. Dordrecht und Westminster, die aus Gründen der Staatsraison daran weitergearbeitet haben.
 
Es ist ganz wichtig, dass diese reformierte Theologie und das ihr zu Grunde liegende Gottesbild, zumindest nach den Quellen, auf die ich Zugriff habe, von der römisch katholischen Kirche immer akzeptiert wurde. Wenn man sich allein vor Augen führt wie Johannes Paul II Augustinus in den höchsten Tönen lobte, dann stellt man fest, dass reformierte Theologie an sich überhaupt nicht der Grund für die Trennung während der Reformation war.
 
In wie weit dann Whitefield und Wesley noch an diesen Dinge gefeilt haben, dass entzieht sich meiner Kenntnis. Allerdings wird die Quelle nicht besser, nur weil der Austritt verschönert wird.
 
Zu deinen Gedanken über die Auserwählung möchte ich nur so viel anmerken, dass ich an keiner Stelle in der Bibel eine Auserwählung zur Errettung finde. Wohl zur Sohnschaft.
 
Die gesamte Auseinandersetzung mit diesen Dingen ist sicherlich noch nicht zu Ende. Das Ende deiner Ausführungen ist völlig deckungsgleich mit meinem Beispiel während unsere Telefonates vor einigen Wochen. Auch die Bedeutung der Gnade kann ich nur vollständig unterstreichen. Interessant ist dabei, dass ich durch die Suche nach den Elementen der Bundeslade im Römerbrief genau zu der gleichen Überzeugung gekommen bin wie du, nur war bei meinen Überlegungen der goldene Krug mit dem Manna in Verbindung mit Römer 6 das auslösende Element. Diese Gedanken möchte ich dir abschließend noch hier einfügen.
 

Bei vielen Auslegern findet man die Ansicht, dass das Manna ein Bild vom Wort Gottes sei. Während der Beschäftigung mit der Bundeslade sind mir zu diesem Vergleich immer mehr Zweifel gekommen. Was, wenn das Manna ein Bild der Gnade ist?

 

Dann hätten alle Israeliten, auch die an denen Gott nach 1. Kor. 10,5 kein Wohlgefallen gefunden hatte, Gnade erfahren. (2.Mo.16) Nur durch die Gnade sind sie dann überhaupt so weit gekommen, dass Wort Gottes zu hören. (2. Mo. 20 die 10 Gebote) Trotz der erfahrenen Gnade und der Kenntnis des Wortes Gottes hatten nicht alle Leben aus dem Tod, waren nicht alle Wiedergeborene. (4. Mo. 17, der Stab Aarons der gesprosst hatte.)

 

In Hebräer 9,4 finden wir die Bundeslade, so wie das Volk sie in der Wüste hatte. "und die Lade des Bundes, überall mit Gold überdeckt, in welcher der goldene Krug war, der das Manna enthielt, und der Stab Aarons, der gesprosst hatte, und die Tafeln des Bundes".

 

Im Gegensatz zu Hebräer 9 wird in 1. Könige 8,9 betont, dass nur noch die Gesetzestafeln in der Bundeslade waren, als diese an ihren endgültigen Bestimmungsort im Tempel gestellt wurde.

 

1. Petr. 1,25 teilt uns Mit, dass das Wort des Herrn in Ewigkeit bleibt. Der Herr selbst ist das fleischgewordene Wort. (Joh. 1,14) Die Bundeslade ist ein Bild von dem Herrn. Er ist in das Heiligtum hineingegangen. Da das Manna nicht endgültig in das Heiligtum hineingegangen ist, sondern offensichtlich nur während der Wüstenreise anwesend war, kann es eigentlich kein Bild vom Wort Gottes sein. Das der Stab Aarons nicht mehr in der Bundeslade ist, wenn diese ins Heiligtum hineingeht, deutet darauf hin, das der HERR in sich selbst das Leben ist. Er ist gerade nicht durch Leben aus dem Tode gekennzeichnet.

 

 

Wir haben jetzt Leben aus dem Tod, soweit wir an das stellvertretende Opfer des Herrn Jesus geglaubt haben und unsere Sünden bekannt haben. Wir werden aber einen Herrlichkeitsleib erhalten und IHM gleich sein, denn wir werden IHN sehen, wie er ist.(1. Joh. 3,2)

 

Wenn Manna ein Bild der Gnade ist, dann hätten wir in Hebräer 6 eine Parallele zu den Israeliten in der Wüste. In der Wüste haben alle das Manna geschmeckt, ohne dass es zu rettendem Glauben führte. Auch in Hebräer 6,4 haben wir solche, die von der himmlischen Gabe geschmeckt haben (wenn man das so schreibt fragt man sich warum nicht schon vor Jahrzehnten auf den Gedanken gekommen ist einfach himmlische Gabe mit himmlischer Gabe gleichzusetzen). Auch die in Hebräer 6 sind nicht zum rettenden Glauben hindurch gedrungen.

 

Also, Gott bietet Gnade an, Menschen kommen unter Gnade, kommen aber nicht zum rettenden Glauben. Niemand kann Herr Jesus sagen, als nur im Heiligen Geiste. (1. Kor. 12,3) Selbst HLH glaubte nicht, dass jeder der einmal Herr Jesus gesagt hat errettet ist.

 

Natürlich ist der Gedanke, dass das I von TULIP wegen der dann nicht mehr als unwiderstehlich zu bezeichnenden Gnade schon irgendwie faszinierend. Es besteht aber auch die Gefahr, das man genau auf der anderen Seite vom Pferd fällt. Ich habe zu diesen Gedanken schon öfter den Dialog mit Brüdern gesucht, leider aber nie eine Reaktion erhalten. Vielleicht hast du eine Meinung dazu.
 
 
herzliche Grüße
 
Ulrich