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Psalmen Walvoord

Die Psalmen (Allen P. Ross)

 

EINFÜHRUNG

 

Von allen Büchern des AT schildern die Psalmen am deutlichsten den Glauben des einzelnen an den Herrn. Die Psalmen sind die inspirierten Antworten der Herzen der Menschen auf Gottes Offenbarung seiner selbst im Gesetz, in der Geschichte und in der Prophetie. Die Heiligen aller Zeitalter haben diese Sammlung von Gebeten und Lobpreisungen in ihren Gottesdiensten und bei der persönlichen Anbetung benutzt.

 

 

Der Name des Buches

 

Der deutsche Name "Psalmen" (oder "Psalter") kommt von der griechischen Übersetzung des AT, der LXX her. Im Codex Vaticanus (4. Jh. n. Chr.) wird der Name Psalmoi und der Untertitel Biblos psalmNn ("Buch der Psalmen") gebraucht; im Codex Alexandrinus (5. Jh.) erscheint der Name Psalterion . Das griechische Wort psalmos , das eine Übersetzung des hebräischen Wortes mizmNr darstellt, bedeutet Musik, die von Streichinstrumenten begleitet wird. Unter dem Einfluß der LXX (Septuaginta) und des Christentums bezeichnete das Wort psalmos ein "Loblied" ohne Betonung auf der Begleitung durch Streichinstrumente (Christoph Barth, Introduction to the Psalms , New York, Scribners and Sons, 1966, S. 1). Weil mizmNr in der Überschrift von 57 Psalmen gebraucht wird, benutzten die griechischen Übersetzer die Übersetzung dieses Wortes für die Überschrift der gesamten Sammlung.

In der hebr. Bibel lautet der Titel des Buches sEPer t+hillIm , "Buch des Lobpreises", was sich eher auf den Inhalt als auf die Form bezieht. Dieser Titel paßt auf die Sammlung der Hymnen, die für Israels Anbetung gebraucht wurden, denn die meisten der Psalmen haben das Lob zum Inhalt. Claus Westermann zieht in seiner Studie der verschiedenen Klagepsalmen den Schluß, daß er keine Psalmen gefunden hat, die nicht über Bitte und Klage zum Lob Gottes fortschreiten ( The Praise of God in the Psalms , S. 74). In den Titeln findet man t+hillCh ("Lobpreis") nur einmal ( Ps 145 ), aber der Begriff wird etwa 28mal im ganzen Buch benutzt. T +hillIm könnte ein formaler Begriff für das Buch sein, denn der übliche Plural von t+hillCh ist t+hillNT .

 

 

Die Stellung im Kanon

 

In der hebr. Bibel gehört das Buch der Psalmen zum dritten Teil, den Schriften (nach dem Gesetz und den Propheten). In den hebr. Manuskripten erscheinen die Psalmen gewöhnlich am Anfang der Schriften.

An diese Anordnung des biblischen Kanons halten sich die deutschen Bibeln nicht, deren Anordnung auf den griechischen und lateinischen Übersetzungen beruht. Hier scheinen die Anordnung der Propheten und der Schriften thematisch und chronologisch zu sein.

 

 

Das Wesen der Psalmen

 

1. Religiöse lyrische Dichtung Die Psalmen sind die umfangreichste Sammlung antiker lyrischer Poesie, die noch existiert. Lyrische Dichtung drückt in unmittelbarer Art und Weise die persönlichen Gefühle des Dichters aus. Als Teil des AT ist diese Dichtung notwendigerweise auch religiöser Natur. Religiöse lyrische Poesie ist der Ausdruck derjenigen Gefühlsregungen und Empfindungen, die von dem Gedanken an Gott hervorgerufen und auf ihn ausgerichtet werden (A.F. Kirkpatrick, The Book of Psalms , S. X).

Viele Psalmen sprechen Gott mit ihren poetischen Ausdrücken der Bitte und des Lobes unmittelbar an. Sie spiegeln all die religiösen Empfindungen des Gläubigen wider - seine Ängste, Zweifel und Tragödien wie auch seine Triumphe, Freuden und Hoffnungen. Die Psalmisten haben vielfach ihre eigenen Erfahrungen als Beispiele für die Bedürfnisse der Menschen und der Güte und Gnade Gottes herangezogen. Der Gesang über frühere Errettungen in leicht zu behaltender didaktischer Poesie vermittelte den Gläubigen in den Stunden der Versuchung Hilfe und Trost und warnte vor Unglauben und Ungehorsam. In dieser Hinsicht jubelten die Psalmisten über das Gesetz Gottes, das ihnen Hilfe, Führung und Anleitung zum Wohlergehen war. Mehrere Psalmen schließen auch Israels "Weisheit" oder Lebensphilosophie mit ein. Diese Hymnen spiegeln die moralischen Lehren der Sprüche und anderer Teile der Weisheitsliteratur wider.

Weil die Psalmen das "Gesangbuch" für den Tempel bildeten, werden in ihnen häufig die Zeremonien des Heiligtums gefeiert, und die Psalmisten frohlocken darin, daß sie den Vorzug genießen, sich Gott an seinem heiligen Berg nähern zu dürfen. Dieser Aspekt der Psalmen macht das Buch in Verbindung mit der Entfaltung persönlicher religiöser Erlebnisse zum mächtigsten und vollständigsten Ausdruck der Anbetung des alten Israel. Durch die Form der lyrischen Poesie konnten sie nicht vergessen werden.

Die Psalmen offenbaren, daß die Israeliten ein stark religiöses Volk waren, das Gott mit einem stark ausgeprägten Sinn für das Richtige und das Falsche verehrte. Sie betrachteten sich als das Bundesvolk Gottes und traten der Bosheit und dem Unglauben entgegen. Ihr tägliches Handeln, die Feiern des Volkes und ihre militärischen Aktionen wurden in religiöser Hingabe durchgeführt. Die Tatsache, daß die Gesänge diese Hingabe widerspiegeln, macht sie nur um so verwendbarer für die Erbauung der ganzen Glaubensgemeinschaft.

2. Die sinnträchtige Sprache Lyrische Poesie unterscheidet sich von anderen literarischen Formen dadurch, daß es sich in ihr um eine verdichtete Form der Predigt mit absichtlich künstlerischen Elementen handelt. Die Verdichtung geschieht durch den Gebrauch von Bildern, Symbolen, Figuren, gefühlsmäßig bestimmten Worten und Worten mit mehrfacher Bedeutung. Die Bilder, die in den Psalmen benutzt werden, sind oft auf die Erde bezogen, denn die Israeliten waren zum großen Teil ein Volk von Bauern und Hirten, die in ländlichen Gebieten inmitten der Natur lebten. Es werden auch militärische Bilder gebraucht, weil sie häufig in Kriege zur Eroberung des Landes und in Verteidigungskriege gegen die Verwüstungen durch Reiche, die zu dieser Zeit zur Züchtigung Gottes gehörten, verwickelt waren. Um die verwendeten poetischen Ausdrücke vollständig zu verstehen, muß man die kulturellen Erfahrungen des Volkes nachempfinden.

Sinnträchtige Sprache, die in prophetischer Rede gebraucht wird, ermöglicht den Psalmisten, mehrere Dinge gleichzeitig auszudrücken. Weil die Wahrheit in Wortgemälden ausgedrückt wird, ruft sie im Leser das Gefühl hervor, das der Dichter hatte, als er die Zeilen schrieb. Sie erwecken im Leser die gefühlsmäßige Bedeutung der Worte ebenso wie ihre intellektuelle Bedeutung. Zum Beispiel konnte der Dichter die Lebenskraft und die Standfestigkeit eines geistlichen Menschen mit dem Bild eines am Wasser gepflanzten Baumes darstellen oder die Angst des Mutlosen durch das Bild von schmelzendem Wachs oder die verbalen Angriffe der Bösen durch die Symbolik von Schwertern und Bögen. Also muß sich eine Auslegung der Psalmen über solche Bilder im klaren sein, um sowohl die intellektuelle als auch die gefühlsmäßige Bedeutung der Dichtung zu erkennen. Mit einem Wort, die Psalmen müssen als religiöse lyrische Poesie behandelt werden.

Verschiedene Überschriften werden benutzt, um die verschiedenen Typen der Psalmen in diesem Buch zu bezeichnen. MizmNr , mit "Psalmen" übersetzt, ist die Überschrift von 57 Psalmen. Der Ausdruck stand für ein Lied, das von Saiteninstrumenten begleitet wurde. "Lied" ist die Übersetzung von s¯r und wird für 12 Psalmen gebraucht. Ein maRkIl ist möglicherweise "ein besinnliches Gedicht". Dreizehn Psalmen tragen diese Überschrift. Die Bezeichnung miKtAm steht am Beginn von sechs Psalmen. Später meinte man, die Bedeutung davon sei "Epigramm" oder "aufgeschriebenes Gedicht", was jedoch umstritten ist. Fünf Psalmen werden mit "Gebete" ( t+PillCh ) überschrieben, und einer wird "Lobpreis" ( t+hillCh , Ps 145 ) genannt.

3. Das Metrum Die Tatsache, daß die Psalmen künstlerisch konstruiert sind, bedeutet, daß sie die Komponenten der künstlichen Form in vollem Maße und mit großer Häufigkeit entfalten, einschießlich von Mustern, der Gestaltung, der Einheitlichkeit, der Ausgeglichenheit, der Harmonie und der Vielfalt. Die Psalmisten waren geistvoll und schöpferisch; sie hielten ihre künstlerische Leistung für ebenso wichtig wie den Inhalt selbst.

Die Grundlage der Poesie ist das Metrum. Die hebräische Poesie hat zweifellos Metrum und Rhythmus, aber es ist jetzt noch nicht möglich, das Metrum mit Sicherheit zu bestimmen. Die meisten Kommentatoren begnügen sich damit, die Zahl der betonten hebräischen Worte oder die Worteinheiten in einer Zeile als Grundlage ihrer poetischen Analyse zu zählen. Weil nur wenige Psalmen beständig einem metrischen Muster betonter Wörter folgen, können die Versuche, den Text gemäß vorhergefaßter oder neuartiger Vorstellungen über das Metrum zu rekonstruieren, nicht überzeugen.

4. Der Parallelismus Das vorherrschende Kennzeichen der Struktur hebräischer Poesie ist die Wiederholung der Bedeutung in parallelen Ausdrücken - dem sogenannten poetischen Parallelismus. Der biblische poetische Vers hat normalerweise zwei oder mehr dieser parallel aufgebauten Einheiten. Die Beziehung zwischen den parallel aufgebauten Einheiten muß untersucht werden, um die Bedeutung eines Verses als Ganzes zu bestimmen. Die folgenden Kategorien der Parallelismen sind zum Standard geworden und können benutzt werden, um die Beziehungen der Einheiten untereinander auszudrücken (vgl. auch A. A. Anderson, The Book of Psalms , 1,40-2; und James L. Kugel, The idea of Biblical Poetry: Parallelism and Its History, New Haven, Conn., Yale University Press, 1981).

Der synonyme Parallelismus beschreibt die größte Ähnlichkeit zwischen den beiden folgenden Zeilen. Ein Ausdruck oder eine gedankliche Einheit in dem einen Teil wird zu einem entsprechenden Ausdruck oder einer gedanklichen Einheit in der nächsten Zeile parallel gesetzt. In den folgenden Beispielen sind die parallelen Elemente entsprechend der betonten Worte in den hebräischen Versen aufgeteilt worden:

"Und Israel / kam nach / Ägypten; //

Jakob / war ein Fremder / im Lande Ham" ( Ps 105,23; Übers. des Autors).

Der gegensätzliche Parallelismus hält die parallelen Elemente durch den gedanklichen Gegensatz oder Kontrast im Gleichgewicht:

"Am Morgen / blüht es / und sproßt es; //

am Abend / verwelkt es / und es verdorrt" ( Ps 90,6; Übers. des Autors).

Der symbolische Parallelismus taucht dann auf, wenn eine der parallelen Einheiten eine metaphorische Aufklärung der anderen ist:

"So wie sich ein Vater / über seine Kinder / erbarmt; //

so erbarmt sich / der Herr / über die, die ihn fürchten" ( Ps 103,13; Übers. des Autors).

Die Anordnung der Worte muß innerhalb des Verses in den parallelen Ausdrücken nicht zwangsläufig dieselbe sein. In der Tat wird die Anordnung der Worte manchmal umgekehrt, um einen Chiasmus in der Poesie zu bilden. Darüber hinaus ist der Parallelismus häufig unvollständig . Zwei Arten können unterschieden werden:

Der unvollständige Parallelismus mit Ersatz bezieht sich auf einen Vers, in welchem nur einige der Ausdrücke parallel stehen, selbst wenn beide Teile dieselbe Anzahl Ausdrücke aufweisen:

"Du wirst vertilgen / ihre Nachkommen / vom Erdboden;//

und ihre Kinder / aus den / Menschenkindern" ( Ps 21,11; Übers. des Autors).

Dieser Typus kann auch mit wiederholten Ausdrücken in einem Stufenparallelismus erscheinen, der unter dem Namen Klimaxparallelismus bekannt ist:

"Gebt / dem Herrn, / o ihr Himmlischen, //

gebt / dem Herrn / Ehre und Stärke, //

gebt / dem Herrn / die Ehre seines Namens, //

betet / den Herrn an / in heiliger Pracht" ( Ps 29,1-2; Übers. des Autors).

Der unvollständige Parallelismus ohne Ersatz bezieht sich auf einen Vers, in dem eine der Zeilen weniger Worte hat:

"O HERR, / strafe mich nicht / in deinem Zorn //

oder züchtige mich nicht / in deinem Grimm" ( Ps 6,2; Übers. des Autors).

Wenn der zweite parallele Ausdruck ganz aus dem Ersatz besteht (wenn er z. B. einfach den Gedanken des ersten Satzteiles fortführt), wird der Parallelismus als formal bezeichnet (und ist deshalb kein wirklicher Parallelismus):

"Ich habe eingesetzt / meinen König // auf Zion, / meinem heiligen Berg" ( Ps 2,6 ).

Einige empfinden es immer noch als hilfreich, Lowths allgemeine Kategorie des "synthetischen Parallelismus" statt des "unvollständigen Parallelismus" zu gebrauchen. Im synthetischen Parallelismus entwickelt die zweite Zeile den Gedanken der ersten Zeile weiter fort.

Der Parallelismus beschreibt die Beziehung der Ausdrücke innerhalb der Verse ( inwendiger Parallelismus ); bisweilen spiegelt er auch die Beziehungen zwischen den Versen wider ( äußerlicher Parallelismus ).

5. Die stilistische Gestaltung des Textes Abgesehen von einigen wenigen Psalmen ist die Aufteilung der Zeilen in Stanzen oder Strophen nicht üblich. Der Ps 119 ist dafür vielleicht am bekanntesten, denn er ist in 22 Strophen zu je acht Versen unterteilt. Einige wenige Psalmen haben zur Hervorhebung ihrer strophischen Gestaltung einen Refrain (z. B. Ps 42,6.12; 43,5; 57,6.12; 80,4.8.20 ).

Bestimmte Psalmen sind als Akrostichon alphabetisch angeordnet, d. h., jeder Vers beginnt mit einem anderen Buchstaben des hebräischen Alphabets in fortlaufender Anordnung ( Ps 9-10 [diese beiden Psalmen bilden zusammen ein Akrostichon]; Ps 25; 34; 37; 111 - 112; 145 ). Dieser Stil wird ebenso in Ps 119 verwendet, in dem jeder der acht Verse in jedem der 22 Abschnitte mit demselben Buchstaben beginnt. Neben anderen Gründen ist diese Struktur auch eine Gedächtnishilfe gewesen.

6. Musik und Melodie Im Lobpreis Israels werden Musik und Musikinstrumente erwähnt. Zimbeln, Tamburine, Blasinstrumente und Saiteninstrumente verschiedener Art werden aufgezählt. Es wird daran deutlich, daß die musikalische Begleitung im großen Umfang üblich gewesen sein muß.

Zudem weisen viele Bemerkungen in den Überschriften der Psalmen auf die Musik hin. An erster Stelle steht der Ausdruck "an den Chorleiter" ( lam+nassEah ) in 55 Psalmen. Obgleich es über diese Überschrift zahlreiche Spekulationen gibt, beziehen sie sich möglicherweise auf den für die Tempelmusik verantwortlichen obersten Musiker. Die so bezeichneten Psalmen könnten eine Sammlung von Liedern umfaßt haben, die an den Tempel für den Gottesdienst übergeben wurden.

Der Ausdruck "Söhne Korach", der in den Psalmen 42; 44-49; 84; 87-88 vorkommt, bezieht sich möglicherweise auf die musikalischen Darsteller aus dieser Familie. Andernfalls müßte man bei diesen Psalmen an eine mehrfache Autorschaft denken, und eine doppelte Autorschaft wäre für Ps 88 erforderlich. Y +DUTUn ("Jedutun"; Ps 39;62;77 ) könnte sich auch auf eine Vereinigung von Musikern beziehen, denn Jedutun war einer der obersten Musiker bei David ( 1Chr 16,41 ).

Andere Überschriften dienen ebenfalls dem Hinweis auf die Musik. N +GInNT ( Ps 4; 6; 54-55; 67; 76 ) bedeutet "mit Saiteninstrumenten". Ps 61 enthält das Wort n+GInaT (Sg.) "mit einem Saiteninstrument". {+mInIT ( Ps 6;12 ) bedeutet vielleicht "mit einer achtsaitigen Laute". N eHIlNT ( Ps 5 ) ist unklar, könnte sich jedoch auf Flöten beziehen, die zum Ausdruck der Klage gebraucht wurden. G ittIT ? ( Ps 8;81;84 ) ist ebenfalls schwierig zu deuten; es könnte "Weingesang" oder "Instrumente aus Gat" bedeuten. Z!AmNT ( Ps 46 ) bedeutet möglicherweise "Mädchen"; es könnte auf ein von weiblichen Stimmen gesungenes Lied Bezug nehmen.

S elCh , das sich in mehreren Psalmen findet - nie jedoch zu Beginn eines Psalmes - könnte anzeigen, an welcher Stelle der Anbeter seine Stimme zu "heben" hatte. (Vielleicht ist S elCh mit sAlal , "heben, erheben", verwandt.) S elCh kommt 71mal in den Psalmen vor, befand sich aber wohl nicht ursprünglich im Text, sondern wurde später, wenn auch sehr früh, hinzugefügt.

Einige Psalmen enthalten auch Hinweise zur Melodie. "Zur (Melodie der) Lilie/Lilien" findet sich in Ps 45;60;69 und 80; "Zur Hirschkuh des Morgens" (so wörtlich aus dem Hebr. ) in Ps 22 und "Zur stillen Taube der Ferne" in der Überschrift von Ps 56; "Zerstöre nicht" in den Psalmen 57 - 59 und 75. Die Bedeutung von Zl-mUT labbEn in Ps 9 ,von Zl-mAHXlaT in Ps 53 und von Zl-mAHXlaT l+annNT in Ps 88 ist umstritten und ungewiß.

Diese Angaben in den Überschriften der hebräischen Psalmen verweisen möglicherweise auf Melodien oder liturgische Regeln.

 

 

Autor und historische Anräposigaben

 

In den Kommentaren wurde lange die Übersetzung der aus einem Konsonant und einem Vokal bestehenden Präposition lAmeD diskutiert, die traditionell als Hinweis auf den Autor des jeweiligen Psalms verstanden wurde (z. B. l+=DAwiD = "von David"). In neuerer Zeit sind kritische Stimmen laut geworden, wobei nicht immer klar zu entscheiden ist, ob es wirklich um grammatische und historische Einwände geht oder ob der Ausgangspunkt ist, daß man die Autorschaft bestimmter Psalmen, vor allem davidischer Psalmen, generell in Frage stellt.

Das AT bezeugt, daß David ein Liedersänger und der eigentliche Organisator der Zunft der Tempelmusiker war ( 1Chr 15,3-28; 16,4-43; 23,1-5; 25; 2Sam 6,5; vgl. auch 1Chr 13,8 ). Die Tradition Israels beschreibt David als Verfasser heiliger Lieder.

Darüber hinaus kann die Präposition lAmeD grammatisch durchaus die Autorschaft bezeichnen. Sie kann "für", "zu", "von" usw. bedeuten. Ihr Gebrauch zur Bezeichnung des Autors ist in nordwestlichen semitischen Inschriften, in anderen semitischen Sprachen, wie etwa dem Arabischen, und in anderen biblischen Texten (z. B. Hab 3,1 : "von Habakuk") gut belegt. Auch wenn der Ausleger die Präposition anders verstehen kann, gibt es doch genügend Beweise, um den Gebrauch zur Bezeichnung der Autorschaft zu unterstützen.

Allerdings muß jeder Psalm für sich genommen und die Übersetzung der Präposition lAmeD immer mit dem internen Befund des Psalmes verglichen werden, da sie so viele verschiedene Bedeutungen hat. Die generell ablehnende Einstellung gegenüber den Überschriften der Psalmen ist jedoch nur Teil der generellen bibelkritischen Skepsis gegenüber dem Alter der Psalmen. Viele bibelkritische Ausleger datieren viele Psalmen in die nachexilische oder gar in die makkabäische Zeit. Die ugaritischen Tafeln von Ras Schamra beweisen jedoch das Alter dieser Gattung der Dichtkunst. Ausleger sollten daher die Überschriften der Psalmen sehr sorgfältig untersuchen und ernst nehmen. Immerhin sahen auch Christus und die Apostel sie als Zeugnis für die persönliche Autorschaft der Psalmen an.

Die Autorenangaben sind von großem Interesse, wenn man sie zusammenstellt:

Ps 90 von Mose;

73 Psalmen von David;

Ps 50 und Ps 73-83 von Asaf;

Ps 88 von Heman, dem Esrachiter (vgl. 1Kö 4,31 );

Ps 89 von Etan, dem Esrachiter;

Ps 72 und Ps 127 von Salomo.

Ps 59 (Asaf, Heman und Etan waren levitische Musiker, 1Chr 15,17.19; vgl. 1Chr 6,39; 2Chr 5,12 ).

 

steht mit 1Sam 19,11 in Verbindung;

Ps 56 mit 1Sam 21,10-15;

Ps 34 mit 1Sam 21,10-22,2;

Ps 52 mit 1Sam 22,9;

Ps 54 mit 1Sam 23,15-23;

Ps 7 mit 1Sam 23,24-29 (was jedoch umstritten ist);

Ps 57 mit 1Sam 22,1-2 (bei Adullam) oder mit 1Sam 24 (bei En-Gedi);

Ps 142 zu denselben Stellen, da er ebenfalls von Davids Aufenthalt in einer Höhle berichtet;

Ps 60 mit 2Sam 8,8.13; 1Chr 18,9-12 ,möglicherweise als Zitat;

Ps 18 mit 2Sam 22 ,wobei beide Texte fast identisch sind;

Ps 51 mit 2Sam 11-12;

Ps 3 mit 2Sam 15-18;

Ps 63 mit 2Sam 15,23 (nach einigen Auslegern);

Ps 30 mit 1Chr 21,1-22,1 (nach einigen Auslegern). (Der Inhalt von Ps 30 legt nahe, daß David den Psalm zur Tempelweihung schrieb, nachdem er sündigte, indem er das Volk zählte, und nachdem er das Grundstück für den Tempel erworben hatte.)

Auch diese Angaben belegen, daß viele Psalmen von David selbst geschrieben wurden. Viele der davidischen Psalmen sind mit Ereignissen aus Davids Jugend verbunden.

 

 

Die Entstehung der Psalmen

 

Weil sich die Niederschrift der Psalmen über solch eine lange Zeit erstreckte, muß es mehrere Etappen der Sammlung gegeben haben. Davids Bestimmung der Musik zur Anbetung im Tempel wurde bereits erwähnt. Ps 72,20 enthält die Bemerkung "Zu Ende sind die Gebete Davids, des Sohnes Isais". Mehrere Psalmen vor Ps 72 werden David nicht zugeschrieben, und 17 Psalmen danach stammen von ihm. So bezieht sich diese Anmerkung möglicherweise auf eine frühere Psalmensammlung.

Auch andere Könige haben in ihren Reformen für die Musikzünfte und Tempelmusiker eine Organisation geschaffen. Salomo ordnete Tempelgesang an ( 2Chr 5,11-14; 7,6; 9,11; Pred 2,8 ), ebenso wie Joschafat ( 2Chr 20,21-22 ) und Jojada ( 2Chr 23,18 ). Bei Hiskias Reformen wurden die Musikzünfte wieder ins Leben gerufen ( 2Chr 29,25-28.30; 30,21; 31,2 ). Hiskia wies die Leviten an, mit den Worten Davids und Asafs Lobgesänge zu singen ( 2Chr 29,30 ). Später setzte Josia die Tempelmusik und die Musikzünfte wieder ein ( 2Chr 35,15.25 ).

Die Psalter entstanden also allmählich, und sie wurden häufig überarbeitet und neu strukturiert. Die erste Etappe war die Niederschrift der persönlichen Psalmen, von denen einige zur Anbetung gesammelt wurden. Nicht alle alten hebräischen Psalmen sind in dieses Buch gelangt. Die Gesänge Moses ( 2Mo 15,1-18; 5Mo 32,1-43 ), Mirjams ( 2Mo 15,21 ), Deboras ( Ri 5 ), Jonas ( Jon 2 ) und sogar einige der Lieder Davids ( 2Sam 1 ) sind nicht aufgenommen worden, zum Teil, weil sie bereits schriftlich vorlagen. Zur Zeit Davids schrieben auch die Leviten Psalmen für den Tempeldienst ( 1Chr 16,4 ).

Die Sammlung der Psalmen war die nächste Stufe. Möglicherweise waren einige der Gesänge Davids, wie auch Asafs Gesänge, gesammelt worden. Andere Sammlungen, wie die "Stufenlieder" oder Pilgerlieder ( Ps 120-134 ), sind wohl auch gesammelt worden.

Diese kleineren Sammlungen wurden dann wohl in die Bücher eingefügt, die heute existieren. Buch I besteht aus den Psalmen Ps 1-41 , Buch II umfaßt die Ps 42-72 , Buch III besteht aus Ps 73-89 ,Buch IV aus den Ps 90-106 , und Buch V umfaßt die Ps 107-150 . Jeder Abschnitt schließt mit einem Lobgesang, und der gesamte Psalter schließt mit Ps 150 mit einem großen Lobgesang. Das früheste Zeugnis für diese fünffache Unterteilung findet sich in den Qumranschriftrollen (die in der Nähe des Toten Meeres gefunden wurden), die bald nach dem Beginn des christlichen Zeitalters vervielfältigt wurden.

Die abschließende Stufe der Gestaltung des Psalters wurde mit der Arbeit des letzten Überarbeiters erreicht. Die gegenwärtige Anordnung zeigt Merkmale dieses Einflusses.

Also waren zur Zeit des Abschlusses des alttestamentlichen Kanons die Sammlungen von Liedern und Psalmen in ihrer gegenwärtigen Form vereinigt worden.

 

 

Der Text der Psalmen

 

In den Manuskripten der Psalmen existieren zumindest drei Texttypen. Die hebräische Bibel, d. h. der Masoretische Text (MT), stellt mit Sicherheit den zuverlässigsten Text dar. Die Manuskripte dieser Familie bewahrten die besten Lesarten, auch wenn sie bisweilen archaisch, selten oder schwierig waren. Diese Bewahrung weist auf die hohe Achtung der Schreiber hin, die sie dem Text entgegenbrachten, den sie empfangen hatten. Dennoch haben sich Übersetzer und Kommentatoren gelegentlich die Freiheit genommen, in dem Bemühen, etliche der Schwierigkeiten zu lösen, den Text zu verbessern. Die vorgeschlagenen Änderungen müssen jedoch mit aller Sorgfalt abgewogen werden.

In dem Text der griechischen Septuaginta (LXX) basieren die Psalmen auf einer minderwertigeren Texttradition als der Masoretische Text. Wo das Hebräische knapp oder schwierig formuliert und die griechischen Übersetzer ihre Schwierigkeiten hatten, haben sie häufig den Text in ihrer Wiedergabe geglättet.

Die Numerierung der Psalmen im Griechischen unterscheidet sich vom hebräischen Text. Das ist für den Vergleich mit römisch-katholischen Kommentaren oder mit den lateinischen oder griechischen Texten selbst von Bedeutung. Die folgende Übersicht verdeutlich das:

MT LXX     Ps 1-8 Ps 1-8 Ps 9-10 Ps 9 Ps 11-113 Ps 10-112 Ps 114-115 Ps 113 Ps 116,1-9 Ps 114 Ps 116,10-19 Ps 115 Ps 117-146 Ps 116-145 Ps 147,1-11 Ps 146 Ps 147,12-20 Ps 147 Ps 148-150 Ps 148-150 Darüber hinaus schließen die griechischen und die deutschen Versionen nicht die Überschriften als Teil der Numerierung der Verse mit ein, wie es der hebräische Text tut. Deshalb sind häufig die Versnumerierungen im hebräischen Text (und den Verweisen in Büchern, die sich auf den hebräischen Text beziehen) um die Zahl eins höher.

Ein dritter Typus wird uns in den Psalmenschriftrollen des Toten Meeres bezeugt. Auch dieser Text ist dem Masoretischen Text unterlegen.

 

Das Studium der Psalmen

 

Über die Jahrhunderte hinweg sind die Psalmen immer wieder mit bestimmten überwiegenden Methoden ausgelegt worden. Die meisten konservativen Ausleger vertrauen den alten, aber verläßlichen historischen Kommentaren, von denen einige im letzten Jahrhundert entstanden sind. Die Kommentare von J. A. Alexander, Franz Delitzsch, Alexander Maclaren und J. J. S. Perowne vermitteln historische und grammatische Auslegungen des Textes.

Die literarisch-analytische Methode des Schriftstudiums wendet C. A. Briggs in seinem Kommentar an. Aufgrund der theologischen Vorstellungen, der poetischen Struktur und der Philologie in den Psalmen geht er irrtümlicherweise davon aus, daß der größte Teil der Psalmen in der Makkabäerzeit geschrieben wurde (ca. 150 v. Chr.).

Eine gewinnbringendere Reihe von Studien hatte ihren Ursprung in der formalkritischen Methode. Hermann Gunkel war mit seiner Einleitung in die Psalmen (Introduction to the Psalms, übers. von Thomas Horner, Philadelphia, Fortress Press, 1967) der Pionier dieser Methode. Man ging hierbei davon aus, daß die Psalmen bei rituellen Handlungen im Rahmen der Anbetung Gottes durch Israel gesungen wurden. 1Sam 1,24- 1Sam 2,10 und 1Chr 16,1-37 geben von dieser Verwendung der Psalmengesänge Zeugnis. Die Aufgabe war also nun, das Umfeld der Entstehung eines jeden Psalmes zu bestimmen.

Von seiten der Kritiker wurde festgestellt, daß die Psalmen, die derselben rituellen Handlung im Tempel entsprangen, Ähnlichkeiten hinsichtlich des Vokabulars, der Vorstellungswelt, der Stimmungen und der Ausdrücke aufwiesen. Indem diese ähnlichen Charakterzüge miteinander verglichen wurden, konnten verschiedene Typen innerhalb der Psalmen unterschieden werden.

Mit dieser Methode konnte man verschiedene Kategorien für die Psalmen erkennen. Sie beinhalten persönliche Klagen, Klagen des Volkes, Danksagungen einzelner und Hymnen. Hinzu kommen königliche Psalmen, Pilgerpsalmen, Siegespsalmen, Zionsgesänge, Gesänge zur Einsetzung eines Herrschers, tNrCh -(Gesetzes-)Psalmen und Weisheitspsalmen.

Viele Formkritiker gaben vor, die Entwicklungsgeschichte dieser Gruppen nachvollziehen zu können. Als Ergebnis davon wurden die meisten Psalmen als Texte der Priester für liturgische Zwecke zugeschrieben und nicht als Gedichte einzelner Heiliger betrachtet, die ihre Erfahrungen mit Gott niedergeschrieben haben. Dieses Bemühen der Formkritik hat viele Ausleger dazu gebracht, die gesamte Methode zu verwerfen.

Die folgende Einteilung der Psalmenarten wurde mit großem Gewinn benutzt, um die Psalmen zu verstehen:

1. Persönliche Klagen : Diese Psalmen stimmen grob mit den Gebeten um Hilfe aus der Not überein. Sie bestehen aus den folgenden Teilen:

a. Einleitender Schrei zu Gott: Der Psalmist wandte sich unmittelbar zu Gott und schüttete sein Herz in einer kurzen Rede aus, was häufig eine Zusammenfassung der Ausrichtung des Psalmes darstellt.

b. Klage: Der Psalmist verlieh dann seinem beklagenswerten Zustand voll und ganz Ausdruck. Er beschrieb sein Problem und das, was seine Feinde getan hatten, in welcher Not er sich befand und was Gott getan hatte oder auch nicht getan hatte.

c. Bekenntnis des Vertrauens: Der Psalmist wandte sich von seiner Klage ab und erklärte sein volles Vertrauen in den Herrn. Einige dieser Abschnitte wurden zu ganzen Psalmen des Vertrauens und sich Verlassens auf Gott ausgedehnt.

d. Bitte: Dann bat der Psalmist Gott, für ihn einzutreten und ihn zu retten.

e. Das Versprechen, Gott zu preisen oder der Ausdruck des Lobes: Der Psalmist schloß seine Klage mit dem Ausdruck seines Lobpreises Gottes für die Antwort auf sein Gebet ab. Weil dieser Abschnitt ein Teil des Gebetes zur Erlösung aus der Not ist, wurde es als Gelübde beschrieben - es ist das, was er in der Mitte der Versammlung sagen wird, wenn der Herr sein Gebet beantwortet hat. Mit der Sicherheit, daß der Herr antworten würde, begann der Lobpreis noch im Gebet. Claus Westermann nimmt an, daß inmitten des Gebetes des Psalmisten Gott gehört und sich dem Psalmisten zugeneigt hatte ( The Praise of God in the Psalms, S. 79). Die plötzliche Sicherheit der Antwort führte den Psalmisten dazu, dem Lob umfassend Ausdruck zu verleihen.

2. Klagen des Volkes : Diese Psalmen haben denselben Aufbau wie die Klagen der einzelnen, aber sie sind gewöhnlich kürzer. Sie beinhalten eine einleitende Rede und Bitte, eine Klage, ein Bekenntnis des Vertrauens, eine Bitte und ein Gelöbnis zum Lobpreis. In jedem dieser Psalmen sah sich das Volk Schwierigkeiten gegenüber, und gemeinsam nahte sich das Volk mit seiner Klage zu Gott.

3. Dankpsalmen : Diese Psalmen, auch Psalmen des verkündigenden Lobpreises genannt, haben einen anderen Aufbau. Sie beinhalten fünf Charakteristika:

a. Verkündigung des Lobpreises Gottes: Der Psalmist begann üblicherweise mit einer Aussage wie "Ich will lobsingen", denn durch den Psalm teilte er anderen mit, was Gott für ihn getan hatte.

b. Einleitende Zusammenfassung: Der Psalmist stellte oft in Kürze fest, was Gott getan hatte.

c. Bericht über die Errettung: Der Psalmist berichtete dann im Detail seine Errettung. Normalerweise erläuterte er, daß er zum Herrn geschrien hatte und der Herr ihn erhört und errettet hatte.

d. Erneutes Versprechen des Lobpreises: Der Psalmist gab Gott hier wirklich den Lobpreis, den er versprochen hatte.

e. Lobpreis oder Anweisung zum Lob: Der Psalmist schloß mit einem unmittelbaren Lobpreis Gottes, oder er fügte einen ausführlichen Abschnitt mit Anweisungen zum Lobpreis für andere an.

Beispiele für Dankpsalmen oder Psalmen des verkündigenden Lobpreises sind Ps 21;30;32;34;40 und Ps 66 .

4. Psalmen des verkündigenden Lobpreises (Hymnen) : Diese Psalmen sprechen nicht vorwiegend von einer persönlichen Errettung, sondern sie sind ein unmittelbarer Lobpreis Gottes. Diese Psalmen haben einen nur geringfügig anderen Aufbau:

a. Aufruf zum Lobpreis: Der Psalmist lud andere ein, den Herrn zu preisen.

b. Der Anlaß des Lobpreises: Der Psalmist übermittelte die Gründe für den Lobpreis. Dieser Abschnitt beinhaltete üblicherweise eine Zusammenfassung und daraufhin eine umfassende Darlegung der Gründe für den Lobpreis. Dieser Grund war normalerweise die Größe Gottes und seine Gnade, was in besonderer Weise erläutert wurde.

c. Schluß: Der Psalmist schloß das Lied mit einer erneuten Ermahnung zum Lobpreis des Herrn.

Beispiele für die Psalmen des verkündigenden Lobpreises sind Ps 33;36;105;111;113;117 und Ps 135 .

Andere Arten von Psalmen werden im Verlauf des Kommentars erläutert. Die wichtigsten Arten darunter sind die Weisheitspsalmen, die Wallfahrtspsalmen, königliche Psalmen und die Psalmen zur Einsetzung des Herrschers. Die Weisheitspsalmen stehen von ihren Motiven her in enger Beziehung zur Weisheitsliteratur des AT (z. B. den Sprüchen). Unter den Charakteristika, die sich in ihnen finden lassen könnten, sind die "lieber"-Worte ( Ps 119,72 ), die Zahlen-Worte ( Ps 62,11-12 a), die Ermahnungen an die "Kinder" ( Ps 34,12 ), Segnungsformeln ( Ps 1,1 ), Betonungen des Gesetzes ( Ps 119 ) und des Gegensatzes zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen ( Ps 1,6.49 ).

Die Ps 120-134 hat man Wallfahrtslieder genannt. Sie haben alle die Überschrift "Ein Wallfahrtslied". Man hat zwar diese Anordnung der Überschriften auf vielfältige Weise zu deuten versucht, aber wahrscheinlich beziehen sie sich auf Israels "Hinaufziehen" nach Jerusalem für die drei Feste (vgl. 1Sam 1,3; Ps 122,4; Jes 30,29; vgl. auch 2Mo 23,17; Ps 42,4 ). Der Inhalt vieler dieser Psalmen paßt gut auf eine Reise nach Jerusalem.

Psalmen, in denen der gesalbte König im Vordergrund steht, werden Königspsalmen genannt. Der Text nimmt auf einen Höhepunkt in der Laufbahn des Monarchen Bezug, so z. B. auf seine Krönung ( Ps 2 ), seine Eheschließung ( Ps 45 ) oder darauf, daß er in den Krieg zog ( Ps 20;144 ). Der Davidsbund wird in Ps 89 in Poesie gekleidet. Ps 110 berichtet von dem zu erwartenden Kommen des Königs im Sieg, und Ps 72 schildert seine ruhmvolle Herrschaft. Zur Beziehung dieser Psalmen zu dem König, dem Messias, vgl. den Kommentar zu diesen Psalmen.

Die Inthronisierungspsalmen werden durch die Ausdrücke "der Herr ist König" ( Ps 93;96-97;99 ); der Herr ist "ein großer König" ( Ps 47;95 ) und der Herr "kommt zum Gericht" ( Ps 98 ) gekennzeichnet. Die Kommentatoren legen diese Ausdrücke verschieden aus. Manche sind der Ansicht, daß diese Psalmen auf ein jährlich abgehaltenes Fest Bezug nehmen, mit dem die Herrschaft des Herrn über die Erde gefeiert wurde. Es existiert jedoch kein letztendlicher Beweis dafür, daß ein solches "Inthronisierungsfest" jemals veranstaltet wurde. Von anderer Seite wurden diese Ausdrücke so verstanden, daß sie sich auf die Herrschaft Gottes über Israel bezogen. Das würde zwar zu Ps 99 passen, aber dem Inhalt der anderen Psalmen nicht gerecht werden. Man hat darin auch den Ausdruck von Gottes universeller Herrschaft sehen wollen (Alva J. McClain, The Greatness of the Kingdom . Grand Rapids, Zondervan Publishing House, 1959, S. 22). Ps 93 könnte man vielleicht in dieser Weise verstehen.

Auch wenn die Inthronisierungspsalmen sicher auch die Herrschaft Gottes beschreiben, liegt ihre eigentliche Bedeutung in dem Hinweis auf das messianische Königtum. Die Sprache dieser Psalmen, die häufig an die Erscheinung Gottes am Sinai erinnert, ähnelt den Prophezeiungen auf das kommende messianische Königreich. So findet sich der Ausdruck "Gott ist König" auch in Jes 52,7 ,wo er sich auf die zukünftige Herrschaft des leidenden Gottesknechtes bezieht.

Die Beschäftigung mit den Inthronisierungspsalmen hat viele moderne Wissenschaftler dazu geführt, einen "kultischen" Zugang zu den Psalmen zu suchen. Diese Annäherung ist eine Entwicklung der formkritischen Methode; sie behauptet, daß die jährlichen Herbstfeste das Zentrum der Anbetung bzw. des "Kultes" von Israel seien. Einer, der diese Ansicht vertritt, ist Sigmund Mowinckel ( The Psalms of Israel's Worship ).

Er stellt die These auf, daß Israel jeden Herbst ein Fest abhielt, bei welchem der Herr im Tempel inthronisiert wurde, wobei Gottes Herrschaft über das Universum für ein weiteres Jahr garantiert wurde. Mowinckel erschließt sein Beweismaterial unter biblischer Bezugnahme auf Gottes Herrschaft oder Richteramt ( Ps 47;93;95-99 ), auf Gottes Sieg über die Natur und auf Menschen, die ein Fest aus fröhlicher Erwartung der Herrschaft Gottes begehen. Das Material ist nur skizzenhaft, deshalb stützt er die These durch ähnliche Feste der Nationen der Umgebung des alten Nahen Osten, vor allem Babylon mit seinem Akitu -Fest.

Andere haben das Fest unterschiedlich interpretiert. Artur Weiser ( The Psalms: A Commentary ) meint, daß ein Herbstfest ein Zentrum der Inthronisationspsalmen sei, legt aber nahe, daß es eher eine Erneuerung des Bundes sei als eine tatsächliche Inthronisation des Herrn. Er führt dazu Ähnlichkeiten mit Josua 24 auf.

Hans-Joachim Kraus ( Worship in Israel . Richmond, Va.: John Knox Press, 1966) vertritt ein umfassenderes Bild des Herbstfestes. Er sieht das Fest als Erinnerung an den Exodus und die langen Wanderungen, als eine Feier zur Bundeserneuerung und eine Tradition aus kanaanitischen Vorstellungen von Königtum, die sich aus der Regentschaft Davids und Salomos ergaben, an.

Wenn solch ein Herbstfest tatsächlich existierte und den Schlüssel zu den gesamten Psalmen bildete, dann ist es verwunderlich, daß dies nirgends in der Schrift erwähnt wird. Möglicherweise wurden manche Psalmen in Verbindung mit Herbstfesten benutzt. Aber es wäre ungewöhnlich, daß die Mehrheit der Psalmen ein Teil eines Festes gewesen sein sollten, das nach heidnischen, mythologischen Ideen gestaltet war. Diese Ansicht wurde auch auf der Basis des Materials über Feste im alten Nahen Osten kritisiert (vgl. Kenneth A. Kitchen, Ancient Orient and Old Testament . Downers Grove, Ill.: Intervarsity Press, 1966, S. 102).

Diese Art von Herangehen an die Auslegung der Psalmen hat jedoch eine nötige Hervorhebung geliefert.

Viele Psalmen waren möglicherweise eng mit Zeremonien und dem Gottesdienst in der Stiftshütte Davids und/oder dem Tempel Salomos verbunden. Dieser Hintergrund der Anbetung Gottes in der Stiftshütte und im Tempel muß bei der Auslegung berücksichtigt werden.

Über die zahlreichen Verweise auf die Anbetung Gottes und die Tempelzeremonien innerhalb der Psalmen hinaus werden in den Überschriften Hinweise auf die Liturgie gegeben. Ps 30 ist mit den Worten überschrieben "Zur Einweihung des Tempels", Ps 92 ist "für den Sabbattag" entworfen, und Ps 100 ist ein Psalm, der beim Erntedankopfer ( 3Mo 7 ) Verwendung fand. "Eine Bitte" (wörtl. "um in Erinnerung zu rufen") ist die Überschrift von Ps 38 und Ps 70 , die offensichtlich dazu gedacht war, den Herrn an den Bittenden zu erinnern. Die Bedeutung von SiggAyNn in Ps 7 ist unklar. Die Überschrift "Ein Stufenlied" ( Ps 120-134 ) könnte hier hinzugefügt werden. Diese Lieder wurden unterwegs oder bei den großen Festen in Jerusalem gesungen.

Der religiöse Kalender Israels (vgl. die Übersicht "Kalender in Israel" zu 2Mo 12 ) ist zum Verständnis des Hintergrundes einiger dieser Psalmen von Bedeutung. Die drei großen jährlich abgehaltenen Feste werden in 2Mo 23,14-19 und 3Mo 23,4-44 erörtert. Zum Passafest und zum Fest der ungesäuerten Brote im Frühjahr, zum Wochenfest bzw. Pfingsten (auch Fest der Erstlingsfrucht genannt) im Frühsommer und zum Versöhnungstag und zum Laubhüttenfest im Herbst sollte das Volk nach Jerusalem ziehen und Gottes Freigebigkeit in der Ernte feiern. Bei diesen Versammlungen wurde das Volk in die Tempelzeremonien und in den Lobpreis der Psalmen mit einbezogen.

Die Psalmen nehmen häufig auf Musikinstrumente, auf Gesang und auf Händeklatschen bei den religiösen Handlungen Bezug. Ps 5,7 spricht vom Betreten des Hauses Gottes, um anzubeten. ( Ps 68,25-28 bezieht sich auf die Prozession zum Heiligtum in Begleitung der Sänger; vgl. Ps 42,5 .) Ps 122,1 spricht von der Freude bei der Wallfahrt zum Tempel.

Bei zahlreichen Gelegenheiten betete Israel im Tempel an. Sabbattage, Neumonde, Sabbatjahre und besondere Jubeljahre gaben Gelegenheit, Gott im Heiligtum zu loben.

In gleicher Weise konnten die von selbst kommen, die Gott anbeten wollten. Freiwillige Opfer konnten als Ausdruck des Dankes ( tNDCh ; vgl. 3Mo 7,12-18; Ps 50,14-15 ), für die Antwort auf ein Gebet ( 1Sam 2,1-10 ), zur Reinigung von ritueller Unreinheit oder Krankheit ( 3Mo 13-15 ), zur Rechtfertigung in Gesetzeskonflikten, zur Sühnung von Sünde ( Ps 51,15-19 ) oder als besondere Gelübde dargebracht werden. Bei derartigen Gelegenheiten brachte derjenige, der Gott anbeten wollte, sein Opfer dar, damit die Anwesenden daran teilhaben konnten, und er sprach sein Lob (möglicherweise in Form eines verkündigenden Lobpreispsalms) zur Bereicherung der Versammlung aus.

Es besteht kein Zweifel darüber, daß die Gebete in den Psalmen darüber hinaus von denen vielfach benutzt wurden, die kamen, um um Vergebung, Heilung, Schutz, Errettung und Beistand zu bitten, so wie es durch die ganze Kirchengeschichte hindurch geschehen ist.

Also wurden die Psalmen entweder einzeln oder in der Gemeinschaft häufig gesungen oder in der Nähe des Heiligtums gesprochen. Ihre Botschaften und wie sie gebraucht wurden geben den Gläubigen auch heute noch Anweisungen, wie die folgende Auslegung zu zeigen versucht. Die Gebete der Psalmisten zeigen das große Vertrauen in den Herrn, so daß sie sich häufig dem Lobpreis zuwandten, bevor die Antwort tatsächlich eintraf. Eine genaue Untersuchung der Psalmen zeigt, wie solches Vertrauen zustande kam. Hinzu kommt, daß der Lobpreis der Psalmisten deutlich macht, wie sie ganz echt und unmittelbar Gottes Wohltaten genossen. Von Gott etwas zu empfangen, und ihn nicht zu preisen, ist Sünde. Die Darlegung der Wohltaten Gottes war der abschließende Teil des Vorgangs. So erfreuten sich die Psalmisten an Gott, denn der Mensch redet natürlicherweise von dem, über das er sich freut (C. S. Lewis: Reflections in the Psalms . New York: Harcourt, Brace and World, 1958). Wenn also die Schriften die Gläubigen dazu aufrufen, Gott zu preisen, dann rufen sie sie dazu auf, sich an Gott und seiner Güte zu erfreuen. Wenn Gott einen Menschen segnet, so soll die Versammlung daran teilhaben, so daß sie alle in den Lobpreis einstimmen können und sich an Gott und seinen Wohltaten erfreuen.

In Israel bedeutete das normalerweise, am Opfermahl desjenigen teilzunehmen, der zur Anbetung und zum Lobpreis Gottes gekommen war. Sein Opfer, ein Zeichen der Freigebigkeit, ging mit seinem Lobpreis Hand in Hand. Das Volk erfreute sich an seinem Gott und wurde dadurch angeleitet, zu ihm zu beten und ihn noch mehr zu preisen.

 

 

Die Theologie der Psalmen

 

Weil die Psalmen eine solche Bandbreite religiöser Themen aufgreifen, ist es schwierig, eine besondere Theologie in der Sammlung festzustellen. In der Tat tauchen hier beinahe alle theologischen Konzepte des AT auf. Dennoch kehrt ein vorherrschender Schwerpunkt immer wieder. Die Psalmisten setzten den Glauben voraus oder drückten ihn aus, daß der Herr, der souverän über das Universum regiert, seine gerechte Herrschaft über die Erde mit und durch sein Volk errichten wird. Wenn sie sich dem Widerstand der Gottlosen gegenüber sahen oder unter körperlichen Schwächen litten, beteten sie für die Verwirklichung der Herrschaft Gottes in ihrem Leben und vertrauten darauf, daß der Richter der ganzen Erde Rechtfertigung bringen würde. Wenn die Gerechtigkeit triumphierte, priesen sie Gott für den Sieg seiner gerechten Sache unter den Menschen.

Die Teilhabe der Psalmisten an der Anbetung Gottes und ihre Wertschätzung des Gesetzes bewies ihr Vertrauen in Gottes Herrschaft. Gelegentlich blickten sie über ihre Erfahrungen hinaus auf die tatsächliche Herrschaft der Gerechtigkeit auf der Erde in dem Kommen des Messias. Wie klar ihr Verständnis für die Einzelheiten der Offenbarung Gottes war, ist unmöglich festzustellen. Es liegt aber auf der Hand, daß sie voller Vertrauen von Gott erwarteten, daß er die Dinge ins Lot bringe.

Die Psalmisten zögerten nicht, ihre Treue zu Gott und seinem Bund zu bekennen. Sie traten für die Gerechtigkeit ein, und die Psalmen enthalten häufig auch Verwünschungen und Flüche. Sie beteten, daß Gott den Arm der Gottlosen vernichten ( Ps 10,15 ), ihre Zähne zerbrechen ( Ps 58,8 ) und seinen Zorn gegen sie kehren solle ( Ps 69,23-29 ). Die Psalmisten kämpften mit für die Herrschaft Gottes. So waren diese Ausdrücke kein Anzeichen persönlicher Rache. Die Psalmisten beklagten sich in der Tat, daß ihre Freundlichkeit gegenüber diesen Menschen durch Betrug verraten worden war ( Ps 109,4-5 ). Ihre Gebete vermitteln ihre Sehnsucht, daß die Sache Gottes doch auf der Erde gerechtfertigt und die Sünde gerichtet werden möge, was Gott schließlich auch tun würde. Selbstverständlich hat der neutestamentliche Gläubige aufgrund seines Verständnisses der ganzen Offenbarung Gottes ein anderes Gebetsleben. Dennoch ist das Gebet für die Erfüllung des Willen Gottes oder für das baldige Kommen Christi zugleich ein Gebet für die Rechtfertigung der Gerechten und für das Gericht über die Gottlosen.

Die Psalmisten verabscheuten auch die heidnischen Weltanschauungen und Bräuche, von denen sie wußten, daß sie den Glauben des Volkes bedrohten. Zahlreiche Gesichtspunkte eines fremden polytheistischen Glaubens werden in scharfem Ton angegriffen (allerdings weniger scharf als in den Reden der Propheten). Diese polemischen Aussagen können bisweilen ein beiläufiger Hinweis sein (so wie die Beschreibung des Herrn als dem Einen, "der auf den Wolken fährt"; Ps 68,5 ,und dies eben anstatt des kanaanitischen Gottes Baal tut, der in ähnlicher Weise beschrieben wurde). Ein anderes Mal bilden die polemischen Aussagen die Grundlage des gesamten Psalmes (so wie bei Ps 29 ,der dem Herrn anstelle der kanaanitischen Sturmgottheit Baal einen Sturm im kanaanitischen Gebiet zuschreibt).

Manche Fachleute behaupten, daß diese Verweise Anleihen bei den Mythologien der semitischen Welt sind. Obwohl jedoch die Israeliten einen ähnlichen Wortschatz und eine ähnliche Bildersprache wie ihre Nachbarn besaßen, beweisen diese polemischen Teile der Psalmen eine scharfe geistliche Trennung der beiden Wege. Die Tatsache, daß viele Israeliten anderen Göttern nachliefen, machte diese polemischen Aussagen noch notwendiger. Wenn die Wahrheit von Generation zu Generation bewahrt und weiterüberliefert werden sollte, mußten falsche und verderbliche Glaubensvorstellungen zerstört werden. Daher muß sich derjenige, der die Psalmen studieren will, der polytheistischen Bedrohungen des israelitischen Glaubens sowie auch der Auseinandersetzung in der Geschichte, die diese Bedrohungen den Gerechten brachten, bewußt sein.

Die Auseinandersetzung mit den bösen Kräften, seien es heidnische Glaubensvorstellungen oder abgefallene Israeliten, zwangen die echten Gläubigen, für den Glauben energisch zu kämpfen und ihre Rechtschaffenheit und ihre Treue offen zu bekennen und auf die Errettung Gottes zu hoffen. Die Psalmisten blickten in diesem Leben auf diese Erlösung hin. Man könnte vielleicht erwarten, daß die Psalmisten mit all ihrer Verfolgung, ihrem Leiden und ihrem Kummer an diesem Leben verzweifelt waren und auf die Befreiung im kommenden Leben hinblickten. Das ist jedoch nicht der Fall. Sie spürten, daß der Tod ihrem Dienst und ihrem Lob Gottes ein Ende setzen würde. Es war vielmehr dieses Leben, in dem man Gottes treue Liebe, seine Treue und Gerechtigkeit erfahren konnte ( Ps 6,6; 30,10; 88,5-6.11-13; 115,17 ).

Wir finden nirgends in den Psalmen den deutlichen, unzweideutigen Ausdruck der Hoffnung auf die Auferstehung, d. h. eine Äußerung, wie sie etwa in den Propheten zu finden ist ( Jes 26,19; Hes 37,1-14; Dan 12,2 ). Aber verschiedene Passagen in den Psalmen lassen die Hoffnung auf immerwährende Gemeinschaft mit Gott nach diesem Leben hindurchscheinen ( Ps 16-17; 49; 73 ). Allerdings werden die in diesen Abschnitten benutzten Ausdrücke an anderer Stelle für zeitlich beschränkte, irdische Erfahrungen gebraucht. Zum Beispiel benutzten die Psalmisten den hebräischen Begriff S+?Nl (Scheol), um den Bereich der verstorbenen Geister zu bezeichnen, aber auch, um das Grab und (bildhaft) besondere Gefahr zu beschreiben. Ps 49,16 drückt die Hoffnung auf Errettung aus dem Scheol und auf das Eintreten in die Gegenwart Gottes aus. Für die Psalmisten könnte dies die "Hoffnung auf Herrlichkeit" bedeutet haben, aber es könnte auch die zeitliche Errettung und die Fortsetzung des Dienstes bedeuten, denn Ps 30,4 erwähnt auch eine Errettung aus dem Scheol, die David erfahren hatte.

A. F. Kirkpatrick bemerkt, wie leicht sich diese Abschnitte an eine Hoffnung auf ein zukünftiges Leben angleichen lassen, wie sie die spätere biblische Offenbarung deutlich macht. "Fraglos enthalten diese Psalmen ( Ps 16-17;49;73 ) den Keim und das Prinzip des Dogmas des ewigen Lebens. Es war dem Geist gegenwärtig, der seine Autoren inspirierte. Die enge Gemeinschaft mit Gott, von dem sie als dem höchsten Gut des Menschen und der größten Glückseligkeit sprechen, konnte im Hinblick auf das Wesen und das Geschick des Menschen und seiner Beziehung zu Gott nicht auf Dauer als auf dieses Leben begrenzt und einer plötzlichen und endgültigen Unterbrechung unterworfen betrachtet werden. Vielmehr war ein weiterer Schritt notwendig, um die Wahrheit dieser Fortdauer zu erkennen, aber ob die Psalmisten diesen Schritt getan haben, ist zweifelhaft" ( The Book of Psalms , S. XXV-XXVI). Wenn sie einen solchen Schritt getan haben, dann geschah es im Glauben.

Dieselbe Doppeldeutigkeit trifft auf die messianischen Psalmen zu. Mit der Kenntnis der ganzen Offenbarung in Jesus Christus kann man auf die Psalmen und auf das ganze AT zurückschauen und erkennen, daß beide häufig von Christus sprechen (vgl. Lk 24,27 ). Dennoch war den alttestamentlichen Gläubigen die ganze Bedeutung dieser Passagen häufig nicht deutlich. Auf der einen Seite beschrieb der Psalmist sein eigenes Leiden oder seinen Triumph, und auf der anderen Seite erwiesen sich diese Aussagen, die von den gegenwärtigen Erfahrungen des Psalmisten zu sprechen schienen, später als Wahrheiten über Jesus Christus. In der Rückschau kann man mit Delitzsch sagen: "Weil Gott als der Vater die Geschichte Jesu Christi in Übereinstimmung mit seinem eigenen Rat lenkt, lenkte sein Geist sogar die Aussprüche Davids über ihn selbst, den Zukünftigen, mit dem Blick auf die Geschichte" ("Psalmen", in Commentary on the Old Testament in Ten Volumes , 5:307).

Die Typologie ist also eine Art prophetischer Rede. Sie unterscheidet sich von der Prophetie insofern, als sie nur dann als typologisch gilt, wenn ihre Erfüllung erkannt worden ist. Im nachhinein kann man erkennen, daß gewisse Ausdrücke und Bilder neben dem historischen Geschehen noch eine andere Bedeutung haben. Die neutestamentlichen Schreiber beziehen sich häufig auf die Psalmen, um zahlreiche Aspekte der Person und des Wirkens Jesu, des Messias, zum Ausdruck zu bringen. Als der gesalbte davidische König ist Jesus das große Vorbild der messianischen Psalmen, jener Psalmen, in denen der König im Vordergrund steht. Man muß die Auslegung dennoch mit Vorsicht betreiben und immer bedenken, daß nicht alle Inhalte der messianischen Psalmen auf Christus zutreffen (d. h. nicht alle Teile sind typologisch zu verstehen). Man muß sich daran erinnern, daß in diesen Psalmen die Erfahrung ihrer Autoren die ursprüngliche Bedeutung war. Die Analyse der historischen, kontextuellen und grammatischen Bedeutung des Textes sollte der Analyse der neutestamentlichen Anwendung auf Jesus vorausgehen.

Zahlreiche Kommentatoren haben von Delitzschs Unterscheidung in fünf Typen der messianischen Psalmen Gebrauch gemacht ("Psalmen", S. 68 - 71).

1. Rein prophetische Psalmen Diese Kategorie paßt möglicherweise auf Ps 110 ,der auf den zukünftigen davidischen König Bezug nimmt, der der Herr sein wird. Das NT ( Mt 22,44 ) setzt diesen König mit Jesus Christus und nicht mit irgendeinem anderen davidischen König gleich.

2. Eschatologische Psalmen Die Ps 96-99 , die sogenannten Inthronisierungspsalmen, beschreiben wie auch andere Psalmen das Kommen des Herrn und die Vollendung seines Königreiches. Sie beziehen sich nicht auf einen davidischen König, sondern die Schrift kündigt an, daß sie im zweiten Kommen des Christus erfüllt werden.

3. Typologisch-prophetische Psalmen In diesen Psalmen beschreibt der Schreiber seine eigene Erfahrung in einer Sprache, die über diese Erfahrung hinausgeht und die sich in Jesus historisch erfüllt (z. B. Ps 22 ).

4. Indirekt messianische Psalmen Diese Psalmen wurden für einen zeitgenössischen König oder für das königliche Handeln im allgemeinen abgefaßt. Aber ihre endgültige Erfüllung erfahren sie in Jesus Christus ( Ps 2;45;72 ).

5. Typisch-messianische Psalmen Diese Psalmen sind weniger offensichtlich messianisch. Der Psalmist ist in mancher Hinsicht ein Typus des Christus (vgl. Ps 34,21 ), aber andere Punkte des Abschnittes passen nicht dazu. Vielleicht verwendeten in diesem Fall Jesus und die Apostel bekannte Ausdrücke aus den Psalmen für ihre Erfahrungen (z. B. Ps 109,8 in Apg 1,20 ).

Mit Sicherheit drückt der Sprachgebrauch der Psalmen die Hoffnungen und die Wahrheiten des Glaubens auf äußerst denkwürdige Weise aus, nicht nur, wenn sie auf Christus hinweisen, sondern auch da, wo sie die Kämpfe des Gläubigen widerspiegeln. Die Psalmen dienten dem Volk Gottes durch die Zeitalter hindurch zur Inspiration für den Lobpreis und häufig auch als Instrument des Lobpreises Gottes. Aber sie haben auch den einzelnen Seelen Trost und Hoffnung in den Zeiten der größten Not vermittelt, und sie lehrten sie das Gebet und gaben ihnen die Zuversicht auf die Erhörung des Gebets und eines erneuerten Vertrauens in ihren Herrn. Sehr häufig wechseln die Psalmen in dramatischer Weise von der Erhebung einer Klage zu der Beschreibung der Antwort, als ob sie dem Schreiber bereits zuteil geworden wäre. Das drückte das Vertrauen der Psalmisten aus, daß Gott ihre Gebete erhören würde. Sie waren sich der Antwort Gottes so sicher, daß sie den Herrn in Einzelheiten im voraus für den Sieg priesen. Nur durch echten Glauben kann ein Glaubender zur Gewißheit der Gebetserhörung kommen, während er noch betet. Die Psalmisten besaßen diese Gewißheit, denn ihr Lobpreis begleitete ihre Gebete.

 

 

GLIEDERUNG

 

I. Buch I ( Ps 1-41 )

 

II. Buch II ( Ps 42-72 )

 

III. Buch III ( Ps 73-89 )

 

IV. Buch IV ( Ps 90-106 )

 

V. Buch V ( Ps 107-150 )

 

 

 

AUSLEGUNG

 

I. Buch I

( Ps 1-41 )

 

Ps 1

 

Ps 1 bildet eine passende Einführung in den Psalter, da er die beiden Wege zusammenfaßt, die dem Menschen offenstehen: der Weg des Gerechten und der Weg des Gottlosen. Der Psalm könnte aufgrund der Beschreibung der beiden Lebenswege, der Vergleiche, der Verkündigung des Segens und der zentralen Stellung des Gesetzes für die Erfüllung des Leben als Weisheitspsalm eingeordnet werden. Die Elemente dieses Psalms tauchen in der Sammlung immer wieder auf.

Der Psalm beschreibt den Gesegneten, der ein makelloses und glückliches Leben in Übereinstimmung mit dem Wort des Herrn führt, und stellt ihn dem Gottlosen gegenüber, der vergehen wird.

 

 

A. Der Gesegnete

( 1,1-3 )

 

Ps 1,1

 

Mit drei mal drei Ausdrücken beschreibt der Psalmist das Leben des Gesegneten: Er wandelt, steht oder sitzt nicht im Rat , auf dem Weg oder dem Platz des Gottlosen , des Sünders oder Spötters . Mit jeder parallelen Einheit erhält der Ausdruck mehr Gewicht. Das zeigt das Fortschreiten von einem ursächlichen Einfluß gottloser Leute hin zum Einverständnis mit ihnen in ihrem Spott gegen den Gerechten. Wer von diesem teuflischen Einfluß nicht gekennzeichnet ist, ist "gesegnet", d. h. er ist mit Gott in Ordnung und genießt den geistlichen Frieden und die Freude, die aus dieser Beziehung erwachsen.

 

 

Ps 1,2

 

Der Fromme wird nicht von den ungerechten Menschen beeinflußt, sondern von dem Nachdenken über das Wort Gottes. Solches Nachsinnen bedingt notwendigerweise das genaue Studium und das Bewahren des Gelesenen. Das ist nur möglich, wenn man den Wunsch hat, so zu handeln; was hier als Lust bezeichnet wird. Die Psalmisten erhielten Weisung aus dem Gesetz Gottes und empfanden es nicht als Schinderei.

 

 

Ps 1,3

 

All diejenigen, denen es eine Lust ist, nach dem Wort Gottes zu leben, gedeihen. Mit dem Bild eines fruchtbaren Baumes erläutert der Psalmist, daß das, was auch immer der Gerechte tut, Gelingen haben wird (vgl. Ps 92,13-15 ). Auf zwei Voraussetzungen sollte hier hingewiesen werden. Erstens wird die Frucht, das heißt das Wohlergehen, zu seiner Zeit hervorgebracht und nicht notwendigerweise unmittelbar nach der Pflanzung. Zweitens: Was der Fromme tut, wird vom Gesetz Gottes überwacht ( Ps 1,2 ). Wenn also ein Mensch über Gottes Wort nachsinnt, wird sein Tun fromm sein und sein von Gott überwachtes Handeln wird gelingen, d. h. zu der göttlich gelenkten Erfüllung gelangen.

 

 

B. Der Gottlose

( 1,4 )

 

Ps 1,4

 

In deutlichem Gegensatz zu dem Gesegneten (V. 1 ) steht der Gottlose. Das hebräische Wort rASAZ wird häufig mit gottlos übersetzt (vgl. V. 1.5-6 ), kann aber auch das Böse schlechthin bezeichnen. Menschen, die durch rASAZ gekennzeichnet werden, befinden sich in keiner Bundesbeziehung mit Gott; sie leben nach ihren Leidenschaften. Sie sind nicht fromm. Sie können zwar Gutes tun und Barmherzigkeit üben, aber das Urteil Gottes über sie lautet, daß sie ohne ewige Gnade sind.

Der Psalmist verglich sie mit Spreu, den wertlosen Hülsen des Getreides, die beim Worfeln vom Wind fortgetragen werden. Ein solcher Gegensatz besteht also zu dem fruchtbaren (vgl. V. 3 ), wertvollen und gerechten Menschen.

 

 

C. Das Gericht

( 1,5-6 )

 

Ps 1,5

 

Aufgrund des Gegensatzes zwischen dem Frommen und dem Gottlosen schrieb der Psalmist, daß Gott den Gerechten von dem Gottlosen im Gericht aussondern wird. Die Gerechten sind diejenigen, die durch einen Bund mit dem Herrn in Beziehung stehen, die gemäß seines Wortes leben und die Dinge von ewigem Wert hervorbringen. Gott wird die Gerechten von den Sündern trennen, wie ein Mann den Weizen von der Spreu trennt.

 

Ps 1,6

 

Die Grundlage für dieses Gericht ist die Erkenntnis des Herrn. Die erste Hälfte des Verses der HERR kennt den Weg der Gerechten wird durch die gegensätzliche Parallele der Weg der Gottlosen vergeht verständlich. Errettung am Tag des Gerichtes wird damit gleichgesetzt, daß der Herr den Menschen kennt (vgl. Mt 7,23 ). In Ps 1,6 wird "der Weg der Gerechten" dem "Weg der Gottlosen" gegenübergestellt. "Der Weg" steht für die ganze Lebensweise eines Menschen, einschließlich dessen, wodurch sie bestimmt wird und was sie hervorbringt. Das wertlose Leben des Gottlosen wird keinen Bestand haben.

 

 

Ps 2

 

Der Psalm ist den Lesern des Neuen Testamentes aufgrund seiner Bedeutung für Christus bekannt. Aber der Text war im AT zunächst ein Königspsalm und wurde daher von den davidischen Königen benutzt (weitere Königspsalmen sind Ps 18; 20-21; 45; 72; 89; 101; 110; 132; 144 ). Der Inhalt beschreibt die Krönungsfestlichkeiten, die ungeachtet des Widerstandes von rebellierenden Kräften in den umliegenden Gebieten stattfanden. Mit einem Wort: Der Psalmist ermahnte die heidnischen Völker, ihre rebellischen Pläne gegen den Herrn und seinen gesalbten König aufzugeben. Er ermahnte sie ferner, sich der Autorität des Sohnes zu unterwerfen, den Gott zur Herrschaft über die Völker mit einer eisernen Rute verordnet hat. (Nach der Angabe in Apg 4,25 wurde Ps 2 von David verfaßt.)

 

 

A. Die Rebellion der Völker

( 2,1-3 )

 

Ps 2,1-3

 

Die ersten drei Verse drücken die Verwunderung des Psalmisten über die Pläne der Völker aus, den Herrn und seinen Gesalbten ( mASIah , "Messias" , was auf griechisch christos , der Christus, heißt) zu vernichten. Jeder von einem Propheten gesalbte König war ein "Messias", ein Gesalbter. Wenn er Gott gehorchte, so stimmte seine Herrschaft mit der Wahl Gottes überein, und er hatte die Macht Gottes auf seiner Seite. Dieser Umstand machte die Pläne anderer Völker häufig aussichtslos.

Vers 1 drückt das Erstaunen des Psalmisten in Form einer rhetorischen Frage aus. Er kann nicht glauben, daß "die Völker" etwas ersannen, was zum Scheitern verurteilt war. Diese irdischen Könige stellen sich gegen den Herrn (V. 2 ), wenn sie sich gegen seinen Gesalbten stellen.

Vers 3 berichtet den Beschluß der Völker: Sie wollten von der politischen Kontrolle durch diesen König frei sein. Ihr Ausdruck beschreibt ihre Bindung an diesen König, als ob sie gefesselt wären. Das konnten sie nicht hinnehmen.

 

 

B. Der Beschluß des Herrn

( 2,4-6 )

 

Ps 2,4

 

Der Psalmist wandte sich von der Beschreibung der Völker (V. 1-3 ) nun der Darstellung der Antwort des Herrn auf deren Pläne zu. Er stellte mutig fest, daß Gott darüber lachte. Der HERR sitzt auf seinem Thron (vgl. Ps 9,12; 22,4; 29,10; 55,20; 102,13; 113,5; Jes 6,1 ) hoch oben im Himmel und erkennt, wie dumm ihr Plan doch ist, sich gegen ihn aufzulehnen. Die Beschreibung der Reaktion Gottes wird mit menschlichen Ausdrücken beschrieben.

 

 

Ps 2,5-6

 

Aufgrund seiner Verachtung für ihre bösen Pläne wird Gott sich in seinem brennenden Zorn gegen sie aussprechen. Möglicherweise faßt Vers 6 das zusammen, was er sagt, denn sein Entschluß, seinen König in Jerusalem einzusetzen, wird ihrer Auflehnung ein Ende machen. Zion, auf das im Buch der Psalmen 40mal Bezug genommen wird, war ursprünglich eine kanaanitische Stadt, die von David erobert wurde ( 2Sam 5,7 ). Später bezog sich Zion auf das Gebiet um den Tempel und dann auf die ganze Stadt Jerusalem (vgl. den Kommentar zu Kl 1,4; Sach 8,3 ). Heiliger Berg ist ein Synonym für den Tempelberg (vgl. Ps 3,5; 15,1; 24,3; 78,54; Dan 9,16.20; Ob 1,16; Zeph 3,11 ).

Wenn Gott seinen König einsetzt, dann unterwirft er die, die sich seinem König entgegenstellen. Das erwies sich bei David als wahr; es wird sich auch am Ende der Zeit bei dessen größerem Nachkommen Jesus Christus als wahr erweisen.

 

 

C. Die Proklamation des Königs

( 2,7-9 )

 

Ps 2,7

 

Der Psalmist sprach nun von Gottes Bestätigung des Königs, um darzulegen, mit welchem Recht der König regiert. Der Ratschluß bezieht sich auf den Davidsbund, in welchem Gott erklärt hatte, daß er der Vater des Königs und der König sein Sohn sein würde. Als David also König wurde, beschrieb Gott ihr Verhältnis als Vater-Sohn-Beziehung. So nahm der Ausdruck "Sohn" die Bedeutung eines messianischen Titels an.

Das Zitat aus dem Davidsbund: Du bist mein Sohn ( 2Sam 7,14 ) wird hier vom König verwendet, um sein legitimes Recht zur Herrschaft darzulegen. Heute bezieht sich dann also auf den Krönungstag, und der Ausdruck "Ich habe dich gezeugt" bezieht sich nicht auf eine physische Geburt, sondern ist ein Bild zur Beschreibung der Tatsache, daß er Gottes "Sohn" wurde.

 

 

Ps 2,8

 

Die Bedeutung dieser Annahme des Königs als Gottes gesalbter Sohn wird in seinem Erbe deutlich. So wie ein Sohn von seinem Vater erbt, so erbt der König das Königreich von seinem "Vater". Der Vers setzt das Zitat aus dem Ratschluß des Herrn fort, wobei die Aufforderung an den König hinzugefügt wird, um sein Erbe zu bitten, das eines Tages die Enden der Erde umfassen wird. Die Menschen, die in diesen Völkern leben, einschließlich der Völker, die sich aufgelehnt haben (V. 1 ), werden von dem Gesalbten des Herrn unterworfen werden.

 

 

Ps 2,9

 

Diese Unterwerfung wird schroff ausgedrückt: Er wird alle Menschen, die sich auflehnen, zerschlagen ( in Stücke zerschlagen ), wenn er seine Herrschaft aufrichtet. Die Bildersprache orientiert sich möglicherweise an ägyptischen Fluchformeln, in denen der Pharao sein Zepter gebrauchte, um Weihgeschirr (Töpferwerk) zu zerschlagen, das für aufständische Städte oder Völker stand. Die hebräischen Verben in diesem Vers - raZaZ ("zerbrechen") und nAPas ("in Stücke zerschlagen") - beschreiben das Zerschmettern der Aufständischen. Der Vers beschreibt den Beginn der Herrschaft, wobei zugleich der Aufstand unterdrückt wird.

 

 

D. Die Ermahnung des Psalmisten

( 2,10-11 )

 

Ps 2,10-11

 

Im Hinblick auf all das, was der Herr für seinen "Sohn" bestimmt hat, ermahnte der Psalmist die törichten Völker, sich dem König zu unterwerfen, bevor sein Zorn entbrannte. Viele Male wird Gott in den Psalmen als König bezeichnet (V. 6 ; Ps 10,16; 24,7-8.10;29,10; 44,4; 47,2.6-7; 48,2; 68,24; 84,3; 95,3; 98,6; 99,4; 145,1; 149,2 ). Der Psalmist gab den irdischen Königen die Anweisung, Weisheit zu gebrauchen und ihre törichte Rebellion aufzugeben (vgl. Ps 2,1 ). Sie waren weise, wenn sie dem HERRN mit Furcht dienten und mit Zittern frohlockten . "Dienen", "frohlocken", "Furcht" und "Zittern" beschreiben die fromme Haltung der Gerechten in der Anbetung Gottes. Sie sollten ein Leben in der Unterwerfung führen, nicht in der Rebellion; ein Leben, das durch Furcht und Zittern, nicht durch Hochmut gekennzeichnet war; ein Leben, erfüllt von Jubel, nicht von der Dunkelheit der Unterdrückung.

 

 

Ps 2,12

 

Hier wird das Bild der Unterwerfung unter einen Herrscher gezeichnet: Küßt den Sohn! In diesem Vers ist der Gebrauch von bar , einem aramäischen Wort für Sohn, ungewöhnlich. Es wird daher unterschiedlich übersetzt. Aber ein aramäischer Begriff war in einer Rede an die Völker durchaus nicht fehl am Platz. Mehr noch, "küssen" ist ein Bild für Huldigung (vgl. 1Kö 19,18; Hos 13,2 ). In jedem Fall befahl der Psalmist den Königen der Erde, sich dem Herrn und seinem gesalbten Sohn, Israels König, zu unterwerfen.

Die Dringlichkeit ihrer Unterwerfung wird durch das plötzliche Entflammen seines Zornes unterstrichen. Es wird nicht gleich deutlich, ob es sich um den Zorn des Herrn oder den Zorn des Königs handelt. Das nächststehende Beziehungswort ist der König (der Sohn), der allen Widerstand zerschlagen wird ( Ps 2,9 ). Aber in diesem Psalm sind die beiden Personen untrennbar miteinander verbunden; der Mensch dient dem Herrn (V. 11 ), indem er sich seinem Sohn unterwirft (V. 12 ). Wenn sich die Könige der Völker nicht unterwerfen, wird der König sie vernichten, denn der Herr hat in zornigem Widerspruch gegen ihre Pläne beschlossen, daß sein Sohn den Thron besitzen wird.

Der Schluß des Psalmes verspricht denen Segen, die ihre Zuflucht zu ihm nehmen . (Der Gedanke, seine Zuflucht zu Gott zu nehmen, taucht häufig in den Psalmen auf.) Noch einmal: sich dem Sohn unterwerfen bedeutet, seine Zuflucht zu dem Gesalbten des Herrn, also zu dem Herrn selbst, zu nehmen. Nur in dem Sohn ist der Mensch vor dem Zorn Gottes sicher.

Der Psalm findet im Neuen Testament reichlich Anwendung. Petrus berichtet, wie die Führer Israels Jesus, den Messias, gekreuzigt haben und setzt dabei jene jüdischen Führer mit den heidnischen Königen in Ps 2 gleich ( Apg 4,25-26 ).

Die typologische Bedeutung des "Sohnes" hat sich in Hebr 1,5 erfüllt. Dieser Krönungspsalm wird dort mit Bezug auf die Erhebung Christi bei seiner Auferstehung (vgl. Apg 13,33 ) und Himmelfahrt zitiert. Er ist "als der Sohn Gottes eingesetzt" ( Röm 1,4 ) worden. Das ist ein messianischer Titel. Wenn der Vater seinen Sohn anweist, um sein Erbe zu bitten, dann wird er seinen Sohn wieder in die Welt hineinbringen ( Hebr 1,6 ). Das zweite Kommen bedeutet den Zorn über alle, die sich gegen Gott und seinen gesalbten König auflehnen, aber große Freude und Zuflucht für alle, die sich im Glauben Gottes Plan unterwerfen, die Welt durch den größeren Sohn Davids, Jesus Christus, zu regieren. So wird die Bezeichnung "Sohn" aus dem Davidsbund ( 2Sam 7,14 ) schließlich zur Bezeichnung Jesu Christi als König.

 

 

Ps 3

 

Die Überschrift dieses Psalmes bezeichnet David als den Verfasser. Im ersten Buch ( Ps 1-41 ) stammen 37 der 41 Psalmen ( 37; 41 ) (alle ausgenommen 1-2; 10; 33 ) von David. Ps 3 wurde bei seiner Flucht vor seinem Sohn Absalom geschrieben (vgl. 2Sam 15-18 ). Es war das vertrauensvolle Gebet des Königs, der aus dem Palast geflohen und von Feinden umringt war. Trotz unzähliger Widersacher, die davon überzeugt waren, daß es für ihn keine Hoffnung mehr gab, fand Gottes Erwählter, David, die Sicherheit Gottes und den Schutz durch die Nacht und hatte deshalb Vertrauen in seine letztendliche Errettung.

 

 

A. Von Feinden umringt

( 3,2-3 )

 

Ps 3,2-3

 

Der Psalm beginnt mit Davids Klage: Viele Feinde umringten ihn. Gegnerische Kräfte hatten ihn aus dem Palast vertrieben und umzingelten ihn. Ihr Spott ging dahin, daß er keine Hoffnung habe, von Gott errettet zu werden. Diese arrogante Äußerung sollte ausdrücken, daß Gott David verlassen hatte.

 

 

B. Von Gott getragen

( 3,4-6 )

 

Ps 3,4

 

Im Angesicht solcher Feinde fand David Trost im Wesen Gottes. Er gebrauchte den bildhaften Vergleich eines Schildes , um auszudrücken, daß Gott die wahre Quelle seines Schutzes war (trotz ihres Spottes). Die Psalmisten haben häufig von Gott als einem Schild gesprochen, um seinen Schutz darzustellen ( Ps 7,11; 18,3.31; 28,8; 33,21; 59,12; 84,11; 115,9-11; 119,114; 144,2 ). David vertraute darauf, daß Gott ihn auf seinen Thron zurückbringen würde. Die Worte " erhebst mein Haupt " drücken die Wiederherstellung seiner Ehre und seiner Stellung aus (vgl. denselben Ausdruck in 1Mo 40,13.20; 2Kö 25,27 ).

 

 

Ps 3,5-6

 

Der Grund für Davids Vertrauen (V. 3 ) wird in Vers 4-5 dargelegt. Gott hatte ihn inmitten seiner Feinde durch die Nacht hindurchgebracht, und diese Bewahrung war ein Zeichen für die völlige Errettung, mit der er rechnete. Die hebräischen Zeitformen sind in diesen Versen schwierig zu übersetzen. Man könnte sie in die Gegenwart oder in die Vergangenheit übersetzen: Ich rufe zum Herrn, und er erhört mich (zu " auf seinem heiligen Berg " vgl. den Kommentar zu Ps 2,6 ). Die Antwort auf sein Gebet lautete folgendermaßen: Ich legte mich nieder, und ich schlief; ich erwachte, denn der Herr trägt mich.

 

 

Ps 3,7

 

Aufgrund der Errettung erklärte David, daß er vor den Tausenden , die ihm von jeder Seite her entgegenstanden, keine Furcht mehr hatte.

 

C. Von Gott gerettet

( 3,8-9 )

 

Ps 3,8-9

 

Diese Verse berichten die vertrauensvolle Bitte Davids um vollständige Errettung von seinen Feinden. Vielleicht wollte David in Vers 7 b ausdrücken, daß Gott stets seine Feinde vernichtet hatte, und deshalb betete er, daß Gott es wieder tun sollte. David drückt hier in jedem Fall sein Vertrauen in Gott aus. Er war sich so sicher, daß Gott seine Feinde vernichten würde, daß er so schrieb, als ob es bereits geschehen wäre.

Die Bilder der Zerstörung sind mutig. Davids Ausdrücke sprechen von einem vernichtenden Schlag, um klarzumachen, daß Gott seine Feinde ganz und gar vernichten würde.

Davids Schluß enthält eine Lehre. Errettung kommt von dem Herrn. Gottes Volk sollte zu ihm in ähnlichen Umständen beten, so daß sie an diesem Segen teilhaben konnten. Also gibt der Psalm denjenigen Anweisung, die sich inmitten der Gefahr befinden, auf den Herrn für den Schutz zu vertrauen, während sie schlafen (V. 5 ).

 

 

Ps 4

 

Man hat allgemein anerkannt, daß dieser Psalm in enger Verbindung zu Ps 3 steht. Die beiden Psalmen, die in ihrer Ausdrucksweise und ihrer Struktur große Ähnlichkeiten aufweisen, könnten derselben Situation entstammen. Wenn es so wäre, dann könnte David Ps 4 geschrieben haben, nachdem er die Nacht inmitten der Gefahr verbracht hatte (vgl. Ps 3,1.5-6 ). Die Verbindung zwischen den beiden Psalmen ist jedoch nicht sicher. Die Botschaft des 4. Psalms lautet: David warnt seine Feinde davor, nachdem er zu Gott um Hilfe geschrien hatte, durch Unrecht gegen Gott zu sündigen, denn Gott hatte ihn durch seine beschützende Fürsorge abgesondert; eine Tatsache, die ihn dazu veranlaßt, im Angesicht des Widerstandes zu jubeln. (Über die Überschriften dieser und zahlreicher anderer Psalmen vgl. den Kommentar zur "Verfasserschaft und die historischen Bemerkungen in der Einführung .)

 

 

A. Die Anrufung Gottes

( 4,2 )

 

Ps 4,2

 

Der Psalm beginnt mit einem Schrei Davids zu Gott, sein Gebet zu erhören. Hilf mir! ruft David aus. Gott hatte David inmitten seiner Not geholfen. An diesen Gott richtet er sein Gebet.

 

 

B. Warnung für die Feinde

( 4,3-6 )

 

Ps 4,3

 

Im Gegensatz zu diesem gerechten Gott (V. 2 ) waren die Aufständischen gegen David sterbliche Menschen ( Herren heißt wörtl. "Söhne der Menschen"). Er stellte die Frage, wie lange sie mit ihrer Rebellion und ihren Lügen ("Lügen" sind gegenüber der Lesart falschen Göttern vorzuziehen) seine Ehre in Schande kehren werden. Die Intrige Absaloms, wenn David sie hier im Sinn hatte, war ein Versuch, David in schlechten Ruf zu bringen ( 2Sam 15,3 ). Die Verben lieben und gern haben deuten jedoch auf das herbeigewünschte Ende, nicht auf die Mittel hin.

 

 

Ps 4,4

 

Dieser Vers ist der Grund für die Verwunderung des Psalmisten (V. 2 ) und seinen Ratschlag (V. 5 ). Weil der Herr David in Liebe ausgesondert hatte, würde er auch seine Gebete beantworten. David hat sich selbst als Gerechten bezeichnet ( HAsID ) und war damit Gegenstand der treuen Liebe Gottes in seinem Bund. David war sich der Fürsorge Gottes sicher, und Gott würde seine Gebete hören und beantworten.

 

 

Ps 4,5-6

 

Die einzige Zuflucht gab es für die Gottlosen, wenn sie von ihren schändlichen Plänen abließen und den Herrn anbeteten. Wer mit Eifer den Herrn sucht, wird durch David dahin geführt, in der richtigen Art und Weise zu handeln. Er wird von seinem Widerstand absehen, d. h. stille sein.

Vertrauen in den Herrn hatte zur Folge, daß rechte Opfer gebracht wurden, die im rechten Geist geopfert wurden (vgl. 5Mo 33,19; Ps 51,21 ). Wenn David an Absalom gedacht hat, dann bezog sich David hier auf die nutzlosen Opfer, durch die Absalom und seine Truppen versuchten, ihre Sache zu fördern ( 2Sam 15,12 ). Ein Mann des Glaubens würde sich in den Gehorsam gegenüber dem Herrn fügen.

 

 

C. Freudevoller Friede in Gott

( 4,7-9 )

 

Im Angesicht des Widerstandes sprach David über seinen von Freude bestimmten Frieden und von seiner Sicherheit in Gott.

