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Das Speisopfer.


(3. Mose 2).
Das Speisopfer war ein unblutiges Opfer. Hören wir, was das Wort Gottes darüber sagt: „Und wenn jemand die Opfergabe eines Speisopfers dem Jehova darbringen will, so soll seine Opfergabe Feinmehl sein, und er soll öl darauf gießen und Weihrauch darauf legen. Und er soll es zu den Söhnen Aarons, den Priestern, bringen; und er nehme davon seine Hand voll, von seinem Feinmehl und von seinem Öl samt all seinem Weihrauch, und der Priester räuchere das Gedächtnisteil desselben auf dem Altar: es ist ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem Jehova" (Kap. 2, 1-2).
Das Speisopfer bestand also aus Feinmehl, das mit Öl vermischt und mit Weihrauch belegt wurde. Das öl wurde auf zwiefache Weise angewandt: es gab Kuchen, „gemengt" mit Öl, und Fladen „g e s a 1 b t" mit öl (2. Mose 29, 2; 3. Mose 7, 12).
Was stellt nun das Speisopfer dar? Christum, und zwar in Seiner reinen Menschheit, in Seiner Gnade und Vollkommenheit als lebenden Menschen, aber doch als Gott geopfert. Alles was die menschliche Natur an Reinem und Lieblichen in all ihrem Elend besaß, fand sich in seiner ganzen Vortrefflichkeit in Jesu, der von der Sünde abgesondert, aber allen Trübsalen unterworfen war.
Wie das Brandopfer Christum im Tode vorbildet, so das Speisopfer im Leben. Weder bei dem einen noch bei dem anderen handelt es sich um das Tragen der Sünde oder um das Ausschütten des Zornes Gottes, sonst wären sie keine Opfer lieblichen Geruchs gewesen.
Das Feinmehl, das, wie gesagt, auf die reine und vollkommene Menschheit Christi hinwies, war die Grundlage des Speisopfers. Nicht ein einziges grobes Körnchen war in dem Mehl zu finden, nichts erschien ungleich, uneben oder hart bei der Berührung.
Das Öl im Speisopfer war ein Bild vom Heiligen Geist. Und wie das Öl auf zwiefache Weise angewandt wurde, so sehen wir auch den Heiligen Geist von einem zwiefachen Gesichtspunkt aus in Verbindung mit der Menschwerdung des, Herrn dargestellt.
Das Feinmehl wurde mit öl „gemengt", und dann wurde öl darüber „g e g o s s e n".  Im Gegenbild sehen
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wir Jesum Christum zunächst vom Heiligen Geist „g e -zeugt" und dann mit dem Heiligen Geist „g e s a 1 b t" (Matth. 1, 18. 20; 3, 16; Apostelgesch. 10, 38).
Die Menschwerdung des Herrn bildet eins der tiefsten Geheimnisse; am ausführlichsten berichtet uns darüber das Evangelium des Lukas. Da wird unzweideutig und klar gesagt, daß der Herr nicht auf gewöhnliche Weise geboren ist. Hören wir die Worte des Engels an Maria: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden" (Luk. 1, 35). Im Hebräerbrief lesen wir, wie der Herr zu Gott sagt: „Einen Leib hast Du Mir bereitet" (Kap. 10, 5). Er war ein wahrer Mensch, mit „Fleisch und Blut" (Hebr. 2, 14), doch „ohne Sund e". Es ist gesegnet zu sehen, wie zwischen den Schriftstellen, die auf die Würde der Person Christi und Seine göttliche Reinheit hinweisen, und jenen, welche von Ihm als dem Erfüller des großen Erlösungswerkes reden, eine vollkommene Übereinstimmung herrscht. So lesen wir z, B. Hebr. 5, 8. 9, daß Er, „o b w o h 1 E r S o h n war, an dem, was erlitt, den Gehorsamlernte; und vollendet worden, ist Er allen, die Ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden".
Freiwillig war der Sohn Gottes Mensch geworden, um Gottes Willen zu erfüllen. Die Verherrlichung Gottes und das Erlösungswerk standen stets vor Seinem heiligen Auge. Sein Gehorsam wurde auf die mannigfaltigste Weise geprüft, aber1 was sehen wir: in Wort und Werk eine Vollkommenheit, die nur unsere Bewunderung und Anbetung hervorrufen kann.
Die erste Handlung Adams bestand darin, seinen eigenen Willen zu tun, durch seinen Ungehorsam Gott zu verunehren und sich selbst und seine ganze Nachkommenschaft ins Elend zu stürzen. Tod und Gericht lasten seitdem auf dem gefallenen Menschen.
Der „zweite Mensch vom Himmel" kam in die Welt, Gott durch Seinen völligen Gehorsam zu verherrlichen und den verlorenen Menschen Heil zu bringen. Und -- gepriesen sei Sein Name! - Sein Leben war von Anfang
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bis Ende vollkommen und annehmlich vor Gott, ein duftender Wohlgeruch unter jeder Prüfung Gottes.
Wir haben in der vorstehenden Betrachtung vom Gehorsam Christi geredet und gesehen, wie das Leben des Herrn von Anfang bis Ende annehmlich vor Gott war. Freiwillig hatte Er den Himmel mit dem Schauplatz der Sünde und der Gewalt Satans vertauscht; Er war Mensch geworden um Gott durch Seinen Gehorsam zu verherrlichen. Und dieser Wille zu gehorchen und die Hingebung an die Verherrlichung Seines Vaters verliehen allem, was Er tat, einen lieblichen Wohlgeruch. Jedes Wort und Werk strömte diesen Wohlgeruch aus. Wenn wir das Evangelium Johannes lesen, in welchem uns in besonderer Weise die Herrlichkeit der Person Jesu entgegenstrahlt, begegnen wir bei jeder Gelegenheit diesem Wohlgeruch des Gehorsams, der Liebe und Selbstverleugnung. So können wir gut verstehen, daß dieses Evangelium die gottesfürchtigen Herzen anzieht und mit tiefer Freude erfüllt, wahrend es den Unglauben, der an der wunderbaren und herrlichen Person des Herrn stets Anstoß nimmt, abstößt. Wir finden hier nicht eine Geschichte, die uns nur einige Wunder und Reden des Herrn mitteilt, sondern es ist Christus Selbst, der vor unser Auge tritt, Der Mensch entfaltet seine Bosheit gegen Ihn und zeigt eine Feindschaft, die keine Mittel scheut, den Herrn der Herrlichkeit zu verhöhnen, zu lästern, ja, gänzlich zu beseitigen. Aber je mehr der Mensch sich als Sklave der Sünde und des Satans offenbart, in desto hellerem Glänze erstrahlt die Herrlichkeit Dessen, der vor Seinem Scheiden aus dieser Welt zum Vater sagen konnte: „Ich habe Dich verherrlicht auf der Erd e". Im Geiste der Sanftmut und Niedriggesinntheit durchschritt Er die Welt, die Ihn verwarf, und wenn Er gezwungen wurde, sich zu offenbaren, dann diente es nur dazu, Seiner freiwilligen Erniedrigung ihre ganze Kraft, und Schönheit zu verleihen. Er war der Schöpfer der Welten, dem eine unzählbare Schar himmlischer Wesen Tag und Nacht zu Diensten stand; Er war der „I c h b i n" des Alten Testaments, hatte Sich aber Seiner äußeren Herrlichkeit gänzlich entäußert. Der Herr des Himmels erschien in dieser Welt in „Gleichgestalt des Fleisches der Sünde". Welch eine Erniedrigung! In dieser Stellung tiefster Erniedrigung leistete Er dem Vater vollkommenen Gehorsam. Er dachte nicht daran, irgend eine hohe Stellung
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einzunehmen, Seine Rechte in dieser Welt zu behaupten, Ehre und Ansehen bei den Menschen zu gewinnen; in Seinem Herzen lebte nur das Verlangen, Seinen Vater zu verherrlichen. So groß auch Seine Macht als Gott war, Er hat . sie nie für Sich Selbst gebraucht, sondern nur da, wo es die Verherrlichung des Vaters notwendig machte. Sein Wille war: nicht Sich Selbst, sondern Gott, dem Vater zu leben; darum hören wir auch die Worte: „Ich tue, wie Mir der Vater geboten ha t". „Der Sohn kann nichts von Sich Selbst tun, außer was Er den Vater tun sieh t". „W as Ich nun rede, rede Ich also, wie Mir der Vater gesagt ha t".
Der Herr war vollkommen in Seinen Gedanken, Worten und Werken. Alle sittlichen Eigenschaften sehen wir bei Ihm in göttlichem und darum vollkommenen Verhältnis. Kein einziger Zug überragte den anderen. In Ihm war eine überwältigende Majestät mit einer Güte verbunden, die jedem Menschen, der mit Ihm in Berührung kam, vollkommen Freimütigkeit verlieh. Die selbstgerechten und unaufrichtigen Pharisäer mußten Sein strafendes „Wehe!" hören, während die Samariterin am Jakobsbrunnen und die große Sünderin sich unwiderstehlich zu Ihm hingezogen fühlten und Seine Gnade erfuhren. In Gethsemane lag Er auf dem Angesicht in tiefer Demut und in großem Schmerz; aber den Häschern gegenüber zeigt Er eine Majestät, Würde und Macht, vor welcher die Feinde zurückwichen und zu Boden fielen.
Keine Unebenheit offenbart sich in Seinem Leben. Petrus konnte das schöne Bekenntnis von der Herrlichkeit der Person Jesu aussprechen: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes"; aber bald darauf mußte der Herr ihm sagen: „Gehe hinter Mich, Satan, du bist Mir ein Ärgerni s"< Mose war sehr • sanftmütig, mehr als alle Menschen, die auf dem Erdboden sind", und dennoch entfuhren seinen Lippen „u n b c -dachte" Worte, die Gott veranlaßten, ihm den Eingang in das verheißene Land zu verweigern. Und wieviel Unebenheiten sehen wir im Leben Davids! Der Herr aber vereinigte in Seiner Menschheit alle Vollkommenheiten. In jedem Augenblick vollführte Er den Willen Gottes, und es ist die Freude des Heiligen Geistes, uns mit diesen Vollkommenheiten und Herrlichkeiten bekannt zu machen.
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O, wer ist Ihm gleich, So mild und so reich An Liebe, Macht und Erbarmen!
Nun haben wir schon gesehen, wie keine Unebenheiten, nichts hervorstechendes in dem Leben Jesu zu finden war. Wir wollen weiter diese Vollkommenheiten des Herrn betrachten. - Obwohl Er verachtet und verworfen war, finden wir in Ihm die Vollkommenheit der menschlichen Natur. Sein Zartgefühl war verbunden mit einer vollkommenen Festigkeit und Entschiedenheit, Seine Erhabenheit verknüpft mit einer bewundernswerten Sanftmut und Demut. Alle diese Eigenschaften offenbarte Er in der steten Unterwürfigkeit unter den Willen des Vaters.
Diese Vollkommenheiten vermissen wir selbst bei den ausgezeichnetsten Knechten Gottes; sie offenbarten ohne Ausnahme Unebenheiten oder hervorstehende Eigenschaften, hinter denen andere zurücktraten. Bei Paulus sehen wir einen rastlosen Eifer, bei Petrus eine innige Liebe zum Herrn, bei Johannes eine zarte Empfindsamkeit, verbunden mit einem entschiedenen Eintreten für die Rechte Christi. Daneben zeigten diese treuen Knechte aber auch Schwächen. Paulus entfuhr vor dem Synedrium das Wort gegen den Hohenpriester: „Gott wird dich schlagen, du getünchte Wand!" Nachher mußte er bekennen: „Ich wußte nicht, Brüder, daß es der Hohepriester ist" (Apstg. 23, 5). In der Bedrängnis berief er sich auf sein römisches Bürgerrecht, anstatt auf den Herrn allein sein Vertrauen zu setzen. Obwohl er durch den Heiligen Geist gewarnt wurde, nicht nach Jerusalem zu gehen, ließ er sich in seinem Eifer für das Evangelium und in seiner Liebe zu den Juden hinreißen, doch hinzugehen. Und Petrus, der an Pfingsten so entschieden Zeugnis finden gekreuzigten und auferstandenen Christus abgelegt hatte, heuchelte in Antiochien aus Furcht „vor denen aus der Beschneidung" (Gal. 2, 12. 13). Jakobus und Johannes wußten nicht wes Geistes sie waren, als sie begehrten, daß auf die Samariter, die dem Herrn die Aufnahme verweigerten, Feuer vom Himmel herabfalle und sie verzehren möge. Welch ein Gegensatz zum Herrn, der in allen Lagen und Umständen in vollkommener Weise Gott verherr-1 i c h t e. Bei Ihm stand alles in völligem Gleichmaß, im Einklang. Welch eine Sanftmut zeigte Er gegen die Schwa-
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chen, aber auch welche Entschiedenheit, sogar Zorn offenbarte er den verstockten Pharisäern gegenüber. Wer von den Übeltätern, die den Tempel zu einem Kaufhaus machten, hätte Seiner Macht widerstehen können? Doch in welcher Gnade handelte Er gegen die bußfertige Sünderin (Luk. 7), die von dem Pharisäer Simon so verächtlich und herzlos behandelt wurde. Der am Kreuz hängende und auch dort noch von Seinen Feinden verspottete und verlästerte Heiland wendet sich fürbittend an Gott mit den herzbewegenden Worten: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!"
Nichts brachte den Herrn aus der Ruhe. Den Häschern, die Ihn in Gethsemane gefangen nehmen wollten, ruft Er zu: „Ich bin's!" Daraufhin wichen sie zurück und fallen zu Boden. Dem Verräter Judas begegnet Er mit einer Liebe, die das Herz dieses Mannes, wenn es nicht ganz in der Gewalt des Satans gewesen wäre, aufs tiefste hätte bewegen müssen.
Jedes heilsverlangende Herz wurde mächtig durch Ihn angezogen, selbst die gegen Ihn feindlichen Diener der Juden, welche Ihn greifen und gefangen nehmen sollten, waren durch die Macht Seiner Worte so hingerissen, daß sie bekennen mußten: „Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch" (Joh. 7, 46).
Wer in Seine Gegenwart kam, hatte das Gefühl, daß er im, Lichte Gottes war. Freund und Feind mußten sich entscheiden, ob sie für oder gegen Ihn sein wollten. Alles war bloß und aufgedeckt vor den Augen des Sohnes Gottes, der als Mensch in Niedrigkeit unter den Menschen wandelte und Gott in allem völlig offenbarte.
Im 12. Jahre finden wir Ihn beschäftigt: mit den Angelegenheiten des Vaters (Luk. 2, 42). Im Tempel sitzt Er unter den Lehrern, hört ihnen zu und befragt sie. Alle aber, die Ihm zuhören, geraten außer sich über Sein Verständnis und über Seine Antworten. Seinen Eltern gegenüber nimmt Er den Platz völliger Unterwürfigkeit ein. Wir lesen: „Und Er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth, und Er war ihnen Untertan" (Luk. 2, 51).
Im 30. Jahre sehen wir Ihn am Jordan, wo Er Sich denen anschließt, die über ihre Sünden Buße getan hatten und von Herzen das Heil begehrten. Mit ihnen wollte Er wan-

