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Psalmen Walvoord
Psalmen Walvoord EINFÜHRUNG Von allen Büchern des AT schildern die
Psalmen am deutlichsten den Glauben des einzelnen an den Herrn. Die
Psalmen sind die inspirierten Antworten der Herzen der Menschen auf
Gottes Offenbarung seiner selbst im Gesetz, in der Geschichte und in
der Prophetie. Die Heiligen aller Zeitalter haben diese Sammlung von
Gebeten und Lobpreisungen in ihren Gottesdiensten und bei der
persönlichen Anbetung benutzt. Der Name des Buches Der deutsche Name "Psalmen" (oder
"Psalter") kommt von der griechischen Übersetzung des AT, der LXX
her. Im Codex Vaticanus (4. Jh. n. Chr.) wird der Name Psalmoi und
der Untertitel Biblos psalmNn ("Buch der Psalmen") gebraucht; im
Codex Alexandrinus (5. Jh.) erscheint der Name Psalterion . Das
griechische Wort psalmos , das eine Übersetzung des hebräischen
Wortes mizmNr darstellt, bedeutet Musik, die von Streichinstrumenten
begleitet wird. Unter dem Einfluß der LXX (Septuaginta) und des
Christentums bezeichnete das Wort psalmos ein "Loblied" ohne
Betonung auf der Begleitung durch Streichinstrumente (Christoph
Barth, Introduction to the Psalms , New York, Scribners and Sons,
1966, S. 1). Weil mizmNr in der Überschrift von 57 Psalmen gebraucht
wird, benutzten die griechischen Übersetzer die Übersetzung dieses
Wortes für die Überschrift der gesamten Sammlung. In der hebr. Bibel lautet der Titel des
Buches sEPer t+hillIm , "Buch des Lobpreises", was sich eher auf den
Inhalt als auf die Form bezieht. Dieser Titel paßt auf die Sammlung
der Hymnen, die für Israels Anbetung gebraucht wurden, denn die
meisten der Psalmen haben das Lob zum Inhalt. Claus Westermann zieht
in seiner Studie der verschiedenen Klagepsalmen den Schluß, daß er
keine Psalmen gefunden hat, die nicht über Bitte und Klage zum Lob
Gottes fortschreiten ( The Praise of God in the Psalms , S. 74). In
den Titeln findet man t+hillCh ("Lobpreis") nur einmal ( Ps 145 ),
aber der Begriff wird etwa 28mal im ganzen Buch
benutzt. T +hillIm könnte ein formaler Begriff für das Buch sein,
denn der übliche Plural von t+hillCh ist t+hillNT . Die Stellung im Kanon In der hebr. Bibel gehört das Buch der
Psalmen zum dritten Teil, den Schriften (nach dem Gesetz und den
Propheten). In den hebr. Manuskripten erscheinen die Psalmen
gewöhnlich am Anfang der Schriften. An diese Anordnung des biblischen Kanons
halten sich die deutschen Bibeln nicht, deren Anordnung auf den
griechischen und lateinischen Übersetzungen beruht. Hier scheinen
die Anordnung der Propheten und der Schriften thematisch und
chronologisch zu sein. Das Wesen der Psalmen 1. Religiöse lyrische Dichtung Die
Psalmen sind die umfangreichste Sammlung antiker lyrischer Poesie,
die noch existiert. Lyrische Dichtung drückt in unmittelbarer Art
und Weise die persönlichen Gefühle des Dichters aus. Als Teil des AT
ist diese Dichtung notwendigerweise auch religiöser Natur. Religiöse
lyrische Poesie ist der Ausdruck derjenigen Gefühlsregungen und
Empfindungen, die von dem Gedanken an Gott hervorgerufen und auf ihn
ausgerichtet werden (A.F. Kirkpatrick, The Book of Psalms , S. X). Viele Psalmen sprechen Gott mit ihren
poetischen Ausdrücken der Bitte und des Lobes unmittelbar an. Sie
spiegeln all die religiösen Empfindungen des Gläubigen wider - seine
Ängste, Zweifel und Tragödien wie auch seine Triumphe, Freuden und
Hoffnungen. Die Psalmisten haben vielfach ihre eigenen Erfahrungen
