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Ruth Walvoord Text

Rut (John W. Reed)

 

EINFÜHRUNG

 

Titel und Verfasserfrage: Das Buch Rut ist nach einer moabitischen Frau benannt, die einen hebräischen Mann, der in Moab lebte, heiratete. Nach dem Tod ihres Ehemannes zog Rut zusammen mit Noomi, ihrer verwitweten hebräischen Schwiegermutter, nach Bethlehem in Israel. Dort versorgte sie der Herr auf wunderbare Weise und führte sie so, daß sie Boas, einen wohlhabenden jüdischen Bauern, heiratete. Rut wurde auf diese Weise die Urgroßmutter von König David. Sie wird im Stammbaum Jesu in Mt 1,5 genannt.

Rut und Ester sind die einzigen biblischen Bücher, die nach einer Frau benannt sind. Ester war eine jüdische Frau, die einen heidnischen König heiratete. Gott gebrauchte Ester in einer wichtigen Phase der Geschichte Israels, um das Volk Israel vor der Vernichtung zu bewahren. Rut dagegen war eine heidnische Frau, die einen jüdischen Mann heiratete. Gott gebrauchte sie, um die Linie des Messias, des Herrn Jesus Christus, fortzusetzen.

Das Buch Rut wird von orthodoxen Juden jährlich am Pfingstfest gelesen. Das Fest erinnert an die Gesetzgebung am Berg Sinai und steht am Anfang des Festes der Erstlingsfrucht der Ernte ( 2Mo 23,16 ). Ruts Verlobung fand zur Zeit der herbstlichen Erntefeste statt, als die Gerste geworfelt wurde ( Rt 3,2; vgl. Rt 1,22 ).

Niemand weiß genau, wer das Buch Rut schrieb. Die jüdische Tradition schreibt das Buch Samuel zu. Wenn er der Autor war, wurde das Buch kurz bevor David zum König gesalbt wurde verfaßt. Einer der Gründe, die Samuel für das Verfassen des Buches hatte, war dann, die Berechtigung des Thronanspruchs Davids über seine Urgroßeltern Rut und Boas zu belegen.

Die meisten konservativen Forscher gehen davon aus, daß Rut zur Zeit der Monarchie, zur Zeit Davids oder Salomos, geschrieben wurde. Da Salomo im Stammbaum am Ende des Buches ( Rt 4,18-22 ) nicht genannt wird, könnte man schließen, daß das Buch zur Zeit Davids entstand. Auf der anderen Seite wird im Buch Rut ein alter Brauch, nämlich das Austauschen der Sandale ( Rt 4,7 ), erläutert. Dies hat einige Ausleger veranlaßt, die Abfassung in die Zeit Salomos zu verlegen, da einige Zeit verstreichen mußte, damit dieser Brauch aus der Gewohnheit kommen konnte. Hals hat diese Fragen sehr detailliert dargestellt ( The Theology of the Book of Ruth , S. 65 - 75).

 

Rut

 

Historische und literarische Fragen

 

Das Buch Rut gleicht einer schönen Perle auf einem schwarzen Hintergrund. Die Handlungen, die in diesem Buch berichtet werden, fanden zur Zeit der Richter statt ( Rt 1,1 ), also zu einer dunklen Zeit in der Geschichte Israels. Den Siegen Josuas folgten Zeiten des geistlichen Niedergangs, die nur von kurzen Zeiten der Erweckung unterbrochen wurden. Je länger die Zeit der Richter andauerte, desto schlimmer wurde der Abfall von Gott, bis am Ende des Buches Richter völlige Verdorbenheit und blutiger Bürgerkrieg standen.

Die Zeit der Richter war von schwachem Glauben und unverantwortlichem Lebenswandel gekennzeichnet. Sogar Gideon, der großen Glauben gegenüber den widrigsten Umständen zur Zeit des Überfalls durch die Midianiter, Amalekiter und östlichen Wüstenstämme ( Ri 7,12.17-21 ) bewies, versagte später und fragte nicht nach Gottes Rat für seine täglichen Entscheidungen als Richter ( Ri 8,16-17.21.27 ). Er hatte viele Frauen und Konkubinen, die ihm 70 Söhne gebaren ( Ri 8,29-32 ).

Nach dem Tod Gideons tötete Abimelech, ein Sohn Gideons von dessen Konkubine in Sichem, alle anderen Söhne außer einem und setzte sich selbst als gottlosen und blutigen König ein ( Ri 9 ).

Da Rut die Urgroßmutter Davids war ( Rt 4,17 ), der seine Herrschaft in Hebron im Jahr 1010 v. Chr. begann, gehören die Ereignisse um Rut in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts v. Chr. Rut könnte deswegen zur Zeit Gideons gelebt haben (vgl. die Übersicht "Die Richter Israels" zur Einleitung des Kommentares zu Ri).

Das Wirken des Richters Simson wurde ein Musterbeispiel für einen Helden, der zwar stark an körperlicher Kraft, aber schwach an geistlichem und moralischem Charakter war.

Auf diesem ungeistlichen Hintergrund stehen Rut, eine Moabiterin, und Boas, ein jüdischer Landbesitzer, als leuchtende Beispiele für Reinheit, Glauben und verantwortliche Lebensweise. Die Geschichte von Rut ist eine gnädige Erinnerung daran, daß Gott selbst in den dunkelsten Zeiten an den Herzen seiner übriggebliebenen Gläubigen wirkt.

Das Maß der Unmoral Israels ist ein Thema, das im Richterbuch immer wieder angesprochen wird. Im letzten Vers wird es noch einmal betont: "Zu der Zeit war kein König in Israel; jeder tat, was ihn recht dünkte" ( Ri 21,25 ). Im Gegensatz dazu zeigt uns das Buch Rut Menschen, die verantwortlich handeln, und sich, statt unmoralisch zu sein, im Glauben der Herrschaft und Führung des souveränen Gottes unterstellen.

Rut selbst steht auch im deutlichen Gegensatz zu dem dunklen Hintergrund ihrer eigenen moabitischen Vorfahren. Mose berichtet die traurige Geschichte von der Entstehung des moabitischen Volkes ( 1Mo 19,30-38 ). Die Töchter Lots machten ihren Vater nach der Zerstörung von Sodom und Gomorra betrunken und begingen Inzest mit ihm, woraus Moab und Ben-Ammi, die Stammväter der Moabiter und Ammoniter, entstanden. Beide Völker brachten Israel oft in Bedrängnis.

Rut, die Moabiterin, brach mit der götzendienerischen Tradition ihrer Vorfahren und der ältesten Tochter Lots und glaubte an den Gott der Hebräer. Sie sah ihre Erfüllung als Mutter und hielt die gerechten Gebote des mosaischen Gesetzes. Dadurch erwies sie sich als würdig, unter den vornehmsten Frauen Israels genannt zu werden.

Die Leviratsehe (ein Mann heiratete die kinderlose Witwe seines verstorbenen Bruders, 5Mo 25,5-6 ) und die Funktion des 'erlösenden Verwandten' enthält eine weitere Bedeutung des Buches Rut. Rt 4,9-17 berichtet darüber, wie Boas diese Funktion übernahm und die Witwe Rut heiratete. Der Bericht hat einen starken Unterton, nämlich die Gnade des erlösenden Verwandten, da Boas nicht zu den durch das Leviratsehengesetz verpflichteten Verwandten gehörte, da er kein Bruder des verstorbenen Machlon war. Seine Bereitschaft, die Verantwortung auf sich zu nehmen, zeigt die Qualität seines Charakters und seine Liebe zu Rut.

Diese Bereitschaft setzt Boas in Gegensatz zu seinem Vorfahren Juda, einem der zwölf Söhne Jakobs. Juda handelte nicht verantwortungsvoll gegenüber seiner Schwiegertochter Tamar. Er hatte drei Söhne von seiner kanaanitischen Frau. Sein ältester Sohn heiratete Tamar, die ebenfalls Kanaaniterin war. Dieser Sohn, Er, war gottlos, weshalb Gott sein Leben nahm ( 1Mo 38,7 ). Juda gab Tamar deswegen seinen zweiten Sohn Onan, damit dieser seine Leviratsverantwortung wahrnehmen und einen Sohn für seinen Bruder aufziehen sollte.

Onan "wußte, daß die Kinder nicht sein eigen sein sollten" ( 1Mo 38,9 ), da die von ihm und Tamar gezeugten Kinder nicht seinen, sondern den Namen seines Bruders tragen würden. Deswegen ließ er seinen Samen auf den Boden fallen, obwohl er sich der sexuellen Beziehung zu Tamar erfreute. Wegen der Weigerung, seine Leviratsverantwortung wahrzunehmen, mißfiel Onan Gott und mußte sterben ( 1Mo 38,10 ).

Nach Onans Tod gab Juda Tamar seinen dritten Sohn Schela nicht. Es schien so, als würde die Familienlinie aussterben. Aber nachdem Juda Witwer geworden war, verstellte sich Tamar als Hure und verführte ihn. Sie wurde schwanger und gebar Zwillinge, Perez und Serach. Juda erklärte trotz des Vorgehens Tamars, daß sie gerechter sei als er, da er sich geweigert hatte, ihr den dritten Sohn zu geben und die Anforderungen des Gesetzes der Leviratsehe zu erfüllen ( 1Mo 38,11-30 ).

Als die Ältesten im Tor von Bethlehem die Leviratsehe von Boas und Rut schlossen, segneten sie die Verbindung mit Hinweis auf Perez, den Tamar Juda geboren hatte ( Rt 4,9-12 ). Rut stand im Gegensatz zu Tamar, weil sie die Leviratsehe unter Beachtung des mosaischen Gesetzes vollzog, während Tamar dazu Lüge und Verführung benutzte. Ohne die Geburt von Perez (durch Tamar) und Obed (durch Rut) wäre der Stammbaum von Juda zu David unterbrochen worden.