dein und an all den Mühsalen und Leiden teilnehmen, die der Weg durch eine böse Welt, wo Satan Gott und Fürst ist, für ein gläubiges Herz mit sich brachte. In Seinen Augen waren sie die „Heiligen" und „Herrlichen auf Erden", an denen alle Seine Lust war (Ps. 16, 3).
Keinen Augenblick ist der hochgelobte Herr aus der Abhängigkeit von Gott gewichen. In Seinem Verhalten sehen wir die völlige Erfüllung dessen, was der prophetische Geist ausgesprochen: „Du bist es . . ., der Mich vertrauen ließ an Meiner Mutter Brüsten. Auf Dich bin Ich geworfen von Mutterschoße an, von Meiner Mutter Leibe an bist Du Mein Gott" (Ps. 22, 9. 10). Vom Mutterschoße an bis zu jenem Gebet vor Seinem Abscheiden aus dieser Welt: „Vater, in Deine Hände übergebe Ich Meinen Geist!" sehen wir nur vollkommene Abhängigkeit. Darum konnte Er auch sagen: „Ich aber bin stets im Gebet" (Ps. 109, 4).
Welch ein duftender Wohlgeruch war ein solches Leben für Gott! Möchten wir von Ihm, dem teuren Herrn, lernen und Seine Nachahmer sein!
Kommen wir nun zu der Bedeutung des „ö 1 s" im Speisopfer. Das Feinmehl der Speisopfer wurde, wie wir schon früher gesehen haben, mit Öl „gemengt"; dann wurde Öl darüber „g e g o s s e n", ein Hinweis darauf, daß Christus durch den Heiligen Geist „g e z e u g t" und später vor Seinem Auftreten mit dem Heiligen Geist „gesalbt" werden sollte. Das letzte ist nach Seiner Taufe am Jordan geschehen.
Der Wille des Menschen hatte bei der Geburt Christi nicht den geringsten Anteil. Die menschliche Natur des Herrn war der Ausfluss des göttlichen Willens. Maria beugte sich einfältigen Auges und reinen Herzens in heiligem Gehorsam unter diesen Willen und offenbarte dadurch die Unterwürfigkeit ihres Herzens gegenüber der wunderbaren Offenbarung Gottes. - Die Geburt des Herrn wurde durch den Engel Gabriel angekündigt; er erschien, der Maria und sprach: „Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden; und siehe, du wirst im Leibe empfangen und einen Sohn gebären, und du sollst Seinen Namen Jesus heißen" (Luk. 1, 30. 31). Da sie diese Worte nicht verstand, fragte sie - und diese Frage war Gott gemäß und offenbarte
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durchaus keinen Mangel an Glauben -, wie dies geschehen könnte. Darauf antwortete der Engel: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden" (Luk. 1, 35).
Aus dieser wichtigen Stelle erkennen wir, daß dei menschliche Leib, in welchem die zweite Person der ewigen Dreieinheit auf Erden erschien, durch „die Kraft des Höchsten" gebildet wurde. „Einen Leib hast Du Mir bereitet" (Hebr. 10, 5).
Der Herr Jesus Christus war Gott und zugleich e i n wahrer Mensch, dessen Leib wirkliches „Fleisch und Blut" hatte. Damit aber niemand dem Gedanken Raum gebe, Christus habe, weil Er von einem Weibe geboren, eine sündliche Natur gehabt, fügt der Engel, von Gott geleitet, hinzu: „Das Heilige, das geboren werden wird, wird Sohn Gottes genannt werden". Daraus erkennen wir, mit welchem heiligen Eifer Gott darüber wachte, daß der Mensch keinen Anlass habe, die Reinheit und Fleckenlosigkeit Seines geliebten Sohnes anzutasten. Wenn dies dennoch vom Menschen geschehen ist, so hat er dadurch nur verraten, wie böse und gottfeindlich seine Gesinnung ist. Obwohl der Herr also wahres Fleisch und Blut angenommen hatte, so war Er doch durchaus ohne Sünde, ja, unfähig, einen einzigen Flecken zu empfangen, zu behalten oder mitzuteilen. Die menschliche Natur des Herrn trug auch keinen Keim der Sterblichkeit in sich. Die Sünde wurde Ihm auf dem Kreuze zugerechnet, ja, Er wurde dort „zur Sünde gemacht", aber die Heilige Schrift teilt uns klar und unzweideutig mit: „Sünde ist nicht in Ihm" (1. Joh. 3, 5). Er war ein wahrhaftiger Mensch, von der Jungfrau Maria geboren, aber zugleich ein Mensch, von Gott geboren. Wer die Wahrheit von der ewigen Gottessohnschaft Christi, von Seiner Gottheit und Seiner fleckenlosen Menschheit in Zweifel zieht, hat eine Schleuse geöffnet, durch die die verheerende Flut der traurigsten und schrecklichsten Irrtümer hereinbricht; ein solcher gleicht einem Schiffe, das, losgerissen von seinen Ankern, auf dem wilden, brausenden Meere herumtreibt und in der hoffnungslosen Lage des Untergangs ist. Und doch, wie viele Seelen sind an den Klippen
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menschlicher Vernunftschlüsse zerschellt oder im Strudel des Unglaubens umgekommen und ewig verloren gegangen. Was wir also nötig haben, ist, die Offenbarung des Vaters über den Sohn einfältig in unsere Herzen aufzunehmen und zu bewahren.
Fassen wir nun obige Wahrheiten noch einmal kurz zusammen, dann kommen wir zu folgendem Ergebnis: Der Herr Jesus Christus, der ewige Sohn Gottes, die zweite Person der Dreieinheit, „Gott geoffenbart im Fleische", „Gott gepriesen in Ewigkeit", nahm einen Leib an, der in Sich Selbst göttlich rein und heilig, also gänzlich frei von jeder Spur und jedem Grundsatz der Sünde oder der Sterblichkeit und ohne die Möglichkeit der Befleckung war. Die Menschheit Christi war eine solche, daß Er jederzeit in den Himmel, in die wolkenlose Herrlichkeit, hätte zurückkehren können, von woher Er gekommen war. Was Ihn zurückhielt in dieser verderbten Welt, war nur die Erfüllung des Ratschlusses Gottes und die Liebe Seines Herzens zu uns, den Verlorenen, welche Er nur durch Seinen Tod erretten konnte vom ewigen Verderben. - Teurer Heiland, ewig sei Dir Dank für Deine unaussprechliche Gnade, daß Du, der reine und fleckenlose Gottessohn, ausgeharrt hast inmitten des Bösen, bis Du das große Werk der Erlösung zur Ehre Gottes und zu unserem Heil vollbracht hattest! Wie hast Du, der Schöpfer der Welten, Dich doch zu nichts gemacht, als Du Mensch wurdest; und wie tief hast Du Dich wiederum erniedrigt, als Du im Gehorsam ans Kreuz gingst und Dich dem Tode und Gericht unterwarfst! Laß uns dies nie vergessen und Dich dafür preisen und durch Wort und Wandel Dich verherrlichen!
Der Kuchen wurde „gemengt" mit öl. Auf die Bedeutung dieser Handlung haben wir schon hingewiesen. Die menschliche Natur Christi entlehnte ihren Charakter dem Heiligen Geiste, dessen Sinnbild in der Heiligen Schrift das öl ist; sie war rein und völlig fleckenlos. Reinheit bedeutet aber noch nicht Kraft. So sehen wir denn, daß der ungesäuerte Fladen auch mit Öl gesalbt wurde, was auf die Salbung Christi mit dem Heiligen Geiste hindeutete. Der Leib des Herrn Jesus Christus war also nicht nur durch den Heiligen Geist allein gebildet, sondern dieses reine Gefäß wurde auch durch dieselbe Macht zum Dienst gesalbt.
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Im 10. Kapitel der Apostelgeschichte sagt Petrus, daß Gott „Jesum von Nazareth mit Heiligem Geiste und mit Kraft gesalbt hat, der umherging, wohltuend und heilend alle, die vom Teufel überwältigt waren; denn Gott war mit Ihm". Durch die Salbung des Herrn sollte aber nicht angedeutet werden, daß Ihm etwas gemangelt habe. Als der ewige Gott und Herr hätte Er alles tun können; aber Er hatte Sich freiwillig zu nichts gemacht, war Mensch geworden und als solcher gekommen, um zu gehorchen. Daher sehen wir Ihn nicht öffentlich auftreten, als bis Er berufen und gesalbt war. Obwohl „die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig in Ihm wohnte" und Er also Gott war, „geoffenbart im Fleische", so verrichtete Er doch auf Erden, wo Er erschienen war, um Gottes Willen zu erfüllen, alles durch den Heiligen Geist. Er predigte das Evangelium, heilte die Kranken, reinigte die Aussätzigen und trieb die Dämonen aus; aber dies alles geschah durch Ihn in der Kraft des Geistes.
In unserer Stellung gibt es eine gewisse Ähnlichkeit mit der des Herrn. Die Kinder Gottes sind aus Gott geboren und zugleich mit dem Heiligen Geist versiegelt und gesalbt. Der Hauptmann Kornelius war, ehe Petrus zu ihm kam, wiedergeboren, aber erst während ihm der Apostel Christum verkündigte, wurde er versiegelt mit dem Heiligen Geiste. Den Gläubigen in Samaria (Apstlg. 8, 12), denen durch Philippus „das Evangelium vom Reiche Gottes und dem Namen Jesu Christi" verkündigt worden war, legten die Apostel Petrus und Johannes die Hände auf, damit sie den Heiligen Geist empfangen möchten. In Gal. 3, 26 lesen wir: „Ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an Christum Jesum", und weiter Kap, 4, 6: „Weil ihr aber Söhne seid, so hat Gott den Geist Seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, der da ruft: Abba Vater!"
Wenn eine Seele Gott gemäß Buße tut, so empfängt sie das Leben aus Gott; sie ist also wiedergeboren, und der Heilige Geist vermag durch die Mitteilung der neuen Natur heilige Wünsche und Liebe zu Jesu zu erwecken, ohne aber daß die Seele schon das Bewußtsein ihrer Errettung und Befreiung besitzt, darum auch noch nicht das Glück und die Freude genießt, wie wir es bei denen wahrnehmen, die das