 

 

Ps 4,7

 

Möglicherweise bezieht sich dieser Vers auf die vielen unzufriedenen Menschen, die David folgten. Sie würden jedem folgen, der ihnen gute Aussichten bieten würde. Davids Antwort auf ihre Frage war eine Bitte um Segen (vgl. 4Mo 6,24-26 ), nämlich daß Gott sein Angesicht über ihnen leuchten lassen möge (d. h. ihnen seine Gnade gewährte; vgl. Ps 31,16; 44,3; 67,1; 80,3.7.19; 119,135 ). Gott würde ihre Belange stillen, wie er es so häufig in der Geschichte Israels getan hatte.

 

 

Ps 4,8-9

 

Die Freude und Zufriedenheit, die David dadurch erfuhr, daß er auf den Herrn vertraute, war größer als alle Freude über die Erntefestlichkeiten. Sogar im Leiden und fern von dem sichtbaren Beweis der Güte Gottes genoß er Frieden und Sicherheit in seinem Gott (im Schlaf; vgl. Ps 3,6 ). Wahre Freude hängt nicht von den Umständen, sondern vom Schutz und der Versorgung durch Gott ab (vgl. Gal 5,22; Röm 14,17 ).

 

 

Ps 5

 

Dieser Psalm ist ein Gebet Davids aus einer Zeit, als er durch gewissenlose Feinde Gefahren ausgesetzt war. Man hat behauptet, daß David diesen Psalm nicht geschrieben haben konnte, weil in Vers 8 der Tempel, den Salomo baute, erwähnt wird. Aber das hebräische Wort, das hier für den Tempel gebraucht wird ( hLKAl ), wird auch für die Stiftshütte verwendet (vgl. 1Sam 1,9; 1Sam 3,3 ). Darüber hinaus kann sich auch das Wort "Haus" in Ps 5,8 sowohl auf die Stiftshütte (vgl. "Haus des Herrn" in Ps 23,6; Jos 6,24; 1Sam 1,24 ) als auch auf den Tempel beziehen.

Als David Gott anflehte, sein Morgengebet zu erhören, drückte er sein Vertrauen darauf aus, sich Gott zu nahen (der die Unreinheit haßt) und betete um göttliche Leitung und Segnung für die Gerechten und um Vernichtung der Gottlosen.

 

 

A. Das Gebet am Morgen

( 5,2-4 )

 

Ps 5,2-4

 

Der Psalmist bat Gott, seine Klage zu erhören (höre, vernimm), wie er frühe (wörtl. "am Morgen") mit ganzer Erwartung betete. "Frühe" wird in Vers 4 um der Betonung willen wiederholt. Dadurch wird hervorgehoben, daß Davids erster Gedanke am Morgen das Gebet war.

 

 

B. Vertrauen in den Herrn

( 5,5-8 )

 

Ps 5,5-7

 

Der Psalmist drückte sein Vertrauen darauf aus, sich einem Gott zu nähern, der Ungerechtigkeit (Sünde) haßt. Ein Sünder kann nicht bei einem solchen Gott wohnen. Freche und hochmütige Menschen, die nicht vor Mord oder Betrug zurückschrecken, haßt Gott und wird sie vernichten. Sie sind für ihn verabscheuenswert.

 

 

Ps 5,8

 

Im Gegensatz zu solcher Gottlosigkeit rühmte David nicht seine eigenen Tugenden. Vielmehr hob er Gottes Gnade ( HeseD , treue Liebe) gegen ihn hervor. Dadurch konnte er sich der Stiftshütte nähern (vgl. den Kommentar zu Haus und Tempel im ersten Abschnitt von Ps 5 ), um den Herrn in Ehrfurcht anzubeten. Das hebräische Wort für verehren (häufig übersetzt mit "anbeten", z. B. in 2Mo 34,8 ) deutet auf das Niederwerfen auf den Boden hin; eine Haltung, die die rechte innere Einstellung gegenüber Gott bei der Anbetung darstellt. Die Gottlosen sind hochmütig; wer Gott anbetet, demütigt sich vor ihm.

 

 

C. Das Gebet um Führung

( 5,9-13 )

 

Ps 5,9

 

Davids Gebet um Führung ist der zentrale Gedanke in Vers 8-12 . David bittet in diesem Gebet um Leitung in Gerechtigkeit. Weil Gott gerecht ist und weil die Feinde gottlos waren (V. 5-7 ), war es Davids Wunsch, dem Weg der Rechtschaffenheit zu folgen ( mache deinen Weg gerade vor mir ) und nicht denen zugerechnet zu werden, die Gott haßt. Das Wort für Feinde kommt von dem Verb "im Hinterhalt liegen".

 

 

Ps 5,10-11

 

Im Angesicht dieser gegenwärtigen Gefahr wurde Davids Gebet zu einer dringenden Bitte an Gott, seine Widersacher zu richten. Er führte ihre Sünden auf: Man konnte ihren Worten nicht trauen, sie waren falsch in ihren Schmeicheleien. Sie planten die Vernichtung. Was sie sagten ( ihr Rachen steht für "ihre Worte"), brachte den Tod ( ist ein offenes Grab ). Offensichtlich schmeichelten sie mit ihrem oberflächlichen Gerede, hatten aber abscheuliche Absichten ( sie reden Verderben ; vgl. V. 7 ). Deshalb schrie David zu Gott, sie für Schuldige zu halten.

 

 

Ps 5,12-13

 

Der Psalm schließt mit einer ermunternden Bemerkung ( laß sich freuen, laß rühmen, laß fröhlich sein ), daß Gott segnet und jene beschützt, die ihn lieben. Gesang ist der natürliche Weg, den Herrn zu preisen. Dies ist die erste von über 70 Stellen in den Psalmen, die sich auf das Singen beziehen. Die Gerechten sind diejenigen, die seinen Namen lieben . Der "Name" des Herrn (er wird über 100mal in den Psalmen erwähnt) bezieht sich auf sein Wesen und auf die Eigenschaften, die den Menschen offenbart worden sind. Hier bedeutet das Kundtun seines Namens Schutz und Gnade wie mit einem Schild (vgl. Ps 3,4 ).

 

 

Ps 6

 

Der Diener des Herrn, der durch die Rute der Züchtigung bestraft worden war, bat Gott um Errettung. Er erlangte die Sicherheit, daß sein Gebet erhört worden war und warnte seine Verfolger loszuziehen, denn sie würden zuschanden werden.

Es handelt sich hier um einen der Bußpsalmen. David hatte so sehr gelitten, daß er dem Tode nahe gewesen war. Es ist jedoch schwierig, diesen Psalm einem bekannten Ereignis aus seinem Leben zuzuordnen.

 

 

A. Das Gebet um Erlösung vom Leiden

( 6,2-4 )

 

Ps 6,2

 

In seinem Schrei zu Anfang des Psalmes bat David darum, daß Gott aufhören möge, ihn in seinem Zorn zu züchtigen. Im Hebr. gehen die Worte nicht in deinem Zorn den Worten strafe mich voraus, und nicht in deinem Zorn steht in der zweiten Zeile als erstes. Die Voranstellung dieser Worte betonte die Art des Tadels. Wenn Gottes Zorn gegen David andauern sollte, konnte er das nicht überleben.

 

 

Ps 6,3

 

Dann drückte David sein Gebet positiv aus. Er wünschte sich, daß der Herr ihn von seinen Leiden erlösen möge ( sei mir gnädig, heile mich ), denn er empfand sehr große Schmerzen. Die Knochen bestimmen den ganzen physischen Aufbau eines Menschen, ja den Menschen selbst. Wenn jemand sagt, daß seine Gebeine im Todeskampf liegen, wird damit nachdrücklich zum Ausdruck gebracht, daß der Körper vom Schmerz gepeinigt wird. Dieser Zustand wird in den Psalmen häufiger erwähnt ( Ps 31,11; 32,3; 38,4; 42,11; 102,4.6 ).

 

 

Ps 6,4

 

Die Worte dieses Verses sind in hohem Maße emotional. Die Frage "wie lange?" bleibt wegen seiner starken Niedergeschlagenheit unvollendet. (Vgl. "wie lange" in Ps 13,2-3; 35,17; 74,10; 79,5; 80,5; 82,2; 89,47; 94,3; 119,84 .) David verlangt nach Gottes Heilung.

 

 

B. Gebet um Erlösung

( 6,5-6 )

 

Ps 6,5

 

David nannte zwei Gründe, weshalb Gott antworten sollte. Erstens: Der Herr sollte ihn wegen seiner treuen Liebe retten. Gott hatte immer und immer wieder deutlich gemacht, daß er treue Liebe ( HeseD ) im Überfluß hatte, so daß David aufgrund des Wesens Gottes um Errettung bat.

 

 

Ps 6,6

 

David nannte den zweiten Grund, weshalb der Herr sich ihm zuwenden sollte: Im Tod gibt es keinen Lobpreis ( tNDCh ) mehr. Wenn David wegen seines Kummers starb, konnte er Gott nicht für seine Errettung danken. So folgerte David, daß wenn Gott wollte, daß ihn jemand im Heiligtum pries und kundtat, daß Gott ihn errettete, Gott jetzt entsprechend handeln mußte.

 

 

C. Die Klage über Krankheit

( 6,7-8 )

 

Ps 6,7-8

 

David klagte und benutzte Ausdrücke der Übertreibung, um auf den Ernst seines Leidens aufmerksam zu machen. In der Nacht kämpfte er den Todeskampf. Seine Gesundheit schwand dahin, und er war in Sorge, und zwar offensichtlich wegen seiner Feinde. Wenn Gott ihn nicht erlösen würde, würde er sterben, und dann würden die Menschen erkennen, daß seine Widersacher Gottes Zuchtrute gewesen waren.

 

 

D. Die Sicherheit der Wiederherstellung

( 6,9-11 )

 

Ps 6,9-11

 

David wandte sich seinen Widersachern zu und ermahnte sie, sich von ihm zu entfernen, denn er ging voll Vertrauen davon aus, daß Gott sein Gebet erhört hatte und ihn erretten würde. Es war sein abschließendes Gebet, daß all diejenigen, die weiter seine Feinde blieben, zuschanden werden sollten. Er wollte, daß die Bestürzung und die Schmach, die er in ihrer Nähe empfunden hatte, auf sie zurückkommen sollte (vgl. Ps 40,15;7,2 ).

Durch den Todeskampf des Leidens können die Gerechten darauf vertrauen, daß Gott ihr Weinen hören und ihre Gebete um Errettung beantworten wird.

 

 

Ps 7

 

Im Gebet um Errettung vor seinen verleumderischen Feinden versicherte der Psalmist feierlich seine Unschuld und rief den gerechten Richter der Erde an, ihn durch die Verurteilung der Gottlosen zu rechtfertigen.

Die Überschrift bezieht sich auf Davids Erfahrung mit "Kusch, einem Benjaminiter", der nur an dieser Stelle in der Bibel erwähnt wird. Das Psalmlied stammt aus einer Zeit, in der David von Sauls Männern gejagt wurde ( 1Sam 22,8; 24,9;26,19 ). {iggAyNn ("Schiggaion", Luther: Klagelied) könnte darauf hinweisen, daß die Verse in intensiver Gefühlsregung geschrieben worden sind.

 

 

A. Gebet um Gottes Eingreifen

( 7,2-3 )

 

Ps 7,2-3

 

David betete voll Vertrauen um Errettung vor seinen Feinden, die ihn wie ein Löwe (vgl. Ps 10,9;17,12;22,14.22;35,17;57,5;58,7 ) fast in Stücke rissen. Er wußte, daß wenn Gott ihn nicht rettete, es niemand tun konnte. In Ps 7,3 taucht zum ersten Mal das Wort "Retter" auf, das im folgenden noch häufig in den Psalmen erwähnt wird.

 

B. Beteuerung der Unschuld

( 7,4-6 )

 

Ps 7,4-6

 

David versicherte mit Ernst, daß er kein Unrecht begangen hatte. Diese Verse werden von einem Eid umrahmt. Wenn ich das getan habe, wenn ich Sünde begangen habe, dann laß meine Feinde mich verfolgen und ergreifen . Im Hinblick auf dieses Gebet um Errettung muß diese Aussage als ernsthafte Versicherung der Unschuld Davids betrachtet werden.

Vers 5 scheint die verleumderische Anklage der Feinde Davids wiederzugeben, daß er jemand "Unrecht getan hatte", der in Frieden mit ihm lebte, indem er ihn ohne Grund beraubte.

Also beschwor David den Tod durch die Hand seiner Feinde, wenn er schuldig sei, wie sie es ihm vorgeworfen hatten. In den Staub legen bedeutet hier, tot zu sein und begraben zu werden (vgl. Dan 12,2 ) und beschreibt nicht das unbewußte Dasein im Tod. Es wird lediglich davon ausgegangen, daß ein Toter wie ein Schlafender aussieht (vgl. 1Thes 4,13 ).

 

 

C. Bitte um Rechtfertigung

( 7,7-10 )

 

Ps 7,7-8

 

David schrie zu Gott, dem gerechten Richter der ganzen Erde, um seiner Sache Recht zu verschaffen. Die Worte steh auf, erhebe dich und wache auf sollten Gott dazu bringen, vor der Versammlung in Gerechtigkeit zu handeln.

 

 

Ps 7,9-10

 

In Vers 9 bedeutet das Verb richten eigentlich "rechtfertigen", denn David bat um ein Gericht, das seine eigene Gerechtigkeit und Unschuld aufdecken würde. Er bat auch darum, daß der allmächtige gerechte Richter dem Unrecht der Gottlosen ein Ende machen und den Gerechten schützen solle. Verständlicherweise wandte sich das Gebet des Gerechten häufig an Gott mit der Bitte, Dinge auf der Erde in Ordnung zu bringen.

Der Gottesname du Allerhöchster taucht hier das erste von 23 Malen in den Psalmen auf und wird noch zwei weitere Male in Ps 7 verwendet (V. 9.11.18 ), auch wenn etwas andere hebr. Worte benutzt werden. "Der Allerhöchste" spricht von Gottes erhöhter, souveräner Position im Himmel.

 

 

D. Beschreibung der Gerechtigkeit Gottes

( 7,11-18 )

 

Ps 7,11-12

 

David beschreibt, wie Gott, sein Schild (vgl. den Kommentar zu 3, 4), Gericht über die Gottlosen bringt, indem er die von Herzen Aufrichtigen errettet. Weil Gott ein gerechter Richter ist (vgl. Ps 9,9 ), ist er jeden Tag zornig. Der gehorsame Gläubige kann mit der Tatsache getröstet werden, daß die Schlechtigkeit der Menschen nicht unbemerkt bleibt. Aber sie können auch den Rat annehmen, daß die Rache dem Herrn gehört und er vergelten wird (vgl. 5Mo 32,35; Röm 12,19; Hebr 10,30 ).

 

 

Ps 7,13-14

 

Wie ein Krieger legt Gott seine göttlichen Waffen für die Gottlosen bereit. Schwerter, Bogen (V. 13 ) und Pfeile (V. 14 ) stehen häufig als Bild für Gottes Gerichtsurteil, das die Gottlosen vernichten wird.

 

 

Ps 7,15-17

 

Daraufhin stellt David fest, wie Gott die Gottlosen in ihren eigenen Vorhaben fängt. Wenn jemand Böses ersinnt, wird nicht das beabsichtigte Ergebnis die Folge sein. Statt dessen wird sich das Böse zum Übeltäter zurückwenden (vgl. Grube in Ps 9,16; 35,8; 57,7; Spr 26,27 ). Das ist die Vergeltung Gottes, denn die Bestrafung ist dem Unrecht angemessen (Auge um Auge, Zahn um Zahn usw.; 2Mo 21,24-25 ). Jesus sagt, daß die, "die das Schwert nehmen, durch das Schwert umkommen werden" ( Mt 26,52 ).

 

 

Ps 7,18

 

Der Psalm endet mit einem Gelübde Davids, Gott für seine Gerechtigkeit zu danken und ihn zu preisen ; eine Gerechtigkeit, die sich jetzt in der Erfahrung des Psalmisten erwiesen hat. Wenn er also auch verleumdet und angegriffen worden war, so vertraute David doch für seine Rechtfertigung und Gerechtigkeit von ganzem Herzen auf den gerechten Herrn, den Allerhöchsten.

 

 

Ps 8

 

In diesem Psalm staunt David, daß der herrliche Herr des Himmels, dessen Name vorzüglich ist, in seiner Gnade Menschen zur Beherrschung der Erde gebraucht. Der Abschnitt sieht die Ehre der Menschheit darin, daß der Mensch auf der Erde Gottes Stellvertreter ist, und geht nicht auf die schrecklichen Folgen des Sündenfalls ein.

 

 

A. Die Majestät des Herrn

( 8,2 )

 

Ps 8,2

 

Der Anfang und das Ende des Psalms ( 1.10 ) beinhalten dieselbe Verkündigung von Gottes majestätischem Namen. Der Name, d. h. das offenbarte Wesen Gottes, ist über alle Schöpfung erhöht. Das Wort majestätisch deutet Glanz und Herrlichkeit an. Es sind passende Worte, um den Herrn der Schöpfung zu preisen.

Der Ausruf o HERR, unser Gott ist hier von Bedeutung. Indem David Gott mit seinem persönlichen Namen Jahwe ("HERR") anspricht, bezeichnet er ihn als "unseren Herrn" ( ?DOnay ), den Herrscher. Der Begriff "Herr" betont besonders Gottes Herrschaft über seine Schöpfung.

Das Hebr. im letzten Teil von Vers 2 ist schwer zu deuten. Obwohl der Text einen Imperativ enthält, wird dieser meist als Infinitiv, als Beschreibung der Majestät Gottes, übersetzt: Du hast gelegt . Seine Erhabenheit (Herrlichkeit) wird als hoch über den Himmeln beschrieben.

 

 

B. Die Kraft Gottes

( 8,3 )

 

Ps 8,3

 

David staunt darüber, daß Gott die Kraft von Kindern benutzt, um seine Feinde (und den Widersacher und den Rächer) zum Schweigen zu bringen. Dahinter steht der Gedanke, daß der Herr bestimmt hat, daß der Schwächste den Starken bestürzt machen soll (vgl. 1Kor 1,27 ). Der Mensch, ja sogar schwache Kinder und Säuglinge, vermitteln ein Bild von der Kraft Gottes auf der Erde.

 

 

C. Die Schöpfung des Herrn

( 8,4-9 )

 

David spricht nun voll Staunen davon, daß Gott in seiner Gnade seine Herrschaft dem Menschen anvertraut.

 

 

Ps 8,4-5

 

Der Psalmist betrachtet zuerst das wunderbare Werk der Schöpfung (mit den Himmeln, dem Mond und den Sternen) als das Werk der Finger Gottes und staunt dann darüber, daß der begrenzte Mensch (das hebr. Wort für Mensch ist hier ?MnNS , "sterblicher, schwacher Mensch") eine so große Verantwortung tragen soll. Die rhetorischen Fragen in Vers 5 betonen, daß der Mensch eine unbedeutende Kreatur im Universum ist (vgl. Ps 144,3 ). Dennoch kümmert sich Gott außerordentlich um ihn. David staunt darüber, daß der Herr des Universums überhaupt an den Menschen denkt.

 

 

Ps 8,6

 

Gottes Schöpfung des Menschen wird als machtvoller und würdiger Akt beschrieben, denn er wurde wenig niedriger als Gott ( ?MlOhIm ) geschaffen. Der Mensch wurde als Gottes eigener Stellvertreter auf der Erde geschaffen, über der Schöpfung, aber niedriger als Gott. David staunt darüber, daß Gott den begrenzten Menschen auf solch einen Ehrenplatz erhoben hat.

Hebr 2,6-8 zitiert diesen Psalm, um das Versagen des Menschen der für ihn vorgesehenen erhöhten Stellung gegenüberzustellen. Jesus Christus, der Sohn des Menschen, ist der letzte Adam ( 1Kor 15,45.47 ); alles wird ihm unterworfen werden, wenn er kommt, um den Plan Gottes, des Vaters, für die Schöpfung zu erfüllen.

 

 

Ps 8,7-9

 

David dachte über die Stellung des Menschen als Gottes Stellvertreter in seiner Schöpfung nach. Als Gott Adam und Eva geschaffen hatte, gebot er ihnen, die Herrschaft über die ganze Erde auszuüben ( 1Mo 1,28 ). Alle lebendigen Geschöpfe standen unter ihnen. Aber wegen der Sünde wurde diese Herrschaft niemals vollständig ausgeübt. In der Tat rebellierte der Mensch wegen eines ihm untergeordneten Wesens, der Schlange, gegen Gottes Ordnung.

 

 

D. Die Herrlichkeit des Herrn

( 8,10 )

 

Ps 8,10

 

Der Psalm schließt mit demselben Ausdruck des Lobes über Gottes herrlichen Namen, mit dem er auch begann (vgl. V. 2 ). Gottes Herrlichkeit zeigt sich in seiner Sorge und in seinem Plan für den begrenzten Menschen.

 

 

Ps 9,4-7

 

Der Anlaß für das Lob Davids wird in diesen Versen berichtet. Der Herr hat seine Gerechtigkeit aufgerichtet (V. 5 ), indem er Davids Sache gerechtfertigt hat. Seine Feinde wurden zurückgeworfen (V. 4 ), getadelt und vernichtet (V. 6 ). Sogar der Name der Völker (der in gleicher Weise in V. 16.18.20-21 erwähnt wird) wurde ausgelöscht. Eine derartige Beschreibung vermittelte lebhaft das Bild der Niederlage der Feinde - noch nicht einmal ihr Name hatte weiterhin Bestand. Ihr Andenken wurde ausgelöscht, nachdem ihre Städte zerstört wurden (V. 7 ).

All das, was David hier beschreibt, war ein Zeichen dafür, daß Gott seine Sache unterstützte und gerecht von seinem Thron her regierte (V. 5 ).

 

 

Ps 9,8-11

 

Aufgrund der in Vers 4-7 ausgesprochenen Errettung erklärt David, daß der Herr ein wahrhaftiger und ewiger Richter und eine Festung für den Elenden ist. Der Lobpreis des Psalmisten war an den Herrn und seine ewige Herrschaft über die Erde gerichtet (V. 8-9 ). Dann wandte David diese Wahrheit auf die Bedürfnisse des Volkes an. Für die Elenden und die Unterdrückten, also für diejenigen, die am häufigsten nicht beachtet werden oder durch menschliche Gerichte Mißhandlung erfahren, tritt der gerechte Richter ein. Der Herr Gott ist ihre Zuflucht und ihr Bollwerk in Zeiten der Not. Der Begriff miRgoB , der zweimal in Vers 10 vorkommt und beide Male mit "Zuflucht" und "Bollwerk" übersetzt wird, deutet Sicherheit und Schutz an einem erhabenen, sicheren Rückzugsort an. M iRgoB , eines der vielen Worte, die in den Psalmen gebraucht werden, wenn von Sicherheit in Gott gesprochen wird, wird in Ps 18,3;144,2 mit "Bollwerk" und in Ps 46,8.12; 48,4; 59,10.17-18; 62,3.7; 94,22 mit "Festung" übersetzt. Ein anderes hebr. Wort, das in den Psalmen mit "Zuflucht" übersetzt wird, ist maHseh , "Schutz vor Gefahr". Dieses Wort wird in Ps 14,6; 46,2; 61,4; 62,8-9; 71,7; 73,28; 91,2.9 benutzt. Ein weiteres, in den Psalmen mit "Zuflucht" übersetztes Wort, ist mAnNs ("ein Ort, an den man fliehen kann"; Ps 59,17; 142,6 ). Wer zum Herrn gehört, darf auf die Sicherheit und den Schutz bei Gott vertrauen.

 

 

Ps 9,12-13

 

Der Abschnitt des Lobpreises (V. 1-13 ) schließt mit der Ermahnung des Psalmisten an das Volk, besonders an die Elenden, die Gott nicht vergißt (V. 13 ), daß sie dem Herrn Loblieder singen (vgl. V. 3 ) und erzählen sollen, was er getan hat (V. 12 ).

 

 

B. Gebet: Hilfe für die Elenden

( 9,14-21 )

 

Ps 9,14-15

 

Im Hinblick auf Gottes frühere mehrfache Errettung rief David nun Gott an, daß er auf sein Elend antworten und ihm Anlaß geben möge, ihn zu preisen. Der Psalmist bat den Herrn, aufzumerken, wie seine Feinde ihn verfolgten. In Todesgefahr schrie er zu Gott, daß er ihn aus den Toren des Todes erretten möge (vgl. Hi 38,17; Ps 107,18; Jes 38,10 ). Von Gott gerettet, würde er den Herrn in den Toren der Tochter Zion preisen (d. h. in der Stiftshütte in Jerusalem).

 

 

Ps 9,16-17

 

Davids Gebet wurde durch sein volles Vertrauen auf den Herrn unterstützt. In Vers 16-19 zählt David auf, auf welche Weise Gott die Gottlosen vernichtete, die den Bedürftigen gequält haben. Vers 16 könnte in Vorwegnahme der Vernichtung der Feinde geschrieben worden sein, so wie es in den Abschnitten des "Vertrauens" verschiedener Psalmen geschieht. In diesem Fall sah David voraus, wie der Gottlose in seine eigene Grube fallen (vgl. Ps 7,16 ) und sich in seinem eigenen Netz verstricken (vgl. Ps 35,8;57,7 ) würde. Dennoch ist die Gerechtigkeit des Herrn wohl bekannt, denn das Böse, das die Gottlosen ersinnen, kehrt zu ihnen zurück.

 

 

Ps 9,18-19

 

Die Bestimmung der Gottlosen, die in das Grab ( S+?Nl , Scheol) zurückkehren, wird den Bedürftigen und den Elenden gegenübergestellt (vgl. V. 10.13 ), die ihre Hoffnung erfüllt sehen werden. Der Ausdruck Gott vergessen wird in den Psalmen bisweilen dem Wort "erinnern" gegenübergestellt, einem Ausdruck, der Glauben und Gebet bezeichnet. Für diejenigen, die den Herrn zurückweisen und ihm keine Beachtung schenken, gibt es keine Hoffnung.

 

Ps 9,20-21

 

Der Psalm schließt mit der Bitte, daß der Herr aufstehen und über die sterblichen Menschen ( ?MnNS ; vgl. den Kommentar zu Ps 8,5 ) in einem fürchterlichen Gericht Schrecken bringen solle. Solch eine Vernichtung würde den Gottlosen klar machen, daß sie nur Menschen ( ?MnNS ) sind und nicht jene unterdrücken können, die auf den Herrn vertrauen.

 

 

Ps 10

 

Der Lobpreis für die gerechte Rechtfertigung, die in Ps 9 ganz deutlich wird, wird in Ps 10 weniger betont. Ps 10 ist eine Bitte an Gott, seine Hilfe für den Elenden nicht zu verzögern. Der Psalmist beschrieb die furchteinflößende Stärke der Gottlosen in ihrer Gottlosigkeit Gott gegenüber und in ihrem Auflauern der Hilflosen. Dann bat er Gott, sich zu erheben und die Unterdrückten durch die Zerschlagung der Gottlosen zu rächen.

 

 

A. Die Beschreibung der Gottlosen

( 10,1-12 )

 

Ps 10,1

 

Der erste Teil des Psalms ist eine machtvolle Beschreibung der verwerflichen Stärke des Gottlosen. Aber zu Beginn des Psalmes wandte der Schreiber seine Klage dem Herrn zu, der an der Lage des Unterdrückten keinen Anteil zu nehmen schien. Die Tatsache, daß der Gottlose triumphieren könnte, veranlaßte den Psalmisten, die Frage zu stellen, warum der HERR sich von der Not fernhielt ("warum" taucht zweimal in V. 13 auf). Die Frage ist ein kühner Ausdruck der wahren Empfindungen unterdrückter Menschen, die nach Hilfe schreien.

 

 

Ps 10,2-7

 

In diesen Versen entwirft David den Charakter des Unterdrückers. Voller Stolz (Anmaßung, V. 2 und Stolz, V. 3 ) quält der Gottlose den Schwachen und redet beleidigend über den Herrn (vgl. V. 13 ). Der Gottlose ist selbstsicher (stolz, V. 4 ; hochmütig, V. 5 ) und hat keinen Platz für Gott oder Gottes Gebote. Solch ein Mensch ist davon überzeugt, daß er nicht von seinen gottlosen Wegen abgebracht werden kann. Er meint, daß er ungestört seinen Wohlstand (V. 5 ) und sein Glück (V. 6 ; vgl. Ps 73,3 ) genießen kann. Seine Worte sind betrügerisch und zerstörerisch ( Ps 10,7 ). Der Satz: "Mühsal und Unheil sind unter seiner Zunge" bedeutet, daß die Worte, die er spricht, Unheil zur Folge haben.

 

 

Ps 10,9-12

 

Hier beschreibt der Psalmist den Gottlosen als einen wie ein Löwe (vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 ) im Verborgenen lauernden Menschen (er liegt im Hinterhalt taucht in V. 8-9 dreimal auf), der seine hilflosen (vgl. Ps 10,12 ) Opfer angreifen und in sein Netz ziehen will, wie es der Fischer mit den Fischen macht. Dieses Bild eines Löwen deutet auf listige Menschen hin, die darauf warten, angreifen zu können. Die Elenden (d. h. die Gerechten) werden von den Gottlosen vernichtet. Weil Gott sie vielleicht nicht auf der Stelle rettet, ist der Gottlose davon überzeugt, daß Gott sich nicht um den Gerechten kümmert und ihn nicht beachtet.

 

 

B. Die Aufforderung an Gott, Rache zu üben

( 10,12-18 )

 

Ps 10,12-15

 

Der Psalmist schrie ernsthaft zu Gott um Rache. Gott solle sich erheben (vgl. Ps 9,20 ) und den Hilflosen helfen (vgl. Ps 10,9 ). Ein Grund für seine Bitte ist, daß es dem Gottlosen nicht gestattet sein darf, Gott zu verachten (vgl. V. 3 ) und zu meinen, daß er mit seinem Tun davonkäme (vgl. warum in V. 1 ). Der Herr sollte veranlaßt werden zu antworten, denn die Elenden vertrauen auf Gott, der Kummer und Elend sieht und der ihr Helfer ist (V. 14 ). Die besondere Bitte des Psalmisten lautete, daß Gott den Gottlosen (V. 15 ) bestrafen möge. Es werden hier wieder Bilder gebraucht: den Arm eines Menschen zu brechen bedeutet, seine Macht zu zerstören. Wenn Gott durch eine derartige Vernichtung die Gottlosen richtet, dann werden sie dazu aufgefordert, für ihre Taten Rechenschaft abzulegen. Der Psalmist könnte dann nicht länger sagen, daß Gott seine Taten nicht sieht (vgl. V. 13 ) oder sich um den Elenden nicht kümmert.

 

 

Ps 10,16-18

 

Der Psalm schließt mit einem Ausdruck des Vertrauens, daß das Gebet des Schreibers erhört worden ist. An dieser Stelle erklärte der Psalmist wie in Ps 9 ,daß der Herr der Herrscher ist (vgl. Ps 9,8 ) und daß diejenigen aus den Völkern (vgl. Ps 9,6.16.18.20-21 ), die ihm entgegenstehen, vergehen werden (vgl. Ps 9,4.6.16 ). Der Psalmist war sich sicher, daß der Herr das Schreien des Elenden erhört und seine Sache verteidigt, so daß die Gottlosen, die nur sterbliche Menschen sind ( ?MnNS ; vgl. Ps 9,21 und den Kommentar zu Ps 8,5 ), sie nicht länger erschrecken würden.

Der Glaube, daß Gott gegen die Tyrannei der Gottlosen für die Elenden und die Bedürftigen eintritt, war für den Psalmisten ein Trost und die Grundlage für sein Gebet.

 

 

Ps 11

 

Der historische Hintergrund dieses Psalms ist unbekannt. Offensichtlich befand sich David in einer verzweifelten Not und war in Lebensgefahr. Die Versuchung, vor der Gefahr davonzulaufen, stellte sein Vertrauen auf Gott auf die Probe. Die Botschaft des Psalms ist folgende: Der Psalmist, der sich der Versuchung gegenüber sah, zu einer Zeit zu fliehen, in der die Autorität des Gesetzes nicht mehr vorhanden war, hielt an seinem Glauben an den Herrn fest, daß Gott schließlich die Gottlosen, die er haßt, vernichten und die Gerechten, die er liebt, erretten würde.

 

 

A. Die Versuchung zu fliehen

( 11,1-3 )

 

Ps 11,1

 

Der Psalm beginnt mit der Zurückweisung der Versuchung des Psalmisten, vor der Gefahr zu fliehen. David wunderte sich über diesen Vorschlag seitens der Kleinmütigen, weil das seinem Glauben an den Herrn widersprach. Seine anfängliche Erklärung: Im HERRN nehme ich (oder: habe ich genommen) meine Zuflucht , steht ihrer Annahme entgegen.

Die Kleinmütigen gaben David den Ratschlag, wie ein Vogel auf die Berge zu fliehen, wo er sicher wäre. Aber statt dessen floh er zum Herrn, um dort Sicherheit zu finden.

 

 

Ps 11,2

 

Diese Versuchung lag nahe, weil die Gottlosen daran waren, die Gerechten einschließlich David zu vernichten. Die Gottlosen spannen ihren Bogen, um die Sehnen darauf festzuziehen und dann ihre Pfeile auf die Sehnen zu legen, um im Geheimen (vgl. Ps 10,8-9 ) auf den Frommen zu schießen. Es könnte zwar sein, daß dieser Angriff tatsächlich so geschehen war, aber es ist viel wahrscheinlicher, daß die Bogen und Pfeile verleumderische Worte meinen, die zerstören, so wie es häufig in den Psalmen der Fall ist.

 

 

Ps 11,3

 

Wenn die Grundfesten der Gesellschaft umgerissen werden, was kann der Gerechte dann noch tun? Diese Grundfesten beziehen sich auf das Gesetz der Gesellschaft, das seine Grundlage in den Ordnungen des Herrn hat. Die Versuchung der Kleinmütigen hatte also ihre Ursache in der Angst, daß das Volk auseinanderfallen könnte. Ihre Blickrichtung war auf das Irdische gerichtet. Davids Blick war auf mehr gerichtet.

 

 

B. Das Vertrauen in den Herrn

( 11,4-7 )

 

Ps 11,4

 

David stellte die Schwierigkeiten auf der Erde der erhöhten Position des Herrn im Himmel gegenüber. "Was kann der Gerechte tun?" hatte der Kleinmütige gefragt (V. 3 ). David antwortete, daß der Gerechte sich auf die wahre Quelle sicherer Herrschaft verlassen kann, nämlich den Herrn, dessen Thron in den Himmeln erhöht ist, sein heiliger Tempel, der von der Heuchelei der Gottlosen weit entfernt ist. Weil der Herr souverän über die Erde herrscht, sieht er und erforscht er das Handeln der Söhne der Menschen (vgl. Ps 33,13-14 ) völlig. Er beobachtet heißt wörtlich: "Seine Augen sehen". Seine Augen heißt wörtlich: "seine Augenlider." Mit diesen Ausdrücken soll die Allmacht Gottes dargestellt werden.

 

 

Ps 11,5

 

Gott prüft (läutert) den Gerechten, aber er haßt den Gottlosen und die Menschen, die Gewalt lieben. Gott widersteht allen, die sich im Widerspruch zu seinem Willen für die Gottlosigkeit und Gewalt entschieden haben.

 

 

Ps 11,6

 

Der Psalmist schaute auf das plötzliche und rasche Gericht über die Gottlosen. Er wird es regnen lassen könnte auch übersetzt werden: "Möge er es regnen lassen". Brennender Schwefel erinnert an Gottes Gericht über Sodom und Gomorra ( 1Mo 19,24 ). Feurige Kohlen könnte auch mit "Fallstricke" übersetzt werden. In diesem Fall beschreibt der Psalmist ein gerechtes Gericht für die Gottlosen - sie sollen gefangen werden. In jedem Fall ist ein vernichtendes Gericht ihr Schicksal.

 

 

Ps 11,7

 

Im Gegensatz zu Gottes Gericht über die Gottlosen (V. 6 ) liebt der Herr, der gerecht ist, die Gerechtigkeit. Die Frommen - diejenigen, die ihm im Glauben vertrauen und auf seinen Wegen wandeln - werden sein Angesicht sehen. Das bedeutet, daß der Gerechte in seine Gegenwart kommen und sich seiner Segnungen erfreuen darf.

 

 

Ps 12

 

Dieser Psalm spricht von Davids Vertrauen in die ungetrübten Worte Gottes, die ihm die Versicherung geben, daß er jene erretten wird, die seine Errettung suchen. Dieser Ausdruck des Vertrauens stammt mitten aus einer Kultur, in der der Schwache durch Betrug unterdrückt wurde. Der Hintergrund für diesen Psalm ist uns nicht bekannt, aber zahlreiche Ereignisse im Leben Davids könnten die Dichtung eines solchen Psalmes zur Folge gehabt haben (vgl. 1Sam 23,11.19; 26,19 ). Aber die Sprache des Psalmes ist so allgemein gehalten, daß er in mehrere Situationen passen könnte.

 

 

A. Das Gebet um Errettung

( 12,2-5 )

 

Der Psalmist schrie zu Gott (V. 2-5 ) um Errettung aus der Mitte eines lügnerischen und hochmütigen Volkes.

 

 

Ps 12,2-3

 

Dieser Schrei zu Gott beklagt die Tatsache, daß die Frommen offensichtlich untergegangen sind. Menschen, die Treue zu Gottes Bund gezeigt hatten, waren aus dem Land verschwunden. (Der Begriff für "treu" ist HasID , das mit dem Wort HeseD , "treue Liebe oder Bundestreue", verwandt ist.) An ihre Stelle waren nun Lügner und Betrüger getreten. Ihre Worte waren unehrlich und infolgedessen nicht vertrauenswürdig. Die Gesellschaft war insgesamt verdorben. Es sah so aus, als ob es keine vertrauenswürdigen, ehrlichen Menschen mehr gäbe, auf die der Psalmist sich verlassen konnte.

 

 

Ps 12,4-5

 

Also betete der Psalmist, daß der Herr die Heuchelei und Lügenlippen ausrotten möge. Diese Menschen waren voller Stolz (sie waren prahlerisch) und der Ansicht, daß sie mit Reden, Heuchelei und Betrug ihre Ziele erreichen konnten. Indem sie sagten: Wir sind mit unserer Zunge mächtig, gingen sie davon aus, daß sie so handeln konnten, wie es ihnen gefiel: Wer ist unser Herr? David wollte, daß Gott sie vernichtete und ihrem hochmütigen Prahlen ein Ende setzte.

 

 

B. Die Gewißheit der Errettung

( 12,6 )

 

Ps 12,6

 

Der Psalmist erhielt die Gewißheit, daß der Herr sich erheben und den Schwachen und den Bedürftigen von der Unterdrückung befreien würde. Gott hatte verheißen, diejenigen, die ihm vertrauten, aus der Hand derer zu retten, die sie beschimpften.

 

 

C. Vertrauen in Gottes Wort

( 12,7-9 )

 

Ps 12,7

 

Aufgrund der Versicherung Gottes, daß die Niedergeschlagenen erlöst werden sollten (V. 6 ), drückte der Psalmist sein Vertrauen in die ungetrübten Worte Gottes aus, obwohl er wußte, daß die Gottlosen überall um ihn herum waren.

Im Gegensatz zu den Worten der Gottlosen sind die Worte des Herrn rein (gereinigt) und wahrhaftig. Ihre Ungetrübtheit wird mit der Läuterung von Silber verglichen; es ist so, als wenn die Worte des Herrn siebenmal (sieben ist die Zahl der Vollkommenheit) geläutert wären. Was Gott sagt, ist wahrhaftig (lauter; vgl. Ps 18,31 ) und verläßlich. Seine Worte sind nicht mit Betrug und falscher Heuchelei befleckt (im Gegensatz zu den Worten der Gottlosen; Ps 12,3-4 ), sondern sie sind ganz und gar zuverlässig.

 

 

Ps 12,8-9

 

Deshalb vertraute der Psalmist dem Wort Gottes, daß er die Menschen inmitten der Stolzen, die in selbstgefälligem Vertrauen in die eigene Person herumstolzieren, indem sie den schändlichen Dingen Wert beimessen ( zVllVT , ein Wort, daß nur an dieser Stelle im AT gebraucht wird; es steht für etwas Wertloses), bewahren konnte. Vers 9 zeichnet das Bild nichtswürdiger und rücksichtsloser Menschen, die durch betrügerische Worte Autorität und Macht ausüben. Dennoch versichern Gottes Worte, die wahrhaftig sind, daß solche Menschen der Vernichtung anheimfallen werden.

 

 

Ps 13

 

Dieser Psalm hat den Schrei des Niedergeschlagenen zum Inhalt und stimmt daher mit mehreren der vorausgegangenen Psalmen überein. Hier stützte sich David voll Vertrauen auf die treue Liebe des Herrn (V. 6 ), auch wenn er unmittelbar noch keine Errettung von der Unterdrückung der Gegner, der Feinde Gottes, erlebte.

 

 

A. Klage über das Leid

( 13,2-3 )

 

Ps 13,2-3

 

Mit einer Reihe rhetorischer Fragen, die darauf angelegt waren, Gott zur Antwort auf sein Gebet zu bewegen, fragte David Gott: Wie lange? (viermal in diesen drei Versen; vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ). Er wartete ab, bevor er antwortete. David fühlte sich von Gott nicht mehr beachtet und vergessen. Sollte dieser Zustand unendlich andauern? David kämpfte innerlich ( mit meinen Gedanken heißt wörtl. "in meiner Seele") und klagte, daß er Tag für Tag in dieser bedrückenden Situation verblieb, so daß sein Herz mit Kummer und Sorge erfüllt war. Als Ergebnis seiner Verlassenheit von Gott triumphierten seine Feinde über ihn.

 

 

B. Bitte um Errettung

( 13,4-5 )

 

Ps 13,4-5

 

David rief den Herrn an, herzuschauen, zu antworten und ihn aus seiner Lage zu befreien. Mit der Bitte: erleuchte meine Augen bat David um göttliche Weisheit oder um die Beachtung seiner Bedürftigkeit. Er betete ernstlich darum, daß er nicht im Tod entschliefe (vgl. den Kommentar zu Ps 7,6; stürzen heißt wörtlich "sterben") und so seinen Feinden die Freude des Triumphes nicht brächte.

 

 

C. Vertrauen in den Herrn

( 13,6 a)

 

Ps 13,6 a

 

David drückte sein Vertrauen in die unerschöpfliche Liebe ( HeseD ) des Herrn aus, die treue Liebe, die der Herr für jene hegt, die auf ihn vertrauen. Die Feinde Davids forderten die Treue der Liebe Gottes zu einem seiner Bundesgläubigen heraus.

 

 

D. Lobpreis über die Rettung

( 13,6 b)

 

Ps 13,6 b

 

Der Psalmist, der davon überzeugt war, daß sein Gebet erhört worden war, faßte den Entschluß, sich zu freuen und dem Herrn zu singen, weil er ihm Rettung gebracht und wunderbar mit ihm gehandelt hatte. (Dies ist der erste der zahlreichen Verweise auf Gottes Güte.) Er spürte das Ende seines langen Wartens im voraus.

 

 

Ps 14

 

Der Psalmist, der wußte, daß die menschliche Rasse töricht und verdorben ist und daß der Herr solche Menschen um ihrer Taten willen vernichten wird, sehnte sich nach der Errichtung des Königtums des Herrn auf der Erde. (Vgl. den Kommentar zu Ps 53 ,der mit Ps 14 fast völlig übereinstimmt.)

 

 

A. Urteil über die Menschen

( 14,1-3 )

 

Ps 14,1

 

David bestätigte Gottes Anklage der Menschen: Sie sind Toren. Vers 1 vermittelt eine zusammenfassende Beschreibung des Toren ( nABAl , jemand, der auf moralischem Gebiet unempfänglich und gottlos ist). Ein Tor glaubt, es gibt keinen Gott und führt ein verderbtes Leben. Diese beiden Aussagen stehen miteinander in Verbindung. Als praktizierender Atheist (d. h. er lebt sein Leben so, als wenn es keinen Gott gäbe) hat er an der Weisheit, die im Wort Gottes offenbart wird, keinen Anteil. Als Ergebnis davon ist er verdorben und bringt alles zum Verderben, was er tut. Sein Handeln ist nichtig, d. h. er tut abscheuliche Dinge, die der Herr haßt. Ohne Glauben kann niemand Gott gefallen, also gibt es keinen, der Gutes tut.

 

 

Ps 14,2

 

Das Urteil des Psalmisten über die Menschen war darauf gegründet, daß der Herr herunterschaute, um die Menschen zu prüfen (die Söhne der Menschen). Zu den Beispielen, bei denen der Herr hinabsah, um zu sehen, wie böse die Menschen waren, gehören auch Babel ( 1Mo 11,1-9 ) und Sodom ( 1Mo 18,21 ). Der Psalmist zeichnete das Bild des Herrn, der hinabschaut, um zu sehen, ob irgendein Mensch Verständnis besaß, d. h. ob irgendein Mensch Gott suchte. Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang ( Spr 1,7 ). Weil der Tor es ablehnt, diese Tatsache zu akzeptieren, mangelt es ihm an Verständnis.

 

 

Ps 14,3

 

Gott war auf der Suche nach verständigen Menschen und sah doch, daß die gesamte Menscheit sich abgewandt hatte und verdorben war (wörtl. "sauer" wie Milch). Dieses Wort ?AlaH , das nur an dieser Stelle, in Hi 15,16 und in Ps 53,4 auftaucht, wird hier im moralischen Sinn gebraucht. (Dieser Begriff für verdorben unterscheidet sich von dem in Ps 14,1 verwendeten Wort.) Als Folge daraus stellte Gott fest, daß nicht ein einziger Gutes tut. Die einzige Hoffnung der Menschheit ist nach der Schrift die Hinwendung des einzelnen zum Herrn zu seiner Errettung.

 

 

B. Die Strafe für die Gottlosen

( 14,4-6 )

 

Ps 14,4-6

 

David zeigte das Ergebnis der Auseinandersetzung zwischen denen, die die Ungerechtigkeit bewirken, und den Gerechten. Er war erstaunt über die Unkenntnis der Bösen, die meinten, sie könnten ungehindert Gottes Volk verschlingen. Ihre Gottlosigkeit erhält ihren stärksten Ausdruck durch ihren heftigen Angriff auf sein Volk. Sie vergessen die Tatsache, daß Gott sie überwältigen wird, denn indem sie Gottes Volk angreifen, greifen sie Gott selbst an. Er ist in der Mitte seines Volkes gegenwärtig. Deshalb sah der Psalmist voraus, daß die Gottlosen in große Furcht geraten werden, wenn der Herr sie für die Verfolgung seines Eigentums richtet. Sie könnten das Leben des Volkes Gottes ( der Armen ) eine Zeitlang behindern, aber das Volk Gottes wird gerechtfertigt werden, weil sie auf den Herrn vertrauen, ihre Zuflucht ( maHseh , "Schutz vor Gefahr", ein Wort, das in bezug auf den Herrn in den Psalmen neunmal gebraucht wird: Ps 14,6; 46,2; 61,4; 62,8-9; 71,7; 73,28; 91,2.9 ).

 

 

C. Die Sehnsucht nach der Herrschaft Gottes

( 14,7 )

 

Ps 14,7 : David sehnte sich nach der Aufrichtung des Königreiches des Herrn (vgl. Mt 6,10 ). Der Herr wird seinem Volk große Freude bescheren (vgl. Zeph 3,14-16 ), wenn er sein Volk Israel aus der Gegenwart der Gottlosen erlöst (vgl. Röm 11,26-27 ). Der Psalmist sehnte sich nach der Aufrichtung von Gottes gerechter Herrschaft von Zion aus (vgl. den Kommentar zu Ps 2,7 ) und nach der Vernichtung der Gottlosen, die in ihrer Gottlosigkeit verharren.

 

 

Ps 15

 

Dieser Psalm macht deutlich, wer es wert ist, ein "Gast" des Herrn zu sein. Der Psalmist schildert das tadellose Verhalten desjenigen, der zur Verehrung im Heiligtum des Herrn geschickt ist.

 

 

A. Die Frage: Wer darf bleiben?

( 15,1 )

 

Ps 15,1

 

David dachte nach: Wer darf im Heiligtum des Herrn (der Stiftshütte) wohnen, die sich auf dem heiligen Berg, also Zion, der Stadt Davids, befindet (vgl. 2Sam 6,10-12.17 und den Kommentar zu Ps 2,6 )? Die Frage lautet: Wer war berechtigt, ein "Gast" des Herrn zu sein und an dem Ort zu leben, an dem er gegenwärtig war? Es war eine geistliche Frage: Wer darf sich Gott nähern und an dem Ort seiner Wohnung anbeten?

 

B. Die Antwort: Der Gerechte darf bleiben

( 15,2-5 )

 

Ps 15,2- (Ps 15,2a-b)

 

Die in Vers 1 gestellte Frage wird in Vers 2 zunächst zusammenfassend beantwortet (V. 2 a - b) und dann mit einer siebenfachen Beschreibung (V. 2 c. 3-5 ) und einem zusätzlichen achten Hinweis näher ausgeführt. Derjenige, der angenommen wird, ist der, dessen Wandel (a) untadelig und dessen Handeln (b) gerecht ist. Die Metapher des "Wandels" wird in der ganzen Bibel für die Lebensweise und das Verhalten eines Menschen benutzt (vgl. Ps 1,1 ). Untadelig ( tAmIm ) bedeutet vollkommen, ernsthaft oder perfekt. Ein untadeliger Mensch lebt im Gehorsam gegen Gott und hält an einem Leben in Ehrbarkeit fest.

Sein Handeln stimmt mit den Maßstäben Gottes überein, d. h., es ist gerecht. David stellte deshalb heraus, daß, wenn sich jemand in die Gegenwart des Herrn in Zion begab, er ein gehorsamer und gerechter Diener sein mußte. Der Gottlose und der Heuchler wohnen nicht im Heiligtum.

 

 

Ps 15,2-5 (Ps 15,2c-5a)

 

Nach der allgemeinen Darlegung der ersten beiden Zeilen in Vers 2 erläuterte David im einzelnen das Wesen eines solch tadellosen Menschen.

(1) Das erste Merkmal des Gerechten ist es, daß er von Herzen die Wahrheit spricht. Er ist nicht wie die wankelmütigen Heuchler (vgl. Ps 12,3 ). (2) Ein Gerechter verleumdet nicht böswillig. (3) Er schadet auch nicht seinem Nächsten oder schmäht ihn. Ein Nächster (oder Freund) kann jedermann sein, mit dem er in Kontakt kommt. Die Bemerkungen eines untadeligen Menschen schaden seinem Nächsten nicht und richten ihn nicht zugrunde.

(5) Ein Gerechter verachtet den Verworfenen und ehrt den Gläubigen, der den Herrn fürchtet. Ein "Verworfener" (von mA?as , also nicht dasselbe Wort wie in Ps 14,1 ) ist ein Schurke, ein nichtiger Mensch. Wer jedoch den Herrn fürchtet, lebt ein Leben des Glaubens und des Gehorsams.

(6) Der Gerechte hält seinen Eid, auch wenn es ihm schadet. Sogar wenn er unbedacht einen Eid abgelegt hat ( 3Mo 5,4 ), hält er gewissenhaft sein Wort.

(7) Der Gerechte verleiht sein Geld nicht auf Zinsen. Er übervorteilt den nicht, der borgen muß. Aus einem israelitischen Bruder Gewinn zu ziehen, war als unbrüderlich verboten ( 2Mo 22,25; 3Mo 25,36 ).

(8) Der Gerechte nimmt keine Bestechungsgeschenke gegen den Unschuldigen an. Das Gesetz verbot das selbstverständlich ( 5Mo 27,25 ). Statt dessen leistet der Gerechte der Sache des Unschuldigen und des Bedürftigen Vorschub.

 

 

Ps 15,5 b

 

David schloß damit, daß derjenige, der diese Lebensweise befolgt, niemals wanken wird (vgl. Ps 16,8; 21,8; 30,7; 62,3.7; 112,6 ). Er wird nicht nur die Gemeinschaft mit dem Herrn in seiner Gegenwart genießen, sondern auch die göttliche Segnung und Geborgenheit erfahren.

Die Tatsache, daß hier auf zehn verschiedene Arten der beschrieben wird, der bei dem Herrn wohnen darf (ehrlich, gerecht, aufrichtig, nicht verleumderisch, er tut nicht das Verkehrte, ohne Tadel, er unterscheidet zwischen Gut und Böse, hält seinen Eid, zieht aus seinem Nächsten keinen Vorteil, nimmt keine Bestechungsgeschenke an), legt einen Vergleich mit den zehn Geboten nahe (obwohl die beiden Aufzählungen nicht in allen Teilen übereinstimmen). Gehorsam gegenüber Gottes geoffenbartem Willen ist unbedingt erforderlich, um in das Heiligtum des Herrn gelangen zu können.

 

 

Ps 16

 

Dieser Psalm drückt die Freude Davids an der Gemeinschaft mit Gott aus, die, wie David erkennt, aus dem Glauben an den Herrn resultiert. Der Psalm könnte geschrieben worden sein, als David sich in der Wildnis oder durch den Widerstand gegen seine Herrschaft in großer Gefahr befand. Was auch immer der Anlaß war, David war davon überzeugt, daß, weil er den Herrn kennengelernt und ihm für sein Leben vertraut hatte, er ihm auch im Angesicht des Todes vertrauen konnte.

 

 

A. Der Herr ist Davids Teil im Leben

( 16,1-8 )

 

Ps 16,1

 

In Vers 1-8 schaute David zurück, wie er den Herrn kennengelernt und ihm vertrauen gelernt hatte. Vers 1 faßt anscheinend den gesamten Psalm zusammen: Bewahre mich, Gott, denn ich vertraue auf dich. Daraufhin entwickelte David, wie er seine Zuflucht in dem Herrn gefunden hatte.

 

 

Ps 16,2

 

David sprach sein ausschließliches Vertrauen in den Herrn aus. Seine Glaubensaussage lautete: Du bist mein Herr; ich weiß von keinem anderen Gut außer dir (vgl. Ps 34,11;84,12 ).

 

 

Ps 16,3-4

 

Auf der Grundlage dieses Bekenntnisses zum Herrn beschrieb der Psalmist die Gemeinschaft seiner Freunde, mit denen er identifiziert wurde. Er hatte große Freude an den Frommen (Heiligen) im Land, die er als Herrliche betrachtete. Gott hatte sein Volk dazu berufen, ein heiliges Volk zu sein ( 2Mo 19,6 ), und der Diener Gottes erkannte hier, daß nur sie mit Gott in Gemeinschaft sein konnten. Das waren die Gläubigen, die dem Herrn dienten. Die anderen, also diejenigen, die anderen Göttern nachlaufen, werden Kummer und Schwierigkeiten erleben. David würde ihr Handeln nicht gutheißen noch ihnen in ihrem vergeblichen Gottesdienst beistehen noch die Namen ihrer Götter erwähnen. Seine Treue galt den gerechten Gläubigen.

 

Ps 16,5-6

 

Der Psalmist wandte sich direkt an den Herrn und rühmte seine Segnungen. David verglich den Herrn mit einem Teil (vgl. Ps 73,26;119,57;142,6 ), das ihm als Erbe zugeteilt wurde. Der Herr war alles, was er brauchte, um sein Herz in diesem Leben zu sättigen. Über dieses Teil und seinen Becher hinaus hat ihm der Herr ein schönes Erbteil bestimmt. Die Meßschnüre auf lieblichem Land sprechen von Landesteilen, die durch Schnüre gemessen und durchs Los verteilt wurden. Mit anderen Worten verglich David die Segnungen Gottes mit dem besten Erbteil, das man überhaupt erhalten konnte. Der Herr hatte ihm ein wunderbar erfülltes Leben gegeben.

 

 

Ps 16,7-8

 

Als Ergebnis davon, daß der Herr so viel schenkte, lobpries David den Herrn, weil er ihn bei Nacht (so wie auch am Tage) beraten und ihn in Sicherheit geleitet hatte. ( Lobpreisen heißt wörtlich "segnen", also "gut von jemand oder etwas sprechen". Das ist das erste von zwei Dutzend Malen in den Psalmen, daß von dem Herrn gesagt wird, daß er "gesegnet" ist, was gewöhnlich mit "gepriesen" übersetzt wird.) Deswegen wußte David, daß er von seinem Wandel in Rechtschaffenheit und in der Freude an den Segnungen, die er im Herrn hatte, nicht abweichen würde (vgl. den Kommentar zu Ps 15,5 b).

 

 

B. Der Herr wird David bewahren

( 16,9-11 )

 

Ps 16,9-11

 

David hatte Gewißheit darüber, daß der Herr sein Leben im Angesicht des Todes bewahren würde. Er jubelte, weil Gott seinen Leib sicher ruhen ließ, auch wenn er sich dem Tod gegenübersah. Der Grund dafür, daß er ruhen konnte, lag darin, daß Gott ihn nicht dem Tod überlassen noch seinen Heiligen die Grube sehen lassen würde. Dieser Vers nimmt auf David Bezug, der sich selbst Gottes Heiliger genannt hatte, d. h. genauer, einen der Heiligen Gottes (vgl. V. 3 ). Er tröstete sich mit der Tatsache, daß Gott zu keiner Zeit zulassen würde, daß sein Körper stürbe und in der Grube zugrunde ginge. In der Tat hatte Gott ihn den Weg des Lebens erkennen lassen, so daß er an der Erfahrung weiterer Freude an Gottes Gegenwart Anteil hatte (V. 11 ).

Vers 8-11 hat Petrus am Pfingsttag zitiert ( Apg 2,25-28 ), und Ps 16,10 b wurde von Paulus in bezug auf die Auferstehung Christi in Antiochien zitiert ( Apg 13,35-37 ). So werden die Worte Davids auch typologisch gesprochen; sie überschritten seine eigene Erfahrung und wurden in Christus zu einer historischen Wahrheit. Die Bewahrung vor der verderbenden Grube ist der Grundgedanke sowohl hinter Davids als auch hinter Jesu Erfahrung. Allerdings wurde diese Tatsache bei David durch die Errettung vom Tod, bei Jesus jedoch durch die Auferstehung vom Tod Wirklichkeit.

Der Tod bedeutete für David keine Bedrohung, denn er erfreute sich an dem großen Segen und an der Gemeinschaft mit dem Herrn. Gott würde nicht den Tod und die Grube zulassen, um diese wunderbare Gemeinschaft zu unterbrechen. Genauso ist dies im weiteren Sinn für die Gläubigen heute wahr, die durch die Auferstehung die ganze Offenbarung haben und von sich sagen können, daß, wenn sie sterben, Gott nicht den Tod diese völlige Gemeinschaft zerstören lassen wird, an der sie sich mit dem Herrn erfreuen ( 2Kor 5,8; Phil 1,23 ). Dieser Ausdruck des Glaubens ist deshalb möglich, weil Christus den Tod überwunden hat ( Lk 24,6 ) und auferstand, um der Erstling aller zu werden, die schlafen ( 1Kor 15,20 ).

 

 

Ps 17

 

In diesem Psalm wird Davids Bewußtsein seiner eigenen Rechtschaffenheit deutlich, während er von den Feinden umzingelt ist, deren Teil nur in diesem Leben zu finden war. Er betete darum, vor der gottlosen Welt bewahrt zu werden, die ihn unterdrückte, während er auf eine herrliche Zukunft in der Gegenwart des Herrn schaute.

Der Psalm ist in vielerlei Hinsicht Ps 16 ähnlich. Es gibt jedoch einen wesentlichen Unterschied. In Ps 16 war sich David der Gefahr im Hintergrund bewußt; sein Glaube ermutigte ihn jedoch dazu, sich nicht zu fürchten. In Ps 17 erfuhr David aber durch die Gefahr Bedrückung, so daß die Hilfe von dem Herrn dringend nötig war.

 

 

A. Das Gebet eines Gerechten

( 17,1-5 )

 

Ps 17,1-2

 

David bat Gott, seine gerechte Sache zu hören, ihm zuzuhören und seinem Gebet das Ohr zu leihen. Diese dreifache Bitte an Gott weist auf die Dringlichkeit des Anliegens hin.

Das Gebet kam ja nicht von einem Gottlosen oder einem Heuchler (ein Mann mit betrügerischen Lippen ). David erklärte seine Rechtschaffenheit vor Gott, so daß Gott sehen konnte, daß er gerecht war und ihn rechtfertigen würde.

 

 

Ps 17,3

 

In seiner Rechtschaffenheit (V. 3-5 ) behauptete David, daß, wenn er von Gott geprüft würde ( du erprobst, prüfst, erforschst ), er rein erfunden würde. Das war der Fall, weil er sich nicht zur Sünde entschlossen hatte. Wer vor Gott gerecht leben will, muß sich in seinem Herzen entschließen, ihm zu dienen und zu gehorchen.

 

 

Ps 17,4-5

 

Darüber hinaus hatte sich David vom Weg der Gewalttätigen ferngehalten. Sein Leben war nach dem Wort Gottes ausgerichtet. Er hatte sich an die Wege Gottes gehalten, d. h. er war dem Weg gefolgt, den Gott ihm zu leben verordnet hatte. Er war nicht von diesem Weg abgewichen.

 

 

B. Gebet um Bewahrung vor der Welt

( 17,6-12 )

 

David betete darum, vor den Bösen in der Welt bewahrt zu werden, weil sie von verwerflichem Stolz erfüllt sind.

 

 

Ps 17,6-7

 

Davids Gebet hatte seine Grundlage in Gottes treuer Liebe für ihn. Die große Liebe des Herrn wird dadurch offenbart, daß er jene errettet, die in ihm ihre Zuflucht nehmen. David hatte seine Zuflucht in ihm genommen, und so wünschte er sich, daß Gott ihm seine große Liebe zeigen möge.

 

 

Ps 17,8

 

David betete darum, daß er doch in Gottes sorgender Obhut bleiben könne. Die beiden Redewendungen in diesem Vers waren den Gläubigen aller Zeiten eine Hilfe. Der Apfel seines Auges scheint sich auf die Pupillen zu beziehen, die hier das Sehen des Menschen symbolisieren. Der Psalmist betete um Gottes unmittelbare und treu sorgende Aufmerksamkeit.

Der andere Ausdruck der Schatten deiner Flügel wird auch in Ps 36,8;57,2;61,5 verwendet. Er bedeutet Schutz; vgl. Ps 63,8;91,4 (vgl. Rt 2,12; Mt 23,37 ). Dieses Bild stammt aus der Tierwelt, wobei Gottes beschützende Fürsorge mit der Fürsorge eines Vogels für seine Jungen verglichen wird. So betete David um Fürsorge und Bewahrung vom Herrn.

 

 

Ps 17,9-12

 

Der Grund für die Dringlichkeit des Gebets liegt in dem Wesen der Gottlosen, das David in seinem Versuch, Gott zum Handeln zu bewegen, schilderte. Sie versuchten, David zu vernichten (V. 9 ), sie führten gleichgültige und stolze Reden (V. 10 ), und sie verfolgten David unbarmherzig wie ein Löwe seine Beute (V. 11-12 ; vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 ).

 

 

C. Der Blick auf eine ruhmvolle Zukunft

( 17,13-15 )

 

Ps 17,13-14 a

 

Im Gegensatz zu Davids gegenwärtiger Verfolgung durch weltlich gesinnte Menschen (V. 6-12 ) richtete er nun einen Blick auf die Zukunft. Sein dringliches Gebet zum Herrn, sich zu erheben und ihn von diesen Gottlosen zu erlösen, deren Belohnung (Teil) schon in diesem Leben ist (V. 14 ), war eine Erinnerung an seine gegenwärtige notvolle Situation. Weil sie nicht dem Herrn folgten, war dieses Leben ihre einzige Hoffnung der Freude. Sie verfolgten den Gerechten auf vielfältige Weise, physisch und mit Worten.

In seinem Gebet rief David nach dem Schwert Gottes, um ihn zu retten. Das könnte sich auf die Tatsache beziehen, daß Gott bisweilen menschliche Armeen benutzt - sogar die der Gottlosen - um die Völker zu bestrafen (vgl. Jes 10,5 ).

 

 

Ps 17,14-15 (Ps 17,14b-15)

 

Im Gegensatz zu denen, die für dieses Leben leben und Gottes "Schwert" gegenüberstehen, hoffte David auf eine weit größere Segnung für sich und andere, einschließlich des gestillten Hungers und Reichtums für ihre Kinder. In Gerechtigkeit, so schrieb er, würde er Gottes Angesicht sehen (vgl. Ps 11,7 ). Wenn er erwachte, würde er mit dem Bild Gottes gesättigt werden. Der Psalmist erwartete nicht den Tod oder ein Erwachen in der Auferstehung vom Tod, sondern er stellte die Vernichtung der Gottlosen, die ihr Leben ohne Gott verbringen, seinem Leben gegenüber, das er in der Gnade Gottes lebte.

Dennoch sind die Worte als Beschreibung für die Freude an der Gegenwart Gottes angebracht. David könnte zwar an geistliche Segnungen und Gottes Gegenwart gedacht haben, aber die Worte sind auch für Gläubige heute durchaus geeignet, die mit der ganzen neutestamentlichen Offenbarung einen noch herrlicheren Ausblick haben können, der alles übertrifft, was sie in diesem Leben erfahren.

 

 

Ps 18

 

Die Überschrift dieses Psalmes nennt David als Verfasser, der diesen Psalm schrieb, nachdem der Herr ihn aus der Hand aller seiner Feinde einschließlich "Saul" errettet hatte. Nachdem er auf all das Rückschau gehalten hatte, was der Herr für ihn bedeutete, berichtete David von seiner Errettung durch den Herrn und erfreute sich an den Gnadentaten, die an ihm geschehen waren. Dieser Psalm war ein Dankeslied für den Sieg durch den Kriegs-König, der letztendlich zum Frieden kam. Der Inhalt dieses Psalms wird mit geringen Abweichungen auch in 2Sam 22 berichtet. Möglicherweise wurden einige der in 2Sam 22 gebrauchten Worte in diesem Psalm aufgrund seines Gebrauches für den öffentlichen Gottesdienst abgeändert, aber Beweise gibt es dafür nicht.

 

 

A. Beschreibung des Wesens Gottes

( 18,2-4 )

 

Ps 18,2-4

 

In seinem Gelübde, Gott zu loben, reihte David Metapher an Metapher, um zu beschreiben, wie der Herr ist und wie er zu ihm gewesen war. Er drückte seine Liebe zum Herrn aus, der ihm in den vielen Auseinandersetzungen seine Gnade gezeigt hatte.

David beschrieb den Herrn als den Fels (vgl. V. 32.47 ), denn er gab ihm Beständigkeit und Sicherheit. Etwa 20mal wird der Herr in den Psalmen als Fels bezeichnet. David verglich Gott auch mit einer Burg (dasselbe hebr. Wort [ m+QUDCh ] wird für Gott in Ps 31,4;71,3;91,2;144,2 benutzt). "Fels" und "Burg" stehen für einen erhöhten Platz zur Zuflucht und zur Verteidigung, zu dem man fliehen kann, um Schutz zu suchen. Seine Zuflucht zum Herrn nehmen, ist weitaus besser, als sich in einer von Menschen erbauten Burg oder hinter einem großen Fels zu verstecken.

David verglich Gott auch mit einem Schild (vgl. Ps 18,31 und den Kommentar zu Ps 3,4 ) und einer Feste ( miRgoB ; vgl. den Kommentar zu Ps 9,10 ), beides militärische Ausdrücke, die auf Schutz und Errettung vor den Feinden hinweisen. Als Horn seines Heils gab Gott David Stärke. Tierhörner waren Symbole der Stärke. Später symbolisierten sie Herrscher (vgl. Ps 148,14; Dan 7,8.11.20-21.24; 8,21-22; Offb 17,12 ).

Weil der Herr David verteidigt und von allen seinen Feinden errettet hatte, war er des Lobpreises Davids würdig.

 

 

B. Bericht der Errettung durch Gott

( 18,5-30 )

 

Mit einem langen Abschnitt des Lobpreises erzählte David noch einmal von seinen Leiden und Gefahren und von der übernatürlichen, gewaltigen Errettung durch den Herrn.

 

 

Ps 18,5-6

 

In Vers 5-20 berichtete David davon, wie Gott ihn auf übernatürliche Weise errettete. Daß er in den Banden des Todes war, bedeutet, daß er sich in solch einer schwierigen Lage befand, daß er ohne das Eingreifen Gottes gestorben wäre. Vernichtung überwältigte ihn wie eine Flut (reißender Strom). Die Fallen des Todes umgaben ihn, und es gab keine menschlichen Hilfsmittel mehr, um ihn zu retten.

 

 

Ps 18,7-16

 

Als David zum Herrn schrie, griff Gott von seinem Tempel her ein, um ihm beizustehen. (Gottes Hilfe wird in den Psalmen außerordentlich häufig erwähnt.) Darauf beschrieb David dieses Eingreifen Gottes als ungeheure Gotteserscheinung oder als Ankunft des Herrn. David sagte hier, daß die Erde aufgrund des Zornes Gottes gegen seine und Davids Feinde zitterte und bebte (V. 8 ); Rauch und Feuer kamen aus seiner Nase und seinem Mund (V. 9 ); er kam mit den Wolken hinab (V. 10 ); er schwebte auf den Flügeln des Windes (V. 11 ); dunkle Regenwolken umgaben ihn (V. 12 ); Wolken, Hagel und Licht waren um ihn (V. 13 ); Donner (die Stimme des Herrn; vgl. Hi 37,2.4-5 ) erschallte ( Ps 18,14 ); Blitze (vgl. Hi 36,30.32;37,3.11;38,24.35 ), Pfeilen gleich, verwirrten die Feinde ( Ps 18,15 ), und die Becken der Meere und die Grundfesten der Erde wurden bei seinem Kommen aufgedeckt (V. 16 ). Diese poetische Beschreibung von Gottes Eingreifen in den Kampf zeichnet das Bild eines heftigen Sturmes, in dem Gott viele furchteinflößende Phänomene der Natur gebrauchte. Solch schreckliche Ereignisse waren der Ausdruck von Gottes Zorn im Gericht (vgl. V. 8 ).

 

 

Ps 18,17-20

 

In diesen Versen legte David dar, daß der Herr ihn durch sein Eingreifen gerettet hatte. Es war, als ob David inmitten der starken Feinde erstickte, und der Herr holte ihn dort heraus, weil er Gefallen an ihm hatte (V. 17.20 ).

Solch ein dramatisches Bild göttlichen Eingreifens weist auf Ähnlichkeiten mit der Verkündigung des Gesetzes hin ( 2Mo 19,16-18 ). Ähnliche Ereignisse werden in Jos 10,11; Ri 5,20 und 1Sam 7,10 berichtet. Auch die prophetischen Visionen, die häufig das Eingreifen Gottes beschreiben, sind ähnlicher Natur (z. B. Jes 29,6;30,27;64,1; Hab 3,3-4 ).

 

 

Ps 18,21-25

 

Nach der Beschreibung seiner Errettung durch den Herrn erklärte David sie aufgrund seines Glaubens, daß der Herr sein Gott war. Durch den Glauben hatte David seine Aufrichtigkeit vor Gott (Gerechtigkeit; V. 21.25 ) bewahrt. Die Errettung geschah, weil Gott David für die Reinheit (V. 21.25 ) seiner Hände (d. h. seines Lebens) belohnte. David bestätigte, daß er sich nicht von Gott abgewandt hatte, daß er in den Wegen Gottes gewandelt war, seinen Gesetzen und Geboten gehorcht und sich von der Sünde ferngehalten hatte. Gott ehrte seinen gehorsamen Knecht mit gewaltigen Siegen.

 

 

Ps 18,26-30

 

Durch den Glauben verstand David auch das Wesen des Herrn und wie er sich den Menschen offenbarte. Gott belohnt die Menschen gemäß ihres inneren Wesens: Treue gegen den Treuen ( HAsID , verwandt mit HeseD ), Schuldlosigkeit gegen den Schuldlosen , Reinheit gegen den Reinen , aber Verkehrtheit gegen den Verkehrten ( ZiqqES , "verkehrt, pervers"; ein Begriff, der auch in Ps 101,4; Spr 2,15;8,8;11,20;17,20;19,1;22,5 ,"böse"; Spr 28,6 verwendet wird). Seine Behandlung ist immer gerecht.

Darüber hinaus rettet Gott den Demütigen (wörtl.: "den Armen oder Betrübten"), aber er widersteht den Hochmütigen (hochmütige Augen blicken stolz; vgl. Ps 101,5; Spr 6,17;30,13 ). Gott ordnet die Angelegenheiten des Menschen. Für David bedeutete das, daß der Herr ihn vor dem Feind am Leben erhielt (seine Lampen erhielt; vgl. Hi 18,5-6;21,17; Spr 13,9;20,20;24,20 ). Mit dem Beistand Gottes konnte David gegen seine Feinde vorrücken und sie zurückschlagen.

 

 

C. Die Freude über den Segen Gottes

( 18,31-51 )

 

Ps 18,31-32

 

Im ersten Teil (V. 31-46 ) dieses Abschnittes des Lobes freute sich David über das Wesen Gottes und über seine Wohltaten an ihm. Der Weg Gottes, so sagte der Psalmist, ist vollkommen und sein Wort lauter (vgl. 12,7 ; Spr 30,5 ). Noch einmal ( Ps 18,3 ) sagte er, daß Gott sein Schild (vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ), seine Zuflucht und sein Fels (vgl. 18,47 ) sei. Man kann sich bezüglich seiner Sicherheit und seines Heils auf Gott verlassen.

 

 

Ps 18,33-46

 

Nun beschrieb David, wie Gott ihn für den Kampf vorbereitete, ihm Stärke, Beweglichkeit und Tüchtigkeit (V. 33-35 ) gab; wie Gott ihm Sieg über seine Feinde verlieh, indem er sie verfolgte, sie zerschmetterte und vernichtete (V. 36-43 ) und wie Gott ihm die Herrschaft über andere Völker verschaffte (V. 44-46 ; vgl. 2Sam 8 ). Weil Gott vollkommen ist ( Ps 18,31 ), konnte er den Weg Davids untadelig machen (V. 33 ). Der vorherrschende Gedanke durch diese Verse hindurch ist, daß David jede seiner Fähigkeiten und Siege dem Herrn zuschreibt. Alles, was er getan hatte und alles, woran er sich jetzt erfreute, ging auf das Wirken des Herrn zurück.

 

 

Ps 18,47-51

 

Als Folge davon bekannte sich David zu dem lebendigen Gott (V. 47 ) und gelobte, ihn zu preisen (V. 50 ). Der Beweis dafür, daß der Herr lebt, liegt darin, daß er David von seinen Feinden errettet hatte. Als sein Fels (V. 47 ; vgl. V. 3.32 ) war Gott seine Quelle der Sicherheit und Geborgenheit. Der Herr hatte seinem gesalbten Knecht David seine gewaltigen Siege geschenkt und seine treue Liebe gezeigt ( HeseD , unerschöpfliche Freundlichkeit). Gott würde auch den Nachkommen Davids Sieg geben.

Ps 18 ist das Lied eines Siegers, der voller Dankbarkeit gegen Gott ist für all das, was geschah.

 

 

Ps 19

 

David war von der Beobachtung ergriffen, daß die Himmel unter dem vorherrschenden Einfluß der Sonne die Pracht von Gottes Werk verkünden. Mit Vergleichen beschrieb er den überwältigenden Einfluß des Gesetzes des Herrn, das ihn erleuchtete. Dann betete er um völlige Reinigung, so daß sein Leben für Gott annehmbar wäre. Der Psalm betrachtet deshalb sowohl Gottes natürliche Offenbarung als auch seine spezielle Offenbarung, die eine Antwort der Selbstprüfung zur Folge hatte.

Das AT verbindet häufig die Beschreibung des Herrn als den Gesetzgeber und als den Schöpfer. Dementsprechend wird im ersten Teil dieses Psalms ?El ("Gott") gebraucht (V. 2 ), um seine Macht als Schöpfer herauszustellen, und im zweiten Teil wird Jahwe ("der Herr"; V. 8-10.15 ), der persönliche Name Gottes, mit welchem er sich Israel als der Gott des Bundes offenbart hatte, benutzt.

Der Psalm kann auch als Polemik gegen den heidnischen Glauben verstanden werden. In polytheistischen Kultstätten war der Sonnengott der Gott der Rechtsprechung. In diesem Psalm ist Gott, der Herr, der Schöpfer der Himmel, einschließlich der Sonne, die die Heiden verehren, und er ist der Gesetzgeber, der auf der Erde das Recht aufrichtet.

 

 

A. Die natürliche Offenbarung der Herrlichkeit Gottes

( 19,2-7 )

 

Ps 19,2-5 b

 

David verkündigte, daß die Himmel die Herrlichkeit (Pracht) des Werkes Gottes erzählen. Vers 1 stellt zusammenfassend fest: Die herrliche Schöpfung ist der Beweis für einen noch viel herrlicheren Schöpfergott.

Die Himmel verkündigen (Tag für Tag, Nacht für Nacht), daß es einen Schöpfer gibt (V. 3 ). Selbst wenn die Schöpfung sich nicht hörbar in Worten äußert, geht ihre Botschaft ( Stimme ) doch bis an die Enden der Erde hinaus. Die Botschaft der Schöpfung über die Herrlichkeit Gottes erreicht alle Völker und ist in gleicher Weise für sie alle verständlich (vgl. Röm 1,18-20 ).

 

 

Ps 19,5-7 (Ps 19,5c-7)

 

Die Sonne beherrscht die Himmel. Wie ein Bräutigam, der an seinem Hochzeitstag aufrecht sein Gemach verläßt, so steigt die Sonne empor, und wie ein Held, der auf seiner Bahn läuft, so zieht die Sonne ihren Kreis. Diese Verse drücken mehr aus, als daß sie nur von der Schöpfung als eines Zeugen für Gottes Herrlichkeit sprechen. Sie zerstören auch den Glauben der Heiden, denn für den Sonnengott wurde in der antiken Literatur des Nahen Ostens dieselbe Bildersprache gebraucht.

 

 

B. Die spezielle Offenbarung durch das Gesetz Gottes

( 19,8-12 )

 

Ps 19,8

 

In Vers 8-10 beschrieb David den wirksamen Charakter des Gesetzes des Herrn. So wie die Sonne das herausragende Kennzeichen der natürlichen Offenbarung Gottes ist (V. 5 c. 6-7 ), ist das Gesetz das wichtigste Element in der speziellen Offenbarung Gottes im AT.

Das vollkommene Gesetz Gottes (vgl. "untadelig" in Ps 12,7;18,31; Spr 30,5 ) kann Menschen verändern. Es belebt die Seele, und man kann auf die Satzungen des Gesetzes vertrauen, um weise zu werden.

 

 

Ps 19,9

 

Die Gebote des Gesetzes erfreuen das Herz, und seine Befehle erleuchten die Augen, d. h. sie erhellen das Leben und führen den Menschen seinen Weg. Die Satzungen (V. 8 ), die Gebote (V. 9 ) und die Ordnungen (V. 10 ) sind alle spezielle Anweisungen innerhalb des Gesetzes. Freude und Belehrung erfüllt die Seele desjenigen, der über die Gebote Gottes nachsinnt und sie befolgt.

 

 

Ps 19,10

 

Furcht ist hier ein Synonym für das Gesetz, denn es war das Ziel des Gesetzes, die Herzen der Menschen mit Furcht zu erfüllen ( 5Mo 4,10 ). Das Gesetz ist rein, verläßlich und gerecht. Das Gesetz sollte die Gläubigen dazu führen, Gott zu gehorchen und ein gerechtes Leben zu führen.

 

 

Ps 19,11-12

 

David enthüllte nun seine persönliche Reaktion auf Gottes vollkommenes Gesetz. Er hielt die Gebote für gut und erfreute sich an ihnen. Er pries den hohen Wert der Gesetze für ihn selbst, er verglich sie mit Gold und Honig - sie sind köstlicher als Gold , der wertvollsten Ware im Alten Orient. Das Gesetz war für die Gläubigen, die ihrem Gott gerne mit ihrem Leben wohlgefallen wollten, keine Last. David erhielt für das Halten der Gebote Gottes, die ihn vor den Gefahren der Torheit und der Sünde warnten, großen Lohn.

 

 

C. Gebet um Reinigung

( 19,13-15 )

 

Ps 19,13-15

 

Das Nachsinnen über das heilige Gesetz Gottes führte David zum Gebet um völlige Reinigung, so daß er ein geradliniges ( untadeliges ) und annehmbares Leben vor Gott, seinem Fels (vgl. Ps 18,3.32.47 ) und Erlöser, führen konnte. (Zu der Bitte des Psalmisten, daß sein Nachsinnen Gott wohlgefällig sein möge, vgl. Ps 104,34 .) Er betete, daß ihm die verborgenen Sünden vergeben werden mögen und er vor der mutwilligen Sünde bewahrt bliebe. Für die in Unwissenheit begangenen Sünden gewährte das Gesetz Sühne; aber für mutwillig begangene Sünden gab es keine zeremoniellen Vorschriften, obwohl die Vergebung möglich war, wenn die betreffende Person die Sünde bereute und sie eingestand (vgl. Ps 51 ). Deshalb hatte David das vollkommene Gesetz und die Bewahrung Gottes vor solchen Sünden nötig.

 

 

Ps 20

 

Dieses kurze Kapitel ist ein Königspsalm; der König wollte gerade in den Krieg ziehen, aber vorher hielt er noch einmal inne, um im Heiligtum zu beten. Dort kam er mit der Versammlung zusammen, die für ihn eintrat. Nach der Wiederholung des Fürsprachegebetes des Volkes für ihren Herrscher, der um den Sieg betete, verlieh der König seiner Gewißheit eines überwältigenden Sieges Ausdruck, die er vom Herrn erhalten hatte.

 

 

A. Die Fürbitte des Volkes

( 20,2-6 )

 

Ps 20,2-5

 

Beim Fürbittegebet betete die Versammlung gemeinsam, daß Gott die Bitte ihres Königs um den Sieg und um Bewahrung (V. 2 ) doch erhören und ihm vom Heiligtum her (der Stiftshütte), dem Ort, an dem Gott wohnte (V. 3 ), helfen möge. Sie beteten darum, daß Gott seine Opfer, die er mit seinem Gebet darbrachte, annähme (V. 4 ), daß das Verlangen seines Herzens gestillt würde (vgl. Ps 21,3 ) und daß seine Vorhaben Erfolg haben mögen ( Ps 20,5 ).

 

 

Ps 20,6

 

Die Versammelten drückten darauf ihr Vertrauen aus, daß Gott die Gebete ihres Königs beantworten würde. Sie wollten dann über ihren Triumph jubeln. Dann wiederholten sie ihre Fürbitte und unterstützten damit die Gebete ihres Herrschers: Möge der HERR dir alle deine Bitten gewähren .

 

 

B. Die Gewißheit des Königs

( 20,7-9 )

 

Ps 20,7

 

Der Psalmist, der König, verlieh seiner Gewißheit Ausdruck, die er erhalten hatte: Weil er auf den Herrn vertraute, wußte er, daß er einen überwältigenden Sieg erringen würde.

Aufgrund seines Glaubens war der König davon überzeugt, daß der Herr ihn erhören und ihn, den Gesalbten Gottes, erretten würde. Das hebräische Verb du rettest kann mit "gerettet" übersetzt werden. In den Psalmen wird starkes Vertrauen häufig durch die Vergangenheit zum Ausdruck gebracht, als wenn etwas bereits geschehen wäre. Der König war sich sicher, daß Gott ihn retten würde.

Die Errettung, die David erwartete, sollte wunderbar sein. Es würde ein triumphaler Sieg durch die errettende Macht von Gottes rechter Hand sein, die das Symbol seiner Macht war (vgl. 2Mo 15,6.12; Ps 45,5;60,7;63,9;89,14;108,7 ).

 

 

Ps 20,8

 

Im Gegensatz zu denen, die auf ihre militärische Ausrüstung oder auf Pferde ( Ps 33,17 ) vertrauten, vertraute David auf den Herrn. Das Verb für vertrauen heißt eigentlich "im Gedächtnis behalten oder erwägen" ( zAKar ). Das Nachsinnen über den Herrn schafft Vertrauen in ihn.

Der Gegenstand seines Glaubens war der Name des HERRN . Gottes "Name" ist sein Wesen, sein Ruf und sein Charakter. Davids Glaube kam aus dem Nachsinnen über das Wesen Gottes.

 

 

Ps 20,9

 

Aufgrund des Wesens Gottes sah David für seine Feinde eine große Niederlage bevorstehen. Er war sich schon jetzt des Sieges seiner Armee gewiß.

 

 

C. Wiederholte Fürbitte

( 20,10 )

 

Ps 20,10

 

Die Versammelten antworteten gemeinsam mit einem Gebet zum Herrn, um damit die sichere Errettung ihres Königs im Kampf auszusprechen. Die Bitte, daß der Herr sie erhören möge, steht am Beginn und am Ende des Psalmes (V. 2.10 ).

 

 

Ps 21

 

Ps 21 steht von seinem Aufbau und von seinem Inhalt her in enger Beziehung zu Ps 20 .Vielleicht ist Ps 21 der Dankespsalm nach dem Kampf, für den Ps 20 entworfen wurde. In Ps 21 freute sich David über die Stärke des Herrn, der auf seinen Glauben mit einem überwältigenden Sieg geantwortet hatte. David war auch durch seine Getreuen ermutigt worden, die den zukünftigen Sieg durch die Macht Gottes schon vorausgesehen hatten.

 

 

A. Freude über die Stärke des Herrn

( 21,2-8 )

 

Ps 21,2-7

 

Der königliche Psalmist lobte den Herrn, der seine Stärke im Kampf gezeigt hatte. David sprach von sich selbst in der dritten Person und drückte seine Freude über die Siege aus. Er lobte Gott dafür, daß er ihm den Wunsch seines Herzens erfüllt hatte (vgl. Ps 20,5 ), daß er ihm Gutes gegeben hatte (vgl. Ps 21,7 ) - einschließlich einer Krone aus reinem Gold (möglicherweise die Krone eines ammonitischen Königs; 2Sam 12,30 ) -, daß er sein Gebet um Leben erhört hatte; für die Siege, die Gott ihm zusammen mit fortwährenden Segnungen gewährt hatte (vgl. Ps 21,6 ), und für die Freude.

