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Esra Walvoord


Esra

Kanonizität


Daß das Buch Esra für kanonisch gehalten wurde, läßt sich spätestens seit der Zeit vor dem Entstehen der Septuaginta (LXX, ca. 200 v. Chr.) nachweisen. Selbst bibelkritische Forscher haben selten die Kanonizität von Esra in Frage gestellt.



Autor


Obwohl Esra im Buch Esra nirgends als Autor bezeichnet wird, wird er seit alter Zeit auch von der hebräischen Tradition für den Verfasser gehalten. Dafür spricht auch die Tatsache, daß Esra in Esr 7,27-9,15 über sich selbst berichtet und in der Ich-Form schreibt. Esra war Priester, Schriftgelehrter und Gesetzeslehrer ( Esr 7,21 ). Er hatte ohne Zweifel Urkunden und Dokumente zur Hand, um den historischen Teil in Kapitel 1-6 zusammenzustellen. Viele Ausleger haben Ähnlichkeiten zwischen dem Stil Esras und dem Stil von 1. und 2.Chr. festgestellt. Deshalb halten manche Esra für den Autor aller drei Bücher (vgl. die Einführung zu 1.Chr).


Entstehungszeit


Das Buch Esra behandelt zwei Zeiträume. Kapitel 1-6 umfassen die 23 Jahre (538 - 515 v. Chr.) nach dem Erlaß des Kyrus, den Tempel in Jerusalem aufzubauen, Kapitel 7-10 die Ereignisse nach der Rückkehr Esras aus Babylon nach Jerusalem (458 v. Chr. ff). Die beiden Ausnahmen finden sich in Kapitel 4 . Esr 4,6 berichtet ein Ereignis aus der Regierungszeit des Xerxes (485 - 465 v. Chr.). Esr 4,7-23 enthält einen Brief aus der Zeit des Artaxerxes (464 - 424 v. Chr.). Das ganze Buch Esra kann nicht vor 450 v. Chr. fertiggestellt worden sein, da die als letztes berichteten Ereignisse in Esr 10,17-44 erst zu dieser Zeit stattfanden. Esra war ein Zeitgenosse Nehemias ( Neh 8,1-9;12,36; vgl. die Einführung zu Nehemia).


Historische Situation


Die historische Situation ist der nachexilische Zeitraum, als die gläubigen Israeliten aus Babylon nach Juda zurückkehrten, um den Tempel wieder aufzubauen und den Gottesdienst wieder aufzunehmen.

 

In allen Büchern der nachexilischen Zeit spielten der Tempel und der Tempeldienst eine große Rolle. In allen anderen nachexilischen Büchern außer Esra (1.Chr, 2.Chr, Neh, Hag, Zef, Mal) wird berichtet, daß das Volk den Prophetien Jesajas und Jeremias gegenüber ungläubig war und nicht aus der Gefangenschaft in das land zurückkehrte. Alle Israeliten, die in das Land der Verheißung zurückkehrten, bezeugten damit öffentlich, daß sie glaubten, Gott wrde das Volk wiederherstellen un eine Zeit der Königsherrschaft und des Segens herbeiführen.

Es gab drei Rückwanderungen von Babylon in das Land Israel (538, 458, 444 v. Chr.), so wie es drei Deportationen (605, 597, 586 v. Chr.) gegeben hatte. Die erste Rückwanderung wurde von Serubbabel ( Esr 1-6; Hag, Sach) im Jahr 538 v. Chr geleitet. Der Wiederaufbau des Tempels war die wichtigste Aufgabe der Rückwanderer.

Die zweite Rückwanderung wurde von Esra ( Esr 7-10 ) im Jahr 458 v. Chr. angeführt. Esra leitete eine Reformation und die Rückkehr in den Bund und dessen Bestimmungen ein.

Die dritte Rückwanderung wurde von Nehemia 444 v. Chr. angeführt. Nehemia organisierte den Wiederaufbau der Mauern Jerusalems und führte wie Esra das Volk zum Gehorsam gegnüber dem Gesetz Gottes zurück.

Die Ereignisse des Buches Ester liegen zwischen den Ereignissen von Esr 6; 7 . (Vgl. die Übersichten �՗Die dreifache Rückkehr aus dem Exil½ und �՗Chronologie der nachexilischen Zeit½ zu Esr 1,1 .)



Der Text


Fast ein Viertel des Buches ist auf Aramäisch, der Rest auf Hebräisch geschrieben. Der Aramäische teil ( Esr 4,8-6,18 und Esr 7,12-26 ,also 67 von 280 V.) enthält fast nur die Abschriften von offiziellen Schreiben. Aramäisch war die damalige Verkehrssprache ( lingua franca ) der damaligen Welt.



Absicht


Das Buch Esra wurde nicht einach geschrieben, um verschiedene historische Ereignisse aus der Geschichte Israels während der Rückkehr in das Land Palästina zu berichten. Das Buch hat wie alle biblischen Bücher ein theologisches Anliegen. Diese Anliegen wird deutlich, wenn man beachtet, an welchen Leserkreis sich das Buch wendet. Das Buch wurde wie oben dargelegt, um 450 v. Chr. abgefaßt. Die ursprünglichen Leser waren wohl Exilanten, die unter Serubbabel oder Esra zurückgekehrt, aber in ihrer Beziehung zu Gott unsicher geworden waren. Esra schrieb sein Buch, um den Überrest zu ermutigen, den wahren Tempelgottesdienst auszuführen und die Bestimmungen des Bundes wegen der Güte Gottes einzuhalten. Der Höhepunkt des Buches sind die Kapitel 9-10 , die die Reaktion des Volkes schildern, nachdem Sünde in seiner Mitte aufgedeckt wurde.



GLIEDERUNG


I. Erste Rückkehr und Wiederaufbau unter Serubbabel ( Kap.1-6 )

     A. Der Erlaß des Kyrus ( 1,1-4 )
     B. Die Reaktion der Israeliten ( 1,5-11 )
     C. Die Liste der Rückkehrer ( Kap.2 )
          1.Die Liste der Rückkehrer ( 2,1-63 )
          2.Die Gesamtzahl der Rückkehrer ( 2,64-67 )
          3.Der Beginn der Wiederherstellung ( 2,68-70 )

     D. Der Wiederaufbau des Tempels( Kap.3-6 )
          1.Der Wiederaufbau von Altar und Tempelfundamenten ( Kap.3 )
          2.Wiederstand gegen den Wiederbau ( 4,1-6,12 )
          3.Die Vollendung des Tempels ( 6,16-18 )

     E. Die Einweihung des Tempels und die Feier des Passafest
          1.Die Einweihung des Tempels 6,16-18 )
          2.Die Feier des Passafestes ( 6,19-22 )

II. Die zweite Rückkehr und die Reformation unter Esra ( Kap.7-10 )

     A. Die Rückkehr in das Land ( Kap.7-8 )
          1.Einführung von Esra ( 7,1-10 )
          2.Die Umstände,die zur Rückkehr führten ( 7,11-28 )
          3.Die Liste der Rückkehrer ( 8,1-14 )
          4.Reise und Ankunft ( 8,15-36 )

     B. Die Reformation ( Kap.9-10 )
          1.Die Sünde des Volkes durch Mischehen ( 9,1-4 )
          2.Esras Gebet zu Gott ( 9,5-15 )
          3.Das Volk bekennt seine Sünde und unterläßt sie ( Kap.10 )


AUSLEGUNG


I. Erste Rückkehr und Wiederaufbau unter Serubbabel
( Esr 1-6 )


Der erste Teil des Buches Esra sollte die Israeliten zum Tempelgottesdienst ermuntern, indem er die Geschichte und Opfer des Wiederaufbaus des Tempels vergegenwärtigte.



A. Der Erlaß des Kyrus
(
1,1-4 )


Esr 1,1


Kyrus , der König des ausgedehnten persischen Weltreiches (vgl. die Karte "Das persische Weltreich"), verfaßte einen Erlaß , der den Israeliten die Rückkehr in ihr Land und den Wiederaufbau ihres Tempels gestattete. Kyrus schrieb diesen Erlaß in seinem ersten Regierungsjahr (538 v. Chr.). Dies war das erste Jahr seiner Herrschaft über Babylon, während er schon 20 Jahre König über andere Gebiete des Reiches gewesen war. Bereits 559 v. Chr. war er König von Anschan geworden, 550 v. Chr. dann auch König von Medo-Persien. Im Oktober 539 v. Chr. eroberte er Babylon und wurde König von Babylon. Dieser Titel bezeichnete die höchste Position, die man in der damaligen Zivilisation erreichen konnte. (Vgl. die Übersicht "Chronologie der nachexilischen Zeit").

 

Kyrus hatte mit seiner Erklärung nicht nur die Verehrung des Gottes Israels im Sinn. Zum einen wollte er Pufferstaaten an den Grenzen seines Reiches schaffen, zum anderen erhoffte er sich durch die Freilassung der unterdrückten Völker, daß die Götter in den verschiedenen Teilen seines Reiches zu seinen Göttern Bel und Nebo für ihn beteten. Der berühmte Kyruszylinder (538 v. Chr.), der die Einnahme Babylons und die Repatriierung der unterdrückten Völker in ihren Heimatländern beschreibt, enthält folgenden Satz: "Mögen alle Götter, die ich in ihren heiligen Städten wieder angesiedelt habe, täglich Bel und Nebo darum bitten, daß ich ein langes Leben führe."

Die Erfüllung der Worte Jeremias ( Jer 29,10; vgl. Jer 25,11-12 ) war allein Gottes Handeln. Die siebzig Jahre der jüdischen Gefangenschaft in Babylon näherten sich dem Ende. Die erste Wegführung der Juden nach Babylon geschah im Jahr 605 v. Chr., der Erlaß wurde im Jahr 538 v. Chr., also 67 Jahre später, von Kyrus erlassen. Als das Volk endlich zurückkehrte und im Jahr 536 v. Chr. den Altar in Jerusalem wieder aufbaute, waren die 70 Jahre praktisch um.

Der Erlaß wurde verfügt, weil der HERR das Herz des Kyrus bewegte . Das hebräische Wort für "das Herz bewegen" (andere Übersetzung: "den Geist bewegen") ist ein Lieblingsausdruck der nachexilischen Zeit ( Esr 1,5; 1Chr 5,26; 2Chr 21,16;36,22; Jer 51,11; Hag 1,14 ). Er zeigt, daß Gottes souveräne Hand hinter den Ereignissen der Weltgeschichte steht.



Esr 1,2-3


Kyrus sagte, daß Jahwe, der Gott des Himmels, ihn ernannt hätte, um den Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen . Ein Teil des Erlasses findet sich in 2Chr 36,23 .Der Erlaß wurde auch in Achmeta aufbewahrt, wo ihn später Darius I. fand (520 - 518 v. Chr., Esr 6,1-5 ).

Gott hatte dem jüdischen Überrest verheißen, daß er Kyrus als seinen Diener schicken würde, um sein Volk wiederherzustellen ( Jes 44,28; 45,1.13 ). Unter der Inspiration des Heiligen Geistes nannte der Prophet den Namen von Kyrus 150 Jahre vor dem Erlaß des Kyrus. Josephus überliefert, daß Kyrus die Prophetie in Jes 44,28 gezeigt wurde und er sie erfüllen wollte (Jüdische Altertümer 11,1,1).

 

" Der Gott des Himmels " ist ein Ausdruck, der neunmal in Esra ( Esr 1,2;5,11-12;6,9-10;7,12.21.23 a; häufiger als in irgend einem anderen biblischen Buch) und zehnmal in anderen exilischen und nachexilischen Büchern ( 2Chr 36,23; Neh 1,4-5;2,4.20; Dan 2,18-19.28.37.44 ) verwendet wird. Der Ausdruck erscheint sonst nur noch viermal im Alten Testament ( 1Mo 24,3.7; Ps 136,26; Jon 1,9 ). Er weist auf Gottes Souveränität hin. Gott ist der Eine, der Himmel und Erde erschaffen hat ( 1Mo 14,19.22; 2Chr 2,11; Ps 115,15 ), der im Himmel ist ( 5Mo 4,39; 1Kö 8,30.39.43.49; Pred 5,1 ) und der von seinem Thron im Himmel regiert ( Jes 66,1 ). Obwohl Kyrus Herr über ein ausgedehntes Reich war, ist Gott doch viel größer, denn er herrscht vom Himmel her.