Werk Christi durch den Heiligen Geist klar erkannt haben und darin völlig ruhen.
Die Salbung des Herrn mit dem Heiligen Geiste geschah bei der Taufe am Jordan. Hören wir, was Lukas darüber berichtet: „Es geschah aber. . . als Jesus getauft war und betete, daß der Himmel aufgetan wurde, und der Heilige Geist in leiblicher Gestalt, wie eine Taube, auf Ihn herabstieg, und eine Stimme aus dem Himmel kam: Du bist Mein geliebter Sohn, an Dir habe ich Wohlgefallengefunden" (Kap. 3, 21. 22).
Nach der Taufe wurde der Herr durch den Geist in die Wüste geführt, Er trat ein in den Kampf mit dem Feind und ging als Sieger hervor. Aber Er siegt nicht, indem Er den Feind einfach kraft Seiner göttlichen Gewalt zurückschlug, sondern indem Er sich auf das Wort Gottes stützte und Sich diesem völlig unterwarf. Der Gehorsam gegen Gott und Sein Wort war der große Grundsatz, den Er Tag für Tag verwirklichte. Welch eine Ermunterung für uns, daß der Herr uns das vollkommene Beispiel gegeben, wie man den Teufel im Kampf überwinden kann. In der Kraft des Geistes vermögen auch wir dem Satan zu widerstehen und ihn zurückzuweisen und wir sollten dies stets mit Unwillen tun, wie der Herr es getan, indem Er sprach: „Geh hinweg, Satan!"
Teure Mitpilger, laßt uns allezeit auf den Herrn blicken, den großen Überwinder, der einst „in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde", jetzt zur Rechten Gottes sitzt! Alsdann wird es für uns kein Unterliegen geben; ja, wir sind mehr als Überwinder durch Den, der uns geliebt hat.
Wir haben nun gesehen, wie der Herr in allem durch den Heiligen Geist geleitet wurde. Seine Worte waren das Zeugnis des Heiligen Geistes, Seine Werke geschahen in der Kraft desselben Geistes. Seine Laufbahn war gekennzeichnet durch Kampf und Gehorsam. Er sollte den Starken (Satan) binden, und Er hat es getan, im Gehorsam gegen das Wort und in der Kraft des Heiligen Geistes.
Genau so verhält es sich mit uns. Als Erlöste besitzen wir die Gewißheit des Heils, Freude, Befreiung, überströmenden Frieden, den Geist der Sohnschaft, durch den wir