 

 

Ps 21,8

 

Der Anlaß für diese große Errettung als Antwort auf das Gebet ist das Vertrauen des Königs in die unerschöpfliche Liebe ( HeseD ) des Herrn, des Allerhöchsten. Deshalb wußte David, daß er sicher war (er würde nicht wanken ; vgl. den Kommentar zu Ps 15,5 ).

 

 

B. Die Vorausschau auf weitere Segnungen

( 21,9-13 )

 

Ps 21,9-11

 

Nun wurde der König von der Versammlung angesprochen. Weil er auf den Herrn vertraute, wußte er, daß er seine Feinde klar schlagen würde. (Zu Gottes Zorn, der wie ein Feuer ist, vgl. Ps 79,5;89,47;97,3 .) David würde seinen Widersachern, denen Gottes "Zorn" galt, eine gewaltige Niederlage beibringen und ihre Hoffnungen auf Nachkommenschaft zunichte machen.

 

 

Ps 21,12-13

 

Auch wenn die Feinde planten, den König zu stürzen, würden sie sich doch in Furcht von ihm abkehren. Also erhielt der König, der auf den Herrn vertraute, die Gewißheit, weitere Siege in der Zukunft zu erringen.

 

 

C. Das Gelübde des Lobes Gottes

( 21,14 )

 

Ps 21,14

 

Die Versammlung gelobte, zu singen und die Macht und die Stärke des Herrn, der allein erhöht werden soll, zu preisen.

 

 

Ps 22

 

Der Psalmist fühlte sich offensichtlich von Gott verlassen, als er von verächtlichen Verfolgern umzingelt war. Er beklagte sein großes Leiden und seinen verzweifelten Kampf mit dem Tod und bat Gott, ihn vor solch einem entsetzlichen Ende zu erlösen. Offensichtlich wurde sein Gebet erhört, denn er konnte den Auserwählten und der Welt darlegen, daß der Herr sein Gebet erhört hatte.

Kein uns bekanntes Ereignis aus dem Leben Davids paßt zu den Einzelheiten dieses Psalmes. Die Ausdrücke beschreiben eine Hinrichtung, nicht nur eine Krankheit; aber diese Hinrichtung paßt eher auf die Kreuzigung Jesu als auf Davids Erfahrungen. Die Schreiber der Evangelien haben auch zwischen manchen Worten dieses Psalmes (V. 9.17.19 ) und anderen Ereignissen in der Leidensgeschichte Christi Verbindungen erkannt. Auch Hebr 2,12 zitiert Ps 22,23 .Man hat diesen Psalm vielfach als Vorausdeutung auf den Tod Jesu Christi verstanden. Das bedeutet, daß David viele poetische Ausdrücke verwendet hat, um sein gewaltiges Leiden darzustellen, aber diese poetischen Worte sich in dem Leiden Jesu Christi in der Hand seiner Feinde wortwörtlich erfüllten. Es ist eine interessante Tatsache, daß dieser Psalm kein einziges Bekenntnis der Sünde und keine Verwünschung der Feinde enthält. Er ist vorwiegend der Bericht eines Gerechten, der von den Gottlosen zum Tode verurteilt wurde.

 

 

A. Inbrünstiges Gebet eines Verlassenen

( 22,2-11 )

 

David, der sich offensichtlich von Gott verlassen und von seinen Feinden verspottet fühlte, war voller Vertrauen, daß Gott ihn nicht gänzlich verlassen würde. Vers 2-11 enthalten das Schreien des Psalmisten über sein Elend; sie enthalten zwei Zyklen: einen Zyklus der Klage (V. 2-6 ) und einen Zyklus, der Davids Vertrauen ausdrückt (V. 7-11 ).

 

 

1. Erster Zyklus

( 22,2-6 )

 

Ps 22,2-3

 

Obwohl der Psalmist das Gefühl hatte, daß Gott ihn verlassen hatte (V. 2 ), gewann er aus der Tatsache, daß Gott die Gebete seiner Vorfahren erhört hatte, neues Vertrauen (V. 5 ). Davids Schrei zu Anfang des Psalmes: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? hat Christus am Kreuz wieder ausgerufen ( Mt 27,46; Mk 15,34 ). Gott, an den sich David als "mein Gott" wandte, hatte ihn offensichtlich verlassen. David betete beständig (bei Tag und bei Nacht), aber er erhielt keine Antwort.

 

 

Ps 22,4

 

Das Vertrauen, das David aufbot, kam aus dem Wissen, daß Gott Gebete erhört. Gott ist heilig, er unterscheidet sich von allen falschen Göttern der Heiden darin, daß er lebt und handelt. In der Tat sitzt Gott auf dem Thron (vgl. den Kommentar zu Ps 2,4 ) und wurde aufgrund dessen und für die erhörten Gebete von den Israeliten gepriesen.

 

 

Ps 22,5-6

 

Die Vorfahren Davids, die ihr Vertrauen auf den Herrn setzten, beteten in ihrer Not und wurden von ihm errettet. Dadurch wurde David ermutigt, am Gebet festzuhalten.

 

 

2. Zweiter Zyklus

( 22,7-11 )

 

Ps 22,7-9

 

Der Psalmist war, obwohl er von Menschen verspottet wurde , davon überzeugt, daß der Gott seiner Jugend ihn nicht für immer verlassen würde. David beklagte die Tatsache, daß Menschen ihn verachteten. Er fühlte sich wie ein Wurm, wertlos, wehrlos und mit äußerster Verachtung gestraft. Sie schleuderten Beschimpfungen gegen ihn (vgl. Mt 27,39.44 ) und machten sich über seinen Glauben lustig, denn der Herr errettete ihn nicht. Die in Ps 22,9 benutzten Ausdrücke wurden von denen aufgenommen, die am Kreuz Jesus verspotteten ( Mt 27,42-43 ) und nicht erkannten, daß sie diese Prophezeiung erfüllten und daß er der leidende Messias war.

 

 

Ps 22,10-11

 

Die Zuversicht des Psalmisten stammte aus der Zeit seiner Kindererziehung. Von Anfang an wurde ihm beigebracht, auf den Herrn zu vertrauen, der ihn aus dem Mutterleib gezogen hatte. Sein ganzes Leben hindurch war der Herr sein Gott gewesen .

 

 

B. Die Klage des leidenden Königs

( 22,12-19 )

 

Ps 22,12

 

David klagte über seinen verzweifelten Kampf mit dem Tod in der Hand der unmenschlich handelnden Feinde. Er faßte seine Klage in der Bitte zusammen, daß der Herr nicht fern von ihm sein möge, denn die Not war nahe, und er war hilflos.

 

 

1. Erster Zyklus

( 22,13-16 )

 

David beschrieb in zwei weiteren Zyklen (V. 13-16 und 17-19 ; vgl. die beiden Zyklen in V. 2-6 und 7-10 ) seine Feinde und sein Leiden.

 

 

Ps 22,13-14

 

David verglich seine Feinde mit grausamen Bestien (Stieren und Löwen), die ihn vernichten würden, und beschrieb dann seinen Todeskampf. Stiere von Basan waren gutgenährtes Vieh (vgl. den Kommentar zu den Kühen von Basan bei Am 4,1 ) östlich des Sees von Kinneret (Galiläa). Noch viele weitere Male sprach David von seinen Feinden als Löwen (vgl. Ps 7,3;10,9;17,12;22,22;35,17;57,5;58,7 ).

 

 

Ps 22,15-16

 

Wegen der Angriffe seiner Feinde waren Davids Kräfte erschöpft wie ausgeschüttetes Wasser, und seine Glieder waren zertrennt. Darüber hinaus war sein Mut (Herz) wie geschmolzenes Wachs und zerflossen - er wollte keinen Widerstand mehr leisten. Seine Stärke war verflogen, und sein Mund war trocken. In seiner Schwachheit war er am Rand des Todes.

 

 

2. Zweiter Zyklus

( 22,17-19 )

 

Ps 22,17

 

Noch einmal beschrieb David (vgl. V. 13-16 ) seine Feinde und seinen Todeskampf. Seine Feinde quälten ihn und beobachteten ihn genau. Er verglich sie mit Hunden (vgl. V. 21 ), die in der Antike die Straßen vom Schmutz reinigten. So wie Hunde umringten ihn seine Widersacher (die Bösen) und warteten ab, bis er gestorben war, damit sie seine Gliedmaßen zerreißen konnten. Daß David seine Feinde mit Hunden verglich, bedeutete, daß er schon fast tot war. Die Worte: Sie haben meine Hände und meine Füße durchstochen beschreiben, wie ein Mensch von Tieren zerfleischt wird. Selbstverständlich haben diese Worte im Neuen Testament in bezug auf Jesus Christus noch größere Bedeutung (vgl. Lk 24,39-40 ).

 

 

Ps 22,18-19

 

Nachdem der Psalmist von seinen Feinden gesprochen hat (V. 17 ), kommt er noch einmal auf seinen Kampf mit dem Tod zurück. Er war schwach und ausgemergelt. Seine Feinde blickten auf ihn und hielten ihn für so gut wie tot, so daß sie seine Kleidung, seinen letzten Besitz, unter sich verteilten (vgl. Mt 27,35 ).

 

 

C. Die Bitte um Errettung vom Tode

( 22,20-22 )

 

Ps 22,20-22

 

David betete, daß der Herr (seine Stärke; vgl. Ps 28,7-8;46,2;59,10.18;81,2;118,14 ) ihm helfen möge, indem er sein Leben vor der Macht seiner gottlosen Feinde rettete, die wie die Hunde (vgl. V. 17 ), wie die Löwen (vgl. V. 14 und den Kommentar zu Ps 7,3 ) und wilde Stiere (vgl. Stiere in Ps 22,13-14 ) waren. In seinem Gebet erhielt er das Vertrauen, daß er erhört worden war. Im Hebräischen entsteht im letzten Teil des Verses 22 inmitten des Gebetes eine Unterbrechung mit der Feststellung: "Du hast erhört". Der Psalmist hat möglicherweise einen sichtbaren Hinweis auf seine Errettung erhalten, denn im restlichen Teil des Psalmes sagte er, daß er Gott für seine Errettung preisen wolle.

 

 

D. Lob und Ermutigung zum Gebet

( 22,23-32 )

 

Ps 22,23

 

David sprach die Versammlung des Volkes mit seinem Gelübde, den Herrn zu loben, an Vers 23 wird fast wörtlich in Hebr 2,12 als das Lob Jesu für die Errettung zitiert. Selbstverständlich wurde das Gebet Jesu um Errettung vom Tode ( Hebr 5,7 ) auf andere Art und Weise beantwortet - er stand vom Tod wieder auf. Der Psalmist wurde offensichtlich errettet, so daß er nicht sterben mußte.

 

 

Ps 22,24-27

 

Dann rief der Psalmist die Versammlung dazu auf, den Herrn mit ihm zu preisen, weil er nicht den Bedrängten (den Psalmisten, der gelitten hatte) verachtete, sondern auf sein Rufen um Hilfe gehört (vgl. V. 2-3 ) und sein Gebet erhört hatte. Aufgrund dieses Lobes sagte David, daß er sein Gelübde erfüllen würde, und er ermutigte die Versammlung, mit ihm den Herrn zu preisen. Darüber hinaus ermutigte er das Volk, am Gebet festzuhalten ( euer Herz soll ewiglich leben bedeutet "nicht aufzugeben"; vgl. "Herz" in V. 15 ).

 

 

Ps 22,28-32

 

Dann wandte der Psalmist seine Aufmerksamkeit der Welt im Ganzen zu. Er ahnte voraus, daß sich die Welt zum Herrn kehren und ihn anbeten ( sich vor ihm beugen ) würde (V. 28 ), weil er der souveräne König ist, der eine, der über die Völker regiert (V. 29 ), auch über die Reichen und die, die sterben. Von Generation zu Generation wird den Menschen auf der Erde verkündigt werden, daß der Herr sein Gebet erhört und ihn errettet hat und man also auf den Herrn vertrauen kann. Auf Jesus Christus angewendet erhalten diese Worte noch größeres Gewicht. Wenn die Menschen hörten, wie Gott sein Gebet erhört hatte, indem er ihn aus dem Tod auferweckt hatte ( Hebr 5,7 ), dann würden sich viele in Vertrauen und Anbetung zu ihm kehren.

 

 

Ps 23

 

Mit Hilfe des Bildes vom Hirten und vom wohlwollenden Wirt stellte David seine Überlegungen über die vielen Wohltaten des Herrn an, die Gott ihm in den Gefahren des Lebens gewährt hatte, und schloß, daß Gottes beständige liebende Bewahrung ihn zur völligen Gemeinschaft bringen würde.

 

 

A. Der Herr als Führer

( 23,1-4 )

 

Ps 23,1

 

Der Psalmist gebrauchte das Bild des Hirten, um sich die Segnungen, die er vom Herrn empfangen hatte (vgl. Gott als Hirte in Ps 28,9;80,2 ), ins Gedächtnis zurückzurufen. Die Metapher bot sich David, dem Hirten-König, ganz natürlich an. Im damaligen Nahen Osten war es ein häufig gebrauchtes Bild, denn viele Könige verglichen sich in ihrer Leitungsfunktion mit einem Hirten. Die Prophezeiung auf den kommenden Messias enthielt dasselbe ( Jes 40,11 ), und Jesus nannte sich selbst "der gute Hirte" ( Joh 10,14 ), auf den Israel wartete. Er wird auch der "große Hirte" ( Hebr 13,20 ) und "der Oberhirte" ( 1Pet 5,4 ) genannt. Weil der Herr der Hirte Davids war, wurden seine Bedürfnisse gestillt.

 

 

Ps 23,2 a

 

Die erste Segnung, die David erfuhr, bestand in geistlicher Nahrung. So wie ein Hirte die Schafe zur Fütterung zu frischer Weide führt, so führt der Herr sein Volk. Wer dem Herrn nachfolgt, dem mangelt es nicht an geistlicher Nahrung. Von Unterhirten (vgl. Apg 20,28; 1Pet 5,2 ) erwartet man ebenso, daß sie die Herde weiden ( Hes 34,1-10; Joh 21,15-17 ). Die Nahrung für die Seele ist das Wort Gottes ( Hebr 5,12-14; 1Pet 2,2 ).

 

 

Ps 23,2-3 (Ps 23,2b-3a)

 

Eine zweite Segnung, die von der Führung des Herrn herkommt, ist die geistliche Erquickung. So wie ein Hirte seine Schafe zum stillen Wasser führt, damit sie ausruhen können, so erquickt oder erfrischt der Herr die Seele. Hier wird die geistliche Lektion ganz deutlich: Der Herr schenkt dem Vergebung und Frieden, der ihm nachfolgt.

 

 

Ps 23,3 b

 

Die dritte Segnung, die aus der Führung des Herrn folgt, ist die Leitung auf dem rechten Weg ( Pfad der Gerechtigkeit ). Ein guter Hirte kennt den richtigen Weg, auf dem er die Schafe sicher nach Hause bringt. So geht auch dem Herrn keines seiner Schafe verloren, sondern er führt sie auf dem rechten Weg. Er führt sie um seines Namens willen .

 

 

Ps 23,4

 

Die vierte Segnung durch die Führung des Herrn ist die Bewahrung. Wer sich im Tal der Finsternis befindet (oder im Todesschatten ), braucht sich nicht zu fürchten. Der Herr ist mit ihm und wird ihn bewahren. Der Hirte ist mit Stecken und Stab ausgerüstet, um die Schafe in derartigen Situationen zu bewahren. David wurde durch die Gegenwart und die Bewahrung des Herrn getröstet. Gläubige befinden sich niemals in Situationen, die der Herr nicht kennt, denn er verläßt sein Volk nicht ( Hebr 13,5 ).

 

 

B. Der Herr versorgt uns

( 23,5 )

 

Ps 23,5

 

In diesem Vers schwenkt der Blick hin auf einen Festsaal mit einem wohlwollenden Gastgeber, der eine überreiche Gastfreundschaft praktiziert. Mit diesem Bild freute sich der Psalmist über die Fürsorge des Herrn. David wurde durch die Tatsache getröstet, daß dies in der Gegenwart seiner Feinde geschah. Trotz der drohenden Gefahr breitete der Herr ihm einen Tisch aus, d. h. Gott versorgte ihn.

Das Bild der Salbung des Hauptes mit Öl , das erfrischend und beruhigend wirkte, harmoniert mit dem Entwurf eines gütigen Gastgebers, der den willkommen heißt, der in sein Haus tritt. Im Anblick des Tisches und des Öles wußte David, daß sein Los in seinem Leben (sein Becher ) vom Segen des Herrn überfloß.

 

 

C. Die Antwort im Glauben

( 23,6 )

 

Ps 23,6

 

David erkannte, daß die treue Liebe ( HeseD ) des Herrn ihn überall sein ganzes Leben lang begleiten würde. Gottes Segnung über sein Volk bleibt bei ihnen, egal, wie die Umstände sein mögen, in denen sie leben. (Vgl. die Güte Gottes in Ps 27,13; 31,20; 69,17; 86,17; 109,21; 116,12; 142,8; 145,7 .) So schloß er: Ich will wohnen im Hause des HERRN immerdar . Das Haus des Herrn bezog sich auf das Heiligtum (die Stiftshütte). Für den Rest seines Lebens (wörtl.: "die Länge der Tage") erfreute er sich an der völligen Gemeinschaft mit dem Herrn. Tatsächlich vermittelt das hebr. Verb, das übersetzt wird mit "ich werde wohnen", die Vorstellung der Rückkehr; dasselbe Verb wird in Ps 23,3 mit "er erquickt" übersetzt. Vielleicht war der Psalmist am Besuch des Heiligtums und an dem völligen Genießen der geistlichen Gaben gehindert. Sein Nachdenken über die Führung und Fürsorge durch den Herrn führte ihn dazu, sich die völlige Gemeinschaft mit dem Herrn in seiner Gegenwart im Heiligtum in Erinnerung zu rufen.

 

 

Ps 24

 

In Vorbereitung des Einzuges des großen Königs der Herrlichkeit stellte der Psalmist heraus, daß die, die unschuldige Hände und reine Herzen haben, zu seinem heiligen Ort hinaufgehen können.

Man hat vielfach vermutet, daß David diesen Psalm schrieb, als er die Bundeslade nach Jerusalem brachte ( 2Sam 6 ), obwohl es keine Beweise dafür gibt. Wenn diese Annahme aber richtig ist, bezieht sich der Ausdruck die "ewigen Pforten" ( Ps 24,7 ) auf die alte Festung, in die damals die Lade, das Symbol der Gegenwart des Herrn, gebracht wurde. Oder der Psalm spricht vielleicht von einer anderen Rückkehr nach Jerusalem nach einem Sieg im Kampf.

 

 

A. Aufstieg zum heiligen Ort

( 24,1-6 )

 

Ps 24,1-2

 

David preist den Herrn, weil ihm alles auf der Welt gehört, ihm, der es auch geschaffen hat. Das ist eine allgemeine Anerkennung der Souveränität Gottes über alle Dinge.

 

 

Ps 24,3-4

 

David dachte im folgenden darüber nach, wer in die Gegenwart solch eines souveränen Herrn kommen durfte (d. h. in die Stiftshütte auf dem Berg [vgl. den Kommentar zu "heiligem Berg" bei Ps 2,6 ] des HERRN und dem heiligen Ort auf ihm). Die Antwort, die möglicherweise von den Priestern im Heiligtum gegeben wurde, lautet: Derjenige darf sich dem Herrn nähern, dessen Haltung lauter ist und dessen Gottesdienst im Glauben geschieht (vgl. Ps 15 ). Der Ausdruck unschuldige Hände bezieht sich auf das rechte Handeln, der Begriff ein reines Herz bezieht sich auf die richtige Haltung und den Willen zum Tun. Nur diejenigen, die kein Götzenbild anbeten, können Gott recht verehren und im Glauben in Aufrichtigkeit wandeln.

 

 

Ps 24,5-6

 

Dieser Belehrung folgt eine Versicherung, daß die, die Gott suchen, mit Gerechtigkeit gesegnet werden sollen. Das könnte sich auf diejenigen beziehen, die Gott verehren und den Eintritt in das Heiligtum erstreben.

 

 

B. Der Einzug des Königs der Herrlichkeit

( 24,7-10 )

 

Ps 24,7

 

Der Psalmist sprach eine Ermahnung aus (V. 7 ) und lieferte dann eine Erklärung dazu (V. 8 ). Wenn sich erhebt eure Häupter, ihr Tore auf die Stadt Jerusalem bezieht, dann rief David die alten Tore auf, sich weit für den triumphalen Einzug zu öffnen. Hier wurde auf poetische Weise die Erhabenheit des Einziehenden dargelegt. Die Tore sollten ihre Häupter erheben, denn der König der Herrlichkeit zieht ein . Ps 24,8-10 : Darauf gab David eine Erläuterung. Durch Frage und Antwort legte er dar, daß dieser König der Herrlichkeit der HERR ist, der mächtig ist im Kampf . Der Herr hat sich mächtig erzeigt, indem er ihnen einen großen Sieg verlieh; deshalb ist es ein wunderbarer König, der in die Stadt einziehen wird. Man kann sich eine Prozession von triumphierenden Israeliten vorstellen, die die Bundeslade, das Symbol der Gegenwart Gottes, tragen und zum Heiligtum hinaufziehen, um ihn zu preisen. Die Themen der Ermahnung (V. 7 ) und der Erklärung (V. 8 ) werden in Vers 9-10 wiederholt. Der Herr ist ein wunderbarer König, der einzieht. Nur der, der in reiner Form Gott verehrt, kann sich an seiner Gegenwart erfreuen.

 

 

Ps 25

 

David wandte sich voller Vertrauen zum Herrn, um göttliche Leitung und Vergebung für seine Ungerechtigkeit aufgrund seiner Gnade für Israel zu empfangen. David sann in diesem Psalm über das Wesen Gottes nach, das den Demütigen dazu führt, mit Bekenntnis und Gebet zu antworten. Der Psalm ist ein Akrostichon, denn jeder Vers beginnt fortlaufend mit einem Buchstaben des hebräischen Alphabetes.

 

 

A. Gebet um Leitung und Vergebung

( 25,1-7 )

 

Der Psalmist schämte sich nicht, sich zum Herrn zu wenden, um um Leitung und Vergebung für die Sünden seiner Jugend zu beten (V. 7 ).

 

 

Ps 25,1-3

 

David betonte sein Vertrauen in seine Hinwendung zum Herrn. Er erhob seine Seele zum Herrn ohne Scham, denn keiner, der auf den Herrn vertraut und hofft (vgl. V. 5.21 ), wird zuschanden werden (vgl. V. 20 ), d. h., daß ihre Gebete erhört werden und Gott ihre Bedürfnisse stillt. Das bildet den Gegensatz zu ihren Feinden und den Treulosen.

 

 

Ps 25,4-7

 

David betete zuerst um Weisung (V. 4-5 ; vgl. V. 9.12 ) und Leitung (V. 5 ; vgl. V. 9 ). Er wünschte sich, daß Gott ihm seine Wege, einschließlich der Wahrheit, zeigen und ihn seine Pfade lehren möge. Dann betete er um Vergebung (V. 6-7 ). Auf der Grundlage von Gottes Gnade und Liebe, die seit Zeitaltern bekannt waren, betete er, daß die Sünden seiner Jugend ihm nicht nachgetragen werden sollten (dreimal betete er: Gedenke nicht ...).

 

 

B. Die Wiederholung des Gebetes

( 25,8-22 )

 

Der Psalmist wiederholte sein Gebet um Leitung auf dem richtigen Weg (vgl. V. 4-5 ) und Vergebung (vgl. V. 6-7 ) für seine niedergedrückte Seele, aber nun war sein Gebet auf das geoffenbarte Wesen des Herrn gegründet.

 

 

Ps 25,8-10

 

David rühmte das Wesen Gottes: Er ist gütig und gerecht, barmherzig und treu . Aufgrund dieser Attribute lehrt er die Sünder und leitet den Demütigen. Sünder brauchen die gnädige Führung des Herrn.

 

 

Ps 25,11

 

Der Psalmist betete um Vergebung für seine große Schuld, um des Namens (seines geoffenbarten Wesens) des Herrn willen.

 

 

Ps 25,12-14

 

Hier beschrieb David den, der den HERRN fürchtet

 

Es ist jemand, dem sich der HERR mitteilt , indem er ihm seinen Bund offenbart (V. 14 ) und ihn unterweist (V. 12 b; vgl. V. 4-5.8-9 ). Diese Aussagen erinnern den Leser an die Weisheitsliteratur, insbesondere an die Sprüche. Wer den Herrn fürchtet ( Spr 1,7;9,10;15,33;31,30 ), wird durch das Wort des Herrn unterwiesen.

 

 

Ps 25,15-22

 

Der Psalm schließt mit einem Gebet um Gottes gnädige Errettung. David begann mit seiner eigenen Versicherung, daß er auf den Herrn bezüglich seiner Errettung vertraut (V. 15 ), rief Gott um Vergebung für seine niedergedrückte Seele an (V. 18 ; vgl. V. 6-7.11 ) und bat, daß er ihn aus der Not erretten möge, die durch seine grausamen Feinde hervorgerufen worden war (V. 18 ). Noch einmal bat er, daß er in seiner Rettung nicht zuschanden würde (vgl. V. 20 ), und unterstrich seine Hoffnung auf Gott (V. 21 ; vgl. V. 3.5 ; die Hoffnung auf den Herrn wird mehr als zwei dutzendmal in den Psalmen erwähnt). Die letzte Bitte drehte sich um die Errettung Israels aus seinen Nöten (V. 22 ).

Der Psalm verbindet nachdrücklich das Gebet um Errettung und Leitung mit dem Bekenntnis der Sünde. Der Weg des Herrn macht das erforderlich.

 

Ps 26

 

Ps 26 ist Davids deutliche Versicherung seiner Rechtschaffenheit und ein Gebet, daß Gott das doch anerkennen möge. Im Leben Davids bietet sich kein Zeitabschnitt an, der zur Abfassung dieses Psalmes Anlaß gegeben hätte. Der Psalm weist in mancherlei Hinsicht Ähnlichkeiten mit Ps 25 auf. Ps 26 enthält jedoch kein Gebet um Vergebung. Der Psalmist legte hier dar, daß er sich von den Sündern abgesondert hatte, und identifizierte sich mit der Verehrung des Herrn. Aufgrund dessen betete er voller Vertrauen, daß der Herr ihn vor dem Schicksal der Sünder bewahren würde.

 

 

A. Behauptung der Rechtschaffenheit Davids

( 26,1-3 )

 

Ps 26,1-3

 

David bat zu Beginn um zwei Dinge: der Herr (a) sollte ihm Recht schaffen (V. 1 ) und (b) ihn prüfen (V. 2 ; vgl. Ps 139,23 ). Der Herr konnte erkennen, daß David an seinem Glauben ( Ps 26,1 a) und an seinem Gehorsam gegen den Herrn und seine Wahrheit (V. 3 ) festgehalten hatte.

 

 

B. Beweis der Rechtschaffenheit

( 26,4-8 )

 

Ps 26,4-5

 

David bewies seine Rechtschaffenheit durch seine Absonderung von den Sündern (V. 4-5 ) und durch die Gleichsetzung seiner Person mit denjenigen, die den Herrn verehrten (V. 6-8 ). Er identifizierte sich in keiner Weise mit den Bösen und den Falschen. Er saß nicht bei ihnen (V. 4 a. 5 b) oder fragte sie um Rat ( Ps 1,1 ). In der Tat haßte er ihre Versammlungen.

 

 

Ps 26,6-8

 

Für diese Verse bildet das Heiligtum den Hintergrund (vgl. Altar, V. 6 , und Haus, V. 8 ). Davids Gottesverehrung geschah in Rechtschaffenheit (er hatte seine Hände in Unschuld gewaschen; vgl. Ps 24,4 ) und Aufrichtigkeit (er lobte den Herrn und erzählte seine Taten). Im Gegensatz zu seiner Reaktion auf die Versammlungen der Gottlosen ( Ps 26,5 ) hatte David das Heiligtum lieb, in dem die Herrlichkeit des HERRN wohnte.

 

 

C. Gebet um Belohnung für Rechtschaffenheit

( 26,9-12 )

 

Ps 26,9-12

 

David bat den Herrn, ihn vor dem Schicksal zu bewahren, das gewöhnlich den Sündern widerfährt, mit denen er sich nicht gemein gemacht hatte (vgl. V. 4-5 ). David bezog sich möglicherweise auf einen vorzeitigen Tod ( Seele bezieht sich im Hebr. auf das Leben eines Menschen.)

Wenn das rasche Gericht den Bösen hinwegnahm, sollte der, der sich von den Sündern abgesondert hatte, nicht davon betroffen werden.

In Erwartung der Errettung durch den Herrn vor solch einem Schicksal, sagte David, daß er den Herrn in der Versammlung preisen wolle (vgl. V. 7-8 ). Viele Male haben die Schreiber in den Psalmen darum gebetet, aus der Not erlöst zu werden ( pADCh , "loskaufen, erlösen", wird in Ps 31,6; 44,27; 49,8; 55,19; 69,19; 78,42; 119,134 gebraucht). Dieses hebräische Wort wurde häufig in bezug auf die Erlösung Israels aus Ägypten gebraucht (vgl. 5Mo 7,8; 9,26; 13,5; 15,15; 24,18; 2Sam 7,23; Mi 6,4 ).

 

 

Ps 27

 

David verlieh trotz einer Schar von Feinden, die sein Leben bedrohten, zuerst seinem fröhlichen Vertrauen in den Herrn Ausdruck. Aber plötzlich änderte sich seine Stimmung: Er betete voller Angst darum, daß der Herr ihn nicht verlassen möge, sondern ihm in der Zeit der Not helfen und ihn trösten möge. Weil der Herr seine Quelle des Trostes und der Hoffnung war, bestärkte er sich selbst darin, auf den Herrn zu warten. Der Psalm spricht von dem mutigen Vertrauen Davids auf Gott.

 

 

A. Vertrauen, das die Angst vertreibt

( 27,1-3 )

 

Ps 27,1

 

David sprach von seinem großem Vertrauen in den Herrn, denn der Herr war sein Licht, seine Rettung und seine Feste ( mAZNz , "ein befestigter Platz"; vgl. Ps 37,39; 43,2; 52,9 ), und keiner konnte an ihn heran. Licht weist auf Verstehen, Freude und Leben hin (vgl. Ps 18,29 ); die Feste (vgl. Ps 18,3 ) auf Verteidigung. Wenn der Herr so für ihn sorgte, wen sollte ein Glaubender dann fürchten? (vgl. Ps 27,3 ). Offensichtlich brauchte er niemand zu fürchten.

 

 

Ps 27,2-3

 

Als Antwort auf diese Frage sprach David von den Feinden, die gegen ihn antraten. Wenn sie auch auf ihn eindrangen, so würde er doch ohne Furcht vertrauensvoll am Herrn festhalten (V. 1 ).

 

 

B. Gemeinschaft bringt Sicherheit

( 27,4-6 )

 

Ps 27,4

 

David drückte auch im folgenden durch sein Sehnen, in seinem Haus zu wohnen, sein Vertrauen in den Herrn aus. Er wünschte sich, sein ganzes Leben lang dort zu wohnen, sich an seiner Schönheit zu erfreuen und ihn im Tempel zu suchen. ( H LKAl bezieht sich an dieser Stelle nicht auf den Tempel Salomos, denn dieser war noch nicht gebaut worden. Das hebr. Wort bedeutet "großartiger Bau", wie etwa die Stiftshütte; vgl. Vers 5-6 ; Ps 5,8; 1Sam 1,9; 3,3; der Tempel, 2Kö 24,13; oder ein Palast, Ps 45,16;144,12; Dan 1,4 .)

 

 

Ps 27,5-6

 

In der Gegenwart des Herrn zu wohnen, würde die Sicherheit Davids noch erhöhen. Der Herr würde ihn sicher am Tage der Not bewahren und ihn in der Gefahr fest gründen. Deshalb triumphierte er (sein Haupt wurde erhoben) über seine Feinde und sang dem Herrn voller Freude Loblieder. Möglicherweise veranlaßte David hier die Vorstellung von Sicherheit im Heiligtum, wo seine Feinde ihn nicht erreichen konnten, über die Bewahrung durch den Herrn nachzusinnen. Der Begriff für Zuflucht ( sETer ) wird auch in Ps 32,7 gebraucht ("Versteck"); Ps 91,1;119,114 ("Zufluchtsort"), um den Schutz des Herrn zu beschreiben. David kannte mit Gewißheit die wahre Quelle der Sicherheit.

 

 

C. Ernsthaftes Glaubensgebet

( 27,7-14 )

 

Ps 27,7-10

 

Offensichtlich gab der Herr David nicht augenblicklich diesen Schutz, denn er betete ernstlich und mit einiger Furcht um Hilfe. Er bat den Herrn, ihn nicht zu verlassen, denn er war in großer Not. Gott hatte dem Gerechten das Gebet befohlen ( sein Angesicht zu suchen ), und David hatte dieser Aufforderung Folge geleistet. Deshalb konnte Gott jetzt David seine Hilfe nicht verweigern ( sein Angesicht verbergen ; vgl. Ps 102,3;143,7 ). Darüber hinaus versicherte David, daß er der Knecht des Herrn sei und daß der Herr seine Hilfe gewesen war. Aufgrund dessen bat er, daß der Herr ihn nicht abweisen möge. Sein Gebet wurde durch das Wissen gestärkt, daß der Herr ihn nicht verlassen würde, auch wenn ihn sein Vater und seine Mutter verlassen hatten.

 

 

Ps 27,11-12

 

David bat Gott, ihn den Weg zu lehren, den er gehen sollte (vgl. Ps 25,4-5 ), weil ihm seine Feinde auflauerten. Er bat darum, nicht seinen Widersachern ausgeliefert zu werden, den falschen Zeugen, die sich geschworen hatten, ihn zu vernichten.

 

 

Ps 27,13-14

 

Aber am Ende kam beim Psalmisten wieder Vertrauen auf; er erfreute sich an der Aussicht, auf den Herrn zu warten. David war voller Vertrauen darauf, daß er am Leben bleiben würde ( im Lande der Lebendigen ), um die Güte Gottes zu sehen. Deshalb bestärkte er sich selbst darin, auf die Erlösung des Herrn zu warten.

 

 

Ps 28

 

Der Psalmist war davon überzeugt, daß der Herr ihn von den Gottlosen unterscheiden würde, wenn er sie niederwerfen und ihn vor dem Elend bewahren würde. Deshalb betete er darum, daß der Herr sein Volk retten und weiden möge. Dieser Psalm steht mit Ps 26 in Beziehung, aber hier drohte unmittelbar Gefahr.

 

 

A. Bitte an den Herrn

( 28,1-4 )

 

Ps 28,1

 

David wandte sich an den Herrn und betete darum, daß er von den Gottlosen abgesondert werden möge, wenn sie vernichtet werden. Das war eine dringende Bitte. Wenn Gott nicht antwortete, würde David sterben (Grube , BNr , ist ein Synonym für Grab; vgl. Ps 30,4 ).

 

 

Ps 28,2-4

 

David bat dann darum, daß (a) der Herr ihm bei seinem Rufen um Gnade und Hilfe gnädig sein möge (V. 2 ), (b) daß der Herr ihn nicht zusammen mit den Übeltätern wegreißen möge (V. 3 ) und (c) daß der Herr in gerechter Weise die Gottlosen bestrafen möge (V. 4 ).

 

 

B. Vertrauensvoller Lobpreis des Herrn

( 28,5-8 )

 

Ps 28,5-8

 

Indem sich der Psalmist an die Versammlung wandte, drückte er voller Vertrauen die Vorausahnung aus, daß der Herr sein Gebet beantworten würde: Die Gottlosen werden beständig vernichtet werden. Weil die Gottlosen nicht auf das Wirken des Herrn achten, werden sie der Vernichtung anheimfallen. Das hatte Worte des Lobes des Herrn zur Folge: (a) weil er das Gebet Davids erhört hatte (V. 6 ; vgl. V. 2 ); (b) weil er Davids Stärke (vgl. V. 8 ; Ps 22,20;46,2;59,10.18;81,2;118,14 ) und sein Schild war (vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ), wobei der Herr ihm half, den Anschlägen der Gottlosen zu entkommen, so daß er sich am Herrn erfreuen konnte (V. 7 ); und (c) weil der Herr sein Volk rettet (vgl. Ps 18,3 ) und wie eine Festung seinen König verteidigt ( seinen Gesalbten ; Ps 28,8 ). Die Tatsache, daß der Herr sich als der Retter seines Volkes erwiesen hatte, brachte es zum Lobpreis des Herrn.

 

 

C. Gebet um Errettung und Führung

( 28,9 )

 

Ps 28,9

 

Der Psalmist kehrte zu seinem Gebet zurück (V. 9 ), nachdem er seine vertrauensvolle Vorahnung des Ausgangs zum Ausdruck gebracht hatte (V. 5-8 ). Er bat um Errettung für das Volk Israel ( Gottes Erbteil ; vgl. Ps 33,12;78,62.71;79,1;94,14; 5Mo 4,20;9,26.29; Joe 2,17; 3,2; Mi 7,14.18 ) und um ewige Leitung durch seinen Hirten (vgl. Ps 23,1;80,2 ). Das Gebet, daß der Herr es halten möge, war eine Bitte, daß er es durch alle seine Prüfungen und Drangsale hindurch tragen möge.

 

 

Ps 29

 

David war Zeuge eines furchteinflößenden Sturmes, der über das Land der Kanaaniter hinwegfegte, und schrieb diesen Sturm der Macht des Herrn zu. Er rief die Engel auf, ihn zu verehren, der in Ewigkeit als König über die Natur herrscht. Ps 29 äußert sich in polemischer Weise über den Glauben der Heiden an ihre falschen Gottheiten, die man für die Verursacher der Stürme hielt.

 

 

A. Aufruf zum Lobpreis

( 29,1-2 )

 

Ps 29,1-2

 

Der Psalmist rief die Engel auf, den Herrn zu verehren. Ihr Mächtigen heißt wörtlich: "Ihr Söhne des Mächtigen", d. h. Gottes engelgleiche Wesen. Die Poesie beinhaltet eine gewisse Steigerung. Dreimal wird der Ausdruck bringt dem HERRN dar gebraucht (jedes Mal mit geringen Veränderungen bei den nachfolgenden Worten). Der Gedanke des Lobes wird fortentwickelt, bis zuletzt der Aufruf zur Anbetung Gottes in Heiligkeit ertönt. Die Engel sollten auf die Herrlichkeit und Macht (Stärke) Gottes vertrauen. Dieser Lobpreis sollte mit der Heiligkeit Hand in Hand gehen. Hierbei wird das Bild der feierlichen Versammlungen Israels gebraucht, denn der Herr ist heilig.

 

B. Die Ursache zum Lobpreis

( 29,3-9 )

 

David beschrieb die allmächtige Herrschaft des Herrn über die Natur in dem schrecklichen Sturm.

 

 

Ps 29,3-4

 

David schrieb das Aufkommen des Sturmes über den mächtigen Wassern (über dem Mittelmeer) der Stimme des HERRN zu . Nun könnte zwar die Stimme eine poetische Beschreibung für den Donner sein (vgl. Ps 18,14 ), aber es ist wahrscheinlicher, daß damit ausgedrückt werden sollte, daß er, der durch sein Wort die Erde geschaffen hat (vgl. 1Mo 1,3.6.9.14.20.24 ), auch die Natur durch sein Wort regiert, so daß ein Sturm von seiner Macht Zeugnis gibt.

 

 

Ps 29,5-7

 

David war Zeuge für die Stimme des HERRN inmitten des Sturmes; er sagte, er bewegte sich ins Landesinnere hinein und fällte die großen Zedern des Libanon, ließ die großen Berge durch ein Erdbeben erzittern (V. 6 ) und sprühte Feuerflammen in den Wolken (V. 7 ). Libanon und Sirjon sind Gebirge im Gebiet des Antilibanon.

All das geschah nach dem Willen des Herrn. Tatsächlich wird in Vers 3-9 siebenmal die Stimme des Herrn erwähnt; der Sturm bewies seine volle Majestät.

 

 

Ps 29,8-9

 

Der Sturm ( die Stimme des HERRN ) erschütterte nicht nur die Berge (V. 6 ), sondern auch die Wüste Kadesch . Dieses Kadesch war eine Stadt, die etwa 120 km nördlich von Damaskus lag, also nicht das Kadesch im Süden. Als der Sturm weiter tobte, zog er die Tier- und Pflanzenwelt in den östlichen Gebieten in Mitleidenschaft. Durch den Sturm kalbten die Hirschkühe (so wird das Hebr. hier meist übersetzt) vorzeitig wegen ihrer Angst, und die Blätter wurden in den Wäldern von den Bäumen gerissen. Als Ergebnis davon priesen alle Kreaturen in seinem Tempel, vielleicht wieder die Engel (vgl. V. 1 ), seine Macht.

 

 

C. Schluß

( 29,10-11 )

 

Ps 29,10

 

Der Psalmist schloß damit, daß der HERR auf ewig als König herrscht und sein Volk zu segnen vermag. Weil sich die Flut möglicherweise auf die weltweite Überschwemmung in den Tagen Noahs bezieht, könnte der Ausdruck er thront auch mit "er thronte" übersetzt werden. Vielleicht rief David sich dieses Ereignis ins Gedächtnis, um seine Behauptung, daß der gegenwärtige Sturm das Werk des Herrn sei, zu stützen. Wenn es irgendeinen Zweifel daran gab, daß der Herr über die Natur herrschte, dann würde er hiermit beseitigt werden. Er ist der Herr der Schöpfung.

 

 

Ps 29,11

 

Diese Demonstration der Macht war für sein Volk eine Ermutigung, denn er läßt sie an seiner Macht (Stärke) Anteil nehmen. Die seinem Volk verfügbare Stärke (V. 11 ) ist seine eigene Stärke (V. 1 ). Dasselbe hebr. Wort ( ZOz ) wird in beiden Versen gebraucht. Die Kraft, die einen Sturm verursachen kann, steht für die bereit, die auf ihn vertrauen. So wie Gott einen Sturm stillen kann, so kann er auch seinem Volk den Frieden bringen. Die Wunder Jesu mit der Natur, insbesondere die Stillung des Sturmes auf dem See von Galiläa ( Mk 4,37-39 ), veranschaulichen, daß ihm alle Macht gegeben ist.

 

 

Ps 30

 

Die Überschrift dieses Psalmes bezeugt, daß es sich hier um "ein Lied zur Einweihung des Tempels" handelt, der von David verfaßt wurde. Die Überschrift könnte sich auf die Einweihung des Grundstückes für den Tempel durch David ( 1Chr 21,26;22,1 ) nach der Zählung des Volkes beziehen. (Das hebr. Wort, das hier mit "Tempel" übersetzt wird, bedeutet wörtl. "Haus" und könnte sich auf die Stiftshütte (das Zelt) beziehen, in die David die Bundeslade gebracht hatte; 2Sam 6,17 .) Gegen diese Annahme spricht allerdings, daß der Psalm die Züchtigung Gottes an David erwähnt (vgl. Ps 30,8 ), möglicherweise durch eine Krankheit (V. 4 ), um seinen Stolz zu dämpfen (V. 7 ). Vielleicht war die Krankheit auch nur ein Bild, und David war nicht wirklich krank gewesen, sondern sie bezog sich auf Davids innere Reue ( 1Chr 21,13 ), daß er durch seinen Stolz eine Seuche heraufbeschworen hatte, die 70 000 Israeliten das Leben kostete ( 1Chr 21,2.8.14 ). Andere Ausleger haben den Titel des Psalms als Form der liturgischen Weihe für die Einweihung von erst später errichteten Gebäuden (z. B. Esr 6,16; Neh 12,27 ) betrachtet.

Aus dieser Erfahrung der Erlösung von Gottes Züchtigung für seine Sünde pries David den Herrn, weil sein Zorn nur zeitlich, seine Gnade aber ewig währt.

 

 

A. Erlösung von der Züchtigung

( 30,2-6 )

 

David erkannte die Erlösung des Herrn und rief die Versammlung dazu auf, ihn zu preisen.

 

 

Ps 30,2

 

David gelobte, den Herrn zu preisen, denn er war aus seiner Not emporgezogen worden. Die Tiefen (oder die Tiefen der Erde) deuten auf Todesnähe hin (vgl. Ps 71,20;130,1 ). Seine Errettung entzog seinen Feinden jegliche Möglichkeit, sich hämisch zu freuen.

 

 

Ps 30,3-4

 

Hier beschreibt David die Antwort auf sein Gebet um Hilfe. Gott heilte ihn und verschonte sein Leben. Das wird auch durch die Bildersprache ausgedrückt: Gott brachte ihn aus dem Grab herauf ("Scheol"). Er war schon fast gestorben, möglicherweise aufgrund einer körperlichen Krankheit, aber der Herr hatte ihn geheilt. Gottes Errettung bewahrte ihn vor dem Tod.

 

 

Ps 30,5-6

 

Aufgrund von Gottes Erlösung rief der Psalmist das Volk auf, dem Herrn zu singen und ihn zu preisen. Der Grund für den Lobpreis liegt darin, daß der Zorn Gottes auf ihn nur eine Zeitlang währte, nur einen Augenblick, nur eine Nacht. Am Morgen folgte die Rettung und die Freude.

 

 

B. Züchtigung für Davids Selbständigkeit

( 30,7-11 )

 

Ps 30,7-8

 

David gab sein Gebet um Befreiung von der Sünde der Unabhängigkeit vom Herrn wieder. In seinem Stolz fühlte er sich sicher und meinte, er würde nimmermehr wanken (vgl. den Kommentar zu Ps 15,5 ). Das Wort "sicher" ( Selew ) weist auf eine nachlässige Sorglosigkeit hin. Offensichtlich hatte er vergessen, wie notwendig es für ihn war, auf den Herrn zu vertrauen, und sonnte sich in seinem Selbstvertrauen.

Als Ergebnis davon züchtigte Gott ihn ( Ps 30,8 ). Vorher, als Gott ihm seine Gunst erwiesen hatte, hatte er ihm Sicherheit gegeben (Berg ist ein Bild für seine mächtige Stellung); aber als Gott ihn züchtigte, verbarg er sein Angesicht, ein Ausdruck, der auf den Entzug von Segen und Schutz hindeutet.

 

 

Ps 30,9-11

 

Als Gott wegen Davids Überheblichkeit die Seuche über Israel brachte ( 2Sam 24,15 ), schrie David zu ihm und bat darum, daß es in seiner Vernichtung und dem Tod (zu Grube vgl. Ps 30,4 und den Kommentar zu Ps 28,1 ) keine Begünstigung geben möge. Wenn Gott von dem Psalmisten gepriesen sein wollte, dann mußte er ihn vor der Grube bewahren (vgl. Jes 38,18 ). Das war die Argumentation, die hinter Davids Gebet um Gnade und Hilfe stand (vgl. Ps 30,3 ).

 

 

C. Erlösung von der Züchtigung

( 30,12-13 )

 

Ps 30,12-13

 

David, der hier die Terminologie der Festlichkeiten gebrauchte ( Tanz und Freude ), wiederholte, wie Gott ihn aus seinem beklagenswerten Zustand erlöst hatte (im Sacktuch ; vgl. Ps 35,13 und den Kommentar zu 1Mo 37,34 ). Als Ergebnis dieser Antwort auf das Gebet sang David Loblieder auf den Herrn. Er gelobte, sich zum Herrn, seinem Gott, zu bekennen und ihm in Ewigkeit zu danken (vgl. Ps 30,3 ). Jede Errettung, die ein Gläubiger erfährt, sollte in gleicher Weise Lob und Dank zur Folge haben.

 

Ps 31

 

Ps 31 ist ein weiterer "Ps. Davids", der in einer Zeit großer Not geschrieben wurde, ist also ein Gebet von einem Menschen, der verachtet, verleumdet und verfolgt wurde. David hat diese Situation so häufig erlebt, daß das Buch der Psalmen viele seiner Gebete enthält, die aus einer solchen Situation erwachsen sind. In diesem Abschnitt ermahnte er die Niedergedrückten, den Herrn zu lieben und stark zu sein, denn der Herr würde sie vor den bösen Anschlägen der Menschen bewahren. David legte dar, daß er diese Wahrheit erfahren hatte, als er sein Leben in die Hände des Herrn gegeben hatte und seine Widersacher sich zusammenrotteten, um ihn zu töten.

 

 

A. Schrei nach Errettung

( 31,2-3 )

 

Ps 31,2-3

 

Diese Verse berichten von dem Schrei Davids zum Herrn, seiner Zuflucht (vgl. V. 3.5 ). Er betete zum Herrn, schnell herbeizueilen , um ihn zu erretten (vgl. Ps 69,18; 70,2.6; 71,12; 79,8; 102,3; 141,1; 143,7 ) und sein Fels und seine Burg zu sein (vgl. Ps 31,4 und den Kommentar zu Ps 18,3 ). Sein einziger Schutz und seine Sicherheit waren im Herrn.

 

 

B. Vertrauen in seine Liebe

( 31,4-9 )

 

David übergab voller Vertrauen sein Leben in die Hände des Herrn, seinem Fels, denn er wußte, daß er sich an der Liebe Gottes erfreuen würde (vgl. V. 17.22 ).

 

 

Ps 31,4-5

 

Das Vertrauen des Psalmisten wird in diesen Versen nachdrücklich hervorgehoben. Der Herr, sein Fels, seine Burg (vgl. V. 3 ) und seine Zuflucht (vgl. V. 2-3 ; Ps 18,3 ) führte ihn aus der Gefahr heraus.

 

 

Ps 31,6

 

Mit dem Vertrauen auf den Herrn (V. 4-5 ) befahl David seinen Geist in die Hände des Herrn und betete, daß der Gott der Treue (vgl. Jes 65,16 ) ihn erlösen möge (vgl. den Kommentar zu Ps 26,11 ). Dasselbe vertrauensvolle Ruhen in Gott während des heftigen Angriffs der Bösen wurde vom Erlöser Jesus Christus zum Ausdruck gebracht ( Lk 23,46 ). Wer leidet und an Gott glaubt, darf zu ihm beten und die Schwierigkeit in seine Hände legen ( 1Pet 4,19 ).

 

 

Ps 31,7-9

 

Zu seinem Vertrauen versicherte David zusätzlich, daß er jene verachtete, die sich an nichtige Götzen hängen . Der Herr ist treu und allen Vertrauens wert. Deshalb nahm David voller Vertrauen den Lobpreis seiner treuen Liebe vorweg. Er schrieb (V. 9 ) so, als wenn die Erlösung bereits gewährt worden sei. Mit solch einem echten Glauben können die Gläubigen triumphierend Lobgesänge singen, indem sie fest die Errettung durch Gott vorwegnehmen.

 

 

C. Klage über die Gefahr

( 31,10-14 )

 

Ps 31,10-14

 

Der Psalmist bat um Gnade vom Herrn, weil sein Leben in Gefahr (Not) war. Vor Sorge, Kummer und Gram kam David fast um (V. 10-11 ). (Zu den Gebeinen vgl. den Kommentar zu Ps 6,3 .) Wegen seiner Feinde wurde er abgewiesen und von seinen Freunden vergessen ( Ps 31,12-13 ). Weil sich viele gegen sein Leben zusammengerottet hatten, war von allen Seiten Schrecken um ihn (vgl. Jer 20,10 ).

 

 

D. Gebet um Errettung

( 31,15-19 )

 

Ps 31,15-19

 

David hob hervor, daß er auf Gott vertraute und sich in die Hände des Herrn gegeben hatte (V. 15-16 a; vgl. V. 6 ), und er betete, daß Gott ihn retten (V. 16 b. 17 ) und seine hochmütigen Feinde zum Schweigen bringen möge (V. 18-19 ). (Über Gottes leuchtendes Angesicht vgl. den Kommentar zu Ps 4,7 .) Nicht David mit seinem Lobpreis, sondern die mit den Lügenlippen sollen verstummen.

 

 

E. Lobpreis und Ermahnung

( 31,20-25 )

 

Ps 31,20-25

 

David lobte den Herrn ( wie groß ist deine Güte ) für seine Bewahrung der Gläubigen im allgemeinen (V. 20-21 ) und für seine eigene Errettung durch seine Liebe (V. 22 ; vgl. V. 8.17 ) trotz Davids Unglauben (V. 23 ). Aufgrund dessen, was er über die Errettung des Gläubigen durch den Herrn erfahren hatte, ermutigte er die Heiligen, stark im Glauben und in der Hoffnung auf den Herrn zu sein (V. 24-25 ).

 

 

Ps 32

 

David, der die Züchtigung und die Vergebung Gottes erfahren hatte (möglicherweise für die Sünde des Ehebruchs und des Mordes, die in 2Sam 11 berichtet werden), ermutigte andere, den Herrn zu suchen, der mit Sündern gnädig handelt. Wenn sie sich jedoch weigern, sich zu unterwerfen, werden sie die Züchtigung erfahren.

Der Psalm könnte mit Ps 51 in Zusammenhang stehen, der auf die Sünde Davids mit Batseba Bezug nimmt. Damals weigerte sich David ein ganzes Jahr lang, seine Sünde anzuerkennen. Ps 51 war Davids Gebet um Vergebung. Ps 32 würde dann diesem Psalm folgen und Gottes Vergebung und die Lektion, die David gelernt hatte, betonen.

 

 

A. Der Segen der Vergebung

( 32,1-2 )

 

Ps 32,1-2

 

Der Psalmist, der Gottes Vergebung für seine Sünden empfangen hatte, drückte seine Freude darüber aus. Gesegnet wird in Ps 1,1 der genannt, der ein makelloses Leben führt. Hier wird derjenige mit demselben Wort bezeichnet, der Vergebung empfängt. Gott schenkt völlige Vergebung, denn er rechnet einem reuigen Sünder seine Sünde nicht zu.

 

 

B. Die Züchtigung des Unbußfertigen

( 32,3-5 )

 

Ps 32,3-5

 

Der Psalmist erfuhr Vergebung, als er seine Sünde eingestand, was er erst nach der Züchtigung Gottes tat. Als er schwieg und seine Sünde nicht bekannte, wurde er körperlich geschwächt (zum Begriff Gebeine vgl. den Kommentar zu Ps 6,3 ) und in seinem Innern gequält. Die Hand (oder Macht) des Herrn lag schwer auf ihm ( Ps 32,4 ), d. h., daß der Herr streng mit ihm verfuhr. Das Ergebnis davon war, daß seine Lebenskraft (Stärke) erschöpft (oder vertrocknet) war wie in der Sommerhitze. Der Ausdruck könnte sich auf eine körperliche Krankheit mit brennendem Fieber beziehen oder aber poetische Sprache für die Gewissensbisse Davids sein.

Deshalb bekannte er Gott seine Sünde. Das ist der Weg der Heilung, denn Gott hatte ihm vergeben.

 

 

C. Der Ratschlag dessen, der Vergebung empfangen hat

( 32,6-11 .)

 

Ps 32,6-7

 

David ermutigte die Gläubigen, den Herrn zu suchen, denn er handelt gnädig mit den Sündern. Solange der Herr zu finden ist, ist die Zeit des Gebetes da. Dann wird der Gläubige von keinem Unheil (hier wird von mächtigen Wassern gesprochen) überwältigt werden. Aufgrund dieses Trostes pries David den Herrn wieder als Bergungsort ( sETer , in Psalm in Ps 27,5 "Zuflucht"; in Ps 91,1 "Zuflucht" und in Ps 119,114 "Schutz"). Gott schützt diejenigen vor Unheil, die auf ihn vertrauen, und sie können ihn preisen.

 

 

Ps 32,8

 

David gab auch an andere den Ratschlag weiter, sich nicht zu weigern, sich dem Herrn zu unterwerfen, bis er einen dazu zwingt, sondern freiwilig ein Sündenbekenntnis abzulegen. In Vers 8 spricht wohl eher Gott als David, worauf auch die Worte ich wache über dir (vgl. Ps 25,8.12; 73,24 ) hindeuten. Allerdings hat hier auch David die Rolle des Lehrmeisters übernommen (vgl. Ps 34,12;51,15 ).

 

 

Ps 32,9-11

 

Der Psalmist gab seinen Lesern den Ratschlag, sich dem Herrn zu unterwerfen, anstatt stur Widerstand zu leisten wie ein Roß oder ein Maultier, die man bändigen muß. Wer auf den Herrn vertraut, wird seine treue Liebe ( HeseD ) erfahren und ihm Danklieder singen können.

 

 

Ps 33

 

Der Psalmist rief die Gerechten dazu auf, den Herrn zu preisen, denn sein Wort ist verläßlich und sein Handeln gerecht. Wer auf ihn vertraut, kann sicher sein, daß er seine Verheißungen an die Menschen erfüllen und sein Werk der Errettung vollenden wird.

Dieser Psalm ist eine Lobeshymne. Unter Umständen verdankt sie ihre Entstehung einem Sieg des Volkes Israel, aber es gibt keinen Hinweis, mit dem dieses Ereignis näher bestimmt werden könnte. Der hebräische Text enthält keine Überschrift; die Septuaginta schreibt den Psalm David zu.

 

 

A. Es ist recht, den Herrn zu preisen

( 33,1-3 )

 

Ps 33,1-3

 

Diese Verse enthalten den Aufruf des Psalmisten zum Lobpreis. Er forderte die Gerechten dazu auf, sich im Herrn zu freuen, denn das geziemt sich. Lob ist die natürliche Antwort des Volkes Gottes auf Gottes Wohltaten. Aber ihren Lobpreis sollten sie froh und ganz neu darbringen - neue Gnadentaten müssen auch mit neuen Lobliedern besungen werden (vgl. ein neues Lied in Ps 40,4; 96,1; 98,1; 144,9; 149,1 ). Das Loblied sollte auch schön klingen. Die besten Begabungen eines Menschen sollten zum Lobpreis seiner Herrlichkeit eingesetzt werden.

 

 

B. Der Herr ist verläßlich und gerecht

( 33,4-19 )

 

Ps 33,4-5

 

Der Anlaß des Dankes, der in diesem Psalm detailliert aufgeschlüsselt wird, wird in diesen Versen zusammengefaßt. Das Wort des Herrn und sein Werk ( alles, was er vollbringt ) sind verläßlich, und der Herr ist gerecht und treu ( HeseD , unerschöpfliche Liebe ; vgl. V. 18.22 ).

 

 

Ps 33,6-11

 

Diese Verse führen den in Vers 4 geäußerten Gedanken fort, daß Gottes Wort und Werk verläßlich sind. Zunächst sprach der Psalmist von der Macht des Wortes des HERRN bei der Schöpfung (V. 6-9 ). Weil Gott sprach, geschah die Schöpfung. Was Gott beschließt, das geschieht. Deshalb müssen alle Völker der Welt ihn anbeten.

Darauf sprach der Psalmist von der Macht des Herrn in der Geschichte (V. 10-11 ). Gottes Pläne durchkreuzen die Anschläge der gottlosen Völker (vgl. Ps 2,1-6 ). Seine Ziele bleiben bestehen, was auch immer die Menschen sich vornehmen zu tun. Ein solcher Gott mit diesen machtvollen Worten und Taten muß gepriesen werden.

 

 

Ps 33,12-19

 

Diese Verse sprechen davon, daß der Herr gerecht (vgl. V. 4 a) und treu ist (vgl. V. 5 b). Vers 12 drückt die Freude des Psalmisten darüber aus, daß er ein Teil von Gottes erwähltem Volk ist, das seine treue Liebe empfängt. (Zu Israel als Gottes Erbteil vgl. den Kommentar zu Ps 28,9 .) Der Psalmist bemerkte ferner, daß Gott alle Menschen von seiner erhöhten Position in den Himmeln aus sieht (von der Stätte seiner Wohnung ; vgl. 2Chr 6,21.30.33.39; 30,27 ). Er sieht sogar die innersten Gedanken der Menschen ( Ps 33,13-15 ). Gott errettet nicht den, der auf sich selbst vertraut (V. 6-17 ). Die, die auf einen König schauen, auf die Kraft von Menschen oder auf ein Roß, können keine Errettung finden (vgl. Ps 20,7 ), sondern der Herr errettet und bewahrt die, die auf ihn vertrauen und hoffen ( Ps 33,18-19; vgl. "Hoffnung" in V. 20.22 und seine unerschöpfliche Liebe in V. 5.22 ). Das ist das Los Israels, des gesegneten Volkes (V. 12 ).

 

 

C. Gottes Volk vertraut auf ihn

( 33,20-22 )

 

Ps 33,20-22

 

Der Schluß des Psalmes ist eine erneute Versicherung des Glaubens an den Herrn. Gottes Volk beweist seinen Glauben auf dreierlei Weise. Erstens wartet es voller Hoffnung (vgl. Ps 25,5.21; 39,8; 62,6; 71,6 ) auf seine Errettung durch den Herrn als seine Hilfe (vgl. Ps 30,11; 40,18; 46,2; 54,6; 63,8; 70,6; 115,9-11; 146,5 ) und sein Schild (vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ). Zweitens freut es sich in dem, dem es vertraut ( Ps 33,21 ). Drittens beter es um seine unerschöpfliche Liebe ( HeseD ; vgl. V. 5.18 ), um in ihr zu ruhen. So ist es voller Vertrauen (Hoffnung) darauf, daß er seinen Errettungsplan durchführen wird.

 

 

Ps 34

 

Diesen Lobgesang verfaßte David, als er Abimelech entrann, indem er eine Geisteskrankheit vortäuschte ( 1Sam 21,11 ). In diesem Psalm rief David die Versammlung dazu auf, den Herrn für ihre Errettung zu preisen. Nach der Versicherung, daß Gott zu denjenigen, die auf ihn vertrauen, gütig ist, gab David Richtlinien für ein langes Leben.

 

 

A. Gott ist gütig zu seinem Volk

( 34,2-11 )

 

Ps 34,2-4

 

Die Verse 2-11 enthalten Davids Lobpreis. In Vers 2-4 rief David das Volk dazu auf, den Herrn zusammen mit ihm zu preisen. Er faßte den Entschluß, Gott immerfort zu loben, so daß der Niedergedrückte sich freuen würde. Er rief hier jedoch das ganze Volk dazu auf, den Herrn mit ihm zu erheben.

 

 

Ps 34,5-7

 

David berichtete hier seine Errettung. Weil er geschrien hatte und errettet worden war (vgl. "errettet" in V. 8.18.20 ), war er davon überzeugt, daß Gottes Volk niemals zuschanden wird. Nein, es strahlt vor Freude, weil Gott es erhört (vgl. V. 16.18 ) und es aus ihren Nöten errettet (vgl. V. 18.20 ).

 

 

Ps 34,8-11

 

David legt dar, daß der Engel des HERRN (möglicherweise der Herr Jesus selbst; vgl. den Kommentar zu 1Mo 16,9 ) sich um jene herum lagert, die den Herrn fürchten (vgl. Ps 34,10.12 ). In militärischen Bildern sprach David vom göttlichen Schutz (vgl. 1Mo 32,2; 2Kö 6,16 ).

Wer auf den Herrn vertraut, der erfährt wirkliche Freude - wenn er sie schmeckt und sieht . Wer immer den Herrn fürchtet, d. h. wer den Herrn wahrhaftig verehrt, dem wird nichts mangeln (vgl. Ps 23,1 ,), bzw. dem wird nichts Gutes mangeln (vgl. Ps 16,2;84,12 ).

 

 

B. Gott segnet den Gerechten mit dem Leben

( 34,12-23 )

 

Ps 34,12-15

 

Vers 12-23 enthalten Davids Anweisungen an das Volk, wie es ein Leben in der Fülle im Herrn haben könnte. Er ermahnte es, auf seine Anweisungen zur Furcht des HERRN zu hören. Die Anweisung beinhaltete im wesentlichen, ein gerechtes, friedsames Leben zu führen (V. 13 ), das Böse und Betrug zu vermeiden (V. 14 ) und das Gute zu tun (V. 15 ). Es ist die Weisheitslehre über den Weg der Gerechtigkeit, aus der ein lebenswertes Leben unter dem Segen Gottes folgt.

 

 

Ps 34,16-22

 

Für die, die im Herrn gerecht leben (vgl. gerecht in V. 16.18.20.22 ), werden mehrere Verheißungen ausgesprochen. Erstens sieht der Herr auf den Gerechten, was ein Zeichen seiner Bewahrung ist (V. 16 ), aber er steht den Bösen entgegen, und er wird ihr Gedächtnis von der Erde vertilgen (V. 17 ; vgl. Spr 10,7 b). Zweitens hört der Herr (vgl. Ps 34,7.16 ) die Gebete des Gerechten, der zerbrochenen Geistes und nicht hochmütig und widerspenstig ist (V. 18-19 ). Drittens errettet der Herr (vgl. V. 5.8.18 ) den Gerechten aus seinen Nöten (vgl. V. 7 ), so daß nicht eines seiner Gebeine zerbrochen wird. Dies ist ein Ausdruck völliger Bewahrung vor harter Bedrückung. Vers 21 wurde ebenso wie 2Mo 12,46 b von Gott in Joh 19,36 in bezug auf den Erlöser benutzt.

 

 

Ps 34,23

 

Zusammenfassend versicherte der Psalmist, daß der HERR seine Knechte erlöst (vgl. den Kommentar zu "erlöst" zu Ps 26,11 ); keiner, der auf ihn vertraut, wird verlorengehen. Daß dieser Vers eine Zusammenfassung der Gründe für den Lobpreis Gottes darstellt, wird aus der Anordnung der Worte im hebräischen Text sichtbar. Dieser Psalm ist ein Akrostichon: Jeder Vers beginnt fortlaufend mit einem anderen Buchstaben des hebräischen Alphabets, ein Buchstabe des hebräischen Alphabets ist jedoch ausgelassen (zwischen V. 6.7 ), und das Akrostichon endet somit mit Vers 22 . Der letzte Vers gehört nicht zu dieser Anordnung und steht also für sich alleine.

 

 

Ps 35

 

Dieser Psalm faßt drei Klagen über den Widerstand der Feinde Davids zusammen. Jede Klage enthält den vereinigten Ruf nach Errettung von den Feinden, die David grundlos hassen.

 

 

A. Gebet um Errettung vor den Zerstörern

( 35,1-10 )

 

Der Psalmist bat den Herrn, ihn vor seinen Feinden zu erretten, die ihn töten wollten und ihn um keiner Ursache willen haßten.

 

 

Ps 35,1-6

 

Davids Gebet begann mit der Bitte an den Herrn, als sein Fürsprecher aufzutreten (V. 1-3 ) und seine Feinde vernichtend zu schlagen (V. 4-6 ). Wie wertlose Spreu (V. 5 ), die beim Dreschen vom Wind fortgeblasen wird, so sollten Davids Feinde hinweggetan werden. Sein Gebet, daß der Engel des Herrn sie wegstoßen möge, war ein Gebet um vergeltende Gerechtigkeit, daß der Herr ihnen das zufügen sollte, was sie für David ersonnen hatten.

 

 

Ps 35,7-10

 

Sie wollten David ohne Ursache ans Leben gehen, so wie ein Jäger sein Netz legt und eine Grube gräbt, um ein unvorsichtiges Tier zu fangen. David betete, daß die Fallen der Feinde sie selbst unversehens einfangen (vgl. Ps 7,16; 9,16; 57,7 ) und ihren eigenen Untergang herbeiführen mögen (vgl. Ps 35,4; 38,13; 40,15; 70,3 ). Dann, so sagte David, würde er den Herrn von ganzem Herzen ( mein ganzes Sein ) mit Frohlocken preisen, da der Herr die gerettet hatte ( den Armen und Elenden ), die von der Gnade des Mächtigen abhängig sind.

 

B. Klage über den ungerechtfertigten Haß

( 35,11-18 )

 

Indem David seine Klage noch einmal unterstrich, bat er den Herrn um Hilfe gegenüber denjenigen, die ihn ungerechtfertigterweise haßten.

 

 

Ps 35,11-18

 

Hier beschrieb David seinen beklagenswerten Zustand. In der Hauptsache war ihm Böses für Gutes vergolten worden (V. 11-12 ). Er hatte für seine Feinde gefastet und gebetet, als sie krank waren, und dabei Sacktuch getragen (vgl. Ps 30,12 und den Kommentar zu 1Mo 37,34 ), und, als seine Gebete nicht beantwortet wurden, um sie getrauert und geweint ( Ps 35,13-14 ). Aber als er in einer schwierigen Situation war, spotteten sie fröhlich (V. 15-16 ). Wegen dieser Ungerechtigkeit betete er um Hilfe vom Herrn, der bis dahin nicht geantwortet hatte (V. 17 ). (Zu wie lange noch? vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 und zur Bezeichnung seiner Feinde als Löwen vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 .) Aber wenn der Herr antwortete, dann wollte David ihn in der Versammlung preisen ( Ps 35,18 ).

 

 

C. Bitte um Gerechtigkeit

( 35,19-28 )

 

Hier bittet David den Herrn um Errettung von den Bösen, indem er Gerechtigkeit gegen jene fordert, die durch ihre Anklagen gegen friedliche Menschen Unruhe aufbringen. Hier ist noch einmal das Thema der ungerechten Behandlung des Gerechten durch den Gottlosen die beklagenswerte Ursache für Davids Bitte.

 

 

Ps 35,19-21

 

David betete, daß der Herr die Bösen keinen Triumph feiern lassen möge, denn ihre boshaften Worte hatten Hader verursacht. Noch einmal hob er hervor, daß sie ohne Grund seine Feinde waren (vgl. V. 7 ). Sie blinzelten sich gegenseitig zu (vgl. Spr 6,13;10,10;16,30 ) und offenbarten so ihre boshaften Absichten. Sie ersannen falsche Anschuldigungen gegen jene, die ruhig leben wollten, und sie behaupteten in verleumderischer Weise, daß sie gesehen hätten, daß David das Falsche getan hatte.

 

 

Ps 35,22-26

 

Obwohl Davids Feinde fälschlicherweise behaupteten, daß sie ihn bei der Sünde gesehen hätten und sich darüber verlauten ließen, wußte David doch, daß der Herr sie bei ihren falschen Handlungen gesehen hatte. Deshalb bat er Gott, sein Schweigen aufzugeben (d. h. nicht tatenlos zuzusehen) und sich zur Verteidigung des Psalmisten zu erheben. Durch Davids Rechtfertigung würde der Herr die Schadenfreude der Widersacher zuschanden und diese selbst beschämt werden lassen (vgl. V. 19 ).

 

 

Ps 35,27-28

 

Davids abschließendes Gebet ging dahin, daß die Menschen, die seine Rechtfertigung wollten, sich freuen und den Herrn dafür preisen konnten. Weil seine Feinde ihn ohne Ursache haßten (vgl. V. 7.19 ), war er davon überzeugt, daß der Herr ihn rechtfertigen würde, so daß er ihn erheben und beständig preisen konnte ( den ganzen Tag lang ).

 

 

Ps 36

 

In diesem Psalm empfing David eine Weissagung über die Denk- und Lebensweise der Ungläubigen, denn sie verfolgten ihre gottlosen Anschläge. David fand Erleichterung durch seine Kenntnis des wunderbaren Wesens des Herrn, der dem Gläubigen überfließenden Segen zuteil werden läßt. Als ein Ergebnis davon betete er, daß der Herr weiterhin seine treue Liebe und Gerechtigkeit erzeigen möge, so daß die Gottlosen seine Rechtschaffenheit nicht zunichte machen könnten.

 

 

A. Eine Weissagung über die Gottlosen

( 36,2-5 )

 

Ps 36,2

 

David empfing vom Herrn eine Weissagung über die Sündhaftigkeit ( peSaZ , "Übertretung") der Gottlosen . Daher berichtete er von seiner eigenen Erfahrung. Die Denkweise der Gottlosen hat ihre Grundlage im Fehlen der Furcht ( paHaD , "Angst, Schrecken" - nicht das übliche Wort yir?Ch , "Furcht") Gottes. Sie fürchten den Herrn nicht; sie empfinden wegen ihres Handelns keine Angst vor dem Herrn, so daß sie weiterhin gottlos bleiben.

 

 

Ps 36,3-5

 

Ohne die Furcht des Herrn tut ein Mensch beständig das Böse. Er besänftigt sein eigenes Gewissen ( schmeichelt sich ), um seine Ungerechtigkeit zu verbergen. Denn wenn er diese Dinge von Gottes Standpunkt aus betrachtete, dann würde er sie verachten. Seine Rede ist lügnerisch und betrügerisch. Sein Leben ist schon lange nicht mehr lebenswert, denn er hat sich der Sünde in seinem Tun hingegeben; er hat keinen Hang dazu, das Böse nicht von sich zu weisen. Er ersinnt sogar das Böse (vgl. Hos 7,15; Nah 1,11 ) in der Nacht, wenn er sich zur Ruhe legt.

 

B. Die Dankbarkeit für Gottes Teil

( 36,6-10 )

 

 

 

Ps 36,6-7

 

Im Gegensatz zu der Gottlosigkeit um ihn her (V. 2-5 ) fand David Trost, wenn er über die wunderbaren Eigenschaften des Herrn und über den überreichen Segen für die Gläubigen nachdachte. Seine Lebensphilosophie hatte ihre Grundlage in der Erfahrung von Gottes treuer Liebe ( HeseD ; vgl. V. 8.11 ), seiner Treue und Gerechtigkeit. Diese Eigenschaften sind für den Gläubigen eine unerschöpfliche Quelle. So gibt der Herr auf Menschen und Tiere während ihres Lebens acht.

 

 

Ps 36,8-10

 

Das Ergebnis dieser Einstellung ist der Segen für den Gläubigen (vgl. das Ergebnis der Lebenseinstellung eines gottlosen Menschen, V. 3-5 ). Die treue Liebe Gottes (vgl. V. 6.11 ) ist kostbar, denn der Mensch kann seine Zuflucht zum Herrn nehmen, wie die Küken unter den Flügeln ihrer Mutter Schutz suchen (V. 8 ; vgl. Ps 17,8; 57,2; 61,5; 63,8; 91,4 ). Anschließend gebrauchte der Psalmist das Bild des Tempels, um auszudrücken, daß der Gläubige im Haus Gottes ( Ps 36,9 ) versorgt wird. Darüber hinaus wird im folgenden auf den Garten Eden und die Schöpfung angespielt: Das Trinken aus dem Quell der Wonne ("Wonne" bedeutet im Hebr. "Eden") und Leben und Licht (d. h. Verständnis, Freude und Leben) kommen von Gott, der Quelle aller Dinge. So wird also das Leben eines Gläubigen der Verdorbenheit des Gottlosen gegenübergestellt und durch die Sicherheit im Herrn, die überreiche Versorgung, das Leben und das Verständnis in der Gegenwart Gottes charakterisiert.

 

 

C. Bewahrung der Rechtschaffenheit

( 36,11-13 )

 

Ps 36,11-13

 

David betete, daß die bewahrende Liebe des Herrn ihre Fortsetzung finden möge (vgl. V. 6.8 ), so daß die Rechtschaffenheit Davids nicht von den Stolzen und Gottlosen beeinflußt werden möge, die ihrer Vernichtung entgegensahen.

 

 

Ps 37

 

Dieser Psalm Davids scheint auf dem vorhergehenden Psalm aufzubauen. Hier wies David den Gerechten an, sich nicht über das Wohlergehen des Gottlosen zu entrüsten, der nichts von Gott wissen will, weil es die göttliche Gerechtigkeit gibt. Mit einer Reihe von sprichwörtlichen Ausdrücken ermahnte der Psalmist den Gerechten, beständig auf den Herrn zu vertrauen und sich nicht über die Bösen zu grämen, die in Bälde vernichtet werden. Der Inhalt dieses Psalms ähnelt von seiner Botschaft her Ps 49 und Ps 73 sowie dem Buch Hiob.

 

 

A. Vertraue und gräme dich nicht

( 37,1-8 )

 

Ps 37,1-8

 

In diesem ersten Abschnitt des Psalms rief David ungeachtet der Gegenwart der Bösen zum Vertrauen auf. Der Gerechte soll nicht auf die Sünder und ihren Reichtum neidisch sein (vgl. V. 7-8 ; vgl. Spr 23,17; 24,1 ), denn sie werden verdorren wie Gras (vgl. Ps 90,5; 102,5.12; 103,15-16; Jes 40,6-8; 1Pet 1,24 ) und bald untergehen ( Ps 37,1-2 ). Statt dessen ist Vertrauen auf den Herrn geboten, der das Gebet des Herzens beantworten kann (V. 3-4 ). Die Verheißung er wird dir geben, was dein Herz begehrt hat ihre Grundlage in der Bedingung: Habe deine Lust am HERRN . Wer seine Lust am Herrn hat, der wird gute Wünsche haben. Wer auf den Herrn vertraut (vgl. V. 3 ), den wird Gott wunderbar rechtfertigen (V. 5-6 ).

Deshalb soll der Gerechte den Bösen nicht beneiden oder über ihn zornig werden (vgl. V. 1 ; Spr 24,19 ), wenn der Böse Gelingen hat. Entrüstung hat nur das Böse zur Folge, unter anderem den Zorn ( Ps 37,7-8 ).

 

 

B. Der Gottlose wird auf gerechte Weise bestraft werden

( 37,9-22 )

 

Ps 37,9-11

 

David beschrieb (a) das drohende Gericht über die Gottlosen - sie werden in Kürze vernichtet werden (V. 9 a - 10 ) - und (b) die das Gegenstück bildende Wahrheit, daß die Sanftmütigen das Land ererben werden (V. 9 b. 10-11 ). Diese Verheißung des Erbes des Landes (vgl. V. 22.29.34 ) wurde von Jesus wiederholt und erweitert (vgl. den Kommentar zu Mt 5,5 ).

 

 

Ps 37,12-22

 

Fünf Gegensätze bilden die Basis für die Versicherungen in Vers 9-11 : (1) Der Gottlose ersinnt Böses gegen den Gerechten, aber der Herr lacht ihrer (V. 12-13 ). (2) Die Gottlosen greifen den Sanftmütigen an, aber ihre Gewalt wird sie selbst vernichten (V. 14-15 ). ( Arm und elend tauchen gemeinsam hier zum ersten Mal von insgesamt sechs Malen in den Psalmen auf: Vers 14 ; Ps 40,18;70,6;74,21;86,1;109,22 .) (3) Es ist besser, wenig zu besitzen, als viel zu besitzen und gottlos zu sein, denn der Reichtum der Gottlosen wird vergehen (V. 16-17 ). (4) Der Herr kennt und bewahrt den Weg des Aufrichtigen, aber der Gottlose wird vergehen (vgl. Ps 1,6 ) wie das Gras (vgl. Ps 37,2 ) und wie Rauch (V. 18-20 ). (5) Weil die Gottlosen selbstsüchtig das behalten, was sie entleihen, aber die Gerechten großzügig sind (vgl. V. 26 ), wird der Herr in Gerechtigkeit vergelten (V. 21-22 ). Das beinhaltet auch, daß die Gerechten das Land ererben werden (vgl. V. 9.11.29.34 ).

 

 

C. Der Herr liebt und segnet den Gerechten

( 37,23-31 )

 

Ps 37,23-31

 

Im Gegensatz zu der Vergeltung des Herrn an den Gottlosen schildert David die Segnungen des Herrn für die Gerechten: (1) Der Herr ordnet und beschützt die Wege der Gerechten (V. 23-24 ). (2) Der Herr versorgt die Gerechten mit Nahrung (V. 25-26 ). (3) Er liebt und bewahrt die Gerechten, die das Gute tun (vgl. V. 3 ), und gibt ihnen Sicherheit in dem Land (V. 27-29 ; vgl. V. 9.11.22.34 ). (4) Der Gerechte redet Weisheit, weil er das Gesetz Gottes in seinem Herzen trägt (V. 30-31 ).

 

 

D. Der Kampf zwischen Gut und Böse

( 37,32-40 )

 

Ps 37,32-38

 

Der Psalmist schloß sein Nachsinnen, indem er den Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen beschrieb. Seine Lösung des Problems der gottlosen Menschen war, ihre bösen Anschläge, die Gerechten zu vernichten, der Macht Gottes zur Bewahrung der Guten gegenüberzustellen. Der Gottlose liegt im Hinterhalt, um zu vernichten, aber der Herr wird das Seine nicht verlassen (V. 32-33 ). Wer auf den Herrn wartet, der wird sich der Sicherheit erfreuen (V. 34 ; vgl. V. 9.11.22 ), und der aufrichtige Mann des Friedens wird eine Zukunft haben (oder vielleicht besser: Er wird seine "Nachkommenschaft" sehen). Die Gottlosen werden zwar zuerst ihr Gedeihen erleben (V. 35 ; vgl. V. 7 b), aber sie werden vertilgt werden (V. 36.38 ; vgl. V. 34 ).

 

 

Ps 37,39-40

 

David schloß damit, daß in einer Welt voller Gottlosen der Herr die Rettung und die Stärke ( mAZNz , "ein befestigter Ort"; vgl. Ps 27,1;43,2;52,9 ) für die ist, die vor den Gottlosen ihre Zuflucht zum Herrn nehmen.

Die Psalmen

 

Ps 38

 

Ps 38 ist ein Trauerlied. Der Titel lautet "Zum Gedenkopfer" (wörtl.: "um ins Gedächtnis zu rufen"; vgl. den Kommentar zum Titel von Ps 70 ). David wurde vom Herrn für seine Sünde ernsthaft gezüchtigt, und seine Feinde setzten ihm hart zu. In dieser schwierigen Situation bat er dringend darum, daß der Herr ihn in seinem Erbarmen erretten möge. Er hatte seine Hoffnung im Herrn, dem er seine Ungerechtigkeit bekannte.

 

 

A. Die Züchtigung des Herrn

( 38,2-13 )

 

Ps 38,2-3

 

David bat darum, daß der Herr ihn in seinem Zorn nicht länger züchtigen möge (vgl. Ps 6,2 ). Diese Züchtigung war offensichtlich schmerzhaft und hart gewesen, wie die Pfeile und die Hand deutlich machen.

 

 

Ps 38,4-9

 

David beklagte sein Leiden aufgrund der Strafe für seine Sünde. Wegen seiner Sünde hatte er seine Gesundheit und sein Wohlergehen verloren (vgl. V. 8 ; zu Gebeinen vgl. den Kommentar zu Ps 6,3 ). Er mußte seine Schuld tragen, die ihn überwältigt hatte ( Ps 38,5 ). Davids Wunden eiterten, schmerzten und schwächten ihn. Er hatte sie sich durch seine eigene Dummheit, in der er die Sünde begangen hatte, zugezogen (V. 6-7 ). Er war körperlich (vgl. V. 4 ) und geistig niedergedrückt (er war matt und voller Angst ).

 

 

Ps 38,10-13

 

Daraufhin beschrieb David die Auswirkung seiner Leiden auf andere. Erstens lag sein bedauernswerter Zustand vor dem Herrn offen (V. 10-11 ). Gott wußte, daß er nach dem Tod seufzte. Zweitens mieden ihn seine Freunde (V. 12 ). Drittens redeten seine Feinde Schlechtes über ihn und ersannen Wege, ihn zu täuschen und zu vernichten (V. 13 ; vgl. Ps 35,4.8;40,15;70,3 ).

 

 

B. Die Hoffnung des Leidenden

( 38,14-23 )

 

Der zweite Teil des Psalmes drückt Davids Hoffnung aus, daß der Herr Erbarmen über ihn haben und ihn erretten möge.

 

 

Ps 38,14-17

 

Seine Hoffnung bestand in dem Herrn allein. Wie ein Taubstummer gab er den Gottlosen keine Antwort (V. 14-15 ), die auf seine Vernichtung sannen (vgl. V. 13 ). Statt dessen wartete er auf den Herrn, daß er seine Gebete erhören und die triumphierende Schadenfreude der Gottlosen beenden möge.

 

 

Ps 38,18-21

 

Davids Not war groß und seine Lage verzweifelt. Sein Schmerz (vgl. V. 8 ) hielt an. Darüber hinaus bekannte er seine Sünde, weil er erkannt hatte, daß die Sünde die Ursache seines Leidens war (vgl. V. 4-5 ). Aber seine Feinde waren stark und zahlreich, und es ging ihnen mit ihrem bösen Handeln und ihren Verleumdungen gut. David empfand, daß Gott ihn bald erretten mußte.

 

 

Ps 38,22-23

 

Davids Bitte war dringend. Er flehte den Herrn an, ihn nicht zu verlassen, sondern ihm beizustehen, denn er war sein Gott und sein Erlöser.

 

 

Ps 39

 

David erkannte, daß Gott dem Menschen nur ein kurzes Leben zugedacht hat. Also stützte er sich auf den Herrn als seine einzige Hoffnung und betete, daß Gott seiner Züchtigung ein Ende setzen möge, damit David die ihm verbleibenden Tage genießen konnte.

Der Psalm setzt die Thematik von Ps 38 fort. Der Angriff der Feinde Davids schien jedoch vorüber zu sein. David hatte anscheinend an einer langanhaltenden Krankheit gelitten, die ihn dem Tode nahegebracht hatte.

 

 

A. David erkennt, daß das Leben des Menschen nur kurz ist

( 39,2-7 )

 

Ps 39,2-4

 

David erkannte an, daß sein Leben nur von kurzer Dauer war (V. 2-7 ). Erstens beschloß er, mit seinen Worten nicht zu sündigen. Er schwieg still in der Gegenwart seiner Feinde, aber als er seine Empfindungen unterdrückte, verschlimmerte das nur sein Leiden.

 

 

Ps 39,5-7

 

Zweitens suchte er Trost für seine Enttäuschung, indem er sich der Bestimmung des Herrn für sein Leben unterwarf. Er betete, daß der Herr ihm die Kürze des Lebens klarmachen möge (vgl. Ps 90,10.12 ). Dieses Gebet entstand aus dem Bewußtsein heraus, daß das Leben nur von kurzer Dauer ist - wie eine Handbreit und ein Hauch (vgl. Hi 7,7; Ps 39,12;62,10;144,4 ). Alle Mühe mit dem Aufhäufen seiner Besitztümer ist vergeblich, denn das Leben ist kurz.

 

 

B. Vertrauen auf die einzige Hoffnung des Lebens

( 39,8-14 )

 

Ps 39,8

 

David erkannte, daß sein Elend auf seine Sünde zurückzuführen war und wandte sich nun ganz dem Herrn zu, damit sein kurzes Dasein einen guten Verlauf nähme. Er drückte seine Hingebung zum Herrn mit den Worten aus: Meine Hoffnung liegt auf dir (vgl. Ps 25,5.21; 33,20; 62,6; 71,5 ). Ps 39,9-12 : David bat den Herrn, seiner Züchtigung ein Ende zu setzen (V. 9-10 ). Gott weist die Menschen aufgrund ihrer Sünde zurecht und frißt ihren Reichtum, wie eine Motte, die ein Kleid zerfrißt (V. 12 ; vgl. Hi 13,28; Jes 50,9; 51,8; Hos 5,12; Jak 5,2 ). Weil der Psalmist überwältigt worden war, betete er zu Gott, daß er seine Plage von ihm nehmen möge ( Ps 39,11 ).

