Andacht

1. Johannesbrief 2, 7-11

Diese fünf Verse sind vergleichbar mit einem Gemälde, in dem ein Maler mit wenigen, prägnanten Pinselstrichen ein kunstvolles Gesamtwerk geschaffen hat.

So malt uns der Apostel Johannes - geführt durch den Heiligen Geist - in wenigen Sätzen in knappster Darstellung Rückblick, Ausblick und das "Jetzt" der christlichen Versammlung vor Augen.

Vers 7 ist ein Rückblick in die Vergangenheit und Vers 8 enthält einen Ausblick in die Zukunft. Die anderen drei Verse befassen sich mit der Gegenwart. Da werden wichtige Aussagen zu unserem "Jetzt, Hier und Heute" gemacht.

Der Apostel Johannes war schon ein alter Mann, als er nach der Gefangenschaft auf der Insel Patmos diese Briefe schrieb. Es wird angenommen, dass Johannes ihn als Rundbrief an die christlichen Versammlungen rund um Ephesus geschrieben hat.

 

Rückblick (Vers 7)

Geliebte, nicht ein neues Gebot schreibe ich euch, sondern ein altes Gebot, das ihr von Anfang an hattet. Das alte Gebot ist das Wort, das ihr gehört habt.

In den vorangehenden Versen hat der Apostel die Versammlungen ermahnt, Wort und Wandel unseres Herrn zu beachten. Er erinnert sie jetzt, dass dies nichts neues ist, sondern eben das, was sie schon von Paulus und Timotheus vor ihm gehört haben. Warum war ihm das so wichtig? Nichts neues - nein, das, was sie schon immer gehört und gelernt haben. Daran will der Apostel festhalten. Falsche Lehrer waren aufgetreten. Diese hatten mit einer neuen Lehre und neuen Geboten die Versammlungen verunsichert. Diesem Abgleiten, weg von der reinen Lehre, wollte Johannes entgegentreten. Haltet fest an dem, was ihr von Anfang an gehört habt!

 

Ausblick (Vers 8)

Wiederum schreibe ich euch ein neues Gebot, das, was wahr ist in Ihm und in euch, weil die Finsternis vergeht und das wahrhaftige Licht schon leuchtet.

Hat Johannes nicht eben gesagt "kein neues Gebot", und jetzt bringt er doch eine neues Gebot? Zurecht erwartet der Apostel nun Skepsis bei seinen Lesern und hält darum sofort fest, dass es wahr ist "in Ihm und in euch." Es ist das alte Gebot und doch neu, weil es aus einer neuen Blickrichtung gesehen wird: "...weil die Finsternis vergeht und das wahrhaftige Licht schon leuchtet." Wer hat denn gesagt: "Ich bin das Licht der Welt." (Johannesevangelium 8,12)? Jesus Christus, unser Herr selbst, ist das Licht der Welt. In Ihm ist es wahr, dass alle Finsternis vergeht. Das wahrhaftige Licht leuchtet schon jetzt, inmitten der Finsternis dieser Welt. Da wo Sein Reich gebaut wird, wird es hell. Ja, Seine Versammlung blickt aus dem Dunkel dieser Welt hinaus auf Ihn und Seine herrliche Zukunft und sieht ein helles Licht, das alle Dunkelheit vertreibt. Das neue Gebot ist wahr in Ihm. In diesem neuen Licht erscheint auch das alte Gebot neu.

Johannes sagt: "Wahr in Ihm und in euch", also in jedem Gläubigen. Wenn du Jesus Christus in dein Herz und Leben aufgenommen hast, dann wird es hell in dir. Das Licht vertreibt die Finsternis aus deinem Herzen. Das neue Gebot wird wahr in dir. Das Licht, das in dir wohnt, bestätigt dir die Richtigkeit Seines Gebotes. Weil es Sein Wort und Sein Wandel ist, wird das neue Gebot durch Gottes Geist im Herzen der Kinder Gottes als echt erkannt.

Jetzt (Verse 9 - 11)

Wer sagt, dass er im Licht sei, und hasst seinen Bruder, ist in der Finsternis bis jetzt.

Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht, und nichts Anstössiges ist in ihm.

Wer aber seinen Bruder hasst, ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiss nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen verblendet hat.

Was ist das Gegenteil von Liebe? Hass. Was ist das Gegenteil von Licht? Finsternis. Darüber sprechen diese Verse. An dieser Stelle, wo das Jetzt, Hier und Heute beschrieben wird, spricht der Apostel ganz persönlich zu mir und dir. Das Gebot wird praktisch und lebensnah. Die Rede ist von unserem Bruder. Was machst du heute, hier und jetzt mit deinen Geschwistern? Sitzt eine Schwester, ein Bruder mit dir in der Versammlung, die du lieber weit weg wünschtest? Hier geht es um den Bruder, um die Schwester neben dir, nicht irgendwo in weiter Ferne, sondern ganz konkret in deinem Leben. Welche guten oder schlechten Gedanken hast du gerade jetzt über ihn oder sie? Was wünschst du ihnen? Sagte nicht unser Herr Jesus: "Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!" (Matthäusevangelium 25,40) Wenn du also in deinem Herzen Hass gegen deinen Bruder oder deine Schwester hegst, richtest du nicht nur zwischen den Geschwistern und dir eine Mauer auf, sondern zwischen Jesus und dir. Da kann kein Licht mehr durchdringen auf deinen Weg. Du bist in der Finsternis.