Die Gnade wird dadurch deutlich, daß Gott mehrere Nichtisraeliten in die Linie Davids einschloß. Da dies die Linie war, aus der später der Messias kommen sollte, ist die Aufnahme von Heiden eine Vordeutung der Aufnahme der Heiden in die Gemeinde durch den größten Sohn Davids, den Herrn Jesus Christus. Vier nichtjüdische Frauen werden in Mt 1 im Stammbaum Jesu als einzige Frauen erwähnt: Tamar ( Mt 1,3 ), Rahab ( Mt 1,5 ), Rut ( Mt 1,5 ) und Urias Frau, also Batseba ( Mt 1,6 ). Tamar war Kanaaniterin und wurde die Mutter der Kinder Judas, Perez und Serach. Rahab war eine kanaanitische Hure und wurde eine Vorfahrin von Boas (vgl. den Kommentar zu Rt 4,21 ). Rut war Moabiterin und wurde die Mutter von Obed. Batseba, die David Salomo gebar, galt wohl als Hetiterin, da sie mit dem Hetiter Uria verheiratet gewesen war.

Das Buch Rut ist eine wunderschöne romantische Geschichte mit symmetrischem Aufbau, die mit tragischen Umständen beginnt und mit einer fröhlichen Erfüllung endet. Es ist ein Buch der Suche. Rut suchte ein Haus, eine Versorgung, einen Ehemann und letztlich einen Sohn. Obwohl sie verwitwet und ohne Nachkommen war, schenkte der Herr ihr einen Ehemann und einen Sohn.

Noomi verlor ihren Ehemann und ihre beiden Söhne in Moab. In ihrer Niedergeschlagenheit übersah sie den Wert ihrer moabitischen Schwiegertochter Rut. Doch am Ende des Buches wird Noomis Niedergeschlagenheit in Freude verwandelt. Ihre Nachbarn erinnerten sie daran, daß Rut mehr wert sei als sieben Söhne. Noomi hielt ihren Enkel Obed in den Armen. Doch ihre Nachbarn nannten Obed Noomis "Sohn" ( Rt 4,17 ), weil Boas die Leviratspflichten willig auf sich genommen hatte.

Schwiegermutterwitze gehören zum Repertoire jedes Komödianten. Dies mag zur Zeit Noomis genauso gewesen sein. Doch Ruts Liebe und Fürsorge für ihre alte Schwiegermutter ist ein Vorbild für alle Generationen. Die Tatsache, daß Boas Noomi ebenso versorgte, zeigt, daß er darin mit Rut völlig in Einklang stand. Das Buch Rut ist die schönste Schwiegermuttergeschichte und sollte deswegen immer wieder erzählt werden.

 

 

Rut

 

Theologische Schwerpunkte

 

Der Autor von Rut betont bestimmte theologische Wahrheiten. Die Namen Gottes werden unterschiedlich häufig verwendet. "Herr" (Jahwe) wird 17 Mal verwendet, "Gott" ( ?MlOhIm ) dreimal ( Rt 1,16 [zweimal]; Rt 2,12 ) und "der Allmächtige" ( Sadday ) zweimal ( Rt 1,20.21 ). Jahwe war der Bundesname Gottes, der sein aktives Eingreifen in das Leben seines Bundesvolkes bezeichnete.

Bei zwei Gelegenheiten spricht der Autor direkt über die Souveränität Gottes, der gnädig an den Hauptpersonen des Buches handelt: 1) Noomi lernte "im Moabiterland, daß der Herr sich seines Volkes angenommen und ihnen Brot gegeben hatte" ( Rt 1,6 ); Rut war in Moab jahrelang unfruchtbar gewesen, bevor ihr Mann starb. Später ermöglichte ihr es "der Herr", als Frau des Boas, "daß sie schwanger ward, und sie gebar einen Sohn" ( Rt 4,13 ).

Achtmal sprechen die Hauptpersonen des Buches von Gottes Handeln ( Rt 1,13.20-21 [fünfmal]; Rt 2,20;4,12.14 ). Der Herr wurde regelmäßig gebeten, Gebete um ihretwillen zu erhören ( Rt 1,8-9;2,12;4,11-12 ). Fünfmal wurde der Segen Gottes für gläubige Menschen erfleht ( Rt 2,4 [zweimal]; Rt 2,19-20;3,10 ). Rut und Boas verpflichteten sich, ihre Verantwortung im Licht der Treue Gottes zu tragen ( Rt 1,17;3,13 ). Boas empfahl Rut, Zuflucht unter den Flügeln des Gottes Israels zu suchen ( Rt 2,12 ).

Gott handelt immer verantwortlich und führt seinen Plan aus. Die Frage ist jedoch, ob die Personen des Buches Rut in verantwortlicher Weise antworten. Elimelech handelte verantwortungslos, indem er Bethlehem verließ und nach Moab zog ( Rt 1,2 ). Noomi dagegen handelte verantwortlich, indem sie zurückkehrte ( Rt 1,7 ). Orpa kehrte in ihre Heimat und zu den moabitischen Göttern zurück; Rut entschied sich im Gegensatz dazu, Noomis Gott zu folgen und sie zu versorgen ( Rt 1,14-17 ). Obwohl der nächste Verwandte sich weigerte, Rut zu lösen, handelte Boas verantwortlich und vollzog die Lösung ( Rt 3,12;4,1-10 ). Die verschiedenen Formen für "Lösung", "lösen", "Löser" werden 20 Mal in Rut gebraucht, wodurch dieser Begriff zu einem der Schlüsselbegriffe des ganzen Buches wird.

Ein anderer Schlüsselbegriff ist HeseD , der von der Hingabe aus Liebe und der Güte für solche, denen gegenüber man Verantwortung trägt, spricht. Noomi bat den Herrn, ihrer Schwiegertochter HeseD zu erweisen ( Rt 1,8 ). Sie sprach von Gottes HeseD zu ihr selbst durch alles, was Boas für Rut getan hatte ( Rt 2,20 ). Boas betonte die HeseD Ruts, weil sie ihn um die Heirat bat und nicht nach einem jüngeren Mann suchte. Ihre Güte ihm gegenüber war für Boas sogar größer als ihre frühere Güte Noomi gegenüber ( Rt 3,10 ). Er selbst zeigte seine HeseD , als er über die Grenze dessen hinausging, wozu er verpflichtet war, und Rut heiratete.

 

 

Rut

 

Die Botschaft

 

Die Botschaft des Buches könnte eine Bestätigung der Thronrechte König Davids gewesen sein. Daß Gott in seiner souveränen Erhaltung und Fürsorge der Welt diese Geschichte geschehen ließ, kann Christen in ihrem Glauben bestärken, daß Gott auch in ihrem Leben handelt.

Die für alle Zeiten gültige Wahrheit des Buches könnte man wie folgt formulieren: Der Herr ist in seinem liebenden, vorsorgenden und planenden Handeln für sein Volk treu. Gottes Volk sollte deswegen mit seinem Handeln im alltäglichen Leben rechnen. Da sein Volk wie Rut und Boas Empfänger seiner Gnade ist, sollte es in glaubendem Gehorsam Gott antworten, auch, indem es anderen gegenüber Güte erweist.

In einer Zeit der Verantwortungslosigkeit in der Geschichte Israels war das Buch Rut ein klarer Aufruf zu einem verantwortlichen Leben. Diese Botschaft ist heute genauso nötig.

Boas ist ein Bild für seinen größten Nachkommen, den Herrn Jesus Christus. Boas löste in seiner Gnade Rut. Christus handelte in Gnade und gab sich selbst als Erlöser dahin, um die Erlösung für alle Menschen zu erwirken.

 

 

Rut

 

GLIEDERUNG

 

I. Einführung ( 1,1-5 )

 

     A. Eine tragische Reise ( 1,1-2 )

     B. Eine drückende Leere ( 1,3-5 )

 

II. Auf der Suche nach einer Heimat durch den Glauben ( 1,6-22 )

 

     A. Eine Wahl der Liebe ( 1,6-18 )

     B. Eine bittersüße Rückkehr ( 1,19-22 )

 

III. Auf der Suche nach der verantwortlichen Fürsorge ( Kap.2 )

 

     A. Ein von Gott herbeigeführtes Ereignis ( 2,1-3 )

     B. Eine wohlverdiente Güte ( 2,4-17 )

     C. Ein Ausdruck der Freude ( 2,18-23 )

 

IV. Auf der Suche nach der lösenden Liebe ( Kap.3 )

 

     A. Ein Plan für die Lösung ( 3,1-5 )

     B. Ein Anspruch auf die Lösung ( 3,6-9 )

     C. Eine Bitte um die Lösung ( 3,10-15 )

     D. Eine Vorwegnahme der Lösung ( 3,16-18 )

 

V. Der Lohn für die lösende Liebe ( 4,1-13 )

 

     A. Eine Zurückweisung der Lösung ( 4,1-8 )

     B. Eine vollzogene Lösung ( 4,9-12 )

     C. Die Lösung als Lohn ( 4,13 )

 

VI. Schluß ( 4,14-22 )

 

     A. Eine fröhliche Erfüllung ( 4,14-17 )

     B. Ein überraschender Stammbaum ( 4,18-22 )

 

 

 

Rut

 

AUSLEGUNG

 

I. Einführung

( 1,1 - 5 )

 

Die Erzählung beginnt mit der notwendigen Erwähnung der Zeit, der Namen, der Orte und der Ereignisse. Die Ausgangslage war traurig, weil eine Familie aufgrund einer Hungersnot gezwungen war, Bethlehem zu verlassen und ins Ausland zu ziehen. Doch diese Lage wurde ein Anlaß für Gott, seine Gnade zu zeigen. Die Entfaltung der Geschichte zeigt, wie Gott in seiner souveränen Fürsorge den Nöten seines Volkes begegnet.