als Beispiele für die Bedürfnisse der Menschen und der Güte und
Gnade Gottes herangezogen. Der Gesang über frühere Errettungen in
leicht zu behaltender didaktischer Poesie vermittelte den Gläubigen
in den Stunden der Versuchung Hilfe und Trost und warnte vor
Unglauben und Ungehorsam. In dieser Hinsicht jubelten die Psalmisten
über das Gesetz Gottes, das ihnen Hilfe, Führung und Anleitung zum
Wohlergehen war. Mehrere Psalmen schließen auch Israels "Weisheit"
oder Lebensphilosophie mit ein. Diese Hymnen spiegeln die
moralischen Lehren der Sprüche und anderer Teile der
Weisheitsliteratur wider. Weil die Psalmen das "Gesangbuch" für den
Tempel bildeten, werden in ihnen häufig die Zeremonien des
Heiligtums gefeiert, und die Psalmisten frohlocken darin, daß sie
den Vorzug genießen, sich Gott an seinem heiligen Berg nähern zu
dürfen. Dieser Aspekt der Psalmen macht das Buch in Verbindung mit
der Entfaltung persönlicher religiöser Erlebnisse zum mächtigsten
und vollständigsten Ausdruck der Anbetung des alten Israel. Durch
die Form der lyrischen Poesie konnten sie nicht vergessen werden. Die Psalmen offenbaren, daß die
Israeliten ein stark religiöses Volk waren, das Gott mit einem stark
ausgeprägten Sinn für das Richtige und das Falsche verehrte. Sie
betrachteten sich als das Bundesvolk Gottes und traten der Bosheit
und dem Unglauben entgegen. Ihr tägliches Handeln, die Feiern des
Volkes und ihre militärischen Aktionen wurden in religiöser Hingabe
durchgeführt. Die Tatsache, daß die Gesänge diese Hingabe
widerspiegeln, macht sie nur um so verwendbarer für die Erbauung der
ganzen Glaubensgemeinschaft. 2. Die sinnträchtige Sprache Lyrische
Poesie unterscheidet sich von anderen literarischen Formen dadurch,
daß es sich in ihr um eine verdichtete Form der Predigt mit
absichtlich künstlerischen Elementen handelt. Die Verdichtung
geschieht durch den Gebrauch von Bildern, Symbolen, Figuren,
gefühlsmäßig bestimmten Worten und Worten mit mehrfacher Bedeutung.
Die Bilder, die in den Psalmen benutzt werden, sind oft auf die Erde
bezogen, denn die Israeliten waren zum großen Teil ein Volk von
Bauern und Hirten, die in ländlichen Gebieten inmitten der Natur
lebten. Es werden auch militärische Bilder gebraucht, weil sie
häufig in Kriege zur Eroberung des Landes und in Verteidigungskriege
gegen die Verwüstungen durch Reiche, die zu dieser Zeit zur
Züchtigung Gottes gehörten, verwickelt waren. Um die verwendeten
poetischen Ausdrücke vollständig zu verstehen, muß man die
kulturellen Erfahrungen des Volkes nachempfinden. Sinnträchtige Sprache, die in
prophetischer Rede gebraucht wird, ermöglicht den Psalmisten,
mehrere Dinge gleichzeitig auszudrücken. Weil die Wahrheit in
Wortgemälden ausgedrückt wird, ruft sie im Leser das Gefühl hervor,
das der Dichter hatte, als er die Zeilen schrieb. Sie erwecken im
Leser die gefühlsmäßige Bedeutung der Worte ebenso wie ihre
intellektuelle Bedeutung. Zum Beispiel konnte der Dichter die
Lebenskraft und die Standfestigkeit eines geistlichen Menschen mit
dem Bild eines am Wasser gepflanzten Baumes darstellen oder die
Angst des Mutlosen durch das Bild von schmelzendem Wachs oder die
verbalen Angriffe der Bösen durch die Symbolik von Schwertern und
Bögen. Also muß sich eine Auslegung der Psalmen über solche Bilder
im klaren sein, um sowohl die intellektuelle als auch die
gefühlsmäßige Bedeutung der Dichtung zu erkennen. Mit einem Wort,