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rufen: „Abba Vater!" und wissen, daß wir „angenehm gemacht sind in dem Geliebten". In diesem Bewußtsein beginnen wir unsere Laufbahn als Kinder Gottes. Aber auch unser Leben ist, wie das des Herrn, gekennzeichnet durch Kampf und Gehorsam.
Wie wichtig für uns, diese beiden Stücke stets im Auge zu behalten. Wir können hier nicht ruhen. Findet uns der Feind unwachsam und nicht gerüstet zum Kampf, dann hat er leichtes Spiel. Ebenso werden wir aber ohne Sieg sein, wenn wir aufhören zu gehorchen.
Der Feind versuchte den Herrn und wollte Ihn in der Wüste zur Unabhängigkeit verleiten, indem Er sagte: „Wenn Du Gottes Sohn bist, so sprich, daß diese Steine Brot werden". Der Herr aber schlug ihn mit den Worten der Schrift: „Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Worte, das durch den Mund Gottes ausgeht" (Matth. 4, 4).
So äußerte der Herr Kraft, aber eine Kraft, die sich in der Abhängigkeit von Gott kundgab. Gar lieblich ist es, die Wege des Herrn zu verfolgen und zu sehen, wie Er inmitten des Bösen, der Mühsale und der Folgen des Ungehorsams der Menschen, Schritt für Schritt in der Kraft des Geistes Gott gehorcht und Ihn völlig verherrlicht bis zum Tode am Kreuze. Er trieb die Teufel aus in derselben Kraft und trug unsere Schwachheiten, ja, Er opferte Sich „ohne Flek-ken Gott", harrte aus am Kreuze in der tiefsten Seelennot, bis das Werk der Erlösung völlig vollbracht war.
Welch ein herrliches Vorbild für uns! Wir müssen uns sehr in acht nehmen, daß wir die natürliche Kraft nicht mit der des Heiligen Geistes vermengen. Bleiben wir deshalb nahe bei Ihm, der uns vor der Anwendung der eigenen Kraft warnt und uns zuruft: „Außer Mir könnt ihr nichts t u n". Bedenken wir auch: all unsere Tätigkeit ist unnütz und wertlos, wenn sie nicht durch den Heiligen Geist gewirkt und geleitet wird. Man könnte viel schreiben, reden und andere Arbeit mit großem Fleiß und mit Ausdauer tun; aber Gott kann keinen Segen darauf legen, wenn wir nicht unter der Zucht und Leitung des Heiligen Geistes stehen. Das Fleisch ist nichts nütze. Wie wichtig, von sich selbst ausgeleert zu sein, damit man ein Gefäß ist, durch das der

Heilige Geist sich wirksam erweisen kann. Nur die vom Geiste gewirkte Frucht ist Gott angenehm.
Es hat viele Christen gegeben, die von den Menschen gerühmt wurden. Ob sie auch Ruhm einst vor Gott haben, das wird der Richterstuhl des Christus zeigen. Alles, was von uns in fleischlicher Weise, im Ungehorsam gegen das Wort getan worden ist, findet dort sein Urteil von Gott; es war verkehrt und hat keinen Bestand, und für uns bedeutet es ewigen Verlust. Die Frucht des Geistes aber bleibt in Ewigkeit.
Möchten wir daher allezeit wachsam, nüchtern und besonnen sein, nahe beim Herrn bleiben und in Seinen Fußtapfen wandeln! Dann wird unser Dienst wirkungsvoll, unser Zeugnis fruchtbringend sein und unser ganzer Lauf zur Verherrlichung Gottes dienen.
Nachdem wir die beiden Bestandteile des Speisopfers, das F e i n m e h 1 und Ö 1, betrachtet haben, wollen wir zum Weihrauch übergehen. Während das Feinmehl die Grundlage des Speisopfers bildete, waren öl und Weihrauch hervorragende Zusätze. Das öl wies auf die Tatsache hin, daß der Dienst Christi in der Kraft des Geistes würde ausgeübt werden, während der Weihrauch den Zweck Seines Dienstes darstellte. Alles, was der Herr tat, geschah zur Verherrlichung Gottes. Der Weihrauch Seines Dienstes, Seines Herzens, Seiner Zuneigung stieg immer und überall zu Gott empor. Und wo gäbe es einen reicheren und süßer duftenden Weihrauch als in dem Leben Jesu? Gott roch den lieblichen Geruch, und anstatt des Fluches, der seit dem Sünden-fall auf dem Menschen lastete, kam in Jesu der Segen Gottes auf ihn.
Der Weihrauch stellt also das im Leben Christi dar, was ausschließlich für Gott war. Hören wir, was die Schrift sagt: „Und er (der Opfernde) soll es zu den Söhnen Aarons, den Priestern bringen; und er nehme davon seine Hand voll, von seinem Feinmehl und von seinem Öl samt all seinem Weihrauch, und der Priester räuchere das Gedächtnisteil desselben auf dem Altar: es ist ein Feueropfer lieblichen Geruchs dem Jehova" (3. Mose 2, 2).
So war es in dem eigentlichen, dem wahren Speisopfer, dem Menschen Christus Jesus. In Seinem Leben gab es etwas, was nur für Gott war; in Jesu wurden alle Gnaden