 

 

A. Eine tragische Reise

( 1,1 - 2 )

 

Rt 1,1

 

Die Ereignisse, die im Buch Rut berichtet werden, fanden zur Zeit der Richter statt, vermutlich zur Zeit des Richters Gideon (vgl. den Abschnitt "Historische und literarische Fragen" in der Einleitung ). Die Hungersnot im Land war vermutlich Gottes Handeln als Gericht über sein sündiges Volk. Viele Jahre später sandte Gott in den Tagen Elias eine andere Hungersnot wegen der Verehrung Baals als Gericht über Israel ( 1Kö 16,29-; 17,1; 18,21.37; 19,10 ).

Die göttliche Kontrolle über das Wachstum des Getreides ist ein wichtiger Faktor in der Entwicklung der Ereignisse im Buch Rut. Während der Zeit der Richter war die Anbetung der kanaanitischen Gottheit Baal unter den Israeliten weit verbreitet ( Ri 2,11; 3,7; 8,33; 10,6.10 ). Baal galt als Besitzer des Landes und als Herr über dessen Fruchtbarkeit. Baals weibliches Gegenstück war Aschtoret bzw. Astarte. Die Sexualität zwischen diesen beiden Göttern regelte angeblich die Fruchtbarkeit des Landes und der Geschöpfe.

Gott hatte den Israeliten unter der Leitung Josuas befohlen, das Land von den Kanaanitern und ihren Göttern zu säubern ( 5Mo 7,16; 12,2-3; 20,17 ). Das Versagen der Israeliten in diesem Punkt ( Jos 16,10; Ri 1,27-33 ) beließ die Versuchung im Land, den landwirtschaftlichen Segen nicht von Gott, sondern von den kanaanitischen Götzen zu erwarten. Vielleicht waren auch die kultische Prostitution und die sexuellen Praktiken in der Baalsverehrung eine Versuchung für die Hebräer. Interessanterweise hatte Gideons Vater Baal einen Altar erbaut, den Gideon aber zerstörte ( Ri 6,25-32 ). Das Buch Rut zeigt, daß es weiser ist, sich auf Gott und seine Vorsorge zu verlassen, statt auf die kanaanitischen Gottheiten.

Bethlehem liegt etwa 8 km südlich von Jerusalem. Später wurden Obed, der Sohn von Boas und Rut, und Obeds Enkel David in Bethlehem geboren ( Rt 4,18-22; 1Sam 17,58 ). Bethlehem war natürlich auch der Geburtsort des größten Sohnes Davids, des Herrn Jesus Christus ( Lk 2,4-7 ).

Ein Mann aus Bethlehem entschied sich, mit seiner Familie nach Moab , etwa 80 km östlich auf der anderen Seite des Toten Meeres, zu ziehen. Er wollte dort nur für kurze Zeit leben. Es wird nichts darüber gesagt, warum er Moab auswählte. Wahrscheinlich hatte er gehört, daß dort keine Hungersnot herrschte. Die folgenden Ereignisse zeigen jedoch, daß dies eine schlechte Entscheidung war und Bethlehem, nicht Moab, der Ort war, an dem Gott ihn segnen wollte. Die Einwohner Moabs waren von der Versammlung des Herrn ausgeschlossen ( 5Mo 23,3-6 ). (Zur Herkunft der Moabiter vgl. den Abschnitt "Historische und literarische Fragen" in der Einleitung ; vgl. 1Mo 19,30-38 .) Sie verehrten den Gott Kemosch. Diese Verehrung ähnelte der Verehrung Baals.

 

 

Rut

 

Rt 1,2

 

Der Name des Mannes war Elimelech , seine Frau hieß Noomi und seine beiden Söhne Machlon und Kiljon . Manche Ausleger stellen die Bedeutung des Namens Elimelech ("Mein Gott ist König") besonders heraus, doch es bleibt eigentlich gleich, ob Elimelech gemäß seines Namens lebte oder nicht (vgl. den Kommentar zu V. 20 - 21 wegen des Wortspiels mit Noomis Namen). Efratiter bezeichnet die Einwohner von Efrat (auch Efrata genannt), einem anderen Namen für Bethlehem (vgl. Rt 4,11; 1Mo 35,19; 48,7; Mi 5,1 ).

 

 

Rut

 

B. Eine drückende Leere

( 1,3 - 5 )

 

Rt 1,3

 

Es wird nicht gesagt, wie lange die Familie in Moab gelebt hatte, bevor Noomis Mann starb. Aber Noomi hatte, obwohl sie verwitwet war und besorgt in einem fremden Land lebte, eine Hoffnung, solange ihre beiden Söhne lebten. Noomi wird nun die Hauptperson der Erzählung.

 

 

Rut

 

Rt 1,4

 

Beide Söhne Noomis heirateten moabitische Frauen , nämlich Orpa und Rut . Die Eheschließungen werden nicht verurteilt. Das mosaische Gesetz verbot den Israeliten zwar, Kanaaniter zu heiraten ( 5Mo 7,3 ), aber es sagte nirgends, daß sich dieses Verbot auch auf Moabiter bezieht. Die späteren Erfahrungen Salomos beweisen jedoch, daß die größte Gefahr in solchen Eheschließungen die Versuchung war, den Göttern einer ausländischen Frau zu dienen ( 1Kö 11,1-6; vgl. Mal 2,11 ). Es besteht kein Zweifel, daß orthodoxe Israeliten es für unweise gehalten hätten, eine moabitische Frau zu heiraten.

Das Buch Rut gibt nicht an, wie lange diese Ehen dauerten, sondern nur, daß beide kinderlos waren. Erst in Rt 4,10 erfährt der Leser, welcher der Söhne mit Rut verheiratet gewesen war, nämlich Machlon. Sie ... lebten etwa 10 Jahre in Moab , was vermutlich wesentlich länger war, als die Familie ursprünglich beabsichtigt hatte (vgl. Rt 1,1 ).

 

 

Rut

 

Rt 1,5

 

Schließlich starben beide Söhne Noomis. Die jüdische Tradition sieht in dem Tod der drei Männer (Elimelech, Machlon und Kiljon) das Gericht Gottes über den Fortzug aus Bethlehem. Auch wenn dies möglich ist, geht es doch nirgendwo aus dem Text hervor. Noomi stand nun vor einer Anhäufung von Anlässen zur Trauer. Ihr Ehemann und ihre einzigen Söhne waren vorzeitig gestorben. Sie war ein Fremdling in einem fremden Land. Wenn der Familienname weitergetragen werden sollte, mußte es einen Erben geben. Aber ohne Söhne blieb Noomi ohne Hoffnung . Ihre moabitischen Schwiegertöchter boten ihr keinen Weg an, einen Erben zu erhalten.

 

 

Rut

 

II. Auf der Suche nach einer Heimat durch den Glauben

( 1,6 - 22 )

 

Hier beginnt die eigentliche Erzählung. Der Dialog ist das Hauptstilmittel des Erzählers. 59 von 84 Versen des ganzen Buches enthalten Dialoge. Der erste Dialog beginnt in Rt 1,8 .Noomi entschied sich, in ihre Heimat zurückzukehren und war davon überzeugt, daß sie dazu ihre Schwiegertöchter in Moab zurücklassen mußte, weil das das beste für diese war. Sie war erstaunt, als Rut sich dafür entschied, mit ihr zu ziehen.

 

 

A. Eine Wahl der Liebe

( 1,6 - 18 )

 

Rt 1,6-7

 

Noomi erfuhr, daß es in ihrer Heimat wieder regnete. Die Hungersnot war zu Ende, und Gott sorgte wieder für Nahrung (Getreide vom Feld und Früchte von den Bäumen). Es war der Herr, der die Hungersnot beendete und Regen schenkte, nicht Baal, von dem die Kanaaniter glaubten, daß er für den Regen verantwortlich sei. Rückkehr (Heimkehr) ist in seinen verschiedenen Formen ein Schlüsselwort im Buch Rut. In Kapitel 1 wird es häufig verwendet. Wir haben hier eine schöne Illustration für Buße und Umkehr vor uns. Noomi kehrte die Richtung um, die sie und ihr Mann eingeschlagen hatten. Sie kehrte sich von Moab und ihren früheren Irrwegen ab. Sie kehrte sich ebenso von den tragischen Gräbern ihrer Lieben ab und eilte zurück nach Juda , ihrer Heimat.

 

 

Rut

 

Rt 1,8

 

Noomi, die fühlte, daß die Aussichten auf eine Wiederheirat ihrer Schwiegertöchter in Israel gering waren, drängte diese, in Moab zu bleiben. Ihre Aufforderung, daß jede in das Haus ihrer Mutter zurückkehren solle, ist in einer von Männern dominierten Gesellschaft erstaunlich. Da Noomi jedoch an die Wiederheirat ihrer Schwiegertöchter dachte, verwies sie diese an ihre Mütter, weil sie mit diesen ihre Heiratspläne besprechen konnten.

Das Wort Güte kommt von dem hebr. Wort HeseD . Es ist ein dominanter Begriff im Buch Rut (vgl. Rt 2,20;3,10 ) wie im ganzen AT. Er spricht von Gottes Bundestreue zu seinem Volk und schließt Gnade ein, weil Güte auch gewährt wurde, wenn sie unverdient war. Hier gingen der göttliche Wille und das menschliche Handeln Hand in Hand. Gott und Mensch handelten in HeseD . Die Grundlage für Noomis Segen war das gütige Handeln von Rut und Orpa an ihren Ehemännern und an Noomi. Beide jungen Frauen waren es in den Augen ihrer Schwiegermutter wert, daß sie die Güte Gottes für sie erbat. Auch wenn sie Ausländer waren, hatten sie doch israelitische Männer geheiratet und standen dadurch mit im Bund Gottes.