Die Betonung des Tempels in Esr 1,2-3 gibt den Ton für das ganze Buch und alle nachexilischen Bücher an. Der Tempel war von allerhöchster Bedeutung im Leben der Israeliten. Ohne den Tempel konnte es keine Opfer geben, die die lebendige Verbindung zu Gott darstellten. "Der Gott des Himmels" (V. 2 ) ist zugleich der Gott Israels , von dem Kyrus sagt, daß er in Jerusalem wohnt . Esr 1,4 : Der Erlaß des Kyrus wies die Nachbarn der Rückkehrer in Persien an, diesen Silber, Gold, Waren, Vieh und freiwillige Opfer (vgl. V. 6 ) zu geben. Die freiwilligen Gaben bzw. Opfer waren für den Tempel, die anderen Dinge für die Israeliten selbst bestimmt. Die Anweisung erinnert an den Auszug aus Ägypten, als Gott das Volk Israel auf wunderbare Weise aus der Knechtschaft befreite und die Ägypter ihnen Silber, Gold, Kleider und manches mehr mitgaben ( 2Mo 3,22; 11,2; 12,35 ). Nun setzte Gott einen zweiten "Auszug" in Gang, indem er noch einmal sein Volk aus der Knechtschaft zurück in das verheißene Land brachte, so wie er es auch zur Zeit Mose und Josuas getan hatte. Das Volk befand sich in der babylonischen Gefangenschaft, weil es die Bundesbestimmungen nicht eingehalten hatte, die Mose ihm nach dem ersten Auszug mitgeteilt hatte. Einmal mehr wirkte Gott auf wunderbare Weise im Leben des Volkes.



B. Die Reaktion der Israeliten
(
1,5-11 )


Esr 1,5-11


Die religiösen Führer, die Priester und Leviten, planten zusammen mit den Häuptern der beiden Stämme Juda und Benjamin , die in das babylonische Exil geführt worden waren, die Rückkehr Israels nach Jerusalem, um dort den Tempel, das Haus des HERRN , wieder aufzubauen. Es waren insgesamt 49 897 Juden ( Esr 2,64-65 ), die zurückkehrten. Die Nachbarn der Rückkehrer gehorchten dem königlichen Erlaß indem sie die Bemühungen unterstützten ( Esr 1,6 ) und selbst Kyrus steuerte seinen Teil bei, indem er die Geräte, die zum Tempel des Herrn gehörten, zurückgab. Es waren dies Becken, Becher und andere Geräte (V. 9-10 ). Nebukadnezar hatte sie in den Jahren 605 v. Chr. ( Dan 1,2 ), 597 v. Chr. ( 2Kö 24,13 ) und 586 v. Chr. ( 2Kö 25,14-15; Jer 27,16; 52,18-19; vgl. Esr 5,14; 6,5; Dan 5,2-3 ) aus dem Tempel in Jerusalem genommen und in einen Tempel in Babylon gelegt, möglicherweise den Esagilatempel, der zu Ehren des Gottes Marduk gebaut worden war. Mitredat ist ein persischer Name und das Wort für Schatzmeister ( gizbAr ) ein persischer Fachausdruck.

In Esr 1,9-10 beläuft sich die Gesamtzahl der Geräte auf 2 499, während in Vers 11 die Gesamtzahl der Gold- und Silbergegenstände mit 5 400 angegeben wird. Wie erklärt sich dieser Unterschied? Ein Fehler Esras ist wohl in zwei hintereinanderstehenden Versen auszuschließen. Auch wenn man aus bibelkritischer Sicht von einem späteren Redaktor ausgeht, hätte ihm ein solcher Widerspruch sofort auffallen müssen. Es liegt näher, davon auszugehen, daß Esra zunächst die größeren und wertvolleren Geräte zusammenzählt (V. 9-10 ) und dann die Gesamtzahl aller, auch der kleineren, Geräte nennt (V. 11 ). Ein weiteres Problem stellt die Bezeichnung von Scheschbazar (V. 11 ) als Fürst von Juda (V. 8 ) dar. Vier Lösungen sind angeboten worden:

1) Scheschbazar könnte ein anderer Name für Serubbabel sein. Von beiden wird gesagt, daß sie die Fundamente des Tempels gelegt haben ( Esr 3,8-10;5,16 ). Serubbabel ("geboren in Babel") war ein Enkel von Jechonja ( 1Chr 3,17-19 ), der nach Babylon gefangengeführt, aber dann aus der Haft entlassen worden war ( 2Kö 25,27-30 ). Serubbabels Verwandtschaft mit Jechonja würde den Titel "Fürst von Juda" erklären. Es wäre allerdings verwunderlich, wenn Serubbabel einen zweiten, heidnischen Namen gehabt hätte, zumal Scheschbazar der Name einer heidnischen Gottheit war. Außerdem wäre dann nicht zu erklären, weshalb der Name Scheschbazar nur in Esr 5,14-16 noch zweimal erscheint. Eine Erklärung könnte sein, daß an allen drei Stellen der Name Scheschbazar gegenüber offiziellen persischen Stellen verwendet, während sonst der jüdische Name Serubbabel gebraucht wird.

2) Eine zweite Erklärung geht davon aus, daß Scheschbazar von Kyrus zum jüdischen Verwalter ernannt wurde, jedoch kurz nach der Ankunft in Palästina starb und durch Serubbabel ersetzt wurde. Es gibt jedoch nicht den geringsten Beweis für diese These.

3) Eine dritte Erklärung setzt Scheschbazar mit dem Schenazzar aus 1Chr 3,18 ,also mit Serubbabels Onkel gleich.

4) Eine vierte Sicht geht davon aus, daß Scheschbazar ein persischer Beamter war, den der König mitsandte, um über das Geld und die Ausführung der königlichen Anordnungen zu wachen. Die Rückkehrer hätten dann in Esr 5,14-16 auf ihn verwiesen, weil er ein persischer Beamter war, um damit die Legitimität des Tempelbaus zu begründen (vgl. den Kommentar zu Esr 5,13-16 ).

Die erste Erklärung kann am besten die Tatsache erklären, daß von Scheschbazar und Serubbabel gesagt wird, daß sie die Fundamente zum Tempel erbauen ließen (s.u. 1).

 

C. Die Liste der Rückkehrer
( Esr 2 )


1. Die Liste der Rückkehrer
(
2,1-63 )


Esr 2,1-63


Die Liste der Rückkehrer ist in mehrere Abschnitte unterteilt. Alle Leute der Landschaft Juda kehrten in ihre Heimatstädte zurück (V. 1 ). Esra listet zunächst die 11 zivilen und religiösen Führer auf, die bekannt waren (V. 2 ). Jeschua war der Hohepriester ( Esr 3,2 ), sein Name wird in Haggai und Sacharja mit Josua wiedergegeben. Er war der Enkel von Seraja (vgl. 1Chr 5,40 mit Hag 1,1 ), einem Priester, den Nebukadnezar bei Ribla töten ließ ( 2Kö 25,18-21 ). Der Nehemia in Esr 2,2 ist nicht der Nehemia, der mehr als 90 Jahre später nach Jerusalem zurückkehrte. Genauso handelt es sich bei Mardochai nicht um Esters Vetter ( Est 2,5-7 ), der in Susa 60 Jahre nach der ersten Rückkehr der Juden nach Jerusalem lebte.

Neh 7,7 erwähnt nicht 11 Namen, wie Esr 2,2 , sondern 12 Namen, die vermutlich die symbolischen Häupter der 12 Stämme Israels darstellen sollten (vgl. die 12 Ziegenböcke für die 12 Stämme in Esr 6,17 ). Außerdem werden zwei Namen unterschiedlich buchstabiert, wenn man davon ausgeht, daß es sich bei Seraja und Reelaja in Esr 2,2 und bei Asarja und Raamja in Neh 7,7 um dieselben Personen handelt.

Anschließend listet Esra 18 Familien und Sippen mit insgesamt 15 064 Männern auf ( Esr 2,3-20 ). Es folgen eine Liste von 21 Städten und Dörfern mit 8 540 männlichen Einwohnern (V. 21-35 ; vgl. die Karte "Samaria und Juda nach dem Exil"), die Familien der Priester (4 289; V. 36-39 ), Leviten (V. 40 ), Sänge r (V. 41 ), Torhüte r (V. 42 ), der Tempelsklave n (V. 43-54 ) und der Nachkommen der Sklaven Salomo s (V. 55-58 ). 652 Rückkehrer konnten ihren Stammbaum nicht angeben (V. 59-63 ). Den Priestern, die ihren Stammbaum nicht angeben konnten (V. 61 ), gestattete der Statthalter ( tirSaTA , ein persischer Fachausdruck, vielleicht eine Bezugnahme auf Scheschbazar [vgl. Kommentar zu Esr 1,8 ] oder auf Serubbabel) nicht, vom Hochheiligen zu essen, bis ein Priester für die heiligen Lose Urim und Tumim aufstände (V. 63 ). Bei Urim und Tumim (Luther: "Licht und Recht") handelte es sich um zwei Lossteine aus der Brusttasche des Hohenpriesters, die verwendet wurden, um den Willen Gottes zu erfahren (vgl. 2Mo 28,30; 3Mo 8,8; 4Mo 27,21; 5Mo 33,8; 1Sam 28,6; Neh 7,65 ).

Auch wenn für den modernen Leser diese Liste von Namen und Orten unnötig zu sein scheint, stellte sie für die ursprünglich damit angesprochenen Leser eine Ermutigung dar und diente der Abgrenzung des gehorsamen Überrestes von den in Babylon verbliebenen Israeliten.



2. Die Gesamtzahl der Rückkehrer
(
2,64-67 )


Esr 2,64-67


Zählt man die Zahlen aus Vers 2 (die 11 Führer), 3-42.58 und 60 zusammen, erhält man 29 829 Männer.

 

Die Gesamtzahl wird in Vers 64-65 dagegen mit 49 897 angegeben. Der Unterschied ließe sich erklären, wenn die höhere Gesamtzahl die Frauen und Kinder oder Angehörige der 10 Stämme Israels neben den zwei hier genannten Juda und Benjamin (vgl. Esr 1,5 ), die ebenfalls zurückkehrten (wofür jedoch keine Belege vorliegen), mitzählt. Außerdem sind wohl die in Vers 61-62 genannten Priester mitgezählt, die ihren Stammbaum nicht angeben konnten.

Esras Gesamtzahl 49 897 entspricht fast der von Nehemia ( Neh 7,66-67 ) genannten Zahl von 49 942 Israeliten. Der Unterschied von 45 Personen führt sich auf die unterschiedliche Zahl der Sänger (Esra 200, Nehemia 245) zurück. (Vgl. die Übersicht "Liste der Heimkehrer aus dem Exil in Esra 2 und Nehemia 7" zu Neh 7,8-62 ).

Sogar die Tiere wurden gezählt. Es waren insgesamt 8 136, die meisten waren Esel, die allgemein zum Reiten verwendet wurden ( Esr 2,66-67 ).

Die Reise von Babylon nach Israel betrug ca. 1 500 km und dauerte normalerweise etwa vier Monate (vgl. Esr 7,8-9 ), aber Esra gibt nicht an, wie lange die Rückkehr nach Jerusalem dauerte. Sein Blick war nicht auf die Probleme der Heimkehrer, sondern auf den Wiederaufbau des Tempels gerichtet.