die Psalmen müssen als religiöse lyrische Poesie behandelt werden. Verschiedene Überschriften werden
benutzt, um die verschiedenen Typen der Psalmen in diesem Buch zu
bezeichnen. MizmNr , mit "Psalmen" übersetzt, ist die Überschrift
von 57 Psalmen. Der Ausdruck stand für ein Lied, das von
Saiteninstrumenten begleitet wurde. "Lied" ist die Übersetzung von
s¯r und wird für 12 Psalmen gebraucht. Ein maRkIl ist möglicherweise
"ein besinnliches Gedicht". Dreizehn Psalmen tragen diese
Überschrift. Die Bezeichnung miKtAm steht am Beginn von sechs
Psalmen. Später meinte man, die Bedeutung davon sei "Epigramm" oder
"aufgeschriebenes Gedicht", was jedoch umstritten ist. Fünf Psalmen
werden mit "Gebete" ( t+PillCh ) überschrieben, und einer wird
"Lobpreis" ( t+hillCh , Ps 145 ) genannt. 3. Das Metrum Die Tatsache, daß die
Psalmen künstlerisch konstruiert sind, bedeutet, daß sie die
Komponenten der künstlichen Form in vollem Maße und mit großer
Häufigkeit entfalten, einschießlich von Mustern, der Gestaltung, der
Einheitlichkeit, der Ausgeglichenheit, der Harmonie und der
Vielfalt. Die Psalmisten waren geistvoll und schöpferisch; sie
hielten ihre künstlerische Leistung für ebenso wichtig wie den
Inhalt selbst. Die Grundlage der Poesie ist das Metrum.
Die hebräische Poesie hat zweifellos Metrum und Rhythmus, aber es
ist jetzt noch nicht möglich, das Metrum mit Sicherheit zu
bestimmen. Die meisten Kommentatoren begnügen sich damit, die Zahl
der betonten hebräischen Worte oder die Worteinheiten in einer Zeile
als Grundlage ihrer poetischen Analyse zu zählen. Weil nur wenige
Psalmen beständig einem metrischen Muster betonter Wörter folgen,
können die Versuche, den Text gemäß vorhergefaßter oder neuartiger
Vorstellungen über das Metrum zu rekonstruieren, nicht überzeugen. 4. Der Parallelismus Das vorherrschende
Kennzeichen der Struktur hebräischer Poesie ist die Wiederholung der
Bedeutung in parallelen Ausdrücken - dem sogenannten poetischen
Parallelismus. Der biblische poetische Vers hat normalerweise zwei
oder mehr dieser parallel aufgebauten Einheiten. Die Beziehung
zwischen den parallel aufgebauten Einheiten muß untersucht werden,
um die Bedeutung eines Verses als Ganzes zu bestimmen. Die folgenden
Kategorien der Parallelismen sind zum Standard geworden und können
benutzt werden, um die Beziehungen der Einheiten untereinander
auszudrücken (vgl. auch A. A. Anderson, The Book of Psalms , 1,40-2;
und James L. Kugel, The idea of Biblical Poetry: Parallelism and Its
History, New Haven, Conn., Yale University Press, 1981). Der synonyme Parallelismus beschreibt die
größte Ähnlichkeit zwischen den beiden folgenden Zeilen. Ein
Ausdruck oder eine gedankliche Einheit in dem einen Teil wird zu
einem entsprechenden Ausdruck oder einer gedanklichen Einheit in der
nächsten Zeile parallel gesetzt. In den folgenden Beispielen sind
die parallelen Elemente entsprechend der betonten Worte in den
hebräischen Versen aufgeteilt worden: "Und Israel / kam nach / Ägypten; // Jakob / war ein Fremder / im Lande Ham"
( Ps 105,23; Übers. des Autors). Der gegensätzliche Parallelismus hält die
parallelen Elemente durch den gedanklichen Gegensatz oder Kontrast
im Gleichgewicht: "Am Morgen / blüht es / und sproßt es; // am Abend / verwelkt es / und es verdorrt"
( Ps 90,6; Übers. des Autors). Der symbolische Parallelismus taucht dann
auf, wenn eine der parallelen Einheiten eine metaphorische
Aufklärung der anderen ist: "So wie sich ein Vater / über seine
