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Jesaja Walvoord

Abkürzungen


akt. Aktiv, aktive Form
Apok. Apokryphen
Aram. Aramäisch
AT Altes Testament
Bd. Band
ca. circa
ebd. ebenda
fem. Femininum, weibliche Form
Griech. Griechisch
Hebr. Hebräisch
Hrsg. herausgegeben, Herausgeber
Impera. Imperativ, Befehlsform
Imperf. Imperfekt, Vergangenheit
Kap. Kapitel
Lat. Lateinisch, Latein
LXX Septuaginta(griech. Übers. des AT)
mask. Maskulinum männliche Form
Ms, Mss Manuskript(e)
MT Masoretischer Text (überlieferte Texte des hebr. AT)
neutr. Neutrum, sächliche Form
Nr. Nummer
NT Neues Testament
o.J. ohne Jahr, kein Erscheinungsjahr
o.O. ohne Ort, kein Erscheinungsort
Part. Partizip
Pass. Passiv, passive Form
Perf. Perfekt, vollendete Vergangenheit
Pl. Plural, Mehrzahl
Präs. Präsenz, Gegenwart
S. Seite
s. siehe
Sem. Semitisch
Sing. Singular, Einzahl
s.o. siehe oben (im Text)
s.u. siehe unten (im Text)
s.v. sub verbo, siehe unter dem Stichwort
u.a. und andere
Übers. Übersetzung, Übersetzer, übersetzt
V. Vers
vgl. vergleiche
Vul. Vulgata (lat. Übers. der Bibel)
wörtl. wörtlich
z.B. zum Beispiel

Biblische Maße und Gewichte


Binlische Einheit   Heutige Entsprechung
Gewicht    
Talent 60 Pfund 34 kg
Pfund/Mine 50 Lot 0,6 kg
Lot/Schekel 2 Bekas 11,6 g
Pim 2/3 Lot 7,6 g
Beka 10 Gramm 6 g
Gramm/Gera   0,6 g

Länge

Rute 6 Ellen 2 m
Elle 2 Spannen 0,5 m
Spanne 3 Handbreiten 23 cm
Handbreite 4 Fingerbreiten 7 cm
Fingerbreite   2 cm

Hohlmaße für trockene Dinge

Sack/Homer 10 Scheffel 220 l
Letech 5 Scheffel 110 l
Scheffel/Efa 3 Maß/10 Gomer 22 l
Maß 1/3 Scheffel 7,3 l
Krug 1/10 Scheffel 2,2 l
Handvoll 1/18 Scheffel 0,3 l

Hohlmaße für Flüssigkeiten

Faß wie Sack 220 l
Eimer 1 Schefel 22 l
Kanne 1/6 Eimer 4 l
Becher 1/72 Eimer 0,3 l

Die Angaben sind Annäherungswerte. Grundlage der Umrechnung ist die Festsetzung 1 Lot = 11,5 g; 1 Elle = 0,5 m; 1 Scheffel = 22 l (andere Berechnungen:1 Scheffel = 39 l).

Transliteration (Umschift)











Das Bible Knowledge Commentary ist eine Bibelauslegung, die ausschließlich von Mitgliedern des Dallas Theological Seminary verfaßt und herausgegeben wurde.Es richtet sich an Gemeindepfarrer, Laien, Bibellehrer, Bibelschüler und alle Bibelleser, die eine umfassende kurze, zuverlässige und kommentierende Auslegung zur ganzen Bibel wollen. Nun könnte man fragen, warum dieses Werk überhaupt geschrieben wurde, wenn es schon so viele andere auf dem Buchmarkt gibt? Mehrere Gründe lassen sich anführen, die das Bible Knowledge Commentary zu einem außergewöhnlichem Hilfsmittel des Bibelstudiums machen.

So wurde es, wie gesagt, ausschließlich von den Mitgliedern eines einzigen theologischen Seminars, nämlich des Dallas Theological Seminary , geschrieben. Es legt zudem die Schrift einheitlich nach der grammatisch-historischen Methode und der prätibulationalistischen und prämilleniaristischen Sichtweise aus, für die das Dallas Theological Seminary bekannt ist. Die folgende im Deutschen wenig gebräuchliche Begriffe besagen, daß die Entrückung vor der großen Trübsal(prätripulationalistische Sichtweise) und die Wiederkunft Jesu Christi vor dem 1000jährigen Reich ( prämilleniaristische Sichtweise ) stattfindet. Insgesamt spricht man vom Dispensationalismus. Gleichzeitig stellen die Autoren die verschiedenen Textauslegungen fundamentalistischer Bibelausleger nebeneinander.

Das Bible Knowledge Commentary hat Vorteile, die nur wenige ähnliche Werke aufweisen. So diskutieren die Autoren in ihren Bibeltextauslegungen, auf was die einzelnen Bibeltexte abheben möchten, wie einzelne Teile mit dem ganzen zusammenhängen, was inhaltlich voranging und was folgen wird. Problematische Abschnitte, verwirrende Bräuche und scheinbar Widersprüche werden sorgfältig untersucht. Dabei sind die neuesten Erkenntnisse fundamentalistischer Bibelwissenschaftler in das Werk miteinbezogen worden. Zahlreiche hebräische, aramäische und griechische Worte, die das Verständnis einzelner Abschnitte erleichtern, werden besprochen. Dies dient besonders dem Leser der in dieser Sprache nicht bewandert ist, obwohl auch diejenigen davon profitieren werden, die diese Sprache kennen. Das Werk enthält darüber hinaus Karten, Tabellen und Diagramme, die gewöhnlich dem jeweiligen Bibelabschnitt zugeordnet sind. Zahlreiche Querverweise zu Parallelstellen finden sich zudem in vielen Abschnitten. Jedes biblische Buch wurde wie folgt gegliedert: Einleitung, worunter Themen wie die Verfasserfrage, die Datierung, Absicht, Einheit, Stil und einmalige Merkmale fallen , danach Gliederung, Auslegung und Bibliographie. Im Auslegungsteil werden spezielle Textabschnitte zusammengefaßt, gefolgt von detaillierten Erläuterungen der jeweiligen Verse oder Versteile. Obwohl nicht alle bibliographischen Angaben für weiterführende Studien nach Meinung der Autoren und Herausgeber absolut notwendig sind, wurden diese dennoch erwähnt, weil sie dem einen oder anderen Leser nützlich sein können.

Die Doktoren L. Barker und Eugene H. Merrill für das Alte Testament sowie Stanley D. Toussaint für das neue Testament haben als beratende Herausgeber das Niveau des Werkes beträchtlich erhöht. Danken möchten wir ebenso Lloyd Cory und Barbara Williams, die mit ihrer sorgfältigen Redigierarbeit die Qualität des Werkes steigert. Unser Dank gilt ferner der Produktionskoordinatorin Myrna Jean Hasse, Jan Arroyo und anderen in der Buchherstellung von Scripture Press, die sehr viele Stunden damit zubrachten, den Text zu erfassen und satzfertige Seiten herzustellen. Ein Herzliches Dankeschön auch an Mitarbeiter am Dallas Theological Seminary , die die Typokripte weiter bearbeiteten.

Das Bible Knowledge Commentary basiert auf einer sorgfältigen Exegese der Bibel. Primär ist es aber keine erbauliche Auslegung und kein theologisches Werk, das lexikalische Details, Grammatik und Syntax sowie ausführliche Diskussionen über kritische Passagen in Bezug auf Text- und Hintergrundsdaten liefern möchte. Das Bible Knowledge Commentary soll helfen, den Durchblick in die Heilige Schrift zu vertiefen, für all diejenigen, die, geleitet vom Heiligen Geist, danach suchen, "erleuchtete Augen des Herzens" ( Eph 1,18 ) zu erlangen. Das Bible Knowledge Commentary möchte Verständnis und Wertschätzung für die ganze Heilige Schrift wecken, als einem von Gott selbst inspiriertem, unfehlbarem Wort.

 

 

Die Herausgeber der englischen Originalausgabe
John F. Walvoord und Roy B. Zuck

Geleitwort


zur deutschen Ausgabe

Die besondere Stärke der vorliegenden fünfbändigen Studienausgabe zum Alten und Neuen Testament ist ihre äußere und innere Geschlossenheit. Eines bedingt dabei das andere: die äußere und innere Geschlossenheit zeigt sich darin, daß sämtliche Mitarbeiter demselben Lehrkörper angehören, nämlich dem des Theologischen Seminars in Dallas, USA. Dies wirkt sich dann aus in einer eindrucksvollen inneren Konformität mit ihrer dem biblischen Wortlaut verpflichteten - wenn man so will: ihrer fundamentalistischen Auslegung der Heiligen Schrift. Trotz mancher unterschiedlicher Auffassungen in der Bibelauslegung auch bei fundamentalistischen Exegeten, die dann offen dargelegt werden, spürt man dem Gesamtwerk ab, wie sehr hier mit dem Werkzeug der grammatisch-historischen Exegese alles wie aus einem Guß wirkt.

Daß dies nicht nur eine formale Methode ist, mit der die Biblischen Texte gewissenhaft abgegangen werden, sondern sich gleichzeitig als eine durchgehende heilsgeschichtliche Linie der Schriftauslegung auswirkt, wird dem Benutzer der Studienausgabe rasch erkennbar. Unbeschadet der Sorgfalt in der Einzelexegese wird hier nie aus dem Auge verloren, daß durch die gesamten Zeugnisse der Bücher der Heiligen Schrift ein Plan Gottes erkennbar wird, der mit der Erschaffung der Welt beginnt, im ersten Kommen und im Erlösungswerk Jesu Christi seine Mitte hat und über die Wiederkunft Christi in der neuen, ewigen Welt Gottes seine Vollendung findet. Diese geistliche Erkenntnis ist in der Kirche Jesu Christi unstrittig; sie ist keine Besonderheit der vorliegenden Studienausgabe.

Eine Besonderheit ist aber, und dies muß der Benutzer wissen und gegebenenfalls in Kauf nehmen, e3ine ganz bestimmte Sichtweise in der Setzung der Schwerpunkte, was den Welt- und Heilsplan Gottes angeht. Die sich daraus ergebende durchgehende Linie - und sie wird allenthalben durch gehalten und deutlich ausgezogen - geht auf den Engländer John Nelson Darby (1800-1882) zurück, dessen Anhänger sich zur "Christlichen Versammlung" in England, Deutschland, den USA und anderswo zusammengeschlossen haben und nach ihrem Gründer "Darbysten" genannt werden. Als darbystische theologische Ausbildungsstätte sie eben jenes "Dallas Theological Seminary" genannt, aus dem das "Bible Knowledge Commentary", die englische Originalausgabe der deutschen fünfbändigen Studienausgabe zum Alten und Neuen Testament, hervorgegangen ist.

Es würde der exegetischen Qualität und dem hier dokumentierten Reichtum an biblischem Wissen keinen Abbruch tun, wenn der Benutzer aus biblischen Gründen sich der darbystischen Hauptlehre vom "Dispensationalismus" (zu deutsch etwa die Lehre von der Führung oder Lenkung, nämlich der Welt durch Gottes Plan)gerade in ihren beiden Hauptpunkten, dem "Prätribulationalismus" und dem "Prämilleniarismus" nicht anschließen kann. Der "Prätribulationalismus" ist die Lehre von der Entrückung der "wahren" Gemeinde Christi aus den Heiden vor den großen "Tribulationen", vor den in der Heiligen Schrift geweissagten apokalyptischen Drangsalen der Endzeit. Der klassische "Prämilleniarismus" besagt, daß die Wiederkunft Christi bereits vor Anbruch des tausendjährigen Reichs ( Offb 20,1-6 ) stattfindet. Wer dieser Ansicht des Heilsplanes Gottes in dieser alles beherrschenden doppelten Leitlinie auf Grund seiner Exegese der Heiligen Schrift so nicht zu folgen vermag, und wer zudem das Selbstverständnis der "Versammlung", wie die Darbysten sich schlicht nennen, als der eigentlichen und wahren Gemeinde Jesu Christi nicht zu teilen vermag, der wird dennoch reichen Gewinn aus dieser Studienausgabe ziehen können.

Das konsequente hermeneutische Verständnis der Bibel als der von Gottes Geist eingegebenen Heiligen Schrift macht diese fünfbändige Studienausgabe zum Alten und Neuen Testament zu einer bedeutsamen Bereicherung bereits veröffentlichter Bibelkommentare. Die sorgfältige Wiedergabe biblischer Aussagen ist besonders hervorzuheben, wobei das Illustrations- und Kartenmaterial dazu sehr hilfreich ist.

Hervorzuheben ist im Blick auf andere Auslegungen der biblischer Bücher die Intention der Verfasser, der Auseinandersetzung mit anderen Exegeten, nicht zuletzt auch denen der historisch-kritischen Methode, nicht aus dem Wege zu gehen.

Eine große Bereicherung wäre es aber gerade im Hinblick auf Folgeauflagen, wenn die bibliographischen Angaben am Schluß der einzelnen biblischen Bücher sich eben nicht nur auf Werke uns nahezu unbekannter amerikanischer weithin darbystischer Autoren beschränken würde, sondern wenn dann auch die Publikationen europäischer, vor allem deutscher Bibelausleger mit einbezogen würden. Dies wäre besonders für diejenigen Bücher gerade auch deutscher Exegeten unerläßlich, mit denen sich die hier vorgelegte Studienausgabe kritisch auseinandersetzt.

Ernsthaften Bibellesern wird mit dieser Studienausgabe gewiß eine große Hilfe zum selbständigen "Suchen in der Schrift " ( Joh 5,39 ) in die Hand gegeben.

Kurt Hennig
Dekan i.R.


Herausgeber


John F. Walvoord , A.B., Th.M., Th.D., D.D.
Präsident
Professor für Systematische Theologie
Dallas Theological Seminary
Herausgeber von Bibliotheca Sacra
(Zeitschrift des Dallas Theological Seminary)

Roy B. Zuck , A.B., Th.M., Th.D.
Akademischer Dekan
Professor für Bibelexegese
Dallas Theological Seminary
Herausgeber von Bibliotheca Sacra
(Zeitschrift des Dallas Theological Seminary)


Beratende Herausgeber


Altes Testament

Kenneth L. Barker , A.B., Th.M., Ph.D.
Geschäftsführender Sekretär des Bibelübersetzungskomitees der New International Version
Internationale Bibelgesellschaft
(1968-1981 Direktor und Professor für semitische Sprachen und Altes Testament, Dallas Theological Seminary)

Eugene H. Merrill , A.B., M.A., M.Phil., Ph.D.
Assistenzprofessor für semitische Sprachen und Altes Testament
Dallas Theological Seminary

Neues Testament

Stanley D. Toussaint , A.B., Th.M., Th.D.
Direktor und Professor für Bibelexegese
Dallas Theological Seminary


Autoren*


Walter L. Baker, A.B., Th.M.
Assistenzprofessor für Weltmission
Obadja

Craig A. Blaising, B.S., Th.M., Th.D. Assistenzprofessor für Systematische Theologie
Maleachi

J. Ronald Blue, A.B., Th.M. Direktor und Assistenzprofessor für Weltmission
Habakuk

Sid S. Buzzell, B.S.,Th.M., Ph.D.
Gastdozent für Religionspädagogik
Pastor der Westlake Bible Church,
Austin, Texas
Sprüche

Donald K. Campell, A.B., Th.M., Th.D.
Geschäftsführender Vizepräsident
Professor für Bibelexegese
Josua

Robert B. Chisholm, Jr.,A.B., M.Div., Th.M.,Th.D.
Assistenzprofessor für semitische Sprachen und Altes Testament
Hosea, Joel

Thomas L. Constable, A.B., Th.M.,Th.D.
Direktor des Doctor of Ministry Programmes
Assistenzprofessor für Bibelexegese
1. und 2. Könige

Jack S. Deere, A.B., Th.M., Th.D.
Assistenzprofessor für semitische Sprachen und Altes Testament
5. Mose, Hoheslied

Charles H. Dyer, A.B., Th.M.
Vizepräsident
Assistenzprofessor
Washington Bible College/Capital Bible Seminary
Lanham; Maryland
Jeremia, Klagelieder, Hesekiel

Gene A. Getz, A.B.,M.A., Ph.D.
Gastdozent für Pastoraltheologie
Pastor der Fellowship Bible Church
North Plano, Texas
Nehemia

John D. Hannah, B.S., Th.M., Th.D.
Direktor und Professor für Theologiegeschichte
2. Mose, Jona, Zefanja

Elliot E. Johnson, B.S., Th.M., Th.D.
Assistenzprofessor für Bibelexegese
Nahum

F. Duane Lindsey, A.B., B.D., Th.M., Th.D.
Registrar und Assistenzprofessor für Systematische Theologie
3. Mose, Richter, Haggai, Sacharja

John A. Martin, A.B., Th.M., Th.D.
Assistent des Akademischen Dekan
Direktor der Sommerbibelschule
Assistenzprofessor für Bibelexegese
Esra, Ester, Jesaja, Micha

Eugene H. Merrill, A.B., M.A., M.Phil.,Ph.D.
Assistenzprofessor für semitische Sprachen und Altes Testament
4. Mose, 1. und 2. Samuel, 1. und 2. Chronik

J. Dwight Pentecost, A.B., Th.M., Th.D.
Professor für Bibelexegese
Daniel

John W. Reed, A.B., M.A., M.Div.,Ph.D.
Direktor und Professor für Pastoraltheologie
Rut

Allen R. Ross, A.B., Th.M., Th.D., Ph.D.
Direktor und Professor für semitische Sprachen und Altes Testament
1. Mose, Psalmen

Donald R. Sunukjian, A.B., Th.M., Th.D., Ph.D.
Assistenzprofessor für Pastoraltheologie
Amos

Roy B. Zuck, A.B., Th.M., Th.D.
Akademischer Dekan
Professor für Bibelexegese
Schriftleiter Bibliotheca Sacra
Hiob


*Alle Autoren waren oder sind Fakultätsmitglieder des Dallas Theological Seminary. Titel beziehen sich, falls nicht anders vermerkt, auf das Dallas Theological Seminary.


Abkürzungen


akt. Aktiv, aktive Form
Apok. Apokryphen
Aram. Aramäisch
AT Altes Testament
Bd. Band
ca. circa
ebd. ebenda
fem. Femininum, weibliche Form
Griech. Griechisch
Hebr. Hebräisch
Hrsg. herausgegeben, Herausgeber
Impera. Imperativ, Befehlsform
Imperf. Imperfekt, Vergangenheit
Kap. Kapitel
Lat. Lateinisch, Latein
LXX Septuaginta(griech. Übers. des AT)
mask. Maskulinum männliche Form
Ms, Mss Manuskript(e)
MT Masoretischer Text (überlieferte Texte des hebr. AT)
neutr. Neutrum, sächliche Form
Nr. Nummer
NT Neues Testament
o.J. ohne Jahr, kein Erscheinungsjahr
o.O. ohne Ort, kein Erscheinungsort
Part. Partizip
Pass. Passiv, passive Form
Perf. Perfekt, vollendete Vergangenheit
Pl. Plural, Mehrzahl
Präs. Präsenz, Gegenwart
S. Seite
s. siehe
Sem. Semitisch
Sing. Singular, Einzahl
s.o. siehe oben (im Text)
s.u. siehe unten (im Text)
s.v. sub verbo, siehe unter dem Stichwort
u.a. und andere
Übers. Übersetzung, Übersetzer, übersetzt
V. Vers
vgl. vergleiche
Vul. Vulgata (lat. Übers. der Bibel)
wörtl. wörtlich
z.B. zum Beispiel


Biblische Maße und Gewichte


Binlische Einheit   Heutige Entsprechung
Gewicht    
Talent 60 Pfund 34 kg
Pfund/Mine 50 Lot 0,6 kg
Lot/Schekel 2 Bekas 11,6 g
Pim 2/3 Lot 7,6 g
Beka 10 Gramm 6 g
Gramm/Gera   0,6 g

Länge

Rute 6 Ellen 2 m
Elle 2 Spannen 0,5 m
Spanne 3 Handbreiten 23 cm
Handbreite 4 Fingerbreiten 7 cm
Fingerbreite   2 cm

Hohlmaße für trockene Dinge

Sack/Homer 10 Scheffel 220 l
Letech 5 Scheffel 110 l
Scheffel/Efa 3 Maß/10 Gomer 22 l
Maß 1/3 Scheffel 7,3 l
Krug 1/10 Scheffel 2,2 l
Handvoll 1/18 Scheffel 0,3 l

Hohlmaße für Flüssigkeiten

Faß wie Sack 220 l
Eimer 1 Schefel 22 l
Kanne 1/6 Eimer 4 l
Becher 1/72 Eimer 0,3 l

Die Angaben sind Annäherungswerte. Grundlage der Umrechnung ist die Festsetzung 1 Lot = 11,5 g; 1 Elle = 0,5 m; 1 Scheffel = 22 l (andere Berechnungen:1 Scheffel = 39 l).


Transliteration (Umschift)



Die alttestamentliche Geschichte im Überblick


 


Israel und die Nachbarvölker zur der Propheten


 


Propheten für Juda, Israel, Edom und Assyrien


 



Jesaja (John A. Martin)


EINFÜHRUNG


Das Buch Jesaja ist wohl das bekannteste prophetische Buch der Bibel. Viele Stellen daraus sind nicht nur Bibelschülern wohlbekannt (z. B. Jes 1,18; 7,14; 9,5-6; 26,8; 40,3.31;53 ). In literarischer Hinsicht ist es hochstehend und enthält wundervolle Bilder und Vergleiche.

Im Buch Jesaja finden wir viele Aussagen über die Gesellschaft in Israel um 700 v. Chr. Der Prophet zeigt das Versagen des Volkes, macht aber zugleich deutlich, daß Gott immer einen Rest von Gläubigen hat, durch den er wirkt.

Jesaja spricht mehr als jeder andere Prophet von dem großen Königreich, das für Israel mit dem zweiten Kommen des Messias beginnen wird. Er behandelt sowohl die Tiefen der Sünde Israels als auch die Höhen der Herrlichkeit Gottes und seines kommenden Reiches.



Autor und Entstehungszeit


Der Autor dieses Buches ist Jesaja, der Sohn des Amoz ( Jes 1,1 ). Der Name "Jesaja" bedeutet "Jahwe ist Rettung". Zwar wissen wir mehr über Jesaja als über die meisten anderen Schriftpropheten, aber dennoch ist dieses Wissen recht lückenhaft. Wahrscheinlich wohnte Jesaja in Jerusalem und hatte Zugang zum königlichen Hof. Nach der Überlieferung soll Jesaja der Cousin von König Usija gewesen sein. Es gibt für diese Behauptung jedoch keine gesicherten Beweise. Persönlichen Kontakt hatte er mit mindestens zwei Königen Judas, die Davids Nachkommen waren ( Jes 7,3; 38,1; 39,3 ).

Jesaja war verheiratet ( Jes 8,3 ). Er hatte zwei Söhne, Schear-Jaschub ( Jes 7,3 ) und Raubebald-Eilebeute ( Jes 8,3 ). Aus Jesajas Berufung ( Jes 6 ) haben manche Ausleger den Schluß gezogen, daß er Priester gewesen sei. Dafür gibt es jedoch im Buch Jesaja keine Anhaltspunkte.

Das Todesjahr von Jesaja ist unbekannt. Vermutlich starb er jedoch nach dem Tod Hiskias, 686 v. Chr. (also wahrscheinlich während der Zeit der Alleinherrschaft Manasses, 686 - 642), da er eine Biographie von König Hiskia geschrieben hat ( 2Chr 32,32 ). Jesaja starb nach dem Tod Sanheribs ( Jes 37,38 ), 681 v. Chr. Da der Prophetendienst Jesajas irgendwann während der Regierungszeit des Usija begann (790 - 739 v. Chr.), erstreckte er sich also über mindestens 58 Jahre (von spätestens 739, als Usija starb [ Jes 6,1 ], bis 681, als Sanherib starb).

Nach einer Überlieferung, die auf das zweite nachchristliche Jahrhundert zurückgeht, kam Jesaja unter König Manasse als Märtyrer ums Leben. Justin, der Märtyrer (ca. 100 - 165 n. Chr.), schrieb, daß Jesaja mit einer Säge in Stücke geschnitten worden sei (vgl. Hebr 11,37 ).

Wie bei allen anderen prophetischen Büchern im AT (außer den Klageliedern) trägt auch das Buch Jesaja den Namen seines Autors ( Jes 1,1 ). Viele bibelkritische Theologen unterteilen das Buch allerdings in zwei oder mehr Teile und behaupten, daß jeder Teil einen anderen Autor habe. Die jüdische und christliche Überlieferung stellt jedoch einheitlich fest, daß das Buch nur einen Autor hat. Bis ins 18. Jahrhundert gab es an der Autorschaft von Jesaja keine Zweifel. Erst dann begann die Kritik an einer Anzahl von alttestamentlichen Büchern, und man stellte ihre Autorschaft und innere Einheit in Frage (vgl. den nächsten Abschnitt über "Einheit").

Jesaja weissagte während der Regierungszeit von Usija, Jotam, Ahas und Hiskia, die Könige von Juda waren ( Jes 1,1 ). Die Regierungszeiten dieser Könige (allein oder als Mitregenten) waren: Usija (790 - 739), Jotam (750 - 732), Ahas (735 - 715) und Hiskia (715 - 686). (Vgl. die Karte "Könige Judas und Israels und die vorexilischen Propheten" bei 1Kö 12,25-33 .)

Diese Jahre sind in Israels Geschichte als eine Zeit großer Kämpfe, sowohl politischer als auch geistlicher Natur, eingegangen. Das Nordreich Israel zerfiel in politischer, geistlicher und militärischer Hinsicht und wurde schließlich im Jahre 722 v. Chr. vom assyrischen Weltreich besiegt. Das Südreich Juda schien ebenfalls zu zerbrechen und unter assyrische Herrschaft zu fallen, konnte jedoch dem Angriff widerstehen. In diesen politischen Kämpfen und dem geistlichen Niedergang stand Jesaja auf, um dem Volk in Juda eine Botschaft zu überbringen. Seine Botschaft lautete, daß sie auf Gott vertrauen sollten, der ihnen ein herrliches Königreich durch Mose und David verheißen hatte. Jesaja ermahnte das Volk dringend, sich nicht auf Ägypten oder irgendeine andere ausländische Schutzmacht zu verlassen, da der Herr der einzige Schutz sei, den sie bräuchten.

Hosea und Micha waren Zeitgenossen Jesajas. Zwischen den Botschaften von Micha und Jesaja und auch in ihrer Ausdrucksweise bestehen viele Gemeinsamkeiten (vgl. die Einführung in das Buch Micha).

Das Buch Jesaja ist das erste Buch der 17 alttestamentlichen prophetischen Bücher. Dies nicht, weil es das älteste wäre, sondern weil es im Hinblick auf seinen Inhalt das umfassendste ist.


Einheit


Viele Theologen stellen die Einheit des Buches in Frage. Sie meinen, daß es ursprünglich zwei verschiedene Bücher gewesen seien ( Jes 40-66 werden einem sogenannten "Deutero-Jesaja" zugeschrieben, der angeblich während oder nach der babylonischen Gefangenschaft gelebt habe). Andere teilen gar in drei Bücher auf ( Jes 1-39; 40-55; 56-66 .Der letzte Abschnitt soll dann von "Trito-Jesaja" stammen). Gegen die Argumentation dieser liberalen Ausleger und für die Einheit von Jesaja ist von seiten konservativer Theologen schon viel geschrieben worden. Die Einheit des Buches wird sowohl durch äußere Belege (Belege außerhalb der Bibel und in anderen biblischen Büchern) als auch durch innere (Belege im Buch Jesaja selbst) bestätigt.

1. Äußere Belege . Wie schon festgestellt, schreibt die jüdische Überlieferung das gesamte Buch Jesaja zu. Zu den Rollen, die bei Qumran am Toten Meer gefunden wurden, gehörte auch eine vollständige Abschrift des Buches Jesaja. Dies zeigt, daß es von der Gemeinschaft der Essener in Qumran als Einheit angesehen wurde (im zweiten Jahrhundert v. Chr.). Auch die Septuaginta, die griechische Übersetzung des Alten Testamentes aus dem zweiten Jahrhundert v. Chr., bietet keinerlei Hinweis, daß das Buch Jesaja jemals etwas anderes als ein einheitliches Buch gewesen sein könnte.

In der Christenheit wurde das Buch Jesaja immer als Einheit angesehen. Erst im 18. Jahrhundert änderte sich das mit dem Aufkommen der liberalen Theologie.

Die Verfasser des Neuen Testamentes hielten ebenfalls Jesaja für den Autor des gesamten Buches. Im NT werden alle größeren Abschnitte, die aus dem Buch Jesaja stammen, unter dem Namen Jesaja zitiert. So schreibt z. B. Joh 12,38; Jes 53,1 Jesaja zu, und Joh 12,39-40 zitiert dann Jes 6,9.10 ebenfalls unter dem Namen Jesajas. Mehrere Abschnitte aus Jes 40-66 ,die im Neuen Testament zitiert sind, werden Jesaja zugeschrieben ( Jes 40,3 in Mt 3,3; Mk 1,2-3 und Joh 1,23; Jes 40,3-5 in Lk 3,4-6; Jes 42,1-4 in Mt 12,17-21; Jes 53,1 in Röm 10,16; Jes 53,4 in Mt 8,17; Jes 53,7-8 in Apg 8,32-33; Jes 65,1 in Röm 10,20 ). Interessant istauch, daß der Name Jesaja im NT 22mal benutzt wird, mehr als jeder andere alttestamentliche Prophet.

Auch Jesus Christus bestätigt, daß Jesaja der Autor des gesamten Buches ist. Man gab Jesus die "Rolle des Propheten Jesaja" ( Lk 4,17-19 ), aus der er dann Jes 61,1-2 vorlas.

2. Innere Belege . Einige Formulierungen tauchen im gesamten Buch immer wieder auf. Dazu gehört z. B. "der Heilige Israels", ein Titel Gottes, der 12mal in Kapitel 1 - 39 und 14mal in Kapitel 40 - 66 auftaucht. An anderen Stellen des AT wird dieser Titel nur insgesamt 6mal benutzt ( 2Kö 19,22; Ps 71,22; 78,41; 89,19; Jer 50,29; 51,5 ).

Auch das Bild der Straße taucht in verschiedenen Teilen des Buches auf ( Jes 11,16;19,23;35,8;40,3;62,10 ). Das Thema des "Überrestes" erscheint in Jes 10,20-22; 11,11.16;28,5; 37,4.31-32 und Jes 46,3 .

Die Aufrichtung der Gerechtigkeit ist sowohl im ersten Teil des Buches ein wichtiges Thema ( Jes 9,6;11,4;16,5;28,6;32,16;33,5 ) als auch im zweiten Teil ( Jes 42,1.3-4; 51,5 ). Der "Friede" wird in Kapitel 1 - 39 11mal und in Kapitel 40 - 66 15mal erwähnt. Das Wort "Freude" erscheint 13mal in Kapitel 1 - 39 und 19mal in Kapitel 40 - 66 . Das Wort na`as¹s ("Dornbusch") schließlich kommt im AT nur in Jes 7,19 und Jes 55,13 vor (an anderen Stellen steht ein anderes hebräisches Wort).

Manche Abschnitte in den beiden Teilen des Buches sind einander sehr ähnlich:

Jes 1,15 59,3.7
Jes 1,29
57,4-5
Jes 2,3
51,4
Jes 10,1-2
59,4-9
Jes 28,5
62,3
Jes 29,18
42,7
Jes 29,23
60,21
Jes 30,26
60,19
Jes 33,24
45,25
Jes 35,6
Jes 41,18

Auch die theologische Einheitlichkeit des Buches Jesaja weist klar auf einen einzigen Autor hin. Für alle jene, die glauben, daß die Bibel Gottes Wort ist, ist dieser theologische Faktor als Argument besonders wichtig. In Kapitel 40 - 55 geht es vor allem um die Aussage, daß Gott sein Volk aus der babylonischen Gefangenschaft befreien wird. Durch Jesaja hat Gott vorhergesagt, daß Kyrus auftreten ( Jes 44,28-45,1 ) und Juda aus der Gefangenschaft befreien wird. In Kapitel 40-55 (bes. in Jes 43,5-6.16.19 ) wird also theologisch die Aussage gemacht, daß Gott zu seinem Volk schon im voraus von der Rückkehr aus dem Exil spricht, damit sie an ihn glauben, wenn dieses Ereignis dann eintreten wird. In dieser Hinsicht unterschied sich Gott stark von den Göttern der umliegenden Nationen. Er kann als der allmächtige Gott Ereignisse voraussagen. Diese Fähigkeit beweist seine Einzigartigkeit gegenüber den falschen Götzen.

Liberale Theologen dagegen lehnen es ab, daß es im AT tatsächlich Prophetie gibt, die zutreffende Aussagen über die Zukunft macht. Also folgern sie aus den Bezugnahmen auf Kyrus, daß dieser Teil des Buches Jesaja nach der Herrschaft des Kyrus über Persien (559 - 530 v. Chr.) geschrieben worden sei. Würde dies zutreffen, und die Kapitel 40-55 wären tatsächlich nach der Zeit des Kyrus geschrieben worden, dann würde dies bedeuten, daß der Gott Israels keine Vorhersagen gemacht hat und sich daher auf keine Weise von den Göttern der umliegenden Nationen unterscheidet. Die Behauptung, daß Jes 40-55 nach der Zeit des Kyrus geschrieben worden sei, beraubt diesen Teil des Buches also seines theologischen Wertes und macht es beinahe bedeutungslos.


Ziel


Das Hauptziel Jesajas war, seine Leser an das besondere Verhältnis zu erinnern, das sie zu Gott als Glieder des Volkes Israel, als sein einzigartiges Bundesvolk, haben.

Ebenso wie die anderen Schriftpropheten kennt auch Jesaja den Abraham-Bund ( 1Mo 12,2-3;15,18-21;17,3-8.19 ), in dem Gott versprochen hat, daß Israel (a) ein besonderes Verhältnis zu ihm genießen, (b) das Land Kanaan besitzen und (c) ein Segen für die anderen Völker sein wird.

Jesaja weiß aber auch von dem Mose-Bund, der Israel zur Zeit des Auszuges aus Ägypten gegeben und von Mose jener Generation von Israeliten, die kurz davor standen, das Land Kanaan einzunehmen, noch einmal wiederholt wurde. Vor allem im 5. Buch Mose hatte Gott durch Mose den Israeliten verheißen, daß sie als Glieder des Bundesvolkes von ihm gesegnet sein werden, wenn sie nach dem mosaischen Bund leben (z. B. 5Mo 28,1-14 ). Aber er warnt sie auch, daß sie seinen Fluch erleben werden, wenn sie seinen Gesetzen und Anordnungen nicht gehorchen ( 5Mo 28,15-68 ). Zu diesem Fluch gehört auch die Vertreibung aus dem Land (vgl. die Karte "Die Bundesstrafen" bei Am 4,6 ).

Aufgrund des Abraham-Bundes jedoch, in dem Gott Segen für Israel und die Welt verheißen hatte, konnte Mose zuversichtlich bestätigen, daß der Herr sie, selbst nach der Wegführung ins Exil, eines Tages wieder in das Land der Verheißung bringen und dort mit ihnen sein Königreich errichten wird.

So rief also Jesaja das Volk von Juda zu einem wirklichen Bundesverhältnis mit Gott zurück. Er deckte seiner Generation die sündigen Zustände, in denen sie lebten, auf und zeigte ihnen die Konsequenzen daraus. Gott würde das Volk richten. Aber er würde es schließlich aufgrund seiner Verheißungen an Abraham wohl auch wieder mit dem vollen Segen des Königtums in das Land zurückbringen (vgl. 5Mo 30,1-5 ).

Jesaja wußte (aus 5Mo 28,49-50.64-67 ), daß auch Juda zum Exil bestimmt war, so wie es erst kürzlich das Nordreich getroffen hatte. Sein Buch richtete sich also an zwei Gruppen von Menschen: (a) solche aus seiner Generation, die sich von den Bundesverpflichtungen des mosaischen Gesetzes losgesagt hatten, und (b) solche aus einer zukünftigen Generation, die im Exil leben würden. Die ersten rief Jesaja zurück zu Heiligkeit und Gehorsam. Die zweiten tröstete er mit der Zusicherung, daß Gott das Volk wieder in sein Land zurückbringen und sein Königreich des Friedens und Wohlergehens wieder aufrichten werde. Dieses Thema des "Trostes" herrscht in Jes 40-66 vor (z. B. in Jes 40,1; 49,13; 51,3.12.19; 57,18; 61,2; 66,13 ) - es kommt insgesamt 13mal in diesen Kapiteln vor, während wir es in Jes 1-39 nur ein einziges Mal finden ( Jes 12,1 ).

 

Themen und Theologie


Es ist etwas schwierig, ein zentrales Thema im Buch Jesaja zu bestimmen, aus dem heraus die anderen Aussagen entstehen. Manche haben für das Buch zwei Themen vorgeschlagen, eines für Kapitel 1 - 39 und eines für Kapitel 40 - 66 . Im ersten Teil scheint das Gericht der Schwerpunkt zu sein, im zweiten Teil herrschen Heil und Trost vor. Da Jesaja theologisch den Aussagen von 5.Mose folgt (es muß zu einer Strafe für fehlenden Gehorsam gegenüber dem mosaischen Bund kommen, bevor eine Zeit des Segens anbrechen kann), lassen sich diese beiden Teile von Jesaja jedoch miteinander verknüpfen. Die Kapitel 1 - 39 machen das Problem der Sünde des Volkes deutlich, das zunächst beseitigt werden muß, bevor das Verhältnis zu dem Gott des Bundes wiederhergestellt werden kann. Das Gericht, das in Kapitel 1-39 betont wird, ist diese reinigende Kraft, die zur Vergebung und Verzeihung der Sünden führt, was in Kapitel 40 - 66 betont wird (vgl. Jes 27,9 ). Die letztendliche Erlösung muß für Israel durch den "vollkommenen Knecht", den Messias, kommen. Er wird erfüllen, was die Nation als Knecht nicht tun kann. Wir finden diesen Gedanken in den sogenannten "Knecht-Liedern" im zweiten großen Abschnitt des Buches Jesaja ( Jes 42,1-9; 49,1-13; 50,4-11; 52,13-53,12 ).

Aber in Kapitel 40 - 66 geht es um mehr als um die Erlösung von Sünden. Diese Kapitel reden darüber hinaus von einer Veränderung im Kosmos, von der Wiederherstellung der göttlichen Schöpfungs-Ordnung. In Kapitel 1 - 39 wird das Gericht über die Sünde betont. In Kapitel 40 - 66 dagegen geht es um die Versöhnung dieser Sünden und die daraus folgende Veränderung in den Menschen und in der ganzen Welt. Zunächst muß also das Gericht kommen, bevor der Segen folgen kann.

Jesaja hat eine erhabene Sicht von Gott. Der Herr wird als Initiator geschichtlicher Ereignisse gesehen. Er ist von seiner Schöpfung getrennt und viel größer als diese. Und doch ist er an den Geschehnissen in dieser Schöpfung beteiligt.

Im Nahen Osten jener Zeit hatten Namen eine weit größere Bedeutung, als dies heute der Fall ist. Der Name eines Menschen stand für seinen Charakter. Das Buch Jesaja ist hier keine Ausnahme. Die Bedeutung der Namen Gottes spielt in mehreren Aussagen des Propheten eine große Rolle. Jesaja benutzt den Namen "der Herr" ( Jahwe ) über 300mal und damit bei weitem am häufigsten. Da dies der Bundesname Gottes ist, ist es nur natürlich, daß Jesaja ihn so oft benutzt. Auch den Namen "Gott" ( ?MlOhIm ) finden wir in beiden Teilen des Buches häufig. Es ist bemerkenswert, daß der Name "Gott" sechsmal in Kapitel 40 auftaucht (V. 1.3.8-9.27-28 . "Gott" in V. 18 ist die Übersetzung der kürzeren Form ?Ml ). Dieses Kapitel leitet ja den Abschnitt des Trostes für das Bundesvolk ein. Als der eine, höchste Gott kann er sein Volk wirklich trösten. (Vgl. frühere Anmerkungen über das Thema "Trost" in Jes.) ?*l wird offensichtlich in polemischer Weise gegenüber den anderen Gottheiten benutzt, denn es steht mehrfach in Abschnitten, in denen der Herr über seine Souveränität gegenüber anderen Göttern spricht ( Jes 40-48 ). Viermal bekräftigt Gott "Ich bin Gott" ( ?Ml ) - Jes 43,12; 45,22; 46,9 (zweimal). "Herr" ( ?XDOnAy oder die kürzere Form ?XDNn ) betont Gottes Herrschaft über seine Schöpfung und wird im Buch Jesaja mehrfach benutzt, vor allem in Kapitel 1 - 39 . "Der Herr Zebaoth" ( Jahwe Q+=BA?NT ; manche Übersetzungen sagen "Der Herr der Heerscharen") ist der im Buch Jesaja am häufigsten benutzte zusammengesetzte Name für Gott. Er taucht 46 mal in Kapitel 1 - 39 und 6mal in Kapitel 40 - 66 auf. Dieser zusammengesetzte Gottesname verbindet den Bundesnamen Gottes ( Jahwe ) mit seiner Allmacht über alle himmlischen Mächte.

Darüber hinaus wird Gott noch zehnmal "der Herr, der Herr Zebaoth" genannt ( ?XDOnAy Jahwe Q+=BA?NT ). Zwölfmal heißt er "der Gott Israels" und 25mal "der Heilige in Israel". "Erlöser" wird 13mal in Kapitel 41 - 63 von Gott benutzt, wodurch Gottes erlösendes Tun für Israel betont wird. Im gesamten AT findet sich diese Bezeichnung für Gott nur noch einmal. Jesaja geht es also in seiner Theologie und in seinem Buch ganz zentral um Gott und um das Werk, das er tut und bis ans Ende der Welt tun wird.



GLIEDERUNG


I. Die Vergeltung Gottes ( Kap. 1-39 )

     A. Die Anglage des Herrn gegen das Volk ( Kap. 1-6 )
          1.Der Titel des Buches ( 1,1 )
          2.Der Rechtshandel des Herrn gegen das Volk ( 1,2-31 )
          3.Eine Bestätigung der Wiederherstellung ( 2,1-5 )
          4.Der gegenwärtige Zustand und die Konsequenzen für die Zukunft ( 2,6-4,1 )
          5.Der heiligen Geretteten ( 4,2-6 )
          6.Der wertlose Weinberg ( 5,1-7 )
          7.Eine Anklage der Sünde ( 5,8-30 )
          8.Jesajas Berufung ( Kap. 6 )

     B. Prophetien der Befreiung ( Kap. 7-12 )
          1.Die Geburt des Immanuel ( Kap. 7 )
          2.Der kommende Befreier ( 8,1-9,6 )
          3.Das Exil für das Nordreich ( 9,7-10,4 )
          4.Assyriens Fall und das Aufkommen des großen Königreiches ( 10,5-12,6 )

     C.Gericht über die Nationen ( Kap. 13-23 )
          1.Babel ( 13,1-14,27 )
          2.Die Philister ( 14,28-32 )
          3.Moab ( Kap. 15-16 )
          4.Damaskus ( 17,1-11 )
          5.Das Land voll schwirrender Flügel ( 17,12-18,7 )
          6.Ägypten ( Kap. 19-20 )
          7.Die Wüste ( 21,1-10 )
          8.Edom ( 21,11-12 )
          9.Arabien ( 21,13-17 )
          10.Jerusalem ( Kap.22 )
          11.Tyrus ( Kap. 23 )

     D. Gericht und Königreichs- Segen ( Kap. 24-27 )
          1.Eine Zeit des Gerichtes ( Kap. 24 )
          2.Eine Zeit des Segens im Königreich ( Kap. 25-27 )

     E. Die Wehe-Rufe ( Kap. 28-33 )
          1.Wehe über Ephraim und Juda ( Kap. 28 )
          2.Wehe über Jerusalem ( Kap. 29 )
          3.Wehe über die halsstarrigen Kinder ( Kap. 30 )
          4.Wehe über die Allianz mit Ägipten ( Kap. 31-32 )
          5.Wehe über die Zestörer ( Kap. 33 )

     F. Rache und Segen ( Kap.34-35 )
          1.Der Tag der Rache des Herrn ( Kap. 34 )
          2.Der Tag des Segens des Herrn ( Kap. 35 )

     G. Geschichtliches Zwischenspil: Juda wird in Gefangenschaft sein ( Kap. 36-39 )
          1.Gottes Erhabenheit über Assyrien ( Kap. 36-37 )
          2.Judas Gefangenschaft in Babylon ( Kap. 38-39 )

II. Die Wiederherstellung durch Gott ( Kap. 40-66 )

     A. Befreiung des Volkes Gottes ( Kap. 40-48 )
          1.Die Majestät Gottes ( Kap. 40 )
          2.Eine Herausforderung an die Nationen ( Kap. 41 )
          3.Der Knecht und die Knecht-Nation ( Kap. 42 )
          4.Ein Vesprechen, den unwürdigen Knecht wieder anzunehmen ( 43,1-44,5 )
          5.Die Einzigartigkeit des Herrn als des einzigen Gottes ( 44,6-45,25 )
          6.Gottes Erhabenheit über Babylon ( Kap.46-47 )
          7.Eine Ermahnung an Israel ( Kap. 48 )

     B. Wiederherstellung durch den leidenden Gottesknecht ( Kap. 49-57 )
          1.Der Knecht Gottes wird angelehnt ( Kap. 49-50 )
          2.Der Überrest wird erhöht ( 51,1-52,12 )
          3.Der Knecht wird erhöht ( 52,13-53,12 )
          4.Die Rettung kommt durch den Gottesknecht ( Kap. 54-57 )

     C. Die Wiederherstellung geschieht und wird vollendet ( Kap. 58-66 )
          1.Die Wiedrherstellung geschieht durch Gottes Initiative ( Kap. 58-60 )
          2.Das Kommen des Messias und das Kommen diese Vaters ( 61,1-63,6 )
          3.Das Gebet des Volkes und die Antwort des Herrn ( 63,7-65,25 )
          4.Der Herr erfüllt seine Verheißungen ( Kap. 66 )


AUSLEGUNG


I. Die Vergeltung Gottes
( Jes 1-39 )


In diesem ersten Hauptteil des Buches schreibt Jesaja viel über das Gericht, das über Juda wegen dessen Ungehorsam dem mosaischen Bund gegenüber kommen wird. Gottes Gericht wird dem Volk beweisen, daß er sein Wort hält. Es geht in diesem Teil des Buches jedoch auch um das Gericht Gottes über die ganze Welt ( Jes 13-23 ). Alle Völker dieser Erde sind schuldig vor dem Heiligen Israels.

In diesem Abschnitt über das Gericht betont Jesaja aber auch den Segen, der über das Volk aufgrund seines Bundesverhältnisses mit dem Herrn kommen wird. So bezieht sich in der Anklage Gottes gegen Juda ( Jes 1-6 ) z. B. Jes 1,24-31 auf die Wiederherstellung der Nation, Jes 4,2-6 spricht von einem Rest von Überlebenden, und in Jes 6,13 geht es um den "heiligen Samen", den Überrest. In den Prophezeiungen der Befreiung ( Jes 7-12 ) schreibt Jesaja, daß Juda von der aramäisch-israelitischen Allianz befreit würde ( Jes 7,3-9; 8,1-15; 9,6-10,4 ). Aber auch Gottes herrliches Reich, das Tausendjährige Reich ( Offb 20,1-6 ), wird kommen ( Jes 11 ), und die zurückgekehrten Menschen werden ein Lied des Heils singen ( Jes 12 ).

In Kapitel 13 - 23 (Gericht über die Nationen) schreibt der Prophet, daß Israel wieder als Volk in seinem Land leben und über jene herrschen wird, die es unterdrückt haben ( Jes 14,1-2 ). Moab wird sich an Israel wenden und hier Schutz und Aufrichtung von Gerechtigkeit und Ordnung suchen ( Jes 16,1-5 ). Die Anbetung des wahren Gottes wird zum Friedenszeichen für die ganze Erde ( Jes 19,19-25 ) werden.

In dem Abschnitt über Gericht und Königreichs-Segen ( Jes 24-27 ) wird viel von der Wiederherstellung gesprochen. Gott wird sein Volk bewahren ( Jes 25 ) und von den Zurückgekehrten gepriesen werden ( Jes 26 ). Das Böse wird bestraft ( Jes 27,1 ) und der Überrest wieder erneuert werden ( 27,2-6 ). Das Gericht wird reinigende Wirkung haben ( Jes 27,7-13 ).

Im Abschnitt über die Wehe-Rufe ( Jes 28-33 ) wird jeweils am Ende von drei Teilen dieser Kapitel ein Wort des Trostes eingefügt. Das Gericht wird die Menschen reinigen ( Jes 28,23-29 ), ein Überrest wird den Herrn preisen ( Jes 29,17-24 ), und der Herr wird sein Volk segnen und schützen ( Jes 30,23-26; 31,4-9 ). Der König wird mit Recht und Gerechtigkeit regieren ( Jes 32-33 ).

Sogar in dem Rache-Abschnitt ( Jes 34-35 ) erwähnt Jesaja, daß ein Überrest gesammelt ( Jes 34,16-17 ) und das Land vom Fluch befreit werden wird, so daß der Überrest in Freude dort leben wird ( Jes 35 ).

In herrlichen und immer neuen Worten spricht Jesaja davon, daß die Sünde aus dem Volk und aus der Welt ausgerottet werden muß. Schließlich, im Tausendjährigen Reich, wird die Gerechtigkeit aufgerichtet sein, und das Volk wird in Reichtum und Frieden wohnen. Und dies alles, weil ihr Verhältnis zum Herrn erneuert wurde.

A. Die Anklage des Herrn gegen das Volk
( Jes 1-6 )


1. Der Titel des Buches
(
1,1 )


Jes 1,1


Jesajas Weissagungen zentrieren sich auf Juda und Jerusalem. Sein Buch wird eine Offenbarung genannt, was bedeutet, daß der Prophet etwas geistig und geistlich "geschaut" hat (vgl. Jes 2,1 ) und daß er gehört hat, wie Gott zu ihm spricht. Dieses Wort "Offenbarung" (andere übersetzen "Vision" oder "Schau") leitet auch die Weissagungen von Obadja, Micha und Nahum ein.

Jesaja kannte die Stadt Jerusalem, ihren Tempel und den königlichen Hof. Zu seiner Zeit waren die letzten Jahre des Nordreiches (Israel) angebrochen. Das Nordreich fiel 722 v. Chr. an die Assyrer, die damals versuchten, das gesamte syrisch-palästinensische Gebiet zu erobern. Jesaja schrieb an das Südreich, das etwas mehr als 100 Jahre später (586 v. Chr.) in die Hand des babylonischen Weltreiches fallen wird.

Zu Jesaja, Sohn des Amoz , und der Zeit des Dienstes von Jesaja (in der Regierungszeit von Usija, Jotam, Ahas und Hiskia ) vgl. "Autor und Entstehungszeit" in der Einführung .

 

2. Der Rechtshandel des Herrn gegen das Volk
(
1,2 - 31 )


Diese Verse stehen in der Form eines Bündnis-Gerichtsverfahrens gegen Juda. Im Grunde sind sie eine Art Mikrokosmos der Kapitel Jes 1-39 . Der Herr klagt sein Bundesvolk durch seinen Boten Jesaja an, den mosaischen Bund gebrochen zu haben, und bietet all jenen völlige Vergebung an, die umkehren. Wer jedoch weiterhin gegen Gott rebelliert, wird das Gericht erleben. In Jes6,9-13 zeigt Gott Jesaja allerdings, daß der größte Teil des Volkes nicht umkehren wird.



a. Der Herr beschuldigt sein Volk, den Bund gebrochen zu haben
(
1,2 - 9 )


Jes 1,2 a


Jesaja, der hier für den Herrn spricht, ruft Himmel und Erde auf, die folgenden Anschuldigungen gegen sein Volk zu hören. Diese Anrufung von Himmel und Erde soll dem Volk zeigen, daß die gesamte Schöpfung mit dem übereinstimmen wird, was Gott zu sagen hat.



Jes 1,2-3 (Jes 1,2b-3)


Bei dieser Art von Gerichtsverhandlung macht der Ankläger zunächst seine eigene Unschuld an der ganzen Sache deutlich. Der Herr tut dies wie ein Elternteil, indem er zeigt, daß sich seine Kinder (Juda, vgl. V. 4 ) gegen ihn, der an dieser Sache unschuldig ist, aufgelehnt haben. Das hebräische Wort, das mit "abgefallen" wiedergegeben wird ( pASaZ ), wurde gewöhnlich in Verträgen benutzt, um den Abfall eines Vasallen-Staates von der Nation, mit der dieser Vertrag geschlossen wurde, zu bezeichnen. P ASaZ wird noch einmal in Jes 66,24 ,dem Schlußvers des Buches, benutzt.

Selbst Tiere kennen ihren Herrn, aber das Volk Israel kennt und versteht seinen Gott, seinen Herrn, nicht. (Das Wort "Israel", das sich oft auf das Nordreich bezieht, wird manchmal - wie hier - für das gesamte Volk der 12 Stämme, zu dem dann auch Juda gehört, benutzt.) Ein Ochse ist außergewöhnlich unterwürfig, ein Esel war schon in biblischer Zeit für seine Dummheit bekannt. Die Aussage, daß Israel noch unwissender als diese Haustiere sei, war also eine deutliche Betonung seiner Dummheit. Diese Tiere kannten ihre Herren und die, die für sie sorgten ( Krippe ist das Wort für den Futtertrog der Tiere), besser als Gottes Volk seinen Herrn. Israel kannte Gott nicht und wußte nicht, daß er für es sorgte. Durch seinen "Abfall" ( Jes 1,2 b) war es Gottes Anordnungen gegenüber ungehorsam und bewies dadurch, daß es Gott nicht wirklich "verstanden" hatte.



Jes 1,4


In seiner Anklage macht Gott nun das sündige Wesen der Nation deutlich. Der Gedanke, daß die Nation sündig ( HAFA? ) ist, taucht mehrmals im Buch Jesaja auf (z. B. Jes 42,24; 43,27 und Jes 64,4 ).

Jesaja spricht von den "Sünden" ( HXFA?Im ) der Menschen ( Jes 1,18 ) und weist darauf hin, daß der leidende Gottesknecht kommen wird, um "die Sünde ( HEF? ) von vielen" im Volk wegzunehmen ( Jes 53,12 ). Die Menschen stehen wegen ihrer Sünde schuldig vor Gott (vgl. Röm 3,9.19 ). Weil sie Übeltäter waren, waren sie verdorben (vgl. Röm 3,10-18 und das Wort "verderbt" in 1Mo 6,12 ). Ihre bewußt ablehnende Haltung gegen Gott wird durch die Worte verlassen, lästern und abgefallen deutlich gemacht.

Wie schon in der Einführung gesagt, wird der Ausdruck der Heilige Israels 25mal von Jesaja benutzt. Dieser Titel macht ganz besonders den weiten Abstand zwischen der Sünde der Menschen und der Heiligkeit Gottes deutlich.

Obwohl die Menschen Gott den Rücken gekehrt haben, wird Gott einmal seinen Rücken den Sünden Israels zukehren und ihm vergeben. Hiskia wendet diese Ausdrucksweise ebenfalls an, als er nach seiner Heilung vom Krankenbett Gott dafür lobt, daß er seine (Hiskias) Sünden hinter seinen (Gottes) Rücken geworfen hat ( Jes 38,17 ).



Jes 1,5-7


Als das Bundesvolk Gott den Rücken zuwandte (V. 4 ), hatte dies Konsequenzen (vgl. 5Mo 28,15-68 ). Jesaja zählt auf, was ihm widerfährt, um ihm zu helfen, seine gegenwärtigen Schwierigkeiten als Folge seines Ungehorsams zu sehen. Zunächst benutzt er das Bild eines Menschen, der geschlagen wurde und an seinem ganzen Körper krank ist ( Jes 1,5-6 ). Diese unverbundenen Beulen, Striemen und frischen Wunden sind ein Bild für den geistlichen Zustand der Menschen, machen aber zugleich auch seine militärische Situation deutlich. Von allen Seiten ist es von feindlichen Mächten belagert und verliert einen Teil seines Landes an fremde Nationen (V. 7 ). Es hätte erkennen müssen, daß diese furchtbaren Probleme ihren Grund in seinem geistlichen Zustand hat. Ob Jesaja hier die kurz bevorstehende Situation im Nordreich beschreibt, die durch die assyrische Invasion (722 v. Chr.) entstand oder ob er prophetisch von der kommenden Zerstörung Judas spricht (586 v. Chr.), muß offen bleiben. Es scheint jedoch wahrscheinlicher, daß er von Juda spricht. Die Worte verlassen, verbrannt und verwüstet klingen, als wäre die Verwüstung bereits eingetreten. Auf diese Weise macht Jesaja die Sicherheit des kommenden Gerichtes deutlich.



Jes 1,8-9


Jesaja beschreibt dann die Einwohner Jerusalems ( die Tochter Zion ; vgl. Jer 4,31; Kl 1,6; 2,13; Mi 1,13; 4,8; Sach 9,9 siehe auch die Anmerkungen zu Kl 2,1 und Sach 8,3 ) als Häuslein im Weinberg und Nachthütte im Gurkenfeld . Diese Gebäude waren einfach errichtete Hütten, schattenspendend gegen die Sonne. Sie dienten den Wächtern, die die Ernte gegen Diebe und wilde Tiere bewachen mußten. Gewöhnlich standen sie recht "einsam" im Feld und konnten daher leicht angegriffen werden. Juda wäre längst verwüstet wie Sodom und Gomorra , wenn nicht Gottes Gnade einen geringen Rest übriggelassen hätte. (Jahrhunderte später zitiert Paulus diese Verse in Röm 9,29 .) Ja, Juda war im Hinblick auf seine Sünde sogar wie diese beiden verdorbenen Städte. (Vgl. die Erwähnung beider Städte in Jes 1,10 und von Sodom in Jes 3,9; Hes 16,46.48-49 .) Ganz sicher wurden einige Bewohner Judas durch die Erwähnung der beiden Städte an 5Mo 29,22 erinnert, wo Gott diese als Bild für sein Gericht über das sündige Israel benutzt.



b. Der Herr macht deutlich, wie das Volk mit seiner Schuld umgehen soll
(
1,10 - 20 )


Jes 1,10


Aufbauend auf seiner Erwähnung von Sodom und Gomorra in Vers 9 vergleicht Jesaja nun die Herrscher und die Menschen von Juda mit diesen verdorbenen Städten. Sowohl die Führer als auch die Bevölkerung - und zwar in allen Schichten der Gesellschaft - sollen Gottes Wort hören (vgl. V. 2 ).



Jes 1,11-15


Der Herr weist den Versuch der Menschen, durch verschiedene Aspekte religiöser Rituale - wozu das Tieropfer (V. 11 ), Speiseopfer (V. 13 a), Feste und Feierlichkeiten (V. 12.13 b. 14 ) und Gebet (V. 15 ) gehören - ihre Schuld zu sühnen, zurück.

Manche haben (aus V. 11 ) fälschlicherweise den Schluß gezogen, daß Gott das Opfersystem nicht eingesetzt habe. Dies ist jedoch nicht richtig. Jesaja wendet sich vielmehr dagegen, daß die Menschen meinen, sie würden einfach durch das Opfern von Tieren am Altar rein vor Gott. Selbst vielfaches Opfer ist bedeutungslos (V. 13 ) und gefällt Gott daher nicht, wenn der Mensch, der diesen "Gottesdienst" verrichtet, sein Leben nicht in Übereinstimmung mit Gottes Willen bringt. Auch das sorgfältige Beachten regelmäßiger, monatlicher Opfergaben (Neumonde ; vgl. 4Mo 28,11-14 ) und das Halten des Sabbates (sowohl wöchentlich als auch im Hinblick auf die jährlichen Sabbate am Versöhnungstag und beim Laubhüttenfest; 3Mo 16,31; 23,34.39 ) sind für Gott bedeutungslos, wenn sie nicht mit der richtigen inneren Haltung geschehen. Das Gleiche gilt für ihre Versammlungen am Sabbat ( 3Mo 23,3 ) und die Feste und Feiern , zu denen das Passafest ( 3Mo 23,4-7 ) ebenso gehört wie das Fest der Wochen ( 3Mo 23,15-21 ), das Fest der Posaunen ( 3Mo 23,24 ), der große Versöhnungstag ( 3Mo 23,26-27 ) und das Laubhüttenfest ( 3Mo 23,34 ).

Gott nennt das äußere Beachten solcher Gottesdienstformen böse , weil es heuchlerisch geschieht, mit sündigem Herzen (vgl. Jes 1,4 ). Diese kollektiven Feste gefallen Gott daher nicht, sie sind ihm vielmehr eine abscheuliche Last (V. 14 ).

Aber auch die vielen Gebete der Menschen sind ohne Erfolg aufgrund ihrer Schuld (V. 15 ). Die Worte breitet eure Arme aus bezeichnen eine Bitte um Hilfe (vgl. 1Kö 8,22; Kl 1,17 ). Diese Hände jedoch sind voller Blut ( Jes 1,15 ). Indem Menschen die Bedürftigen ungerecht behandeln (vgl. V. 16-17 ), werden sie mit Mördern verglichen, die dann ihre blutbefleckten Hände zu Gott im Gebet ausstrecken. Dieser geistliche Zustand ließ die religiösen Rituale Judas absurd werden. Ganz offensichtlich wird Gott niemals auf solche Gebete hören (d. h. sie erhören; vgl. Ps 66,18 )! Die innere Gerechtigkeit muß das äußere Rituale begleiten, wenn dieses Ritual vor Gott irgendeine Bedeutung haben soll.

 

Jes 1,16-20


Gott bietet jenen, die umkehren, völlige Vergebung an, aber er kündigt auch das Gericht für die an, die sich weiter gegen ihn auflehnen und ihn abweisen. Die Menschen hatten die falsche Vorstellung, daß sie leben könnten, wie es ihnen gefiel, solange sie sich nur durch das Opfersystem immer wieder Vergebung holten. Anstatt jedoch auf ein religiöses Ritual zu vertrauen (V. 10-15 ), sollen die Menschen Gott gehorchen und die richtige Herzenseinstellung zu ihm sowie das richtige Verhalten gegen ihre Mitmenschen haben.

Die Menschen müssen innerlich rein werden (auch ein Mörder wird nicht durch das Waschen seiner Hände rein). Sie müssen ihre bösen Taten (vgl. V. 13 ) durch rechtes Handeln ersetzen. Wie es schon der mosaische Bund festlegt, müssen sie ihr Vertrauen zu Gott und ihren Gehorsam dadurch sichtbar werden lassen, daß sie bedürftigen Menschen helfen - den Unterdrückten, den Waisen und den Witwen (vgl. V. 23 ; Jes 10,1-2; 5Mo 24,17.19-21; 26,12; 27,19 ).

Gott fordert das sündige Volk nun auf, verständig zu werden ( Jes 1,18 ) und seine falschen inneren Einstellungen und sein falsches Tun zuzugeben. Die Einladung Kommt nun und laßt uns miteinander rechten ist mehr als der Ruf zu Verhandlungen zwischen dem Volk und Gott. Das Wort "rechten" ( yAKaH ) ist ein Ausdruck aus der Gerichtssprache, mit dem man das Darlegen, Überzeugen oder Entscheiden eines Falles vor Gericht bezeichnete. Die Menschen sollen durch ihr Argumentieren mit Gott davon überzeugt werden, daß er im Recht ist und sie im Unrecht. (Es kommen in diesem Kapitel noch weitere Gerichtsfachbegriffe vor: nach Recht trachten und Recht schaffen ; V. 17 .) Wenn sie das wirkliche Ausmaß ihrer Sünde zugeben - daß ihre Vergehen nämlich wie blutrote Flecken auf ihrer Seele sind ( Scharlach ist ein rotes Färbemittel, das aus einem Wurm gewonnen wird) - dann wird Gott in seiner Gnade sie reinigen und geistlich weiß machen wie Schnee oder Wolle . Aber das Bekennen der Sünde muß dieser Reinigung vorausgehen. Auch heute ist dies nicht anders.

Der Gehorsame wird das Beste des Landes essen, d. h. er wird reiche Ernten haben, wie es im Mose-Bund verheißen ist ( 5Mo 28,3-6.11 ). Wer es dagegen ablehnt, zu Gott umzukehren (Abtrünnige; vgl. Jes 1,23.28 ), wird von den Feinden besiegt ( vom Schwert gefressen ; V. 20 ; 5Mo 28,45-57 ). Dies ist sicher und steht fest, denn der Mund des HERRN sagt es (vgl. Jes 40,5; 58,14 ).



c. Die Klage des Herrn über Jerusalem
(
1,21 - 23 )


Jes 1,21


Der Gegensatz zwischen dem früheren Zustand von Jerusalem unter David und auch noch in den Anfangsjahren der Herrschaft Salomos und dem jetzigen Zustand der Menschen in den Tagen Jesajas ist groß. Jerusalem war einmal treu wie eine gute Ehefrau. Nun aber ist die Stadt eine Hure . Das Bild der Prostitution taucht in den prophetischen Büchern oft auf (bes. bei Jer. und Hos). Es soll die Tatsache deutlich machen, daß eine Ehe, wie auch das Verhältnis zwischen Gott und Israel, auf einem geschlossenen Bund beruht. Wenn ein Mensch zum Prostituierten wird, dann bricht er oder sie den Ehebund. Wenn ein Israelit den wahren Gott verläßt und Götzen folgt, dann bricht er den Bund mit dem Herrn.

Jerusalem war einmal für sein Recht und seine Gerechtigkeit bekannt gewesen. "Recht" meint die Tatsache einwandfreier Gerichtsverhandlungen, und "Gerechtigkeit" bezieht sich auf das Verhalten jener, die diesen Zustand herbeizuführen suchen. (Vgl. den Gebrauch dieser beiden Worte in Spr 8,20; Jes 5,7; 28,17; Am 5,7 ). Aber jetzt sind Mörder da, statt daß Gerechtigkeit "wohnt". "Mörder" kann hier auch jene meinen, die sich selbst auf Kosten der Armen bereichern (vgl. Jes 1,23 und die Anmerkungen zu V. 15 ).



Jes 1,22-23


Früher einmal war ihr Silber und ihr Wein wertvoll. Nun sind sie wertlos geworden: Schlacke und mit Wasser gepanschter Wein. "Schlacke" ist der Rückstand, der nach dem Schmelzprozeß zurückbleibt, wenn das reine Silber entfernt worden ist. Das Volk wird "weggeworfen" werden wie wertlose Schlacke. Die Menschen werden ins Exil geführt werden, wenn sie nicht Buße tun und zum Herrn zurückkehren.

Die abtrünnigen Fürsten in der Stadt führen die Menschen durch Diebstahl, Bestechung und Ungerechtigkeit gegenüber den Hilflosen in den Untergang (vgl. die Anmerkungen zu V. 17 ). Die Waisen und Witwen werden nicht einmal angehört, da sie kein Geld haben, um die Fürsten zu bestechen. Dies ist Gott besonders verhaßt, denn sein Bundesvolk ist an ihn gebunden und daher auch aufeinander angewiesen. Aber es interessiert sich nicht für die Armut und die Nöte der anderen.



d. Der Herr spricht das Urteil
(
1,24 - 31 )


Gottes Gerichtsverhandlung endet, indem er das Urteil über die schuldige Nation spricht. Gott wird hier nicht nur als einer der beiden Teilnehmer an der Gerichtsverhandlung gesehen, sondern er ist zugleich auch der oberste Richter, der entscheidet, was mit dem Schuldigen zu tun ist. Wer abtrünnig ist und es ablehnt umzukehren, wird gerichtet werden, wer Buße tut, erlangt Versöhnung.

Jes 1,24-26


Gottes Gericht wird ihm Trost schaffen von dem Ärger, der durch seine Widersacher (Feinde innerhalb der Bundesgemeinschaft) hervorgerufen wurde. Es wird sein wie ein Reinigungsprozeß. Die Schlacken (V. 25 ; vgl. V. 22 ) werden beseitigt, so daß nur das reine Silber zurückbleibt. Die Rache dient jedoch nicht dazu, mit den untreuen Menschen "abzurechnen". Es geht Gott vielmehr darum, das Verhältnis zwischen dem Volk und sich wieder in Ordnung zu bringen. Der Herr wird darauf achten, daß die rechte Art von Richtern wieder eingesetzt wird, wie sie vormals waren (zur Zeit der Herrschaft von David und Salomo). Jerusalem wird wieder die Stadt der Gerechtigkeit genannt werden und die treue Stadt heißen (V. 26 ). Dieser Hinweis auf "die treue Stadt" (V. 21.26 ) dient als das inclusio genannte Stilmittel, das diese beiden Verse miteinander verbindet.



Jes 1,27-31


Der Gegensatz zwischen dem Schicksal des Überrestes und dem der Gottlosen wird in diesen Versen näher ausgeführt. Der Überrest wird in der neuen, erlösten Stadt Jerusalem wohnen ( Zion ; vgl. V. 8 ), wo Gottes Gerechtigkeit herrscht (vgl. V. 26 ). Die Übertreter (vgl. V. 20.23 ) werden vernichtet werden. Zuvor soll ihnen die Schande vor Augen geführt werden, daß sie überhaupt am Götzendienst an heiligen Eichen (vgl. Jes 57,5 ) und in Gärten (vgl. Jes 65,3; 66,17 ) teilgenommen haben. Sie, die diese Götzendienste (wahrscheinlich wurde auch Baal angebetet) in jener herrlichen Umgebung gefeiert haben, sollen nun selbst wie verdorrte Eichen und vertrocknete Gärten werden. Einmal waren sie stark (wie ein mächtiger Mann ) und lehnten Gott ab. Nun wird der Ungerechte und sein Werk verbrennen. Dieses unlöschbare Feuer bezieht sich vermutlich auf die Zerstörung durch das babylonische Heer und auch auf das ewige Gericht.



3. Eine Bestätigung der Wiederherstellung
(
2,1 - 5 )


Unmittelbar nach dieser stichhaltigen Anklage (in Form einer Gerichtsverhandlung) des sündigen Lebens des Volkes ( Jes 1,2-31 ) kommt Jesaja zu einem Gedanken, der zu den zentralen Aussagen seiner Prophetie gehört. Es wird eine Zeit kommen, in der Jerusalem an der Spitze der ganzen Welt steht. Mi 4,1-3 ist fast identisch mit Jes 2,1-4 .



Jes 2,1-2 a


Die Botschaft dieses Abschnittes ist, was Jesaja sah über Juda und Jerusalem (vgl. Jes 1,1 ). Die Propheten wurden in Israel früher einmal "Seher" genannt. Damit wurde ihre von Gott gegebene Macht bezeichnet, zu "sehen" oder vorauszusagen, was geschehen wird ( 1Sam 9,9 ). Hier verkündigt Jesaja die Zukunft von Jerusalem und Juda. Jesaja hat bei den Weissagungen über die zukünftige Wiederherstellung keine genauen Zeitangaben gemacht (vielleicht wußte er es nicht; vgl. 1Pet 1,10-11 ). Hier spricht er einfach von den letzten Tagen . Andere Bibelstellen machen deutlich, daß diese Verse im Tausendjährigen Reich erfüllt werden, der 1000 Jahre dauernden Herrschaft Christi auf dieser Erde. Aufgrund von Gottes Bundeszusagen an Abraham, Mose und David wußte Jesaja, daß Israel wieder in sein Land zurückkommen und die Vorherrschaft über alle Nationen haben wird.