3. Der Beginn der Wiederherstellung
(
2,68-70 )


Esr 2,68-69


Als einige der Heimkehrer zum Haus des HERRN , also der Stelle, wo früher der Tempel gestanden hatte, kamen, gaben sie nach ihrem Vermöge n für den Wiederaufbau des Tempels hohe Geldsummen und wertvolle Gegenstände. Die Liste wertvoller Metalle und Gegenstände unterscheidet sich von der entsprechendes Liste in Neh 7,70-72 . Esras 61 000 Gulden (Golddariken) stehen bei Nehemia 41 000 gegenüber, Esras 5 000 Pfund Silber 4 200 bei Nehemia, Esras 100 Priesterkleider bei Nehemia dagegen 597 Priesterkleider. Diese Differenzen beruhen möglicherweise auf frühen Übertragungsfehlern.



Esr 2,70


Das Volk ließ sich in den Städten und Dörfern der Vorfahren nieder (vgl. die Karte "Samaria und Juda nach dem Exil").

 

D. Der Wiederaufbau des Tempels
( Esr 3-6 )


1. Der Wiederaufbau von Altar und Tempelfundamenten
( Esr 3 )


Esr 3,1-2


Die erste Aufgabe des Volkes war der Wiederaufbau des Brandopferaltars im Osten des zukünftigen Tempels. Dies war zur Wiederaufnahme der Opfer notwendig, die das Volk Israel als auserwähltes Volk auswiesen und von Gott zur Versöhnung der Sünder gebraucht wurden. Der siebte Monat könnte sich auf den siebten Monat seit der Abreise aus Babylon oder auf den siebten Monat nach der Ankunft in Jerusalem beziehen. Letzterer entspräche September/Oktober (vgl. die Übersicht "Kalender in Israel" zu 2Mo 12 ). In früheren Zeiten war der siebte Monat ein wichtiger Monat in der Religion Israels gewesen. Drei große Feste fanden im siebten Monat statt: Das Fest des Posaunenblasens am 1. Tag ( 3Mo 23,23-25 ), der große Versöhnungstag am 10. Tag ( 3Mo 23,26-32 ) und das Laubhüttenfest vom 15. bis zum 21. Tag ( 3Mo 23,33-36; 4Mo 29,12-39; vgl. Esr 3,4 ).

Der Ausdruck das ganze Volk versammelte sich wie ein Mann meint, daß alle darin übereinstimmten, daß der Wiederaufbau des Tempels beginnen müsse. Die Männer, die den Wiederaufbau des Brandopferaltars leiteten, waren Jeschua (ein Nachkomme Aarons) als religiöser Führer und Serubbabe l (ein Nachkomme Davids) als ziviler Führer. Sie bauten den Altar so, daß sie die Opfer entsprechend dem, was im Gesetz des Mose geschrieben war, darbringen konnten . Die Heimkehrer mußten zum mosaischen Bund zurückkehren, weil die Gefangenschaft in Babylon eine Folge davon gewesen war, daß ihre Väter diesen Bund verlassen hatten.



Esr 3,3-6


Obwohl die Heimkehrer, die vom Assyrischen Reich nach Palästina deportiert worden waren, die Leute um sie herum fürchten mußten, bauten sie den Altar und opferten auf ihm Brandopfer (vgl. 3Mo 1; 6,8-13 ), womit sie am ersten des siebten Monats begannen ( Esr 3,6 ). Dies waren die ersten Opfer seit 50 Jahren, seit 586 v. Chr., als der Tempel zerstört wurde. Im Rahmen der festgesetzten Feste des siebten Monats, einschließlich des Laubhüttenfeste s (vgl. 3Mo 23,33-36.39-43; 4Mo 29,12-39 ), wurden weitere Opfer gebracht. Diese Opfer bewiesen, daß sich das Volk nach dem Gesetz Gottes richten wollte.


Esr 3,7-9


Da der Wiederaufbau der Tempelfundamente einiger Vorbereitungszeit bedurfte, begann die eigentliche Arbeit erst im zweiten Monat des zweiten Jahres nach der Ankunft in Jerusalem (also Mai/Juni 536 v. Chr., genau 70 Jahre nach der ersten Wegführung im Jahr 605 v. Chr.). Wie kam diese Verzögerung von sieben Monaten zustande? Die Beschaffung des Materials mußte organisiert und durchgeführt werden (V. 7 ). Das Holz (Zedernholz ) kam aus dem Libanon , wurde von dort an der Küste entlang nach Jafo (Joppe) verschifft und über Land nach Jerusalem transportiert (vgl. die Karte "Das Persische Weltreich" zu Esr 1,1 ). Der Libanon war für seine Zedernwälder und seine kunstfertigen Holzschnitzer berühmt. Salomo hatte für den Bau des ersten Tempels 430 Jahre früher (966 v. Chr.) ebenfalls viel Baumaterial (Zedern-, Kiefern- und Zypressenholz) und Handwerker aus dem Libanon erhalten ( 1Kö 5,17-26; 2Chr 1,18-2,15 ). Salomo begann seinen Tempelbau wie Serubbabel auch im zweiten Monat (Mai/Juni; 1Kö 6,1 ). Da Tyrus und Sidon im Libanon zum Persischen Weltreich gehörten, mußte Kyrus den ganzen Handel genehmigen (vgl. Esr 6,3-4 ). Die Hölzer wurden wie zu Salomos Zeiten mit Geld, Speise und Trank und Öl bezahlt (V. 7 ).

Serubbabel ernannte die Priester zu Aufsehern über das Bauprojekt. Jahrhunderte vorher waren die Priester beim Bau ( 2Mo 38,21 ), bei der Instandhaltung und dem Transport ( 4Mo 1,50-51; 3,21-37 ) der Stiftshütte führend. Esr 3,9 nennt drei levitische Familien, die den Tempelbau leiteten: Jeschua und seine Familie, Kadmiel (vgl. Esr 2,40 ) und seine Familie und die Familie Henadads .



Esr 3,10-11


Über den eigentlichen Bau der Tempelfundamente und die dazu benötigte Zeit wird nichts gesagt, weil der Blick der Volksgemeinschaft trotz aller Schwierigkeiten auf das Ergebnis des Baus gerichtet war. Die Israeliten befolgten den Befehl des Kyrus, und - noch wichtiger - den Befehl ihres Gottes, mit dem sie in einem Bundesverhältnis standen. Als das Fundament gelegt war , achtete das Volk sorgfältig darauf, die Traditionen ihrer Vorfahren zu befolgen, die im mosaischen Bund das richtige Verhältnis zu Gott ausdrückten. Da die Priester und die Leviten den Weihgottesdienst für die Tempelfundamente leiteten, hielten sie sich an die Vorschriften Davids. Die Aufstellung war diesselbe, wie die Aufstellung bei der Rückkehr der Bundeslade nach Jerusalem unter David. Damals bliesen die Priester die Trompeten und Asaf ließ die Zimbeln erklingen ( 1Chr 16,5-6 ). Diesmal bliesen die Priester die Trompeten und die Söhne (Nachkommen) Asafs spielten die Zimbeln. Die Aufstellung ähnelte auch der Aufstellung bei der Überführung der Bundeslade in den neugebauten Tempel unter Salomo ( 2Chr 5,12-13 ), als die Priester die Trompeten und Asaf und andere die Zimbeln, Harfen und Leiern spielten. In dem Weihgottesdienst zum Wiederaufbau der Tempelfundamente sangen die Priester und Leviten: Er ist gütig und seine Barmherzigkeit währt ewiglich über Israel . Diese Worte stimmen fast wörtlich mit dem Lobgesang bei der Rückführung der Bundeslade in den Tempel unter Salomo überein ( 2Chr 5,13; vgl. Ps 136,1 ). Dieser Lobpreis ist von großer Bedeutung, weil die religiösen Führer damit verkündigten, daß Jahwe erneut seinem Volk seinen liebenden Schutz zugewandt hatte. Das Wort für Barmherzigkeit oder Liebe HeseD bezeichnet die Bundesliebe Gottes, die für immer währt. Bei der Wiederaufnahme des Tempelgottesdienstes erkannte das Volk erneut die Zuwendung Gottes in seiner unendlichen Bundesliebe.

 

Esr 3,12-13


Viele ältere Priester und Leviten und Familienhäupter, die den früheren Tempel , der 50 Jahre zuvor zerstört worden war (586 v. Chr.), noch gesehen hatten (vgl. Hag 2,1-9 ), weinten, als sie den Beginn des für unmöglich gehaltenen Wiederaufbaus des Tempels miterlebten. Vielleicht verglichen sie die Roheit des gegenwärtigen Projektes mit der Erhabenheit des salomonischen Tempels. 16 Jahre später (520 v. Chr.) würden die Erbauer des Tempels die gleiche Gefühlswelt durchleben. Das Jauchzen und das Weinen vermischten sich und waren so laut, daß sie weithin zu hören waren.

 

2. Widerstand gegen den Wiederaufbau
(
4,1-6,12 )


Esra berichtet nicht alle Ereignisse in den 21 Jahren bis zur Fertigstellung des Tempels (536 - 515 v. Chr.). Er will den theologisch wichtigen Punkt herausstellen, daß der Tempel des Herrn gegen allen Widerstand, der jedes andere Projekt beendet hätte, vollendet wurde. Der Tempel war die Grundlage für die Gemeinschaft des nachexilischen Volkes mit Gott. Das Volk konnte nicht wirklich nach den Bundesbestimmungen leben, solange der Tempel nicht erbaut war. Esras Bericht von der Zwischenzeit des Tempelaufbaus unterscheidet sich im Ton stark von Haggais Bericht über die Widerstände gegen dieses Vorhaben. Esra behandelt weniger die Sünde im Leben des Volkes, wie es Haggai tat ( Hag 1 ). Esra konzentriert sich auf den Druck von außen durch die umher wohnenden Völker, während Haggai sich mehr auf die innere Einstellung des Volkes konzentriert, dem materieller Besitz wichtiger war als geistliche Dinge ( Hag 1,4-6 ).



a. Versuche der Gegner, den Bau zu stoppen
(
4,1-5 )


Esr 4,1-2


Die Gegner versuchten zwei Methoden des Widerstandes, um den Bau des Tempels zu unterbinden. Zum einen boten sie ihre Hilfe an, um so die Reihen der Bauleute zu unterwandern und den Bau zu hintertreiben. Als dies nicht gelang, erschreckten sie die Bauleute - vielleicht, indem sie ihr Leben bedrohten - und bezahlten sogar Ratgeber , um das Volk mutlos zu machen (V. 4-5 ). Bei den Feinden von Juda und Benjamin handelte es sich um Völker, die seit dem Fall des Nordreiches im Jahr 722 v. Chr. in Palästina lebten. Das Assyrische Reich, das das Reich der zehn nördlichen Stämme eroberte, verschleppte einen Teil des Volkes nach Assyrien und brachte dafür andere Völker nach Palästina, um die Völker zu vermischen ( 2Kö 17,23-24 ). Dieses Vorgehen verhinderte zu starke nationalistische Ausbrüche in den eroberten Gebieten.

Die "Gegner" (nach Esr 4,4 "das Volk des Landes") waren die Nachkommen dieser Mischvölker und die Vorfahren der neutestamentlichen Samariter (Samaritaner). Dieses Mischvolk glaubte, denselben Gott Israels, Jahwe, zu verehren. In Wirklichkeit war ihr Gottesdienst synkretistisch, da sie Jahwe und zugleich andere Götter verehrten ( 2Kö 17,29.32-34.41 ). Deswegen war ihre Aussage ( Esr 4,2 ) gegenüber den Israeliten nicht ganz richtig und sollte wohl nur die Führer der Heimkehrer in die Irre führen. Asarhaddon, der König von Assur, der uns hierher gebracht hat , war der assyrische Herrscher, der die aggressive Politik der teilweisen Deportation und Völkervermischung betrieb, und auf dessen Herrschaft die Gegner ihren Stammbaum in Palästina zurückführen konnten. Asarhaddon, ein Sohn Sanheribs, regierte von 681 bis 669 v. Chr. Einige der Gegner waren jedoch schon früher unter den assyrischen Königen Sargon II. (722 - 705 v. Chr.) und Sanherib (705 - 681 v. Chr.) hierher verschleppt worden. Die Feinde Judas und Benjamins verwiesen auch darauf, daß sie wie die Juden verschleppt worden seien, wobei sie jedoch die Tatsache herunterspielten, daß die Juden in ihr angestammtes Land zurückkehrten.