Kinder / erbarmt; // so erbarmt sich / der Herr / über die,
die ihn fürchten" ( Ps 103,13; Übers. des Autors). Die Anordnung der Worte muß innerhalb des
Verses in den parallelen Ausdrücken nicht zwangsläufig dieselbe
sein. In der Tat wird die Anordnung der Worte manchmal umgekehrt, um
einen Chiasmus in der Poesie zu bilden. Darüber hinaus ist der
Parallelismus häufig unvollständig . Zwei Arten können unterschieden
werden: Der unvollständige Parallelismus mit
Ersatz bezieht sich auf einen Vers, in welchem nur einige der
Ausdrücke parallel stehen, selbst wenn beide Teile dieselbe Anzahl
Ausdrücke aufweisen: "Du wirst vertilgen / ihre Nachkommen /
vom Erdboden;// und ihre Kinder / aus den /
Menschenkindern" ( Ps 21,11; Übers. des Autors). Dieser Typus kann auch mit wiederholten
Ausdrücken in einem Stufenparallelismus erscheinen, der unter dem
Namen Klimaxparallelismus bekannt ist: "Gebt / dem Herrn, / o ihr Himmlischen,
// gebt / dem Herrn / Ehre und Stärke, // gebt / dem Herrn / die Ehre seines
Namens, // betet / den Herrn an / in heiliger
Pracht" ( Ps 29,1-2; Übers. des Autors). Der unvollständige Parallelismus ohne
Ersatz bezieht sich auf einen Vers, in dem eine der Zeilen weniger
Worte hat: "O HERR, / strafe mich nicht / in deinem
Zorn // oder züchtige mich nicht / in deinem
Grimm" ( Ps 6,2; Übers. des Autors). Wenn der zweite parallele Ausdruck ganz
aus dem Ersatz besteht (wenn er z. B. einfach den Gedanken des
ersten Satzteiles fortführt), wird der Parallelismus
als formal bezeichnet (und ist deshalb kein wirklicher
Parallelismus): "Ich habe eingesetzt / meinen König //
auf Zion, / meinem heiligen Berg" ( Ps 2,6 ). Einige empfinden es immer noch als
hilfreich, Lowths allgemeine Kategorie des "synthetischen
Parallelismus" statt des "unvollständigen Parallelismus" zu
gebrauchen. Im synthetischen Parallelismus entwickelt die zweite
Zeile den Gedanken der ersten Zeile weiter fort. Der Parallelismus beschreibt die
Beziehung der Ausdrücke innerhalb der Verse ( inwendiger
Parallelismus ); bisweilen spiegelt er auch die Beziehungen zwischen
den Versen wider ( äußerlicher Parallelismus ). 5. Die stilistische Gestaltung des
Textes Abgesehen von einigen wenigen Psalmen ist die Aufteilung der
Zeilen in Stanzen oder Strophen nicht üblich. Der Ps 119 ist dafür
vielleicht am bekanntesten, denn er ist in 22 Strophen zu je acht
Versen unterteilt. Einige wenige Psalmen haben zur Hervorhebung
ihrer strophischen Gestaltung einen Refrain (z. B. Ps 42,6.12; 43,5;
57,6.12; 80,4.8.20 ). Bestimmte Psalmen sind
als Akrostichon alphabetisch angeordnet, d. h., jeder Vers beginnt
mit einem anderen Buchstaben des hebräischen Alphabets in
fortlaufender Anordnung ( Ps 9-10 [diese beiden Psalmen bilden
zusammen ein Akrostichon]; Ps 25; 34; 37; 111 - 112; 145 ). Dieser
Stil wird ebenso in Ps 119 verwendet, in dem jeder der acht Verse in
jedem der 22 Abschnitte mit demselben Buchstaben beginnt. Neben
anderen Gründen ist diese Struktur auch eine Gedächtnishilfe
gewesen. 6. Musik und Melodie Im Lobpreis Israels
werden Musik und Musikinstrumente erwähnt. Zimbeln, Tamburine,
Blasinstrumente und Saiteninstrumente verschiedener Art werden
aufgezählt. Es wird daran deutlich, daß die musikalische Begleitung
im großen Umfang üblich gewesen sein muß. Zudem weisen viele Bemerkungen in den
Überschriften der Psalmen auf die Musik hin. An erster Stelle steht
der Ausdruck "an den Chorleiter" ( lam+nassEah ) in 55 Psalmen.