 

 

Ps 39,13-14

 

Das abschließende Gebet des Psalmisten in diesem Psalm war, daß Gott seine Bitte erhören und ihn nicht als Fremdling behandeln, sondern ihm seine Gunst erweisen möge, indem er ihm die verbleibenden Tage angenehm machen möge.

 

 

Ps 40

 

Dieser Psalm beinhaltet Dankopfer (V. 2-11 ) und Bitte (V. 12-18 ). Im ersten Teil bot sich David wegen der großen Errettung, die ihm gewährt worden war, selbst voller Freude Gott als Opfer dar. Im zweiten Teil beklagte er das Elend, das über ihn gekommen war und betete um seine Errettung.

 

 

A. David gibt sich selbst Gott als Opfer hin

( 40,2-11 )

 

Ps 40,2-5

 

Der Psalm beginnt damit, daß David der Versammlung einen freudigen Bericht über seine Errettung übermittelt. Er ermutigt sie, dem Herrn zu vertrauen. Gott hatte nach einer langen Zeit des geduldigen Wartens im Gebet wunderbar an ihm gehandelt. David benutzte häufig bildhafte Ausdrücke, um sein Elend und seine Befreiung daraus zu beschreiben. Er versicherte, daß der Herr ihn aus seiner Notlage befreit (wie aus einer schlammigen Grube mit Morast und Schlamm) und ihn fest auf einen Felsen gestellt hatte. Diese Errettung gab ihm ein neues Lied zum Jubeln ein (vgl. Ps 33,3; 96,1; 144,9; 149,1 ).

Aufgrund dieser Errettung erklärte David die Segnung desjenigen, der allein auf den Herrn vertraut, ohne auf die Gottlosen zu blicken (die Stolzen und Götzenanbeter).

 

 

Ps 40,6

 

David drückte seine Wertschätzung für die unzählbaren und wunderbaren Errettungstaten (Wunder) des Herrn aus. Wenn er alle Dinge erzählen würde, die Gott für ihn getan hatte, würden es zu viele sein, als daß er sie aufzählen könnte.

 

 

Ps 40,7

 

David erkannte die großen Wohltaten Gottes, und sie brachten ihn dazu, sich dem Herrn zu weihen. Er rief sich noch einmal ins Gedächtnis zurück, daß Gott ihn selbst seinen Opfern vorzog. Man hat verschiedentlich angenommen, daß sich die Worte meine Ohren hast du durchbohrt darauf beziehen, daß den Sklaven ein Ohr durchbohrt wurde ( 2Mo 21,6 ). Dann würde der Ausspruch bedeuten: "Du hast mich wie einen Sklaven an dich gebunden." Es ist aber doch wahrscheinlicher, daß dieser Satz eine Anerkennung dessen ist, daß Gott David die Fähigkeit zum Hören und dem Wort des Herrn zu gehorchen verliehen hat. Die Septuaginta hat viel allgemeiner übersetzt: "Ein Körper, den du für mich bereitet hast."

 

 

Ps 40,8-9

 

David gab auf diese Wahrheit in Vers 7 eine Antwort, denn er gab sein Leben in den Willen Gottes. Er stellte sich bereitwillig dem Herrn zur Verfügung, erhielt Weisung durch das Buch ( die Rolle des Buches ) und drückte sein Verlangen aus, den Willen Gottes zu tun. Diese Verse stellen ein wunderbares Beispiel dafür dar, was es bedeutet, sich in Übereinstimmung mit seinem Wort in den Willen Gottes zu ergeben.

Vers 7-9 erhalten eine zusätzliche Bedeutung dadurch, daß sie in Hebr 10,5-7 zitiert werden, wo der Schreiber des Hebräerbriefes den vollkommenen Gehorsam Christi der Unzulänglichkeit der mosaischen Opfer gegenüberstellt. Die Worte gelten für die Fleischwerdung Christi zur Erfüllung von Gottes Willen für ihn, so wie es vorher aufgeschrieben worden war.

 

 

Ps 40,10-11

 

Es ist gemäß Davids Gehorsam auch der Wille des Herrn, ihnzu preisen. Also verkündete David in diesen Versen, daß er bereitwillig zu der Versammlung von den vielen Eigenschaften des Herrn sprach, unter anderem über seine Gerechtigkeit, Treue, Errettung, Liebe und Wahrheit.

 

 

B. Demütige Bitte an Gott um Erlösung

( 40,12-18 )

 

Ps 40,12-13

 

Der Ton des Psalmes wechselt hier dramatisch zum eindringlichen Gebet. David fing seine demütige Bitte damit an, daß er den Herrn anflehte, seine Gnade (wörtl.: "Erbarmen"), seine treue Liebe und seine Wahrheit weiterhin zu erzeigen, denn er war in großen Nöten und Sünden gefangen. Die Nöte, die David erfuhr, standen mit seinen vielen Sünden in enger Beziehung (vgl. Ps 25,17-18;38,3-15 ).

 

 

Ps 40,14-17

 

Davids Gebete wurden gezielter, als er um eine rasche Errettung (eile rasch; vgl. V. 18 ) aus seinen Nöten bat. Er glaubte, daß der Herr mit seiner Rettung alle diejenigen vernichten würde, die ihm nach dem Leben trachteten und ihn vernichten wollten (V. 15-16 ; vgl. Ps 35,4.8;70,3 ). Durch den Schrecken der Feinde Davids über ihre Schande (vgl. Ps 6,11;70,3 ) sollten die Gerechten ermutigt werden, zu jubeln und den Herrn zu preisen. Das ist das Ergebnis der Antwort Gottes auf Davids Gebet.

 

 

Ps 40,18

 

Dann wiederholte der Psalmist, der arm und elend war (vgl. den Kommentar zu Ps 37,14 ), sein Gebet, daß der Herr nicht versäumen möge (vgl. Ps 40,14 ), ihm zu Hilfe zu kommen (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ).

 

 

Ps 41

 

In diesem Psalm vermittelte David der Versammlung, daß diejenigen, die dem Bedürftigen beistehen, selbst Errettung erfahren. In diesem Zusammenhang erinnerte sich David an sein Gebet um Rache für diejenigen, die kein Erbarmen mit ihm hatten, sondern aus seiner Krankheit ihren Vorteil suchten. Ps 41 lehrt das Gebet um Hilfe bei Treulosigkeit.

 

 

A. Die Barmherzigen erfahren Barmherzigkeit

( 41,2-4 )

 

Ps 41,2

 

Der Psalm beginnt mit der allgemeinen Erläuterung, daß der Herr dem Gnade erweisen wird, der sich des Schwachen annimmt. Solch eine Haltung erkennt Gott an und belohnt sie entsprechend.

 

 

Ps 41,3-4

 

Der besondere Segen für den Barmherzigen schließt auch Bewahrung und Sicherheit in dem Land ein (vgl. Ps 37,9.11.22.29 ). Auch der Herr wird ihn nicht seinen Feinden preisgeben und ihn in seiner Krankheit aufrecht halten.

 

 

B. Die Vergeltung für Treulosigkeit

( 41,5-11 )

 

Noch immer sprach der Psalmist zur Versammlung und wies darauf hin, daß der Herr auf gerechte Art und Weise diejenigen bestrafen wird, die die Leidenden ausnutzen. David erläuterte diese Gedanken, indem er sein früheres Gebet wiederholte.

 

 

Ps 41,5-11

 

David hatte in seinem Gebet den Wunsch nach Heilung ausgedrückt, nachdem er seine Sünde bekannt hatte (V. 5 ). Trotzdem beklagte er die Tatsache, daß seine Feinde seinen Zustand ausnutzten. Sie wünschten seinen Tod herbei (V. 6 ), sie heuchelten Freundschaft, während sie ihn verleumdeten (V. 7 ), und sie sagten, daß er ganz gewiß nicht überleben würde (V. 8-9 ). Sogar sein vertrauter Freund hatte ihn verraten ( seine Ferse gegen ihn erhoben ; V. 10 ). Diese Worte wurden von Jesus zitiert, als er von Judas sprach ( Joh 13,18 ). David benannte hier konkret die Treulosigkeit seines Freundes Ahitofel, der ihn verraten und sich dann selbst erhängt hatte ( 2Sam 16,20-17,3.23 ).

Davids Gebet resultierte teilweise aus seinem Wunsch, seinen Widersachern ihre Treulosigkeit zu vergelten ( Ps 41,11 ).

 

 

C. Die Errettung wegen seiner Rechtschaffenheit

( 41,12-14 )

 

Ps 41,12-13

 

David hatte Gott direkt angesprochen und bemerkte, daß Gott ihn vor seinen Feinden errettet hatte (vgl. V. 2 ), weil er rechtschaffen gewesen war.

 

 

Ps 41,14

 

Dieser Lobgesang (vgl. Ps 106,48 ) bildet den Abschluß des ersten Hauptabschnittes (Buch I) der Psalmen.

 

 

II. Buch II

( Ps 42-72 )

 

In Buch II haben 7 Psalmen ( Ps 42;44-49 ) die Überschrift "Von den Söhnen Korachs". Ein Psalm in Buch II stammt von Asaf ( Ps 50 ), 20 von David ( Ps 51-70 ), bei 3 Psalmen wird der Name des Autors nicht genannt ( Ps 43;67;71 ), und ein Psalm stammt von Salomo ( Ps 72 ).

 

 

Ps 42

 

Ganz offensichtlich gehören Ps 42 und Ps 43 zusammen, und zahlreiche hebr. Handschriften führen Ps 42 und Ps 43 als einen einzigen Psalm auf. Daran, daß der Refrain zweimal in Ps 42 wiederholt wird (V. 6.12 ) und dann am Schluß von Ps 43 wieder auftaucht (V. 5 ), wird deutlich, daß Ps 42 das Sehnen des Psalmisten nach Gott ausdrückte und Ps 43 der Lobpreis in Erwartung der völligen Gemeinschaft mit Gott war.

 

 

A. Sehnsucht nach dem lebendigen Gott

( 42,2-6 )

 

In der ersten Strophe schrieb der Psalmist, daß er Sehnsucht nach dem lebendigen Gott empfand, denn er wurde von seinen Feinden geschmäht, war aber voller Vertrauen, daß er den Herrn dennoch preisen würde.

 

 

Ps 42,2-3

 

Der Psalmist verglich sein Sehnen nach dem lebendigen Gott mit dem Verlangen eines Hirsches nach Wasser. Das Verlangen der Tiere nach Wasser zur Lebenserhaltung veranschaulicht das Verlangen der Seele nach dem lebendigen Gott (vgl. Ps 143,6 ), der Quelle des geistlichen Lebens.

 

 

Ps 42,4-5

 

Der Schreiber erläuterte, daß er sich mit Tränen gesehnt hatte, während seine Feinde ihn verhöhnt hatten. Sie verspotteten seinen Glauben beständig ( alle Tage ; vgl. V. 11 ; Ps 38,13 ) mit der Frage: Wo ist nun dein Gott? (vgl. Ps 42,11 ), während der Psalmist von dem Ort der Anbetung getrennt war. Er konnte sich lediglich an dem Gedanken erfreuen, daß er früher einmal an der festlichen Prozession in Jerusalem teilgenommen hatte.

 

Ps 42,6

 

In diesem Refrain (vgl. V. 12 ; Ps 43,5 ) ermutigte sich der Psalmist, obwohl er niedergeschlagen war ( Ps 42,7 ), selbst mit einer rhetorischen Frage, daß er doch seine Hoffnung auf Gott setzte, denn er war voller Vertrauen, daß er dennoch ihn so wie früher loben konnte.

 

 

B. Überwältigt von den Feinden

( 42,7-12 )

 

In dieser zweiten Strophe klagte der Psalmist darüber, daß seine Feinde wie Wogen über ihn hinweggerollt waren, aber wieder hatte er die Hoffnung, daß er dennoch den Herrn preisen würde.

 

 

Ps 42,7

 

Der Psalmist beklagte seine tiefe Niedergeschlagenheit. Weil seine Seele am Boden lag (vgl. V. 6 ), betete er zum Herrn. Die gebirgige Gegend im Stamme Dans bezieht sich auf den Ort, an dem er betete. Er befand sich offensichtlich mehrere Kilometer nördlich des Sees Kinneret (Galiläa). Dennoch wollte er nicht auf dem Berg Misar (ein Gipfel im Hermongebirge ) sein, sondern auf dem Berg Zion (vgl. Ps 43,3 ).

 

 

Ps 42,8

 

Die Not des Psalmisten kommt durch die Bilder der Wogen und Wellen übertragen zum Ausdruck. Die Sorge war über ihn gekommen wie eine Welle nach der anderen, als wenn sie einander zuriefen, wie ein Wasserfall herabzustürzen. Der Psalmist war wie von einer Flut überwältigt worden.

 

 

Ps 42,9

 

Dann rief der Psalmist vertrauensvoll den Herrn an, ihn zu erretten. Er brachte Vertrauen in den Herrn auf - Vertrauen dahingehend, daß seine Liebe und sein Lied ihn beständig ( bei Tag und bei Nacht ) begleiteten. Das Gebet des Psalmisten bezieht sich auf seinen Lobpreis.

 

 

Ps 42,10-12

 

In seinem Gebet (V. 9 ) fragte er Gott, warum sein Leiden am Körper (zu Gebeinen vgl. den Kommentar zu Ps 6,3 ) und am Geist (in Trauer gehen) Hand in Hand mit der Unterdrückung (vgl. Ps 43,2 ) andauerten. Er erinnerte den Herrn daran, daß seine Feinde seinen Glauben beständig verhöhnten (vgl. Ps 42,4 ). So hoffte er, den Herrn zu einer Antwort herauszufordern.

In Vers 12 wiederholt der Psalmist seinen Refrain (vgl. V. 6 ; Ps 43,5 ).

 

 

Ps 43

 

Dieser Psalm vervollständigt das in Ps 42 begonnene Lied. Obwohl in vielen hebr. Handschriften Ps 42 und 43 als ein einziger Psalm zusammengefaßt werden, ist Ps 43 doch ein unabhängiges Loblied. In diesem Lied bat der Psalmist den Herrn, ihn nach Jerusalem zurückzuführen, wo er dem Herrn gerne dienen und ihn lobpreisen wollte.

 

 

A. Rechtfertigung vor seinen Feinden

( 43,1-3 )

 

Ps 43,1

 

In der Bitte des Psalmisten, nach Jerusalem zurückgeführt zu werden, betete er um Rechtfertigung vor seinen Feinden, die gottlos, betrügerisch und böse waren. Er bat Gott, seine Sache in ihrer Gegenwart zu verteidigen.

 

 

Ps 43,2

 

Sein Gebet hatte seine Grundlage in dem Vertrauen, daß Gott seine Sicherheit war. Dennoch, seitdem Gott in der Tat seine Feste war ( mAZNz , "ein befestigter Platz"; vgl. Ps 27,1; 37,39; 52,9 ), geriet er angesichts seiner Not in der Hand seines Feindes in Besorgnis (vgl. Ps 42,10 ). Gott hatte ihn anscheinend abgewiesen.

 

 

Ps 43,3

 

Die Rechtfertigung vor dem Gespött seines Widersachers konnte geschehen, wenn der Psalmist sicher nach Jerusalem zur Anbetung Gottes gebracht wurde. Also betete er, daß Gottes Licht und Wahrheit ihn zu Gottes Wohnung, dem heiligen Berg , (vgl. Ps 48,2; 87,1; 99,9 ) leiten mögen. Das bezieht sich auf Jerusalem, wo die Stiftshütte Davids und später der Tempel Salomos errichtet worden waren. "Licht" stand für Verstehen und Leben, und "Wahrheit" stand für Gottes treues Wort, durch welches der Psalmist seine Führung erfuhr. Er erwartete ein Zeichen Gottes zur Leitung.

 

 

B. Der Entschluß, Gott zu loben

( 43,4 )

 

Ps 43,4

 

Der Psalmist gelobte, Gott für seine Errettung zu preisen, wenn er zum Altar in Jerusalem zurückkehrte. Mit seiner Ankunft dort wäre die Sehnsucht seiner Seele nach Gott, seiner Freude und seiner Wonne gestillt.

 

 

C. Ermutigung für die Seele

( 43,5 )

 

Ps 43,5

 

Der Refrain von Ps 42,6.12 wird hier wiederholt. Der Psalmist fand für seine niedergedrückte und unruhige Seele durch die Hoffnung (Zutrauen) Ermutigung, dennoch den Herrn zu preisen.

 

 

Ps 44

 

Ps 44 ist eine Klage des Volkes in einer Zeit beispielloser Bedrängnis. Aufgrund von Gottes Errettung der Vorfahren des Volkes und aufgrund des gegenwärtigen Glaubens der Menschen beteten sie ernsthaft, daß Gott ihnen den Sieg verleihen möge. Ihr Gebet entstand aufgrund des Umstandes, daß sie Niederlagen erlitten, die sie sich nicht erklären konnten. Der Psalm ist einzigartig, weil er vom Glauben eines ganzen Volkes spricht.

 

 

A. Der historische Glaube des Volkes

( 44,2-9 )

 

Das Volk bestätigte sein Vertrauen in den Herrn, das seine Grundlage in seinem Handeln mit dem Volk in der Vergangenheit und in dessen gegenwärtigen Glauben hatte.

 

 

Ps 44,2-4

 

Nach der Erklärung, daß Israel Gottes wunderbare Werke der Vergangenheit kannte (V. 2 ), riefen sie sich insbesondere in Erinnerung, daß der Herr ihnen das Land unter Josua gegeben hatte (V. 3 ). Dieses Ereignis wurde als wunderbares Wirken Gottes mit seiner Hand, seinem Arm, seinem Licht (vgl. dazu den Kommentar zu Ps 4,7 ) und seiner Liebe anerkannt, und es galt nicht als das Ergebnis ihrer eigenen Stärke.

 

 

Ps 44,5-9

 

Als ein Ergebnis des Hörens darauf, was Gott getan hatte, vertraute das Volk auf ihn als seinen König. Bisweilen schrieb der Psalmist in der Einzahl (z. B. "mein König"), aber gewöhnlich schrieb er aus der Sicht des ganzen Volkes (z. B. unsere Feinde). Das Volk erfuhr in ähnlicher Weise große Siege durch Gott in seinem Leben und war voller Vertrauen ( in Gott rühmen wir uns ) im Hinblick auf die Zukunft.

 

 

B. Die demütigende Niederlage des Volkes

( 44,10-17 )

 

Ps 44,10-13

 

Ungeachtet der vergangenen Siege (vgl. V. 4-5.8 ) erfuhr das Volk eine demütigende Niederlage. Zuerst wird die Niederlage wörtlich beschrieben. Sie wird auf die Tatsache zurückgeführt, daß der Herr nicht länger für das Volk gekämpft hatte (V. 10-11 ). Dann wurde die Niederlage bildhaft beschrieben (V. 12-13 ): Das Volk wurde zerstreut wie Schafe (vgl. V. 23 ) und als Sklaven für wenig Geld verkauft, was auf seinen geringen Wert hindeutet.

 

 

Ps 44,14-17

 

Als Ergebnis davon ist das Volk zur Schmach geworden. Die Feinde Israels verhöhnten es und brachten es dazu, Schmach und Schande über sich selbst zu empfinden.

 

 

C. Die Bewahrung der Schuldlosigkeit

( 44,18-23 )

 

Ps 44,18-23

 

Weil das Volk diese Niederlage nicht verdient hatte, war es verwirrt. Nachdem es seine Rechtschaffenheit beteuert hatte (V. 18 ), wies es auch auf seine Bundestreue Gott gegenüber hin. Es war nicht abgewichen und anderen Göttern nachgelaufen. Folglich hatte es eine solch harte Niederlage nicht verdient (V. 19-20 ). Tatsächlich hatte Gott dem Volk keinen Götzendienst vorgeworfen (V. 21-22 ). Wenn es darin verwickelt gewesen wäre, hätte Gott das in seiner Allwissenheit sicher gewußt. Dennoch sah es beständig ( den ganzen Tag ) um seinetwillen dem Tod ins Angesicht. Das geschah, weil es einen heiligen Krieg für ihn führte, dieses Unglück erlebte und wie Schlachtschafe behandelt wurde (vgl. V. 12 ).

 

 

D. Das Gebet um Sieg

( 44,24-27 )

 

Ps 44,24-27

 

Das Volk bat Gott um Hilfe ( Erwache! ), denn es erkannte keinen Grund, warum er dessen Elend nicht beachten sollte. Darüber hinaus meinte das Volk, daß Gott es retten sollte ( stehe auf und hilf uns ), weil es so niedergedrückt war ( hinabgedrückt in den Staub ; d. h. dem Tod nahe). Obwohl das Volk offensichtlich von Gott verworfen worden war und offensichtlich einen Kampf verloren hatte (obwohl es an Gott festgehalten hatte), vertraute es doch von ganzem Herzen auf den Herrn und seine Erlösung des Volkes (vgl. den Kommentar zu Ps 26,11 ). Das ist die angemessene althergebrachte Antwort des wahrhaft Gläubigen auf das Leiden (vgl. Hi 13,15 : "Obwohl er mich töten wird, will ich dennoch auf ihn vertrauen").

 

 

Ps 45

 

Dies ist ein Königspsalm zur Hochzeitsfeier des mächtigen Königs. Der Psalm beginnt mit dem überströmenden Lob des königlichen Bräutigams für all seine Herrlichkeit, Majestät und Gerechtigkeit. Dann folgt der Ratschlag an die Braut, bevor sie in all ihrer Pracht zum königlichen Palast gebracht wurde. Dann prophezeite der Psalmist allumfassendes und ewiges Gedenken des königlichen Namens bei seiner Nachkommenschaft.

Der Psalm enthält eine lange Überschrift und eine ausführliche Einleitung zu seinem Inhalt. Das Lied soll gesungen werden "nach der Weise Lilien" und wird "ein Brautlied" genannt (wörtl.: "ein Liebeslied").

 

 

A. Preis des königlichen Bräutigams

( 45,2-10 )

 

Ps 45,2

 

Der Psalmist erläuterte, daß seine Hymne ihm eingegeben worden war. Sein Herz war aufgrund dieses edlen Wortes aufgewühlt (wörtl.: "es schäumt über"). Was aus dem Herzen in Form eines hymnischen Lobgesanges entströmte, war ihm eingegeben worden, so daß es wie ein fein geschriebenes Werk war. Der Psalmist konnte sich nicht zurückhalten, denn er schrieb für seine Majestät, den König.

 

 

Ps 45,3

 

Der Schreiber sagte, daß der König transzendent und schön war. Von allen Menschen war er der Schönste. Seine Worte waren z. B. anmutig - ein Beweis dafür, daß Gott ihn gesegnet hatte.

 

 

Ps 45,4-6

 

Weil der König dem Schreiber gemäß ein mächtiger und tapferer Mann war, rief ihn der Psalmist auf, seinen Heldenmut unter Beweis zu stellen, indem er für die Wahrheit, Sanftmut und Gerechtigkeit auszog . Weil der König gerecht war, fand er Gelingen. Völker fielen vor ihm, seine Siege sollten herrlich sein.

 

 

Ps 45,7-8

 

Der König war in seiner Herrschaft gerecht. Der Psalmist sprach in besonderer Wortwahl den König als Gott an ( ?MlOhIm ). Der Thron Gottes besteht in Ewigkeit und regiert gerecht ( Zepter der Gerechtigkeit ). Weil er die Gerechtigkeit geliebt und die Ungerechtigkeit gehaßt hat, hatte ihn Gott mit überfließender Freude gesegnet.

Ps 45,7-8 bezieht sich ohne Zweifel auf die Verheißung eines ewigen Thrones für das Haus Davids (vgl. 2Sam 7,16 ); eine Verheißung, die sich in Jesus Christus erfüllt, wenn er wiederkommt, um seine ewige Herrschaft anzutreten. In Hebr 1,8-9 wird dieser Abschnitt in Beziehung auf die Erhöhung und Herrschaft Christi zitiert. Wenn auch der Psalmist das Wort ?MlOhIm für Gott gebrauchte, so stellt doch der Schreiber des Hebräerbriefes deutlich heraus, daß dieses Wort auf den Unterschied zwischen dem Sohn und den Engeln hindeutet (vgl. Hebr. Psalm 1,5.7).

 

 

Ps 45,9-10

 

Der König wurde an seinem Hochzeitstag gesegnet. Seine Kleider (königliche Robe) wurden mit verschiedenen Wohlgerüchen parfümiert. Myrrhe ist ein wohlriechender Balsam, der aus Bäumen im Nahen Osten gewonnen wird (vgl. seinen Gebrauch als Parfüm in Spr 7,17; Hl 1,13 ). Aloe könnte aus einem wohlriechenden Holz gewonnen worden sein (vgl. 4Mo 24,6; Spr 7,17; Hl 4,14 ). Kassia wurde möglicherweise aus den wohlriechenden Wurzeln einer Pflanze gewonnen. Elfenbein schmückte die Paläste, fröhliche Streichmusik wurde gespielt (vielleicht auf Leiern und Harfen), und die Töchter der Könige wurden geschmückt. Mit dem König wurde seine Braut mit Goldschmuck aus Ofir (einem berühmten Fundort für Gold, der sich möglicherweise im Westen der Arabischen Wüste befand; vgl. 1Kö 9,28;10,11;22,48; Hi 22,24;28,16; Jes 13,12 ) geschmückt.

 

 

B. Anweisung für die Braut des Königs

( 44,11-16 )

 

Ps 45,11-12

 

Der Psalmist gab der Braut Anweisungen, bevor sie in die Gegenwart des Königs gebracht wurde. Er wies sie an, ihrem Herrn, dem König, zu huldigen und ihr Volk zu vergessen. Er erklärte, daß sie, weil der König nach ihrer Schönheit verlangte (das hebr. Wort bedeutet mehr, als daß der König nur entzückt von ihr war), ihm Ehre erweisen sollte.

 

 

Ps 45,13

 

Wenn sie seinem Ratschlag folgte und seiner Anweisung gehorchte, dann sollte sie, wie er sagte, gesegnet werden. Sie sollte eine Gabe von Tyrus erhalten, und die Reichen würden ihre Gunst erlangen wollen, indem sie ihr kostbare Gaben darbrachten.

 

 

Ps 45,14-16

 

Darauf schwenkte der Blick zum Hof, wo die Braut dem König zugeführt wurde. Sie war mit ihrem Gold (vgl. V. 10 ) und ihrem verzierten Gewand schön (herrlich), und der Zug der Brautjungfern führte sie voller Freude zum König.

 

 

C. Die Segnung bei der Hochzeit

( 45,17-18 )

 

Ps 45,17-18

 

Der Schreiber prophezeite als Segen der Ehe, daß ihre Söhne Fürsten des Landes werden sollten. So würde man des Königs gedenken und ihm im ganzen Volk Ehre erweisen.

Man kann wohl kaum bezweifeln, daß Johannes bei der Abfassung von Offb 19,6-21 diesen Psalm vor Augen hatte. Er sah der Hochzeit des Christus, des Lammes, im Himmel entgegen, und er beschrieb, wie sich die Braut mit Gerechtigkeit schmückt, um sich auf ihn vorzubereiten ( Offb 19,6-8 ). Dann beschreibt Johannes den königlichen Bräutigam, der in Gerechtigkeit in den Kampf zieht ( Offb 19,11-21 ). Ps 45 ist also ein Hinweis auf den größeren davidischen König, auf Jesus Christus.

 

 

Ps 46

 

Der Psalmist pries Gott als Hilfe für den Frommen zu jeder Zeit. Er erklärte, daß die Gegenwart Gottes Zion vor allen ihren Feinden Sicherheit schafft. So gehört der Psalm aufgrund der zentralen Stellung Jerusalems in seiner Botschaft zu den Zionsliedern.

 

 

A. Gott ist der Schutz seiner Heiligen

( 46,2-4 )

 

Ps 46,2-4

 

Der Psalmist erklärte, daß Gott die Zuflucht ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl. den Kommentar zu Ps 14,6 ) und Stärke (vgl. den Kommentar zu Ps 18,2 ) der Gläubigen ist. Mit anderen Worten, sie bekommen Sicherheit und Mut, wenn sie dem vertrauen, der zu jeder Zeit gegenwärtig ist, um ihnen in ihren Nöten beizustehen (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ). Also brauchen sich die Heiligen nicht zu fürchten, auch wenn ihnen viele Gefahren drohen. Es werden hier sehr starke Ausdrücke benutzt, um die Gefahren in ihrer ganzen Größe darzustellen, die auf sie zukommen können. Was immer auch geschehen mag, wer auf ihn vertraut, ist in wirklicher Sicherheit.

 

 

B. Gott wohnt in Zion

( 46,5-8 )

 

Ps 46,5-6

 

Der Psalmist machte die Beobachtung, daß der Friede Jerusalems - der Stadt Gottes mit dem heiligen Ort, an dem Gott wohnte (d. h. an dem er seine Gegenwart offenbarte) - von Gott gesichert wurde. Die Gegenwart des Herrn war wie ein friedlich dahinfließender Strom (im Gegensatz zu den wilden Sturzbächen, V. 4 ; vgl. Jes 8,6; 33,21 ,wo der Herr mit einem Strom verglichen wird, der seine Stadt umfließt). Weil Gott in dieser Stadt war, konnte die Stadt nicht wanken. (Viele Jahre später fiel die Stadt zwar. Das geschah jedoch, weil infolge des vielen Götzendienstes im Tempel, Hes 8 ,die Gegenwart Gottes verschwand, Hes 10 .Ohne die beschützende Gegenwart Gottes fiel Jerusalem an die Babylonier.)

 

 

Ps 46,7-8

 

Der Psalmist beschrieb daraufhin die starke Macht Gottes: Durch sein mächtiges Wort zerschmolzen die Völker, die gegen ihn tobten (vgl. Ps 2,5 ). Wenn auch Königreiche fielen, so blieb Jerusalem doch unangetastet.

So ist der Herr, der Allmächtige, für sein Volk (vgl. Ps 46,12 ) wie eine Festung (" miRgoB ", ein sicherer Ort, mit "Burg" übersetzt in Ps 46,12; 48,4; 59,10.17-18; 62,3.7; 94,22 und mit "Feste" in Ps 9,10; 18,3; 144,2 ). Sein Volk findet dort Schutz, wenn es auf ihn vertraut.

 

 

C. Gott wird auf der Erde erhöht werden

( 46,9-12 )

 

Ps 46,9-12

 

Der Psalmist ermahnte die Frommen, die mächtigen Taten Gottes zu beobachten. Diese Taten verdeutlichen, wie Gott seinem Volk den Frieden bringt und dabei die Waffen auf der Erde vernichtet. Gott selbst ruft das Volk auf, ihm zu vertrauen und zu erkennen, daß er Gott ist, denn er wird auf der ganzen Erde erhöht werden. Vers 9-11 schenkten ohne Zweifel der Bevölkerung Jerusalems neuen Mut, wie es der abschließende Vers (V. 12 ) wiedergibt (vgl. V. 8 ). Auch der Aufruf zum stillen Vertrauen auf die rettende Macht Gottes in Erwartung des universalen Friedens ist für die Frommen aller Zeiten eine Quelle des Trostes und der Stärkung gewesen.

 

 

Ps 47

 

Dieser Psalm ist ein Lied über den Herrn, den großen König (vgl. V. 3.7-8 ). Er ist den Inthronisierungspsalmen zugeordnet worden, die Gottes universale Herrschaft besingen. Andere Inthronisierungspsalmen sind Ps 93 und Ps 95-99 . Sie sollten als Psalmen begriffen werden, die in prophetischer Art und Weise das kommende Königreich Gottes bildhaft darstellen, derer sich Israel noch erfreuen sollte. In Ps 47 rief der Psalmist alle Völker der Erde dazu auf, dem heiligen Herrscher Israels - dem Herrn - zu huldigen, denn er ergreift sein Königtum über sie alle.

 

 

A. Huldigung für den souveränen König

( 47,2-5 )

 

Ps 47,2-3

 

Der Psalmist rief alle Völker dazu auf (vgl. V. 4.9-10 ), dem Herrn, dem Allerhöchsten , zuzujubeln, der der mächtige König (vgl. V. 7-8 ) über die ganze Erde ist (vgl.V. 8 ). Solche Freudenrufe (vgl. V. 6 ) können nur die ausstoßen, die sich dem König gerne unterordnen.

 

 

Ps 47,4-5

 

Der Anlaß zur Huldigung des Königs wird in den Versen 4-5 dargelegt. Wie in Vers 3 allgemein erklärt wird, ist er der mächtige König über die Erde. In besonderer Weise wird das durch seine Unterwerfung der Völker deutlich, als er Israel als sein Erbteil erwählt hatte. Diese Unterwerfung fremder Völker geschah in kleinem Maße in der Geschichte Israels. In besonderer Weise wird diese Tatsache jedoch mit dem kommenden Reich Gottes Wahrheit werden.

 

 

B. Die Herrschaft des souveränen Königs

( 47,6-10 )

 

Ps 47,6-7

 

Der Psalmist, der die Errichtung von Gottes Thron unter Jauchzen und dem Schall der Trompeten beschrieb, rief die Menschen dazu auf, ihren König zu loben (beachte die viermalige Aufforderung: singt ihm in V. 7 ).

 

 

Ps 47,8-10

 

Der Psalmist rief zum Lobpreis auf, weil der Herr über die Völker (vgl. Ps 47,2.4.10 ) regiert (vgl. Ps 93,1; 96,10; 99,1; 146,10 ). Dieser Ausdruck, der für diese Art der Psalmen üblich ist, deutet auch auf die Zukunft einer Gottesherrschaft über alle Nationen hin. Die Edlen und die Könige werden sich als sein Eigentum vor ihm versammeln. In seiner erhöhten Stellung wird der Herr eines Tages über die ganze Erde regieren, und jedes Knie wird sich vor ihm beugen ( Phil 2,9-11 ). Das Vertrauen in die Erfüllung der Wahrheiten dieses Psalmes bringt jenen Trost und Ermutigung in notvollen Zeiten, die an ihn glauben.

 

 

Ps 48

 

Ps 48 ist ein Lied über Zion, die Stadt Gottes, des großen Königs. Der Psalmist lobt Gott, der Jerusalem liebt, und besingt die Herrlichkeit und Sicherheit der Stadt, weil der Herr sie von ihren Feinden befreit hatte. Aufgrund dieser Tatsache entbot der Psalmist Gott sein Lob.

 

 

A. Zion ist die Stadt Gottes

( 48,2-4 )

 

Ps 48,2

 

Der Psalm beginnt mit einer Zusammenfassung des Themas: Gott, dessen heiliger Berg (vgl. Ps 43,3; 87,1; 99,9; vgl. zum "heiligen Berg" den Kommentar zu Ps 2,6 ), die Stadt Jerusalem, sehr zu preisen ist.

 

 

Ps 48,3-4

 

Der Psalmist beschrieb im Anschluß daran diese heilige Stadt. Ihre erhabene Schönheit (vgl. Ps 50,2 ) ist die Freude der ganzen Erde. Sie ist wie die Höhen von Zafon, möglicherweise ein heiliger Berg nördlich von Jerusalem. Aber der hervorstechendste Zug Zions (vgl. den Kommentar zu Ps 2,6 ) ist der, daß Gott in ihren Zitadellen wohnt (vgl. Ps 48,14 ). Jerusalems Stärke und Sicherheit ( miRgoB wird mit "Feste" übersetzt; vgl. den Kommentar zu Ps 9,10; 46,8 ) sind in Gottes Gegenwart begründet (vgl. Ps 46,6 ).

 

B. Gott schafft Zion Sicherheit

( 48,5-9 )

 

Ps 48,5-8

 

Nun beschreibt der Psalmist die Niederlage der Feinde Zions. Könige hatten sich gegen die Stadt versammelt, aber es kam auf sie ein großer Schrecken, als sie Zion sahen. Schrecken ergriff sie und Furcht wie eine Frau, wenn sie ein Kind zur Welt bringt. Gott vernichtete sie geschwind, so wie die Schiffe von Tarsis (möglicherweise sind damit Hochseehandelsschiffe auf dem Mittelmeer gemeint), die von einem Ostwind zertrümmert werden. Man hat diesen Abschnitt vielfach auf die Errettung der Stadt Jerusalem vor den einfallenden assyrischen Armeen durch Gott gedeutet (vgl. Jes 10,8; 33,3.14 ).

 

 

Ps 48,9

 

Der Psalmist bestätigte, daß der HERR, der Allmächtige (wörtl.: "Der Herr der Armeen"), Zion zu einer sicheren Stadt gemacht hat. Diese Bezeichnung für den Herrn wird in Passagen, die sich auf militärische Ereignisse beziehen, häufig gebraucht. Seine Armeen kämpfen sowohl auf dem Land (die Soldaten Israels) als auch im Himmel (die Engel Gottes).

 

 

C. Zion jubelt seinem Gott zu

( 48,10-15 )

 

Ps 48,10-11

 

Der Psalmist entbot Gott das Lob für seine treue Liebe ( HeseD ) und Gerechtigkeit. Das Lob Gottes erfüllt die Erde, denn Gottes Macht beweist seine Treue.

 

 

Ps 48,12-15

 

Der Psalmist ermunterte daraufhin die Versammlung in Zion und ganz Juda dazu, in Gott fröhlich zu sein und die Stärke der Stadt zu beobachten (ihre unversehrten Türme, Schutzwälle und Zitadellen; vgl. V. 4 ), die er bewahrt hatte. Dieser Gott, der dem Volk Sicherheit verliehen hatte, wird die für immer führen, die an ihn glauben.

 

 

Ps 49

 

Dieser Psalm ist ein Weisheitsspruch, der die uralte Frage nach dem Wohlergehen der Gottlosen behandelt (vgl. Ps 73 ). Der Dichter nannte sein Werk einen Spruch ( Ps 49,5 ). Er hatte die Beobachtung gemacht, daß es den Gottlosen wohl erging, daß sie reich und stolz waren und sich sicher fühlten. Aber der einsichtige Psalmist stellte fest, daß sie nicht besser als die Tiere auf dem Feld sind. Schließlich ist die Hoffnung des Gerechten doch besser als die falsche Sicherheit des Gottlosen.

 

 

A. Ankündigung des Spruches

( 49,2-5 )

 

Ps 49,2-5

 

Der Psalmist rief der Welt zu, auf seinen Ausspruch zu hören. Alle Menschen, seien sie nun reich oder arm (um diese geht es in diesem Psalm), sollten auf seine Weisheit hören. Er erklärte, daß seine Worte, obwohl sie weise waren, doch ein Rätsel bleiben würden, bei dem Einsicht und Verständnis zur Erkenntnis nötig seien. Tatsächlich erfordern viele der Schwierigkeiten des Lebens ein geistliches Verständnis, wenn man nicht verzweifeln will.

 

 

B. Das Wohlergehen der Gottlosen

( 49,6-13 )

 

Ps 49,6

 

In Vers 6-13 erzählte der weise Dichter von seiner Beobachtung, daß die, denen es wohlergeht, eine falsche Sicherheit haben. Er leitete sein Thema in Vers 6 ein: Er verwunderte sich darüber, daß er sich jemals vor dem Bösen gefürchtet hatte, das die Gottlosen herbeiführten. Ihr Glanz hält doch nur eine kurze Zeit an.

 

 

Ps 49,7-10

 

Der Psalmist führte fernerhin aus, daß die Stolzen und Hochmütigen nicht das Leben eines anderen freikaufen können (vgl. den Kommentar zu Ps 26,11 ). Das Leben ist zu kostbar, als daß es ein Mensch freikaufen könnte, auch wenn er große Reichtümer hat. Reichtum bewahrt nicht vor dem Sterben.

 

 

Ps 49,11-13

 

Die in Vers 7-10 dargelegte Wahrheit ist allgemein bekannt, sogar unter den Reichen. Sie müssen sterben, ebenso wie die Törichten (vgl. Pred 2,15-16 ). Sie werden fortan in der Grube wohnen, auch wenn ihre irdischen Wohnungen oder ihr Land noch ihren Namen tragen. Der Körper des Menschen stirbt (vgl. Pred 3,19-20 ), wie auch die Tiere sterben.

 

 

C. Ermutigung durch fortwährende Hoffnung

( 49,14-21 )

 

Ps 49,14-15

 

Der weise Psalmist schloß, daß der Untergang der Stolzen sicher kommen wird, aber die Hoffnung der Gerechten ewig besteht. Dieser Gegensatz wird deutlich, wenn der Psalmist beschreibt, wie er sich darüber verwundert, in welcher Torheit die Stolzen ihr Leben führen. Der Tod ist das Los der Selbstgerechten und all jener, die ihnen nachfolgen. Sie werden in die Grube (Scheol) fahren, wo der Tod sie weiden wird. Ihre Pracht wird im Grab verschwinden. Der Psalmist behandelte an diesem Punkt nicht Gottes Gericht über die Gottlosen, sondern das Dahinschwinden ihrer irdischen Pracht.

 

 

Ps 49,16

 

Den Gerechten wird Gott von der Grube erlösen. Wieder macht der Wortgebrauch den starken Gegensatz zu dem Verderben der Gottlosen deutlich und deutet leise die Hoffnung auf die Auferstehung an.

 

 

Ps 49,17-21

 

Der Schreiber hielt es für dumm, ungläubige, reiche Menschen zu beneiden, denn ihr Verderben stand mit Sicherheit bevor. Obwohl sie sich in diesem Leben an großem Glanz und großer Pracht erfreuen, werden sie in der Dunkelheit entschwinden und nichts mit sich nehmen (vgl. Pred 5,15 ). Der Rat ist deutlich: Sei nicht beeindruckt, wenn ein Mensch reich wird . Die richtige Blickrichtung für die geistliche Unterscheidung im Leben tut not. Das Endziel der Gerechten ist weitaus erstrebenswerter als die vergängliche Pracht der Gottlosen.

 

 

Ps 50

 

Dieser Lehrpsalm Asafs, eines levitischen Musikers ( 1Chr 16,4-5 ), der auch Ps 73-83 verfaßt hat, behandelt die Verehrung Gottes durch den Menschen und seine Pflichten seinem Nächsten gegenüber, die sich in den beiden Teilen der zehn Gebote finden. Asaf beschrieb eine Szene im himmlischen Gerichtssaal, in dem der Herr sein Volk prüft. Asaf erläuterte daraufhin, daß der Herr gegen zwei Sünden seines Volkes Anklage erhebt: gegen den Formalismus in der Anbetung Gottes und gegen die Heuchelei im Leben der Menschen. Um Gott zu gefallen, muß ihm sein Volk Dankopfer aus einem gehorsamen, gläubigen Herzen heraus darbringen.

 

 

A. Das Erscheinen des Herrn zum Gericht

( 50,1-6 )

 

Ps 50,1-3

 

Asaf beschrieb eine Szene in einem Gerichtssaal, zu dem der Mächtige, Gott, der Herr - drei Bezeichnungen für den Herrn - zum Gericht gekommen ist. Jedermann auf der Erde, vom Osten bis zum Westen, ist vor ihn versammelt worden. Aus dem schönen Zion (vgl. den Kommentar zu Ps 2,6; vgl. auch Ps 48,3.12-13 ), dem Ort des Tempels, leuchtet Gott hervor. Wenn er zum Gericht kommt, geht seine Gegenwart mit einem verzehrenden Feuer und einem tosenden Sturm einher. Diese Phänomene, die häufig die Gotteserscheinungen begleiten, bedeuten sein vernichtendes Gericht.

 

 

Ps 50,4-6

 

Dann macht sich Asaf ein Bild von den Anwesenden bei der Gerichtsverhandlung. Die Bewohner des Universums werden die Zeugen sein ( die Himmel und die Erde stehen für die Bewohner von Himmel und Erde). Wenn er sein Volk richtet, wird das ganze Universum davon Zeuge sein. Die Verteidiger in dieser Gerichtssache werden die Heiligen sein, die mit ihm einen Bund geschlossen haben. Gott ist der gerechte Richter. Nach dieser Szene, die vor Asaf erschien, berichtete er von den beiden Anklagepunkten des Herrn, die er gegen sein Volk erhebt (V. 7-15. 16-23 ).

 

 

B. Die Anklage des Herrn gegen den Formalismus

( 50,7-15 )

 

Ps 50,7-13

 

Asaf nennt den ersten der beiden Vorwürfe des Herrn gegen sein Volk, nämlich seinen Formalismus bei seiner Gottesverehrung. Der Vorwurf erging als Wort Gottes, seines Gottes, so daß es darauf acht gab. Gott tadelte es nicht wegen des genauen Haltens des Gesetzes beim Darbringen der vorgeschriebenen Opfer. Aber Israel hatte aus den Augen verloren, daß Gott dessen Stiere und Ziegenböcke nicht brauchte (V. 9 ; vgl. V. 13 ), denn er ist der Herr der Schöpfung. Ihm gehört bereits jedes Tier, und er kennt jeden Vogel. Gott hatte die Opfer nicht eingesetzt, weil er die Tiere benötigte, sondern weil das Volk ihn dringend brauchte. Er ist nicht wie die Götter der Heiden, die vermeintlich durch die Fleischopfer Gewinn hatten. Der Herr hat die Verehrung des Menschen zu seiner eigenen Existenz nicht nötig.

 

 

Ps 50,14-15

 

Israel sollte seine Dankopfer aus wahrhaftem Glauben an den Herrn heraus darbringen. Das Freiwerden vom Formalismus liegt in der Anbetung Gottes in echtem Glauben, und deshalb rief Asaf das Volk auch dazu auf, Dankopfer darzubringen. Das hebr. Wort für Dankopfer lautet tNdCh und kommt von dem Verb yADCh , "anerkennen, danken". Solch ein Opfer konnte nicht dargebracht werden, bis der Opfernde Gottes Wirken an sich selbst erfahren hatte. Wenn er sich in Not befand und Gott anrief, dann antwortete der Herr. Dann konnte der Opfernde als spontanen Ausdruck seiner Freude an den Gnadengaben Gottes den Herrn preisen. Wenn das Volk Gott pries, dann erfreute es sich an seinen Wohltaten und verehrte Gott nicht in toten Ritualen.

 

 

C. Gottes Anklage gegen die Heuchelei

( 50,16-23 )

 

Ps 50,16-17

 

Asaf, der sich jetzt dem zweiten Vorwurf Gottes zuwendet, prangert die Heuchelei des Volkes in seinem täglichen Leben an. Er tadelte zunächst die Gottlosen, die seine Gebote im Munde führten und von seinem Bund als ihrem Glaubensbekenntnis sprachen, denn in Wahrheit haßten sie die Anweisungen Gottes. Obwohl sich diese Gottlosen zusammen mit denjenigen versammelten, die den Herrn liebhatten, kannte Gott ihr Herz.

 

 

Ps 50,18-21

 

Der Psalmist wählte dann einige Beispiele für ihre Gottlosigkeit aus. Während sie gerecht zu sein schienen, tolerierten sie Diebstahl und machten sogar dabei mit (vgl. 2Mo 20,15 ), ebenso beim Ehebruch (vgl. 2Mo 20,14 ) und der Verleumdung (vgl. 2Mo 20,16 ). Der Psalmist warnte davor, nicht die Geduld Gottes mit Gottes Billigung zu verwechseln. Das Schweigen Gottes bedeutete nicht, daß er mit ihrem Handeln übereinstimmte. Statt dessen wies sie der Herr ganz klar zurecht (stellte es ihnen vor Augen).

 

 

Ps 50,22-23

 

Asaf wies die Heuchler an, ihre Wege zu überdenken, bevor es zu spät war. Noch einmal rief er sie auf, mit aufrichtigem Herzen Dankopfer zu bringen (vgl. den Kommentar zu V. 14 ).

Dieser Psalm klagt also das Volk Gottes wegen Formalismus und Heuchelei bei der Gottesverehrung an. Die Anweisung Jesu, "im Geist und in der Wahrheit anzubeten" ( Joh 4,24 ), weist auf die entsprechende Abhilfe für diese Sünden hin.

 

 

Ps 51

 

Nur wenige Psalmen sind unter den Gläubigen aller Zeiten so viel benutzt worden wie dieser Psalm. Diese Tatsache legt Zeugnis für die geistlichen Nöte von Gottes Volk ab. Ps 51 ist ein Musterbeispiel für das Gebet um Vergebung der Sünden. Seine Überschrift nennt den Anlaß für Davids Sünde des Ehebruchs mit Batseba ( 2Sam 11 ), eine Tat, mit der David mehr als ein Gebot der zehn Gebote übertrat. Immer wieder sind Gläubige durch die Tatsache getröstet worden, daß ihre Sünden vergeben werden können, denn der Herr hatte Davids Sünde auch vergeben.

Häufig wird die Intensität eines Augenblicks durch die Poesie erst recht unterstrichen. Solch ein Augenblick war für David gekommen, als er, nachdem Nathan ihm seine Sünde ins Gesicht gesagt hatte, sie bekannt hatte ( 2Sam 12,13 a). Weil dieser Psalm sich nur um Davids Bekenntnis dreht und kein Wort über die Vergebung Gottes enthält (die im historischen Bericht auf dem Fuße folgte; 2Sam 12,13 b), muß dieser Psalm als ein Nachsinnen über die Bedeutung des Sündenbekenntnisses aufgefaßt werden. Wenn ein Gläubiger sündigt, muß er die Vergebung erhalten, wenn er am Dienst für den Herrn ganz teilnehmen will.

Die Botschaft dieses Psalmes lautet: Der übelste Missetäter unter dem Volk Gottes kann Gott um Vergebung anrufen, um moralische Heilung und um die Wiederaufnahme eines Lebens, das von Freude, Gemeinschaft und Dienst gekennzeichnet ist, wenn er mit einem gebrochenen Geist kommt und seine Bitte auf Gottes Barmherzigkeit und Gnade stützt.

 

 

A. Das Gebet am Anfang

( 51,3-4 )

 

David berief sich auf Gottes Liebe und sein Erbarmen, als er den Herrn bat, ihm aufgrund seiner Gnade zu vergeben und ihn von seiner Sünde zu reinigen.

 

 

Ps 51,3 a

 

Gottes Eigenschaften wie seine treue Liebe ( HeseD ) für seinen Knecht und seine Barmherzigkeit für den Hilflosen waren die Grundlage für Davids Bitte um Gnade. Sogar das Verb sei mir gnädig war ein Gebet, daß Gott doch seinem Wesen entsprechend handeln möge. Es ist auch die Anerkennung, daß David keine Vergebung verdiente. Gottes Vergebung geschieht allein aufgrund seiner Gnade.

Die Psalmen

 

Ps 51,3-4 (Ps 51,3b-4)

 

Die drei von David gebrauchten Verben sind hier bildhaft zu verstehen. Tilge aus deutet den Vergleich mit einer Niederschrift eines Menschen an, die ausgelöscht werden kann; wasche mich ( kABas ) stellt einen Vergleich zwischen der Vergebung und dem Waschen von Kleidern her, und der Ausdruck reinige mich stammt aus dem Zeremonialgesetz, wonach man sich vor dem Betreten des Tempels reinigen mußte. Diese Bitten (vgl. V. 9.11 ) unterstrichen Davids Wunsch nach Gottes völliger Vergebung seiner Übertretungen, seiner Ungerechtigkeit und Sünde.

 

 

B. Das Bekenntnis der Sünde

( 51,5-8 )

 

David bekannte, daß er gegen den Herrn gesündigt hatte (V. 5-6 ), und beklagte daraufhin sein moralisches Versagen (V. 7-8 ).

 

 

Ps 51,5-6

 

Wenn David sagte, daß seine Sünde immer vor ihm war, dann muß man sich vergegenwärtigen, daß er sein Bekenntnis erst etwa ein Jahr nach seiner Sünde abgelegt hatte (vgl. 2Sam 12,13-18 ). Vielleicht hatte David sich selbst sein Handeln so rational erklärt, daß er sich seiner Schuld nicht mehr bewußt war, bis Nathan zu ihm kam. Auf jeden Fall bekannte er hier, daß er gegen den Herrn gesündigt hatte. Er unterwarf sich dem Willen des Herrn und nahm an, daß das, was immer Gott mit ihm tun würde, gerecht war.

 

 

Ps 51,7-8

 

Daraufhin erkannte David an, daß er auf moralischem Gebiet versagt hatte. Er war als Sünder geboren worden, d. h., daß er immer Sünde in seinem Leben gehabt hatte. Das war jedoch das Gegenteil von dem, was Gott für das moralische Verhalten eines Menschen befohlen hatte. Schon früh sah er sich einer inneren Spannung ausgesetzt, weil er wußte, daß Gott die Wahrheit und die Weisheit, d. h. ein zuverlässiges und ein fruchtbares Leben erwartete.

 

 

C. Davids Bitte

( 51,9-14 )

 

In Verbindung mit seinem Bekenntnis bat David Gott zuerst um Vergebung (V. 9-11 ), dann um innerliche Erneuerung (V. 12-14 ).

 

 

Ps 51,9-11

 

In dem Gebet um Vergebung wiederholte er dieselben Bitten wie zuvor (vgl. V. 3 b. 4 ), aber in umgekehrter Reihenfolge: reinige, wasche und tilge aus . Wenn David davon sprach, daß Gott ihn mit Ysop reinigen möge, spielte er auf den Gebrauch von Ysop bei den religiösen Zeremonien an, wenn das Blut auf den Altar gesprengt wurde. Dadurch wurde das Wegschaffen der Sünde durch das Blutvergießen dargestellt (vgl. Hebr 9,22 ). Im folgenden bat David Gott, daß er sich wieder an der Beziehung zu Gott erfreuen dürfe. (Zum Zusammenhang zwischen Gebeinen und seelischem Schmerz vgl. den Kommentar zu Ps 6,3 .) Der König bat Gott um innere Erneuerung seiner Herzenshaltung (V. 12 ), um Bewahrung in seinem Dienst für Gott (V. 13 ) und um die Wiederkehr der Freude (V. 14 ). Er war sich darüber bewußt, daß er gleichgültig geworden war und einer Erneuerung bedurfte. Er war sich auch darüber bewußt, daß Saul um seiner Sünde willen sein Königsamt verloren hatte (das AT spricht davon, daß der Heilige Geist ihn verließ), deshalb bat David Gott, seinen Geist nicht von ihm zu nehmen und ihn ebenfalls abzusetzen. Im Neuen Testament macht der Heilige Geist beim Gläubigen zum Zeitpunkt seiner Errettung Wohnung (vgl. Joh 14,16; Röm 8,9 ). Durch die Sünde kann ein Christ auch vom Dienst für Gott verworfen werden ( 1Kor 9,27 ). David war sich auch darüber im klaren, daß er, um die Freude seiner Errettung wieder zu erfahren, Gottes innerliche geistliche Erneuerung nötig hatte.

 

 

D. Gelübde zum Lobpreis

( 51,15-19 )

 

David versprach Gott, daß, wenn er ihm vergäbe, er sich ganz dem Dienst für Gott hingeben werde. Die Bitten in diesen Versen gelten Dingen, die aus der Vergebung heraus resultieren und bilden so indirekte Bitten um Vergebung.

 

 

Ps 51,15

 

Erstens sagte David, daß er, falls Gott ihm vergäbe, die Sünder Gottes Wege lehren wolle (d. h., wie er mit reumütigen Sündern handelt). Natürlich mußte David, um anderen das weitergeben zu können, selbst die Erfahrung der Vergebung machen.

 

 

Ps 51,16-17

 

Zweitens sagte David, daß er, wenn Gott ihm vergäbe, singen und Gott preisen wollte. Nur wenn er von seiner Blutschuld befreit war, konnte er in das Lob Gottes einstimmen.

 

 

Ps 51,18-19

 

Drittens versprach David, daß er, wenn Gott seine Sünde vergäbe, Gott ein Opfer darbringen werde. Er wußte, daß Gott nicht einfach ein Tier opfer von ihm wollte (vgl. Ps 40,7 ). Er mußte Vergebung finden, bevor er Gott ein Friedensopfer bringen konnte. Das Opfer, das er bringen sollte, war ein geängstigtes und zerschlagenes Herz und ein demütiger Geist, der wegen seiner Sünde voller Reue war. Das ist es, was Gott möchte und was er auch bekommen wird.

Im AT mußte an jeden, der so wie David gesündigt hatte, von einem Priester oder Propheten ein Wort ergehen, um anzuzeigen, daß derjenigen Person vergeben war. Nur dann konnte der Reuige wieder am Gottesdienst teilnehmen und ein Friedensopfer darbringen. Im Neuen Testament ist das Wort der Vergebung für immer im Wort Gottes festgeschrieben - das Blut Jesu Christi reinigt von der Sünde ( 1Joh 1,7 ). Dennoch muß auch der Gläubige des NT einen gebrochenen Geist ohne Selbstsicherheit haben; er muß zugeben, daß er Gott nötig hat, um geistliche Erneuerung und Reinigung zu erlangen ( 1Joh 1,9 ).

 

 

E. Gebet um Wohlergehen

( 51,20-21 )

 

Ps 51,20-21

 

Diese Verse wurden vielfach für eine spätere Hinzufügung zu dem Psalm gehalten, weil sie nicht direkt auf das Thema des Psalms Bezug nehmen. Allerdings besteht eine enge Verbindung zwischen der Erwartung der rechten Opfer (V. 21 ) und Vers 18-19 . Das Gebet um die Errichtung der Mauern von Jerusalem könnte als Gebet für eine gesicherte Verteidigung der Stadt verstanden werden oder auch als bildhaft formulierte Bitte für die Stärkung der moralischen Verteidigung des Volkes. Rechte Verehrung Gottes steht mit dem Leben nach den moralischen Grundsätzen Gottes in Einklang.

 

Ps 52

 

Dieser Psalm von David gehört zur Geschichte vom Verrat durch Doëg ( 1Sam 21-22 ). Der in diesem Psalm beschriebene Charakter stellt solch einen Mann dar. David, der auf den Herrn vertraute, stellte seinen Glauben dem Verräter gegenüber, der das Unrecht tat.

 

 

A. Die Vernichtung des Verräters

( 52,3-9 )

 

Ps 52,3

 

David sprach den Bösen direkt an und tadelte seinen Verrat (V. 3-7 ). Er verwunderte sich darüber, daß der Böse sich seiner Untat rühmte, und das, obwohl er für Gott eine Schande war.

 

 

Ps 52,4-6

 

Der Verräter Doëg (vgl. die Überschrift) hatte eine falsche Zunge so scharf wie ein Schermesser (vgl. "Schwerter" in Ps 55,22 ), denn was er sagte, das zerstörte andere (vgl. Jak 3,6 ). Es ging ihm gut auf seinem bösen, falschen Weg, und er liebte die Worte, die andere zerstörten.

 

 

Ps 52,7

 

Aufgrund solcher Bosheit prophezeihte David, daß Gott den Bösen aus dem Land der Lebendigen wegreißen, d. h., daß der Tod ihn rasch fortholen würde.

 

 

Ps 52,8-9

 

David schaute dann auf die zukünftige Freude, die deshalb die Gerechten erfuhren. Sie sollten sehen, was mit einem Menschen geschieht, der nicht auf den Herrn vertraut, sondern seine unrechtmäßig erworbenen Reichtümer als seine Stärke betrachtet. ( Feste ist die Übersetzung von mAZNz , "ein befestigter Ort"; vgl. Ps 27,1;37,39;43,2 .)

 

 

B. Das Geschick des Gläubigen

( 52,10-11 )

 

Ps 52,10-11

 

In deutlichem Gegensatz zu Doëg, dem Verräter (V. 3-9 ), legte David nun sein eigenes gesegnetes Leben im Herrn dar. Er verglich sich mit einem grünenden Olivenbaum, ein Bild des Wohlergehens in der Gegenwart Gottes (vgl. Hos 14,6 ). Dieser Zustand steht in scharfem Gegensatz zu dem Bösen, der ausgerottet werden wird ( Ps 52,7 ). Die Metapher eines blühenden Baumes wurde bereits in Ps 1,3 benutzt.

Davids Wohlergehen hatte seinen Grund in der treuen Liebe Gottes, auf die er auf ewig bauen wollte. Deshalb gelobte er, Gott für das zu preisen, was er getan hatte. David wollte auf Gottes Namen harren (hoffen), was auf seine Eigenschaften und sein Handeln hinwies (vgl. 2Mo 34,5-7 ). Dann wollte David Gott unter den Frommen preisen. Der Gerechte setzt sein Vertrauen im Gegensatz zum Verräter auf die Liebe Gottes, denn daraus kommt Gerechtigkeit und Segen.

 

 

Ps 53

 

Dieser Abschnitt ist eine weitere Version von Ps 14 ,die hier in Buch II steht ( ?MlOhIm , "Gott" steht hier statt Jahwe, HERR). Der Psalm stammt von David und trägt den Namen mAHXlaT , was möglicherweise eine wohlbekannte Melodie war. Der Psalm berichtet, daß die ganze menschliche Rasse böse ist und Gott die Sünder der Vernichtung preisgeben wird. Deshalb sehnt sich der Psalmist nach der Errichtung von Gottes Königreich.

 

 

A. Offenbarung über die menschliche Rasse

( 53,2-4 )

 

Ps 53,2

 

David hatte eine Offenbarung darüber erhalten, wie Gott die menschliche Rasse sieht: Sie sind allesamt Toren. Seine zusammenfassende Beschreibung wird in dem Vers ausgedrückt: Der Tor meint, es gibt keinen Gott; daher ist sein Leben verdorben und schändlich (d. h. Gott widerwärtig). In der Tat: Keiner tut Gutes.

 

 

Ps 53,3-4

 

David erzählte die Einzelheiten seiner Offenbarung. Gott erforscht die Menschen, um zu sehen, ob es einen Verständigen unter ihnen gäbe, aber sein Forschen ist ergebnislos. Die ganze menschliche Rasse ist verderbt . ( ?AlaH , wie Milch "sauer geworden". Dieser Begriff wird nur an dieser Stelle, in Ps 14,3 und in Hi 15,16 verwendet.) Dieses Wort für verderbt unterscheidet sich von dem in Ps 53,2 verwendeten Begriff. Nicht ein einziger hat keine Sünde (vgl. Röm 3,10-12 ).

 

 

B. Vorahnung der Vernichtung der Gottlosen

( 53,5-6 )

 

Ps 53,5-6

 

David drückte sein Erstaunen über die Unwissenheit derjenigen aus, die die Gerechten bedrücken. Er sah voraus, daß über die Gottlosen großer Schrecken und Schmach kommen wird, wenn Gott sie vernichtet. Dieses Gericht ist so sicher, daß der Psalmist davon sprach, als wenn es bereits hereingebrochen wäre.

 

 

C. Sehnsucht nach dem Reich Gottes

( 53,7 )

 

Ps 53,7

 

David verlieh seiner Sehnsucht nach der Errichtung des Reiches Gottes Ausdruck, wenn Gott die Gefangenen zurückbringt. Es wird eine Zeit kommen, in der die Gegenwart der Ungläubigen ein Ende haben und Gottes Volk, das Volk Israel, jubeln wird.

 

 

Ps 54

 

Dies ist ein vertrauensvolles Gebet Davids, als er von Saul verfolgt und von den "Sifitern" (vgl. 1Sam 23,19 ) verraten wurde. Obwohl David hart von den Gottlosen verfolgt wurde, die ihm nach dem Leben trachteten, setzte er doch all sein Vertrauen auf den Herrn und seine Möglichkeiten, ihn zu erretten.

 

 

A. Rette mich durch deinen Namen

( 54,3-5 )

 

Ps 54,3-4

 

Der erste Teil des Psalmes nach der Überschrift (V. 3-5 ) gibt das dringliche Gebet Davids um Errettung wieder. Er gründete seine Bitte auf den Namen Gottes. Sein "Name" (vgl. V. 8 ) beschreibt das, was Gott ist und was er getan hat (vgl. 2Mo 34,5-7 ). David hatte die große Macht Gottes erfahren, der Menschen erretten kann.

 

 

Ps 54,5

 

Der Anlaß für die Anrufung Gottes war der, daß gewalttätige Männer versuchten, David umzubringen. Diese Männer hatten Gott nicht vor Augen.

 

 

B. Gott ist meine Hilfe

( 54,6-9 )

 

Ps 54,6-7

 

Der zweite Teil des Psalms (V. 6-9 ) erzählt von Davids vertrauensvoller Versicherung, daß er auf Gott vertraut. Er erläuterte, daß Gott sein Helfer (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ) und seine Stütze sei. Das führte ihn dazu, zu beten, daß Gott das Böse jenen vergelten möge, die ihn verleumdeten. Er bat, daß Gott ihm seine Treue zeigen möge.

 

 

Ps 54,8-9

 

In vollem Vertrauen darauf, daß Gott sein Gebet erhört hatte und ihn aus allen Nöten erretten würde, die seine Widersacher über ihn gebracht hatten, versprach David, Gott mit einem freiwilligen Opfer zu preisen. Das bezieht sich auf das Dankopfer ( 3Mo 3;7 ), das zum Ausdruck des Lobpreises für die Errettung und mit dem Lob zusammen dargebracht wurde. Dankopfer wurden freiwillig von Gläubigen dargebracht. Noch einmal (vgl. Ps 52,11 ) nannte David den Namen des Herrn (vgl. Ps 54,3 ) gut.

 

 

Ps 55

 

Dieser Psalm berichtet davon, wie David durch den Verrat eines engen Freundes Verfolgung erfuhr. Man hat von verschiedener Seite angenommen, daß der Anlaß für den Psalm Ahitofels Verrat war ( 2Sam 15,31 ), was jedoch nicht als sicher angenommen werden kann.

In diesem Psalm rief David Gott an, daß er doch einen Ausweg aus seiner verzweifelten Lage finden möge. Er beklagte die Bedrängnis, die er durch den Verrat seines engen Freundes erlebte. Dennoch verlieh David seinem persönlichen Vertrauen auf den Gott Ausdruck, der erlösen kann.

 

 

A. Davids schreckliche Bedrückung

( 55,2-9 )

 

Ps 55,2-9

 

Dieser erste Abschnitt gibt Davids Gebet wider, daß er doch von seiner fürchterlichen Bedrängnis befreit werden möge. Er schrie zu Gott und bat darum, daß Gott seine ruhelose Klage erhören möge (V. 2-3 a). Sein Feind beobachtete ihn und schmähte ihn voller Zorn, so daß David nur noch voller Angst, Zittern und Schrecken war (V. 3 b. 4-6 ). Daher sehnte er sich danach, den feindlichen Angriffen wie eine Taube zu entkommen (V. 7-9 ), die vor dem Sturm an einen Zufluchtsort, einen Schutzort ( miPlAt , "einen Ort des Entkommens"; dieser Begriff wird im AT nur an dieser Stelle verwendet), in der Wüste fliegt.

 

 

B. Schmerzhafter Verrat an David

( 55,10-16 )

 

Ps 55,10-12

 

Der Psalmist bat Gott, die Gottlosen, die ihn bedrückten, zu verwirren. Der Grund lag darin, daß die Stadt (möglicherweise Jerusalem) von Gewalt und Hader und Bosheit und Unheil erfüllt war, was durch Drohungen und Lügen der Gottlosen verursacht worden war.

 

 

Ps 55,13-15

 

David erfuhr besonders schmerzhaft, daß er dieser zerstörerischen Gewalt ausgesetzt war, weil der Anlaß dafür der Verrat seines treuen Gefährten gewesen war. David sagte, daß er die Bedrückung durch einen Feind ertragen oder sich vor einem Widersacher hätte verbergen können, aber die Tatsache, daß er von einem engen Freund verraten worden war, war für ihn weit schlimmer. David sprach den Verräter direkt an ( du bist es ) und erinnerte ihn daran, wie sie gemeinsam mit der Gemeinde (der Menge) den Herrn verehrt hatten.

 

 

Ps 55,16

 

Daher wünschte sich der Psalmist Gottes die rasche Vernichtung (durch den Tod) aller seiner Feinde herbei (vgl. V. 24 ).

 

 

C. Davids Vertrauen auf Gott

( 55,17-24 )

 

Ps 55,17-22

 

David drückte sein Vertrauen auf den Herrn aus und sagte: Der Herr rettet mich. Er wußte das und wollte weiterhin Gott in der Not anrufen, denn der Herr, der ihn im Krieg errettete ( pADCh ; vgl. den Kommentar zu Ps 26,11 ), würde ihn auch jetzt erhören. Gott, der souveräne Herrscher, erhört die Gebete der Seinigen; er kennt auch die Gewalttaten der Gottlosen. Die aber keine Gottesfurcht haben, werden vom Herrn niedergeworfen. Unter denen, die Gott nicht fürchteten, befand sich auch Davids Gefährte, der seinen Bund entheiligt hatte und selbst zerstörerisch handelte. Die Rede des "Freundes" war glatt und besänftigend, aber in seinem Herzen war Feindschaft. Viermal nannte David die Worte seiner Feinde scharf und vernichtend wie Schwerter (vgl. Ps 57,5;59,8;64,4 ).

 

 

Ps 55,23-24

 

Davids Vertrauen fand seinen Ausdruck in seinen Worten zu den Frommen, daß sie doch ihre Lasten (Sorgen) dem Herrn anvertrauen (sie auf ihn werfen) sollten (vgl. 1Pet 5,7 ). Gott wird den Gerechten niemals verlassen (vgl. 5Mo 31,6; Hebr 13,5 ). Er wird jedoch die Blutgierigen und Falschen vernichten (vgl. Ps 55,16 ), die den Gerechten bedrücken.

 

 

Ps 56

 

Ps 56 ist ein Lied des Vertrauens, das zur Zeit des Aufenthaltes Davids in Gat entstand (vgl. 1Sam 21,10; Ps 34 ). Der Psalm geht nach der Weise "die stumme Taube unter den Fremden". David versicherte, daß er, obwohl ihn seine Feinde vernichten wollten, voller Vertrauen auf den Herrn hoffte, der von seinem Leiden wußte. Sein Vertrauen führte ihn dazu, Gott schon jetzt für die Errettung aus der Gefahr zu preisen.

 

 

A. Die Feinde verschworen sich gegen David

( 56,2-8 )

 

David betete, daß der Herr doch jene vernichten möge, die sich zusammengeschlossen hatten, um ihn umzubringen.

 

 

Ps 56,2-3

 

Diese Verse haben den Schrei Davids in der großen Gefahr, in der er sich befand, zum Inhalt ( Sei mir gnädig, o Gott ). Stolze Verleumder verfolgten David hart (vgl. Ps 57,4 ) den ganzen Tag lang (vgl. Ps 56,6 ).

 

 

Ps 56,4-8

 

Weil aber David Vertrauen auf Gott hatte, dessen Wort er rühmte, erkannte er, daß er sich vor Menschen ( bARAr , "Fleisch", wird mit sterbliche Menschen übersetzt; vgl. "Mensch" in V. 12 ) nicht zu fürchten brauchte. So breitete der Psalmist noch einmal seine Not vor dem Herrn aus und betete, daß Gott seine Feinde hinwegraffen möge (V. 6-8 ). Es entstand die Schwierigkeit, daß die Feinde ständig seine Worte verdrehten, sich zusammenrotteten, um ihm Schaden zuzufügen, und all seine Schritte verfolgten. Vor ihrer Verfolgung fand er keine Ruhe.

 

 

B. Aber Gott stand auf Davids Seite

( 56,9-14 )

 

David sprach noch einmal sein Vertrauen aus, daß der Herr von seinem Leiden wußte und ihn bewahren wollte.

 

 

Ps 56,9-10

 

David war voller Vertrauen, weil Gott ihn ganz genau kannte und sogar seine Tränen zählte. Das Bild, daß Gott Davids Tränen in einem Weinschlauch sammelte, bedeutet, daß Gott sein Leiden nicht vergessen hatte. Aufgrund dieser Tatsache konnte David voller Vertrauen sagen: Gott ist für mich.

 

 

Ps 56,11-12

 

An dieser Stelle formulierte der Psalmist den Refrain von Vers 5 noch einmal neu (vgl. den Kommentar dort). Weil er auf Gottes Wort vertraute, wußte er, daß sterbliche Menschen ( ?ADAm ; ein weiteres Wort für Mensch wird in V. 5 gebraucht) machtlos sind, wenn es darum geht, Gott entgegenzuarbeiten.

 

 

Ps 56,13-14

 

Davids Vertrauen führte ihn dazu, daß er schon voraussah, daß Gott ihn aus der Gefahr erretten würde, so daß er schon die Vergangenheitsform gebrauchte ( Du hast mich errettet ). So gelobte er, Gott dafür mit Dankopfern zu preisen.

 

 

Ps 57

 

Ps 57 gleicht von seiner Aussage und seiner Struktur her dem vorhergehenden Psalm, ausgenommen der Tatsache, daß David in Ps 57 viel triumphierender sprach. Die Überschrift weist David als Verfasser aus und erklärt die Entstehung des Psalms mit der Flucht Davids vor Saul in eine Höhle (vgl. die Überschrift von Ps 142 ). Um welche Höhle es sich handelte, ist uns jedoch nicht bekannt (vgl. 1Sam 22;24 ). Der Psalm besteht aus zwei Teilen, die beide mit einem Refrain enden ( Ps 57,6.12 ). In diesem Refrain verlieh David seinem Wunsch Ausdruck, daß Gott erhöht werden möge. David betete um Errettung vor seinen Feinden, die ihm nach dem Leben trachteten, und sang dann ein Triumphlied über Gottes treue Liebe, denn er erwartete, daß die Gottlosen durch ihre eigenen Pläne zu Fall kämen.

 

 

A. Gottes Eingreifen ist dringend nötig

( 57,2-6 )

 

Ps 57,1-4

 

Die erste Strophe (V. 2-6 ) enthält den Schrei des Psalmisten, daß Gott ihn doch erretten möge. Er schrie um Gnade (vgl. Ps 56,2 ) von Gott, denn er hatte seine Zuflucht im Schatten seiner Flügel genommen (vgl. Ps 17,8;36,8;61,5;63,8;91,4 ), bis das Unheil vorüber war. David konnte sich an niemand sonst wenden, um Schutz zu erhalten. Sein Vertrauen war jedoch wohl begründet, denn Gott hatte seine Liebe ( HeseD , "treue Liebe") und Treue (vgl. Ps 57,11 ) vom Himmel gesandt. Aufgrund der Eigenschaften Gottes wußte David, daß er ihn vor der harten Verfolgung (vgl. Ps 56,2-3 ) der Gottlosen erretten werde.

 

 

Ps 57,5

 

Dem vertrauensvollen Ruf Davids zu Gott folgte eine Klage über seine mißliche Lage. Er verglich seine Feinde mit Löwen (vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 ) und anderen Raubtieren, die ihn verschlingen wollten. Ihre Zähne und Zungen waren wie Kampfwaffen, denn sie verleumdeten und verlästerten David. (Zum Vergleich der Zunge mit einem Schwert vgl. Ps 55,22;59,8;64,4 .) David beklagte, daß er von spottenden, blutgierigen Männern umzingelt war.

 

 

Ps 57,6

 

In diesem Refrain (vgl. V. 12 ) drückte David seinen Wunsch aus, daß Gott über die Himmel und die Erde erhöht werden möge. Das wird selbstverständlich dann geschehen, wenn Gott seine Feinde vernichtet und seine Gerechtigkeit behauptet.

 

 

B. Der Anlaß für den Triumphgesang

( 57,7-12 )

 

Diese zweite Strophe ist das an Gott gerichtete Lied des Psalmisten für seine treue Liebe und Güte in Vorausahnung des Sieges.

 

 

Ps 57,7

 

David sprach noch einmal von seiner mißlichen Lage, fügte jedoch hinzu, daß er die Vernichtung seiner Widersacher erwartete. Sie spannen ein Netz aus, sie graben eine Grube, aber sie sind selbst hineingefallen . Damit hat sich David zum vierten Mal auf diese Art und Weise ausgedrückt (vgl. "Grube" in Ps 7,16 und "Grube" und "Netz" in Ps 9,16;35,8 ). Der Wortgebrauch der Begriffe "Netz" und "Grube" beschreibt selbstverständlich die Versuche der Gottlosen, David zu überwältigen.

 

 

Ps 57,8-12

 

Diese Verse stimmen fast völlig mit Ps 108,2-6 überein. Angesichts der gewissen Vernichtung der Gottlosen gelobte David, ein Siegeslied zu singen. Mit seinem Glauben, den er in dem Herrn hatte, konnte er ihn früh am Morgen in Vorausschau dessen preisen, was Gott tun würde. David sagte, daß er die Liebe ( HeseD , "treue Liebe") und Treue (vgl. Ps 57,4 ) des Herrn dort preisen würde, wo andere ihn hörten.

Im Refrain in Vers 12 (vgl. V. 6 ) drückte David noch einmal seinen Wunsch aus, daß Gott über die Himmel und die Erde erhöht werden möge.

 

 

Ps 58

 

David klagte ungerechte Richter an, die auf zerstörerische Art und Weise wirkten. Er rief Gott an, sie rasch und unwiderruflich zu vernichten. Dann erhielten die Gerechten stärkeres Gewicht in ihren Angelegenheiten.

 

 

A. Tadel der ungerechten Richter

( 58,2-6 )

 

Mit Fragen und Antworten beklagte David den Einfluß der ungerechten Richter.

 

 

Ps 58,2

 

David fragte nach der Rechtschaffenheit der Mächtigen: Redet ihr Herrscher für Gerechtigkeit? Richtet ihr in Aufrichtigkeit? Weil die Herrscher und die Richter ungerecht waren, war die Gerechtigkeit im Volk ins Gegenteil verkehrt worden.

 

 

Ps 58,3-6

 

Nein ist die Antwort auf die Frage in Vers 2 . Sie taten die Gerechtigkeit nicht; sie hatten Ungerechtigkeit und Gewalttat im Sinn. Später hat sich Micha im selben Sinne über die Führer seiner Tage geäußert (vgl. Mi 3,1-3.9-11; Ps 6,12 ). Diese gottlosen Richter sind von Geburt an abgewichen, und sie reden Lügen. Sie waren wie Schlangen, die den Schlangenbeschwörer ohne Anlaß vergiften. Mit anderen Worten, sie übten vorsätzlich das Werk der Zerstörung aus und waren dem Einspruch gegenüber taub. Sie hörten auch auf keine Zurechtweisung.

 

 

B. Schnelles Gericht über die Richter

( 58,7-10 )

 

Ps 58,7-9

 

David rief Gott an, die gottlosen Richter zu vertilgen. Er bat Gott kühn darum, daß er ihre Zähne zerbrechen , d. h. sie an der Weitergabe ihrer Ungerechtigkeit hindern möge. Sie waren wie wilde Löwen (vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 ), deren Zähne ( Gebiß ) herausgebrochen werden sollten. David betete auch darum, daß die Richter ein schnelles Ende finden sollten, indem sie (a) verschwänden, wie Wasser verdampft, so daß ihre Pfeile (d. h. ihre Worte) unwirksam blieben, und (b), indem sie dahinschmolzen, wie eine Schnecke in der Dürre eingeht, und (c), indem sie wie eine Fehlgeburt dahinstürben, die die Sonne nicht gesehen hat .

 

 

Ps 58,10

 

Die Vertilgung der Gottlosen wird rasch vor sich gehen. Ein Feuer, das die Dornen oder die Dornensträucher verbrennt, geht schnell zu Ende (vgl. den Kommentar zu Pred 7,6 ). Bevor die Töpfe auf das Feuer gestellt werden können, geht es schon aus. Gott wird die Gottlosen hinwegraffen, bevor ihr böses Tun vollendet wird, wie es mit dem Feuer geschieht.

 

 

C. Ermunterung für die Gerechten

( 58,11-12 )

 

Ps 58,11-12

 

David sah bereits die Freude jener voraus, die erleben werden, wie die Gerechtigkeit Gottes mit den ungerechten Richtern handeln wird. Noch einmal ist die Sprache bildhaft und drastisch: Der Gerechte badet seine Füße im Blut der Gottlosen , was auf einen militärischen Sieg hindeutet.

David sah auch voraus, daß dieser Sieg als Beweis dafür angesehen wird, daß Gott Gerechtigkeit belohnen und die Erde richten wird. Die Menschen werden der Rechtsprechung der ungerechten Richter nicht für immer ausgeliefert sein.

 

Ps 59

 

Es handelt sich hier um ein Gebet Davids, in dem er um Schutz vor blutdürstigen Männern bat. Der Psalm enthält das wohlbekannte Thema des unerschütterlichen Vertrauens auf Gott. David betete, daß der Herr ihn vor seinen Feinden sicher bewahren und sie demütigen sollte, so daß sie die Souveränität Gottes erkannten.

Der Hintergrund des Psalmes wird durch die Überschrift deutlich: Saul hatte das "Haus Davids" belagert ( 1Sam 19,8-11 a). Michal verhalf David jedoch zur Flucht durch das Fenster ( 1Sam 19,11 b.12-14).

 

 

A. Die Verschwörung gegen den Unschuldigen

( 59,2-6 )

 

Ps 59,2-6

 

Noch einmal betete David um Errettung aus einer verzweifelten Situation. Er bat um Errettung vor seinen Feinden, blutdürstigen Männern, die ihm auflauerten, um ihn zu töten, und die sich gegen ihn verschworen hatten, obwohl er nichts Verwerfliches getan hatte. Gott, so sagte David, sollte alle strafen, die so verräterisch gehandelt hatten.

 

 

B. Triumph über den Verrat

( 59,7-11 )

 

Ps 59,7-8

 

David verglich seine Feinde mit knurrenden Hunden , die des Nachts umherschleichen (vgl. V. 15 ). Mit Worten und Taten stellten sie ihren Hochmut unter Beweis, denn sie waren der Meinung, daß auch Gott sie nicht hörte. Ihre Worte waren scharf und angreifend wie Schwerter (vgl. Ps 55,22; 57,5; 64,4 ).

 

 

Ps 59,9-11

 

Aber der Psalmist vertraute darauf, daß seine Feinde sich nicht durchsetzen konnten. Er wußte, daß Gott über die Heiden lacht (vgl. Ps 2,1.4 ). Deshalb wollte er nach Gott und nach seiner Stärke (vgl. Ps 59,18 und den Kommentar zu Ps 18,2 ) und Feste ( miRgoB ; vgl. Ps 59,17-18 und den Kommentar zu Ps 46,8 ) Ausschau halten. David glaubte, daß Gott ihn retten und ihm den Sturz der Gottlosen zeigen werde, die ihn verleumdet hatten.

 

 

C. Beweis der Gerechtigkeit

( 59,12-14 )

 

Ps 59,12

 

David betete darum, daß der Herr, sein Schild (vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ), die Gottlosen in einer Art und Weise bestrafen möge, daß die Menschen erkennen, daß er souverän herrscht. Die Gottlosen sollten nicht einfach umkommen, denn dann vergäße man sie bloß. Sie sollten umherwandern und als Ausgestoßene und Flüchtige Demütigung erfahren.

 

 

Ps 59,13-14

 

David betete auch darum, daß ihre stolzen Fluchworte und Lügen aufgedeckt und sie bei ihrem Handeln ergriffen werden sollten, so daß andere erkannten, daß Gott in Gerechtigkeit regiert.

 

 

D. Davids Lobpreis

( 59,15-18 )

 

Ps 59,15-18

 

David war voller Vertrauen, daß er trotz der Gegenwart seiner Feinde (die er noch einmal mit knurrenden Hunden verglich; vgl. V. 7 ) Gott für die Stärke (vgl. V. 10 ), die Liebe und die Sicherheit (als seine Feste ; vgl. V. 10 und den Kommentar zu Ps 46,8 ,und seine Zuflucht , mAnNs , ein Ausdruck, der auch in Ps 142,6 gebraucht wird) preisen würde.

 

 

Ps 60

 

Ps 60 ist ein Lehrpsalm ("Zur Belehrung"), der auf den Erfahrungen Davids bei seinen militärischen Siegen basierte. Er ist ein Gebet um den Sieg, denn als David im Norden gegen die Aramäer Krieg führte, fiel Edom in Juda ein. Der Psalm könnte zu dem Zeitpunkt, als David, Joab und Abisai Edom vernichteten oder kurz danach verfaßt worden sein ( 2Sam 8,13; 1Kö 11,15-16; 1Chr 18,12 ). (Vgl. den Kommentar zu 1Chr 18,12 .Dort wird die Zahl der getöteten Edomiter mit 18 000 angegeben, wohingegen dieser Psalm in der Überschrift von 12 000 Edomitern spricht.)

Weil David wußte, daß sowohl Sieg als auch Niederlage vom Herrn kamen, betete er um die Hilfe Gottes zum Sieg über Israels Feinde. Er hatte die Zusicherung erhalten, daß Gott ihm zum Sieg verhelfen werde.

 

 

A. Gebet um Errettung

( 60,3-7 )

 

Ps 60,3-5

 

Der Psalmist wandte sich zum Herrn, um für die Befreiung Israels aus seiner mißlichen Lage zu beten - eine Katastrophe, die durch Gottes Zorn hereingebrochen war. Der Herr hatte das Land zerrissen und Davids Truppen erschüttert. Weil der Herr die Niederlage herbeigeführt hatte, war er der einzige, der den Israeliten zum Sieg verhelfen konnte.

 

 

Ps 60,6-7

 

Die Bedeutung von Vers 6 ist nicht ganz einfach zu verstehen; es scheint jedoch ein sarkastischer Unterton mitzuschwingen: Gott hatte sein Volk zum Krieg versammelt ( ein Banner erhoben ), dann hatte er es aber eine Niederlage erfahren lassen (fliehen vor dem Bogen des Feindes). Israel verfocht die Sache Gottes, aber Gott führte eine Niederlage herbei.

Deshalb bat David Gott um Errettung durch seine Macht (seine rechte Hand ; vgl. 2Mo 15,6.12; Ps 20,7; 45,5; 89,14; 108,7 ) für diejenigen, die er liebhat. Ps 60,7-14 stimmt mit Ps 108,7-14 überein.

 

 

B. Gewißheit des Sieges

( 60,8-10 )

 

Ps 60,8-10

 

Der Psalmist zitierte die Worte des Herrn, die ihnen den Sieg verhießen. Gott hatte gesagt, daß er sein Volk erretten und dessen Feinde unterwerfen werde, weil alle Stämme und Länder ihm gehörten. Er würde Sichem aufteilen und das Tal von Sukkot , d. h. er wollte das Land seinem Volk geben. Etwa 30 km östlich von Sichem, im Stamme Ephraim, lag Sukkot, eine Stadt im Stamm Gad, nahe dem Jordan. Ephraim war ein großer, mächtiger Stamm in Israel, der an zentraler Stelle wohnte. Wie ein Helm war Ephraim eine Verteidigung für das Volk. Juda war das Zepter des Herrn, d. h. David (aus Juda) war Gottes Herrscher, auch wenn er bedroht wurde. Die Feinde Israels sollten zu niedriger Arbeit niedergedrückt werden. Gilead , östlich des Jordan, und Manasse , ein Stamm, der auf beiden Seiten des Jordan wohnte, gehörten ihm. Moab sollte ein Waschbecken sein, das dem Eroberer gebracht wurde. Edom war einem Sklaven gleich, auf den Gott wie ein Krieger seinen Schuh werfen sollte. Philisterland sollte Gottes Triumphruf nach dem Sieg Davids hören.