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oder Tugenden Gott dargeboten. Jeder Gedanke, jedes Wort, jeder Blick, jede Handlung von Ihm verbreitete einen Wohlgeruch, der unmittelbar zu Gott emporstieg.
Wie steht es nun bei uns, die wir Ihn als unseren Heiland und Erlöser kennen? Sind wir Seine Nachahmer? Ach, wir müssen gewiß alle klagen, daß wir so wenig unsere Liebe, unseren Dienst, ja, alles das, was wir tun und denken, Gott weihen, Ihm darbringen. Wie wenig führen wir oft Gott ein in unsere Liebe, indem wir leider das, was wir für die Menschen tun, nicht einzig und allein im Blick auf Gott tun. Und weil wir es nicht im Blick auf Gott tun, darum ermüden wir auch so leicht, wenn die Schwierigkeiten sich mehren oder der Undank der Menschen unseren Werken folgt und uns schmerzlich berührt. Je mehr der Herr in all den Umständen Seines gesegneten Lebens versucht wurde, desto völliger wurde bei Ihm offenbar, daß in Seiner Menschheit nichts war, was nicht als duftender Wohlgeruch zum Throne Gottes aufsteigen konnte. Je treuer Er war, desto mehr wurde Er verachtet, desto mehr Ihm widersprochen. Je mehr Er Seine Sanftmut und Demut offenbarte, desto geringer wurde Er geachtet. Aber dies alles brachte in Seinem Tun nicht die geringste Veränderung hervor, weil Er alles im Blick auf Gott tat. Mochte Er von Seinen Jüngern nicht verstanden, oder von den Feinden geschmäht und von Seinen Richtern ungerechterweise verurteilt werden - allezeit war Sein Verhalten vollkommen.
O, möchten wir doch in unserem Verhalten Ihm gleichen! Welch ein duftender Wohlgeruch würde dann auch von uns zu Gott emporsteigen! Möchten wir nicht durch das Lob oder den Tadel der Menschen beeinflusst werden, sondern alles tun im Blick auf Gott. Er wird zu Seiner Zeit alles ans Licht bringen und das für Ihn Dargebrachte anerkennen und reichlich belohnen. Wenn so unser Herz und Sinn auf Gott gerichtet sind, werden wir nicht ermüden in unserem Dienst für Gott, auch wenn wir für unsere Liebe keine Gegenliebe, oder gar Hass und Feindschaft ernten, sondern mit Paulus sprechen: „Ich will aber sehr gerne alles verwenden und völlig verwendet werden für eure Seelen, wenn ich auch, je überschwenglicher ich euch liebe, um so weniger geliebt werde".

Nachdem wir nun auf die Bedeutung des Weihrauchs hingewiesen haben, bleibt jetzt nur noch die Betrachtung eines Bestandteils, der beim Speisopfer nie fehlen durfte, übrig, nämlich die des Salzes. - Hören wir, was Gottes Wort darüber sagt: „ A11 e Opfergaben deines Speisopfers sollst du mit Salz salzen und sollst das Salz des Bundes Deines Gottes nicht fehlen lassen bei deinem Speisopfer" (Vers 13).
Das Salz schützt vor Fäulnis, es erhält die Speisen; darum war es für Gott das geeignete Mittel, die Festigkeit und Dauerhaftigkeit dessen darzustellen, was von Ihm ist.
Unermeßlich groß und herrlich ist das Teil der Erlösten. Sie sind durch die Gnade Gottes in die Gemeinschaft Seines Sohnes berufen worden und dürfen als Priester an dem teilhaben, was die Wonne Gottes, des Vaters, ausmacht.
Er erfreut Sich an Christo, wir auch; Er genießt Ihn, wir auch und haben also ein gemeinsames Teil mit Ihm. Und dieses köstliche Vorrecht kann uns niemand in alle Ewigkeit rauben; es bleibt für immer unveränderlich, besiegelt durch einen Bund; darum lesen wir vom „Salz des Bund e s". Gott wollte durch dieses Siegel uns klar vor Augen stellen, daß wir stets im unveränderlichen Wohlgeruch Christi vor Ihm seien, also nicht nur für einen Tag oder eine längere bestimmte Zeit, sondern für ewig. Alles, was vom Menschen stammt, ist der Veränderlichkeit und Vergänglichkeit unterworfen, aber das, was von Gott ist, besteht ewig. - Der Erlöste besitzt ewiges Leben. Weiter hören wir, daß „die Liebe Gottes ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist", der bei uns bleibt in Ewigkeit. Ferner besitzen wir die Gnade, die uns in Christo geworden ist. Alle diese Segnungen sind ewig bleibende Güter und Gaben, gegründet auf das Opfer Christi, durch welches der Bund Gottes besiegelt, und ewig sicher gemacht worden ist. Nicht unser Wille hat uns die Gemeinschaft mit Gott gebracht, sondern allein die Gnade Gottes. Und diese Gnade wirkt beständig heiligend und reinigend in uns.
Vom Herrn kann man sagen, daß Sein „W o r t allezeit in Gnade und mit Salz gewürzt" war. Wie



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lieblich sehen wir bei Ihm diese Gnade allen bußfertigen Sündern und Schwachen und Leidenden gegenüber geoffenbart! Aber von einschneidender Schärfe war Sein Wort gegen die Bösen, wie die verstockten Pharisäer, die wider besseres Wissen und Gewissen in ihrer Feindschaft gegen den Herrn verharrten. War der Weihrauch Seiner Worte lieblich für Gott, so das Salz nützlich für die Menschen. Die Gnade rief: „Kommet her zu Mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und Ich werde euch Ruhe geben". Aber die Worte: „Wenn jemand zu Mir kommt und haßt nicht seinen Vater und seine Mutter und sein Weib und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht Mein Jünger sein", das war das Salz. Die Gnade zog die Menschen an, aber das Salz war vielen unerträglich, so daß sie den Herrn haßten, und selbst manche, die Ihm eine Zeitlang gefolgt waren, nahmen Anstoß an dem Salz Seiner Worte, indem sie sagten: „Diese Rede ist hart, wer kann sie hören !", und sie wandelten fortan nicht mehr mit Ihm.
So wird es auch sein, wenn wir als Kinder Gottes den Menschen das Wort verkündigen. Die Gnade werden sie lieblich finden, aber an dem Salz werden viele sich ärgern.
Hören wir nun noch ein ernstes Wort des Herrn: „Jeder wird mit Feuer gesalzen werden, und jedes Schlachtopfer wird mit Salz gesalzen werden. Das Salz ist gut; wenn aber das Salz unsalzig geworden ist, womit wollt ihr es würzen? Habt Salz in euch und seid in Frieden untereinander" (Mark. 9, 49. 50).
Das Feuer ist ein Bild vom Gericht. Ist der Mensch wiedergeboren, besitzt er also das Leben aus Gott, dann wird das Feuer nur das Fleisch verzehren. „W ennwir gerichtet werden, so werden wir vom Herrn gezüchtigt, auf daß wir nicht mit der Welt verurteilt werden" (1. Kor. 11, 32). Erreicht das Gericht den Sünder (den Unbekehrten), so bedeutet es für ihn die Verdammnis.
Aber für den Erlösten gibt es noch etwas anderes: er wird mit Salz gesalzen. Die Macht der heiligenden Gnade, welche die Seele mit Gott verbindet, in Seiner Ge-

meinschaft erhält und vor dem Bösen bewahrt, wird denen nie fehlen, die sich dem Herrn geweiht haben, und deren Leben ein Opfer für Ihn ist.
Das Salz ist also die unterscheidende Gnade, die heilige Entschiedenheit, die uns von allem Bösen trennt, indem, sie uns für Gott absondert.
„Das Salz ist gut". Hier wird die in der Seele erzeugte Wirkung, also der Zustand der Seele, geradeso genannt wie die Gnade, die jene Wirkung hervorbringt. Daher sind die, welche sich Gott weihen und für Ihn abgesondert sind, „d a s Salz der Erd e".
Wenn aber das Salz seine Kraft verliert, womit kann es gesalzen werden? Wenn es selbst der Würze bedarf, so gibt es nichts mehr, womit es gesalzen werden könnte. So verhält es sich mit den Christen. Wenn diejenigen, welche Christo angehören, kein Zeugnis mehr für Ihn sind, wo soll dann außer den Christen etwas gefunden werden, was dieses Zeugnis hervorbringen könnte. Möge daher das Gefühl der Verpflichtung gegen Gott, alles Böse zu richten, im Herzen jedes Christen gefunden werden! In dieser Weise wird man das Salz. Welch eine Freude für Gott, wenn die Erlösten abgesondert von aller Art des Bösen vorangehen, innerlich aber dem Herrn nahe sind und also in Frieden miteinander wandeln!
Nun wollen wir zuletzt noch die Bestandteile betrachten, die dem Speisopfer nicht beigefügt werden durften: Sauerteig und Honig. Hören wir, was die Schrift darüber sagt: „Alles Speisopfer, das ihr dem Jehova darbringt, soll nicht aus Gesäuertem gemacht werden; denn aller Sauerteig und aller Honig, davon sollt ihr kein Feueropfer dem Jehova räuchern" (3. Mose 2, 11).
Der Sauerteig wird im Worte Gottes ausnahmslos als ein Sinnbild des Bösen gebraucht; er stellt den verderblichen, aufblähenden Grundsatz des Eigendünkels dar. So schreibt z. B. Paulus an die Korinther, in deren Mitte leider manches Böse gefunden wurde: „Euer Rühmen ist nicht gut. Wisset ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig die ganze Masse durchsäuert? Feget den alten Sauerteig aus, auf daß ihr eine neue Masse sein möget, gleichwie ihr ungesäuert seid. Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet. Darum laßt uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig,