Obgleich es über diese Überschrift zahlreiche Spekulationen gibt,
beziehen sie sich möglicherweise auf den für die Tempelmusik
verantwortlichen obersten Musiker. Die so bezeichneten Psalmen
könnten eine Sammlung von Liedern umfaßt haben, die an den Tempel
für den Gottesdienst übergeben wurden. Der Ausdruck "Söhne Korach", der in den
Psalmen 42; 44-49; 84; 87-88 vorkommt, bezieht sich möglicherweise
auf die musikalischen Darsteller aus dieser Familie. Andernfalls
müßte man bei diesen Psalmen an eine mehrfache Autorschaft denken,
und eine doppelte Autorschaft wäre für Ps
88 erforderlich. Y +DUTUn ("Jedutun"; Ps 39;62;77 ) könnte sich auch
auf eine Vereinigung von Musikern beziehen, denn Jedutun war einer
der obersten Musiker bei David ( 1Chr 16,41 ). Andere Überschriften dienen ebenfalls dem
Hinweis auf die Musik. N +GInNT ( Ps 4; 6; 54-55; 67; 76 ) bedeutet
"mit Saiteninstrumenten". Ps 61 enthält das Wort n+GInaT (Sg.) "mit
einem Saiteninstrument". {+mInIT ( Ps 6;12 ) bedeutet vielleicht
"mit einer achtsaitigen Laute". N eHIlNT ( Ps 5 ) ist unklar, könnte
sich jedoch auf Flöten beziehen, die zum Ausdruck der Klage
gebraucht wurden. G ittIT ? ( Ps 8;81;84 ) ist ebenfalls schwierig
zu deuten; es könnte "Weingesang" oder "Instrumente aus Gat"
bedeuten. Z!AmNT ( Ps 46 ) bedeutet möglicherweise "Mädchen"; es
könnte auf ein von weiblichen Stimmen gesungenes Lied Bezug nehmen. S elCh , das sich in mehreren Psalmen
findet - nie jedoch zu Beginn eines Psalmes - könnte anzeigen, an
welcher Stelle der Anbeter seine Stimme zu "heben" hatte.
(Vielleicht ist S elCh mit sAlal , "heben, erheben", verwandt.)
S elCh kommt 71mal in den Psalmen vor, befand sich aber wohl nicht
ursprünglich im Text, sondern wurde später, wenn auch sehr früh,
hinzugefügt. Einige Psalmen enthalten auch Hinweise
zur Melodie. "Zur (Melodie der) Lilie/Lilien" findet sich in Ps
45;60;69 und 80; "Zur Hirschkuh des Morgens" (so wörtlich aus dem
Hebr. ) in Ps 22 und "Zur stillen Taube der Ferne" in der
Überschrift von Ps 56; "Zerstöre nicht" in den Psalmen 57 - 59 und
75. Die Bedeutung von Zl-mUT labbEn in Ps 9 ,von Zl-mAHXlaT in Ps
53 und von Zl-mAHXlaT l+annNT in Ps 88 ist umstritten und ungewiß. Diese Angaben in den Überschriften der
hebräischen Psalmen verweisen möglicherweise auf Melodien oder
liturgische Regeln. Autor und historische Anräposigaben In den Kommentaren wurde lange die
Übersetzung der aus einem Konsonant und einem Vokal bestehenden
Präposition lAmeD diskutiert, die traditionell als Hinweis auf den
Autor des jeweiligen Psalms verstanden wurde (z. B. l+=DAwiD = "von
David"). In neuerer Zeit sind kritische Stimmen laut geworden, wobei
nicht immer klar zu entscheiden ist, ob es wirklich um grammatische
und historische Einwände geht oder ob der Ausgangspunkt ist, daß man
die Autorschaft bestimmter Psalmen, vor allem davidischer Psalmen,
generell in Frage stellt. Das AT bezeugt, daß David ein
Liedersänger und der eigentliche Organisator der Zunft der
Tempelmusiker war ( 1Chr 15,3-28; 16,4-43; 23,1-5; 25; 2Sam
6,5; vgl. auch 1Chr 13,8 ). Die Tradition Israels beschreibt David
als Verfasser heiliger Lieder. Darüber hinaus kann die
Präposition lAmeD grammatisch durchaus die Autorschaft bezeichnen.