Der Berg, wo des HERRN Haus ist , bezieht sich auf den Berg, auf dem der Tempel erbaut war (und wo der Tempel im Tausendjährigen Reich wieder sein wird; vgl. Hes 40-43 ). In der Bibel bezeichnet das Wort Berge oft Regierungs-Autoritäten ( Dan 2,35; Am 4,1 ). Hier wird Gottes Herrschaft vom Tempel aus über allem stehen (höher sein). Dieser Gedanke der Vorherrschaft des Tempelberges in Jerusalem wird in den Prophetien von Jesaja mehrfach wiederholt ( Jes 11,9; 25,6-7; 27,13; 30,29; 56,7; 57,13; 65,11.25; 66,20 ). Jesaja möchte, daß seine Leser sich bewußt sind, daß Gott sein Bundesvolk trotz seiner geistlichen Unempfänglichkeit und selbst durch seine kommende Gefangenschaft hindurch beschützen wird.



Jes 2,2.3 (Jes 2,2b.3)


Wenn diese Ereignisse eintreten, werden viele Völker zu Jerusalem (vgl. Jes 14,1; 27,13; 66,23; Sach 8,23; 14,16 ) und zu Gottes Haus (dem Tempel, Jes 2,2 a) hingezogen werden. Diese Anziehung besteht darin, daß Gottes Wege, Pfade, Gesetz und Wort ihnen von hier aus bekannt gemacht werden. Ja, der Herr selbst wird dieses Gesetz erlassen ( Jes 51,4 ). (Zion, das Jesaja über ein Dutzend Mal erwähnt, mehr als jeder andere biblische Autor, steht hier synonym zu Jerusalem; vgl. Jes 4,3; 40,9; 52,1; 62,1 vgl. auch den Kommentar zu Sach 8,3 ). Im Tausendjährigen Reich werden die Menschen auf der ganzen Erde erkennen, daß Gottes Offenbarung für ihr Leben grundlegend ist. Sie werden sie kennen ( Er wird uns lehren ) und nach ihr leben ( darin wandeln ) wollen.



Jes 2,4


Dieser Vers gehört zu den bekanntesten Stellen des Buches Jesaja. Gott wird weltweit unter den Völkern richten und ihre Streitigkeiten schlichten. Er wird von Nationen und Völkern verlangen, daß sie sich überall von kriegerischen Handlungen fernhalten. Weltweiter Friede wird herrschen ohne militärische Konflikte oder auch nur Ausbildung, da sämtliches Kriegsgerät ( Schwerter und Spieße ) zu Ackergerät ( Pflugscharen und Sicheln ; vgl. Joe 3,10 ) umgeschmiedet wird. In dieser Zeit des weltweiten Friedens werden die Nationen nach Jerusalem gehen, um dort von Gott zu lernen ( Jes 2,2 ). Der Friede wird nicht durch menschliche Anstrengungen, sondern durch Gottes Gegenwart und sein Wirken in Jerusalem entstehen. Zu dieser Zeit wird Israel mit Gottes Geist erfüllt ( Hes 36,24-30 ) und seine Sünden werden vergeben werden ( Jer 31,31-34 ).



Jes 2,5


Diesen kurzen Abschnitt beendet Jesaja mit einer Ermahnung an seine Leser, im Licht des HERRN zu wandeln (leben).

Der Prophet nennt Israel das Haus Jakob , ein Hinweis auf Israels Erzvater Jakob. Dieser Ausdruck findet sich bei Jesaja achtmal (V. 5-6 ; Jes 8,17; 10,20; 14,1; 29,22; 46,3; 48,1 ). Bei allen anderen Propheten zusammen wird er nur insgesamt neunmal benutzt. Wenn wir in der Bibel große Wahrheiten über die Zukunft erfahren, dann werden wir auch oft erinnert, wie wir in der Gegenwart leben sollen (z. B. 1Thes 4,13-18; 5,1-8; 2Pet 3,10-14; 1Joh 3,2-3 ). Angesichts der Tatsache, daß im Tausendjährigen Reich alle Nationen nach Jerusalem strömen werden, um dort Gottes Wort zu hören, wäre es für Israel, das Gottes Gesetz ja schon kennt, nur vernünftig, ihm auch zu folgen (in seinem "Licht" zu wandeln), bis der Herr sein wunderbares Königreich errichtet.



4. Der gegenwärtige Zustand und die Konsequenzen für die Zukunft
(
2,6 - 4,1 )


Judas gegenwärtiger Zustand ( Jes 2,6-11 ) steht im Gegensatz zu dem herrlichen Königreich, das Jesaja gerade beschrieben hat ( Jes 2,1-5 ). Wie so oft in der Geschichte Israels gehorchen die Menschen dem Herrn nicht und müssen daher von ihm gezüchtigt werden.



a. Juda ist den Heidenvölkern gleich
(
2,6 - 11 )


Jes 2,6-9


Gott hat sein Volk (zu Haus Jakobs vgl. die Anmerkungen zu V. 5 ) nicht deshalb verstoßen , weil er es nicht mehr länger liebt, sondern weil es wie die Heiden um es herum geworden ist. Das Volk von Juda ist so überheblich geworden wie das Volk im Osten. Es hat die Lebensweise des assyrischen Reiches (mit deren Wahrsagerei) übernommen, die damals auf das gesamte syrisch-palästinensische Gebiet übergriff. (Vielleicht sind unter dem Volk aus "dem Osten" auch die Aramäer zu verstehen; vgl. Jes 9,11 .) Zugleich ist es wie die Philister Zeichendeuter geworden. Die Philister wohnten zu jener Zeit im Südwesten Kanaans und versuchten immer wieder, Israel zu beherrschen. Israel war also von verschiedenen Seiten durch heidnische Praktiken beeinflußt. Daß die Philister Zeichendeuterei betrieben, wird auch aus 1Sam 6,2 und 2Kö 1,2 deutlich. "Zeichendeuten" (von ZAnan , "Zauberei betreiben"; vgl. 3Mo 19,26; 5Mo 18,10.14;2Kö 21,6; Mi 5,11 "Verwünschungen aussprechen") ist der Versuch, Menschen oder Umstände zu beherrschen oder die Zukunft durch Kräfte zu erkennen versuchen, die durch böse Geister (Dämonen) verliehen werden.

Jesaja spricht hier mit viel Ironie, denn Juda hätte eigentlich aufgrund des Wortes Gottes wissen müssen, wie seine Zukunft aussehen wird. Und doch benutzt es heidnische Mittel, um diese Zukunft zu entschlüsseln. So ist es nicht verwunderlich, daß Jesaja Gott bittet, dem Volk nicht zu vergeben ( Jes 2,9 ). Juda besaß großen materiellen Reichtum ( Silber und Gold ) und militärische Stärke ( Pferde und Wagen ), die es ohne Zweifel für den Erfolg seines Götzendienstes hielt. Vermutlich führte dies auch zu Stolz und Selbstvertrauen, denn Gott sagt, daß es erniedrigt und gedemütigt werden soll (V. 9 ; vgl. V. 11 - 12.17 ). Sein sündiges Leben ließ das Gericht unausweichlich werden.

 

Jes 2,10-11


Letztlich wird nur Einer verherrlicht. Dieser Eine ist der Herr allein (V. 11 ; vgl. V. 17 ). Wenn der Herr zum Gericht kommt, dann werden die Menschen vor diesem Gericht zu fliehen versuchen, indem sie sich in Gräbern verstecken (vgl. V. 19.21 ; Offb 6,16 ). Sie werden seine Herrlichkeit fürchten (vgl. Jes 2,19.21 ) und erkennen, daß ihr Hochmut (V. 11 ; vgl. V. 17 ) und ihr Reichtum (V. 7 - 8 ) sie nicht erretten können. In diesem Abschnitt ( Jes 2,6- Jes 4,1 ) und auch in vielen anderen im Buch Jesaja finden wir ein interessantes Zusammenspiel zwischen dem Gericht, das der Herr durch die assyrische und babylonische Gefangenschaft ausüben wird, und dem Gericht in den "letzten Tagen", das kurz vor dem Tausendjährigen Reich über Israel und die ganze Welt hereinbrechen wird. Wahrscheinlich hatten Jesaja und die anderen Propheten keine Vorstellung von der Länge der Zeitspanne, die zwischen diesen Wegführungen und den letzten Tagen des Gerichts herrschen würde. Zwar haben sich viele der Voraussagen in Jes 2,10-21 erfüllt, als Assyrien und später Babylon Israel und Juda angriffen, aber der Abschnitt weist doch darüber hinaus auf jenes endgültige Gericht über die ganze Erde ("wenn er sich aufmachen wird, zu schrecken die Erde"; V. 19.21 ).



b. Der Tag der Vergeltung des Herrn
(
2,12 - 22 )


Wenn der Herr kommt, um auf der Erde Gerechtigkeit zu errichten, dann werden menschliche Wertvorstellungen umgekehrt werden. Was die Menschen bisher für wertvoll hielten, wird nun unwichtig sein, und einige Dinge, die bisher für nebensächlich gehalten wurden, erhalten hohen Wert.



Jes 2,12-18


Gott hat einen Tag (vgl. "Tag" in V. 17 ) vorgesehen , eine Zeit, in der er mit den Sündern abrechnen wird. Der HERR Zebaoth ( Jahwe Q+=BA?NT ) ist ein Name, der im Buch Jesaja 62mal für Gott benutzt wird. 52mal steht er alleine und zehnmal in dem Titel "der Herr ( ?XDOnAy ), der Herr Zebaoth". Mit diesem Ausdruck wird die militärische Macht und Kraft Gottes deutlich gemacht. Wenn dieser allmächtige Herr der Heerscharen (Zebaoth) kommen wird, dann kann sich ihm nichts entgegenstellen. Stolze Menschen werden erniedrigt (vgl. V. 9.11.17 ), und selbst die großen Zedernbäume in den Wäldern des Libanon und die Eichen (vgl. Jes 1,29 ) in Baschan (was übersetzt "fruchtbares Land" bedeutet), östlich des Sees Kinneret (später galiläisches Meer genannt), stellen für den Herrn kein Hindernis dar. Berge, was sich vielleicht auf Regierungen (vgl. die Anmerkung zu Jes 2,3 ) und ihre militärischen Verteidigungsanstrengungen bezieht, die durch Türme und befestigte Mauern sichtbar werden, können sich ihm nicht entgegenstellen (V. 14 - 15 ). Er wird aber auch die menschlichen Handelsanstrengungen zunichte machen, die durch die Handelsschiffe, deren Hafen in Tyrus, nördlich von Israel, lag (V. 16 ), ihren sichtbaren Ausdruck fanden. Alles, was dem Menschen in seinem Hochmut als beständig und sicher erschien, wird er wegwischen. Der HERR allein wird verherrlicht werden (vgl. V. 11 ), wenn er die Götzen Judas niederreißt (vgl. V. 8 ). Dies mag sich auf die Zeit beziehen, als die Babylonier im Jahre 586 Juda eroberten, aber das endgültige Gericht wird sich erst in der Zukunft, beim zweiten Kommen Christi, ereignen.



Jes 2,19-22


Wenn die Rache des Herrn kommt, dann werden die Menschen versuchen, vor ihr in die Gräber zu entfliehen (vgl. V. 10.21 ). Sie werden voller Angst sein, denn Gott wird die Erde erschüttern (vgl. den Kommentar zu Hag 2,6-7 ). Wenn sie ihre Götzen aus Silber und Gold (vgl. Jes 2,7 ) mit sich nehmen würden, dann würde dies ihre Flucht hindern. Also werden die Menschen sie wegwerfen zu den Maulwürfen und Fledermäusen (V. 20 ). Wieder sehen wir, wie sehr Jesaja hier mit Ironie arbeitet: Dinge, die einmal für sehr wertvoll geachtet wurden, werden nun zu verabscheuten und von den Menschen gehaßten Kreaturen weggeworfen. In Vers 21 spricht Jesaja dann noch einmal davon, daß sich die Menschen in Gräbern vor dem Schreckensgericht Gottes verstecken werden (vgl. V. 10.19 a), wenn Er die Erde erschüttern wird (vgl. V. 19 b).

Dann ruft der Prophet Juda auf, sich nicht länger auf Menschen zu verlassen (V. 22 ; vgl. Ps 118,8.9 ). Der Mensch ist nicht mehr als ein Hauch. Sein Atem kann schnell ausgehaucht sein. Auf ihn zu vertrauen ist unvernünftig, denn mit dem Menschen ist es so schnell zu Ende ( Jes 2,9.11-12.17 ). Gerade angesichts des kommenden Gottesgerichtes sollte Juda heute schon beginnen, zu ihm umzukehren. Gottes Herrlichkeit sollte sie dazu führen, heilig zu leben und so seinem ernsten Gericht zu entkommen.



c. Das Gericht über Juda für seine Taten
(
3,1 - 15 )


Jesaja zählt nun, nachdem er das kommende Gericht ausführlich angekündigt hat ( Jes 2,9-21 ), Beispiele für die Sünden der Menschen auf, die das Gericht Gottes unausweichlich machen.



Jes 3,1-7


Gott wird von Juda gute Regierungen in jeder Form wegnehmen und ihm statt dessen das Gefühl der Nichtigkeit geben. Wegen seiner Sünde wird der Herr alle Vorräte und auch die Menschen, auf die es sich verlassen hat, wegnehmen: Speise und Wasser (V. 1 ), Soldaten (V. 2 ), staatliche (Richter) und religiöse (Propheten) Führer (V. 2 ), weise Menschen (V. 2 ), militärische Führer (V. 3 a) und begabte Arbeiter (V. 3 b). Daß Jesaja auch die Wahrsager (V. 2 ), Zauberer und Beschwörer (V. 3 ) in dieser Liste aufführt, bedeutet nicht, daß er diese Dinge für gut hält. Vielmehr spricht er hier von all denen, auf die sich das Volk verläßt, wenn es um Überleben und Sicherheit geht. Der mosaische Bund verbietet Wahrsagen und Zauberei ( 5Mo 18,10-14 ). Jesaja selbst schreibt ja darüber, daß Babylon auf solche Dinge vertraut ( Jes 47,12 ).

An Stelle dieser Leute, die man für weise und mächtig hält, wird der Herr törichte, schwache Führer einsetzen. Unerfahrene Jungen und Kinder ( Jes 3,4 vgl. Pred 10,16 ) können Unterdrückung und Streitigkeiten nicht beenden ( Jes 3,5 ). Wenn einer auch nur einen Mantel besitzt, dann wird man ihn schon in eine verantwortliche Position setzen (V. 6 ). Aber er wird über nichts herrschen als über einen Haufen von Trümmern. Die Führer werden keine Lösung für die Mängel haben, mit denen die Leute zu tun haben (V. 7 ). Jesaja spricht hier von der kommenden Verwüstung Judas durch die babylonischen Streitkräfte.



Jes 3,8-9


Diese Verwüstung wird über Juda kommen (V. 1 ), weil alles, was das Volk sagt und tut, gegen seinen Bundesgott gerichtet ist. Die Menschen fordern Gott heraus und sündigen öffentlich, genauso wie die Menschen von Sodom (vgl. 1Mo 18,20; 19,1-11 siehe auch die Anmerkungen zu Jes 1,9-10 ). Das kommende Unheil wird also von ihnen selbst auf sie gebracht. Wehe ( ?Ny ) ist ein Ausruf des Kummers oder der Bedrohung angesichts eines gegenwärtigen oder kommenden Unheils. Jesaja benutzt dieses Wort (oder das parallele hNy ) insgesamt 22mal in seinem Buch, mehr als jeder andere Prophet der Bibel.



Jes 3,10-12


Wenn Gott richtet, dann müssen sich die Gerechten nicht fürchten. Sie werden für ihre Taten gerechten Lohn empfangen. Aber den Gottlosen werden ihre Taten vergolten ( zurückbezahlt ) werden (vgl. die Anmerkungen zu Röm 3,7-11 ). Gottes Gericht ist immer gerecht. Die Gottlosen meinen oft, daß sündig zu leben die einzige Art ist, im Leben voranzukommen. Jesaja jedoch schreibt, daß es für einen Menschen weit besser ist, gerecht zu leben. Die Führer führen das Volk weg von dem richtigen Weg ( Jes 3,12 ). Kinder bezieht sich entweder auf junge Menschen oder auf Erwachsene, die einfältig wie die Jungen sind. Die Erwähnung der Frauen kann bedeuten, daß Ehefrauen ihre Männer, die Führer sind, beeinflussen oder daß den männlichen Führern die Tatkraft fehlt.



Jes 3,13-15


Jesaja beschreibt nun den Herrn, wie er in einem Gerichtssaal sitzt und bereit ist, die Menschen und ganz besonders die Führer zu richten. Wenn Jesaja sagt, daß er zum Gericht steht , dann bedeutet dies, daß Gott, der die Autorität dazu besitzt, das Gerichtsurteil nun sprechen wird. Zwei Anklagen werden den Führern vorgehalten. Die erste lautet, daß sie Gottes Weinberg verdorben haben (V. 14 ), also Gottes Volk ( Jes 5,1.7 vgl. Ps 80,9-17; Jer 2,21; 12,10; Hes 15,6-8; Hos 10,1 ). Wie Landwirte für einen Weinberg sorgen, so sollten sich eigentlich die Führer um das Volk kümmern. Aber sie haben die Menschen verdorben, indem sie sie unterdrückt ( zertreten ; Jes 3,15 ) haben. Die zweite Anklage lautet, daß sie den Armen (V. 14.15 ) ausgenutzt haben, indem sie ihn beraubt (gestohlen, was er besaß) und sein Gesicht zerschlagen haben. Dies ist ein klarer Bruch der Gesetze in 5.Mose, wo eine Unterdrückung anderer verboten wird. Besonders die Witwen, die Waisen und die Armen werden dabei genannt.Auch im Neuen Testament wird die Sorge für die Armen betont und durch Beispiele verdeutlicht ( Apg 9,36; 10,4.31; 24,17; Jak 1,27; 2,1-9 ). Ein materialistisches, unterdrückendes Denken ist symptomatisch für den Egoismus der Führer des Volkes. Statt ihre Führungsrolle als Möglichkeit zum Dienst zu nützen, sahen sie darin ein Mittel, auf Kosten anderer zu Geld zu kommen.



d. Judas Fall nach ihrem Stolz
(
3,16 - 4,1 )


Judas Stolz wird durch die Frauen in der gesellschaftlichen Oberschicht von Jerusalem verdeutlicht. Jesaja setzt ihrem gegenwärtigen Aussehen entgegen, wie sie nach Gottes Gericht aussehen werden.



Jes 3,16


Die hochmütigen und reichen Frauen von Zion (Jerusalem) versuchten, Aufmerksamkeit zu erregen durch die Art, wie sie gingen (stolz, mit aufgerecktem Hals ), flirteten, herumtrippelten und sich anzogen. Jesaja will damit vielleicht andeuten, daß die ganze Nation voller Stolz war.

 

Jes 3,17-4,1


Im Gegensatz zu ihrem Stolz, ihrem Reichtum und ihrer Schönheit werden die Frauen von Zion (vgl. Jes 3,16 ) in große Bedrängnis kommen. Ihr Kopf wird voller Wunden und kahl sein. Diese Kahlheit mag bedeuten, daß sie ihren Kopf entweder aus Trauer oder aus medizinischen Gründen, wegen der Wunden auf ihrem Kopf, scheren werden. Ihre Not wird so tief sein, daß es sie nicht kümmert, wie sie aussehen. Der Herr wird die babylonischen Soldaten dazu bringen, ihnen all ihren feinen Schmuck und ihre kostbaren Kleider wegzunehmen (V. 19 - 23 ). Statt Wohlgeruch werden sie von Gestank umgeben sein (V. 24 ), vielleicht von dem ihrer eigenen Wunden (V. 17 ). Wenn sie von den Babyloniern gefangengenommen worden sind, werden die Frauen von einem Strick gezogen werden und Sackleinen tragen; schwarze, grobe Kleider, die aus dem Fell von Ziegen hergestellt wurden und ein Symbol für Trauer und Leid waren (vgl. 1Mo 37,34;1Kö 21,27; Neh 9,1; Est 4,1; Jes 15,3; 22,12; 32,11; 37,1-2; Kl 2,10; Hes 27,31; Dan 9,3 ). Ihre Schönheit wird durch schmerzhafte Brandmale , die ihnen von den Eroberern beigebracht wurden, entstellt sein. Die Frauen werden wehklagen wegen ihrer Männer (Ehemänner, Brüder und Freunde), die im Kampf fallen werden ( Jes 3,25 ). Die Stadt wird so verlassen von Männern sein und die Frauen so entwürdigt, daß sie miteinander wetteifern werden, um einen Ehemann zu bekommen. Jesajas Bild von den angesehenen Frauen Jerusalems und ihrem Verhalten könnte fast humoristisch wirken, wenn es nicht so erschütternd und realistisch wäre. Jahre später schreibt Jeremia, daß die Frauen während der Belagerung der Stadt als letzten Ausweg ihre eigenen Kinder gegessen haben ( Kl 2,20; 4,10 vgl. 3Mo 26,27-29; 5Mo 28,53-57; Jer 19,9 ).



5. Die heiligen Geretteten
(
4,2 - 6 )


Nach Gottes erster Anklage oder seinem "Rechtshandel" ( Jes 1,2-31 ) gab er eine Verheißung der Wiederherstellung ( Jes 2,1-5 ). Nun, nach der eindringlichen Wiederholung des kommenden Gerichtes ( Jes 2,6-4,1 ), folgt wieder ein Abschnitt des Trostes ( Jes 4,2-6 ). Trotz des schrecklichen Geschehens, das das Volk wegen seiner Sünden treffen wird, wird es einige Überlebende geben. Jesajas damalige Zuhörerschaft hat vermutlich gedacht, es gehe dabei um jene, die das Exil überleben würden. Im Licht von Mt 24,4-30 jedoch wird deutlich, daß es sich auf jene bezieht, die die große Trübsal, kurz vor der Wiederkunft des Herrn Jesus Christus zur Aufrichtung seines Reiches, überleben werden.



Jes 4,2


Trotz des bevorstehenden Gerichts wird letztlich der göttliche Segen kommen. Manchmal bezieht sich der Ausdruck an jenem Tag auf den babylonischen Angriff gegen Jerusalem (z. B. Jes 3,7.18; 4,1 ). Hier jedoch (vgl. die Aussagen in V. 2.5 ) ist, wie in Jes 2,11-12.17 ,die Herrschaft Christi im Tausendjährigen Reich gemeint.

Manche Ausleger sagen, daß der Zweig des HERRN, der schön und herrlich ist , sich auf den gläubigen Überrest bezieht. Es scheint jedoch besser, den Ausdruck "Zweig" als Hinweis auf den Messias anzusehen, da dies auch in Jer 23,5; 33,15 und Sach 3,8 so ist. Der Ausdruck "Zweig" ist ein treffendes Bild für den Messias, denn er ist ja ein "Sproß" aus der Linie Davids ( Jer 33,15 ) und wird Frucht tragen. So wie sich Menschen über die Frucht ihres Feldes freuen, werden sich die Überlebenden am Messias, der Frucht des Landes , freuen. Dieses Bild erinnert auch an Jesu Worte, daß er der Weinstock ist ( Joh 15,1 ).

 

Jes 4,3-4


Was das überlebende Israel auszeichnen wird, ist die Heiligkeit, nicht ihr Reichtum oder Ansehen. Ihre Sünden werden vergeben sein. Wieder spricht Jesaja von den Frauen Zions (vgl. Jes 3,16-4,1 ). Sie stehen hier anstelle des ganzen Volkes. Sie werden durch einen Geist des Gerichts und einen Geist des Feuers gereinigt werden . Das Gericht wird wie ein Feuer sein, das den unerwünschten Dreck (Sünde) des Volkes hinwegbrennen wird. Nicht menschliche Anstrengungen, sondern allein das souveräne Handeln des Herrn wird in der Lage sein, das Volk zu reinigen (vgl. Jes 1,25 ). Johannes der Täufer sagte, Jesus werde "mit Feuer taufen" ( Mt 3,11 ), er werde also das Volk durch einen Akt des Gerichtes reinigen (vgl. Mal 3,2-5 ).



Jes 4,5-6


In dieser noch zukünftigen Zeit des Segens für das erlöste Israel wird die Herrlichkeit Gottes in Jerusalem ( Berg Zion ) sichtbar werden. So wie Gottes Herrlichkeit für Israel während des Auszugs aus Ägypten in einer Wolke bei Tag und durch Feuer bei Nacht ( 2Mo 13,21-22; 40,34-38 vgl. 2Mo 16,10 ) zu sehen war, so wird seine Herrlichkeit auch sichtbar sein, wenn das erlöste Volk wieder in seinem verheißenen Land wohnen wird. Gottes Herrlichkeit wird, wie ein Zelt, Sicherheit und Frieden schaffen.



6. Der wertlose Weinberg
(
5,1 - 7 )


In der ersten Strophe (V. 1 - 2 ) des Liedes, das Jesaja hier dichtet, singt er über Gottes Fürsorge für seinen Weinberg und den Zustand dieses Weinberges. Die zweite Strophe (V. 3 - 6 ) zeigt, was Gott angesichts dieses Zustandes zu sagen hat. In der dritten Strophe (V. 7 ) schließlich wird gezeigt, wer dieser Weinberg ist. Auch an anderen Stellen benutzt Gott dieses Bild des Weinberges für Israel ( Jes 3,14; Ps 80,9-17; Jer 2,21; 12,10; Hes 15,6-8; Hos 10,1 ).



Jes 5,1-2


In seinem Lied malt Jesaja ein Bild von seinem lieben Freund (d. h. Gott), wie er einen Weinberg auf einem fruchtbaren Hügel pflanzte, die Steine (von denen es in Israel viele gibt) entfernte und nur den besten Wein anpflanzte. Er baute einen Wachtturm , ein Steingebäude, von dem aus man den Weinberg bewachen konnte (vgl. "Häuslein"; Jes 1,8 ). Und er baute eine Weinpresse in Erwartung des guten Weines, der hier wachsen sollte. Aber es wuchsen nur schlechte Trauben an seinen Weinstöcken.



Jes 5,3-6


Die Worte in diesen Versen des Liedes werden von Gott "gesprochen". Er bittet das Volk von Juda, in dieser Situation zu richten . Sie sollten sagen, ob die schlechten Trauben die Schuld des Weinbergbesitzers sind. Gott aber hat alles getan, um den Weinberg fruchtbar zu machen (V. 4 ). Jetzt bleibt nur noch eine Sache, die er tun kann: Er wird zulassen, daß sein Weinberg zerstört wird (V. 5 - 6 ). Er wird den schützenden Zaun und seine Mauern (vermutlich aus Stein) wegreißen. Tiere (auch Füchse, vgl. Hl 2,15 ) dürfen nun hinein und ihn zerstören. Ohne die Pflege des Weinberges werden Dornen wachsen und die Weinstöcke ersticken. Auch Regen wird Gott nicht mehr auf den Weinberg fallen lassen. Diese Vernichtung kommt wegen der sündigen Taten (der schlechten Frucht) des Volkes. Ohne Gottes Schutz wird Juda zerstört werden.

 

Jes 5,7


Der Weinberg in diesem Lied ist Israel und Juda. Wie auch sonst manchmal bei Jesaja steht "Israel" hier als Synonym für das Südreich ( Neh 1,6; Jes 13,3 ). Gott wollte sich an seinem Volk freuen. Er wollte gute Frucht, Recht und Gerechtigkeit (vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,21 ). Statt dessen sah er nur Blutvergießen (vgl. Jes 1,15 ) und hörte Schreie der Bedrängnis. Wegen ihrer "schlechten Frucht" (Ungerechtigkeit) werden die meisten Menschen getötet oder in Gefangenschaft geführt werden. Jesaja benutzt zwei interessante Fälle des Gleichklanges (Ähnlichkeit im Klang der Worte), um den Widerspruch zwischen dem, was Gott von seinem Volk erwartet und was dieses tut, deutlich zu machen. Statt "Recht" ( miSpoF ) herrscht "Blutvergießen" ( miRpoH ) und statt "Gerechtigkeit" ( Q+=DAqCh ) "Bedrängnis" ( Q+ZAqCh ).



7. Eine Anklage der Sünde
(
5,8 - 30 )


Obwohl die Verse 8 - 30 nicht mehr zu dem Lied aus Vers 1 - 7 gehören, ordnen sie sich genau in den Gedankengang Jesajas ein, denn die sechs Anklagen ("Wehe-Rufe") dieser Verse richten sich gegen die "schlechte Frucht", die das Volk hervorgebracht hat. Zwischen der zweiten und der dritten Anklage spricht Gott von den Folgen der Sünde Judas (V. 13 - 17 ). Ähnlich geschieht es auch nach dem sechsten Wehe (V. 24 - 30 ).



a. Wehe den Materialisten
(
5,8 - 10 )


Jes 5,8-10


Jede dieser sechs Anklagen wird durch ein Wehe ( hNy , vgl. die Anmerkungen zu Jes 3,9 ) eingeleitet. Manche Menschen haben sich auf Kosten ihrer Mitmenschen viel Land angesammelt (vgl. Mi 2,1-2 ). In einer ummauerten Stadt durfte man laut dem Gesetz Gottes Häuser dauerhaft verkaufen. In Städten ohne Mauern und auf dem Land jedoch durfte ein Haus nur bis zum nächsten Jubeljahr verkauft werden. Dann mußte es seinen Vorbesitzern zurückgegeben werden. Weil Gott dem Volk das Land gegeben hatte, sollte niemand auf Kosten anderer reich werden. Aber die Menschen in Israel haben sich nicht an Gottes Gebot gehalten. Wegen dieser Sünde sollen die großen Häuser und Gehöfte, die die Menschen nun besitzen, einmal leerstehen, weil viele ihrer Bewohner getötet sind und, wie es im mosaischen Bund gesagt wird ( 5Mo 28,20-24 ), die Ernte ausgeblieben ist. Gewöhnlich gab ein großer Weinberg viele Liter Wein. Nun würde es nur noch ein Eimer (etwa 23 Liter) voll sein. Zehn Scheffel ( ein Homer ) Saat würden normalerweise eine große Anzahl von Scheffeln Frucht ergeben. Jetzt würde es nur knapp ein Scheffel sein ( ein Epha , etwa 112 der Saat!).



b. Wehe den Trunkenbolden
(
5,11 - 12 )


Jes 5,11-12


Offensichtlich war der übermäßige Genuß von Wein in Jesajas Tagen sehr häufig, denn diese Sünde wird in zwei der sechs Wehe-Rufen erwähnt (vgl. V. 22 ). Die Menschen sind dem Wein so ergeben, daß sie, ganz anders als Trinker gewöhnlich, schon früh am Morgen aufstehen, um zu trinken. Und sie bleiben auch bis spät in die Nacht hinein auf. Bei ihren Gelagen hören sie gerne Musik an ihren Tafeln , aber von den Taten des HERRN wollen sie nichts wissen. Ihre mangelnde Ehrfurcht vor dem Werk seiner Hände hat zur Folge, daß sie andere Menschen, die nach dem Bild Gottes geschaffen waren, mißbrauchen. Sie sorgen sich nur um ihr eigenes Vergnügen, nicht aber um den Herrn oder um andere Menschen.

 

c. Folgen von Judas Lebensweise
(
5,13 - 17 )


Jes 5,13-17


Mehrere Folgen hat diese Lebensweise Judas. Eine davon ist das Exil. Zu ihm gehört Tod durch Hunger und Durst (V. 13 ). Viele werden sterben, sowohl die Edlen wie die Menge , denn der Tod hat keine Ehrfurcht vor dem Rang der Menschen (V. 14 ). Die Zecher ( Übermütige und Fröhliche ), von denen Jesaja gerade gesprochen hat (V. 11 - 12 ), werden ebenso sterben (V. 14 ). Alle Stolzen werden erniedrigt werden (vgl. Jes 2,11-12.17 ), ohne Rücksicht auf ihre Herkunft ( Jes 5,15 ). Die Häuser der Reichen werden zerstört (vgl. V. 8-9 ) und verlassen sein, Lämmer können dort weiden (V. 17 ). Diese Zerstörung des Volkes führt dazu, daß Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit sichtbar wird (V. 16 ). Damit ist nicht gesagt, daß Gott diese Rache gefällt. Vielmehr hält er sich an sein Wort, wie er es im Bundesschluß verkündigt hat. Seine Züchtigung des Volkes zeigt, daß er sein Volk liebt und es eines Tages wieder in seine hervorgehobene Stellung einsetzen wird.

 

d. Wehe denen, die an Gott zweifeln
(
5,18 - 19 )


Jes 5,18-19


Vielleicht spricht Jesaja hier von Menschen, die es ganz grundsätzlich in Frage stellen, ob Gott wirklich die Kontrolle über sein Volk hat. Obwohl sie mit Stricken und Wagenseilen an Sünde und Unrecht gebunden (d. h. tief in Sünde verstrickt) sind, fragen sie sich, ob Gott das Volk retten kann. Offensichtlich wollen sie, daß Gott sie rettet, obwohl sie gleichzeitig ihr sündiges Handeln nicht aufgeben möchten. Sie wollen sehen, wie Gott handelt ( laß ihn sein Werk eilend tun ), ohne sich selbst geistlich zu verändern. Aber die Erlösung, ob persönlich oder kollektiv, geschieht nicht auf diesem Wege. Bevor Gott sein Volk vor der Zerstörung rettet, muß zunächst eine geistliche Änderung eingetreten sein.


e. Wehe denen, die Böses gut nennen
(
5,20 )


Jes 5,20


Manche verführen Menschen durch ihre verkehrten Wertvorstellungen. Böses - z. B. Ehebruch, Götzendienst, Materialismus, Mord und viele andere Sünden, die in der Bibel verboten werden - wird oft als gut bezeichnet. Wer dies tut, steht unter der Gerichtsandrohung (dem Wehe ) Gottes.



f. Wehe den Betrogenen
(
5,21 )


Jes 5,21


Manche halten sich selbst für weise und klug und verlassen sich nicht auf Gottes Macht zur Erlösung des Volkes. Sie meinen, sich selbst beschützen zu können.



g. Wehe den betrunkenen Bestechlichen
(
5,22 - 23 )


Jes 5,22-23


Viele Führer sind, anstatt Helden und gute Regierungsbeamte zu sein, für ihre Trinkfestigkeit bekannt. Sie lassen sich gern bestechen. Die Menschen, über die sie herrschen, kümmern sie nicht. Sie interessieren sich viel mehr für ihr eigenes Vergnügen als für die Rechte des Unschuldigen . Daher werden sie (diese Führer) gerichtet werden.

 

h. Weitere Folgen von Judas Lebensstil
(
5,24 - 30 )


Jesaja hat schon von einigen Gerichtsfolgen gesprochen, die durch die Sünde der Menschen über sie kommen werden (V. 13 - 17 ). Nun spricht er erneut von diesen Folgen des Ungehorsams gegenüber den Verpflichtungen des Bundes.



Jes 5,24-25


Diese Menschen, von denen Jesaja geschrieben hat, werden wie Stroh und trockenes Gras verbrennen, und ihre Blumen werden wie Staub auffliegen. Der Grund dafür ist, daß sie Gottes Wort (zu der HERR Zebaoth vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,9 zu der Heilige Israels vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,4 ) bewußt ungehorsam sind. Wegen dem Zorn des HERRN werden viele in den Straßen von Jerusalem sterben. Seine erhobene Hand (vgl. Jes 14,27 ) deutet an, daß er die Strafe ausführt. Die Berge, die durch Erdbeben erschüttert werden, sprechen von seiner furchtbaren Gegenwart (vgl. 2Mo 19,18; 1Kö 19,11;Jer 4,24; Hab 3,10 ).



Jes 5,26-30


Wenn Gottes Gericht über Juda kommen wird, werden die Völker von Ägypten und Assyrien ( Jes 7,18 ) und später auch Babylon reagieren, als hätte Gott ein Banner , ein Zeichen für den Krieg, errichtet. Jene Völker werden von den Enden der Erde zu kommen scheinen, ein Ausdruck, den Jesaja häufig benutzt, um Menschen von überall her zu bezeichnen ( Jes 5,26; 24,16; 40,28; 41,5.9; 42,10; 43,6; 45,22; 48,20; 49,6; 52,10; 62,11 ). Die Soldaten werden rasch kommen und kräftig ( Jes 5,27 ) und wohlbewaffnet sein. Ihre Kriegswagen sind schnell (V. 28 ). Grausam wie Löwen (V. 29 ) werden sie Juda völlig verwüsten (V. 30 ). Sie werden Juda wie eine Meereswoge überfluten und die Sonne wie mit Wolken auslöschen, ein Bild für Bedrängnis und Dunkel.



8. Jesajas Berufung
( Jes 6 )


Dieses Kapitel gehört zwar einerseits zu den bekanntesten im Buch Jesaja, hat jedoch andererseits unter Auslegern mindestens drei Probleme aufgeworfen.

Das erste Problem ist die chronologische Einordnung von Kapitel 6 , der Berufungsgeschichte Jesajas, im Blick auf die vorhergehenden fünf Kapitel über Gericht und Befreiung. Hat Jesaja eine Zeitlang ohne Berufung gedient, oder ist dieses Kapitel chronologisch falsch, aber logisch richtig hier eingeordnet? Manche meinen, daß Jesaja schon vorher als Prophet gewirkt haben muß ( Jes 1-5 ), denn diese Vision aus Jes 6 geschah "in dem Jahr, in dem König Usija starb" (V. 1 ), und er hat ja nach Jes 1,1 während der Regierungszeit des Usija gewirkt. Es läßt sich jedoch aus Jes 6,1 nur schließen, daß diese Vision irgendwann in den letzten 12 Monaten vor dem Tod Usijas, und damit "während" seiner Regierungszeit, geschehen ist.

Es ist möglich, daß Jesaja, wie manche Ausleger meinen, den sündigen Zustand des Volkes gesehen ( Jes 1-5 ) und sich von diesem Volk abgesetzt hat, bis er die Vision Gottes hatte und erkannte, daß auch er ein Teil dieses Sündenproblemes war. Auch er war "ein Mann unreiner Lippen" ( Jes 6,5 ).

Auf der anderen Seite ist es denkbar, daß die Vision und Berufung von Kapitel 6 geschah, bevor er seine Botschaft, die in Kapitel 1 - 5 enthalten ist, weitergegeben hat. Sein Erlebnis ordnet er hier ein, weil es ein passender, logischer Höhepunkt der Anklagen in diesen Kapiteln ist. Kapitel 6 betont die extreme Verdorbenheit des Volkes und stellt dieser Gottes Heiligkeit gegenüber. Jesaja stellt auch fest, daß den Menschen die geistliche Einsicht fehlt und sie von ihrem sündigen Verhalten nicht umkehren werden.

Ein zweites Problem ist die Frage, wen Jesaja sah. Jesaja "sah den Herrn" (V. 1 ), den er den "Herrn Zebaoth" (V. 3 ) und den "König, der Herr Zebaoth" (V. 5 ) nennt. Weil nun der Apostel Johannes schreibt, daß Jesaja "die Herrlichkeit Jesu" gesehen habe ( Joh 12,41 ), kann es sein, daß er den präexistenten Christus gesehen hat, der Herr ist aufgrund seiner Gottheit. Natürlich hat der Prophet nicht Gott in seinem eigentlichen Wesen gesehen, denn kein Mensch kann ihn sehen ( 2Mo 33,18; Joh 1,18; 1Tim 6,16; 1Joh 4,12 ). Gott ist unsichtbar ( 1Tim 1,17 ). Jesaja hat Gott in einer Erscheinung oder Theophanie gesehen, wie ja auch Hesekiel ( Hes 1,3-28 ), Daniel ( Dan 7,2.9-10 ) und andere.

Ein drittes Problem entsteht daraus, daß Jesajas Vision im Tempel geschah ( Jes 6,1 ). War Jesaja dort, weil er ein Priester war? Jeremia war der Sohn eines Priesters ( Jer 1,1 ), und Hesekiel war ein Priester ( Hes 1,3 ), aber das Buch Jesaja sagt nichts darüber, daß dieser aus einer priesterlichen Linie kommt. Es ist ja auch denkbar, daß er keine priesterlichen Pflichten im Tempel erfüllte, sondern einfach dort anbetete, als er diese himmlische Vision hatte. Oder er war, wie Hesekiel ( Hes 8,1-4 ), nicht leiblich im Tempel, sondern wurde in seiner Vision dorthin versetzt.



a. Jesajas Vision des Herrn
(
6,1 - 4 )


Jes 6,1


Da Jesaja während der Regierungszeit von König Usija wirkte ( Jes 1,1 ), muß seine Vision Gottes in dem Jahr, in dem Usija starb, innerhalb der letzten zwölf Monate vor dessen Tod im Jahre 739 v. Chr. geschehen sein. Wenn die Vision vor dem eigentlichen Dienstbeginn Jesajas war, dann war sie folglich auch vor dem Todesjahr des Usija. Wenn die Vision jedoch irgendwann nach dem Dienstbeginn erfolgte - vgl. die Anmerkungen weiter oben unter "8. Jesajas Berufung ( Jes 6 )" - dann könnte Jesaja die Vision innerhalb des Kalenderjahres (739 v. Chr.), kurz vor oder kurz nach dem Tod Usijas gehabt haben.

Diese zeitliche Einordnung weist uns auf einen Gegensatz zwischen dem menschlichen König und Gott selbst, dem göttlichen König, hin und in gewisser Weise auch auf einen Gegensatz zwischen Usija und Jesaja. Während der langen (52 Jahre) und erfolgreichen ( 2Chr 26,1-15 ) Regierungszeit des Usija lebten viele Menschen ohne Gott und in Sünden ( 2Kö 15,1-4 ; Usija wird auch Asarja genannt). Gott dagegen ist heilig ( Jes 6,3 ). In seinem Stolz und Ungehorsam ging Usija in den Tempel (ohne Empfinden für die Sünde, die dies bedeutete) und wurde daraufhin mit Aussatz gestraft ( 2Chr 26,16-20 ), was ihn kultisch unrein machte. Jesaja dagegen hatte ein Empfinden für seine Sünde, denn er sagt, daß er und sein Volk geistlich unrein sind ( Jes 6,5 ). Usija wurde vom Tempel ausgeschlossen ( 2Chr 26,21 ), Jesaja dagegen nicht.

Drei Dinge sind Jesaja in der Vision von Gott besonders wichtig: Er saß auf einem Thron, er war hoch und erhaben, und der Saum seiner Schleppe füllte den Tempel . An dem heiligsten Ort des ganzen Tempels in Jerusalem wurde Gottes Herrlichkeit zwischen den Cherubim auf dem Sühnedeckel der Bundeslade sichtbar. Manche Israeliten könnten daraus vielleicht geschlossen haben, daß Gott relativ klein sei. Salomo dagegen erklärt schon bei seinem Weihegebet für den neuerbauten Tempel, daß weder der Tempel, noch die Himmel aller Himmel Gott fassen können ( 1Kö 8,27 ). Jesaja sieht Gott daher auch nicht auf der Bundeslade, sondern auf einem Thron. Knapp 150 Jahre später ist es Hesekiel, der eine ähnliche Schau bekommt. Er sieht Gott, gezogen auf einem Thron-Wagen von Wesen, die Cherubim genannt werden ( Hes 1 ). Der Thron macht für Jesaja deutlich, daß der Herr wirklich der wahre König Israels ist.

Daß Gott "hoch und erhaben" ist, macht seine Stellung vor dem Volk deutlich. Die Menschen wollen, daß Gott etwas für sie tut ( Jes 5,19 ). Er aber tut es ja schon, was seine erhobene Stellung unter ihnen deutlich macht.

Die lange Schleppe des Herrn spricht von seiner königlichen Majestät. Daß er im Tempel ist, zeigt, daß Gott zwar bloße Religiosität haßt ( Jes 1,11-15 ), aber doch möchte, daß sein Volk den Tempeldienst verrichtet. Der Tempel und die Opfer des Tempels sind ein Bild für das gerechte Handeln des allmächtigen Gottes mit seinem Bundesvolk.



Jes 6,2-4


Serafim , Engelwesen, die über dem Herrn schweben, werden in der Bibel nur hier erwähnt. "Seraf" kommt von dem hebräischen Wort RAraP , "brennen". Vielleicht ist damit der brennende Eifer der Serafim für den Herrn gemeint. Interessant ist auch, daß einer der Serafim eine brennende Kohle nimmt und zu Jesaja bringt (V. 6 ). Sie haben sechs Flügel (die vier Wesen, die Hesekiel sah, haben jeweils vier Flügel; Hes 1,6.11 ). Mit zwei Flügeln bedecken sie ihr Angesicht, was ihre Demut vor Gott deutlich macht. Mit zwei weiteren Flügeln bedecken sie ihre Füße, was vielleicht Dienstbereitschaft für Gott bedeutet, und daß sie flogen, mag andeuten, daß sie fortwährend Gottes Heiligkeit und Herrlichkeit verkündigen.

Die Serafim, deren Anzahl nicht genannt wird, riefen einander zu und verkündigten, daß der HERR Zebaoth heilig ist. Die dreifache Wiederholung des Wortes heilig meint höchste oder vollkommene Heiligkeit. Sie bezieht sich nicht, wie einige Ausleger meinen, auf die Dreieinigkeit. Die Trinität wird auf andere Weise verdeutlicht (vgl. z. B. die Anmerkungen zu Jes 6,8 ). Es ist im AT üblich, ein Wort dreimal zu wiederholen, um seine Bedeutung zu unterstreichen (z. B. Jer 22,29 ). Die Serafim verkündigen auch, daß seine Herrlichkeit die Erde ausfüllt (vgl. 3Mo 14,21 ), so wie seine Schleppe den Tempel erfüllt. Die Leute von Juda dagegen sind unheilig (vgl. Jes 5; 6,5 ), obwohl sie doch eigentlich ein heiliges Volk sein sollen ( 2Mo 22,30; 5Mo 7,6 ).

Als die Serafim rufen, sieht Jesaja den Tempel erzittern, und dann ist er mit Rauch erfüllt ( Jes 6,4 ). Die Grundfesten sind große Grundsteine (vgl. Am 9,1 ), auf denen die Türpfosten ruhen. Das Erzittern (vgl. 2Mo 19,18 ) macht die furchtbare Gegenwart und Macht Gottes deutlich. Der Rauch ist vermutlich ein Bild für die Wolke der Herrlichkeit, die Jesajas Ahnen in der Wüste gesehen haben ( 2Mo 13,21; Jes 16,10 ) und die auch den Priestern zur Zeit Salomos bei der Einweihung des Tempels erschienen war ( 1Kö 8,10-13 ).

 

b. Jesajas Reaktion auf die Vision
(
6,5 )


Jes 6,5


Diese Vision der Majestät, Herrlichkeit und Heiligkeit Gottes läßt Jesaja erkennen, daß er ein Sünder ist. Auch Hesekiel führt die Begegnung mit Gottes Herrlichkeit zur Demütigung. (Vgl. auch die Antworten Hiobs, Hi 42,5-6 ; Petrus, Lk 5,8 ,und des Apostels Johannes, Offb 1,17 .) Jesaja hat dem Volk das "Wehe" Gottes (Androhungen des Gerichtes) verkündigt ( Jes 5,8-23 ). Nun aber erkennt er, daß er selbst unter dem Gericht Gottes steht und sagt: Wehe mir! (vgl. Jes 24,16 ). Er ist unrein. Neben der Reinheit von Gottes Heiligkeit wird die Unreinheit der menschlichen Sünde um so deutlicher. Die unreinen Lippen des Propheten stehen vermutlich sowohl für seine Einstellungen und seine Taten als auch für seine Worte, denn die Worte eines Menschen spiegeln seine Gedanken wider und stehen mit seinen Taten in engster Verbindung. Jesaja identifiziert sich hier mit seinem Volk, das auch sündig ist ( ein Volk unreiner Lippen ).



c. Jesajas Reinigung und seine Botschaft
(
6,6 - 13 )


Jes 6,6-7


Als Jesaja seine Unreinheit erkennt, wird er von Gott gereinigt durch das Mittlerwerk eines der Serafim . Es paßt sehr gut, daß ein Seraf (was vermutlich "ein Brennender" bedeutet) Jesajas Lippen mit einer glühenden Kohle von dem Altar berührt . Gemeint ist entweder der Brandopferaltar, auf dem das Feuer immer am Brennen gehalten werden mußte ( 3Mo 6,2 ), oder der Räucheraltar, auf dem jeden Morgen und jeden Abend Räucherwerk geopfert wurde ( 2Mo 30,1.7-8 ). Diese symbolische Handlung steht für die Wegnahme der Schuld und Sünde des Propheten. Natürlich hat die gesamte Nation diese Vergebung nötig. Die Juden müßten wie Jesaja antworten und zugeben, daß auch sie der Reinigung von ihren Sünden bedürfen. Aber die meisten Menschen lehnten es, ganz anders als Jesaja, ab, ihre geistliche Not zuzugeben. Zwar opferten sie durch die Priester Brandopfer im Tempel, aber eigentlich würde ihr Leben die reinigende Wirkung von Gottes "Feuer" benötigen.



Jes 6,8


Die übrigen Verse dieses Kapitels handeln von der Botschaft, die Jesaja dem Volk verkünden soll. Es ist dabei von Bedeutung, daß Jesaja nicht zum Dienst gerufen wird, bevor er gereinigt ist. Nachdem er die Worte des Serafs gehört hat (V. 3.7 ), hört er nun die Stimme des Herrn.

Gott fragt: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Das Wort "uns" in bezug auf Gott ist ein verborgener Hinweis auf die Dreieinigkeit (vgl. 1Mo 1,26; 11,7 ). Diese Lehre ist zwar im AT nicht ausdrücklich so formuliert, dennoch finden sich immer wieder Hinweise darauf, denn Gott ist ja derselbe Gott in den beiden Testamenten.

Die Frage "Wer will unser Bote sein?" bedeutet nicht, daß Gott dies nicht gewußt hat oder daß er gehofft hat, daß irgend jemand antworten wird. Er stellt diese Frage, um Jesaja, der nun gereinigt ist, eine Möglichkeit zum Dienst zu geben. Der Prophet weiß, daß das ganze Volk das gleiche Wissen über Gott und die gleiche Reinigung von den Sünden braucht, wie er dies erlebt hat. So antwortet er, daß er bereit ist, dem Herrn zu dienen ( Hier bin ich ).



Jes 6,9-10


Wahrscheinlich hat Jesaja, als er so auf Gottes Frage antwortete, erwartet, daß sein Dienst für den Herrn zur Reinigung des Volkes führen wird. Der Herr aber läßt ihn wissen, daß seine Botschaft nicht zu einem großen geistlichen Aufbruch führen wird. Die Menschen haben bisher nicht gehört, sie werden auch in Zukunft nicht hören. Der Herr hat keinen Gefallen daran, sein Volk zu richten, aber die Züchtigung ist notwendig wegen ihrem Ungehorsam. Das Volk wird sogar noch verstockter gegen Gott werden, wenn es die Botschaft Jesajas hört. Interessant ist, daß sechs Worte in Vers 10 einen Chiasmus bilden: Herz, Ohren, Augen werden in den Zeilen 1 - 3 erwähnt. In den Zeilen 5 - 7 finden wir dann die umgekehrte Reihenfolge: Augen, Ohren, Herzen . Im Alten Testament geschieht solch eine Anordnung von Aussagen häufig. Vielleicht werden durch diese Anordnung die "Augen", die in der Mitte stehen, besonders betont. Jesus hat einen Teil dieser Verse zitiert, um zu zeigen, daß das Israel seiner Tage nicht glauben konnte , weil es nicht glauben wollte (vgl. den Kommentar zu Joh 12,40 ).


Jes 6,11-13


Jesajas Antwort auf diese Botschaft macht deutlich, daß er bereit ist zu reden, was immer Gott ihm auftragen wird. Allerdings fragt er sich, wie lange er wohl eine Botschaft des Gerichtes verkündigen muß, gegenüber der die Menschen taub sind. Der Herr antwortet, daß Jesaja diese Botschaft zu verkünden hat, bis sein Gericht kommt, d. h. also, bis das babylonische Exil tatsächlich eintritt und die Menschen aus dem Land deportiert werden (V. 12 ) und ihre zerstörten Städte und Felder zurücklassen müssen (V. 11 ). Zwar erlebte Jesaja dies nicht mehr, aber Gott wollte ihm so zeigen, daß er seine Verkündigung weiterführen soll, selbst wenn er den Fall Judas noch miterleben würde. Der zehnte Teil , der im Land zurückbleiben wird (V. 13 ), bezieht sich auf die Armen, die Nebukadnezar in Juda zurückließ ( 2Kö 24,14 ). Die meisten von ihnen jedoch waren Gesindel ( Jer 41,10-18; 43,4-7 ).

Jesaja war durch solch eine negative Antwort und solch schreckliche Folgen seiner Botschaft vielleicht entmutigt. Deshalb versichert ihm der Herr nun, daß nicht alle verloren seien. Ein Überrest würde bleiben. Gott vergleicht diesen Überrest mit Baumstümpfen von Linden und Eichen . Aus solch einem Stumpf, aus solch einem heiligen Samen eines gläubigen Überrestes, werden andere kommen, die ebenfalls glauben. Gott verheißt hier trotz der fast völligen Auslöschung und Wegführung der Bevölkerung Judas, daß er eine kleine Zahl von Gläubigen im Land zurücklassen wird.

 

B. Prophetien der Befreiung
( Jes 7-12 )


In diesen Kapiteln richtet der Prophet seine Aufmerksamkeit auf die Befreiung, die Gott dem Volk bringen wird. Judas Befreiung von der aramäisch-israelitischen Allianz ( Jes 7,1-4 ) ist ein Vorbild seiner endgültigen Befreiung. Der Fall des assyrischen Weltreiches ( Jes 10,5-19 ), der zur "Befreiung" Judas führt, ist Vorbild für den Fall aller Heidenvölker, die sich gegen Gott und sein Volk stellen. Jesaja behauptet nicht, daß diese Befreiungen das herrliche, zukünftige Königreich hervorbringen werden. Er kündigt aber dieses herrliche Reich, das Tausendjährige Reich, an ( Jes 11 ). Es wird größer sein als alle bisherigen Reiche. In diesem Reich wird "der heilige Samen" ( Jes 6,13 ), der gläubige Überrest ( Jes 10,20-21 ), ein Lied des Dankes singen ( Jes 12 ).



1. Die Geburt des Immanuel
( Jes 7 )


Jesaja weissagt von einem Kind, das geboren wird und etwas mit der Befreiung des Volkes zu tun hat. Die Geburt des Kindes, das Immanuel genannt werden wird, hat große Bedeutung für die Linie Davids.



a. Die historische Situation
(
7,1 - 2 )


Jes 7,1-2


Rezin , der König von Aram , nordöstlich von Israel, und Pekach, König von Israel (752 - 732), hatten einen Bund miteinander geschlossen. Rezin hatte den Thron von Aram vielleicht durch einen Umsturz erhalten, von Pekach jedenfalls wissen wir dies genau. Rezin war der letzte König der Aramäer und Pekach war Israels vorletzter König. Nachdem Jerobeam II. (793 - 753) gestorben war, wurde das Nordreich zunehmend schwächer. Rezin überzeugte Pekach, ihn gegen seinen südlichen Nachbarn Juda zu unterstützen ( 2Kö 15,37; 16,5 ). Sie bedrohten daher nun Juda und wollten König Ahas durch einen Strohkönig, den "Sohn Tabeals", ersetzen ( Jes 7,6 ). Tabeal war vielleicht ein Bezirk oder auch eine Person in Aram. Die Aussicht, solch furchtbare Feinde wie Aram und Israel gegen sich zu haben, flößte vielen Menschen in Juda Angst ein. Das Haus Davids (V. 2 ) bezieht sich auf König Ahas, der aus dieser königlichen Linie stammt. Ahas war sehr erschrocken, als er von dieser aramäisch-israelitischen Allianz hörte. Ephraim , Israels größter Stamm, steht hier stellvertretend für die gesamte Nation (vgl. auch das Buch Hosea; z. B. Hos 4,17; 5,3.5.9-14 ). Das Ganze ereignete sich im Jahr 734 v. Chr. Vielleicht dachte Ahas, er könne den assyrischen König Tiglat-Pileser III. (745 - 727) zu seiner Hilfe rufen und die aramäisch-israelitische Allianz angreifen.



b. Die Gewissheit, dass Juda nicht zerstört wird
(
7,3 - 9 )


Jes 7,3


Gott weist Jesaja an, mit seinem Sohn loszugehen und König Ahas am Ende der Wasserleitung des oberen Teiches zu treffen . Dieser Teich war ein Wasserspeicher, in den das Wasser der Gihon-Quelle, nahe bei Jerusalem, floß. ( Jes 22,9 bezieht sich auf einen tiefer gelegeneren Teich.) Vielleicht befand sich Ahas dort, um die Wasserversorgung Jerusalems zu kontrollieren für den Fall eines aramäisch-israelitischen Angriffes. Die Wasserleitung war nahe der Straße zu dem Walker-Feld , gerade außerhalb der Stadtmauern Jerusalems. Von hier aus würde knapp 33 Jahre später Sanheribs Sprecher seine Herausforderung an die Einwohner der Stadt richten ( Jes 36,2 ). Der Name von Jesajas Sohn, Schear-Jaschub (was bedeutet: "ein Rest wird zurückkehren"; vgl. Jes 10,21 ), macht die Botschaft des Propheten deutlich. Das Volk von Juda wird durch diese aramäisch-israelitische Allianz nicht zerstört werden.

 

Jes 7,4-6


Jesaja überbringt Ahas die Nachricht, daß er sich vor Rezin und Pekach nicht fürchten soll, denn sie sind nur rauchende Holzscheite . Ihr Leben wird bald enden. Wie Feuerholz wird es verbrennen und zu Ende sein. Beide Männer starben zwei Jahre später (732 v. Chr.). Aram und Israel bedrohen Juda, wollten es erobern, zwischen den beiden Siegermächten aufteilen und einen Strohkönig einsetzen.


Jes 7,7-9


Aber der allmächtige Herr hat eine Antwort auf diese Bedrohung durch Aram und Israel: Er (der Angriff) wird nicht geschehen . Der Grund dafür ist, daß beide Völker nur von Menschen (V. 8 - 9 ) geführt werden. Es ist ein Stück Ironie, daß Jesaja Pekach nur ein einziges Mal beim Namen nennt (V. 1 ). Daneben nennt er ihn noch viermal den "Sohn von Remalja" oder Remaljas Sohn (V. 4 - 5.9 ; Jes 8,6 ). Er und Rezin können Gottes Plan nicht durchkreuzen.

Jesaja spricht dann die erstaunliche Prophetie aus, daß innerhalb von 65 Jahren Israel nicht mehr länger ein Volk sein wird, weil es so zerstreut ist ( Jes 7,8 ). Jesaja gab diese Prophetie im Jahr 734 v. Chr.; 65 Jahre später wäre also das Jahr 669. Als Assyrien Israel im Jahr 722 eroberte, wurden viele Israeliten in andere Länder weggeführt und Fremde kamen in das Land Samarien ( 2Kö 17,24 ). Aber 669 wurden noch viel mehr Ausländer nach Samarien gebracht durch Asenappar ( Esr 4,10 ), König von Assyrien (669 - 626). Israel wurde auf diese Weise "zerstreut", so daß es unmöglich wurde, wieder zu einem vereinigten Volk zu werden.

Der zweite Satz in Jes 7,9 wurde schon auf verschiedenste Weise übersetzt. Ganz offensichtlich war er eine Herausforderung an Ahas, zu glauben, was Jesaja ihm sagte. 65 Jahre später war Ahas natürlich nicht mehr am Leben. Aber er konnte es glauben, daß Gott beide Vorhersagen erfüllen würde: daß Israel 65 Jahre später zerstreut sein würde und daß in seinen Tagen die nördliche Allianz (Aram und Israel) Juda nicht überwältigen würde. Wenn er diesen Verheißungen jedoch nicht glaubte, dann würde auch er fallen.

 

c. Ahas lehnt ein Zeichen ab
(
7,10 - 12 )


Jes 7,10-12


Um seinen Glauben zu stärken, soll Ahas den HERRN um ein Zeichen bitten , ein bestätigendes Wunder, das Gottes Wort bekräftigt. Der König kann sich dabei jedes denkbare Wunder aussuchen, von der tiefsten Tiefe bis zur höchsten Höhe . Durch diese Art der Umschreibung, bei der zwei Extreme genannt werden, soll deutlich werden, daß alles zwischen diesen beiden Eckpunkten dazugehört. Ahas steht also ein Wunder zur Verfügung. Er muß es nur erbitten. Dann hat er die sichtbare Bestätigung, daß Jesajas Worte (V. 7 - 9 ) wirklich von Gott kommen. Ahas kann sich darauf verlassen, daß die Nord-Allianz Juda nicht besiegen wird.

Aber Ahas lehnt es ab, um ein Zeichen zu bitten. Er behauptet, er wolle Gott nicht auf die Probe stellen (vgl. 5Mo 6,16 ). Diese Antwort klingt sehr fromm, aber wahrscheinlich hat bereits der Ton, mit der er sie Jesaja gegeben hat, gezeigt, daß sie nicht ernst gemeint ist. Er glaubt Jesaja nicht. Vielleicht will er auch Jesaja nicht glauben, der ja auch von der schließlichen Zerstörung Judas geweissagt hat, wenn die Menschen nicht zu dem Herrn zurückkehrten.



d. Die Antwort des Herrn
(
7,13 - 25 )


Jes 7,13


Ahas wies nicht nur das Angebot eines Zeichens durch Gottes Boten zurück, sondern damit eigentlich den Einen, der den Propheten gesandt hatte. Das Haus Davids (vgl. V. 2 ) bezieht sich nicht auf alle Nachkommen Davids, sondern auf Ahas und jene Könige von Juda, die von ihm abstammen. Die Antwort von Ahas bezeugt sein gottloses Wesen. Er sagt zwar, er wolle Gott nicht versuchen, aber indem er es ablehnt, Gottes Anweisung zu folgen und sich ein bestätigendes Zeichen zu erbitten, versucht er ja die Geduld Gottes (und auch die menschliche Geduld).



Jes 7,14-16


Obwohl Ahas ein Zeichen ablehnt, das Jesajas Botschaft bestätigt hätte, erklärt ihm der Prophet, daß Gott ihm trotzdem ein Zeichen geben wird. Dieses Zeichen ist ein Junge mit Namen Immanuel . Drei Elemente prägen das Zeichen: (1) Der Junge wird von einer Jungfrau geboren (V. 14 ). (2) Er wird aufwachsen in einer Zeit des nationalen Elends (V. 15 ; zu Butter und Honig vgl. die Anmerkungen zu V. 22 ). (3) Während er noch ein junges Kind ist, wird die Allianz der zwei Könige zerbrechen (V. 16 ). Das Wort "Jungfrau" übersetzt das hebräische Wort ZalmCh , das zur Bezeichnung einer unverheirateten Frau im heiratsfähigen Alter benutzt wird. Es bezieht sich auf jemanden, der sexuell reif ist. Im AT kommt es nur noch vor in 1Mo 24,43; 2Mo 2,8; Ps 68,26; Spr 30,19 und Hl 1,3 und Hl 6,8 .Außerdem finden wir es noch in 1Chr 15,20 ( alamoth ) und in der Überschrift zu Ps 46 (hier könnte alamoth auch ein musikalischer Ausdruck sein). Der Name des Kindes, Immanuel, bedeutet "Gott (ist) mit uns".

Unter Auslegern gibt es hauptsächlich drei Ansichten über die Jungfrau aus Jes 7,14-16 :

1) Der Junge, von dem Jesaja schreibt, wurde, kurz nachdem Jesaja diese Botschaft ausgesprochen hatte, empfangen. Eine junge Frau, eine Jungfrau, heiratete und bekam ein Baby. Bevor dieses alt genug war, um den Unterschied zwischen Gut und Böse zu kennen, wurde die nördliche Allianz zwischen Aram und Israel zerstört. Nach dieser Sicht war die Frau zwar eine Jungfrau, als Jesaja seine Prophetie aussprach, nicht aber, als der Junge geboren wurde. Er wurde durch die sexuelle Gemeinschaft zwischen Mann und Frau empfangen. Manche meinen, dieses Kind sei Jesaja geboren worden ( Jes 8,3-4 ). Sie behaupten, daß zwischen Jes 8,1-4 und Jes 7,14-17 mehrere Gemeinsamkeiten bestehen. Dies jedoch muß abgelehnt werden, denn (a) Jesajas Frau hatte bereits ein Kind (Schear-Jaschub, V. 3 ), war also keine Jungfrau mehr, und (b) das zweite Kind von Jesaja wurde nicht Immanuel genannt ( Jes 8,3 ). Wenn diese erste Sicht von Jes 7,14-16 zutrifft, dann hätte Ahas diese Frau gekannt und von der Geburt des Kindes und seinem Namen Immanuel gehört und so gewußt, daß Jesajas Weissagungen zutreffend sind.

2) Eine zweite Gruppe von Auslegern sieht die verheißene Geburt als ausschließlich messianisch an und identifiziert die Jungfrau mit Maria, der Mutter Jesu. Es wird dabei argumentiert, daß nach Jes 7,14 die Jungfrau schwanger ist. Außerdem hat Matthäus bestätigt, daß die Geburt Jesu die Erfüllung dieser Prophetie Jesajas ist ( Mt 1,21-23 ), und so die Tatsache unterstrichen, daß die Ehe von Josef und Maria erst nach der Geburt Jesu vollzogen wurde ( Mt 1,18.25 ).

Vertreter dieser Sicht weisen darauf hin, daß Jesaja seine Prophetie ja an das Haus Davids gerichtet habe ( Jes 7,13 ), nicht nur an Ahas alleine.

Das Zeichen sei also nicht nur dem König, sondern der ganzen königlichen Linie und dem gesamten Volk gegeben worden.

Aber wenn die Erfüllung erst zur Zeit von Josef und Maria eintrat, wo ist dann der Zusammenhang mit Jesajas Behauptung zu sehen, daß die aramäisch-israelitische Allianz bald besiegt werden würde?

Und was hat die Geburt des Herrn Jesus mit dem Essen von Butter und Honig zu tun (V. 15 ) und dem Bruch der Allianz, bevor der Junge alt genug ist, Gut und Böse zu unterscheiden (V. 16 )? Vertreter dieser Sicht antworten, daß die Zeit vergleichbar ist:

Die zwei Jahre des Babystadiums Jesu (bevor er zwischen richtig und falsch unterscheiden konnte) weisen auf den gleichen Zeitabschnitt von zwei Jahren hin, innerhalb dessen die aramäisch-israelitische Bedrohung vorbei sein würde.

3) Eine dritte Sicht stellt eine Kombination dieser beiden Meinungen dar.

Sie sieht die Prophetie zunächst einmal an Ahas gerichtet und den Bruch der Allianz andeutend.

Die ZalmCh war eine Jungfrau, als Jesaja seine Botschaft verkündigte.

Dann heiratete sie und bekam ein Baby. Als der Bund zwischen Aram und Israel zerbrach, war dieses Kind noch ein kleiner Junge.

Jahrhunderte später ließ der heilige Geist Matthäus diese Stelle aus Jes 7,14 zitieren als eine Aussage, die auch von der Jungfrauengeburt spricht (d. h. die Geburt eines Kindes von einer Frau, die noch Jungfrau ist).

Damit wäre dies die erste von vielen Prophezeiungen Jesajas über den Messias. (Vgl. auch die Tabelle "Messianische Prophezeiungen im Buch Jesaja".)

 

Das Zeichen muß eine bestimmte Bedeutung für die historische Situation, in der es gegeben wurde, gehabt haben.

Es spricht nicht nur von der Geburt eines Kindes und dessen Namen (Immanuel, "Gott [ist] mit uns", sollte den Menschen Gottes Gegenwart versichern), sondern auch von einer festgelegten Zeit: Bevor der Knabe alt genug ist, um das Böse zu verwerfen und das Rechte zu wählen, wird das Land der beiden Könige verwüstet liegen.

Innerhalb von drei Jahren (neun Monate Schwangerschaft und zwei Jahre, bis der Knabe den Unterschied zwischen Gut und Böse kennt) wird das Bündnis zerbrechen. Es zerbrach 732 v. Chr., als Tiglat-Pileser III. Damaskus zerstörte. Nachdem Tiglat-Pileser Aram besiegt und Rezin dem Tod überantwortet hatte, ging Ahas nach Damaskus, um den assyrischen König zu treffen ( 2Kö 16,7-10 ). Einer der Altäre in Damaskus gefiel Ahas besonders gut.

Er ließ ein Bild davon anfertigen, um einen ähnlichen Altar in Jerusalem zu errichten. Es ist nicht verwunderlich, daß Jesaja und auch Gott über Ahas zornig waren. Auch nachdem die feindliche Allianz durch Tiglat-Pileser zerbrochen war, hatte Juda keinen Frieden. Zwar besiegte Assyrien Juda nicht, aber es mußte Assyrien große Mengen an Tribut zahlen. Jesaja kündigt diese Folgen der Haltung von Ahas an ( Jes 7,17-25 ).



Jes 7,17-19


Gott verkündet, daß er den König von Assyrien nach Juda schicken wird. Dies wird der schlimmste feindliche Angriff sein, seit die zehn nördlichen Stämme (hier Ephraim genannt; vgl. die Anmerkungen zu V. 2 ) sich von den zwei Süd-Stämmen lösten (931 v. Chr.). Von den Tagen des Ahas an wurde Juda durch das assyrische Weltreich bedrängt, dem es große Mengen an Zoll zu bezahlen hatte. Ahas wandte sich an Tiglat-Pileser, ihn von Aram und Israel zu befreien, was dieser gerne tat. Aber Tiglat-Pileser brachte Ahas Schwierigkeiten, keine Hilfe ( 2Chr 28,20-21 ). Dann, während der Regierungszeit des Hiskia, überfiel der assyrische König Sanherib Juda, das Ägypten um Hilfe bat ( Jes 30,1-5 ), und hätte es beinahe erobert, als im Jahr 701 v. Chr. Gott auf wunderbare Weise Jerusalem rettete ( Jes 36-37 ). In all dem sehen wir Gottes Hand. Denn er wird die Fliegen aus Ägypten pfeifen (d. h. ägyptische Soldaten, die so zahlreich und lästig wie Fliegen sind) und die Bienen von Assyrien (d. h. assyrische Soldaten, die so bösartig wie Bienen sind).



Jes 7,20-25


Juda wird Verlust und Demütigung erleben. Assyrien wird wie ein Schermesser Judas Haare abschneiden . Im Nahen Osten jener Zeit war es ein Zeichen der Demütigung, wenn man jemandem Haare und Bart abschnitt (vgl. Hi 1,20; Jes 15,2; Jer 47,5; 48,37; Hes 7,18; Am 8,10; Mi 1,16 ). Der Überfluß an Milch war kein gutes, sondern ein schlechtes Zeichen. Da so viele Tiere sterben werden, haben die junge Kuh und zwei Ziegen eines Landwirtes keine Jungen mehr, die sie ernähren müssen, und so haben die Menschen einen Überfluß an Milch (und daher auch Butter). Auch Honig gibt es im Überfluß, denn in den verlassenen Feldern wachsen wilde Blumen und die Bienenschwärme nehmen immer mehr zu. All dies wird das Zeichen erfüllen, das Jesaja Ahas gegeben hat ( Jes 7,15 ): Er wird Butter und Honig essen . Die Landwirte werden keine Ernte haben, weil das Land verwüstet ist. Die Weingärten werden ebenso wüst liegen wie das Ackerland, und nur Dornen und Disteln (dreimal in V. 23 - 25 erwähnt) werden wachsen. Das Land ist nur noch für Vieh und Schafe geeignet.