"Wer sagt, dass er im Licht sei" ist ein Wort zur Selbstprüfung für jeden einzelnen. Denn es ist durchaus möglich, dass einer sagt, er sei im Licht und dies selber auch glaubt, obwohl er noch in der Finsternis ist. Wenn du Hass in deinem Herzen hast gegen deinen Bruder, wenn du bereit bist, ihm zu schaden, sein Verderben dir Lust bereiten würde oder du nicht bereit bist, ihm zu vergeben, dann darfst du nicht sagen: "Ich bin im Licht."

Die letzten beiden Worte dieses Verses "...bis jetzt" erinnern uns an die Zusage aus dem ersten Kapitel: "Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht und vergibt..." und im Johannesevangelium 1, 12: "So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben." Du musst nicht in der Finsternis bleiben, du kannst wechseln ins Licht. Wenn du Jesus deinen Hass bekennst, wird Er dein Herz mit Liebe zu deinem Bruder und deiner Schwester erfüllen und für dich gilt: "Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht, und nichts Anstössiges ist in ihm." Die Mauer ist niedergerissen, du bist im Licht. Auch hier sagt Jesus Christus: "Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!" Wenn du deinen Bruder liebst, liebst du Jesus - das Licht in deinem Herzen, auf deinem Weg scheint hell.

In deinem Bruder, in deiner Schwester, steht Jesus vor dir und fragt dich wie einst Simon Petrus: "Hast du mich lieb?" Wie äussert sich deine Liebe zu deinen Geschwistern? Woran erkennen sie, dass du sie lieb hast. Welche Gedanken, Worte, Taten hast du für deinen Bruder? Was ist das beste, was wir für den tun können, den wir lieb haben? Wir bringen ihn im Gebet vor Gottes Thron. Wann hast du das letzte Mal daheim für einen Bruder oder eine Schwester gebetet. Menschen, die du wirklich lieb hast, sind ein Thema in deiner persönlichen Zwiesprache mit dem himmlischen Vater. Wenn du deinen Bruder lieb hast, hast du Jesus lieb, bist nahe bei ihm. Jesus ist das Licht der Welt. Wenn du nahe bei Jesus bist, bist du im Licht.

"Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht, und nichts Anstössiges ist in ihm." Etwas Anstössiges ist etwas, woran man sich stossen kann, ein Hindernis. Liebe oder Lieblosigkeit entscheidet darüber, ob wir Hilfe oder Hindernis sind für andere auf dem Weg zu oder mit Jesus. Streit und Lieblosigkeit in der Versammlung stösst ab. Liebe und Eintracht dagegen zieht an. Wo aber Hass und Streit unter Brüdern herrschen, türmen sich Hindernisse und Steine des Anstosses auf: Das Licht ist ausgesperrt. Da ist Finsternis.

"Wer aber seinen Bruder hasst, ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiss nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen verblendet hat." Wir kennen die Redewendung "blind vor Hass" in der deutschen Sprache. Unser Vers zeigt uns einen Menschen, der wohl Augen hat, aber in der Finsternis ist. Da tappt er wie ein Blinder im Dunkeln - mit sehenden Augen sieht er nichts, weil ihm das Licht fehlt. Die Finsternis des Hasses hat seine Augen geblendet.

 

Diese fünf Verse sind uns geschrieben als ernste Mahnung für uns und unsere Versammlung, zunächst zur Selbstprüfung, aber auch als Warnung vor Irrlehrern. Eindringlich werden wir aufgerufen, unbedingt am unverfälschten Wort Gottes festzuhalten. Martin Luther hat dies einmal so ausgedrückt: "Das Wort sie sollen lassen stahn." Der Apostel zeigt, dass das helle Licht von Jesu Herrlichkeit schon jetzt leuchtet. Sichtbar und praktisch wird dies in der Bruderliebe. Auch bei dir? Hast du diese Woche schon die Hände gefaltet für deine Geschwister?

Hass trennt uns vom Licht, richtet Mauern auf zwischen dem Bruder und dir - zwischen Jesus und dir. Liebe schenkt dir das Licht, verbindet dich mit dem Bruder und hält dich nahe bei Jesus. Hass oder Liebe? Licht oder Finsternis? Du hast die Wahl. Entscheide dich heute für das Licht!

Der Apostel Paulus sagt dies in seinem Brief an die Galater (6,10) so: "Last uns also nun, solange wir Zeit haben, allen gegenüber das Gute wirken, am meisten aber gegenüber den Hausgenossen des Glaubens"

MR,  Wfd