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auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit ungesäuertem Brot der Lauterkeit und Wahrheit" (1. Kor. 5, 6-8).
So können wir dann gut verstehen, daß in dem Speisopfer, weil es uns den Menschen Jesus Christus in Seiner fleckenlosen Reinheit und Vollkommenheit vorstellt, nichts Saures, nichts Aufblähendes, nichts von dem, was das Böse ausdrückt, vorhanden sein durfte. In dem Herrn war nichts Schwulstiges, Aufgeblasenes, nichts, was nach der Bitterkeit der Natur schmeckte. Die Worte und Werke Christi offenbarten, daß das Böse Seinem Wesen völlig fremd war. Wohl konnte Er durch Seine einschneidende Rede die Gewissen der Unentschiedenen oder gar Halsstarrigen treffen, aber niemals finden wir ein unpassendes Wort darin, das bestimmt gewesen wäre, nur zu verletzen. Stets zeigte Er, daß Er in der heiligen Gegenwart Seines Gottes und Vaters lebte.
Aber wie steht es bei uns, liebe Geschwister? Ach, wie oft zeigt sich bei uns Sauerteig, d. h. eine Aufgeblasenheit des Fleisches, indem wir anderen zu verstehen geben, wie weit wir schon in der Erkenntnis vorgeschritten sind, was wir alles leisten können, und mit welchem Erfolg wir durch unsere Weisheit und unseren Eifer gearbeitet haben. Ja, es kann sogar Unwahrhaftigkeit sich offenbaren, selbst Gott gegenüber, wie es bei Israel geschah, von dem der Psalmist sagt: „Sie heuchelten mit ihrem Munde, und mit ihrer Zunge logen sie Ihm; denn ihr Herz war nicht fest gegen Ihn, und sie hielten nicht treulich an Seinem Bunde" (Ps. 78, 36-37). Gar betrübend für Gott ist es, wenn die Seinen im Gebet oder in ihrer Unterhaltung über göttliche Dinge Worte gebrauchen, die über ihr Verständnis hinausgehen, die sie aber gebrauchen, weil sie diese einmal in Büchern gelesen haben. Der Herr bewahre uns vor aller Aufgeblasenheit, ja, vor allem Bösen, in welcher Form es sich auch zeigen will! Denn gar schlimm ist es und sehr betrübend für Gott, wenn solche, die sich zu dem Namen Christi bekennen, Werke des Fleisches offenbaren. Dazu wird der Sauerteig der Heiligen stets das Zeugnis schwächen, der Welt großen Anstoß geben und für das Volk Gottes den Segen aufhalten. Wandeln wir in Seinem Lichte, in Seiner heiligen Gegenwart, dann werden wir in der Kraft des Geistes das Böse niederhalten und zur Ehre des Herrn einhergehen.
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Ein Opfer, das Sauerteig enthielt, konnte Jehova nicht zum lieblichen Geruch dargebracht werden, ja, es war verboten, es als Opfer lieblichen Geruchs, als Feueropfer darbringen. Nur in zwei Fällen war es gestattet, Brot mit Sauerteig zu backen, nämlich bei der Darbringung der Erstlinge (3. Mose 2, 11-12; 3. Mose 23, 15-21) und beim Dank- oder Friedensopfer (3. Mose 7, 12-13). Die Erstlinge (zwei Webebrote: 3. Mose 23, 17) stellen die durch den Heiligen Geist geheiligte Kirche oder Gemeinde des Herrn dar, deren Glieder, obwohl sie der Stellung in Christo nach rein vor Gott stehen, doch noch eine verderbte Natur besitzen, in welcher die Sünde wohnt. Christus ist freilich in Seinem Tode dem Sauerteig unserer verderbten Natur begegnet, daher auch ein Opfer für die Sünde bei der Darbringung der Erstlinge dargebracht werden mußte: 3. Mose 23, 17-19. Die Sünde im Fleische ist am Kreuze auf Golgatha gerichtet worden und wird jetzt in den Erlösten durch die Kraft des Heiligen Geistes im täglichen Leben und Wandel niedergehalten, überwunden. Unsere verderbte Natur konnte aber, als am Kreuze das Gericht über sie erging, nicht für Gott von lieblichem Gerüche sein, doch konnte sie mittels des Opfers Christi, wodurch Sühnung für sie getan wurde, Gott dargebracht werden. Aber wie wichtig und ernst, wenn wir lesen: „Auf den Altar sollen sie (die Erstlinge, die zwei Webebrote) nicht kommen zum lieblichen Geruch" (3. Mose 2, 12).
Weiter wurde, wie wir oben daran erinnert haben, beim Dank- oder Friedensopfer Jehova Gesäuertes dargebracht. Wir lesen 3. Mose 7, 12: „Man bringe nebst dem Dankopfer ungesäuerte Kuchen dar . . . Nebst dem Kuchen soll man gesäuertes Brot als Opfergabe darbringen". Die ungesäuerten Kuchen weisen hin auf den Herrn, den Reinen und Fleckenlosen, aber das gesäuerte Brot auf die Kirche oder Gemeinde. Christus hatte bei diesen Opfern Sein Teil und der Mensch ebenfalls. Wenn auch die Kirche zur Heiligkeit berufen ist - das Leben Jesu ist in ihr und darum ist sie „Heiligkeit dem Herrn", aber es bleibt wahr, daß „in u n s, d a s i s t in unserem Fleische, nichts Gutes wohnt".
Nun haben wir gesehen, daß dem Speisopfer kein Sauerteig beigegeben werden durfte; heute wollen wir hören,
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wie auch der Honig von diesem Opfer ausgeschlossen war: „denn aller Sauerteig und aller Honig, davon sollt ihr kein Feueropfer dem Jehova räuchern" (3. Mose 2, 11).
Deutete der Sauerteig hin auf das Böse in unserer Natur, so der Honig aufs Liebliche und Anziehende in ihr, z. B. auf die Zuneigungen derer, welche wir nach dem Fleische lieben, und auf die angenehmen Beziehungen zu unseresgleichen. Man kann nicht sagen, daß diese Zuneigungen und Beziehungen böse sind, aber sie können unter Umständen ein großes Hindernis für uns werden, wenn es sich darum handelt, Gott von ganzem Herzen zu dienen und Seinen Ansprüchen an uns zu genügen oder Seinen Forderungen Folge zu leisten. Salomo sagt: „Hast du Honig gefunden, so iß dein Genüge, damit du seiner nicht satt werdest" (Spr. 25, 16). Dies will sagen: ein wenig Honig ist gut, aber zuviel gegessen, schadet er. Als Jonathan ein wenig Honig gekostet hatte, den er am Tage des Kampfes, als er in der Kraft des Glaubens für Israel stritt, im Walde fand, da wurden „seine Augen hell" (1. Sam. 14). Aber nie durfte Honig als Feueropfer dem Jehova dargebracht werden.
Es gibt manche liebliche natürliche Eigenschaften im Menschen, sei es, daß sie eine gewisse Sanftmut oder Demut offenbarten, oder Uneigennützigkeit, Freigebigkeit, Wahrheitsliebe oder dergl. Man kann diese Eigenschaften als das gelten lassen, was sie wert sind, wie der Herr diese auch einst beim reichen Jüngling anerkannte, so daß wir im Worte lesen: Jesus . . liebte ihn". Aber wir dürfen nie vergessen, daß weder im Speisopfer, noch in seinem herrlichen Gegenbilde der Honig Platz hatte. Im Herrn sehen wir vielmehr die Fülle des Geistes, den lieblichen Geruch des Weihrauchs und die erhaltende Kraft des Salzes. Er wußte der Natur und ihren Beziehungen den wahren Platz anzuweisen. Er, der in den dunklen Stunden des Gerichts vom Kreuze herab in Seiner unvergleichlichen Liebe Seiner Mutter zurufen konnte: „Weib, siehe, dein Sohn!" sprach aber zu einer anderen Zeit auch zu ihr: „Weib, was habe Ich mit dir zu schaffen?", und: „Wußtet ihr nicht, daß Ich sein muß in dem, was Meines Vaters ist?" Er war, gleich Levi, ein „Fremdling den Söhnen Seiner Mutter". Von Levi lesen