Zu der Zeit (V. 21 ) spricht von einer Zeit des Gerichts über das Volk von Juda. Oft bezieht sich diese Formulierung (wie z. B. in Jes 4,2 ) in eschatologischer Weise auf die letzte Gerichtszeit der großen Trübsal, kurz bevor der Messias wiederkommt, um sein Tausendjähriges Reich zu errichten. An manchen Stellen aber, wie auch hier ( Jes 7,21 ), meint sie ein Gericht, das bald über das Volk kommen wird. Dieses nahe Gericht ist ein Abbild des letzten Gerichtes, das am Ende der Zeiten kommen wird.



2. Der kommende Befreier
(
8,1 - 9,6 )


Dieser Abschnitt steht in engem Zusammenhang mit dem vorherigen Kapitel. Es geht hier um das gleiche Ereignis, die Befreiung von der aramäisch-israelitischen Allianz und die nachfolgende assyrische Invasion, die schließlich auch Juda erreichen wird. In Kapitel 7 fanden wir mehrere "negative" Aussagen: Ahas weist das Wort Gottes durch Jesaja zurück, Ahas lebt fortgesetzt im Ungehorsam, und es werden schwierige Zeiten für Juda kommen. Dieser Abschnitt hier ist eher positiv: Das Volk wird befreit werden, und diese Befreiung ist das Abbild eines noch größeren Befreiers, der eine noch größere Befreiung bringen wird.



a. Der kommende Fall von Israel und Aram
(
8,1 - 4 )


Jesaja hatte schon den Fall der aramäisch-israelitischen Allianz vorhergesagt ( Jes 7,4-17 ). Nun gibt er eine erneute Prophezeiung dieses Ereignisses. Auch diese Weissagung bringt, wie in Kapitel 7 , die Geburt eines Babys mit sich, dieses Mal für Jesaja und seine Frau, die Prophetin war. Es gibt Ausleger, die die Geburt dieses Kindes für die Erfüllung der Weissagung aus Kapitel 7,14 halten. Aber zwischen beiden gibt es doch wesentliche Unterschiede. Das Kind in Jes 8,1-4 wird nicht Immanuel genannt (vgl. Jes 7,14 ). Es wird Jesajas Frau geboren. Diese aber ist keine Jungfrau mehr, da Jesaja bereits mindestens einen Sohn hat ( Jes 7,3 ), es sei denn, die Frau in Jes 8,3 ist die zweite Frau Jesajas. Dies jedoch scheint unwahrscheinlich. Vermutlich ereignete sich diese Geburt erst einige Zeit nach der Prophezeiung in Jes 7,14 ,denn nach Jes 8,4 wird der Fall der Allianz sehr bald geschehen - bevor das Kind auch nur "lieber Vater" oder "liebe Mutter" sagen kann. Die meisten Kinder können dies jedoch schon kurz bevor oder nachdem sie ein Jahr alt geworden sind. Offensichtlich gab Gott Juda in seiner Gnade diese zweite Vorankündigung der assyrischen Zerstörung von Aram. Diese Prophezeiung wurde von mehreren wichtigen Personen beobachtet, um der Nation erneut zu beweisen, daß Jesaja für den Herrn spricht und daß seine Worte wahr sind.



Jes 8,1


Jesaja soll ein sichtbares Hilfsmittel benutzen, um die Weissagung in den Köpfen der Menschen wirklich zu verankern. Auf einer großen Tafel soll er den Namen eines Sohnes notieren, der ihm bald geboren werden wird. Der Name des Kindes soll schon angekündigt werden, bevor er empfangen wird, so daß die Gewißheit seiner Geburt deutlich wird. Sein Name, Maher-Schalal-Hasch-Bas , der längste Eigenname in der Bibel, bedeutet "schnell zum Plündern, geschwind zum Raub" (in den meisten deutschen Übersetzungen: "Raubebald-Eilebeute"). Diese Worte riefen sich die Soldaten zu, wenn sie ihre Gegner besiegt hatten und nun ausraubten. Jesajas Zuhörer, die sich an seine Weissagung über den Fall der aramäisch-israelitischen Allianz erinnerten ( Jes 7,4-17 ), werden die Bedeutung dieses Namens verstehen, wenn sie nun seinen weiteren Prophezeiungen des drohenden Gerichtes für Aram und Israel zuhören.



Jes 8,2


Gott sagt, daß Jesaja sich zwei treue Zeugen nehmen soll ( 4Mo 35,30; 5Mo 17,6; 19,15 ), die die Wahrheit seiner Worte bestätigen. Uria, der Priester, wird später in einem weniger guten Licht erwähnt (vgl. 2Kö 16, 10-16 ), als er mit Ahas bei der Änderung des Tempeldienstes, nachdem die aramäisch-israelitische Allianz zerbrochen war, zusammenarbeitete. Offensichtlich war er ein einflußreicher Priester. Secharja, der Sohn Jeberechjas, wird sonst in der Bibel mit diesem ausführlichen Namen nicht mehr erwähnt. Er könnte ein Prophet zur Zeit des Usija gewesen sein ( 2Chr 26,5 ) oder ein Levit, der bei der Tempelreinigung in den Tagen Hiskias half ( 2Chr 29,12-13 ).


Jes 8,3-4


Die Prophetin , Jesajas Frau, wird nicht mit Namen genannt. Sie wird entweder Prophetin genannt, weil sie mit einem Propheten verheiratet war oder weil auch sie die von Gott gegebene Fähigkeit, zu weissagen, besaß. Letzteres ist eher wahrscheinlich. Jesajas Sohn, Raubebald-Eilebeute , ist das Zeichen des kommenden Bruches in der aramäisch-israelitischen Allianz gegen Juda. In etwa einem Jahr und neun Monaten (neun Monate für die Schwangerschaft und bis das Kind etwa ein Jahr ist) wird Assyrien Damaskus (Arams Hauptstadt) und Samaria (Israels Hauptstadt) plündern. Dies geschah im Jahr 732 v. Chr., woraus sich für die Prophezeiung Jesajas das Jahr 734 ergibt. Wenn Damaskus und Samaria fallen, dann soll Juda zu Gott umkehren, wie Jesaja es ihnen verkündigt hat. Leider folgte Uria, einer der beiden Zeugen (V. 2 ), nach dem Fall im Jahr 732 dem Befehl des Ahas und änderte den Tempeldienst um, so daß er dem heidnischen Götzendienst in Damaskus entsprach.



b. Der kommende Überfall durch Assyrien
(
8,5 - 8 )


Jes 8,5-6


Dies Volk bezieht sich wohl auf das Nordreich Israel, denn Israel hatte das Volk Juda auf Kosten einer Allianz mit Aram unter dessen König Rezin verachtet (vgl. Jes 7,1 ). Die sanft fließenden Wasser von Siloah , auch Siloam genannt, sind dann ein Bild für die Stadt Jerusalem. Diese Wasser waren eine Quelle, die einen kleinen Wasserspeicher innerhalb von Jerusalems Mauern speiste. Das sanft fließende Wasser steht im schroffen Gegensatz zu der mächtigen Flut ( Jes 8,7 ), die das Volk zerstören wird. Zu dem Sohn Remaljas vgl. die Anmerkungen zu Jes 7,4 .Andere Ausleger verstehen "dies Volk" als Bezeichnung für Juda (das Haus von Ahas und seinen Leuten). Sie hatten Gott zurückgewiesen ("die still dahinfließenden Wasser"), und deshalb wird nun die mächtige Flut (Assyrien) über sie hereinbrechen und sie einschließen. Dann wäre die Erfüllung dieser Weissagung 701 v. Chr. geschehen, als die Assyrer Juda überfielen.



Jes 8,7-8


Weil Israel mit Aram ein Bündnis eingegangen war, wird es durch die mächtige Flut des Flusses hinweggeschwemmt werden. "Der Strom" ist eine übliche Bezeichnung für den Euphrat, der durch das assyrische Reich floß. Der König von Assyrien (vgl. Jes 7,17 ) wird das Nordreich überfluten , wie ein Fluß bei Hochwasser seine Ufer überflutet. Diese "Flut", Assyrien, wird dann auch hinein in das Land von Juda dringen (701 v. Chr.). Assyrien wird Juda bis zum Halse stehen , Juda wird also beinahe ebenfalls ertrinken.

Nun ändert Jesaja sein Bild und sieht Assyrien wie einen riesigen Vogel, dessen Flügel das ganze Land bedecken , bereit, es zu verschlingen.

Diese Botschaft wird Immanuel ("Gott [ist] mit uns") gegeben. Jesaja hatte diesen Namen benutzt ( Jes 7,14 ), als er Ahas den Jungen ankündigte, der bald geboren werden sollte als ein Zeichen, daß das Volk nicht durch die Hände von Aram und Israel untergehen wird. Nun würden die Assyrer versuchen, das Land Juda zu "ertränken". Aber das Wort Immanuel versichert den Zuhörern, daß Gott sein Bundesvolk nicht vergessen hat und bei ihnen sein wird (vgl. Jes 8,10 ). Diese Tatsache finden wir in den nächsten Versen näher beleuchtet (V. 9 - 15 ).



c. Der kommende Sieg durch Gott
(
8,9 - 15 )


Zwar wird Juda durch die assyrische Invasion beinahe besiegt werden (V. 1 - 8 ), aber dennoch mahnt Jesaja, daß Juda sich nicht fürchten soll, denn es wird den Sieg erleben.



Jes 8,9-10


Die große Wahrheit in Kapitel 7 - 9 sagt aus, daß Gott mit Juda ist. Jesaja beendet Vers 10 mit dieser Aussage - Immanuel, Gott ist mit uns. Auch wenn die Völker ein Kriegsgeschrei erheben und sich für den Kampf gegen Juda vorbereiten, werden sie nicht zu ihrem Ziel kommen. Sie werden fliehen müssen, eine Tatsache, die in Vers 9 dreimal wiederholt wird, um sie zu betonen. Obwohl sie eine sorgfältige Strategie und einen Plan für den Kampf ausarbeiten, werden sie nicht siegen, denn Gott ist mit Juda (hebr.: "Immanuel"; vgl. Jes 7,14; 8,8 ). Diese erhabene Wahrheit unterscheidet Juda von allen anderen Völkern dieser Erde. Weil Gott versprochen hat, bei seinem Volk zu sein, sollen sie nun auch den Glauben an ihn haben, wie schwierig die Umstände auch sein mögen. Er wird sie nicht verlassen. Gott und Jesaja werden auf diese Weise bestätigt und Ahas wegen seines mangelnden Glaubens getadelt (vgl. Jes 7,9 ) werden.



Jes 8,11-15


Der Herr hat versprochen, mit seinem Volk zu sein (V. 10 ), aber viele lehnen es in Israel wie in Juda ab, zu glauben, daß er sein Versprechen hält. Der Herr warnt Jesaja, nicht wie jene Menschen zu sein (V. 11 ). Dann unterstreicht Jesaja erneut, daß sich die Bevölkerung von Juda nicht vor der aramäisch-israelitischen Allianz oder der assyrischen Bedrohung, die schon am Horziont erscheint, fürchten soll (V. 12 ). Fürchten sollen sie vielmehr den Herrn Zebaoth. Er ist der Eine, dem sie mit Furcht und Schrecken (V. 13 ; vgl. die Anmerkungen zu "Furcht" in 5Mo 4,10 ) begegnen müssen. Der Herr wird für die, die an ihn glauben, ein Heiligtum sein , ein Ort der Sicherheit. Aber für jene, die nicht an ihn glauben, wird er Zerstörung bedeuten ( ein Stein des Anstoßes, ein Fels des Ärgernisses, ein Fallstrick und eine Schlinge ). Petrus zitiert einen Teil von Jes 8,14 ( 1Pet 2,8 ) und wendet es auf jene an, die Jesus Christus abweisen. Jesajas Botschaft entspricht einer Grundwahrheit des Alten Testaments. Gott verheißt, daß alle, die an ihn glauben und ihm gehorchen, gesegnet werden. Wer es dagegen ablehnt, an ihn zu glauben und ihm zu gehorchen, muß gestraft werden.


d. Die Namen, die Gottes kommende Hilfe bestätigen
(
8,16 - 18 )


Jes 8,16-18


Jesaja, der von Gott gewarnt wurde, nicht den Weg dieses Volkes zu gehen (V. 11 ), bekräftigt seine Abhängigkeit von Gott. Indem er die Offenbarung verschließt und die Weisung versiegelt, schreibt Jesaja sie fest in die Herzen der Jünger des Herrn. Da Jes 8,18 in Hebr 2,13 als Ausspruch Christi verstanden wird, meinen manche Ausleger, dies gelte für den gesamten Abschnitt 8,16-18 . Ganz sicher drückt sich in diesen Versen eine Haltung aus, die der von Jesus Christus völlig entspricht. Aber im Kontext von Jes 7-9 sind diese Worte zunächst einmal Worte des Jesaja (die der Schreiber des Hebräerbriefes dann auch auf Christus anwendet). Wir finden hier die Haltung des Propheten trotz des ganzen Widerspruches, den er um sich herum erlebt. Zweimal wird Jesajas Zuversicht in Jes 8,17 ausgedrückt. Ich will hoffen auf den HERRN , und Ich will auf ihn harren . Daß der Herr sein Gesicht verbirgt (seine Segnungen zurückhält), ist für die Menschen des Glaubens keine Überraschung. Gott zieht sich zurück, weil die meisten Juden ihm nicht folgen. Jesaja aber hat dennoch Vertrauen zu Gott. Er weiß, daß er und seine Kinder Zeichen und Symbole der souveränen Herrschaft des Herrn auf dem Berg Zion (Jerusalem; vgl. Jes 2,3 ) sind.

In welcher Hinsicht sind sie diese Zeichen und Symbole? Jeder von ihnen trägt einen Namen, der für die Zukunft des Volkes von Bedeutung ist. Jesajas Name, "Jahwe ist Rettung", erinnert daran, daß Gott sein Volk am Ende retten wird. Raubebald-Eilebeute erinnert das Volk daran, daß die aramäisch-israelitische Allianz durch die Assyrer, die diese beiden Völker besiegen werden, zerbrechen wird. Der Name Schear-Jaschub schließlich hält den Menschen die Wahrheit vor Augen, daß ein gläubiger Überrest aus der Gefangenschaft zurückkehren wird (vgl. Jes 10,21-22 ).



e. Die kommende Befreiung Judas durch Gottes Wort
(
8,19 - 22 )


Jes 8,19-22


Wieder spricht Jesaja gegen die sündigen Neigungen der Menschen. Die meisten Menschen möchten die Zukunft kennen. Selbst in Juda gab es Menschen, die sich auf heidnische Praktiken einließen und zu Medien und Spiritisten gingen, die sich darauf spezialisiert hatten, zu versuchen, Kontakt zu den Toten herzustellen (vgl. die Anmerkungen zu 5Mo 18,10-12 ). Jesaja wendet sich dagegen, zu den Toten zu gehen, um die Zukunft zu erfahren, statt den lebendigen Gott zu fragen. Das Gesetz und die Weisung (vgl. Jes 8,16 ) vielmehr sind der Ort, wo alles enthalten ist, was das Volk über seine Zukunft zu wissen braucht. Wenn ein Mensch Gottes Wort nicht beachtet, zeigt dies, daß er kein geistliches Licht besitzt (vgl. Joh 3,19-20 ). Spiritisten, Medien und jene, die bei ihnen Rat suchen, werden schließlich von Gott gerichtet werden ( Jes 8,21-22 ). In ihrer Not werden sie zu Gott aufschauen und ihn verfluchen und auf die Erde schauen, wo nur Bedrängnis auf sie wartet, und dann werden sie in die Finsternis geworfen (vgl. 2Pet 2,17 ). Wer also die Toten befragt, wird schließlich zu ihnen gehören!



f. Die zukünftige Befreiung des Volkes
(
8,23 - 9,7 )


In diesen Versen geht es um den kommenden Befreier, der in dem Volk jene Veränderungen hervorbringen wird, von denen Jesaja gesprochen hat. Das Kommen des Messias wird die Nation zu Freude und Wohlstand führen, die ihr lange Jahre gefehlt hat. Sein Kommen wird die Verheißungen an Abraham und David über den Reichtum des Königtums erfüllen. Auch hier taucht das Motiv des "Kindes" wieder auf (V. 5 ; vgl. Jes 7,14-16; 8,1-4.18 ). Dieses Kind wird aufwachsen und zu dem Befreier werden ( Jes 9,6 ); nicht zum Zeichen ( Jes 8,18 ) der Befreiung, sondern zum Befreier selbst. Er wird die Veränderungen hervorrufen, die für Wohlstand und geistliches Leben im ganzen Volk notwendig sind.



Jes 8,23


Es wird eine Zeit kommen, in der Trübsal und Finsternis ( Jes 8,22 ) eine Sache der Vergangenheit sein werden. Das Dunkel im Norden Israels war eine Folge der Zurechtweisung Gottes. Gott brachte für eine bestimmte Zeit Schmach über Sebulon und Naftali . Jesaja will mit diesen beiden Stämmen wahrscheinlich das ganze Nordreich Israel ansprechen. Dennoch ist es bemerkenswert, daß Jesus hauptsächlich in genau dieser Gegend am See Genezareth aufgewachsen ist, und auch sein anfänglicher Wirkungskreis lag hier. Seine Gegenwart "ehrte" diese Gegend ohne Zweifel. 732 v. Chr. wurde dieser nördliche Teil Israels eine assyrische Provinz unter Tiglat-Pileser III. So wurden die Menschen hier gedemütigt und in Dunkelheit geführt. Unter der heidnischen Vorherrschaft wurde diese Gegend auch das Galiläa der Heiden genannt.

Der Weg am Meer meint eine große, internationale Straßenverbindung, die durch diese Region führte. Nur an dieser Stelle benutzt die Bibel diesen Ausdruck, während er in assyrischen und ägyptischen Berichten häufig auftaucht. Die angreifenden assyrischen Soldaten kamen auf diesem Weg, als sie das Nordreich überfielen. Aus dieser Gegend wird der Messias kommen. Er wird Dunkelheit und Finsternis, die durch die heidnische Vorherrschaft gekommen sind, hinwegtun.



Jes 9,1


Mit typisch hebräischem Parallelismus beschreibt der Prophet nun, was das Kommen des Messias für diesen nördlichen Teil Israels bedeutet. Die Menschen sind in Dunkelheit (vgl. Jes 8,22 ) und in dem Schatten des Todes. Da sehen sie ein großes Licht , ein Licht leuchtet über ihnen auf. Matthäus bezieht diese Stelle auf Jesus, als er seine Predigt- und Heilungstätigkeit in dieser Region begann ( Mt 4,15-16 ).


Jes 9,2-4


Du bezieht sich wahrscheinlich auf Gott, den Vater, der das Volk aus der geistlichen Finsternis in das Licht führen wird (V. 1 ), indem er das Kind sendet (V. 5 ), den Messias. Das Licht wird ihre Freude groß werden lassen, wie die Freude bei der Ernte oder über einen gewonnen Kampf und das Austeilen der Beute . "Freude" ist ebenfalls ein Schlüsselwort bei Jesaja. Mehr als zwei Dutzend Mal taucht es im Buch Jesaja auf. Diese Freude ist die Folge des übernatürlichen Eingreifens Gottes; so wie die Befreiung des Volkes, als Gideon die Midianiter besiegte ( Ri 7,1-24; Jes 10,26 ). Es wird sein, als nähme man eine Last von seinem Rücken ( Jes 9,3 ). Zu dieser Zeit, nachdem der Messias als Kind erschienen ist, werden die Waffen vernichtet (V. 4 ), denn in seiner Herrschaft des Friedens werden diese Kriegsmittel nicht mehr benötigt (vgl. Jes 2,4 ).



Jes 9,5-6


Hier berichtet Jesaja fünf Dinge über den kommenden Messias.

1. Er wird als ein Kind geboren werden. Damit ist zugleich gesagt (durch den Parallelismus), daß dieses Kind, ein Sohn , in das Volk Israel hinein ( uns ) als ein Glied des Bundesvolkes geboren wird.

2. Er wird über Gottes Volk (vgl. Mi 5,1 ) und über die ganze Welt ( Sach 14,9 ) herrschen. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter bezieht sich symbolisch auf die königliche Robe, die der Messias tragen wird. Als König ist er dafür verantwortlich, die Nation zu regieren. Zur Zeit Jesajas waren die Führer Judas nicht fähig, über das Volk zu herrschen. Der Messias wird diese Herrschaft in rechter Weise ausüben.

3. Vier Namen umschreiben und offenbaren seinen Charakter. Er wird für das Volk ein wunderbarer (dieses Wort könnte auch mit "außergewöhnlicher" oder "einzigartiger" übersetzt werden) Ratgeber sein. Die Menschen werden ihn gerne als Autorität annehmen und auf ihn hören. Viele werden hören wollen, wie der Messias die Wege Gottes lehrt ( Jes 2,3 ). Er ist aber auch der mächtige Gott (vgl. Jes 10,21 ). Manche Ausleger und auch Übersetzungen sind der Meinung, daß dies einfach "eine gottähnliche Person" oder "ein Held" bedeute. Aber Jesaja will damit mehr zum Ausdruck bringen. Er hat ja schon davon gesprochen, daß der Messias mehr tun wird, als jeder andere Mensch kann (z. B. Jes 9,1-4 ). Jesaja hat verstanden, daß der Messias selbst auf eine Weise Gott sein wird.

Dieser Befreier wird weiter ewiger Vater genannt. Viele sind durch diesen Namen verwirrt, denn der Messias, Gottes Sohn, ist in der Dreieinigkeit ja von Gott, dem Vater, unterschieden. Wie kann der Sohn der Vater sein? Hier müssen wir mehrere Dinge beachten. Erstens ist der Messias als zweite Person der Dreieinigkeit in seinem ganzen Wesen Gott. Er trägt also auch alle Attribute des ewigen Gottes. Da Gott nur Einer ist (auch wenn er in drei Personen existiert), ist auch der Messias Gott. Zweitens wird der Titel "Ewig-Vater" benutzt, um das Verhältnis des Messias zur Zeit zu beschreiben, nicht sein Verhältnis zu den anderen Personen der Dreieinigkeit. Er ist ewig, genauso wie Gott (der Vater), der der Alte der Tage genannt wird ( Dan 7,9 ). Der Messias wird ein "väterlicher" Herrscher sein. Drittens hat Jesaja vielleicht die Verheißung an David ( 1Sam 7,16 ) über die "Ewigkeit" des Reiches im Sinn, das Gott durch Davids Nachkommen verheißen hat. Der Messias, ein Nachkomme Davids, wird diese Verheißung, auf die das Volk wartet, erfüllen.

Und schließlich wird der Messias auch Fürst des Friedens genannt, der Eine, der im Tausendjährigen Reich den Frieden bringen und erhalten wird, wenn das Verhältnis des Volkes zu Gott wieder erneuert ist. Zusammen geben uns diese vier Titel des Messias ein wunderbares Bild seines Wesens ( Jes 9,5 ist die erste der 25 Stellen, an denen im Buch Jesaja vom Frieden geredet wird).

4. Der Messias sitzt auf dem Thron Davids ( Lk 1,32-33 ). Er wird eine ewige Herrschaft des Friedens und des Rechts führen. Seine Herrschaft hat kein Ende , sie besteht für immer (vgl. Dan 7,14.27; Mi 4,7; Lk 1,33; Offb 11,15 ). Nach dem Königreich auf Erden wird er in Ewigkeit regieren. Er wird die Gerechtigkeit (vgl. Jer 23,5 ) bewahren, so wie auch seine Herrschaft mit Gottes heiligem Wesen und seinem Willen übereinstimmen wird.

5. Dies alles wird durch den Eifer des HERRN Zebaoth geschehen. Das Kommen des Tausendjährigen Königreiches hängt von Gott ab, nicht von Israel. Der Messias wird herrschen, weil Gott dies verheißen hat und eifrig darauf achten wird, daß dieses Reich kommt. Ohne dieses souveräne Handeln Gottes würde es kein Reich für Israel geben.

Ganz offensichtlich nahm Jesaja an, daß das messianische Kind, Jesus Christus, seine Herrschaft durch sein Kommen aufrichten und, wenn er erwachsen ist, in Herrlichkeit regieren wird. Wie auch die anderen Propheten wußte Jesaja nichts von der großen Zeitspanne zwischen den zwei Adventen des Messias (vgl. 1Pet 1,10-12 und die Anmerkungen zu Jes 61,1-2 ).



3. Das Exil für das Nordreich
(
9,7 - 10,4 )


Nach dieser herrlichen Beschreibung des kommenden Messias, der das Königreich für das Volk aufrichten wird und dessen Herrschaft auf ewig andauert, richtet Jesaja nun wieder das Augenmerk auf das Volk in seinen Tagen. Manche fragen sich, warum er diese Verse hier einfügt. Dies ist aber gerade charakteristisch für diesen großen prophetischen Schriftsteller, daß er die Botschaft des Gerichts mit der Botschaft des Segens ständig wechseln läßt. Im Gegensatz zu der zukünftigen Herrschaft des Messias in Recht und Gerechtigkeit ( Jes 9,5.6; 11,4; 16,5; 28,6.17; 32,16; 33,5; 42,1.3-4; 51,5 ) wurde das Israel zur Zeit Jesajas von Führern geleitet, die sich um die Menschen, die ihnen anvertraut waren, nicht kümmerten (vgl. Jes 5,7 ).



a. Israel wird wegen seines Hochmutes gerichtet
(
9,7 - 11 )


Jes 9,7


Obwohl Jesaja eigentlich für das Volk Juda schreibt, benutzt er oft das Nordreich Israel (auch Jakob genannt) als anschauliches Beispiel für die Tatsache, daß Gott sein sündiges Volk richtet. Diese Botschaft spricht von dem kommenden Gericht über den Norden. Als diese Worte niedergeschrieben wurden, hatte der Verfall des Nordreiches bereits begonnen (V. 9 a). Der kommende Fall Israels (722 v. Chr.) soll Juda warnen, daß Gott aktiv an den Ereignissen in seinem Volk beteiligt ist. Juda soll erkennen, daß auch es zerstreut wird, wenn es die Lebensweise, die für das Nordreich so kennzeichnend war, fortführt.



Jes 9,8-11


Das kommende Gericht über Israel wird überall bekannt werden. Aber dennoch wird es nicht ausreichen, um es wieder zurück zu Gott zu bringen. Ephraim, einer der größten Stämme Israels, steht oft stellvertretend für das gesamte Nordreich (vgl. Jes 7,2.17 ). Samaria ist die Hauptstadt des Nordreiches. Offensichtlich meinen die Bewohner Israels, daß sie nur einen zeitlich begrenzten Rückgang erlebten ( die Steine sind gefallen ), und in ihrem Hochmut denken sie, alles wieder aufbauen zu können. Ja, sie meinen sogar, ihr Volk noch besser werden lassen zu können, als es jemals gewesen ist. Aber hier täuschen sie sich. Sie werden durch Rezins Feinde (Rezin war der König von Aram, vgl. Jes 7,1 ,ein Verbündeter Israels) bedrängt werden. Diese Feinde kommen aus dem Osten (sie waren ebenfalls Aramäer ; Rezin war König eines Teiles von Aram) und Philister aus dem Westen (vgl. Jes 2,6 ). Gott selbst ist es, der dies tut. Aber nicht einmal dieses Gericht versöhnt den Zorn Gottes, denn die Menschen werden weiter in ihren Sünden verharren. Und so wird auch Gott sie weiter strafen. Dieser Abschnitt ( Jes 9,7-11 ) endet mit einem Refrain, der noch dreimal in den folgenden Versen wiederholt wird: Und dennoch läßt bei all dem sein Zorn noch nicht ab, und seine Hand ist noch erhoben (V. 11.16.20 ; Jes 10,4 ). Diese Wiederholung macht Gottes ungeheuren Zorn noch deutlicher und unterstreicht die Gewißheit des fortdauernden Gerichtes.

 

b. Das ganze Volk wird gerichtet
(
9,12 - 16 )


Jes 9,12


Der Prophet klagt, daß das Nordreich trotz des erlebten Leides durch die Hand Gottes noch immer nicht zu ihm umgekehrt ist . Die ständige Weigerung des Volkes, sich Gott zuzuwenden, wird das Gericht immer härter werden lassen. Israel ist wie ein kleines Kind, das sich eigensinnig weigert, seinen Eltern gehorsam zu sein, und daher noch stärker bestraft werden muß.



Jes 9,13-16


Israels Weigerung, zu Gott zurückzukehren, wird ein Gericht nach sich ziehen, das man sich schlimmer nicht vorstellen kann. Die gesamte Nation, von den Reichen bis zu den Armen, wird verworfen werden. Beide, Kopf und Schwanz (V. 13 , in V. 14 erklärt), ist eine sprachliche Figur, bei der die beiden extremen Pole angegeben werden und die alles zwischen diesen beiden Polen darin einschließt. Die Ältesten (der Kopf) und die falschen Propheten (der Schwanz), die Führer und die sich leiten lassen, die jungen Männer, die Waisen, die Witwen - sie alle sind gottlos und verdorben und werden daher von Gott gerichtet werden. Zu dem Refrain in Vers 16 b vgl. die Anmerkungen zu Vers 11 .



c. Eine Beschreibung der Verdorbenheit
(
9,17 - 20 )


Jes 9,17-20


Die Bosheit der Menschen (vgl. V. 16 ) wird als ein großes Feuer mit einer hohen Rauchfahne beschrieben. Das Gericht kommt nicht nur von Gott (V. 10 ) und von den Feinden des Volkes (V. 11 ), sondern auch von innen heraus. Die Nation zerstört sich selbst durch ihre bösen Taten. Menschen lehnen sich gegen andere auf (V. 18 ), verschlingen einander (V. 19 ), und selbst ganze Stämme liegen miteinander im Streit (V. 20 ). Zu dem Refrain von Vers 20 b vgl. die Anmerkungen zu Vers 11 .



d. Wehe den Ungerechten
(
10,1 - 4 )


Jes 10,1-4


Die korrupten Führer in Israel kehren Recht und Gerechtigkeit in ihr Gegenteil um, ganz anders als der Messias, der Recht und Gerechtigkeit aufrichten wird ( Jes 9,5-6 ). Daher verkündigt Jesaja sein Wehe (vgl. die Anmerkungen zu Jes 3,9 ) über diese Menschen. Die Leser sollen erkennen, daß dieses Wehe auf sie kommen wird, wenn sie den verkehrten Wegen ihrer Führer folgen. Israels Führer tragen eine sechsfache Schuld: (a) Sie erlassen ungerechte Gesetze und (b) unrechte Urteile . Dies ist ein abscheuliches Tun, denn die Israeliten sollten ja als Glieder in Gottes Volk, das er aus der Sklaverei in Ägypten erlöst hat, füreinander sorgen. Dann (c) berauben sie den Armen (hebr.: dal , "schwach, gebrechlich, hilflos") seiner Rechte , (d) nehmen das Recht hinweg, (e) nutzen die Witwen aus und (f) berauben die Waisen . Sie nutzen also die Hilflosen, die ihre Rechte nicht verteidigen können, zu ihrem eigenen Vorteil aus und verletzen damit Gottes Gesetz ( 2Mo 22,21; 23,6; 5Mo 15,7-8; 24,17-18 ; vgl. Jes 1,17 ). Darum wird das Volk in Gefangenschaft geführt werden ( Jes 10,3-4 ). Im Unheil, das von ferne kommt (d. h. von Assyrien), wird ihnen niemand helfen, da sie es abgelehnt haben, den Menschen, die in Not sind, zu helfen. Gottes Gericht wird in seinem Zorn über sie hereinbrechen (vgl. die Anmerkungen zu Jes 9,11 ).



4. Assyriens Fall und das Aufkommen des großen Königreiches
(
10,5 - 12,6 )


Auch in diesem Abschnitt stellt Jesaja zwei Königreiche gegenüber: das assyrische Reich und das Tausendjährige Reich Gottes. Assyrien wird fallen, weil es sich gegen Gottes Volk zu stellen gewagt hat. Zwar benutzt Gott das assyrische Reich, um Israel zu strafen, aber die Haltung, in der die Assyrer dies tun, bleibt nicht ungestraft. (Jesaja greift diesen Gedanken noch einmal in Jes 13-23 auf.) Gottes herrliches Reich wird nach dem Untergang Assyriens kommen, allerdings nicht direkt danach. Jesaja stellt diese beiden Reiche lediglich gegenüber.



a. Der Untergang des assyrischen Weltreiches
(
10,5 - 34 )


(1) Assyrien erfüllt den Willen Gottes ( Jes 10,5-11 ). Jesaja beschreibt Assyriens Aufgabe (V. 5 - 6 ) und seine Einstellung dazu (V. 7 - 11 ).



Jes 10,5-6


Gott hat Assyrien den Auftrag gegeben, Israel zu strafen. Es ist die Rute seines Zorns und der Stecken seines Grimmes . Weil Israel gottlos ist und Gott durch seine Sünde zornig gemacht hat, wird Assyrien seine Städte berauben und sein Volk wie Staub zertreten . Gott benutzt oft unerwartete Mittel zur Erreichung seiner Ziele in dieser Welt (vgl. z. B., wie er Babylon gegen Juda benutzt, was Habakuk in großes Erstaunen versetzt; Hab 1,6-17 ). Jesaja behauptet nicht, daß Assyrien göttlich sei oder daß dieses Weltreich überhaupt wisse, daß Gott es zur Erfüllung seines Vorhabens benutzt. Gott bestimmt in seiner Allmacht Assyrien als sein Werkzeug der Vergeltung.



Jes 10,7-11


Obwohl Assyrien ein Werkzeug in der Hand Gottes ist (V. 5 - 6 ), hat Gott an ihm keinen Gefallen. Bei ihrer Eroberung von Israel lassen sich die Assyrer von einer falschen Einstellung leiten. Sie verleugnen die Größe des Gottes Israels und halten Israel und Juda für Völker wie alle anderen auch. Die Assyrer haben die aramäischen Städte Kalne (vgl. Am 6,2 ), Karkemisch, Hamat, Arpad, Damaskus und Israels Hauptstadt Samaria erobert. Also folgern sie, daß sie auch Jerusalem leicht einnehmen werden. Diese anderen Städte hatten in den Augen der Assyrer größere Götter als Jerusalem. Folglich denken sie, diese Stadt müsse noch leichter zu besiegen sein (vgl. auch Jes 36,19-20; 37,12 ). Gott benutzt die Assyrer. Deren Motive aber sind rein politischer Natur. Ihnen geht es nur um die Ausdehnung ihres Reiches.



Jes 10,12-14


(2) Assyriens Strafe ( Jes 10,12-19 )

Nachdem Gott Assyrien benutzt hat, um Jerusalem zu bestrafen, wird er Assyrien wegen des Stolzes seines Königs, der in seinen hochmütigen Augen sichtbar wird, bestrafen (vgl. Ps 18,28; 101,5; Spr 6,17; 30,13 ). Die Worte des assyrischen Königs in Jes 10,13-14 machen den arroganten Stolz dieses Weltreiches deutlich. Der König ist überzeugt, daß alles, was Assyrien erreicht hat, durch seine Macht und Weisheit erreicht worden ist (viermal kommt in diesen Versen das Wort ich vor und dreimal mein ). Er nahm andere Völker und ihren Reichtum so, wie man gewöhnlich Eier aus einem Nest nahm. Niemand konnte sich seiner militärischen Macht entgegenstellen.



Jes 10,15-19


Wegen diesem Stolz des assyrischen Königs wird Gott ihn und sein Reich richten. Das Werkzeug ( Axt, Säge oder Stab ; vgl. V. 5.24 ) ist nicht höher als der, der es benutzt . Daher ist auch Assyrien, das von Gott benutzt wird, nicht höher als er. Der Herr kündigt an, daß er die assyrische Armee durch Krankheit und Feuer vernichten wird. Gott wird Assyriens Soldaten vernichten, wie ein Waldbrand Bäume vernichtet (vgl. V. 33 - 34 ). Dabei werden so wenig Bäume (Soldaten) übrigbleiben, daß selbst ein Kind sie zählen kann. Im Jahre 701 v. Chr. wurden 185 000 Soldaten, die Jerusalem belagerten, getötet ( Jes 37,36-37 ). Dann, 609 v. Chr., fiel das assyrische Reich im Kampf gegen die Babylonier. Dieser Fall des assyrischen Weltreiches ist ein warnendes Beispiel für alle, die sich gegen Gott und seine Pläne für sein Bundesvolk stellen.



Jes 10,20-23


(3) Der Überrest Israels ( Jes 10,20-23 )

Trotz des Gerichtes über Israel wird ein Überrest wieder in das Land zurückkehren und auf den Herrn (nicht auf Assyrien; vgl. Hos 5,13; Jes 7,11; 8,9 ) vertrauen. Zu der Zeit bezieht sich oft auf den letzten Tag, wenn der Herr die Gottlosen bestrafen und sein gerechtes Königreich errichten wird (vgl. Jes 4,2 ). Hier jedoch scheint es stärker das direkt bevorstehende Gericht über das Nordreich Israel durch Assyrien (vgl. Jes 10,27 ) und die Rückkehr des Überrestes aus diesem Weltreich zu meinen. Obwohl Israel viele Menschen hat, wie Sand (vgl. 1Mo 22,17; 32,13; 1Sam 17,11 ), werden nur einige wenige zurückkehren . Das Verderben wird überwältigend, aber gerecht sein und über das ganze Land (das Nordreich) kommen.



Jes 10,24-27


(4) Assyriens Joch wird weggenommen ( Jes 10,24-27 )

Nun versichert Jesaja seinen Lesern, daß das assyrische Joch von Juda genommen wird. Sie müssen sich vor den Assyrern nicht fürchten . Wenn Gott sie benutzt hat, um sein Vorhaben gegen Israel auszuführen, wird sich sein Zorn gegen Assyrien wenden, und er wird sie strafen (vgl. Jes 37,36-37 ). Dieses Handeln Gottes wird der Vernichtung der Midianiter durch Gideon ( Ri 7,1-24 ; vgl. Jes 9,3 ) und der beiden midianitischen Führer bei dem Felsen von Oreb ( Ri 7,25 ) gleichen. Gott wird Assyrien (bildlich die Wasser genannt; vgl. Jes 8,7 ) vernichten, wie er es auch damals mit Ägypten getan hat. Gott verspricht, das assyrische Joch von Juda zu nehmen (vgl. Jes 9,3 ). (5) Assyrien wird besiegt ( Jes 10,28-34 )



Jes 10,28-32


Die Invasionstruppen Assyriens werden, so verkündet der Prophet, wenn sie im Jahr 701 v. Chr. versuchen, Juda zu erobern, von Norden her kommen, und zwar werden sie bei Ajat (ein anderer Name für Ai), etwa zwölf Kilometer nördlich von Jerusalem, die Grenze überschreiten. Von hier aus dringen sie südlich nach Nob vor, etwa 3,5 Kilometer nördlich von Jerusalem. Acht der zwölf angeführten Städte sind uns mit ihrer damaligen Lage bekannt (nur Gallim, Lajescha, Madmena und Gebim nicht).



Jes 10,33-34


Assyriens Plan zur Eroberung Jerusalems wird keinen Erfolg haben. Der HERR Zebaoth ist der Eine, der die hohen Bäume (die assyrischen Soldaten und ihre Anführer; vgl. V. 18 ) beschneidet. Jesaja hat ja die Menschen in Juda bereits ermahnt, sich wegen Assyrien keine Gedanken zu machen. Gott ist auf ihrer Seite (V. 24 - 27 ). Selbst der Libanon mit seinen dichten Wäldern wird vor Gott fallen. Und Assyrien soll nicht denken, daß es entfliehen kann.



b. Gottes herrliches Reich entsteht
(
11,1 - 12,6 )


Das assyrische Weltreich wird fallen ( Jes 10,5-34 ), aber ein anderes Weltreich kommt. In diesem Abschnitt über Gottes Reich ( Jes 11,1-12,6 ) finden wir eine Beschreibung des Messias, des Königreiches selbst und des heiligen Überrestes, der in diesem Reich wohnen wird. Jesaja stellt dieses Reich Gottes dem assyrischen Reich, aber auch dem sündigen Leben des Israel seiner Tage gegenüber.



Jes 11,1


Der Herr wird die Wälder und die mächtigen Bäume niederschlagen ( Jes 10,33-34 ). Gottes Reich dagegen wird aus einem Sproß entstehen, der aus dem Stamm Isais erwächst, Davids Vater (vgl. Offb 22,16 ). Jesaja dachte dabei ohne Zweifel an Gottes Verheißung an David ( 1Sam 7,16 ), daß ein Nachkomme von ihm für immer über das Reich herrschen wird (vgl. Jes 9,6 ). Dieser Zweig , der Messias (vgl. Jer 23,5 ), wird Frucht bringen , d. h. er wird wachsen und für andere Segen bringen. Das hebräische Wort für "Zweig" ( nEQer ) ist ein anderes als das in Jes 4,2 benutzte ( QemaH ). Der Gedanke jedoch ist der gleiche. ( Y NnEq in Jes 53,2 bedeutet "zarter Sproß" und ist ein weiteres Wort für Zweig.) Er wird ein direkter Nachkomme Davids sein (vgl. Mt 1,1 ) und Gottes Verheißung aus dem Bund mit David erfüllen.


Jes 11,2-3 a


In diesen Versen werden Wesen und Werk des "Zweiges" beschrieben. Der Geist des HERRN wird auf ihm ruhen , d. h. der Heilige Geist wird die Kraftquelle sein (vgl. die Taufe Jesu, Mt 3,16-17 ) für sein Tun, das sich durch Weisheit, Verständnis, Rat, Kraft, Erkenntnis und die Furcht des HERRN auszeichnet. Die Wesensmerkmale des Heiligen Geistes werden den Messias kennzeichnen. Aufgrund seiner Weisheit, seines Verständnisses und seiner Erkenntnis ist er der wunderbare Ratgeber ( Jes 9,5 ). Jesaja spricht mehr vom Heiligen Geist als jeder andere Prophet des AT ( Jes 11,2 [viermal]; Jes 30,1; 32,15; 34,16; 40,13; 42,1; 44,3; 48,16; 59,21; 61,1; 63,10-11.14 ).

Der Messias wird in der Furcht des HERRN leben und daran Wohlgefallen haben ( Jes 11,3 ), so wie auch sein Volk dies tun sollte. Gott zu fürchten bedeutet, ihm in Ehrfurcht, Vertrauen, Gehorsam und Anbetung zu dienen. (Interessant ist, daß alle drei Personen der Dreieinigkeit in V. 1 - 2 erwähnt werden.) Der Messias wird beständig zu tun suchen, was der Vater von ihm will. Dies steht im krassen Gegensatz zu den religiösen Führern zur Zeit Jesajas, die sich nicht darum kümmerten, Gottes Wort zu befolgen.


Jes 11,3-5 (Jes 11,3b-5)


Als Herrscher der Welt wird der Messias auch die Welt richten (vgl. Jes 2,4 ). Aber er wird nicht wie ein gewöhnlicher Richter sein, der durch ungenügende Kenntnis getäuscht werden kann. Er wird unparteiisch und in Gerechtigkeit richten . Der Bedürftige und der Arme wird von ihm nicht unterdrückt, wie dies oft durch menschliche Führer geschieht ( Jes 10,1-2 ). Die Unterdrückten werden durch ihn ihr Recht bekommen, aber der Gottlose wird sterben. Seine Herrschaft zeichnet sich durch Gerechtigkeit ( Jes 11,5 ; vgl. Jes 9,6; 16,5 ) und Treue aus, als wären sie untrennbare Teile seiner Kleidung, wie Gürtel und Hüftgurt .



Jes 11,6-9


Jesaja beschreibt das gerechte Königreich, das der Messias errichten wird. Der Fluch wird aufgehoben, Friede und Harmonie werden allgegenwärtig sein. Wilde Tiere werden wieder zahm und leben mit Haustieren und Menschen zusammen. Wolf, Leopard, Löwe und Bär werden als Beispiele für solche wilden Tiere genannt, die friedlich neben Herdentieren leben ( Lamm, Ziege, Kalb, Kuh und Ochse ). Ein kleines Kind wird bei Löwen, Bären, Kobras und Vipern nicht mehr in Gefahr sein (vgl. Jes 65,25 ). Und auf dem Tempelberg (Gottes heiligem Berg ; vgl. Jes 27,13; 56,7; 57,13; 65,11.25; 66,20 ) wird keine Sünde mehr sein.

Viele Bibelausleger verstehen diese Verse bildhaft. Sie halten eine solche Veränderung in der Tierwelt nicht für möglich. Aber weil der Messias der "Gott [ist] mit uns" ( Jes 7,14 ) ist und er unter seinem Volk wohnen wird, scheint eine solche Veränderung nicht unwahrscheinlich. Der Fluch der Sünde wird in gewisser Hinsicht wieder aufgehoben, wenn auch nicht völlig, bevor nicht das Tausendjährige Reich zu seinem Ende gekommen ist und schließlich auch der Tod weggenommen wird ( Offb 20,14 ).

Eine solche Veränderung und Ruhe ist möglich, weil die Erde voll ist der Erkenntnis des HERRN ( Jes 11,9 ; vgl. Jer 31,34; Hab 2,14 ). Dies bedeutet mehr, als daß die Menschen intellektuell über Gott Bescheid wissen. Gemeint ist vielmehr, daß Menschen überall nach Gottes Prinzipien und Wort leben. Dies wird auch die Tiere nicht unberührt lassen. Wenn der Messias im Tausendjährigen Reich herrschen wird ( Jes 9,5-6 ), dann wird Jerusalem eine Vorrangstellung vor aller Welt einnehmen ( Jes 2,2 ). Juda und Israel werden wieder in das Land Israel versammelt werden und dort im Glauben und nach dem Neuen Bund leben. Das Tausendjährige Reich kann wohl heute noch nicht angebrochen sein, denn diese Dinge kennzeichnen unsere gegenwärtige Zeit nicht.



Jes 11,10


Aufgrund des Abraham-Bundes ( 1Mo 15,18-21; 17,7-8; 22,17-18 ), des Bundes mit David ( 1Sam 7,16 ) und des Neuen Bundes ( Jer 31,33-34 ) wird Israel in diesem Reich eine besondere Stellung einnehmen. Aber auch die Menschen anderer Nationen werden durch dieses Königreich gesegnet. Der Messias, der Zweig aus der Wurzel Isai (vgl. die Anmerkungen zu "Stamm Isais", Jes 11,1 ), wird auch die Nationen stärken (vgl. V. 12 ; Sach 14,9.16 ). Jesus selbst hat ebenfalls deutlich gemacht, daß viele Menschen außerhalb Israels an Gottes Reich teilhaben werden ( Lk 13,29 ). Gott hat Abraham verheißen, daß durch ihn alle Menschen auf dieser Erde gesegnet werden ( 1Mo 12,3 ). Wenn man lehrt, daß Israel aufgrund der Verheißung an Abraham in Gottes Plan einen besonderen Platz einnimmt, bedeutet dies nicht, daß nicht auch die Heiden ihren Platz darin haben.



Jes 11,11-12


In Vers 11 - 16 spricht Jesaja von der weltweiten Sammlung der Menschen aus Israel und Juda durch Gott. Er vergleicht diese Sammlung mit einem zweiten "Exodus", einem Auszug wie damals, vor etwa 700 Jahren, aus Ägypten. Dieser erste Exodus gehörte zu den entscheidendsten Ereignissen in der Geschichte Israels, denn nur drei Monate später gab Gott den mosaischen Bund und markierte dadurch den Beginn Israels als Volk.

Der Überrest wird von Gott aus dem Norden ( Hamat ), Süden ( Ägypten und Kusch ), Osten ( Assur, Elam, Babylon ) und Westen ( den Inseln des Meeres ) gesammelt - von den vier Enden der Erde . Sowohl Israel als auch Juda werden zurück gebracht (V. 12 ; vgl. Jer 31,31-34 ). Dies ist wichtig, da das Nordreich ja damals gerade in die Gefangenschaft weggeführt wurde und die Juden in den Tagen Jesajas es wohl für unwahrscheinlich gehalten haben, daß beide Teile der Nation jemals wieder vereinigt würden.



Jes 11,13-14


In jenen Tagen der Rückbringung wird Ephraim (das Nordreich) nicht eifersüchtig sein über Juda (das Südreich), und der Süden wird nicht mehr feindlich eingestellt sein gegen den Norden.

Wiedervereinigt werden sie (Israel und Juda) das Land besitzen und ihre Feinde besiegen. Die Philister bezieht sich auf den Südwesten Israels, entlang der Mittelmeerküste. Die im Osten wohnen kann die Völker Nord-Arabiens meinen (vgl. die Anmerkungen zu Hi 1,3 ) oder noch darüber hinaus gehen (vgl. die Anmerkungen zu Jes 11,11 ). Edom, Moab und die Ammoniter lagen im Süden und Osten von Israel. In der Zeit dieses Königreiches wird Israel weder durch diese noch durch andere Feinde belästigt werden (vgl. Ob 1,19 ).



Jes 11,15-16


Wenn Israel zu Beginn des Tausendjährigen Reiches in sein Land zurückkehrt, wird Gott selbst den Weg für sie bereiten. Der Golf von Suez wird austrocknen, damit die Israeliten aus Ägypten und Kusch (vgl. V. 11 ) zurückkehren können, und der Euphrat wird in flache Kanäle aufgeteilt, so daß die Menschen aus dem Osten nach Israel heimkehren können. Dieses Austrocknen der Wasser wird an den ersten Auszug erinnern, als Israel das Rote Meer (wörtl.: "Schilfmeer") trockenen Fußes durchquerte ( 2Mo 14,21-22 ). Die Rückkehr aus Assur ( Jes 11,16 ), die hier vielleicht stellvertretend für alle Orte steht, von denen der Überrest kommt, wird wie Israels Auszug aus Ägypten sein. Jesaja wußte nicht, wann dieser Exodus stattfinden wird. Vielleicht hat er gedacht, daß dies recht bald der Fall sein werde.


Jes 12,1-3


Kapitel 12 spricht von der Freude des Überrestes, wenn er in sein Land versammelt sein wird. Die zwei Strophen dieses Kapitels werden jeweils durch die Worte "Zu der Zeit wirst du sagen" eingeleitet (V. 1.4 ).

Zu dieser Zeit (vgl. Jes 10,20; Jes 11,10 ) bezieht sich auf die Zeit der Befreiung, die in Jes 11,1-12,6 beschrieben wird. Wenn die Nation versammelt ist und der Messias herrscht, dann wird der Überrest diese Worte des Lobes sprechen. Der Überrest ist von den Nationen, von denen Vers 4 spricht, unterschieden. In Vers 1 - 3 wird Gott gelobt, weil sein Zorn abgekehrt ist, Israel getröstet wurde (V. 1 ) und der Herr (die Quelle von) Stärke, Heil und Lied ist ("Heil" wird am Anfang und am Ende von V. 2 erwähnt). Israels "Heil" wird mehr sein als innerer geistlicher Friede und Befreiung. Auch Wohlstand wird dazugehören. Wasser aus den Quellen des Heils schöpfen (V. 3 ) steht bildlich für ein Leben nach den Maßstäben Gottes, das dann auch mit Freuden zur Teilhabe an den Segnungen führt, die er schenkt.



Jes 12,4-6


Der Überrest wird dem Herrn danken und einander aufrufen, unter den Völkern bekannt zu machen, was Gott getan hat . Vermutlich ist gemeint, was er an Israel und Juda getan hat. Gottes Name (sein offenbartes Wesen) soll erhoben (gerechtfertigt) werden vor der Welt, so daß die Menschen überall erkennen, daß er seine Verheißungen erfüllt. Die Menschen werden ihm für seine herrlichen Taten singen .

Der Überrest wird auch sich selbst an die Größe Gottes, des Heiligen Israels (vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,4 ), erinnern. Sie werden sich freuen in der Gewißheit, daß Gott unter ihnen ist (vgl. Jes 12,3 ). In Kapitel 12 finden wir den Höhepunkt des Gegensatzes zwischen dem Fall des assyrischen Weltreiches, das Juda in den Tagen des Jesaja bedrohte, und dem Aufkommen von Gottes herrlichem Reich, das mit Gewißheit kommen wird. Die ganze Welt wird schließlich Gottes Wahrheit erkennen.



C. Gericht über die Nationen
( Jes 13-23 )


Zwischen Kapitel 12; 13 liegt ein größerer Einschnitt, allerdings nicht so groß, wie manche Ausleger dies meinen. Auch in Kapitel 13 - 23 greift Jesaja wiederholt einige der Themen der vorhergehenden Kapitel auf: Gott bestraft Sünde auf verschiedene Arten und wird jene Nationen richten, die seinem Bundesvolk mit Hochmut begegnen. Diese Botschaften gegen neun sündige Heidenvölker oder -städte um Juda herum sind vermutlich nicht geschrieben, damit diese Völker sie lesen. Sie sollten wohl von Gottes Bundesvolk gelesen werden und ihnen zeigen, daß Gott Israels Feinde tatsächlich richten wird. Dadurch sollte Juda zugleich versichert werden, daß Gott auch sein Reich aufrichten wird.

Jesaja schrieb diese Botschaften zu einer Zeit, als Assyrien kurz davor stand, die syrisch-palästinensische Region anzugreifen. Die kommende Zerstörung durch die Assyrer würde einen ungeheuren Eindruck auf Israel und die anderen Völker des Nahen Ostens machen. Die assyrischen Angriffe kamen zu ihrem Höhepunkt, als Sanherib, der König von Assur, die Stadt Babel 689 v. Chr. einnahm und so zeigte, daß auch Babel, die größte Stadt jener Zeit, gegen die herannahenden Assyrer machtlos war. Viele Ausleger meinen, daß Jesajas Botschaft in Jes 13,1-14,27 über den Fall Babels unter das medo-persische Reich im Jahr 539 spricht. Besser scheint es jedoch, diesen Abschnitt auf den assyrischen Angriff im Jahr 689 zu beziehen. Dies paßt besser zu der assyrischen Bedrohung, von der Jesaja in Jes 7,17-8,10 geschrieben hat, und die mit den Angriffen unter der Herrschaft von Tiglat-Pileser III. (745 - 727) beginnt. (Vgl. die Tabelle "Könige des mittleren und des neuassyrischen Königreiches" zu Jon 1,2 .)

Jeder der drei großen Schriftpropheten enthält auch Prophezeiungen über Gottes Gericht an Heidenvölkern ( Jes 13-23; Jer 46-51; Hes 25-32 ). Jesaja und Jeremia reden besonders von der Zerstörung Babels (obwohl sie noch mehrere andere Völker erwähnen), während Hesekiel über das ernste Gericht Gottes gegen Ägypten spricht.

In seinen Weissagungen bewegt sich Jesaja von Babel aus westwärts bis nach Tyrus. Diese Weissagungen gehören zu den schwierigsten des ganzen Buches, und so ist es nicht verwunderlich, daß es verschiedene Ansichten der Interpretation dazu gibt. Ein Teil des Problemes liegt im Fehlen außerbiblischen Materials über die Zerstörung vieler dieser Gegenden. Jesaja spricht über die schließliche Zerstörung, die Gott über die ganze Welt bringen wird ( Jes 13,11 ; vgl. V. 6 - 9 ). Aber er scheint auch von einigen direkt bevorstehenden Zerstörungen durch die Assyrer zu reden. Assyriens ausdrückliches Vorhaben war, viele Nationen zu vernichten ( Jes 10,7 ). Der Herr wird das assyrische Reich dies tun lassen. Aber später wird er es für seinen Stolz und seine Arroganz gegen Israel und seinen Gott richten ( Jes 10,12-19 ).



1. Babel
(
13,1 - 14,27 )


a. Einführung
(
13,1 )


Jes 13,1


Dieser ganze Abschnitt ( Jes 13,1-14,27 ) wird noch einmal gesondert Jesaja, dem Sohn des Amoz (vgl. Jes 1,1 ), zugeschrieben. Dies ist wichtig, macht es doch deutlich, daß es sich um echte Prophetie handelt, die vor dem Fall Babels ausgesprochen wurde. Gerade weil viele meinen, Jes 40-66 könne nicht von Jesaja, dem Sohn des Amoz, stammen, weil er nichts hätte vorhersagen können, was noch in der Zukunft liegt, ist das entscheidend. Der Abschnitt aus Jes 13,1-14,27 zeigt, daß Jesaja tatsächlich über Ereignisse schrieb, bevor sie geschahen.

Diese Verse sind eine Weissagung . Manche Übersetzungen geben das hebräische Wort mit "Last" wieder, da es von einem Verb mit der Bedeutung "aufheben" oder "tragen" abzuleiten ist. Durch dieses Wort wird eine schwere und drückende Botschaft, die weitergegeben werden muß, bezeichnet. In den prophetischen Büchern ist dieser Ausdruck üblich ( Jes 13,1; 14,28; 15,1; 17,1; 19,1; 21,1.11.13; 22,1; 23,1; 30,6; Jer 23,33-34.36.38; Hes 12,10; Nah 1,1; Hab 1,1; Sach 9,1 [siehe die Anmerkungen dort]; Sach 12,1; Mal 1,1 ). Jesajas Weissagung betrifft Babel . Babel hat Gottes Zorn verdient, denn diese Stadt ist schon lange ein Sammelpunkt antigöttlicher Aktivitäten. Schon von ihrer Gründung an ( 1Mo 11,1-9 ) steht Babel für die Auflehnung gegen Gott. Über die Jahrhunderte, unter der Herrschaft der verschiedensten Völker, ist es ein Ort des Hasses gegen den Gott Israels gewesen. Und auch in der großen Trübsal wird dies so sein ( Offb 17-18 ).



b. Gottes Heer gegen Babel
(
13,2 - 18 )


(1) Gott stellt sein Heer auf ( Jes 13,2-5 )



Jes 13,2-5


Es geht in diesen Versen um ein Heer, das Gott gehört, denn er versammelt seine Krieger, um seinen Zorn gegen Babel auszutragen. Sie werden auf seine Befehle hören. Dieses Heer ist eine große Menge wie eine Ansammlung ganzer Völker. Sie kommen zum Krieg und versammeln sich von weit entfernten Ländern, von den Enden der Erde . Dies ist weniger eine geographische Aussage, als vielmehr ein Hinweis darauf, daß seine Soldaten aus vielen verschiedenen Ländern der Erde kommen werden. Obwohl Jesaja über militärische Ereignisse seiner Zeit schreibt, wird auch kurz vor dem Tausendjährigen Reich eine ähnliche Musterung großer Heere geschehen ( Offb 16,12-16 ).



Jes 13,6-13


(2) Der Tag des Herrn ist nahe ( Jes 13,6-13 )

Der Tag des HERRN bezieht sich auf die Zeit des Gerichtes über die gottlose Welt und/oder der Befreiung seines Volkes. (Vgl. dazu die Anmerkungen zu "Tag des Herrn" unter Größere exegetische Schwierigkeiten bei Joel.) In den Tagen Jesajas kam dieses Gericht aufgrund der ungeheuren politischen Unruhen der nächsten Jahrzehnte, die schließlich ihren Höhepunkt in dem Fall Babels durch die Assyrer (689 v. Chr.) fanden. Diese politischen Unruhen sind denen ähnlich, die mit dem Gericht Gottes verbunden sind, das, kurz bevor Gott sein Tausendjähriges Reich auf dieser Erde errichtet, über die ganze Welt kommen wird. Dieses Gericht des Allmächtigen wird den Menschen äußerste Trübsal bringen, sie kommen in Schmerzen wie eine Gebärende (vgl. Jes 21,3; 26,17; Jer 4,31; 6,24; 13,21; 22,23; 30,6; 48,41; 49,22.24; 50,43; Mi 4,9-10 ).

Der Tag des Herrn macht seinen Zorn ( Jes 13,3.13 ) über die Sünde sichtbar und wird die Sünder vernichten (V. 9 ) und die Welt für ihre Schuld und stolze Haltung gegen Gott bestrafen (V. 11 ; vgl. V. 19 ; Jes 10,5.11-12 ). Die Aussagen in Jes 13,10 über die Himmelskörper ( Sterne, Sonne, Mond ), die nicht mehr scheinen, kann man bildlich verstehen als Beschreibung der völligen Umkehrung der politischen Struktur des Nahen Ostens. Das gleiche gilt für die Himmel, die erzittern, und die Erde, die erbebt (V. 13 ); sprachliche Bilder für eine allumfassende Zerstörung. Auch bei der Beschreibung des letzten Gerichtes, das über diese Erde kommen wird, werden diese Bilder benutzt. Daß die Himmelskörper nicht mehr scheinen, finden wir in Jes 34,4; Hes 32,7; Joe 2,10;3,3-4;4,15; Sach 14,6-7; Mt 24,29 ,und Erbeben der Erde in Jes 24,18; Joe 2,10; 4,16; Hag 2,6-7.21-22. Weil so viele im Kampf sterben, werden die Menschen kostbarer sein als das seltene und wertvolle Gold von Ofir , einer Stadt, die wohl an der südwestlichen Küste von Arabien lag (vgl. Hi 22,24;28,16 ).



Jes 13,14-18


(3) Der unerbittliche Angriff ( Jes 13,14-18 )

Das von Gott gebildete Heer (V. 1 - 5 ) wird an dem Tag des Herrn, wie es in Vers 6 - 13 beschrieben wird, unerbittlich angreifen. Die von ihm Angegriffenen werden dieser Invasion völlig hilflos gegenüberstehen. Sie werden wie Antilopen und Schafe sein, Geschöpfe, die sich nicht verteidigen können und für Jäger eine leichte Beute darstellen. Menschen aus anderen Ländern, die innerhalb des assyrischen Reiches wohnen, werden versuchen, der herannahenden Zerstörung zu entfliehen (sie werden in ihre Heimatländer fliehen). Schreckliche Dinge geschehen, Tod durch das Schwert (V. 15 ), Kindesmord, Plünderungen und Vergewaltigungen (V. 16 ). Diese Zerstörung wird unerbittlich und nicht aufzuhalten sein. Die Angreifer werden auch durch Geld nicht abzuhalten sein (V. 17 ) und haben auch bei Babys (vgl. V. 16 ) oder Kindern (V. 18 ) kein Erbarmen .

Die Aussage, ich will die Meder gegen sie aufstacheln , (V. 17 ) hat unter Auslegern zu großen Diskussionen geführt. Viele nehmen an, daß Jesaja, da er von dem Fall Babels spricht (V. 19 ), in dieser Prophetie (V. 17 - 18 ) die Eroberung dieser Stadt im Jahr 539 (vgl. Dan 5,30- Dan 6,1 ) durch die Meder und Perser meint. Aber diese Sichtweise ist nicht unproblematisch. Durch die medo-persische Übernahme 539 gab es in der Stadt selbst kaum Veränderungen. Sie wurde nicht zerstört, und so ging das Leben in ihr fast gleichmäßig weiter. Jes 13,19-22 spricht jedoch von der Zerstörung Babels. Auch sind die "sie", gegen die die Meder aufgestachelt werden (V. 17 ), die Assyrer (die in V. 14 - 16 erwähnt werden), nicht die Babylonier. Es scheint also eher richtig, diesen Abschnitt auf die Ereignisse zu beziehen, die mit der Eroberung Babels durch die Assyrer im Dezember 689 v. Chr. zusammenhängen. Seth Erlandsson schreibt: "Die Geschichte der Meder, der Elamiten und der Babylonier läuft um das Jahr 700 in dem Kampf gegen die assyrische Weltmacht ineinander ... Babylon nimmt dabei von den letzten Jahren des 8. Jahrhunderts an bis zu seinem Fall im Jahr 689 eine besonders zentrale Position in diesem großen historischen Drama ein" ( The Burden of Babylon: A Study of Isaiah 13,2 - 14,23 . Lund, Schweden: C.W.K. Glerrup, 1970, S. 91 f).



c. Die nahe bevorstehende Zerstörung Babels durch Gott
(
13,19 - 22 )


Jes 13,19-22


Diese Zerstörung wird die Stadt Babel betreffen, nicht das gesamte Reich. Aufgrund ihres Stolzes (vgl. V. 11 ) und ihres Götzendienstes wird Babel durch Gott zerstört werden. Dies wird, wie schon gesagt, durch die Assyrer geschehen, Gottes Werkzeug unter König Sanherib. So wie Gott die verdorbenen Städte Sodom und Gomorra überwältigt hat ( 1Mo 19,24-25 ), so wird er auch die verdorbene Stadt Babel überwältigen. Diese Zerstörung wird gründlich sein, was durch Sanheribs Angriff auf die Stadt wirklich geschah. Jesajas Beschreibung der Verwüstung von Babel - keine Einwohner für Generationen und keine Zelte oder Herden, statt dessen Schakale, Eulen, wilde Ziegen und Hyänen - ist typisch für die Art, wie man im Nahen Osten jener Zeit den Zustand zerstörter Städte beschrieb (Erlandsson, The Burden of Babylon , S. 118). Jes 13,20 a kann aus dem Hebräischen übersetzt werden: "Sie wird für eine lange Zeit nicht bewohnt werden, und man wird Generationen über Generationen lang nicht in ihr leben." Einige Jahre nach dieser Zerstörung wurde Babel von Sanheribs Sohn Esarhaddon (681 - 669 v. Chr.) wieder aufgebaut. Dies alles geschah noch vor dem Entstehen des Neu-Babylonischen Reiches 626 und seiner Eroberung durch Medo-Persien 539. Am Ende wird Babel noch einmal erbaut und von Gott ein letztes Mal zerstört werden ( Offb 18 ; vgl. die Anmerkungen zu Jer 50,1-51,58 ). Jesaja war überzeugt, daß die Zerstörung, über die er schrieb, bald kommen würde ( ihre Zeit wird bald kommen ). Sie kam 689 v. Chr. (siehe die Anmerkungen zu Jes 14,3-4 a).



d. Gottes Mitleid mit Israel
(
14,1 - 2 )


Jes 14,1-2


Der Fall Babylons (und anderer Nationen; Jes 14,24-21,17;23 ) wird Gottes Volk zeigen, daß er auf ihrer Seite steht. Trotz der Zerstörungen, die über das Volk Israel kommen werden, wird Gott Mitleid haben. Er wird sich die Nation wieder als sein Volk erwählen, wie er es damals am Berg Sinai getan hat. Jakob und Israel beziehen sich hier vermutlich auf alle zwölf Stämme (wie in 2Mo 19,3 ). Gottes Erwählung von Israel (und von Juda, Jerusalem, David und Salomo) ist ein zentrales Thema im Alten Testament (vgl. 5Mo 7,6 ), besonders in 1. und 2.Chronik und in den Psalmen ( 1Chr 16,13; 28,4-5.10; 29,1; 2Chr 6,6.34.38; 7,12; 12,13; 33,7; Ps 33,12; 47,5; 78,68.70; 89,4; 105,6.43; 106,5; 132,13; 135,4 ). Die Tatsache, daß Nicht-Israeliten ( Fremde ) sich zu Israel halten werden, wird in der Bibel ebenfalls häufig erwähnt ( Jes 56,6; 60,10; 61,5 ). Israels Rolle wird sich umkehren ( 14, 2 ): statt daß die Israeliten als Gefangene anderer Völker im Exil leben, werden nun andere Völker Israel dienen. Israel wird die führende Rolle übernehmen.

 

e. Ein Spott gegen Babel
(
14,3 - 21 )


(1) Der Tyrann wird besiegt ( Jes 14,3-8 )



Jes 14,3-4 a


In den Versen 3 - 21 finden wir ein Spottlied , das von den Menschen gesungen wird, die von der Furcht vor dem König von Babel befreit worden sind. Das Thema dieses Liedes ist, daß die Menschen erstaunt sein werden über diesen großen König, der wie die Könige anderer Städte vom Thron gestürzt werden wird. Die Menschen freuen sich über seine Entthronung, denn sie haben in Furcht vor ihm gelebt.

Wer ist dieser König von Babel? Viele Ausleger sehen in ihm den Satan, die letztliche Personifizierung des Stolzes. Tertullian (ca. 160 - 230 n. Chr.) und Gregor der Große (ca. 540 - 604) haben diese heute weitverbreitete Sicht als erste gehabt. Obwohl die Verse 12-14 diese Ansicht zu bestätigen scheinen, finden wir in den anderen Versen dieses Kapitels wenig Hinweise darauf. Zwar meinen viele, daß die Verse 12 - 14 von dem Eintreten der Sünde in den Kosmos durch den Fall Satans sprechen. Aber dieses Thema scheint dem Kapitel eher aufgepfropft. ( Hes 28,12-19 dagegen spricht tatsächlich von Satans Fall; vgl. die Anmerkungen dort).

Viel natürlicher ist es, den stolzen Tyrannen mit Sanherib (705 - 681) gleichzusetzen. Zwischen der Beschreibung des Tyrannen in Jes 14 und dem Fluch gegen Sanherib in Jes 37,21-29 gibt es erstaunliche Parallelen. Aber war Sanherib nicht König von Assyrien, statt König von Babel? Er herrschte über beide als König, denn seit dem Ende des 10. Jahrhunderts v. Chr. war Babylon ein Vasall von Assyrien. Hin und wieder lehnte sich der Vasallen-König von Babylon gegen den Herrscher von Assyrien auf, aber 728 wurde Tiglat Pileser III., Assyriens kampflustiger Herrscher von 745 bis 727, als König von Babel gekrönt. Ninive war zwar weiter die Hauptstadt des Reiches, aber Babel wurde zum Zentrum seines kulturellen Lebens. Durch diese Einverleibung wurde der Götzendienst für den babylonischen Gott Marduk in Assyrien sehr populär. Sargon II. (722 - 705) und Sanherib (705 - 681), spätere assyrische Herrscher, nannten sich Könige von Babel. Nachdem Sargon II. 705 starb, gab es im assyrischen Reich große Unruhen. Die Elamiten setzten Mushezib-Marduk über Babylon (692 - 689). Er verbündete sich mit mehreren umliegenden Völkern, darunter auch den Medern. Um diese Rebellion in Babel zu unterwerfen, marschierte Sanherib 689 mit seinen Truppen dort ein und zerstörte es. Er ließ sogar über die Ruinen große Mengen an Wasser schütten, um so die Stadt zu verwüsten (Erlandsson, The Burden of Babylon , S. 91). Aber nur wenige Jahre später wurde sie von Sanheribs Sohn und Nachfolger Esarhaddon wieder aufgebaut.

Der heimtückische Mord an Sanherib ( 2Kö 19,37 ), acht Jahre nachdem er Babel zerstört hatte, versetzte die umliegenden Nationen, besonders natürlich Juda, in große Freude und gab ihnen Ruhe. (Sanherib war auch der König gewesen, der zwölf Jahre zuvor, 701 v. Chr., versucht hatte, Jerusalem zu besiegen; Jes 37; 2Kö 18,12-19,36 .)

 

Jes 14,4-8 (Jes 14,4b-8)


Der eine, dessen Toben enden wird, ist der Unterdrücker, der Menschen niedergeschlagen und Nationen unterworfen hat. Sein Tod wird Frieden und Freude ( Singen ) für die ganze Region bringen. Diese Ruhe wird bildlich durch die großen Zedern des Libanon zum Ausdruck gebracht, die nun keiner Gefahr mehr ausgesetzt sind. Sie werden nicht mehr niedergeschlagen , um Tribut für Sanherib zu beschaffen.