Esr 4,3-5


Die Antwort der zivilen ( Serubbabel ) und religiösen ( Jeschua ) Führer kam sofort und war eindeutig. Es gab zwei Gründe, sich nicht von diesem Angebot der Hilfe verführen zu lassen. Zum einen war der Tempel für den Herrn, den Gott Israels, gedacht, der nicht derselbe Gott war, dem die Gegner dienten. Zum anderen waren sie von König Kyrus beauftragt worden, den Bau selbst in Angriff zu nehmen und hatten somit das Recht, ihn auch allein zu Ende zu führen.

Diese Abfuhr führte zur zweiten gegnerischen Methode des Widerstandes, wie sie bereits bei Esr 4,1-2 beschrieben wurde. Diese Methode der Demoralisierung setzte sich bis zur Herrschaft Darius, des Königs von Persien fort, der von 521 bis 486 v. Chr. regierte. Unter seiner Herrschaft wurde der Tempel im Jahr 515 v. Chr. fertiggestellt. Der Bericht über die Bauzeit unter Darius wird in Esr 4,24 zusammengefaßt. Vorher schiebt Esra jedoch noch einige offizielle Schreiben ein ( Esr 4,6-23 ).

 

b. Einschub: Offizielle Briefe
(
4,6-23 )


Die Briefe von und an Artahsasta (griechisch: Artaxerxes ) stehen chronologisch gesehen an der falschen Stelle, passen aber gut hierher, um zu belegen, daß der Widerstand, den Esra soeben beschrieb (V. 1-5 ), für viele Jahre bis zum ersten Regierungsjahr des Xerxes (V. 6 ) und in die Regierungszeit von Artaxerxes (464 - 424 v. Chr.) andauerte. Artaxerxes war der König, der zur Zeit der in Esr 7-10 geschilderten Ereignisse lebte. (Vgl. zu den Namen und Regierungsjahren der persischen Könige die Übersicht "Chronologie der nachexilischen Zeit" zu Esr 1,1 ). Die Briefe könnten zur Zeit von Esras Rückkehr (458 v. Chr.) geschrieben worden sein. Sie wurden demnach 80 Jahre nach den bisher in Kapitel 3; 4 erwähnten Ereignissen verfaßt. Esra führt den Leser nicht in die Irre, wenn er sie dennoch an dieser Stelle des Buches einschiebt, da er zu jedem Brief ja den König nennt, unter dem sie geschrieben wurden. Jeder, der mit der Geschichte dieses Teiles der Welt vertraut war - wie es sicher auch die Einwohner von Israel zur Zeit der Abfassung des Buches Esra waren - konnte deutlich erkennen, warum Esra die Briefe hier sinnvoll einfügte.

Esr 4,6


Die Opposition der Gegner setzte sich während der Zeit des Xerxes fort. Xerxes, im Buch Ester Ahasveros genannt ( Est 1,1 u. a.), regierte von 485 bis 465 v. Chr. Esra berichtet nichts Näheres über die Ergebnisse der Anklage, nur, daß die Israeliten scheinbar von der Fortsetzung der Bauten abgehalten wurden. Der Hinweis auf den Brief der Gegner wird von keiner anderen Stelle der Bibel bestätigt. Er dient hier als Hinleitung zu dem Brief an den nächsten persischen König.


Esr 4,7


Die Opposition gegen die Juden war unter Artaxerxes sehr stark. Esra konzentriert sich auf zwei Briefe in seiner Regierungszeit (464 - 424 v. Chr.). Da der Brief der Gegner und die Antwort des Königs die Arbeit an den Stadtmauern und -fundamenten zum Stillstand brachten, erscheint es logisch, daß der Brief vor der Rückwanderung unter Nehemia geschrieben wurde, da unter Nehemia der Mauerbau wiederaufgenommen und vollendet wurde. Obwohl der Brief von Leuten geschrieben wurde, die einen nordwestsemitischen Dialekt (wie das Hebräische auch) sprachen, wurde der Brief in aramäischer Sprache , also in der damaligen Verkehrssprache (lingua franca) verfaßt. Er wurde in aramäischer Quadratschrift und nicht in der schrägen hebräischen Schrift oder mit Keilschriftzeichen geschrieben. Der gesamte Text von Esr 4,8-6,18 und Esr 7,12-26 ist bis heute im Text der hebräischen Bibel in Aramäisch abgefaßt. - Bischlam, Meitredat und Tabeel waren wohl Männer aus Samaria.



Esr 4,8-10


Der Kanzler Rehum und der Schreiber Schimschai waren vermutlich Perser, die man überredete, diesen Brief zu schreiben. In der Einleitung versuchen Rehum und Schimschai gegenüber Artaxerxes den Eindruck zu erwecken, daß der Widerstand aus verschiedenen Teilen der Welt käme und nicht nur von einer isolierten Gruppe stamme. Richter und Beamte aus verschiedenen Teilen des Persischen Weltreiches (vgl. die Karte "Das Persische Weltreich" zu Esr 1,1 ) und Leute, die 200 Jahre früher unter dem assyrischen König Assurbanipal nach Samaria deportiert worden waren, erhoben Einspruch. Assurbanipal (669 - 626 v. Chr.) setzte die Deportationen seines Vaters Asarhaddon ( Esr 4,2 ) fort.



Esr 4,11-16


Die Schreiber des Briefes (vgl. dies ist die Abschrift des Briefes , V. 11 ; Esr 5,6;7,11 ) stellten sich als seine Knechte auf die Seite des persischen Königs. Der Brief selbst findet sich in Esr 4,12-16 .Die Gegner stellten fest, daß die Juden die Mauer wiederaufbauten und die Fundamente reparierten . Ihre Opposition richtete sich offensichtlich nicht gegen den Wiederaufbau des Tempels, der bereits 515 v. Chr. fertiggestellt worden war. Er richtete sich gegen den Versuch, die Mauern Jerusalems wiederaufzubauen, da Jerusalem eine aufrührerische und rebellische Stadt sei (V. 15 und V. 19 ). Der angegebene Grund für die Sorge der Gegner war, daß Jerusalem und das von Jerusalem kontrollierte Gebiet sicher keine Steuern, Abgaben und Zölle an die Krone zahlen würden, wenn die Stadt erst einmal befestigt wäre. Dies würde den König entehren. Deswegen empfanden es die Bittsteller als ihre patriotische Pflicht, dem König mitzuteilen, was sich ereignete, damit er in den Archiven nach den Berichten suchen konnte, die zeigten, daß Jerusalem eine aufrührerische Stadt war, weshalb es auch zerstört wurde. Der Brief fügte hinzu, daß im Falle einer Befestigung Jerusalems die Juden sich alle Gebiete, die sie früher einmal besetzt hielten, zurückholen würden und dem persischen König dann kein Gebiet jenseits des Euphrat verbliebe. Sie behaupteten, daß der König einen großen Teil seines Reiches verlieren würde.



Esr 4,17-23


In seiner Antwort stärkte der König eigentlich die Position der Israeliten, indem er die Möglichkeit offen ließ, daß die Arbeit später aufgrund seiner Erlaubnis weitergeführt werden könnte. Dies geschah dann ja auch unter der Leitung von Nehemia. Der König suchte in den Archiven und fand heraus, daß Jerusalem früher einmal sehr mächtig gewesen war. Was für eine Ermutigung muß es für die ersten Leser von Esra gewesen sein, sich die Zeit von David und Salomo in Erinnerung zu rufen und zu wissen, daß sogar ein heidnischer König die Souveränität des früheren Königreiches anerkannte, das von Jerusalem aus regiert wurde.

Der König befahl, daß die Bauarbeiten eingestellt werden sollten, bis er den Befehl dazu gebe. Dies geschah im Jahr 444 v. Chr., als Artaxerxes seinem Mundschenk Nehemia die Erlaubnis gab, nach Jerusalem zurückzukehren und, finanziert durch die königlichen Steuern des Umlandes von Jersualem (!), die Mauern wiederzuerrichten ( Neh 2,1-9 ) und damit dieses Edikt aufhob. Im Moment bedeutete die Antwort jedoch das Einstellen der Bauarbeiten, da die Gegner Gewalt anwendeten, um die Einhaltung dieses Gesetzes des persischen Königs zu gewährleisten.



c. Das Ergebnis des Widerstandes
(
4,24 )


Die Erzählung fährt nun dort fort, wo sie in Vers 5 aufgehört hat, da Vers 6-23 nur einen Einschub darstellen. Das Ergebnis des Widerstandes während der Herrschaft des Kyrus war, daß die Arbeit am Tempel bis zum zweiten Jahr des Darius (520 v. Chr.) aussetzen mußte, also bis zum 18. Jahr nachdem das Volk in das Land heimgekehrt war, um das Haus Gottes wieder aufzubauen.d. Die Fortsetzung der Arbeit ( Esr 5,1-6,12 )

Dieser Abschnitt informiert den Leser über einige historische Ereignisse zur Zeit der Herrschaft des Darius und hilft dem Leser zu verstehen, daß der Wiederaufbau des Tempels in Gottes souveränem Plan festgelegt war, den er durch heidnische Herrscher, hier durch Darius I. (521 - 486 v. Chr.), ausführen ließ.

Esr 5,1-2


Die Arbeit am Tempel wurde von 535 bis 520 v. Chr. unterbrochen (4,1-5,24). Unter dem Einfluß zweier bedeutender Propheten, Haggai und Sacharja, wurde sie wieder aufgenommen. Die Predigt der beiden Propheten wurde in den beiden biblischen Büchern, die ihren Namen tragen, überliefert. Haggai prophezeite die in seinem Buch überlieferten Reden zwischen August und Dezember 520 v. Chr., Sacharja seine in den zwei auf Oktober/November 520 v. Chr. folgenden Jahren. Sie halfen durch Ermahnungen und Ermunterungen (vgl. Esr 6,14; Hag 1,8; 2,4; Sach 4,7-9 ). Sie waren sehr an dem Wiederaufbau des Tempels interessiert, weil ihr Volk niemals den mosaischen Bund völlig erfüllen konnte, solange der Tempelgottesdienst nicht wieder eingesetzt war. Beide Propheten gaben die Schuld an den harten Zeiten, die das Volk damals erlebte, dem fehlenden Gehorsam des Volkes, den Tempel zu bauen. Esra geht dagegen in seinem Buch auf dieses Problem nicht ein. Er betont den Widerstand von außen, der ebenfalls die Arbeit verzögerte. Die Bauarbeiten wurden immer noch von Serubbabel und Jeschua , dem zivilen und dem religiösen Führer, geleitet.



Esr 5,3-5


Sobald die Bauarbeiten jedoch wieder begannen, wurde ein erneuter Versuch (vgl. Esr 4,1-5 ) unternommen, sie zu stoppen. Die Führer Israels gerieten in direkten Gegensatz zu den eingesetzten örtlichen Autoritäten, die der persischen Krone verantwortlich waren. In einem persischen Dokument von 502 v. Chr. findet sich der Name Tattenai und sein Amt als Statthalter von Transeuphrat ("Das Gebiet jenseits des Euphrats") beschrieben. Ihm unterstanden Syrien und Palästina, ein Gebiet, das Israel einschloß, aber viel größer war. Schetar-Bosnai war vermutlich ein Assistent oder Stellvertreter von Tattenai. Es gehörte zu Tattenais Aufgaben, die Bauarbeiten auf seinem Gebiet zu untersuchen, nachdem er von ihnen gehört hatte. Da es zu Beginn der Herrschaft des Darius politische Unruhen gab, dachte Tattenai möglicherweise, daß sich der Tempelbau in Jerusalem zu einer Rebellion gegen das Reich ausweiten könnte.