 

 

Rut

 

Rt 1,9-10

 

Noomi bat dann Gott, jeder einen Ort der Ruhe mit einem neuen Ehemann zu geben. Diese Bitte wird zu einem Hauptbestandteil des gesamten Buches. Eine Heirat bedeutete Sicherheit für die Frau. Ironischerweise scheint Rut diese Sicherheit aufzugeben, als sie Moab verließ. Noomis Küsse waren als Zeichen des Abschieds gedacht, aber beide Schwiegertöchter erklärten ihren Wunsch, mit Noomi zurückzukehren. Vielleicht war dies ein Brauch in der damaligen Zeit.

 

Rt 1,11

 

Dreimal bestand Noomi darauf, daß sie nach Moab zurückkehren sollten (V. 11 - 12.15 ). Sie mußten ihre Wiederheirat sicherstellen. Im Alten Orient war eine Frau ohne Ehemann in einer schwierigen Lage, weil ihr jede Sicherheit fehlte. Besonders Witwen waren hilflos. Noomi verwies auf die Leviratsehe in Israel. Ein Bruder war verantwortlich, die Frau seines verstorbenen Bruders zu heiraten, um für seinen Bruder einen Sohn zu zeugen und dadurch den Namen und das Erbe seines Bruders zu erhalten ( 5Mo 25,5-10 ). Noomi stellte allerdings klar, daß dies in diesem Fall nicht möglich sein würde, weil sie keine weiteren Söhne hatte.

 

 

Rt 1,12-13

 

Noomi sagte, daß sie über das Alter, in dem man Kinder gebärt, hinaus sei. Selbst wenn sie einen neuen Ehemann erhalten und Söhne gebären würde, wäre es unsinnig, wenn Orpa und Rut warten wollten, bis diese herangewachsen seien.

Noomi schien die Trauer ihrer Schwiegertöchter nicht richtig empfunden zu haben. Sie hielt ihren Fall für bitterer, weil ihre Schwiegertöchter ja immerhin noch Kinder gebären konnten. Sie betrachtete ihr Leid als eine Anfechtung Gottes (vgl. V. 20 - 21 ). Noomi befand sich offensichtlich in einem Zustand großer Trauer, der sie dazu veranlaßte, in ihrem Ärger gegen Gott zu sprechen. Trotzdem war sie auch weiter eine Frau des Glaubens. Sie hatte keine Zweifel daran, daß Gott in ihrem Leben handelte (vgl. V. 8-9 ; 2,20 ). Sie sah Gott als souveränen Herrscher, der die letzte Ursache für alle Ereignisse des Lebens ist.

Rt 1,14

 

Orpa sollte nicht vorschnell dafür kritisiert werden, daß sie nach Moab zurückkehrte. Sie gehorchte damit den Wünschen ihrer Schwiegermutter. Sonst wird im Buch Rut nichts weiter über sie gesagt. Vermutlich heiratete sie in Moab erneut.

Rut tat dagegen das Unerwartete. Während Orpa sich dafür entschied, einen neuen Ehemann zu suchen, blieb Rut bei Noomi und entschied sich offensichtlich, ihrer verwitweten Schwiegermutter zu dienen, anstatt einen neuen Mann zu suchen. Sie war sich dabei wohl bewußt, daß diese Entscheidung bedeuten würde, nie wieder einen Ehemann oder Kinder zu haben. Nach Jak 1,27 war die Sorge für eine Witwe ein Beispiel für wahren Gottesdienst.

 

 

Rt 1,15

 

Noomi bedrängte Rut noch einmal, nach Moab zurückzukehren. Sie verwies auf Orpas Gehorsam gegenüber ihrer Bitte. Noomi war sich im klaren darüber, daß eine Entscheidung zur Rückkehr nach Moab auch den fortgesetzten Einfluß der moabitischen Götter , einschließlich des Hauptgottes Kemosch ( 4Mo 21,29; 1Kö 11,7 ), mit sich brachte, aber die Bedeutung eines neuen Ehemannes für Rut schien wichtiger zu sein. Sie machte es Rut nicht leicht, zum Glauben an den Gott Israels zu kommen.

 

 

Rt 1,16

 

Rut hatte dreimal der Aufforderung ihrer Schwiegermutter, nach Moab zurückzukehren, widerstanden (V. 11 - 12.15 ). Sie wählte ein Leben mit Noomi anstelle ihrer Familie, ihrer Nationalität und ihres Götzendienstes. In einer der schönsten Ausdrucksformen der Hingabe in der Weltliteratur verband sie ihre Zukunft mit der Noomis. Sie erklärte das Volk Israel ( dein Volk ) zu ihrem Volk und den Gott Israels ( dein Gott ) zu ihrem Gott. Wir haben hier ein deutliches Beispiel eines völligen Bruches mit der Vergangenheit vor uns. Wie Abraham entschied sich Rut dafür, das Land ihrer götzendienenden Vorfahren zu verlassen und in das Land der Verheißung zu ziehen. Doch Rut tat dies, ohne von einer Verheißung ermuntert zu werden. Ja, sie fällte die Entscheidung sogar, obwohl Noomi sie mehrfach ermutigte, das Gegenteil zu tun.

 

Rt 1,17

 

Ruts Entscheidung war so ernst, daß sie die Erwähnung von Tod und Begräbnis einschloß. Sie würde bei Noomi bis zum Tod und darüber hinaus bleiben. Um die Ernsthaftigkeit ihrer Entscheidung zu unterstreichen, rief sie das Gericht des Gottes Israels für den Fall herab, daß sie ihre Verpflichtung zur Hingabe an ihre Schwiegermutter brechen sollte. Ruts Bekehrung war vollständig. Die folgenden Ereignisse zeigen, daß ihr Leben mit ihrem Bekenntnis in Einklang stand.

 

 

 

Rt 1,18

 

Noomi ließ davon ab , Rut zur Rückkehr nach Moab zu drängen. Da Rut in ihrem Bekenntnis den Namen Gottes angerufen hatte (V. 17 ), verstummte Noomi. Es war nichts mehr hinzuzufügen. Das Buch Rut berichtet nirgends, daß Noomi ihre Schwiegertochter in der Gemeinschaft derer, die auf Gott vertrauen, begrüßte. Rut hatte durch ihren Glauben die Hindernisse überwunden, die vor ihr aufgebaut worden waren.


Rt 1,21


Noomis Klage wurde konkret. Vor Jahren war sie voll , d. h. mit einem Ehemann und zwei Söhnen, nach Moab gezogen, nun kehrte sie leer zurück . In ihrer Trauer und Depression war sie nicht in der Lage, in ihren moabitischen Schwiegertöchtern irgendeinen Wert zu erkennen. Später erfuhr sie jedoch großen Segen durch Rut ( Rt 4,15 ). Noomi war sich sicher, daß Gott an allem schuld war. Ihre Rückkehr vertiefte ihr Leid nur. Sie sah nichts als die Einsamkeit und Hilflosigkeit einer Witwe vor sich. Ihre Klage beginnt und endet mit der Nennung des Allmächtigen , dem Namen des allmächtigen Gottes. Gott würde in ihr tiefes Leid bald gnädig eingreifen.


Rt 1,22


Dieser Vers bildet den Übergang zur Hoffnung für Noomi und Rut. Gott war nicht ihr Gegenspieler, sondern handelte in seiner souveränen Fürsorge zugunsten der beiden Witwen.

Noomi hatte Bethlehem wegen einer Hungersnot verlassen. Nun kehrte sie mit Hunger in ihrer Seele zurück. Die Gerstenernte in Bethlehem mußte ein willkommenes Zeichen gewesen sein, auch wenn es Noomi in ihrer Trauer nicht erkannt haben mag. (Die Gerstenernte lag im Monat Nisan [März/April]; vgl. die Übersicht "Der Kalender in Israel" bei 2Mo 12 .)

Noomi meinte, sie sei mit leeren Händen zurückgekehrt. Doch sie hatte Rut, die Moabiterin , bei sich. Die Ernte war reif, und deswegen gab es Hoffnung.

Rut

III. Auf der Suche nach der verantwortlichen Fürsorge
( Rt 2 )


Rut war nun eine Gläubige (vgl. V. 12 ), und sie lebte in Israel. Wie würde sie sich verhalten? Da die Moabiter von der Versammlung Israels ausgeschlossen waren ( 5Mo 23,4 ), war sie aus Gnade dort. Die Ereignisse in Kapitel 2 zeigen, wie sie aufgenommen wurde. In diesem Kapitel wird auch eine weitere Person, nämlich Boas, ein reicher Bauer, eingeführt. Würde er ein verantwortungsvolles Mitglied der göttlichen Versammlung Israels sein? Noomi war zu Hause. Würde ihr Leid vergehen und ihre Depression heilen? Durch ihre Worte und Taten offenbaren die drei Personen ihren wahren Charakter.



A. Ein von Gott herbeigeführtes Ereignis
( 2,1 - 3 )


Rt 2,1


War die Erzählung bisher von Frauen bestimmt, wird nun ein wichtiger Mann in die weitere Erzählung eingeführt. Boas war ein naher Verwandter von Elimelech , dem verstorbenen Mann Noomis ( Rt 1,2-3; vgl. Rt 2,3 ). Er war ein Mann mit ungewöhnlichen Qualitäten. Die hebr. Worte für ein angesehener Mann , ?IS gibbNr Hayil , bedeuten wörtl. "ein mächtiger Mann von Wert". Genauso werden auch die Richter Gideon und Jeftah bezeichnet, die "streitbare Männer bzw. Helden" genannt wurden ( Ri 6,12; 11,1 ). Sie waren wertvolle Männer, die in der Lage waren, etwas zu erreichen und im Krieg als unverzichtbar galten. Boas war ein ebensolcher Mann in seiner Gemeinde und lebte einen vorbildlichen Lebensstil (vgl. Hayil für Rut in Rt 3,11 ).