 

 

C. Vertrauen auf Gott

( 60,11-14 )

 

Ps 60,11-14

 

Mit drei rhetorischen Fragen erkannte der Psalmist an, daß der Herr, der eine, der das Volk im Krieg verworfen hatte (vgl. V. 3-6 ), sie zum Sieg führte. Aber weil das Bemühen des Menschen vergeblich ist, betete David, daß Gott ihnen gegen den Feind beistehen möge, und glaubte vertrauensvoll, daß mit Gott der Sieg ihnen gehörte.

Es wird hieran deutlich, daß sowohl Sieg als auch Niederlage Gott zustehen. Wenn das Unheil hereinbricht, dann besteht nur noch in Gott Hoffnung.

 

 

Ps 61

 

David fühlte sich schwach und unfähig, fand jedoch in der Stärke seines Felsens Sicherheit und in Gottes ewig währenden Verheißungen Ermutigung. Man hat vielfach angenommen, daß dieser Psalm entstanden sei, als David in der felsigen Wildnis wieder einmal knapp seinen Verfolgern entkommen war, aber historische Anhaltspunkte gibt es nicht.

 

 

A. Führe mich auf den Fels

( 61,2-3 )

 

Ps 61,2-3

 

Der Psalmist bat den Herrn um Stärke und Sicherheit, weil sein Herz bedrückt war. Er bat darum, daß Gott ihn auf den Felsen leiten möge, der höher war als er selbst . "Fels" deutet auf einen sicheren Ort hin; aber David wollte auf einen Fels geführt werden, den er nicht selbst erreichen konnte. Wenn Gott so handelte, dann konnte er in Sicherheit sein.

 

 

B. Ich möchte gerne in deinem Zelt wohnen

( 61,4-8 )

 

David drückt sein Vertrauen auf den Herrn aus, der Stärke und Sicherheit verheißen hatte.

 

 

Ps 61,4-5

 

Er fand Trost im Wesen des Herrn. Gott hatte ihn als seine Zuflucht ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl. den Kommentar zu Ps 14,6 ) und als starken Turm gegen seine Widersacher verteidigt. Nun sehnte sich der Psalmist jedoch danach, in der Gegenwart Gottes zu wohnen ( in seinem Zelt und unter seinen Flügeln ; vgl. Ps 17,8; 36,8; 57,2; 63,8; 91,4 ,wie ein Vogel von seiner Mutter beschützt wird). Das ist der sicherste Zufluchtsort.

 

 

Ps 61,6-8

 

Auf der Grundlage der Verheißung Gottes betete David um Bewahrung in der Gegenwart Gottes. Gott hatte ihn erhört und ihm das Erbteil jener gegeben, die seinen Namen fürchten

 

Wahrhafte Israeliten, die den Herrn fürchteten, blieben Davids Königtum gegenüber loyal und machten keinen Aufstand. Deshalb betete David, daß Gott dem König (d. h. David) ein langes Leben geben und ihn weiterhin durch seine Güte ( HeseD , "treue Liebe") und Treue bewahren möge.

 

 

C. Dann will ich dich preisen mit meinem Lied

( 61,9 )

 

Ps 61,9

 

Der König gelobte, dem Herrn zu singen und ihn für seine Bewahrung zu preisen . Nachdem er nun gerettet war, wollte er seine Gelübde erfüllen (vgl. V. 6 ) und den Herrn tagtäglich preisen.

 

 

Ps 62

 

Dieser Psalm spiegelt Davids tiefes Vertrauen auf den Herrn wider, das er trotz des Widerstandes besaß. Er wartete in der Stille auf Gott, seine Stärke und Sicherheit, zur Errettung vor seinen arglistigen Feinden. Der Psalm stellt die Sicherheit des Vertrauens auf Gott mit der Unsicherheit des Verlasses auf menschliche Gedanken gegenüber. Der Psalm ist in drei Strophen mit je vier Versen unterteilt.

 

 

A. Ruhe in Gott, wenn die Feinde angreifen

( 62,2-5 )

 

Ps 62,2-3

 

Das Thema dieses Psalmes wird in Vers 2 genannt. David schrieb, daß er in Stille auf Gott wartete. Meine Seele findet alleine in Gott Ruhe (vgl. V. 6 ) heißt wörtlich: "Nur zu Gott ist meine Seele stille." Nur zu Gott schaute David mit völliger Ruhe auf. Er wußte, daß er, weil Gott sein Fels (vgl. den Kommentar zu Ps 18,3 ), seine Rettung und seine Feste (vgl. den Kommentar zu Ps 46,8 ) war, nicht wanken konnte (vgl. Ps 62,7 und den Kommentar zu Ps 15,5 ). So wie sich Kämpfer in einer uneinnehmbaren Festung geborgen fühlen, so wußte sich David beim Herrn in Sicherheit.

 

 

Ps 62,4-5

 

Dieses Vertrauen rief bei David Erstaunen über diejenigen hervor, die ihn bestürmen wollten. Das Bild einer wackeligen Mauer bedeutet Schwäche und Anfälligkeit für Gefahren. So wie Männer eine Stadtmauer oder eine Mauer umstürzen, so versuchten die Gottlosen, David zu stürzen, den sie für verwundbar hielten. Sie hofften, das durch Lügen zu erreichen. Mit ihren Worten segneten sie David, aber in ihrem Herzen verfluchten sie ihn.

 

 

B. Vertrauen auf Gott zu jeder Zeit

( 62,6-9 )

 

Ps 62,6-9

 

David wiederholte, daß er in Stille auf den Herrn harre und bekannte, daß seine einzige Hoffnung bei Gott läge (vgl. Ps 25,5.21;33,20;39,8;71,5 ). Noch einmal versicherte er, daß Gott die Quelle seiner Sicherheit (sein Fels), seine Errettung und seine Feste (vgl. Ps 62,3 ) wäre und daß er sich deshalb in Sicherheit befände (er konnte nicht wanken ; vgl. den Kommentar zu Ps 15,5 ). Gott war seine Rettung und seine Herrlichkeit (Ehre). Ohne Gottes vielfache Errettung wäre David längst von seinen Widersachern überwältigt worden.

Deshalb wies der Psalmist die Frommen an, Gott in gläubigem Vertrauen ihr Herz auszuschütten und zu erkennen, daß er ihre Zuflucht ist ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl. Ps 14,6; 46,2; 61,4; 71,7; 73,28; 91,2.9 ).

 

 

C. Gott wird jeden belohnen

( 62,10-13 )

 

Ps 62,10-11

 

Der Psalmist sprach die Warnung aus, daß es töricht sei, auf Menschen zu vertrauen. Er beschrieb, wie vergänglich das Leben ist, ganz gleich, ob sich ein Mensch in hoher oder niedriger Position befindet. Die Menschen sind nur ein Hauch ( heBel , "ein Dampf"; vgl. Ps 39,6.12; 144,4 und den Kommentar zu Pred 1,2 ). Sie sind so unbedeutend, daß sich, wenn sie gewogen würden, die Waagschalen noch nicht einmal bewegen würden. Ihre Macht richtet gegen Gott nichts aus. Deshalb soll der Mensch nicht auf die mächtigen Taten der Gottlosen vertrauen. Auf Reichtümer ist kein Verlaß (vgl. Spr 11,28; 23,5; 27,24 ).

 

 

Ps 62,12-13

 

Der Psalmist stellte dem die Aussage Gottes gegenüber, daß er die Macht in Händen hält. David hörte Gott zwei Dinge sagen: Gott ist mächtig , und der Herr ist gnädig . So wird jedem sein Teil in Gerechtigkeit zugemessen. Wieviel besser ist es doch, in Gott, dem Mächtigen, Ruhe zu finden als bei den Anschlägen der Menschen.

 

 

Ps 63

 

Der Glaube, der in Ps 61 und 62 Ausdruck gefunden hat, erreicht in dieser wundervollen Lobeshymne Davids auf Gott, die in der Wüste geschrieben wurde, seinen Höhepunkt. Der Psalm nimmt Bezug auf die Zeit, in der König David keinen Zugang zur Bundeslade, dem Ort der Verehrung Gottes, hatte ( 2Sam 15,25 ). Der Psalmist stillte das Sehnen seiner Seele nach der Verehrung Gottes, indem er Gott für seine treue Liebe pries, die er ihm sogar in der Not schenkte. Infolgedessen sah David einer Freudenzeit entgegen, wenn seinen Feinden Einhalt geboten wurde.

 

 

A. Durst nach Gott

( 63,2-3 )

 

Ps 63,2

 

Davids Erfahrungen in der trockenen Wüste gaben ihm den Gedanken des Durstes seiner Seele nach Gott ein. Weil seine Seele nach Gott dürstete und sich nach ihm sehnte, schrieb er: Ernsthaft suche ich dich . Man könnte auch übersetzen: "Frühe will ich dich suchen." Mancher Gläubige hat deshalb frühmorgens diesen Psalm gebetet. Wer früh am Morgen Gott sucht, der tut es gewiß mit Ernsthaftigkeit.

 

 

Ps 63,3

 

Davids Sehnsucht nach Gott entstand aufgrund seines Wissens um Gottes Macht (Stärke) und Herrlichkeit . David hatte Gott erfahren, bevor ihn seine Feinde in die Wüste getrieben hatten. Die Bundeslade war das Symbol der Herrlichkeit und der Stärke des Herrn (vgl. 1Sam 4,21 ). David hatte damals die Gegenwart Gottes im Heiligtum in der Stiftshütte in Jerusalem schauen dürfen.

 

 

B. Meine Seele wird durch das Lob still

( 63,4-9 )

 

Ps 63,4-5

 

Obwohl David nun keinen Zugang mehr zum Heiligtum hatte, fand er über dem Lobpreis Gottes Zufriedenheit, denn der Lobpreis brachte Freude und Trost in sein Herz. Er lobte Gott für seine treue Güte, die besser ist als Leben . Das war der Lobpreis eines Menschen, der in der trockenen Wüste (V. 2 ) mehr an Gott als an das lebensspendende Wasser dachte.

 

 

Ps 63,6-7

 

Darüber hinaus erfüllte der Lobpreis Gottes Davids Seele so sehr mit Zufriedenheit, wie nur die beste Speise seinem Körper Zufriedenheit verschaffen könnte. Der Lobpreis Gottes gab seinem geistlichen Leben neue Kraft. Der Lobpreis Gottes ist der natürliche Ausdruck des Herzens, das über Gott nachsinnt, eines Herzens, das die ganze Nacht hindurch über ihn nachdenkt.

 

 

Ps 63,8-9

 

Der unmittelbare Anlaß für das Nachsinnen des Psalmisten über Gott und sein Lob war die Sicherheit und die Hilfe, die er in Gott gefunden hatte. Weil Gott seine Hilfe (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ) und Stärke war (seine rechte Hand hielt ihn aufrecht), befand sich David in seiner Nähe im Schatten seiner Flügel (vgl. Ps 17,8; 36,8; 57,2; 61,5; 91,4 ) und pries den Herrn immerfort durch seinen Lobgesang.

 

 

C. Jubel über den Sieg

( 63,10-12 )

 

Ps 63,10-12

 

David kehrte von seinen Gedanken über das Lob als der Speise seiner Seele zu seiner gegenwärtigen Situation zurück. Aber im Hinblick darauf, was er von Gott wußte, sah er voller Zuversicht die Vertilgung seiner Feinde und ihren unehrenhaften Tod voraus. Infolge dieser Errettung jubelte David, der König, Gott zu, so wie alle diejenigen dazu Grund haben, die ihm treu sind. Der Lobpreis ist ein wesentliches Element im geistlichen Leben eines Menschen. Es sollte spontan dargebracht werden, wenn Gott zugunsten eines Gläubigen eingreift. Mit anderen Worten ist das Lob Gottes ein sichtbares Zeichen dafür, daß Gott handelt und seinem Volk gibt, was es bedarf.

 

 

Ps 64

 

Dies ist ein weiteres Gebet Davids um Gottes Gericht über die Feinde des Gerechten. David betete um Bewahrung vor denjenigen, die sich gegen ihn verschworen hatten. Dann schilderte er ihre arglistigen Pläne gegen den Gerechten. Er war davon überzeugt, daß Gott diese bösen Pläne statt dessen über die Gottlosen brächte.

 

 

A. Gebet um Bewahrung

( 64,2-3 )

 

Ps 64,2-3

 

David begann diesen Psalm mit einem Klageruf zu Gott. Er beklagte, daß sich die Übeltäter gegen ihn verschworen hatten, und bat Gott um seine Bewahrung, die er so nötig brauchte.

 

 

B. Arglistige Anschläge

( 64,4-7 )

 

Ps 64,4-5

 

David beschrieb, wie die Gottlosen ihren Anschlag auf den Unschuldigen in die Wege leiteten. Er verglich ihr Reden mit Schwertern (vgl. Ps 55,22; 57,5; 59,8 ) und Pfeilen - Waffen, die durchbohren und zerstören. Ihre verleumderischen Angriffe kamen plötzlich, wie aus einem Hinterhalt. Sie vertrauten ganz und gar auf ihr Tun; sie griffen andere furchtlos an.

 

 

Ps 64,6-7

 

Darüber hinaus ermutigten sich die Gottlosen gegenseitig mit ihren Anschlägen, die Ungerechtigkeit zu vollführen. Sie waren der Meinung, daß sie ein perfektes Verbrechen begingen, und dachten, daß sie sündigen könnten, ohne entdeckt zu werden. Das zeigt, so schloß David, wie verschlagen (vgl. Ps 83,4 ) das Herz eines Menschen sein kann.

 

C. Die Prophezeiung göttlichen Gerichtes

( 64,8-11 )

 

Ps 64,8-9 a

 

David prophezeihte, daß Gott eingreifen und die Gottlosen schlagen werde. Sie können verschlagen sein (V. 7 ), aber Gott wird sie mit Pfeilen beschießen . Das ist Gerechtigkeit, wenn die Bestrafung mit dem Verbrechen übereinstimmt. Ihre Zungen, die sich wie Pfeile gegen andere gerichtet haben (V. 4 ), werden von Gott gegen sie selbst gerichtet werden, und ihre verleumderischen Pläne (vgl. V. 6-7 ) werden ihnen selbst Verderben bringen.

 

 

Ps 64,9-11 (Ps 64,9b-11)

 

Jeder, der sie sieht, wird sie wegen ihrer arglistigen Pläne verachten. Darüber hinaus fürchteten die Menschen, die die Vernichtung der Gottlosen sahen (vgl. "fürchten" in V. 5 ), den Herrn und erzählten von seinem Tun. Gottes Gericht hatte eine langanhaltende Wirkung auf die Menschen. Die Gerechten haben Anlaß zum Jubel, sie schenken ihm erneut als ihrer Zuflucht Vertrauen, und sie preisen ihn.

 

 

Ps 65

 

Möglicherweise hat David hier einen Psalm geschrieben, der jährlich gesungen werden sollte, wenn das erste Getreide der Jahresgerstenernte vor den Herrn gebracht und vom Priester als Schwingopfer geschwungen wurde (vgl. 3Mo 23,9-14 und den Kommentar dort). Es ist ein Lied der Erntesegnung zur Feier der Güte Gottes gegenüber seinem Volk. In diesem "Lied" erklärte David, daß der Gott, der Gebete erhört, auch Sünde vergibt und dies aufgrund seiner unermeßlichen Güte geschieht. David verkündete darüber hinaus, daß Gott seine übernatürliche Macht gebraucht, um seinem Volk beizustehen. Weil Gott so gut war, erhoffte der Liederdichter den Segen Gottes für das Land, der dem Volk wiederum Wohlstand brächte.

 

 

A. Segen in den Vorhöfen Gottes

( 65,2-5 )

 

Ps 65,2-5

 

Der Psalmist verlieh seiner Überzeugung Ausdruck, daß Gott, wenn er Schuld sühnt, auch überreichlich segnet. Zu Beginn des Psalmes wird berichtet, daß die Menschen sich darauf einstellen, Gott zu preisen, weil er Gebete erhört (V. 2-3 ). Der Anlaß für das Gebet war offensichtlich ihre übergroße Sünde, aber Gott sühnte ihre Übertretungen (V. 4 ). Wer dabei nahe in die Gegenwart Gottes kommt, der wird glückselig (er wird gesegnet ; vgl. Ps 1,1 ) und zufrieden sein ( mit guten Dingen ; Ps 65,5 ). Die Sühne für die Sünde ermöglichte den Lobpreis des Volkes und an Festtagen ihr Eintreten in die Vorhöfe der Stiftshütte (der Begriff für Tempel lautet hLKAl , ein prächtiges Haus; vgl. den Kommentar zu Ps 5,8 ).

 

 

B. Die Macht Gottes vollführt herrliche Taten

( 65,6-9 )

 

Ps 65,6-9

 

Der Psalmist glaubte fest daran, daß Gott Gebet beantwortet. Er ist die Hoffnung für die Menschen in den entferntesten Gebieten der Erde.

Gottes Antworten auf Gebet geschehen häufig durch furchterregende Taten, denn das entspricht dem Wesen Gottes. Er bewies seine Macht und Stärke, als er die Berge bildete und die Meere und ihre Wogen besänftigte. Gottes Wunder bringen Furcht über die Menschen und veranlassen Lobgesänge auf der ganzen Welt ( wo der Morgen dämmert und der Abend dahinschwindet ).

 

 

C. Überreichliche Ernte

( 65,10-14 )

 

Ps 65,10-14

 

Der Psalmist hegte die Überzeugung, daß Israel ein überaus gutes Jahr erlebte, wenn Gott dem Land seinen Segen zuteil werden ließ. Vers 10 a faßt Gottes Wohltaten für das Land zusammen, und Verse 10 b- 11-14 a beschreiben im einzelnen Gottes Segnungen für das Land. Gottes Regiment über das Wasser bringt Getreide hervor (V. 10 b); Gottes Regenschauer bereiten das Land für die Frucht zu (V. 11 ); Gottes Segnung schafft eine überreiche Ernte (V. 12 ); Gott schenkt unbeackerten Gebieten wieder reichlich Gras (V. 13 ). Mit einem Wort, die Herden und das Getreide gedeihen unter seinem Segen (V. 14 a).

Der Psalmist schließt damit, daß die ganze Natur jubelt (V. 14 b), denn die überreiche Fruchtbarkeit gibt Zeugnis vom Segen Gottes.

 

 

Ps 66

 

Ps 66 ist ebenfalls ein an den Herrn gerichteter Dankespsalm. Wie Ps 65 könnte er ebenfalls für eine Feier geschrieben worden sein. Der unmittelbare Anlaß ist uns jedoch nicht bekannt. Im ersten Teil (V. 1-12 ) schreibt der Psalmist (es muß nicht zwangsläufig David sein) in der ersten Person Plural ("uns", "unser") und im zweiten Teil (V. 13-20 ) in der ersten Person Singular ("ich", "mich", "mein"). In diesem Psalm erkannte das Volk die Errettung durch Gott und rief die Völker dazu auf, in den Lobpreis des Herrn miteinzustimmen.

 

 

A. Das Volk pries Gott

( 66,1-12 )

 

Die Verse 1-9 richten sich an die Völker, Vers 10-12 an Gott. Der Psalmist rief die Völker dazu auf, an jedem Ort den Herrn zu preisen, denn er hatte Israel errettet.

 

 

Ps 66,1-4

 

Die ganze Erde , also jedermann, sollten den Herrn preisen und ihm zujauchzen (V. 1 ), singen (V. 2.4 ) und zu ihm reden (V. 3.4 ). Die Menschen sollten zum Jubel ermuntert werden, denn Gott hatte furchtbare Taten getan (vgl. V. 5 ) und seine Feinde beugten sich vor seiner großen Macht.

 

 

Ps 66,5-7

 

Der Psalmist rief dann die Völker auf, zu erkennen, daß die furchtbaren Taten Gottes (vgl. V. 3 ), die er für den Menschen tut, seine Souveränität bezeugen. Israels Durchzug durchs Rote Meer und den Jordan waren große Machttaten Gottes zur Errettung. Deshalb sollen die Menschen erkennen, daß er mit seiner Macht in Ewigkeit herrscht . Er bringt die Widerspenstigen zu Fall und errettet sein Volk.

 

 

Ps 66,8-9

 

Israel rief die Völker der Erde dazu auf, Gott zu preisen, denn dieser hatte es durch diese und andere Machttaten bewahrt.

 

 

Ps 66,10-12

 

Hier erkannte das Volk, daß Gott es mit Lasten und Unterdrückung geprüft, aber letztendlich doch zum Ort überreichlichen Segens gebracht hatte. Damit bekannte das Volk, daß Gott es den ganzen Weg geführt und es errettet hatte.

 

 

B. Der Psalmist leitete sie in ihrem Lobpreis

( 66,13-20 )

 

Der Psalmist, der Leiter der Versammlung, brachte das Tieropfer und den Lobpreis Gott dar.

 

 

Ps 66,13-15

 

In diesen Versen sprach der Psalmist Gott an, in Vers 16-20 wandte er sich an die Versammlung. Der Psalmist sagte, er wolle zum Tempel Gottes gehen und ein Brandopfer darbringen. Das war die Erfüllung seines Gelübdes, das er Gott gegeben hatte, als er in seiner Not ( Bedrängnis ) zum Herrn geschrien hatte.

 

 

Ps 66,16-20

 

Hier wandte sich der Psalmist mit dem Lobpreis Gottes an die Versammlung. Er berichtete ihnen, daß Gott auf sein Gebet geantwortet ( Ich schrie zu ihm ) und ihn errettet hatte. Das wäre jedoch nicht geschehen, wenn er an der Sünde festgehalten hätte (vgl. Spr 28,9; Jes 59,2 ). Aber Gott hatte gehört und sein Gebet beantwortet. Es wird hier deutlich: Das Volk Gottes soll sein Herz reinigen und zu ihm beten, wenn es in Not ist. Dann wird er antworten und seine Güte nicht versagen, und die Gläubigen können ihn preisen und erheben.

 

 

Ps 67

 

Nachdem der Psalmist um Gottes Gnade und Segen gebetet hatte, so daß das Volk seine rettenden Wege erkannte ( Ps 66 ), rief er nun das Volk auf, Gott für seine gerechten Gerichte zu preisen, so daß es sich an seiner Güte erfreuen konnte.

 

 

A. Gott sei uns gnädig

( 67,2-3 )

 

Ps 67,2-3

 

Der Schreiber bat um Gottes gnädiges Handeln und gebrauchte dabei einen Teil der priesterlichen Segensformel (V. 2 ; vgl. 4Mo 6,24-26 ). Der Satz " Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir" bezieht sich auf die Gunsterweisungen Gottes (vgl. den Kommentar zu Ps 4,7 ). Die Absicht dieses Gebetes liegt darin, daß Gottes errettende Wege der ganzen Welt bekannt werden sollen. Denn wenn Gott dieses Volk errettete, kam das anderen Völkern zu Ohren.

 

 

B. Es sollen dich preisen die Völker

( 67,4-8 )

 

Ps 67,4-8

 

In Vers 4-5 rief der Psalmist das Volk zum freudigen Lobpreis Gottes auf, denn er regiert gerecht. In Vers 6-8 rief er es zum Lobpreis Gottes auf, damit er es nun wieder segnen konnte, indem er ihm eine reiche Ernte bescherte. Das Erlebnis des Segens Gottes ermuntert Menschen dazu, ihn zu fürchten und anzubeten.

 

 

Ps 68

 

Dies ist "ein Lied", das den Triumphzug Gottes auf den Berg Zion hinauf besingt. Der Anlaß für die Niederschrift dieses Davidpsalmes könnte die Eroberung der Stadt ( 2Sam 5,6-8 ) oder das Hinauftragen der Bundeslade nach Zion ( 2Sam 6 ) oder irgendeine andere Triumphprozession nach einem bestimmten Sieg sein. Aufgrund seiner bildhaften Sprache paßt der Psalm auf verschiedene Anlässe. Es ist jedoch in jedem Falle ein Siegespsalm. Vers 19 deutet auf Jesus Christus und seine Himmelfahrt hin und wird auch von Paulus auf Christus bezogen ( Eph 4,8 ).

David betrachtete die Geschichte Israels von seinen Wüstenwanderungen bis zur Besetzung und Einnahme des Landes. Er betonte, daß die Wahl Gottes auf Zion gefallen war, was zur Folge hatte, daß Israel zahlreiche Kanaaniter gefangengenommen und von den Gefangenen viele Güter bekommen hatte. Das ist der Grund dafür, daß David Gott Lobgesänge sang: Gott zog um der Unterdrückten willen im Triumph voran. David rief andere dazu auf, mit ihm in das Lob ihres mächtigen Herrn einzustimmen.

 

 

A. Furcht und Lobpreis über Gottes Sieg

( 68,2-7 )

 

Ps 68,2-4

 

David betete, daß Gott seine furchterregende Macht beweisen solle. Die Worte in Vers 2 stimmen fast vollständig mit den Worten überein, die Mose sprach, wenn die Israeliten sich in der Wüste in Bewegung setzten ( 4Mo 10,35 ). Wenn Gott sich in seiner Macht erhebt, müssen die Gottlosen wie Rauch vergehen, der vom Wind fortgeblasen wird, und wie das Wachs vor dem Feuer schmilzt. Die Gerechten, die sich vor den Gottlosen in Sicherheit befinden, jubeln laut (vgl. Spr 28,12;29,2 ).

 

 

Ps 68,5-7

 

David lud das Volk dazu ein, den zu preisen, der auf den Wolken daherfährt (vgl. V. 34 ; Ps 104,3; Jes 19,1 ), was auf die Majestät Gottes hinweist. Gott steht aufgrund seines gewaltigen Tuns das Lob zu: Er errettet und tröstet die Unterdrückten ( Vaterlose und Witwen ) und läßt die Widerspenstigen einsam in der Wüste zurück.

 

 

B. Erinnerung an Gottes siegreiche Eroberung

( 68,8-19 )

 

Der Psalmist verfolgte nun das Hinaufziehen des Herrn aus der Wüste bis zu seinem Berg Zion.

 

 

Ps 68,8-11

 

Als Gott sein Volk durch die Wüste führte, erlebte es Erdbeben und Regengüsse (vgl. Ps 77,17-20 ). In der Wüste ermatteten sie, und sein Volk (das als sein Erbteil bezeichnet wird; vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,20 ) wurde durch den Regen erquickt. Gott sorgte voller Gnade für die Elenden.

 

 

Ps 68,12-15

 

Dann berichtete der Psalmist noch einmal von der siegreichen Besetzung des Landes Kanaan, aus dem Könige (V. 13.15 ) vertrieben worden waren. Die genaue Bedeutung von Vers 14 ist schwer zu verstehen. Der Vers scheint sich jedoch auf Ri 5,16 zu beziehen. Diese Stelle spricht negativ von einer Schar von Israeliten, die sich bei der Landnahme nicht voll und ganz einsetzten. Als etliche Israeliten des Nachts im Freien schliefen und sich nicht am Kampf beteiligen wollten, segnete Gott seine Taube (d. h. Israel; vgl. Ps 74,19 ). Ihre Besitztümer (vielleicht Beute von besiegten Feinden) waren wie Silber und Gold auf den Flügeln und Federn einer Taube. Wenn hier vom Schnee auf dem Zalmon gesprochen wird, könnte damit Schneefall auf einem Gebirge nahe Sichem gemeint sein (vgl. Ri 9,48 ), der Israel half, den Feind zu vertreiben. Es könnte damit auch gemeint sein, daß Gottes Sieg so erquickend war wie frisch gefallener Schnee.

 

 

Ps 68,16-19

 

Diese Verse sprechen von Gottes Erwählung des Berges Zion vor anderen Bergen und von seinem machtvollen Hinaufziehen nach Zion, das dem Handeln eines Eroberers gleichkommt. Der Ausdruck " die großen Berge des Landes Baschan " bezieht sich auf die Hermongebirgskette, die sich nur wenige Kilometer nördlich von Baschan befindet. Gott hatte Zion zu seinem Wohnort bestimmt und kam mit einem großen Begleitzug ( vieltausend mal tausend ) von Heerscharen von Engeln, die hier als Wagen in Erscheinung treten, in die Stadt hinein. So zog der Herr den ganzen Weg vom Sinai (vgl. V. 9 ) bis zu seinem Heiligtum in Zion. Sein Einziehen in Jerusalem (als David die Stadt eroberte, 2Sam 5,6-8 ,oder aber als David die Bundeslade nach Jerusalem brachte, 2Sam 6 ) war wie der Triumphzug eines mächtigen Eroberers, der mit den Gefangenen hinaufzieht und von den Besiegten, den Aufständischen, den Tribut erhält.

 

 

C. Die Folgen des Sieges Gottes

( 68,20-32 )

 

Ps 68,20-24

 

David pries den Herrn, Gott, der die Lasten der Gläubigen trägt und sie vor dem Tod errettet. David war der festen Überzeugung, daß Gottes Einziehen in Zion um seines Volkes willen die völlige Vernichtung seiner und des Volkes Feinde zur Folge hatte. Er brachte Israel aus der Gefahr heraus (so wie in Baschan , als sie Og erobert hatten; 4Mo 21,33-35 ) und aus anderen furchtbaren Situationen (so wie beim Durchzug durch das Rote Meer, was durch die Worte die Tiefen des Meeres angedeutet wird; vgl. Jes 51,10 ). Gott verhalf Israel zum Sieg über seine Feinde, was mit dem Bild der Füße dargestellt wird, die in das Blut der Feinde eintauchen, während die Hunde das Blut auflecken (vgl. 1Kö 22,38 ).

 

 

Ps 68,25-28

 

Gottes triumphaler Einzug in Zion und in das Heiligtum wird hier noch einmal dargestellt. Es werden Sänger und Musikanten beschrieben. Alle, die den sieghaften Einzug Gottes erlebten, sollten ihn preisen. Die Stämme Benjamin und Juda, ein kleiner und ein großer Stamm, stehen für den südlichen Teil des Königreiches, Sebulon und Naftali für den nördlichen Teil. Vielleicht haben die letzten beiden Stämme hier Erwähnung gefunden, weil Debora und Barak einen Lobgesang über sie gesungen haben ( Ri 5,18 ).

 

 

Ps 68,29-32

 

Der Schreiber bat Gott um einen erneuten Beweis seiner Macht. Wenn die Könige der Heiden seine Stärke und seinen Tempel sähen, würden sie sich unterwerfen und ihm Tribut bezahlen. Das Tier im Schilf (V. 31 ) ist ein Bild für den Feind, möglicherweise für Ägypten (V. 32 ). Die Stiere deuten auf die Macht Ägyptens hin. Aber die Gesandten aus diesem Volk und aus Kusch , dem Nachbarn Israels im Süden, werden schließlich gedemütigt und zerstreut und unterwerfen sich Gott.

 

 

D. Aufruf zum Lobpreis

( 68,33-36 )

 

Ps 68,33-36

 

Der Psalmist rief die Völker zum Lobgesang dessen auf, der auf den Himmeln einherfährt (vgl. V. 5 ). Sie sollten seine Macht und Majestät erkennen, die sich an Israel und in den Himmeln zeigte und die auch seinem Volk gegeben wird.

 

 

Ps 69

 

David bat Gott, ihn vor der Vernichtung zu erretten, denn er ertrug Schande und die Ablehnung von seinen Freunden um des Herrn willen. Er betete, daß Gott die Grausamkeit seiner Unterdrücker vergelten möge, und blickte dem allumfassenden Lob Gottes und seiner Wiederherstellung entgegen.

 

 

A. Davids Feinde haßten ihn ohne Grund

( 69,2-5 )

 

Ps 69,2-5

 

In seinen Nöten wandte sich der Psalmist an den Herrn. Er gebrauchte das Bild des Ertrinkens, um zu verdeutlichen, daß er sich an der Schwelle des Todes befand und gestorben wäre, wenn Gott ihn nicht errettet hätte. Seine Nöte waren durch die zahllosen Feinde entstanden, die ihn vertilgen wollten. Sie haßten ihn ohne Grund (vgl. Ps 35,19 ) und zwangen ihn, seine Besitztümer abzugeben (die er nicht gestohlen hatte).

 

 

B. Davids Eifer um das Haus Gottes

( 69,6-13 )

 

Ps 69,6-13

 

David wollte Gott zum Handeln für ihn herausfordern, denn er litt wegen seines Eifers für den Herrn. Auch wenn er ein Sünder war (V. 6 ), war das nicht der Grund seiner jetzigen Bedrängnis. Statt dessen litt er um des Herrn willen (V. 8 ). Seine eigenen Verwandten haßten ihn, obwohl er Eifer für den Herrn hatte (V. 9-10 ). Ihre Beschimpfungen, die eigentlich Gott galten, richteten sich nun gegen David. Als ihn der Kummer drückte, fastete er (ein Zeichen der Trauer; vgl. Ri 20,26; 1Sam 31,13; 2Sam 12,16; 1Kö 21,27; Neh 1,4 ) und trug Sackkleider (ebenfalls ein Zeichen der Trauer; vgl. 1Mo 37,34; 1Kö 21,27; Neh 9,1; Est 4,1-4; Ps 30,12; 35,13; Kl 2,10; Dan 9,3 ). Sogar dann sangen seine Feinde (einschließlich der Richter, die in den Toren saßen) und die Trunkenbolde Spottlieder über David.

 

 

C. David betete zum Herrn

( 69,14-29 )

 

Ps 69,14-19

 

Der Psalmist bat den Herrn, ihn vor dem bevorstehenden Tod zu erretten. Zu Gottes Zeitpunkt ( der Zeit deiner Gnade ) und aus seiner Liebe ( HeseD ; V. 14.17 ) und Gnade heraus sollte Gott David rasch von seinem Elend und seiner Bedrängnis (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ) erretten ( Ps 69,15.19 ) und erlösen ( pADCh ; vgl. den Kommentar zu Ps 26,11 ). Noch einmal gebrauchte David das Bild des Wassers , das ihn fast ertrinken ließ (vgl. Ps 69,3 ).

 

 

Ps 69,20-22

 

David fand Vertrauen in dem Wissen, daß Gott von ihren Anschuldigungen wußte (vgl. Schmähungen in V. 11 ). Gott wußte auch von der schlechten Behandlung Davids durch seine Feinde (sie gaben ihm Galle ( rO?S , möglicherweise eine giftige Pflanze) zu essen und Essig zu trinken). Das Wort für Speise ( bArUT ) steht für eine Mahlzeit, die "ein Trauernder von engen Freunden erhält. Der Gebrauch des Wortes betont die Heuchelei ihres Verhaltens" (A. Cohon, The Psalms , S. 219).

 

 

Ps 69,23-29

 

In der Verwünschung seiner Feinde betete David darum, daß ihre eigene Speise ihnen zum Verhängnis werden solle, daß ihre Augen verfinstert werden sollten, so daß sie nichts sehen konnten, und daß ihre Rücken vor Kummer gebeugt werden sollten. Er bat darum, daß sie vom Zorn Gottes überwältigt werden und ihre Wohnungen wegen ihres Todes wüst werden sollten. Diese Strafen waren gerecht, denn sie hatten dem Volk Gottes übel zugesetzt (V. 27 ).

David betete im Anschluß daran, daß Gott sie für schuldig befinden und aus dem Buch des Lebens auslöschen sollte (vgl. Offb 20,15 ). In der Bibel steht das Öffnen bestimmter Bücher für das Gericht (vgl. Dan 7,10; Offb 20,12 ). Es scheint so, als ob Gott die Namen der Frommen "auflistet". Aber selbstverständlich hat Gott in seiner Allmacht keine schriftliche Niederlegung nötig. Die Betonung liegt darauf, daß die Gottlosen an Gottes ewigem Segen keinen Anteil haben.

 

 

D. Der Herr erhört den Elenden

( 69,30-37 )

 

Ps 69,30-34

 

David betete noch einmal in seiner Bedrängnis, daß der Herr seine Rettung sein (vgl. V. 14 ) und ihn bewahren möge. David harrte voller Vertrauen auf die Rettung Gottes und gelobte, den Herrn zu preisen. Er wußte, daß Dank Gott mehr gefällt als das Opfer eines Rindes oder eines Stieres. Hörner waren ein Zeichen dafür, daß das Tier erwachsen war; nur Tiere mit gespaltenen Hufen durften geopfert werden ( 3Mo 11,3 ). Die Elenden und die Bedürftigen (vgl. Ps 70,6 ) sollten die Rettung Gottes an David sehen und Freude und Ermutigung erfahren. Sie erhielten die Bestätigung, daß der Herr auch ihr Rufen erhören werde, weil er sein Eigentum nicht verachtet.

 

 

Ps 69,35-37

 

David rief zum allumfassenden Lobpreis Gottes in Vorausahnung seiner Errettung des ganzen Volkes und der Besiedlung des Landes durch Israel auf.

In diesem Psalm steht das Gebet um Errettung vom Leiden um des Herrn willen im Vordergrund. Teile des Psalmes haben sich in Christus erfüllt: Er wurde gehaßt (V. 5 ; vgl. Joh 15,25 ), er eiferte ( Ps 69,10; vgl. Joh 2,17 ), und er bekam am Kreuz Essig zu trinken ( Ps 69,22; vgl. Mt 27,48 ). So deutet der Psalm in einigen Teilen auf Christus hin. Er ist die Verkörperung der Gerechten, die um ihres Eifers willen, Gottes Willen zu tun, Verfolgung erleiden.

 

 

Ps 70

 

Dieser kurze Psalm enthält ein Gebet Davids um schnelle Errettung aus seiner gegenwärtigen schlimmen Situation. David blickt in diesem Psalm auch dem Jubel entgegen, der dem Elend folgen wird. Die Überschrift besagt, daß es eine "Bitte" ist (wörtl.: "zum Gedächtnis"; vgl. die Überschrift zu Ps 38 ). Vielleicht deutet das darauf hin, daß der Psalm in Verbindung mit den Opfern Verwendung fand (vgl. 1Chr 16,4 ), die den Herrn an das erinnern sollten, worum er gebeten worden war.

 

 

A. Eile mir zur Hilfe

( 70,2-4 )

 

Ps 70,2-4

 

Der Psalmist schrie zu Gott, daß er ihm eilends helfen möge (vgl. V. 6 und den Kommentar zu Ps 31,3 ). Die Feinde wollten ihn ins Verderben stürzen (vgl. Ps 35,4.8; 38,13 ). Deshalb war seine Bitte dringend. Er betete, daß jene, die Schande über ihn gebracht und ihn entehrt hatten ( Ps 69,20 ), selbst Schmach erfahren ( Ps 70,3-4;71,13 ) und wegen ihrer Schande umkehren sollten (vgl. Ps 6,11;40,15 ), so daß sie David nicht länger verhöhnen konnten ( Haha! ).

 

 

B. Gelobt sei Gott

( 70,5-6 )

 

Ps 70,5-6

 

Der Psalmist betete, daß alle, die den Herrn suchen und seine Errettung lieben, sich freuen und " Gelobt sei Gott! " sagen sollten. David bezeichnete sich selbst als arm und elend (vgl. Ps 40,18; vgl. den Kommentar zu Ps 37,14 ) und betete um eine rasche Errettung (vgl. Ps 70,2 ). Gott war die einzige Quelle der Hilfe (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ).

 

 

Ps 71

 

Ps 71 vereint in sich Elemente aus mehreren anderen Psalmen ( 22; 31; 35; 40 ). Dennoch bildet er auch in sich selbst eine Einheit, denn er spricht von dem Glauben eines älteren Menschen durch fast sein ganzes Leben hindurch.

 

 

A. Gebet um Hilfe vom Herrn

( 71,1-4 )

 

Ps 71,1-4

 

Der Psalmist wandte sich an den Herrn und betete um Errettung vor den Gottlosen. Diese Bitte wird dadurch unterstrichen, daß der Psalmist Gott zutraut, ihn zu erretten. Gott war seine Zuflucht (V. 1 ), sein Fels der Zuflucht (V. 3 ; vgl. Ps 31,3 ) und seine Feste (dasselbe hebr. Wort wie in Ps 18,3;31,5;91,2 ). Der Psalmist sehnte sich nach fortwährender Sicherheit, nach Schutz ( Ps 71,3 ) und nach Errettung vor den Gottlosen (V. 4 ).

 

B. Gebet aufgrund langwährenden Vertrauens

( 71,5-13 )

 

Ps 71,5-8

 

Der Psalmist beteuerte nochmals trotz seiner Bedrängnisse sein uneingeschränktes Vertrauen auf den Herrn. Gott war seine Hoffnung (vgl. Ps 25,5.21; 33,20; 39,8; 62,6 ), der eine, auf den er von seiner Jugend an vertraut hatte (vgl. Ps 71,17 ). Obwohl sich viele über ihn verwunderten (er schien ihnen mächtig zu sein), wollte er weiterhin auf den Herrn, seine sichere Zuflucht, vertrauen und ihn (V. 6.8 ) und seine Pracht (vgl. den Kommentar zu Ps 29,2 ) preisen. (Das hebr. Wort für "Zuflucht" ist hier maHseh , "Schutz vor Gefahr". Es wird auch in Ps 14,6; 46,2; 61,4; 62,8; 73,28; 91,2.9 gebraucht. Es unterscheidet sich von dem Begriff, der in Ps 71,1 gebraucht und mit "ich habe meine Zuflucht genommen" [ HAsCh ] übersetzt wird [ist aber mit dem Nomen maHseh verwandt] und auch von dem Wort mAZNn , "Wohnung" [vgl. Ps 90,1; 91,9 ], das in Vers 3 mit "Hort" wiedergegeben wird.)

 

 

Ps 71,9-13

 

Der Psalmist betete um fortwährenden Schutz ( verlaß mich nicht ; vgl. V. 18 ) in seinen alten Tagen, denn manch einer wollte ihm Böses antun. Sie dachten, Gott hätte ihn verlassen - eine recht merkwürdige Annahme! - und meinten, sie könnten ihn packen und töten. Deshalb bat der Psalmist, daß Gott ihm rasch (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ) helfen und Schande (vgl. Ps 71,24 ), Spott und Schmach über sie bringen solle (vgl. Ps 70,3-4 ).

 

 

C. Ein Leben voller Lob setzt sich fort

( 71,14-24 )

 

Weil der alternde Psalmist sein ganzes Leben hindurch auf den Herrn vertraut hatte, gelobte er, Gott auch für seine Errettung in der Zukunft zu loben.

 

 

Ps 71,14-18

 

Der Schreiber hoffte auf Gott und pries ihn für seine Gerechtigkeit, seine unergründliche Rettung und mächtige Befreiung (vgl. V. 24 ).

Das Leben des Psalmisten war von seiner Jugend an (vgl. V. 5 ) mit dem Lob über Gottes wunderbare Taten erfüllt. Nun, da er alt war (vgl. V. 9 ), hatte er noch immer den Wunsch, ihn zu preisen, aber Gott durfte ihn nicht verlassen (vgl. V. 9 ), wenn er von der Macht Gottes sprach.

 

 

Ps 71,19-21

 

Der Psalmist wiederholte einige der großen Dinge, die Gott für ihn getan hatte. In seiner Gerechtigkeit (vgl. V. 2.15 ) hatte Gott viele große Dinge getan (V. 19 ). Deshalb ist er unvergleichbar. Die rhetorische Frage: Wer ist dir gleich, Gott? wird mit geringen Variationen in der Wortwahl mehrere Male in den Psalmen gestellt (vgl. Ps 35,10;77,14;89,7;113,5; vgl. auch 2Mo 15,11; Mi 7,18 ).

Gott hatte dem alternden Psalmisten klar gemacht, daß er, der von Bedrängnissen erretten kann, auch sein Leben wieder neu gemacht hatte, indem er ihn aus den Tiefen der Erde heraufgeführt hatte (d. h. von der Schwelle des Todes; vgl. Ps 30,2; 130,1 ). Deshalb glaubte der Psalmist, daß Gott ihn noch einmal groß machen und trösten werde.

 

 

Ps 71,22-24

 

In diesen abschließenden Versen gelobte der Psalmist, Gott mit Gesang und mit Musikinstrumenten zu loben ( die Harfe und die Leier - offensichtlich beides Saiteninstrumente - die beide häufig in den Psalmen erwähnt werden), wenn er jubelte und von den Taten Gottes (vgl. V. 16-17 ) erzählte (vgl. V. 15 ). Die Bezeichnung Heiliger Israels , die im Buch Jesaja häufig Verwendung findet, taucht im Buch der Psalmen nur dreimal auf ( Ps 71,22; 78,41; 89,19 ). Dieses Lob dauerte den ganzen Tag über an, denn Gott ließ alle seine Feinde beschämt werden (vgl. Ps 71,13 ).

Die Psalmen

 

Ps 72

 

Zwei Psalmen ( 72; 127 ) im Buch der Psalmen stammen von Salomo. Ps 72 spricht von der Herrschaft des Königs Salomo und von der Herrschaft des Messias. Der Psalm beschreibt den Segen, der aus der Gerechtigkeit der theokratisch regierenden Herrscher Gottes hervorströmt. Salomo erwartete, daß der König um der Unterdrückten willen in Gerechtigkeit und Frieden regieren und daß sich sein Herrschaftsbereich über viele Könige von Meer zu Meer erstrecken werde. Der Psalmist betete um Frieden und Wohlergehen und gründete seine Bitte darauf, daß der König ein Befreier der Unterdrückten und deshalb der Ehre, der Macht und der Herrschaft würdig sei.

 

 

A. Gebet um gerechtes Gericht

( 72,1-7 )

 

Ps 72,1-4

 

Der Psalm beginnt mit einem Gebet, daß Gott dem König doch die göttliche Fähigkeit zum gerechten Gericht geben möge (V. 1-2 ). Der Psalmist sah voraus, daß der König, wenn er in Gerechtigkeit regierte (V. 1-3 beinhalten jeweils das Wort Gerechtigkeit ), Wohlergehen (vgl. V. 7 ) und Frieden brachte. Er sollte auch für den Bedrückten und den Armen (vgl. V. 12-13 ) Recht sprechen (V. 12 ) und die bestrafen, die den Armen ausbeuten.

 

 

Ps 72,5-7

 

Der Übersetzung er möge lange leben (aus der LXX) ist die Wiedergabe von "du wirst gefürchtet sein" (aus dem Hebräischen) vorzuziehen. Wenn die Verse so übersetzt werden, beziehen sie sich nicht auf einen menschlichen König, sondern auf Gott, der über alle Generationen hinweg existiert. Wenn die Herrschaft eines Königs gerecht ist, tut seine Regierung dem Volk wohl. Wie Regen auf der Erde verhilft der aufrichtige Herrscher dem Gerechten, im Überfluß zu blühen und zu gedeihen.

 

 

B. Die Erwartung seiner Herrschaft

( 72,8-11 )

 

Ps 72,8-11

 

Der Psalmist sah voraus, daß sein Königreich sich von einem Meer zum anderen und vom Euphrat um die ganze Erde erstrecken werde. Menschen, die in der Wüste lebten, sollten sich vor ihm beugen und seine Feinde in Unterwerfung gedemütigt werden ( den Staub lecken ). Könige ferner Länder sollten ihm Tribut zollen und sich vor ihm beugen. Diese Könige sollten von weit entfernten Orten herkommen, darunter auch aus Tarsis, Scheba (vgl. V. 15 ; der Ort liegt im heutigen Jemen im Südwesten der arabischen Halbinsel) und Saba (in Oberägypten; vgl. 1Mo 10,7 ).

 

 

C. Rechtfertigung für die Herrschaft

( 72,12-14 )

 

Ps 72,12-14

 

Der Psalmist erläuterte, daß der König einer solchen Herrschaft (V. 8 ) und der ihm zugemessenen Ehre würdig sei (V. 9-11 ), denn er war der Befreier für die Unterdrückten. Er wird den Armen ( arm taucht dreimal in V. 12-13 auf) und den Elenden (vgl. V. 4 ) erretten, der zu ihm ruft. Er wird sich der Schwachen erbarmen und sie erretten, denn ihr Blut (d. h. ihr Leben) ist ihm kostbar.

 

 

D. Gott gebührt das Lob

( 72,15-20 )

 

Ps 72,15-17

 

Aufgrund der wunderbaren und gerechten Herrschaft des Königs brachten die Menschen ihm Gaben dar (z. B. Gold aus Scheba ; vgl. den Bericht über die immense Menge Gold, die Salomo von der Königin von Saba erhielt; 1Kö 10,10 ), beteten für ihn, und sie wurden durch ihn gesegnet. Die Menschen beteten um Fruchtbarkeit der Felder (vgl. Ps 72,3.6-7 ), so daß es Getreide und Früchte im Überfluß gab. Der Libanon mit seinen Zedernwäldern war ein Bild für ein blühendes Land. Die Segnungen einer solchen Königsherrschaft stehen miteinander in Wechselwirkung: Er segnet die Völker (vielleicht mit Handel und Friedensbündnissen), und sie reden im Gegenzug Gutes über ihn.

 

 

Ps 72,18-20

 

Vers 18-19 enthalten den zweiten Lobgesang des Buches, und damit endet Buch II ( Ps 41-72 ) des Psalters. Die Verse schließen Worte des Lobpreises des Herrn, des Gottes Israels, und die Bitte mit ein, daß seine Herrlichkeit überall offenbar werden möge. Aus Vers 20 wird deutlich, daß damit die Gebete Davids zu Ende sind. Dennoch geben weitere 18 Psalmen die Autorschaft Davids in der Überschrift an ( Ps 86; 101; 103; 108-110; 122; 124; 131; 133; 138-145 ).

 

 

III. Buch III

( Ps 73-89 )

 

Elf der 17 Psalmen dieses Teiles stammen von Asaf ( Ps 73-83 ), einer von David ( Ps 86 ), drei von den Söhnen Korachs ( Ps 84-85;87 ), einer von Heman ( Ps 88 ), und ein weiterer von Etan ( Ps 89 ). Asaf, Heman und Etan waren levitische Musikanten und lebten zur Zeit Davids ( 1Chr 15,17.19 ).

 

 

Ps 73

 

Dieser Psalm behandelt dasselbe Thema wie Ps 49 und könnte daher unter die Weisheitspsalmen eingereiht werden. Der Psalm sollte jedenfalls mit Hinblick auf das Thema "Weisheit" näher betrachtet werden. Asaf berichtete von den Zweifeln, die ihn beinahe überwältigt hätten, als er das Leben eines auf das Diesseitige ausgerichteten Menschen mit seinem eigenen Leben verglich. Aber dann bekannte er die Sündhaftigkeit seiner Gedanken und machte deutlich, daß der Unterschied in ihrem Los ihn dahin brachte, den richtigen Blickwinkel zu behalten.

 

 

A. Das Wohlergehen der Gottlosen

( 73,1-14 )

 

Ps 73,1-3

 

Asaf legte zu Beginn dieses Psalmes dar, daß er beinahe ausgeglitten wäre (vgl. Ps 94,18 ) und sein Vertrauen auf den Herrn verloren hätte, obwohl Gott gut ist zu jenen in Israel, die auf ihn vertrauen und ein reines Herz haben (vgl. V. 13 ). Der Psalmist hob seine eigene Situation hervor, indem er vier Verse mit einem hebräischen Ausdruck beginnen ließ, der mit ich aber ( Ps 73,2.22-23.28 ) übersetzt wird. Sein Vergehen war der Neid auf das Wohlergehen der Gottlosen. Warum sollte es den Menschen, die sich Gott entgegenstellen, besser ergehen als jenen, die ihm vertrauen? Dieses Problem wurde so groß, daß er beinahe den Glauben an Gottes Güte verloren hätte.

 

 

Ps 73,4-12

 

Asaf ging auf das Wohlergehen der Gottlosen näher ein, das ihm solche Schwierigkeiten machte. Er beobachtete, daß die Gottlosen keine Schwierigkeiten zu haben schienen wie andere Menschen (V. 4-5 ). Sie hüllen sich in Hochmut und Gewalt ein (V. 6 ). Ihre bösen Anschläge sind unbegrenzt (V. 7 ). Ihre Rede ist voller Hohn, Arglist und Hochmut, als wenn ihnen die Erde gehörte (V. 8-9 ). Viele Menschen werden von ihrem bösen Tun (sie wenden sich ihnen zu , V. 10 ) und von ihrem dreisten Selbstvertrauen fortgerissen, und sie meinen, Gott kenne ihre Sünde nicht (V. 11 ; vgl. Ps 94,7 ). Sorglos (vgl. Ps 73,4-5.12 ), wie die Gottlosen sind, ergeht es diesen Hochmütigen immer wohl.

 

Ps 73,13-14

 

Asaf gestand, daß er über den Wert seiner Errettung verwirrt war. Er war bald der Ansicht, daß er sich vergeblich gereinigt hatte (vgl. rein in V. 1 ), denn aufgrund seines Glaubens an den Herrn wurde er geplagt und gezüchtigt. So wie vielen Gläubigen vor ihm und nach ihm machte Asaf die Tatsache zu schaffen, daß es Gott den Gottlosen scheinbar wohlergehen ließ und den Gerechten bestrafte.

 

B. Das Los der Gottlosen und des Gerechten

( 73,15-28 )

 

Ps 73,15-20

 

Asaf überwand seine Zweifel, indem er über das Los der Gottlosen nachdachte. Erstens erkannte er die Gottlosigkeit seines früheren Schlusses im Hinblick auf diese Überlegung an. Seine Worte sind wie ein Bekenntnis, denn er wußte, welch eine Treulosigkeit seine Worte für die Versammlung sein konnten (V. 15 ). Der ganze Konflikt war für ihn schmerzhaft ( niederdrückend ), bis er im Heiligtum verstand, was mit den Gottlosen geschehen wird. Gott wird sie auf gefährlichen ( schlüpfrig ; vgl. "ausgeglitten" in V. 2 ) Grund stellen, wo sie stolpern und fallen werden, sie werden niedergeworfen zur Vernichtung und werden plötzlich ausgerottet.

Wenn Gott endlich die Dinge ins Lot bringt, werden die Gottlosen wie Trugbilder (ein Traum) und keine Wirklichkeit mehr sein. Das war die negative Seite der Lösung von Asafs Problem.

 

 

Ps 73,21-26

 

Die positive Seite der Lösung war Asafs Überzeugung von seinem eigenen, ruhmreichen Schicksal. Er bekannte, daß seine Sicht durch Unverständnis getrübt worden war. Wenn er nicht so unverständig gewesen wäre, gestand er ein, wäre sein Herz nicht so erbittert worden (V. 21-22 ). ( Sich grämen heißt wörtl.: "bitter werden"; verbittert heißt wörtl.: "stechenden Schmerz fühlen".) Asafs eigene Lage stand im Gegensatz zu den Gottlosen, denn er wußte, daß Gott immer bei ihm war (V. 23 ), ihn weise führte ( mit seinem Rat ) und ihn in die Herrlichkeit aufnahm (V. 24 ). "In die Herrlichkeit" könnte auch mit "mit Herrlichkeit" übersetzt werden und bedeutet, daß Gott Asaf durch seine Schwierigkeiten hindurch führte, so daß er Ehre (und nicht Schande; vgl. Ps 4,3 ) in seinem Leben empfing.

Zudem versicherte Asaf, daß er nichts außer Gott im Himmel und auf der Erde habe. Obwohl Asaf niedergedrückt war, war Gott doch seine Stärke (vgl. Ps 18,2 ) und sein Teil (vgl. Ps 16,5; 119,57; 142,6 ). Es gibt Gottlose, denen es materiell gesehen wohl ergeht, aber nur der geistliche "Besitz" der Gerechten wird Bestand haben.

 

 

Ps 73,27-28

 

Asaf schloß, daß diejenigen, die Gott ferne sind und die Treue gebrochen haben, vertilgt werden, aber daß jene, die Gott nahe sind, Freude und Sicherheit erlangen. Obwohl Asaf fast sein Vertrauen auf Gott verloren hätte (vgl. V. 2 ), war er sich nun wieder sicher, daß Gott ihn sicher bewahrte und seine Zuflucht war ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl. Ps 14,6; 46,2; 61,4; 62,8-9; 71,7; 91,2.9 ). Die Nähe Gottes hilft Gläubigen stets, eine ausgewogene Sicht der materiellen Dinge und der Gottlosen zu behalten.

 

 

Ps 74

 

Asaf bat Gott, seines Volkes zu gedenken, weil sein Feind das Heiligtum verwüstet hatte. Er betete, daß Gott, der bei der Vertilgung ihrer Feinde in der Vergangenheit geholfen hatte, nicht zulassen würde, daß sie zuschanden würden.

 

 

A. Gebet um Gedenken an das Volk Gottes

( 74,1-2 )

 

Ps 74,1-2

 

Der Psalmist bat Gott, nicht weiterhin zornig auf die Schafe seiner Weide zu sein (d. h. auf das Volk Gottes; vgl. Ps 79,13; 95,7; 100,3 ). Gott sollte jener gedenken (und auf sie acht haben), die er erlöst hat (vgl. 2Mo 15,13 ), damit sie sein Erbteil seien (vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,20 ), und er sollte seiner Wohnung in Zion gedenken. (Der Begriff Stamm steht für das Volk, wie in Jer 10,16 deutlich wird.)

 

 

B. Klage über die Zerstörung

( 74,3-9 )

 

Ps 74,3

 

Asaf betete, daß Gott sich ihnen zuwenden und sein Volk retten möge, denn der Feind hatte das Heiligtum verwüstet und das Volk in Gefahr gebracht. Das Wort verwüstet und die Bemerkungen in Vers 4-8 weisen auf eine völlige Zerstörung des Heiligtums hin (vgl. Ps 79 ). Auf welches historische Ereignis sich diese Situation bezieht, muß offen bleiben. Der einzige Anlaß, der dazu paßt, könnte der Einfall der Babylonier 586 v. Chr. sein. Diese Datierung steht jedoch im Widerspruch zu der Autorschaft Asafs, der zur Zeit Davids gelebt hat, weshalb dieses Ereignis als mögliche Erklärung ausscheidet.

 

 

Ps 74,4-8

 

Wie der Psalm berichtete, hatte der Feind im Heiligtum gebrüllt und es zerstört. Die Schnitzereien waren von Äxten und Beilen zerschlagen, das Heiligtum ( der Wohnort Gottes ; vgl. Ps 76,3;84,2;132,5.7; seines Namens , d. h. der Ort, an dem Gott sein Wesen offenbart hatte; vgl. "Name" in Ps 74,10.18.21 ) war ebenso abgebrannt, wie alle Versammlungsorte im Land abgebrannt waren.

 

 

Ps 74,9

 

Der Psalmist litt Kummer angesichts der Tatsache, daß es keinen Propheten gab, der dem Volk geistlichen Rat geben oder darlegen konnte, wie lange diese notvolle Zeit noch dauern würde.

 

 

C. Bitte um Hilfe

( 74,10-17 )

 

Ps 74,10-17

 

Weil es keinen Propheten mehr gab (V. 9 ), rief der Psalmist selbst Gott um Hilfe an und fragte ihn, wie lange (vgl. V. 9 und den Kommentar zu Ps 6,4 ) der Feind sie noch verhöhnen (vgl. Ps 74,22 ) und Gott schmähen (vgl. V. 18 ) werde. Asaf hoffte, daß Gott nicht länger abwarten, sondern seine rechte Hand , ein Symbol seiner Macht, ausstrecken und diesen vertilgen werde (V. 11 ). Asaf versuchte, Gott herauszufordern, indem er ihn daran erinnerte, wie er in der Vergangenheit geholfen hatte: Gott ist der souveräne König und Retter (V. 12 ), Gott errettete Israel durch das Meer hindurch (das Rote Meer, V. 13 ), er schlug den Leviatan, ein siebenköpfiges Untier, das hier die Macht Ägyptens symbolisierte (V. 14 ), und er hat die völlige Gewalt über die Natur (V. 15-17 ), also auch über Flüsse, über Tag und Nacht, über die Sonne und den Mond und über die Jahreszeiten. Aufgrund der Taten Gottes in der Vergangenheit erhoffte sich Asaf Gottes Hilfe in der Gegenwart.

 

 

D. Gedenke des Bundes

( 74,18-23 )

 

Ps 74,18-23

 

Asaf bat Gott, den arglistigen Spott des Feindes nicht zu vergessen (vgl. V. 10.22 ) und seine Taube (d. h. einen wehrlosen Vogel, nämlich Israel; vgl. Ps 68,14 ) zu beschützen und an seinen Bund zu gedenken, so daß sein Volk - unterdrückt, arm und elend (vgl. den Kommentar zu Ps 37,14 ) - nicht die Schmach der Niederlage erlitte. Gott, so sagte Asaf, möge erkennen, daß die Feinde Lästerer sind, die ihn verhöhnen ( Ps 74,22; vgl. V. 10.18 ). Deshalb sollte Gott sein Volk nicht verlassen, sondern für seine Sache eintreten und seinen tobenden, schreienden Feinden eine Niederlage zufügen.

 

 

Ps 75

 

Dieser Psalm feiert einen Sieg, der noch in der Zukunft lag. Der Psalmist erkannte, daß Gott zur festgesetzten Zeit Gericht bringen werde und daß das Gericht die Gottlosen vernichten und die Gerechten erhöhen werde. Deshalb ermahnte er die Gottlosen, sich doch Gott, der allein retten kann, zu unterwerfen.

 

 

A. Gott bestimmt das Gericht

( 75,2-4 )

 

Ps 75,2-4

 

Um des Volkes willen pries Asaf Gott dafür, daß er ihm so nahe war und wunderbare Werke vollbrachte (V. 2 ). Besonders hervorzuheben war unter den Taten Gottes sein Gericht (V. 3 ; vgl. V. 8 ; Ps 94,2 ), und auch wenn unter seinem Gericht die Erde erbebt, läßt er sie doch bestehen ( Ps 75,4 ).

 

 

B. Gott ist der Richter

( 75,5-9 )

 

Ps 75,5-7

 

Gott ermahnte die Gottlosen, ihre Herzenshaltung ihm gegenüber doch zu ändern. Sie sollten nicht hochmütig Gott trotzen. Erhebt nicht euer Horn ist ein Bild aus der Tierwelt und deutet auf trotziges, prahlerisches Selbstvertrauen hin. Darüber hinaus sollten die Gottlosen nicht mit emporgestrecktem Hals sprechen, d. h. in halsstarriger Auflehnung gegen Gott. Die Gottlosen sollten erkennen, daß, wenn er richtet, keine irdische Hilfe mehr zu erwarten ist.

 

 

Ps 75,8-9

 

Der Psalmist warnte die Gottlosen, daß sie, weil Gott der Richter ist (vgl. V. 3 ), sicher seinen ganzen Zorn erleben werden. Diese Aussage wird mit dem Bild eines Bechers voll schäumenden Weins (vgl. Hi 21,20; Jes 51,17; Jer 25,15 ) verdeutlicht. Alle Gottlosen werden ein furchtbares Gottesgericht erleben, und sie müssen den Becher bis zur Neige leeren.

 

 

C. Gottes Gericht ist sehr zu loben

( 75,10-11 )

 

Ps 75,10-11

 

Asaf gelobte, Gott für den Sieg der Gerechten Loblieder zu singen. In Vers 11 spricht möglicherweise Gott selbst und legt dar, daß er den Widerstand aller Gottlosen zerstören und den Gerechten erhöhen wird. Das wird Grund zum Lobpreis sein.

 

 

Ps 76

 

Dies ist ein Loblied über die Macht des Gottes Jakobs. Der Psalmist Asaf erzählte, daß Gott sich in Jerusalem mit seinem Gericht bekannt gemacht hatte. Asaf beschrieb, wie Gott die Gottlosen vernichtete und die Gerechten errettet hatte. Aufgrund dieses Tatbestandes ermahnte Asaf die Führer, Gott ein Gelübde abzulegen.

 

 

A. Gottes Gericht ist bekannt

( 76,2-4 )

 

Ps 76,2-4

 

Gott hatte sich mit der Vernichtung der Feinde Israels bekannt gemacht. Er zerbrach die Waffen all derjenigen, die gegen Jerusalem, Salem (sonst nur in 1Mo 14,18; Hebr 7,1-2 ) und Zion Krieg führten. (Zu Gottes Wohnung in Jerusalem vgl. Ps 74,7;84,2;132,5.7 .)

 

 

B. Gottes Gericht ist gerecht

( 76,5-11 )

 

Ps 76,5-7

 

Asaf pries den Herrn als den Gott des Lichtes, den Einen, der herrlich ist und hervorleuchtet. Seine Majestät ist sogar höher als die Berge, die reich an Wild sind. Der Ausdruck, der wörtlich heißt: "Berg des Raubes" könnte bedeuten, daß Gott majestätischer ist als die Feste des Feindes. Die Kämpfer dieser Feinde werden rasch von dem Tadel Gottes (V. 7 ) vernichtet (V. 6 ).

Die Psalmen

 

Ps 76,8-11

 

Der Psalmist erläuterte dann, daß Gott in seinem Zorn seine souveränen Absichten mit seinen Widersachern verfolgt. Keiner kann vor diesem furchtbaren (vgl. V. 12-13 ) Gott bestehen bleiben. Als das Gericht Gottes vom Himmel erging, um die Gerechten ( die Bedrückten ) zu erretten, war die Erde stille, und sie fürchtete sich. Gottes Zorn gegen die Gottlosen führt die Gläubigen zum Lobpreis Gottes und schreckt diejenigen, die nicht vertilgt worden sind, von der völligen Hingabe an ihre Sünden ab.

 

 

C. Gottes Gericht ist schrecklich

( 76,12-13 )

 

Ps 76,12-13

 

Die Gläubigen sollten ihre Gelübde, die sie Gott gemacht haben, auch dem gefürchteten Gott erfüllen (vgl. V. 8 ). Durch ihren Bund mit Gott können die Gläubigen seinem furchtbaren Gericht über die Herrscher dieser Welt entgehen. Gott kann denjenigen, die sich gegen ihn auflehnen, die Furcht vor ihm lehren.

 

 

Ps 77

 

Der Psalmist Asaf schrie des Nachts aus seinem bedrängten Geist heraus und suchte nach einer Antwort auf die Frage nach seiner Not. Er fand Trost im Nachsinnen über Gottes machtvolle Errettung beim Auszug aus Ägypten. Dieses Nachsinnen gab dem Psalmisten wieder neuen Mut und veranlaßte ihn dazu, Gott noch einmal zur Demonstration seiner gewaltigen Macht zu veranlassen.

 

 

A. Die Not

( 77,2-10 )

 

Ps 77,2-4

 

Asaf erzählte, daß er die ganze Nacht nach Gott geschrien hatte, daß er ihn doch erhören möge, war aber beunruhigt und verwirrt, als er Gottes gedachte (vgl. V. 7-8 ). Offensichtlich war sein Bemühen, im Gebet Trost zu empfangen, vergeblich.

 

 

Ps 77,5-7

 

Der Psalmist ging nun darauf ein, wie sein Geist nach Trost gesucht hatte. Gott hatte ihn betrübt, indem er ihn wach gehalten hatte. Da hatte Asaf über die vergangenen Tage nachgedacht, als er des Nachts von Gottes Errettung singen konnte. Aber nun war er bestürzt ( betrübt ; vgl. V. 4 ), denn es gab keinen Anlaß, Gott zu preisen.

 

 

Ps 77,8-10

 

Asaf war bestürzt, weil ihn der Herr anscheinend verlassen hatte. Er war darüber verwundert, daß Gott Israel verworfen haben sollte und daß er seine Gnade, Liebe ( HeseD , "treue Liebe") und Verheißung nicht mehr zeigte und Barmherzigkeit und Erbarmen aufgrund seines Zornes zurückhielt.

Offensichtlich befand sich das Volk damals in großer Not. Gott hatte dessen Gebete nicht beantwortet. Das bekümmerte den Psalmisten bis aufs äußerste.

 

 

B. Die Erklärung

( 77,11-21 )

 

Der Trost und die Hoffnung des Psalmisten erwuchsen aus seinem Nachsinnen über Gottes mächtige Errettung Israels beim Auszug aus Ägypten.

 

 

Ps 77,11-16

 

Asaf entschied sich, Gottes Wunder (V. 12 ), die er in der Vergangenheit mit seiner rechten Hand (V. 11 ; d. h. in seiner Macht; vgl. "Arm," V. 16 ) getan hatte, ins Gedächtnis zu rufen ( erinnern, nachsinnen, bedenken , V. 12-13 ). Asaf gründete seine Bitte auf diese Werke und Taten Gottes. Sein Nachsinnen führte ihn zum Lobpreis des einzigartig heiligen und großen Gottes als Erlöser (V. 14-16 ). Gott ist mit keinem zu vergleichen, denn er tut Wunder und Machttaten wie die Erlösung (Errettung) seines Volkes aus Ägypten durch seinen starken Arm (d. h. Stärke). Die Frage: Welcher Gott ist so groß wie unser Gott? bedeutet nicht, daß andere Götter auch leben. Sie zeigt lediglich an, daß Gott weit über alle falschen Götter, die Menschen anbeten, hinausreicht (ähnliche Fragen vgl. in Ps 35,10;71,19;89,7;113,5; 2Mo 15,11; Mi 7,18 ).

 

 

Ps 77,17-19

 

Asaf beschrieb nun die Naturerscheinungen, die die Entfaltung der Macht Gottes begleiteten, als Gott sein Volk aus Ägypten befreite. Die Wasser gehorchten ihm (beim Durchzug durch das Rote Meer), und Wolken, Donner, Blitze (deine Pfeile) und Erdbeben verdeutlichten seine Macht (vgl. Ps 68,8-10;97,2-5 ).

 

 

Ps 77,20-21

 

Gott gebrauchte Mose und Aaron, um sein Volk auf wunderbare Weise durch das Rote Meer aus der Gefahr herauszuführen, als wenn sie eine Schafherde gewesen wären (vgl. Ps 78,52;79,13;100,3 ).

So liegt die Betonung bei dieser vom Lob Gottes erfüllten Besinnung darauf, daß Gott sein Volk wieder auf wunderbare Weise retten wird, das Volk, das er sich erlöst hatte.

 

 

Ps 78

 

Ps 78 führt die Tradition fort, den Bericht von Gottes herrlichen Taten der Vergangenheit von einer Generation auf die andere weiterzugeben. Der Psalmist Asaf flehte seine Generation an, das Gesetz zu halten, Gottes Taten nicht zu vergessen und sich nicht gegen ihn zu erheben. Sie sollten nicht so handeln wie ihre Vorfahren in der Wüste, die vom Zorn des Herrn geschlagen wurden. Sie sollten sich auch nicht eine spätere Generation zum Vorbild nehmen, die Silo plünderte, bevor der Herr David zum König erwählt hatte. Der Psalm ist ein trauriger Rückblick darauf, wie ihre Vorfahren die Werke Gottes vergessen hatten, aber er berichtet auch, wie der Herr sie voller Gnade errettete.

 

 

A. Die Unterweisung

( 78,1-8 )

 

Ps 78,1-8

 

Asaf rief das Volk dazu auf, seine Unterweisung über die Taten, die Macht und die Wunder (V. 4 ) des Herrn zu hören (V. 1 ), die er seiner Generation bekannt machen wollte. Sie waren von früheren Generationen überliefert worden, wie Gott es befohlen hatte. Das war der Plan des Herrn gewesen, damit das Volk auf ihn vertraute, dem Gesetz gehorchte (V. 7 ) und nicht wie seine ungläubigen Vorväter in Unglaube und Auflehnung hineinstolperte (V. 8 ).

 

 

B. Der Ungehorsam Ephraims

( 78,9-11 )

 

Ps 78,9-11

 

Es ist nur schwer auszumachen, auf welches Ereignis sich diese Verse beziehen. Ephraims Niederlage im Kampf und sein Ungehorsam gegen Gott, wann immer das auch geschehen sein mag, sind möglicherweise der Grund für die Vorrangstellung Judas vor Ephraim (vgl. V. 67-68 ).

 

 

C. Die wunderbaren Taten Gottes, die die Menschen vergessen

( 78,12-72 )

 

Im restlichen Teil des Psalmes blickte Asaf auf das Eingreifen Gottes in die Geschichte Israels zurück. In Vers 12-39 wiederholte der Schreiber die wunderbaren Taten Gottes an den Vorfahren Israels beim Auszug und in der Wüste. Er sprach auch davon, daß die Israeliten Gott nicht gehorcht hatten. In Vers 40-72 ging Asaf auf die herrlichen Taten Gottes an dem Volk von der Zeit der Plagen bis zur Einsetzung Davids als König und ebenfalls auf den Ungehorsam des Volkes ein.

 

 

Ps 78,12-20

 

Asaf beschrieb die Wunder Gottes im Zusammenhang mit den Plagen (vgl. V. 43-51 ; 2Mo 7-11 ) in Zoan , der Hauptstadt des Landes Gosen im Nordosten Ägyptens ( Ps 78,12 ), mit dem Durchzug durch das Rote Meer (V. 13 ; vgl. 2Mo 14,21-22 ) und in der Wüste ( Ps 78,14-16; vgl. 2Mo 13,21; 17,6 ). Aber das Volk murrte und lehnte sich gegen ihn auf ( Ps 78,17-20 ). Es zweifelte an Gottes Macht (vgl. V. 22 ), versuchte ihn (vgl. V. 41.56 ) und erwartete, daß Gott Wunder täte, obwohl es doch nicht nach seinem Willen lebte.

 

 

Ps 78,21-33

 

Asaf erzählte, daß der Herr auf das Murren Israels zuerst mit Zorn antwortete und Feuer schickte (V. 21-22 ; vgl. 4Mo 11,1-3 ), dann Manna auf sie hinabregnen ließ ( Ps 78,23-25; vgl. 2Mo 16,14-31 ), das das Himmelsbrot genannt wurde, weil es von Gott herabgesandt worden war (vgl. 2Mo 16,4 ), und danach mit dem Fleisch ( Ps 78,27-29 ) der Wachteln (vgl. 2Mo 16,13 ) antwortete, die von einem Südost-Wind hergeweht worden waren (vgl. 4Mo 11,31 ). Asaf erinnerte ebenfalls daran, daß der Zorn Gottes (vgl. Ps 78,21 ) die Begierigen vernichtete (V. 30-33 ; vgl. 4Mo 11,33 ).

 

 

Ps 78,34-39

 

Asaf fügte hinzu, daß sich das Volk immer dann zum Herrn als seinem Fels und Erlöser hinkehrte, wenn er es bestraft hatte, auch wenn dessen Herz nicht fest war. Aber Gott vergab ihm und hielt seinen Zorn immer wieder zurück, denn er gedachte daran, daß es nur Menschen waren, deren Leben vergänglich war (V. 38-39 ).

 

 

Ps 78,40-55

 

Asaf beklagte, wie oft das Volk in der Wüste widerspenstig gewesen war und die mächtigen Taten vergessen hatte, die die Macht Gottes offenbar machten (V. 40-42 ). Nachdem Asaf kurz auf die Plagen in Ägypten eingegangen war (V. 12 ), wandte er sich nun einigen von ihnen in allen Einzelheiten zu (V. 43-51 ; vgl. Ps 105,28-38 ). Sykomoren, Maulbeerfeigenbäume, gab es in Ägypten häufig. Asaf beschrieb auch die große Errettung des Volkes durch die Wüste hindurch, als er es wie eine Herde führte ( Ps 78,52-54; vgl. Ps 79,13 ), und die Eroberung des Landes ( Ps 78,55 ).

 

Ps 78,56-64

 

Dann rief sich Asaf voller Betrübnis in Erinnerung, wie das Volk Gott versucht hatte (vgl. den Kommentar zu V. 18 ), widerspenstig war und sich den falschen Göttern zuwandte (V. 56-58 ). Deshalb war der Herr zornig und ließ die Plünderung Silos geschehen, so daß die Bundeslade in Gefangenschaft geriet (V. 59-61 ; vgl. 1Sam 4,4-11 ). Viele wurde damals getötet ( Ps 78,62-64 ), darunter auch die Priester Hofni und Pinhas.

 

 

Ps 78,65-72

 

Asaf erinnerte daraufhin das Volk daran, wie der Herr sich erhob, bildlich gesprochen wie ein Starker, und sein Volk vor seinen Feinden rettete. Aber dann verwarf er die Zelte Josefs, Manasses und Ephraims (vgl. den Kommentar zu V. 9-11 ), die für die Stämme des Nordens standen, und erwählte Judas Zion als Ort für sein Heiligtum und David, seinen Knecht, zu seinem König. Der Unglaube und der Ungehorsam, die bei der Schlacht von Afek Verderben brachten ( 1Sam 4,1-11 ), markierten die Wende zu einer neuen Priesterschaft und einem neuen Heiligtum und zu einem König, der das Volk, Gottes Erbteil, führte (vgl. Ps 78,62;79,1; vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,20 ).

 

Ps 79

 

Der Psalmist Asaf beklagte, daß Jerusalem zerstört worden war und die Gläubigen getötet und ihre Feinde zum Hohn ermutigt worden waren, und bat den Herrn, nicht ihrer Sünden zu gedenken, sondern sie um seines Namens willen zu erretten. Der Psalm hat in mancher Beziehung Ähnlichkeiten mit Ps 74 .

 

 

A. Klage über die Zerstörung Jerusalems

( 79,1-4 )

 

Ps 79,1-4

 

Der Schreiber beklagte, daß die Völker in das Land des Volkes Gottes (sein Erbteil; vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,20 ) eingefallen waren, den Tempel entweiht und die heilige Stadt geplündert hatten. Darüber hinaus hatten sie sehr viele Diener Gottes getötet und sie unbegraben zum Raub und Fraß liegengelassen. All das machte Israel zum Objekt des Spottes und der Schande.

 

 

B. Bitte um Errettung

( 79,5-12 )

 

Ps 79,5-9

 

Der Psalmist bat den Herrn, ihrer Sünden nicht zu gedenken, sondern ihnen in ihrer Not beizustehen. Er fragte, wie lange (vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ) der Herr wegen ihrer Sünden zornig sein würde - mit seiner Eifersucht , die wie Feuer brannte (vgl. Ps 89,47 ). Gott sollte ihre Feinde umbringen und sein Eigentum um seiner Herrlichkeit und um seines Namens willen rasch erretten (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ).

 

Ps 79,10-12

 

Der Psalmist wollte den Herrn dazu bewegen, seine Bitte um Errettung zu beantworten. Er wünschte sich, daß er die Gefangenen am Leben erhalten und dem Spott über das Volk Gottes ein Ende setzen möge ( Wo ist ihr Gott? vgl. Ps 42,4.11;115,2 ), indem er ihnen siebenfach zurückgäbe (d. h. gründlich und genau; vgl. Ps 12,7 ) und dem Vorwurf des Volkes ein Ende setzen möge, der besagte, daß Gott seinem Eigentum gar nicht zu helfen vermochte.

 

C. Gelöbnis zum Lobpreis

( 79,13 )

 

Ps 79,13

 

Wenn der Herr sein Volk aus der Knechtschaft befreite, gelobte der Psalmist, daß sie, die Schafe seiner Weide (vgl. Ps 74,1;95,7;100,3 ), ihm in Ewigkeit danken und ihn ewiglich preisen würden.

 

 

Ps 80

 

In diesem Gebet, daß der Herr Israel wieder aufrichten und erretten möge, beklagte der Psalmist das furchtbare Unheil, das durch ihre Feinde über sie hereingebrochen war. Er beschrieb den Segen und den Fluch über das Volk, das, einem Weinstock gleich, zunächst gedieh und dann zugrunde ging. Er wiederholte den Kehrreim (V. 4.8.20 ), daß Gott sich ihnen doch zuwenden und sie erretten solle.

 

 

A. Anrufung des Hirten Israels

( 80,2-4 )

 

Ps 80,2-3 : Der Psalmist rief den Herrn, den Hirten (vgl. Ps 23,1;28,9 ) seines Volkes, der Schafe, an, den Stämmen in ihrer Not doch beizustehen. Es wird geschildert, daß der Herr im Tempel über den goldüberzogenen Cherubim über der Bundeslade thront (vgl. Ps 99,1; 1Kö 6,23-28 ). Josef , der für das nördliche Königreich steht, und Benjamin , der für das südliche Königreich steht, waren die beiden Söhne Rahels; Ephraim und Manasse , Josefs Söhne, waren ihre Enkel.

 

 

Ps 80,4

 

Der Psalmist betete, daß Gott durch seine Gnade doch sein Volk wiederherstellen und erretten möge. Dieser Refrain taucht noch einmal in den Versen 8. 20 auf. Der Gedanke der Gnade Gottes findet in dem Bild des leuchtenden Angesichtes Ausdruck, dem strahlenden Angesicht der Güte Gottes (vgl. 4Mo 6,25 und den Kommentar zu Ps 4,7 ).

 

 

B. Die Züchtigung Gottes

( 80,5-8 )

 

Ps 80,5-8

 

Der Psalmist beklagte die strenge Züchtigung, die Gott über sein Volk gebracht hatte. Er schrie zu Gott und fragte, wie lange (vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ) sich sein Zorn noch gegen es richten solle. Gott gab seinem Volk Tränen zur Speise (wie ein Hirte). Er hatte Unheil über es gebracht, so daß es sehr heftig weinte ( mit einem Tränenkrug getränkt wurde). Aber die schmerzlichste Tatsache der Züchtigung Gottes war, daß die Feinde Israels ihren Spott trieben (vgl. Ps 79,10 ).

Noch einmal wurde im Refrain der Wunsch ausgedrückt, daß Gott durch seine Güte sein Volk doch wiederbeleben solle (vgl. Ps 80,4.20 ).

 

 

C. Der Segen hat aufgehört

( 80,9-15 b)

 

Ps 80,9-12

 

Der Psalmist stellte Israel im Bild des Weinstockes dar, den Gott aus Ägypten herbeigebracht und im Land eingepflanzt hatte. Er gedieh, so daß er sich bis zu den Bergen im Süden ausbreitete, bis zu den Zedern des Libanon im Norden, bis zum Meer (dem Mittelmeer im Westen) und bis zum Strom (dem Euphrat) im Osten.

 

 

Ps 80,13-15 b

 

Dennoch war die Pracht dahingeschwunden. Mit einer rhetorischen Frage beklagte der Schreiber Asaf, daß Gott die Mauern des Volkes niedergerissen und anderen so die Möglichkeit geschaffen hatte, den Weinstock auszurauben. Das hebr. Wort für "Mauern" (das auch in Ps 89,41; Jes 5,5 gebraucht wird) steht nicht für Stadtmauern, sondern für schützende Mauern um einen Weinberg. Die Feinde, die Israel ausraubten, werden hier als Wildschweine und wilde Tiere beschrieben.

Vielleicht rührt das Bild Israels als Weinstock von 1Mo 49,22 her. Es wird zudem in Jes 5,1-7; 27,2-6; Jer 2,21; 12,10 und Hos 10,1 benutzt. Jesus bezeichnete sich selbst als Weinstock ( Joh 15,1.5 ), denn er, der verheißene Same, erfüllte und verkörperte das Handeln Gottes mit Israel. Als Israel versagte, erfüllte Jesus doch den Plan Gottes.

Die ersten beiden Zeilen von Ps 80,15 sind ein Refrain, der in Vers 4.8.20 ähnlich, aber mit anderer Wortwahl wiedergegeben wird.

 

 

D. Versprechen zum Gehorsam

( 80,15 c. 16-20 )

 

Ps 80,15-17 (Ps 80,15c-17)

 

Asaf gebrauchte weiterhin das Bild des Weinstockes, wenn er beklagte, daß die Wurzeln eingepflanzt worden waren und der Sohn, der aufgewachsen war, vernichtet wurde ( abgehauen ). "Sohn" ist die wörtliche Wiedergabe des Hebr. und bezieht sich auf das Volk, das aus "der Wurzel" entsprungen ist. So könnte "Sohn" mit "Zweig" wiedergegeben werden. Auch dieses Bild (vgl. den Kommentar zu V. 13 ) könnte aus 1Mo 49,22 stammen. Der hebr. Begriff "Sohn" wird in 2Mo 4,22 und Hos 11,1 auch für das Volk gebraucht. Das NT bezieht in Mt 2,15 erneut die Worte eines Propheten ( Hos 11,1 ) auf Christus, den Samen als den Stellvertreter Israels.

 

 

Ps 80,18-20

 

Der Psalmist betete, daß die Hand Gottes es wieder erheben möge. Der Ausdruck der Mann deiner rechten Hand könnte eine Anspielung auf Benjamin sein, denn Benjamin bedeutet "Sohn der rechten Hand". Der Sohn des Menschen bezieht sich auf Israel (wieder als der Sohn). Asaf erklärte, daß, wenn Gott sein Eigentum segne, das Volk ihm treu sei.

Noch einmal wird der Refrain wiederholt, der die Bitte um Gottes Trost für sein Volk aufgrund seiner Güte wiederaufnimmt (vgl. V. 4.8 ).

 

Ps 81

 

Dieses Lied stellt eine Feier im Gedenken an die Errettung des Herrn dar. Man hat es fast immer dem Laubhüttenfest zugeschrieben ( 3Mo 23,33-36.39-43; 5Mo 16,13-15 ). Von anderer Seite wurde von Ps 81,6 her argumentiert, daß das Passafest der Anlaß für Asafs Niederschrift von Ps 81 war, denn das Passa wurde in Ägypten eingesetzt. Aber die Freudenausrufe in diesem Psalm passen besser zum Laubhüttenfest. In diesem Psalm versammelte Asaf das Volk zum Fest, das Gott zum Gedenken an seine große Errettung des Volkes aus der Knechtschaft Ägyptens befohlen hatte. Asaf illustrierte anhand der Geschichte, daß der Herr auch jetzt dessen Bedrückung entfernen würde, wenn es ihm gehorchte.

 

 

A. Ruf zur Feier

( 81,2-6 )

 

Ps 81,2-3

 

Der Psalmist rief die Versammlung auf, dem Herrn, ihrer Stärke, laut zu singen (vgl. Ps 22,20;28,7-8;46,2;59,10.18;118,14 ) und ihn mit musikalischer Begleitung zu preisen.