Sie kann "für", "zu", "von" usw. bedeuten. Ihr Gebrauch zur
Bezeichnung des Autors ist in nordwestlichen semitischen
Inschriften, in anderen semitischen Sprachen, wie etwa dem
Arabischen, und in anderen biblischen Texten (z. B. Hab 3,1 : "von
Habakuk") gut belegt. Auch wenn der Ausleger die Präposition anders
verstehen kann, gibt es doch genügend Beweise, um den Gebrauch zur
Bezeichnung der Autorschaft zu unterstützen. Allerdings muß jeder Psalm für sich
genommen und die Übersetzung der Präposition lAmeD immer mit dem
internen Befund des Psalmes verglichen werden, da sie so viele
verschiedene Bedeutungen hat. Die generell ablehnende Einstellung
gegenüber den Überschriften der Psalmen ist jedoch nur Teil der
generellen bibelkritischen Skepsis gegenüber dem Alter der Psalmen.
Viele bibelkritische Ausleger datieren viele Psalmen in die
nachexilische oder gar in die makkabäische Zeit. Die ugaritischen
Tafeln von Ras Schamra beweisen jedoch das Alter dieser Gattung der
Dichtkunst. Ausleger sollten daher die Überschriften der Psalmen
sehr sorgfältig untersuchen und ernst nehmen. Immerhin sahen auch
Christus und die Apostel sie als Zeugnis für die persönliche
Autorschaft der Psalmen an. Die Autorenangaben sind von großem
Interesse, wenn man sie zusammenstellt: Ps 90 von Mose; 73 Psalmen von David; Ps 50 und Ps 73-83 von Asaf; Ps 88 von Heman, dem Esrachiter (vgl. 1Kö
4,31 ); Ps 89 von Etan, dem Esrachiter; Ps 72 und Ps 127 von Salomo. Ps 59 (Asaf, Heman und Etan waren
levitische Musiker, 1Chr 15,17.19; vgl. 1Chr 6,39; 2Chr 5,12 ). steht mit 1Sam 19,11 in Verbindung; Ps 56 mit 1Sam 21,10-15; Ps 34 mit 1Sam 21,10-22,2; Ps 52 mit 1Sam 22,9; Ps 54 mit 1Sam 23,15-23; Ps 7 mit 1Sam 23,24-29 (was jedoch
umstritten ist); Ps 57 mit 1Sam 22,1-2 (bei Adullam) oder
mit 1Sam 24 (bei En-Gedi); Ps 142 zu denselben Stellen, da er
ebenfalls von Davids Aufenthalt in einer Höhle berichtet; Ps 60 mit 2Sam 8,8.13; 1Chr
18,9-12 ,möglicherweise als Zitat; Ps 18 mit 2Sam 22 ,wobei beide Texte fast
identisch sind; Ps 51 mit 2Sam 11-12; Ps 3 mit 2Sam 15-18; Ps 63 mit 2Sam 15,23 (nach einigen
Auslegern); Ps 30 mit 1Chr 21,1-22,1 (nach einigen
Auslegern). (Der Inhalt von Ps 30 legt nahe, daß David den Psalm zur
Tempelweihung schrieb, nachdem er sündigte, indem er das Volk
zählte, und nachdem er das Grundstück für den Tempel erworben
hatte.) Auch diese Angaben belegen, daß viele
Psalmen von David selbst geschrieben wurden. Viele der davidischen
Psalmen sind mit Ereignissen aus Davids Jugend verbunden. Die Entstehung der Psalmen Weil sich die Niederschrift der Psalmen
über solch eine lange Zeit erstreckte, muß es mehrere Etappen der
Sammlung gegeben haben. Davids Bestimmung der Musik zur Anbetung im
Tempel wurde bereits erwähnt. Ps 72,20 enthält die Bemerkung "Zu
Ende sind die Gebete Davids, des Sohnes Isais". Mehrere Psalmen
vor Ps 72 werden David nicht zugeschrieben, und 17 Psalmen danach
stammen von ihm. So bezieht sich diese Anmerkung möglicherweise auf
eine frühere Psalmensammlung. Auch andere Könige haben in ihren
Reformen für die Musikzünfte und Tempelmusiker eine Organisation
geschaffen. Salomo ordnete Tempelgesang an ( 2Chr 5,11-14; 7,6;