Jes 14,9-11


(2) Der Tod des Tyrannen ( Jes 14,9-11 )

Das Totenreich ( S+?Nl ) wird wie ein großer Thronsaal beschrieben, in den die Führer und Könige der Erde kommen, wenn sie sterben. Der Tyrann (Sanherib) wird schon als gestorben betrachtet. Er ist bereits bei den Königen im Totenreich. Das Erstaunen über das Schicksal dieses großen Königs, dessen Glanz sie alle überragt hat, läßt sie erschrecken. Ja, sein Kommen bringt sie dazu, von ihren Thronen aufzustehen (als säßen sie im Totenreich auf Thronen), um ihn zu grüßen. Sie sind erstaunt, daß er schwach geworden und tot ist wie sie. Er, der in Pracht mit Musik (Harfen) gelebt hat, ist nun dem Vergänglichen unterworfen. Maden und Würmer zerfressen seinen Körper im Grab.


Jes 14,12-15


(3) Hochmut und Fall des Tyrannen ( Jes 14,12-15 )

Mit seiner militärischen Macht hat dieser große König die Nationen niedergehalten. Phönizien, Ägypten, Moab, Edom, Zilizien, große Teile von Juda und das nördliche Arabien waren ihm unterworfen. Aber er wird wie ein Morgenstern fallen. Das Funkeln eines Sternes in der frühen Morgendämmerung verschwindet ganz plötzlich, wenn die Sonne aufgeht. Sanherib hielt sich aufgrund seiner großen Macht für göttlich. Aber er wird sich, ganz im Gegenteil dazu, plötzlich im Totenreich befinden. Im Nahen Osten jener Zeit hatten die Könige höchste Macht. Viele wurden von ihren Untergebenen als Götter angebetet. Die Menschen, die diesen Tyrannen verspotteten, stellten ihn sich vor, wie er sich selbst göttliche Wesenszüge beimaß. Er stieg auf zum Himmel über die Sterne und wurde auf einen Thron gesetzt auf dem heiligen Berg . Hier wird der Glaube mehrerer semitischer Stämme deutlich, die den Wohnsitz der Götter auf dem Berg Zafon vermuteten. "Heiliger Berg" ist die Übersetzung von QAPNn (wörtl.: "der Norden"). Indem er diesen Berg bis über die Wolken hinaufstieg, wollte er sich selbst wie Gott, den Allerhöchsten , machen. (Die Sprache ist hier natürlich übertreibend.) Aber er wird herunter gebracht werden, zur tiefsten Grube (die Grube ist ein Synonym für das Grab). Nichts kann ihn vor dem Tod und dem Verfall im Grab retten.



Jes 14,16-21


(4) Eine Lektion, die aus dem Untergang des Tyrannen zu lernen ist ( 14, 16 - 21 )

Aus dem Tod dieses Großen kann man lernen, daß alle Könige, wie unbesiegbar sie auch scheinen mögen, doch schließlich abtreten müssen. Die Menschen werden Sanheribs Schicksal verspotten und es kaum noch für möglich halten, daß er es war, der jeden aus Furcht zum Zittern gebracht, der Städte zerstört und so viele Menschen gefangengenommen hat (V. 16 - 17 ). Bei seinem Tod wird er nicht einmal ein angemessenes Begräbnis erhalten wie die meisten Könige, die in Ehren ruhen (V. 18 ). Er wird hingeworfen , durch das Schwert getötet und mit Füßen zertreten werden (V. 19 ). Sanherib wurde durch seine Söhne Adrammelech und Sarezer ermordet, die dann doch nicht seinen Platz als Regenten einnehmen konnten ( sie werden nicht aufstehen, um das Land zu besitzen , V. 21 ), weil sie um ihr Leben laufen mußten ( 2Kö 19,37 ).



f. Babels Zerstörung durch Assyrien
(
14,22 - 23 )


Jes 14,22-23


Nach dem Spottlied der Leute (V. 4 - 21 ) bestätigt der Herr Zebaoth, daß die Menschen von Babel vernichtet werden (V. 22 ). Die StadtBabel wird, von Assyrien in Trümmer verwandelt (689 v. Chr.), ein verlassener Ort für Eulen werden (vgl. Jes 13,20-22 ). Sanherib beschreibt Babel, nachdem er es zerstört hat, mit ganz ähnlichen Worten. Auch hier geht es vermutlich um diese Zerstörung, nicht um die Übernahme der Stadt durch das medo-persische Reich im Jahr 539 v. Chr. (vgl. die Anmerkungen zu Jes 14,3-4 a), da dieser zweite Angriff die Stadt nicht zerstörte.



g. Assyriens Untergang
(
14,24 - 27 )


Jes 14,24-27


Viele Ausleger halten diese Verse für einen eigenen Abschnitt. Besser jedoch ist es, sie als Teil der Weissagung zu sehen, die in Jes 13,1 beginnt. Zwar wird der Herr das assyrische Weltreich benutzen, um seine Ziele zu erreichen, aber letztlich wird er dieses Reich hart richten ( Jes 10,519 ). Assyriens Plan, Jerusalem zu zerstören, wird zunichte gemacht ( Jes 10,7 ), aber Gottes Plan wird ausgeführt werden ( Jes 14,24 ). Er wird die Assyrer in seinem Land, auf seinen Bergen zerschlagen (V. 25 ). Vermutlich bezieht sich diese Aussage auf das große Blutbad in der assyrischen Armee, als diese Jerusalem belagerte ( Jes 37,36-37 ). Weil Gott über alle Nationen souverän die Kontrolle behält, kann nichts seine Pläne hindern und seine Hand zurückhalten ( Jes 14,27 ).



2. Die Philister
(
14,28 - 32 )


Jes 14,28-32


Diese Weissagung richtet sich, obwohl sie über die Philister spricht, an Juda (vgl. V. 32 ). Jesaja empfing die Weissagung (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,1; Sach 9,1 ) von Gott in dem Jahr, in dem König Ahas starb (vgl. Jes 6,1 ; "in dem Jahr, in dem König Usija starb"), 715 v. Chr. Gott verurteilt darin die Städte der Philister, die sich für sicher vor der Zerstörung halten. Sie freuen sich, daß der Stock, der sie schlug, zerbrochen ist . Vermutlich bezieht sich dies auf Assyrien, nicht auf Israel oder auf Ahas, den König von Juda. Aschdod, die Philisterstadt, und Juda hatten sich gegen Assyrien aufgelehnt. Aber 711 v. Chr., nur vier Jahre nach dieser Weissagung, besiegten die Assyrer Aschdod und machten das Gebiet der Philister zu einer assyrischen Provinz. Dies geschah unter Sargon II. (722 - 705; vgl. Jes 20,1 ). Deshalb also fühlten sich die Philister in Sicherheit ( Jes 14,30 ). Aber sie werden durch Hungersnot und durch das Schwert besiegt werden. Die Philister sollen heulen, denn Assyrien kommt wie eine unkontrollierbare Rauchwolke. Zion (Jerusalem) dagegen soll sich nicht fürchten, denn sie wird in der nächsten Zeit nicht fallen (erst 586 unter Babylon).



3.Moab
( Jes 15-16 )


Eine der wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit dieser Prophetie ist, wann sie geschrieben wurde. In dem Schlußabschnit ( Jes 16,13-14 ) sagt Gott, daß das Gericht "innerhalb von drei Jahren" über Moab kommen werde. Die verschiedenen Ansichten, auf was sich dies bezieht, werden in der Auslegung dieser Verse behandelt.

Jahrhundertelang war Moab, östlich des Toten Meeres, ein Feind Israels gewesen. Während der Wüstenwanderung Israels verführten moabitische Frauen Israels Männer ( 4Mo 31,15-17 ). Während der Richterzeit wurde Israel 18 Jahre lang von Moab unterdrückt ( Ri 3,12-14 ). Saul kämpfte gegen Moab ( 1Sam 14,47 ), und David besiegte es ( 1Sam 8,2.12 ). Salomo ließ sich von seinen Frauen dazu bringen, dem moabitischen Gott Kemosch einen Altar zu bauen ( 1Kö 11,7.8 ). Mescha, König von Moab, mußte Ahab, dem König Israels, einen Tribut bezahlen ( 2Kö 3,4 ). Nachdem Ahab gestorben war (853 v. Chr.), rebellierte Mescha gegen Joram (der auch Jehoram genannt wird), wurde aber geschlagen ( 2Kö 3,5-27 ). Die hier in Jes 15-16 beschriebene Zerstörung von Moab ließ die Moabiter unter dem assyrischen Druck nach Süden, zu den Edomitern, fliehen.



a. Die Niederlage Moabs
( Jes 15 )


(1) Klagelied über Moab ( Jes 15,1-4 )



Jes 15,1-4


In Kapitel 15; 16 erwähnt Jesaja die Namen verschiedener Städte und Ortschaften von Moab. Ar und Kir waren schon zerstört, bevor Jesaja seine Botschaft niederschrieb. Wir wissen nicht, wo diese Städte genau gelegen haben, aber es könnte in der Nähe des Südendes des Toten Meere gewesen sein. Dibon (das heutige Dhiban) gehörte zu den wichtigsten Städten Moabs. Nebo , nicht zu verwechseln mit dem Berg Nebo, ist entweder das heutige Khirbet Ayn Musa oder Khirbet el Mukkayet. Medeba wird heute Medaba genannt. Wenn jemand sein Haupt scherte (vgl. Hi 1,20; Jer 47,5; Hes 7,18; Am 8,10; Mi 1,16 ) und seinen Bart abschnitt, so war dies ein Zeichen äußerster Demütigung ( Jes 7,20; Jer 48,37 ). Wer Sackleinen trug, jene rauhen, schwarzen Stoffe, der zeigte damit seinen inneren, trauernden Zustand (vgl. auch die Anmerkungen zu Jes 3,24 ). Hier beweinen die Moabiter ihre letzten Städte. Die Menschen in Heschbon und Elale (vgl. Jes 16,9 ), im Norden Moabs, trauern. Selbst die Soldaten der Moabiter weinen, weil sie nicht in der Lage sind, ihre Städte zu verteidigen.


Jes 15,5-9


(2) Moab flieht vor dem Feind ( Jes 15,5-9 )

Jesajas Herz ist durch dieses Elend der Moabiter gefühlsmäßig verstört (vgl. die ähnlichen Stellen in Jes 21,3-4; 22,4 ). Die Moabiter fliehen vor den angreifenden Assyrern und ziehen nach Süden zu den Edomitern. Zoar war die nördlichste Stadt Edoms, direkt am Südende des Toten Meeres. Wo Eglat-Schelischija lag, wissen wir nicht, aber vermutlich war es eine Stadt in der Wüstenregion. Auch Luhit ist uns unbekannt, steht aber grammatisch neben Horonajim (vgl. Jer 48,34 ), das im Süden Moabs gelegen war. Die Wasser von Nimrim ( Jes 15,6 ) bezieht sich vermutlich auf das Wadi en-Numeirah im Süden von Moab. Da es ausgetrocknet ist, ziehen die Flüchtlinge weiter nach Süden, über den Weidenbach (wahrscheinlich an der Südspitze des Toten Meeres). Das Klagen geht bis nach Eglajim und Beer-Elim (deren Lage uns bisher nicht bekannt ist, vielleicht nahe der Südgrenze Moabs?). Es kann sein, daß unter Dimon (V. 9 ) das heutige Dibon gemeint ist (wie einige Übersetzungen angeben). Das Wasser dort ist voller Blut, was auf viel Tod und Zerstörung in dieser Region hinweist. Aber dennoch ist das Blutvergießen nicht vorbei. Noch mehr Schrecken steht vor der Tür. Es ist, als würden die Überlebenden unablässig von einem Löwen gejagt.



b. Schutz für Israel
(
16,1 - 5 )


Jes 16,1-5


Mitten in dieser Zerstörung, die über Moab kommen wird, findet man in Israel Schutz. Die Moabiter sind den ganzen Weg nach Süden bis in die Festungen der Edomiter (wie z. B. Sela , etwa 80 Kilometer südlich der Grenze zu Moab) geflohen. Wirklich sicher jedoch wären sie gewesen, wenn sie nach Jerusalem (die Tochter Zions ; vgl. Jes 1,8 ) gegangen wären, indem sie Lämmer als Tribut vor sich hergeschickt hätten. Jesaja kann dies sagen, denn es war ja bereits von Gott offenbart worden, daß Jerusalem vor der Zerstörung durch Assyrien bewahrt bleiben wird ( Jes 10,24-34 ). Verstört wie Vögel bitten die Frauen von Moab um Schutz und Hilfe ( Jes 16,2-4 a). Aber Gott hat es schon versprochen: Am Ende wird der Zerstörer - auch der Unterdrücker und der Angreifer genannt - selbst zerstört werden (vgl. Jes 14,4-5 ). Gott wird in seiner Liebe ( HeseD , andere Übersetzungen haben hier "Treue") darauf achten, daß der Eine aus dem Hause Davids , der Messias, auf Davids Thron sitzen ( 1Sam 7,16 ) und die Welt gerecht richten wird (in Recht und Gerechtigkeit , ein häufiges Thema im Buch Jesaja; vgl. Jes 9,6; 11,4; 28,6; 32,16; 33,5; 42,1.3-4; 51,5 ). Nur durch Juda kann dies erreicht werden. Die Kraft Moabs ist dafür offensichtlich nicht ausreichend.



c. Der Stolz Moabs
(
16,6 - 12 )


Jes 16,6-12


Jesaja macht den Stolz und Mutwillen von Moab offenbar (vgl. Assyriens Stolz, Jes 13,11 ). Die Menschen von Moab hätten ihre Machtlosigkeit gegenüber Assyrien erkennen und sich durch ihren Nachbarn Israel zu Gott wenden sollen. Aber das wollen sie nicht. Weil sie so stolz sind und meinen, daß sie Gott nicht brauchen, wird die Fruchtbarkeit ihres Landes aufhören ( Jes 16,7-10 ). Mehrere Worte deuten an, daß es bei dieser Fruchtbarkeit hauptsächlich um Trauben geht: Rosinenkuchen (eine Delikatesse; vgl. 1Chr 12,41; Hos 3,1 ) von Kir-Heres (vgl. Jes 16,11 ), einer anderen Stadt in Moab, vielleicht die gleiche wie Kir in Jes 15,1 , Weinstock von Sibma ( Jes 16,8-9 ), edle Reben, Weingärten (V. 8.10 ). Ernten (V. 9 ) und Obstgärten (V. 10 ) deuten daneben noch auf andere Früchte hin. (Zu Heschbon und Elale in V. 9 vgl. Jes 15,4 .) Die angreifende Armee und die Dürre, die ebenfalls kommen wird, lassen Moab keine Chance zum Überleben. Jesaja hat tiefes Mitgefühl mit Moab ( Jes 16,11 ; vgl. Jes 15,5 ), sein Herz antwortete auf ihr Elend, wie die Saiten einer Harfe klingen, wenn sie gezupft werden. Auch Moabs religiöses Ritual, auf ihren Altären zu opfern und bei ihren Heiligtümern zu beten, wird nicht helfen und Gottes Gericht nicht aufhalten ( Jes 16,12 ).

 

d. Die Zerstörung von Moab
(
16,13 - 14 )


Jes 16,13-14


Moab hat bereits viel gelitten. Nun kündigt der Prophet an, daß innerhalb von drei Jahren noch weitere Zerstörungen kommen werden. Diese Zeit wird genau eingehalten werden, so wie ein Sklave die Jahre zählt, bis seine Sklaverei ein Ende hat. Diese Verse sind denen in Kapitel 7 ähnlich, wo Jesaja Ahas mitteilt, daß die aramäischisraelitische Allianz in wenigen Jahren auseinanderbrechen wird. Vielleicht ist diese Weissagung gegen Moab etwa zur gleichen Zeit niedergeschrieben worden und deutet auf Tiglat-Pilesers kommende Invasion von Moab im Jahr 732 hin (nachdem er Aram besiegt hatte). Oder Jesaja sagt, daß Moab innerhalb von drei Jahren (701) von Sanherib angegriffen werden wird, wenn dieser nach Juda einmarschieren wird. Jesajas Zeitgenossen konnten die Ereignisse ihrer Zeit beobachten, um zu sehen, ob der Herr wirklich durch ihn redete. Wenn sie dann sahen, daß seine Worte eintrafen, dann konnten sie auch wissen, daß seine Botschaft der Errettung für Juda ( Jes 16,5 ) ebenfalls wahr werden wird.


4. Damaskus
(
17, 1 - 11 )


Jes 17,1-3


Diese Weissagung (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,1 ) in Jes 17,1-11 richtet sich gegen Damaskus , die Hauptstadt von Aram. Das Nordreich Israel hatte sich gegen die assyrische Bedrohung mit Aram verbündet ( Jes 7,2 ). Hier ( Jes 17,1-11 ) schreibt Jesaja noch einmal, daß Aram und Israel durch die Assyrer besiegt werden (vgl. Jes 8,4 ).

Damaskus wird ein Ruinenhaufen werden und nicht mehr länger eine Stadt sein. Manche Übersetzungen schreiben in Vers 2 aufgrund einiger griechischer Manuskripte der Septuaginta, daß Damaskus und "ihre Städte verlassen sein werden für immer". Der hebräische Text bedeutet: "die Städte von Aror". Aror jedoch war eine Stadt in Moab, so daß diese Lesart nur schwierig zu verstehen ist. Wenn Damaskus und alle umliegenden Städte verlassen sind, werden Tiere darin wohnen ( Jes 17,2 ). Ephraim, das für Israel steht, und Damaskus, das für Aram steht (vgl. Jes 7,8 ), werden besiegt ( Jes 17,3 ). Assyrien besiegte Aram 732 und Israel 722 v. Chr.



Jes 17,4-6


Dies ist der erste von drei Abschnitten, die mit den Worten zu der Zeit beginnen. Die anderen beiden sind die Verse 7 - 8 und die Verse 9-11 . Es geht dabei um die Zeit, in der Gottes Zorn seine Feinde treffen und dann sein Segen über sein Volk ausgegossen wird. An manchen Stellen haben diese Worte eschatologischen Charakter (und meinen dann die große Trübsal vor dem Beginn des Tausendjährigen Reiches), an anderen dagegen beziehen sie sich auf die gegenwärtige Situation. In den Versen 4.7.9 wird in ihnen angesprochen, worum es Jesaja in dem ersten Teil seines Buches besonders geht - der Überfall auf Aram und Israel durch das assyrische Heer. Aufgrund dieser Invasion wird Israel Problemen gegenüberstehen, die zu vergleichen sind mit einem Menschen, dessen Fett am Körper schwindet (V. 4 ), einem abgeernteten Feld (V. 5 ) oder einem Feigenbaum (V. 6 ) nach der Ernte. Das Tal von Repham (vgl. Jos 15,8; 18,16 ) war eine fruchtbare Gegend westlich von Jerusalem. Hier hatte David zweimal die Philister besiegt ( 2Sam 5,18-20.22-25 ). So wie ein paar Oliven, die an den höheren Zweigen eines Olivenbaumes hängengeblieben sind, werden nur einige wenige Menschen übrigbleiben, die meisten jedoch werden erschlagen.


Jes 17,7-8


Wenn Israel durch die Assyrer angegriffen wird, dann werden Gottes Leute auf ihren Schöpfer schauen , um den Heiligen Israels zu sehen (vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,4 ). Angesichts von Terror und Leid des Krieges werden sie die Unmöglichkeit ihres Götzendienstes erkennen. Die Altäre sind jene, die für diese Götzen errichtet wurden, nicht jene für den lebendigen Gott. Die Bilder der Aschera sind hölzerne Symbole der Aschera, einer kanaanäischen Fruchtbarkeitsgöttin und Begleiterin von Baal. Im Nordreich Israel, in dem der Baalsdienst weit verbreitet war, gab es viele, die Aschera anbeteten. Unter dem assyrischen Angriff jedoch wird Israel erkennen, daß nur der Herr allein sie retten kann.



Jes 17,9-11


Damaskus und seine befestigten Städte werden als Folge des Gerichtes an diesem Tag (vgl. die Anmerkungen zu V. 4 ) verlassen werden, und Dickicht und Dornenbüsche werden dort wachsen. Wegen ihrer Untreue gegenüber dem wahren Gott und weil sie ihn vergessen haben, werden ihre Anstrengungen, Wein anzupflanzen und eine Ernte zu bekommen (als ob sie sicher wären wie in Friedenszeiten), vergeblich sein. Die Pflanzen werden krank werden, und die Menschen werden Schmerzen haben.



5. Das Land voll schwirrender Flügel
(
17,12 - 18,7 )


Jes 17,12-14


Viele Ausleger rechnen die Verse 12 - 14 noch zu dem vorausgehenden Abschnitt. Das in Vers 12 mit Ha wiedergegebene Wort ist im Hebräischen jedoch das gleiche wie das mit "Wehe" übersetzte in Jes 18,1 ( hNy ). Dies scheint darauf hinzuweisen, daß Jes 17,12-14 zu Kapitel 18 gehört.

Die wütenden Nationen ( Jes 17,12 ; vgl. Ps 2,1 ) sind wie das Brüllen tosender Wasser . Diese Menschen sind die Assyrer, die Gott benutzt, um sein Volk zu strafen. Offensichtlich meint "die Nationen" (Pl.) hier das in jenen Tagen dominierende Volk Assyrien. Wenn Gott sie (die Assyrer) bestrafen wird, werden sie wie Spreu (vgl. Jes 29,5 ) werden, der leichte und wertlose Teil des Korns, der von einem Windhauch weggeblasen wird. Obwohl die Assyrer den Schrecken am Abend bringen, werden sie vor dem Morgen bereits verschwunden sein. Genau so geschah es mit der assyrischen Armee ( Jes 37,36-37 ). Viele Städte in Juda hatte das assyrische Heer geplündert, aber dann starben in einer Nacht 185 000 Soldaten.



Jes 18,1-2


Die Botschaft von Kapitel 18 richtet sich an das Land voll schwirrender Flügel , das Volk von Kusch . (Zu dem Wort Wehe vgl. die Anmerkungen zu "Ha" in Jes 17,12 und zu Jes 3,9 .) Die schwirrenden Flügel könnten sich auf Heuschrecken beziehen. Zu Kusch gehörte das heutige Süd-Ägypten, der Sudan und Nord-Äthiopien. Offenbar hatte Kusch Botschafter in schnellen Papyrus-Booten (vgl. Hi 9,26 ) mit dem Vorschlag nach Israel gesandt, ein Bündnis gegen Assyrien einzugehen. Die Kuschiten, ein Volk mit großen und schrecklichen Menschen, sprachen eine Sprache, die für die Hebräer fremd klang, da sie nicht semitischen Ursprunges war. Wie Ägypten ist auch Kusch durch Flüsse zerteilt (vgl. Jes 18,7 ), Zweigflüsse des Nils. Weder sonst aus der Bibel noch durch außerbiblische Quellen wissen wir etwas über irgendwelche anderen Kontakte oder gar Bündnisse gegen Assyrien zwischen diesem Volk und Israel.



Jes 18,3


Der Prophet ermahnt die Kuschiten, wieder nach Hause zu gehen und kein Bündnis zu bilden versuchen, denn der Herr wird die Feinde zur rechten Zeit vernichten. Die Kuschiten stehen hier stellvertretend für alle Völker der Welt , die den assyrischen Fall herbeisehnen. Gott gibt hier durch Jesaja bekannt, daß sie diesen Fall sehen und erkennen werden, wenn die Zeit gekommen ist, die Assyrer zu bekämpfen.



Jes 18,4-6


Gott wird mit seinen Plänen lange warten, so wie die Sommerhitze und der Tau bei der Ernte. Der Herr läßt Jesaja wissen, daß er auf den richtigen Zeitpunkt warten wird, bis er den Feind beseitigen wird. Den Grund dafür hat Gott Jesaja bereits gegeben ( Jes 10,12.25.32 ). Zuerst muß die assyrische Armee Gottes Aufgabe erfüllen, nämlich das Volk Israel bestrafen und es gefangennehmen. Wenn die Assyrer jedoch diesen Zweck Gottes erfüllt haben, dann wird Gott eingreifen und sie abschneiden ( Jes 18,5 ), gerade wenn sie wie Trauben sind, die begonnen haben zu reifen, ihr Reich ausbauen. Sie werden getötet und auf den Bergen zurückgelassen als Futter für die wilden Vögel im Sommer und die wilden Tiere im Winter.



Jes 18,7


Wenn die Assyrer besiegt sind, wird der Herr das Volk von Kusch (vgl. V. 1 - 2 ) dazu bringen, Geschenke zu Gott auf den Berg Zion zu bringen, wo sein Name wohnen wird (vgl. den Kommentar zu 5Mo 12,5 ). Ob dies nach dem Fall Assyriens geschah, wissen wir nicht. Es kann auch sein, daß Jesaja hier von dem Tausendjährigen Reich spricht, wenn die Menschen der ganzen Erde dem Herrn dienen (vgl. Sach 14,16 ) und ihn wegen seiner großen Taten anbeten werden.



6. Ägypten
( Jes 19-20 )


In Kapitel 19 geht es besonders um Ägypten, Kapitel 20 wendet sich dann neben Ägypten auch Kusch (vgl. Jes 18 ) zu. Wie in anderen Weissagungen auch dient die historische Situation, die drohende Gefahr durch die Assyrer, als Kulisse für die Prophetie.



a. Ägypten wird bestraft
(
19,1 - 15 )


Manche Leute in Israel wollten bei den Ägyptern Schutz vor der assyrischen Bedrohung finden. Jesaja aber zeigt, daß Ägypten keine Hilfe ist. Auch Ägypten wird Gottes Gericht unterworfen.

(1) Ägyptens innere Probleme ( Jes 19,1-4 )



Jes 19,1-4


Das Gericht des Herrn kommt über Ägypten. Gott wird hier dargestellt wie einer, der auf einer schnellen Wolke daherkommt ( Ps 68,5.34; 104,3 ). In der kanaanitischen Mythologie wird das gleiche Bild von Baal benutzt, dem Gott des Regens und der Fruchtbarkeit. Aber es ist der Herr, nicht Baal, der wirklich den Regen (etwas, was in Ägypten äußerst dringend benötigt wird; Jes 19,5-10 ) und die Fruchtbarkeit schenkt. Die Götter Ägyptens - von denen es viele gab (vgl. die Tabelle "Die Plagen und die Götter und Göttinnen von Ägypten" zu 2Mo 7,14 ) - werden ihr Volk nicht vor dem kommenden Gericht retten können. Ihre Götzen werden vor ihm erzittern, was die Menschen mutlos und niedergedrückt werden läßt ( Jes 19,1 ). Das bevorstehende Gericht wird zu inneren Spaltungen führen (V. 2 ) und Verzweiflung unter die Menschen bringen, wenn sie erkennen, daß ihre Götter, die nur Götzen sind, und ihre okkulten Praktiken ( Beschwörer, Geister und Zeichendeuter ; vgl. Jes 8,19; 3Mo 19,31; 20,6 ) sie nicht retten können. Sie werden durch einen grausamen Herrn und einen harten König , den König des assyrischen Weltreiches, unterworfen werden. Ägypten, das vor einigen Jahrhunderten selbst ein grausamer Herr über Israel gewesen war ( 2Mo 1,11-14 ), wird nun einer ebensolchen Grausamkeit ausgesetzt sein. Dieser assyrische König war Esarhaddon, der 671 v. Chr. Ägypten eroberte. Das Gericht aber kommt von dem Herrn, dem Herrn Zebaoth ( Jes 19,4 ), dem Herrn und großen Bundesgott Israels.



Jes 19,5-10


(2) Das unfruchtbare Ägypten ( Jes 19,5-10 )

Um zu zeigen, daß dieses Gericht wirklich von Gott kommt, sagt Jesaja, daß es auch die Natur in Mitleidenschaft ziehen wird. Eine Trockenzeit wird die Wirtschaft vernichten und die Menschen, deren Arbeit vom Nil abhängt, bedrücken. Der Fluß (V. 5 ) bezieht sich ohne Zweifel auf den Nil, Ägyptens "Lebensader" und Quelle aller landwirtschaftlichen Erfolge der Nation. Wenn der Nil austrocknet (durch Gott, nicht durch die militärische Eroberung), wird das Papyrus-Rohr, das Schilf und alle Saat verdorren (V. 6 - 7 ). Die Fischer werden nicht mehr in der Lage sein, ihren Lebensunterhalt mit Haken und Netzen zu fangen (V. 8 ), und wer mit Flachs (vgl. 2Mo 9,31 ; dessen Wachstum von Wasser abhängt), Leinen, das aus Flachs hergestellt wird, oder anderen Stoffen sein Geld verdient, wird seinem Beruf nicht mehr nachgehen können ( Jes 19,9-10 ). Die gesamte Wirtschaft des Landes hing ja vom Nil ab.



Jes 19,18


(2) Ägyptens Treueschwur gegen den Herrn ( Jes 19,18 )

Die fünf Städte in Ägypten stehen ohne Zweifel stellvertretend für die gesamte Nation. Die Sprache Kanaans zu sprechen bedeutet offensichtlich nicht, daß die Ägypter ihre eigene Sprache nicht mehr benutzen werden. Vielmehr werden sie aufgrund ihres neues Gottesdienstes (sie schwören Treue dem HERRN Zebaoth ; vgl. V. 20.25 ), und den Opfern, die sie in Jerusalem bringen, recht fließend Hebräisch sprechen müssen (vgl. V. 19.21 ; Sach 14,16-19 ). Die Bedeutung des Ausdruckes die Stadt der Zerstörung ( Ir-Heres ) hat schon viele Diskussionen ausgelöst. Es scheint besser, der in den Rollen vom Toten Meer und der Vulgata erhaltenen Lesart zu folgen, die "die Stadt der Sonne" ( Heres ) haben, was sich auf Heliopolis bezieht (vgl. Hes 30,17 ). Heliopolis, eine der großen Städte am Südende des Nildeltas, war dem Sonnenkult geweiht. Wenn nun diese Stadt eine solch bedeutsame Veränderung erlebt (d. h., wenn sie den Herrn statt des Sonnengottes anbetet), dann wird dies aller Welt und auch Israel beweisen, daß es Ägypten wirklich ehrlich mit der Anbetung des lebendigen Gottes meint.


Jes 19,19-22


(3) Wahrer Gottesdienst wird eingerichtet ( Jes 19,19-22 )

In Ägypten wird für den Herrn ein Altar errichtet werden und ein Steinmal an Ägyptens Grenze. Ägypten wird also ganz offen zeigen, daß es nun den Gott Israels anbetet. Dies wird ein nationales Verhalten sein (angedeutet durch das Steinmal, das ein Zeichen und ein Zeuge sein wird ), das aber auch im privaten Bereich (angedeutet durch den Altar) gültig ist. Ägypten wird dann wie Israel dastehen, denn wenn die Ägypter nun Gott um Hilfe bitten, wird er sie ihnen geben (V. 20 ). Auch an dem Opferkult werden sie teilnehmen (V. 21 ; vgl. Sach 14,16-19 ), und Gott wird sie heilen , nachdem sie umgekehrt sind und um Hilfe gebeten haben. Für die Menschen in Juda zur Zeit Jesajas war eine solche Situation fast nicht zu glauben. Und doch wird sie eintreten, dann nämlich, wenn der Messias wiedergekommen ist und sein Tausendjähriges Königreich errichtet hat.



Jes 19,23-25


(4) Friede wird auf der Erde errichtet werden ( Jes 19,23-25 )

Die Situation, die Jesaja in Vers 19 - 22 beschreibt, wird nicht auf Ägypten allein beschränkt sein. Assyrien und auch die ganze restliche Welt werden an dem Segen an diesem Tag teilhaben. Die Menschen werden auf einer Straße von Ägypten nach Assyrien reisen, und die Menschen beider Völker - die in Jesajas Tagen Feinde waren! - werden gemeinsam anbeten . Damals hoffte Juda, daß die Ägypter es vor den Assyrern retten würde. Im Tausendjährigen Reich jedoch werden diese drei Mächte, Assyrien, Ägypten und Israel, ein harmonisches, friedliches Verhältnis unter Gottes segnender Hand führen. All dies gehört natürlich zu der Erfüllung der Verheißung, die Abraham gegeben wurde, daß nämlich alle Menschen der Erde durch ihn gesegnet werden ( 1Mo 12,3 ).



c. Ägyptens Unfähigkeit, Israel zu helfen
( Jes 20 )


Jes 20,1


Jesaja fügt nun eine Erzählung ein, um das in Kapitel 18 gegen Kusch und in Jes 19,1-17 gegen Ägypten Gesagte noch einmal zu verdeutlichen. Einige in Israel hatten ein Bündnis mit diesen beiden Nationen angestrebt, um sich gegen die assyrische Bedrohung zu wehren. Kapitel 20 zeigt, wie töricht solch ein Verhalten ist. Aschdod , eine Stadt der Philister, wurde 711 v. Chr. von dem Hauptmann des assyrischen Königs Sargon II . (722 - 705) erobert. Diese Eroberung sollte den Bewohnern Judas zeigen, daß sie sich nicht auf fremde Völker als ihren Schutz verlassen können, denn die Assyrer hielten ihren Vormarsch für unaufhaltsam.



Jes 20,2-6


Drei Jahre lang zog Jesaja weder seine Kleider aus Sackleinen (die auch die Bekleidung von Elia waren; vgl. 2Kö 1,8 ), noch seine Sandalen an (natürlich war er nicht völlig nackt). Dieser Anschauungsunterricht soll zeigen, wie die Ägypter und Kuschiten durch die siegreiche assyrische Macht behandelt werden. Wenn diese Nationen ( Ägypten und Kusch ) den Assyrern in die Hände fallen, werden die Einwohner Judas, die sich bei diesen beiden Ländern Hilfe erhoffen, Furcht haben und sich schämen (V. 5 ). Die Menschen werden erkennen, daß sie keine Möglichkeit zu entkommen haben, wenn selbst Ägypten und Kusch vor Assyrien fallen (V. 6 ). Juda wird dann auf den Herrn vertrauen und bei ihm Schutz suchen, nicht in dem Bündnis mit fremden Nationen, über das es jetzt nachdenkt.



7. Die Wüste
(
21,1 - 10 )


Da in diesem Abschnitt Elam (V. 2 ), Medien (V. 2 ) und Babel (V. 9 ) erwähnt werden, nehmen viele Ausleger an, daß sich Jesaja auf den Fall Babylons unter das Medo-Persische Reich im Jahr 539 v. Chr. bezieht. Andere Stellen jedoch, die von dem Fall der Stadt Babel im Jahr 539 reden, stellen diesen als etwas dar, worüber sich Israel freut (weil er sehr bald zur Rückkehr der Juden in ihre Heimat führte). Hier jedoch ist dieser Fall ein Ereignis, das Schrecken verbreitet und das man fürchten muß. "Die Wüste am Meer" bezieht sich höchstwahrscheinlich auf das Gebiet, das heute als Persischer Golf bekannt ist, ein Gebiet also, in dessen Nähe die Stadt Babel lag.

Jesaja hat, wie schon gesagt, in seinen bisherigen Weissagungen ( Jes 13-20 ) von dem assyrischen Eindringen in andere Länder der damaligen Welt und die Folgen für das syrisch-palästinensische Gebiet geschrieben. 722 v. Chr. revoltierte ein chaldäischer Prinz aus dem Gebiet des Persischen Golfes namens Marduk-apal-iddina (in Jes 39,1 Merodach-Baladan genannt) gegen Assyrien, eroberte Babel und wurde zu dessen König gekrönt. Elam, ein Volk im Nordosten von Babylon, unterstützte diese Revolte. Erst 710 v. Chr. konnte Sargon Marduk-apal-iddina wieder aus Babel vertreiben. Nach dem Tod Sargons (705) lehnte sich Marduk-apal-iddina mit Hilfe elamitischer Truppen gegen Sanherib auf. 702 schließlich schlug Sanherib ihn (und Elam) und zerstörte seine Heimatregion am Persischen Golf. Ohne Zweifel spricht Jesaja hier prophetisch von diesem Ereignis. Hiskia, König von Juda, und mit ihm andere Glieder des königlichen Rates, hielten Marduk-apal-iddina für geeignet, die Macht des assyrischen Reiches zu brechen. Jesaja dagegen warnt sie, daß dies nicht eintreten wird.



Jes 21,1


In seiner Weissagung (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,1 ) sieht Jesaja eine Invasion aus der Wüste von dem Meer her kommen (d. h. eine Invasion Babylons von der Golfregion her), wie ein heranbrausender Wüstensturm . Der Angreifer ist wahrscheinlich Marduk-apal-iddina (Merodach-Baladan), der plötzlich aus der Wüstengegend kommt und gegen Assyrien revoltiert.



Jes 21,2


Gott gibt Jesaja eine Vision über den babylonischen Aufstand gegen Assyrien. Der Prophet hört, wie Elam und Medien (nördlich von Elam) zum Kampf für die Befreiung Babylons von den Assyrern gerufen werden. Ich bezieht sich auf den Angreifer (vgl. die Anmerkungen zu V. 1 ). Er sagt von sich, daß er allem Seufzen ein Ende machen will, das durch den Verräter gekommen ist, das assyrische Reich, das alle Nationen jener Gegend "seufzen" läßt unter den Verwüstungen, die durch seine Eroberungen ausgelöst werden. Marduk-apal-iddina war anscheinend der Meinung, daß er das assyrische Vordringen stoppen und dadurch die gesamte Region befreien könne.



Jes 21,3-5


Nun stellt Jesaja seine eigenen Gefühle dem Verhalten der Menschen um sich herum gegenüber. Er hat Schmerzen wegen seiner Vision, die er verkündigen soll, wie eine Gebärende , ein von Propheten oft benutzter Vergleich (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,8 und auch die Stelle in Jes 26,17 ). Erschrocken zittert er und ist von Furcht ergriffen (vgl. Jes 15,5-7; 22,4 ). Die Menschen um ihn herum dagegen leben, als würde nichts geschehen. Sie feiern fröhliche Feste ( Jes 21,5 a) und erkennen die Bedeutung der Ereignisse nicht. Vielleicht spielt Jesaja damit auf die Feste an, die sie feierten, als Marduk-apal-iddinas (Merodach-Baladans) Männer nach Jerusalem kamen ( Jes 39 ). Jesaja erkennt, daß auch Babylon unter Marduk-apal-iddinas Herrschaft nicht ändern kann, was Gott bestimmt hat. Statt zu essen, sollten sie sich also lieber auf den Kampf vorbereiten, was durch die Worte salbt den Schild angedeutet wird. Schilde, die aus den Häuten von Tieren hergestellt wurden, mußten mit Olivenöl eingerieben werden, damit sie nicht brachen.


Jes 21,6-10 a


Gott sagt Jesaja, daß er einen Wächter aufstellen soll für den Kampf zwischen Babylon und Assyrien. Er soll sich von jedem, der vorbeikommt, über den Stand des Kampfes berichten lassen (V. 6 - 7 ). Dieser Wächter steht nun Tag für Tag und hält Ausschau, bis schließlich jemand mit der Botschaft kommt, daß Babel gefallen ist und seine Götter zerschlagen auf dem Boden liegen (V. 9 ). Diese Botschaft hat auf das Volk von Juda, das hoffte, die babylonische Revolte würde erfolgreich enden, eine niederschmetternde Wirkung. Es hatte gehofft, daß das Bündnis zwischen Hiskia und Babylon die assyrische Herrschaft beenden würde. Aber es sollte nicht so sein. Sanherib warf Marduk-apal-iddina aus Babel hinaus, und schließlich zerstörte der assyrische König, wie schon gesagt (vgl. den Kommentar zu Jes 13 ), im Jahr 689 v. Chr. die Stadt völlig. Babels Fall schien wie der Fall der letzten Festung zu sein. Nun würde nichts mehr das assyrische Reich aufhalten können. Juda fühlt sich zerstoßen wie Korn, das auf dem Dreschboden liegt (vgl. Jer 51,33 ).

a

Jes 21,10 b


Jesaja betont noch einmal, daß seine Botschaft von Gott ist. Er gibt nur weiter, was er von dem Herrn Zebaoth gehört hat (vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,9 ). Juda darf sich nicht darauf verlassen, daß Babylon es retten werde. Dieser Mann aus der Wüste am Meer (Marduk-apal-iddina) wird keinen Erfolg haben.



8. Edom
(
21,11 - 12 )


Jes 21,11-12


Diese kurze Weissagung (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,1 ) scheint sich gegen Edom zu richten, da Ser erwähnt wird ( Jes 21,11 ). Ser ist ein anderer Name für Edom, denn die Berge von Ser wurden Esau und seinen Nachkommen zum Besitz gegeben ( Jos 24,4 ). Der Name Duma könnte ein Wortspiel zu "Edom" sein, denn Duma bedeutet Stille oder Ruhe. Der Wächter in dieser Weissagung sieht dann keine Aktivitäten. Wahrscheinlicher jedoch ist, daß Duma eine Wiedergabe von Udumu oder Udumai ist, der akkadischen Bezeichnung für Edom. Sowohl Tiglat-Pileser (734) als auch Sargon (711) erwähnen, daß sie von Udumu Tribut genommen haben. Gab es irgendein Anzeichen für eine Veränderung in der politischen Situation Edoms? Nein, jedenfalls nicht in nächster Zeit. Selbst wenn der Morgen kommt, wird eine weitere Nacht folgen. Es sah nicht danach aus, als würde sich die Lage bald ändern.



9. Arabien
(
21,13 - 17 )


Jes 21,13-17


Der Hintergrund auch dieser Weissagung (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,1 ) ist die assyrische Bedrohung. Die Dedaniter ( Jes 21,13 ) waren ein Stamm aus Süd-Arabien. Tema war eine wohlbekannte Oase im Nordwesten von Arabien (V. 14 ; vgl. Hi 6,19; Jer 25,23 ), und Kedar ( Jes 21,16-17 ; vgl. Jes 42,11 ) lag im nördlichen Arabien. Es geht in diesen Versen um die notvollen Zeiten, die die Menschen von Arabien durch die Hand der Assyrer bald erleben werden. Innerhalb eines Jahres wird Kedars Herrlichkeit untergehen (Kedar war wegen seiner herrlichen, schwarzen Zelte wohlbekannt; Ps 120,5; Hl 1,5 ; vgl. auch Jer 49,28-29 ). Die Soldaten von Kedar werden eine große Niederlage erleben ( Jes 21,16-17 ). Die Araber werden als Flüchtlinge vor dem Schwert um ihr Leben laufen. Diese Weissagung wird erfüllt werden, denn der Herr, der Gott Israels, hat sie gesprochen (V. 17 ). Im Jahr 715 schriebSargon II., daß er mehrere arabische Stämme besiegt und nach Samarien deportiert habe.



10. Jerusalem ( Jes 22 )


Die Kapitel 13 - 23 sind mehr als nur ein Katalog der Gerichte über verschiedene Völker. Sie sprechen auch darüber, wie diese Völker auf die assyrische Bedrohung zur Zeit Jesajas reagieren. Jerusalem, das "Schautal", stand ebenfalls unter Gottes Gericht und mußte sich dieser Bedrohung stellen. Daß Jesaja hier von Jerusalem spricht, wird aus Jes 22,9-10 deutlich.



a. Gericht gegen Jerusalem
(
22,1 - 14


Es ist nicht eindeutig zu klären, von welcher assyrischen Invasion Jesaja in diesen Versen spricht. Vielleicht war es der Angriff durch Sanherib, der Jerusalem 701 v. Chr. belagerte ( Jes 36-37 ). Aus Gottes Sicht war der Zweck dieser Belagerung, Juda zur Umkehr zu ihm und zur Abkehr von seinen Sünden zu bewegen. Leider reagierte das Volk nicht in dieser Weise auf den Angriff, sondern führte lustvolle Gelage durch ( Jes 22,2 ) und befestigte die Verteidigungsanlagen der Stadt (V. 8 - 11 ).



Jes 22,1-4


Diese Weissagung (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,1 ) wendet sich an das Schautal (vgl. Jes 22,5 ). Oft wird Jerusalem als Berg angesprochen (z. B. Berg Zion). Hier dagegen wird die Stadt als Tal bezeichnet. Auch dies stimmt, denn ein Tal - das Kidrontal - verläuft zwischen zwei Hügeln, direkt im Osten der Stadt. Aus dieser Stadt offenbart sich Gott selbst Jesaja. Deshalb wird es das Schautal (manche Übersetzungen sagen "Tal der Gesichte") genannt. Jerusalem ist mit Menschen gefüllt (in Lärmen und Toben ; vgl. V. 5 ), die aus den umliegenden Städten Judas kommen. (Sanherib schreibt, daß er 46 Städte von Juda erobert habe.) Die Führer ( Hauptleute ) waren weggelaufen oder von den Assyrern gefangengenommen worden (V. 3 ). Die Menschen, die noch innerhalb der Stadt waren, gingen auf die flachen Dächer (V. 1 ), um die Feinde außerhalb der Stadtmauern zu beobachten. Weil dieser assyrische Angriff viele aus Jesajas Volk zerstört hat (V. 4 ), weint und klagt er (vgl. seine Zerknirschung in Jes 15,5-7 und Jes 21,3-4 ).



Jes 22,5-8 a


Jerusalem wird belagert, und die Menschen innerhalb der Stadtmauern können nichts dagegen tun. Sie erkennen, daß dieses Vordringen des Feindes bis an die Mauern Jerusalems ein Tag des Gerichtes ist, der durch den Herrn, den Herrn Zebaoth (vgl. V. 12.14 - 15.25 ), gekommen ist. Der Angriff ist nicht zufällig, er kommt wegen dem Ungehorsam des Volkes (vgl. V. 12 - 14 ). In der Stadt leben die Menschen in Aufruhr und Schrecken , weil sie den Feind sehen, wie er draußen lagert und auf eine Gelegenheit wartet, in die Stadt einzudringen, um sie zu plündern und zu verbrennen (V. 5 ). Die hebräischen Worte für "Aufruhr", Zertreten und "Schrecken" klingen sehr ähnlich. Sie lauten m+hUmCh , m+BUsCh und m+BUKCh . Soldaten aus Elam , östlich von Assyrien, mit seiner Hauptstadt Susa, und Kir , vielleicht eine assyrische Provinz ( 2Kö 16,9; Am 1,5; 9,7 ), verstärken das assyrische Heer. Vielleicht hat Jesaja diese beiden Gebiete des assyrischen Reiches herausgegriffen, um so (wie in einer Klammer) anzudeuten, daß Truppen aus dem gesamten Reich sich nun vor Jerusalems Toren versammeln werden. Feindliche Streitwagen sind in den Tälern rund um Jerusalem zu finden, und bei den Toren der Stadt stehen Feinde mit ihren Pferden zum Angriff bereit ( Jes 22,7 ). Da Juda keine Möglichkeit zur Verteidigung hat, ist dies sicher eine Zeit voller Furcht!


Jes 22,8-11 (Jes 22,8b-11)


Man würde erwarten, daß das Volk in solch einer schwierigen Zeit zu Gott umkehrt und Buße tut. Ganz offensichtlich kann sich die Stadt nicht selbst befreien (V. 8 a). Dennoch versuchen die Menschen in ihrem sündigen Wesen noch immer, ihre eigenen Wege zu gehen. Statt auf Gott und seinen Schutz zu vertrauen, wollen sie sich auf ihre eigene Kraft verlassen. So holen sie die Waffen aus dem Palast des Waldes heraus, den Salomo gebaut hatte ( 1Kö 7,2 ; vgl. 1Kö 10,17.21 ). Diesen Namen erhielt der Bau wegen der großen Zedern-Säulen, die aus dem Libanon nach Jerusalem gebracht worden waren. Offensichtlich lagerte man in diesem Gebäude zur Zeit Jesajas Waffen.

Unter der Bedrohung durch Sanherib ergriff Hiskia verschiedene Verteidigungsmaßnahmen: (a) Er erneuerte zerstörte Teile der Mauer (vgl. 2Chr 32,5 ) der Stadt Davids (vgl. 1Sam 5,7.9 ); (b) er sammelte Wasser im unteren Teich (vgl. 2Chr 32,4 ); (c) er riß einige Häuser ab, um Baumaterial für die Reparatur der Mauer zu haben; und (d) er bewahrte den Wasservorrat der Stadt in einem Vorratsbecken zwischen den beiden Mauern auf. Die genaue Lage dieses Vorratsbeckens sowie die Bedeutung der beiden Mauern und des Alten Teiches sind nicht bekannt. Vielleicht ist mit dem Wasser-Reservoir der Teich von Siloah gemeint, den Hiskia mit der Gihon-Quelle verband ( 2Chr 32,30 ) durch einen heute berühmten unterirdischen Wassertunnel, der eine Länge von 533 Metern hat und durch massiven Fels geschlagen wurde. Dieses großartige Stück technischen Könnens jener Zeit hatte Erfolg. Aber es kann doch die Nation nicht retten, denn die Menschen weigern sich, bei Gott Hilfe zu suchen, der sie doch vor langer Zeit mit Wasser versorgt hat.



Jes 22,12-14


Eigentlich müßte der Anblick der Feinde die Menschen zur Umkehr bringen, weil sie ihre Hilflosigkeit gegenüber den Assyrern erkennen. Das Ausreißen des Haares (vgl. Esr 9,3; Neh 13,25 ) und Tragen von Sackleinen (vgl. die Anmerkungen zu Jes 3,24 ) waren Zeichen der Trauer. Aber statt zu trauern ( Jes 22,12 ), leben die Menschen Jerusalems richtiggehend auf in ihren Festen (vgl. V. 2 ), Gelagen und beim Weintrinken trotz ihres unausweichlich bevorstehenden Todes ( morgen werden wir sterben ; V. 13 ). Sie glauben nicht, daß Gott mächtig genug ist, sie zu retten und zu seinen Verheißungen zu stehen. Deshalb trifft sie das Wehe, das Jesaja ihnen verkündigen muß: Die Sünde des mangelnden Vertrauens auf den HERRN wird nicht vergeben werden . Der Fluch des mosaischen Bundes ( 3Mo 26,13-39; 5Mo 27,15-26; 28,15-68 ) wird sie schließlich treffen.

 

b. Gericht gegen Schebna
(
22,15 - 25 )


Jes 22,15-19


Der Grund für diesen Abschnitt des Gerichts (V. 15 - 25 ) wird nicht ausdrücklich genannt. Schebna war ein hoher Beamter des königlichen Hofes, ein Hofmeister , der an den Verhandlungen mit Sanherib während dessen Belagerung Jerusalems teilnahm ( 2Kö 18,18.26.37; 19,2; Jes 36,3.11.22; 37,2 ). Manche Ausleger meinen, daß seine Stellung als Hofmeister (Sekretär) des Palastes ihm einen Platz direkt nach dem König zuwies. Warum er aus dieser wichtigen Stellung enthoben werden wird, ist nicht bekannt. Vielleicht stellte er sich gegen die Botschaft Jesajas vom kommenden Gericht. Offensichtlich denkt er genauso wie die Bewohner Jerusalems, die Jesaja gerade beschrieben hat ( Jes 22,2.11-13 ).

Die Gottlosigkeit von Schebna zeigt sich auch darin, daß er versucht, sich einen bleibenden Namen zu schaffen, indem er sich ein Grab einrichtet, wie dies in den umliegenden Nationen jener Zeit durchaus üblich war. Vielleicht dachte er, daß sein Name weiterleben werde, wenn er in einem berühmten Grab (auf der Höhe) begraben werden würde. Jesaja aber weissagt Schebna, daß er, anstatt eine bleibende Ruhestätte zu bekommen, abgesetzt werden wird und in einem großen, fremden Land sterben wird , womit wohl Assyrien gemeint ist. Außer dieser Prophezeiung des Jesaja haben wir über sein weiteres Ergehen keine Berichte.



Jes 22,20-25


Eljakim , der Palastverwalter und ein frommer Mann, wird Schebnas Stellung einnehmen (V. 20-21 ). Auch Eljakim war an den Verhandlungen mit Sanherib beteiligt ( 2Kö 18,18.26.37; Jes 36,3.11.22;37,2 ). Er wird ein geachteter Führer sein (wie ein Vater für die Bewohner Judas) und ein treuer Verwalter, der weise Entscheidungen trifft ( Jes 22,22 ). Im Gegensatz zu Schebna, der verworfen wird, wird Eljakim wie ein gut eingeschlagener Nagel sein (V. 23 a), ein fester Halt für das Volk. Er wird ein ehrbarer Mensch sein (V. 23 b), und der Name seiner Familie wird unbedeutenden (bildlich kleine Gefäße ) wie auch einflußreicheren Menschen ( Trinkgefäße und Krüge ) wohlbekannt sein. Dennoch warnt Jesaja, daß auch dieser Nagel einmal nachgeben wird (V. 25 ). Schließlich wird das Königreich von Juda weggenommen, und die Menschen werden in die Gefangenschaft geführt werden.



11. Tyrus ( Jes 23 )


a. Eine Prophezeiung über den Untergang von Tyrus
(
23,1 - 14 )


Wie bei den anderen Prophezeiungen auch ( Jes 13-22 ) geht es hier um die assyrische Bedrohung gegen Ende des achten Jahrhunderts v. Chr. Tyrus selbst wurde zwar erst etwa 200 Jahre später zerstört, aber der ausgedehnte Handel dieser großen Stadt hörte bereits zwischen 700 und 630 v. Chr. auf.



Jes 23,1


Diese Weissagung (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,1 ) beginnt mit einem Aufruf an die im Mittelmeer befindliche Truppe von Handelsschiffen, zu heulen ( Jes 23,14 ). Zu Schiffe von Tarsis siehe den Kommentar zu Hes 27,25 (vgl. Jes 23,14; 60,9 ). Diese Schiffe ankerten bei der Insel Zypern , etwa 240 Kilometer nordwestlich von Tyrus, als sie die Nachricht der Zerstörung von Tyrus erreichte.





Jes 23,2-5


Phönizien mit seinen beiden großen Stadthäfen Tyrus (V. 1.8.15.17 ) und Sidon (V. 2.4.12 ) war wirtschaftlich vom Schiffahrtshandel abhängig. Die Phönizier lebten von den Waren, die sie durch den internationalen Handel bekamen, und die anderen Länder, zu denen auch die Insel Zypern gehörte, profitierten ebenfalls davon. Korn aus Ägypten gehörte zu den Waren, die durch die phönizischen Handelszentren Tyrus und Sidon weitergeleitet wurden. Schihor (vgl. Jos 13,3; 1Chr 13,5; Jer 2,18 ) lag in Ost-Ägypten und war vielleicht der Name eines Nil-Nebenflusses. Das Korn von Schihor meint Korn, das auf dem vom Nil gewässerten fruchtbaren Land gewachsen war. Der Reichtum von Sidon und Tyrus (die Feste) war nicht durch eigene Arbeit zustande gekommen. Er kam durch den Handel mit den Mittelmeer-Staaten. So kann also das Meer, sozusagen personifiziert, sagen, daß es keine Geburt durchlebt hat. Es hat schnellen Reichtum geschaffen, ohne durch Schmerzen zu gehen ( Jes 23,4 ; vgl. Jes 66,7-8 ). Der Untergang, der Tyrus nun bevorsteht, ist nicht nur für Phönizien schlimm. Er ist auch für die Länder schlimm, aus denen die Handelsgüter stammen, wie z. B. Ägypten ( Jes 23,5 ).



Jes 23,6-9


Auch die Menschen in Tarsis sollen wegen ihres wirtschaftlichen Verlustes klagen (vgl. V. 1.5.14 ). Tarsis war reich an Silber ( Jer 10,9 ), Eisen, Zinn und Blei ( Hes 27,12 ). Daher lag Tarsis vermutlich im westlichen Mittelmeerraum, wo es große Mineral- und Erzvorkommen gab. Viele Ausleger sehen in Tarsis die Stadt Tartessus, die im Südwesten von Spanien lag. Die Menschen dieser Region werden verzweifelt sein, wenn dieses große Handelszentrum gefallen ist, Tyrus, eine fröhliche Stadt (vgl. Jes 23,12 ) und eine alte Stadt. Nach Herodot wurde Tyrus gegen 2700 v. Chr. gegründet. Die Menschen von Tyrus jedenfalls müssen erkennen, daß ihre Schwierigkeiten direkt von dem Gott Israels kommen. Der Herr Zebaoth (V. 9 ) hat die Demütigung dieser großen und reichen Stadt ( die Krone ), die so stolz ist über ihre Herrlichkeit und so anerkannt für ihre wirtschaftlichen Beziehungen, geplant.

Jesaja

Jes 23,10-14


In der gesamten Mittelmeerregion - von Tarsis im Nordwesten bis zum Nil im Südosten und Zypern im Nordosten (V. 10.12 ) - werden die Menschen klagen und weinen über den Untergang Phöniziens (V. 11 ). Die Phönizier werden ebenso schutzlos sein wie die Babylonier, die durch die Assyrer geschlagen werden (V. 13 ; vgl. Jes 21,1-10 ). Das Feiern wird in Sidon aufhören, wie wohl auch das Feiern in Tyrus enden wird (vgl. Jes 23,7 ). (Zu Jungfrauen-Tochter vgl. die Anmerkungen zu Jes 47,1 .) Die Flucht nach Zypern wird nicht helfen. Die Handelsschiffe von Tarsis fordert Jesaja auf, zu heulen, weil das große Welthandelszentrum des Mittelmeerraumes untergehen wird (V. 14 ; vgl. V. 1 ).



b. Eine Prophezeiung über die Zukunft von Tyrus
(
23,15 - 18 )


Jes 23,15-18


Die 70 Jahre , von denen Jesaja spricht (V. 15 ), beziehen sich wahrscheinlich auf die Zeit zwischen 700 und 630 v. Chr. Während dieser Zeit war der phönizische Handel durch die Assyrer stark eingeschränkt. 701 setzte Assyrien Tubu'alu (Etbaal III.) über Tyrus. Gegen 630 jedoch schwand die Macht Assyriens, so daß Tyrus wieder seine Autonomie erreichen und den Handel aufbauen konnte.

Diese Spanne von 70 Jahren wird auch die Zeit, die ein König lebt, genannt (vgl. Ps 90,10 ). Aber nach 70 Jahren wird Tyrus wieder ein Welthandelszentrum werden, wie eine Prostituierte ( Jes 23,15-17 ), die vergessen worden war, aber nun wieder ihr unrechtes Treiben aufnimmt und zu singen beginnt, um Liebhaber anzuziehen. Tyrus wird wieder seinen Handel mit verschiedenen Völkern aufnehmen. Jetzt aber wird der Gewinn aus diesem Handel denen zugute kommen, die den Herrn fürchten (V. 18 ). Was Jesaja hier genau meint, ist nicht eindeutig. Manche Ausleger glauben, daß sich die 70 Jahre nicht auf die Zeit zwischen 700 und 630 v. Chr. beziehen, sondern daß damit auf die Zeit der babylonischen Gefangenschaft Judas (605 - 536 v. Chr.) angespielt wird. Am Ende dieser Jahre wurden Materialien aus Tyrus für den Aufbau des Tempelkomplexes in Jerusalem benutzt. Aber während dieser Jahre war der Handel von Tyrus in keiner Weise eingeschränkt (wenn man einmal von der 13jährigen Belagerung der Stadt durch Nebukadnezar von 587 bis 574 absieht).



D. Gericht und Königreichs-Segen
( Jes 24-27 )


Gottes Gericht über die Völker durch die assyrischen Angriffe ( Jes 13-23 ) bilden den Hintergrund für das letzte Gericht des Herrn über die ganze Welt ( Jes 24,1.4 ). Die Kapitel 24 - 27 , bekannt als "Jesajas Apokalypse", beschreiben die Zerstörung der Welt und das ungeheure Leiden der Menschen während der kommenden Trübsal wie auch den Segen, der im Tausendjährigen Reich folgen wird.



1. Eine Zeit des Gerichtes
( Jes 24 )


Jes 24,1-3


Die kommende Zerstörung und der Untergang der ganzen Erde ("Erde" wird in diesem Kapitel 16mal benutzt) wird durch das direkte Eingreifen des Herrn kommen und alle Schichten der Gesellschaft betreffen. Wer eine höhere Stellung einnimmt, wird dadurch keinerlei Vorteile haben, denn alle werden unter Gottes Gerichtshand stehen (V. 2 ). Die Welt wird wüst und völlig beraubt sein (V. 3 ; vgl. Offb 6,8-9.15-16 ). Ganz sicher wird dies geschehen, denn der Herr hat es gesagt.



Jes 24,4


Unter diesem weltweiten Gericht wird die Erde austrocknen. Selbst Menschen der Oberschicht (die Höchsten ) werden verschmachten. Vor diesem eschatologischen Gericht wird niemand verschont werden.



Jes 24,5


Der Grund für eine solche Zerstörung liegt darin, daß die Menschen nicht gelebt haben, wie sie sollten, sondern die Erde entweiht haben. Als Gott die Erde geschaffen hatte, da war sie "sehr gut" ( 1Mo 1,31 ). Aber die Menschen haben durch ihre Sünde diese gute Erde entweiht, indem sie seinen Ordnungen ungehorsam sind, seine Gebote verletzen und seinen ewigen Bund brechen. "Der ewige Bund" meint vermutlich weder den Abraham-, noch den Mose-Bund, sondern die Verpflichtung, die jeder Mensch in sich trägt, Gottes Wort zu gehorchen. Von Anfang an lehnt der Mensch es ab, nach Gottes Wort zu leben ( 1Mo 2,16-17; 3,1-6 ; vgl. Hos 6,7 ) und Gottes Offenbarung zu gehorchen.



Jes 24,6-13


Weil die Menschen die Erde durch ihre Sünden (V. 5 ) "entheiligt" haben, wird das Gericht kommen. Sie müssen die Folgen ihrer Schuld tragen. Gottes Gericht wird einem brennenden Feuer verglichen, das alle außer einigen wenigen auf der Erde verzehrt (V. 6 ). Wenn diese Zerstörung der Erde eintritt, werden Weinstöcke verdorren, und Musik (mit Pauken und Harfen) und Feste werden aufhören (V. 7 - 9.11 ). Die Frucht des Weinstocks wird in der Bibel oft als Bild für Freude benutzt (z. B. Jes 16,9; Sach 10,7 ). Die Stadt ( Jes 24,10 ; vgl. Jes 25,2 ), hier stellvertretend für die ganze Erde ( Jes 24,13 ), wird in Trümmern liegen, und alle ihre Häuser werden unbewohnt sein. Wenn Gott seinen Zorn über die gottlose Welt in der Trübsalszeit ausschüttet, wird alles verwüstet und finster sein. Kaum etwas wird übrigbleiben, wie nach der Ernte von Oliven (vgl. Jes 17,6 ) oder Trauben.



Jes 24,14-16 a


Das Wort sie bezieht sich vermutlich auf die Gerechten, die nach diesem Gericht Gottes noch auf der Erde sein werden. Obwohl sie zahlenmäßig nur wenige sind (V. 6 ), werden sie sich doch darüber freuen, daß die Erde von der Sünde der Menschen gereinigt ist. Sie werden ihre Stimmen erheben und ausrufen, um die Herrlichkeit des HERRN, des Gottes Israels, zu verkünden. Überall - im Westen (V. 14 ), im Osten (V. 15 ), auf den Inseln im Meer (V. 15 ) und bis an die Enden der Erde (V. 16 ; vgl. die Anmerkungen zu Jes 5,26 ) - wird das gleiche Lied gesungen: Ehre sei Gott, dem Gerechten . Der gläubige Überrest wird die Verwüstung der Erde als ein gerechtes Handeln eines gerechten Gottes ansehen. Es wird nicht wie das assyrische Vordringen angesehen werden - als ein grausames und ungerechtes Gericht.



Jes 24,16 b


Im Gegensatz zu dem zukünftigen Lied der Freude über die Herrlichkeit des Gottes Israels (V. 16 a) zwingt das Leiden in den Tagen Jesajas ihn dazu, ein Wehe über sich selbst auszusprechen (vgl. Jes 6,5 ). Alle Menschen seiner Umgebung sind verräterische, untreue Menschen, über die das Gericht kommen muß.



Jes 24,17-20


Wegen dem Verrat der Menschen (V. 16 ) und ihren anderen Sünden werden sie leiden müssen. Sie werden in eine Grube fallen oder von einem Netz gefangen werden, wie man es benutzte, um Tiere zu fangen. Indem sie vor einer Gefahr fliehen, werden sie in die andere hineingeraten. Gottes Gericht wird wie ein großer Sturm oder ein Erdbeben sein. Das Erdbeben wird große Gräben in der Erde aufreißen, die die Menschen verschlingen. Bei diesem Erdbeben wird die Erde wie eine Betrunkene schlingern und wie eine auf Zeit gebaute, leichte Hütte auf einem Feld sein, die vom Wind hin- und hergeworfen wird. (Das hebräische Wort für "Hütte" wird im AT nur an dieser Stelle und in Jes 1,8 benutzt.) Das Gericht wird wegen Schuld kommen (vgl. Jes 24,6 ), der Schuld der ganzen Welt, die gegen Gott rebelliert.



Jes 24,21-23


Noch einmal (vgl. V. 1 ) macht Jesaja deutlich, daß das kommende Gericht auf Gottes direktes Eingreifen zurückgehen wird: Der HERR wird strafen . Die Naturkatastrophen werden nur eintreten, weil der Herr sie kommen läßt. Die Kräfte des Himmels könnte sich auf geistliche Mächte beziehen, die sich gegen Gott gestellt haben (vgl. Offb 19,20; 20,2 ). Die Könige auf der Erde sind ohne Zweifel die politischen Mächte, die gebannt werden. Die Mächte im Himmel und auf der Erde werden wie Vieh sein, wenn der Herr sie zusammentreibt und wie Gefangene in ein Gefängnis wirft. Ihr Gericht nach vielen Tagen bezieht sich auf das Gericht vor dem großen, weißen Thron nach dem Tausendjährigen Reich, wenn alle Ungerechten vor Gott stehen müssen und für ihre bösen Taten und den mangelnden Glauben an ihn gerichtet werden ( Offb 20,11-15 ). Wenn dieses Gericht geschieht, wird der Herr, der Messias, auf dem Berg Zion ( Jes 24,23 ; siehe die Anmerkungen zu Jes 1,8 ) und in Jerusalem herrschen. Er wird herrlich regieren, d. h., seine Herrlichkeit wird allen sichtbar sein (vgl. Jes 24,15-16 ). In dem tausend Jahre dauernden Königtum wird der Messias als König über die Erde herrschen ( Sach 14,9 ), und zwar von Jerusalem aus, Gottes "Zentrum" ( Jes 2,2-4; Mi 4,1-5 ). Nach dem Tausendjährigen Reich und dem Gericht vor dem großen, weißen Thron wird Gott auf ewig aus dem neuen Jerusalem regieren ( Offb 21,2.10 ), das mit der Herrlichkeit Gottes erfüllt sein wird und daher das Licht von Mond oder Sonne nicht mehr braucht ( Jes 24,23 ; vgl. Offb 21,23 ).



2. Eine Zeit des Segens im Königreich
( Jes 25-27 )


a. Der Herr bewahrt sein Volk
( Jes 25 )


Dieses Kapitel ist ein Loblied, in dem der Herr für die Befreiung seines Volkes gepriesen wird. Gleich nachdem Gott in seinem Gericht die sündigen Menschen vernichtet hat ( Jes 24 ), wird das herrliche Königreich des Messias beginnen. In poetischen Worten beschreibt Jesaja das Lob, das dem Herrn im Tausendjährigen Reich für sein wunderbares Werk entgegengebracht werden wird.

(1) Lob für das künftige Königreich ( Jes 25,1-5 )



Jes 25,1-5


Jesaja schreibt hier in der ersten Person und spricht von der Zeit, wenn das Königreich Gottes auf der Erde bestehen wird. Der Prophet preist den Namen des Herrn (sein offenbartes Wesen) für seine Wunder des Gerichts ( V. 2 - 3 ) und der Befreiung (V. 4 - 5 ). Gottes Gericht über die Stadt, die stellvertretend für die ganze Welt steht (vgl. Jes 24,12-13 ), wird die Menschen aus gewalttätigen Völkern dazu bringen, Gott zu ehren und anzubeten . Dadurch wird sich die Verheißung erfüllen, die Gott Abraham gegeben hat, daß durch Israel alle Nationen gesegnet werden sollen ( 1Mo 12,3 ). Das Thema von den Heiden, die Gott in seinem Reich kennen und ihm dienen, taucht in den prophetischen Büchern häufig auf (vgl. z. B. Jes 2,3;11,9; 49,7; 56,6; 66,20-21; Sach 14,16-19; Mal 1,11 ).

Wenn der Herr sein Reich auf dieser Erde errichtet, werden viele Dinge in ihr Gegenteil verkehrt werden ( Jes 25,4-5 ). Der Arme ( dal , "schwach, hilflos") und der Bedürftige ( ?eByNn , "unterdrückt") werden gerettet, der Gewalttätige aber wird gedämpft werden. Im Alten wie im Neuen Testament wird oft von Gottes Fürsorge für die Armen und Bedürftigen gesprochen. Die Umkehrung der Schicksale, in der denen geholfen wird, die sich auf Gott verlassen, die aber, die sich auf sich selbst verlassen, gerichtet werden, gehört zu den Hauptthemen der Heiligen Schrift (z. B. 1Sam 2,1-10; Jak 5,1-6 ). Die Gewalttätigen sind in ihrem unbarmherzigen Handeln an anderen wie ein Sturm und wie die drückende Hitze der Wüste. Aber Gottes Gericht über sie wird wie eine Wolke sein, die plötzlich die Sonne bedeckt und so ihre Hitze begrenzt.

 

Jes 25,6


(2) Folgen des kommenden Reiches ( Jes 25,6-12 )

Zu der Befreiung, die der Herr bringen wird, gehört auch die Wegnahme des Todes (V. 6 - 8 ), die Freude seines Volkes (V. 9 ) und das Gericht über seine Feinde (V. 10 - 12 ).

Jesaja stellt die Befreiung, die Gott seinem Volk in dem kommenden Königreich bringt, wie ein großes Festmahl auf dem Berg des HERRN Zebaoth dar. Berge sind oft ein Bild für Regierungen (z. B. Dan 2,44-45 ), aber hier ist wohl eher Jerusalem (Berg Zion) damit gemeint, von wo aus der Messias in seinem Reich regieren wird. Speise wird für alle Völker bereitstehen, was noch einmal die weltweite Ausdehnung von Gottes Königtum über die Gläubigen zum Ausdruck bringt. Das bedeutet nicht, daß jeder, der im Tausendjährigen Reich lebt, gerettet sein wird (obwohl nur erlöste Menschen am Anfang des Reiches hineinkommen werden); gemeint ist vielmehr, daß Menschen aus allen Teilen der Welt gerettet werden. Das Beste an Fleisch und der reinste Wein sind ein Bild für Gottes Vermögen, die Bedürfnisse seines Volkes in jener Zeit zu stillen. Manche Ausleger verstehen diese Aussage als symbolischen Hinweis auf Gottes Fürsorge für sein Volk heute. Jesaja jedoch spricht hier von einer zukünftigen Zeit, wenn (nach dem weltweiten Gericht Gottes) sein Volk in Israel und in anderen Nationen gemeinsam in Frieden und Wohlstand ein Fest feiern wird. Dies wird im Tausendjährigen Reich Christi der Fall sein.