 

 

Ps 81,4-6

 

Dann ermahnte der Psalmist sie, zum Fest zu erscheinen, denn das war eine Ordnung, die das Volk festhalten sollte. Das Gesetz legte fest, daß alle erwachsenen Männer dreimal im Jahr nach Jerusalem hinaufziehen sollten, um das Passafest (zusammen mit dem Fest der ungesäuerten Brote), das Wochenfest und das Laubhüttenfest ( 5Mo 16,16 ) zu feiern. Das Laubhüttenfest begann bei Vollmond, am 15. Tag des siebenten Monats ( 3Mo 23,33 ). Der siebte Monat war September/Oktober (vgl. "Der Kalender in Israel" bei 2Mo 12,1 ). Israel hörte gerade die ersten Gebote Gottes in Ägypten (bei seinen Anordnungen bezüglich des Passafestes). Es war wie eine Stimme, die sie niemals zuvor gehört hatten.

 

B. Bericht über die Offenbarung Gottes

( 81,7-17 )

 

Diese Verse berichten vom Reden Gottes zu Israel, als wenn Gott direkt zum Volk spräche.

 

 

Ps 81,7-8

 

Zuerst schrieb der Psalmist, daß Gott gesagt hatte, daß er durch den Auszug die Israeliten von ihrer Last befreit hatte (in der ägyptischen Sklaverei mußten die Israeliten Ziegelsteine in Körben schleppen) und sie in der Wüste bei Meriba geprüft hatte ( 2Mo 17,7; 4Mo 20,13; Ps 95,8;106,32 ). Das Laubhüttenfest erinnerte Israel an die Wanderung durch die Wüste.

 

 

Ps 81,9-11

 

Der Psalmist erinnerte dann das Volk daran, wie sich Gott selbst und sein Gesetz seinem Volk offenbart hatte. Er hatte verheißen, daß, wenn es ihm die Treue hielt (V. 10 ; vgl. 2Mo 20,3-6 ), er es gütig versorgte, denn er hatte es aus Ägypten geführt (vgl. 2Mo 20,2 ). Sie sollten sich nicht fremden Göttern zuwenden, denn nur er selbst konnte sie in reichlichem Maße versorgen.

 

Ps 81,12-13

 

Asaf berichtete daraufhin die Worte Gottes über den Ungehorsam des Volkes. Weil es ihm nicht gehorcht hatte, ließ Gott es ins Verderben laufen.

 

Ps 81,14-17

 

Der Psalmist erzählte von der Verheißung Gottes, daß, wenn es gehorchte, er dessen Feinde unterwerfen und ihm Güter schenken werde ( Weizen und Honig ; vgl. 5Mo 32,13-14 ). Die Worte in Ps 81,7.12-16 richten sich an Israel in der dritten Person, wohingegegen Vers 8-11.17 in der zweiten Person stehen. Der abrupte Wechsel in Vers 17 leitet zum Thema des Segens über, der auf die jenigen kommt, die Gott gehorsam sind (V. 14 ).

 

 

Ps 82

 

Asaf legte dar, daß Gott die menschlichen Richter zu Gericht zieht und rief Gott an, in seiner Gerechtigkeit zu handeln. Asaf sprach die Warnung aus, daß Richter ohne Einsicht, die die ihnen von Gott zugedachte Stellung verleugnen, zuschanden werden.

 

 

A. Gott sitzt über menschliche Richter zu Gericht

( 82,1 )

 

Ps 82,1

 

Der Psalmist sah vor seinem geistigen Auge Gott, der eine Versammlung von Richtern aburteilte. Der Begriff Götter ( ?MlOhIm ) wird hier für die Machthaber Israels gebraucht (vgl. Ps 45,7; 2Mo 21,6; 22,8-9 ). Man hat auch vermutet, daß sich dieser Ausdruck auf Engel (z. B. in der syrischen Übersetzung) in Gottes himmlischem Vorhof bezieht. Aber der übrige Psalm macht deutlich, daß es sich hier um Gottes Stellvertreter handelt, die auf Erden die Macht in Händen halten.

 

 

B. Gottes Anklage der Richter

( 82,2-7 )

 

Der Psalmist ermahnte mit den Worten Gottes die Machthaber, ihre Ämter doch verantwortlich wahrzunehmen.

 

 

Ps 82,2-5

 

Die Anklage (V. 2 ), die in Form einer rhetorischen Frage ausgesprochen wird, lautet, daß sein Volk ungerecht war und Partei ergriffen hatte. (Zu den Worten wie lange vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ). Statt dessen sollten sie gerecht richten und für die Sache der Unterdrückten kämpfen (einschließlich der Geringen, Waisen, Armen und Elenden). Das ist von entscheidender Bedeutung, wenn gerecht gerichtet werden soll.

Aber die Menschen, die die Richterfunktion wahrnahmen und von Gott getadelt wurden, durchstreiften die Erde, ohne geistliche oder intellektuelle Einsicht zu haben. Sie waren in moralischer Hinsicht in der Finsternis, so daß die Grundfesten der Erde erschüttert werden , d. h., daß Recht und Ordnung untergraben werden (vgl. Ps 11,3 ).

 

 

Ps 82,6-7

 

Gott warnte die Bösen vor ihrer drohenden Vernichtung. Er hatte sie als "Götter" (vgl. V. 1 ) und als Söhne des Allerhöchsten zu seinen Stellvertretern auf der Erde eingesetzt. Aber trotz ihrer erhöhten Position wurden sie von Gott zur Verantwortung gezogen. Jesus berief sich auf Vers 6 , als er der Gotteslästerung angeklagt wurde ( Joh 10,34 ). Weil die Richter Israels auch "Söhne" Gottes waren, argumentierte Jesus, daß er sich keiner Gotteslästerung schuldig machte, wenn er sich als Sohn Gottes bezeichnete.

 

 

C. Aufruf zum Gericht

( 82,8 )

 

Ps 82,8

 

Asaf rief Gott auf, sich zu erheben und die Erde, d. h. alle Bewohner der Erde zu richten, denn alle Menschen sind sein Erbteil und daher ihm gegenüber verantwortlich.

 

 

Ps 83

 

Der Psalmist Asaf klagte über die große Gefahr aufgrund der vielen Feinde, die Juda umgaben, um es zu zermalmen. Asaf betete, daß Gott seine Macht aufbieten und sie vernichten möge, so wie er es bei früheren Siegen getan hatte.

 

 

A. Die Gefahr der Vernichtung

( 83,2-9 )

 

Ps 83,2-9

 

Diese Verse geben Asafs Klage über Judas schwierige Situation wieder. Wie in so vielen anderen Klagepsalmen wandte sich der Schreiber unmittelbar Gott zu und bat ihn, zu antworten (V. 2 ).

Der Psalmist schilderte, wie die Feinde Judas sich miteinander berieten, wie sie Juda zerstören konnten (V. 4-6 ). Als Feinde Gottes rotteten sie sich voller List gegen das Volk Gottes ( Ps 83,4 ) und gegen Gott selbst (V. 6 ) zusammen (vgl. Ps 64,7 ). Sie verschworen sich, das Volk zu vernichten und jede Erinnerung an es auszulöschen. Diese Widersacher schlossen zahlreiche Völker aus der Umgegend mit ein: Edom, die Ismaeliten (auch die Nachkommen Hagars genannt), Moab, Gebal (Byblos), Ammon, Amalek, die Philister und die Stadt Tyrus . Das mächtige Assyrien unterstützte dieses Bündnis, das auch die Nachkommen Lots , also die Moabiter und die Ammoniter ( 1Mo 19,36-38 ), einschloß.

 

 

B. Eine mächtige Errettung

( 83,10-19 )

 

Vers 10-19 des Psalmes sind das Gebet Asafs, daß Gott seine Macht gebrauchen möge, um die Feinde Judas niederzuwerfen.

 

 

Ps 83,10-13

 

Das Gebet des Psalmisten am Anfang spielte auf die vergangenen Siege über die Midianiter durch Gideon ( Ri 7-8 ) und über Sisera durch Debora und Barak ( Ri 4-5 ) an. En-Dor liegt bei Taanach, das in Ri 5,19 erwähnt wird. Asaf sprach noch einmal vom Sieg Gideons, wobei Oreb und Seeb die Anführer der midianitischen Kämpfer ( Ri 7,25 ) und Sebach und Zalmunna die Könige der Midianiter waren ( Ri 8,5-6.12.18 ).

 

 

Ps 83,14-17

 

Der Psalmist bat, daß Gott sie doch wie verwehendes Gras und Spreu (vgl. Ps 1,4 ) machen möge, also unstet und der Verfolgung ausgesetzt, und daß Gott sie selbst hart verfolgen möge, wie Feuer einen Wald auf einem Berg verzehrt. Asaf wünschte, daß Gottes Zorn wie ein Sturm sein möge, vor dem die Feinde nicht entfliehen könnten. Diese Niederlage sollte sie beschämt werden lassen und viele dazu bringen, sich zum Herrn zu kehren.

 

 

Ps 83,18-19

 

Der Psalm schließt mit einer Wiederholung des Gebetes, daß die Gottlosen Schande (vgl. V. 17 ) und Schmach erfahren sollten. Sie sollten merken, daß sie nicht ungestraft mit den Menschen spielen konnten, derer sich Gott angenommen hatte und daß Gott allein der Höchste ist.

 

 

Ps 84

 

Dieser Psalm steht mit Ps 42 und 43 in Verbindung, denn er hat auch die Sehnsucht nach dem offiziellen Ort der Anbetung zum Inhalt. Von der formalen Seite her betrachtet, handelt es sich hier um ein Pilgerlied, obwohl es nicht in der Sammlung der Pilgerlieder ( Ps 120-134 ) steht. In Ps 84 erläuterte der Pilger, wie sehr ein Gläubiger gesegnet wird, der im Glauben zum Tempel zieht, um dort zum Herrn zu beten. Der Psalm wurde entweder von den "Söhnen Korachs" verfaßt, oder er wurde von den Korachitern gesungen.

 

 

A. Die Sehnsucht der Seele nach dem Herrn

( 84,2-5 )

 

Ps 84,2-3

 

Der Psalmist bricht in Lobpreis der Wohnung (vgl. Ps 74,7;76,3;132,5.7 ) des HERRN, des Allmächtigen (vgl. Ps 84,4.9.13; wörtl. "Jahwe der Heerscharen"), aus. Nach diesem Ort (dem Tempel mit seinen Vorhöfen; vgl. V. 11 ) sehnte sich Herz und Leib (der Körper) des Psalmisten. Die Sehnsucht nach dem Tempel bedeutete, sich nach dem lebendigen Gott zu sehnen (vgl. Ps 42,3 ). Damals konnten sich die Menschen Gott mit Hilfe der Tempelpriester nähern. Der Glaube des Psalmisten gründete sich also auf den lebendigen, mächtigen Gott, den Herrn.

 

 

Ps 84,4-5

 

Der Psalmist vermittelte sein heftiges Sehnen nach Gott und seinem Tempel, indem er auf die beneidenswerte Lage derjenigen hinwies, die sich im Tempel befanden - nistende Vögel und Tempeldiener (Priester, die im Tempel wohnen).

 

 

B. Die Pilgerreise zum Tempel

( 84,6-8 )

 

Ps 84,6-8

 

Der Psalmist sprach über die Segnungen (vgl. V. 13 ; d. h. die Vorrechte und Wohltaten des Herrn) derjenigen, die ihren Glauben bewiesen, indem sie zur Pilgerfahrt aufbrachen (vgl. 5Mo 16,16 ), um nach Jerusalem (Zion) vor den Herrn hinaufzuziehen.

Auf ihrer Pilgerfahrt erfuhren sie durch die Segnungen Gottes neue Stärkung. Das Tal des Bakastrauches (ein Springkrautgewächs) war offensichtlich ein wasserloser Ort, der zu einem Quellort geworden war. Der Regen bedeckte das trockene Tal mit Wasserlachen, ein Bild, das den Segen Gottes über den gläubigen Pilgern verdeutlicht.

 

C. Das Gebet des Pilgers

( 84,9-13 )

 

Ps 84,9-10

 

Der Pilger betete, wenn er erst einmal die Wohnung Gottes in Zion erreicht hatte, für den König, der wie ein Schild sein Volk beschützte und der Gesalbte Gottes war (vgl. Ps 2,2 ). Als der HERR, der allmächtige Gott (wörtl. "Jahwe, der Herr der Heerscharen"), und der Gott Jakobs kann er zugunsten seines Volkes eingreifen und sein Volk retten.

 

 

Ps 84,11-13

 

Der Psalmist und Pilger legte dar, warum er sich so danach sehnte, nach Zion zu ziehen: Er vertraute darauf, daß Gott sein Gebet erhörte. Er beteuerte nochmals, wie sehr er den Tempel und seine Vorhöfe liebte (vgl. V. 3 ), und erklärte, daß ein Tag dort besser sei als sonst tausend Tage . Es war besser, ein Diener im Hause des Herrn zu sein, als in den Zelten der Gottlosen zu wohnen. Der Grund dafür war selbstverständlich, daß Gott im Tempel wohnte, segnete, bewahrte ( Sonne und Schild war; vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ) und denen Gnade und Güte (vgl. Ps 16,2;34,11 ) schenkte, die untadelig wandelten. Eine weitere Voraussetzung für den Segen Gottes ist das Vertrauen.

 

 

Ps 85

 

Der Psalmist bekannte die Güte Gottes, denn er hatte sein Volk wieder aufgerichtet und dessen Sünden vergeben. Dann betete er, daß der Herr doch seinen Zorn von seinem Volk abwenden möge. Das Vertrauen des Psalmisten in den Herrn erwuchs aus Gottes Verheißung der Errettung.

 

 

A. Gebet zu Gott

( 85,2-8 )

 

Ps 85,2-4

 

Das Lied beginnt mit dem Lobpreis Gottes für die Wiederherstellung des Volkes, denn das war der Beweis dafür, daß Gott vergeben und alle Sünden bedeckt hatte . Er hatte von seinem Zorn und Grimm abgelassen.

Einige bibelkritische Ausleger haben angenommen, daß dieser Psalm in der ersten Zeit nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft verfaßt wurde; das läßt sich jedoch schwer beweisen und widerspricht der Überschrift. Diese Ausleger heben allerdings hervor, daß die Vergebung der Sünden des Volkes dem Zorn Gottes ein Ende setzte und die Rückkehr seines Volkes zur Folge hatte.

 

 

Ps 85,5-8

 

Der Psalmist betete, daß der Herr noch einmal seinen Zorn abwenden und sie erretten möge. Er wollte, daß der Herr seinen Unwillen hinwegtun und nicht weiterhin zornig sein sollte. Offensichtlich regte die Wiederherstellung des Volkes in der Vergangenheit, auf die die Verse 2-4 Bezug nehmen, den Psalmisten zum Gebet um eine erneute Wiederbelebung an. Wenn das Volk wiederbelebt wurde, dann konnte es wieder jubeln und sich seiner Treue ( HeseD ) erfreuen.

 

B. Die Verheißung Gottes

( 85,9-10 )

 

Ps 85,9-10

 

Der Psalmist wollte auf ein Wort des Herrn hören, der seinen Heiligen den Frieden ( SAlNm ; "Wohlergehen"; vgl. V. 11 ; Esr 10,3 ) verheißt. Er gewährt Rettung, damit seine Herrlichkeit im Land offenbar werde. "Herrlichkeit" bedeutet die Offenbarung seiner Gegenwart (vgl. Jes 60,1-2; Sach 2,5 ).

Was hier über die Offenbarung Gottes bei Israel gesagt wird, erfüllte sich schließlich in Jesus Christus. Johannes hat wohl an die Verheißung des Friedens und der Errettung durch die Herrlichkeit des Einen gedacht, der unter den Menschen wohnte, als er Joh 1,14 niederschrieb.

 

C. Der Glaube des Psalmisten

( 85,11-14 )

 

Ps 85,11-14

 

Der Schreiber vertraute voll und ganz darauf, daß der Herr mit seiner Liebe ( HeseD ), seiner Treue und seiner Gerechtigkeit Frieden (das Wohlergehen; vgl. V. 9 ), Gerechtigkeit und Wohlleben (vgl. Ps 84,12 ) schaffen werde.

 

 

Ps 86

 

Weil Gott gütig ist und gerne vergibt und weil er in unvergleichlicher Weise dazu in der Lage ist, große Dinge zu vollbringen, bat ihn der Psalmist, seine Stärke trotz der Stolzen und ihres Widerstandes zu demonstrieren.

Der Psalm stammt von David. Vieles findet sich hier aus anderen Psalmen wieder. Dennoch ist der Psalm hinsichtlich seines Schwerpunktes im Buch der Psalmen einzigartig.

 

 

A. Gebet um Bewahrung

( 86,1-5 )

 

Ps 86,1-5

 

David bat in seinem Gebet ernstlich darum, daß Gott doch erhören, antworten, bewahren, retten, gnädig sein und ihn erfreuen möge, denn er war arm und elend (vgl. den Kommentar zu Ps 37,14 ). In der Hauptsache bat David hier darum, daß Gott ihn durch seine Gnade bewahren möge (vgl. Ps 25,20 ). David nannte sich einen Knecht , der auf den Herrn vertraut und der seine Seele zu Gott erhebt (vgl. Ps 25,1 ).

Davids Gebet stützte sich darauf, daß Gott freundlich und bereit ist, zu vergeben, und überreichlich liebt (vgl. Ps 86,15; 2Mo 34,6 ).

 

B. Lobpreis der Macht Gottes

( 86,6-13 )

 

Ps 86,6-10

 

David wiederholte seinen Anruf an den Herrn, daß er ihn doch erhören möge. Sein Vertrauen darauf, daß Gott ihm in seiner Not anworten werde, wurde von seinem Wissen bestärkt, daß der Herr mit niemand zu vergleichen ist ( niemand ist dir gleich ; vgl. 2Mo 15,11 ) und daß der Herr das tun kann, worum ihn David gebeten hatte ( nichts kann mit deinen Taten verglichen werden ). Menschen aus allen Völkern werden ihm dienen, und er allein ist der große Gott. Der Gedanke der unvergleichlichen Größe Gottes findet auch im siebenmaligen Gebrauch des Wortes Herr ( ?XDOnay ) durch den Psalmisten Ausdruck, wodurch Gottes Herrschaft und Souveränität betont wird ( Ps 86,3-5.8-9.12.15 ).

 

 

Ps 86,11-13

 

Der Psalmist betete um Unterweisung, so daß er Gott in seiner Güte noch treuer sein konnte. Er wollte gerne den Weg Gottes erkennen, so daß er sich mit ungeteilter Treue Gott hingeben konnte. Zusätzlich gelobte er, Gottes Größe von ganzem Herzen (vgl. Herz , V. 11 ) zu preisen. David wurde durch Gottes Liebe vom Tod errettet.

 

C. Bitte um Stärke

( 86,14-17 )

 

Ps 86,14-17

 

Weil sich die Stolzen gegen David erhoben hatten, bat er Gott um Stärke. Seine Feinde waren ruhelos und hatten den Herrn nicht vor Augen . Aber im Gegensatz dazu ist der Herr mitleidig (vgl. Ps 111,4 ), gnädig, langsam zum Zorn, barmherzig und treu (vgl. 2Mo 34,6; Neh 9,17; Ps 103,8;145,8; Joe 2,13; Jon 4,2 ). Davids Gebet um "Stärke" im Angesicht seines Verderbens hatte in Gottes Größe seine Grundlage. David hatte auch um ein Zeichen der Güte Gottes gebeten, d. h. um seine Errettung, so daß andere sehen und erkennen konnten, daß Gott gehandelt hatte.

 

 

Ps 87

 

Der Psalm entwickelt den Gedanken in Ps 86,9 weiter, daß nämlich die Völker eines Tages den Herrn anbeten werden. Ps 87 ist ein Lied über die herrlichen Dinge, die über Zion, die Stadt Gottes, gesagt werden. Nachdem der Psalmist Zion als Gottes herrliche Stadt dargestellt hat, beschreibt er, wie sich die Völker wie Kinder in ihr sammeln und welche Freude die erleben, die dort wohnen.

 

 

A. Die herrliche Stadt Gottes

( 87,1-3 )

 

Ps 87,1-3

 

Der erste Vers ist praktisch eine einzeilige Zusammenfassung des Hauptgedankens dieses Psalmes: Gott hat seine Grundfeste auf dem heiligen Berg errichtet (vgl. Ps 43,3;48,2;99,9 ), d. h., er hat Zion als seine Wohnung vor allen anderen erwählt.

Über die Tatsache hinaus, daß Zion vom Herrn geliebt wird, wurden über die Stadt wunderbare Dinge erzählt. Einige dieser Dinge werden im folgenden erwähnt (vgl. Jes 11,10 ).

 

 

B. In Zion werden die Völker versammelt

( 87,4-6 )

 

Ps 87,4

 

Der Psalmist zählte einige Völker auf, die in Zion versammelt werden. Sie werden sein wie Kinder, die dort geboren wurden (V. 4-6 ). Gott möchte die Völker mit sich versöhnen. Diese Feststellung läßt vorausahnen, daß fünf Nationen - Rahab, Babylon, Philistäa, Phönizien (mit Tyrus als Stellvertreter) und Kusch (heute das südliche Ägypten, der Sudan und das nördliche Äthiopien) - unter den Völkern sein werden, die ihn kennen werden. "Rahab", der Stellvertreter für Ägypten ( Jes 30,7 ), war möglicherweise der Name für eine mächtige, teuflische Macht, die hinter dem Volk stand, wie man meinte.

 

 

Ps 87,5-6

 

Zion wird an diesem Tag durch die Aufnahme der neuen Bewohner reich werden. Alle Völker werden an jenem Tag nach Zion als ihrer "Mutterstadt" blicken. Wenn Gott ihre Namen in ein Verzeichnis einträgt, so bedeutet das, daß er ihnen einen Platz in Zion zusichert.

 

 

C. Die Freude in Zion

( 87,7 )

 

Ps 87,7

 

Dieser Vers beschreibt in aller Kürze den Jubel, den die übrigen gläubigen Völker nach Zion bringen werden. Die zweite Zeile des Verses beschreibt den Lobpreis mit der Musik: Alle meine Quellen sind in dir . Der Begriff "Quellen" bedeutet, daß Zion die Quelle allen Segens und aller Freude sein wird, denn der Herr ist dort gegenwärtig.

 

Ps 88

 

Ps 88 ,von Heman, dem Esrachiter (einem Weisen, 1Kö 4,31 ), verfaßt ( 1Chr 15,19;16,41-42;25,1.6 ), ist als einer der traurigsten Psalmen im Buch der Psalmen bezeichnet worden. Er faßt das ernste Gebet eines Menschen in Worte, der fortwährend zu leiden hatte. Der Psalmist beklagte die schreckliche, harte Bedrückung, die ihn an den Rand des Todes gebracht hatte. Dennoch hatte er Tag und Nacht standhaft den Herrn angerufen und begründete seine Bitte mit der Aussage, daß er dem Herrn im Grab keinen Nutzen mehr bringen werde.

 

 

A. Die harte Bedrückung des Psalmisten

( 88,2-10 a)

 

Ps 88,2-3

 

Diese Verse bilden die Einleitung: Der Psalmist betete (vgl. V. 14 ) beständig (bei Tag und bei Nacht ) zu Gott um seine Errettung.

 

 

Ps 88,4-10 a

 

Heman schilderte seinen Kummer und verglich zuerst seine Person mit denen, die in der Grube liegen. Er war dem Tode nahe (V. 4 ), er wurde schon als tot betrachtet (V. 5 , Grube ist ein Synonym für Grab; vgl. V. 7 ; Ps 28,1;30,4.10;69,16;143,7 ). Er war ohne die Fürsorge Gottes wie tot ( Ps 88,6 ).

Dann wandte sich Heman unmittelbar an Gott und legte dar, daß Gott ihm das Elend selbst bereitet hatte. Gott hatte ihn in die tiefste Grube gelegt (vgl. V. 5 ), Gottes Zorn hatte ihn wie mit Wellen überwältigt, und Gott hatte ihn von seinen Freunden durch seinen Gram getrennt.

 

 

B. Hemans ernsthaftes Gebet

( 88,10 b. 11-13 )

 

Ps 88,10-13 (Ps 88,10b-13)

 

Der Psalmist wollte weiterhin ernsthaft zum Herrn beten. Er erläuterte, daß ein Toter das Werk und die Eigenschaften Gottes in der Grube nicht mehr preisen kann. (Er schrieb das aus menschlicher Sicht, aber diese Aussage widerspricht auch anderen Versen nicht, die von einem bewußten Dasein nach dem Tod sprechen.) Der Psalmist wünschte, daß der Herr ihn erretten möge, so daß er seine Herrlichkeit verkünden konnte. Der wahrhaft Gläubige möchte den Herrn preisen, und für Heman schien der Tod das Ende des Lobpreises zu sein.

 

 

C. Hemans unerschütterlicher Glaube

( 88,14-19 )

 

Ps 88,14-19

 

Zum dritten Male beteuerte der Psalmist seinen Glauben, denn er rief Gott um Hilfe an (V. 14 ; vgl. V. 2-3 ). Als er nun die Frage gestellt hatte, warum der Herr ihn verworfen hatte (V. 15 ), legte er noch einmal dar, daß er harte Bedrückung erfuhr (V. 16-19 ). In mancherlei Hinsicht erfuhr Heman Ähnliches wie Hiob, denn er litt unter dem Zorn Gottes, der ihn von seinen Freunden und Nächsten trennte. Das brachte ihn beinahe zur Verzweiflung ( Finsternis ). Dennoch hielt er am Gebet fest, weil er wußte, daß Gott die einzige Quelle der Hoffnung war.

 

 

Ps 89

 

Dieser Königspsalm ist ein Gebet, daß Gott den Davidsbund ( 2Sam 7,5-16 ) erfüllen möge. Der Psalm wurde, wie die Überschrift belegt, von "Etan" (ein Levit, 1Chr 15,17-18; ein Weiser, 1Kö 4,31 ) verfaßt. Der genaue Umstand seiner Abfassung ist uns jedoch nicht bekannt. Man hat dafür mehrere militärische Niederlagen, wie z. B. den Einfall Schischaks aus Ägypten in Juda ( 1Kö 14,25 ) oder das Babylonische Exil, angenommen.

Der Psalmist, der voller Bestürzung erlebte, wie der gesalbte Davidskönig bedrückt und besiegt wurde, flehte den Herrn an, seines Eides zu gedenken und der mißlichen Situation ein Ende zu setzen. Etan wollte den Herrn herausfordern, sein Gebet zu erhören, und er zählte noch einmal die Bundesverheißungen und die Eigenschaften Gottes auf, auf welche sie sich stützten. Der Psalm beschreibt also die uralte Spannung zwischen den Verheißungen eines Gottes voller Liebe und Treue und den tatsächlich erlebten Nöten.

Mehrere Schlüsselwörter, die immer wieder gebraucht werden, zeigen, worauf der Schwerpunkt des Psalmes liegt: "Gnade" ( HeseD , V. 2-3.15.25.29.34.50 ), "Thron" (Davids; V. 5.15.30.37.45 ), "mein Knecht David" (V. 4.21 ; vgl. V. 51 ), "gesalbt" (V. 21.39.52 ) und "Bund" (V. 4.29.35.40 ).

Dieser Psalm bestätigt aufgrund seiner vielfachen Bezugnahme auf den Davidsbund (V. 4-5.28-30.36-38.50 ), daß der Messias, ein Nachfahre Davids, auf Davids Thron sitzen und über Israel regieren wird. Das mag, wörtlich genommen, die Ansicht bestätigen, daß Christus nicht schon jetzt auf dem Thron Davids sitzt, sondern auf diesem Thron auf der Erde regieren wird (vgl. den Kommentar zu 2Sam 7,5-16 ).

 

 

A. Die Treue Gottes

( 89,2-5 )

 

Ps 89,2-5

 

Der Psalmist gelobte, den Herrn für seine Liebe und Treue zu preisen (das wird in V. 2-3 wiederholt; vgl. V. 50 ; Ps 92,3 ). Etan glaubte von ganzem Herzen, daß Gott treu war, und rief den Herrn deshalb in dieser schwierigen Situation um Hilfe an. Gott hatte David die Bundesverheißung gegeben (vgl. 2Sam 7,5-16 ). Sollte dieser Gott der Treue dann nicht auch seine Verheißungen einlösen?

 

 

B. Das Wesen des Bundesgottes

( 89,6-19 )

 

Ps 89,6-15

 

Der Psalmist lobte den Herrn für sein unvergleichliches Wesen (V. 6-9 ) und für seine herrlichen Taten (V. 10-15 ). Gott, so sagte Etan, ist treu (V. 6.9 ), unvergleichlich (V. 7 ), sehr zu fürchten und mächtig. (Zu der Frage: Wer ist dem Herrn gleich? vgl. Ps 35,10;71,19;77,14;89,7;113,5; 2Mo 15,11; Mi 7,18 .) Wenn er große Werke tut, so herrscht er auch über das Meer und wirft mit seiner Macht (mit seinem starken Arm ) Rahab nieder (vgl. den Kommentar zu Ps 87,4 ). Er schuf die Himmel und die Erde und wirkt mit Kraft (sein Arm , seine Hand und seine rechte Hand ; vgl. "rechte Hand" in Ps 17,7;18,36;20,7;45,5;60,7;63,9;108,7 ) und Gerechtigkeit. Sogar die Berge (auch Tabor und das Hermongebirge ) jauchzen über die schöpferische Macht des Herrn.

 

 

Ps 89,16-19

 

Im Hinblick auf die Eigenschaften Gottes (V. 6-9 ) sprach der Psalmist von den Segnungen derjenigen, die auf diesen wunderbaren Gott vertrauen und mit ihm Gemeinschaft haben. Sie erfahren, wie gut seine Gerechtigkeit, Stärke und sein Schutz ( Bewahrung ) sind. Wer wie das Horn (vgl. V. 25 ) eines Tieres erhöht wird, der wird mit Kraft gesegnet (vgl. Ps 92,11;112,9 ).

 

 

C. Die Bundesverheißungen

( 89,20-38 )

 

Ps 89,20-21

 

Der Psalmist erinnerte den Herrn daran, daß er David, einen jungen Krieger, zu seinem gesalbten Knecht erwählt hatte.

 

 

Ps 89,22-26

 

Dann erinnerte der Psalmist Gott daran, daß er verheißen hatte, den König zu stärken und ihn vor allen seinen Feinden durch seine Stärke (durch seine Hand und seinen Arm ; vgl. V. 14 ) zu bewahren, ihn zu lieben und ihm Macht über das Mittelmeer und die Ströme zu verleihen.

 

 

Ps 89,27-30

 

Dann sprach der Psalmist von der besonderen Beziehung, die der Davidskönig zu Gott hatte. Sie war wie eine Beziehung zwischen Vater und Sohn (vgl. 2Sam 7,14 ). Darüber hinaus hatte Gott in seinem unerschütterlichen Bund verheißen, daß die Linie (Dynastie) Davids und sein Thron auf ewig fortbestehen sollten (vgl. Ps 89,36-38; 2Sam 7,12-13.16 ).

 

 

Ps 89,31-38

 

Der Herr hatte geschworen, seinen Bund nicht zu brechen, auch wenn das Volk nicht gehorchte. Wenn sie ungehorsam waren, brachte Gott die Rute über sie (d. h., daß Gott sie bestrafte), aber er wollte seine Liebe und Treue nicht von ihnen wenden und seinen Bund fortbestehen lassen. Seine Verheißungen, unter die auch die Verheißungen des Davidsbundes (vgl. V. 28-30 ) fielen, haben ewigen Bestand.

 

D. Gebet zum Herrn, seines Eides zu gedenken

( 89,39-53 )

 

Ps 89,39-46

 

Der Psalmist beklagte nun, daß der König bedrückt und besiegt worden war, anstatt daß er Gottes Bundesverheißungen in seinem Leben erfahren hatte. Etan glaubte, daß Gott seinen Knecht verworfen (V. 39-40 ), die Mauern seines Weinberges (vgl. den Kommentar zu Ps 80,13 ) und seiner Festungen ( Ps 89,41 ) niedergerissen, ihn im Kampf geschwächt (V. 42 ), seine Feinde (V. 43-44 ) gestärkt ( ihre rechte Hand erhöht ) und seinen Thron in Schmach zu Boden geworfen hatte (V. 45-46 ).

 

 

Ps 89,47-53

 

Der Psalmist bat den Herrn (zu der Frage: Wie lange? vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ), seines Eides zu gedenken und ihm zu Hilfe zu kommen, denn sein Leben war rasch dahin. Er war dem Tode nahe und mußte die Schmach seiner Feinde ertragen. Deshalb war die einzige Hoffnung des Psalmisten in dieser elenden Situation das Gebet, daß Gott in seiner Liebe und Treue (vgl. Ps 89,2-3 ) sein Wort einlösen möge.

Mit dem Lobgesang in Vers 53 schließt das Buch III ( Ps 73-89 ) des Psalters.

 

 

IV. Buch IV

( Ps 90-106 )

 

Diese 17 Psalmen tragen mit Ausnahme von drei Psalmen keinen Verfassernamen. Ps 90 stammt von Mose, Ps 101 und 103 von David.

 

 

Ps 90

 

Der Psalmist stellte die Ewigkeit Gottes der Vergänglichkeit des Menschen gegenüber und bekannte, daß die Tage des Menschen durch Gottes Zorn schnell dahingehen. Er betete, daß Gott in seiner Barmherzigkeit seinem Volk bei dessen Werken Erfolg und Freude in seinen Sorgen schenken möge.

Der Psalm ist laut seiner Überschrift "ein Gebet des Mose, des Mannes Gottes" (vgl. 5Mo 33,1 ). Der unmittelbare Anlaß für die Abfassung ist uns nicht bekannt. Man könnte jedoch die Zeit der Wüstenwanderung, wobei eine ganze Generation der Israeliten in der Wüste umkam, als Hintergrund für diesen Psalm annehmen. Mit Mose als Autor ist Ps 90 der älteste Psalm überhaupt.

 

 

A. Die Vergänglichkeit des Menschen

( 90,1-12 )

 

Dieser Abschnitt des Psalms bietet eine Gegenüberstellung von Gott und Mensch und gibt die Antwort, die aus dieser Gegenüberstellung folgt.

 

 

Ps 90,1-6

 

Diese Verse sprechen von der Verschiedenheit zwischen dem ewigen Gott und dem begrenzten Menschen. Demütig erkannte der Psalmist an, daß Gott die ewige Wohnung des Heiligen ist (d. h. ihr Schutz), denn er besteht von Ewigkeit zu Ewigkeit (V. 1-2 ). In allen Generationen haben die Menschen zu ihm Zuflucht genommen. (Das hebr. Wort für Welt , TEBEl , V. 2 , ein poetisches Synonym für Erde, steht für den Teil der Erde, der etwas hervorbringt. Dieses Wort wird im Buch der Psalmen sehr häufig gebraucht.) Aber der Herr, der zeitlich nicht begrenzt ist (V. 3-4 ), löscht die Sterblichen ( Menschen ist die Übersetzung von ?MnNS , "schwacher Mensch") aus. Das Wort für Dampf ( dakkA? , von dAkA? , "vernichten") wird im AT nur an dieser Stelle gebraucht und bedeutet, daß etwas wie ein Dampf zerstäubt wird.

 

 

Eine Nachtwache (vgl. Ps 63,7 ) dauerte etwa vier Stunden ( Ri 7,19 bezieht sich auf die mittlere Nachtwache, wenn man von drei Wachperioden ausgeht). So ein Teil der Nacht ist kurz, wenn man schläft.

Der Mensch ist wie das Gras, das in der Hitze des Tages verdorrt (vgl. Ps 37,2;102,5.12;103,15-16; Jes 40,6-8 ) - Gott läßt sie zum Tod dahinfahren ( Ps 90,5-6 ). Das Leben des Menschen ist im Vergleich zum ewigen Gott vergänglich und kurz.

 

 

Ps 90,7-12

 

Das Leben des Menschen ist aufgrund des Zornes Gottes gegen die Sünde vergänglich. Der Psalmist sagte, daß der Mensch durch den Zorn Gottes vergeht, denn er sieht die Sünden der Menschen; auch die sogenannten verborgenen Sünden liegen vor ihm offen. Weil der Mensch ein Sünder ist, verbringt er sein Leben unter dem Zorn Gottes, und sein Leben ist stark beschränkt - auf 70 Jahre (manche Menschen leben ein paar Jahre länger) - und das Leben fliegt eilig dem Tode entgegen wie ein Vogel (vgl. Hi 20,8 ). Keiner kann den mächtigen Zorn Gottes ergründen ( Ps 90,11 ).

Weil das Leben so kurz ist und weil wir es in Sünde im Angesicht des Zornes Gottes verbringen, erbat sich der Psalmist, der Stellvertreter des Volkes Gottes, Weisheit von Gott, auf daß die Menschen ihre Tage zählten (vgl. Ps 39,5 ), d. h. die Menschen einsehen, wie wenige Tage sie nur zu leben haben (vgl. Ps 39,6-7 ). (Der Ausdruck unsere Tage taucht in Ps 90,9-10.12.14 und der Begriff "Tage" in V. 15 auf.)

 

 

B. Gottes Erbarmen

( 90,13-17 )

 

Ps 90,13-15

 

Der Psalmist bat den Herrn, sich über seine Knechte zu erbarmen (vgl. V. 16 ). Das war ihre einzige Hoffnung.

Der Herr sollte durch sein Erbarmen über sein Volk ihre Sorge in Freude wenden (vgl. V. 10 ). Wenn Gott dem Volk seine treue Liebe ( HeseD ) schenkte, konnte es alle Tage jubeln. Der Psalmist bat Gott, das Volk so lange jubeln zu lassen, wie er es dem Elend ausgeliefert hatte. Vers 14-15 scheinen nahezulegen, daß das Volk eine besonders schlimme Zeit der Züchtigung um seiner Sünde willen durchmachte, eine "Nacht" voller Bedrängnis. Der Morgen deutet eine neue Zeit der Freude für Gottes Volk an.

 

 

Ps 90,16-17

 

Der Psalmist bat fernerhin darum, daß Gott doch seine Herrlichkeit (vgl. den Kommentar zu Ps 29,2 ) und seine Gnade seinen Knechten (vgl. Ps 90,13 ) zeigen und sie nicht in seinem Zorn verzehren möge. Dann hätten sie Erfolg in ihrem Tun, auch wenn ihr Leben nur kurz wäre.

Wenn Gott einen Menschen um seiner Sünde willen verwirft, dann empfindet dieser ganz deutlich seine Schwachheit und Vergänglichkeit. Aber wenn er die Gnade Gottes erlebt, dann erfährt der Mensch echte Wertschätzung; er hat Anteil am Wirken des ewigen Gottes. Wer die Züchtigung Gottes erlebt, der ist sich ganz und gar bewußt, daß er ein sterblicher Mensch ist; wer an der Liebe und dem Erbarmen Gottes festhält, der weiß, daß er mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt wird (vgl. Ps 8,6-9 ).

 

 

Ps 91

 

Weil der Psalmist um die Sicherheit wußte, die aus dem Vertrauen auf Gott, den Allerhöchsten, resultierte, sprach er sich selbst den Mut zu, daß er aus den verschiedenen beängstigenden Angriffen der Gottlosen heraus Rettung erfahren werde. Er wußte, daß der Herr seinen Engeln befohlen hatte, über ihm zu wachen und ihn zu beschützen.

Dieser Psalm ist ein wundervolles Zeugnis von der Sicherheit, die ein Mensch in seinem Leben erfahren kann. Mehrere Begriffe stellen zwischen Ps 90-92 eine Verbindung her, was sie als Einheit erscheinen läßt. "Wohnung" taucht in Ps 90,1 und Ps 91,9 auf; "Gras" in Ps 90,5 und Ps 92,8; "aufsprossen" in Ps 90,6 und Ps 92,8; "erfreue" in Ps 90,15 und Ps 92,5; "dein Tun" in Ps 90,16 und Ps 92,5 und "Allerhöchster" in Ps 91,1.9 und Ps 92,2 .Auch das Gericht der Gottlosen wird in Ps 91,8 und Ps 92,12 erwähnt.

 

 

A. Sicherheit im Herrn

( 91,1-2 )

 

Ps 91,1-2

 

Der Psalmist verlieh seinem großen Vertrauen Ausdruck, daß der, der auf den Allerhöchsten vertraut, Sicherheit und Schutz findet. Die Bezeichnungen für Gott in Vers 1 ( Allerhöchster und Allmächtiger ) sind beachtenswert, denn sie machen auf seine Macht als dem souveränen Herrscher der Welt aufmerksam. (Zu der Bedeutung des "Allmächtigen", Sadday , vgl. den Kommentar zu 1Mo 17,1 .)

Die Bilder von Schutz und Schatten sprechen beredt vom Schutz Gottes. "Schutz" ( sETer ) ist ein Bergungsort ("Zuflucht"; der Ausdruck wird auch in Ps 27,5;32,7;119,114 benutzt). Der Schatten ist möglicherweise der Schatten eines Vogelflügels (vgl. Ps 91,4 ) und ist ebenso ein Zeugnis von Schutz, Sicherheit und Geborgenheit. Gott ist die Zuflucht ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl. V. 9 und den Kommentar zu Ps 14,6 ) und die Festung ( m+QUDCh , "Sicherheit"; der Begriff wird auch in Ps 18,4;31,4;71,3;144,2 gebraucht) für den Gläubigen. Ps 91,1-2 drückt wunderbar aus, daß der Herr wirkliche Sicherheit gibt.

 

 

B. Errettung durch Engel

( 91,3-13 )

 

Der Psalmist sprach sich selbst Ermutigung zu und erörterte weiter den Schutz des Herrn vor der Gefahr.

 

 

Ps 91,3-8

 

Der Psalmist zählte auf, wie Gott einen Gläubigen vor den verschiedenen furchteinflößenden Angriffen errettet: (1) Gott errettet aus der Schlinge des Vogelstellers (V. 3 a; vgl. Ps 124,7 ), ein Bild für die heimtückischen Angriffe auf sein Leben. (2) Gott errettet aus der todbringenden Pest ( Ps 91,3 b). (3) Gott bedeckt ihn mit seinen Flügeln (V. 4 a), ein Bild für Geborgenheit und Trost (vgl. Ps 17,8;36,8;57,2;61,5;63,8 ). (4) Gott bewahrt durch seine Treue ( Ps 91,4 b), die hier mit dem Bild von Schild und Brustwehr dargestellt wird.

Weil Gott so treu hilft, wird der, der auf den Herrn vertraut, nicht den Schrecken in der Nacht fürchten, nicht den Angriff am Tage, die Pest oder eine Plage (V. 5-6 ). Wenn auch Tausende durch ihre Niederlage hingestreckt werden, so geht der Gläubige daraus doch hervor, und er wird die Vernichtung der Gottlosen erleben (V. 7-8 ).

 

 

Ps 91,9-13

 

Der Psalmist erklärte, daß diejenigen, die den Herrn als ihre Zuflucht ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl. V. 2 und den Kommentar zu Ps 14,6 ) haben, kein Schaden oder Unglück ereilen kann, denn er hat seine Engel gesandt, die Glaubenden zu beschützen. Engel bewahren vor körperlichem Leiden und geben den Gläubigen Kraft in Zeiten der Not, ein Bild, was hier mit dem Bild der wilden Löwen und gefährlichen Schlangen beschrieben wird. Der Satan zitierte Ps 91,11-12 ( Mt 4,6 ), als er Christus versuchte. Selbst die wunderbarsten Verheißungen Gottes können mißbraucht werden.

 

 

C. Gott verheißt Bewahrung

( 91,14-16 )

 

Ps 91,14-16

 

Der Psalmist schrieb, als ob Gott selbst gesprochen hätte, um den Glauben des Psalmisten zu stärken. Im Gegenzug verhieß der Herr nun aufgrund der Liebe des Psalmisten Rettung aus der Gefahr, Schutz vor dem Unglück, Beistand in der Not, Ehre und Sättigung mit langem Leben. Alle in diesem Lied erwähnten Gefahren richten nichts gegen den aus, der im Schatten des Allmächtigen sitzt.

 

 

Ps 92

 

A. Es ist gut, den Höchsten zu preisen

( 92,2-8 )

 

Ps 92,2-4

 

Der Psalm beginnt mit der Feststellung, daß es gut ist, den Höchsten zu preisen (vgl. Ps 91,1.9 ) und mit Instrumenten jeden Tag seine Liebe und Treue zu verkünden (vgl. Ps 89,2-3 ). Mit "gut" meinte der Psalmist, daß Gott des Lobes würdig ist, denn er hat große, löbliche Dinge getan.

 

 

Ps 92,5-8

 

Hier legte der Psalmist die großen Taten Gottes im einzelnen dar. Der Schreiber sang aufgrund der großen Dinge und der tiefen Gedanken des Herrn ein Lied. In besonderer Weise dachte er über die Rechtfertigung des Gerechten durch Gott nach, die durch die Vernichtung der unvernünftigen Übeltäter geschehen war, die wie Gras aufwachsen (vgl. Ps 90,5 ) und eine kurze Zeitlang blühen (vgl. Ps 49;73 ).

 

 

B. Der Herr ist auf ewig erhöht

( 92,9-16 )

 

Ps 92,9-10

 

Vers 9 stellt die Verbindung zwischen Vers 2-8. 10-16 her. Im Gegensatz zu den Gottlosen, die eine kurze Zeit blühen (V. 8 ), regiert der Herr absolut souverän in Ewigkeit. Deswegen werden seine Feinde umkommen.

 

 

Ps 92,11-12

 

In Vers 11-15 nimmt der Psalmist vorweg, was die Verse 9 - 10 für ihn persönlich bedeuten werden. Gott erhöhte sein Horn und salbte ihn. Hier sprach der Psalmist mit solch großem Vertrauen, daß er das Werk Gottes so beschrieb, als wenn es bereits vollendet wäre. Das Horn eines Tieres steht für Stärke (vgl. Ps 89,18.25;112,9 ), und das "Öl" deutet auf ein Fest und die Wiederherstellung der Kräfte hin. Weil Gott erhöht ist (vgl. Ps 92,9 ), wird er in gleicher Weise sein Volk segnen. Darüber hinaus wird der Gerechte die völlige Vernichtung der Gottlosen erleben (V. 12 ; vgl. V. 8 ).

 

 

Ps 92,13-16

 

Die Gottlosen können wohl Gedeihen haben, aber ihr Wohlergehen währt nur kurz, so wie das Gras nur kurze Zeit blüht (V. 8 ). Auf der anderen Seite werden die Gerechten wie Palmen und Zedern des Libanon blühen. Diese Bäume stehen für Fruchtbarkeit und Lebenskraft (V. 15 ) unter der Hand Gottes (vgl. Ps 1,3 ). Die so Gesegneten werden die Gerechtigkeit des Herrn, ihres Felsens (vgl. den Kommentar zu Ps 18,3 ), verkündigen.

 

 

Ps 93

 

Dieser Psalm gehört zu den "Inthronisierungspsalmen" (oder "theokratischen Psalmen", wie sie auch bisweilen genannt werden), die die Herrschaft des Herrn auf der Erde feiern. Weitere Inthronisierungspsalmen sind Ps 47 und Ps95-99 . Ohne Zweifel fanden sie beim Gottesdienst Israels Verwendung, um die Souveränität Gottes zu preisen; sie sind aber darüber hinaus prophetische Bilder der Vollendung der Zeitalter, wenn der Herr seine gerechte tausendjährige Herrschaft auf der Erde durch den Messias aufrichten wird.

In Ps 93 frohlockte der Psalmist über die Herrschaft des Herrn, der seinen Thron hoch über den Meeren aufgerichtet hat und in seinem heiligen Tempel wohnt.

 

 

A. Der Herr richtet seine Herrschaft auf

( 93,1-2 )

 

Ps 93,1-2

 

Der Psalmist sah voraus, wie der Herr in seiner Majestät auf der Erde, mit Kraft umgürtet , regierte (vgl. Ps 47,9;96,10;97,1;99,1;146,10 ). Im AT gehörte die Kleidung zum Wesen einer Person; deshalb beschreibt der Ausdruck " bekleidet" mit Majestät (vgl. Ps 104,1 ) den Herrn als majestätisch und mächtig in seiner Herrschaft.

Durch seine Herrschaft wird auch die ganze Welt fest gegründet (vgl. Ps 96,10 ). Das bedeutet, daß die moralischen und gesetzlichen Lebensordnungen unter seiner Herrschaft fest stehen. Weil sein Thron von Ewigkeit her aufgerichtet ist, ist seine Herrschaft auf der Erde gewiß.

 

 

B. Der Herr ist mächtig

( 93,3-4 )

 

Ps 93,3-4

 

Der Psalmist pries die Macht des Herrn, die größer ist als die Meere mit ihren aufschäumenden Wellen und ihrem Brausen. Im AT verkörpert das Meer bisweilen Feindschaft (vgl. Jes 17,12-13 ). In der heidnischen kanaanitischen Mythologie erhielt Baal eine mächtige Stellung (und eine verdorbene Nachkommenschaft). Er kämpfte mit Prinz Yamm, dem Meer (im Hebr. bedeutet yAm "Meer"), und besiegte es. Aber diese beiden Verse, die sich in polemischer Weise gegen den Baalskult wenden, machen deutlich, daß der Herr, nicht Baal, mächtiger als das Meer ist. Das Meer gehört nicht in den Bereich der Mythologie, sondern ist eine Naturgewalt unter der Macht Gottes (z. B. das Rote Meer, Ps 106,9;114,3.5 ).

 

 

C. Das Haus des Herrn ist heilig

( 93,5 )

 

Ps 93,5

 

Weil das Haus des Herrn mit Heiligkeit erfüllt ist (im Gegensatz zu dem verderblichen Ort Baals; vgl. den Kommentar zu V. 3-4 ), sind die Gebote des Herrn gewiß. Die Heiligkeit sondert den Herrn von allen anderen ab. Sie wird durch seine Macht verkündigt. Der Psalm hat die Macht Gottes gepriesen, die der Beweis dafür ist, daß der Herr im Gegensatz zu den heidnischen Göttern lebt und handelt. Weil er in Macht und Heiligkeit regiert, muß jeder seinen Geboten Folge leisten.

 

 

Ps 94

 

Dieser Psalm trägt der Tatsache Rechnung, daß die Rache dem Herrn gehört. Der Psalmist bat den Herrn, an den Stolzen Rache zu üben, die auf unverschämte Art und Weise die Gerechten bedrücken. Der Schreiber des Psalmes vertraute darauf, daß der Herr sein Volk nicht verlassen, sondern es erlösen wird, denn im Herrschaftsbereich des Herrn ist für die Gottlosen kein Raum.

 

 

A. Gebet um Rache

( 94,1-7 )

 

Ps 94,1-3

 

Vers 1-7 geben ein Gebet wieder, daß Gott doch an den frohlockenden Gottlosen Rache üben möge. In Vers 1-3 bestätigte der Psalmist, daß die Rache dem Herrn gehört. Weil Gott der Richter über die Erde ist, muß er auch an den Gottlosen Vergeltung üben. Auch hier fragte der Psalmist: Wie lange? (vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ). Die fortwährende Freude der Gottlosen scheint fehl am Platze zu sein, denn sie sind Feinde Gottes (vgl. Ps 73,3-12 ).

 

 

Ps 94,4-7

 

Um seine Bitte zu rechtfertigen, beklagte der Psalmist die freche Bedrückung der Gerechten durch die Hochmütigen. Die Rede der Gottlosen ist hochmütig. Sie bedrücken das Volk Gottes, sein Erbteil (vgl. 94,14V. 14 und den Kommentar zu Ps 28,9; 5Mo 4,20 ). Die Gottlosen vernichten die Armen und Bedrückten (diesen sollen die gläubigen Verantwortlichen beistehen; vgl. Ps 72,4.12-14 ). Die Gottlosen tun das alles, weil sie davon überzeugt sind, daß der Herr es nicht beachtet (vgl. Ps 73,11 ).

 

 

B. Warnung vor dem Gericht

( 94,8-15 )

 

Ps 94,8-11

 

Der Psalmist rief die Gottlosen auf, ihr Tun zu überdenken. Er verwunderte sich darüber, daß die Gottlosen keine Weisheit erlangen - Gott kennt ihre vergeblichen Anschläge und Anstrengungen, die Gerechten zu bedrücken. Die Logik ist hier einfach, aber eindrucksvoll: Der das Ohr des Menschen schuf, der kann bestimmt auch hören; der das Auge gebildet hat, der kann auch sehen usw.

 

 

Ps 94,12-15

 

Aus diesen Versen wird das Vertrauen des Psalmisten zum Herrn deutlich. Wer von Gott gezüchtigt wird, der erfährt Segen, denn er wird aus dem Gesetz unterwiesen. Auch wenn ein Gläubiger von Gottlosen Bedrückung erfährt, kann er sich damit trösten, daß Gott derartige Bedrückungen gebrauchen kann, um ihn zu unterweisen. Gott wird ihm aus dem Unglück Ruhe schaffen, wenn die Gottlosen untergegangen sind. Der Psalmist war sich gewiß, daß Gott sein Volk nicht verlassen (vgl. V. 15 und den Kommentar zu Ps 28,9; 5Mo 4,20 ), sondern Gerechtigkeit wiederaufrichten werde.

 

 

C. Trost vom Herrn

( 94,16-23 )

 

Ps 94,16-19

 

Der einzige Trost des Psalmisten war der Herr. Als er gefragt hatte, wer für ihn gegen die Sünder aufstünde, erkannte er, daß sein Schutz vom Herrn kam. Als er schon fast völlig verzweifelt war ( als sein Fuß ausglitt ; vgl. Ps 73,2 ), machte die Gnade Gottes sein verängstigtes Herz ruhig und gab ihm Freude.

 

 

Ps 94,20-23

 

Daraufhin sah der Psalmist Gottes Vergeltung an den Gottlosen voraus. Der Thron der Bösen (wörtl.: "Thron der Bosheit") nimmt Bezug auf schändliche Herrscher, deren Gesetzgebung auf die Vernichtung der Gerechten hinzielt. Sie haben keinen Teil an Gott. Deshalb setzte der Psalmist sein Vertrauen auf den Herrn, seine Feste ( miRgoB ; vgl. den Kommentar zu Ps 9,10;46,8 ), seinen Fels und seine Zuflucht (vgl. den Kommentar zu Ps 18,1 ), denn er wußte, daß der Herr ihnen ihre Sünden vergelten und sie vertilgen würde.

 

 

Ps 95

 

Dieser "Inthronisierungspsalm" mahnt das Volk zur Anerkennung des Herrn als mächtigen König über alle Götter. (Weitere Inthronisierungspsalmen sind Ps 47; 93 und Ps 96-99 .) Aber der Psalmist warnte die Versammlung, nachdem er sie dazu ermahnt hatte, ihren Schöpfer zu verehren, vor dem Unglauben, wie er in den Tagen der Wüstenwanderung unter dem Volk geherrscht hatte, als es die Ruhe Gottes nicht erlebte.

 

 

A. Lobpreis der Souveränität Gottes

( 95,1-7 a)

 

Dieser erste Abschnitt des Psalmes ist ein typisches Lied des Lobpreises.

 

 

Ps 95,1-2

 

Der Psalmist rief die Versammlung auf, dem Herrn Loblieder zu singen (vgl. den Kommentar zu Ps 5,12 ). Er wird hier der Fels unserer Errettung genannt, ein Bild für die Bewahrung, die Gott bei der Errettung seines Volkes schenkte. Offensichtlich hatte die Versammlung die Erfahrung einer solchen Errettung gemacht, für die sie Dankopfer brachte.

 

 

Ps 95,3-5

 

Gott verdient aufgrund seiner Majestät Dank mit Frohlocken, der in den Versen 1-2 erwähnt wird. Er ist der große König (vgl. Ps 98,6;99,4 und den Kommentar zu Ps 5,3 ) über alle Götter . Die Erwähnung dieser Götter (Götzenbilder) bedeutet nicht die Anerkennung ihrer Existenz. Es ist vielmehr das Bekenntnis der Souveränität Gottes und seiner Erhabenheit über jede tatsächliche oder nur scheinbar existente Macht. Die ganze Schöpfung - auch die Dinge, die die Heiden als Götter verehrten - hatte der Herr geschaffen, und deshalb hat er die Macht über alles.

 

 

Ps 95,6-7 a

 

In diesen Versen, die die Verse des Lobpreises dieses Psalmes beschließen, ermahnte der Psalmist die Versammlung, den Herrn anzubeten, denn er ist ihr Gott, und sie sind seine Schafe (vgl. Ps 74,1;79,13;100,3 ). Die Bezeichung der HERR, der uns gemacht hat bezieht sich vielleicht auf die Gründung der Nation (vgl. 5Mo 32,6 ). Der Begriff Herde deutet noch einmal darauf hin, daß der Herr, der Hirte Israels, sein Volk führt und versorgt.

 

B. Warnung vor Unglauben

( 95,7 b. 8-11 )

 

Ps 95,7-11 (Ps 95,7b-11)

 

In diesem Abschnitt warnte der Psalmist das Volk davor, noch einmal in die Torheit des Unglaubens zu verfallen, die seinen Vorfahren die verheißene Ruhe im Land gekostet hatte. Diese Warnung wurde durch die Erwähnung der Fürsorge des Herrn für sein Volk ausgesprochen (V. 7 a); in der Geschichte des Volkes war diese Fürsorge zu oft durch Ungehorsam ins Gegenteil verkehrt worden. Das Ereignis, auf das der Schreiber hier Bezug nimmt, ist das Murren des Volkes bei Refidim ( 2Mo 17; 4Mo 20,1-13 ). Der Name des Ortes spiegelt das Ereignis wider. Meriba (vgl. Ps 81,8;106,32 ) bedeutet "Hader" und Massa "Versuchung", denn das Volk haderte mit dem Herrn und versuchte ihn. Deshalb hatte Gott geschworen, daß es nicht in das Land hineinkommen, sondern die meisten in der Wüste sterben sollten. Die jüngere Generation kam dann in das verheißene Land.

Der Psalmist ermahnte seine Zuhörerschaft und begann dabei mit dem Wort heute , um auf die Dringlichkeit der Entscheidung hinzuweisen. Sie sollten nicht der Stimme Gottes widerstehen, die sie zum Vertrauen und zum Gehorsam rief. In der Bibel steht das Wort Herz häufig für den Willen eines Menschen. Sein Herz verhärten bedeutete, den Gehorsam zu verweigern. Wenn die, die den Psalm hörten, durch ihren Unglauben ebenfalls ungehorsam waren, dann brachte Gott auch sie nicht zu der Ruhe in dem Land.

Dieser Abschnitt wird in Hebr 3,7-11 als Warnung für Christen zitiert, die durch ihren Unglauben ( Hebr 3,12 ) in Gefahr stehen, nicht in die verheißene Ruhe einzugehen (vgl. den Kommentar zu Hebr 3,7-12 ). Im umfassenden Sinn steht diese Ruhe für das kommende Königreich des Herrn auf der Erde, wenn die Gläubigen geistlich und irdisch ihre Ruhe im Herrn finden werden. Die Gläubigen kommen selbstverständlich in diese Ruhe hinein, wenn sie von ihren Werken lassen und auf ihn vertrauen.

Die Warnung in Ps 95 gibt einen Ausblick auf diese zukünftigen Ereignisse, weil er Teil eines Liedes ist, das das Königtum des Herrn feiert (V. 3 ), ein Königtum, in dem nur Menschen dienen können, die den Herrn in Wahrhaftigkeit anbeten.

 

 

Ps 96

 

In diesem Psalm über die Herrschaft des Herrn rief der Psalmist die Menschen an allen Orten und die Elemente der Natur zum Lobpreis Gottes auf, denn er ist größer als die Götter der Heiden, und er wird in Gerechtigkeit und Wahrheit regieren.

 

 

A. Die Erde soll seine Majestät preisen

( 96,1-6 )

 

Ps 96,1-3

 

Der Psalmist lud die ganze Erde ein (d. h. die Menschen überall auf der Welt; vgl. Ps 97,1;98,4;100;1 ), den Herrn zu preisen. Sie sollten ihm (vgl. Ps 33,3;40,4;98,1;144,9;149,1 ) ein neues Lied singen (vgl. den Kommentar zu Ps 5,12 ). Das Singen eines neuen Liedes weist auf neue Gnadentaten hin, die Gott einem Menschen erwiesen hat. Das Volk sollte sein Heil und seine Taten auf der ganzen Welt verkünden, denn das bedeutete Herrlichkeit (vgl. "Herrlichkeit" in Ps 96,6-8 ) für ihn.

 

 

Ps 96,4-6

 

Der Herr ist des Lobpreises würdig, der in Vers 1-3 gefordert wird, denn er ist größer als alle Götter (vgl. den Kommentar zu Ps 95,3; vgl. auch Ps 97,9 ). Diese Götter, die unter den Völkern verehrt werden, sind bloße Götzen. Er ist der eine Gott, der alles geschaffen hat, und steht deshalb über allem. Darüber hinaus ist sein Tempel (das Heiligtum ) von Pracht (vgl. Ps 96,9 und den Kommentar zu Ps 29,2; auch als Majestät und Herrlichkeit bezeichnet) und von Kraft (vgl. Ps 96,7 ) erfüllt. Mit anderen Worten, er ist inmitten seines Volkes herrlich und mächtig.

 

 

B. Die Völker müssen seine Herrschaft anerkennen

( 96,7-10 )

 

Ps 96,7-9

 

Der Psalmist rief die Volksstämme der Erde dazu auf, Gott Herrlichkeit und Macht (vgl. V. 6 ) zu geben und ihn anzubeten. Eines Tages muß sich jedes Knie vor dem allmächtigen Herrn beugen ( Phil 2,10 ), dessen Heiligkeit furchtbar ist.

 

 

Ps 96,10

 

Die Menschen überall auf der Welt sollten ihn preisen, denn er ist König (vgl. Ps 47,9;93,1;97,1;99,1;146,10 ). Wenn der Herr zum Gericht und zur Herrschaft über die Erde wiederkommt, wird er seine Herrschaft in Gerechtigkeit aufrichten (vgl. Ps 97,2 ).

 

 

C. Die ganze Natur soll frohlocken

( 96,11-13 )

 

Ps 96,11-13

 

Der Psalmist rief die Natur auf zu frohlocken, denn der Herr wird kommen, um die Erde in Gerechtigkeit (vgl. Ps 97,2;98,9 ) und Wahrheit zu richten. Die Personifikation (des Himmels , der Erde , des Meeres , der Felder und der Bäume ) deutet möglicherweise an, daß die ganze Schöpfung blühen wird, wenn auf der Erde Gerechtigkeit herrscht und der Segen an die Stelle des Fluches tritt. Dann wird die Erde nicht mehr länger seufzen und auf den Tag der Erlösung warten, wie es jetzt noch der Fall ist ( Röm 8,20-22 ). Dann wird die Natur singen.

Solche Psalmen müssen für die Psalmisten eine Ermutigung gewesen sein, wie sie es für die Gläubigen aller Zeiten gewesen sind. Viele Psalmen drücken die Sehnsucht danach aus, daß der Herr doch die Gottlosigkeit fortschaffen und die Gerechtigkeit auf der Erde aufrichten möge. Die Klagen der Psalmisten werden nicht mehr gehört werden, wenn der Herr in Gerechtigkeit und Wahrheit regiert.

 

 

Ps 97

 

Es handelt sich bei Ps 97 um einen Lehrpsalm, der auf ein Gesicht des Psalmisten von Gott zurückging. Der Psalmist sah das herrliche Kommen des Herrn in all seiner Pracht voraus. Er beschrieb, wie der Herr kommt, um zu herrschen und seine Widersacher in Gerechtigkeit zu richten, und ermahnte die Heiligen, das Böse zu hassen und im Herrn zu frohlocken (vgl. 2Pet 3,10-11.14 ).

 

 

A. Verkündigung der Herrschaft des Herrn

( 97,1 )

 

Ps 97,1

 

Der Psalmist leitete die Beschreibung seines Gesichtes des Herrn ein, indem er die Erde aufrief (d. h. die Menschen auf der Erde; vgl. Ps 96,1;98,4;100,1 ), über die Aufrichtung des Königtums des Herrn zu frohlocken. Der HERR regiert ; das wird auch in Ps 47,9;93,1;96,10;99,1 und Ps 146,10 berichtet.

 

 

B. Die Erscheinung des Herrn

( 97,2-9 )

 

Ps 97,2-5

 

Der Psalmist beschrieb das wunderbare, mächtige Erscheinen des Herrn. Israel verstand zweifellos, daß diese Verse bildhaft von der Gegenwart der Herrlichkeit Gottes sprachen. In ihrer ganzen Bedeutung beschreiben sie jedoch das Kommen des Herrn, um über die Erde zu regieren.

Das Kommen des Herrn wird begleitet von Wolken und tiefer Dunkelheit, häufig ein Bild für das furchtbare Gericht Gottes (vgl. 5Mo 4,11; 5,22-23; Ps 18,10.12; Jer 13,16; Hes 30,3.18; 32,7-8; 34,12; Joe 2,2; Am 5,18-20; Zeph 1,15 ). Die Herrschaft Gottes ist auf Gerechtigkeit gegründet (vgl. Ps 96,13 ). Gott erscheint ebenso im verzehrenden Feuer, denn er vernichtet seine Widersacher in seinem Zorn (vgl. Ps 21,10;50,3;79,5;89,47; Hebr 12,29; Offb 20,9 ). Blitze versetzen die Welt in Schrecken. Berge schmelzen wie Wachs (vgl. Mi 1,4 ). Die Naturelemente, die die Menschen fürchten, und die Schöpfung, die festgegründet ist, verkünden alle das Kommen des Herrn der ganzen Erde (vgl. Mi 4,13; Sach 4,14 ). In der Bibel begleiten derartige Phänomene häufig das Erscheinen des Herrn.

 

 

Ps 97,6-9

 

Der Psalmist beschrieb die Folgen dieser Gotteserscheinung. Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit und Herrlichkeit. Mit anderen Worten, das Erscheinen des Herrn auf der Erde, um dort Gerechtigkeit aufzurichten, wird der Welt verkündigt.

Die Götzenanbeter unter den Heiden werden sich schämen, denn sie werden augenblicklich erkennen, daß sie im Irrtum waren. Deshalb rief der Psalmist sogar die Götzen auf, den Herrn anzubeten. Das Volk Gottes jubelt, weil ihr gerechter Herr erhöht wird. Weil er Herr über die ganze Erde ist (vgl. V. 5 ), ist er höher als alle falschen Götter (vgl. Ps 96,4-5 ), und ihm gebührt der Lobpreis des Volkes.

 

C. Aufruf zur Gerechtigkeit

( 97,10-12 )

 

Ps 97,10

 

Aufgrund dieser Vorausschau ruft der Psalmist die, die den HERRN lieben , auf, das Böse zu hassen (vgl. Spr 8,13 ), d. h. er ermahnt sie, im Gehorsam nach seinen gerechten Geboten zu leben. Wegen ihrer Treue sollen sie vor den Gottlosen gerettet werden.

 

Ps 97,11-12

 

Die Gerechten werden aufgefordert, den gerechten Herrn anzuerkennen und ihn freudig zu preisen, denn er hat sie mit Freude und geistlichem Wachstum (das Licht genannt wird; vgl. Ps 27,1; 36,10 ) gesegnet.

Ps 98

 

In diesem Psalm ermahnte der Schreiber die ganze Erde, dem Herrn zu singen und ihn zu preisen, denn er regiert und hat Wunderbares vollbracht, als er Israel durch seine Macht rettete, und er wird die Erde in Gerechtigkeit richten.

 

 

A. Gott hat seine Errettung verkündet

( 98,1-3 )

 

Ps 98,1-3

 

Der Psalmist lud seine Leserschaft dazu ein, dem Herrn ein neues Lied zu singen (vgl. Ps 33,3;40,4;96,1;144,9;149,1 ), denn durch seine Kraft (seine rechte Hand und sein Arm sind Bilder für seine Macht) hat er das Heil gebracht und seine Gerechtigkeit offenbart. Das Heil Gottes wird aufgrund seiner Gnade ( HeseD ) und Treue (auch zu übersetzen mit "treue Liebe") möglich. Der Herr gedachte an seinen Bund mit seinem Volk Israel und errettete es.

 

 

B. Gott wird die Welt in Gerechtigkeit richten

( 98,4-9 )

 

Ps 98,4-8

 

Der Psalmist schaute die letzte Errettung seines Volkes voraus und rief daher die Erde auf (d. h. die Bewohner der Erde; vgl. Ps 96,1;97,1;100,1 ), vor dem Herrn zu frohlocken. Jedermann sollte laut jubeln ( Ps 98,4 a. 5-6 b) und mit den verschiedenen Musikinstrumenten vor dem Herrn, dem König (vgl. Ps 95,3;99,4 und den Kommentar zu Ps 5,3 ), singen. Sogar die Natur (auch das Meer , die Ströme und Berge ; vgl. Ps 96,11-13 ) wird aufgerufen, zu jubeln und zu jauchzen.

 

 

Ps 98,9

 

Warum sollen die Menschen den Herrn preisen? Weil er kommt, um die Welt in Gerechtigkeit zu richten (vgl. Ps 96,13 ). Der Psalmist sah noch einmal voraus, wie der Herr kommt, um sein Werk zu tun. Der Herr wird Rettung ( Ps 98,3 ) und Gerechtigkeit bringen.

 

 

Ps 99

 

Der Psalmist ermutigte dazu, den Herrn mit Lobpreis zu erheben. Dafür gab es zwei Gründe: Er ist heilig und erhört in seiner Gnade die Gebete seines Volkes.

 

 

A. Der Herr ist König - der Herr ist heilig

( 99,1-5 )

 

Ps 99,1-3

 

Der Psalmist brachte dem heiligen Herrn, dem König, sein Lob dar. Der Königspsalm beginnt wie üblich mit den Worten: Der HERR ist König (vgl. Ps 47,9;93,1;96,10;97,1;146,10 ). Daher sollte jedermann erzittern.

Der Psalmist beschreibt, daß Gott auf dem Thron zwischen den goldüberzogenen Cherubim (vgl. Ps 80,2 ) auf der Bundeslade wohnt (vgl. 1Kö 6,23-28 ). Er ist groß in Zion, dem Ort, an dem der Tempel stand.

Die Menschen sollten überall seinen großen Namen preisen. Er wohnt in Zion und regiert in Gerechtigkeit, und das bezeugt seine Größe und seine Heiligkeit, die doch die vorherrschenden Gründe zum Lobpreis sind, die in diesem Psalm erwähnt werden.

 

 

Ps 99,4-5

 

Die Macht und Gerechtigkeit des Königs (vgl. Ps 95,3;98,6 und den Kommentar zu Ps 5,3 ) bezeugten seine Heiligkeit. Deshalb pries ihn der Psalmist.

Vers 5 ist ein Refrain (vgl. V. 9 ), der jedermann auffordert, den Herrn zu erhöhen und am Schemel seiner Füße anzubeten (d. h. vor dem Tempel mit der darin befindlichen Bundeslade).

 

 

B. Der Herr ist König - der Herr ist barmherzig

( 99,6-9 )

 

Ps 99,6-9

 

Der Psalmist sprach von Gottes Barmherzigkeit über seinen Vorfahren trotz der Sünden Israels. Mose, Aaron und Samuel haben gebetet und wurden erhört. Gott sprach zu ihnen (d. h. zu Israel) aus der Wolkensäule (vgl. 2Mo 13,21 ), und sie gehorchten. Sogar nachdem Israel gesündigt hatte und gestraft worden war, erhörte der Herr ihre Gebete und vergab ihnen. Deshalb gebührt diesem Herrscher die Ehre, jedoch nicht nur aufgrund seiner Heiligkeit ( Ps 99,3.5 ), sondern auch aufgrund seines barmherzigen Handelns mit seinem Volk. Gottes Erbarmen bewahrt sein Eigentum davor, von seinem gerechten Gericht verzehrt zu werden.

Vers 9 ist ein Refrain (V. 5 hat ganz ähnliche Worte), der das Volk Gottes dazu auffordert, den Herrn mit Lobpreis und Anbetung an seinem heiligen Berg, Zion, zu erhöhen (vgl. Ps 43,3;48,2;87,1 ).

 

 

Ps 100

 

Die Überschrift des Psalms (oder Liedes) erklärt, daß dieser Psalm beim "Dankopfer" Verwendung fand. Er wurde im Tempel bei dem Darbringen der Dankopfer gesungen. Die Ausdrucksweise dieses Psalms lehnt sich an die vorhergehenden Inthronisierungspsalmen an ( Ps 47;93;95-99 ), die die Herrschaft des Herrn feiern.

Der Psalmist ermahnte die Versammlung, dem Herrn mit Freuden zu dienen, denn er ist der Schöpfer, und mit Danksagung in seinen Tempel zu kommen, denn er ist gut und treu.

 

 

A. Dient dem Herrn mit Freuden

( 100,1-3 )

 

Ps 100,1-2

 

Vers 1-3 sind ein Aufruf zum Lobpreis und zum freudigen Dienst. Alle Menschen ( die ganze Erde ; vgl. Ps 96,1;97,1;98,4 ) sollen dem Herrn zujauchzen; ihr Lobpreis soll nicht gedämpft werden. Mehr noch, sie sollen ihm mit Freuden dienen. Mit diesem Dienst, der mit fröhlichen Liedern getan wird, könnte die Anbetung Gottes gemeint sein.

 

 

Ps 100,3

 

Der Herr ist fröhlich zu preisen und anzubeten, denn er ist allmächtig. Er ist der Schöpfer. Wer auf ihn vertraut, gehört ihm an. Sie folgen ihm, denn sie sind die Schafe seiner Weide (vgl. Ps 74,1;79,13;95,7; vgl. auch Ps 23,1;80,2 ).

 

B. Tretet in seine Vorhöfe ein mit Danken

( 100,4-5 )

 

Ps 100,4-5

 

Der zweite Teil des Psalmes ruft die Heiligen auf, in Jerusalem (Gottes Toren) einzuziehen und zu seinem Tempel (seinen Vorhöfen) zu kommen, um Dankopfer für seine Segnungen an ihnen darzubringen.

Das Volk sollte den Herrn für seine Güte, Liebe und Treue preisen. Diese Gnadengaben gewährt Gott von Generation zu Generation. Deshalb kann jede Generation, die die Güte, Liebe und Treue Gottes erfährt, in den Lobpreis Gottes miteinstimmen.

 

 

Ps 101

 

König David sprach mit dem Herrn und versicherte, daß er entschlossen war, in seinem Königreich die Ordnungen Gottes beizubehalten, indem er das Böse wegtat, von seiner eigenen Person, seinem Hof und seiner Hauptstadt. Wenn Gerechtigkeit herrschte, dann wohnte der Herr gerne unter dem Volk. So ist dieser Psalm auch eine Art Satzung, durch die David unter Gott regierte.

 

 

A. Gottes Gnade und Gerechtigkeit

( 101,1 )

 

Ps 101,1 : Der Psalmist besang die Gnade ( HeseD ) und Gerechtigkeit des Herrn. Sie sind Kennzeichen und Basis göttlicher Herrschaft (vgl. Ps 89,15 ).

 

 

B. Davids Rechtschaffenheit

( 101,2 )

 

Ps 101,2

 

David hatte den Entschluß gefaßt, ein untadeliges Leben mit untadeligem Herzen vor Gott zu führen. Diese rechtschaffene Lebensweise begann in seinem Privatbereich in seinem eigenen Haus. Sie steht in scharfem Gegensatz zur Korruptheit der meisten Könige des Nahen Ostens zur damaligen Zeit.

 

 

C. Davids Geradheit im Palast

( 101,3-8 )

 

David führte näher aus, was er unter dem Pfad der Rechtschaffenheit verstand, den er nach seinen Worten gehen wollte (V. 2 ). Diese Rechtschaffenheit fing bei seiner eigenen Person an und erstreckte sich weiter auf seine Diener. Das war unabdingbar, wenn der Herr weiterhin seine Herrschaft segnen sollte.

 

 

Ps 101,3-4

 

David wollte rechtschaffen bleiben und das Böse nicht hinnehmen. Er wollte schändliche, treulose und verkehrte Menschen und ihr Handeln nicht in seiner Nähe dulden. Der Ausdruck "schändliche Dinge" heißt wörtlich "Dinge des Beliar". "Verkehrt" ( ZiqqES ) bedeutet "unehrlich, falsch" (vgl. den Kommentar zu Ps 18,27 ).

 

 

Ps 101,5-6

 

Der König bestimmte fernerhin, daß er sich mit treuen Dienern umgeben wollte. Er wollte die Verleumder zum Schweigen bringen (vgl. V. 8 ) und die Hochmütigen nicht dulden. Stolze Augen (vgl. Ps 18,28; Spr 6,17;30,13 ) blicken hochmütig drein. David wollte nach treuen Dienern suchen, die, wie er selbst zu jener Zeit, ebenfalls (in Rechtschaffenheit) ein untadeliges Leben führten (vgl. Ps 101,2 ).

 

 

Ps 101,7-8

 

David kündigte ferner an, daß er die Gottlosen im ganzen Volk, nicht nur im Palast, zum Schweigen bringen wollte. Bei seiner täglichen Rechtsprechung (vgl. Jer 21,12 ) wollte er die Übeltäter und die Gottlosen ausrotten. Dieser Ausdruck könnte eventuell Ausschluß vom Dienst und der Gemeinschaft bedeuten, es ist jedoch wahrscheinlicher, daß damit die Todesstrafe gemeint ist.

 

 

Ps 102

 

Die Überschrift zu diesem Psalm hat keine Entsprechung im Buch der Psalmen und deutet darauf hin, daß der Psalm dann benutzt wurde, wenn ein Glaubender persönlich Leid erfuhr und darüber nachsann. Der Psalm weist vom Inhalt her Ähnlichkeiten mit Ps 22; 69 und 79 auf, ferner mit mehreren Stellen aus Jes 40-66 .

Der Psalmist hoffte, daß Gott ihm rasch antwortete und beklagte, daß er ganz niedergedrückt war und sich in einem bejammernswerten Zustand befand, weil sein Feind ihn mit Schande bedeckte. Er fand jedoch Trost in der Tatsache, daß der Herr treu blieb und ihn nicht verließ. Das ist eine Wahrheit, die viele Generationen von Gläubigen zum Lobpreis Gottes geführt hat.

 

 

A. Erhöre mich eilends

( 102,2-3 )

 

Ps 102,2-3

 

Der Psalmist betete ernstlich, daß Gott ihn erhören und sein Angesicht nicht verbergen möge (vgl. Ps 27,9;143,7 ). In seiner Not drängte er den Herrn, ihm eilends zu antworten (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ).

 

 

B. Ich schwinde dahin

( 102,4-12 )

 

Ps 102,4-8

 

Der Psalmist beschrieb dem Herrn seinen beklagenswerten Zustand. Seine Tage gingen dahin wie Rauch , seine Gebeine (vgl. den Kommentar zu Ps 6,3 ) verbrannten (d. h. er fühlte sich ausgelaugt), sein Herz verdorrte wie Gras (vgl. Ps 102,12;37,2;103,15-16; Jes 40,6-8 ). Er verspürte keinen Hunger und litt unter seiner körperlichen Schwäche. In seinem abgezehrten Zustand (vgl. Hi 19,20 ) fühlte er sich zerschlagen wie eine traurig dreinblickende Eule oder ein einsamer Vogel. Seine Kraft war dahin, er fühlte sich niedergeschlagen und hatte jeden Lebenswillen verloren.

 

 

Ps 102,9-10

 

Die aussichtslose Situation des Psalmisten verschärfte sich noch, als er hörte, daß seine Feinde über seine Lage spotteten. Wenn jemand Asche aß (vgl. Jes 44,20 ), dann bedeutete es, daß er Asche auf dem Haupt hatte, und das war ein Zeichen der Trauer. Der Psalmist trauerte und weinte ( Tränen ; vgl. Ps 80,6 ) so viel, daß Trauer und Tränen schon zu seiner täglichen Speise geworden waren.

 

 

Ps 102,11-12

 

Darüber hinaus war der Psalmist davon überzeugt, daß ihn Gott in seinem Zorn heimgesucht hatte. Weil Gott das alles hatte geschehen lassen, meinte er, daß sein Leben schon fast vorbei sei, so wie die abendlichen Schatten, die anzeigen, daß ein Tag fast vorbei ist (vgl. Ps 144,4 ), und wie das verdorrende Gras (vgl. Ps 102,5 ).

 

 

C. Er wird den Elenden nicht verachten

( 102,13-23 )

 

Ps 102,13-14

 

Den Klagen des Psalmisten folgte die Erklärung seines Vertrauens in den Herrn, daß er seine Gebete erhörte. Das du ist im Hebr. betont und stellt den Gegensatz zwischen dem Psalmisten und dem Herrn heraus. Der Übergang zum Lobpreis geschieht plötzlich: Der Herr sitzt auf ewig auf seinem Thron (vgl. den Kommentar zu Ps 2,4 ), und er antwortete, denn es war nun die Zeit gekommen, daß er seinem Volk in Jerusalem seine Gnade erweisen sollte.

 

 

Ps 102,15-18

 

Der Psalmist vertraute darauf, daß der Herr, der seine Herrschaft in Zion aufgerichtet hatte, jene nicht vergaß, die ihn liebhatten. Die Knechte des Herrn liebten sogar die Steine und die Trümmer Zions (das ist ein Bild für die enge Beziehung der Knechte zu der Stadt in ihrem Unglück), was mit daran lag, daß es die Wohnung Gottes war. Auch andere Menschen, die Völker und ihre Könige, werden den Herrn verehren, denn er wird Zion wieder aufbauen. Das deutet darauf hin, daß der Psalmist seine Gedanken nun von seiner eigenen Schwachheit abgekehrt hat, um über die Erhabenheit des Herrn nachzusinnen, die den Wiederaufbau der Stadt gewährleistete. Möglicherweise wurde der Psalm anläßlich eines Unglücks in der Hauptstadt gedichtet. Dennoch war der Psalmist davon überzeugt, daß der Herr das Gebet des Volkes erhören werde.

 

 

Ps 102,19-21

 

Der Psalmist sah bereits die Rettung der Elenden voraus. Zukünftige Generationen würden den Herrn preisen, wenn sie hörten, wie er vom Himmel herabblickte ( von seinem Heiligtum in der Höhe ) und das Seufzen seines Volkes über dessen beklagenswerte Situation hörte. Es wird häufiger in den Psalmen erwähnt, daß Gott in seiner Allmacht auf sein Volk herabblickt. Diese Tatsache macht deutlich, wie sehr sich Gott um sein Volk kümmert. Der Herr griff immer wieder ein, um die zu retten, die schon dem Tode nahe waren.

 

 

Ps 102,22-23

 

Als Folge dieser Rettung würde der Name des HERRN gepriesen, wenn alle Menschen sich versammelten, um ihn in Zion zu preisen.

 

D. Deine Jahre währen ewiglich

( 102,24-29 )

 

Ps 102,24-29

 

Hier wandte sich der Psalmist wieder seiner eigenen Klage zu. Der Herr hatte seine Kraft weggenommen (vgl. V. 5-11 ), offenbar, um sein Leben zu verkürzen (vgl. V. 4.12 ). Deshalb bat er um Verlängerung seines Lebens, damit er doch nicht vorzeitig sterben müsse. Nimm mich nicht hinweg in der Hälfte meiner Tage . Weil Gottes Jahre auf ewig währen (V. 25 ; vgl. V. 28 ), sprach der Schreiber des Psalms bildhaft von Gottes Ewigkeit und bat Gott um die Verlängerung seines eigenen Lebens, und sei es auch nur um eine kurze Zeit.

Wenn der Psalmist von Gottes Ewigkeit im Gegensatz zu seiner Schöpfung sprach, drückte er damit sein Vertrauen auf den Herrn aus. Die Himmel und die Erde werden vergehen (vgl. 2Pet 3,10; Offb 21,1 ) wie ein altes Kleid. Im Gegensatz dazu wandelt sich Gott nicht ( Mal 3,6; Hebr 13,8 ), und er ist ewig (seine Jahre währen ewig ; vgl. Ps 102,28 ). Deshalb wird er allen Generationen treu sein (den Kindern der Heiligen und ihren Nachkommen).

Vers 26-28 werden in Hebr 1,10-12 auf Christus bezogen. Der Psalmist wandte sich hier an den ewigen Herrn, und der Schreiber des Hebräerbriefes identifizierte Jesus Christus als den Ewigen, den Schöpfer und Erhalter der Welt. Auch das spricht dafür, daß Jesus Christus Gott ist.

 

Ps 103

 

David blickte zurück auf die Gnadentaten Gottes an ihm und fand in der Bundesbeziehung des Volkes zum Herrn Trost, obwohl das Volk sündigte und schwach war. In diesem Vertrauen rief der Psalmist die ganze Schöpfung dazu auf, ihren Herrn zu preisen.

Dieser Psalm bejubelt die Errettung, die möglicherweise als Anwort auf das Gebet in Ps 102 geschehen ist.

 

 

A. Die Gnadentaten Gottes

( 103,1-5 )

 

Ps 103,1-2

 

David gab sich selbst den Befehl ( du meine Seele ), den Herrn von ganzer Seele zu preisen, d. h. sich ganz dem Lobpreis des heiligen Namens Gottes hinzugeben (vgl. Ps 33,21 ). Das war mit Sicherheit angesichts der vielen Wohltaten des Herrn gerechtfertigt.

 

 

Ps 103,3-5

 

David pries den Herrn für seine vielen Gnadentaten, für seine Vergebung der Sünden (V. 3 a), für die Heilung von Krankheit (V. 3 b), für die Errettung vom Tod (V. 4 a; Grube ist ein Synonym für Grab), für die Bereicherung seines Lebens durch Gottes Gnade (vgl. V. 8.11.17 ), für sein gnädiges Erbarmen (vgl.V. 8.13 ; Ps 116,5; 119,156 ), für Davids Sättigung ( mit Gutem ; vgl. Ps 104,28;107,9 ) und für die Erneuerung seiner Jugend. Wenn hier gesagt wird, daß Gott uns "krönt", dann weist dieser Ausdruck auf seine Gnade hin, die er schenkt (so wie in Ps 8,6 ). Der Psalmist erfuhr durch Gott eine geistliche Neubelebung wie ein Adler, der sein ganzes Leben hindurch seine Stärke behält (vgl. Jes 40,31 ).

 

 

B. Das Erbarmen Gottes

( 103,6-18 )

 

David spielte auf verschiedene Ereignisse in der Geschichte Israels an und sann über die Bundestreue des Herrn nach, die er zu schwachen Sündern aufrechterhielt.