9,11; Pred 2,8 ), ebenso wie Joschafat ( 2Chr 20,21-22 ) und Jojada
( 2Chr 23,18 ). Bei Hiskias Reformen wurden die Musikzünfte wieder
ins Leben gerufen ( 2Chr 29,25-28.30; 30,21; 31,2 ). Hiskia wies die
Leviten an, mit den Worten Davids und Asafs Lobgesänge zu singen
( 2Chr 29,30 ). Später setzte Josia die Tempelmusik und die
Musikzünfte wieder ein ( 2Chr 35,15.25 ). Die Psalter entstanden also allmählich,
und sie wurden häufig überarbeitet und neu strukturiert. Die erste
Etappe war die Niederschrift der persönlichen Psalmen, von denen
einige zur Anbetung gesammelt wurden. Nicht alle alten hebräischen
Psalmen sind in dieses Buch gelangt. Die Gesänge Moses ( 2Mo
15,1-18; 5Mo 32,1-43 ), Mirjams ( 2Mo 15,21 ), Deboras ( Ri 5 ),
Jonas ( Jon 2 ) und sogar einige der Lieder Davids ( 2Sam 1 ) sind
nicht aufgenommen worden, zum Teil, weil sie bereits schriftlich
vorlagen. Zur Zeit Davids schrieben auch die Leviten Psalmen für den
Tempeldienst ( 1Chr 16,4 ). Die Sammlung der Psalmen war die nächste
Stufe. Möglicherweise waren einige der Gesänge Davids, wie auch
Asafs Gesänge, gesammelt worden. Andere Sammlungen, wie die
"Stufenlieder" oder Pilgerlieder ( Ps 120-134 ), sind wohl auch
gesammelt worden. Diese kleineren Sammlungen wurden dann
wohl in die Bücher eingefügt, die heute existieren. Buch I besteht
aus den Psalmen Ps 1-41 , Buch II umfaßt die Ps 42-72 , Buch III
besteht aus Ps 73-89 ,Buch IV aus den Ps 90-106 , und Buch V umfaßt
die Ps 107-150 . Jeder Abschnitt schließt mit einem Lobgesang, und
der gesamte Psalter schließt mit Ps 150 mit einem großen Lobgesang.
Das früheste Zeugnis für diese fünffache Unterteilung findet sich in
den Qumranschriftrollen (die in der Nähe des Toten Meeres gefunden
wurden), die bald nach dem Beginn des christlichen Zeitalters
vervielfältigt wurden. Die abschließende Stufe der Gestaltung
des Psalters wurde mit der Arbeit des letzten Überarbeiters
erreicht. Die gegenwärtige Anordnung zeigt Merkmale dieses
Einflusses. Also waren zur Zeit des Abschlusses des
alttestamentlichen Kanons die Sammlungen von Liedern und Psalmen in
ihrer gegenwärtigen Form vereinigt worden. Der Text der Psalmen In den Manuskripten der Psalmen
existieren zumindest drei Texttypen. Die hebräische Bibel, d. h. der
Masoretische Text (MT), stellt mit Sicherheit den zuverlässigsten
Text dar. Die Manuskripte dieser Familie bewahrten die besten
Lesarten, auch wenn sie bisweilen archaisch, selten oder schwierig
waren. Diese Bewahrung weist auf die hohe Achtung der Schreiber hin,
die sie dem Text entgegenbrachten, den sie empfangen hatten. Dennoch
haben sich Übersetzer und Kommentatoren gelegentlich die Freiheit
genommen, in dem Bemühen, etliche der Schwierigkeiten zu lösen, den
Text zu verbessern. Die vorgeschlagenen Änderungen müssen jedoch mit
aller Sorgfalt abgewogen werden. In dem Text der griechischen Septuaginta
(LXX) basieren die Psalmen auf einer minderwertigeren Texttradition
als der Masoretische Text. Wo das Hebräische knapp oder schwierig
formuliert und die griechischen Übersetzer ihre Schwierigkeiten
hatten, haben sie häufig den Text in ihrer Wiedergabe geglättet. Die Numerierung der Psalmen im