Rut

Rt 2,2


Der Verfasser erinnert seine Leser noch einmal daran, daß Rut eine Moabiterin war. Vielleicht will er damit ihre zuvorkommende Behandlung durch Boas noch unterstreichen. Rut kannte das Recht der Armen in Israel, Getreide auf einem Feld zu sammeln, das von den Erntearbeitern schon abgeerntet war. Die Ecken der Felder sollten bewußt nicht abgeerntet werden, um für die Armen auszureifen ( 3Mo 19,9-10; 23,22 ). Einige großzügige Bauern waren bekannt dafür, daß sie bis zu einem Viertel ihres Getreides für die Armen und Fremden stehen ließen. Rut wartete nicht, bis Noomi ihr diente, sondern ergriff die Initiative. Noomi ermutigte Rut, zu gehen.


Rt 2,3


Weil Boas bereits in Vers 1 eingeführt wurde, ist klar, daß sich Rut nicht durch Zufall auf dem Feld von Boas befand. Sie war im Gehorsam gegenüber ihren Rechten nach dem Gesetz Gottes vorwärts gegangen und wurde durch Gnade an einen Ort geführt, den Gott vorbereitet hatte. Dieselbe souveräne Führung, die später die Magier nach Bethlehem führte ( Mt 2,1-8 ), brachte Rut auf das richtige Feld in Bethlehem. Noch einmal erklärt der Verfasser, daß Boas aus dem Geschlecht Elimelechs stammte (vgl. Rt 2,1 ). Diese Tatsache ist für die kommenden Ereignisse von Bedeutung.

Rut

B. Eine wohlverdiente Güte
( 2,4 - 17 )


Rt 2,4


Der geistliche Umgang zwischen Boas und seinen Arbeitern war von Wärme und Herzlichkeit geprägt. Als er sie mit dem Segen "Der HERR sei mit euch" begrüßte, antworteten sie ganz ähnlich "Der HERR segne dich" . Der Glaube war in ihrem Leben aktiv. Boas sprach die Sprache des Glaubens. Würde sein Handeln mit seinen Worten übereinstimmen?

Rut

Rt 2,5-6


Als Boas unter den Ährenlesern eine junge Frau entdeckte, wurde seine Neugier geweckt. Als er danach fragte, wer sie sei, bezeichnete der Vorarbeiter sie als die Moabiterin, die aus Moab zusammen mit Noomi zurückgekehrt war. Einige Ausleger meinen, daß der Hinweis auf Moab Rut herabsetzen sollte, aber der Text gibt keine Veranlassung dazu.


Rut

Rt 2,7


Der Vorarbeiter fügte hinzu, daß Rut um Erlaubnis gefragt hatte, hinter den Garben sammeln zu dürfen. Sie habe ununterbrochen von der Zeit, als sie am Morgen kam, mit Ausnahme einer kurzen Ruhepause gearbeitet. Damit stellte er fest, daß Rut eine fleißige Arbeiterin sei.


Rut

Rt 2,8-9


Boas sprach Rut im Hinblick auf ihren Altersunterschied als "meine Tochter" (vgl. Rt 3,10-11 ) an. Boas kam eher an das Alter von Noomi heran (vgl. "jüngere Männer", Rt 3,10 ). Er sprach nicht nur von seinem Glauben an den Herrn ( Rt 2,4 ), sondern auch seine Taten stimmten mit seinen Worten überein. Als er Rut anwies, weiterhin auf seinem Feld Ähren zu lesen, meinte er offensichtlich, daß sie während der ganzen mehrwöchigen Erntezeit (vgl. V. 23 ) Gerste (März/April) und Weizen (Juni/Juli) sammeln solle. Normalerweise kamen die Ährenleser erst auf ein Feld, wenn die Erntearbeiter es verlassen hatten. Doch Rut wurde aufgefordert, den Mägden, die die Ernte einsammelten, direkt zu folgen. Boas versicherte Rut, daß sie vor allen Bemerkungen oder erschreckenden Ereignissen seitens der männlichen Arbeiter sicher sei (vgl. V. 15 ). Wenn sie durstig würde, sollte sie sich keine Sorgen wegen des Wassers machen, sondern von dem Wasser trinken, das für die Arbeiter bereitgestellt wurde. Auf verschiedene Weisen versorgte Boas Rut damit weit über das hinaus, was das Gesetz von ihm verlangte (vgl. V. 16 ).


Rut

Rt 2,10


Rut antwortete mit äußerster Demut. Sie fiel auf ihr Angesicht und verneigte sich zur Erde , eine Geste, die im Alten Orient weit verbreitet war und in der Bibel oft erwähnt wird (vgl. z. B. 1Mo 19,1; 42,6; 43,26; 48,12; Jos 5,14; 2Sam 1,2 ). Sie war von der Gnade (vgl. Rt 2,2.13 ) überrascht, die sie von diesem wichtigen Mann empfing. Das Wort Gnade ( HEn , auch "Annahme") wird im AT oft gebraucht (z. B. 1Mo 6,8; 18,3; 30,27; Ps 84,12; Spr 3,3.34 ). Rut hatte eine gegenteilige Behandlung erwartet. Sie empfing Gnade und war dankbar dafür. Aber sie war bestrebt, herauszufinden, warum gerade sie für eine solch ungewöhnliche Behandlung auserwählt worden war, da sie ja eine Ausländerin und Fremde war.


Rut

Rt 2,11


Boas wußte viel über Rut. Die Nachrichten über sie hatten sich in der kleinen Stadt schnell verbreitet. Er war von dem, was Rut für Noomi getan hatte, tief beeindruckt und sprach von ihr mit Worten der höchsten Anerkennung. Seine Worte darüber, daß sie ihre Eltern und ihr Vaterland verlassen hatte, um mit einem Volk zu leben, das sie nicht kannte, erinnern an die Worte Gottes bei der Berufung Abrams ( 1Mo 12,1 ).


Rut

Rt 2,12


Boas betete dafür, daß Gott Rut ihre Güte, die sie ihrer Schwiegermutter erwiesen hatte, vergelten würde. Er unterstrich seine Bitte mit dem Gebet, daß sie einen reichen Lohn von dem Gott erhalten möge, an den sie zum Glauben gekommen war. Er verglich dies mit dem Bild der Zuflucht unter den Flügeln Gottes , also dem Küken, das unter den Flügeln der Henne Schutz sucht (vgl. Ps 17,8; 36,8; 57,2; 61,5; 63,8; 91,4; Mt 23,37 ). Sie vertraute auf Gottes Schutz. Bald sollte Boas selbst das Werkzeug sein, das Gott zur Erfüllung seines Gebetes benutzte.


Rut

Rt 2,13


Obwohl die Worte Boas' Anlaß zum Stolz geben konnten, antwortete Rut weiterhin in Demut. Noomi hatte keine Worte der Ermutigung gesprochen, doch dieser Mann sprach solche Worte, die ihre Seele erwärmten. Rut zeigte ihren Dank für die Güte und Fürsorge von Boas (vgl. V. 2.10 ) und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, daß sie anhalten würden. Sie hielt sich für geringer als die Mägde von Boas.

Rut

Rt 2,14


Boas setzte seine Güte gegenüber Rut fort. Er lud sie ein, von dem guten Essen zu essen, das für ihn und seine Erntearbeiter zubereitet worden war. Rut wurde nicht sich selbst überlassen, wie dies sonst mit Ährenlesern der Fall war. Boas gab ihr mehr, als sie überhaupt essen konnte, entweder um sein ernstes Interesse an ihr zu zeigen oder um ihr die Möglichkeit zu geben, ihrer Schwiegermutter etwas nach Hause mitzunehmen (vgl. V. 18 ). Der Essigtrank war offensichtlich eine Spezialität, die das Essen bereicherte. Geröstete Körner waren damals ein Grundnahrungsmittel. Es bestand aus auf einer Eisenplatte über einem offenen Feuer gerösteten Gerstenkörnern.

Rut

Rt 2,15-16


Rut blieb nicht lange bei der Mahlzeit. Nachdem sie zum Ährensammeln zurückgekehrt war, wies Boas seine Arbeiter an, mehr zu tun, als sie nur Ähren auflesen zu lassen. Sie sollten sie zusätzlich zwischen den Garben auflesen und ganze Gerstenbüschel auf ihren Weg fallen lassen, so daß sie überreichlich versorgt sei. Auch dies ging weit über das hinaus, was das Gesetz von Boas verlangte (vgl. V. 9 ). Außerdem sollten seine Männer Rut nicht ermahnen oder sonstwie behindern.


Rut

Rt 2,17


Nachdem Rut den ganzen Tag hart gearbeitet hatte, klopfte sie die Ähren aus und hatte am Ende etwa einen Scheffel Gerste. Dies war ein ungewöhnlich reiches Ergebnis für einen Tag der Ährenlese und reichte für viele Tage aus.

Rut

C. Ein Ausdruck der Freude
( 2,18 - 23 )


Die Heimkehr Ruts beendete Noomis Leere und erfüllte die ältere Frau mit Dankbarkeit und Hoffnung.

Rt 2,18


Als Rut den Scheffel Gerste, den Ertrag ihrer Mühe, nach Hause brachte, sah Noomi die große Menge. Dazu gab ihr Rut die Extraportion, die sie von der Mahlzeit mit Boas aufgehoben hatte (vgl. V. 14 ). Hier war eine Witwe, die nicht, wie so oft, bei der täglichen Versorgung übersehen wurde (vgl. Apg 6,1 ). Noomi wurde von Rut versorgt.