Die Gruppe der Beamten fragte Serubbabel und Jeschua, wer sie beauftragt habe, das Haus (wörtl.: "die Holzkonstruktion") aufzubauen und wollten die Namen der verantwortlichen Männer wissen (vgl. Esr 5,9-10 ). Aber trotz dieser Aufforderung mußte die Arbeit nicht eingestellt werden, denn das Auge des Herrn war über ihnen (vgl. V. 1 den "Namen Gottes ..., der über ihnen war"). In Esra und Nehemia erscheint häufig der Ausdruck: "die Hand des Herrn war über ihm", sowie ähnliche Ausdrücke ( Esr 7,6.9.28;8,18.22.31; Neh 2,8.18 ). Gott sorgte für die Israeliten (mit seinem "Auge") und segnete sie (mit seiner "Hand"). Gott war trotz allen Widerstandes sichtlich am Werk, weil der Widerstand letzlich dem Wiederaufbau nützte.



Esr 5,6-10


Esra gibt den Brief wieder (vgl. Dies ist eine Abschrift des Briefes, Esr 4,11;7,11 ), den Tattenai an den König Darius über die Bauarbeiten in Jerusalem sandte ( Esr 5,7-16 ). Tattenai beginnt seinen Bericht mit dem Hinweis, daß das Haus des großen Gottes in Jerusalem gebaut wurde und wird. Tattenai muß Gott nicht unbedingt für den höchsten Gott gehalten haben, sondern könnte ihn auch als den größten Gott des Gebietes um Jerusalem angesehen haben, da es im Nahen Osten damals einen ausgeprägten Glauben an Lokal- und Volksgottheiten gab. Tattenai erwähnt behauene Steine und Balken (vgl. Esr 6,4; 1Kö 6,36 ), die verwendet wurden und stellt fest, daß die Juden fleißig seien und die Arbeit frisch vonstatten gehe. Er fügt hinzu, daß er nachgefragt habe, wer den Auftrag zu dieser Arbeit gegeben hätte (vgl. Esr 5,3 ) und wie die Namen der für den Bau Verantwortlichen lauteten (vgl. V. 4 ).



Esr 5,13-16


Die Juden wiesen Tattenai darauf hin, daß Kyrus einem Überrest befohlen hatte, zurückzukehren und den Tempel wieder aufzubauen und ihnen sogar die Gegenstände, die aus Salomos Tempel genommen worden waren, zurückgab (vgl. Esr 1,2-4.7-11 ). Scheschbazar wird genannt, um Tattenai zu zeigen, daß der Wiederaufbau legal geschah. Es könnte sein, daß Scheschbazar ein persischer Beamter war und sein Name daher bei Tattenai Gewicht hatte. Scheschbazar wäre dann nicht mit Serubbabel identisch, wie überhaupt der Umstand, daß Serubbabel hier möglicherweise auf Scheschbazar verweist, gegen die Identität der beiden spricht. Vgl. zu dieser Frage die Diskussion im Kommentar zu Esr 1,8 .

 

Esr 5,17


Tattenai bittet nun am Ende seines Schreibens König Darius darum, die Urkunden in Babylon (vgl. Esr 6,1-2 ) untersuchen zu lassen, um herauszufinden, ob das, was die Juden über einen Erlaß des Kyrus sagen, der Wahrheit entspräche. Daß im babylonischen und persischen Weltreich die Urkunden sorgfältig aufbewahrt wurden, hat die Archäologie immer wieder bestätigt.


Esr 6,1-5


Tattenai hatte darum gebeten, daß die Archive in Babylon durchsucht werden sollten ( Esr 5,17 ). Man fand die entsprechende Schriftrolle (aus Papyrus oder Leder) jedoch in der Hauptstadt von Medien namens Achmeta , dem heutigen Hamadan, etwa 500 km nordöstlich von Babylon ( Esr 6,1-2 ). Die Schriftrolle befand sich in Achmeta, weil Kyrus den Sommer des Jahres 538 v. Chr., als er den Erlaß verfaßte, nachweislich in Achmeta verbrachte. Bei dem Bericht aus Achmeta handelte es sich um ein offizielles Protokoll, das drei Einzelheiten festhielt, die sich offensichtlich in dem geschriebenen und verlesenen Erlaß nicht fanden ( Esr 1,1-4 ): 1) Vom Tempel heißt es: Seine Höhe soll sechzig Ellen und seine Breite sechzig Ellen sein und er soll aus drei Schichten behauener Steine und einer Schicht Holz bestehen (vgl. Esr 5,8; 1Kö 6,36 ). 2) Der Bau sollte aus den Mitteln vom Haus des Königs finanziert werden. Dies beweist die Ernsthaftigkeit des Repatriierungprogrammes von Kyrus. 3) Die zurückgegebenen goldenen und silbernen Gegenstände des Hauses Gottes sollten an ihrer Stätte im Tempel zu Jerusalem wieder aufgestellt werden.



Esr 6,6-12


König Darius gab Tattenai und seinen Genossen drei Anweisungen: 1) Er befahl ihnen, die Juden in Ruhe zu lassen und sich in den Tempelbau nicht einzumischen (V. 6-7 ). Der Ausdruck sich fernhalten von ... war ein üblicher juristischer Ausdruck im Aramäischen. Diese Anweisung stand im Einklang mit dem Erlaß des Kyrus. 2) Steuergelder sollten dazu verwendet werden, die Bauarbeiten zu finanzieren. Tiere sollten täglich für die Juden beschafft werden, damit sie ihre Brandopfer auf dem Altar des neuen Tempels und ihre Dankopfer darbringen konnten (V. 8-10 ). (Weizen)-Mehl, Salz und Öl wurden für die Speisopfer gebraucht ( 3Mo 2,1-2.7.13 ), Wein für die Trankopfer ( 3Mo 23,13 ) und die Feste. 3) Jeden, der den Erlaß übertrat, sollte ein böses Schicksal ereilen ( Esr 6,11-12 ). Er sollte an einen Balken aus seinem eigenen Haus zur Strafe angeschlagen und sein Haus durch Feuer völlig zerstört werden. Hinrichtungen durch Annageln wurden im assyrischen und persischen Reich praktiziert. Darius wünschte keinerlei Unruhe in diesem Teil seines ausgedehnten Reiches. Der heidnische König erkannte an, daß Gott seinen Namen in Jerusalem wohnen läßt . Darius hielt Jahwe wohl für eine lokale Gottheit (vgl. den Kommentar zu Esr 5,6-10 ), während Esra wußte, als er diese Erklärung einfügte, welche Bedeutung innerhalb des Bundes das Wohnen des Namens Gottes in Jerusalem hatte.

Die Anfrage von Tattenai war demnach ein Schuß nach hinten. Anstatt den Wiederaufbau des Tempels zum Stillstand zu bringen, mußte er die Juden weitermachen lassen und ihnen sogar noch helfen, indem er den Bau aus seinen Einnahmen finanzierte. Der Fluch des Darius über jeden, der den Tempel zerstören würde, erfüllte sich mindestens dreimal: 1) Antiochus Epiphanes entweihte den Tempel 167 v. Chr. und starb drei Jahre später schwerkrank. 2) Herodes der Große (37 - 4 v. Chr.), der zum eigenen Ruhm den Tempel durch Um- und Anbauten vergrößerte, hatte familiäre Probleme und starb an einem Leiden. 3) Das Reich der Römer, die den Tempel im Jahr 70 n. Chr. zerstörten, ging später unter.



3. Die Vollendung des Tempels
(
6,13-15 )


Esr 6,13-15


Tattenai handelte sorgfältig nachdem, was König Darius angeordnet hatte . (Vgl. zu "sorgfältig" Esr 5,8;6,12;7,21.23 ). Die Bauarbeiten wurden von den Ältesten der Juden ausgeführt, die durch die Verkündigung der Propheten Haggai und Sacharja ermutigt wurden (vgl. Esr 5,1 ). Esra stellt fest, daß der endgültige Befehl, den Tempel wieder aufzubauen, von Gott selbst kam. Gott handelte durch die heidnischen Könige von Persien, nämlich Kyrus, Darius und Artahsasta (= Artaxerxes). Gott gebrauchte Könige, Propheten, Handwerker und Arbeiter. Der Name von Artaxerxes wird offensichtlich hinzugefügt, weil Artaxerxes den Erlaß zum Wiederaufbau der Mauern Jerusalems ausgab ( Neh 2,1.8 ). Er half auch bei der Beschaffung der Opfertiere für den Tempel ( Esr 7,12-17 ). Daß der Name erst später eingefügt wurde, wie manche behaupten, ist nicht zu beweisen. Vers 14 spricht außerdem nicht nur vom Tempel in Jerusalem, sondern von der Vollendung der Bauten allgemein, so daß die Zeit des Artaxerxes mit eingeschlossen sein muß. Erst Vers 15 erwähnt, daß der Tempel bereits unter Darius fertiggestellt wurde.

Der Tempel wurde im Monat Adar (Februar/März) des Jahres 515 v. Chr. fertiggestellt, 21 Jahre, nachdem die Arbeit am Tempel im Jahr 536 v. Chr. begonnen hatte, viereinhalb Jahre nach den Prophezeiungen Haggais und 70 12 Jahre nach der Zerstörung des Tempels am 12. August 586 v. Chr.



E. Die Einweihung des Tempels und die Feier des Passafestes
(
6,16-22 )


1. Die Einweihung des Tempels
(
6,16-18 )


Esr 6,16-18


Nachdem der Tempel fertiggestellt war, wurde er eingeweiht. Die im Verhältnis kleine Zahl der Opfertiere (100 Stiere, zweihundert Widder, vierhundert Lämmer und 12 Ziegenbökke) steht in deutlichem Gegensatz zu den ungeheuer vielen Opfertieren bei der Weihe des ersten Tempels durch Salomo (22 000 Stück Großvieh und 120 000 Schafe und Ziegen, 1Kö 8,63 ). Dies beweist die relative Armut der nachexilischen Gemeinde. Die 12 Ziegenböcke als Sündopfer zeigen, daß die nachexilische Gemeinde immer noch an ein vereinigtes Israel, bestehend aus 12 Stämmen, glaubte, obwohl doch nur ein kleiner Teil aus zwei Stämmen, nämlich Juda und Benjamin, zurückgekehrt war.

Die Leiter der Opfer, die Priester und die Leviten, wurden wie es im Buch des Mose aufgezeichnet ist, eingeteilt. Gemeint sind die Teile des Gesetzes, die den priesterlichen Opferdienst beschreiben ( 3Mo 8; 4Mo 3,5-10; 8,5-14 ). Ein wichtiges Thema der Bücher Esra, Nehemia, 1. und 2.Chronik ist die Führung der nachexilischen Gemeinde durch gottesfürchtige Männer, die tief in der Schrift verwurzelt waren und alles gemäß dem Gesetz Moses tun wollten. Sie zeigten damit, daß sie gelernt hatten, daß Gottes Volk leiden muß, wenn es sich nicht nach den Bundesbestimmungen richtete.


2. Die Feier des Passafestes
(
6,19-22 )


Esr 6,19-21


Ab Vers 19 ist der Bericht nicht mehr auf Aramäisch (wie Esr 4,8-6,18 ), sondern wieder auf Hebräisch abgefaßt. Am vierzehnten Tag des ersten Monats (April 515 v. Chr.) feierten die heimgekehrten Juden das Passafest. Der Tempel war im 12.Monat (Adar, V. 15 ) fertiggestellt worden und gleich im nächsten Monat wurde das Passa wieder eingeführt. Es war das erste Mal seit 70 Jahren, daß das Volk an dem Fest teilnahm, das an die Befreiung ihrer Vorfahren aus der ägyptischen Sklaverei erinnerte ( 2Mo 12,1-14; 3Mo 23,5 ).

