Lied 122

1. Du, Herr Jesu, du allein
stillest mein Verlangen;
dich selbst darf ich nennen mein,
freudig, ohne Bangen.
Du verstehst von ferne schon,
was ich dir will sagen,
weisst, was Leiden ist und Hohn,
darf dir alles klagen.

2. Du, Herr Jesu, du allein
kannst auch das verstehen,
wenn ich vor dir seufz und wein,
was kein Aug mag sehen.
Du empfindest es mit mir,
wirst es gnädig wenden;
o mein Jesu, Dank sei dir!
Gut wird alles enden.

3. Du, Herr Jesu, du allein
hast es ganz empfunden,
was es heisst, verlassen sein
in Versuchungsstunden.
Bin auch ich verlassen hier,
fehlt des Freundes Treue –
meine Quellen sind in dir,
fliessen stets aufs neue.

4. Du, Herr Jesu, du allein
fülle meine Seele;
dir zu dienen treu und rein
sei, was ich erwähle.
Kurz ist noch die Wartezeit –
und du selbst wirst kommen;
dann werd ich in Herrlichkeit
zu dir hingenommen.