 

 

Ps 103,6-8

 

David rief sich zunächst den Bund des Herrn mit Mose ins Gedächtnis. Er pries die Gerechtigkeit des Herrn und beschrieb, daß Gott sich Mose und dem Volk Moses als erbarmender (vgl. V. 4.13 ; Ps 86,15;111,4;145,8 ) und gnädiger Gott offenbart hatte, der langsam zum Zorn und reich an Gnade ( Liebe , HeseD ; vgl. Ps 103,4.11.17 ) ist. Vers 8 bezieht sich auf Gottes Worte, die er am Berg Sinai zu Mose gesprochen hatte ( 2Mo 34,6; vgl. Neh 9,17; Ps 86,15;145,8; Joe 2,13; Jon 4,2 ). Gott ist treu gegenüber seinem Volk und wird es aus der Unterdrückung erretten.

 

Ps 103,9-12

 

David ging dann darauf ein, daß der Herr in seiner Gnade Sünden vergibt. Weil Gott langsam zum Zorn ist (vgl. V. 8 ), klagt er nicht immer ( rIB , "eine Gerichtssache gegen jemand aufbringen") einen Menschen wegen seiner Sünde an noch verfährt er mit dem Menschen nach seinen Sünden. Aufgrund seiner großen Liebe (vgl. V. 4.8.17 ) trennt er die Sünde völlig von den Sündern ab, indem er ihnen vergibt.

 

 

Ps 103,13-18

 

In diesen Versen schrieb David, daß, auch wenn das Leben des Menschen vergänglich ist, es durch den Bund mit dem Herrn befestigt wird. Der Herr erbarmt sich (vgl. V. 4.8 ) über sein schwaches Volk (V. 13 ), denn er weiß, wie schwach der Mensch ist (V. 14-16 ). Der Mensch ist nur Staub (vgl. 1Mo 2,7 ), und sein Leben ist kurz, so wie auch das Gras nur kurze Zeit besteht (vgl. Ps 37,2;90,5;102,5.12; Jes 40,6-8 ) und die wilden Blumen. Gottes Liebe in seinem Bund besteht jedoch von Ewigkeit zu Ewigkeit (vgl. Ps 102,5.9.12 ) und gilt denen, die ihm gehorchen. Auch hier wird die Ewigkeit des Herrn als Trost für den schwachen Menschen betrachtet. Der Mensch kann seine Hoffnung nicht auf andere, ebenso schwache Menschen setzen, sondern nur auf den ewigen Gott.

 

 

C. Der Lobpreis Gottes

( 103,19-22 )

 

Ps 103,19-22

 

David legte dar, daß der Herr über die ganze Erde regiert. Deshalb sollen alle Engel, Gottes himmlische Heerscharen, die seine Knechte sind, und seine ganze Schöpfung ( seine Werke ) den Herrn an jedem Ort preisen. David schloß seinen Psalm auf dieselbe Weise, wie er ihn begonnen hat: Er ermahnte sich selbst ( du meine Seele ), den Herrn zu preisen.

 

 

Ps 104

 

Ps 104 beginnt wie Ps 103 mit den Worten: "Lobe den Herrn, du meine Seele". Ps 104 ist ein wunderbarer Psalm zum Lobpreis von Gottes wunderbarer Schöpfung und der Erhaltung dieser Schöpfung. Während Ps 103 das Erbarmen des Herrn über sein Volk preist, spricht dieser Psalm mehr von der Macht, der Weisheit und der Güte des Herrn aller Schöpfung gegenüber. Der Psalmist spricht davon, wie Gott die Himmel im Licht ausbreitet, wie er in seiner Macht die Tiefe regiert, wie er die Erde als Wohnort für die Menschen schmückt, wie er den Tag und die Nacht zum Leben einrichtet und das Meer für alles, was darinnen lebt, zubereitet. Dann pries er Gott, der in seiner Herrlichkeit über die Schöpfung regiert und sie durch seinen Geist erneuert. Der Psalmist betete mit dem Blick auf dieses ganze Geschehen, daß Gott doch die Sünder reinigen möge, die nicht mehr in Harmonie mit der Schöpfung sind.

 

 

A. Einleitung

( 104,1 a)

 

Ps 104,1 a

 

Der Psalmist ermutigte sich selbst dazu, den HERRN zu preisen (vgl. V. 35 ; Ps 103,1.22 ).

 

 

B. Lobpreis für den Schöpfer

( 104,1 b. 2-23)

 

Ps 104,1-4 (Ps 104,1b-4)

 

In Vers 1 b. 2-23 pries der Psalmist die Majestät des Herrn ( du bist sehr groß und mit Pracht [vgl. den Kommentar zu Ps 29,2 ] und mit Majestät bekleidet ; vgl. Ps 45,4 ), wie sie auch in seinen Werken sichtbar wird. Der Schreiber begann mit einer poetischen Beschreibung der Himmel. Das Licht , das am ersten Tag geschaffen wurde ( 1Mo 1,3-5 ), gehört zum Wesen des Herrn. Wer mit "Licht" bekleidet ist, zu dessen Wesen gehört das Licht. Bei der Schöpfung breitete der Herr die Himmel wie ein Zelt aus (vgl. 1Mo 1,6-8; Jes 40,22 ), d. h., daß der Himmel die Erde wie ein Zelt die Zeltinsassen überspannt. Es wird ferner bildhaft ausgedrückt, daß sich Gottes Wohnung in Obergemächern über den Wassern befindet. Es ist, als ob ein Architekt hier ein Privatgemach gebaut hätte, indem er die tragenden Balken über den Wassern der Himmel gebaut hätte.

Der Herr schuf alle Elemente des Himmels, die Wolken, den Wind und das Feuer. (Zu der Aussage, daß der Herr auf den Wolken einherfährt, vgl. den Kommentar zu Ps 68,5 .) Ps 104,4 legt nahe, daß Gott seine Engel ( Boten ) oft in Naturerscheinungen sendet, ganz ähnlich wie bei seinen eigenen Erscheinungen.

 

 

Ps 104,5-9

 

Der Psalmist wiederholte noch einmal, wie Gott die Erde gegründet und sie mit Wassern bedeckt hat. Die poetischen Bilder sprechen davon, daß die Erde auf Grundfesten fest gegründet ist und daß sie mit Wasser (der Tiefe) wie mit einem Kleid bedeckt ist. Der Psalmist stellte in lebhaften Bildern dar, wie der Herr die Wasser in Flüsse und Meere versammelte und ihnen eine Grenze setzte (d. h. ihnen Ufer gab, über die sie nicht hinaustreten konnten; vgl. Hi 38,9-10; Jer 5,22 ). Wenn Gott die Wasser zurücktrieb, legt das nahe, daß sie eine ungezügelte Kraft darstellten, die gezügelt werden mußte. Die Wortwahl in Ps 104,7-9 erinnert an den Sintflutbericht; der Psalmist sprach jedoch von der Schöpfung.

 

 

Ps 104,10-18

 

Gott schmückte die Erde als Lebensraum und ließ Brunnen in den Tälern emporquellen, um den Tieren Wasser zu geben (V. 10-12 ), und ließ Pflanzen wachsen, die den Tieren und den Menschen Nahrung geben. Gott gab das Öl (von den Olivenbäumen), um das Angesicht des Menschen zu glätten (V. 13-15 ). Gott versorgte die Tiere und die Vögel mit einem Unterschlupf (V. 16-18 ). In seiner Weisheit schuf Gott die Erde so vielfältig, daß alles Leben darauf existieren kann.

 

 

Ps 104,19-23

 

Der Herr schuf den Mond und die Sonne, damit sie die Zeiten bestimmen, in denen die unterschiedlichsten Geschöpfe auf der Erde schlafen und wachen.

 

 

C. Lobpreis für die Herrschaft des Herrn

( 104,24-32 )

 

Ps 104,24-30

 

Der Psalmist brach in Lobpreis Gottes für seine ganze Schöpfung aus, die er in seiner großen Weisheit gemacht hatte. Die vielen verschiedenen Kreaturen der Erde stehen unter seiner Herrschaft.

Die Tiere des Meeres in ihren verschiedenen Größen - auch der große Leviatan (hier geht es um ein tatsächlich existierendes Tier, nicht um ein Wesen aus der Mythologie; vgl. den Kommentar zu Hi 41 ) - warten auf ihre Speise und auf das Gute (vgl. Ps 103,5;107,9 ) von Gott (vgl. Ps 104,21 ). Aber wenn er sich vor ihnen verbirgt, dann erschrecken sie, denn er ist der Herr über Leben und Tod in den Meeren. Er nimmt ihren Atem hinweg, und sie sterben. Er sendet seinen Lebenshauch , und Tiere werden neu geschaffen.

Das Wasser ist das vorherrschende Thema in diesem Psalm (V. 3.6-16.25-26 ). Wasser wurde als mächtige Kraft betrachtet. Dieser Psalm beschreibt die Herrschaft des Herrn über dieses Element.

 

 

Ps 104,31-32

 

Der Psalmist bat den Herrn, daß doch seine Herrlichkeit bleiben möge, denn er regiert so mächtig über die Schöpfung.

 

 

D. Gebet um Harmonie in der Schöpfung

( 104,33-35 a)

 

Ps 104,33-35 a

 

Der Psalmist antwortete auf zwei Arten auf die Größe der Schöpfung Gottes. Erstens gelobte er, Gott mit seinem Lied und seiner wohlgefälligen Rede zu preisen (vgl. Ps 19,15 ). Dies ist die angemessene Antwort eines Menschen, der Gott anbetet und sich an seinen Schöpfer erinnert. Zweitens betete er, daß die Sünder von der Erde verschwinden mögen, weil sie nicht im Einklang mit der Schöpfung Gottes stehen.

 

E. Schlußrede

( 104,35 b)

 

Ps 104,35 b

 

Der Psalmist ermutigte sich selbst ( du meine Seele ), den HERRN zu preisen (vgl. V. 1 ; Ps 103,1.22 ). Das hebräische hal+lU-yAh (daraus entstand das Wort "Halleluja") wird abschließend mit "Preist den Herrn" übersetzt. Es taucht hier zum ersten von 23 Malen in den Psalmen auf ( Ps 104,35; 105,45; 106,1.48; 112,1; 113,1.9; 115,18; 116,19; 117,2; 135,1.3.21; 146,1.10; 147,1.20; 148,1.14; 149,1.9; 150,1.6 ).

 

 

Ps 105

 

Der Psalmist hob einige Punkte der Geschichte Israels hervor (von Abraham bis zur Wüstenwanderung) - wie der Herr sein Volk in der Erfüllung seiner Bundesverheißungen auf wunderbare Weise in Bewegung setzte - und pries die Größe der Liebe des Herrn zu seinem Eigentum.

 

 

A. Lobpreis für die Größe Gottes

( 105,1-6 )

 

Ps 105,1-6

 

Der Psalmist begann mit einem Aufruf (an Israel, V. 6 ), Gott für seine vielen Wunder zu preisen und sich über seinen heiligen Namen zu freuen . Der Name Gottes steht für Gottes Eigenschaften, die er uns offenbart hat. Israel sollte sich auf den Herrn verlassen ( fragt nach dem Herrn, sucht sein Angesicht) und sich an sein wunderbares Handeln erinnern.

 

 

B. Lobpreis für die Treue des Herrn

( 105,7-41 )

 

Ps 105,7-11

 

Der Psalmist wandte sich nun dem Lobpreis für das Gedenken des Herrn an seine Verheißungen zu, die er dem Volk gegeben hatte. Das Volk sollte seiner gedenken (V. 5 ), weil er ihrer gedenkt! (V. 8 ; vgl. V. 42 ). Gott, der Herr, der Herrscher über das Universum ( seine Gerichte ergehen auf der ganzen Erde ), gedachte an (d. h erfüllte) seinen Bund und seinen Eid. Sein Bund, den er mit Abraham geschlossen hatte ( 1Mo 12,1-3;15,18-21 ), wurde in der Gegenwart Isaaks bestätigt ( 1Mo 22,15-18 ) und erging auch an Jakob ( 1Mo 28,13-15; 1Mo 32,12 ). Gott hatte gesagt, daß Israel eine große Nation sein und das Land, das er ihnen verheißen hatte, besitzen werde.

 

Ps 105,12-41

 

Der Psalmist griff ein Ereignis aus der Geschichte Israels heraus, bei dem der Herr seine Verheißung erfüllt hatte, Israel zu einem großen Volk zu machen. Der Schreiber stellte als erstes fest, daß der Herr das Volk bewahrt hatte, während es sich in anderen Ländern aufhielt (V. 12-15 ). Möglicherweise bezieht sich das auf den Auszug Abrahams von Ur in Chaldäa nach Haran ( 1Mo 11,31 ), Kanaan ( 1Mo 12,4-5 ), Ägypten ( 1Mo 12,10-20 ) und auf seinen Aufenthalt im Negev ( 1Mo 20,1 ). Als zweites führte der Herr die Israeliten in seiner Souveränität nach Ägypten und erhöhte Josef ( Ps 105,16-22; vgl. 1Mo 37;39-41 ). Als drittes machte der Herr sein Volk in Ägypten sehr fruchtbar, obwohl es doch unterdrückt wurde ( Ps 105,23-25; vgl. 2Mo 1,6-14 ). Als viertes wirkte der Herr durch Mose und Aaron Wunder in Ägypten (im Lande Hams ; vgl. Ps 105,23 ). Diese Wunder waren die Plagen in Ägypten (V. 26-36 ), unter denen die Ägypter litten (vgl. 2Mo 7-11; Ps 78,44-51 ). Als Gott sein Volk rettete, machte es noch große Beute ( Ps 105,37 ). In der Tat war Ägypten froh, als das Volk fortzog (V. 38 ). Als fünftes führte der Herr die Israeliten durch die Wüste und versorgte sie mit Wachteln, mit Manna (dem Himmelsbrot) und mit Wasser aus dem Felsen (V. 39-41 ). So erwies der Herr auch während der Wüstenwanderung seine Treue an Israel.

 

 

C. Lobpreis für die Errettung des Herrn

( 105,42-45 )

 

Ps 105,42-45

 

Der Psalmist sprach noch einmal davon, wie der Herr seines Wortes gedacht (V. 42 ; vgl. V. 8 ), sein Volk aus Ägypten herausgebracht und es in das verheißene Land geführt hatte (V. 43-44 ). Es wurde aus der Sklaverei erlöst, damit es seinem Wort gehorchte (V. 45 ).

Dieser Psalm drückt Freude über Gottes Treue seinem Wort gegenüber aus, wenn er sein auserwähltes Volk erlöst. Deshalb sollten diejenigen, die seine Gnadentaten erleben, seiner Werke gedenken und ihm mit Gehorsam antworten. Zu den Worten Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ) vgl. den Kommentar zu Ps 104,35 .

 

 

Ps 106

 

Ungeachtet der Treue Gottes Israel gegenüber ( Ps 105 ) war die Geschichte Israels doch voll von dessen Treulosigkeit und Undankbarkeit. Ps 106 ist ein Bußpsalm und erzählt, wie rebellisch die Israeliten waren und wie Gott Gericht über sie gehalten hatte. Dann betete der Psalmist, daß der Herr doch sein Volk aus der Gefangenschaft befreien möge. Ein ähnliches Bußbekenntnis wurde in Neh 9 niedergeschrieben. Dieser Psalm hat fernerhin Ähnlichkeiten mit Jes 63 und Hes 20 .

 

 

A. Lobpreis der Güte Gottes

( 106,1-5 )

 

Ps 106,1-5

 

Der Psalmist pries Gott für seine unvergleichliche Güte, für seine Gnade und Macht (V. 1-2 ). Zu den Worten Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ) vgl. den Kommentar zu Ps 104,35 .Weil alle, die tun, was recht ist, vom Herrn gesegnet werden ( Ps 106,3 ), betete der Psalmist, daß Gott doch seiner gedenken möge, wenn er sein Volk segnete. Dadurch konnte er Wohlergehen und Freude erfahren und Gott preisen.

 

 

B. Das Bekenntnis der Sünde

( 106,6-46 )

 

Ps 106,6

 

Der Psalmist begann mit der allgemeinen Feststellung, das Thema Buße zu erörtern, daß die Israeliten in den Tagen des Psalmisten gleich ihren Vätern (d. h. ihren Vorfahren) gesündigt hatten. Deshalb ging der Psalmist auf die Sünden der Vorfahren der Israeliten näher ein.

 

Ps 106,7-12

 

Der Psalmist zählte daraufhin die Sünden des Volkes in der Wüste auf. Erstens kam er auf den Durchzug durch das Rote Meer zu sprechen (V. 7-12 ; vgl. 2Mo 14,11-12 ). Dennoch errettete es der Herr (vgl. 2Mo 14,26-30 ), um seine Macht zu erweisen, und es glaubte (vgl. 2Mo 14,31 ) und sang ihm Loblieder (vgl. 2Mo 15,1-21 ).

 

 

Ps 106,13-33

 

Dann sprach der Psalmist von den Sünden des Volkes bei dessen Wanderung in das Gelobte Land. Es vergaß schnell Gottes Wunder (vgl. V. 21-22 ) und wurde lüstern (vgl. 4Mo 11,4 ), und Gott schickte ihm eine Plage ( Schwindsucht ; 4Mo 11,33 ). Es murrte über Mose und Aaron, weil es eifersüchtig war. Da vernichtete Gott Datan und die Rotte Abirams ( Ps 106,16-18; vgl. 4Mo 16; 26,8-9 ). Am Horeb (das ist der frühere Name für den Berg Sinai; vgl. 5Mo 5,2; Mal 4,4 ) machte es ein goldenes Kalb und brach so das Gesetz. Gott hätte es vernichtet, wenn Mose nicht für es eingetreten wäre ( Ps 106,19-23; vgl. 2Mo 32 ).

Es murrte. Deshalb schwor Gott mit erhobener Hand (andere Ausleger übersetzen: Gott erhob die Hand gegen sie; vgl. den Kommentar zu 2Mo 6,8 ), daß es in der Wüste sterben sollte ( Ps 106,24-27; vgl. 4Mo 14,26-35 ). Es achtete das köstliche Land gering denn es glaubte dem Herrn nicht.

Bei Peor (man könnte auch übersetzen: Es sündigte, indem es sich an Baal-Peor hängte) sündigte es wieder (dieses Mal beging es mit den Moabitern zusammen Götzendienst), und Pinehas trat dazwischen , um der Plage ein Ende zu setzen ( Ps 106,28-31; vgl. 4Mo 25 ).

Bei Meriba hatte Mose die Geduld mit den Israeliten verloren, als sie sich gegen Gott auflehnten ( Ps 106,32-33; vgl. Ps 81,8;95,8; 2Mo 17,7; 4Mo 20,2-13 ). Weil Mose die Beherrschung verloren hatte, verlor er das Vorrecht, in das Land der Verheißung hineinkommen zu dürfen ( 4Mo 20,12 ).

 

 

Ps 106,34-46

 

Der Psalmist erinnerte das Volk daran, daß es die Bewohner des Landes nicht vertilgt hatte, so wie der HERR es ihm befohlen hatte ( 5Mo 7,1-2 ). Anstatt dem Gebot des Herrn zu gehorchen, die Götzenbilder der Kanaaniter zu zerstören ( 5Mo 7,5.16.25-26 ), betete Israel die Bilder an (vgl. Ri 2,11-12 ) und opferte den Dämonen sogar noch seine Söhne und Töchter ( Ps 106,37; vgl. 5Mo 32,17 ), ein Ausdruck, der für die Götzen gebraucht wird ( Ps 106,38 ).

Weil Israel so schwer gesündigt hatte, war der HERR zornig (vgl. Ri 2,14.20 ) über sein Volk und lieferte es der Bedrückung durch dessen Feinde aus.

Viele Male rettete Gott es dennoch ( Ps 106,43-46 ). Das geschah z. B., als Gott wegen seines Bundes und seiner Gnade ( HeseD ) Richter erweckte, um Israel aus der Hand seiner Unterdrücker zu befreien (vgl. Ri 2,16 ). Der Herr brachte zwar immer wieder Gericht über sein ungehorsames Volk, aber er erhörte doch auch immer wieder dessen Schreien.

 

 

C. Gebet um Errettung

( 106,47-48 )

 

Ps 106,47-48

 

Nachdem der Psalmist auf diese Weise die Sünden des Volkes Israel und Gottes Bestrafungen zurückverfolgt hatte, betete er, daß Gott es doch wiederum erretten möge (die Aufforderung: sammle uns aus den Völkern legt ganz offensichtlich nahe, daß das Volk zerstreut war), damit es ihn preisen konnte.

Der Lobgesang in Vers 48 beschließt Buch IV des Psalters. Dieser Vers ähnelt dem Lobgesang, mit dem Buch I schließt (vgl. Ps 41,14 ). Zu den Worten Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ) vgl. den Kommentar zu Ps 104,35 .

 

 

V. Buch V

( Ps 107-150 )

 

Von diesen 44 Psalmen stammen 15 von David ( 108-110; 122; 124; 131; 133; 138-145 ), ein Psalm von Salomo ( Ps 127 ). Die übrigen 28 Psalmen machen keine Angabe über ihren Verfasser.

 

 

Ps 107

 

Dieser Psalm ist ein Aufruf zum Lobpreis, der sich an die Erlösten des Herrn richtet. Der Psalmist ermutigte sie, ihn zu preisen, und legte dar, wie Gott sein Volk aus der Wüste errettet, die Ketten der Gefangenen zerbrochen, die Elenden aufgerichtet, seine Macht den Seefahrern erzeigt hatte und wie der Herr in seiner Gnade über die Natur und über die Belange der Menschen regiert.

 

 

A. Die Erlösten sollen den Herrn preisen

( 107,1-3 )

 

Ps 107,1-3

 

Gott gebührt Dank für seine beständige Gnade (vgl. V. 43 ). Insbesondere sollten ihm die Erlösten danken, die diese Wohltat Gottes erfahren haben. Der Psalm wurde aufgrund der Wortwahl in Vers 2 b. 3 vielleicht in der babylonischen Gefangenschaft geschrieben.

 

 

B. Der Anlaß für den Dank: Errettung

( 107,4-32 )

 

In diesen Versen zählte der Psalmist vier Beispiele auf, wie der Herr sein Volk errettet hatte. Jedesmal hatte das Volk den Herrn gebeten, ihm aus seiner Not zu helfen, und das hatte er getan (V. 6.13.19.28 ). Jedesmal hatte der Psalmist das Volk dazu gedrängt, Gott für seine Gnade und sein wunderbares Handeln zu danken (V. 8.15.21.31 ).

 

 

Ps 107,4-9

 

Der Herr errettete Menschen von ihrer Wüstenwanderung. Sie waren außerstande, ihren Weg zu finden, sie waren hungrig, durstig und dem Tod nahe, sie schrien zum HERRN , und er brachte sie in Sicherheit. Daher muß der Herr gepriesen werden, denn er sättigte jene mit Gutem (V. 9 ; vgl. Ps 104,28 ), die durstig und hungrig in der Wüste umherirrten.

 

 

Ps 107,10-16

 

Der Herr befreite die Gefangenen von ihren Banden. Die in dunklen Gefängnissen in Ketten lagen, weil sie sich gegen Gott aufgelehnt hatten, schrien zum Herrn und wurden aus der Finsternis erlöst und von ihren Ketten befreit. Der jüdische Targum legt nahe, daß sich diese Verse auf König Zedekia und die Fürsten von Juda in ihrem Exil in Babylon beziehen. Der Herr sollte gepriesen werden, weil er aus der Gefangenschaft befreit.

 

 

Ps 107,17-22

 

Der Herr errettete die Kranken vom Tod. Als die widerspenstigen Sünder Bedrückung erfuhren und sie an die Tore des Todes kamen (vgl. Hi 38,17; Ps 9,13; Jes 38,10 ), schrien sie zu ihm, und er belebte sie wieder und heilte sie durch sein Wort. Deshalb sollte der Herr gepriesen und ihm Dankopfer (d. h. Lobopfer) gebracht werden, weil er ihnen ihre Gesundheit neu geschenkt hatte.

 

 

Ps 107,23-32

 

Gott errettete Seeleute aus ihrer Not auf dem Meer. Die auf dem Meer fuhren, sahen seine Werke, wenn er einen Sturm herbeirief. Ihr Mut schwandt dahin, sie waren am Ende ihrer Weisheit (wörtl.: "all ihre Weisheit wurde verschlungen"), sie riefen zu ihm, und er beruhigte den Sturm, er errettete sie aus der Gefahr und brachte sie sicher ans Ziel. Deshalb sollte der Herr in der Versammlung gepriesen werden.

 

 

C. Der Anlaß für den Dank: Herrschaft

( 107,33-43 )

 

Der Psalmist erzählte, daß der Herr der Herrscher der Welt ist. Das ist der zweite wichtige Anlaß zum Lobpreis Gottes (vgl. V. 4-32 ).

 

 

Ps 107,33-38

 

Der Herr hat über die Natur große Macht. Er kann eine Wüste in ein wasserreiches Gebiet verwandeln (V. 33 ) oder ein wasserreiches Gebiet in eine Wüste. Er kann fruchtbares Land zu Ödland machen (vgl. 5Mo 29,23 ). Er tut dies aufgrund der Gottlosigkeit der Menschen im Land (vgl. 5Mo 29,24-28 ).

Auf der anderen Seite machte Gott das unfruchtbare Land zu bewohnbarem Land ( eine Stadt, wo sie wohnen konnten ; vgl. Ps 107,4.7 ) und zu fruchtbarer Erde (V. 35-38 ). Das tat er zugunsten der Armen und Elenden, so daß ihre Zahl stark zunahm.

 

 

Ps 107,39-43

 

Der Herr hat auch die Macht über das Schicksal der Menschen. Er demütigt und macht den Stolzen gering, aber er erhebt den Armen und Elenden. Deshalb preisen die Erlösten den Herrn ( die Aufrichtigen sehen es und jubeln ), aber die Gottlosen sind verstummt.

Ein Weiser wird diese Dinge sorgfältig überdenken und die große Liebe des Herrn erkennen ( HeseD ; vgl. V. 1.8.15.21.31 ).

 

 

Ps 108

 

Ps 108 ist ein Triumphlied, das die Gnade des Herrn preist. Der Psalmist David erwartete, daß alle Feinde des Herrn bei ihren eigenen Anschlägen zugrunde gingen. Weil David der Überzeugung war, daß Gott in der Unterwerfung der Völker triumphieren werde, betete er um göttliche Führung. Vers 1-5 ähneln stark Ps 57,8-12 und Ps 108,7-14 stimmt mit Ps 60,7-14 überein. Zweifellos wurden diese Teile zu liturgischen Zwecken zusammengefügt.

A. Das Triumphlied

( 108,2-7 )

 

Ps 108,2-7

 

David sang dieses Triumphlied als Lobgesang der großen Liebe Gottes und seiner Treue (V. 5 ; vgl. Ps 115,1;117,2;138,2 ). Der Psalmist wünschte sich, daß Gott doch über die ganze Erde erhöht werden möge, so daß seine Heiligen errettet werden. Seine rechte Hand deutet auf seine Macht hin (vgl. 2Mo 15,6.12; Ps 20,7;45,5;60,7;89,8-14 ).

 

 

B. Vertrauen auf den Sieg

( 108,8-14 )

 

Ps 108,8-14

 

David war davon überzeugt, daß der Herr die Stämme der Erde Juda unterwerfen werde (V. 8-10 ; vgl. den Kommentar zu den Versen in Ps 60,8-10 ,die mit V. 8-10 identisch sind). Der Psalmist erkannte, daß es der Führung Gottes bedurfte, er betete um Hilfe im Kampf gegen seine Feinde und war vollkommen davon überzeugt, daß Gott sie vernichten werde ( Ps 108,11-14; vgl. den Kommentar zu den mit den V. 11-14 identischen Versen in Ps 60,11-14 ).

 

Ps 109

 

Der Psalmist David betete, daß der Herr doch an seinem Feind Rache nehmen möge, der mit bösartigen Anschlägen auf ihn eindrang. Der Psalmist bedeckte den Gottlosen mit Verwünschungen. Bei der Überschrift "ein Psalm Davids" bleibt unklar, ob David diesen Psalm zur Zeit seines Königtums oder bereits vorher verfaßt hat. Der Psalm enthält zahlreiche Verwünschungen (vgl. dazu "Die Theologie in den Psalmen" in der Einleitung ). Das sind die innigen Gebete des Gerechten, der für die Sache Gottes auf der Erde einsteht. Es sind zwar schroffe Empfindungen, aber der Gerechte war einer ernsthaften Bedrohung ausgesetzt.

 

 

A. Klage über böse Feinde

( 109,1-5 )

 

Ps 109,1-5

 

David schrie zu Gott, den er pries, nicht zu schweigen, sondern ihn aus der Gefahr zu erretten, in die ihn die Gottlosen gebracht hatten. Sie waren voll Betrug (V. 2 ) und Haß (V. 3 ) und vergalten ihm seine Freundschaft mit falschen Anschuldigungen und vergalten das Gute, was er getan hatte, mit Schlechtem und mit Haß.

 

 

B. Die Verwünschungen der Gottlosen

( 109,6-20 )

 

David sprach hier in einem langen Abschnitt Verwünschungen aus und wünschte sich, daß die Gottlosen für ihr Handeln Elend erführen und ihren Besitz einbüßten.

 

 

Ps 109,6-15

 

David betete darum, daß sein Feind einen Gegner erhielte (V. 6 ), für schuldig befunden würde (V. 7 ), stürbe (so daß seine Frau Witwe würde und seine Kinder umherirrten, V. 8-10 ), durch einen Wucherer und Plünderer (V. 11 ) arm würde und niemand sich seiner erbarme (V. 12 ). David betete auch darum, daß die Nachkommenschaft seines Feindes ausgerottet werden möge (V. 13 ) und daß der Herr der Sünden der Vorfahren seines Feindes gedachte (V. 14-15 ). Das war der innigste Wunsch Davids nach Vergeltung. Zu den Verwünschungen des Psalmisten vgl. "Die Theologie der Psalmen" in der Einleitung .

 

 

Ps 109,16-20

 

Hier werden die Gründe für die in Vers 6-15 ausgesprochenen Verwünschungen angegeben. Dieser Gottlose nutzte die Armen, die Elenden (vgl. V. 22 ) und den, der gebrochenen Herzens ist , aus (V. 16 ). Er liebte es, über andere Menschen Verwünschungen auszusprechen (V. 17 ); dies war ein Teil seiner selbst, wie seine Kleidung, die er trug, und das Wasser, das er trank (V. 18 ). Deshalb sollte ihn die Verwünschung selbst treffen (V. 17 ); die Verwünschung sollte ihn einhüllen und umschließen (V. 19 ). Das sollte die Art und Weise sein, wie Gott an jenen, die David beschuldigt und verleumdet hatten (V. 20 ), Vergeltung übte (vgl. V. 5 ).

 

 

C. Gebet um Hilfe

( 109,21-31 )

 

Ps 109,21-25

 

David wandte sich an seinen mächtigen Herrn und bat um Hilfe und Errettung, denn er befand sich in großer Not. Er war ganz offensichtlich schwach ( arm und elend ; vgl. V. 16.31 und den Kommentar zu Ps 37,14 ), und er schwand unter der Bedrückung der Gottlosen dahin (er wurde mager vom Fasten ). David war nicht nur in Gefahr, sondern seine Feinde verhöhnten ihn außerdem.

 

 

Ps 109,26-31

 

Davids Gebet um Hilfe entstand aufgrund seines Wunsches, daß die Gottlosen doch verstehen möchten, daß der Herr ihn rechtfertigte (V. 26-27 ) und daß er jubelte, wenn sie zuschanden wurden und Schmach erfuhren (V. 28-29 ). David gelobte, daß er den Herrn für seine Rettung (die Rettung des Elenden ; vgl. V. 22 ) vor dem Bedränger bezeugen ( erheben ) wollte.

 

 

Ps 110

 

Die Worte dieses Psalmes richten sich an den "Herrn" des Psalmisten. Es ist die Ausdrucksweise eines Propheten, der eine Offenbarung von Gott erhalten hat. Der König war auch Priester, eine Tatsache, die über die Ordnung Aarons hinausschaut, die keine königliche Ordnung war. Das ist ein Grund dafür, daß dieser Psalm unter die prophetischen Psalmen eingereiht wurde. Jesus zitierte Ps 110,1 in Mk 12,36 (vgl. Mt 22,44; Lk 20,42 ), um darzulegen, daß er, der Messias, Davids Herr und nicht nur Davids Nachkomme war ( Mk 12,35.37 ). Wenn Jesus diesen Abschnitt zitierte, dann wird auch deutlich, daß Ps 110 von David verfaßt und vom Heiligen Geist inspiriert war und daß er vom Messias spricht. Ps 110,1 wird auch in Apg 2,34-35 und in Hebr 1,13 zitiert. Es entspricht deshalb nicht den historischen Tatsachen, wenn Ps 110 von Bibelkritikern in die Makkabäerzeit datiert wird, als Priester eine Zeitlang die Macht innehatten. Jene Anführer waren zuerst Priester und besaßen auch Macht, aber in Ps 110 ist der König ein Priester.

Die Einheit von Priesteramt und Königswürde im Messias wurde in anderen alttestamentlichen Abschnitten bereits prophezeit (z. B. Sach 6,12-13 ). Es ist schwierig, Ps 110 auf ein bestimmtes Ereignis im Leben Davids festzulegen. David schrieb ihn in jedem Fall in dem Wissen, daß der Gesalbte ein gerechtes Königreich haben werde ( 2Sam 23,2-4 ). David wußte, daß ein Größerer als er kommen werde, dem die Herrschaft, die Macht und die Herrlichkeit in Ewigkeit gehörten.

David empfing in Ps 110 einen Weisheitsspruch über die Erhöhung seines Herrn. Er beschrieb dann das heilige Heer dieses König-Priesters und seinen Sieg über alle Völker.

 

 

A. Die Weissagung über die Erhöhung des Herrn

( 110,1-2 )

 

Ps 110,1-2

 

David hörte ein Gespräch im Himmel zwischen dem Herrn ( Jahwe ) und dem Herrn ( ?XDOnay ) Davids, d. h. zwischen Gott, dem Vater, und dem Messias. Das Verb spricht lautet im Hebräischen n+?um und ist ein Wort, das häufig zur Beschreibung einer Weissagung oder einer Offenbarung gebraucht wird. In dieser Weissagung sprach Jahwe, daß der Herr Davids, der Messias, zur rechten Hand Jahwes sitzt (vgl. V. 5 ), dem Platz, der bis zum Ende der Zeitalter (vgl. Ps 2,8-9 ) Autorität symbolisiert. Zu dieser Zeit wird der Herr den Herrn Davids, den Messias, schicken, um ihm seine Feinde zu unterwerfen. Ein Fußschemel symbolisiert völlige Unterwerfung. Mit seinem Zepter wird der Messias über seine Feinde herrschen.

 

 

B. Die Herrschaft des Messias

( 110,3-4 )

 

Ps 110,3

 

Der Messias wird von einem Heer begleitet werden, das sich freiwillig anbietet, an seinem Kampf teilzunehmen. Es handelt sich jedoch nicht um einen gewöhnlichen Kampf. Es wird ein gerechtes Gericht über die Gottlosen sein. Deshalb ist Heiligkeit der Schmuck, der nötig ist. So wie sich die Israeliten vor dem Kampf vor dem Herrn heiligen mußten, so müssen die Gläubigen am Ende der Zeitalter heilig sein (vgl. 2Pet 3,10-11.14 ).

Die jungen Kämpfer werden mit dem Tau am Morgen verglichen. Dieser Vergleich weist auf Frische, plötzliches Erscheinen, eine große Zahl und sogar auf den Zeitpunkt ihres Erscheinens hin: am frühen Morgen ( der Schoß der Morgenröte ). Deshalb sollen die Knechte des Messias ihm freiwillige Opfer bringen, in Heiligkeit geschmückt sein, und sie werden plötzlich mit jugendlicher Kraft erscheinen.

 

Ps 110,4

 

Der Herr (Jahwe) hat durch seinen Eid bekräftigt, daß der Messias ewiglich Priester nach der Ordnung Melchisedeks sein wird. Das Volk des Messias wird einen ewigen Hohenpriester haben. Melchisedek war der König von Salem (Jerusalem) und Priester Gottes, des Höchsten ( 1Mo 14,18; Hebr 7,1 ). Viele Jahre, nachdem er in Jerusalem regiert hatte, herrschten dort David und seine Nachkommen.

Die alte Einheit zwischen Priester und König in einer Person wird im Messias wiederhergestellt werden, eine Tatsache, die das Ende der Ordnung von Aarons Priesterschaft notwendig macht. Darauf zielt der Schreiber des Hebräerbriefes ab, wenn er viermal Jesus als Priester nach der Ordnung Melchisedeks bezeichnet ( Hebr 5,6; 6,20; 7,17.21 ). Als Priester brachte sich Jesus selbst durch seinen Tod am Kreuz als Opfer dar ( Hebr 7,27-28; 10,10 ). Er ist kein Nachkomme Aarons (vgl. Hebr 7,11-18 ), aber der ewige Hohepriester (vgl. Hebr 7,21-26.28 ) des neuen Bundes (vgl. Hebr 8,13; 9,15 ). Weil er auch der verheißene Davidskönig ist, sind beide Funktionen in einer Person vereinigt.

 

 

C. Der Sieg des Messias

( 110,5-7 )

 

Ps 110,5-7

 

David sah den herrlichen Sieg des Messias voraus. Davids Herr (der Messias; vgl. V. 1 ) sitzt zur rechten Hand Gottes, des Vaters (vgl. Hebr 8,1; Hebr 10,12 ), dem Ort, der seine Autorität bezeugt. Wenn der Messias-Priester kommt, wird er Könige vernichten ( zerschmettern ; vgl. Offb 16,16;19,13-15 ) und Völker richten (vgl. Joe 3,2.11-14 ). Er erfrischt sich mit einem Trunk am Weg und erlangt neue Kraft. Er erhebt sein Haupt und wird erhöht.

Nach den Aussagen des Neuen Testamentes wird Christus, begleitet von seinen Heiligen, wiederkommen, um die Welt zu richten und sein Königreich auf der Erde aufzurichten.

 

Ps 111

 

Der Psalmist gelobte, den Herrn in der Versammlung für seine großen und wunderbaren Werke der Erlösung zu preisen, die das Volk zur Furcht Gottes hinführten. Dieser Psalm ähnelt von seiner Struktur und Botschaft her Ps 112 . Ps 111 ist ein Lobpreis der Gerechtigkeit des Herrn; Ps 112 rühmt die Segnungen eines Menschen, der zur Furcht Gottes hingelangt. Die Ausdrücke aus beiden Psalmen finden sich auch in anderen Psalmen und in den Sprüchen. Es kommt noch hinzu, daß beide Psalmen nach dem Alphabet angeordnete Lieder, also Akrosticha sind. Möglicherweise wurde Ps 111 zu Lebzeiten Haggais und Sacharjas verfaßt.

 

 

A. Lobpreis in der Versammlung

( 111,1-3 )

 

Ps 111,1-3

 

Der Psalmist gelobte, den Herrn von ganzem Herzen im Rat der Versammlung der Heiligen zu preisen. Er wollte den Herrn für seine wunderbaren Werke und Taten preisen, an die jene gedenken, die sich ihrer erfreuen ( Lust daran haben ; vgl. Ps 112,1 ) und die Wohltaten Gottes genießen.

 

 

B. Lobpreis für Gottes wunderbare Taten

( 111,4-9 )

 

Ps 111,4-9

 

Der Psalmist zählte die Wunder Gottes auf Vers 4 verkündet: Der Herr hat Taten vollbracht, derer die Menschen gedenken; er ist gnädig und barmherzig ( Ps 86,15;103,8;145,8 ). In seiner Gnade hat der Herr den Menschen geholfen, und deshalb gedenken sie seiner mit ihrem Lobpreis.

In Ps 111,5-6 werden Beispiele seiner Werke aufgezählt. Er gibt jenen Speise (vgl. Ps 132,15;136,25;145,15;146,7 ), die ihn fürchten. Er gedenkt seines Bundes , d. h. er hält treu seine Verheißungen. Bei der Landnahme gab er seinem Volk das Land, das er ihm verheißen hatte.

Gottes Werke sind Wahrheit , und sein Wort ist verläßlich ( Ps 111,7 ). Alle seine Werke sind durch seinen Bund fest gegründet, so daß er sie in seiner Treue auch tut (V. 8 ). So hat er seinem Volk durch seinen Bund Erlösung geschenkt (V. 9 ).

Weil der Herr treu ist, ist sein Name heilig und furchtbar , d. h. Gott ist so heilig, daß man ihn fürchtet.

 

 

C. Furcht vor dem Herrn

( 111,10 )

 

Ps 111,10 : Der Psalmist schloß damit, daß die Furcht des HERRN (vgl. Ps 112,1 ) der Weisheit Anfang ist (vgl. Spr 1,7 ). Wer ihm und seinen Geboten folgt, erlangt Einsicht. Anbetung Gottes und Gehorsam gehen mit Lobpreis einher, der ihm gebührt.

 

 

Ps 112

 

Dieser Psalm zählt die Segnungen auf, die ein Mensch erfährt, wenn er den Herrn fürchtet. Zudem schaut der Psalmist auf die Erhöhung des Gerechten und sieht die leidvolle Vernichtung der Gottlosen voraus.

 

 

A. Der Segen dessen, der den Herrn fürchtet

( 112,1 )

 

Ps 112,1

 

Dieser Vers 1 setzt den Schluß des vorausgegangenen Psalmes fort und sagt aus, daß, wer den Herrn fürchtet und sich an seinem Gesetz erfreut, gesegnet wird (vgl. Ps 1,1-2 ). Zu der Aufforderung: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ) vgl. den Kommentar zu Ps 104,35 .

 

 

B. Die Segnungen des Gerechten

( 112,2-9 )

 

Ps 112,2-9

 

Es werden hier fünf Segnungen aufgezählt, die der erlebt, der Gott fürchtet: (1) Er wird mit Reichtum gesegnet, denn er ist gerecht (V. 2-3 ). (2) Dem Aufrichtigen wird sogar in der Dunkelheit Licht geschenkt (V. 4 ). Diese Aussage könnte sich auf Wohlstand beziehen, während um den Gerechten herum Elend herrscht, oder auf Einsicht. (3) Er empfängt Gutes dafür, daß er freigiebig ist (vgl. V. 9 ) und gerecht (V. 5 ). (4) Er wird in seinem Glauben fest gegründet werden, unerschütterlich sein (vgl. den Kommentar zu Ps 15,5 ) und keine Furcht vor dem haben, was Menschen ihm antun können ( Ps 112,6-8 ). (5) Weil er den Armen gibt (vgl. V. 5 ), wird sein Horn (vgl. Ps 89,18.25;92,11 ) aufragen, d. h. er wird durch den Herrn stark werden und Ehre empfangen.

 

 

C. Der Mißmut der Gottlosen

( 112,10 )

 

Ps 112,10

 

Im Gegensatz zu den Segnungen der Gottesfürchtigen werden die Gottlosen mit Mißmut über Gottes Güte mit den Gerechten erfüllt werden. Die Gottlosen, die zugrunde gehen werden, werden über die Gerechten keine Macht haben.

 

 

Ps 113

 

Der Psalmist rief alle Knechte des Herrn auf, wo immer sie sich befanden, Gott zu preisen, denn wenn er auch hoch erhoben ist, läßt er sich doch herab, um den Unterdrückten zu erhöhen. J.J. Stewart Perowne ( The Book of Psalms , 2:322) hat richtig beobachtet, daß der Psalm das Verbindungsglied zwischen dem Lied der Hanna ( 1Sam 2,1-10 ) und dem Magnifikat Marias ( Lk 1,46-55 ) bildet. Der Psalm beschreibt das Wesen des Herrn auf eine Art und Weise, die die kenOsis , die Entäußerung Jesu aller Herrlichkeit vorwegnimmt, als er auf die Erde kam ( Phil 2,7 ).

Ps 113-118 bilden ein Hallel , eine Liedersammlung, die bei den großen Festen Israels gesungen wurde - dem Passa, Pfingsten und dem Laubhüttenfest - als auch an anderen Festtagen. Beim Passa wurden z. B. Ps 113-114 vor dem Mahl und Ps 115-118 nach dem Mahl gesungen.

 

 

A. Aufruf zum Lobpreis

( 113,1-3 )

 

Ps 113,1-3

 

Der Psalm beginnt und endet mit den Worten: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 9 , den Schluß von Ps 115-117 und den Kommentar zu Ps 104,35 ). Der Psalmist forderte die Knechte des HERRN auf, seinen Namen zu preisen, denn er ist allezeit des Lobpreises würdig. Dem Namen des Herrn (seine geoffenbarten Eigenschaften) gebührt Lobpreis auf der ganzen Welt - vom Osten bis zum Westen.

 

 

B. Der Anlaß zum Lobpreis

( 113,4-9 )

 

Die Gläubigen sollen den Herrn preisen (vgl. V. 1-3 ), denn er ist groß (V. 4-5 ), und er ist gnädig (V. 6-9 ).

 

 

Ps 113,4-5

 

Er ist unvergleichlich - keiner ist wie er (vgl. Ps 35,10;71,19;77,14;89,7; 2Mo 15,11; 2Sam 7,22 ), denn er sitzt auf seinem Thron in der Höhe (vgl. den Kommentar zu Ps 2,4 ).

 

Ps 113,6-9

 

Gott hält nicht ängstlich an seiner Größe fest (V. 4-5 ), nein, sondern er beugt sich herab, um zu sehen, was in den Himmeln und auf der Erde geschieht. Er läßt sich herab, gnädiglich in die Schicksale der Menschen einzugreifen.

Der Psalmist nennt zwei Beispiele für Gottes gnädiges Handeln, eins in Vers 7-8 und das andere in Vers 9 . Gott erhöht den Elenden und den Armen und gibt ihm Ansehen und Wohlstand und läßt den Menschen so an seinem Wesen teilhaben. Die Armen treiben sich außerhalb der Stadt beim Abfall herum, um durch das Feuer Wärme und vom Abfall Speise zu bekommen. Aber Gott erhöht sie, die untersten der Gesellschaft, und stellt sie mit den höchsten ( mit Fürsten ) auf eine Stufe. Gott handelt nicht mit jedem Armen auf diese Weise, aber wenn er es tut, dann wird offenbar, wie gnädig er handelt. Im Neuen Testament erhält diese Wahrheit geistliche Bedeutung, denn wer auf den Herrn vertraut, erhält durch die Gnade Gottes ein Erbteil im Himmel.

Das andere Beispiel spricht von der unfruchtbaren Frau, die eine glückliche Mutter wird. In der Geschichte Israels haben mehrere unfruchtbare Frauen Kinder bekommen (z. B. Sara, Rahel, Hanna). Für die Israeliten war das ein Zeichen der gnädigen Segnung Gottes.

Der Psalm hebt darauf ab, daß Gott in seiner Gnade wunderbare und mächtige Taten an denen tut, die unter Not und Elend leiden. Deshalb gebührt ihm das Lob. Der Psalm schließt mit der Mahnung zur Verehrung Gottes: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. den Kommentar zu V. 1 ).

 

Ps 114

 

Dieser Psalm feiert die Errettung des Volkes Gottes beim Auszug aus Ägypten - ein passender Gesang zum Passafest, das zu jener Zeit eingerichtet worden war ( 2Mo 12 ). Der Psalmist erinnerte seine Zuhörer daran, wie das Meer entfloh und die Berge zitterten, als Israel aus Ägypten entkam. Der Psalmist befragte in poetischer Sprache das Meer und die Berge, was sie taten, und rief dann die Erde auf, vor der Gegenwart des Herrn zu erzittern, der Wasser aus dem Felsen hervorgebracht hatte.

 

 

A. Das Meer entfloh, und die Berge erzitterten

( 114,1-6 )

 

Ps 114,1-4

 

Der Psalmist gedachte der Macht Gottes, die er in der Geschichte Israels in der Vergangenheit gezeigt hatte. Als Gott das Volk aus Ägypten herausgeführt hatte, wurde Juda sein Heiligtum, d. h. Juda wurde der Stamm, in dem Gott den Tempel errichtete. Als er das Volk aus Ägypten herausführte und nach Kanaan hineinbrachte, wandten sich das Rote Meer und der Jordan zurück und die Berge hüpften wie Widder und Lämmer , d. h. sie erbebten.

 

 

Ps 114,5-6

 

Der Psalmist befragte das Meer und die Berge, warum sie auf das Erscheinen des Herrn derartig geantwortet hatten (vgl. V. 3-4 ). Diese Personifikation der Natur bringt zum Ausdruck, daß die ganze Schöpfung den Herrn erkannte und sich dem Willen des Schöpfers unterwarf. Im Alten und Neuen Testament wird die Gegenwart des Herrn häufig durch die Demonstration seiner Macht angezeigt.

 

 

B. Erbebe vor dem Herrn, Erde

( 114,7-8 )

 

Ps 114,7-8

 

Der Psalmist beantwortete nicht die in den Versen 5-6 aufgeworfenen Fragen, sondern befahl der Erde, vor dem Herrn zu erbeben, denn der Herr hat den Felsen, einen Steinblock, zum Nutzen für sein Volk in Wasser verwandelt. Furcht und Zittern muß stets die Antwort auf die Gegenwart Gottes und seine furchtbare Macht sein.

 

 

Ps 115

 

Der Psalmist rief den Herrn an, daß er seine Ehre unter den Völkern doch wiederherstellen möge. Er legte Gottes Allmacht und seine Verachtung heidnischer Götzen dar und forderte dann alle Menschen auf, auf den Herrn zu vertrauen, denn er wolle sie überreich segnen.

Dieser Psalm ist möglicherweise zu einer Zeit geschrieben worden, in der das Volk durch Götzenanbeter gedemütigt wurde. Der Psalm befiehlt, auf den Herrn und nicht auf nichtige Götzen zu vertrauen.

 

 

A. Ruf nach Rechtfertigung

( 115,1-2 )

 

Ps 115,1-2

 

Der Psalmist sprach davon, wie unwürdig die Menschen im Gegensatz zu Gottes Herrlichkeit, Liebe und Treue sind (vgl. Ps 108,5;117,2;138,2 ) und bat den Herrn, seinem großen Namen die Ehre zu geben. Es gab keinen Grund dafür, daß die Götzenanbeter der Völker die Gläubigen mit ihrer Frage verhöhnten: Wo ist ihr Gott ? (vgl. Ps 79,10 ).

 

 

B. Die Allmacht Gottes

( 115,3-8 )

 

Ps 115,3-8

 

In Vers 3 legte der Psalmist seinen Hauptgedanken offen: Gott ist allmächtig. Er allein wohnt im Himmel, und er tut, was ihm wohlgefällt (vgl. Ps 135,6; Hi 23,13 ). Das wird im Gegensatz zu den Götzen der Heiden sichtbar. Sie bestehen aus Metall, sie sind lediglich die Werke von Menschenhänden ( Ps 115,4 ) und haben überhaupt keine Macht. Obwohl die Götzen zwar Münder, Augen, Ohren, Nasen, Hände, Füße und Kehlen haben, können sie nicht sprechen, sehen, hören, riechen, tasten, gehen oder reden (vgl. Ps 135,15-18 ). Wer Götzenbilder baut und wer auf sie vertraut, wird ihnen ähnlich und hat keine Macht und Kraft vor Gott, dem Herrn.

 

C. Aufruf zum Glauben

( 115,9-11 )

 

Ps 115,9-11

 

Der Psalmist ermahnte Israel, auf den Herrn zu vertrauen, nicht auf Götzen, denn nur er kann es bewahren - als seine Hilfe (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ) und sein Schild (vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ). Alle in Israel - auch die Priester ( das Haus Aarons ) und die, die Gott anbeten (die, die ihn fürchten; vgl. Ps 115,12-13;118,2-4 ) - sollen auf ihn vertrauen.

 

 

D. Verheißung des Segens

( 115,12-18 )

 

Ps 115,12-15

 

Gottes Volk wird ermutigt, auf den lebendigen Gott zu vertrauen, weil er alle segnen wird (V. 12-13 ), auch die Priester und die, die den Herrn anbeten (vgl. V. 10-11 ). Dann betete der Psalmist um den Segen Gottes über das Volk und seine Kinder. Die Bezeichnung der, der Himmel und Erde gemacht hat , deutet auf das allmächtige Wirken Gottes in der Schöpfung hin (dieselbe Bezeichnung taucht in Hi 4,17;32,22;35,10; Ps 121,2;124,8;134,3;146,6; Pred 11,5; Jer 10,16 auf).

 

Ps 115,16-18

 

Der Psalmist schloß diesen Psalm mit einem Lobpreis des Herrn ab. Im Gegensatz zu den Götzen gehört ihm der Himmel, und er hat die Erde dem Menschen gegeben. Weil die Toten keinen Lobpreis mehr bringen, priesen der Psalmist und seine gläubigen Freunde den Herrn. Der Psalmist vertraute darauf, daß Gott sie vor ihren götzendienerischen Feinden erretten werde, so daß sie ihn fortwährend und in Ewigkeit preisen konnten. Der Psalm schließt mit der Aufforderung: Preist den HERRN ( hal+lUyAh ; vgl. den Kommentar zu Ps 104,35 ).

 

 

Ps 116

 

Der Psalmist erinnerte daran, wie der Herr ihn vor dem sicheren Tod errettet und ihm sein Leben im Dienst für den Herrn verlängert hatte. Deshalb gelobte er, sich in seinem Tempel zu dem Herrn zu bekennen. Wenn Ps 115 ein Lied für die Versammlung ist, dann ist Ps 116 ein persönliches Loblied, das der Psalmendichter aus Dankbarkeit für seine Errettung vor dem ihm unmittelbar drohenden Tod darbrachte.

 

 

A. Verkündigung des Lobpreises

( 116,1-2 )

 

Ps 116,1-2

 

Zu Beginn dieses Psalms steht das wunderbare Bekenntnis der Liebe zum Herrn, das ein Mensch aussprach, der Rettung durch den Herrn erfahren hatte. Deshalb wollte der Psalmist ihn anrufen, solange er lebte.

 

 

B. Bericht über die Errettung

( 116,3-11 )

 

Ps 116,3

 

Der Psalmist gab von seiner Errettung durch den Herrn Zeugnis (V. 3-11 ) und unterwies damit zugleich andere Menschen. Er erinnerte sich daran, wie er sich in Todesgefahr befunden hatte (V. 3 ). Er stellte voller Dramatik dar, wie er von Tod und Grab verfolgt wurde. Er wäre beinahe gestorben.

 

 

Ps 116,4-6

 

Dann schrie der Psalmist zum Herrn um Errettung. Aufgrund der Errettung, die er dann erfuhr, unterwies er die Versammlung über den Herrn. Gott ist gnädig und barmherzig, er bewahrt und errettet die, die in großer Not sind, auch den Psalmisten.

 

 

Ps 116,7-11

 

Dann zog der Psalmist aus seiner Erfahrung Lehren, die auch anderen nützlich sein konnten. Erstens können die Gläubigen stets zurückkehren und sich ausruhen, denn Gott errettet vor dem Tod (V. 7-8 ). Der Kummer des Psalmisten und seine Angst schwanden dahin, so daß er nun ein friedliches und ruhiges Leben im Dienst des Herrn führen konnte.

Zweitens errettet Gott diejenigen, die sich in Not befinden, so daß sie vor ihm ein gehorsames Leben führen können (V. 9 ).

Drittens ist Gott der einzige, der wirklich völlig verläßlich ist (V. 10-11 ). Die Worte ich glaubte nehmen auf Vers 9 b Bezug; d. h. der Psalmist glaubte, daß er weiterleben werde. Das war echtes Vertrauen, obwohl der Psalmist hart bedrängt wurde und sich von allen (die offenbar gesagt hatten, er werde nicht errettet) betrogen fühlte. Als er sich dem Tod gegenübersah, wußte er, daß Gott absolut vertrauenswürdig ist, deshalb schrie er zu dem Herrn.

 

 

C. Gelöbnis zum Lobpreis

( 116,12-19 )

 

Ps 116,12-14

 

Der Schreiber fragte, wie er dem HERRN seine Güte vergelten könne (vgl. V. 7 ; Ps 13,6; 142,8 ), und gelobte, ihn in der Versammlung zu preisen. Man hat verschiedentlich angenommen, daß sich der Kelch auf den Bestandteil des Opfers bezieht, den der Opfernde zur Errettung darbrachte. Das entspricht möglicherweise den Tatsachen; andernfalls könnte man die Aussage bildhaft deuten, d. h., daß der Psalmist Gott für sein Geschick (seinen "Kelch") pries ( erhob ), also für seine "Errettung". In jedem Falle pries er Gott und erfüllte so seine Gelübde (vgl. Ps 116,18 ). Andere wiederum hörten das und wurden erbaut. Auch das ist der Sinn des Lobpreises, der vor Menschen dargebracht wird.

 

 

Ps 116,15-19

 

Der Psalmist hatte erfahren, daß der Herr in ganz besonderer Weise auf den Tod seiner Frommen achtet. Er bestätigte, daß er ein Knecht (V. 15-16 ) des Herrn war und wollte ihn vor dem Volk preisen (V. 17-19 ). Der Tod eines Gläubigen ist dem Herrn teuer; er läßt nicht zu, daß sein Volk einfach ohne Ursache stirbt. Hier gab die Errettung eines Heiligen vom Rand des Todes (V. 3.8 ) Anlaß für den Lobpreis Gottes und für die Erbauung der Heiligen vieler zukünftiger Zeitalter. Der Psalm schließt mit der Aufforderung: Preist den HERRN ( hal+lUyAh ; vgl. den Kommentar zu Ps 104,35 ).

 

 

Ps 117

 

Ps 117 ist eine Aufforderung an alle Menschen, den Herrn für seine Gnade und Treue zu preisen.

 

 

A. Aufruf zum Lobpreis

( 117,1 )

 

Ps 117,1

 

Der Psalmist rief die Nationen und die Völker der ganzen Erde auf, den Herrn zu rühmen.

 

 

B. Anlaß für den Lobpreis

( 117,2 )

 

Ps 117,2

 

Die Eigenschaften des Herrn sind der Anlaß zum Lobpreis. Seine mächtige Gnade ( HeseD ) ist seine Bundestreue zu seinem Volk.

Das Wort hesed wird häufig von dem Wort ?emeT , "Wahrheit" oder Treue , begleitet (vgl. Ps 108,5;115,1 ). Weil das Wort des Herrn verläßlich ist, ist er treu. Der Begriff unterstreicht den Gedanken seiner Bundestreue.

Der Psalm endet mit den bekannten Worten: Preist den HERRN ( hal+lUyAh ; vgl. den Kommentar zu Ps 104,35 ).

 

 

Ps 118

 

Dieser Psalm schließt die Gruppe der Hallel- Lieder ab ( Ps 113-118 ). Möglicherweise wurde Ps 118 für das Laubhüttenfest geschrieben, vielleicht sogar für die erste Feier des Laubhüttenfestes, als das Volk aus dem Exil zurückgekehrt war. Der Inhalt des Psalms läßt darauf schließen, daß Gott, der sein Volk wiederhergestellt hatte, über die Völker und ihre Anschläge triumphierte. Auf jeden Fall kann man festhalten, daß der Psalm eine Festtagsprozession zum Heiligtum beschreibt, um dort zu opfern und den Herrn zu preisen. Weil das Lied bei der Festveranstaltung gesungen wurde, hatten die Menschen beim Einzug Jesu in Jerusalem zu Beginn der Passionswoche die Worte dieses Psalms auf den Lippen ( Ps 118,25-26; Mt 21,9 ). Es könnte auch sein, daß dieser Psalm nach dem Abendmahl des Herrn im Obergemach gesungen wurde ( Mt 26,30 ).

Dieser Psalm war jedoch in seiner alttestamentlichen Umwelt ein Lied, um die Gnade des Herrn zu rühmen. Der Psalmist erzählte, wie der Herr über alle Nationen, die Israel umgaben, gesiegt hatte. Dann rühmte er, daß die Rettung des Volkes das wunderbare Wirken Gottes war. Der Stein, den die Bauleute verworfen hatten, war zum entscheidenden Element in Gottes Werk geworden.

 

 

A. Lobpreis der Gnade Gottes

( 118,1-4 )

 

Ps 118,1-4

 

Als Antwort auf die Aufforderung, die Güte des Herrn zu erkennen (V. 1 ; vgl. V. 29 ), legten die Israeliten, die Priester ( das Haus Aarons ) und alle, die den Herrn anbeteten ( die den HERRN fürchten ; vgl. Ps 115,9-13 ), dar, daß seine Treue auf ewig besteht. Wahrscheinlich wurden Vers 2-4 des Psalms im Wechselgesang gesungen: Der Psalmist rief zum Lobpreis Gottes auf, und das Volk antwortete mit Lobpreis.

 

 

B. Der Herr siegt

( 118,5-21 )

 

Ps 118,5-9

 

Der Psalmist verkündigte als Zusammenfassung des Wirkens des Herrn, daß er ihn aus der Not errettet hatte (V. 5 ). Deshalb erinnerte er das Volk (V. 6-9 ), daß, weil der Herr mit ihm gewesen war, er sich nicht vor dem zu fürchten brauchte, was andere ihm tun könnten (vgl. Hebr 13,6 ). Weil der Herr seine Hilfe war (vgl. Ps 27,9 ), konnte er sich des Sieges sicher sein. Deshalb konnte auch das Volk die Gewißheit haben, daß es besser ist, sich zum Herrn zu wenden, als sich auf Menschen zu verlassen.

 

 

Ps 118,10-13

 

Dann schilderte der Psalmist, wie der Herr ihm inmitten seiner Feinde Vertrauen geschenkt hatte. Von seinen Feinden umringt, die ihm nach dem Leben trachteten, konnte er dennoch den Sieg erringen. Der dreimal wiederholte Refrain (V. 10-12 ) - im Namen des HERRN wehrte ich sie ab - nimmt auf den Sieg über die Völker Bezug. Sie kamen um wie trockene Dornen, die rasch verbrennen (vgl. Jes 9,18 ). In all dem half ihm der Herr (vgl. Ps 118,7 ).

 

 

Ps 118,14-21

 

Diese Verse sprechen von den Auswirkungen des Sieges des Psalmisten. Er pries voller Freude den Herrn als seine Stärke (vgl. Ps 22,20;28,7-8;46,2;59,10.18;81,2 ), als sein Lied (d. h. die Quelle seiner Freude) und seine Errettung (vgl. Ps 118,21 ). Gottes rechte Hand symbolisiert seine Stärke. Deshalb wußte der Psalmist, daß er leben, in die Tore der Gerechtigkeit einziehen und Gott danken werde (V. 19.21 ; vgl. V. 28 ). Die Erwähnung der Tore und des Lobpreises deuten darauf hin, daß der Psalmist dem gemeinsamen Lobpreis mit der Versammlung im Heiligtum entgegensah, um den Herrn für seine gewaltige Errettung zu preisen.

 

 

C. Die Bedeutung des Sieges

( 118,22-29 )

 

Ps 118,22-24

 

Der Psalmist führte im einzelnen aus, daß der HERR den Stein, den die Bauleute verworfen hatten, auf wunderbarem Wege zum Eckstein des Volkes gemacht hatte. Deshalb sollte das Volk jubeln. In jenen Tagen wurden in den großen Königreichen Könige schnell ein- und wieder abgesetzt. Möglicherweise schätzten diese großen Völker Israel als Nation gering. Dennoch nahm der Herr den "Stein" und machte ihn zum "Eckstein" seiner Herrschaft auf der Erde. Das Bild des Steines könnte durch den Tempelbau, der in der Zeit nach dem Exil Israels vonstatten ging, ein naheliegender Vergleich gewesen sein.

Der Psalmist, der vielleicht die Versammlung leitete, hat möglicherweise seinen König als den Stein betrachtet, denn in Israel waren die Könige häufig die Stellvertreter des Volkes. In Jesu Gleichnis vom Weingärtner und den Knechten ( Mt 21,33-44 ) deutete Jesus den Psalm in dieser Weise. Jesus ist der Stein, und die Führer der Juden, die Erbauer des Volkes, haben ihn verworfen. Aber Gott hatte ihn zum Eckstein gemacht. Deshalb wurde das Königreich von ihnen genommen und anderen gegeben ( Mt 21,43 ). Die Tatsache, daß dieser Psalm möglicherweise beim Passafest verwendet wurde, machte seinen Gebrauch durch Jesus zusätzlich eindrucksvoll.

 

 

Ps 118,25-29

 

Der Psalmist betete für die Errettung seines Volkes und um Wohlergehen für es. Die Worte Hilf uns (V. 25 ) und Gesegnet sei, der da kommt im Namen des HERRN (V. 26 ), wurden beim Einzug Jesu in Jerusalem ausgerufen ( Mt 21,9; das hebr. Wort für "hilf uns" lautet "Hosianna"). Das Volk glaubte, daß Jesus der kommende Erlöser sei. Die Worte mit Zweigen in den Händen ( Ps 118,27 ) waren vielleicht der Grund dafür, daß das Volk in Jerusalem vor Jesus Zweige ausbreitete ( Mt 21,8 ). Der zweite Teil von Ps 118,27 ,der im Hebräischen durchaus problematisch ist, nimmt möglicherweise auf den Brauch beim Laubhüttenfest Bezug, nach dem vor dem Herrn Zweige geschwenkt wurden. Als dann später der Psalm für jedes Fest wieder benutzt wurde, waren die in Vers 27 erwähnten Zweige dann nur noch Sinnbilder.

Aber in den Tagen Jesu wußte das Volk, daß er für sich in Anspruch genommen hatte, der Messias zu sein. Sie wußten auch, daß dieser Psalm von dem sprach, der da kommen sollte. Zudem hatte sich Jesus als der Stein bezeichnet, der denen Rettung brachte, die zu ihm um Rettung beteten.

Möglicherweise schaute Ps 118 auf die Zeit voraus, zu der der Stein, Jesus Christus, sich den Nationen zuwandte, die ihn annehmen sollten (vgl. Joh 1,12 ). Es gibt allerdings einen Unterschied zwischen Ps 118 und dem Einzug Jesu in Jerusalem. Für den Psalmisten berichtete Ps 118,25-29 von der Festprozession zum Tempel, um den Herrn anzubeten, und der, der "im Namen des Herrn kam", betete an. Am Altar dankte der, der den Herrn anbetete (vgl. V. 19.21 ), und pries Gott, den Herrn, für seine Güte und Gnade. Beim Einzug Jesu in Jerusalem wurde dieser Psalm vom Volk gesungen, als es in der Prozession zum Tempel zog. Dieser Psalm paßte ausgezeichnet in die Situation, als Jesus in Jerusalem einzog, um sein Werk der Errettung für jene zu beginnen, die an ihn glaubten.

 

Ps 119

 

Der Psalmist erlitt durch Menschen von hohem Rang und Namen Verfolgung, die sich über seinen Glauben lustig machten, ihm Schmach zufügten und ihn dazu bringen wollten, seinen Glauben aufzugeben. Aber er wurde gestärkt, als er über das Wort des Herrn nachsann, denn es war sein Trost, sein wertvoller Besitz, sein Lebensgrundsatz und seine Kraftquelle - all das brachte ihn dazu, sich noch mehr nach dem Wort des Herrn zu sehnen.

Dieser Psalm ist nach den Buchstaben des hebräischen Alphabetes angeordnet. In jedem Absatz (jeder Strophe) zu je acht Versen beginnt jede Zeile mit demselben Buchstaben des hebräischen Alphabetes. (Die 22 Strophen entsprechen den 22 Buchstaben des Alphabetes.) Daher beginnen die Verse 1-8 mit dem ersten hebräischen Buchstaben, die Verse 9-16 mit dem zweiten Buchstaben usw.

Der Psalm ist zum größten Teil eine Sammlung von Gebeten und Gedanken über das Wort Gottes und spricht vom Wort Gottes in 10 Synonymen.

Der Begriff "Gesetz" ( tNrCh ) taucht 25mal in diesem Psalm auf und weist auf eine Unterweisung oder einen Befehl hin. Häufiger bezieht sich das Wort auf eine Gesetzessammlung wie das 5. oder das 3. Buch Mose, wenn nicht sogar die 5 Bücher Mose zusammen gemeint sind. In Joh 10,34 scheint das entsprechende griechische Wort für "Gebot, Gesetz" das gesamte Alte Testament zu umfassen.

Der Begriff "Wort" ( dABAr ) taucht in diesem Psalm 20mal auf. Es ist ein allgemeiner Ausdruck für Gottes Offenbarung, aber die "zehn Gebote" werden "zehn Worte" genannt (so die wörtliche hebr. Übersetzung; 5Mo 4,13 ).

Der Begriff "Rede" ( ?imrCh , häufig mit Hilfe oder Heil übersetzt) taucht hier 19mal auf. Es ist häufig ein poetisches Synonym für dABAr .

Der Begriff "Gebot" ( miQwCh ) taucht (im Hebr. ) 21mal im Plural in diesem Psalm auf (und wird üblicherweise mit "Gebote" übersetzt) und einmal in der Singularform als Sammelbegriff. Es geht dann um ein bestimmtes, gültiges Gebot. Häufig taucht es im Text im Zusammenhang mit den nächstfolgenden beiden Begriffen auf.

Der Begriff "Satzung" ( hVqqIm ) taucht hier 21mal auf. In den Psalmen steht der Begriff stets im Plural. Wörtlich bedeutet er "niedergeschriebene Gebote". Daher bezieht er sich auf erlassene Gesetze.

Der Begriff "Gericht" ( miSpoF ) findet sich in der Pluralform 19mal in diesem Psalm und wird häufig mit "Gesetze" wiedergegeben. Nur 4mal erscheint der Begriff im Singular. Er steht für eine juristische Entscheidung, durch die ein verbindliches Gesetz geschaffen wird. In den fünf Büchern Mose bezieht sich der Begriff auf die Gesetze nach den zehn Geboten. Das Wort kann auch für Gottes Gerichte über die Gottlosen stehen.

Der Begriff "Unterweisung" ( piqqUDIm ) taucht in diesem Psalm 21mal auf. Es ist ein poetischer Begriff für einen ausdrücklich ausgesprochenen Befehl, der nur in den Psalmen steht (und dort immer in der Pluralform).

Der Begriff "Zeugnis" ( ZEDCh ) taucht 22mal in der Pluralform und einmal in der Singularform auf. Er steht für eine ernsthafte Bestätigung, eine Erklärung, was der Wille Gottes ist. Es ist ein allgemeiner Begriff für die Ordnungen, die der Maßstab Gottes für das Leben der Menschen sind. Der Begriff wird häufig mit "Ordnungen" wiedergegeben.

Der Begriff "Weg" (derek), der fünfmal im Plural und sechsmal im Singular verwendet wird, wird bildhaft für die Lebensweise eines Menschen, der sich an das Gesetz Gottes hält, gebraucht.

Der Begriff "Pfad" ( ?OraH ), der fünfmal in den Psalmen gebraucht wird, kann mit "Weg" gleichgesetzt werden.

Der Psalmist spricht mehrfach von verschiedenen Empfindungen, die er gegenüber Gott und seinem Wort hegte: "Lust" ( Ps 119,16.24.35.47.70.77.92.143.174 ), "lieben" (V. 47-48.97.113.119.127.132.159.163.165.167 ), "gehorchen" (V. 8.17.34.44.56-57.60.67.88.100-101.129.134.145.158.167-168 ; vgl. "gehorchte" in V. 4.136 und "gehorsam" in V. 5 ), "nachsinnen" (V. 15.23.27.48.78.97.99.148 ) und "sich erfreuen" (V. 14.74.162 ). Der Psalmist drückte auch seinen Wunsch aus, daß Gott und sein Wort ihn doch "beleben" (V. 25.37.40.107.149.154.156 ; vgl. V. 50.93 ) und "bewahren" (V. 88.159 ) möge. Zwölfmal spricht der Psalmist von seiner eigenen Person als dem Knecht Gottes (V. 17.23.38.49.65.76.84.124-125.135.140.176 ).

 

 

A. Der Segen des Gehorsams

( 119,1-8 )

 

Ps 119,1-8

 

Der Psalmist erfreute sich an dem Umstand, daß die, die mit ganzem Herzen voller Gehorsam im Gesetz wandeln, glücklich sind (V. 1-3 ). Daher wünschte er sich, daß er Gottes Geboten gegenüber noch gehorsamer sein möge, um seine Gesetze zu befolgen (V. 4-6 ). Der Psalmist gelobte, dem Herrn zu danken, wenn er mehr über die Ordnungen Gottes erfuhr (V. 7-8 ).

 

 

B. Reinigung durch das Wort Gottes

( 119,9-16 )

 

Ps 119,9-16

 

Der Psalmist erläuterte, daß ein Mensch seinen Weg durch Gehorsam Gottes Wort gegenüber rein erhält (V. 9 ). Der Psalmist bezeugte, daß er das Wort Gottes aufgenommen und sich daran erfreut hatte, so daß er wohl auf moralischem Gebiet Reinheit beanspruchen konnte (V. 10-14 ). Er sann beständig über das Gesetz Gottes nach (V. 15-16 ).

 

 

C. Gottes Wort ist kostbar

( 119,17-24 )

 

Ps 119,17-24

 

Der Psalmist bat Gott, ihm seine Augen zu öffnen, so daß er die Wunder Gottes in seinem Wort erkennen konnte (V. 17-18 ). Er hatte Hunger nach dem Wort (V. 19-20 ). Weil Gott die Gottlosen verflucht, die ihm nicht gehorchen, betete er darum, daß der Herr doch die hinwegtun möge, die ihn tadelten. Im Gegensatz zu ihnen sann er über das Gesetz Gottes nach und erfreute sich daran (V. 22-24 ). Dieser Psalm nimmt häufig auf die Gottlosen Bezug und auf die, die den Psalmisten bedrückten (V. 23.53.61.69-70.78.85-87.95.110.115.119.122.134.155.157-158.161 ).

 

D. Bitte um Verstehen

( 119,25-32 )

 

Ps 119,25-32

 

Der Psalmist betete um eine rasche Veränderung der Situation, denn er lag darnieder (V. 25 ). Dann bat er Gott um Verständnis, Stärke und Kraft (V. 26-29 ). Wenn Gott ihm Verständnis gewährte, dann wollte er das Gesetz befolgen, denn er schätzte es hoch (V. 20-32 ).

 

 

E. Treue gegen Gottes Wort

( 119,33-40 )

 

Ps 119,33-40

 

Der Psalmist sprach über seine Treue dem Wort Gottes gegenüber, das er von ganzem Herzen beobachtete (V. 33-35 ). Er betete, daß der Herr ihn von der Habsucht und Eitelkeit abkehren möge (V. 36-37 ). Er wünschte sich, daß Gott ihm seine Ordnungen bestätigen möge (V. 38-40 ).

 

 

F. Errettung durch Gottes Wort

( 119,41-48 )

 

Ps 119,41-48

 

Der Psalmist bat Gott, ihn durch seine Gnade und sein Wort (seine Hilfe , V. 41 ) zu erretten. Dann hätte er eine Antwort für seine Feinde (V. 42 ). Er betete (und bekräftigte), daß das Wort Gottes auch weiterhin die Leitlinie seines Lebens sein werde (V. 43-46 ). Er freute sich über die Gebote Gottes und hatte sie lieb (V. 47-48 ).

 

 

G. Hoffnung durch Gottes Wort

( 119,49-56 )

 

Ps 119,49-56

 

Der Psalmist erläuterte, daß er seine Hoffnung auf Gottes Wort setzte (V. 49 ), denn es belebte ihn von neuem (V. 50 ). Er verachtete die Stolzen (die Hochmütigen; vgl. V. 69.78.85 ), die über seinen Glauben spotteten und das Gesetz verachteten (V. 51-53 ). Der Psalmist besang das Wort Gottes und sann darüber nach (V. 54-56 ).

 

 

H. Gehorsam gegen Gottes Wort

( 119,57-64 )

 

Ps 119,57-64

 

Weil Gott der Teil des Psalmisten war (vgl. Ps 16,5;73,26;142,6 ), rief er Gott um Gnade an ( Ps 119,57-58 ). Er hatte in Übereinstimmung mit seinem Wort gelebt (V. 58-60 ) und auch dann am Herrn festgehalten, als er von seinen Feinden umringt war (V. 61-62 ). Seine Gefährten waren ebenfalls Gläubige (V. 63-64 ).

 

I. Vertrauen auf Gottes Wort

( 119,65-72 )

 

Ps 119,65-72

 

Der Psalmist vertraute darauf, daß der HERR nach seinem Wort an ihm handeln werde (V. 65 ). Er bat daraufhin um weitere Unterweisung, um nicht in die Irre zu gehen (V. 66-68 ). Er sprach inmitten der Verleumdungen sein Vertrauen auf Gott aus (V. 69-70 ; vgl. V. 51.53 ) und erklärte, daß er trotz der Bedrückung, die er erfuhr, immer mehr den Wert des Gesetzes erkannte (V. 71-72 ; vgl. V. 127 ).

 

 

J. Hoffnung in Gottes Wort

( 119,73-80 )

 

Ps 119,73-80

 

Der Psalmist glaubte, daß Gott ihn geschaffen und ihm die Hoffnung auf sein Wort geschenkt hatte (V. 73-74 ; vgl. V. 81 ). Er wußte, daß Gott ihm in seiner Treue Leid geschickt hatte (vgl. V. 67.71 ), und bat Gott, daß er ihn doch trösten und die Stolzen (vgl. V. 51.69.85-122 ) beschämen möge (V. 75-78 ). Dann betete er darum, daß die, die den Herrn fürchten, sich Gott gemäß seines Wortes zuwenden mögen, und daß der Psalmist selbst ein untadeliges Leben führen möge (V. 79-80 ).

 

K. Gottes Wort ist zuverlässig

( 119,81-88 )

 

Ps 119,81-88

 

Der Psalmist legte offen, daß seine Seele beinahe verschmachtet war, weil er sich so sehr nach dem Wort Gottes sehnte (V. 81-82 ). Er war geschwächt, wie ein Weinschlauch im Rauch zusammenschrumpft. Deshalb fragte er, wie lange (vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ) er noch bis zu seiner Rechtfertigung ausharren müsse ( Ps 119,83-86 ). Er versicherte, daß er, obwohl ihn seine Feinde beinahe vernichtet hätten, Gottes Gesetz nicht verlassen hatte (V. 87-88 ).

 

 

L. Gottes Wort ist gewiß

( 119,89-96 )

 

Ps 119,89-96

 

Gottes Wort steht fest im Himmel und wird durch seine Treue bestätigt (V. 89-91 ). Durch die Freude des Psalmisten (vgl. Ps 1,2;119,174 ) über das festgegründete Gesetz konnte er den Sieg erringen (V. 92-95 ). Er schloß, daß Gottes Wort grenzenlos in seinem Wert ist (V. 96 ).

 

 

M. Gottes Wort ist süß

( 119,97-104 )

 

Ps 119,97-104

 

Der Psalmist legte dar, wie sehr er das Gesetz liebhatte und wie er sich mit ihm beschäftigte. Das Gesetz gab ihm mehr Verständnis und Weisheit, als seine Feinde, seine Lehrer und die Alten hatten (V. 97-100 ). Durch Gottes Wort hatte er sich rein gehalten (V. 101-102 ; vgl. V. 9.104 ). Er nannte die Verheißungen Gottes süß (V. 103 ). Vers 98-101 haben die Einsicht und die Reinheit zum Thema.

 

 

N. Gottes Wort ist ein Licht

( 119,105-112 )

 

Ps 119,105-112

 

Der Psalmist erkannte, daß Gottes Wort sein Licht war, das ihn leitete (vgl. V. 130 ; Spr 6,23 ), und er gelobte, diesem Licht zu folgen ( Ps 119,105-106 ). In seiner Not (V. 107-110 ) rief er um Hilfe und versicherte, daß er voller Freude Gottes Satzungen und Geboten folgen wollte (V. 111-112 ).

 

 

O. Gottes Wort gebührt Ehrfurcht

( 119,113-120 )

 

Ps 119,113-120

 

Der Psalmist erklärte, daß er Wankelmut haßte und daß er Gottes Wort liebhatte und auf sein Wort hoffte, denn Gott war seine Zuflucht ( sETer , "Zufluchtsort"; vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ). Dann wandte sich der Schreiber an die Gottlosen und mahnte sie, von ihm zu weichen ( Ps 119,115 ). Er bat Gott, daß er ihn stützen und erretten möge (V. 116-117 ), denn Gott hatte über die Gottlosen Gericht gehalten (V. 118-119 ). Darauf drückte der Psalmist seine Furcht vor den Urteilen Gottes aus (V. 120 ; vgl. V. 161 ).

 

 

P. Rechtfertigung von Gott

( 119,121-128 )

 

Ps 119,121-128

 

Der Psalmist bat Gott, ihn vor den hochmütigen (vgl. V. 51.69.78.85 ) Unterdrückern zu bewahren und mit ihm in Gerechtigkeit und Gnade zu verfahren (V. 121-124 ). Er wollte Gott zu einer Antwort bewegen, indem er, der Knecht Gottes, von seiner Treue gegen Gott sprach (V. 125-126 ; vgl. V. 122.124 ). Er fügte hinzu, daß er die Gebote des Herrn liebte (er liebte sie mehr als Gold ; vgl. V. 72 ) und falsche Wege haßte (V. 127-128 ; vgl. V. 101.104 ).

 

 

Q. Gottes Wort ist wunderbar

( 119,129-136 )

 

Ps 119,129-136

 

Der Psalmist erfreute sich an Gottes wunderbarem Wort, das ihm Licht gab (V. 129-131 ; vgl. V. 105 ). Dann betete er darum, daß der Herr sich zu ihm wenden und ihn durch seine Weisung, seine Erlösung, seinen Segen und seine Belehrung festigen möge (V. 132-135 ). (Zum Leuchten des Angesichtes Gottes vgl. den Kommentar zu Ps 4,7 .) Der Psalmist drückte seine Betroffenheit über die aus, die das Gesetz Gottes hassen ( Ps 119,136 ).

 

 

R. Gottes Wort ist gerecht

( 119,137-144 )

 

Ps 119,137-144

 

Der Psalmist legte dar, daß das Wort des Herrn gerecht ist, denn der Herr selbst ist gerecht (V. 137-138 ). Er gab von seinem Eifer für das durchläuterte Wort Gottes Zeugnis (V. 139-142 ). Er fand in den gerechten Gesetzen Gottes Trost, als er großes Elend litt (V. 143-144 ; vgl. V. 92 ).

 

 

S. Gottes Wort ist wahr

( 119,145-152 )

 

Ps 119,145-152

 

Der Psalmist rief zum Herrn daß er ihn erretten möge, weil er gehorsam war, auf sein Wort hoffte und darüber nachsann (V. 145-149 ). Seine Feinde waren ihm zwar nahe, aber sie waren weit entfernt vom Gesetz Gottes (V. 150 ). Gott war ihm jedoch nahe, und seine Worte waren verläßlich.

 

 

T. Liebe zum Wort Gottes

( 119,153-160 )

 

Ps 119,153-160

 

Der Psalmist rief zu Gott, daß er ihn erretten möge, denn er hatte seine Gebote nicht vergessen (V. 153-154 ). Er war sich darüber im klaren, daß die Gottlosen keine Rettung finden (V. 155 ), und bestätigte, daß Gottes Barmherzigkeit (wörtl.: "Barmherzigkeiten") groß ist (V. 156 ). Er beklagte, daß er viele Feinde hatte, die dem Wort Gottes nicht gehorchten (V. 157-158 ). Im Gegensatz dazu liebte der Psalmist das Wort Gottes, denn es ist wahr. Deshalb bat der Psalmendichter um Bewahrung (vgl. V. 88 ) vor seinen Feinden (V. 159-160 ).

 

 

U. Freude am Wort Gottes

( 119,161-168 )

 

Ps 119,161-168

 

Obwohl der Psalmist von Fürsten ohne Ursache gehaßt wurde, empfand er vor dem Wort Gottes Furcht (vgl. V. 120 ). Er freute sich über den Wert des Gesetzes, er liebte es und pries Gott immer wieder dafür (V. 162-164 ). Wer wie er das Wort Gottes liebhat und von ihm Rettung erhofft, findet großen Frieden ( SAlNm , "Wohlergehen", V. 165-166 ). Der Schreiber des Psalmes hatte aus Liebe das Gesetz eingehalten (V. 167-168 ; vgl. V. 163 ).

 

 

V. Rettung durch Gottes Wort

( 119,169-176 )

 

Ps 119,169-176

 

Der Psalmist bat Gott, sein Flehen zu erhören und ihn zu erretten (V. 169-170 ). Er wollte Gott für sein Wort preisen (V. 171-172 ). Er bat Gott, daß er ihn am Leben erhielt, denn er erfreute sich an seinem Gesetz (V. 173-175 ; vgl. V. 92 ). Der Psalmist schloß diesen langen, aber inhaltsreichen Psalm, indem er bekannte, daß er wie ein verlorenes Schaf in die Irre gegangen war. Er bat Gott, ihn durch sein Wort zu erretten (V. 176 ).

 

 

Ps 120

 

Die Überschrift des Psalmes "Ein Wallfahrtslied" oder "ein Stufenlied" bezeichnet die Psalmen 120 - 134 als Pilgerlieder, die gesungen wurden, wenn die Israeliten nach Jerusalem "hinaufstiegen" (hinaufzogen), um an den jährlich stattfindenden Festen teilzunehmen. Vier dieser 15 Psalmen stammen von David ( Ps 122;124;131;133 ), einer von Salomo ( Ps 127 ), die Autoren der übrigen 10 Psalmen sind uns nicht bekannt.

In Ps 120 betete der Psalmist um Errettung vor den Verrätern, die den Kampf suchten, während der Psalmist Frieden haben wollte.

 

 

A. Errettung von den Lügnern

( 120,1-2 )

 

Ps 120,1-2

 

Der Pilger betete um Errettung von den Lügnern, die ihn umbringen wollten. Er war sich sicher, daß Gott ihm antwortete.

 

 

B. Vernichtung der Gottlosen

( 120,3-4 )

 

Ps 120,3-4

 

Der Pilger richtete eine Frage an die Gottlosen und versicherte ihnen, daß der Herr sie vernichten werde. Ginster wurde verfeuert, denn Ginsterholz brennt länger als die meisten anderen Holzarten. Das Bild der scharfen Pfeile und der glühenden Kohle spricht von der Vergeltung an Menschen mit betrügerischer Zunge.

 

 

C. Ich möchte Frieden

( 120,5-7 )

 

Ps 120,5-7

 

Der Psalmist beklagte, daß er inmitten derer, die den Frieden hassen, wohnen mußte (V. 5-6 ). Meschech ( 1Mo 10,2 ) und sein wildes Volk lebten im hohen Norden. Kedar (im nördlichen Teil der Arabischen Wüste) lebte im Gebiet einiger als Nomaden lebenden Ismaeliten (vgl. 1Mo 25,13 ). Der Psalmist legte dar, daß diese beiden Namen für die Feinde standen, die ihn umringten.