Die israelitischen Heimkehrer feierten das Passa mit allen, die sich zu ihnen abgesondert hatten von der Unreinheit der Heiden im Land, um den HERRN, den Gott Israels, zu suchen . Bei dieser zweiten Gruppe könnte es sich entweder um Juden handeln, die im Land geblieben waren, sich aber durch ein Leben gegen das Gesetz verunreinigt hatten und nun für ihre Sünde Buße taten und sich dadurch "absonderten", oder, was wahrscheinlicher ist, um Heiden, die in Juda lebten und sich der Verehrung Jahwes zuwandten, was zur ganzen Zeit des Alten Testamentes möglich war (vgl. 4Mo 9,14 ).


Esr 6,22


Die sieben Tage des Festes der ungesäuerten Brote lagen vom 15. bis zum 21. Tag des ersten Monats direkt nach dem Passafest ( 3Mo 23,6-8 ). Die Bezeichnung des Darius als König von Assyrien ist nicht falsch, obwohl das assyrische Reich bereits 609 v. Chr. unterging, da das persische Reich das assyrische Königreich einschloß. Vielleicht soll die Bezeichung ein ironischer Hinweis darauf sein, daß Assyriens harte Maßnahmen beendet waren. Die Assyrer hatten Israel gefangen weggeführt, aber die Israeliten konnten sich wieder in ihrem Land niederlassen.

Das achttägige Fest (das Passa, Esr 6,19 ), und das siebentägige Fest der ungesäuerten Brote ( Esr 6,22 ) 900 Jahre nach dem ersten Passafest bezeichnet das Ende des Exils für einen Überrest des jüdischen Volkes, der in die Gemeinschaft mit Gott zurückkehrte. Da der Tempelgottesdienst wiederhergestellt war, war es für das Volk, das in Gemeinschaft mit Gott und gemäß der Bundesbestimmungen leben wollte, wichtig, an dem Ort zu sein, an dem die Opfer dargebracht wurden. Die ursprünglichen Leser des Buches Esra konnten an Hand der Berichte und Dokumente ersehen, was Gott alles getan hatte, um den Tempeldienst wieder aufleben zu lassen und wurden dadurch ermutigt, Gott in seinem Tempel zu dienen.



II. Die zweite Rückkehr und die Reformation unter Esra
( Esr 7-10 )


Die Kapitel 7-10 beschreiben die zweite Rückkehr aus dem Exil in Babylon unter Esra im Jahr 458 v. Chr. ( Esr 7,7 ). In diesem Teil schreibt Esra oft in der ersten Person ("ich" und "wir"). Esra wußte als Priester, der die Schrift kannte, daß das Volk dorthin zurückkehren mußte, wo die Opfer gebracht wurden.

 



A. Die Rückkehr in das Land
( Esr 7-8 )


Die Betonung der Kapitel 7-8 liegt auf Esras Charakter. Sie stellen damit eine Vorbereitung der Kapitel 9-10 dar, die die Aufdeckung von Sünde in der nachexilischen Gemeinschaft beschreiben. Esra wird als ein Mann vorgestellt, der durch das Gesetz Gottes motiviert war.



1. Einführung von Esra
(
7,1-10 )


Die Ereignisse dieses Abschnittes fanden unter der Herrschaft des Artaxerxes statt, der schon früher im Buch Esra eingeführt wurde ( Esr 4,8-23;6,14 ). Die Rückkehr fand im siebten Regierungsjahr des Königs, also im Jahr 458 v. Chr. statt.



Esr 7,1-5


Diese Geschichten deuten auf eine Lücke von 57 Jahren seit den Ereignissen am Ende von Kapitel 6 hin. Der Tempel wurde 515 v. Chr. unter Darius fertiggestellt. Nach dem Tod des Darius 486 v. Chr. herrschte sein Sohn Xerxes für 20 Jahre (485 - 465 v. Chr.). Da Xerxes der im Buch Ester erwähnte Ahasveros ist, fanden die Ereignisse des Buches Ester zwischen Esr 6; 7 statt. Nach Xerxes herrschte dessen Sohn Artaxerxes von 464 bis 424 v. Chr. Von 515 v. Chr. bis zu Artaxerxes siebtem Regierungsjahr 458 v. Chr. sind es 57 Jahre.

Esras Stammbaum (V. 1-5 ) wird bis auf Aaron , den ersten Priester, zurückverfolgt (vgl. die Übersicht "Esras Vorfahren"). Die Liste ist gekürzt, da nicht alle Generationen genannt werden. Zwischen Asarja und Merajot (V. 3 ) erscheinen in 1Chr 5,33-36 sechs weitere Namen (vgl. den Kommentar dort). Da Seraja (V. 1 ) zur Zeit der Zerstörung Jerusalems 586 v. Chr. Hoherpriester war ( 2Kö 25,18 ), ist er wahrscheinlich nicht der Vater, sondern der Urgroßvater von Esra.

Aufgrund seiner priesterlichen Abstammung hatte Esra wie alle Priester das Recht zu lehren (vgl. 3Mo 10,11; Esr 7,10 ).



Esr 7,7-10


Weder über die Vorbereitungen noch über die Reise von Babylon nach Jerusalem wird viel erzählt. Die kurze Zusammenfassung dient nur der Einleitung der genaueren Angaben in Kapitel 7-8 . Mit Esra kehrte eine Gruppe von Israeliten heim, die der Gruppe der Heimkehrer unter Serubbabel ( Esr 2 ) entsprach. Die Rückkehr nach Jerusalem dauerte genau vier Monate, vom ersten bis zum fünften Monat, vom 1. Nisan (März/April) bis zum 1. Ab (Juli/August). Die gute Hand Gottes war über Esra, denn Esra richtete sein Herz darauf, das Gesetz des HERRN zu erforschen und danach zu leben und Gebote und Rechte in Israel zu lehren (V. 10 ). Die Formulierung "richtete sein Herz (fest) darauf" (vgl. 2Chr 19,3;30,19 ) betont, daß Esra vom Inneren her bestimmt war. Sein Herz war auf drei Dinge ausgerichtet: 1. das Studium des Gesetzes Gottes, 2. das Befolgen des Gesetzes und 3. das Lehren des Gesetzes an andere - eine Regel für den erfolgreichen geistlichen Dienst, deren Reihenfolge nicht geändert werden kann und darf.



2. Die Umstände, die zur Rückkehr führten
(
7,11-28 )


Esr 7,11-12


Artaxerxes schrieb einen Brief (vgl. dies ist eine Abschrift des Schreibens Esr 4,11; 5,6 ) an Esra, der Esra und anderen erlaubte, nach Jerusalem zurückzukehren. (Zu Esra als Lehrer vgl. den Kommentar zu Esr 7,6 ). Ein Anlaß für das Schreiben wird nicht genannt. Vermutlich hatte Esra um Erlaubnis gebeten, eine Gruppe von Juden nach Jerusalem führen zu dürfen. Dies Schreiben wäre dann die offizielle Antwort. Das Schreiben wurde jedenfalls an Esra persönlich geschickt.



Esr 7,13-26


Artaxerxes listet in seinem Brief verschiedene Freiheiten auf, die die Reisenden auf dem Weg und in Israel haben sollten. Sie durften nach Jerusalem ziehen (V. 13 ), Silber und Gold vom König mitnehmen und mehr davon in Babylon besorgen (V. 15-16.20 ), Opfer auf dem Altar des Tempels darbringen (V. 17 ) und die Geräte für den Tempelgottesdienst mitnehmen (V. 19-20 ) (Serubbabel hatte offensichtlich nicht alle mitgenommen; vgl. Esr 1,7-11 ). Weizen, Öl und Salz waren für die Speiseopfer gedacht (vgl. Esr 6,9; 3Mo 2,1-2.7.13 ), der Wein für die Trankopfer (vgl. Esr 6,9; 4Mo 15,1-21 ). Die Gesamtsumme, wie sie in Esr 7,22 aufgelistet wird, war enorm. Die Priester und Leviten erhielten Steuerfreiheit (V. 24 ).

Als Gegenleistung für diese Privilegien sollte Esra für Ordnung sorgen. Artaxerxes wollte Unruhen und Aufstände gegen sich durch die ordentliche Ausübung der Opfer vermeiden (V. 23 ) und eine sorgfältige Einhaltung des Gesetzes Gottes und des Königs durch eine klare Rechtsprechung und Strafandrohung gewährleistet sehen, um in diesem Teil seines Reiches Ruhe zu haben (V. 25-26 ). Esra sollte Richter und Rechtspfleger über alle Menschen jenseits des Euphrat sein, die das Gesetz Gottes kennen, also über die Juden in Israel. Er sollte das Rechts-System verwalten und diejenigen bestrafen, die nicht gehorchten .

 

Esr 7,27-28


Esras Reaktion auf den Erlaß des Königs zeigt, was für ein Mann er war. Er pries den Herrn für das Geschehene. Indem er Jahwe den Gott unserer Väter nannte, stellte er sich in eine Linie mit allen, die eine genaue Einhaltung der Opfergesetze wünschten. Gott selbst hatte aus Esras Sicht dem König die Idee eingegeben ( es dem König ins Herz gegeben ). Esra fügt hinzu, daß die Absicht Gottes in allem war, das Haus des Herrn herrlich zu machen. Die Privilegien, die Artaxerxes erteilt hatte, mußten zur Verherrlichung Gottes, nicht zur Verherrlichung Esras dienen.

Esra stellt fest, daß ihm die Gunst des Königs vor allen heidnischen Ratgebern und mächtigen Beamten des Königs zuteil wurde. Mit "Gunst" wird hier HeseD wiedergegeben. Das Wort bezeichnet eigentlich die Bundesliebe Gottes für sein Volk. In 3,11 und in allen Versen von Ps 136 wird es mit "Güte" oder "Liebe" übersetzt. Es meint nicht nur die Liebe allgemein, sondern speziell die Bundesliebe, die Liebe, die aus der Hingabe an eine Bundesverpflichtung entsteht.

Da Esra sah, daß Gott durch ihn wirkte ( die Hand des HERRN, meines Gottes, war über mir ; vgl. Esr 7,6.9;8,18.22.31 ), begann er, Leute für dieses schwierige Vorhaben auszusuchen. Diese Aufgabe war sicher nicht leicht und erforderte viele persönliche Kontakte und Gespräche. Aber Esra konnte führende Männer überzeugen, mit ihm zu ziehen.



3. Die Liste der Rückkehrer
(
8,1-14 )


Esr 8,1-14


Die Liste der Rückkehrer nennt die Familienhäupter der zurückkehrenden Familien und gibt die jeweilige Zahl derer an, die mit den Familienoberhäuptern zurückkehrten. Die meisten der genannten Personen waren mit den Familien ( Esr 2 ), die unter Serubbabel 79 Jahre früher zurückgekehrt waren (537 v. Chr.), verwandt. Viele Familiennamen aus Esr 8,3-14 erscheinen auch in Esr 2,3-15 . Gerschom (V. 2 ) war ein Nachkomme von Pinhas , dem Sohn von Aarons drittem Sohn Eleasar ( 2Mo 6,25 ), und Daniel ( Esr 8,2 ) war ein Nachkomme von Aarons viertem Sohn Itamar ( 2Mo 6,23 ). Die Gesamtzahl der Männer, die heimkehrten, belief sich auf 1 514 einschließlich der 18 Familienoberhäupter. Mit den 258 Leviten, die sich später zusammenfanden ( Esr 8,15-20 ), stieg die Zahl auf 1 772. Zusammen mit Frauen und Kindern dürfte die Heimkehrergruppe sich auf 4 000 bis 5 000 Menschen belaufen haben, was gegenüber den fast 50 000 Menschen bei der ersten Rückwanderung ( Esr 2,64-65 ) verhältnismäßig wenige waren.