Jes 25,7-8


Der Tod, hier als Hülle und Decke dargestellt, die den toten Körper bedecken, wird beseitigt werden. Deshalb werden auch die Tränen der Trauer wegen der Trennung des Toten von den Lebendigen Vergangenheit sein. Diese Beseitigung des Todes, das Wegwischen von Tränen , wird am Ende der tausendjährigen Herrschaft Christi geschehen ( Offb 21,4 ), wenn der Tod, Satan und das Totenreich in den großen Feuersee geworfen ( Offb 20,14 ) und der neue Himmel und die neue Erde geschaffen werden ( Offb 21,1-3 ). Da Gottes zukünftiges Reich sowohl das Tausendjährige Reich als auch die ewige Herrschaft umfaßt, sieht Jesaja sie hier wie ein Ereignis zusammen (vgl. Jes 65,17-25 ). An anderen Stellen werden das erste und das zweite Kommen Christi zusammengesehen ( Jes 9,5-6; 61,1-3 ). Die Gewißheit des zukünftigen Wohlstandes und der Freude sowie der Beseitigung des Todes sollen das Juda zur Zeit Jesajas ermutigen, auf den Herrn zu vertrauen und den Mut nicht zu verlieren.



Jes 25,9


Zu der Zeit (vgl. Jes 24,21 ), der Tag, an dem der gläubige Überrest erlöst wird, werden sie (die Geretteten) ihren Glauben an den Herrn, der sie gerettet hat, bekräftigen. Sie werden antworten und sagen: Wir wollen uns freuen und fröhlich sein in dem Heil , das er bereitet hat. Auch jetzt, in den Tagen Jesajas, sollen die Gläubigen sich über die Rettung durch den Herrn freuen.



Jes 25,10-12


Jesaja spricht hier von Moab, sozusagen als Repräsentant all der Völker, die sich gegen Gott stellen und von ihm gerichtet werden. Moab lag östlich von Israel, jenseits des Toten Meeres. Israel und Juda hatten viele Streitereien mit Moab, das für seinen Stolz bekannt war (V. 11 ; vgl. Jes 16,6 ). Moab dachte, daß die Taten seiner Hände und seine Klugheit es schützen könnten. Aber es wird seinen Irrtum erleben müssen. Moab wird - wie alle Feinde Gottes - völlig zerstört, in den Staub niedergetreten und niedrig gemacht werden (vgl. Jes 26,5 ). Nur Gottes Volk, in Israel und in anderen Nationen, wird Gottes Zeit des Wohlstands und Segens erleben.

 

b. Die Erlösten preisen den Herrn
( Jes 26 )


Der Prophet schreibt hier ein Lied, das von den Erlösten gesungen werden wird, wenn der Messias das Tausendjährige Reich aufrichtet. Jesaja sieht, wie er selbst inmitten des erlösten Landes steht und zusammen mit dem Überrest hört, wie die Menschen ihren Dank und ihr Vertrauen auf Gott zum Ausdruck bringen.

(1) Der Demütige wird erhöht ( Jes 26,1-6 )



Jes 26,1


Dieses Lied , das in Juda gesungen wird, macht zunächst die völlige Umkehr der Dinge deutlich (vgl. Jes 25,1-5 ): Der Demütige wird erhöht, und die Unterdrücker werden unterworfen. Im Gegensatz zu der "Stadt", die zerstört wird ( Jes 24,12-13; Jes 25,2 ), werden die Erlösten eine feste Stadt haben. Sie werden auf der ganzen Welt in befestigten Städten leben, aber die feste Stadt (Jerusalem), in der der Messias regieren wird, ist ein Bild für die Sicherheit der gesamten, erlösten Weltbevölkerung. Weil der Messias dort gegenwärtig ist, heißt es bildlich von dieser Stadt, daß sie Rettung hat für ihre Mauern und Wehre .



Jes 26,2-4


Diese Stadt wird für das gerechte Volk offen sein , ein Ausdruck für den Überrest Israels. Auch andere Völker werden in dem Reich ihren Platz haben, aber die Gläubigen in Israel haben eine besondere Stellung.

Wer auf den HERRN vertraut , wird völligen (d. h. vollständigen, echten) Frieden (vgl. Phil 4,7 ) haben, heute und auch im Millenium. Die Gegenwart dieser inneren Ruhe hilft den Gläubigen, auch weiterhin auf den Herrn zu vertrauen ( Jes 26,4 ), denn er ist standhaft und zuverlässig wie ein Fels (vgl. Jes 17,10; 44,8 ; siehe auch den Kommentar zu Ps 18,3 ), und er ist ewig.



Jes 26,5-6


Im Gegensatz zu den Gerechten, die in dieser besonderen Stadt Gottes wohnen, werden die Menschen, die in der hohen Stadt wohnen möchten (d. h., die auf ihrem Stolz bestehen), erniedrigt (vgl. Jes 25,12 ), weil sie nicht auf ihn vertrauen ( Jes 26,3-4 ). Die Unterdrückten und die Armen werden diese gottlosen Menschen zertreten (V. 6 ). Auch dies kehrt die alten Zustände um und ist ein Akt der Gerechtigkeit Gottes gegen die Stolzen, die auf Kosten der Armen gelebt haben. Jesaja spricht hier nicht davon, daß die Armen mit einem besonderen Maß gemessen werden. Vielmehr geht es ihm um das biblische Prinzip, daß Gott sich in besonderer Weise um die Armen kümmert, die ihn suchen (vgl. z. B. Jes 25,4 ).

 

Jes 26,7-9


(2) Die Erlösung kommt von Gott ( Jes 26,7-21 )

Das Lied fährt fort, indem es von der Gewißheit spricht, daß die Erlösung für den Überrest gekommen ist, weil Gott sich für sie einsetzt, und nicht weil sie selbst sich so angestrengt hätten. Deshalb werden sie auch weiterhin auf ihn vertrauen.

In einer Art Glaubensbekenntnis unterstreicht der Prophet, daß es für die Menschen gut ist, gerecht zu leben, denn Gott macht ihren Weg eben. Das bedeutet natürlich nicht, daß gerechte Menschen niemals Probleme haben. Jesaja will vielmehr zeigen, daß ein bestimmtes Verhalten auch bestimmte Konsequenzen hat. Wer nach Gottes Ordnungen lebt, wird positive Konsequenzen erleben, wer dagegen Gottes Wort mißachtet, wird schreckliche Folgen tragen müssen. Der Überrest lebt nach der Schrift (Gottes Gesetz, V. 8 a) und sehnt sich nach Gott (V. 8 b - 9 a). Wer sich jedoch gegen Gottes Wege auflehnt, wird seine Gerechtigkeit schließlich kennenlernen, wenn er Gottes Gericht begegnet.



Jes 26,10-11


Viele gottlose Menschen erkennen die Gerechtigkeit nicht , wenn Gott ihnen seine Gnade erweist (V. 10 ). Sie lernen erst, wie gerecht Gott ist, wenn er sie richtet (vgl. V. 9 ). Obwohl sie in einem Land leben, in dem sich Gottes Gerechtigkeit offenbart hat ( in einem Land, wo das Recht ist , gemeint ist Juda), leben viele Menschen doch nicht gerecht. Eine günstige Umgebung reicht nicht aus. Das Herz muß sich ändern.

Zwar ist Kapitel 26 ein Lied der Erlösten, aber die Verse 10.11 zeigen, daß Jesaja auch für die Menschen seiner Zeit schreibt, von denen viele geistlich abgestumpft sind und sich um Gottes Majestät und seine Werke (seine Hand ) nicht kümmern. Jesaja bittet den Herrn, sie zuschanden zu machen (V. 11 ) und sich an ihnen zu rächen. So soll Gottes Wesen deutlich gemacht werden. Jesaja bittet dies nicht um seinetwillen, sondern um Gottes willen. Gott möchte, daß seine Menschen ein heiliges Leben führen.



Jes 26,12-15


Die Gläubigen werden in dem kommenden Reich den Frieden Gottes erleben und erkennen, daß Gott auf ihrer Seite steht (V. 12 ). Sie werden bekennen, daß sie Gott treu geblieben sind ( Deinen Namen [dein Wesen] alleine ehren wir ), obwohl sie von anderen beherrscht wurden (V. 13 ). Diejenigen, die den Überrest zu beherrschen suchen, werden tot sein, unter Gottes Gericht gefallen. Totengeister ist die Übersetzung von r+PA?Im , ein Wort, das auch am Ende von Vers 19 benutzt wird (vgl. die Anmerkungen zu Jes 14,9 ). Im Gegensatz zu ihnen wird der Überrest im Land wohnen bleiben, das Gott den Patriarchen und ihren Nachkommen versprochen hat ( Jes 26,15 ).



Jes 26,16-18


Es wird nicht leicht sein, die Erziehung zu ertragen, die der Herr an seinem Volk durchführt. Es wird eine Zeit großer Not und Bedrängnis sein, eine Zeit, in der sie kaum ein Gebet flüstern werden, ob nun aus Durst oder aus Angst. Jesaja vergleicht nun ihre Not mit dem schmerzhaften Erleben einer Geburt (vgl. die Anmerkungen zu Jes 13,8 ). Eine Geburt muß, wenn sie einmal begonnen hat, bis zum Ende durchgestanden werden. Das Volk von Israel jedoch scheint nur Wind zu gebären , d. h., ihre Arbeit und Mühe wird andauern, aber wird nicht zur Befreiung führen. Die Ungläubigen in Israel werden gerichtet und nicht in das Tausendjährige Reich kommen.


Jes 26,19


Auch wenn die Mühe und Arbeit Israels ohne Erfolg sein wird, ist Jesaja doch zuversichtlich, daß die gläubigen Toten gerettet werden. Diese Auferweckung der alttestamentlichen Heiligen wird geschehen, wenn Christus zum zweiten Mal auf die Erde kommt ( Dan 12,2 ). Wenn sie aufwachen (d. h. wenn ihre Leiber auferweckt werden), werden sie vor Freude jubeln . Sie werden erfrischt, wie der Morgentau das Gras erfrischt (vgl. Hos 14,6 ), sie werden den Segen Gottes im Tausendjährigen Reich erleben.



Jes 26,20-21


Jesaja schreibt, daß sich der zukünftige Überrest während der Drangsal (Gottes Zorn in der großen Trübsal) verstecken soll, weil die Befreiung durch den Herrn ganz sicher kommen wird. Der Herr wird letztlich alles zurechtrücken, indem er die Menschen für ihre Sünden bestraft. Alle Sünden werden bekannt werden ( die Erde wird das Blut offenbaren, das auf ihr vergossen wurde ), ob sie nun im geheimen oder in der Öffentlichkeit begangen wurden. Diese Worte sollen die Gläubigen in den Tagen Jesajas ermutigen, dem Herrn treu zu bleiben, weil sie wissen, daß er kommen wird, um die Sünde zu richten. Nachdem dieses Gericht eingetreten ist, werden die Gläubigen das Lied singen können, das in Kapitel 26 enthalten ist.


c. Rettung für Israel und Juda
( Jes 27 )


Dieses Kapitel kann in drei Teile eingeteilt werden, die jeweils mit den Worten "zu der Zeit" beginnen (V. 1 , V. 2 - 11 ; V. 12 - 13 ).

(1) Das Gericht erreicht seinen Höhepunkt ( Jes 27,1 )



Jes 27,1


Dieser Vers bezieht sich auf die Zuspitzung des Gerichtes Gottes über die Welt und gehört inhaltlich zu dem Gericht, das in Jes 26,21 angesprochen ist. Der Herr wird mit einem Schwert die große Schlange töten, die Leviatan genannt wird. Diese flüchtende, sich windende Schlange ist der vielköpfige Meeresdrache, der in Ps 74,13-14 erwähnt wird. In der ugaritischen Literatur (aus Ugarit, einem Stadtstaat in Nordsyrien) wird von einem ähnlichen, siebenköpfigen Tier gesprochen. Jesaja glaubt diesem alten, semitischen Mythos zwar nicht, erwähnt Leviatan aber, um daran etwas deutlich zu machen (vgl. Hi 3,8 ): Leviatan, das schlängelnde Ungeheuer des Meeres , wird in der ugaritischen Literatur als Feind der Ordnung in der Schöpfung angesehen. Der Herr aber kann diesen chaotischen Zustand beenden und seine Ordnung auf der Erde und in den Herzen der Menschen aufrichten. Wenn Gottes Gericht an jenem Tag kommt, wenn er die Gottlosen am Ende der großen Trübsal schlägt, dann wird es sein, als schlüge er den zerstörerischen Drachen Leviatan.


Jes 27,2-6


(2) Das Lied vom Weinberg ( Jes 27,2-6 )

Der Weinberg ist ein Bild für Israel (vgl. die Anmerkungen zu Jes 5,7 ). In dem Lied vom Weinberg in Kapitel 5,1 - 7 liegt die Betonung auf der Zerstörung. Hier geht es hauptsächlich um die Verheißung des Schutzes. Im ersten Lied wird der Weinberg zu einem verwüsteten Gebiet aufgrund der Sünde der Menschen. Im zweiten Lied soll der Weinberg (Israel) fruchtbar werden. Nach dem Gericht Gottes über Israel (V. 1 ) wird das Volk geistlich fruchtbar werden. Diese Fruchtbarkeit entspringt der ständigen Bewahrung und Fürsorge durch den Herrn (V. 3 ). Wenn der Weinberg (Israel) dem Herrn nicht gefällt, dann muß dieser ihn richten (V. 4 ). Aber viel lieber hat es der Herr, wenn sich die Menschen in Reue an ihn als ihre Zuflucht wenden (V. 5 ). Dieser Wunsch, daß Israels Bundesverhältnis mit Gott in Ordnung sein möge, wird durch die wiederholte Aufforderung, Frieden mit mir zu machen, unterstrichen. Wenn das Zeitalter des Königreiches kommt, wird Jakob (ein Synonym für Israel) wieder Frucht bringen (vgl. Jes 35,1-3.6-7; Am 9,13-14; Sach 14,8 ) und wird das Volk sein, durch das Gott die Welt segnen wird (vgl. 1Mo 12,3 ).



Jes 27,7-8


(3) Das kommende Gericht ( Jes 27,7-11 )

Weil der Herr für sein Volk sorgt, wird er es richten und reinigen, so daß es Frucht bringt. Jesaja hat das Gericht über Israel verkündigt. Aber Gott wird es nicht behandeln, wie er seine Feinde behandelt (V. 7 ). Er wird es durch Krieg und Gefangenschaft richten (V. 8 ; vgl. 5Mo 28,64-68 ). Der Ostwind , der im Mittleren Osten besonders kräftig ist, bezieht sich vielleicht bildlich auf Babylon, östlich von Jerusalem, das Juda in Gefangenschaft führte. Das Exil wird Juda reinigen, so daß es aufhört, fremde Götter und Göttinnen anzubeten.



Jes 27,9-11


Die Sünde des Volkes muß gesühnt werden. Natürlich wird durch den Tod von Jesus Christus alle Sünde gesühnt. Aber angesichts des Bundesverhältnisses zwischen Israel und Gott muß es aus dem Land vertrieben werden, weil es dem Gesetz nicht gehorcht hat ( 5Mo 28,49-52.64 ). Diese Sühnung wird sich darin zeigen, daß es seine Steinaltäre , die den Götzen geweiht waren, zerstört und die Bilder der Aschera , hölzerne Symbole der kanaanitischen Fruchtbarkeitsgöttin, beseitigt.

Wegen der Sünde Judas wird seine Stadt (d. h. Jerusalem) zerstört und die Menschen weggeführt werden. Jerusalem wurde 586 v. Chr. von den Babyloniern zerstört und verödet zurückgelassen. Jesaja sieht Kälber , die in den Ruinen Jerusalems grasen und Zweige abfressen . Frauen werden solche Zweige abschneiden und sie als Feuerholz benutzen. In seinem Gericht über sein unvernünftiges Volk hält Gott, sein Schöpfer, für eine bestimmte Zeit sein Mitleid über es zurück.



Jes 27,12-13


(4) Die Sammlung von Israel ( Jes 27,12-13 )

Der Herr verspricht, daß er zu der Zeit (vgl. V. 1 - 2 ) ein großes Gebiet vom Euphrat bis zum Bach Ägyptens ausklopfen (d. h. richten) wird. Der Herr wird also dieses große Gebiet richten, weil er sein Volk wieder nach Jerusalem und Umgebung bringen will. Unter dem Bach Ägyptens könnte der Fluß gemeint sein, der die südwestliche Grenze von Kanaan bildet ( 4Mo 34,4-5; 1Kö 8,65 ). Oder er bezieht sich auf den Nil, da Jesaja ja hier sagen will, daß Gott sein Volk sowohl von Assyrien als auch von Ägypten sammeln will, zwei große Feinde Israels während beinahe der gesamten Geschichte bis zum Fall Assyriens im Jahr 609 v. Chr. Die Menschen werden wieder zu dem heiligen Berg in Jerusalem versammelt, jenem Tempelberg also, von dem aus der Messias regieren wird (vgl. Jes 24,23 ). Im Reich Gottes auf dieser Erde wird Israel als Gläubige im Land Palästina wohnen.

 

E. Die Wehe-Rufe
( Jes 28-33 )


Jesaja fährt nun fort, indem er mehrere "Wehe-Rufe" gegen verschiedene Gruppen ausspricht, die seinen Worten vom Gericht entgegenstehen. Hier klagt er vor allem die Herrscher vom Nord- und Südreich an, weil sie Gottes Wort mißachtet und nach anderen Mitteln für ihren Schutz gesucht haben. Sie vertrauen auf ihren Reichtum ( Jes 28 ) und auf fremde Schutzmächte ( Jes 30-31 ). Keines von beiden aber kann, so macht Jesaja deutlich, ihnen helfen. Nur der kommende Erlöser kann sie vor den Feinden, die sie umgeben, retten ( Jes 32-33 ). Gottes Pläne können nicht durch Menschen zunichte gemacht werden, die sich hartnäckig weigern, an ihn zu glauben. In seiner Allmacht wird er durch den messianischen Befreier Frieden und Sicherheit für den Überrest schaffen.



1. Wehe über Ephraim und Juda
( Jes 28 )


Die Aussagen in diesem Kapitel wenden sich an das Nord- (V. 1 - 13 ) und an das Südreich (V. 14 - 29 ). Schon bald wird das Nordreich von den Assyrern besiegt werden (722 v. Chr.). Jesaja, der an die Menschen im Südreich schreibt, möchte diese ermutigen, ihren nördlichen Brüdern und Schwestern nicht zu gleichen. Gottes Gericht soll das Volk zur Umkehr zu ihm bringen (V. 23 - 29 ), nicht mit ihm "abrechnen".



a. Wehe über Ephraim
(
28,1 - 13 )


(1) Der Zustand des Nordreiches ( Jes 28,1-8 )



Jes 28,1


In diesem ersten Wehe-Ruf (h¶y, ein Ausruf der drohenden Finsternis und Not; vgl. die Anmerkungen zu Jes 5,8 ) wird Ephraim, ein Stamm, der hier stellvertretend für das gesamte Nordreich steht, mit einem Betrunkenen verglichen. Zu jener Zeit war das Gebiet im Norden Israels fruchtbar . Samaria, die von Omri erbaute Hauptstadt ( 1Kö 16,24 ), überblickte ein fruchtbares Tal (vgl. Jes 28,4 ). Wegen seiner Schönheit wird Samaria eine Krone genannt (vgl. V. 3 ). Die Chance für materiellen Reichtum war groß. Und doch warf das Nordreich die Segnungen Gottes weg, wie ein Betrunkener sein Geld wegwirft, um Wein zu bekommen. Offensichtlich war die Trunksucht im Nordreich wie im Südreich ein Problem. Das Bild eines Betrunkenen paßte also recht gut.



Jes 26,2-4


Jesaja sagt voraus, daß Assyrien wie ein starker Hagelsturm und Orkan über die zehn Stämme des Nordens kommen wird. Samaria wird wie eine prächtige Krone (vgl. V. 1 ) von Assyrien mit Füßen zertreten , ohne Rücksicht auf ihren Wert. Samaria, die Schönheit Israels, die ein fruchtbares Tal überschaute (vgl. V. 1 ), wird wie eine reife Feige werden, die von einem Fremden gegessen wird, bevor man sie ernten kann. Frühfeigen galten als eine Delikatesse (vgl. Hos 9,10; Mi 7,1 ). Das Nordreich wird keine Zufluchtsstätte haben, sondern wird in die Gefangenschaft geführt werden.



Jes 28,5-6


Zweimal ist Samaria, die Hauptstadt von Ephraim, als eine Krone beschrieben worden (V. 1.3 ). Nun aber heißt es, daß der Herr Zebaoth wie eine wunderbare Krone ist. Er, nicht eine wohlhabende Stadt, soll geehrt werden. An jenem Tag , wenn der Herr sein Tausendjähriges Reich errichtet, wird der Überrest vom Herrn geehrt und wird dem Einen unterstehen, der im Gericht sitzt . Und auch während der drohenden assyrischen Belagerung ist es der Herr, der den israelitischen Soldaten Kraft gibt, so daß sie der Belagerung drei Jahre lang widerstehen können.



Jes 28,7-8


Jesaja kehrt nun wieder zu dem Bild vom Betrunkenen zurück (vgl. V. 1 ) und bezieht es auf die Menschen und ihre Führer ( Priester und Propheten ), die betrunken an einer Tafel sitzen, die voll Gespei und Unflat ist. Selbst beim angeblichen Schauen von Visionen (der falschen Propheten) oder beim Rechtsprechen (der falschen Priester) sind sie betrunken. Es ist kein Wunder, daß das Volk reif für das Gericht ist!



Jes 28,9-10


(2) Ephraims Weigerung zu glauben ( Jes 28,9-13 )

Die Sprecher in Vers 9 sind wahrscheinlich die Priester und Propheten, die in Vers 7 - 8 erwähnt werden. Sie ärgern sich, daß Jesaja sie wie kleine Kinder behandelt. Sie fühlen sich als Erwachsene, die schließlich selbst denken können. Sie brauchen niemand, der ihnen sagt, was sie tun oder denken sollen. Also machen sie Jesaja nach, als würde er in "Babysprache" zu ihnen reden (V. 10 ). Zawlazaw zawlazaw, kawlazaw kawlazaw (vgl. V. 13 ) ist eine Aneinanderreihung von Silben ohne Bedeutung. Indem sie sich über Jesajas Botschaft lustig machen, tun die Führer, als wäre er ein Erwachsener, der ein kleines Kind unterrichtet. Ein wenig hier, ein wenig dort war eine für Kinder übliche Lehrmethode, bei der kleine Stoffmengen verteilt unterrichtet wurden. Sie lehnen es also ab, Jesajas Worte ernst zu nehmen. Mit seiner Botschaft oder seinem Dienst wollen sie nichts zu tun haben.



Jes 28,11-13


Jesaja nimmt den Versuch der Führer, ihn lächerlich zu machen, auf und erklärt, daß sie von einem anderen Volk "unterrichtet" werden, wenn sie sein "Unterrichten" nicht wollen, einem Volk, das eine schwierige und andersartige Sprache hat. Fremde Lippen werden ihnen die Botschaft des Gerichts weitergeben. Jesaja spricht hier von den Assyrern, die gegen Israel ziehen und sie bald besiegen würden. Obwohl Gott Israel Frieden und Erquickung angeboten hat, lehnt es es ab, auf ihn und seinen Boten zu hören. Daher wird der Herr seinen Spott auf es zurückkehren, und es wird verletzt, verstrickt und gefangen von einem Volk, dessen Sprache es nicht versteht.



b. Wehe über Juda
(
28,14 - 29 )


Die an Israel gerichtete Botschaft über die Zerstörung durch fremde Angreifer hat auch für Juda Bedeutung. Auch Juda wird großes Leiden durchmachen, wenn es auch nicht völlig zerstört und Jerusalem nicht eingenommen werden wird. Die Menschen im Südreich dachten und lebten in vielerlei Hinsicht wie ihre Brüder im Norden. Auch sie lachten über Gottes Offenbarung durch Jesaja.



Jes 28,14-22


Die Menschen in Juda sollen sich nicht für unschuldig vor Gott halten. Die Führer in Jerusalem hatten, wie auch die Führer des Nordreiches, die Aufgabe, das Volk zu Gott hinzuführen. Aber statt dessen spotten sie und rühmen sich mehrerer Dinge. Sie behaupten, daß die Flut sie nicht treffen kann, da sie einen Bund mit dem Tod eingegangen sind. In Lüge und Falschheit liegt ihre Zuflucht (V. 14 - 15 ). Warum sagen die Regierenden in Jerusalem dies? Es scheint, daß Jesaja sich hier reichlich der Symbolik aus der semitischen Mythologie bedient. So wird z. B. im ugaritischen Götterhimmel der Tod als Gott der Unterwelt personifiziert. Die Führer in Jerusalem vertrauten auf andere Götter, die sie vor der kommenden Flut, der assyrischen Invasion, bewahren sollten. Auf falsche Götter zu vertrauen ist jedoch sinnlos. Der Herr legt den Stein und das feste Fundament, d. h. nur er ist die Grundlage für physische und geistliche Rettung (V. 16 ). Ob Jesaja nun an den Messias als Eckstein denkt, oder ob er nur von einem echten Glauben an Gott spricht, ist nicht letztlich zu klären. An anderen Stellen bezieht sich das Wort "Eckstein" auf Christus ( Sach 10,4; Eph 2,20; 1Pet 2,6 ).

Der Herr antwortete auf jede dieser spottenden Aussagen. Ihr Bund mit dem Tod wird hinfallen ( Jes 28,18 ), ihre Lüge wird weggeschwemmt (V. 17 ), und sie werden durch die Flut besiegt werden (V. 18 ), die Tag für Tag anhalten wird (V. 19 ). Diese Botschaft des Gerichts wird Entsetzen hervorrufen (V. 19 ), wenn die Menschen ihre Bedeutung erkennen. Von den falschen Göttern Hilfe zu erhoffen ist so sinnlos, wie in einem Bett zu liegen, das zu kurz ist, oder sich mit einem Tuch zu bedecken, das zu schmal ist. Die Zerstörung wird nach Juda übergreifen ( Berg Perazim und Tal Gibeon , 1Chr 14,11.16 ,liegen in der Nähe von Jerusalem, wo David die Philister besiegte). Deshalb sollen sie aufhören, über Jesajas Botschaft zu spotten , die von dem Herrn Zebaoth kommt.



Jes 28,23-29


Jesaja fügt nun ein Wort des Trostes in seine Botschaft von Wehe und Gericht ein. Das Gericht wird nur eine kurze Zeit dauern und soll die Menschen reinigen. Ein Bauer muß seine Ernte bearbeiten, wenn er die gewünschten Ergebnisse erhalten will. So werden z. B. Dill und Kümmel , aromatische Kräuter, mit einem Stab oder einem Stecken ausgeschlagen, nicht aber gedroschen, weil ihre Samenkörner zu klein sind. Korn wird von einem Mühlstein gemahlen, nachdem die Spreu durch Dreschen entfernt wurde. Unterschiedliche Arten müssen auch auf unterschiedliche Weise behandelt werden, und kein Schritt (säen, eggen, pflanzen oder dreschen ) wird dabei ständig ausgeführt.

So wird auch Gott das Gericht bringen, jedoch nicht für immer. Es ist der "Bauer", der weiß, wie man jede "Ernte" behandeln muß. Deshalb soll sich das Südreich ihm anvertrauen, denn er ist wunderbar im Rat (vgl. Jes 9,5 ) und herrlich in Weisheit (vgl. Jes 11,2 ).



2. Wehe über Jerusalem
( Jes 29 )


a. Das Gericht kommt über Jerusalem
(
29,1 - 4 )


Jes 29,1-4


In diesem zweiten der fünf "Wehe-Rufe" aus Kapitel 28 - 33 führt Jesaja den Gedanken des letzten Teiles aus dem ersten Wehe-Ruf ( Jes 28,14-29 ) weiter. Das Gericht kommt mit dem Ziel über Jerusalem und Juda, das Volk zu Gott zurückzubringen. Obwohl auch dieses Gericht sehr ernst ist, wird Gott es doch, anders als das Gericht, welches das Nordreich hinwegschwemmen wird, wieder beenden. Jerusalem wird nicht in die Hände der Assyrer fallen.

Ariel meint ohne Zweifel Jerusalem, was aus dem parallelen Ausdruck die Stadt, wo David wohnte (vgl. 2Sam 5,7.9.13 ), deutlich wird. Ariel bedeutet "Löwe Gottes". Die Stadt wird also als eine starke, einem Löwen ähnliche Stadt angesehen. Man könnte Ariel auch mit "Opferherd" übersetzen wie in Hes 43,15-16 .Jerusalem ist ja der Ort, wo der Brandopferaltar im Tempel stand.

Obwohl in Jerusalem Feste vor Gott gefeiert wurden ( Jes 29,1 ), wird die Stadt belagert werden, und Kämpfe und Blutvergießen werden aus ihr einen sprichwörtlichen Opferherd machen.

Zwar waren es im Jahr 701 v. Chr. die Assyrer, die Jerusalem belagerten, aber es war, als würde Gott selbst es tun ( Ich, Ich, Mich ; V. 2 - 3 ). Gedemütigt ( erniedrigt ) spricht Jerusalem nun nicht mehr mit lauter Stimme. Zwar wird Jerusalem belagert, aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingenommen werden. Diese Zusicherung sollte die Menschen ermutigen, auf Gott zu vertrauen und ihm in rechter Weise zu dienen.



b. Befreiung kommt für Jerusalem
(
29,5 - 8 )


Jes 29,5-8


Die Bewahrung Jerusalems, die in diesen Versen beschrieben wird, bezieht sich auf ihre Befreiung von Assyrien, die in Kapitel 37 berichtet wird. Es schien unmöglich, daß die Assyrer die Stadt nicht besiegen würden. Nur durch Gottes übernatürliches Eingreifen wurde sie dennoch verschont. Auch wenn sich Jes 29,5-8 in erster Linie auf die assyrischen Soldaten bezieht, die wie Staub und Spreu werden sollen, scheinen diese Verse einen eschatologischen Hintergrund zu haben. Wenn am Ende der großen Trübsal Völker nahen (V. 7 - 8 ) und Jerusalem angreifen ( Sach 14,1-3 ), wird der Herr Zebaoth kommen und alle Angreifer vernichten. Die Bedrohung durch diese Völker wird wie ein Traum verschwinden. Ohne Zweifel waren die Menschen in den Tagen Jesajas in einem Freudentaumel, als die assyrischen Soldaten vernichtet wurden. Aber schon bald verschwand die Problematik und Gefährlichkeit dieser Situation aus ihrem Denken, und das Leben kehrte wieder zu seiner Normalität zurück. Anstatt nun zu Gott umzukehren, geriet das Volk immer tiefer in die Sünde hinein.

 

c. Jerusalem versteht Gottes Offenbarung
(
29,9 - 24 )


In diesem Abschnitt wird ein Gegensatz aufgezeigt zwischen der gegenwärtigen geistlichen Situation des Volkes und ihrem zukünftigen geistlichen Verstehen. Jes 29,9-12 : Die geistliche Unempfindlichkeit der Bevölkerung Jerusalems war in sich selbst bereits ein Gericht von Gott. Den Menschen wird gesagt, sie sollen blind werden (V. 9 ), aber der Herr selbst ruft diese Blindheit hervor (V. 10 ). Sie verstehen Gottes Offenbarung von seinem Gericht über die Assyrer nicht, die Jesaja auf einer Schriftrolle (V. 11 - 12 ) niedergeschrieben hat. Niemand, weder Menschen, die lesen können, noch solche, die es nicht können, versteht diese Wahrheit.



Jes 29,13-14


Die Menschen von Jerusalem geben zwar vor, Gott zu kennen, und nehmen an äußeren Formen des Gottesdienstes teil, aber sie dienen Gott nicht wirklich von Herzen. Es geht ihnen mehr um von Menschen geschaffene, gesetzliche Regeln, als um Gottes Gesetz, das Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Gleichheit fordert. Deshalb wird Gott sie richten, ihre Weisheit wird schwinden.


Jes 29,15-16


Gott spricht sein Wehe aus über jene, die meinen, er werde ihr Tun nicht bemerken. Sie versuchen, ihre Pläne vor Gott zu verbergen , indem sie diese des Nachts ausführen. Ihr Denken ist dabei verwirrt, denn Gott kann zwar Dinge vor dem Menschen verbergen (V. 10 - 12 ), aber nicht umgekehrt. Ein solches Denken verdreht die Tatsachen und verwechselt den Töpfer und den Ton . Ein Krug jedoch kann seinen Töpfer nicht verleugnend als unwissend hinstellen (vgl. Jes 45,9; 64,7 ). In Wirklichkeit wissen die Menschen nichts , aber Gott weiß zu jeder Zeit über alles Bescheid.



Jes 29,17-21


Dennoch werden die Dinge in der Zukunft anders werden. Der Ausdruck in einer sehr kurzen Zeit bezieht sich auf das kommende Tausendjährige Reich. Manche Ausleger meinen dagegen, daß Jesaja hier von der Niederlage des assyrischen Heeres spricht ( Jes 37,36 ), aber die Zustände, die in Jes 29,20-21 beschrieben werden, widersprechen dieser Auslegung. Der Libanon, der damals von assyrischen Truppen besetzt war, wird wieder fruchtbares Land sein. Die zweite Erwähnung des Ausdrucks fruchtbares Land bezieht sich vielleicht auf den Berg Karmel. Wenn das Tausendjährige Reich kommt, werden die Tauben und die Blinden hören und sehen (vgl. Jes 32,3; Jes 35,5 ). Dies steht im Gegensatz zu Jes 29,10-12 ,wo von der mangelnden Sehfähigkeit des Volkes gesprochen wird. Die Elenden werden sich freuen an dem HERRN und über das, was er für sie tun wird, aber die Tyrannen, die das Recht der Unschuldigen gebeugt haben, werden bestraft werden (V. 20 - 21 ; vgl. V. 5 ).



Jes 29,22-24


Die Einstellung der Bewohner Jerusalems und Judas wird sich völlig ändern. Sie werden nicht länger beschämt (V. 22 ) oder gedemütigt (V. 4 ) werden, weder durch eine fremde Herrschaft noch durch ihre eigene Sünde (vgl. Jes 1,29 ). Ihre Kinder werden in Sicherheit aufwachsen, und sie werden erkennen, daß Gott sie beschützt, und werden ihn anbeten (ihn fürchten ). Ihre Befreiung von Sanherib ist ein Vorgeschmack jener letzten Befreiung, die sie erleben werden. Die Menschen, die jetzt irren und murren, werden umkehren und sich belehren lassen . Die Blindheit wird nicht länger herrschen; sie werden vielmehr Gottes Wege kennen (vgl. Jes 29,18 ).



3. Wehe über die halsstarrigen Kinder
( Jes 30 )


Diese Weissagung ( Jes 30 ) und auch die nächste ( Jes 31 ) handeln von der Torheit, ein Bündnis mit Ägypten zu schließen, um der assyrischen Bedrohung zu entgehen. Die Weltmacht Ägypten war im Schwinden und konnte keine wirkliche Hilfe für Israel oder Juda in ihrem Kampf gegen das starke assyrische Weltreich sein. Dennoch gab es in Israel eine einflußreiche Gruppe, die sich lieber an Ägypten als an Gott um Hilfe und Schutz wenden wollte.



a. Das Wehe wird betont
(
30,1 - 5 )


Jes 30,1


Dieses Wehe (vgl. die Anmerkungen zu Jes 3,9 ) wird gegen jene in Juda ausgesprochen, die ein Bündnis eingehen möchten. Der Prophet spricht zu diesen Menschen, als wären sie abtrünnige Kinder . Wie Kindern fehlt auch ihnen die richtige Einsicht in das, was für sie das Beste ist. In ihrem Bemühen, sich selbst und ihr Volk zu retten, machen sie Pläne, die jedoch nicht Gottes Pläne sind. Ihre Pläne sind sündig, weil sie nicht dem entsprechen, was Gott von ihnen möchte.



Jes 30,2-5


Ein Bündnis mit Ägypten, das geschlossen wird, ohne den HERRN zu fragen , ist eine Schande (V. 5 [zweimal]) für Juda. Die Juden haben eine oder zwei Delegationen an zwei ägyptische Städte - Zoan und Hanes - geschickt, um über eine Allianz zu sprechen, aber ihre Verhandlungen sind zum Scheitern verurteilt. Die Fürsten in Zoan sind nicht in der Lage zu helfen (vgl. die Anmerkungen zu Jes 19,11 ). Wo Hanes lag, wissen wir nicht. Vielleicht lag es im Nil-Delta, in der Nähe von Zoan. Der Herr hatte durch Jesaja schon mehrfach gesagt, daß er Assyrien benutzen werde, um das Nordreich zu vernichten und das Südreich zu bestrafen. Der Versuch, von einem untergehenden Weltreich Hilfe zu erlangen, ist daher vergeblich und kann nur in Schmach und Spott (V. 3.5 ) enden.

 

b. Die Weissagung über den Negev
(
30,6 - 17 )


Jes 30,6-7


Als die Boten (vgl. V. 4 ) nach Ägypten zogen, mußten sie durch den Negev ziehen, eine öde, gefährliche Gegend mit wilden Tieren (Löwen und Schlangen). Die Delegation aus Juda führte dabei teure Geschenke auf dem Rücken von Eseln und Kamelen mit sich. Das Volk von Juda ist so verzweifelt in seiner Suche nach Hilfe, daß es bereit ist, Gefahren zu riskieren und große Summen zu investieren. Aber Jesaja nennt Ägypten - ein Volk, das nicht helfen kann - Rahab, die Nichtstuerin . In der ugaritischen Literatur war Rahab der Name für ein weibliches Seeungeheuer, das mit Leviatan in Verbindung stand (vgl. die Anmerkungen zu Jes 27,1 ; siehe auch Hi 9,13;26,12 ). Vielleicht ist die beste Entsprechung für dieses mythische Wassertier das Nilpferd, das man oft gemächlich und nichtstuend in den Wassern des Nil sitzend antrifft. Es ist verständlich, daß Rahab daher zu einem poetischen Ausdruck für Ägypten wurde (und auch für einen Dämon, der hinter Ägypten stand), als Gott die ägyptischen Soldaten zur Zeit des Exodus im Meer ertrinken ließ (vgl. Jes 51,9; Ps 87,4; 89,11 ). Ägypten ist also, so schreibt Jesaja, zu nichts gut; es kann keinerlei Hilfe für Juda bedeuten.

 

Jes 30,8-11


Die Menschen jedoch wollen nicht auf Gottes Anweisungen durch Jesaja hören. Daher gibt Gott ihm den Auftrag, seine Botschaft niederzuschreiben , so daß niemand behaupten kann, sie nicht gehört zu haben. In der Zukunft wird die Schriftrolle , auf der die Botschaft geschrieben ist, gegen sie zeugen. Sie sind wie ungehorsame Kinder (vgl. V. 1 ), nicht bereit, auf den Herrn zu hören und seine Botschaft von seinen Propheten anzunehmen. Sie möchten nicht mit der Wahrheit von Gott, dem Heiligen Israels (vgl. V. 12 und die Anmerkungen zu Jes 1,4 ), konfrontiert werden.



Jes 30,12-17


Voller Ironie stellt ihnen Jesaja, gleich nachdem sie gesagt haben, daß sie nicht mit dem Heiligen Israels konfrontiert werden möchten (V. 11 ), noch mehr Worte des Heiligen Israels (vgl. V. 15 ) vor Augen. Sie werden dem Gericht übergeben werden, weil sie Jesajas Botschaft verwerfen (V. 9 - 11 ) und sich auf Frevel (d. h. Pläne, Gottes Ratschlag zunichte zu machen) und Mutwillen (den Ägypten an ihnen üben wird) verlassen.

Das Gericht wird plötzlich kommen - wie eine hohe Mauer, die über ihnen zusammenbricht (V. 13 ). Und es wird ein ernstes Gericht sein - wie ein Topf, der so zerschmettert wird, daß man die einzelnen Teile zu nichts mehr gebrauchen kann (V. 14 ). Der Herr hatte sie zu Umkehr und Vertrauen aufgerufen, so daß sie Heil und Kraft erhalten hätten (V. 15 ). Aber sie wollen es nicht. Statt dessen verlassen sie sich auf militärische Stärke (V. 16 ). Aber wenn sie sich auf Pferde verlassen (vgl. Jes 31,1 ), dann, so sagt Gott, wird er sie dazu bringen, zu fliehen ( Jes 30,16-17 ) und von dem Feind leicht in Furcht versetzt zu werden. Sie werden allein dastehen, wie ein Banner auf einem Hügel , als Mahnzeichen an andere, sich nicht auf ihre militärische Kraft zu verlassen.



c. Die Güte des Herrn gegenüber seinem Volk
(
30,18 - 33 )


Jes 30,18-22


Obwohl sich die Menschen vom Herrn abgewandt haben, möchte Gott, aufgrund des Bundesverhältnisses mit ihnen, gnädig und barmherzig sein (V. 18 ; vgl. V. 19 ). Er ist der Gott des Rechts , der jene segnet, die sich auf ihn verlassen. Im Tausendjährigen Reich wird Israel wieder dem Herrn treu sein. Und wenn das Volk ihn (und nicht irgendein anderes Volk) um Hilfe anfleht, wird er antworten . Trotz der Nöte (z. B. daß es Zeiten der Bedrängnis gibt, in denen sie nur Brot zu essen und Wasser zu trinken haben) wird Gott sie schließlich segnen. Die Israeliten werden bereitwillig auf ihre geistlichen Führer ( Lehrer ), die Propheten und Priester, hören (im Gegensatz zu der Ablehnung, von der in V. 10 gesprochen wurde). Die Lehrer müssen sich nicht mehr verstecken, um in Sicherheit zu sein. Das Volk wird gerne auf Gottes Wort hören, wenn er sagt: Dies ist der Weg, wandelt darauf . Sie werden sich der Führung Gottes zu allen Zeiten bewußt sein. Wenn sie seinen Anweisungen folgen, werden sie ihre Götzen (vgl. Jes 31,7; Hos 14,3 b; Mi 5,13-14 ), Dinge, die unrein und moralisch schmutzig sind, entfernen.


Jes 30,23-26


Jesaja beschreibt nun, wie es sein wird, wenn die Menschen nach Gottes Wort leben und ihm gehorchen. Im Tausendjährigen Reich wird Gott Regen schicken, und die Ernten werden reich sein (vgl. 5Mo 28,1-14 ). Selbst die Tiere werden reichlich zu essen haben ( Jes 30,23-24 ). Der Tag der großen Schlacht bezieht sich vielleicht auf den Kampf von Harmagedon (vgl. Offb 16,16; 19,17-21 ). Wenn Israels und Gottes Feinde besiegt sind, wird Israel großen Frieden und Reichtum an Wasser und Land erleben ( Jes 30,25 ).

Auch das Licht wird zunehmen, denn der Mond wird wie die Sonne und die Sonne wird siebenmal heller sein als gewöhnlich. Vielleicht ist dies Bildsprache, aber das ist nicht sicher auszumachen. Zu jener Zeit wird der Herr sein Volk von den Wunden heilen (vgl. Jes 1,5 ), die er ihnen beigebracht hat, d. h., er wird sie wieder an den Ort des Segens zurückbringen.



Jes 30,27-33


Jesaja spricht nun von der gegenwärtigen Situation und sagt voraus, daß die assyrische Armee (V. 31 ), die Jerusalem belagert, geschlagen wird ( Jes 37,36 ). Dies geschah 701 v. Chr. Gott wird sich in seinem Zorn gegen seine Feinde erheben. Wie dunkle Wolken, ein Feuer und ein Hagelsturm (V. 30 ) wird sein Zorn über den Feind kommen. Er schüttelt die Nationen in einem Sieb , wie ein Bauer das Korn schüttelt, um es von kleineren Schmutzteilchen zu trennen (vgl. Am 9,9 ). Über diese Niederlage Assyriens wird sich Juda freuen wie bei einem der drei jährlichen Feste ( 2Mo 23,14-17 ), wenn es zum Tempel auf den Berg Zion ging, dem Berg des HERRN (vgl. Jes 11,9;27,13; 56,7; 65,25; 66,20 ), dem Fels des Volkes (vgl. Jes 17,10; 26,4; 44,8 ; siehe auch die Anmerkungen zu Ps 18,3 ), der Quelle ihrer Sicherheit.

Gott wird Assyrien durch einen Ausruf ( Stimme , Jes 30,30-31 ) des Zorns (vgl. V. 27 - 28 ), mit seinem Stock und Stecken zerschmettern . Dann wird sich Juda (vgl. V. 29 ) mit Musik, mit Pauken und Harfen freuen (vgl. Jes 24,8 ). Die assyrische Armee wird zerstört wie ein Haufen Holz oder ein Opfer in Tofet , einem Gebiet im Tal Ben-Hinnom, südlich von Jerusalem, wo zu manchen Zeiten Kinder dem ammonitischen Götzen Moloch geopfert wurden ( 2Kö 23,10; Jer 7,31 ; vgl. Jer 7,32; 19,6.11-14 ). Dieses Feuer war sozusagen für den König da (vielleicht Hiskia), als ob er es selbst zur Vernichtung seiner Feinde benutzen könnte. DurchGottes Atem (vgl. Jes 30,28 ) entfacht er praktisch das Feuer, mit dem er die Körper der assyrischen Soldaten verzehren wird. Sein Atem wird wie Schwefel sein, der mit hoher Intensität verbrennt (vgl. 1Mo 19,24; Hi 18,15; Ps 11,6; Hes 38,22; Offb 9,17-18 ). Dieses Bild spricht von der ewigen Qual der Gottlosen in dem Feuersee ( Offb 19,20; 20,10; 21,8 ).



4. Wehe über die Allianz mit Ägypten
( Jes 31-32 )


Wie schon der vorhergehende Wehe-Ruf ( Jes 30 ) richtet sich auch dieses Wehe gegen das Bündnis mit Ägypten, das manche in Juda eingehen wollten ( Jes 31 ). Aber diese Weissagung spricht auch über den messianischen König, der eines Tages sein Volk erlösen wird ( Jes 32 ).



a. Der Wehe-Ruf
(
31,1 - 3 )


Jes 31,1-3


Dieses Wehe (vgl. die Anmerkungen zu Jes 3,9 ) gilt jenen, die sich an Ägypten um Hilfe wenden (vgl. Jes 30,1-2 ) und sich auf die ägyptischen Pferde (vgl. Jes 30,16 ) und Streitwagen verlassen, statt auf Gott. Beides - nach Ägypten zu gehen und Pferde zu erwerben - ist eine Mißachtung der Anweisungen Gottes im deuteronomistischen Bund ( 5Mo 17,16 ). Da Gott seine Worte nicht zurücknimmt , wird er das Volk für seinen Ungehorsam bestrafen. Die Ägypter können Juda nicht helfen (vgl. Jes 30,3.5.7 ), denn sie sind nur schwache Menschen. Nur Gott kann es letztlich vor seinen Feinden beschützen. Wenn Juda weiter auf einem Bündnis mit Ägypten besteht, werden beide Länder dem Verderben nicht entgehen.


b. Der Schutz des Herrn
(
31,4 - 9 )


Jes 31,4-5


Gott versichert dem Volk, daß seine große Macht sie vor der schrecklichen Bedrohung durch Assyrien bewahren wird. Wie ein Löwe, der einer Herde von Schafen begegnet und auch vor mehreren Hirten keine Angst hat, so hat der Herr keine Angst vor den Assyrern. Er verspricht, auf dem Berg Zion zu kämpfen . Wie Vögel mit ihren Flügeln wird er Jerusalem beschützen und es nicht in die Hände der Feinde fallen lassen.

 

Jes 31,6-7


Weil Juda von Gott gerettet werden wird, ruft Jesaja das Volk auf, zu ihm umzukehren. Einmal wird es seine Götzenbilder wegwerfen (vgl. Jes 30,22 ) und statt dessen zu dem wahren Gott umkehren. Heute schon sollte Juda dies tun. Seine zukünftige Hoffnung auf das Reich sollte sein gegenwärtiges Verhalten verändern. Die zukünftige Wirklichkeit sollte eine ethische Bedeutung für ihr Leben haben.

Jes 31,8-9


Jesaja macht noch einmal deutlich (vgl. Jes 30,31 ), daß Assyrien fallen wird, allerdings nur aufgrund dessen, was Gott tut (durch ein Schwert, das nicht eines Mannes ist ). Die assyrischen Fürsten werden Judas Banner und den Tod ihrer Soldaten (durch den Engel des Herrn; vgl. Jes 37,36 ) sehen und zutiefst erschrocken sein. Das Feuer könnte sich auf das Feuer des Brandopferaltares beziehen, das beständig brannte, und der Glutofen ist wörtlich übersetzt ein Backofen. Gott wird, wenn er Juda schützt, darauf achten, daß das Feuer auf dem Altar nicht ausgehen wird.



c. Eine Zeit voll Recht und Gerechtigkeit
(
32,1 - 8 )


Der Herr, der Jerusalem beschützen wird, wird auch eine Zeit herbeiführen, in der überall Gerechtigkeit herrscht.



Jes 32,1-2


Im Tausendjährigen Reich wird der König (vgl. die Anmerkungen zu Jes 33,17 ), der Messias also, in Gerechtigkeit herrschen ( Jes 11,1-5 ; vgl. Jer 23,5 ), und die Fürsten, die unter ihm regieren (vgl. 2Tim 2,2; Offb 5,10;20,6; 22,5 ), werden gerecht sein. Nur Gläubige werden in das Tausendjährige Reich hineinkommen. Jeder wird für andere ein Schutz sein wie eine Zuflucht vor dem Wind und andere erfrischen wie Wasser in der Wüste und ein Fels, der Schatten bietet vor der Gluthitze der Wüste.



Jes 32,3-8


Die Menschen in diesem Reichs-Zeitalter werden geistliche Dinge klar sehen und hören (vgl. Jes 29,18; 35,5; 42,7 ), ganz im Gegensatz zu der jetzigen geistlichen Unempfindlichkeit Judas ( Jes 29,10-12 ). Die Menschen werden Gottes Wort verstehen und die Wahrheit klar und deutlich aussprechen ( Jes 32,4 ). Die Törichten und Betrüger wird man nicht mehr ehren. Der Tor ( nABAl , "ohne Verstand") ist hier, wie auch im Buch der Sprüche, jemand, der böse ist ( Jes 32,6 ). Er lehrt Falschheit und mißachtet die Nöte anderer. Im Gegensatz zu dem Betrüger, der in seiner Bosheit plant, sich auf Kosten des Armen und des Elenden zu bereichern, wird der Edle es planen, anderen Gutes zu tun. Weil er gerecht ist, wird er bestehen bleiben; er wird am Leben bleiben.



d. Zukünftiges Gericht und zukünftiger Segen
(
32,9 - 20 )


Jes 32,9-14


Diese Botschaft richtet sich an die Frauen und erinnert sehr an Jes 3,16-26 .Die Frauen aus Juda sollen nicht denken, daß Gottes Gericht nicht kommen werde. Die Zerstörung wird bald kommen, in wenig mehr als einem Jahr . Dies bezieht sich vielleicht auf den letzten Vorstoß Assyriens nach Juda im Jahr 701 v. Chr., aber es kann nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden. Der erste Hinweis auf das Gericht wird das Ausbleiben der Ernte an Trauben und anderen Früchten sein, vielleicht weil die Assyrer die Felder niedergemacht haben. Die Frauen werden über Verwüstung des Landes klagen. (Zu Sackleinen vgl. die Anmerkungen zu Jes 3,24 .) Wenn sich die Stadt voll Getümmel, die verwüstet ist ( Jes 32,14 ), auf Jerusalem bezieht, dann versteht Jesaja den assyrischen Angriff als Beginn des Endes für Jerusalem, das 115 Jahre später unter den Babyloniern fiel (586 v. Chr.). Dann sagt Jesaja nicht (V. 10 ), daß das Gericht innerhalb eines Jahres zu Ende ist, sondern daß es innerhalb etwa eines Jahres beginnt . "Die Stadt voll Getümmel" kann sich jedoch auch auf eine andere der 46 jüdischen Städte beziehen, von denen Sanherib, König der Assyrer, behauptet, daß er sie besiegt hat. Die Zerstörung (ob durch Assur oder Babylon) wird über das Land für immer ( ZNlAm ) kommen. Dieses hebräische Wort trägt nicht die gleiche Intensität wie die deutsche Übersetzung. Aus Vers 15 ist deutlich, daß Jesaja einen Tag sieht, an dem die Zerstörung aufhören wird. Es ist also besser, das Wort ZNlAm hier mit der Bedeutung "für eine unbestimmte, lange Zeit" wiederzugeben.



Jes 32,15 a


Nachdem er von der Zerstörung Judas gesprochen hat (V. 9 - 14 ), beschreibt Jesaja nun eine Zeit des Segens über Land und Volk (V. 15 - 20 ). Diese große Zeit, das Millenium (Tausendjähriges Reich), wird kommen, nachdem der Heilige Geist ausgegossen ist (vgl. Jes 44,3 ) über Israel (uns) von der Höhe . Auch andere Propheten sprechen von dieser Ausgießung des Heiligen Geistes. Zu ihnen gehören Hesekiel ( Hes 36,26-27; 37,14 ), Joel ( Joe 3,1-2 ) und Sacharja ( Sach 12,10 ). Wenn die Erlösten aus Israel in das Tausendjährige Reich kommen, werden sie ebenso die innewohnende Gegenwart des Heiligen Geistes erleben wie die Gläubigen des Neuen Bundes heute. Sie werden also innerlich getrieben, den Willen Gottes zu tun ( Hes 36,27 ).

 

Jes 32,15-20 (Jes 32,15b-20)


Mit der Ausgießung des Heiligen Geistes werden Fruchtbarkeit, Gerechtigkeit und Sicherheit kommen. Israels Wüsten werden fruchtbar (vgl. Jes 35,1-2 ), und mit Recht und Gerechtigkeit (vgl. Jes 9,6; 11,4; 16,5; 33,5 ) werden auch Friede und Ruhe eintreten ( Jes 32,17 ) und Sicherheit für die Erlösten herrschen (vgl. Am 9,15; Mi 4,4; Sach 3,10; Jes 14,11 ). Der deuteronomistische Bund verheißt, daß das Land fruchtbar sein wird, wenn die Menschen Gott gehorchen. Ähnlich ist es auch in diesem Reich. Das gerechte Leben wird zu Fruchtbarkeit des Landes führen. Im Gegensatz zu der Zerstörung, die in den Tagen Jesajas kommen wird ( Jes 32,19 ), wird das erlöste Volk mit Ergiebigkeit des Ackerlandes gesegnet werden (vgl. Hes 36,30 ). Streitereien über das Weideland wird es nicht mehr geben.



5. Wehe über die Zerstörer
( Jes 33 )


Dieser letzte Wehe-Ruf beschreibt die Größe des Gerichtes Gottes über die Ungerechten (V. 1 - 12 ) und das Wunder seines Segens über die Erlösten im Königreich (V. 13 - 24 ).



a. Wehe den Feinden des Volkes Gottes
(
33,1 - 12 )


Jes 33,1


Die Verse 1 - 12 stellen uns das Gerichts-Wehe (vgl. die Anmerkungen zu Jes 3,9 ) vor Augen, das über die Menschen kommen wird, die ungerecht leben. Der Zerstörer ist der assyrische Feind, und der Verräter bezieht sich wohl auf jene Juden, die ein Bündnis mit Ägypten oder anderen Mächten schließen wollen, um sich vor Assyrien zu schützen. Keiner von ihnen wird bei seinen Bemühungen Erfolg haben. Der Zerstörer wird zerstört werden und der Verräter verraten.



Jes 33,2-4


Die Worte in diesen Versen scheinen die des gerechten Überrestes zu sein, der vom Herrn Befreiung erwartet. Sie werden sich nach seiner Gnade sehnen (vgl. Jes 30,18-19 ) und nach dem Herrn selbst. Im Blick auf seine Kraft und Rettung (Befreiung) werden sie darauf vertrauen, daß er die Völker, die sich gegen Israel erheben, zerstreuen wird. Dann wird der Überrest den Völkern, die gerichtet werden, sagen, daß die Beute, die diese Völker anderen abgenommen haben, von ihnen genommen wird. Diese Plünderung wird so vollständig und unumkehrbar sein, wie Heuschrecken alles zerstören, was ihnen begegnet.



Jes 33,5-6


Jesaja wendet sich nun an den Überrest und sagt ihnen, daß der erhöhte HERR (vgl. Jes 6,1 ) schließlich Zion mit Recht und Gerechtigkeit erfüllen wird (vgl. Jes 9,6; 11,4; 16,5; 32,16 ), wenn er sein Reich errichtet. Aber um diese Dinge zu besitzen (zu denen Rettung, Weisheit und Erkenntnis gehören), müssen sie den Herrn fürchten (vgl. Spr 1,7; 15,33 ). Gott zu fürchten bedeutet nicht, vor ihm Angst zu haben (außer natürlich für die, die von ihm gerichtet werden). Es bedeutet vielmehr, ihn zu erkennen und seine Autorität und seine gerechten Ansprüche anzuerkennen, was zu einem Leben nach göttlichen Maßstäben, zu Anbetung, Vertrauen, Dienst und Gehorsam führt. Wer ihn fürchtet, wird in ihm einen festen Grund finden, eine Quelle innerer Sicherheit und inneren Friedens (vgl. "Fels"; Jes 26,4 ).



Jes 33,7-12


Wer in Juda dachte, durch ein Bündnis Frieden zu erhalten (vgl. Boten in Jes 30,4.6 ), wird bitter weinen . Überall wird der assyrische Schrecken herrschen, und man wird nicht mehr auf den Straßen reisen können, weil an allen Orten Gefahr droht. Der Libanon, nördlich von Israel und wohlbekannt für seine Zedernwälder, wird verdorren. Scharon war die Küstenebene südlich des Berges Karmel, die sich bis zu dem bergigen Land Ephraims hinzog. Dieses Scharon war eine fruchtbare Gegend. Aber es wird eine Wüste werden wie die Arabah (was "dürr" oder "trocken" bedeutet; manche Übersetzungen haben "Steppe"), ein zerklüftetes, wüstes Tal, das sich vom Toten Meer südwärts bis zum Golf von Akaba erstreckt. Baschan ("fruchtbares Feld"), östlich vom See Genezareth, war in landwirtschaftlicher Hinsicht sehr produktiv (vgl. Jer 50,19 ) und für seine Eichenbäume bekannt ( Jes 2,13; Hes 27,6; Mi 7,14; Sach 11,2 ). Der Karmel ("fruchtbares Land") war zu jener Zeit ein Berggebiet voller Wälder und reich an Wasservorkommen. Diese Zerstörung wird zeigen, daß die Menschen sich nicht selbst retten können. Wenn der Herr die Assyrer gegen Juda benutzen wird, werden Judas Pläne zur Erreichung des Friedens zunichte werden. Es ist, als ob die Menschen wie eine Frau sind, die nichts als Spreu und Stroh gebiert , das doch so leicht verbrennt.



b. Die Befreiung des Gerechten
(
33,13 - 24 )


Der Gerechte wird leben, ganz im Gegensatz zu der Vernichtung des Zerstörers und des Verräters. Jesaja spricht zunächst von den Menschen, die gerettet werden (V. 13 - 16 ), dann beschreibt er das Land, in dem sie leben werden (V. 17 - 24 ).



Jes 33,13-16


Gott ruft die Menschen überall (in der Ferne und in der Nähe ; V. 13 ) dazu auf, sein gerechtes Handeln und seine Macht anzuerkennen. Die Sünder fragen, wer Gottes furchtbares Gericht (ein verzehrendes Feuer ) ertragen kann, und der Prophet antwortet, daß nur der mit Gott wohnen kann, der gerecht wandelt und spricht, was recht ist (V. 15 ). Dieser Mensch erpreßt niemanden und nimmt keine Geschenke (zur Bestechung) an. Er lehnt es ab, an Plänen von Morden und anderen Sünden teilzunehmen (vgl. Ps 15 ). Menschen, die so leben, werden sicher sein und Gottes Segen erfahren ( Jes 33,16 ). Deshalb sollen die Menschen nach Gottes Ordnungen leben, auch wenn das Volk als Ganzes von ihm gerichtet werden wird.



Jes 33,17-24


Dann beschreibt der Prophet das fruchtbare Land, in dem die Erlösten (V. 15 - 16 ) wohnen werden. Dies ist das Königreich Israel, wo Gerechtigkeit und Frieden im Land herrschen. Der König (vgl. Jes 32,1; Jes 33,22;43,15; Mi 2,13; Zeph 3,15; Sach 14,9 ), der Messias, wird dort sein ( Jes 33,17 ), und die Menschen werden ihn sehen . Sie werden sich an die früheren Zeiten erinnern (V. 18 - 19 ) und erkennen, daß jeder, der nicht gerecht gelebt hat, nicht mehr bei ihnen ist. Kein ausländischer Eindringling wird unter ihnen sein, auch keine Assyrer, jenes hochmütige Volk , das eine unverständliche Sprache hat (V. 19 ; vgl. Jes 28,11 ). Jerusalem wird friedlich und sicher sein ( Jes 33,20 ), und kein Krieg wird das Volk Israel mehr bedrohen (V. 21 ). Die Menschen, deren Verhältnis zum Herrn in Ordnung gebracht ist, werden ihn als ihren Richter, Gesetzgeber, König (vgl. V. 17 ) und Retter (V. 22 ) anerkennen.

Der Sieg über Assyrien wird wie ein Schiffbruch sein, nach dem die vielen Beutegüter des Schiffes unter die Israeliten aufgeteilt werden. Es wird so viel Beute dort sein, daß selbst dann noch viel übrig ist, wenn die Lahmen dorthin kommen. Die Krankheit wird verschwunden (vgl. Jes 57,18-19; 58,8; Jer 33,6 ) und die Sünden des erlösten Überrestes werden vergeben sein ( Jes 33,24 ; vgl. Jer 31,34; 33,8; 36,3;50,20 ). Frieden, Wohlstand und Rettung werden durch Gottes souveränes Eingreifen, nicht durch ein Bündnis oder menschliche Klugheit, kommen.

 

F. Rache und Segen
( Jes 34-35 )


Diese beiden Kapitel bilden den Höhepunkt der Gedanken über Gericht und Segen, von denen Jesaja nun so ausführlich gesprochen hat. In Kapitel 36 - 39 lesen wir dann den Bericht über die historische Erfüllung vieler Weissagungen aus der ersten Hälfte des Buches. Die Ausführungen über das Gericht an Assyrien ( Jes 30,27-33; 31,8-9; 33,1.18-19 ) leiten auf natürliche Weise zu Ausführungen über Gottes Gericht an der ganzen Welt in der Zeit der großen Trübsal über, gefolgt von dem Segen des Tausendjährigen Reiches für sein Bundesvolk Israel.



1. Der Tag der Rache des Herrn
( Jes 34 )


Dieses Kapitel enthält eine Einladung an alle Völker (V. 1 ), die Ankündigung des kommenden Gerichtes Gottes über die Völker (V. 2 - 4 ) und des Gerichtes über Edom (V. 5 - 17 ), das hier stellvertretend für alle Völker steht, die Israel feindlich gegenüberstehen.



a. Eine Einladung zu hören
(
34,1 )


Jes 34,1


Der Herr lädt alle Völker und Menschen ein, die Ankündigungen, die er machen wird, zu hören (vgl. Jes 1,2 ).



b. Das Gericht über die ganze Welt
(
34,2 - 4 )


Jes 34,2-4


Wenn Gott sein Zorngericht gegen die Heere aller Völker ergehen läßt, werden die toten Körper auf dem Boden verwesen. Die Sterne werden verlöschen . Katastrophen am Himmel werden die Wiederkunft des Messias auf die Erde zur Errichtung seiner tausendjährigen Königsherrschaft begleiten (vgl. Joe 2,10;3,3.4;4,15; Sach 14,6-7; Mt 24,29 ). Jes 34,4 könnte sich auf das Gericht des sechsten Siegels in der großen Trübsal beziehen ( Offb 6,12-13 ) oder auf die Ewigkeit nach dem Tausendjährigen Reich, wenn die Sonne nicht mehr länger nötig ist ( Offb 21,1 ). Oder Jesaja spricht bildhaft von einer Veränderung in der gesamten politischen Machtstruktur der Welt im Tausendjährigen Reich, wenn menschliche Könige abgelöst sein werden und Gott alleine herrscht.



c. Gericht über Edom
(
34,5 - 17 )


Jesaja benutzt Edom als ein Beispiel für das Gericht Gottes über die Welt. Die Edomiter waren Nachkommen Esaus, des älteren Bruders von Jakob. Ihr Vater Isaak hatte Esau gesagt, daß er in einem unfruchtbaren Gebiet leben werde ( 1Mo 27,39-40 ). Edom wurde zu einem ständigen Feind Israels (vgl. die Anmerkungen zu Hes 35; 36,5 ). Dadurch war es ein treffendes Beispiel für das, was der Herr mit allen Völkern tun wird, die gegen sein Volk kämpfen.



Jes 34,5-8


Daß Gott Edom mit seinem Schwert schlägt, wird hier als ein großes Opfer in Bozra bezeichnet (vgl. Jes 63,1 ), dem heutigen Buseirah, etwa 40 km südöstlich des Toten Meeres, wo verschiedene Tierarten als Opfer geschlachtet wurden. Gott richtet Edom, weil er Zion rächen muß ( Jes 34,8 ). (Zu Tag der Vergeltung vgl. Jes 61,2; 63,4 .) Er hat versprochen, sein auserwähltes Volk zu segnen. Nun muß er sein Versprechen erfüllen. Wenn sie angegriffen werden, stellt Gott sich auf ihre Seite und hilft ihnen.



Jes 34,9-17


Wenn Gottes Gerichtsschwert über Edom geht, wird dies Land in Flammen (vgl. Ob 1,18 ) aus Schwefel (vgl. die Anmerkungen zu Jes 30,33 ) und brennendem Pech, einer teerähnlichen Substanz, die ebenfalls fürchterlich stinkt, aufgehen. Das Land wird für viele Generationen verwüstet sein ( Jes 34,10 ; vgl. V. 11 ). In Edoms Städten und Gebieten werden wilde Vögel und Tiere hausen, die gewöhnlich nicht in von Menschen bewohnten Städten und Dörfern anzutreffen sind. Eulen (V. 11 ), Raben (V. 11 ), Schakale (V. 13 ), Hyänen (V. 14 ), Raubvögel (V. 15 ) und andere Wüstentiere (V. 14 ) werden dort vielfach anzutreffen sein, weil es keine Menschen mehr gibt (V. 12 ). Edoms Befestigungsanlagen werden mit Dornbüschen überwuchert sein (V. 13 ). Die wilden Geschöpfe werden in Edom von Generation zu Generation wohnen (V. 17 ; vgl. V. 10 ), denn Gottes Geist wird sie so führen (V. 16 ).



2. Der Tag des Segens des Herrn
( Jes 35 )


Die Beschreibung, die in diesem Kapitel von dem Land und den Menschen gegeben wird, gehört zu den Höhepunkten der ersten Hälfte des Buches. Dies ist das ersehnte Reich Gottes, nach dem sich das Volk ausgestreckt hat, seit Gott es Abraham zum ersten Mal verheißen hat. Dies ist das Reich, nach dem die Menschheit sich beständig ausgestreckt hat - eine zukünftige Hoffnung, in der Frieden und Fruchtbarkeit herrschen. Dieser Zustand wird jedoch nicht eintreten, bis Gottes Gericht über die Welt ergangen ist ( Jes 34 ). Dies steht im Gegensatz zu dem sogenannten "Post-Millenialismus", der lehrt, daß die Welt immer mehr verbessert wird und so das Reich schafft, bevor der Messias wiederkommt. Auch das Denken, welches ein Tausendjähriges Reich auf dieser Erde völlig ablehnt ("A-Millenialismus"), weil die alttestamentlichen Verheißungen an Israel sich heute in der Gemeinde erfüllen, steht dem Denken Jesajas fern. Jesaja lehrt, daß der Herr das gläubige Israel, Abrahams physische Nachkommen, sammeln und Gottes langerwartetes Reich auf dieser Erde aufrichten wird. Diese verheißene Wiederherstellung findet keineswegs in der Gemeinde heute statt.



Jes 35,1-2


Im Tausendjährigen Reich wird die Wüste zu einem fruchtbaren Land werden (vgl. Jes 32,15 ). Die trockenen Gegenden des Landes werden fruchtbar (bildlich: fröhlich ) sein und blühen. Gott wird offensichtlich klimatische Veränderungen schaffen, die mehr Regen in jenen Gegenden zur Folge haben. Libanon, Karmel und Scharon , die öde geworden sind (vgl. Jes 33,9 und die Anmerkungen dort), werden wieder zu landwirtschaftlich ertragreichen Gegenden. Die Menschen in jenen Gebieten werden die Herrlichkeit des HERRN sehen, d. h. sie werden die Fruchtbarkeit sehen, die aus der Gerechtigkeit kommt. Und sie werden ihn selbst sehen, der in ihrer Mitte als König wohnt (vgl. die Anmerkungen zu Jes 33,17 ).



Jes 35,3-4


Nun richtet sich Jesaja wieder an die Menschen seiner Zeit. Er ermutigt die kleine Gruppe der Gläubigen, nach Gottes Bundesordnungen zu leben. Sie sollen die Traurigen (die, die müde Hände haben), die Erschrockenen (deren Knie wanken ) und die Ängstlichen ermutigen, denn Gott wird sie in seiner göttlichen Vergeltung retten (befreien).



Jes 35,5-7


In den Menschen und dem Land selbst werden Veränderungen geschehen. Durch Gottes heilende Macht (vgl. Jes 33,24 ) werden die Blinden sehen, die Tauben hören (vgl. Jes 32,3; 42,7 ), und die, die stumm sind, werden frohlocken. Der Messias wird all dies bewirken.

Das Land, das trocken und wüst war, wird voller Wasserquellen sein (vgl. Jes 35,1-2; 41,18; 43,19-20; 44,3-4 ). Es wird reich an Wasser sein, so daß Gras, Rohr und Schilf, die ja alle sehr viel Wasser benötigen, wachsen können. Zwar verstehen manche Ausleger diese Verse eher bildlich, aber vor allem im Blick auf die Bundeszusagen ( 5Mo 28,1-14 ) ist es richtiger, sie wörtlich zu verstehen. Der Herr, der nun unter seinem Gerechtigkeit vollziehenden Volk lebt, wird physische Heilung und landwirtschaftliche Fruchtbarkeit schenken.



Jes 35,8-10


Nun werden wieder gerechte Pilger auf dem Weg nach Jerusalem unterwegs sein. Sie werden auf einer Straße gehen, die als der Weg der Heiligkeit bekannt ist, denn sie führt zu Gottes Stadt, in der seine Wege befolgt werden. Auf dieser Straße wird kein Unreiner oder gottloser Narr ziehen. Auch kein reißendes Tier wird den Weg der Erlösten auf dieser Straße hindern. Im Tausendjährigen Reich wird Gottes Volk bestimmte Aspekte des alttestamentlichen Gottesdienstes wieder neu entdecken ( Sach 14,16-19; Hes 40-44 ). Da Gerechtigkeit und das Verlangen, den Willen Gottes zu tun, herrschen, werden die Menschen bereitwillig seinen Anweisungen zum Gottesdienst folgen. In den Erlösten wird der Heilige Geist wohnen ( Hes 36,24-28 ). Die Erlösten des HERRN werden ewige Freude ohne irgendein Leid haben, denn sie werden erkennen, was Gott für sie getan hat. Sie werden darüber jubeln, daß er sie vor dem Verderben gerettet und zu Frieden und Wohlstand geführt und so seine Verheißungen erfüllt hat.