Im Gegensatz zu ihnen war er ein Mann des Friedens ( Ps 120,7 ). Deshalb war er sich gewiß, daß der Herr für seine Sache einstehen werde.

 

 

Ps 121

 

Der Wallfahrer, der über seine Wallfahrt über die Hügel nach Jerusalem nachdachte, fand im Herrn, dem Hüter Israels, die Gewißheit, daß der Herr ihn allezeit auf dem Weg bewahren werde.

 

 

A. Nachsinnen über die Wallfahrt

( 121,1-2 )

 

Ps 121,1-2

 

Der Psalmist, der über seine Wallfahrt über die Hügel nach Jerusalem nachsann, fragte, woher seine Hilfe kam. Er fand die Antwort auf seine Frage in der Bejahung seines Glaubens, daß der Herr, der Himmel und Erde gemacht hatte - mit jenen Bergen - seine einzige Quelle der Hilfe war. Zu der Bezeichnung der, der Himmel und Erde gemacht hat , vgl. den Kommentar zu Ps 115,15 .

 

B. Gewißheit über Gottes Bewahrung

( 121,3-8 )

 

In Vers 3-8 wechselt die Person von "ich" und "mein" (V. 1-2 ) zu "du" und "dein". Vers 3-8 sind daher die Worte eines Menschen, vielleicht eines Priesters, der den Wallfahrer begleitete.

 

 

Ps 121,3-4

 

Die Person, die hier sprach, bestätigte dem Wallfahrer, daß er göttlichen Schutz genoß. Gott, der über sein Eigentum wacht (vgl. V. 5.7-8 ), wird nicht schlummern noch schlafen , d. h. er wird nicht gleichgültig sein oder die Stämme Israels vernachlässigen. Der Herr wird wachen und sein Eigentum bewahren.

 

 

Ps 121,5-6

 

Der Herr wollte den Pilger zu jeder Zeit bewahren. Der Hüter Israels (vgl. V. 4 ) war auch der Hüter des Wallfahrers, denn er schützte ihn, wie ein Schatten vor der sengenden Sonne schützt. Die Sonne und der Mond bedeuten hier Gefahren, die am Tag und in der Nacht lauern.

 

 

Ps 121,7-8

 

Der Psalm schließt mit der erneuten Bestätigung, daß der Herr den Wallfahrer zu jeder Zeit vor allem Übel (V. 7-8 ) behüten und über ihn wachen werde (vgl. V. 3-5 ; d. h. ihm Schutz geben werde).

 

 

Ps 122

 

Der Wallfahrer und Psalmist David rief sich seine Freude in Erinnerung, als er nach Jerusalem hinaufgezogen war. Jerusalem war das geistliche und nationale Zentrum des Volkes. David rief daraufhin jedermann auf, um den Frieden und die Sicherheit Jerusalems um der Frommen willen und um Gottes willen zu beten.

 

 

A. Freude an der Wallfahrt

( 122,1-2 )

 

Ps 122,1-2

 

Der Psalmist rief sich in Erinnerung, wie er bei der Aussicht auf die Wallfahrt nach Jerusalem gejubelt hatte. Er genoß es, in den Toren der Stadt zu stehen.

 

 

B. Lobpreis der Stadt

( 122,3-5 )

 

Ps 122,3-5

 

Der Psalmist pries die Stadt Jerusalem wegen ihrer äußeren Pracht, in der ihre ganze Bevölkerung zusammengedrängt wohnt. Dann rühmte er die Stadt als geistliches Zentrum, zu dem die Stämme des Volkes zu ihrer jährlichen Wallfahrt zogen. Er nannte die Stadt ferner den Sitz der Gerechtigkeit (vgl. Jer 21,11-12 ).

 

 

C. Gebet um Frieden

( 122,6-9 )

 

Ps 122,6-9

 

Der Psalmist forderte dann das Volk dazu auf, für den Frieden und die Sicherheit der Stadt und ihrer Einwohner zu beten (V. 6-7 ; vgl. Ps 125,5;128,6 ). Er betete dann um Frieden um seiner Brüder willen, den gerechten Wallfahrern ( Ps 122,8 ), und für Wohlergehen um des Heiligtums, der Wohnung Gottes, willen (V. 9 ).

 

 

Ps 123

 

Der Wallfahrer hob seine Augen zu Gott im Himmel auf und rief ihn um Gnade an, denn das Volk war aufgrund des Spottes der Stolzen der Verachtung preisgegeben.

 

 

A. Vertrauen auf den Herrn

( 123,1-2 )

 

Ps 123,1-2

 

Der Psalmist bestätigte sein Vertrauen auf den Herrn des Himmels. Der Ausdruck ich erhebe meine Augen bedeutet, daß der Psalmist im Gebet auf den Herrn blickte und von ihm Rettung erwartete. Er verglich sein Vertrauen mit dem Warten eines Sklaven auf ein Wort von seinem Herren oder seiner Herrin. Im Namen des Volkes blickte der Psalmist auf Gott und erhoffte von ihm Hilfe.

 

 

B. Befreiung von der Verachtung

( 123,3-4 )

 

Ps 123,3-4

 

Der Psalmist bat Gott um Gnade, weil das Volk mit Verachtung gesättigt war, das heißt, daß es viel Spott von den Stolzen ertragen hatte. Trotz der Verspottung seines Glaubens bat es um Gottes Gnade, bis er antworten würde.

 

 

Ps 124

 

David erkannte, daß, wenn der Herr nicht auf der Seite des Volkes gestanden hätte, die Nationen es vertilgt hätten. Der Wallfahrer rühmte den Herrn, der das Volk entkommen ließ.

 

 

A. Schutz vom Herrn

( 124,1-5 )

 

Ps 124,1-5

 

In diesem Teil des Psalms erklärte David, daß der Herr ihn bewahrt hatte. Er rief das Volk auf, zu erkennen, daß dessen Sieg darauf zurückzuführen war, daß der Herr auf dessen Seite gestanden hatte (V. 1-2 ). Dann erläuterte er, was geschehen wäre, wenn der Herr nicht auf dessen Seite gewesen wäre: Die Nationen hätten es in ihrem Zorn vernichtet (V. 3-5 ). David benutzte das Bild vom Verschlingen (vgl. 4Mo 16,30; Jer 51,34 ) und das Bild der Wasserfluten (vgl. Kl 3,54 ). Der Wildbach (wörtl. die "stolzen Wasser") deutet möglicherweise auf den Stolz der Feinde hin (vgl. Ps 123,4 ). Diese Ausdrücke könnten sich auf verschiedene Ereignisse in der Geschichte Israels beziehen, aber es kann auch die Befreiung aus der babylonischen Gefangenschaft durch den Herrn erklären. Wenn die Rückkehr aus dem Exil im Blickpunkt steht, dann war David nicht der Autor, wie es der Untertitel, der später hinzugefügt wurde, feststellt. Eher würde "David" in diesem Fall auf einen späteren davidischen "König" hinweisen (z. B. ein möglicher Besitzergreifer des davidischen Thrones).

 

 

B. Hilfe im Namen des Herrn

( 124,6-8 )

 

Ps 124,6-8

 

Der Psalmist wandte sich dem Lobpreis des Herrn zu, der sie nicht verlassen hatte (V. 6 ), sondern sie entkommen ließ (V. 7 ). Die Anschläge der Feinde wurden mit Zähnen und der Schlinge des Vogelstellers verglichen (vgl. Ps 9,14 ).

Das Entkommen des Volkes wurde durch den Herrn möglich, der Himmel und Erde gemacht hatte (vgl. den Kommentar zu Ps 115,15 ). Der hier bezeugte Glaube erinnert an Ps 121 .

 

 

Ps 125

 

Der gerechte Gläubige findet im Herrn Geborgenheit, der ihn nicht so sehr versuchen wird, daß sein untadeliges Leben erschüttert wird. Wer sich jedoch im Unglauben abkehrt, wird mit den Gottlosen von seinem Segen abgeschnitten.

 

 

A. Bestätigung der Geborgenheit

( 125,1-3 )

 

Ps 125,1-3

 

Vers 1 faßt den Hauptgedanken des Psalmisten zusammen: Die Gläubigen sind geborgen und werden nicht wanken. Er verglich sie mit dem Berg Zion, der auf ewig besteht .

Dieses Bild wird in Vers 2 ausgeführt. Der Psalmist erläuterte, wie die Berge Jerusalem umgeben. So umgibt der Herr auch sein Volk, denn er beschützt es von allen Seiten.

Der Anlaß für diese erneute Versicherung der Situation wird in Vers 3 genannt. Offensichtlich war die Fremdherrschaft für das Volk eine Last. Der Psalmist war sich sicher, daß Gott nicht zuließ, daß das Zepter der Gottlosigkeit auf dem Erbe der Gerechten ruhen werde, so daß sie selbst der Gottlosigkeit anheimfielen. Mit anderen Worten: Die Versuchung war auf das begrenzt, was die Gläubigen ertragen konnten, so daß sie ihr Vertrauen auf den Herrn nicht verlören.

 

 

B. Gebet um Wohlergehen

( 125,4 )

 

Ps 125,4

 

Der Psalmist betete darum, daß der Herr die Guten und die, die in ihrem Herzen aufrichtig sind, segnen möge.

 

 

C. Warnung vor Unsicherheit

( 125,5 )

 

Ps 125,5

 

Wer sich jedoch der Unehrlichkeit hingibt, der wird dasselbe Schicksal erleiden wie die Gottlosen (sie werden hinweggetan werden). Daher soll das Volk Gottes in seinem Glauben treu sein und weiterhin um Frieden für das Volk bitten (vgl. Ps 122,6-8;128,6 ).

 

 

Ps 126

 

Dieser Wallfahrtspsalm spricht anscheinend über die Rückkehr der Israeliten aus dem Exil. Der Psalmist war voller Freude, denn der Herr hatte sie wieder in ihr Land zurückgebracht. Er betete nun darum, daß die Gefangenen wieder ganz und gar hergestellt werden mögen. Der Psalmist fand in dem Bild von Saat und Ernte Trost.

 

 

A. Lobpreis für die Wiederherstellung des Volkes

( 126,1-3 )

 

Ps 126,1-3

 

Der Psalmist, der für die aus dem Exil zurückgekehrten Israeliten sprach, rief ihnen die Freude in Erinnerung, die sie empfunden hatten, als der Herr sie zurückbrachte. Sie wurden getröstet, und sie lachten und jubelten. Auch die Völker erkannten, daß der Herr Wunder für sein Volk getan hatte. Es war eine Zeit des Jubels und der Freude nach großer Traurigkeit (vgl. Ps 137 ).

 

 

B. Bringe die Gefangenen zurück

( 126,4 )

 

Ps 126,4

 

Der Psalmist betete, daß der Herr sein Volk ganz und gar wiederherstellen möge. Er verglich die aus dem Exil Zurückkehrenden mit den Bächen im Negev (der Wüste südlich von Juda), die in der Trockenzeit wenig oder aber überhaupt kein Wasser führen. In der Regenzeit treten sie jedoch über die Ufer. Wenn Gott seinen Segen über sein Volk ausschüttet, dann werden die Straßen aus dem Osten voll von zurückkehrenden Gefangenen sein.

 

 

C. Vertrauen auf Gottes Segen

( 126,5-6 )

 

Ps 126,5-6

 

Der Psalmist wurde durch das Bild vom Säen und vom Ernten ermutigt. Diese Verse stehen mit Vers 2-3 in Zusammenhang, denn sie sprechen von großer Freude. Auch Vers 4 steht damit in Zusammenhang, denn er enthält das Verb "wiederherstellen, zurückbringen" (es wird im Hebr. auch in V. 1 gebraucht). Zudem wird hier der Vergleich mit der Natur hergestellt (vgl. V. 5-6 ).

In Vers 5-6 werden Bilder aus dem landwirtschaftlichen Bereich benutzt. Wenn das Land so lange brachgelegen hatte, war es fast unmöglich, es wieder zu bebauen. Das Pflanzen war schwierig, aber mit Beharrlichkeit war sicher eine Ernte einzubringen. Das Säen mit Tränen deutet darauf hin, daß Menschen gerne der Theokratie Gottes Vorschub leisten wollten (z. B. das Volk ermutigten, den Herrn anzunehmen und in das Land zurückzukehren). Das freudige Ernten bezog sich dann auf andere Menschen, die in das Land der Verheißung zurückkehrten. Der Psalmist war davon überzeugt, daß fortwährende Mühe und Arbeit, wie schwierig und enttäuschend sie auch sein mochten, doch dazu führten, daß mehr Menschen in das Land Israel zurückkehrten.

Das Bild vom Säen und Ernten wird in der Bibel häufig verwendet (vgl. Gal 6,7 ). Jesus sprach von der Ausbreitung der Frohen Botschaft als vom Säen und von den Bekehrungen der Menschen als vom Ernten ( Mt 13,1-8.18.23 ).

 

 

Ps 127

 

Dieser Psalm, ein Wallfahrtslied, stammt von Salomo. Er spricht von dem Segen des Herrn im alltäglichen Leben. Der Psalmist erkannte, daß Abhängigkeit vom Herrn dem Familienleben Sicherheit und Gedeihen schenkt. Der Schreiber sprach von dem Geschenk, Kinder zu haben, die in jenen Tagen zum Schutz einer Familie beitrugen.

 

 

A. Ohne Gottes Fürsorge ist die Arbeit vergeblich

( 127,1-2 )

 

Ps 127,1-2

 

Diese Worte klingen an das Predigerbuch an (das ebenfalls von Salomo stammt). Salomo sagte in diesem Psalm, daß es vergeblich sei, ohne den Herrn wirken zu wollen. Erbauer bauen ein Haus vergeblich, wenn der HERR es nicht baut . Wächter wachen vergeblich, wenn der HERR nicht wacht ; auch wenn der Mensch sich über die Arbeit für seine Nahrung sorgt und viele Stunden arbeitet, so ist es doch vergeblich (vgl. Ps 128,2 ). Der entscheidende Punkt ist der, daß von Gott unabhängig getane Arbeit fruchtlos bleiben wird. Aber wer auf den Herrn vertraut, wird Ruhe finden.

Der Ausdruck Mühsal bedeutet nicht, daß der Mensch nicht fleißig arbeiten soll, denn dazu ruft die Bibel ihn auf. Der Vers hebt jedoch hervor, daß langer Tage Arbeit ohne göttliche Fürsorge und Hilfe umsonst ist. Der Gedanke von Vers 1 wird fortgeführt.

 

 

B. Kinder sind ein Geschenk Gottes

( 127,3-5 )

 

Ps 127,3-5

 

Kinder sind ein sichtbarer Segen Gottes (vgl. gesegnet , V. 5 ). Sie sind eine Gabe des HERRN . Söhne verteidigten und schützten die Familie, denn sie waren wie Pfeile in der Hand eines Starken. Söhne verteidigten die Familie auch in rechtlichen Streitfällen (im Tor wurden diese Streitfälle erörtert und entschieden).

Das Bild der Pfeile und der Verteidigung "im Tor" waren für ein Volk, das von innen und außen bedroht wurde, ganz natürlich.

 

 

Ps 128

 

Wer den Herrn fürchtet, wird gesegnet. Der Psalmist zählte einige der Segnungen eines guten Lebens auf und flehte den Segen des Herrn herab.

 

 

A. Wer wird gesegnet?

( 128,1 )

 

Ps 128,1

 

Der Psalmist verkündigte, welches Glück der erfährt, der den HERRN fürchtet (vgl.V. 4 ) und ihm gehorsam ist (vgl. Ps 1,1-3 ).

 

 

B. Aufzählung der Segnungen

( 128,2-4 )

 

Ps 128,2

 

Einem Gerechten wird es als Ergebnis seiner Arbeit wohl ergehen . Die in Unabhängigkeit von Gott getane Arbeit ist vergeblich ( Ps 127,2 ), aber die in Demut vor Gott und im Gehorsam gegen ihn und seine Gebote getane Arbeit bringt Frucht (vgl. Ps 1,3 ).

 

 

Ps 128,3-4

 

Noch einmal sprach der Psalmist das Thema der Fruchtbarkeit an (vgl. V. 2 ) und nannte hier die Kinder, die ihm seine Frau geboren hatte. Die Bilder der Pflanzen ( der Weinstock ) und Bäume ( der Ölbaum ) weisen ganz natürlich auf Wachstum und Fruchtbarkeit hin. Wer den HERRN fürchtet , wird so gesegnet (V. 1 ).

Bei den religiösen Festen versammelten sich die ganzen Familien in Jerusalem. Immer wieder wird in den Wallfahrtsliedern hervorgehoben, wie Gott gerade im häuslichen Lebensbereich Segen spendet.

 

 

C. Segen des Herrn auch für kommende Tage

( 128,5-6 )

 

Ps 128,5-6

 

Der Wallfahrer flehte auch für die Zukunft den Segen Gottes auf die Menschen herab, die ihn fürchten (vgl. V. 1 ). Dieser Segen bedeutet, das Wohl Jerusalems zu erblicken und lang genug zu leben, um die Enkel noch sehen zu können. Abschließend betete der Psalmist um Frieden für das Volk (vgl. Ps 122,6-7;125,5 ).

 

 

Ps 129

 

Der Psalmist sprach für Israel und erläuterte, daß der Herr Israel vor den Verwüstungen der Gottlosen errettet hatte. Er betete darum, daß der Herr die zuschanden werden ließ, die Zion haßten.

 

 

A. Die Rettung kommt vom Herrn

( 129,1-4 )

 

Ps 129,1-2

 

Der Psalmist ermutigte Israel zum Zeugnis ( Israel soll sagen ; vgl. Ps 124,1 ), daß die Gottlosen, die es von Anfang an unterdrückt hatten, keinen Sieg erlangt hatten.

 

 

Ps 129,3-4

 

Das Bild der gepflügten Furchen beschreibt das harte Leiden, das die Feinde über Israel gebracht hatten (V. 3 ). Es war, als ob sie auf seinen Rücken lange Furchen gepflügt hätten.

Der Herr schenkt Befreiung aus solcher Not (V. 4 ). Er hatte den Strick der Gottlosen zerschnitten . Vielleicht wird mit dieser Aussage das Bild aus Vers 3 aufgenommen: Gott zerstört das Tiergeschirr des Pflügenden, so daß dieser nicht weiterpflügen konnte. Oder aber der Begriff der Stricke steht nur einfach für die Unterjochung des Volkes (vgl. Ps 2,3 ).

 

 

B. Bitte um Strafe

( 129,5-8 )

 

Ps 129,5-8

 

Der Psalmist betete, daß alle seine Feinde, die Zion, die Stadt des Herrn, haßten, beschämt würden (V. 5 ). Er betete, daß sie doch vergehen möchten, so daß man sie nicht mehr fände (V. 6-7 ). Wenn der Psalmist hier von Gras auf den Dächern der Häuser spricht, so wird damit verdeutlicht, daß ein Grassamen, der vom Wind auf Flachdächer geweht wird, dort zwar aufwächst, aber nicht fest verwurzelt ist und deswegen wieder vergeht.

Wenn man sich grüßte, so wünschte man dem anderen Gottes Segen (vgl. Rt 2,4 ). Aber der Psalmist bat darum, daß das Volk den Gottlosen keinen Segen wünschen möge ( Ps 129,8 ). Sie verdienen den Segen Gottes nicht.

 

 

Ps 130

 

Ps 130 ist ein Schrei zum Herrn, daß er doch an seinem Volk seine Gnade erweisen möge. Der Psalmist war sich gewiß, daß Gott Sünden vergibt, und ermahnte das Volk, mit ihm voller Hoffnung auf die Zeit zu warten, wenn der Herr sie von allem Übel erlösen werde.

 

 

A. Gebet um Gnade

( 130,1-2 )

 

Ps 130,1-2

 

Der Psalmist schrie aus der Tiefe (vgl. Ps 30,2;71,20 ) zum Herrn; ein Bild, das von unüberwindlichen Schwierigkeiten spricht, die sogar beinahe den Tod bringen. Der Psalmist betete, daß der Herr seinen Ruf nach Gnade hören möge. Wir erfahren nicht, was die eigentliche Schwierigkeit war. Ps 130,8 gibt einen Hinweis darauf. Das Volk war möglicherweise in einer heiklen Situation, weil Gott es für seine Sünden bestraft hatte.

 

 

B. Gott schenkt Vergebung

( 130,3-4 )

 

Ps 130,3-4

 

Der Psalmist erkannte, daß kein Mensch bestehen könnte, wenn Gott mit den Sündern so verführe, wie sie es verdienten. Die Sünden "zurechnen" bedeutet, den Menschen für seine Fehler verantwortlich zu machen.

Der Trost liegt darin, daß es bei Gott Vergebung ( s+lIHCh , "Verzeihen", das Wort wird auch in Neh 9,17; Dan 9,9 verwendet) gibt. Deshalb schreibt der Herr die Sünden der Menschen nicht auf, sondern vergibt sie. Die Gläubigen aller Zeitalter sind darüber in Jubel ausgebrochen, denn sonst könnte kein Mensch seinem Gericht standhalten!

Gott vergibt, so daß der, der die Vergebung empfangen hat, ihn fürchten wird. Das hier verwendete allgemeine Wort für Furcht schließt häufig auch die Verehrung Gottes und den Gehorsam gegen ihn mit ein. Die Bibel sagt, daß die Furcht des Herrn mancherlei Folgen hat; vor allem wird ein Mensch so vor der Sünde bewahrt. Mit der Vergebung Gottes soll man nicht leichtfertig umgehen. Sie macht Sünder zu Heiligen, zu Menschen, die ihm im Gehorsam nachfolgen.

 

 

C. Hoffnung auf den Herrn

( 130,5-8 )

 

Ps 130,5-8

 

Der Psalmist bezeugte, daß er geduldig auf den HERRN harrte . Er verglich sein Warten mit dem Harren der Wächter einer Stadt, die auf die erste Morgendämmerung warten, denn dann werden sie von anderen Wächtern in ihren Pflichten abgelöst. Der Psalmist harrte gespannt auf Gottes erneutes gnädiges Handeln mit dem Volk.

 

 

Ps 130,7-8

 

Das Volk wurde ermutigt, seine Hoffnung auf den Herrn zu setzen. Der Grund liegt darin, daß bei ihm Gnade ( HeseD ) und viel Erlösung ist. Aufgrund seiner Treue zu Israel erlöste Gott das Volk von allen seinen Sünden. Das war die Hoffnung des Psalmisten und sein Gebet. Offensichtlich bezieht sich der Ausdruck von den "Tiefen" (V. 1 ) auf das geistliche Elend des Volkes. Nur wenn Gott die Sünden des Volkes vergab und es erlöste, wurde es errettet. Weil es das glaubte, blickte es dem Tag seiner Erlösung entgegen.

Wer Gott heute als Gott der Vergebung erfahren hat, der kann seiner völligen Erlösung entgegenblicken.

 

 

Ps 131

 

Der Wallfahrer David versicherte, daß er nicht stolz gewesen war oder hochmütige Anschläge im Sinn gehabt hatte, und sprach von seinem kindlichen Vertrauen, seiner Hoffnung auf den Herrn.

 

 

A. Demut

( 131,1-2 )

 

Ps 131,1

 

David versicherte, daß er nicht hochmütig gewesen war. Stolz ist gleichbedeutend mit Unabhängigkeit von Gott und mit Ungehorsam gegen ihn. Der Psalmist wußte, daß er vom Herrn abhängig war. Stolzes Streben ( hochmütige Augen ; vgl. Ps 18,28;101,5; Spr 6,17;30,13 ) und selbstsüchtige Anschläge ( große Dinge ) waren nicht Davids Ansinnen.

 

Ps 131,2

 

Dann bezeugte David seine Demut. Seine Seele kannte kein selbstsüchtiges Streben und keine Leidenschaft. Er hatte seine Seele beschwichtigt und stille gemacht. Wie ein entwöhntes Kind , das keine weitere Muttermilch wollte, war er auch zufrieden, wenn er das nicht besaß, was unentbehrlich zu sein schien. Ein reifer Gläubiger hat keine Lust mehr am stolzen Planen, sondern er ruht im Herrn.

 

 

B. Hoffnung

( 131,3 )

 

Ps 131,3

 

David rief Israel auf, von nun an bis in Ewigkeit auf den Herrn zu hoffen. Gottvertrauen ist der Gegensatz zu Stolz.

 

 

Ps 132

 

Dieser Psalm ist ein Gebet der Versammlung, daß der Herr Davids Gelübde über die Stätte für die Bundeslade gedenken möge. Die Versammelten erhielten auf dieses Gebet Antwort, als sie beschlossen, im Tempel anzubeten. Sie erinnerten sich an Gottes Verheißung, daß Davids Linie fortbestehen, daß Zion Gottes Wohnung sein und daß der Messias kommen sollte.

Es ist recht schwierig, den Hintergrund für diesen Psalm zu bestimmen. Möglicherweise handelt es sich um ein Gebet der Israeliten im Exil, die auf die Erfüllung der Verheißung Gottes an David warteten, insbesondere darauf, daß sich die Verheißung der ewigen Herrschaft des Geschlechtes Davids und der Anbetung Gottes in Gerechtigkeit in Zion erfüllte.

 

 

A. Gedenke an David

( 132,1-5 )

 

Ps 132,1

 

Der Hauptgedanke des Psalmes findet im Rufen zum Herrn zu Beginn des Psalmes Ausdruck: Gedenke an David . Davids Leben und sein Tun standen zur Zeit der Rückführung aus Babylon besonders im Mittelpunkt, denn er war der König, der der Anbetung Gottes in Zion einen Mittelpunkt gegeben hatte.

 

 

Ps 132,2-5

 

Die Besonderheit dieses Gebetes war der Schwur Davids, nicht zu ruhen, bis er eine Stätte für den HERRN gefunden hätte. Das könnte sich z. B. darauf beziehen, daß David den Wunsch gehabt hatte, den Tempel zu bauen ( 2Sam 7 ). Dieser Wunsch machte seine Demut deutlich, aufgrund derer der Herr mit ihm einen Bund geschlossen hatte. Der Davidsbund war für die Gemeinschaft unter Esra und Nehemia das, was der Abrahamsbund für Mose gewesen war. Dieses Gebet in Ps 132 ist eine Anrufung Gottes, daß er seiner Verheißungen gedenken möge.

 

 

B. Wir wollen anbeten

( 132,6-10 )

 

Hier ändert sich die Stimmung des Psalms, denn die Versammlung faßte nun Vertrauen, daß ihr Gebet erhört wurde.

 

 

Ps 132,6-8

 

Die Versammlung erinnerte sich daran, daß sie gehört hatten, daß die Bundeslade Israels (V. 8 ) in Efrata war und sie sie dort auch gefunden hatten. Sie war 20 Jahre lang in Jaar (d. h. Kirjat-Jearim, 1Sam 7,1-2 ) geblieben, bis David sie nach Zion gebracht hatte ( 2Sam 6 ). (Efrata taucht auch unter dem Namen Efrat auf; 1Mo 35,16.19; 48,7 .Es ist die ältere Bezeichnung für Betlehem oder die Gegend um Betlehem.)

Das Volk wollte an dem Ort, den David für die Bundeslade bestimmt hatte (die Wohnung ; vgl. Ps 74,7;76,3;84,2;132,5.13 und der Fußschemel des Herrn), Gott anbeten. Es war der Wohnort Gottes in dem Sinne, daß es der Thron Gottes auf Erden war. Die Lade wurde Lade der Macht Gottes genannt, denn sie symbolisierte im Kampf Gottes Stärke und Sieg.

 

 

Ps 132,9-10

 

Die Priester sollten mit Gerechtigkeit gekleidet sein (vgl. V. 16 ; Sach 3,1-7 ), die Heiligen sollten jubeln, und der Herr sollte David, seinen gesalbten König, nicht abweisen. Diese Verse waren Teil des Gebetes des Volkes, als David Zion als Mittelpunkt des Königreiches Gottes schuf. So wie die Gemeinschaft damals hinter der Bundeslade zu ihrer Stätte hergezogen war und dort den Segen über die Priester und David herabgefleht hatte, so betete diese Gemeinschaft für die Priester ihrer Tage, die Nachkommen der damaligen Diener des Bundes.

 

C. Der Herr schwor einen Eid

( 132,11-18 )

 

Ps 132,11-18

 

Diese Verse berichten von einer Offenbarung vom Herrn, der seine Verheißungen bestätigte, die er David schon früher gegeben hatte. Der Herr wiederholte seinen Schwur, daß Davids Nachkommen in alle Ewigkeit auf dem Thron Davids sitzen sollten (V. 11-12 ; vgl. Ps 89,4-5.28-30.36-39 ). Der Herr bestätigte seine Wahl des Berges Zion ( Ps 132,13-14 ), den er reichlich segnete. Er gab den Armen Speise (vgl. Ps 111,5;136,25;145,15;146,7 ), bekleidete die Priester mit Heil (vgl. Ps 132,9 ) und ließ die Heiligen jubeln. Gott verhieß auch das Erscheinen und die Krönung seines Gesalbten , des Messias (V. 17-18 ).

Das Bild von der brennenden Lampe stammt aus der Einrichtung der Stiftshütte. Hier steht die Lampe für das Fortbestehen des Geschlechtes Davids ( 2Sam 21,17; 1Kö 11,36 ). Der "Gesalbte", zuerst David, dann seine Nachkommen und dann auch der Messias, wird über die Feinde siegen.

Das Horn eines Tieres symbolisierte Stärke und Kraft. Der Begriff wurde bisweilen im Zusammenhang mit mächtigen Herrschern genannt (vgl. Dan 7,24 ). Dieses Horn wird aufwachsen ( QAmaH , wörtl.: "sprießen"). Zacharias hatte möglicherweise diesen Abschnitt im Sinn, als er betete ( Lk 1,69 ). Von diesem Verb abgeleitet ist das Nomen QemaH ("Zweig"), das auch eine Bezeichnung für den Messias ist ( Jer 23,5; 33,15; Sach 3,8; 6,12 ). Der messianische König wird der Nachkomme Davids sein. Der "Zweig", der da kommt, wird das Amt des Priesters und des Königs in sich vereinen.

So ist also Ps 132 eine ermutigende Bestätigung dafür, daß die Verheißungen Gottes erfüllt werden, wie auch immer die Umstände sein mögen.

 

 

Ps 133

 

Der Psalmist David beschreibt in diesem Psalm, wie gut es ist, wenn unter Brüdern Eintracht herrscht.

 

 

A. Eintracht unter Brüdern ist gut

( 133,1 )

 

Ps 133,1

 

In diesem kurzen Wallfahrtslied sprach David darüber, wie gut es doch für Gläubige ist, wenn sie in Eintracht beieinander wohnen. Dieses Thema fügte sich gut in die religiösen Festlichkeiten ein, wenn die israelitischen Familien zusammenkamen, um ihren Herrn anzubeten.

 

 

B. Beschreibung der Eintracht

( 133,2-3 )

 

Ps 133,2

 

David verglich die Eintracht, die er in Vers 1 angesprochen hatte, mit dem Öl, mit dem Aaron geweiht wurde (vgl. 3Mo 8,12 ). Dieses Bild aus dem Priestertum paßte in besonderer Weise in die Situation, weil sich die Pilger ja auch in Jerusalem befanden. Das Öl, das auf Aarons Haupt gegossen wurde, floß hinunter auf seinen Bart und seine Schultern und auf seinen Brustschild, der die Namen der 12 Stämme trug. Das Öl symbolisierte also die Einheit des Volkes bei der Anbetung Gottes unter ihrem geweihten Priester. So wie das Öl Aaron geweiht hatte, so weihte die Eintracht das Volk, das Gott in Jerusalem anbetete, unter Gott.

 

 

Ps 133,3

 

David verglich dann die in Vers 1 erwähnte Eintracht mit dem Tau, der die Berge bedeckt. Das Bild des herabfließenden Öls (V. 2 ) deutete ohne Zweifel auf den Tau hin, der vom Hermongebirge im Norden auf den Berg Zion herabkommt. Auf dem Hermon entstand viel Tau und brachte neue Kraft und Frische. Auch die Gemeinschaft, die gemeinsam Gott anbetete, wirkte auf ähnliche Weise erfrischend wie der Tau auf die Vegetation. Das war ein geeignetes Bild für den Segen des Herrn über seinem Volk.

 

 

Ps 134

 

Der Wallfahrer wandte sich an Priester und Leviten, die den Tempel bewachten, und bat, daß der Herr ihnen die himmlischen Segnungen aus Zion schenken möge.

 

 

A. Aufruf zum Lobpreis

( 134,1-2 )

 

Ps 134,1-2

 

Der Wallfahrer forderte die Priester und die Knechte des Herrn, die im Tempel ( dem Haus des HERRN ) dienten, dazu auf, ihn mit erhobenen Händen zu preisen.

B. Bitte um den Segen des Herrn

( 134,3 )

 

Ps 134,3

 

Der Wallfahrer betete darum, daß der Schöpfer ( der, der Himmel und Erde gemacht hat ; vgl. den Kommentar zu Ps 115,15 ) sie segnen möge. Dieser Abschnitt ist ein passender Segensspruch zu den vorausgegangenen Wallfahrtsliedern ( Ps 120-134 ).

 

 

Ps 135

 

Dieses Lied des Lobpreises ist ein Mosaik des Gesetzes, der Propheten und der Psalmen. Der Psalmist forderte die Priester auf, den Herrn zu preisen, so daß Ps 135 auf Ps 134 aufbaut. Es handelt sich um ein Lied, das die Größe und die Treue des Herrn gegenüber seinem Volk rühmt.

 

 

A. Aufruf zum Lobpreis

( 135,1-3 )

 

Ps 135,1-3

 

Der Psalmist begann den Psalm mit dem Ausruf: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 3.21 und den Kommentar zu Ps 104,35 ). Er forderte die Priester, die Knechte des Herrn im Tempel, dazu auf, Gott zu preisen (vgl. Ps 134,1 ), denn der Herr ist gut und freundlich.

 

 

B. Der Anlaß zum Lobpreis

( 135,4-18 )

 

Ps 135,4-7

 

Die Gründe für den Lobpreis werden in den Versen 4-18 genannt. Sie betonen die Allmacht Gottes: Erstens hat Gott Israel als sein Eigentum erwählt (vgl. 5Mo 7,6 ). Zweitens ist er größer als alle Götter der Heiden. Er herrscht in seiner Allmacht, und er tut, was ihm gefällt (vgl. Ps 115,3 ), im Himmel und auf der Erde (vgl. Jer 10,13 ). Er herrscht auch über die Wolken, die Blitze und den Wind. (Zu dem Begriff der Vorratskammern vgl. den Kommentar zu Hi 38,22 .)

 

 

Ps 135,8-12

 

Der bis hierher verfolgte Gedanke wird nun zur Geschichte Israels in Beziehung gesetzt. Beim Auszug aus Ägypten (V. 8-9 ) brachte Gott Ägypten eine Niederlage bei, er ließ ihre Erstgeburt sterben (das war die zehnte Plage; vgl. Ps 136,10 ), nachdem er ihnen manch andere Zeichen und Wunder (die ersten neun Plagen) geschickt hatte.

Gott vernichtete Völker und Könige, damit er Israel das Land geben konnte ( Ps 135,10-11; vgl. Ps 136,17-18 ). Sihon und Og waren zwei mächtige Könige, bei deren Eroberung der Herr Israel beigestanden hatte, unmittelbar bevor es in das Land hineinkam (vgl. Ps 136,19-20; 4Mo 21 ), das dessen Erbteil war (vgl. Ps 136,21-22 ).

 

 

Ps 135,13-14

 

Die Allmacht Gottes wird mit der noch in der Zukunft liegenden Geschichte Israels in Beziehung gesetzt. Der Herr, dessen Name ewig währt, wird seinem Volk Recht schaffen , denn er erbarmt sich über es.

 

Ps 135,15-18

 

Wenn die Verse 8-12 zu Vers 4 gehören, dann gehören die Verse 15-18 zu Vers 5 . Der Psalmist erläuterte die Allmacht Gottes, die weit über die heidnischen Götter hinausreicht, mit einzelnen Bildern (vgl. Ps 115,4-8 ). Die Götzen sind von Menschen gemacht ( Ps 135,15 ). Sie können nicht sprechen, nicht sehen, nicht hören oder atmen (möglicherweise bedeutet V. 17 b, daß sie nicht riechen können). Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, daß sie nicht erretten können (V. 18 ).

 

 

C. Schluß

( 135,19-21 )

 

Ps 135,19-21

 

Der Psalmist wiederholte die Aufforderung an Israel, die Priester ( das Haus Aaron ) und die Leviten ( das Haus Levi ), Gott von Zion aus zu preisen. Der Psalm schließt mit denselben Worten, mit denen er auch begonnen hat: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 1.3 und den Kommentar zu Ps 104,35 ).

 

 

Ps 136

 

Dieser Psalm ähnelt Ps 135 ,ausgenommen der Tatsache, daß der Refrain dieses Psalmes den Grundgedanken unterstreicht. Dieser Grundgedanke kann mit der Aufforderung "Preist den Herrn, der große Wunder getan hat", umschrieben werden, und der Refrain lautet "denn seine Güte währet ewiglich". Der Aufbau von Ps 136 deutet darauf hin, daß er bei der Anbetung Gottes im Wechselgesang gesungen wurde, wobei vielleicht ein Teil der Versammlung die erste Zeile sang und der andere Teil mit dem Refrain antwortete (vgl. Esr 3,11; 2Chr 7,3.6 ).

Die Güte des Herrn ( HeseD ) findet in jedem der 26 Refrains Erwähnung, denn das ist seine Bundestreue gegen sein auserwähltes Volk, das er liebt. Dieser liturgische Psalm, der die Liebe Gottes besingt, war für die Feierlichkeiten des Volkes besonders geeignet. Häufig wird Ps 136 "der große Hallel" genannt (vgl. Ps 111-113;115-117 ).

 

 

A. Aufruf zum Lobpreis

( 136,1-3 )

 

Ps 136,1-3

 

Der Psalmist forderte die Versammlung auf, dem Herrn zu danken (vgl. V. 26 ), denn er ist der Gott der Götter und der Herr der Herren (vgl. 5Mo 10,17 ). Durch den ganzen Psalm hindurch wird zwischen den einzelnen Aussagen jedesmal wieder der Grund für das Lob Gottes genannt: Seine Güte währt ewig .

 

 

B. Der Anlaß des Lobpreises

( 136,4-25 )

 

Ps 136,4-9

 

Vers 4 erläutert zusammenfassend den Anlaß für das Lob Gottes: Gott tut in seiner Güte Wunder. Das erste Beispiel für seine Wundertaten ist für den Menschen die Schöpfung (V. 5-9 ). Er schuf die Himmel, er breitete die Erde aus und schuf die großen Lichter (die Sonne, den Mond und die Sterne).

 

 

Ps 136,10-25

 

Das zweite Beispiel für Gottes Wundertaten ist sein Handeln mit Israel und sein Beistand. Der Psalmist erzählte, daß der Herr: (a) Ägypten mit der zehnten Plage besiegt (V. 10 ; vgl. Ps 135,8 ) und Israel mit starker Hand und ausgerecktem Arm (vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,34 ) durch das Rote Meer hindurchgebracht hatte ( Ps 136,11-15 ); (b) sein Volk durch die Wüste geführt (V. 16 ) und (c) über die Könige des Landes gesiegt hatte (auch über Sihon und Og , V. 17-20 ; vgl. Ps 135,10-12 ), um sein Volk sicher in das Land hineinzuführen ( 136,21-22 ; vgl. Ps 135,12 ). In all dem handelte Gott zugunsten seines Volkes, das in der Sklaverei gewesen war, und befreite es von seinen Widersachern ( 136,23-24 ).

Das dritte sichtbare Zeichen seiner immerwährenden Güte bestand darin, daß er jede Kreatur sättigte (V. 25 ; vgl. Ps 111,5;132,15;145,15;146,7 ).

 

C. Schluß

( 136,26 )

 

Ps 136,26

 

Der Psalmist schloß diesen Psalm ab und rief noch einmal dazu auf, dem Gott des Himmels zu danken (vgl. V. 1-3 ), denn seine Güte währt ewig. Es ist die einzige Stelle im Buch der Psalmen, an der diese Gottesbezeichnung gebraucht wird (vgl. den Kommentar zu Esr 1,2 ).

 

 

Ps 137

 

Der Psalmist, der aus dem Exil zurückgekehrt war, beklagte die Lage derjenigen, die in einem fremden Land waren und weinten und nicht ihre Zionslieder singen konnten. Der innigen Liebe für Zion stand sein Haß auf die Zerstörer Zions gegenüber; deshalb schleuderte er Verwünschungen gegen Edom und Babel, die die Stadt Gottes zerstört hatten.

Dieser Psalm, der von der Zeit des Exils spricht, könnte zum Ende der babylonischen Gefangenschaft geschrieben worden sein. Vielleicht empfand der Psalmist, daß freundliche Behandlung der Babylonier durch den König der Perser kein ausreichendes Gericht über jene gewesen war, die Israel vernichtet hatten.

 

 

A. Trauer im Gedenken an Zion

( 137,1-4 )

 

Ps 137,1

 

Der Psalmist erinnerte sich daran, daß die Israeliten im Exil in Babel gesessen und über die Zerstörung Zions (Jerusalems) geweint hatten. Die Ströme, die hier genannt werden, sind wohl der Euphrat und die Kanäle und Wasserstraßen des Stromes.

 

 

Ps 137,2-4

 

Der Kummer der Israeliten im Exil war so groß, daß sogar die Sänger schwiegen. Die Israeliten hingen ihre Harfen an Weiden (V. 2 ). Sie konnten ihre Lieder von ihrer Heimat nicht singen, denn ihre Unterdrücker verhöhnten sie wegen ihrer Lieder über das herrliche Zion (V. 3 ), denn sie befanden sich in einem ihnen feindlich gesinnten fremden Land (V. 4 ).

 

 

B. Treue im Gedenken an Jerusalem

( 137,5-6 )

 

Ps 137,5-6

 

Der Psalmist gelobte, Jerusalem im Gedächtnis zu behalten. Er wünschte sich, daß seine rechte Hand ihr Können vergäße und daß er stumm werde, wenn er Jerusalem, seine höchste Freude, vergäße. Der große Kummer des Volkes über die Zerstörung seiner Stadt (wo die Stämme zusammenkamen, um den Herrn zu preisen) wird hier seiner größten Freude gegenübergestellt.

 

 

C. Verwünschung der Zerstörer Zions

( 137,7-9 )

 

Der letzte Teil dieses Psalmes muß im Lichte der großen Trauer der Juden im Exil verstanden werden. Im Gebet verwünschte der Psalmist (vgl. den Kommentar zu "Die Theologie der Psalmen" in der Einführung ) die Feinde und bat Gott, an den Vernichtern des Volkes und an ihren Helfern Rache zu üben.

 

 

Ps 137,7

 

Es handelt sich hier um eine Bitte an Gott, die Edomiter nicht zu vergessen (vgl. V. 6 ), die gejubelt hatten, während Jerusalem zerstört wurde, und noch die Zerstörer in ihrem Tun ermutigt hatten (vgl. Hes 25,12; Joe 3,19 ). Deshalb bat der Psalmist Gott um Vergeltung an Edom.

 

 

Ps 137,8-9

 

Der Psalmist schleuderte nun seine Verwünschungen direkt gegen Babel . Die Babylonier sollten erkennen, daß der Herr sie vernichtete. Ihre Kinder sollten am Felsen zerschmettert werden (vgl. Jes 13,16 ), denn das hatten die Babylonier ebenfalls mit den Bewohnern Jerusalems getan. Vielleicht ist dies die grausamste Verwünschung im ganzen Buch der Psalmen. Für den Psalmisten, der das Exil miterlebt hatte, hatten jedoch die Zerstörer des Heiligen Landes nichts Besseres verdient. Große Traurigkeit und Bitterkeit erfüllte die Herzen der Israeliten, die sich in Gefangenschaft befanden (vgl. Kl 1-2 ).

 

 

Ps 138

 

David gelobte, die Gnade und Güte des Herrn zu preisen, denn Gott hatte sein Gebet erhört. David wünschte sich, daß doch alle Könige des Herrn Liebe zu den Niedrigen erkennen möchten, und er vertraute darauf, daß der Herr ihn durch seine Gnade erretten werde.

 

 

A. Lobpreis des Psalmisten

( 138,1-3 )

 

Ps 138,1-3

 

David gelobte, den Herrn vor den " Göttern " von ganzem Herzen zu preisen und ihn im Tempel um seiner Gnade, seiner Treue (vgl. Ps 108,5;115,1;117,2 ), seines Namens und seines Wortes willen anzubeten. Der Begriff "Götter" könnte sich auf heidnische Gottheiten beziehen. Dann pries David den wahren Gott ungeachtet ihrer angeblichen Gegenwart. Oder aber der Begriff "Götter" bezieht sich auf menschliche Führer (auf Richter oder Könige), obwohl die erste Deutung wahrscheinlicher ist.

Der Anlaß für den Lobpreis Davids lag darin, daß Gott sein Gebet erhört hatte, und das war eine Stärkung für den Glauben Davids.

 

 

B. Lobpreis vor allen Königen

( 138,4-5 )

 

Ps 138,4-5

 

David betete, daß all die Könige Gott erkennen und ihn preisen sollten, wenn sie von seinem Wort und von seiner Herrlichkeit hörten.

 

 

C. Errettung durch den Herrn

( 138,6-8 )

 

Ps 138,6-8

 

Der Herr sollte gepriesen werden (V. 4-5 ), denn er richtet nicht nach menschlichen Maßstäben. Er ist erhöht (vgl. Ps 113,4 ), aber er schaut herab auf den Niedrigen (vgl. Ps 113,7-9 ), nicht auf den Stolzen.

David vertraute fest darauf, daß der Herr ihn mit seiner rechten Hand (seiner Macht) nach seiner Gnade vor seinen Widersachern erretten werde. David vertraute zwar auf den Herrn, aber er bat doch, daß Gott ihn nicht im Stich lassen möge.

 

 

Ps 139

 

Gottes Allwissenheit, seine Allgegenwart und Allmacht bilden den Gegenstand des Nachsinnens Davids in diesem wunderschönen Psalm. David bat Gott hier, ihn durch und durch zu prüfen, um seine Schuldlosigkeit zu bestätigen. Der Psalm besteht aus vier Strophen zu je sechs Versen. Die Botschaft wird von einem Thema zum nächsten fortentwickelt. Zuerst sinnt David über Gottes Wissen nach, denn alle seine Lebensbereiche wurden von Gott ergründet und überwacht. Er erkannte, daß es unmöglich war, dieser Allwissenheit Gottes zu entkommen, wie weit oder wie schnell er sich auch immer entfernen mochte, denn Gott ist überall gegenwärtig. David legte dar, daß Gott über ihn die Macht hatte, weil er ihn in seiner Macht im Verborgenen geschaffen hatte. Er hatte sein Leben mit großer Sorgfalt gestaltet. Aufgrund dieser Gedanken versicherte David seine Treue gegen Gott und bat darum, daß Gott ihn doch prüfen möge.

 

 

A. Der Herr ist allwissend

( 139,1-6 )

 

Ps 139,1

 

Der in den Versen 1-6 vorherrschende Gedanke wird im ersten Vers angekündigt: Der Herr kannte David durch und durch. Es war für David, als ob Gott jede Einzelheit aus Davids Leben durchleuchtet hätte und ihn deshalb so genau kannte.

 

 

Ps 139,2-4

 

David zählte einige Beispiele dafür auf, wie genau Gott David kannte. Der Herr (die Anrede du ist im Hebr. betont; vgl. V. 13 ) kannte jede Bewegung, die David machte; die gegenteiligen Handlungen des Sitzens und Aufstehens stehen für all sein Tun (dies ist ein ganz bestimmtes Stilmittel im Hebr; vgl. V. 3.8 ). Gott kannte nicht nur das Tun Davids, er kannte auch seine Beweggründe ( Gedanken ; vgl. V. 17 ).

Die alltäglichen Handlungen des Psalmisten waren dem Herrn bis in die Einzelheiten hinein bekannt. Das Gehen am Morgen und das Niederlegen in der Nacht stehen für das ganze Tun während des Tages (vgl. V. 2.8 ).

Das Beispiel, das jedoch in besonderer Weise die Allwissenheit Gottes zum Ausdruck bringt, steht in Vers 4 . Bevor der Psalmist noch ein Wort auf seiner Zunge formen konnte, kannte der Herr das, was er sagen wollte. (Der hebr. Begriff für "Wort" lautet millCh , und der ähnlich klingende Begriff für vollkommen lautet kVllAh .)

 

 

Ps 139,5-6

 

Zuerst war die Reaktion Davids auf dieses überwältigende Wissen Verwirrung. Wie so viele Menschen, die auf die Allwissenheit Gottes reagieren, fühlte er sich beengt davon, daß Gott um ihn war und seine Hand über ihn hielt.

Darüber hinaus hatte David keine Macht über diese Art von Wissen - es war ihm zu wunderbar . Das Wort "wunderbar" ist durch seine Stellung zu Beginn des Satzes stark betont. Zur Bedeutung von "wunderbar" als "ungewöhnlich oder außerordentlich" vgl. den Kommentar zu Ps 9,2 .Mit anderen Worten: Die Allwissenheit Gottes ist zu hoch , als daß der Mensch sie begreifen könnte (vgl. auch den Kommentar zu Ps 139,14 ).

 

B. Die Allgegenwart des Herrn

( 139,7-12 )

 

Ps 139,7

 

Der Gedanke an dieses unermeßliche Wissen (V. 1-6 ) rief vielleicht Davids Wunsch nach Flucht hervor, wie die Verse 7-12 berichten. Vers 7 hebt diese Tatsache mit zwei rhetorischen Fragen hervor: Es gibt keinen Ort, an den David vor der Gegenwart des Herrn flüchten konnte (vgl. Jer 23,24 ).

 

 

Ps 139,8-10

 

Diese Verse nennen hypothetisch verschiedene Orte, wohin David vielleicht entfliehen könnte. Er versicherte zunächst, daß der Herr im Himmel oben und unten im Scheol gegenwärtig ist. Die Nennung dieser gegensätzlichen Orte besagt, daß der Herr auch in allen Bereichen dazwischen (vgl. V. 2-3 ) gegenwärtig ist.

Wenn David auch mit Lichtgeschwindigkeit ( mit den Flügeln der Morgenröte ) von Ost nach West fliegen könnte ( bis an die äußersten Enden des Meeres ), könnte er dem Herrn doch nicht entkommen.

Dann bekam die Gegenwart Gottes für den Psalmisten eine neue Bedeutung, als wenn Licht heraufdämmerte. Er empfand nun, daß die Hand des Herrn ihn leitete und tröstete.

 

 

Ps 139,11-12

 

David sprach noch weiter vom Licht. Dunkelheit konnte David bedecken, aber er konnte sich nicht vor Gott verbergen. Ob Dunkelheit oder Helligkeit herrscht, macht für Gott keinen Unterschied, denn er ist allwissend und allgegenwärtig.

n

 

C. Die Allmacht des Herrn

( 139,13-18 )

 

In den Versen 13-18 sann David weiter darüber nach, daß Finsternis keinen Menschen vor dem Herrn verbergen kann (V. 11-12 ): Gott wußte alles, was ihn betraf, als er ihn im Schoße seiner Mutter schuf. Vers 13 beginnt mit einem "denn". Das weist darauf hin, daß die folgende Strophe (V. 13-18 ) eine Erklärung für die vorhergehenden beiden Strophen (V. 1-6.7-12 ) liefert: Weil Gott einen Menschen erschaffen kann, kennt er ihn durch und durch. Er begleitet ihn auf allen seinen Wegen.

 

 

Ps 139,13-14

 

Hier wird der Hauptgedanke von Vers 13-18 genannt: Der Herr (das du wird im Hebr. wiederum betont; vgl. V. 2 ) erschuf ihn im Schoß seiner Mutter. Mit bildhaften Ausdrücken beschrieb der Psalmist in diesen Versen Gottes Leitung des natürlichen Vorganges der Entstehung und Geburt eines Menschen (vgl. Hi 10,11 ).

Über dem Gedanken, wie wunderbar er gemacht war, brach der Psalmist in Lobpreis aus. Sogar die unzureichende Kenntnis Davids über die Wunder des menschlichen Körpers führte ihn zur Furcht und zum Staunen. Die Worte ausgezeichnet und spiegeln das Wissen von Gottes Allmacht wider ( Ps 139,6 ).

 

 

Ps 139,15-16

 

David hob hier verschiedene Gesichtspunkte der Allmacht Gottes über ihn als Person hervor. Im Mutterschoß wurde er gewoben (wörtl.: "gewirkt, gestickt"). Als er im Mutterleib gebildet wurde, war er für das menschliche Auge so weit entfernt wie die Tiefen der Erde (vgl. den Kommentar zu Hi 1,21 ). Aber Gott sah jede Einzelheit. Davids Gebein war sein Skelett, und seine Urform war sein Embryo. Gott hatte sogar schon alle Tage des Psalmisten aufgeschrieben, bevor er überhaupt geboren wurde. Das könnte darauf hindeuten, daß Gott den Zeitpunkt des Todes bestimmt, aber im Hinblick auf die Verse 1-4 bezieht sich dieser Ausspruch wohl eher auf die täglichen Kleinigkeiten, die Gott bereits kennt. Gott hatte auf wunderbare Weise den Plan für sein Leben entworfen.

 

 

Ps 139,17-18

 

Daher schloß David, daß die Pläne des Herrn (seine Gedanken ; vgl. V. 2 ) für sein Volk kostbar und in der Tat unzählbar sind. Beim Erwachen war Gott jeden Morgen bei ihm und breitete seine Gedanken über ihm aus.

 

 

D. Die Treue Davids

( 139,19-24 )

 

Dann wandte sich David seinen Problemen zu. Er versicherte, daß er treu gegen den Herrn war, und wurde durch sein Wissen um die Gegenwart des Herrn getröstet.

 

 

Ps 139,19-22

 

Der Psalmist bat Gott, die Gottlosen zu töten, die versucht hatten, ihn umzubringen. Diese Feinde mißbrauchten offensichtlich den Namen des HERRN (vgl. 2Mo 20,7 ), denn sie führten ihn für ihre bösen Absichten im Munde. Weil sie Gottes Feinde waren, waren sie auch Davids Feinde, wie er versicherte. Er wollte mit ihnen nichts zu tun haben. Er haßte sie, d. h. er wies sie zurück (vgl. den Kommentar zu Mal 1,3 ) und vermied jegliche Verbindung mit ihnen.

 

 

Ps 139,23-24

 

David schloß diesen Psalm mit einem Gebet, in dem er Gott bat, ihn zu erforschen und zu prüfen (vgl. Ps 26,2 ), um seine Treue zu erweisen, denn er war nicht den in Ps 139,19-22 erwähnten Gottlosen gleich. Das Verb "erforschen" wird in Vers 1 in bezug auf Gott gebraucht. Hier bat David Gott, ihn zu prüfen, wie Metall geprüft wird. Weil Gott alles kennt und weiß (vgl. V. 1-6 ), kannte er auch Davids ängstliche Gedanken. Gott erkannte sofort, wenn der Psalmist sich auf irgendeine Weise gegen ihn wandte (wörtl.: einen "Weg des Schmerzes" ging; es geht um den Schmerz, der die Folge der Sünde ist). Solch eine Prüfung war ein Beweis für Davids Treue. Der Herr bewahrte durch seine Führung sein Leben (ewig, ZNlAm , deutet möglicherweise auf ein verlängertes Leben hin), denn David folgte dem Herrn nach.

Jeder Gläubige, der die in diesem Psalm dargestellten Eigenschaften Gottes begreift, findet darin eine Quelle des Trostes und möchte Gott gerne gehorsam sein.

 

 

Ps 140

 

Der Psalmist David sprach gegen die Gottlosen Verwünschungen aus, die ihn mit ihren boshafen Anschlägen verderben wollten. Er sprach diese Verwünschungen im vollen Vertrauen darauf aus, daß der Herr dem Bedrückten gegen ihre Angriffe Gerechtigkeit gewährte. Das ist der Inhalt des Gebetes zu Beginn des Psalmes.

 

 

A. Davids Flehen

( 140,2-9 )

 

Ps 140,2-6

 

David rief den Herrn an, ihn vor den Gottlosen zu erretten, die ihn vernichten wollten. Die Verse 2-3 enthalten diesen Schrei zu Gott und Vers 4-6 die Klage des Psalmisten. Er bat Gott, ihn zu retten und vor den Gewalttätigen (vgl. V. 5.12 ) zu schützen (vgl. V. 5 ), vor den Menschen, die täglich Bosheiten ersinnen und ausführen (vgl. V. 9 ). Die Widersacher Davids hatten scharfe Zungen, sie hatten Gift unter ihren Lippen (V. 4 ). Die Gottlosen hatten beschlossen, David in seinem Tun zum Straucheln zu bringen, deshalb benötigte er Gottes Hilfe (V. 5 ). So wie Jäger Fallen stellen, so hatten die Gottlosen für David Fallen gestellt (V. 6 ; vgl. Ps 141,9-10;142,4 ). Davids gefährliche Feinde ( Ps 140,4 ) versuchten, David um sein Leben zu bringen (V. 5-6 ).

 

Ps 140,7-9

 

David wiederholte seinen Schrei um Hilfe und betete, daß die Gottlosen ihre Pläne nicht zur Ausführung bringen (vgl. V. 3 ) und über ihren Erfolg stolz sein könnten. In seinem Gebet nannte der Psalmist den Herrn seinen starken Erlöser, der sein Haupt im Kampf beschirmte . Dieses militärische Bild hebt den göttlichen Schutz vor den Gottlosen hervor.

 

 

B. Davids Verwünschungen

( 140,10-12 )

 

Ps 140,10-12

 

David stieß mehrere Verwünschungen über die Gottlosen aus. Er hoffte, daß ihre bösen Worte (V. 4 ) sie in Probleme brächten. Er hoffte auch, daß glühende Kohlen auf sie herabfielen (vgl. Ps 11,6 ). Dieses Bild erinnert an Sodom und Gomorra (vgl. 1Mo 19,24 ). David hoffte, daß das Unglück die Verleumder überwältigen möge (vgl. "ihr Gift", Ps 140,4 ). Wieder nannte David seine Feinde Männer der Gewalttat (vgl. V. 2.5 ).

 

C. Davids Vertrauen

( 140,13-14 )

 

Ps 140,13-14

 

David war davon überzeugt, daß der Herr für die Sache des Armen und Elenden eintrat (vgl. Ps 40,18;70,6;86,1;109,22 ). Die Gerechten priesen den Herrn, der ihre Sache geführt hatte. Sie wohnten in seiner Gegenwart in Frieden (vgl. Ps 102,29 ).

 

 

Ps 141

 

David ist der Autor der Psalmen 141 - 145. Ps 141 ist ein Abendgebet, das den Wunsch des Psalmisten nach Heiligung und Schutz ausdrückt. David betete, daß er sich nicht gegen den Herrn aussprechen möge und nicht den verführerischen Versuchungen der Gottlosen anheimfiele, sondern daß er von den Anschlägen der Gottlosen abstehen möge, die sein Zeugnis im Lied hörten.

 

 

A. Das Abendgebet

( 141,1-2 )

 

Ps 141,1-2

 

David verglich sein Gebet mit der Abendopfergabe im Heiligtum und rief den Herrn an, ihn eilends zu erhören (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ). Er wünschte sich, daß sein Gebet dem Herrn ein lieblicher Geruch sein möge, so wie das Räucherwerk beim Abendopfer (das etwa um drei Uhr nachmittags dargebracht wurde), das hinaufstieg und dem Herrn wohlgefiel. In der Offenbarung ist das Räucherwerk offensichtlich das Gebet ( Offb 5,8;8,3-4 ). Das Aufheben der Hände als Gebetshaltung wird auch in Ps 28,2;63,5 und Ps 134,2 erwähnt.

 

 

B. Das Gebet um Heiligung

( 141,3-7 )

 

Ps 141,3-4

 

David bat in seinem Abendgebet darum, daß der Herr seine Worte und sein Handeln auf dem richtigen Weg leiten möge. Er bat Gott, daß dieser einen Wächter vor seinen Lippen aufstellen möge, damit er nicht das Falsche redete. Mehr noch, er wollte, daß Gott sein Herz (d. h. seine willentlichen Entscheidungen) vor bösen Verlockungen bewahrte. Der Ausdruck ihre Leckerbissen bezieht sich auf fleischliche Gelüste, die durch gottloses Tun wachgerufen werden (vgl. Spr 4,17 ).

 

 

Ps 141,5-7

 

David wollte sich nicht den Schlägen der Gerechten widersetzen - sie waren wie Salböl, hilfreich und erfrischend (vgl. Spr 9,8 b; 15,31; 17,10; 19,26; 25,12 ). Aber sein Gebet richtete sich gegen die Gottlosen . Er wußte schon jetzt, daß sie umkämen, wenn sie erfuhren, daß David die Wahrheit gesprochen hatte.

 

 

C. Das Gebet um Schutz

( 141,8-10 )

 

Ps 141,8-10

 

David bat nicht nur um Bewahrung vor den Verführungen der Bösen (V. 3-7 ), sondern auch um Schutz. Er versicherte, daß er auf den HERRN, seine Zuflucht , vertraute (vgl. den Kommentar zu Ps 2,12 ), und betete, daß er dem Tod nicht übergeben würde. Das hieß, so betete er, daß Gott ihn vor den Gottlosen erlöste, wenn sie selbst in ihre eigenen Schlingen, Fallen und Netze (vgl. Ps 140,6;142,4 ) gerieten.

 

Ps 142

 

Dieser Psalm Davids wurde verfaßt, "als er in der Höhle war" und vor Saul floh (vgl. die Überschrift zu Ps 57 ). David schrie zum Herrn um Hilfe, denn Gott war der einzige, auf den sich David stützen konnte. Der Psalmist war seinen Feinden völlig ausgeliefert, und niemand schien sich etwas daraus zu machen, ob er überlebte oder ob er starb.

 

 

A. David schrie zum Herrn

( 142,2-3 )

 

Ps 142,2-3

 

David schrie zum Herrn (vgl. V. 6 ) um Gnade und beklagte sein Leid und sein Unglück.

 

 

B. Die Klage

( 142,4-5 )

 

Ps 142,4-5

 

David wandte sich an den Herrn und legte dar, daß Gott seinen Weg (vgl. Ps 139,2-3 ) kannte, als sein Geist müde wurde (vgl. Ps 77,4;143,4.7 ). Er hatte offensichtlich einen Kampf verloren, denn sein Widerstand schien geschwächt. David geriet in Not, weil ein Feind eine Falle (Schlinge ) für ihn ausgelegt hatte (vgl. Ps 140,6;141,9-10 ).

Er bat Gott, zu seiner Rechten zu schauen (dort stände normalerweise jemand, um ihn zu bewachen), denn er hatte keine Zuflucht und keine Hilfe - keiner machte sich etwas aus seinem Leben . Seine einzige Hoffnung war der Herr, zu dem er betete.

 

 

C. Die Bitte

( 142,6-8 )

 

Ps 142,6

 

Als David zu Gott schrie (vgl. V. 2 ), versicherte er, daß er auf ihn vertraute: Gott war sein Schutz ( Zuflucht ; vgl. Ps 141,8 ) und sein Leben. Gott war sein Teil , Gott war alles, was er noch hatte (vgl. Ps 16,5;73,26;119,57 ).

 

 

Ps 142,7-8

 

In dieser verzweifelten Lage (vgl. Ps 79,8 ), die David mit einem Gefängnis verglich, bat er den Herrn, ihn vor seinen mächtigen Feinden zu erretten (vgl. Ps 18,8 ), damit er Gottes Namen (sein offenbartes Wesen) preisen konnte. Auch die Gerechten versammelten sich dann voller Jubel um ihn, denn der Herr hatte in seiner Güte (vgl. Ps 13,6; 116,12 ) das Gebet Davids erhört.

 

Ps 143

 

In diesem Psalm wird das Thema des ermatteten Geistes Davids (V. 4.7 ) vom vorhergehenden Psalm fortentwickelt ( Ps 142,4 ). In Ps 143 bat David um Errettung und Leitung. Der Psalmist betete um gnädige Befreiung von dem Gottlosen, der David unterdrückte. David erkannte, daß kein Mensch auf dieser Erde gerecht ist. Er sehnte sich nach Errettung und Leitung durch Gott und wurde ermutigt, als er an Gottes Wege gedachte.

 

 

A. Davids Klage

( 143,1-6 )

 

Ps 143,1-4

 

David rief den Herrn um Gnade und Erlösung an, denn Gott ist treu und gerecht (vgl. V. 11 ). Im Gegensatz dazu ist kein Mensch auf dieser Erde gerecht (vgl. Pred 7,20 ). David erkannte, daß sein Leiden zu einem Teil die Strafe für seine Sünden war, denn er bat, daß Gott ihn nicht richten möge.

Davids Klage findet besonders in Ps 143,3-4 seinen Ausdruck. Der Feind hatte David angegriffen, ihn vertrieben, so daß er nun in der Finsternis saß (vgl. Ps 88,7 ), als wenn er tot wäre. Sein Geist ermattete (vgl. Ps 142,4;143,7 ) durch diese Bedrückung.

 

 

Ps 143,5-6

 

Dennoch faßte David Vertrauen, wenn er an die früheren Tage dachte. Sein Glaube lebte wieder auf, und sein Geist wurde gestärkt, als er sich an die mächtigen Taten des Herrn in der Vergangenheit erinnerte. Deshalb betete er voller Inbrunst zum Herrn, daß er doch den Kummer seines Herzens stillen möge (vgl. Ps 42,3 ). Das Bild des verdorrten Landes steht für die große geistliche Not Davids in diesem Augenblick, denn er brauchte dringend Gottes Hilfe.

 

 

B. Davids Bitte

( 143,7-12 )

 

Ps 143,7

 

Davids Vertrauen (V. 5 ) hatte seine Bitte um Errettung zur Folge; er betete um rasche (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ) Errettung, damit er nicht mit seinem ermatteten Geist (vgl. Ps 142,4;143,4 ) in die Grube (ein Synonym für Grab) führe. David bat, daß Gott nicht sein Angesicht (vgl. Ps 27,9;102,3 ) verbergen möge, d. h., David bat, daß Gott sich nicht von ihm abwenden möge.

 

 

Ps 143,8-12

 

Das Gebet aus Vers 7 wird in den Versen 8 - 12 noch einmal in Einzelheiten wiedergegeben. David sehnte sich danach, daß Gottes Güte ( HeseD ; vgl. V. 11 ) ihn den Weg führen möge, den er gehen sollte (V. 8 ). Er bat ferner darum, daß er vor seinen Feinden errettet würde (V. 9 ; vgl. Ps 140,2;142,7 ). David wünschte sich Unterweisung durch den Geist Gottes ( Ps 143,10 ). Schließlich bat David darum, daß Gottes Gerechtigkeit (vgl. V. 1 ) und Liebe (vgl. V. 8 ) sein Leben vor seinen Feinden (V. 11-12 ) beschützen möge. Jede dieser einzelnen Bitten formulierte David, weil er auf den Herrn von ganzem Herzen vertraute. Als Knecht Gottes vertraute er ihm. Wenn er auch gesündigt hatte und nun in Not war, so glaubte er doch, daß Gott ihn in Sicherheit bringen würde.

 

 

Ps 144

 

König David pries Gott für seine wunderbare Errettung in den früheren Kämpfen, und er staunte darüber, daß Gott sich zu vergänglichen Menschen herabneigte. Er betete darum, daß Gott in den Kampf eingriff, und sprach gleichzeitig sein Vertrauen aus, daß, weil der Herr Sieg schenkte, das Volk Frieden und Wohlergehen erfahren werde.

 

 

A. Lobpreis für frühere Siege

( 144,1-2 )

 

Ps 144,1-2

 

David rühmte den Herrn, weil er ihm Völker unterworfen hatte. Er gebrauchte mehrere Ausdrücke, um darzulegen, daß der Herr ihm seine Siege geschenkt hatte. Der Herr hatte ihn gelehrt, wie er kämpfen mußte, und Gott war sein Fels (vgl. Ps 18,47;18,3 ), seine Burg ( m+QUDCh ; vgl. Ps 18,4;31,4;71,3;91,2 ), seine Feste ( miRgoB ; vgl. den Kommentar zu Ps 9,10 ), sein Erlöser (vgl. Ps 18,3;40,18;70,6;140,8 ) und sein Schild (vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ). All das macht deutlich, wie sehr Gott David Schutz und Errettung gewährt und unter diesem König das Reich befestigt hatte.

 

 

B. Bitte um das Eingreifen Gottes

( 144,3-11 )

 

Ps 144,3-4

 

David hatte Gott gerühmt und sprach dann seine Bitte um Sieg im Kampf aus (V. 3-11 ). Wenn er daran dachte, daß Gott ihm Menschen unterwarf, staunte er darüber, wie Gott für den Menschen eingreifen konnte (vgl. den Kommentar zu Ps 8,5 ). Weil der Mensch wie ein Hauch ist ( heBel ; vgl. Ps 39,6.12;62,10 und den Kommentar zu Pred 1,2 ), der dahingeht, und ein Schatten , der bald vorübergeht (vgl. Hi 8,9; Ps 102,12 ), warum neigte sich Gott dann herab, um ihm beizustehen?

 

 

Ps 144,5-8

 

Weil sich jedoch Gott um David kümmerte, betete David, daß Gott in den Kampf eingreifen möge. Der Herr sollte in seiner herrlichen Macht herabkommen. Wenn Gott die Berge anrührte, dann rauchten sie (vgl. Ps 104,32 ). David bat den Herrn, daß er Blitze (seine Pfeile; vgl. Ps 18,15 ) schicken möge, um die Feinde zu zerstreuen. Wenn Gott auf so gnädige Weise eingriff, dann hoffte er auf Errettung vor seinen Feinden, die mächtigen Wassern gleich und voller Falschheit (vgl. Ps 144,11 ) waren.

 

 

Ps 144,9-11

 

David sprach nun sein festes Vertrauen auf den Herrn aus. Er gelobte, den Herrn mit einem neuen Lied zu preisen (vgl. Ps 33,3;40,4;96,1;98,1;149,1 ), denn er hatte ihn vor dem todbringenden Schwert errettet. Dann wiederholte er seine Bitte um Errettung vor seinen Feinden, die er mit ganz ähnlichen Worten wie in Ps 144,7 b - 8 beschrieb.

 

C. Ausblick auf Frieden und Wohlergehen

( 144,12-15 )

 

Ps 144,12-14

 

Weil der Herr seinen Knecht, den König, errettete, erging es dem Land sehr gut. Alles, was dem König gehörte, gedieh prächtig (V. 12 ). Das Volk erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung, denn die Scheunen waren voll, und sie hatten viele Schafe und Rinder (V. 13 ). Zudem genoß das Volk Frieden (V. 14 ).

 

 

Ps 144,15

 

Daher schloß David damit, daß das Volk, dessen Gott der HERR ist, gesegnet wird. Dieser Königspsalm macht deutlich, daß das Eingreifen Gottes in einem gerechten Krieg zugunsten des Gesalbten des Herrn Frieden und Wohlergehen bringt.

 

 

Ps 145

 

Dieser Psalm Davids ist mit "Ein Loblied" überschrieben. Es ist der einzige Psalm mit dieser Überschrift. Hier beginnt der große Lobgesang der gesamten Sammlung, denn der Lobpreis spielt in den Psalmen 145-150 eine größere Rolle als in den meisten anderen. Das Wort "Lob, Lobpreis" wird in diesen sechs Psalmen 46mal gebraucht.

In Ps 145 pries David den Herrn für seine mächtigen Taten, die von einer Generation der nachfolgenden Generation weitererzählt werden. David pries den Herrn, daß Gott in seiner Gnade ein ewigwährendes Königreich gegründet hatte und daß er denen antwortete, die ihn liebhatten.

 

 

A. Lobpreis für Gottes mächtiges Handeln

( 145,1-7 )

 

Ps 145,1-3

 

David gelobte, den Herrn, seinen König (vgl. Ps 149,2 ), und seinen Namen (sein geoffenbartes Wesen) täglich zu preisen, denn Gott ist groß. Die Größe des Herrn ist unergründlich, keiner hat je ihre Tiefe ausgelotet.

 

 

Ps 145,4-7

 

David erzählte von den großen Taten Gottes, die von Generation zu Generation verkündet werden. Die Gläubigen sprechen von der Pracht (vgl. V. 12 und den Kommentar zu Ps 29,2 ) seiner Majestät, sie sinnen über seine Werke nach, besingen und feiern sie und seine Güte.

 

 

B. Lobpreis für Gottes ewigwährendes Königreich

( 145,8-16 )

 

Ps 145,8-10

 

David beschrieb das wunderbare Wesen Gottes und versicherte, daß Gott gnädig und barmherzig ist (vgl. Ps 111,4 ), langsam zum Zorn und voller Güte (derselbe hebr. Ausdruck findet sich auch in 2Mo 34,6; Neh 9,17; Ps 86,15; 103,8; Joe 2,13; Jon 4,2 ). Weil Gott gut und barmherzig über alle ist, preisen ihn alle seine Werke und seine Heiligen.

 

 

Ps 145,11-13 a

 

Der Lobpreis der Heiligen (V. 10 ) beinhaltete auch ihre Dankbarkeit, daß er sein Königreich errichtete. Von Generation zu Generation werden die Menschen vom Königreich Gottes sprechen, welch mächtige Taten er vollbringt und wie sein Königreich über alle Generationen hinweg fortbesteht (vgl. Dan 4,3.34 ).

 

 

Ps 145,13-16 (Ps 145,13b-16)

 

David unterwies die Versammlung über die Gnade des Herrn, die er Menschen erwies. Er steht treu zu allen seinen Verheißungen. Er richtet die auf, die fallen, er gibt allen ihre Speise (vgl. Ps 111,5;132,15;136,25;146,7 ), und er stillt ihr Verlangen (vgl. Ps 145,19 ). Er ist der treue Herr, dessen Herrschaft ewig währt (V. 13 ).

 

 

C. Lobpreis für Gottes Errettung

( 145,17-21 )

 

Ps 145,17-21

 

David erhob den Herrn, denn er ist gerecht und treu. (Zu der Wendung: alles, was er gemacht hat , vgl. V. 9-10.13 .) Deshalb erhört Gott die Gebete der Elenden - derer, die ihn fürchten und ihn lieben - wenn sie ihn anrufen. Deshalb muß jeder Mensch seinen Namen preisen (V. 21 ; vgl. V. 1 ). Wieder sind die Größe Gottes und seine Gnade Anlaß zum Lobpreis.

 

Ps 146

 

Das Thema dieses Psalmes wie auch von Ps 145 und vielen anderen ist der Lobpreis über die Größe und die Gnade Gottes. Der Psalmist gelobte, Gott sein ganzes Leben lang zu preisen, denn der, der Himmel und Erde gemacht hat, ist treu und gerecht gegenüber den Unterdrückten auf der Erde.

 

 

A. Ich will den Herrn loben mein Leben lang

( 146,1-4 )

 

Ps 146,1-2

 

Mit dem Aufruf: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 10 und den Kommentar zu Ps 104,35 ) beginnen und enden die Psalmen 146 - 150. Der Psalmist gelobte, den Herrn sein ganzes Leben lang zu preisen.

 

 

Ps 146,3-4

 

Der Psalmist wies die Versammlung an, ihr Vertrauen auf den zu setzen, der unendlich viel mächtiger ist als sterbliche Menschen, die nicht erretten können. Die Pläne eines Menschen vergehen, wenn er stirbt. Beim Tod eines Menschen entflieht sein Geist, und sein Körper kehrt zum Staub zurück (vgl. Ps 104,29; Pred 3,20 ). Wer sich also auf Menschen verläßt, der hat keinen Grund zum Loben.

 

 

B. Lobpreis des Schöpfers

( 146,5-6 )

 

Ps 146,5-6

 

Im Gegensatz zu der Warnung, sich nicht auf Menschen zu verlassen (V. 3 ), rühmte der Psalmist den, der auf den Herrn, Gott, seine Hilfe (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ) und seine Hoffnung setzte. Er ist der Schöpfer des Himmels und der Erde (vgl. den Kommentar zu Ps 115,15 ); weil er der Herr der Schöpfung ist, hält er die Treue.

 

 

C. Lobpreis des gnädigen Herrn

( 146,7-10 )

 

Ps 146,7-9

 

Ausgehend von dem Gedanken der Treue Gottes (V. 6 ) legte der Psalmist dar, wie sich der Herr gnädig und gerecht erwiesen hatte. Er hilft den Unterdrückten, er gibt den Hungrigen Speise (vgl. Ps 111,5;132,15;136,25;145,15 ), macht Gefangene frei, macht die Blinden sehend, richtet die Niedergedrückten auf, liebt die Gerechten, beschützt die Fremdlinge und hilft den Witwen und Waisen. Aber er ist gerecht und führt deshalb die Gottlosen in die Irre.

 

Ps 146,10

 

Der Psalmist schloß damit, daß der HERR in Ewigkeit regiert (vgl. Ps 9,8;47,9;93,1;96,10;97,1;99,1 ). Er regiert in Ewigkeit, er ist der unumschränkte Herrscher ( Ps 146,6 ), er ist gnädig (V. 7-9 b) und gerecht (V. 9 c). Deshalb gebührt ihm das Lob: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 1 ).

Die Psalmen

 

Ps 147

 

Der Psalmist pries Gott, den Herrn, für seine Größe, denn er ist der Erhalter der ganzen Schöpfung. Er erwies seine Gnade, wenn er sich über Gläubige in Not erbarmte und ihnen sein Wort schenkte. Der Psalmist rief die Versammlung auf, in seinen Lobpreis einzustimmen, denn auch sie hatten viele Gnadenerweise des Herrn erhalten. Gott gebührt Lobpreis für seine Gnade (V. 2-3.6.10-14.19-20 ) und seine Größe (V. 4-5.8-9.15-18 ).

 

 

A. Gott heilt Menschen mit zerbrochenem Herzen

( 147,1-6 )

 

Dieser Psalm besteht aus drei Abschnitten ( V. 1-6 ; V. 7-11 ; V. 12-20 ).

 

 

Ps 147,1

 

Der Psalmist rief aus: hal+lU-yAh ( preist den HERRN ; vgl. V. 20 und den Kommentar zu Ps 104,35 ). Er erklärte, wie gut es ist, den zu preisen, dem das Lob gebührt. Es ist lieblich (vgl. Ps 135,3 ) und köstlich (vgl. Ps 33,1 ).

 

 

Ps 147,2-3

 

In seiner Gnade hatte der Herr nach dem Exil Jerusalem wieder aufgebaut. Dieser Wiederaufbau macht deutlich, daß Gott die heilt, die zerbrochenen Herzens sind. Wer Buße tut und sich zu ihm wendet, der wird geheilt und aufgerichtet.

 

 

Ps 147,4-6

 

Gottes Größe wird in der Erhaltung der Schöpfung sichtbar. Er hat alles geschaffen (V. 8-9.15-18 ). Er kennt jeden der vielen Sterne (vgl. Jes 40,26 ). Der Schöpfer der Welt, der soviel Macht und Einsicht hat (vgl. Jes 40,28 ), richtet dennoch den Elenden im Angesicht der Widersacher auf. Auch das ist ein Zeichen seiner Gnade.

Die Psalmen

 

B. Gott hat Gefallen an denen, die ihn fürchten

( 147,7-11 )

 

Ps 147,7-9

 

In diesem zweiten Abschnitt rief der Psalmist alle auf, Gott mit Gesang und Instrumenten zu preisen. Der Lobpreis gebührt ihm, denn er ist groß (V. 4-5.15-18 ). Mit Regen und Speise erhält er Pflanzen und Tiere (zu den Raben vgl. den Kommentar zu Hi 38,41 ).

 

Ps 147,10-11

 

Gott gebührt Lob, denn obwohl er so groß ist, hat er kein Gefallen an den Starken, sondern an denen, die ihm vertrauen. Auch das ist ein Zeichen seiner Gnade (vgl. V. 3.6.12-14.19-20 ).

Die Psalmen

 

C. Gott gab sein Wort

( 147,12-20 )

 

Ps 147,12-14

 

Im dritten Abschnitt des Psalms (V. 12-20 ) rief der Psalmist Jerusalem auf, den zu preisen, der ihnen als Zeichen seiner Gnade Schutz, Frieden und den besten Weizen gegeben hatte.

 

 

Ps 147,15-20

 

Das Wort Gottes wirkt auf der Erde (V. 15 ), und durch sein Wort regiert er über die Natur. Er sendet Schnee, Frost, Hagel, eisige Winde und leichte Brisen (V. 16-18 ). Das wichtigste Zeichen der Gnade dieses großen und mächtigen Gottes gegenüber Israel ist jedoch sein Wort, seine Offenbarung, die er Israel und sonst keinem Volk geschenkt hat.

Der Schreiber des Psalmes forderte also zum Lobpreis dieses gnädigen und großen Herren der Schöpfung auf, der heilt und sich seinem Volk offenbart. Der Psalm schließt mit der Aufforderung: hal+lU-yAh ( Preist den HERRN; vgl. V. 1 ).

 

 

Ps 148

 

Der Psalmist rief die Himmel und ihre Heerscharen zum Lobpreis des Herrn auf, denn er hat sie durch sein Wort geschaffen. Er rief die Erde auf, seinen herrlichen Namen zu preisen, denn er hatte die Macht Israels erhöht.

 

 

A. Lobpreis des Schöpfers

( 148,1-6 )

 

Ps 148,1-4

 

Der Psalmist rief aus: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 14 und den Kommentar zu Ps 104,35;146,1 ) und forderte die ganze Schöpfung auf der Erde auf, den Herrn zu preisen. Die Himmel - die Sonne, der Mond, die Sterne und alle Naturelemente im Himmel (die Wasser über den Himmeln ) - sollten den Herrn verehren. Auch die Engel in den Himmeln sollten ihn preisen (vgl. Ps 103,20 ).

Ps 148,5-6

 

Die ganze Schöpfung soll den Herrn preisen, denn er schuf die Erde und was darinnen ist durch sein Gebot. Sein Wort ist mächtig, gewiß und ewig.

 

 

B. Lobpreis des Gottes Israels

( 148,7-14 )

 

Ps 148,7-12

 

Der Psalmist rief alles, was auf der Erde lebt und existiert, auf, den Herrn zu preisen. Die Bewohner des Meeres, die Naturelemente (vgl. Ps 147,15-17 ), die Berge, Hügel, Bäume, Tiere, Fürsten und die Menschen verschiedener Altersklassen sollten den Herrn preisen.

 

 

Ps 148,13-14

 

Ein Anlaß für den Lobpreis des Herrn ist sein herrlicher Name. Er ist der Schöpfer, und seine Pracht (vgl. den Kommentar zu Ps 29,2 ) ist herrlicher als die Pracht seiner Schöpfung. Er hatte seinem geliebten Volk Israel ein Horn erhöht (vgl. Ps 89,18;132,17 ).

So rief der Psalmist noch einmal zum Lobpreis des Herrn auf ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 1 ), denn Gott gebührt Lob für sein Wort und sein Handeln mit Israel.

 

 

Ps 149

 

Der Psalmist forderte Israel auf, dem Herrn Loblieder zu singen, der die Frommen errettet und sein Volk Vergeltung an den Völkern üben läßt.

 

 

A. Aufruf zum Lobpreis

( 149,1-3 )

 

Ps 149,1-3

 

Der Psalmist rief aus: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 9 und den Kommentar zu Ps 104,35;146,1 ) und forderte Israel zum Lobpreis des Herrn auf. Es sollte in der Gemeinde ein neues Lied singen (vgl. Ps 33,3;40,4;96,1;98,1;144,9;149,1 ). Es jubelte ihm, seinem Schöpfer (vgl. Ps 95,6 ) und König (vgl. Ps 145,1 ), zu und sollte ihn mit Liedern, mit Tanzen (vgl. Ps 150,4 ) und mit Musikinstrumenten von ganzer Seele preisen.

 

 

B. Der Anlaß zum Lobpreis

( 149,4-5 )

 

Ps 149,4-5

 

Das Volk des Herrn sollte ihn preisen, denn er hat Wohlgefallen an ihm und errettet es. Deshalb sollte es jubeln und auch singen, während es ausruhte.

 

 

C. Schluß

( 149,6-9 )

 

Ps 149,6-9

 

Der Psalmist rief Israel auf, den Lobpreis Gottes in seinem Mund und ein Schwert in seinen Händen zu führen, um Gottes Gericht an den Gottlosen zu vollziehen. Israel sollte das Böse, das gegen den Herrn und seinen Gesalbten gerichtet war, niederkämpfen. Dann rief der Psalmist noch einmal zum Lobpreis des HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 1 ) auf.

 

 

Ps 150

 

Der Psalmist rief zum Lobpreis des Herrn auf, denn Gottes Größe wird in seinen Werken offenbar. Im Heiligtum sollte dem Herrn mit vielen verschiedenen Musikinstrumenten das Lob dargebracht werden.

 

 

A. Aufforderung zum Lobpreis

( 150,1 )

 

Ps 150,1

 

Der Psalmist rief aus: hal+lU-yAh ( preist den HERRN ; vgl. V. 6 und den Kommentar zu Ps 104,35;146,1 ) und forderte das Volk zum Lobpreis im Heiligtum (wörtl.: am "heiligen Ort", was sich hier möglicherweise auf den Himmel, die Wohnung Gottes, bezieht; vgl. Ps 11,4;102,20 ) und in der Feste seiner Macht auf.

 

 

B. Der Grund für das Lob

( 150,2 )

 

Ps 150,2

 

Der Anlaß zum Lobpreis (V. 1 ) ist seine große Herrlichkeit.

 

 

C. Erneute Aufforderung zum Lobpreis

( 150,3-5 )

 

Ps 150,3-5

 

Das Lob soll mit Musikinstrumenten (darunter Trompeten, Harfen, Leiern, Tamburine, Saiteninstrumente, Flöten und Zimbeln) und mit Tanz (vgl. Ps 149,3 ) dargebracht werden.

 

 

D. Abschließende Aufforderung zum Lobpreis

( 150,6 )

 

Ps 150,6

 

Der letzte Vers des Psalmenbuches ist ein Aufruf an alles, was lebt und Odem hat, den HERRN zu preisen . Dann schließt das Buch der Psalmen mit einem letzten hal+lU-yAh ( Preist den HERRN ; vgl. V. 1 ).

 

 

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