Rut

Rt 2,19


Noomi erfragte den Namen des Wohltäters und betete um den Segen für ihn, bevor Rut die Frage beantworten konnte. Rut teilte ihr daraufhin mit, daß sie auf dem Feld von Boas gearbeitet hatte.


Rut

Rt 2,20


Noomi wiederholte ihre Segnung, als sie wußte, wem sie eigentlich galt (vgl. V. 19 a). Die Nacht des Leidens und der Nebel der Depression wich der Morgendämmerung eines neuen Freudentages. So wie Gott die Quelle ihres Leidens gewesen war ( Rt 1,20-21 ), war er auch die Quelle ihrer Freude. Gottes Güte ( HeseD ; vgl. Rt 3,10 und den Kommentar zu Rt 1,8 ) ruhte wieder auf den Lebendigen, auf Rut und ihr selbst.

Noomis Geist erfaßte sofort die Bedeutung der Situation. Sogar die Toten könnten bald gepriesen werden, weil der Name Elimelechs, ihres verstorbenen Mannes, durch die treue Schwiegertochter Rut fortleben könnte. Boas war ein naher Verwandter, ja noch mehr, er war ein Löser ("Erlöser"). Er konnte den Besitz und die Personen lösen. Er konnte als levir (ein lateinischer Begriff für Schwager) handeln. Boas konnte lösen, indem er das Leviratsehengesetz erfüllte, das von dem Bruder eines verstorbenen Mannes verlangte, daß er die Witwe heiratete und einen Sohn mit dem Namen seines Bruders aufzog ( 5Mo 25,5-10 ). Obwohl Boas kein Bruder von Machlon, Ruts verstorbenem Ehemann war ( Rt 4,10 ), war er doch ein naher Verwandter, der als levir auftreten konnte, wenn er wollte. Noomi spürte die Bereitschaft von Boas. Es wird keine Erklärung gegeben, weshalb Noomi den noch vorhandenen näher verwandten Löser nicht erwähnt (vgl. Rt 3,12 ).

Rut

Rt 2,21-22


Aber Rut brachte noch mehr gute Nachrichten. Boas hatte sie eingeladen, während der ganzen Ernte auf seinem Feld zu bleiben (vgl. V. 8.23 ). Natürlich ermutigte Noomi Rut, dieses großzügige Angebot von Boas anzunehmen. Sie erinnerte Rut an die Gefährlichkeit anderer Felder. Vielleicht wollte sie dadurch die Notwendigkeit unterstreichen, auf dem Feld von Boas zu bleiben. Jedenfalls spielte sie damit auf die unmoralischen Zustände zur Zeit der Richter an.


Rut

Rt 2,23


Ruts Hingabe wird durch ihren Gehorsam gegenüber den Worten Noomis offenbart. Sie sammelte mehrere Wochen während der Gersten- und Weizenernte zusammen mit den Mägden von Boas (vgl. V. 8 ) Ähren und lebte mit Noomi zusammen. Allerdings stieg die Spannung, als sich die Erntezeit dem Ende zuneigte. Was würde aus den Witwen nach der Erntezeit werden?


Rut

IV. Auf der Suche nach der erlösenden Liebe
( Rt 3 )


Noomi hatte keine Depressionen mehr. Sie wurde zum Ehevermittler und bereitete Rut darauf vor, die Liebe ihres bereitwilligen Lösers Boas zu suchen. Die Erzählung steht an ihrem Wendepunkt.



A. Ein Plan für die Lösung
( 3,1 - 5 )


Während der Wochen der Gersten- und Weizenernte (vgl. Rt 2,23 ) hatte Noomi Zeit, um ihren Plan auszuarbeiten. Als die richtige Zeit gekommen war, handelte sie.

Rt 3,1


Noomi war ausdauernd (vgl. Rt 1,8-15 ). Sie widmete sich nun ganz der Suche nach Ruhe und Sicherheit durch eine Heirat für ihre Schwiegertochter Rut. Diese hatte die Möglichkeit der Wiederheirat aufgegeben, um sich um die alternde Noomi zu kümmern, doch plötzlich war die Möglichkeit einer Wiederheirat jedoch gegeben. Es war üblich, daß hebräische Eltern die Ehen für ihre Kinder arrangierten (vgl. Ri 14,1-10 ). Ein Heim finden heißt wörtl. "einen Ruheplatz finden" (vgl. Rt 1,9 ). Die Ruhe wurde in einem "Haus" zusammen mit einem Ehemann gefunden.


Rut

Rt 3,2


Noomi wies darauf hin, daß Boas ein Löser für Rut sein könnte, weil er zu ihren Verwandten zählte. Er hatte ein offenes und williges Herz. Noomi empfahl Rut, an diesem Abend auf die Tenne zu gehen. Die Einwohner von Bethlehem wechselten sich in der Benutzung der Dreschtenne ab. Die Tenne war eine feste, ebene Fläche auf einer leicht erhöhten Stelle. Beim Dreschen wurden die Getreidekörner mit Hilfe des Dreschflegels oder von im Kreis laufenden Ochsen aus den Halmen geschlagen (vgl. Rt 2,17 ). Anschließend wurde das Getreide geworfelt, d. h. in die Luft geworfen, damit der Wind die Spreu davontrug. Die Getreidekörner wurden dann zum Verkauf oder Lagern gesammelt.

Das Dreschen und Worfeln war eine Zeit großer Feste und Freude. Noomi wußte, daß Boas genau an dem Tag, den sie in ihrem Plan ausgesucht hatte, am Dreschen war. Sie wußte außerdem, daß Boas in der Nähe seines Getreides schlafen würde, um es zu bewachen.


Rut

Rt 3,3


Rut sollte sich durch Waschen und Parfümieren vorbereiten. Mit Kleid ist ein großes Überkleid gemeint. Dies sollte verhindern, daß ihre Identität sofort festgestellt werden konnte. Sie sollte Boas beim Essen und Trinken beobachten, aber ihn nichts von ihrer Anwesenheit wissen lassen.

Rut

Rt 3,4


Nachdem Boas zu Ende gegessen und getrunken hatte, sollte Rut beobachten, an welcher Stelle er sich zur Ruhe legen würde. Im Schutz der Dunkelheit sollte sie dann zu Boas gehen, seine Füße entblößen und sich dort niederlegen . (Zur Bedeutung des Entblößens der Füße vgl. den Kommentar zu V. 7 ). Boas würde Rut dann laut Aussage von Noomi mitteilen, was sie zu tun habe. Es ist selbstredend klar, daß Rut demnach alles tun sollte, was er ihr sagen würde.


Rut

Rt 3,5


Rut erklärte, daß sie ohne Rückfragen sich in vollem Gehorsam an alle Anweisungen ihrer Schwiegermutter halten würde (vgl. Rt 2,22-23 ).


Rut

B. Ein Anspruch auf die Lösung
( 3,6 - 9 )


Die Vorbereitungen für die Lösungserfahrung waren sorgfältig getroffen worden. Nun mußte der Plan nur noch ausgeführt werden.

Rt 3,6


Rut ging zur Tenne und führte den Plan in jedem Detail so aus, wie ihn ihr die Ehevermittlerin Noomi dargelegt hatte.

Rut

Rt 3,7


Einige Ausleger vermuten, daß Rut eine Gelegenheit zum unmoralischen Handeln schuf. Aber es gibt nichts in dem ganzen Abschnitt, das diese Ansicht unterstützt. Ihre Schwiegermutter hatte offensichtlich völliges Vertrauen in die moralische Integrität des Erlösers. Boas würde verantwortungsvoll handeln. Rut wurde von allen als eine Frau von edlem Charakter (V. 11 ) angesehen. Das Entblößen der Füße war eine Zeremonie, die vollständig sauber war. Vermutlich geschah alles in der Nacht, so daß Boas die Möglichkeit hatte, den Wunsch Ruts abzulehnen, ohne daß die ganze Stadt davon erfuhr.


Rut

Rt 3,8-9


Irgend etwas erschreckte Boas mitten in der Nacht, und er beugte sich vor , um zu entdecken, daß eine Frau zu seinen Füßen lag . Boas fragte nach der Identität seiner ungewöhnlichen Besucherin (vgl. Rt 2,5 ). Rut antwortete in Demut (vgl. Rt 2,10 ): Ich bin deine Magd Rut . Sie hatte sich unter die Flügel Jahwes begeben und bat nun darum, unter die Flügel von Boas genommen zu werden. Das Wort "Zipfel", kAnAP , in dem Ausdruck breite den Zipfel deines Gewandes ... aus, wird in Rt 2,12 mit "Flügel" übersetzt. Rut benutzte ein poetisches Bild, das seine Wurzel in dem Segen Boas' für Rut in Rt 2,12 hatte. Eine moabitische Witwe erinnerte einen angesehenen Hebräer an seine Verantwortung. Er konnte nun seinem eigenen Segensspruch folgen und der Löser für Rut werden und ihr die Sicherheit der Ehe schenken.

Rut

C. Eine Bitte um Lösung
( 3,10 - 15 )


Boas nahm die Bitte Ruts mit Freuden an. Doch die Spannung der Geschichte besteht weiter, da ein anderer näherer Verwandter zuerst seine Rechte geltend machen konnte.