 

G. Geschichtliches Zwischenspiel: Juda wird in Gefangenschaft sein
( Jes 36-39 )


Der historische Bericht in diesen Kapiteln dreht sich um zwei Ereignisse, die für das richtige Verständnis der Theologie Jesajas und der Geschichte Israels entscheidend wichtig sind. Daserste Ereignis ist die assyrische Bedrohung, die Gott durch ein Wunder abwendet. Dieses Geschehen ist sozusagen der Höhepunkt der Argumentation des Jesaja in den Kapiteln 1 - 35. Jesaja hatte in diesen Kapiteln ja behauptet, daß Gott die Assyrer nach Juda gebracht habe als Strafe für die Sünden Judas und als ein Mittel, die Menschen wieder zu ihm zurückzuführen. Aber er hatte auch vorhergesagt, daß Jerusalem nicht unter der assyrischen Belagerung zerbrechen und daß Gott durch ein Wunder das assyrische Heer wegen deren Stolz vernichten werde.

Das zweite Ereignis ( Jes 38-39 ) berichtet von dem Ungehorsam Hiskias, als dieser durch Gott von einer tödlichen Krankheit geheilt worden war, dann aber zuließ, daß Stolz in sein Herz einkehrte. Dieses Ereignis dient als Grundlage für die Kapitel 40 - 66 , die von der Befreiung nach der babylonischen Gefangenschaft sprechen, die in Jes 39,5-8 vorausgesagt wird.



1. Gottes Erhabenheit über Assyrien
( Jes 36-37 )


Diese Kapitel wurden vermutlich vor 2Kö 18-19 und 2Chr 32,1-23 geschrieben, in denen es um die gleichen historischen Ereignisse geht. Jesaja möchte Hiskia als einen Mann zeigen, der Gott vertraute und der durch den allmächtigen Gott auf wunderbare Weise vor der assyrischen Bedrohung gerettet wurde. Es geht darum, daß Gott sein Wort erfüllen kann und es auch tut. Oft hatte er den Menschen gesagt, daß die Assyrer besiegt würden. Nun erfüllen sich diese Verheißungen.



a. Sanherib bedroht Jerusalem
(
36,1 - 37,4 )


Die Assyrer hielten sich selbst für unbesiegbar. Sie waren überzeugt, daß der Gott Israels nicht anders sei als irgendein anderer Gott eines der Länder, die sie auf ihrem Zug in Richtung Westen bisher besiegt hatten. Jesaja zeigt in Jes 36,1-37,4 den Stolz der Assyrer und wie diese Arroganz das Gericht Gottes über sie hervorruft (vgl. Jes 10,15-19 ).

(1) Die Situation ( Jes 36,1-3 )



Jes 36,1-3


Dieser Angriff geschah 701 v. Chr. Es war im vierzehnten Jahr von Hiskias Alleinherrschaft (vgl. 2Kö 18,13 ), die 715 begann. Manche Ausleger meinen, daß Sanherib mehrere Angriffe gegen Jerusalem geführt habe, aber das außerbiblische Material scheint diese Ansicht nicht zu unterstützen. Sanherib rühmt sich, 46 befestigte Städte in Juda eingenommen zu haben. Vom Norden her kommend, zog er entlang der Küste südwärts und besiegte (neben anderen Städten) Aphek, Timna, Ekron und Lachisch. Von Lachisch als Stützpunkt aus griff er verschiedene andere Städte an. Von hier aus sandte er auch ein großes Heer gegen Jerusalem, um dieses zu belagern und zur Aufgabe zu zwingen.

Der assyrische Heerführer hielt an der Wasserleitung des oberen Teiches, an der Straße bei dem Walker-Acker . Dies ist nicht nur eine geographische Angabe, sondern sie hat auch theologische Bedeutung. An genau derselben Stelle hatte sich Ahas der Bedrohung durch das aramäisch-israelitische Bündnis gegenüber gesehen ( Jes 7,3 ). Hier hatte Jesaja Ahas gesagt, daß er diesen Feinden nicht unterliegen, sondern daß Gott sie befreien werde. Aber Ahas wollte dem Mann Gottes nicht glauben. Nun sah sich Hiskia der gleichen Botschaft der Befreiung durch den gleichen Mann Gottes gegenüber. Diese geographische Angabe erhöht noch die Spannung, ob Hiskia dem Wort Gottes glauben wird. Eljakim, Schebna und Joach wurden ausgewählt (vgl. Jes 22,20; 36,11.22; 37,2 ), um mit den Assyrern zu verhandeln. Diesen Männern, die alle drei in hohen Ämtern saßen, vertraute Hiskia.



Jes 36,4-7


(2) Der Spott des Hauptmannes ( Jes 36,4-10 )

Der Feldhauptmann war der assyrische Vertreter. Nach 2Kö 18, 17 wurde er von zwei weiteren führenden Männern begleitet. (MancheÜbersetzungen haben statt "Feldhauptmann" den Namen "Rabschake", als wäre dieses Wort ein Eigenname. Dies ist aber wohl nicht richtig.) Seine höhnenden Worte sind charakteristisch für die Haltung des gesamten assyrischen Weltreiches. Er sprach hier im Namen des Königs und fragte die Bewohner Jerusalems, auf wen sie in bezug auf den Sieg vertrauen ( Jes 36,4-5 ). Auf Ägypten zu vertrauen wäre, als wolle man sich auf einen zerbrochenen Rohrstab stützen - es würde nichts nützen, sondern im Gegenteil sogar schaden. Interessant ist, daß Jesaja genau dasselbe über die Ägypter gesagt hatte. Alles sprach gegen das Volk von Jerusalem, das keine Möglichkeit hatte zu entkommen, denn Tausende feindlicher Truppen hatten die Stadt umlagert.

Dann erklärte der Hauptmann, daß es töricht sei, auf Gott zu vertrauen (V. 7 ). Offensichtlich hatte der Mann von den Teilreformen Hiskias gehört ( 2Kö 18; 2Chr 31 ), in denen er (Hiskia) die Höhen, Stätten des Götzendienstes auf verschiedenen Hügeln in Juda, wegnehmen ließ. Vermutlich hatte der Hauptmann die Situation nicht richtig verstanden, denn er hatte wohl gedacht, daß Hiskia sich nicht mehr auf Gott verließe, weil er viele Altäre abgerissen und nur den einen Altar in Jerusalem stehengelassen hatte.



Jes 36,8-10


Für den Hauptmann gab es nur eine vernünftige Reaktion Jerusalems - die Kapitulation. In seinem Spott bot er an, den Juden 2000 Pferde zu geben, wenn sie die entsprechenden Reiter finden würden, die auf ihnen kämpfen könnten. Aber nicht einmal jene 2000 wären in der Lage, auch nur gegen einen niederen assyrischen Offizier zu bestehen. Zum Schluß behauptete der Hauptmann, daß der Herr ihm den Auftrag gegeben habe, Juda zu zerstören. Dies sollte die Menschen zutiefst erschrecken. Sie sollten denken, daß Gott sich wirklich gegen sie gerichtet habe. Aber natürlich hatte Jesaja gesagt, daß Jerusalem nicht den Assyrern in die Hände fallen werde. Diese Aussage des Hauptmannes war offensichtlich falsch.


Jes 36,11-12


(3) Die Herausforderung des Hauptmannes ( Jes 36,11-20 )

Die drei Unterhändler der Juden (vgl. V. 3 ) erkannten den Ernst ihrer Lage. Sie baten darum, daß die Verhandlungen nicht in hebräisch , sondern in aramäisch geführt würden. Aramäisch war in jenen Tagen eine weitverbreitete diplomatische Sprache. Es ist dem Hebräischen ähnlich. Aber dennoch ist der Unterschied so groß, daß viele Menschen aus dem Volk Schwierigkeiten gehabt hätten, den Gang der Verhandlungen in aramäisch zu verfolgen. Die drei Verhandlungsführer hatten Sorge, daß Panik in der Stadt entstehen könnte, wenn die Menschen die Bedingungen der Assyrer in hebräisch hören und verstehen würden. Aber der Hauptmann lehnte diesen Wunsch ab und erklärte, daß er zu jedem Juden reden wolle, der in der Nähe sei, nicht nur zu den drei Unterhändlern. So sicher war sich der Hauptmann des assyrischen Sieges, daß er erklärte, die Bewohner Jerusalems würden während der Belagerung ihre eigenen Exkremente essen und trinken müssen.



Jes 36,13-20


Laut rief der assyrische Hauptmann nun den Menschen in hebräisch zu, daß sie sich nicht von Hiskia verführen lassen sollten und denken, der Herr würde sie befreien (V. 13 - 15 ). Dann ließ er sie wissen, daß Sanherib ihnen in einem anderen Land ein gutes Leben verspräche (V. 16 - 17 ). Und noch einmal ermahnte er sie, sich nicht von Hiskia verführen zu lassen (vgl. V. 13 - 15 ), denn auch die Götter der anderen Völker seien nicht in der Lage gewesen, diese zu retten (V. 18 - 20 ).

Hamat und Arpad lagen in Aram. Wo Sefarwajim lag, ist unsicher, aber vermutlich in der Nähe von Hamat und Arpad. Hamat und Sefarwajim gehörten zu jenen Städten, aus denen Menschen geholt wurden, um Samarien nach dessen Fall wieder zu bevölkern ( 2Kö 17,24 ). Der Hauptmann führte schließlich noch ins Feld, daß ja auch Samarien keine Hilfe von seinem Gott erlebt habe (es war 21 Jahre vorher in die Hände der Assyrer gefallen, 722 v. Chr.). Warum also sollten die Menschen von Jerusalem damit rechnen, daß Gott sie beschützen werde?


Jes 36,21-22


(4) Die Reaktion des Volkes ( Jes 36,21-22 )

Obwohl sie ganz gewiß voller Furcht waren, folgten die Menschen den Anweisungen Hiskias und antworteten nicht auf den Spott des assyrischen Sprechers. Eljakim, Schebna und Joach (vgl. V. 3.11 ) berichteten Hiskia, was der Hauptmann gesagt hatte . Ihre Kleider hatten sie zerrissen, ein Zeichen der Verzweiflung und/oder Trauer (vgl. Jes 37,1; 1Mo 37,29; Jos 7,6; 2Kö 11,14; 19,1; 22,11; Hi 1,20; 2,12 ).



Jes 37,1-2


(5) Hiskias Glaube ( Jes 37,1-4 )

Auch Hiskia zerriß wie die Unterhändler seine Kleider . Er war bestürzt angesichts der assyrischen Bedrohung, aber auch weil der Name des Herrn in den Schmutz gezogen worden war. Auch das Anziehen von Sackleinen zeigt seine Trauer (vgl. die Anmerkungen zu Jes 3,24 ). Dann ging Hiskia in Vertrauen und Abhängigkeit von Gott in den Tempel des HERRN . Er machte damit symbolisch deutlich, daß das Volk nun nichts anderes tun könne - seine Zukunft hing ganz und gar von Gott ab. Er sandte auch seine führenden Männer Eljakim und Schebna zusammen mit den führenden Priestern zu Jesaja . Warum Joach (vgl. Jes 36,3.11.22 ) hier nicht erwähnt wird, ist unbekannt.



Jes 37,3-4


Die Männer berichteten Jesaja die Situation, baten um ein Wort vom Herrn, der die Assyrer strafen möge, und baten dann den Propheten, für sie zu beten. Hiskia erkannte damit an, daß der Herr durch Jesaja sprach. Dies steht im Gegensatz zu der Haltung von Ahas ( Jes 7 ), als sich dieser 33 Jahre vorher (734 v. Chr.) einer nationalen Bedrohung gegenübergesehen hatte. Die führenden Männer Jerusalems benutzten in ihrem Bericht an Jesaja dessen Bild der Bedrängnis (aus Jes 26,17-18 ) einer Frau, die ein Kind gebären soll, die aber keine Kraft dazu hat und bei der Geburt sterben muß.



b. Jesajas Antwort von Gott
(
37,5 - 7 )


Jes 35,5-7


Jesaja sagt den Boten in seiner kurzen Antwort von dem Herrn zunächst einmal, daß sie sich vor den Assyrern nicht fürchten sollten. Gott habe gehört, daß diese ihn geschmäht haben (vgl. V. 4 ). Dann erklärt der Prophet, daß der assyrische König nach Hause zurückkehren und dort getötet werden würde (die Erfüllung dieser Weissagung finden wir in V. 36-38 berichtet).

 

c. Gott schlägt die Assyrer
(
37,8 - 38 )


Jes 37,8-13


Sanherib war von Lachisch abgezogen und nun in Libna , etwa acht Kilometer nördlich von Lachisch. Er hatte gehört, daß Tirhaka kommen werde, um Juda in seinem Kampf gegen Assyrien zu unterstützen. Tirhaka wird der König von Kusch genannt. Kusch liegt im Süden von Ägypten, dessen König zu jener Zeit auch über Ägypten herrschte. Im Jahr 701 war Tirhaka Oberbefehlshaber der Armee. König wurde er erst 690. Aber da er König war, als Jesaja diese Kapitel niederschrieb, nennt er ihn auch König.

Noch einmal ließ Sanherib Hiskia wissen, daß die Götter anderer Völker nicht in der Lage gewesen seien, ihnen gegen die Assyrer zu helfen (vgl. Jes 36,18-20 ). Gosan , eine Stadt an dem Fluß Habor, war etwa 100 Jahre vorher von den Assyrern eingenommen worden. Haran , eine Stadt in Aram, war damals eine assyrische Festung. Rezef , ebenfalls eine aramäische Stadt, war ebenfalls vor ungefähr 100 Jahren erobert worden. Eden lag vermutlich in Nord-Mesopotamien und bezeichnet vielleicht ein Gebiet, in dem Telassar eine Stadt war. (Zu Hamat, Arpad und Sefarwajim vgl. die Anmerkungen in Jes 36,19 .) Wo Hena lag, wissen wir nicht. Auch Awa können wir nicht genau lokalisieren. Es könnte jedoch in der Nähe von Babylon gewesen sein.



Jes 37,14-20


Nachdem Hiskia den Brief von Sanherib empfangen und gelesen hatte, ging er in den Tempel und betete dort im Vertrauen auf Gott (vgl. V. 1 ). Er legte die ganze Sache in Gottes Hand (V. 14 ) und erflehte Gottes Aufmerksamkeit (obwohl er sich natürlich darüber im klaren war, daß Gott alles bereits wußte). Der König begann sein Gebet mit einem Lob (V. 15 - 16 ). Er wandte sich an Gott als den Gott Israels und rief so das besondere Bundesverhältnis zwischen Israel und dem Herrn in Erinnerung. Daß Gott zwischen den Cherubim thront , bezieht sich auf seine Gegenwart im Tempel in Jerusalem und damit inmitten seines Volkes ( 1Kö 8,10-13 ). (Zu den Cherubim vgl. den Kommentar zu 1Kö 6,23 .) Der Herr ist aber nicht nur der Gott Israels, sondern er herrscht auch über alle Königreiche dieser Erde , zu denen auch Assyrien gehörte! Und Gott ist auch der Schöpfer aller Dinge.

Dann bat Hiskia Gott, um seiner Ehre und Herrlichkeit willen einzugreifen, damit die anderen Völker erkennen würden, daß er, der Herr Israels, der wahre Gott sei ( Jes 37,17-20 ). Hiskia bat um die Befreiung von den Assyrern, damit jedes Volk überall Gottes Allmacht erkennen könnte.



Jes 37,21-35


Als Antwort auf das Gebet Hiskias sandte der Herr durch Jesaja die Botschaft an ihn, daß Assyrien besiegt werden würde (vgl. die erste Antwort Gottes in V. 6 - 7 ). Diese Botschaft bestand aus drei Teilen.

Als erstes machte Gott deutlich, daß die Assyrer wieder nach Hause zurückkehren würden (V. 21 - 29 ). Jerusalem ( die Tochter Zion ; vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,8; 47,1 ) wird Befreiung erleben, denn Assyrien wird fliehen (vgl. Jes 37,7 ). Das Blatt wird sich wenden, und Zion wird über Assyrien spotten (V. 22 ). Dies wird die Antwort auf das Gebet Hiskias sein (V. 21 ) und zugleich eine Strafe für die Gotteslästerung (V. 23 - 24 ; vgl. Jes 36,20; 37,4.17 ) und den Stolz der Assyrer ( ich und mein werden alleine in den Versen 24.25 viermal benutzt). Sanherib behauptete, die besten und größten Zedern und Pinien auf den Höhen (Bergen und Hügeln) des Libanon gefällt zu haben (vgl. Jes 10,34 ). Dies könnte sich entweder auf seine Eroberung des Libanon beziehen, oder es könnte bildlich bedeuten, daß er die führenden Völker jener Zeit besiegt habe. Er behauptete auch, daß er Ägypten erobert habe, obwohl es nicht sicher ist, ob er überhaupt jemals nach Ägypten hineingekommen ist. Aber er hatte das ägyptische Heer im Gebiet der Philister geschlagen. All diese Erfolge hatte er nur, weil der Herr es ihm zuließ, weil der Herr es so bereitet hatte. Die Völker, die Sanherib erobert hatte, waren schwach und wie Gras auf den flachen Hausdächern (vgl. Ps 129,6 ), das frühzeitig durch die Sonne verdorrt. Nun aber wird der Herr, der Sanheribs Toben kennt, ihn wieder in sein Land bringen, so, als würde er wie ein Tier geführt ( Jes 37,29 ), in Unehre also. Das Bild des Tieres ist sehr treffend, denn die Assyrer waren dafür bekannt, ihre Gefangenen an Haken in der Nase nach Hause zu führen.

Als zweites versicherte Gott Hiskia, daß ein Überrest bleiben (V. 30 - 32 ) und das Leben wie gewohnt weitergehen werde. In den nächsten beiden Jahren wird das Leben schwer werden, weil es gilt, die Landwirtschaft wieder neu in Gang zu bringen, aber im dritten Jahr (solange dauert es gewöhnlich, bis ein Weinberg beginnt, Trauben zu tragen) wird die Ernte wieder überreich sein. Der Herr wird dies in seinem Eifer für Juda tun.

Drittens schließlich richtete sich diese Botschaft direkt an den König von Assyrien (V. 33 - 35 ). Gott erklärt, daß er seinen Fuß nicht in die Stadt Jerusalem setzen und nicht einmal einen Wall gegen sie aufschütten werde. Er werde nach Hause zurückkehren müssen, weil Gott selbst die Stadt Davids schützen werde.

 

Jes 37,36-38


Der Bericht über die Vernichtung des assyrischen Heeres (von Jesaja in Jes 30,27-33; 31,8-9; 33,1.18-19 ) ist nur knapp gehalten und wird in drei Versen berichtet. Die nächtliche Niederlage kam nicht durch die Hand eines Feindes, sondern durch den Engel des HERRN , der 185 000 Soldaten tötete. Dieser Engel könnte der präexistente Christus gewesen sein (vgl. den Kommentar zu 1Mo 16,7 ). Allerdings sind sich die Ausleger hierin nicht einig. Sanherib wurde zwanzig Jahre später (681 v. Chr.) durch zwei seiner Söhne ermordet.



2. Judas Gefangenschaft in Babylon
( Jes 38-39 )


In diesen Kapiteln geht es um ein aufschlußreiches Ereignis im Leben Hiskias. Obwohl Gott den König durch ein Wunder geheilt hatte, führte sein Stolz das Volk in den Untergang. In Kapitel 36 - 37 wird uns Hiskia als Mann des Glaubens gezeigt, hier dagegen wird er zum Mann des Stolzes. Wir finden den Bericht über dieses Ereignis auch in 2Kö 20 .



a. Hiskias Heilung von seiner Krankheit
(
38,1 - 8 )


(1) Jesajas Weissagung über den Tod Hiskias ( Jes 38,1 )



Jes 38,1


Aus Vers 6 wird deutlich, daß die Krankheit Hiskias zeitlich vor der Belagerung Jerusalems durch Sanherib anzusetzen ist ( Jes 36-37 ). Merodach-Baladan, der in Jes 39,1 erwähnt wird, regierte von 721 bis 710 und noch einmal neun Monate lang in den Jahren 703 bis 702 v. Chr. (er regierte also vor dem Angriff Judas durch Sanherib im Jahr 701). Chronologisch liegen daher die Geschehnisse in Kapitel 38 - 39 vor denen in Kapitel 36 - 37 . Dennoch ordnet Jesaja diese Kapitel hier ein, da Hiskias Verhalten zu der Weissagung über das babylonische Exil geführt hat. Auf diese Weise bereiten sie die Kapitel 40 - 66 direkt vor. Hiskias Krankheit war offensichtlich ein Geschwür ( Jes 38,21 ). Jesaja ließ ihn wissen, daß er sterben werde.

 

Jes 38,2-3


(2) Hiskias Gebet um ein längeres Leben ( Jes 38,2-3 )

Hiskia betete nicht ausdrücklich um ein längeres Leben, aber diese Bitte wird aus dem Gebet heraus dennoch deutlich. Viele Ausleger kritisieren Hiskia wegen dieser Bitte. Sie vergessen dabei, daß der Selbsterhaltungstrieb wohl in jedem Menschen steckt. Hiskia bat den Herrn, daß er sich an die guten Dinge erinnern möge, die er als König getan habe (vgl. 2Kö 18,5-8 ).

 

Jes 38,4-6


(3) Gottes Antwort an Hiskia ( Jes 38,4-6 )

Gott ließ dem König durch Jesaja sagen, daß er ihm noch einmal fünfzehn weitere Jahre schenken werde. Da Hiskia im Jahr 686 v. Chr. starb, muß die Krankheit 701 v. Chr. aufgetreten sein (vgl. die Tabelle "Könige Judas und Israels und die vorexilischen Propheten" zu 1Kö 12,25-33 ). Gott ließ Hiskia wissen, daß er es nicht zulassen werde, daß die Assyrer Jerusalem einnehmen würden. Diese Tatsachen waren für Hiskia ein großer Trost.



Jes 38,7-8


(4) Gottes Zeichen ( Jes 38,7-8 )

Gott bestätigte seine Verheißung an Hiskia durch ein Zeichen (vgl. die Anmerkungen zu V. 22 ). Offensichtlich gab es am Königshof eine Sonnenuhr . Wenn die Sonne nach Westen zog, bewegte sich ein Schatten über diese Sonnenuhr, so daß man die jeweilige Tageszeit bestimmen konnte. Ahas hatte ein Zeichen vom Herrn abgelehnt. Nun erhielt sein Sohn Hiskia auf einer Sonnenuhr, die nach Ahas benannt war, ein solches Zeichen. Es ist uns nicht bekannt, wie dieses Wunder der rückwärtsgehenden Sonnenuhr bewirkt wurde. Es ist denkbar, daß die Erdrotation umgekehrt, oder auch daß die Sonnenstrahlen auf irgendeine Weise umgeleitet wurden.



b. Hiskias Dankeslied
(
38,9 - 20 )


(1) Hiskias Aussage über seinen Zustand ( Jes 38,9-15 )



Jes 38,9-15


Nachdem Hiskia geheilt worden war, schrieb er ein Lied, um seinen Dank gegenüber Gott zum Ausdruck zu bringen. Seine Krankheit war, so sagt er, in der Mitte seines Lebens aufgetreten. Der Tod wird hier dargestellt, als hätte er Tore, durch die ein Mensch in ihn eintritt (vgl. Hi 38,17; Ps 9,14 ). Wenn Hiskia behauptet, daß er im Tod den HERRN nicht sehen wird, bedeutet dies nicht, daß er keine Hoffnung auf den Himmel hat. Wahrscheinlich soll damit gesagt werden, daß er sich dann nicht mehr Gottes Segen in diesem Leben erfreuen könnte. Er wäre ohne Freunde ( Jes 38,11 ), wenn seine Hütte (sein Körper) abgebrochen würde. Durch den Tod wäre er abgeschnitten wie ein Faden, der von einem Weber durchtrennt wird. Er hatte gehofft, es würde besser werden mit ihm (V. 13 ), aber es war nur schlimmer geworden (V. 13 - 14 ). Seine Krankheit war, als würde Gott wie ein Löwe ihm alle seine Knochen zerbrechen, ein Bild, das seine tiefe innere Verzweiflung deutlich macht. Seine Schmerzensschreie waren wie die Schreie eines Vogels und sein Klagen wie das Gurren einer Taube (vgl. Jes 59,11; Nah 2,8 ). Hiskia erkennt, daß diese Erfahrung ihn demütigen sollte, denn es war ja Gott gewesen, der diese Krankheit über ihn gebracht hatte.

 

Jes 38,16-20


(2) Hiskia bekräftigt, daß Gott seine Stärke ist ( Jes 38,16-20 )

Hiskia ist voller Dank dafür, daß Gott ihn zur Gesundheit zurückgebracht hat. Nach diesem Erleben kann er sehen, daß es in Wirklichkeit nur zu seinem Besten dient, was geschehen ist (V. 17 ; vgl. Röm 8,28 ). Er begreift, daß Gottes Liebe ihm gilt und daß Gott ihn nicht nach dem bestraft, was er durch seine Sünden verdient hätte. Wenn er sagt, daß die Toten den HERRN nicht preisen ( Jes 38,18 ), will er damit nicht das Leben nach dem Tod leugnen. Er meint nur, daß die Aktivitäten dieses Lebens und auch der Dienst, den wir auf der Erde für Gott tun, dann aufhören ( Ps 30,10 ). Jetzt aber, so macht Hiskia deutlich, wo er am Leben ist, wird er nicht aufhören, die Treue des Herrn zu verkündigen ( Jes 38,19 ). Weil der Herr ihn geheilt hat, wird er, der König, ihm im Tempel ein Lied singen.

 

c. Hiskias Heilung
(
38,21 - 22 )


Jes 38,21-22


In der Parallelstelle in 2. Könige finden sich diese beiden Verse vor dem Bericht über das Zeichen (siehe 2Kö 20,7-9 ). Gott benutzt ein Pflaster von getrockneten Feigen (eine damals übliche medizinische Anwendung bei Geschwüren), das auf das Geschwür gelegt wurde, um die Heilung herbeizuführen. Dies ist eine Heilung, die durch eine Kombination aus Gebet, Medizin und dem Wirken Gottes eintrat. Hiskias Frage Was ist das Zeichen? ist nicht auf fehlenden Glauben zurückzuführen. Eigentlich war sie genau das Gegenteil. Weil er an seine Heilung glaubte, bat er Gott um eine Bestätigung seines Wortes.

 

d. Jesaja kündigt die Gefangenschaft an
( Jes 39 )


Jes 39,1


Merodach-Baladan sandte Boten aus Babel zu Hiskia mit Briefen und einem Geschenk. Offensichtlich kamen sie, um dem König zu seiner Genesung zu gratulieren. Aber wahrscheinlich hatten sie noch andere Gründe. Merodach-Baladan ist niemand anders als Marduk-apal-iddina, der Eroberer (vgl. die Anmerkungen zu Jes 21,1-10 ). Zweimal hatte er versucht, sich von dem assyrischen Weltreich zu lösen, und es war ihm schließlich gelungen, die Stadt Babel einzunehmen. Nach seiner zweiten Regierungszeit (von neun Monaten in den Jahren 703 - 702 v. Chr.) wurde er von Sanherib abgesetzt und ging nach Elam. Von dort aus (noch immer als der König von Babel bekannt) versuchte er, ein Bündnis mit anderen Völkern zu schließen, um das assyrische Joch abzuwerfen. Ohne Zweifel hatte auch dieser freundliche Besuch nach der Krankheit von König Hiskia das Ziel, den König von Juda für ein solches Bündnis gegen Assyrien zu gewinnen. Dies macht Hiskias Verhalten noch schlimmer, denn Jesaja hatte ja vorausgesagt, daß Gott Assyrien benutzen werde, um dieses ganze Gebiet zu bestrafen ( Jes 10 ). Der Besuch war eine Art Test Gottes an Hiskias Herz ( 2Chr 32,31 ). Merodach-Baladans Besuch ging der Belagerung Jerusalems im Jahr 701 voraus (offensichtlich war der Tribut an Sanherib noch nicht bezahlt, bei dem ein Teil der Schätze Jerusalem verließ; 2Kö 18,16 ). Man kann diese drei Ereignisse, die wohl alle 701 v. Chr. stattfanden, in folgende zeitliche Reihenfolge bringen: Hiskias Krankheit, Merodach-Baladans Besuch, Sanheribs Angriff.



Jes 39,2


Voller Stolz zeigte Hiskia den babylonischen Boten alles, was in seinen Lagern im Palast und im Königreich wertvoll war. Hiskia benahm sich dabei offenbar so, als würden alle diese Reichtümer ihm selbst und nicht Gott gehören. Er dachte ohne Zweifel, daß er die babylonischen Gesandten beeindrucken könnte. Sie dachten vermutlich eher daran, daß Hiskia große Mengen an Geld zu dem Kampf gegen Assyrien beisteuern könnte.



Jes 39,3-7


Als Jesaja von dem Besuch der ausländischen Boten hörte, fragte er Hiskia, was sie gesagt hätten und woher sie gekommen seien. Auf die zweite Frage antwortete der König, die erste ließ er unbeantwortet. Als der Prophet erfuhr, daß Hiskia ihnen alle seine Reichtümer gezeigt hatte, gab ihm Jesaja eine zweifache Gerichtsweissagung. Erstens wird der Reichtum des Königs nach Babylon weggeführt werden. Zu dieser Zeit war dies eine erstaunliche Aussage, denn die große Bedrohung war Assyrien, nicht Babylon. Die babylonischen Boten waren von einer rebellierenden Macht gekommen, die sich auf der Flucht befand, und die schon zum wiederholten Mal besiegt worden war. Die zweite Weissagung ist, daß einige von den Nachkommen des Königs gezwungen werden, am Königshof von Babel zu dienen. Diese Prophetie begann sich 605 v. Chr. zu erfüllen, als Daniel und mehrere Söhne vom Königshof in Jerusalem vom König von Babel in seinen Dienst genommen wurden ( Dan 1,1-7 ). (Zu Kämmerer [wörtl.: "Eunuch"] vgl. die Anmerkungen zu Dan 1,3 .)

 

Jes 39,8


Hiskia war froh darüber, daß während seiner Regierungszeit Frieden und Sicherheit herrschen würde.



II. Die Wiederherstellung durch Gott
( Jes 40-66 )


Während der erste Teil des Buches Jesaja ( Jes 1-39 ) mit Gerichtsankündigungen gefüllt ist, bestimmen die Themen Wiederherstellung und Befreiung diesen zweiten Abschnitt. Er läßt sich in drei Teile von jeweils neun Kapiteln gliedern ( Jes 40-48; 49-57; 58-66 ). Die beiden ersten Teile schließen mit der Schlußfolgerung, daß es für die Gottlosen keinen Frieden gibt ( Jes 48,22; 57,21 ). Diese Weissagungen der Erlösung konzentrieren sich auf drei Ereignisse: (1) Die Erlösung aus der babylonischen Gefangenschaft (die bereits durch Jesaja vorhergesagt wurde; Jes 39,7 ). Dies ist das Hauptthema der Kapitel 40 - 48 . Diese Erlösung wird hauptsächlich durch Kyrus herbeigeführt. Von ihm wird in der Mitte dieser Kapitel gesprochen ( Jes 44,28-45,1 ). (2) Die Verwerfung und Wiedereinsetzung des leidenden Gottesknechtes. Hierüber wird in Jes 52,13-53,12 gesprochen, etwa in der Mitte der Kapitel 49 - 57 also. (3) Die Vollendung der Wiederherstellung Israels und der Welt durch Gott. Den Mittelpunkt dieses dritten Teiles ( Jes 58 - 66 ) bildet die Verheißung über das Kommen des Messias ( Jes 61-63 ).

Als Jesaja diese Prophezeiungen der Wiederherstellung schrieb, standen Juda noch über 100 schwierige Jahre bevor, bis es unter dem babylonischen Angriff zerbrach, worauf 70 Jahre der Gefangenschaft folgten. Jesaja, der sowohl das kommende Exil als auch Gottes Wiederherstellung voraussah, schrieb diese Kapitel, um die Bewohner Judas zu einem gerechten Leben in der Gegenwart zu ermutigen, trotz der auf sie zukommenden Schwierigkeiten.

Zu der Frage, ob das ganze Buch, und damit auch die Kapitel 40 - 66 , von Jesaja, dem Sohn des Amoz, geschrieben worden ist, siehe den Abschnitt über "Einheit" in der Einführung .



A. Befreiung des Volkes Gottes
( Jes 40-48 )


In diesen Kapiteln spricht der Prophet von der zukünftige Befreiung, die in der Größe des Herrn und dem einzigartigen Verhältnis zwischen ihm und seinem Volk beruht. Er ist majestätisch ( Jes 40 ), und er beschützt Israel, nicht dagegen die Heidenvölker der Welt ( Jes 41 ). Israel ist zwar unwürdig ( Jes 42 ), aber dennoch hat der Herr versprochen, es wieder in seinem Land zu sammeln ( Jes 43,1-44,5 ). Weil er der einzige Gott ( Jes 44,6- 45,25 ) und auch Babel ihm untergeordnet ist, wird er Babels Fall herbeiführen ( Jes 46-47 ). Deshalb ermahnt Jesaja die Israeliten, gerecht zu leben und von Babel zu fliehen ( Jes 48 ). Jesaja spricht, als würden die Menschen in Babel leben ( Jes 43,14; 47,1; 48,20 ) und Jerusalem in Trümmern liegen ( Jes 44,26 ).



1. Die Majestät Gottes
( Jes 40 )


a. Worte des Trostes: Die Erlösung kommt
(
40,1 - 11 )


Jes 40,1-2


Diese Worte des Trostes in Vers 1 - 11 beginnen damit, daß Gott seinem Volk (durch Jesaja) sagen läßt, daß ihre Zeit der Trübsal bald vorüber ist. Die Wiederholung des Wortes tröstet unterstreicht und betont dies. Jesaja möchte, daß das Bundesvolk ( mein Volk ) im Hinblick auf das Exil getröstet wird. Wie bereits unter "Ziel" in der Einführung gesagt, erscheint die Wortfamilie "Trost", "trösten" 14mal in Kapitel 40 - 66 .

Jerusalem wird freundlich angeredet (wörtl.: "zu Herzen gehend", d. h. in freundlichen, ermutigenden Worten; vgl. Hos 2,14 ), so wie eine Mutter mit ihrem Kind redet. Die 70jährige Gefangenschaft scheint beinahe um zu sein. Das Wort Knechtschaft ist die Übersetzung des hebräischen Wortes für "Krieg" und "Zeit der Musterung zum Krieg". Judas Gefangenschaft war den Problemen vergleichbar, die ein Krieg mit sich brachte. Diese Zeit der Trübsal war wegen seiner Sünde gekommen. Aber nun ist für seine Sünde bezahlt worden , so daß Gottes Segen wieder wirken kann. Gott wird, wie der mosaische Bund dies zeigt, sein Volk segnen, wenn es nach seinem Wort lebt. Wenn es ihm jedoch ungehorsam ist, wird er es verfluchen und letztlich aus dem Land Israel hinauswerfen ( 5Mo 28,15-68 ; bes. V. 49-52.64 ). Nun wird dieser Fluch als beinahe erfüllt angesehen. Israel kann neu anfangen. Wenn gesagt wird, daß das Volk doppelte Strafe für alle seine Sünden empfangen hat, dann soll das nicht andeuten, daß die Strafe über das hinausgegangen sei, was die Menschen verdient hatten. Vielmehr geht es darum, daß das Volk nun "ganze" oder "ausreichende" Strafe für alle seine Sünden erhalten hat (vgl. "doppelt bzw. beides" in Jes 51,19; 61,7 ).



Jes 40,3-5


Eine Stimme (vermutlich - anders als in V. 6 - die Stimme Jesajas) ruft und mahnt die Menschen, den Weg für den HERRN (V. 3 ) und seine Herrlichkeit (V. 5 ) zu bereiten . Echte Propheten waren solche "Stimmen", denn ihre Botschaften waren von Gott. Sie riefen die Menschen auf, zu Gott zurückzukehren und das Verhältnis zu ihm zu erneuern. Jeder der vier Evangelisten aus dem NT versteht Jes 40,3 als Weissagung auf Johannes, den Täufer ( Mt 3,1-4; Mk 1,1-4; Lk 1,76-78; Joh 1,23 ). Johannes war ein Prophet in der Wüste , der den Weg für Jesus Christus vorbereitete und der in der Steppe eine Straße für ihn gemacht hat (vgl. Mt 3,3 ). Hier, im Buch Jesaja dagegen, befand sich die ganze Nation in einer Art geistlichen Wüste, und jeder Israelit mußte für die Ankunft des Herrn und seiner Herrlichkeit geistlich vorbereitet werden.

Das Erheben der Täler und Erniedrigen der Hügel war ein bildlicher Vergleich mit Arbeitern, die die Straßen ebneten, auf denen ein hoher Herr kommen würde, wenn er ein Gebiet besuchen will. Heute sagt man entsprechend "den roten Teppich ausrollen". Jesaja damals ruft das Volk Israel auf, die Straßen zu ebnen, so daß der Herr als Herrscher kommen kann. Alle Propheten haben diesen Aufruf an das Volk weitergegeben - in ihrem ethischen Verhalten muß Gerechtigkeit herrschen. Wenn die Herrlichkeit des HERRN offenbart wird, dann werden alle Völker "geebnet" werden ( Jes 40,5 ). Jesaja denkt hier an das Tausendjährige Reich, wenn der Herr in seiner Herrlichkeit offenbar wird, wenn also seine einzigartige Größe überall sichtbar sein wird. Der Messias wird, wie Jesaja an anderer Stelle schreibt, leiden. Er wird aber auch in Herrlichkeit erscheinen. Dennoch war sich Jesaja offensichtlich des zeitlichen Abstandes zwischen diesen beiden Ereignissen nicht bewußt. Zwar sahen die Jünger Jesu seine Herrlichkeit ( Joh 1,14 ), aber noch nicht alle Menschen haben sie gesehen. Im Tausendjährigen Reich dagegen werden wirklich alle Menschen seine Herrlichkeit sehen, denn der HERR hat es gesagt (vgl. Jes 1,20; 58,14 ). Das Wort des Herrn ist zuverlässig und kann nicht gebrochen werden.



Jes 40,6-8


Eine zweite Stimme (vgl. V. 3 ) spricht. Diese Stimme ist wohl die Stimme Gottes. Sie gibt den Befehl (wahrscheinlich an Jesaja) zu predigen (andere Übersetzungen: "hinauszurufen"). Die Stimme gibt Jesaja den Befehl, den Unterschied zwischen Mensch und Gott deutlich zu machen. Menschen haben eine zeitliche Begrenzung und verändern sich. Sie sind wie wildes Gras und Blumen, die im Frühjahr wachsen, um dann wieder zu verdorren, wenn es heiß wird (vgl. Ps 37,2; 102,12; 103,15-16 ). Gott dagegen versagt nie, denn sein Wort bleibt ewiglich . Diese Tatsache kann die Menschen, die diese Worte in der Gefangenschaft lesen, sehr trösten und ermutigen. Weil Gottes Wort unveränderlich feststeht, wird sich auch die Weissagung, daß das Volk wieder in sein Land zurückgebracht werden wird, ganz sicher erfüllen.



Jes 40,9-11


Vielleicht ist derjenige, der gute Botschaft an Jerusalem verkündigen soll, ein Mensch, der Jesajas Botschaft zu überbringen hat (andere Übersetzungen sehen Jerusalem selbst als Botin an). Der Botschafter soll es laut den Städten in Juda verkündigen, daß Gott nach Jerusalem kommt (V. 9 ) und sein Volk aus der Gefangenschaft zurückbringt. Vermutlich dachte Jesaja, daß diese Rückkehr aus dem Exil direkt in das Tausendjährige Reich einmünden würde. Andere, später geschriebene Bibelstellen zeigen dagegen die große Zeitspanne an, die zwischen diesen beiden Ereignissen liegt. Gott wird zunächst als der gewaltige HERR beschrieben, ein mächtiger, erobernder König (V. 10 ). Er regiert nicht nur mit Macht, sondern er bringt auch Beute ( was er sich erwarb ) mit sich. Arm bedeutet Stärke, ein von Jesaja oft benutztes Bild ( Jes 40,10; Jes 51,5 [zweimal].9; Jes 52,10; 53,1; 59,1.16; 60,4; 62,8; 63,5.12 ). Dann beschreibt Jesaja Gott als einen guten Hirten (vgl. Ps 23,1; 80,2; Joh 10,11.14; Hebr 13,20; 1Pet 2,25; 5,4 ), der die schwachen und hilflosen Schafe seiner Herde voller Sorgfalt trägt und führt (vgl. Jer 13,17.20; Mi 4,8; 5,4; 7,14; Sach 10,3 ). Diese beiden Aspekte des Charakters Gottes werden in diesem zweiten Hauptteil des Buches Jesaja immer wieder betont.



b. Weitere Worte des Trostes: Gott ist unvergleichlich gross
(
40,12 - 26 )


Die verschiedenen Gesichtspunkte der Größe und Majestät Gottes, die in diesen Versen aufgezeigt werden, werden von Jesaja in den nächsten acht Kapiteln mehrfach wiederholt. So geht es z. B. in Jes 44,24- Jes 45,8 um Gottes Wissen und seine schöpferische Macht und in Jes 44,6-23 um seine Einzigartigkeit.

(1) Gottes unvergleichliches Wissen ( Jes 40,12-17 )



Jes 40,12-14


Mit fünf rhetorischen Fragen zeigt Jesaja, daß Gott, als er das Universum schuf (V. 12 ), niemanden zu seiner Hilfe benötigte (V. 13 - 14 ). Er ist ein solch großer Schöpfer, daß alle die Wasser der Erde in seiner hohlen Hand gemessen wurden. Mit der Spanne seiner Hand kann er, im Bild gesprochen, das gesamte große Sternenall umfassen. Der Staub der Erde könnte in einem seiner Maße gemessen werden, und die Berge und Hügel, die doch so groß sind, sind im Vergleich zu ihm so winzig, daß er sie mit einer Waage aufwiegen könnte. Niemand auf der Erde ist Gott gleich.

In Vers 13 - 14 spricht Jesaja von dem unbegrenzten Wissen und Können des Herrn. Niemand auf der Erde kann behaupten, daß er den Herrn in irgend etwas gelehrt hätte. Er braucht niemand um Rat zu fragen. Wahrscheinlich denkt Jesaja an den Schöpfungsbericht ( 1Mo 1 ). Gott sprach, und die Schöpfung entstand. Auch dem Hiob hatte Gott durch viele Fragen gezeigt, daß sein Wissen nichts war im Vergleich zu dem Wissen Gottes ( Hi 38,2-39,30 ).



Jes 40,15-17


Da Gottes Schöpfung so großartig ist, sind auch die Völker vor ihm wie nichts (wie ein Tropfen Wasser oder ein Staubkorn auf einer Waage). Alles Holz und alle Tiere des fruchtbaren, reich bewaldeten Libanon, nördlich von Israel, wären zu wenig für ein Opfer, das vor dem großen Gott Bedeutung haben könnte. Die Völker, die den Herrn nicht kennen, sind vor ihm wertlos und weniger als nichts.


Jes 40,18-20


(2) Gottes Einzigartigkeit im Vergleich mit den Götzen ( Jes 40,18-20 )

Voller Ironie schreibt Jesaja über zwei Götzen - der eine ist von einem Meister aus Metall geschaffen und dann mit Gold überzogen und mit Silber verziert. Der andere ist von einem armen Mann aus Holz gemacht und so angefertigt, daß er nicht wackelt (andere Stellen gegen Götzen sind Jes 41,7; 44,9-20; 45,16.20; 46,1-2.6-7; Ps 115,4-7; 135,15-18; Jer 10,8-16; Hab 2,19 ). Beide Götzenhersteller benutzen also Material, das Gott geschaffen, und Fähigkeiten, die ihnen Gott verliehen hat! Gott aber ist keinem Götzen gleich. Er ist der Schöpfer aller Dinge, auch der Menschen. Gott ist einzigartig.


Jes 40,21-22


(3) Gottes souveräne Kontrolle über die Welt ( Jes 40,21-26 )

Gott wacht aus seiner unumschränkten Machtposition im Himmel über sein geschaffenes Universum. Ihr (dreimal in V. 21 ) bezieht sich auf die Menschen allgemein. Die erste Frage will z. B. sagen: "Das weiß doch jeder Mensch!" (vgl. V. 28 ). Der Herr ist wie ein König, der über dem Kreis (h¹g, "Horizont", der ja kreisförmig ist; vgl. Hi 26,10; Spr 8,27 ) der Erde und über deren Menschen thront , die im Vergleich wie Heuschrecken scheinen. Der Himmel wird wie ein ausgespanntes Zelt gesehen, in dem Gott leben kann (vgl. Ps 104,2 ). Jesaja möchte hier nicht Gottes Wohnsitz beschreiben. Er benutzt vielmehr eine Bildersprache, die seine Leser leicht verstehen können.



Jes 40,23-24


Gott kontrolliert die Geschichte, indem er Herrscher einsetzt oder wieder absetzt (vgl. Dan 2,21 ). Diese Wahrheit konnte ein Trost für Jesajas ursprüngliche Leser sein, die unter der Bedrohung des assyrischen Reiches lebten und zugleich hörten, daß das babylonische Reich sie in die Gefangenschaft wegführen würde.



Jes 40,25-26


Gott, der mit nichts und niemand verglichen werden kann (vgl. V. 18 ; Jes 46,5 ), weiß alles über seine Schöpfung und erhält sie. In seiner Macht schuf, kontrolliert und erhält er Millionen über Millionen von Sternen, von denen er jeden einzelnen mit Namen kennt (vgl. Ps 147,4 ). In Jes 40-66 wird Gott häufig als Schöpfer angesprochen. Vermutlich ist dies eine Polemik gegen die leblosen Götzen Babylons. Er hat Himmel, Erde, Menschen, Israel und auch die Dunkelheit geschaffen, und er wird auch den neuen Himmel und die neue Erde schaffen.



c. Weitere Worte des Trostes: Gott wacht über sein Volk
(
40,27 - 31 )


Jesajas Leser standen unter der Bedrohung durch Assyrien. Jahre später lasen die Menschen unter der Herrschaft eines gottlosen Weltreiches in der babylonischen Gefangenschaft ebenfalls diese Worte Jesajas. Jesaja ermutigt die Menschen, immer daran zu denken, daß Gott sich nie zur Ruhe begibt. Er wacht immer über seinem Volk.



Jes 40,27


Gottes Volk soll niemals denken, daß er es vergessen habe. Jakob und Israel sind Synonyme für die 12 Stämme. In Kapitel 40 - 49 benutzt Jesaja diese beiden Worte 16mal nebeneinander ( Jes 40,27; 41,8.14; 42,24; 43,1.22.28; 44,1.5.21.23; 45,4; 46,3; 48,1; 49,5-6 ). Zwar sind die Menschen des Nordreiches bereits nach Assyrien weggeführt worden, aber Gott wacht immer noch über die wenigen Gläubigen, die ihm treugeblieben sind. Sein Bundesvolk darf niemals denken, daß Gott es nicht sieht oder nicht an es denkt.



Jes 40,28-31


Zu der Frage Weißt du nicht ? vgl. die Anmerkungen zu Vers 21 . Da Gott, anders als die heidnischen Götzen, ewig ist und der Schöpfer niemals müde wird (V. 28 ), kann er denen Kraft geben, die müde oder schwach geworden sind (V. 29 - 31 ). Unter Jesajas ursprünglichen Lesern waren solche, die auf den HERRN hoffen , Gläubige, die Gott treu geblieben sind. Sie werden diejenigen sein, die wieder zurückgebracht werden. Für seine Leser in der Gefangenschaft sprach Jesaja vermutlich von einer nationalen Erneuerung, wenn die Gefangenen freigelassen und in ihr Land zurückkehren werden. Wenn sie auch in der Gefangenschaft müde geworden sind, wird der Herr ihnen doch helfen, alles zu ertragen und wie Adler aufzufliegen, gefühlsmäßig und geistlich.



2. Eine Herausforderung an die Nationen
( Jes 41 )


Diese Herausforderung des Herrn an die Nationen macht das besondere Verhältnis Gottes zu Israel deutlich. Israel wird er in seiner Allmacht beschützen. Die anderen Nationen werden diesen Schutz jedoch nicht erleben.



a. Gott und die Völker - eine Gegenüberstellung
(
41,1 - 7 )


Jes 41,1


Von Angesicht zu Angesicht stehen die Völker und Inseln (die entferntesten Orte, an denen Menschen leben) dem Herrn im Gericht gegenüber. 14 der insgesamt 15 Vorkommnisse des Wortes "Inseln" stehen im Buch Jesaja. Wenn die Inseln und die Völker - wie hier - nebeneinander erscheinen, dann stellen sie die gesamte Weltbevölkerung dar. Wenn es hier heißt, daß sie herzutreten sollen, dann will Gott sie nicht zu Verhandlungen einladen. Vielmehr sollen sie kommen und die Wahrheit seiner Worte erkennen.


Jes 41,2-4


Gott läßt die Völker nun wissen, daß er die Geschichte in seiner Hand hält. Sie können daher ihre Zukunft letztlich nicht selbst bestimmen. So läßt Gott z. B. einen Eroberer vom Osten her kommen (vgl. V. 25 , wo Gott einen solchen aus dem Norden kommen läßt). Dieser Mann aus dem Osten, der Gottes Zwecken dienen wird, ist in Gerechtigkeit gerufen. Dies bedeutet nicht, daß der Eroberer selbst gerecht ist, sondern vielmehr, daß er Gottes gerechten Plan auf der Erde ausführen wird. Er wird Gottes Willen tun, auch wenn er sich dessen nicht bewußt ist. Gott wird ihm Völker übergeben und Könige vor ihm unterwerfen. Der Eroberer kann also in seinen Eroberungen (bei denen er seine Feinde zu Staub und Spreu macht) nicht aufgehalten werden.

Wer ist dieser Eroberer? Er kann kein assyrischer König sein, weil er einen Weg gehen wird, den seine Füße noch nicht gegangen sind (Assyrien hatte den Westen schon mehrere Male angegriffen). Da Jesaja schon im voraus für jene Menschen schreibt, die in die babylonische Gefangenschaft geführt werden, muß mit diesem Eroberer der große persische Herrscher Kyrus gemeint sein, den Jesaja in Jes 44,28 und Jes 45,1 namentlich erwähnt. Der Herr hat dies geplant und wird es auch ausführen ( Jes 41,4 ). Nachdrücklich bekräftigt der Herr, daß er der Eine ist, der die Geschehen bestimmt.



Jes 41,5-7


Jesaja merkt spottend an, daß auch Bündnisse zwischen den Völkern den Vormarsch von Kyrus und den Persern, die Gottes Willen ausführen, nicht aufhalten werden. Aus Furcht werden die Völker überall dazu getrieben werden, einer dem andern zu helfen und ihn zu ermutigen (V. 6 ). (Zu Inseln vgl. die Anmerkungen zu V. 1 und zu die Enden der Erde die Anmerkungen zu Jes 5,26 .) Anstatt sich dem wahren Gott zuzuwenden, werden diese götzendienerischen Völker ihren Götzendienst verstärken ( Jes 41,7 ). Die Götzen aber, über die Jesaja schon voller Spott geschrieben hat (vgl. die Anmerkungen zu Jes 40,19-20 ), können nicht helfen, die Eroberungen des Kyrus aufzuhalten.

 

b. Gottes Schutz für Israel
(
41,8 - 20 )


Jes 41,8-10


Gott hat in seiner Allmacht Israel (auch Jakob oder Abrahams Sproß [d. h. Nachkommen] genannt) zu seinem Diener erwählt (vgl. Jes 43,10 ), der seinen Willen tut. Leider ist Israel oft kein treuer Diener gewesen, so daß Gott es bestrafen mußte. Daß Gott das Volk von den Enden der Erde (vgl. die Anmerkungen zu Jes 5,26 ) genommen hat, bezieht sich wohl eher auf Gottes Sammlung des Volkes nach der babylonischen Gefangenschaft als auf Abraham, den er aus Ur in Chaldäa herausgeführt hat. Daß Israel von Gott erwählt ist, ist ein häufiges Thema in dem zweiten Hauptteil des Buches ( Jes 41,8-9; 42,1; 43,10.20; 44,1-2; 45,4; 49,7;65,9.15.22 ). Auch wenn Israel aufgrund von Sünde und Unglaube in die Gefangenschaft geführt wurde, ist es dennoch von Gott nicht verworfen . Der Bund Gottes mit Abraham war ohne Bedingungen ( 1Mo 15 ). Seine Nachkommen sollen sich daher nicht fürchten. Der Herr bleibt ihr Gott (vgl. Jes 43,3 ) und wird auch weiterhin auf ihrer Seite sein (vgl. Jes 43,5 ) und sie stärken (vgl. Jes 40,31 ), ihnen helfen (vgl. Jes 41,13-14 ) und sie erhalten.



Jes 41,11-16


Gott hat Israel erwählt und hilft ihm. Die Völker, die Israel hassen, wird er hingegen nicht beschützen. Sie werden untergehen (V. 11 - 12 ). Israel wird mit der Hilfe des Herrn die Völker besiegen. Es wird sein, als würden sie gedroschen und wie Korn geworfelt (V. 15 - 16 ). Dies jedoch wird nicht aus Israels eigener Kraft geschehen, denn es ist nur ein Wurm und ein armer Haufe (V. 14 ). Israel soll sich nicht fürchten (vgl. V. 10 ; Jes 43,5; 44,2.8; 54,4 ). Gott ist sein Erlöser , ein Titel, den Jesaja 13mal für Gott benutzt ( Jes 41,14; 43,14; 44,6.24; 47,4; 48,17; 49,7.26; 54,5.8; 59,20;60,16; 63,16 ), sechsmal davon zusammen mit dem Titel der Heilige Israels ( Jes 41,14; 43,14; 47,4; 48,17; 49,7; 54,5 ). Diese Hilfe von Gott wird Israel fröhlich machen über ihn ( Jes 41,16 ).


Jes 41,17-20


Gott wird in seiner Fürsorge für Israel darauf achten, daß die durstigen Menschen Flüsse, Quellen und Wasserteiche in der Wüste finden (V. 17 - 18 ; vgl. Jes 35,1-2.6-7; 43,19-20; 44,3-4 ). An vielen Orten im Mittleren Osten ist Wasser sehr knapp. Das Bild ist also höchst treffend. Gott wird Bäume in der Wüste wachsen lassen (sieben Arten von Bäumen werden erwähnt), während die meisten dieser Bäume normalerweise nur in fruchtbaren Gegenden wachsen. Im Tausendjährigen Reich wird sich das Klima Israels ändern, so daß das Land gut bewässert und fruchtbar ist. Die Menschen werden erkennen, daß Gott, der Heilige Israels (vgl. Jes 41,14.16 ), dies getan hat.



c. Gott kennt die Zukunft
(
41,21 - 29 )


Jes 41,21-24


Auf dem Hintergrund dessen, was die Völker in den Versen 1 - 20 erfahren haben, werden sie nun herausgefordert, ihre Götzen zu befragen, um vergangene Ereignisse aufzugreifen und die Zukunft vorauszusagen. Indem sie irgend etwas tun, sollen sie versuchen, andere in Furcht zu versetzen. Aber ihre Unfähigkeit, die Zukunft vorauszusagen, zeigt, daß ihre Götter ohne Macht und wertlos sind. Sich ein solches Volk zu erwählen, wäre ein Greuel .



Jes 41,25-29


Im Gegensatz zu den Götzen (V. 21-24 ), die von Menschen gemacht und unfähig sind, den Menschen zu helfen, kann Gott die Zukunft voraussagen und tut es auch. Gott sagt voraus, daß ein starker Herrscher aus dem Norden und vom Osten (dem Aufgang der Sonne ) kommen wird. Er wird viele Nationen zerstören. Dieser Mann ist Kyrus (vgl. die Anmerkungen zu V. 2 ). Er kommt aus dem Osten (Persien liegt östlich von Israel) und auch vom Norden, denn seine Eroberungen dehnten sich auf den Norden Israels aus. Nur Gott konnte solch eine Voraussage machen. Niemand sonst wäre auch nur zu einer Andeutung darauf fähig gewesen. Nur er konnte Zion und Jerusalem sagen, daß ein Bote ihnen die gute Nachricht über die Freilassung der Juden durch Kyrus (vgl. Jes 40,1-5.9-11 ) bringen werde. Dies beweist, daß der Herr der wahre Gott ist und alle anderen Götter nur falsche Götzen sind, die alle zusammen doch nichts sind. Wer an diese Götter glaubt, hat einen leeren Glauben. Diese Götzenbilder bieten nicht mehr Hilfe als der Wind. Sie verwirren das Denken der Menschen.



3. Der Knecht und die Knecht-Nation
( Jes 42 )


Die Verse 1 - 17 in diesem Kapitel sind das erste der "Gottesknecht-Lieder" im Buch Jesaja, die sich auf den Messias beziehen. Israel wird darin Knecht des Herrn genannt ( Jes 41,8; 42,19; 43,10; 44,1-2.21; 45,4; 48,20 ), und auch der Messias, auf den Gott seinen Geist gelegt hat ( Jes 42,1 ; vgl. Jes 11,2 ), wird Knecht genannt (vgl. Jes 49,3.5-7; 50,10; 52,13; 53,11 ). Welchen Knecht Jesaja an den einzelnen Stellen meint, muß jeweils durch den Kontext und die charakteristischen Eigenschaften des Knechtes bestimmt werden. Israel sollte als Knecht Gottes helfen, die Welt zur Erkenntnis Gottes zu bringen. Aber es versagte. Daher wird der Messias, der Knecht des Herrn, in dessen Person das Volk Israel stellvertretend zusammengefaßt ist, Gottes Willen erfüllen.



a. Der Knecht und sein Werk
(
42,1 - 17 )


Jes 42,1-4


Manche Ausleger meinen, daß mein Knecht sich hier auf Israel bezieht, was in Vers 19 sicher der Fall ist. Israel wurde ja auch tatsächlich von Gott erhalten und erwählt und war sein Wohlgefallen . Aber die Aussagen in Vers 1 b. 2-4 lassen doch eher den Schluß zu, daß der Knecht hier der Messias ist. Dieser Eine hat den Geist Gottes in sich (vgl. Jes 11,2 ), und er wird den Völkern Gerechtigkeit bringen (vgl. Jes 9,6; 11,3-4; 16,5 ). Er wird sanft sein ( Jes 42,2-3 a) - die meisten Menschen würden ein schwaches, nutzloses Rohr zerbrechen, er aber wird dies nicht tun - ebenso wird er treu sein (V. 3 b) und selbst nicht zerbrechen (V. 4 ). Er gibt das Gesetz, auf das die Inseln (d. h. die Menschen an den entferntesten Orten; vgl. Jes 41,1 ) warten . In Mt 12,18-21 wird diese Stelle aus Jes 42,1-4 mit einigen kleineren Abwandlungen zitiert und auf Jesus und seinen Dienst in Israel angewandt. Als Knecht Gottes tat Jesus, was Israel nie gekonnt hätte. Er führte den Willen des Vaters vollkommen aus, so daß die Menschen überall an den Heiligen Israels glauben können.



Jes 42,5-7


Der Herr verspricht, seinem Knecht bei seinem Auftrag zu helfen. Gott kann dies, denn er ist der Schöpfer (vgl. Jes 40,12-14.26 ). Er schuf die Weite des Himmels und die Erde (vgl. Jes 44,24; 45,12.18; 48,13; 51,13.16 ) und alles Leben darauf, auch den Menschen, indem er ihm seinen Atem gab. Gott spricht zu seinem Knecht ( Jes 42,6-7 ) und versichert ihm, daß er gerufen wurde, um den Willen Gottes zu tun. Gerufen in Gerechtigkeit (wie Kyrus gerufen wird; Jes 41,2 ) bedeutet, Gottes gerechtem Willen verantwortlich zu sein. Natürlich wird der Messias, anders als Kyrus, auch ein gerechtes Leben führen (denn er ist Gott). Weil der Herr seinen Knecht bei der Hand hält, wird der Messias die Kraft haben, Gottes Willen zu tun.

Der Knecht wird, so versichert Gott, zum Bund für das Volk (vgl. Jes 49,8 ). Er wird Gottes Bundesverheißungen an Israel erfüllen. Er wird aber auch ein Licht (vgl. Jes 42,16; Lk 1,78 ) für die Heiden sein (vgl. Jes 49,6 ). Das geistlich unerlöste Israel und die Heiden sind blind. Sie sind Gefangene in der Finsternis . Kyrus wird Gottes Diener in der Befreiung der Juden aus der Gefangenschaft sein. Der Messias aber schenkt denen geistliche Befreiung (vgl. Jes 61,1; Joh 8,32; Kol 1,13 ), Augenlicht (vgl. Joh 9,39-41 ) und Licht (vgl. Joh 8,12 ), die an ihn glauben. (Zu Augen , die geöffnet werden, vgl. Jes 32,3; 35,5 .) Diese geistliche Erlösung für Juden wie Heiden wird im herrlichen messianischen Königreich Wirklichkeit werden.


Jes 42,8-9


Der Herr, Israels bündnistreuer Gott, hat die Weissagung in Vers 6 - 7 gegeben. Er wird nicht zulassen, daß Götzen den Ruhm dafür erhalten (vgl. die Anmerkungen zu Jes41,21-24 ). Weil Gott schon so viel für Israel getan hat ( die früheren Dinge ), werden auch diese neuen Dinge (vgl. Jes 48,6 ), von denen er gesprochen hat, ganz sicher eintreten. Kein anderer Gott kann solche Voraussagen machen. Wenn, wie manche Theologen meinen, jemand anders als Jesaja diese Kapitel 40-66 geschrieben hätte, nachdem die jüdischen Gefangenen durch Kyrus freigelassen wurden, dann wäre die Aussage Jesajas in Jes 42,9 und an anderen Stellen zunichte gemacht. Jesaja betont, daß Gott, anders als die Götzen, tatsächlich die Zukunft vorhersagen kann . Diese göttliche Fähigkeit macht seine Herrlichkeit noch größer (V. 8 ).



Jes 42,10-17


Die Menschen sollen überall (an den Enden der Erde ; vgl. Jes 41,5 und die Anmerkungen zu Jes 5,26 ) dieses Lied des Lobpreises für den Herrn singen. Alle sollen dazugehören: (a) Menschen, die sich ihren Lebensunterhalt durch Handel auf dem Meer verdienen, (b) solche, die auf den Inseln leben (vgl. Jes 41,1.5 ), und (c) solche in der Wüste und den Städten. Kedar (vgl. Jes 21,16-17 ) ist ein Gebiet in Nordarabien, und Sela war eine Stadt in Edom. Die Menschen sollen überall dem Herrn singen und jauchzen, weil er den Sieg über seine Feinde beim zweiten Kommen des Messias gewonnen hat.

Gott, der für eine lange Zeit still gewesen schien, wird sein Gericht durchführen, wenn es auch ihm selbst, menschlich gesprochen, große Schmerzen bereiten wird ( Jes 42,14 ). Er wird die Orte, an denen ihn die Menschen nicht geehrt haben, austrocknen (V. 15 ). Aber die, die auf ihn vertrauten, wird er führen, wird ihnen Licht geben (vgl. V. 7 ) und ihre Pfade ebnen (V. 16 ). Die Heiden jedoch, die auf ihre Götzen vertrauten , werden zuschanden werden (V. 17 ; vgl. Jes 44,9.11; Jes 45,16 ).



b. Israels gegenwärtiger Zustand
(
42,18 - 25 )


Jes 42,18-20


Später, wenn die Juden in der babylonischen Gefangenschaft dieses Kapitel in Jesaja lesen, dann könnte es sein, daß sie sich fragen, warum sie nun solche Schwierigkeiten ertragen müssen. Jesaja beantwortet diese Frage, indem er aufzeigt, daß der Herr, der versprochen hatte, sie zu führen, sie nun bestraft hat, weil sie geistlich taub und blind gewesen sind (vgl. V. 16 ). Nun sagt ihnen Gott, daß sie hören, schauen und sehen sollen. Der blinde und taube Knecht (V. 19 ) bezieht sich auf Israel, nicht auf den Messias. Es sollte eigentlich ein Licht für die Heiden sein (V. 6 ) und ihnen helfen, Gott zu erkennen. Aber sie haben versagt. Obwohl sie verschiedene Ereignisse gesehen und gehört haben, haben sie diese mißachtet (vgl. Jes 43,8; 48,8 ).



Jes 42,21-22


Das mosaische Gesetz verheißt, daß die Israeliten, wenn sie nach Gottes gerechten Ordnungen leben, von Gott gesegnet werden. In dieser Hinsicht ist das Gesetz groß und wunderbar . Nach ihm zu leben, offenbart anderen seine Gerechtigkeit . Aber wenn Israel Gottes Ordnungen nicht hält, dann wird es aus dem Land vertrieben werden ( 5Mo 28,49-53 ). Ihre Städte werden beraubt (vgl. Jes 42,24 ) und die Menschen in Gefängnisse (in das Exil) geworfen. Niemand wird sie retten können, außer natürlich der Herr.



Jes 42,23-25


Warum soll Israel ausgeraubt werden (vgl. V. 22 )? Etwa weil der Herr nicht in der Lage ist, es zu beschützen? Nein, sondern weil der Herr es für seinen Ungehorsam gegenüber dem Gesetz bestraft (vgl. V. 21 ). Obwohl Gott in seinem Zorn gegen Israels Sünden Jerusalem im Brand vernichten und das Volk in die Gefangenschaft führen wird, wird es dennoch gegenüber seinen Sünden und Gottes Wegen blind sein (vgl. V. 19 - 20 ). Deshalb wird der Herr seinen Knecht schicken, um dem Volk die Augen zu öffnen.



4. Ein Versprechen, den unwürdigen Knecht wieder anzunehmen
(
43,1 - 44,5 )


Judas Gefangenschaft wird als beinahe beendet angesehen ( Jes 40,2 ), denn der Herr wird einen politischen Führer aufkommen lassen, der es freilassen wird ( Jes 41,2-4.25 ). Gott wird auch einen Knecht erwecken, den Messias, der ihm geistliche Befreiung schenkt ( Jes 42,1-17 ). Noch jedoch ist das Volk in seiner geistlichen Gefangenschaft ( Jes 42,18-25 ). So fordert Gott das Volk auf, sich nicht zu fürchten ( Jes 43,1-7 ), denn sein Ergehen wird der Welt zeigen, daß Gott wirklich der einzige Gott ist ( Jes 43,8-13 ). Er wird es in einer Art zweitem "Exodus" wieder aus Babylon zurückbringen ( Jes 43,14-28 ). Deshalb also, so sagt er noch einmal, solle es sich nicht fürchten ( Jes 44,1-5 ).



a. Israel wird ermahnt, sich nicht zu fürchten
(
43,1 - 7 )


Jes 43,1-2


Jakob (auch Israel genannt; vgl. die Anmerkungen zu Jes 40,27 ) soll keine Furcht haben, denn Gott hat es geschaffen (vgl. V. 7 ) und gebildet (vgl. V. 7.21 ) und hat es aus der Knechtschaft in Ägypten erlöst. "Erlöst" ist die Übersetzung des hebräischen Wortes ga�Ԥal, "aus der Sklaverei freikaufen" (vgl. die Anmerkungen zu "Erlöser" in Jes 41,14 und beachte "erlöst" in Jes 44,22-23; 48,20; 52,9; 63,9 ). Die Erwähnung dieses Auszugs aus Ägypten ist in diesem Zusammenhang sehr treffend, denn Jesaja schreibt in Jes 43,14-28 über einen neuen "Auszug" (Exodus), durch den Gott sein Volk aus Babylon wieder herausführen und nach Hause bringen wird. Bei deinem Namen gerufen (vgl. Jes 48,12 ) weist auf Israels besonderes Verhältnis zu dem Herrn als sein Bundesvolk hin. Dahinter steckt das Bild eines Hirten, der seine Schafe einzeln mit ihrem Namen ruft, weil er selbst für sie sorgt. Weil Gott in der Vergangenheit Israel geschaffen, erlöst und sich um es gekümmert hat, wird er es auch in Zukunft beschützen. In schwierigen Zeiten also, wenn bildlich Fluten von Wasser und Feuer es bedrängen, soll Israel nicht aufgeben und sich nicht fürchten, denn Gott wird mit ihm sein und es beschützen.

 

Jes 43,3-4


Ein zweiter Grund dafür, daß Israel sich nicht fürchten muß, ist Gottes Liebe. Diese besondere Liebe gilt Israel nicht, weil dieses Volk etwas geleistet hat oder weil es irgendwelche besonderen Qualitäten besitzt. Sie gilt ihm, weil Gott sich dieses Volk erwählt hat. Persien wurde von Gott befähigt, Ägypten, Kusch (das heutige Südägypten, der Sudan und das nördliche Äthiopien) und Seba, vermutlich jenes Saba in Südarabien (vgl. Jes 60,6; Hi 6,19; 1Kö 10,1-13), in dem die Sabäer lebten (vgl. Hi 1,15; Jes 45,14; Hes 23,42; Joe 4,8 ), als eine Art Lösegeld zu erobern. Anders als die Nichtisraeliten (die durch diese drei Völker repräsentiert werden) ist Israel wertvoll und herrlich, weil es von Gott geliebt wird.



Jes 43,5-7


Ein dritter Grund, weshalb sich Israel nicht zu fürchten braucht ( fürchte dich nicht ; vgl. Jes 41,10.14; 44,2.8; 54,4 ), ist, daß Gott, der mit ihm ist (vgl. Jes 41,10 ), versprochen hat, es wieder in sein Land zurückzubringen . Jesaja spricht hier zwar in erster Linie von der Rückkehr aus Babylon ( 2Chr 36,22-23; Esr 1,1-4 ), es geht jedoch auch noch um eine größere Wiederkehr. Wenn Christus zum zweiten Mal kommt, wird Israel wieder in sein Land zurückgebracht werden ( Mt 24,31 ). Die Israeliten werden aus der ganzen Welt kommen - vom Osten, Westen ( Jes 43,5 ), Norden und Süden (V. 6 ) und selbst von den Enden der Erde (vgl. die Anmerkungen zu Jes 5,26 ). Diese Gesammelten werden nach Gottes Namen genannt werden. Er hat sie zu seiner Ehre (vgl. Jes 44,23 ) geschaffen (vgl. Jes 43,1 ), geformt (vgl. V. 1.21 ; Jes 44,2.24 ). Sie werden sein Wesen offenbaren.



b. Israel wird ein Zeugnis für die Welt
(
43,8 - 13 )


Jes 43,8-10


Gott läßt Israel, das noch blind und taub ist (vgl. Jes 42,20; Jes 48,8 ), vor die Nationen bringen. Die Nationen sollen Zeugen aufstellen , um zu beweisen, daß sie die Zukunft vorhersagen können (vgl. Jes 41,21-23 ). Dann sagt er, daß die Israeliten als seine Zeugen (vgl. Jes 43,12; 44,8 ) und sein auserwählter Knecht (vgl. Jes 41,8-9 ) deutlich zeigen, daß er der einzige Gott ist ( Jes 43,10 ). Er war schon da, bevor irgendein Götze gemacht wurde, und er wird auch noch da sein, lange nachdem der letzte Götze vergangen ist.