4. Reise und Ankunft
(
8,15-36 )


a. Aufruf an die Leviten zur Mitreise
(
8,15-20 )


Esr 8,15


Die Leviten sollten als Lehrer des Gesetzes dienen (vgl. 3Mo 10,11; 5Mo 33,10 ). Daher hatten sie eine wichtige Rolle beim Wiederaufbau der Gemeinschaft des Volkes Gottes zu übernehmen. Das Volk mußte unbedingt die Bedeutung des Gesetzes kennen, wenn es seine Situation als Heimkehrer aus dem Exil richtig einschätzen wollte. Den Leviten würde eine schwierige Zeit im neuen Land bevorstehen, da sie in das disziplinierte Amt des Tempeldienstes eingeführt werden mußten. Vielleicht war das der Grund, warum sich keine Leviten einfanden, als Esra sich fertigmachen wollte, um vom Fluß, genauer vom Kanal Ahawa aus loszuziehen. Dieser Kanal war vielleicht ein Nebenarm vom Euphrat. Auch Serubbabel hatte bei seiner Rückwanderung verhältnismäßig wenige Leviten dabei, nämlich 733 ( Esr 2,40-58 ), also weniger als 1,5% der 49 897 Männer ( Esr 2,64-65 ).



Esr 8,16-17


Esra sandte deswegen neun Familienoberhäupter und zwei Schriftgelehrte, um von Iddo Tempeldiener zu erbitten. Esra sagte den Boten, was sie sagen sollten , was darauf hindeutet, daß es sich dabei um eine heikle Aufgabe handelte und jemand Wichtiges nötig war, der hinter der Botschaft stand. Die 11 Boten wurden nach Kasifja gesandt, einem Ort, der ebenso wie der Vorsteher Iddo nicht mehr bekannt ist.


Esr 8,18-20


Die Männer konnten 38 Leviten aus zwei Familien, 18 aus der Familie Scherebjas und 20 Verwandte Jesajas , sowie 220 Tempeldiener zusammenbekommen. Erst jetzt war Esra bereit, zu dieser wichtigen Reise aufzubrechen. Ohne Leviten, um das Volk zu unterrichten, und ohne Diener für den Tempel, wäre alles vergeblich und die Reise sinnlos gewesen.


b. Vorbereitungen für die Reise
(
8,21-30 )


Esr 8,21-23


Als erstes wurden geistliche Vorbereitungen für die Reise getroffen. Esra rief ein Fasten aus, um die Reise einzuleiten. Esra wollte, daß sich die versammelten Menschen vor Gott demütigten, um von ihm eine gefahrlose Reise zu erbitten für sie und ihre Kinder und allen ihren Besitz . Sich vor Gott demütigen heißt, seine geistliche Abhängigkeit von Gott zu zeigen und anzuerkennen, denn alles steht unter Gottes Leitung. Esra wollte nicht um militärischen Schutz bitten (Soldaten und Reiter), da er öffentlich verkündigt hatte, daß Gott sich um sein heimkehrendes Volk kümmern werde. Nehemia akzeptierte später sofort eine militärische Begleitung für seine Reise zurück in das Land Israel ( Neh 2,9 ).



Esr 8,24-27


Als nächstes wurden die äußerlichen Vorbereitungen getroffen. Esra teilte Silber und Gold und die Geräte unter die 24 Führer der Gruppe auf. Diese Gegenstände waren Geschenke für den Tempel von persischen Beamten und von Juden, die nicht nach Israel zurückkehren wollten. Bei den in den Versen 25-26 aufgelisteten Gegenständen handelte es sich um einen Wert von mehreren Millionen Mark. Kein Wunder, daß Esra um die Sicherheit der Leute besorgt war (V. 21 ).



Esr 8,28-30


Esra übertrug den Führern die Verantwortung dafür, daß die wertvollen Metalle und Geräte sicher nach Jerusalem gelangten. Dabei wies er darauf hin, daß alles dem Herrn geweiht und damit heilig sei und daß das Silber und das Gold freiwillig von Gottes Volk geschenkt worden war. Er betonte die Notwendigkeit, auf alles sorgfältig aufzupassen, da alles nach der Ankunft genau nachgewogen werden würde, um sicherzustellen, daß nichts abhanden käme. Die Priester und Leviten übernahmen die Aufgabe, Silber, Gold und Geräte nach Jerusalem zu bringen (V. 30 ).

 

c. Reise und Ankunft des Volkes
(
8,31-36 )


Esr 8,31-34


Über die Reise und Ankunft wird wenig gesagt. Die Gruppe verließ Babylon am ersten Tag des ersten Monats ( Esr 7,9 ) und den Ahawakanal am zwölften Tag desselben Monats ( Esr 8,15 ). Das Lager am Kanal war neun Tagesreisen, also 170 bis 220 km, von Babylon entfernt.

Die gesamte Reisestrecke war 1 500 km lang und muß für eine Gruppe ohne militärische Begleitung sehr schwierig gewesen sein. Doch die Hand unseres Gottes war über uns (vgl. Esr 7,6.9.28;8,18.22 ). Sie beschützte die Heimkehrer. Nach der Ankunft in Jerusalem und einer dreitägigen Ruhe wurde alles Mitgebrachte den Priestern und Leviten übergeben und gewogen (V. 33-34 ). Einige der hier genannten Priester und Leviten werden auch im Buch Nehemia genannt: Meremot ( Neh 3,4.21 ), Josabad ( Neh 11,16 ) und Binnui ( Neh 3,24 ).



Esr 8,35-36


Zu dieser Zeit opferten die Heimgekehrten Gott Brandopfer. Bei den Tieren, Stiere (wohl wieder einen für jeden Stamm Israels), Widder, Lämmer und Böcke, handelte es sich um dieselben Tierarten wie bei der Tempeleinweihung ( Esr 6,17 ), nur daß die Anzahl geringer war.

Eine Abschrift des Erlasses des Königs wurde an die Beamten der Umgegend ( Satrapen und Statthalter ) übergeben, die den Willen des Königs unter Leitung von Esra auszuführen hatten. Die umliegenden Völker mußten demnach der jüdischen nachexilischen Gemeinschaft helfen. Der Abschnitt schließt mit einem unerwarteten Höhepunkt: Gott bewies sich so offensichtlich an seinem Volk, daß die umliegenden Völker sogar am Haus Gottes mithalfen.



B. Die Reformation
( Esr 9-10 )


Im Gegensatz zum Höhepunkt des Segens Gottes über dem Volk am Ende von Kapitel 8 ( Esr 8,36 ) beginnt dieser Abschnitt mit der ernsten Sünde, in die die nachexilische Gemeinschaft gefallen war. Der eigentliche Grund, weshalb das Volk wieder im Land Israel lebte, war, daß sie nun in der Lage sein würden, Gott gemäß dem Gesetz wie ihre Vorfahren zu dienen. Doch die Rückkehrer hatten immer noch einen Hang, die Worte Gottes, die Mose niedergeschrieben hatte, zu verlassen.



1. Die Sünde des Volkes durch Mischehen
(
9,1-4 )


Esr 9,1-2


Esras Heimkehr hatte einen großen Einfluß auf das Volk Israel. Der Mann, der sich einer getreuen Auslegung und Lehre des Gesetzes verpflichtet hatte, wurde zum Auslöser einer großen Reformation, die in einer Zeit von weniger als fünf Monaten nach seiner Ankunft (vgl. Esr 7,9 mit Esr 10,9 ) stattfand. Die Oberen kamen zu mir läßt vermuten, daß es sich um Anführer handelte, die schon unter Serubbabel zurückgekehrt waren und die Probleme kannten. Bei Esras Ankunft hatte sich vielleicht ihr Gewissen im Lichte des Gesetzes geregt. Sie wurden sich bewußt, daß etwas geschehen mußte, wenn das Volk wirklich in der Gemeinschaft mit Gott leben wollte. Der äußere Gottesdienst war schön, aber vor Gott nur dann etwas wert, wenn er von einer inneren Übereinstimmung mit dem Wort Gottes begleitet war ( Hos 6,6; Mi 6,6-8 ).

Die jüdischen Führer berichteten Esra, daß sich einige Israeliten mit der Unreinheit und den Greueln der Völker ( Esr 9,11.14 ) vermischt hätten, also Ehen mit Heiden geschlossen hatten. Das Gesetz Gottes verbot den Israeliten, jemanden außerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft zu heiraten ( 2Mo 34,11-16; 5Mo 7,1-4 ). Der Grund dafür lag nicht im rassischen Bereich, da die Völker um die Israeliten herum ebenfalls Semiten waren. Heiden, die dem jüdischen Glauben beitraten, wie etwa Rut im Buch Rut, konnten zur israelitischen Gemeinschaft gerechnet werden. Der Grund war ein rein religiöser. Eine Heirat mit Heiden führte die Israeliten in Versuchung, in irgendeiner Weise am heidnischen Götzendienst teilzunehmen, wie es etwa bei Salomo ( 1Kö 11,3-5 ) der Fall war. Heiraten mit Angehörigen anderer Völker waren daher in der Geschichte Israels immer ein Zeichen dafür, daß Israel auch auf anderen Gebieten das Gesetz verlassen hatte. Wenn das Volk Israel Gottes Gebot bei der intimsten Beziehung, die es gibt, nicht beachtete, übertrat es Gottes Gebot in weniger wichtigen Fragen um so leichter.

Unter den in Esr 9,1 genannten Völkern befanden sich viele, vor denen Gott die Israeliten schon vor Jahrhunderten gewarnt hatte (z. B. 5Mo 7,1 ), daneben die Nachbarvölker der Ammoniter, Moabiter und Ägypter. Einige führende Israeliten waren in erster Linie an der Sünde beteiligt.



Esr 9,3-4


Esras Reaktion war typisch für gottesfürchtige Menschen im Alten Testament, denen über vorhandene Sünde berichtet wurde. Er zerriß Kleid und Mantel als Zeichen der Trauer (vgl. 4Mo 14,6; Jos 7,6; Est 4,1; Hi 1,20 ) und raufte sich Kopfhaare und Barthaare als Zeichen des Kummers oder Zorns ( Jes 22,12 ) aus. Er war über die Sünde des Volkes bestürzt (V. 3-4 ). Esra wußte nur zu gut, daß es gerade solche Sünden gewesen waren, die Gott durch die Wegführung Israels in die Gefangenschaft bestraft hatte (V. 7 ). Er fürchtete, daß der erneute Aufenthalt in Israel nur kurz sein würde und Gott seine Strafe wiederholen könnte (V. 8 ).


2. Esras Gebet zu Gott ( Esr 9,5-15 )


Esras Gebet sagt uns viel über Esras Einstellung. Er machte sich mit seinem Volk und seiner Sünde eins, wie es auch Daniel tat, obwohl er selbst von der bestimmten Sünde frei war (vgl. Dan 9,5-6.8-11.13.15-16 ). Esra wußte, daß das ganze Volk gemeinsam unter dem Bund Gottes stand und daß durch die gemeinsame Verantwortung die aufgedeckte Sünde das ganze Volk vor Gott schuldig machte, zumal sie auch von Führern des Volkes begangen worden war.

 

Esr 9,5


Das Abendopfer fand gegen 15.00 Uhr statt. Esras Körperhaltung ( auf den Knien und mit ausgebreiteten Händen ) zeigt, daß er sich ganz auf die Gnade Gottes verließ. Esra wußte, daß sein Volk schuldig war (V. 6-7 ; vgl. V. 13.15 ) und er darum nur noch um Gnade bitten konnte. Es gab keine Entschuldigung für das Verhalten des Volkes. Esras Gebet fand im Tempel statt und war von Weinen begleitet ( Esr 10,1 ).