Rt 3,10


Boas gibt keinerlei Hinweis, daß Rut ihm mit ihrem Vorgehen einen Anstoß gegeben oder daß sie sonst etwas getan hatte, was nicht ihr Recht gewesen wäre oder gegen den Brauch ihrer Zeit verstoßen hätte. Statt sich irgenwelchen Einbildungen und Gedanken hinzugeben, wie andere es in seiner Situation vielleicht getan hätten, segnete er Rut umgehend: Der HERR segne dich . Er benutzte wieder den Ausdruck meine Tochter , der den Altersunterschied deutlich macht (vgl. Rt 2,8; 3,11 ). Er pries die Güte ( HeseD ) von Rut, die größer als ihre Entscheidung, ihrer Schwiegermutter zu dienen, war. Boas lobte sie, weil sie keinen jüngeren Männern nachgegangen war. Er ging offensichtlich davon aus, daß Rut ohne Schwierigkeiten einen solchen gefunden hätte. So pries er Rut dafür, daß sie bereit war, einen älteren Mann zu heiraten, um ihren Verpflichtungen gegenüber ihrem ersten Ehemann, Machlon (vgl. Rt 4,10 ), und dem Familiennamen Elimelech nachzukommen.

Rut

Rt 3,11


Boas erleichterte Rut ihre Sorgen, die sie vielleicht hatte, umgehend, indem er ihr sagte, daß er alles, was sie erbeten hatte, tun würde. Vielleicht hat er gefühlt, daß sie verunsichert war, wie er ihr direktes Vorgehen beurteilen würde. Deswegen sagte Boas ihr, daß das ganze Volk in meiner Stadt (wörtl. "das Volk im Tor", womit wahrscheinlich die Ältesten von Bethlehem gemeint waren) sie für eine tugendsame Frau hielt. Mit "tugendsam" wird hier das Wort Hayil ("Wert") übersetzt, dasselbe Wort, mit dem der Wert von Boas beschrieben wurde ( Rt 2,1; vgl. Spr 12,4; 31,10.29 ). Die beiden waren eine gute Partie!

Rut

Rt 3,12


Die Erzählung ist jedoch noch nicht am Ende, da eine weitere Komplikation auftritt, die gelöst werden mußte. Boas hatte sich bereits mit der juristischen Seite der vorgeschlagenen Eheschließung beschäftigt, vielleicht hatte er auch Ruts Wunsch vorhergesehen. Er wußte, daß Rut durch ihre Heirat in das Geschlecht Elimelechs noch einen näheren Verwandten als ihn hatte. Boas würde alles tun, um dafür zu sorgen, daß das Ergebnis für Rut zufriedenstellend war.


Rut

Rt 3,13


Boas handelte in zweierlei Hinsicht verantwortlich: Erstens sandte er Rut nicht mitten in der Nacht nach Hause. Er würde sie beschützen, aber nur anrühren, wenn er das Recht dazu erhielt. Zweitens bewahrte er auch die Rechte des näheren Verwandten. Falls er Rut lösen wollte, war dies sein Recht. Wenn er es aber nicht wollte, würde Boas es sicher tun, was er mit einem Schwur bestätigte. Dabei gab es keinen Zweifel darüber, welchen Ausgang der Dinge sich Boas wünschte.


Rut

Rt 3,14


Rut legte sich bis zum frühen Morgen wieder zu seinen Füßen nieder . Sie stand vor Anbruch des Tages auf. Boas wollte nicht, daß das Leben von Rut durch Dorfgeschichten erschwert würde. Deswegen drängte er sie, niemanden wissen zu lassen, daß sie auf der Tenne gewesen war. Es war nichts Falsches geschehen, aber Gerüchteerzähler kümmern sich bekanntlich nicht um die Tatsachen.


Rut

Rt 3,15


Boas tat sechs Maß Gerste für Rut und Noomi in das Tuch von Rut. Noomi verstand immer vollständiger, wie weise ihre Entscheidung gewesen war, nach Bethlehem zurückzukehren. Das "Maß" Gerste war vermutlich ein Sea (ein Drittel eines Scheffel). Sechs Maß wogen über 50 kg. Ruth muß eine starke Frau gewesen sein, um dieses Gewicht tragen zu können. Boas hob ihr die Last wahrscheinlich auf ihren Kopf.

Einige hebr. Manuskripte lesen: Dann ging er in die Stadt zurück ; doch andere lesen "sie" statt "er". Da Rut zu dieser Zeit nach Bethlehem zurückkehrte, während Boas dies erst später am Morgen tat ( Rt 4,1 ), entsprechen beide Lesarten der Wahrheit.


Rut

D. Eine Vorwegnahme der Lösung
( 3,16 - 18 )


Noomi erwartete sehnsüchtig den Ausgang von Ruts Abenteuer. Sie sagte vorher, daß Boas den Fall schnell erledigen werde. Ganz gleich, wie die Sache ausgehen würde und wer Rut lösen sollte, es würde auf jeden Fall Ruts Lösungstag werden.

Rt 3,16-17


Noomi wollte sofort wissen, wie es Rut ergangen war. Wie zuvor nannte sie Rut: meine Tochter (V. 1 ; Rt 2,2; vgl. Rt 1,11-13; 3,18 ). Rut gab ihr einen ausführlichen Bericht und fügte hinzu, daß Boas ihr Gerste gegeben hatte, so daß Noomi an Ruts zukünftiger Erfüllung teilnehmen konnte. Noomi hatte die Ehevermittlung gut geplant und verdiente dafür einen Lohn. Die altgewordene Witwe konnte in Sicherheit ruhen, weil sie in der Zukunft nicht vergessen werden würde.


Rut

Rt 3,18


Noomi und Rut hatten alles getan, was sie konnten. Nun lag die Initiative bei Boas. Boas würde nicht ruhen, bis er die Sache zu Ende gebracht haben würde .

Rut

V. Der Lohn für die erlösende Liebe
( 4,1 - 13 )


Nach der Wendung, die die Geschichte nun genommen hatte, lag die Initiative nun bei Boas. Würde der nähere Verwandte nehmen, was Boas angeboten worden war?



A. Eine Zurückweisung der Lösung
( 4,1 - 8 )


Rt 4,1


Boas ging hinauf in das Tor von Bethlehem. Das Tor war der Ort, an dem alle persönlichen Geschäfte und zivilrechtlichen Angelegenheiten abgeschlossen wurden. Die Tenne lag unterhalb der eigentlichen Stadt, weshalb Boas zum Tor "hinauf"gehen mußte, denn das Gebiet ist ziemlich hügelig. Der Löser , der näher mit Elimelech verwandt war ( Rt 3,12 ), kam am Tor vorbei, und Boas bat ihn, sich niederzusetzen. Der Umstand, daß dieser Mann nirgends mit Namen genannt wird, könnte poetische Gerechtigkeit sein, da er die Lösung ablehnte. Mein Lieber wurde in Israel ein stehender Ausdruck für jemand Unbekannten und wurde noch von den Rabbinern so verwendet.


Rut

Rt 4,2


Boas rief zehn Älteste von Bethlehem zusammen, und sie setzten sich ebenfalls nieder. Sie sollten als Zeugen der legalen Transaktion dienen (V. 4.9 - 11 ). Es wird nicht gesagt, warum Boas zehn Männer aussuchte. (Jahrhunderte später wurde zehn die Mindestzahl für eine jüdische Ehesegnung und eine Synagogenversammlung.)

Rut

Rt 4,3


Boas verfolgte eine sorgfältig geplante Strategie. Er entfaltete den Fall Schritt für Schritt. Zuerst erklärte er, daß Noomi (und Rut, vgl. V. 5 ) ein Feld besaßen, das Noomis verstorbenem Ehemann gehörte. Es wird nicht gesagt, wie sie zu diesem Besitz gelangte. Ihre Armut machte es nötig, diesen Besitz zu verkaufen. Wenn möglich, sollte das Land jedoch in der Familie bleiben (vgl. Jer 32,6-12 ).


Rut

Rt 4,4


Der näher verwandte Mann hatte als erster ein Anrecht auf das Grundstück, Boas war der nächste. Wenn der mit Rut näher Verwandte den Besitz nicht lösen (kaufen) würde, wäre Boas bereit, dies zu tun. Doch der Mann war bereit, das Stück Land zu lösen.


Rut

Rt 4,5


Aber nun erklärte Boas, daß der näher Verwandte, wenn er das Grundstück lösen wolle, auch Rut, die Moabiterin, lösen müßte. Das Grundstück war nach Elimelechs Tod offensichtlich an Machlon vererbt worden, so daß Machlons Witwe Rut in die Verantwortung des Lösers eingeschlossen war. Es mußte ein Sohn aufgezogen werden, dem das Grundstück gehören und der den Familiennamen tragen würde.

Als der näher verwandte Löser die Bedingung der Heirat hörte, wies er das Recht des Grundstückerwerbs zurück. Er fürchtete, daß sein eigener Besitz in Gefahr kommen könnte. Damit gab er das Recht zur Lösung an Boas weiter. Warum änderte er seine Meinung? (Vgl. V. 4 b: "Ich will's lösen" mit V. 6 : "Ich vermag es nicht zu lösen".) Vielleicht war er zu arm, um ein Stück Land und eine Frau zu unterhalten. Vielleicht fürchtete er auch, wie einige vorgeschlagen haben, daß er durch eine Heirat mit einer Moabiterin dasselbe Schicksal wie Machlon, der erste Mann Ruts (V. 10 ), erleiden könnte. Die beste Erklärung ist jedoch, daß ihm, als er hörte, daß Rut das Grundstück zusammen mit Noomi besaß (V. 5 ), klar wurde, daß wenn Rut einen Sohn gebären würde, dieser nicht nur das gelöste Grundstück, sondern möglicherweise auch einen Teil seines eigenen Besitzes erben würde. Das würde erklären, weshalb er seinen eigenen Besitz in Gefahr sah. Wenn es sich nur um Noomi gehandelt hätte, hätte kein Sohn aus einer Leviratsehe einen Teil des Besitzes des Lösers erben können, da Noomi über das Alter hinaus war, in dem sie Kinder hätte zur Welt bringen können.