Jes 43,11-13


Die Befreiung Israels durch den Herrn zeigt ebenfalls, daß er der wahre Gott ist. Er ist der einzige Heiland , und niemand kann sich seinen Plänen entgegenstellen. "Heiland" ist ein anderer Titel Gottes, den Jesaja häufig benutzt (vgl. Jes 17,10; 43,3; 45,15.21; 49,26; 60,16; 62,11; 63,8 ). Gottes Offenbarung seines Planes und die Rettung seines Volkes kann von keinem fremden Gott nachgemacht werden. Israels Existenz ist ein deutliches Zeugnis für die Allmacht und Ewigkeit Gottes. Niemand kann umkehren, was Gott getan hat, oder sich seinen Plänen entgegenstellen (vgl. Hi 42,2 ).



c. Israel wird die Befreiung aus Babylon verheissen
(
43,14 - 21 )


Jes 43,14-15


Die Verse 14.16 werden durch die Worte eingeleitet: So spricht der HERR . Diese Aussage wird von Jesaja im zweiten Hauptteil seines Buches häufig benutzt ( Jes 43,14.16; 44,2.6.24; 45,1.11.14; 48,17; 49,7-8; 50,1; 52,4; 56,1.4; 65,8.13; 66,1.12 ), um die göttliche Autorität hinter seinen Worten zu unterstreichen. Der Herr nennt sich selbst Israels Erlöser (vgl. die Anmerkungen zu Jes 41,14 ), der Heilige Israels (vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,4 ), der HERR , der Heilige, Israels Schöpfer und König (vgl. die Anmerkungen zu Jes 33,17 ). Er wird die Babylonier von Eroberern zu Eroberten machen. Unter den Schiffen Babylons könnten die Handelsschiffe gemeint sein, die auf dem Euphrat und im Persischen Golf benutzt wurden.



Jes 43,16-21


Gott, der beim ersten Exodus Israel aus Ägypten geführt und ein großes ägyptisches Heer ertränkt hat, wird ein noch größeres Wunder tun. Deshalb soll Israel nicht mehr an das Vergangene denken (V. 18 ), sondern erkennen, daß Gott ein Neues schaffen wird. Bei diesem neuen "Exodus", der Rückkehr aus dem Exil, werden die Juden durch verlassenes, wüstes Land ziehen, wo Gott ihnen Wasser und Ströme in Fülle bereiten wird (vgl. Jes 35,6-7; 41,18; 44,3-4 ). Sein auserwähltes Volk (vgl. die Anmerkungen zu Jes 41,8-9 ), das er geschaffen hat ( bereitet ; vgl. Jes 43,21; 44,2.24 ), wird ihn preisen (vgl. Jes 42,10-13 ). Noch ein dritter, noch herrlicherer "Exodus" wird geschehen, wenn der Messias wiederkommt, um sein Volk zu sammeln (vgl. Jes 43,5-6 ) und seine tausendjährige Herrschaft auf der Erde zu errichten.



d. Israel wird durch Gottes Gnade befreit
(
43,22 - 28 )


Jes 43,22-25


Der zukünftige "Exodus" aus Babylon wird nicht durch religiöses Handeln Israels, auch nicht durch Gebete, Gaben, Opfer, Räucherwerk oder köstliches Gewürz (vielleicht ist Zuckerrohr damit gemeint; vgl. Hl 4,14; Jer 6,20; Hes 27,19 ) hervorgerufen. Es hat sich keine Arbeit mit diesen Opfern gemacht ( Jes 43,22 ). Dagegen haben seine Sünden Gott Arbeit gemacht (vgl. Mal 2,17 )! Ohne den Tempel inJerusalem konnten die in der Gefangenschaft lebenden Juden keine Opfer auf dem Altar darbringen. Ohne diese Opfer häuften sich ihre unvergebenen Sünden. Aber Gott wird ihnen aufgrund seiner Gnade, um seiner selbst willen, vergeben.



Jes 43,26-28


Obwohl der Herr Israel vergeben wird (V. 25 ), muß er es dennoch bestrafen, um es zu erziehen. Der Herr lädt es ein, mit ihm zu rechten. Dann aber rechnet er mit ihm ab. Sein erster Vater - entweder Adam (vgl. Hos 6,7 ) oder Abraham (vgl. 1Mo 12,18 ) - hat ebenso gesündigt wie seine Wortführer, die Propheten und Priester. Deshalb wird Gott Israel entheiligen und mit dem Bann und mit Hohn bestrafen ( Jes 43,28 ), was dann in der babylonischen Gefangenschaft geschah.


e. Israel wird noch einmal ermahnt, sich nicht zu fürchten
(
44,1 - 5 )


Jes 44,1-2


Noch einmal betont der Prophet Gottes Erwählen (vgl. die Anmerkungen zu Jes 41,8-9 ) und Formen (vgl. Jes 43,1.7.21; 44,24 ) Israels. (Zu dem Wort hören vgl. die Anmerkungen zu Jes 46,3 .) Da Gott versprochen hat, Israel zu helfen, braucht es sich nicht zu fürchten (vgl. Jes 41,10.14; 43,5; 44,8;54,4 ). (Zu Jakob als Gottes Knecht vgl. die Anmerkungen zu Jes 41,8 .) Jeschurun , "der Aufrechte", ist ein poetisches Synonym für Israel, das sonst nur in 5Mo 32,15; 33,5.26 benutzt wird.



Jes 44,3-5


Der Herr wird Israel physisch und geistlich auferwecken. Er wird Wasser auf das Land ausgießen (vgl. Jes 35,6-7; 41,18; 43,19-20 ), und er wird seinen Heiligen Geist auf ihre Nachkommen ausgießen. Dieses Ausgießen des Geistes wird dann geschehen, wenn die Menschen, kurz nach dem zweiten Kommen des Messias zur Errichtung des Tausendjährigen Reiches, im Glauben in das Land zurückgekehrt sind (vgl. Hes 36,24.27; Joe 3,1 ). Das erlöste Israel wird zahlenmäßig wachsen wie Gras und wie Weiden, und sie werden als gerechte Menschen bekannt sein wollen ( Jes 44,5 ), die sich weder Gottes noch ihres Volkes schämen.



5. Die Einzigartigkeit des Herrn als des einzigen Gottes
(
44,6 - 45,25 )


Dieser Abschnitt betont, daß der Herr der einzige Gott und daß Götzendienst daher unlogisch und töricht ist. Seine Einzigartigkeit und Souveränität wird (a) den Götzen gegenübergestellt ( Jes 44,6-23 ), (b) durch seine Vorhersage des kommenden Kyrus offenbart ( Jes 44,24; 45,8 ), (c) dadurch deutlich gemacht, daß er alle Dinge geschaffen hat ( Jes 45,9-13 ), und (d) durch die Tatsache demonstriert, daß am Ende alle Heiden bekennen werden, daß er der Herr ist ( Jes 45,14-25 ). Zwar richtet sich Jes 44,6-45,25 in erster Linie an die Heiden, aber auch das Bundesvolk, vor allem die Menschen in der Gefangenschaft, konnten ermutigt werden, wenn sie lasen, daß ihre Beherrscher eines Tages den wahren Gott Israels anerkennen werden.



a. Gottes Souveränität gegenüber den nichtexistierenden Götzen
(
44,6 - 23 )


(1) Die Einzigartigkeit Gottes ( Jes 44,6-8 )



Jes 44,6-8


Mehrere Titel betonen Gottes Einzigartigkeit: Israels König (vgl. Jes 43,15 ), Erlöser (vgl. Jes 43,14 und die Anmerkungen zu Jes 41,14 ), der HERR Zebaoth und der Erste und der Letzte (d. h. der Ewige; vgl. Jes 48,12; Offb 1,17; 2,8; 22,13 ). Der Herr beweist seine Einzigartigkeit ( außer mir ist kein Gott ; vgl. Jes 43,11; 44,6; 46,9 ), indem er jeden herausfordert, etwas über die Vergangenheit oder die Zukunft zu sagen ( Jes 44,7 ; vgl. Jes 41,22-23 ). Daß er die Zukunft kennt (schon vorzeiten ), belegt seine Einzigartigkeit. Sein Volk soll sich nicht fürchten (vgl. Jes 41,10.14; 43,5; 44,2; 54,4 ). Es ist selbst Zeuge (vgl. Jes 43,10.12 ) für seine Einzigartigkeit, Macht und Beständigkeit ( Fels ; vgl. Jes 17,10; 26,4; 30,29 ).

 

Jes 44,9


(2) Die Sinnlosigkeit der Götzen ( Jes 44,9 )

Götzendienst ist für diejenigen, die ihn durchführen, ohne Erfolg. Es wird dadurch nur deutlich, daß diese Menschen geistlich blind und unwissend sind. Die Heiden sehen ihren Götzendienst als etwas Verdienstvolles an, aber letztlich wird er nur Schande über sie bringen (vgl. V. 11 ; Jes 42,17; 45,16 ).



Jes 44,10-14


(3) Die Schwäche der Götzenmacher ( Jes 44,10-14 )

Menschen, die sich Götzen machen, laden Schmach (vgl. V. 9 ) und Unehre auf sich. Die Tatsache, daß auch die Meister nichts anderes sind als Menschen (vgl. Jes 40,19 ), macht die Torheit des Götzendienstes deutlich. Ein Schmied, der hungrig wird, während er einen Götzen aus Metall macht, und ein Zimmermann, der seinen Götzen auf das Holz zeichnen muß, erwecken nicht gerade Vertrauen in ihre Götzen. Die Götter selbst haben kein Leben in sich, denn sie sind aus Metall oder aus Bäumen gemacht, die ironischerweise von dem wahren Gott geschaffen wurden.

 

Jes 44,15-20


(4) Das materielle Wesen der Götzen ( Jes 44,15-20 )

Aus demselben Stück Holz macht der Meister einen Götzen und backt Brot. Was für eine Torheit, sich vor einem Holz niederzubeugen, von dem ein Teil dazu dient, das Essen zu kochen und sich zu wärmen! Die Menschen, die zu solch einem Götzen beten - einem Stück Holz - und erwarten, daß er sie rettet (V. 17 ), sind unwissend und haben weder geistliche Einsicht noch Verständnis (V. 18 ; vgl. Jes 6,10 ). Daß sie ihre Augen überklebt haben, könnte sich auf eine religiöse Sitte beziehen, bei der Schlamm auf die Augen der Götzenanbeter gelegt wurde. Die Götzendiener denken nicht daran, wie unsinnig es ist, ein Stück Holz als Brennmaterial zum Heizen und Backen zu benutzen und aus dem, was übrig ist , einen Götzen zu machen. Holz anzubeten ist, als wolle man von Asche satt werden (vgl. Ps 102,10 ), d. h. auf etwas völlig Wertloses zu vertrauen, etwas, was enttäuschen muß.



Jes 44,21-23


(5) Die Freude der Erlösten des Herrn ( Jes 44,21-23 )

Der Gegensatz zwischen Israel und den betrogenen Menschen, die Götzen machen und anbeten (V. 9 - 20 ), ist enorm. Die Gläubigen in Israel werden erlöst, die Götzenmacher betrogen. Israel soll sich daran erinnern, daß Gott die Zukunft kennt (V. 6 - 8 ) und daß die Götzen in Wirklichkeit nichts sind (V. 9 - 20 ). Deshalb soll es den Herrn anbeten, der die Sünden des Volkes vergeben (vgl. Jes 43,25 ) und die Menschen erlöst hat. Manche Ausleger meinen, daß diese Dinge (Luther: "daran") sich auf das Folgende bezieht und daß Israel sich daran erinnern soll, daß es einmal erlöst war. Jedenfalls soll das Volk singen. Ja, die gesamte Natur wird zum Singen aufgefordert (vgl. die Berge in Jes 49,13 ), weil Gott Jakob erlöst hat und seine Herrlichkeit in Israel offenbart (vgl. Jes 43,7 ). Israel wird, im Gegensatz zu der geistlichen Finsternis der anderen Nationen, im Licht der Herrlichkeit Gottes leben.



b. Gottes Weissagungen über Kyrus
(
44,24 - 45,8 )


Die Tatsache, daß Gott mehr als 150 Jahre zuvor angekündigt hat, daß ein Mann namens Kyrus die Gefangenen Judas freilassen wird, zeigt Gottes Einzigartigkeit. Wenn man die Bibel liest und nicht damit rechnet, daß Gott wirklich in unsere Zeit hinein redet und handelt, dann muß man diese Aussage als spätere Einfügung verstehen, nachdem Kyrus die Gefangenen freigelassen hat. Damit aber würde, wie schon gesagt, diese Aussage über Gottes Einzigartigkeit und seine Fähigkeit, die Zukunft vorherzusagen, ihre Bedeutung verlieren. Dann wäre Gott nicht anders als die Götzen und genau dagegen wendet sich Jesaja!



Jes 44,24-28


Der Herr, Israels Erlöser (vgl. die Anmerkungen zu Jes 43,14 ), der es gebildet hat (vgl. Jes 43,1.7.21; 44,2 ), ist der Schöpfer aller Dinge , auch von Himmel und Erde (vgl. Jes 42,5; 45,12.18; 48,13; 51,13.16 ). Er ist der Eine, der falsche Propheten, Wahrsager und angeblich weise Menschen zu Narren macht. Alle, die behaupten, daß Gott sein Volk nicht aus Babylon befreien könne, werden widerlegt werden, wenn Gottes Ratschluß in Erfüllung geht. Durch die Propheten, seine Boten, hat Gott verkündigt, daß Jerusalem wieder bewohnt sein wird. Kyrus wird den Juden im Exil erlauben, zurück zu gehen und ihre Hauptstadt Jerusalem (vgl. Jes 45,13 ) und den Tempel wieder zu bauen. Im Jahr 586 v. Chr. durchbrachen Nebukadnezar und sein Heer die Mauern Jerusalems, steckten Häuser und Tempel in Brand und führten viele Gefangene in das Exil. Kyrus, der Gründer des persischen Weltreiches, begann seine Herrschaft 559 in Anshan, im östlichen Elam. 549 besiegte er die Meder und wurde der neue König über das persisch-medische Reich. 539 eroberte er Babylon ( Dan 5,30 ), und bereits im nächsten Jahr erließ er eine Verordnung, nach der die Juden nach Jerusalem zurückkehren und den Tempel wieder aufbauen durften ( 2Chr 36,22-23; Esr 1,1-4 ). Kyrus setzte damit Gottes Vorhaben in die Tat um. Es war, als ob er Gottes Hirte wäre. Die Zurückgekehrten erbauten den Tempel, der 515 v. Chr. fertig wurde. Jahre später (444 v. Chr.) ging Nehemia nach Jerusalem, um die Stadtmauern wieder aufzurichten (vgl. den Kommentar zu Neh 1-2 und Dan 9,25 ).



Jes 45,1-4


Kyrus erließ nicht nur eine Verordnung, die den Gefangenen die Heimkehr erlaubte. Er war auch ein Werkzeug des Zornes Gottes über die Völker. Erstaunlich ist, daß Gott Kyrus seinen Gesalbten nennt. Das Wort "Gesalbter" erinnert an die beiden ersten Könige Israels, Saul und David, und ihr Verhältnis zu Gott ( 1Sam 10,1; Jes 16,6 ). Da Israel im Exil keinen König hatte, nahm Kyrus in gewisser Weise diese Stellung ein (war also der Gesalbte), um ihnen Gottes Segen zu vermitteln. Wie der Messias (wörtl.: "der Gesalbte") auch, der nach ihm kommen würde, hatte Kyrus eine doppelte Aufgabe: das Volk zu erlösen und Gottes Gericht über die Ungläubigen zu bringen.

Jesaja sagt voraus, daß Kyrus mit Gottes Hilfe ( Jes 45,2 ) andere Völker erobern (V. 1 b) und von ihnen Reichtum erhalten wird (V. 3 ). Es geschah so, als er Lydia und Babylon eroberte. All dies ereignete sich um Jakobs willen , Gottes auserwähltem Volk (vgl. die Anmerkungen zu Jes 41,8-9 ). Aber obwohl Kyrus in einem besonderen Verhältnis zu Gott stand (Gott nennt ihn mit Namen ; vgl. Jes 43,1 ) und von Gott eine hohe Stellung erhielt, war er dennoch kein Gläubiger, weil er Gott nicht kannte.



Jes 45,5-7


Wieder wird die Einzigartigkeit Gottes betont. Daß neben Gott sonst keiner mehr Gott ist, wird auch in Vers 5 - 6.14.18.21 - 22 (siehe auch 43, 11; Jes 44,6; 46,9 ) unterstrichen. In den Tagen des Kyrus wurde der Herr nicht allgemein und weltweit anerkannt. Aber einmal wird dies so sein (vgl. Phil 2,10-11 ). Die Menschen werden erkennen, daß alles, was geschieht - Licht (Leben), Finsternis (Tod), Wohlstand und Unglück (nicht "Böses", wie manche Übersetzungen schreiben; vgl. Am 3,6 ) -, von Gott kommt. Er ist der souveräne Herr über das Universum, der dies alles tut.

 

Jes 45,8


Wenn das Tausendjährige Reich auf dieser Erde errichtet ist, dann wird der Himmel, bildlich gesprochen, Gerechtigkeit regnen lassen (d. h. Gottes Willen wird befolgt). Errettung wird, wie eine große Ernte, wachsen. Dann werden überall die Menschen den Herrn kennen (vgl. V. 6 ; Jes 11,9; Hab 2,14 ).

 

c. Gottes Allmacht in der Schöpfung
(
45,9 - 13 )


Jes 45,9-13


Der Herr kann mit den Menschen auf der Erde souverän umgehen, weil er sie geschaffen hat. Wenn ein geschaffenes Werk sich gegen seinen Schöpfer wendet, dann gilt ihm das Wehe (V. 9 - 10 ; vgl. die Anmerkungen zu Jes 3,9 ) des HERRN . Eine Tonscherbe, ein zerbrochenes, unnützes Stück eines Gefäßes, hat kein Recht, den Töpfer in Frage zu stellen. Auch ein Kind hat kein Recht, seine Eltern, die es zur Welt gebracht haben, zu hinterfragen. Ebenso steht es auch Israel nicht zu, Gott, seinen Schöpfer ( Jes 45,9.11 ), der die ganze Welt geschaffen hat (V. 12 ), in seinen Plänen, Kyrus zu erwecken (V. 13 ), zu kritisieren. Noch einmal betont Jesaja die Aufgabe des Kyrus. Er wird die Gefangenen freilassen und ihnen erlauben, Gottes Stadt, Jerusalem, wieder aufzubauen (vgl. Jes 44,28 ).



d. Die Heiden unterwerfen sich Gott
(
45,14 - 19 )


Jes 45,14-17


Im Tausendjährigen Reich werden die Heiden erkennen, daß Israels Gott der einzige Gott ist. Die Menschen aus Ägypten und Kusch und die Sabäer (vgl. die Anmerkungen zu Jes 43,3 ) werden Israel dienen und bekennen, daß es keinen anderen Gott gibt (vgl. Jes 45,6.18.21-22 ; siehe auch Sach 14,16-19; Mal 1,11 ). Auch wenn es manchmal so aussieht, als würde sich der Herr verbergen, ist er doch der Retter Israels (vgl. die Anmerkungen zu Jes 43,11 ). Die Menschen, die den Götzen dienen, werden beschämt werden (vgl. Jes 42,17; 44,9.11; 45,24 ), das gläubige Israel aber wird niemals beschämt werden (vgl. Jes 54,4; Röm 9,33; 10,11; 1Pet 2,6 ), denn es wird sich für immer an Gottes Heil freuen können.


Jes 45,18-19


Noch einmal dient Gottes schöpferische Macht (vgl. Jes 42,5; 44,24; 45,12; 48,13; 51,13.16 ) als Beweis dafür, daß alles, was er über Kyrus vorausgesagt hat, wahr ist. Ein anderer Beweis ist das Wesen des Wortes Gottes. Gott spricht nur, was wahr ist. Die Juden können sich in der Gefangenschaft darauf verlassen, daß der Herr sie durch Kyrus aus dem Exil befreien wird.



e. Gottes Appell an die Heiden
(
45,20 - 25 )


Jes 45,20-25


Der Herr richtet einen Appell an die Heiden, sich von ihren hölzernen Götzen abzuwenden und sich vor der kommenden Zerstörung retten zu lassen. Sie sollen Gottes Voraussagen beachten, seine Einzigartigkeit als die des einzigen Gottes anerkennen (V. 21 - 22 ; vgl. V. 5 - 6.14.18 ) und zu ihm umkehren . Denn einmal werden alle Menschen seine Allmacht anerkennen (vgl. V. 14 ; Röm 14,11; Phil 2,10-11 ). So werden auch Heiden gerettet werden, wenn sie erkennen, daß nur in ihm Gerechtigkeit zu finden ist. Viele aber werden auch weiter gegen ihn ( Jes 45,24 ) wüten. Israel jedoch, Gottes Bundesvolk, wird gerechtfertigt ( gerecht erfunden ) im Herrn. Darin werden sie sich rühmen.



6. Gottes Erhabenheit über Babylon
( Jes 46-47 )


Gott wird Babylon benutzen, um Juda zu richten. Aber Babylon selbst wird von Gott zerstört werden. Seine Götter, die doch nur Götzen sind, können es nicht vor dem Untergang bewahren ( Jes 46 ). Babylon wird trotz seiner Zauberkünste und Weisheit fallen ( Jes 47 ).



a. Gottes Erhabenheit über die Götter Babels
( Jes 46 )


Jes 46,1-2


Die babylonischen Götter werden Babel nicht vor der Eroberung bewahren können. Bel , nicht zu verwechseln mit dem kanaanitischen Baal, war ein anderer Name für Marduk (vgl. Jer 50,2 ), den Gott der Sonne. Nebo , der Sohn Marduks, war der Gott des Lernens, des Schreibens und der Astronomie. Die großen Bilder dieser Götter, die am Neujahrsfest in Babylon durch die Straßen getragen wurden, waren schwer und eine Last. Diese Götzen konnten nicht helfen, die Last Babels zu mindern. Gott dagegen erhält Israel und trägt sein Volk ( Jes 46,3-4 ).



Jes 46,3-4


Häufig wird im Buch Jesaja Gottes Volk ermahnt, auf ihn zu hören ( Jes 44,1; 46,3.12; 47,8; 48,1.12.14.16;51,4; 55,2 ). Gott sorgt für sein Volk und trägt es (vgl. die Anmerkungen zu Jes 46,1-2 ). Aber er erhält die Menschen seines Volkes auch während ihres ganzen Lebens. Von der Empfängnis an (V. 3 ) bis ins hohe Alter (V. 4 ) wacht der Herr über die Seinen und errettet sie aus der Trübsal.



Jes 46,5-7


Götter aus Gold und Silber (vgl. Jes 40,19 ) können mit dem wahren Gott nicht verglichen werden (vgl. Jes 40,18.25 ), denn sie sind zu keinem Handeln fähig. Die Heiden lassen Handwerker kommen, um schwere Götter aus kostbaren Metallen zu machen, und dann müssen sie diese an ihre Ruheorte tragen, von denen sie sich nicht mehr wegbewegen können. Diese Verse sind eine jener Stellen, an denen Jesaja die Götzen lächerlich macht (vgl. Jes 40,18-20; 41,7; 44,9-20; 45,16.20; 46,1-2 ). Ganz anders als die falschen Götter kann der wahre Gott auf die Gebete der Menschen antworten und sie retten.

 

Jes 46,8-11


Die Abtrünnigen , die Menschen Babels (vgl. V. 12 ), sollen sich erinnern, daß Gott der einzige Gott ist. Er ist einzigartig (V. 9 ; vgl. Jes 43,11; 44,6; 45,5-6.14.18.21-22 ). Zu den Beweisen der Einzigartigkeit Gottes gehört sein Wissen, seine Kontrolle der Zukunft (vgl. Jes 45,21 ) und seine Fähigkeit, Kyrus aus dem Osten (vgl. Jes 41,2 ) kommen zu lassen wie einen schnellen Adler, der seine Pläne ausführt.



Jes 46,12-13


Die Menschen mit trotzigen Herzen und fern von der Gerechtigkeit sind die Babylonier (vgl. die Abtrünnigen, V. 8 ), die durch das persische Reich besiegt werden. Gott wird seine Gerechtigkeit gegen die ungerechten Babylonier heranbringen. Kyrus wird Gottes gerechten Willen ausführen. Dies wird zur Rettung für Zion führen, zur Freilassung Jerusalems aus der Gefangenschaft. Israel wird wieder Gottes Herrlichkeit widerspiegeln (vgl. Jes 44,23 ).



b. Der Herr bekräftigt den Untergang Babels
( Jes 47 )


Jesaja beschreibt Babels Untergang durch die Perser im Jahr 539 v. Chr., mehr als 150 Jahre bevor das Ereignis stattfand. Die Babylonier, die Juda gefangenhalten, werden selbst Gefangene werden.



Jes 47,1-3


Wenn Babel erobert wird, wird es zu einem gedemütigten Knecht werden, der im Staub sitzt, ein Zeichen großer Trauer (vgl. Jon 3,6 ). Die Worte Jungfrau und Tochter zeigen die Stadt als ein junges, unschuldiges Mädchen (vgl. Jes 23,12; 37,22 ). Wahrscheinlich ist damit gemeint, daß die Mauern der Stadt noch nie zerbrochen wurden. Die Menschen werden nicht mehr wie eine Jungfrau zart und verwöhnt sein. Sie werden sich großen Schwierigkeiten gegenübersehen. Als die Diener der Eroberer müssen sie das Mehl mahlen. Um Kleidung oder Mode können sie sich nicht mehr kümmern. Einige von ihnen werden auf ihrer Flucht durch Wasser hindurch müssen. Viele werden vergewaltigt und mißbraucht ( Jes 47,3 ).



Jes 47,4


In diesem Vers finden wir die Antwort Israels, wenn dieses erkennt, welche Befreiung durch den Untergang Babels auf es zukommt. Es wird Gottes Rache an seinen Peinigern sehen (V. CCC3 b) und den Herrn preisen, denn es wird erkennen, daß seine Befreiung aus dem Exil von dem Herrn kommt, nicht aus seiner eigenen Kraft. Deshalb wird es Gott seinen Erlöser (vgl. die Anmerkungen zu Jes 43,14 ) nennen, den HERRN Zebaoth, den Heiligen Israels (vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,4 ).



Jes 47,5-7


Der Herr hat Babel benutzt, um Juda zu richten. Aber dieses ruchlose Volk hat, wie Assyrien (vgl. Jes 10 ), seine Macht mißbraucht (vgl. Hab 1,6-11 ). Deshalb ergeht Gottes Richterspruch über die Stadt Babel: Nicht länger wird sie Königin von Königreichen sein (vgl. "Herrin für immer" in Jes 47,7 ). Babel galt als beinahe uneinnehmbar.

Babylon hatte nur deshalb Juda, Gottes Erbe (vgl. die Anmerkungen zu 5Mo 4,20 ), erobern können, weil Gott es erlaubt hatte ( Jes 47,6 ). Aber die Babylonier hatten selbst die alten jüdischen Gefangenen ohne Barmherzigkeit behandelt. Deshalb wird Gott auch jeden in Babylon so behandeln (V. 3 b). Den Menschen Babels kam nie der Gedanke, daß sie vielleicht nicht für immer in einer Machtposition sein könnten (V. 7 ). Babel hielt sich selbst für die ewige Königin (vgl. V. 5 ).



Jes 47,8-11


Babel meinte, unbesiegbar zu sein (V. 8 ). Aber der Herr sagt, daß sie an einem einzigen Tag ihre Kinder verlieren und eine Witwe werden wird, was bildlich von ihrer Zerstörung durch die Eroberer spricht (vgl. Jerusalem als Witwe, Kl 1,1 ). Babel, das sich für einzigartig hielt - Ich bin's, und sonst keine ( Jes 47,8.10 ) - war im Irrtum. Gott ist der Eine, der einzigartig ist, wie Jesaja mehrfach erklärt hat ( Jes 43,11; 44,6; 45,5-6.14.18.21-22; 46,9 ).

Babel war stolz auf seine Zauberer, die angeblich die Zukunft sagen und Beschwörungen aussprechen konnten, die andere beeinflussen (vgl. Jes 47,12 ). Zaubereien (V. 9.12 ) ist die Übersetzung des hebräischen Wortes keSAPIm , ein Wort, das im AT nur hier und in 2Kö 9,22; Mi 5,11 und Nah 3,4 benutzt wird. Gemeint ist, mittels dämonischer Kräfte Informationen über die Zukunft zu erreichen suchen. Solch ein Wissen jedoch ist unzuverlässig, denn die Zauberer können Babels kommendes Unglück nicht sehen und sind nicht in der Lage, es wegzuzaubern .



Jes 47,12-15


Der Herr spottet und fordert die Babylonier auf, mit ihren Verwünschungen und Zaubereien weiterzumachen (vgl. V. 9 ), die in der Stadt seit ihrer Kindheit, seit der Gründung des Volkes also, praktiziert wurden (vgl. V. 15 ). Mit Sarkasmus ruft er die Astrologen und Sterndeuter auf, sie zu retten. Die Astrologie war in Babylon weit verbreitet (vgl. Dan 2,2.4-5 ). Aber ihr Tun ist wertlos, nichts als Stoppeln, die getrockneten Halme des Getreides, die schnell verbrennen. Diese religiösen Führer können nicht einmal sich selbst retten, geschweige denn Babel. Dennoch verharren sie in ihrem Irrtum.



7. Eine Ermahnung an Israel
( Jes 48 )


a. Eine Ermahnung, Gottes Weissagungen nicht zu vergessen
(
48,1 - 11 )


Jes 48,1-5


Der Herr erinnert sein Volk - genannt das Haus Jakobs, Israel und die aus der Linie Judas (and. Übers.: "aus dem Wasser Judas") - an seinen Hochmut. Es schwört bei Gottes Namen, aber ist nicht gerecht. Es hält es für ausreichend, sich Bürger von Jerusalem ( der heiligen Stadt , vgl. Jes 52,1 ) zu nennen, ohne dort zu wohnen, und behauptet, auf den Herrn zu vertrauen, ohne es wirklich zu tun. Sie haben es sich im babylonischen (und später im persischen) Reich angenehm gemacht und halten es für unwichtig, wieder nach Jerusalem zurückzukehren. Der Herr sagt, daß er vorausgesagt hat, was eingetreten ist ( Jes 48,3 ). Damit ist offensichtlich die Gefangenschaft selbst gemeint. Aber obwohl sie von der kommenden Wegführung nach Babylon wußten, waren die Menschen hart geworden (V. 4 ) und hatten es abgelehnt, ihr Leben zu ändern. Noch einmal wird angeführt, daß ein Grund für die Voraussagen Gottes war, seine Überlegenheit über die Götzen deutlich zu machen.



Jes 48,6-8


Israel hat die bisherigen Prophezeiungen mißachtet. Darum gibt Gott ihm neue Prophetien (V. 6 ), Weissagungen darüber, daß Gottes Zorn zurückgehalten (vgl. V. 9 ) und daß Israel aus der Gefangenschaft befreit wird. Diese Pläne wurden jetzt geschaffen. Das bedeutet nicht, daß Gott bisher noch nicht daran gedacht hat, sondern daß sie zu jener Zeit beginnen, wirksam zu werden. Aus 5Mo 30,1-5 wußte Israel, daß es nach der Gefangenschaft wieder in sein Land zurückgebracht würde. Auch der Abraham-Bund ( 1Mo 15,18-21 ) macht deutlich, daß es im Land wohnen wird. Aber bevor Jesaja seine Prophezeiungen gegeben hat, wußte Israel nicht, wie Gott es befreien würde. Dies geschieht, damit sich die Menschen nicht selbstgefällig fühlen ( Jes 48,7 b) und denken, daß ihre eigenen Anstrengungen sie befreit hätten. Denn sie sind geistlich nicht sensibel (V. 8 ; vgl. Jes 42,20; 43,8 ). Sie sind treulos und abtrünnig . Ihre physische und geistliche Erlösung wird also nicht aus ihrem eigenen guten Leben oder aufgrund ihrer eigenen Pläne kommen, sondern nur aus der Gnade Gottes.



Jes 48,9-11


Der Herr wird seinen Zorn zurückhalten , so daß sein Volk nach Juda heimkehren kann. Er wird dies hauptsächlich um seines Ruhmes willen tun (V. 9.11 ; vgl. Jes 43,25 ). Das Exil sollte es läutern, so daß es im Glauben in das Land zurückkehrt. Dieses Läutern jedoch ist nicht wie das Läutern von Silber. Dies bedeutet entweder, daß der Prozeß des Läuterns nicht durch Geld erreicht wird oder daß der Prozeß nicht mit dem Läutern des Silbers verglichen werden kann oder daß anders als beim Silber, das durch das Läutern rein wird, das Volk dieses Ziel nicht erreicht. Wie auch dies zu verstehen ist, die Gefangenschaft jedenfalls ist wie ein Glutofen , in dem es geprüft, aber nicht zerstört werden soll. Wenn Gott seine Zusage der Rückkehr abändern würde, dann würde er verlästert werden.



b. Eine Ermahnung, Gottes Souveränität anzuerkennen
(
48,12 - 19 )


Jes 48,12-15


Gott ermahnt das Volk, auf ihn zu hören (vgl. die Anmerkungen zu Jes 46,3 ). Erneut spricht er dabei von seiner einzigartigen Stellung als dem einzigen Gott. (Zu der Erste und der Letzte vgl. die Anmerkungen zu Jes 44,6 .) Wiederholt hatte Jesaja zwei Beweise dieser Einzigartigkeit Gottes angeführt: (a) seine schöpferische Macht (vgl. Jes 42,5; 44,24; 45,12.18; 51,13.16 ) und (b) seine Fähigkeit, die Zukunft vorauszusagen; in diesem Fall der Untergang von Babel durch Kyrus, den der HERR liebt (vgl. "Hirte" und "Gesalbter", Jes 44,28; 45,1 ). Gott hat ihn gerufen und wird ihm auch zum Gelingen helfen. Kein anderer Gott hätte dies voraussagen können.



Jes 48,16


Der Herr, der hier spricht, sagt, daß er nicht verborgen gehalten hat, daß Kyrus Babel besiegen wird. Zu der Frage, wer in der zweiten Hälfte des Verses, die mit den Worten Und nun anfängt, spricht, gibt es viele Vermutungen: Kyrus, Israel, Jesaja, der Messias. Wahrscheinlich ist der Messias gemeint, Gottes Knecht, denn er wird hier (wie in Jes 42,1 ; siehe auch Jes 11,1-2 ) mit dem Geist in Verbindung gebracht. So wie Kyrus in seinem Auftrag nicht versagen wird ( Jes 48,15 ), wird auch der Messias, den Gott schickt und dem er den Heiligen Geist gibt, seinen Auftrag erfüllen.



Jes 48,17-19


Der Herr, Israels Erlöser (vgl. die Anmerkungen zu Jes 41,14 ) und der Heilige Israels , hat Israel beständig durch das Gesetz gelehrt und geführt. Aber es hat auf seine Gebote nicht geachtet . Hätte es dies getan, dann würde es statt des Exils Frieden und Gerechtigkeit erleben, und keines seiner Kinder wäre getötet worden.



c. Eine Ermahnung, aus Babel zu fliehen
(
48,20 - 21 )


Jes 48,20-21


Nachdem Kyrus den Juden die Heimkehr erlaubt hat ( 2Chr 36,22-23; Esr 1,1-4 ), soll das Volk Babel schnell verlassen ( fliehen ). Weil diese Heimkehr wie eine Erlösung ist ( gA?al , "aus der Sklaverei freikaufen"; vgl. Jes 43,1 ) - dieses Mal aus Babel, nicht aus Ägypten - kann das Volk sich freuen. Nach dem ägyptischen Exodus versorgte Gott sie in der Wüste mit Wasser aus dem Felsen (vgl. 2Mo 17,1-7 ). Auch dieses Mal wird es so sein. Gott wird auch auf ihrem zweiten "Exodus" für sie sorgen.



d. Die Gottlosen haben keinen Frieden
(
48,22 )


Jes 48,22


Im Gegensatz zur Freude (V. 20 ) derer, die dem Herrn gehorchen, gibt es für die Gottlosen keinen Frieden , weder im Volk Israel noch unter den heidnischen Nationen. Diese kurze Aussage wird in Jes 57,21 noch einmal wiederholt.



B. Wiederherstellung durch den leidenden Gottesknecht
( Jes 49-57 )


In den neun Kapiteln bisher ( Jes 40-48 ) ging es hauptsächlich um Kyrus und seinen Auftrag für die Wiederherstellung Israels. Die nun folgenden neun Kapitel ( Jes 49-57 ) handeln in erster Linie vom Gottesknecht, dem Messias, der seinen Dienst der Wiederherstellung des Bundesvolkes in dessen Land direkt vor dem Tausendjährigen Reich beginnen wird. Keiner von beiden wird bei seinem Auftrag versagen. Weil ihre Aufgaben sich so sehr ähneln, finden wir auch in diesen neun Kapiteln viele der Ausdrücke und Bilder aus den vorangegangenen Kapiteln wieder.

Die Kapitel 49 - 57 lassen sich in vier Teile gliedern: (1) Der Knecht wird von seinem Volk verworfen und wird die Erlösung zu den Heiden bringen ( Jes 49-50 ). (2) Der glaubende Überrest wird erhöht ( Jes 51,1-52,12 ). (3) Der Gottesknecht wird zunächst erniedrigt und dann erhöht werden ( Jes 52,13-53,12 ). (4) Die Rettung wird durch den Gottesknecht im Tausendjährigen Reich für Juden und Heiden kommen ( Jes 54-57 ).



1. Der Knecht Gottes wird abgelehnt
( Jes 49-50 )


a. Der Auftrag des Gottesknechtes
(
49,1 - 13 )


(1) Der Dienst des Knechtes an den Heiden ( Jes 49,1-6 )



Jes 49,1-3


Gottes Knecht (V. 3.5 - 6 ) ist in Vers 1 - 5 die sprechende Person; in Vers 6 wird er selbst von Gott angesprochen. Wie der Herr auch, ruft er die Inseln (vgl. die Anmerkungen zu Jes 41,1 ) und die Völker auf, auf ihn zu hören (vgl. die Anmerkungen zu Jes 46,3 ), weil er von Gott berufen ist. Sein Mund ist wie ein scharfes Schwert , eine Waffe also, die den Ungehorsamen tötet (vgl. Jes 1,20 ; siehe auch Hebr 4,12; Offb 1,16; 19,15 ). Er ist wie ein spitzer Pfeil. Der Gottesknecht soll die Herrlichkeit Gottes zeigen.

Warum wird der Knecht hier Israel genannt? Das Volk kann ja damit nicht gemeint sein, denn der Knecht soll dieses zurück zu Gott ziehen. Der Messias wird ebenfalls Israel genannt, weil er das erfüllt, was eigentlich Israels Aufgabe gewesen wäre. In seiner Person und seinem Werk finden wir sozusagen stellvertretend das ganze Volk.



Jes 49,4


Der Knecht sah für seinen Dienst nur wenig Erfolg und Lohn. Es veränderte sich nichts im Volk, so daß der Knecht hätte sagen können, daß er getan habe, wozu er gesandt wurde (vgl. Joh 1,11 ). Aber das hinderte ihn nicht daran, weiter darauf zu vertrauen, daß Gott ihn zu seiner Zeit belohnen werde.



Jes 49,5-6


Es ist die Aufgabe des Messias, der von Mutterleibe an zu Gottes Knecht bereitet wurde (vgl. V. 1 ), Jakob und Israel (vgl. die Anmerkungen zu Jes 40,27 ) zu dem Herrn zurückzubringen. Durch Gott, der seine Stärke ist, wird er auch ein Licht für die Heiden sein (vgl. Jes 42,6; Lk 1,78 ), so daß das Heil Gottes auch die Menschen an den Enden der Erde (vgl. die Anmerkungen zu Jes 5,26 ) erreicht.



Jes 49,7


(2) Das Versprechen Gottes an den Knecht ( Jes 49,7 )

Der Herr versichert dem Knecht - der von seinem Volk verachtet und verabscheut wird - daß er in seinem Dienst an den Heiden Erfolg haben wird. Könige und Fürsten werden sich vor ihm verbeugen, weil er von dem HERRN auserwählt ist. Jesus Christus wurde bei seinem ersten Kommen von seinem eigenen Volk verworfen ( Joh 1,10-11 ). Aber bei seinem zweiten Kommen werden sich alle Knie vor ihm beugen ( Phil 2,10-11 ).



Jes 49,8-12


(3) Israels Wiederherstellung ( Jes 49,8-12 )

Im Tausendjährigen Reich, das hier die Zeit der Gnade Gottes und der Tag des Heils genannt wird, wird der Herr seinen Knecht zu einem Bund für das Volk machen (vgl. Jes 42,6 ; d. h., er wird Gottes Bundesverheißungen an Israel erfüllen; vgl. die Anmerkungen zu Jer 31,31-34 bezüglich des Neuen Bundes).

Wenn das Land wieder aufgerichtet ist, werden die Gefangenen von den verschiedensten Orten auf der ganzen Welt ( Jes 49,9 ; vgl. V. 12 ) zurückkehren. Das Land wird wieder fruchtbar sein und Weide (V. 9 ) und Wasser (V. 10 ) haben. Die Berge und Täler werden verändert (V. 11). Wie schon in Jes 40,3-4 könnte dies auch hier eine Veränderung im Leben der Menschen meinen. Wo genau Sinim liegt, ist nicht klar. Viele Ausleger denken, daß es in der Aswan-Region in Ägypten anzusiedeln sei.



Jes 49,13


(4) Die Antwort des Propheten ( Jes 49,13 )

Der Prophet, der nun spricht, ruft die Natur auf, sich zu freuen (zu Berge, die sich freuen, vgl. Jes 44,23 ). Der Grund für diese Freude ist, daß der Herr sein Volk getröstet und Mitleid (vgl. Jes 49,10 ) hat mit denen, die Hilfe brauchen, auch mit den Heiden.

 

b. Israel erhält die Zusicherung der Rückkehr
(
49,14 - 26 )


Jes 49,14-16


In den Versen 14 - 21 berichtet der Prophet über ein Gespräch zwischen Israel und Gott. Zion (d. h. das Volk in Jerusalem) meinte, daß Gott es vergessen habe (V. 14). Gott aber antwortet, daß er Israel ganz sicher nicht vergessen hat. Er kann dies unmöglich tun, denn er ist wie eine Mutter für das Volk. Dieses Volk ist in seine Hände eingezeichnet. Jedesmal also, wenn er, bildlich gesprochen, seine Hände emporhebt, sieht er den Namen, der ihn an sein Volk erinnert.

 

Jes 49,17-21


Judas Zerstörer (V. 17 ) werden weichen (V. 19 ), und seine Söhne werden beginnen, zurückzukehren (V. 17 - 18 ). Dann wird sich das Volk freuen, wie eine Braut sich über ihren Schmuck freut. Die Rückkehr wird so umfassend sein, daß das Land (hier mit du und dein personifiziert; V. 19 - 21 ) nicht groß genug ist für alle seine Einwohner, seine Kinder.

Als die Menschen jedoch aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehrten, waren sie nur eine relativ kleine, um ihr Überleben kämpfende Gruppe. Die Rückkehr, von der in Vers 19 - 21 gesprochen wird, scheint weit größer zu sein und bezieht sich daher wohl auf die Rückkehr Israels am Anfang des Tausendjährigen Reiches.



Jes 49,22-26


Wenn Israel in sein Land zurückkehren wird, werden die Heiden vor dem Herrn anbeten und Israel freundlich gegenüberstehen. Ja, die Heiden werden sogar helfen, die Israeliten nach Palästina zu bringen. Heidnische Führer werden Israel dienen. So wird Israel erkennen, daß der Herr wirklich die Welt regiert (V. 23 ). Es ist ungewöhnlich, daß Gefangene gerettet werden. Aber Gott wird genau dies für Israel tun. Israels Feinde werden vernichtet, und die ganze Welt wird erkennen, daß der Herr Israels Gott und sein Retter (vgl. die Anmerkungen zu Jes 42,11 ), Erlöser (vgl. die Anmerkungen zu Jes 41,14 ) und der Mächtige Jakobs (vgl. Jes 60,16 ) ist.



c. Israel wird ermahnt, im Glauben zu wandeln
( Jes 50 )


Die Aussagen über die Zukunft Israels sollten ethische Konsequenzen haben. Israel war widerspenstig, aber der Prophet ruft es auf, dem Herrn zu vertrauen und nicht seinen eigenen Ratschlägen zu folgen.

(1) Die "Scheidung" des Herrn von Zion ( Jes 50,1-3 )



Jes 50,1-3


Der Herr erklärt, daß er sich von Zion für eine bestimmte Zeit getrennt hat, weil es ihn ohne Grund verworfen hat. Er erklärt Zions Kindern, daß er ihre Mutter für eine gewisse Zeit weggeschickt hat, weil diese gesündigt hat. Im mosaischen Gesetz durfte ein Ehemann seiner Frau einen Scheidebrief geben, in dem ihr Fehler (ihre Fehler) verzeichnet war(en). Dann mußte sie sein Haus verlassen ( 5Mo 24,1 ). Israels Gefangenschaft war wie eine Frau, die ihren Mann wegen ihrer Sünden verlassen muß. Daneben benutzt Jesaja noch ein zweites Bild, wenn er von Söhnen spricht, die aufgrund einer großen Schuld in die Sklaverei verkauft worden sind. Es war unvernünftig von Israel, Gott zu verwerfen ( Jes 50,2 ). Dachte es etwa, Gott könnte es nicht erlösen oder retten? Natürlich kann er. Er ist der Eine, der Regen zurückhalten und Flüsse austrocknen kann (vgl. 5Mo 28,23-24 ).



Jes 50,4-6


(2) Der Gottesknecht wächst durch Erfahrung ( Jes 50,4-9 )

In den Versen 4 - 9 spricht der Knecht, denn er nennt Gott Gott, der Herr (V. 4 - 5.7.9 ). Täglich lehrt Gott seinen Knecht, die Müden zu trösten (V. 4 ), und der Knecht lehnt sich gegen diese Unterweisung nicht auf (V. 5 ). Ja, er gibt seinen Leib denen, die ihn verfolgten (V. 6 ). Jesus wurde, bevor man ihn kreuzigte, geschlagen, verspottet und bespuckt ( Mk 14,65; 15,16-20 ). In Umständen, die weit schwieriger waren als die, denen Jesajas erste Leser sich gegenübersahen, war der Knecht gehorsam und ordnete sich Gott unter (vgl. 1Pet 2,22-23 ).



Jes 50,7-9


Der Knecht ist überzeugt, daß er überwinden wird durch Gott, den HERRN, der ihm hilft (V. 7.9 ). Auch wenn es nicht so aussieht, als ob er den Kampf gewinnen würde, ist er überzeugt, daß er den Willen Gottes tut. Der Gottesknecht weiß, daß diejenigen, die ihn fälschlich anklagen, ihm letztlich als ihrem Richter gegenüberstehen und zuschanden werden. Sie werden vergehen wie von Motten zerfressene Kleider (vgl. Jes 51,8 ).



Jes 50,10-11


(3) Die Ermahnung des Propheten ( Jes 50,10-11 )

Jesaja ermahnt die Nachfolger des Knechtes - die den Herrn fürchten und seinem Wort gehorsam sind, die aber in der Finsternis leben (d. h. in schwierigen Zeiten, wenn der Knecht abgewiesen wird; ( V. 6 ) -, im Glauben zu wandeln und auf den Herrn zu vertrauen. Wenn sie versuchen, in ihrem eigenen Licht zu wandeln, werden sie das gleiche Los erleiden wie die, die ihn ablehnen. Sie werden in Schmerzen darniederliegen (vgl. Lk 16,23.28 ; siehe auch Offb 20,13-15; 21,8 ). Diese Ermahnung richtet sich an die, die zur Zeit Jesajas lebten. Alle aber, die es ablehnen, auf den Herrn zu vertrauen , werden die ewige Verdammnis erleiden.

 

b. Der Herr tröstet Jerusalem
(
51,17 - 52,10 )


(1) Jerusalem wird befreit werden ( Jes 51,17-52,6 )



Jes 51,17-23


Der Überrest (oder der Prophet) hatte Gott gebeten, aufzuwachen (vgl. V. 9 ) und etwas zu tun. Nun bittet Gott Jerusalem, wach zu werden (vgl. Jes 52,1 ), denn er wird etwas tun - ihre Not nähert sich dem Ende. Die Bewohner Jerusalems hatten in der Gefangenschaft den Becher des Zornes Gottes ausgetrunken (d. h. erlebt; vgl. V. 21 ) - bis auf den Grund des Bechers (vgl. V. 22 ). Viele junge Männer (Söhne) waren bei der furchtbaren Zerstörung Jerusalems getötet worden (V. 18 ). Verwüstung, Schaden, Hunger und Schwert machen das grausame Schicksal der Stadt deutlich (V. 19 ). Die Zerstörung war so schrecklich, daß die Stadt doppeltes Elend erlebte. Junge Menschen wurden durch den Zorn Gottes in den Straßen Jerusalems getötet (vgl. V. 20 ).

Aber nun ist, so verkündet der Herr, die Zeit des Gerichtes vorbei (V. 22 ). Nun wird das Gericht (wieder als ein Becher dargestellt, der getrunken werden muß) an ihre Peiniger gegeben, die über die toten Körper in Jerusalem gegangen waren (V. 23 ). Die Babylonier, die Jerusalem vernichtet hatten, werden nun Gottes Zorn erleiden.



Jes 52,1-6


Jerusalem soll nicht nur aufwachen , weil die Zeit seines Exils beinahe zu Ende ist (V. 1 ), sondern auch weil es nun mit neuen Kleidern geschmückt werden wird, d. h. es wird wieder aufgebaut werden. Die heidnischen Eroberer Jerusalems - die Unbeschnittenen und Unreinen - werden niemals wieder die heilige Stadt erobern und verunreinigen (vgl. Jes 48,2 ). Ohne Zweifel bezieht sich dies auf die Zeit, wenn der Messias Gottes Reich auf der Erde aufrichten wird, denn nur dann werden die Heiden niemals wieder die Stadt unter ihren Füßen zertreten. Den Staub abschütteln bedeutet, mit Trauern aufzuhören (Staub oder Asche auf dem Kopf war ein Zeichen des Trauerns; vgl. Hi 2,12 ). Jerusalem wird von seinen Ketten befreit und niemals wieder versklavt werden. Es war wegen seinen Sünden verkauft worden (vgl. Jes 50,1 ), nun aber wird es erlöst werden ( gA?al , "aus der Sklaverei freikaufen"). Gott jedoch muß nichts bezahlen. Er wird es vielmehr in seiner freien Gnade zu sich zurückbringen, und auch Jerusalem wird ihm nichts bezahlen müssen.

Nun gibt Gott einen kurzen Überblick über die Geschichte der versklavten Nation. Sie war in Ägypten Sklave gewesen und dann, erst vor kurzer Zeit, hatte Assyrien das Nordreich erobert und auch von Juda Tribut genommen ( Jes 52,4 ). Nun würde eine weitere Macht kommen, Babylon, und Juda wegnehmen, es verspotten und über Gott lästern. Durch all dies soll die Macht des Herrn, sein Volk jedesmal wieder zurückzubringen, ihnen zeigen, daß er der eine und einzige Gott ist. Wenn sie einmal zu ihm im Glauben zurückfinden, werden sie ihn erkennen .



Jes 52,7-8


(2) Der Herr kehrt zu Zion zurück ( Jes 52,7-8 )

Der Prophet bricht in Jubel aus angesichts der guten Botschaft , die verkündet werden wird, wenn die Zeit des Segens (von der in Jes 51,17-52,6 gesprochen wird) beginnt. Die Israeliten erlebten zwar eine große Freude, als sie im Jahr 536 v. Chr. aus Babylon zurückkehrten, aber die Freude, von der Jesaja in Jes 52,7-8 schreibt, wird erst eintreten, wenn Israels Messias nach Zion zurückkehrt , um zu regieren. Seine Herrschaft wird eine Herrschaft des Friedens sein.



Jes 52,9-10


(3) Der Überrest soll sich freuen ( Jes 52,9-10 )

Wenn der Herr zurückkehrt, wird der gerechte Überrest voller Freude singen, denn er hat sein Volk getröstet und erlöst . Dieses Werk der Gnade, das er für sie tut, wird allen Völkern seine Macht ( Arm ; vgl. die Anmerkungen zu Jes 40,10 ) und das Heil, das er bereitet hat, zeigen. (Zu die Enden der Erde vgl. die Anmerkungen zu Jes 5,26 .)

 

c. Der Aufruf des Herrn zur Rückkehr
(
52,11 - 12 )


Jes 52,11-12


Wie schon im Auszug aus Ägypten und Babel wird auch in der für Israel noch zukünftigen Rückkehr der gerechte Überrest aufgerufen, von den Orten des Bösen, an denen sie leben, wegzuziehen: Weicht, weicht, geht weg aus ihrer Mitte . Aber es wird einen Unterschied geben: Sie werden nicht in Eile ausziehen müssen (vgl. Jes 48,20 ). Weil der Herr mit ihnen ist und sie beschützt, werden sie sich nicht fürchten müssen.



3. Der Knecht wird erhöht
(
52,13 - 53,12 )


Dieser Abschnitt ist vermutlich der bekannteste im ganzen Buch Jesaja. Mehrere Teile daraus werden im Neuen Testament zitiert: Jes 52,15 in Röm 15,21 , Jes 53,1 in Joh 12,38 und Röm 10,16 , Jes 53,4 in Mt 8,17 , Jes 53,7-8 in Apg 8,32-33 , Jes 53,9 in 1Pet 2,22 und Jes 53,12 in Lk 22,37 .

Der Hauptteil dieses Abschnittes dreht sich um das Leiden und die Verwerfung des Gottesknechtes. Der Hauptgedanke jedoch ist (in Jes 52,13; 53,11-12 ), daß sein Leiden zu seiner Erhöhung und Herrlichkeit führen wird. Sein Leiden ist in der Tat wichtig. Aber seine Herrlichkeit, die offenbart werden wird, ist ebenso wichtig, denn sie wird zeigen, daß der Gottesknecht den Willen Gottes freiwillig getan hat.

Der Knecht wird verworfen ( Jes 49-50 ), und dann wird der Überrest erhöht ( Jes 51,1-52,12 ). Nun wird auch der Knecht erhöht ( Jes 52,13-53,12 ).



a. Die Reaktion des Volkes
(
52,13 - 15 )


Jes 52,13


Zwei wichtige Aussagen werden in diesem Vers gemacht: Der Knecht wird weise handeln (wird's gelingen) und tun, was der Herr von ihm möchte, und er wird hoch erhoben werden. Daß er erhoben wird, bezieht sich nicht auf die Art seines Todes am Kreuz, sondern darauf, daß er erhöht wird zur Rechten Gottes ( Phil 2,9; Kol 3,1; Hebr 1,3; 8,1; 10,12; 12,2; 1Pet 3,22 ).

Jesaja

Jes 52,14


Viele werden sich über den Knecht entsetzen (dies könnte auch "von Scheu ergriffen sein" oder "erstaunt sein" übersetzt werden). Wer aber sind diese "viele"? Vermutlich sind Menschen in "vielen Völkern" und ihre "Könige" gemeint (V. 15 ). Nach menschlichem Maßstab war Jesus, als er auf der Erde war, keineswegs attraktiv ( Jes 53,3 ). Aber wenn die Menschen ihn bei seinem zweiten Kommen sehen, werden alle, die ihn für unwichtig gehalten haben, durch und durch erstaunt sein. Sie werden ihn aus einer völlig neuen Perspektive sehen.

 

Jes 52,15


Der Knecht wird die Menschen in vielen Völkern besprengen . "Besprengen" ist eng verknüpft mit der Reinigung durch den Priester unter dem mosaischen Gesetz ( 3Mo 4,6; 8,11; 14,7 ). Dieser Knecht, den viele für überhaupt nicht entscheidend gehalten haben, wird in Wirklichkeit das Wichtigste und Entscheidendste für die Völker und ihre Könige schaffen, nämlich die Reinigung von der Sünde (vgl. Joh 1,29; Hebr 10,14 ). Deshalb werden sie ihren Mund schließen . Sie werden entsetzt darüber sein, daß sie die Lage so falsch eingeschätzt hatten. Nun, da sie ihren Fehler erkennen, haben sie nichts mehr zu sagen. Wenn sie ihn in seinem zweiten Kommen in seiner erhöhten Stellung sehen werden, dann werden sie wirklich verstehen und klar sehen.

Jesaja

Jes 53,2


Trotz dieser Klage über die wenigen Gläubigen (V. 1 ) wird der Überrest erkennen, daß an der Erscheinung des Knechtes nichts ist, was eine große Nachfolgerschaft anziehen könnte (vgl. V. 3 ). Er wuchs vor Gott auf wie ein Reis (d. h. ein Sproß aus der Linie Davids; vgl. Jes 11,1 ) und wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich , d. h. aus einem unfruchtbaren Boden (geistlich gesehen), auf dem man keine große Pflanze erwarten würde. In seiner Erscheinung sah er nicht aus wie eine königliche Person (in Schönheit und Majestät). Der Überrest entschuldigt die Menschen, die den Gottesknecht abgelehnt haben, nicht. Er erklärt lediglich, warum das Volk ihn verworfen hat.


Jes 53,3


Das Volk Israel verachtete und verwarf den Gottesknecht, der Schmerzen ( maK?OB , "Pein" oder "Kummer") und Krankheit ( HWlI ; vgl. die Anmerkungen zu "Krankheit" in V. 4 ) erlebte. Er war jene Art von Mensch, die man meistens nicht gerne beachtet, sondern die abgelehnt werden. Aus diesen Gründen achtete ihn das Volk nicht. Es hielt ihn nicht für wichtig. Aber er war und ist der wichtigste Mensch der ganzen Welt, denn er ist der Knecht Gottes.



Jes 53,4


(2) Israel erkennt den stellvertretenden Tod des Knechtes ( Jes 53,4-6 )

Zwar erkannte das Volk die Bedeutung des Messias damals nicht. Aber es wird eine Zeit kommen, in der die Nation erkennen wird , daß der Knecht die Folgen ihrer Sünde getragen hat. Daß er unsere Krankheit und Schmerzen ( maK?OB ; vgl. die Anmerkungen zu V. 3 ) auf sich genommen hat, spricht von den Folgen der Sünde. Das Verb trug (vgl. V. 12 ) ist die Übersetzung des hebräischen Wortes nARA? , "tragen". Daß er unsere "Krankheiten" ( HWlI , das gleiche Wort wie in V. 3 ) getragen hat, bezieht sich auf die Krankheit der Seele. Daß er in seinem irdischen Wirken auch die körperlichen Krankheiten vieler Menschen geheilt hat (aber nicht aller Menschen), ist ein Hinweis auf sein größeres Werk am Kreuz. Natürlich heilt er auch heute noch physische Krankheiten (aber nicht alle). Das Größere aber ist die Heilung der Seele, die Errettung von der Sünde. Daß dies in Jes 53 gemeint ist, wird durch die Worte "Missetat" (V. 5.8 ), "Sünden" (V. 5.11 ), "Sünde" (V. 6.12 ) und "Übeltäter" (V. 9.12 [zweimal]) deutlich. Stellvertretend nahm der Gottesknecht alle Sünden (und durch Sünde hervorgerufene geistliche Krankheiten) des Volkes (und der ganzen Welt) auf sich und trug ( sABal , "eine Last tragen"; vgl. Jes 46,4.7 ) sie (vgl. 1Pet 2,24; Jes 3,18 ). Als Jesus gekreuzigt wurde, meinte Israel, daß seine Leiden ( geplagt, geschlagen und gemartert ; vgl. Jes 53,7 ) verdient seien, weil er Gott gelästert habe. In Wirklichkeit aber trug er das Gericht, das dessen Sünde verlangte.

 

Jes 53,5


Verwundet, zerschlagen, Strafe, Wunden sind Worte, die beschreiben, was die Menschen des Überrestes über den Zustand des Knechtes, den dieser um ihretwillen und wegen ihrer Missetat ( peSaZ , "Aufruhr"; vgl. V. 8 ; Jes 1,2 ) und Sünden erleiden mußte, erkennen. Wer an ihn glaubt, wird statt innerer Angst oder Kummer inneren Frieden haben (vgl. die Anmerkungen zu "Krankheit" in Jes 53,4 ) und geistlich geheilt werden. Seine Wunden, die ihm durch die Soldaten beigebracht wurden und seinen Tod herbeiführten, sind die Heilmittel zur Errettung für die geistlichen Wunden der Gläubigen. Das physische Leid und der Todeskampf Jesu waren groß und stark. Aber sein Gehorsam gegenüber dem Vater wurde ihm zugerechnet (vgl. Phil 2,8 ). Sein Tod versöhnte den Zorn Gottes gegen die Sünde und ermöglichte es ihm, die Sünden des Volkes (und der anderen, die an ihn glauben) zu "übersehen", weil durch den stellvertretenden Tod des Gottesknechtes bereits für sie bezahlt worden ist.



Jes 53,6


Der Überrest der Erlösten (und auch andere) wird anerkennen, daß er schuldig ist und daß der Herr den Knecht zum Objekt seines Zornes gemacht hat, um seine Sünde wegzunehmen. Schafe neigen dazu, miteinander zu laufen. Wenn also das führende Schaf sich von dem Weg abwendet, werden dies gewöhnlich alle Schafe tun. Sie neigen dazu, dem Leithammel zu folgen, was oft gefährlich ist. Auf ähnliche Weise hat sich auch Israel (vgl. 1Pet 2,25 ) von dem Herrn, vom Halten seiner Gebote abgewandt. Letztlich bedeutet Sünde, daß man seinen eigenen Weg geht, statt Gottes Weg. Diese Sünde muß bestraft werden . Der Herr hat die Strafe für die Sünde (vgl. Jes 53,11 ) nicht auf das "Schaf" (Israel und die anderen Sünder) gelegt, sondern auf den Knecht Gottes, der an dessen Stelle gestorben ist.



Jes 53,7


(3) Israels Bericht über den Tod des Gottesknechtes ( Jes 53,7-9 )

Wie schon gesagt (V. 6 ), haben Schafe die Neigung, einander nachzulaufen, auch in ihr Verderben hinein. In Vers 7 dagegen wird die stille, sanfte Natur der Schafe betont. Israel, das viele Schafe sah, die geschert oder als Opfer getötet wurden, war sich der hingebungsbereiten Natur der Schafe durchaus bewußt. Jesus als das Lamm Gottes ( Joh 1,29 ) gab sich still dem Tod hin. Er versuchte nicht, jene aufzuhalten, die sich gegen ihn gestellt hatten. Er blieb stumm und verteidigte sich nicht ( Mt 26,63 a; Mt 27,14; 1Pet 2,23 ). Bereitwillig ließ er sich zum Tod führen, denn er wußte, daß dieser Tod denen zugute kommen würde, die an ihn glauben.

 

Jes 53,8


Nach Angst (in Gefangenschaft und Fesseln; Joh 18,12.24 ) und Gericht (verurteilt zu sterben; Joh 19,16 ) wurde Jesus zu seinem Tode geführt. Er starb nicht wegen irgendwelcher eigener Sünden (denn er, der Sohn Gottes, war sündlos; 2Kor 5,21; Hebr 4,15; 1Joh 3,5 ), sondern für die Sünden (peÜa`, vgl. Jes 53,5 ) anderer. Daß er weggenommen wurde, bedeutet, daß er gestorben ist. Es steht parallel zu dem aus dem Lande der Lebendigen weggerissen sein, eine offensichtliche Bezugnahme auf den Tod, und dem geplagt werden. Die Worte Wer kann von seinen Nachkommen sprechen? (andere Übers.: "Wer kann sein Geschick ermessen?") bedeuten, daß er in der Blüte seines Lebens abgeschnitten wurde und keine Nachkommen hinterlassen hat. Es ist auch möglich, diese Worte mit "Und wer von seiner Generation kümmerte sich darum" zu übersetzen. Dann würde es bedeuten, daß nur wenige von denen, die damals lebten, seinen Tod für wichtig hielten. Einige Verben in diesem Vers ("abgeschnitten", "geplagt") und ähnlich in Vers 4 ("geschlagen", "gemartert") und Vers 5 ("zerschlagen") deuten durch ihre Passiv-Form darauf hin, daß dies durch Gott, den Vater selbst, geschehen ist (vgl. V. 10 ; 2Kor 5,21 ; Gott hat ihn für uns zur Sünde gemacht).



Jes 53,9


Die Soldaten, die Jesus gekreuzigt haben, wollten ihn offenbar mit den Gottlosen begraben, so wie die beiden Kriminellen neben ihm ( Joh 19,31 ). Er aber wurde bei Reichen (so der hebr. Text), in dem Grab eines reichen Mannes namens Josef ( Mt 27,57-60 ), begraben.



Jes 53,10


(4) Der Herr verspricht Segen für den Knecht ( Jes 53,10-12 )

Das Leiden und der Tod des Gottesknechtes war der Wille des HERRN . In dieser Hinsicht ist er von der Schöpfung der Welt an geschlachtet ( Offb 13,8 ). Die Aussage, daß der HERR das Leben des Knechtes zum Schuldopfer gegeben hat, bedeutet nicht, daß das Leben Jesu den Zorn Gottes versöhnt hat, sondern daß sein Leben, das im Tod gipfelte, das Opfer für die Sünden ist. Das Wort für "Schuldopfer" ist ?ASAm . Es wird in 3Mo 5,15; 6,5; 19,21 und anderswo benutzt, um ein Opfer zu bezeichnen, das Sünde versöhnt.

Sein Tod und Begräbnis schien das Ende seiner Existenz zu sein (er war "weggerissen"; Jes 53,8 ). In Wirklichkeit aber wird Jesus aufgrund seiner Auferstehung Nachkommen haben (diejenigen, die an ihn glauben, werden zu Kindern Gottes; Joh 1,12 ), und er wird in die Länge leben (für immer und ewig als der Sohn Gottes). Er wird gesegnet sein ( überwinden ; vgl. Jes 53,12 a), weil er dem Willen (Plan) des Herrn gehorsam war.



Jes 53,11


Sein Leiden , das auch seinen Tod einschließt, führte zum Leben (seiner Auferstehung). Zufrieden darüber, daß sein stellvertretendes Werk vollendet ist ("Es ist vollbracht"; Joh 19,30 ), kann er nun die vielen (vgl. Jes 53,12 ) rechtfertigen (für gerecht erklären, die an ihn glauben; vgl. Röm 1,17; 3,24 ). Durch seine Erkenntnis könnte auch übersetzt werden mit "durch die Erkenntnis von ihm". Er trug die Strafe (vgl. V. 4.6 ) für ihre Sünden (vgl. V. 6 ), so daß viele Menschen nicht mehr sterben müssen. Weil er starb, dürfen sie leben.



Jes 53,12


Der Knecht, der bereitwillig Gottes Plan erfüllt hat, wird erhöht (vgl. Jes 52,13 ). Hinter den Worten Beute und Raub haben steht das Bild eines Feldherrn, der nach gewonnenem Kampf an der Beute des Feindes teilhat (vgl. Ps 68,19; Eph 4,7-8 ). Weil er unter die Übeltäter gerechnet worden ist, d. h. also, weil er wie ein Sünder angesehen wurde (vgl. Mt 27,38 ) und die Sünde (vgl. Jes 53,6 ) von vielen (d. h. von jedem Menschen) getragen hat, ist er nun erhöht und gibt denen, die an ihn glauben, Teil an den Früchten dieser Erhöhung. Weil er lebt (vgl. V. 10 ), tritt er nun (im Gebet; vgl. Röm 8,34; Hebr 7,25 ) für Übertreter (verwandt mit dem Wort peSaZ , "Missetat[en]", in Jes 53,5.8 ) ein.

Dieser Abschnitt gibt uns ein erstaunlich vollständiges Bild dessen, was der Tod Jesu Christi für Israel ( Joh 11,49-51 ) und die ganze Welt ( 1Joh 2,2 ) bewirkt hat. Sein Tod hat Gottes gerechtes Verlangen nach Gericht über die Sünde gestillt und so den Weg für jeden freigemacht, im Glauben zu Gott zu kommen, um von der Sünde gerettet zu werden.



4. Die Rettung kommt durch den Gottesknecht
( Jes 54-57 )


Diese Kapitel handeln von der großen Errettung, die durch das Werk des Knechtes Gottes über Israel ( Jes 54 ) und die zu Israel übergetretenen Heiden (Proselyten; Jes 55,1- Jes 56,8 ) kommen wird, und von der Verdammnis, die über die Gottlosen kommt ( Jes 56,9- Jes 57,21 ). Der Gottesknecht wird einmal sein Tausendjähriges Reich aufrichten. Anders als Israel wird er in seinem Dienst nicht versagen.



a. Rettung für Israel
( Jes 54 )


(1) Israels zahlenmäßiges Wachstum ( Jes 54,1-3 )



Jes 54,1-3


Eine unfruchtbare Frau wurde in Israel verachtet, denn Kinder halfen bei der Hausarbeit und unterstützten ihre Eltern, wenn sie alt wurden. Fruchtbarkeit galt in jeder Hinsicht als Zeichen des Segens Gottes. Hanna z. B., die keine Kinder bekommen konnte, war darüber tief betrübt. Aber als der Herr ihr einen Sohn schenkte, sang sie ein Lied der Freude ( 1Sam 1,1-2,10 ). Israel war wie eine Frau, die keine Kinder hatte und daher betrübt und niedergeschlagen war. Aber Gott wird ihr durch seine Allmacht und Gnade viele Kinder schenken. Deshalb wird sie ein Lied singen und vor Freude jubeln . Jerusalem, das einsam und verlassen lag ( Kl 1,1-5 ), wird wieder belebt werden und voller Menschen sein. So wie ein Nomade, wenn er viele Kinder hat, sein Zelt vergrößern muß, um für alle Platz zu schaffen, werden auch Israels Kinder sich ausbreiten und selbst in den Städten fremder Völker wohnen, weil es in ihrem Heimatland nicht genügend Platz für alle gibt.

 

Jes 54,4-8


(2) Israels Sammlung ( Jes 54,4-8 )

Der Herr wird Israel sammeln, wie ein Mann seine Frau zu sich nach Hause holt. Das Volk soll sich daher nicht vor der Schande fürchten (vgl. Jes 41,10.14; 43,5; 44,2.8 ), denn es wird nicht mehr länger verlassen und hilflos sein wie eine Witwe. Gott wird sie, seine Frau , wie ein Ehemann (vgl. Jer 3,14; 31,32; Hos 2,18 ) wieder nach Israel zurückholen . Er ist der HERR Zebaoth, der Heilige Israels, ihr Erlöser (vgl. Jes 54,8 ; siehe auch die Anmerkungen zu Jes 41,14 ). In seiner Einzigartigkeit ist er der Gott der ganzen Erde , d. h. ihr Schöpfer und Erhalter. Der Herr hat sein Volk für eine kurze Zeit ( einen kleinen Augenblick ) verlassen . Jesaja hat, obwohl es hier nicht mehr ausdrücklich gesagt wird, den Grund für dieses Verlassen schon mehrfach genannt: wegen der Sünde des Volkes (vgl. Jes 50,1 ) und weil Gott zu seinem Wort steht. Aber aufgrund seiner Barmherzigkeit ( Jes 54,7 ) und Gnade ( HeseD , "treue Liebe"; V. 8.10 ) wird er das Volk wieder zu sich ziehen. Der kurze Augenblick, während dem Gott sein Angesicht verborgen hat (d. h. Israel verlassen hat, weil er über ihre Sünde Zorn empfand), bildet einen starken Gegensatz zu der ewigen Dauer seiner Bundestreue.