 

Esr 9,6-7


Esra bekannte die fortgesetzte Sünde unter dem Volk. Esra schämte und scheute sich, weil gerade solche Schuld die Ursache dafür war, daß Israel in die Gefangenschaft geführt und in die Hände heidnischer Könige (Sargon II. und Nebukadnezar) gegeben worden war. Die Gefangenschaft sollte das Volk reinigen und zur Wiederherstellung der engen Gemeinschaft mit Gott dienen. Offensichtlich hatte das Exil diesen Zweck nicht erfüllt, da das Volk immer noch einen Hang dazu hatte, die Bundesbestimmungen zu verlassen. Esra beschreibt die Sünde wie eine Flut, die den Menschen überschwemmt, wenn er betet, daß die Sünde über unseren Kopf gewachsen oder höher als unser Haupt geworden sei.



Esr 9,8-9


Esra weiß, daß es reine Gnade Gottes war, daß das Volk in das Land heimkehren durfte. Er erinnert Gott und sich selbst daran, daß Gott in seiner Güte dem König von Persien gestattete, den Juden die Freiheit zur Heimkehr und zum Wiederaufbau des Tempels zu geben. Doch jetzt befand sich das Volk wieder in Gefangenschaft, der Gefangenschaft der Sünde.



Esr 9,10-12


Esra bekannte sodann die gegenwärtige Sünde der Mischehen. Esra fragt: " Was sollen wir nach alledem sagen? " Durch diese Frage bekennt er auch, daß das Volk keinerlei Entschuldigung vor Gott hatte (vgl. V. 6 ). So gibt er auch keine Erklärungen und Entschuldigungen für den Ungehorsam der Führer. Es hatte eben Gottes Gebot gebrochen, rein zu sein und sich von der Unreinheit und den Greueln (vgl. V. 1.14 ) des Landes fernzuhalten. Es war ganz direkt dem klaren und offensichtlichen Wort Gottes ungehorsam gewesen. Dabei zitiert Esra ausdrücklich die Gebote Gottes und beschreibt ihren Sinn.



Esr 9,13-14


Esra zieht daraus den Schluß, daß Gott nur gerecht handeln würde, wenn er sie in seinem Zorn vernichtete, so daß noch nicht einmal ein Überrest übrigbleiben würde (vgl. zu "Überrest" V. 8.13.15 ). Sie hätten sogar eine noch größere Strafe verdient, als Gott sie ihnen auferlegt hatte (vgl. V. 6 ). Damit beschreibt Esra in Kurzform die Stellung aller Menschen vor Gott! Die Menschen sind dem Wort Gottes ungehorsam und stehen deshalb mit ihrer Schuld unter seinem Zorn (vgl. "Schuld" in V. 6-7.13.15 ; vgl. Joh 16,8; Jak 2,10 ).



Esr 9,15


Esra hatte kein konkretes Gebetsanliegen und appellierte einfach an die Barmherzigkeit Gottes. Er beschloß sein Gebet ähnlich wie er es begann, indem er noch einmal betonte, daß in der gesamten Gemeinschaft keiner würdig sei, vor dem gerechten Gott zu stehen.

In seinem ganzen Gebet betont Esra zahlreiche Wesenseigenschaften Gottes: Gnade (V. 8 ), Güte (V. 14 ), Zorn (V. 14 ) und Gerechtigkeit (V. 15 ). Esra bat Gott um Barmherzigkeit auf der Grundlage von Gottes Bundesliebe zu seinem Volk.

 

3. Das Volk bekennt seine Sünde und läßt sie
( Esr 10 )


Anfänglich waren es die Führer gewesen, die feststellten, daß die Sünde im Volk ein Problem war ( Esr 9,1-2 ). Jetzt schlossen sich andere betroffene Israeliten der Trauer Esras an.

a. Das Volk bekennt seine Sünde
(
10,1-4 )


Esr 10,1-4


Sehr viele Israeliten erkannten, daß in dieser Situation irgend etwas geschehen mußte. Offensichtlich war die Sünde schon über längere Zeit geduldet worden. Aus einigen Mischehen waren bereits Kinder hervorgegangen (V. 3.44 ). Sicher waren einige Juden über die Sünde betrübt gewesen, hatten aber nicht den Mut, öffentlich dagegen aufzutreten oder waren nicht ernst genommen worden. Jedenfalls schlossen sich diese gerechten Israeliten der Trauer an, als Esra und einige der Führer ihre Klage anstimmten. Eine sehr große Gemeinde aus Israel versammelte sich um Esra und weinte bitterlich .

Ein Mann namens Schechanja machte sich zum Sprecher der Weinenden und bekannte Esra gegenüber die Untreue des Volkes. Er hatte aber doch noch Hoffnung für Israel. Er schlug vor, daß das Volk mit Gott einen Bund schließen sollte, alle fremden Frauen zusammen mit ihren Kindern wegzuschicken. Damit sollte nach dem Gesetz gehandelt werden. Schechanja versprach Esra, daß sich das Volk hinter eine solche Entscheidung Esras stellen würde. Schechanja erwartete von dem Volk etwas Schwieriges und Unangenehmes, das viel Streit in Familien und zwischen Freunde bringen konnte. Aber er berief sich auf das Gesetz, das der Maßstab des Volkes für das Leben war. Das Gesetz sah für diese Situation vor, daß eine heidnische Frau von einem Juden geheiratet werden konnte, wenn sie den jüdischen Glauben annahm. Vielleicht ist das der Grund, warum dann jede einzelne Ehe gründlich untersucht wurde (V. 16-19 ).

Obwohl Scheidung generell nicht gestattet war (vgl. Mal 2,16 ), war sie in dieser Situation vorzuziehen, da die Fortsetzung der Mischehen die Gefahr mit sich gebracht hätte, daß das Volk von dem wahren Gottesdienst für Jahwe abgebracht worden wäre. Einige Ausleger glauben dagegen, daß die Scheidungen auch hier nicht mit Gottes Wunsch übereinstimmten, da man einen Fehler nicht durch einen anderen Fehler aufheben kann. Esra hätte dann auf einen falschen Rat des Schechanja gehört. Esr 10 gibt darauf jedoch keinen konkreten Hinweis.


b. Der Eid des Volkes
(
10,5-8 )


Esr 10,5-6


Die Ernsthaftigkeit des Sündenbekenntnisses und der Umkehr des Volkes zeigte sich darin, daß sie einen Eid vor Gott leisteten. Ein Eid war keine leichte Sache, da auf seine Nichteinhaltung eine Strafe stand.

Esra selbst zog sich zum Fasten und Trauern zurück. Johanan ist der in Neh 12,23 erwähnte Johanan. Er war der Enkel von Eljaschib ( Neh 12,10-11 ), dem Hohenpriester ( Neh 13,28 ). Der Sohn des Eljaschib meint also in Esr 10,6 den Enkel, da "Sohn" im Hebr. oft auch einfach nur den Nachkommen bezeichnet.



Esr 10,7-8


Es wurde eine Erklärung an alle, die in der Gefangenschaft gewesen waren , versandt, daß sie sich in Jerusalem versammeln sollten . Der gesamte Besitz dessen, der nicht innerhalb von drei Tagen käme, sollte dem Bann verfallen, und er selbst sollte aus der Gemeinde ausgeschlossen sein. Eine solche Person hätte dann keinerlei Rechte mehr gehabt. Esra besaß aufgrund des Erlasses des persischen Königs die Autorität, eine solche Erklärung auszusenden (vgl. Esr 7,26 ).



c. Das Volk versammelt sich vor dem Tempel
(
10,9-15 )


Esr 10,9-11


Der Platz im Osten des Tempels konnte Tausende von Menschen aufnehmen. Das Tempelgebiet steht im Buch Esra immer im Mittelpunkt des Geschehens. Am festgelegten Tag, also drei Tage nach der Erklärung, versammelte sich das Volk während eines Regensturms, der typisch für die Regenzeit (V. 13 ) im November/Dezember (457 v. Chr.) war. Wegen des Eides und der Furcht des Volkes fand die Versammlung trotzdem statt. Das Volk war bekümmert aus Furcht vor Gottes Zorn und weil die Familien auseinandergerissen würden. Esra sprach in seiner Rede von der Untreue und der konkreten Schuld des Volkes und forderte das Volk auf, die Sünde zu bekennen und durch die Trennung von den fremden Frauen ihre Umkehr zu beweisen.



Esr 10,12-15


Das Volk antwortete, daß es einverstanden sei, aber daß die ganze Angelegenheit wegen des Regens und der großen Zahl der Betroffenen einige Zeit in Anspruch nehmen würde. (Tatsächlich nahm sie dann drei Monate in Anspruch, V. 16-17 ). Jemand schlug vor, daß jeder Mann, der eine fremde Frau geheiratet hatte, eine Zeit mit den Ältesten und Richtern seines Heimatortes abmachen solle, um die Sache vor Ort zu klären. Dies war ein guter Vorschlag, da die Ältesten und Richter vor Ort die einzelnen Familien ihres Ortes am besten kannten. Sie wußten auch, ob die Frauen sich dem Gottesdienst Jahwes angeschlossen hatten oder immer noch heidnischen Göttern dienten. Vier der führenden Männer widersetzten sich dem Plan (V. 15 ), ohne daß ein Grund dafür genannt wird. Vielleicht wollten sie die Angelegenheit sofort zu Ende bringen oder lehnten die Scheidungen ganz ab. Einer von ihnen, Meschullam , zählte jedenfalls zu den Betroffenen (V. 29 ).



d. Die Untersuchung der Ehen
(
10,16-17 )


Esr 10,16-17


Nach elf Tagen begannen die Untersuchungen (V. 9.16 ). Es dauerte drei Monate, alle Ehen zu überprüfen, nämlich vom ersten Tag des zehnten Monats (Dezember/Januar 457 v. Chr.) bis zum ersten Tag des ersten Monats des nächsten Jahres (März/ April 456 v. Chr.). Offensichtlich waren die Mischehen weit verbreitet und die Angelegenheit konnte nicht an einem Tag erledigt werden (V. 13 ). Jeder Fall wurde einzeln behandelt, damit Gerechtigkeit herrschte. Durch ihr Vorgehen erklärten die Israeliten Scheidungen nicht für gut. Sie stellten aber Gottes Gesetz, daß die religiöse Reinheit des Volkes verlangte ( 2Mo 34,11-16; 5Mo 7,1-4 ), über das Scheidungsverbot. Esra berichtet nichts darüber, was mit den fremden Frauen und ihren Kindern geschah. Wahrscheinlich kehrten sie zu ihren heidnischen Verwandten zurück.


e. Liste der Gesetzesbrecher
(
10,18-44 )


Esr 10,18-44


Esra schließt seinen Bericht mit einer Liste aller Gesetzesbrecher, die fremde Frauen genommen hatten (V. 18.44 ). Sie enthält 17 Priester (V. 18-22 ), 10 Leviten einschließlich eines Sängers und dreier Torhüter (V. 23-24 ) und 84 andere Israeliten (V. 25-43 ). Die Führer hatten also recht ( Esr 9,1 ), daß auch Priester und Leviten in die Sünde verwickelt waren. Die schuldigen Priester opferten gemäß 3Mo 5,15-16 je einen Widder (V. 19 ). Die Familiennamen in Esr 10,25-43 entsprechen denen in Esr 2,3-20 .

Leider sollte das Volk später wieder in diesselbe Sünde fallen ( Neh 13,23-28 ).

Der Bericht endet hier abrupt. Die Botschaft ist jedoch vollständig. Um die Gottesdienstgemeinschaft zwischen Gott und seinem Volk wiederherzustellen, war es unbedingt notwendig, den Tempelgottesdienst wieder zu ermöglichen ( Esr 1-6 ) und nach dem Gesetz Gottes zu leben ( Esr 7-10 ).



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