Rut

Rt 4,7-8


Die eigentliche, legale Transaktion wurde nicht durch die Unterschrift auf ein Papier, sondern durch einen dramatischen symbolischen Akt vollzogen, an den sich alle erinnern würden, um ihn zu bezeugen. Die Übergabe der Sandale symbolisierte das Recht von Boas, auf dem Land als seinem Besitz umherzugehen (vgl. 5Mo 1,36; 11,24; Jos 1,3; 14,9 ). Nachdem er Boas seine Sandale gegeben hatte, verschwindet der unbekannte Verwandte aus der Geschichte und versinkt für immer in der Anonymität. An den Namen Boas' erinnern sich dagegen alle späteren Generationen (vgl. Rt 4,14 ).


Rut

B. Eine vollzogene Lösung
( 4,9 - 12 )


Boas beeilte sich, die Transaktion zu beenden. Er beanspruchte und erhielt das Recht, das Land Elimelechs und Ruts zu lösen, da Rut die einzige Witwe war, die durch die Geburt eines Kindes den Familienamen weitertragen konnte.

Rt 4,9-10


Boas rief die Ältesten als Zeugen herzu, als er Noomis Land in Besitz nahm und Rut, die Moabiterin, heiratete (vgl. Rt 1,22; 2,2.21; 4,5 ). Boas zeigte keinerlei Hemmungen, Rut eine Moabiterin zu nennen. Er achtete sie als eine wertvolle Person. Er würde ihren Sohn aufziehen, um den Namen Elimelechs und seines Sohnes Machlons zu erhalten. In Vers 9 - 10 werden die Familienmitglieder mit Ausnahme von Orpa noch einmal genannt. Orpa trat ebenso wie der unbekannte nähere Verwandte in die Anonymität zurück. Auch wenn es nicht ausdrücklich gesagt wird, liegt es nahe, daß Boas nicht nur die Verantwortung für Rut, sondern auch für Noomi übernahm. Dies folgt aus der Verpflichtung, die Rut gegenüber Noomi auf sich genommen hatte. Außerdem wird dies später von den Frauen Bethlehems bestätigt ( 4, 15 ). Boas ist eine wunderschöne Illustration für den Herrn Jesus Christus, der der Erlöser der Menschheit wurde und der alle Dinge vor Gott, dem Vater, für die regelt, die an ihn glauben.


Rut

Rt 4,11


Die Ältesten wurden für diesen Akt der Erlösung bereitwillig Zeugen. Sie segneten Boas und baten Gott, daß er Rut zu einer fruchtbaren Mutter machen möge. Die Erwähnung von Rahel und Lea ist von Bedeutung. Rahel, die zuerst genannt wird, war viele Jahre unfruchtbar, bevor sie Kinder bekam. Rut war in Moab ebenfalls unfruchtbar gewesen.

Die Ältesten beteten dafür, daß Boas in Efrata stark ( Hayil ) werden möge. Das Wort Hayil ("Wert") wird schon vorher für Boas ( Rt 2,1 ) und Rut ( Rt 3,11 ) gebraucht. Efrata (auch "Efrat") war ein anderer Name für Bethlehem (vgl. 1Mo 35,19;48,7; Mi 5,1 ). Die Ältesten beteten auch dafür, daß der Name von Boas in Bethlehem gepriesen werde. Gott hat dieses Gebet weit über Bethlehem hinaus beantwortet.

Rut

Rt 4,12


Die Ältesten beteten ebenso für eine verzweigte Nachkommenschaft. Das Gebet erkannte an, daß Kinder ein Geschenk Gottes sind ( Kinder, die dir der HERR geben wird von dieser jungen Frau ; vgl. Ps 127,3 ). Sie wußten noch nichts davon, daß aus dieser Ehe die größten Könige Israels hervorgehen würden, einschließlich des Königs David und des ewigen Königs, dem Herrn Jesus Christus. Perez wird hier möglicherweise genannt, a) wegen seiner Leviratsbeziehung zu Tamar (vgl. die Einleitung ), b) weil sich die Nachkommen von Perez in Bethlehem niederließen ( 1Chr 2,5.18.50-54; beachte "Efrata" und "Bethlehem" in 1Chr 2,50-51 ), oder c) weil Perez ein Vorfahre von Boas war ( Rt 4,18-22 ).

Rut

C. Eine Erlösung als Lohn
( 4,13 )


Rt 4,13


Der Höhepunkt der Geschichte ist kurz, aber voller Bedeutung. Die Heirat, die gottgeschenkte Empfängnis und die Geburt des langersehnten Erben werden mit wenigen Worten erwähnt.

Rut war während ihrer gesamten Zeit der Ehe mit Machlon in Moab unfruchtbar gewesen ( Rt 1,4-5 ). Nun wurde ihr Glaubensgehorsam belohnt, indem Gott Empfängnis schenkte. In gewisser Hinsicht war dies eine Vordeutung der wunderbaren Geburt des Sohnes Gottes, die in Bethlehem geschah, als die Zeit erfüllt war ( Lk 1,26-38; 2,1-7; Gal 4,4 ). Der Aufenthalt in Moab dauerte mindestens zehn Jahre ( Rt 1,4 ). Im Gegensatz dazu erfuhr Rut nach ihrer Rückkehr in Bethlehem in wenigen Wochen den reichen und umfassenden Segen Gottes.


Rut

VI. Schluß
( 4,14 - 22 )


Der Schluß der Erzählung steht in einem schönen Gegensatz zur Einleitung ( Rt 1,1-5 ). Die tiefe Trauer wich der überschäumenden Freude, die Leere wich der Fülle.



A. Eine fröhliche Erfüllung
( 4,14 - 17 )


Rt 4,14


Noomi rückt noch einmal in den Mittelpunkt der Erzählung. Die Frauen Bethlehems, die Zeugen der Leere Noomis bei ihrer Rückkehr nach Bethlehem gewesen waren ( Rt 1,19 ), priesen nun Gott, weil sie den verwandten Löser gefunden hatte. Wäre Noomi nicht bereits über das Alter, in dem man Kinder gebärt, hinaus gewesen ( Rt 1,12; 4,15 ), hätte sie sich selbst in jener Nacht zu den Füßen von Boas auf die Tenne legen können ( Rt 3,7 ). Die Frauen wußten das und sprachen deswegen von Boas als von dem Löser Noomis. Sie segneten Boas mit einem ähnlichen Segen wie die Ältesten (vgl. Rt 4,11 ) und beteten dafür, daß er in Israel berühmt werden möge; eine Bitte, die Gott erfüllte. Das Buch Rut ist gefüllt mit Gebeten und Segnungen des Volkes Gottes ( Rt 1,8-9; Rt 2,4.12.20; Rt 3,10; Rt 4,11-12.14-15 ).



Rut

Rt 4,15


Die Frauen sagten vorher, daß Boas für Noomi sorgen würde, indem er ihr Leben erneuern und ihr Sicherheit in ihrem hohen Alter geben würde. Rut, die Noomi nicht für eine Erwähnung wert hielt, als sie nach Bethlehem kam, erklärten die Frauen für wertvoller als sieben Söhne. Sieben Söhne waren der Inbegriff des Segens, den eine hebräische Familie empfangen konnte (vgl. 1Sam 2,5; Hi 1,2 ).


Rut

Rt 4,16-17


Noomi wurde die Wärterin ihres Enkels Obed . Dies könnte ein formaler Akt der Adoption gewesen sein. Die Frauen Bethlehems nannten den Jungen "Obed", was "Anbeter" bedeutet. Noomi akzeptierte den Namen. Sie, die einst leer war, war nun erfüllt. Noomi hatte nun einen Sohn (genauer einen Enkel, aber "Sohn" bedeutet im Hebr. oft einfach "Nachkommen"). Mit der Zeit wurde der fürsorgliche Plan Gottes deutlicher. Das Kind wurde der Großvater des Königs David.


Rut

B. Ein überraschender Stammbaum
( 4,18 - 22 )


Die Nachkommen von Perez waren ein Beweis für den vorsorgenden Plan Gottes. Scheinbar bedeutungslose Ereignisse im Buch Rut (z. B. Reisen, Eheschließungen, Tod, Ernten, Mahlzeiten, Schlaf, Landkauf) offenbarten die Führung und das planende Handeln des souveränen Gottes.

Rt 4,18-20


Perez war der Sohn Judas und Tamars ( 1Mo 38,12-30; Rt 4,12 ). Hezron gehörte zu der Familie Jakobs, die nach Ägypten zog ( 1Mo 46,12 ). Ram wird in 1Chr 2,9 erwähnt. Amminadab war der Schwiegervater Aarons ( 2Mo 6,23 ), Nachschon das Haupt des Hauses Juda ( 4Mo 1,7; 7,12; 10,14 ).


Rut

Rt 4,21-22


Salmon war der Vater von Boas . Nach Mt 1,5 war die Mutter von Boas die kanaanitische Hure Rahab aus Jericho. Rahab lebte jedoch zur Zeit Josuas etwa 250 bis 300 Jahre früher. Wahrscheinlich war Rahab demnach die "Mutter" von Boas im Sinne von "Ahnin" (vgl. "unser Vater Abraham", Röm 4,12 ).

Obed , der Sohn von Boas und Rut, wurde der Vater von Isai , der der Vater Davids war ( 1Sam 17,12; vgl. die Übersicht "Die Vorfahren Davids seit Abraham" bei 1Sam 16,1-13 ). Die Abstammung Jesu Christi wird über Maria auf David zurückgeführt ( Mt 15,22; 20,30-31; 21,9.15; 22,42 ).

Obwohl die Umstände bisweilen genau gegenteilig aussahen, hatte der treue Gott zugunsten von Rut eingegriffen. Gläubige sollten sich ebenfalls auf Gottes Handeln in ihrem Leben verlassen. Der Lohn für ein verantwortliches Leben ist immer die süße Frucht der Gnade Gottes.


Rut

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