Jes 54,9-10


(3) Israels Sicherheit ( Jes 54,9-10 )

Nach der Flut, in der Gott seinen Zorn über die Verdorbenheit der Welt ausgegossen hatte, versprach er, die Erde niemals wieder auf diese Weise zu vernichten ( 1Mo 9,11 ). Ähnlich verspricht Gott auch hier, daß der Tag kommt, an dem er Israel nicht mehr schelten wird. Aussagen wie diese zeigen, daß Jesaja von dem Tausendjährigen Reich spricht, und nicht von der Rückkehr aus dem babylonischen Exil, denn das Volk hat in der Zeit nach der babylonischen Gefangenschaft Gottes Zorn schon manches Mal erleiden müssen. Aber selbst wenn die Welt noch einmal wie bei der großen Flut bestraft werden könnte, wird doch Gottes Gnade ( HeseD ; vgl. V. 8 ) und Barmherzigkeit niemals aufhören. Der Bund des Friedens (der auch in Hes 34,25; 37,26 erwähnt wird) bezieht sich auf diese Verheißung, die Gott gerade gegeben hat. Gott wird seinem Volk ewigen Frieden schenken (vgl. Jes 9,6; 32,17-18; 54,13; 55,12; 66,12; Jer 30,10; 33,6.9; 46,27 ).



Jes 54,11-12


(4) Israels friedevolle Zukunft ( 54, 11 - 17 )

Jerusalem, die elende Stadt, ist durch viel Trübsal, hier Wetter genannt, gegangen, und niemand hat sie getröstet (vgl. Kl 1,2.9.15-17.21 ). Der Herr aber wird die Stadt mit Steinen aus kostbaren Edelsteinen bauen. Dies spricht symbolisch von seiner Fürsorge und von dem Wert, den die Stadt in seinen Augen hat.



Jes 54,13-14


Die Israeliten haben der Erziehung ihrer Kinder immer einen hohen Stellenwert beigemessen. Viele wollten, daß sie dem Herrn gegenüber treu sind und sich nicht von der heidnischen Umwelt bestimmen lassen. Im Tausendjährigen Reich werden die Kinder vom HERRN selbst gelehrt werden und seinen Frieden (vgl. die Anmerkungen zu V. 10 ) erfahren. Gerechtigkeit wird herrschen (vgl. Jes 33,5; 46,13; 58,8; 62,1-2 ), und die Bewohner Jerusalems werden sich nicht länger fürchten, denn der Herr wird sie vor Unterdrückung bewahren.



Jes 54,15-17


Im Tausendjährigen Reich wird kein Volk Israel besiegen dürfen, denn der Herr hat es so bestimmt. Völker werden auf der Grundlage seines Wortes entstehen und wieder vergehen. In der Vergangenheit hat Gott dem Verderber (Babylon) erlaubt, sein Volk zu unterwerfen. Dies aber wird niemals mehr geschehen. Friede und Sicherheit sind das Erbe derer, die auf den Herrn vertrauen.



b. Rettung für die Heiden
( Jes 55 )


(1) Eine Einladung, zum Herrn zu kommen ( Jes 55,1-2 )

Jes 55,1-2


Gott lädt die Menschen, die in Not sind, ein, zu ihm zu kommen (dieses Wort erscheint dreimal in V. 1 ). Durch ihr Kommen zeigen sie, daß sie ihm vertrauen und sich ganz darauf verlassen, daß er ihnen die Rettung schenkt, und daß sie seinen Anordnungen gehorchen. Die Segnungen, die Gott ihnen schenkt, gibt es ohne Geld . Das Heil ist ein freies Geschenk Gottes, ob es dabei nun um die geistliche Erlösung oder die körperliche Heilung geht. Vermutlich sind hier beide gemeint. Der Herr fragt die Menschen, wie ihnen andere Dinge als er wichtig sein können, wo er doch der einzige ist, der ihnen wirkliche, echte Zufriedenheit bringen kann. Seit Beginn der Weltgeschichte versuchen die Menschen immer wieder, außerhalb von Gott Erfüllung und Befriedigung zu finden.

 

Jes 55,3


(2) Ein ewiger Bund ( Jes 55,3 )

Wenn die Menschen zu Gott kommen, dann werden sie Leben und Segen aus Gottes ewigem Bund mit David erhalten ( 1Sam 7,11 b. 12-16 ), in dem der Herr versprochen hat, daß Davids Nachkommenschaft kein Ende hat. Das Wort Gnade ist die Übersetzung des hebräischen HeseD (hier im Pl.), Gottes "treue (Bundes-) Liebe", die aus seiner Bundestreue gegenüber David entspringt (vgl. HeseD , "Gnade", in 1Sam 7,15 ). Manche Ausleger verstehen unter dem "ewigen Bund" den Neuen Bund ( Jer 32,40; Hebr 13,20 ). Dies ist zwar möglich, aber die Erwähnung von David weist doch eher auf den davidischen Bund hin, der ja auch für ewig gilt ( 1Sam 7,16 ). So wie Gott versprochen hat, seine gute Hand über David zu halten, so versichert er auch allen, die zu ihm kommen, daß er seine gute Hand (seine Segnungen) niemals von ihnen wegnehmen wird. Er wird immer mit ihnen sein und sie als sein Volk ansehen.



Jes 55,4-5


(3) Die Völker unter der Herrschaft des Messias ( Jes 55,4-5 )

Das Wort ihn bezieht sich auf den Messias (Davids Sohn; vgl. Mt 1,1 ), denn er wird der Fürst und Gebieter der ganzen Welt sein. Das Wort du ( Jes 55,5 ) meint vermutlich Israel, zu dem viele Völker gehen werden, um den Herrn anzubeten. Sie werden die Herrlichkeit (vgl. Jes 35,2; 46,13; 49,3;60,9.21; 61,3; 62,3 ) des Herrn erkennen.

 

Jes 55,6-7


(4) Das Heil wird allen offenstehen ( Jes 55,6-13 )

Der Gottlose (V. 7 ) wird aufgefordert, den Herrn zu suchen und ihn anzurufen (V. 6 ), und zwar, solange er zu finden ist . Denn wenn sein Gericht beginnt, wird es zu spät sein. Dieses Suchen und Rufen bedeutet, daß ein Mensch sich von seinen bisherigen bösen Wegen und Gedanken bekehrt. Wer zum Herrn umkehrt, wird Erbarmung und Vergebung finden. Zu allen Zeiten hat der Herr nur dieses eine verlangt, um gerettet zu werden: auf ihn zu vertrauen. Auch die Israeliten, die doch Gottes Bundesvolk sind, werden nur gerettet, wenn sie an den Herrn glauben.



Jes 55,8-9


Gottes Barmherzigkeit gegenüber denen, die sich zu ihm wenden (V. 6 - 7 ), entspringt der Tatsache, daß seine Gedanken und seine Wege so viel höher sind als die menschlichen Gedanken und Wege, die ja böse sind (vgl. V. 7 ). Nicht einmal im Traum wären die Menschen auf einen solchen Plan gekommen.



Jes 55,10-11


Nachdem der Herr von der zukünftigen Segenszeit (dem Tausendjährigen Reich) gesprochen hat, versichert er nun den Gläubigen, daß sein Wort erreichen wird, was er darin verspricht. Sein Wort ist wie Regen und Schnee, die der Erde Wasser bringen und ihr helfen, daß auf ihr Pflanzen wachsen können. Im Nahen Osten kann ein trockener, harter Boden nach dem ersten Regen der Regenzeit fast über Nacht zu einem üppig bewachsenen Feld werden. So bringt auch Gottes Wort geistliches Leben hervor und schafft, wozu Gott es bestimmt hat.



Jes 55,12-13


Durch die Erlösung werden die negativen Folgen der Sünde im Tausendjährigen Reich in ihr Gegenteil umgekehrt werden. Dazu gehören auch Freude und Frieden der Seele (vgl. die Anmerkungen zu Jes 54,10 ) sowie physische Veränderungen in der Schöpfung. Nachdem Adam und Eva gesündigt hatten, begann die Erde, Dornen und Disteln hervorzubringen, und die Feldarbeit wurde für Adam zu einer beschwerlichen Last ( 1Mo 3,17-19 ). Aber in der Zukunft wird sogar die Natur sich freuen ( Jes 55,12 b). Die Bäume werden sozusagen in ihre Hände klatschen (die Zweige, die im Wind hin und her gehen). Durch dieses Bild wird die Freude deutlich, die durch diese Veränderungen in der Natur über die Menschen kommt. Statt der Dornbüsche und Nesseln werden die verschiedensten Arten von Bäumen wachsen. Die Fruchtbarkeit auf der Erde wird ein Zeichen dafür sein, daß Gott über sie herrscht. Viele Ausleger verstehen dies symbolisch (V. 13 a) als ein Bild für das, was Gott im Herzen des Menschen durch die Erlösung tut. Gott verändert Menschen wirklich. Aber auch die Erde wird in dieser Zeit des Tausendjährigen Reiches ungewöhnlich fruchtbar sein (vgl. Jes 35,1-2; 41,18-19; 44,3 a).



c. Die Heiden werden in den Segen über Israel hineingenommen
(
56,1 - 8 )


(1) Ein Befehl zur Gerechtigkeit ( Jes 56,1-2 )



Jes 56,1-2


Die Menschen werden aufgerufen, zu tun, was recht ist (vgl. Jes 1,17 ), weil Gottes Heil (geistliche Befreiung und physischer Schutz) bald kommen wird. Wieder verknüpft Jesaja hier das gegenwärtige Verhalten mit dem zukünftigen Heil und Segen. Weil der Herr sein Heil für die Gläubigen bringen wird, sollen sie jetzt schon gerecht handeln.

In den Tagen Jesajas war ein Gerechter (ein Gläubiger, der tut, was recht ist; Jes 56,1 ) ein Mensch, der nach dem Gesetz Gottes lebte. Das Halten des Sabbats war nach dem Gesetz wichtig ( 2Mo 20,8-11 ), denn ein Mensch bekannte, indem er an diesem Tag weder landwirtschaftlichen noch geschäftlichen Aufgaben nachging, daß er glaubt, daß Gott sich um ihn kümmert und ihn segnet. Da der Sabbat ein Zeichen des Bundes zwischen Israel und Gott war, galt das Halten dieses Feiertages als Bestätigung, daß ein Mensch an diesen Bund und an Gott glaubt. Solch ein Mensch war dann auch jemand, der nichts Arges tat (vgl. Jes 55,7 ).



Jes 56,3-5


(2) Eine Verheißung, daß auch gläubige Heiden gesegnet werden ( Jes 56,3-8 )

Die Heiden, Menschen außerhalb der Bundesgemeinschaft, die dem Herrn folgen, sollen nicht denken, daß es für sie keine Möglichkeit der Errettung oder der Teilhabe am Tausendjährigen Reich gibt. Auch Fremde (vgl. Jes 14,1 ) und Eunuchen (die meisten deutschen Übersetzungen haben hier "Verschnittene"), die sich zum Herrn halten, sind willkommen. Dies steht dem Ausschluß der Eunuchen unter dem mosaischen Gesetz gegenüber ( 5Mo 23,2 ). Durch das Halten des Sabbats und den Gehorsam gegenüber Gottes Bundesverordnungen (vgl. Jes 56,6 ) zeigen sie ihre Treue gegen den Herrn (vgl. V. 1 - 2 ). Ja, sie werden sogar einen ewigen Namen erhalten (V. 5 ). Dies ist besonders bemerkenswert, denn ein Eunuch hat ja, da er keine Kinder zeugen kann, keine Möglichkeit, seinen Namen durch Söhne zu erhalten.

 

Jes 56,6-8


Fremde, die den Herrn lieben, sind Gott angenehm und werden zusammen mit den gläubigen Israeliten versammelt. Auch die erlösten Heiden können, obwohl sie nicht zur Bundesfamilie Israel gehören, die Segnungen Gottes empfangen. Sie zeigen ihre Hingabe an den Herrn durch ihren Dienst, ihre Anbetung und ihren Gehorsam (indem sie den Sabbat und Gottes Bund halten; vgl. V. 4 ). Wie Gott Abraham versprochen hat, werden durch ihn alle Völker der Welt gesegnet ( 1Mo 12,3 ). Diese Heiden werden zusammen mit Israel nach Zion versammelt (seinem heiligen Berg ; vgl. die Anmerkungen zu Jes 11,9 ), wo auch sie dem Herrn durch Gebet und Opfer dienen.


d. Die Gottlosen werden verdammt
(
56,9 - 57,21 )


Der Großteil dieses zweiten Abschnittes im Buch Jesaja ( Jes 49-57 ) spricht von der zukünftigen Herrlichkeit des erlösten Überrestes in dem Reich, das der Messias errichten wird. Nun, in Jes 56,9-57,21 ,dem Abschluß dieser neun Kapitel, redet Jesaja von der geistlichen Situation seiner Tage. Gerade angesichts der herrlichen Zukunft könnte man erwarten, daß das Volk dem Herrn in der Erwartung dieses Reiches gehorchen würde. Aber dies ist zur Zeit Jesajas nicht der Fall.

(1) Der Ruf an die Heiden, Israel zu zerstören ( Jes 56,9-12 )



Jes 56,9-12


Der Herr ruft die Tiere (heidnische Völker, vermutlich Babylon), Israel wegen seiner geistlichen Taubheit zu fressen (bestrafen). Die Wächter (vgl. Jer 6,17; Hes 33,7 ), Priester und religiöse Führer, sind blind und unwissend. Sie sind wie Hunde, die es lieben, zu schlafen und zu fressen. Gute Hirten kennen die besten Weidegründe für ihre Schafe. Diese Führer dagegen haben keinen Verstand (vgl. Jes 56,10 ). Sie sind Hirten, die ihren eigenen Weg gehen wie die Schafe (vgl. Jes 53,6 )! Sie sind mehr an der Sicherung ihres eigenen Vorteils interessiert als am Wohl der Menschen. Da es ihnen nur um ihr eigenes Vergnügen geht, erkennen sie das kommende Gericht nicht ( Jes 56,12 ).

 

Jes 57,1-2


(2) Der Gerechte muß sterben ( Jes 57,1-2 )

Die damalige Gesellschaft war so schlecht, daß die gerechten Menschen in Israel (auch fromme Leute und die recht gewandelt sind genannt) sterben müssen, um Frieden zu finden. Wenn sie das Böse um sich herum sehen, werden sie entmutigt. Siekönnen nichts tun, um das Volk wieder zu Gott zurückzuführen. Der einzige Weg, den Gerechten vor dieser Entmutigung zu bewahren, ist der Tod.



Jes 57,3-4


(3) Israel nimmt an fremden Religionen teil ( Jes 57,3-10 )

Im Gegensatz zu den Gerechten, die in Vers 1 - 2 erwähnt sind, üben die anderen Israeliten fremde religiöse Praktiken aus, die sie von den Heiden um sie herum übernommen haben. Dazu gehört auch die Zauberei (von ZAnan ; vgl. die Anmerkungen zu Jes 2,6 ) und die religiöse Prostitution (vgl. Hos 4,14 ). In den Fruchtbarkeitsreligionen gehörte es zum "Gottesdienst", sexuelle Beziehungen zu Prostituierten zu pflegen. Vermutlich meinte man, sich auf diese Weise mit Göttern und Göttinnen zu verbinden, die dann für die Fruchtbarkeit von Ernte, Vieh und Menschen sorgen würden. Die Menschen in Israel verspotten den Gerechten, während sie selbst an Dingen teilnehmen, deren man sich schämen muß. Durch dieses Handeln werden sie von Gott abtrünnig .

 

Jes 57,5-8


Auf vielen Hügeln waren Zentren des Götzendienstes entstanden. Vermutlich meinten die Menschen, daß sie auf diese Weise näher an ihren Göttern wären. Oft entstanden diese Zentren inmitten üppiger Waldgebiete, wodurch wohl die Fruchtbarkeit zum Ausdruck gebracht werden sollte, die man auf diese Weise zu erlangen suchte. Deshalb schreibt Jesaja, daß die Menschen bei den Götzeneichen in Brunst geraten (vgl. Jes 1,29 ). Manchmal nehmen die Menschen sogar an Kinderopfern teil, um den Zorn verschiedener Götter zu besänftigen (vgl. Hes 20,31; Hos 13,2 ). Sie bringen ihren Götzen Speiseopfer und opfern fremden Göttern auf den Höhen . Auch Unzucht gehört dazu ( Jes 57,6-7 ). Ihre Häuser sollten eigentlich Zentren sein, in denen man den Herrn kennenlernen kann. Statt dessen haben die Menschen aus ihnen Orte des Götzendienstes und der Hurerei gemacht (V. 8 ). (Vgl. den Gebrauch heidnischer Symbole mit dem Befehl Gottes in 5Mo 6,9 .) Betten und Nacktheit könnte sich auf die sexuelle Perversion beziehen, die zu einem solchen Götzendienst gehören, oder sie symbolisieren den Götzendienst selbst (der manchmal mit geistlicher Hurerei verglichen wird).



Jes 57,9-10


Die Anbetung des Moloch , einer ammonitischen Gottheit, ging manchmal mit Kinderopfern einher ( 2Kö 23,10; Jer 32,35 ), und Vertreter, die nach Ammon geschickt wurden, um dort deren Gott anzubeten, fanden manchmal den Tod ( tief hinab bis zum Totenreich ). Aber trotz all dieser Schwierigkeiten weigern sich die Menschen immer noch, ihre sündigen Wege aufzugeben. Immer wieder nehmen sie ihre Kraft zusammen und fahren in ihrer Sünde fort.



Jes 57,11-13


(4) Israel hat Gott vergessen ( Jes 57,11-13 )

Die meisten Israeliten haben den wahren Gott vergessen, weil er augenscheinlich schwieg. Deshalb kündigt der Herr nun an, daß er ihre Gerechtigkeit und Werke kundtun wird. Ihre angeblich gerechten Werke werden, wenn sie offenbar geworden sind, als das erscheinen, was sie wirklich sind. Ihre Taten können ihnen vor Gott nicht helfen. Gott fordert sie auf, in Problemen zu ihren Göttern zu schreien. Aber sie werden feststellen, daß Gott ihre Götzen durch einen Hauch wegblasen wird. Im Gegensatz dazu werden alle Israeliten, die dem Herrn vertrauen, das Land ererben (vgl. Ps 25,12-13; 37,9.11.22.29; 69,36-37 ). Sie werden physische Segnungen erleben, zu denen auch zählt, daß der Tempelberg (Gottes heiliger Berg ; vgl. die Anmerkungen zu Jes 11,9 ) wieder zu Israel gehört.

 

Jes 57,14-21


(5) Der Herr verspricht die Vergebung ( Jes 57,14-21 )

Die Aufforderung, eine Straße für das Volk des Glaubens zu bereiten, erinnert an Jes 40,3-5 ,wo von einer Straße die Rede ist, die für den Herrn bereitet wird. Nun wandeln die Treuen auf diesem Weg zum Herrn. Er, der majestätisch ( hoch und erhaben ; vgl. Jes 6,1 ), ewig und heilig (vgl. Jes 6,3 ) ist, hat doch Gemeinschaft ( lebt ) mit denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind (vgl. Jes 66,2 ). Seine Anschuldigungen und sein Zorn bleiben nicht für ewig, denn seine Gnade ist groß. In der Vergangenheit mußte er mit seinem Volk aufgrund ihrer Habgier und ihres eigenmächtigen Lebens hart umgehen. Aber wenn sie umkehren, wird er ihnen vergeben, ihnen Heilung, Leitung und Trost schenken. Die Menschen, die Vergebung erfahren haben, erleben Freude, aber der Gottlose hat weder Ruhe noch Frieden (vgl. Jes 48,22 ). Sie sind zum Gericht verurteilt, denn sie haben es abgelehnt, zum Herrn zurückzukehren.



C. Die Wiederherstellung geschieht und wird vollendet
( Jes 58-66 )


In diesem letzten Abschnitt (ebenfalls neun Kapitel) des Buches hat Jesaja sowohl die Gegenwart als auch die Zukunft im Blick. Die meisten Menschen seiner Zeit sind nicht gerecht ( Jes 58 ). Wegen ihrer Verdorbenheit muß die Erneuerung des Volkes durch Gott geschehen ( Jes 59 ). Schließlich werden Frieden und Wohlstand über Israel und die ganze Welt kommen ( Jes 60 ). Jesaja schreibt von dem Kommen des Messias und des Vaters ( Jes 61,1- 63,6 ), dem Gebet des Volkes und der Antwort des Herrn ( Jes 63,7- 65,25 ). Schließlich endet der Prophet, indem er noch einmal erklärt, daß Gott seine Verheißungen an Israel und der gesamten Welt erfüllen wird ( Jes 66 ).



1. Die Wiederherstellung geschieht durch Gottes Initiative
( Jes 58-60 )


a. Gehorsam wird verlangt
( Jes 58 )


(1) Die Erinnerung an die Sünden des Volkes ( Jes 58,1-2 )



Jes 58,1-2


Gott ruft nach Boten, die hingehen und dem Volk seine Abtrünnigkeit ( peSaZ "Übertretung", von pASaZ , "übertreten"; vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,2 und vgl. außerdem Jes 1,5; 53,5.8; 59,13 ) und seine Sünden vor Augen halten. Wie eine Trompete dazu dient, die Aufmerksamkeit der Menschen zu erlangen, sollen die Boten rufen. Nach außen hin scheinen die Menschen zu begehren, Gott zu kennen, und den Wunsch zu haben, daß Gott ihnen nahe ist.

 

Jes 58,3


(2) Das Problem des Volkes ( Jes 58,3 a)

a: Die Menschen äußern ihre Not. Sie sind in großen Schwierigkeiten, obwohl sie doch das zu tun scheinen, was das Gesetz verlangt. Sie fasten und demütigen sich selbst. Aber sie fürchten, daß Gott es nicht sieht oder bemerkt. Offensichtlich meinen sie, daß sie gesegnet werden, wenn sie die religiösen "Handlungen" (ohne wirklichen, inneren Glauben) vollziehen.



Jes 58,3


(3) Die Antwort des Herrn ( Jes 58,3 b. 4-14 )

Der Herr antwortet, indem er deutlich macht, daß ihm ihr Gehorsam wichtiger ist als ihre Rituale. Leider haben sie, wie so viele Menschen auch, Rituale und eine echte Beziehung, äußere Handlungen und wirklichen Gehorsam miteinander verwechselt.

b. 4-5 : Ihr Fasten verändert ihr schlechtes Verhältnis zueinander nicht. Sie mißachten die Nöte anderer Menschen, indem sie ihre Arbeiter ausbeuten (vgl. 5Mo 24,14-15; Jak 5,1-6 ) und miteinander hadern und zanken. Deshalb werden ihre Gebete nicht gehört, denn diese Art Fasten kann dem Herrn nicht gefallen. Ihr Herz muß sich vor dem Herrn beugen, nicht nur ihr Kopf.



Jes 58,6-7


Fasten sollte einen Menschen ermutigen, Gottes Gebote zu bejahen. Im AT wird nur ein Fasten angeordnet - der jährliche große Versöhnungstag ( 3Mo 16,29.31 ). Erst nach dem Fall Jerusalems wurden weitere Fastentage eingerichtet ( Sach 7,3.5;8,19 ). Ironischerweise wurden andererseits viele ausdrückliche Gebote nicht befolgt. So erinnert der Herr das Volk daran, daß es gerecht sein soll ( Jes 58,6 ) und freigiebig gegenüber denen, die in Not sind - der Hungrige (vgl. V. 10 ), der Arme, der Nackte (V. 7 ). Die Israeliten sollen sich als Glieder einer Familie verstehen, die alle einmal Sklaven in Ägypten gewesen sind. Deshalb dürfen sie einander nicht mißachten. Wenn jemand seine Habe mit einem Menschen in Not teilt, dann ist dies eine Erinnerung daran, daß alles, was er besitzt, dem Herrn gehört.



Jes 58,8-12


Wenn die Menschen von innerer Gerechtigkeit (die sich in äußerlichen Akten der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zeigen muß; V. 6 - 7 ) geprägt sind, dann wird der Herr sie mit Licht (oft ein Bild für Segen; vgl. Jes 58,10 ), Heilung (geistlicher Art), Gerechtigkeit (hohe moralische Werte), Schutz vor Problemen und Antwort auf ihre Gebete segnen (vgl. 5Mo 28,1-14 ). Wenn sie die Unterdrückung und das schlechte Reden übereinander hinwegtun und anderen, die in Not sind, helfen (vgl. V. 7 ), dann wird der Herr sie segnen (ihnen Licht geben; vgl. V. 8 ). Er wird ihnen Leitung, Zufriedenheit, Stärke, Fruchtbarkeit ( wie eine Quelle ) und physische Wiederherstellung (die Ruinen werden wiederaufgebaut) geben.



Jes 58,13-14


Die Beachtung des Sabbats ist eine Art geistliches Barometer für die Treue eines Menschen gegenüber dem mosaischen Bund (vgl. die Anmerkungen zu Jes 56,4-6 ). Durch das Befolgen der Sabbatregeln erkennt ein Mensch die Bedeutung und Wichtigkeit des Dienstes für Gott an und zeigt, daß er darauf vertraut, daß Gott ihn für die Zeit, die er nun nicht arbeitet, in materieller Hinsicht segnen wird. Indem er Gott an die erste Stelle setzt und nicht tut, was er selbst möchte, kann ein Mensch wirklich Freude erleben, nicht nur an seiner geistlichen Errettung ( über die Höhen gehen ), sondern auch an materiellem Wohlstand ( speisen mit dem Erbe ). Alles dies ist absolut sicher, denn der HERR hat es gesagt (vgl. Jes 1,20; 40,5 ).



b. Die Rettung kommt durch Gottes Eingreifen
( Jes 59 )


Wegen der Verdorbenheit des Volkes kann die nationale Rettung und der Wohlstand nur durch Gottes Eingreifen geschehen. In Kapitel 59 spricht der Herr wieder von den Sünden der Menschen und davon, daß er das Heil aufgrund des Bundes mit Abraham bereitet hat.

(1) Der Herr kann retten ( Jes 59,1 )



Jes 59,1


Der Prophet erinnert das Volk daran, daß der Herr sie trotz der schwierigen Umstände retten kann. Er ist mächtig genug - sein Arm (vgl. V. 16 ; siehe auch die Anmerkungen zu Jes 40,10 ) ist nicht zu kurz . Er sorgt sich um sie - seine Ohren sind nicht hart geworden, so daß er nicht mehr hören könnte. Dadurch wird deutlich, daß nur eines nötig ist: daß Israel zu Gott um Hilfe ruft. Dann wird er kommen und es retten.



Jes 59,2-8


(2) Israels geistliche Verdorbenheit ( Jes 59,2-15 a)

Obwohl der Herr dazu fähig ist, es zu retten, trennen die Sünden es von dem Herrn (vgl. Ps 66,18; Spr 28,9 ). Er kann es zwar hören ( Jes 59,1 ), aber er will es nicht (V. 2 ). Sünde hindert Gebete daran, erhört zu werden (vgl. Ps 66,18 ). Zu diesen Sünden gehören hier Mord, Lüge, Ungerechtigkeit (vgl. Jes 59,9.11.14-15 ) und das Planen des Bösen (V. 3 - 4 ). Die Menschen verhalten sich wie giftige, tödliche Schlangen ( Nattern ), denn sie verletzen einander. Aber so wie die Menschen durch Spinnweben hindurchsehen können, die daher auch als Kleider ungeeignet sind (V. 6 ), so kann Gott durch ihre bösen Taten hindurchsehen und sie dafür richten. Sie beeilen sich, Böses zu tun und anderen Menschen Verderben zu bringen (V. 7 ). Beständig gehen sie auf bösen Wegen. Deshalb kennen sie auch keinen Frieden (vgl. Jes 48,22; 57,20-21 ).



Jes 59,9-15 a


Hier nun benutzt der Prophet das Pronomen der ersten Person Plural ( uns, wir, unser ) und identifiziert sich sozusagen mit dem Volk (vgl. Jes 6,5 ). Israel ist geistlich derart verdorben, ohne Recht (vgl. Jes 59,4.11.14-15 ) und Gerechtigkeit , daß es ist, als ob es in Finsternis lebte und blind oder tot wäre. Deshalb sind die Unterdrückten zornig wie brummende Bären und klagen wie Tauben . Sie wollen Recht und Hilfe, aber sie finden sie nicht (V. 11 ). Jesaja bekennt, daß den Menschen ihre vielen Sünden , ihre bewußte Rebellion (vgl. Jes 1,5; 58,1 ) gegen den Herrn, ihr Lügen, ihre Ungerechtigkeit und ihre Unehrlichkeit bewußt sind ( Jes 59,12-15 a).



Jes 59,15-16 (Jes 59,15b-16a)


(3) Der Herr verspricht, Israel zu helfen ( Jes 59,15 b. 16-21 )

Aufgrund seiner großen Verdorbenheit (V. 2 - 15 a) kann nur der Herr das Volk noch retten. Seine Ungerechtigkeit (vgl. V. 4.9.11.14 ) mißfällt ihm. Er weiß, daß es niemand gibt, der für es eintreten würde. Jesaja sagt nicht, daß der Herr nicht eingreifen möchte, sondern daß Israel absolut unfähig ist, sich selbst zu helfen. Nur Gott kann dem Volk noch helfen. Dies gilt in bezug auf die Errettung für alle und alles. Niemand kann sich selbst retten. Nur Gott kann Sünden vergeben und das Herz eines Menschen neu machen.


Jes 59,16-20 (Jes 59,16b-20)


In seiner Macht (durch seinen Arm ; vgl. V. 1 und die Anmerkungen zu Jes 40,10 ) bereitet Gott das Heil, sowohl geistlich als auch physisch, für ihn (Israel wird hier sozusagen als ein Mann personifiziert). Wie ein Soldat geht Gott daran, für sein Volk zu kämpfen. Gerechtigkeit ist sein Brustpanzer und Heil sein Helm (vgl. Paulus, der dieses Bild ebenfalls benutzt; Eph 6,14.17 ). Gottes andere Waffen sind Vergeltung und Eifer . Dieser Vers ( Jes 59,17 ) bedeutet, daß Gott Gerechtigkeit und Heil (vgl. V. 16 ) für sein Volk bereitet, indem er seine Vergeltung über seine Feinde kommen läßt (V. 18 ). Dadurch werden die Menschen überall seine Herrlichkeit anerkennen, seine übergroße Majestät und Stärke ( wie ein reißender Strom ). Wenn der Herr das Gericht über seine Feinde ausübt (bei dem zweiten Kommen Christi), dann wird der Messias nach Zion gehen. Er wird der Erlöser für jene Israeliten sein (vgl. die Anmerkungen zu Jes 41,14 ), die Buße tun und zu ihm umkehren ( Jes 59,20 ). Durch die Hoffnung auf die herrliche Zukunft soll das Volk zu dieser Umkehr ermutigt werden.



Jes 59,21


Wenn der Messias zum Gericht zurückkehrt (V. 18 ), dann wird er seinen Bund (an anderen Stellen der Neue Bund genannt; vgl. Jer 31,31 ) aufrichten, seinen Geist auf die gläubigen Israeliten ausgießen (vgl. Hes 36,27 a; Joe 3,1 ) und seine Worte in sie hineinlegen ( Jer 31,33-34; Hes 36,27 b).



c. Frieden und Wohlstand werden kommen
( Jes 60 )


(1) Gottes Herrlichkeit kommt über Israel ( Jes 60,1-3 )



Jes 60,1-3


Durch das Erlösungswerk des Herrn ( Jes 59,19 a. Jes 59,20 - 21 ) wird auf Israel Licht (Segen) fallen. Israel selbst wird dann zu scheinen beginnen und für die Völker zu einem geistlichen Licht werden. Es wird ihnen Gottes Wort und seine Herrlichkeit offenbaren. So wird es zu einem Werkzeug für die Beseitigung der geistlichen Finsternis, die diese Welt beherrscht (vgl. Jes 29,18; Joh 12,35; Apg 26,18; Röm 2,19; Kol 1,13; 1Pet 2,9 ). Wenn der Herr zurückkehrt, um unter seinem Volk zu leben ( Jes 60,2 ), dann werden die Völker durch das Licht seiner Herrlichkeit angezogen werden (vgl. V. 19 - 20 ) und nach Israel ziehen, um dieses Licht (den Segen der Errettung aus der geistlichen Finsternis) zu erlangen. Dies wird im Tausendjährigen Reich geschehen. Zwar wird jeder, der in dieses Reich hineinkommt, gerettet sein. Aber im Verlauf der 1000 Jahre werden viele Menschen auf der Erde geboren werden. Viele von ihnen finden das Heil durch das, was Gott für Israel tut.



Jes 60,4-9


(2) Der Reichtum der Völker kommt nach Israel ( Jes 60,4-9 )

Wenn das Volk Israel am Anfang des Tausendjährigen Reiches in sein Land versammelt wird, dann werden seine Söhne von weit her kommen (vgl. V. 9 ). Auch Israel wird über die Erlösten aus den Nationen jubeln (V. 5 , den "Schafen" aus Mt 25,31-46 ), die an dem Gottesdienst Israels in Jerusalem teilnehmen wollen (vgl. Sach 14,16-19 ). Diese Menschen werden Reichtum nach Israel bringen (vgl. Jes 60,11; 61,6; Hag 2,7-8; Sach 14,14 ). Als Beispiel für diesen Reichtum werden genannt: Gold, Räucherwerk, Herden, Widder und Silber ( Jes 60,6-7.9 ). An Nationen, die diese Reichtümer bringen, werden als Beispiele aufgezählt: (a) Midian , südlich des Toten Meeres, (b) Efa , ein midianitischer Stamm, da Midian der Vater Efas war ( 1Mo 25,4; 1Chr 1,33 ), (c) Saba , vermutlich das Land der Sabäer in Südwest-Arabien (vgl. die Anmerkungen zu Jes 43,3 ), (d) Kedar in Nord-Arabien und (e) Tarsis (vermutlich im Südwesten Spaniens; vgl. die Anmerkungen zu Jes 23,1 ), dessen Schiffe nicht nur Reichtümer, sondern auch Israeliten an Bord haben werden. Ein Teil dieser Reichtümer wird zum Opfern benutzt ( Jes 60,7 ; vgl. Jes 56,6-7 ) und zum Schmücken des Tempels (vgl. Jes 60,13 ), der ohne Zweifel der Tempel im Tausendjährigen Reich ist ( Hes 40-43 ). Dieser Reichtum, der eilig herzugebracht wird ( Jes 60,8 ), wird dazu dienen, daß der Herr geehrt wird, dessen Herrlichkeit in Israel offenbar geworden ist (vgl. V. 21 ; Jes 35,2; 46,13; 49,3; 55,5; 61,3; 62,3 ).

 

Jes 60,10-14


(3) Die Völker werden Israel anerkennen ( Jes 60,10-14 )

Israel wird den obersten Rang in der politischen, ökonomischen, religiösen und sozialen Ordnung der Welt einnehmen. Fremde und Könige (vgl. V. 3.11 ) werden dabei helfen, Jerusalems Mauern wieder aufzubauen, und so Gottes Gnade und Barmherzigkeit deutlich machen, die seinem Zorn gegenüberstehen (vgl. Jes 57,16-18 ). Der Fluß der Reichtümer nach Jerusalem hinein wird nicht abbrechen ( Jes 60,11 ). Jedes Volk, das sich gegen Israel stellt, wird von Gott verwüstet (V. 12 ).

Auch aus dem Libanon wird man Holz für den Bau des Tempels bringen und so diesen wieder zu einem Ort der Schönheit für den Herrn machen (vgl. V. 7 ). Gott nennt den Tempel sein Heiligtum und den Ort seiner Füße . Die Menschen aus den Völkern, die Israel früher abgelehnt haben, werden erkennen, daß Jerusalem (hier Zion genannt) die von Gott erwählte Stadt ist, der Ort, an dem er wohnt.



Jes 60,15-16


(4) Die Gerechtigkeit kommt zu Israel ( Jes 60,15-22 )

In dieser Zeit des Segens wird die Gerechtigkeit überall im Land sichtbar werden. Gott wird Israel, das bisher verlassen und gehaßt war (V. 14 ), nun zu einer Pracht für andere machen. So wie ein Kind durch seine Mutter, die es stillt, seine Nahrung bekommt, wird Israel durch den Reichtum der Völker erhalten werden (V. 16 ; vgl. V. 5.11 ; Jes 61,6 ). Dieser Segen wird Israel dazu führen, immer deutlicher zu erkennen, daß der Herr wirklich der einzige Gott der Welt ist, ihr Heiland (vgl. die Anmerkungen zu Jes 43,11 ), ihr Erlöser (vgl. die Anmerkungen zu Jes 41,14 ) und der Mächtige Jakobs (vgl. Jes 49,26 ).



Jes 60,17-22


Zu dem Reichtum, der nach Jerusalem gebracht wird (vgl. V. 5 - 9 ), gehören nicht nur Gold und Silber (die schon in V. 9 erwähnt sind), sondern auch Bronze und Eisen . Die Stadt wird voller Frieden und Freude sein. Der Herr wird sie als ihr Licht und ihre Herrlichkeit (V. 19 ; vgl. V. 1 - 2 ) beschützen. Ihr Volk wird gerecht sein und Gottes Herrlichkeit (V. 21 , vgl. die Anmerkungen zu V. 9 ) offenbaren. Sie werden ein großes Volk sein (V. 22 ). Das Tausendjährige Reich wird wie ein Traum sein, nach dem sich viele Menschen gesehnt haben.


2. Das Kommen des Messias und das Kommen des Vaters
(61,1 - 63,6)


a. Das Kommen des Messias
( Jes 61 )


Jes 61,1-3


In Vers 1 werden alle drei Personen der Dreieinigkeit erwähnt: der Geist, der Herr und der Messias . Aus drei Gründen bezieht sich das mich hier auf den Messias (1) Die Verbindung zwischen der Salbung und dem Heiligen Geist weist auf den Messias hin. Die beiden ersten Könige Israels, Saul und David, wurden nach ihrer Salbung mit Öl durch den Heiligen Geist gesegnet ( 1Sam 10,1.10; Jes 16,13 ). Auch Christus wurde in ähnlicher Weise durch den Heiligen Geist zum König Israels gesalbt ( Mt 3,16-17 ). Das hebräische Wort für Messias ( mASIaH ) bedeutet "der Gesalbte", und Christus ( christos , von chriO , "salben") ist die griechische Entsprechung von mASIaH . (2) Ein Teil dieses Abschnittes wurde von Jesus vorgelesen ( Lk 4,18-19 ) und auf sich selbst gedeutet. (3) Die Aufgabe dieses Gesalbten ist die gleiche, die auch Jesus hatte: gute Botschaft zu bringen , zu heilen und zu befreien ( Jes 61,1 ; vgl. Jes 42,7 ), zu verkündigen ein gnädiges Jahr und Vergeltung ( Jes 61,2 ) und zu trösten (V. 2 - 3 ). Als Jesus diese Stelle vorlas, hörte er in der Mitte nach den Worten "ein gnädiges Jahr" plötzlich auf ( Lk 4,18-19 ). Auf diese Weise zeigte er, daß sein Werk auf zwei Erscheinungen aufgeteilt ist. Bei seinem ersten Kommen war seine Aufgabe, die Dinge zu erfüllen, die in Jes 61,1-2 a stehen. Bei seinem zweiten Advent wird er tun, was in Vers 2 b - 3 ausgesagt ist. Wenn er wiederkommt, wird er das Gericht über die Ungläubigen bringen ( Mi 5,14; Offb 19,15-20 ). Dies wird ein Tag der Vergeltung Gottes sein (vgl. Jes 34,8; 35,4; 63,4 ). Aber der Messias wird auch Israel "trösten", weil es in den Jahren zuvor, der großen Trübsal, schwere Bedrängnis erlebt haben wird (vgl. Dan 7,21.24-25; Offb 12,13-17 )

Wenn der Messias kommt, wird er die Traurigkeit Israels in Freude verwandeln, was Jesaja mehrfach betont. Dort, wo man sich Asche als Zeichen der Trauer auf das Haupt geschüttet hatte (vgl. 2Sam 13,19; Dan 9,3 ), wird man nun eine Krone tragen. Sanftes Olivenöl , auf Gesicht und Haar aufgetragen, wird die Schmerzen lindern und innerlich aufrichten (vgl. Ps 23,5; 45,8; 104,15; Pred 9,8; Mt 6,17; Hebr 1,9 ) und so das Trauern beenden. Ein weiteres Zeichen der Freude ist helle, freundliche Kleidung (vgl. Pred 9,7-8 ). Israel wird gerecht sein (vgl. Jes 54,14; 58,8; 60,21; 62,1-2 ). Wie mächtige Eichenbäume werden sie die Herrlichkeit Gottes widerspiegeln (vgl. 35, 2; Jes 46,13; 49,3; 55,5; 60,9.21; 62,3 ).



Jes 61,4-9


Nachdem der Messias zum zweiten Mal gekommen ist, wird Israel die alten Trümmer ihrer zerstörten Städte wieder aufbauen , selbst die jener Städte, die lange vorher zerstört wurden. Israel wird so hoch geachtet werden, daß Heiden ( Fremde und Ausländer ) sich zu ihm halten (vgl. Jes 14,1; 60,10 ) und auf den Äckern und beim Schafehüten helfen werden. Als ein Volk von Priestern wird jeder einzelne den Herrn kennen und zu ihm Zutritt haben. Sie werden sich bei ihm für andere einsetzen, so wie es die levitischen Priester getan haben. Dies sollte eine von Israels Aufgaben in der Welt sein ( 2Mo 19,6 ). Leider wird es diese Aufgabe erst im Tausendjährigen Reich wirklich ganz erfüllen. Die Völker werden ihren Reichtum nach Israel bringen (vgl. die Anmerkungen zu Jes 60,5-11 ). Der doppelte Anteil bezieht sich auf das Erbrecht in Israel, nach dem der älteste Sohn einer Familie den doppelten Erbteil erhielt ( 5Mo 21,17 ). Der älteste Sohn hatte einen besonderen Stellenwert. Ähnlich wird auch Israel, sozusagen als der Erstgeborene Gottes ( 2Mo 4,22 ), geehrt werden. Aufgrund dieser Segnungen und weil Gott Israel einen ewigen Bund gegeben hat (den Neuen Bund; vgl. Jer 32,40; Hes 16,60; 37,26; Hebr 13,20 ), werden die Menschen überall anerkennen, daß Israel wirklich Gottes auserwähltes Volk ist.


Jes 61,10-11


In diesen Versen scheint der Prophet für den erlösten Überrest zu sprechen, der sich über die Segnungen Gottes, die in Jes 61,1-9 erwähnt sind, freut (vgl. die Anmerkungen zu Jes 9,2 ). Heil und Gerechtigkeit werden wie Kleider betrachtet, die die Menschen tragen (vgl. die "Kleider" Gottes; Jes 59,17 ). Die Israeliten werden also Menschen sein, die durch das Heil (Gottes erlöstes Volk) und die Gerechtigkeit (Menschen, die nach Gottes Maßstab leben; vgl. Jes 58,8; 60,21 ) gekennzeichnet sind. Ihre Freude ist wie ein Bräutigam , der einen phantasievollen Kopfschmuck trägt wie ein Priester, und eine Braut mit kostbaren Edelsteinen. Gott wird Israels Gerechtigkeit aufgehen lassen (bekannt werden lassen) vor anderen Völkern (vgl. Jes 61,11; 62,1-2 ), wie die Erde für das Wachstum der Pflanzen die Grundlage ist.



b. Vorbereitung für das Kommen des Herrn
( Jes 62 )


Ein großer Teil dieses Kapitels spricht von den Vorbereitungen, die für das Kommen des Herrn und die Erneuerung seines Volkes getroffen werden, und führt so die Gedanken aus Jes 40,3-5.9 weiter.

Jes 62,1-5


Ist der Sprecher dieser Verse der Messias, Gott (der Vater) oder der Prophet? Da "ich" in Vers 6 der Vater zu sein scheint, könnten auch die Verse 1 - 5 von ihm gesprochen sein. Der Herr kündigt an, daß er auch weiter für Jerusalem wirken wird, bis seine Gerechtigkeit, sein Heil und seine Herrlichkeit von der restlichen Welt erkannt werden (vgl. Jes 61,10-11 ) und die Stadt mit einem neuen Namen genannt wird. Dieser Name wird hier nicht erwähnt, aber etwas später, in Jes 62,4.12 (vgl. Jes 60,14 ), werden mehrere Namen angeführt. Im Nahen Osten jener Zeit sollten Namen oft den erwarteten oder tatsächlichen Charakter eines Menschen oder einer Sache andeuten. Wenn Jerusalem einen neuen Namen bekommt, dann ist damit ein neues, gerechtes Wesen gemeint. Wie eine Krone oder ein königlicher Reif (ein großer Ring aus Metall, den man auf dem Kopf trug) den Kopf eines Menschen schmücken, so wird Jerusalem ein Schmuck für den Herrn sein. Es wird seine Herrlichkeit offenbaren (vgl. Jes 35,2; 46,13; 49,3; 55,5; 60,9.21; 61,3 ), d. h. ihre Bewohner werden seinen Charakter in ihrem Verhalten sichtbar werden lassen.

Das neue Verhältnis der Stadt zu Gott wird mit der Freude einer Heirat verglichen. Statt Verlassene (vgl. Jes 62,12 ) oder Einsame genannt zu werden (bisher das Charakteristikum der Stadt), wird Jerusalem Hefzi-Bah ("Meine Freude ist in ihr", "Meine Lust") und Beulah ("Verheiratete", "Liebes Weib", viele Übersetzungen geben nicht die hebräischen Namen wieder, sondern übersetzen diese) genannt werden. Die Worte so werden deine Söhne dich heiraten (Jerusalem) machen deutlich, daß die Menschen wieder in Jerusalem leben werden. Gott wird sich darüber freuen, daß dies so ist.



Jes 62,6-9


Zur Zeit Jesajas wurden Wächter auf den Mauern einer Stadt (oft in Türmen) aufgestellt, die nach eventuell herannahenden Feinden Ausschau hielten. Während ihrer Wache durften sie natürlich nicht schlafen. Gerechte Israeliten werden sich wie Wächter für Jerusalem einsetzen. Sie werden sich selbst und Gott ( ihm ) keine Ruhe gönnen, bis er Jerusalem wieder aufrichtet . Beständig werden sie Gott bitten, daß die Stadt zum Lobpreis auf Erden gemacht werden möge, eine Stadt, die so gesegnet ist von Gott, daß die Menschen sie überall auf der Erde rühmen (vgl. Jes 60,15; 61,11 ).

Die "Wächter" werden Gott an seine Verheißungen erinnern, weil sie wissen, daß er dies möchte. Gottes Leute sollen auch für Dinge beten, von denen sie wissen, daß Gott sie verheißen hat. Jesus hat dies deutlich gemacht, als er seine Jünger gelehrt hat, um das Kommen des Reiches Gottes zu beten ( Mt 6,10 ). Wenn Jerusalem wieder aufgerichtet ist, wird es nicht mehr wieder von Feinden besiegt werden ( Jes 62,8-9 ). Gott hat dies durch einen Eid ( geschworen bei seiner rechten Hand ) und durch seine Macht bestätigt (vgl. die Anmerkungen zu Jes 40,10 ).



Jes 62,10-12


Die Verse 10 - 12 sind geschrieben, als wäre der Herr schon unterwegs und sein Volk müsse bereit sein. Die wiederholten Befehle gehet ein, gehet ein und machet Bahn, machet Bahn tragen den Charakter der Eile. Eilend sollen sich die Menschen geistlich darauf vorbereiten, daß er kommt (vgl. die Anmerkungen zu Hes40,3-5.9 ). Ein Zeichen aufzurichten (andere Übersetzungen: "Banner") war ein Weg, Dinge anzukündigen. Die Völker sollen darüber unterrichtet werden, daß der Herr nach Jerusalem kommt. Wenn er ankommt, soll es in der ganzen Welt verkündigt werden (zu die Enden der Erde vgl. die Anmerkungen zu Jes 5,26 ), daß er, der Heiland Israels (vgl. die Anmerkungen zu Hes43,11 ), gekommen ist, um die Bewohner Jerusalems mit seinen Segnungen zu beschenken. Wenn die Menschen der Stadt nun neue Namen erhalten ( das Heilige Volk, die Erlösten des HERRN und Gesuchte ), so wird damit das neue Wesen Israels angesprochen. Weil Gott sie erlöst hat, werden die Menschen heilig sein ( 2Mo 19,6; 5Mo 7,6 ), und die Heiden werden die Stadt aufsuchen. Sie wird keine verlassene Stadt mehr sein ( Jes 62,12 ; vgl. V. 4 ; Jes 60,15; Sach 14,11 ).



c. Der Herr kommt
(
63,1 - 6 )


Jes 63,1


Wenn der Herr wiederkommt, wird über ihn gefragt werden: Wer ist der? (zweimal in V. 1 ) Er wird von Edom her kommen (vgl. Jes 34,5-9 ), dem gottlosen Volk südöstlich von Israel, das sich dem Volk Gottes so oft entgegengestellt hat und daher unter dem Zorn Gottes steht ( Mal 1,4 ), und von Bozra , einer Stadt (das heutige Buseirah) in Edom. Gottes Kleider werden rötlich sein ( Jes 63,1-2 ), weil sie mit Blut bespritzt (V. 3 ) sind von der Vernichtung seiner Feinde (der Völker; V. 3.6 ) in Edom. Geschmückt in seiner großen Kraft macht seine Macht und Herrlichkeit deutlich, wenn er nach Israel voranschreitet, um es zu retten (befreien; vgl. Röm 11,26 ).



Jes 63,2-6


Die Kleider des Herrn werden von Blut rot erscheinen, als wäre er in einer Weinpresse (andere Übers.: "Kelter") gewesen. "Rot" ( ?ADOm ) ist ein Wortspiel mit "Edom", ( ?MDNm ). Eine Weinpresse war normalerweise eine flache Grube mit einem Loch an der Seite, das in einen Behälter führte. Wenn man nun die Trauben in der Presse trat, dann floß der Saft durch dieses Loch in den Behälter. Natürlich spritzte auch ein Teil des Saftes auf die Kleider der Arbeiter. Wenn der Herr gegen die Völker kämpfen und sie in dem Kampf bei Harmagedon (vgl. Sach 14,2; Offb 16,16; 19,15-19 ) besiegen wird (vgl. Jes 34,2 ), wird er an ihnen in seinem Zorn und Grimm Rache nehmen (vgl. Jes 34,8; 35,4; 61,2 ). Auch in der Offenbarung wird der Zorn Gottes mit einer Weinpresse verglichen ( Offb 14,19-20 ). Dieser Tag, der den Untergang für die Feinde des Herrn bringt, wird für diejenigen aus seinem Bundesvolk, die sich zu ihm gewendet haben, Erlösung bedeuten ( Jes 63,4-5 ).



3. Das Gebet des Volkes und die Antwort des Herrn
(
63,7 - 65,25 )


Dieser Abschnitt enthält das eindrucksvolle Gebet des jüdischen Überrestes und die Antwort des Herrn darauf. Jesaja schreibt für die Gefangenen in Babylon, die ihre Situation als hoffnungslos betrachten. Sie können sich nicht vorstellen, wie Gott ihnen in ihrer Not helfen kann. Aber sie können sich daran erinnern, wie der Herr seinem Volk geholfen hat, als er sie aus der Gefangenschaft und Sklaverei in Ägypten geführt hat. Dies kann sie ermutigen, um Befreiung aus ihrer Gefangenschaft zu beten. In seiner Antwort auf dieses Gebet erklärt der Herr, daß ihre Sünde diese Not hervorgerufen hat, und verheißt, daß er sie befreien und in das verheißene Königreich bringen wird.



a. Das Gebet des Volkes
(
63,7 - 64,11 )


Jes 63,7-9


Bevor die beiden Bitten vorgebracht werden - daß Gott ihnen gnädig sein möge (V. 15 - 19 ) und daß er ihre Feinde bestrafen möge ( Jes 63,19-64,6 ) -, sagt der gläubige Überrest der Gerechten, daß er die Güte des Herrn in der Vergangenheit erzählen möchte. (Das Wort ich bezieht sich auf Jesaja, der die Nation vertritt.) Diese Erinnerung an Gottes frühere Hilfe bei dem Auszug des Volkes aus der Sklaverei kann sie in ihrer heutigen notvollen Situation der Fürsorge des Herrn sicher machen. Daß er sich für sie ( für uns ) eingesetzt hat, ist ein Zeichen seiner Güte (Pl. von HeseD ; Äußerungen seiner treuen Bundes-"Liebe") über Israel nach seiner Barmherzigkeit ( Jes 63,7 ), Liebe und Erbarmen (V. 9 ). Als sein Volk und seine Söhne kennen sie Gott als ihren Heiland (vgl. die Anmerkungen zu Jes 43,11 ). Als Gott die Bedrängnis ihrer Vorfahren in Ägypten sah (vgl. 2Mo 2,23-25; 3,7 ), erlöste er sie ( gA?al , "aus der Sklaverei freikaufen"; vgl. Jes 43,1 ). Der Engel seiner Gegenwart ist vermutlich der Engel des Herrn, der Herr selbst (vgl. 2Mo 33,14 ; siehe auch die Anmerkungen zu 1Mo 16,10 ).



Jes 63,10


Trotz allem, was Gott für Israel getan hat, war Israel widerspenstig gegen ihn. Für "widerspenstig" sein wird hier nicht das hebräische Wort pASaZ , "sich auflehnen", "gegen eine Bundesanordnung rebellieren" benutzt, sondern mArCh , "rebellisch sein" (vgl. Ps 78,8; Jer 5,23 ). Schon ganz von Anfang an rebellierten die Israeliten, als sie in die Wüste kamen ( 2Mo 17,1-7 ). Dies betrübte den Heiligen Geist (vgl. Eph 4,30 ). Im AT wird diese Aussage nur hier, an dieser Stelle, gemacht. (Vgl. die Erwähnung des Geistes in Jes 63,11.14 ,und siehe die Anmerkungen zu Jes 11,2 ). Aufgrund dieser Auflehnung stritt Gott gegen sie und benutzte Schwierigkeiten, Bedrängnis und Feinde, um sie zu züchtigen.



Jes 63,11-14


Immer wieder, wenn Israel im Verlauf seiner Geschichte von Gott gezüchtigt wurde, konnten sie sich an den großen Exodus erinnern, bei dem Gott Mose als Hirte benutzt hatte, um sie durch seinen Arm (V. 12 , vgl. die Anmerkungen zu Jes 40,10 ) aus Ägypten herauszuführen. Mose führte sie durch die Fluten ( Jes 63,13 ,vgl. 2Mo 14,16 ), durch das Wasser ( Jes 63,12 ). Die Befreiung aus Ägypten war, als ließe man ein Pferd frei auf offenem Feld laufen (andere Übers.: "in der Wüste") oder als ließe man Vieh in einem großen und weiten Tal grasen. Gottes Ansehen wurde bekannt gemacht, als er ihnen Ruhe und Führung gab.



Jes 63,15-19 a


Der Überrest bittet Gott, auf ihn herabzusehen und an seine Not zu denken, so wie er auch der Not seiner Vorväter in Ägypten gedacht hatte (vgl. V. 9 ). Er sehnt sich danach, seine Stärke und Liebe zu sehen. Obwohl er nicht wie Abraham oder Israel (d. h. Jakob) gelebt hat, ist Gott doch sein Vater (vgl. Jes 64,8 ) und Erlöser (vgl. die Anmerkungen zu Jes 41,14 ). Reuevoll bittet der Überrest Gott, daß er ihn, seinen Diener, zu sich zurückwenden möge. Er erinnert Gott daran, daß der Tempel ( dein Heiligtum ) zerstört ist ( Jes 63,17-18 ). (Dies ist eine von vielen Stellen in den Kap. 40 - 66 , die zeigt, daß Jesaja, der mehr als 100 Jahre vor der babylonischen Gefangenschaft gelebt hat, prophetisch davon schrieb, um die zukünftige Generation der Gefangenen darauf vorzubereiten.) Das Volk hatte jahrhundertelang Gott gehört ( von alters her ). Dennoch wird es eine lange Zeit dauern, bis sein Verhältnis zu Gott wirklich richtig ist und seine theokratische Herrschaft über es aufgerichtet ist.



Jes 63,19-64,6


Die zweite Bitte des Überrestes finden wir in diesen Versen (die erste in Jes 63,15-19 a). Weil er seine Unreinheit erkennt ( Jes 64,4-6 ), bittet er Gott, daß er seine Feinde vernichten möge ( Jes 63,19-64,3 ). Er betet darum, daß der Herr den Himmel zerreißt (der Himmel wird hier wie ein Stück Kleidung angesehen, das er zerreißen kann), herabkommt ( Jes 63,19-64,1 ,vgl. "herabsehen" Jes 63,15 ) und das Gericht über die Völker ausübt. Feuer und kochendes Wasser sind Bilder für dieses Gericht (vgl. Jer 1,13-14; Mal 3,19.23 ). Das Furchtbare ( Jes 64,2 ) bezieht sich vermutlich auf das Feuer, die Finsternis ( 5Mo 4,11-13 ) und das Erdbeben ( 2Mo 19,16-19 ), als Gott das mosaische Gesetz gab. Diese Dinge offenbarten Gott - der einzige Gott ( Jes 64,3 ; vgl. 1Kor 2,10 ) -, der so wohl tut denen , die an ihn glauben und die deshalb bereitwillig tun, was recht ist. Der Überrest ruft dies in Erinnerung und bittet Gott, ihm wohl zu tun. Er bekennt seine Sünde ( Jes 64,4 b), geistliche Unreinheit (V. 5 a), Schwäche (V. 5 b, verwelkt, wie Blätter ) und den Mangel an Gebet in ihrem Leben (V. 6 ). Er macht Gott nicht für seine schreckliche Lage verantwortlich. Er weiß, daß er wegen seiner Sünden vergeht. Er verläßt sich ganz auf Gottes Treue und seine Verheißungen.



Jes 64,7-11


Der Abschluß dieses wunderbaren Gebetes des gläubigen Überrestes ist ein Vertrauensbekenntnis zum Herrn. Der Überrest nennt Gott seinen Vater (vgl. Jes 63,16 ) und den Töpfer. Israel sollte wie gehorsame Kinder sein und so fügsam wie Ton (vgl. Jes 29,16; 45,9 ). Deshalb bittet der Überrest den Herrn gehorsam und bereitwillig, daß er seinen Zorn über ihn zurückhalten und ihn als sein Eigentum ansehen möge (vgl. Jes 63,15 ). Der Überrest erinnert Gott daran, daß die Städte Israels und auch Jerusalem zerstört worden sind und daß sogar der Tempel mit Feuer verbrannt wurde. Das Volk drängt Gott, etwas zu tun ( Jes 64,11 ), sein Schweigen zu durchbrechen (vgl. Jes 62,1; 65,6 ) und seine Züchtigung von ihm abzuwenden.



b. Die Antwort des Herrn
( Jes 65 )


Diese Antwort des Herrn bildet in vielfacher Hinsicht den Abschluß der Botschaft des ganzen Buches Jesaja. Der Herr sagt, daß Israel, obwohl er ihm immer wieder seine Liebe gezeigt hat, ihn verworfen und so das Gericht unausweichlich gemacht hat (V. 1 - 7 ). In diesem Gericht jedoch wird ein Überrest bewahrt werden (V. 8 - 12 ). Das Leben als Gerechte hat andere Folgen als das Leben als Gottlose (V. 13 - 16 ). Der Herr wird ein wunderbares Königreich errichten, in dem Frieden und Gerechtigkeit herrschen (V. 17 - 25 ). In dem ganzen Kapitel, wie auch im gesamten Buch, bittet der Prophet das Volk, ihr Vertrauen auf den Herrn, ihren Bundes-Gott, zu setzen und gerecht zu leben.



Jes 65,1-7


Immer wieder hat Gott sich nach Israel ausgestreckt. Er hat sich selbst denen offenbart, die nicht einmal nach dieser Offenbarung gefragt haben. Nur aufgrund seiner Gnade hat er dies getan und hat nach ihm gerufen: Hier bin ich . Aber es hat nicht geantwortet. Er wollte ihm gerne helfen (er streckte seine Hände nach ihm aus ; Paulus zitiert die Verse 1 - 2 in Röm 10,20-21 ), aber es blieb weiter verstockt, losgelöst von ihm und böse. Es forderte Gott heraus durch (a) seinen Götzendienst in heidnischen Gärten (vgl. Jes 1,29; 66,17 ), (b) seinen Totenkult (indem es versuchte, die Toten zu befragen, während es zwischen den Gräbern saß; Jes 65,4 ; vgl. Jes 8,19 ), (c) seine Mißachtung seiner Speisevorschriften ( Jes 65,4 b; vgl. Jes 66,3.17; 3Mo 11,7 ) und (d) seiner religiösen Arroganz, bis es für ihn so abstoßend und reizend geworden war wie Rauch in der Nase eines Menschen. Wegen seiner Sünden wird der Herr es richten. Die assyrische Bedrohung ( Jes 1-37 ) und das babylonische Exil ( Jes 38-66 ) sind Wege, auf denen der Herr sein Volk züchtigt. Es muß sich den Konsequenzen seiner Sünde stellen. Gott wird es ihm im Gericht für seinen Götzendienst auf den Höhen heimzahlen (vgl. Jes 57,7 ).


Jes 65,8-12


Obwohl das Gericht sich an das ganze Volk richtet (V. 6 - 7 ), wird es nicht völlig vollzogen werden. So, wie man nach der Weinlese ein paar Trauben am Weinstock läßt ( 5Mo 24,21 ), wird ein Überrest übriggelassen werden, der in das Land heimkehrt ( die meine Berge besitzen ), es bebaut und seine Herden wieder darin zur Weide führt. Scharon , die Ebene entlang der Küste südlich des Berges Karmel, ist ein hervorragendes Land für den Ackerbau, und das Tal von Achor (vgl. Hos 2,17 ), westlich von Jericho, war für seine Schafherden bekannt.

Auf der anderen Seite werden die Menschen zur Schlachtung bereitet, wenn sie dem Herrn nicht vertrauen und den Tempel mißachten (zu Gottes heiligem Berg vgl. die Anmerkungen zu Jes 11,9 ). Gad ("Glück") und Meni ("Bestimmung") waren zwei Götter, denen Israel in seinem Versuch, die Zukunft kennenzulernen, diente. Man stellte Essen und Trinken vor diese Götzen, um ihnen zu gefallen. Gott sagt, daß Menschen, die dies tun, dazu verdammt sind, durch das Schwert zu sterben, denn sie haben es abgelehnt, auf ihn zu hören, und sich freiwillig und bewußt dafür entschieden, zu sündigen (vgl. Jes 66,4 ).


Jes 65,13-16


Der Gegensatz zwischen Menschen, die Diener Gottes sind, und denen, die sich von ihm gelöst haben, wird in diesen Versen sehr deutlich gemacht. Seine Diener werden essen, trinken und sich freuen , während das Volk hungrig und durstig ist und sich schämen muß. Gottes Diener werden vor Freude singen , während die anderen heulen , verflucht sind und dem Tod übergeben werden. Gottes Diener werden einen anderen Namen erhalten, d. h., sie werden ein neues Wesen bekommen (vgl. Jes 62,2 ), so daß sie ihre Eide halten ( bei dem Gott der Wahrheit ; vgl. Ps 31,5 ). Gott wird ihre bisherigen Ängste und Sünden durch seine Gnade vergessen machen.

 

Jes 65,17-25


In diesen Versen beschreibt der Herr das Tausendjährige Reich, das hier offensichtlich mit der ewigen Zukunft ( der neue Himmel und die neue Erde ) gleichgesetzt wird. In der Offenbarung wird deutlich, daß der neue Himmel und die neue Erde auf das Tausendjährige Reich folgen ( Offb 20,4 ). Jesaja unterscheidet wohl zwischen diesen beiden Aspekten der Herrschaft Gottes nicht, sondern sieht sie zusammen als eins. Letztlich wird ja auch das Tausendjährige Reich im Vergleich zu der darauf folgenden Ewigkeit nur ein kurzer Augenblick sein.

Daß ein neuer Himmel und eine neue Erde nötig sind, wird schon in Jes 51,6 deutlich. Während des Tausendjährigen Reiches wird Jerusalem ein Ort der Freude sein ( Jes 65,18 ). Und auch der Herr selbst wird sich freuen darüber, denn alles Leid wird verschwunden sein (V. 19 ). Zwar ist der Tod noch vorhanden, aber die Lebenslänge wird ausgedehnt sein (V. 20 ), und die Menschen werden die Sicherheit und die Früchte ihrer Weinberge genießen (V. 21 - 22 ). Gottes Segen wird auf ihrer Arbeit und ihren Familien liegen (V. 23 ), und er wird ihre Gebete ohne Verzögerung beantworten (V. 24 ). Wilde Tiere werden ihre Wildheit verlieren (vgl. Jes 11,6-8; Hos 2,20 ), und Harmonie und Frieden werden unter Gottes Hand herrschen ( Jes 65,25 ). (Zu Gottes heiligem Berg vgl. die Anmerkungen zu Jes 11,9 .)



4. Der Herr erfüllt seine Verheißungen
( Jes 66 )


Dieses Kapitel beschreibt als Höhepunkt des gesamten Buches das Tausendjährige Reich, jene Zeit, auf die die gesamte Geschichte hinzielt und die bereits Abraham verheißen wurde.



a. Der Herr erhebt den Demütigen
(
66,1 - 2 )


Jes 66,1-2


Gott wird gesehen, wie er auf einem Thron sitzt (Vgl. Jes 6,1 ) und die Erde als Fußschemel für seine Füße hat (vgl. Apg 7,49 ). Weil er so majestätisch ist, kann niemand ihm ein Haus bauen , in dem er wohnen könnte ( 1Kö 8,27 ). Er ist ja der Schöpfer. Aber über seiner unbeseelten Schöpfung stehen für ihn die demütigen und zerbrochenen Menschen (vgl. Jes 57,15 ), die seinem Wort gehorchen. Auf die eine oder andere Weise ist dies immer wieder im Buch Jesaja betont worden. Gott möchte, daß seine Menschen der Wahrheit folgen, die er ihnen offenbart hat. Für Israel war dies in erster Linie der mosaische Bund. Jesaja weist die Menschen auf dieses Wort Gottes hin und macht deutlich, daß sie seine Segnungen nur erleben können, wenn sie diesem Wort gehorchen.



b. Der Herr wird richten
(
66,3 - 6 )


Jes 66,3-6


Der seltsame Vergleich in Vers 3 macht deutlich, daß die Opfer und Gaben der Menschen in Israel nichts weiter sind als äußerliche Riten. In ihren Herzen sind die Menschen Mörder, Verdreher von Gottes Speisegesetzen (vgl. Jes 65,4; 3Mo 11,7 ) und Götzendiener. In Wirklichkeit gehen sie ihre eigenen Wege (vgl. Jes 53,6 ), statt die Wege des Herrn. Deshalb wird ein hartes Gericht über sie kommen. (Die letzten sechs Zeilen aus Jes 66,4 sind denen aus Jes 65,12 sehr ähnlich; vgl. die Anmerkungen dort.) Die Menschen in Israel, die vorgeben, den Herrn zu kennen, aber die ihn in Wirklichkeit hassen und gegen Gottes Leute vorgehen, werden durch seine Züchtigung beschämt werden, wenn der Tempel durch die Babylonier zerstört wird.



c. Der Herr schenkt seinem Volk Leben
(
66,7 - 21 )


Jes 66,7-11


Die Rückkehr Israels in sein Land wird so bemerkenswert schnell gehen, daß sie einer Frau gleicht, die einen Sohn gebiert , bevor (V. 7 ) oder sobald (V. 8 ) sie irgendwelche Wehen hat! Gott fängt nicht irgend etwas an und läßt es dann liegen. So sicher, wie sich der Schoß einer Frau zur Befreiung öffnet und sich nicht wieder verschließt, so sicher wird Gott für Jerusalem zu Ende bringen, was er angefangen hat zu tun. Die Menschen Israels werden über Jerusalem fröhlich sein, wie sich ein kleines Kind über die Fürsorge seiner Mutter freut.



Jes 66,12-13


Wie schon mehrfach im Buch Jesaja gesagt, wird der Friede über Jerusalem kommen (vgl. z. B. Jes 48,18; 55,12 ), und die Reichtümer der Völker werden in die Stadt gebracht werden (vgl. Jes 60,5.11; 61,6 ). In Jes66,11-12 wird Jerusalem mit einer Mutter verglichen, in Vers 13 ist es Gott, der wie eine Mutter ihr Kind tröstet .



Jes 66,14-18


Wenn Gott sein Volk im Tausendjährigen Reich nach Jerusalem zurückbringt (V. 10 - 13 ), dann wird es sich freuen und im Land wachsen, denn er wird über seine und dessen Feinde im Gericht wie ein Feuer (vgl. 2Thes 1,7-9 ) und ein Wirbelsturm herabkommen und sie vernichten. Dieses Gericht wird aufgrund ihrer Verdorbenheit gerecht sein: weil sie in Gärten Götzendienst betrieben haben (vgl. Jes 1,29; Jes 65,3 ) und unreine Tiere, wie z. B. Schweine (vgl. Jes 65,4; 66,3; 3Mo 11,7 ) und Ratten (vgl. 3Mo 11,29 ) als Opferzeremonien gegessen haben. Wenn der Messias wiederkommt, wird sein Gericht über alle Völker ergehen (vgl. Sach 14,3; Offb 19,17-18 ), und die Welt wird so seine Herrlichkeit sehen.


Jes 66,19-21


Die Menschen außerhalb von Israel werden sich zu ihm wenden und ihm dienen. Der Überrest der gläubigen Israeliten wird als Missionare an die äußersten Enden der Erde reisen, um den Heiden von der Herrlichkeit Gottes zu berichten. Zu diesen Orten und Menschen werden Tarsis , vermutlich im Südwesten Spaniens (vgl. Jes 23,1.6.10.14; Jes 60,9 ), Libyen in Nordafrika, Lydien im westlichen Kleinasien, Tubal im nordöstlichen Kleinasien, Griechenland und die entfernten Inseln gehören. Diese und andere Völker werden sich bekehren und nach Jerusalem reisen, um dort im Tempel anzubeten (vgl. Jes 2,2; Sach 8,23 ). Einige von ihnen werden sogar als Priester und Leviten auserwählt werden und so zeigen, daß alle Nationen wirklich durch Israel gesegnet worden sind (vgl. 1Mo 12,3 ).

 

d. Der Herr schafft den neuen Himmel und die neue Erde
(
66,22 - 24 )


Jes 66,22-24


Israel wird vor Gott einen ebensolchen Bestand haben wie der neue Himmel und die neue Erde (vgl. die Anmerkungen zu Jes 65,17 ). Alle Menschen (d. h. Menschen aus allen Völkern) werden den Herrn anbeten und sich vor ihm niederbeugen. Wie Jesaja schon mehrfach geschrieben hat, werden diese Gerechten einen großen Gegensatz zu denen darstellen, die von dem Herrn abtrünnig waren ( pASaZ , vgl. die Anmerkungen zu Jes 1,2 ). Sie werden ewige Qualen leiden (vgl. Mk 9,48 ). Diese grausame Wahrheit, mit der das Buch Jesaja schließt, macht noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, daß die Menschen zu dem Herrn, dem einzigen Gott, dem Heiligen Israels, umkehren.



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