wir: „Der von seinem Vater und von seiner Mutter sprach: Ich sehe ihn nicht; und der seine Brüder nicht kannte und von seinen Söhnen nichts wußte. Denn sie haben Dein Wort beobachtet, und Deinen Bund bewahrten sie" (5. Mose 33, 8-9). Diese Worte hat der Herr in vollkommener Weise verwirklicht. Viele mögen gedacht haben, daß Seine Mutter und Seine Brüder auf Grund ihrer Verwandschaft einen besonderen Einfluß auf bloß natürlichem Boden auf den Herrn ausüben würden. Weit gefehlt! Wir lesen: „Es kommen Seine Mutter und Seine Brüder; und draußen stehend sandten sie zu Ihm und riefen Ihn. Und eine Volkmenge saß um Ihn her; sie sagten aber zu Ihm: Siehe, Deine Mutter und Deine Brüder draußen suchen Dich. Und Er antwortete ihnen und sprach: Wer ist Meine Mutter oder Meine Brüder? Und im Kreise umherblickend auf die um Ihn her Sitzenden, spricht Er: Siehe da, Meine Mutter und Meine Brüder; denn wer irgend den Willen Gottes tun wird, derselbe ist Mein Bruder und Meine Schwester und Meine Mutter!" (Mark. 3, 31-35).
So finden wir, daß der Honig bei Ihm ausgeschlossen war, statt dessen aber die Kraft des Geistes sich an Ihm offenbarte und der Gehorsam gegenüber den Forderungen Gottes.
Es könnte manchmal hart erscheinen, wenn man, um Gottes Willen zu erfüllen, auf die Bande der Natur keine Rücksicht nimmt, wie es bei den Söhnen Levis geschah, als diese nach der großen Sünde Israels am Sinai, wo das Volk zum Götzendienst zurückgekehrt war, das Schwert nahmen und erschlugen ein jeder seinen Bruder und ein jeder seinen Freund und ein jeder seinen Nachbar. Hierin lag der moralische Grund auf das Anrecht Levis, in dem Dienste des Herrn im Heiligtum verwandt zu werden, d. h. in der Tatsache, daß er seine Eltern nicht sah, seine Brüder nicht kannte, von seinen Kindern nichts wußte.
Ein Kind hat in allen von Gott anerkannten Verhältnissen zu gehorchen; ja, es kann nicht genug darauf bedacht sein, diesen Gehorsam zu leisten; aber wenn es sich um Gottes Rechte und Ansprüche handelt, müssen alle verwandschaftlichen Beziehungen verleugnet werden. Dazu gebe der Herr auch in dieser letzten, schweren Zeit viel

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Gnade, damit die Wahrheit des Wortes hoch gehalten, und der Herr geehrt und verherrlicht werde.
Jetzt kommen wir zu der Betrachtung, wie das Speisopfer zubereitet wurde. Dies geschah durchs Feuer. Es gab „Ofengebäck", oder ein „Speisopfer in der Pfanne", oder ein „Speisopfer im Napfe". Das Backen erinnert an Leiden, und zwar im Blick auf das große Gegenbild der Leiden Christi. Da aber das Speisopfer ein Opfer „lieblichen Geruchs" war, so dürfen wir hier nicht an die sühnenden Leiden des Herrn denken, nicht an das Ertragen des Zornes Gottes wegen der Sünde. Diese Leiden sind vorgebildet im Sund- und Schuldopfer, von denen nie gesagt wird, daß sie Opfer „lieblichen Geruchs" waren.
Was die Leiden Christi betrifft, die im Speisopfer vorgebildet sind, so haben wir an drei Arten zu denken:
1. Leiden um der Gerechtigkeit willen.
2. Leiden durch die Macht des Mitgefühls.
3. Leiden durch Vorempfindung.
In Seinem Leben litt der Herr um der Gerechtigkeit willen, im Tode dagegen wegen unserer Sünde. Während Seines Lebens taten Satan und unter seinem Einfluß die Menschen ihr Äußerstes, dem Herrn Leid zuzufügen. Er wurde versucht, verfolgt, verspottet, geschlagen und ans Kreuz geheftet. Und selbst am Kreuze gaben die Menschen ihrem tödlichen Hasse gegen Ihn Ausdruck in allerlei Lästerworten. Aber in all diesen Leiden verherrlichte Er Gott und erweckte so dessen ganzes Wohlgefallen. Petrus schreibt von Ihm: „Der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich Dem übergab, der recht richtet".
Teure Geschwister, möchten wir in Seinen Fußstapfen wandeln und geduldig ertragen, wenn uns die Welt schmäht, haßt und verfolgt um der Gerechtigkeit willen! Der Herr ruft uns zu: „Freuet euch und frohlocket, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln" (Matth. 5, 12). Aber wie leicht vergessen wir uns, wie leicht sind wir geneigt, das Böse mit Bösem zu vergelten, anstatt durch Gutestun feurige Kohlen auf das Haupt der Feinde zu sammeln. Da kann es sein, daß wir auch leiden, aber um des Bösen willen. Doch was für ein Ruhm ist es, wenn wir aus-

harren, indem wir sündigen und geschlagen werden? Der Herr möge uns vor allem Bösen bewahren und Gnade schenken, daß wir Ihn inmitten des Bösen verherrlichen!
Nun laßt uns weiter sehen, wie der Herr durch die Macht 'des Mitgefühls gelitten hat. Diese Art Leiden läßt uns einen Blick in Sein zärtlich liebendes Herz tun.
Wie ward Er bewegt,
Von Mitleid erregt
Beim Anblick der mancherlei Leiden!
Der Prophet hatte schon von Ihm geweissagt; „E r Selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten" (Matth. 8, 17). Dies soll nicht heißen, daß Er unsere Krankheiten, Schwachheiten und Schmerzen weggenommen hat, so daß kein Gläubiger mehr zu leiden braucht, (leider lehren dies schwarmgeistige Christen), sondern daß Er mit Seinem ganzen Herzen Sich in unsere Leiden versenkt und Sein vollkommenes Mitgefühl geäußert hat, wobei Er in Seiner Seele litt. Wie war z. B. Sein Geist bewegt am Grabe des Lazarus. Wir lesen „Er seufzte tief im Geiste und erschütterte Sie h", und wiederum: „Jesus vergoß Tränen". Welch ein tiefes Weh legte sich auf Seine heilige, zarte empfindsame Seele, als Er durch den Tod des Lazarus daran erinnert wurde, was die Sünde angerichtet, welch ein Leid und Elend sie über den armen Menschen gebracht hat. Er fühlte in Seinem heiligen Wesen den Schmerz weit mehr als alle, welche den Leiden unterworfen waren. Seine Gefühle, Seine Empfindsamkeit, Seine Liebe waren vollkommen; daher vermag auch niemand zu beurteilen, wie sehr Er gelitten hat beim Durchgang durch diese Welt beim Anblick alles dessen, was die Sünde an Leid dem Menschen verursacht hat.
Lieber Leser, der du vielleicht jetzt in tiefem Leid bist und nicht ein und aus weißt, schaue auf den Herrn, auf Ihn, der einst die Tränen der Witwen und Waisen getrocknet hat und so oft im Geiste seufzte, wenn der Menschen Leiden und Nöte Sein Auge trafen und ihre Klagen Sein Ohr erreichten! Vertraue Ihm! Er wird dir Sein inniges Mitgefühl offenbaren und dich „trösten wie einen, den seine Mutter tröstet" (Jes. 66, 13).



