Lied 148

1. Still, o Jesu, das Verlangen,
alles seufzt und sehnet sich.
Glieder, die dir treu anhangen,
warten sehnsuchtsvoll auf dich.
Eine Freude sie nur kennen,
eine Hoffnung sie nur nennen:
Jesu, dass sie schauen dich.

2. Fremd und ungekannt hienieden,
finden nirgend Ruhe sie;
bliebest du, o Herr, geschieden,
dann frohlockten nimmer sie.
In der Welt, wo Satan thronet,
Eitelkeit und Sünde wohnet,
ruhen deine Glieder nie.

3. Sieht man sich, man trennt sich wieder,
und kein Auge sieht jetzt dich;
in die Lob- und Dankeslieder
mischt der Schmerz der Trennung sich.
Hier auf dieser armen Erde
gibt’s nur Mühe, nur Beschwerde;
nirgend zeigt die Heimat sich.

4. Doch du kommst – welch frohe Kunde! –
unser Auge wird dich sehn.
Ja, du kommst – o selge Stunde! –
wo wir nie getrennt mehr stehn;
wo der Heilgen Harfenklänge,
Lob- und Preis- und Dankgesänge
ewig deinen Ruhm erhöhn.