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Aber vergessen wir auch nicht, unser Mitgefühl den Leidenden entgegenzubringen, zu „weinen mit den Weinenden"!
Zuletzt haben wir noch zu betrachten die Leiden des Herrn durch Vorempfindung. Diese finden wir in besonderer Weise bei Ihm in Gethsemane. Hier warfen der Tod und das Gericht Gottes über die Sünde, das Er erleiden sollte zur Erlösung des Menschen, ihre finsteren Schatten voraus. Im Geiste sah Er, was dort über Ihn kommen mußte, wenn Er den Platz des Sünders am Kreuze einnahm. Wir lesen: „Er fing an betrübt und beängstigt zu wer d en", und Er sprach: „Meine Seele ist sehr betrübt bis zum Tod e". Dann zog Er Sich einen Steinwurf weit zurück von Seinen drei Jüngern, den Augenzeugen Seiner Leiden, fiel auf Sein Angesicht und betete: „M ein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber. Doch nicht wie Ich will, sondern wie Du willst!" „Und als Er in ringen dem Kampfe war, betete Er heftiger. Es wurde aber Sein Schweiß wie große Blutstropfen, die auf die Erde fielen" (Matt. 26; Luk. 22).
Teurer Leser, welch ein Weh muß dort durch die heilige Seele unseres geliebten Herrn gegangen sein! Und doch war es nur die Vorempfindung und noch nicht die Wirklichkeit. Diese sehen wir erst am Kreuze, und zwar in jenen drei Stunden, wo Er von Gott verlassen war. Möchten wir doch oft und viel im Geiste da weilen, wo der Herr gelitten hat! Einerseits werden wir uns mehr bewußt werden, wie sehr Er uns geliebt hat, andererseits aber auch mehr Einsicht bekommen in die Hässlichkeit der Sünde und mit tiefem Schmerz bekennen:
Ja, ich und meine Sünden
Die sich wie Krönlein finden
Des Sandes an dem Meer,
Die haben Dir erreget
Das Elend, das dich schlaget,
Und all der Marter großes Heer.

Die teilnehmenden Personen beim Speisopfer.
Wir haben bisher die Bestandteile des Speisopfers betrachtet; jetzt bleibt uns noch übrig, auf die teilnehmenden Personen hinzuweisen.
Wenn das Gedächtnisteil vom Speisopfer für Jehova abgehoben und auf dem Altar geräuchert war (Kap. 2, 9), Ihm zum lieblichen Geruch, dann durften Aaron und seine Söhne das übrige vom Speisopfer essen, und zwar „ungesäuert an heiligem Orte, im Vorhof des Zeltes der Zusammenkunft" (3. Mose 6, 9). Es war „ein Hochheiliges von den Feueropfern Jehovas" (3. Mose 2, 3).
In Aaron und seinen Söhnen haben wir, wie schon früher erwähnt, ein Vorbild von der Versammlung (Gemeinde), deren Glieder alle Priester Gottes sind. Diese sollen sich nähren von dem göttlichen Speisopfer, d. i. von den Vollkommenheiten des Menschen Jesus Christus. Dies kann aber nur geschehen in der Kraft einer im täglichen Leben und Wandel verwirklichten Heiligkeit; darum lesen wir: „ungesäuert soll es gegessen werden an heiligem Ort e", und wiederum: „Alles was sie anrührt, wird heilig sein" (3. Mose 6, 11). Wir haben daher nötig, uns stets zu prüfen, ob unsere Stellung, unser Verhalten, unsere Verbindungen und unser Verkehr der Heiligkeit des Herrn entspricht. Wenn dies der Fall ist, können wir uns vom Herrn nähren, dessen menschliche Natur die Speise der Priester Gottes ist. Christus ist das wahre Brot, das aus dem Himmel hernieder gekommen ist, um der Welt das Leben zu geben, und damit wir, die Erlösten, als Priester durch den Glauben von diesem Brote essen möchten. Da das Speisopfer ein „Hochheiliges" war, so durften nur Aaron und seine Söhne davon essen; die Töchter waren vom Genuß des Speisopfers ausgeschlossen. Die Söhne vertreten den Gedanken der Kraft, die Töchter den der Schwachheit. Wer aber könnte sich von Christo nähren, wenn nicht die, welche geheiligt sind und durch den Heiligen Geist das Leben des Glaubens leben! Welche Gnade nun für uns, in Ihm, dem Heiligen, der „sanftmütig und von Herzen demütig" war und als das Licht der menschlichen Vollkommenheiten leuchtete inmitten eines verderb-


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ten Geschlechtes, das zu genießen, was allein die Seele nährt, erquickt und heiligt.
Christus bringt uns stets vor Gott; Er weiht uns allezeit Ihm. Möchten wir recht fühlen, was es für uns bedeutet, vom Herrn stets Gott dargebracht zu werden und das herrliche Vorrecht zu haben, durch den Geist das Leben Jesu zu betrachten, um zu erkennen, wie köstlich dieses Leben für Gott und wie gesegnet es für die Menschen gewesen ist!
Christus ist unser Vorbild, und indem wir Ihn in Seinem heiligen Leben und Wandel betrachten, werden wir gestärkt, Ihm nachzufolgen und denselben Weg zu gehen, den Er zur Freude und Wonne Gottes gegangen ist. Auf diese Weise werden unsere Herzen auch an den Herrn gefesselt; ja, wir werden gebildet und umgestaltet in Sein Bild. Denn wer sich von Ihm nährt, über Ihn sinnt und hinter Ihm her in Seinen Fußstapfen geht, kann unmöglich dem Stolz, Hochmut und Eigenwillen Raum geben; aber er empfängt Kraft, in der Demut des von Herzen demütigen Herrn die Welt zu durchschreiten.
Wie unermesslich groß ist doch die Gnade, die uns in die innige Gemeinschaft mit dem Herrn gebracht hat, damit wir teilnehmen könnten an dem, was die Wonne Gottes, unseres Vaters, ausmacht! Dies ist unser ewiges und unveränderliches Teil, worauf die Worte in 3. Mose 6, 11 hinweisen: „ein für ewig Bestimmtes bei euern Geschlechtern von den Feueropfern Jehova s".
Möchten wir doch Gebrauch machen von dieser Gnade, ausgeleert sein von uns selbst und in der Kraft des Geistes vorangehen, damit alle unsere Worte und Werke einen lieblichen Geruch für Gott ausströmen, sei es ein Dienst am Wort, eine Unterhaltung mit einem Unbekehrten oder Gläubigen, ein Krankenbesuch, das Schreiben eines Briefes oder die Darreichung einer Gabe für Bedürftige. Wenn wir uns aber vor dem Herrn prüfen, ob von unseren Worten und Werken lieblicher Geruch zu Gott aufgestiegen ist, dann werden wir uns sicher über vieles zu verurteilen haben, was Gott nicht zur Freude und Ehre und den Menschen nicht zum Segen gereichte. Als Jünger Jesu sollten wir stets etwas von Seiner Liebe, Selbstlosigkeit, Demut, Güte und 48

Heiligkeit ausstrahlen. Schlimm ist's, wenn statt dessen Eigennutz, Selbstsucht, Streitsucht, Hochmut, Ungehorsam, Weltförmigkeit, Geldliebe, Eitelkeit und Trägheit bei uns gesehen werden. Ja, wie schlimm, wenn man wegen jeder Kleinigkeit aufgeregt wird, harte Worte gebraucht und unbarmherzig über die herfährt, die eines kleinen Fehlers sich schuldig gemacht haben.
Teure Geschwister, unsere Zeit ist gedrängt; der Herr kommt bald. Was gedenken wir zu tun? Wie wollen wir unsere Zeit verwenden? O, möchte unser Herzensentschluss vor1 dem Herrn sein, in den Fußtapfen Dessen zu wandeln, der Gott einst hier verherrlicht und dessen Leben allezeit ein duftender Wohlgeruch für das Herz Gottes war!
Mit Dir, o Jesu, sind wir schon vereint hienieden. Drum mahnst Du uns, gesinnt zu sein, wie Du es wäret, Zu tragen Deine Schmach, von Sund' und Welt geschieden, Bis Du Dich völlig offenbarst.
Und allezeit bist Du uns nah' - o welche Freude! Bist in der Wüste hier schon unser Lebensquell. Du führst uns aus und ein, nährst uns auf grüner Weide, Tränkst uns an Wassern, rein und hell.
Du schenkst uns Trost und Kraft, daß wir hier nicht ermatten, Versäumst uns nie, liebst völlig uns zu jeder Zeit. Hast uns gesammelt unter Deiner Flügel Schatten, Wo stets wir ruhn in Ewigkeit.