Griechischen unterscheidet sich vom hebräischen Text. Das ist für
den Vergleich mit römisch-katholischen Kommentaren oder mit den
lateinischen oder griechischen Texten selbst von Bedeutung. Die
folgende Übersicht verdeutlich das: MTLXX Ps 1-8Ps 1-8Ps 9-10Ps 9Ps 11-113Ps
10-112Ps 114-115Ps 113Ps 116,1-9Ps 114Ps 116,10-19Ps 115Ps 117-146Ps
116-145Ps 147,1-11Ps 146Ps 147,12-20Ps 147Ps 148-150Ps
148-150Darüber hinaus schließen die griechischen und die deutschen
Versionen nicht die Überschriften als Teil der Numerierung der Verse
mit ein, wie es der hebräische Text tut. Deshalb sind häufig die
Versnumerierungen im hebräischen Text (und den Verweisen in Büchern,
die sich auf den hebräischen Text beziehen) um die Zahl eins höher. Ein dritter Typus wird uns in den
Psalmenschriftrollen des Toten Meeres bezeugt. Auch dieser Text ist
dem Masoretischen Text unterlegen. Das Studium der Psalmen Über die Jahrhunderte hinweg sind die
Psalmen immer wieder mit bestimmten überwiegenden Methoden ausgelegt
worden. Die meisten konservativen Ausleger vertrauen den alten, aber
verläßlichen historischen Kommentaren, von denen einige im letzten
Jahrhundert entstanden sind. Die Kommentare von J. A. Alexander,
Franz Delitzsch, Alexander Maclaren und J. J. S. Perowne vermitteln
historische und grammatische Auslegungen des Textes. Die literarisch-analytische Methode des
Schriftstudiums wendet C. A. Briggs in seinem Kommentar an. Aufgrund
der theologischen Vorstellungen, der poetischen Struktur und der
Philologie in den Psalmen geht er irrtümlicherweise davon aus, daß
der größte Teil der Psalmen in der Makkabäerzeit geschrieben wurde
(ca. 150 v. Chr.). Eine gewinnbringendere Reihe von Studien
hatte ihren Ursprung in der formalkritischen Methode. Hermann Gunkel
war mit seiner Einleitung in die Psalmen (Introduction to the
Psalms, übers. von Thomas Horner, Philadelphia, Fortress Press,
1967) der Pionier dieser Methode. Man ging hierbei davon aus, daß
die Psalmen bei rituellen Handlungen im Rahmen der Anbetung Gottes
durch Israel gesungen wurden. 1Sam 1,24- 1Sam 2,10 und 1Chr
16,1-37 geben von dieser Verwendung der Psalmengesänge Zeugnis. Die
Aufgabe war also nun, das Umfeld der Entstehung eines jeden Psalmes
zu bestimmen. Von seiten der Kritiker wurde
festgestellt, daß die Psalmen, die derselben rituellen Handlung im
Tempel entsprangen, Ähnlichkeiten hinsichtlich des Vokabulars, der
Vorstellungswelt, der Stimmungen und der Ausdrücke aufwiesen. Indem
diese ähnlichen Charakterzüge miteinander verglichen wurden, konnten
verschiedene Typen innerhalb der Psalmen unterschieden werden. Mit dieser Methode konnte man
verschiedene Kategorien für die Psalmen erkennen. Sie beinhalten
persönliche Klagen, Klagen des Volkes, Danksagungen einzelner und
Hymnen. Hinzu kommen königliche Psalmen, Pilgerpsalmen,
Siegespsalmen, Zionsgesänge, Gesänge zur Einsetzung eines
Herrschers, tNrCh -(Gesetzes-)Psalmen und Weisheitspsalmen. Viele Formkritiker gaben vor, die
Entwicklungsgeschichte dieser Gruppen nachvollziehen zu können. Als
Ergebnis davon wurden die meisten Psalmen als Texte der Priester für
liturgische Zwecke zugeschrieben und nicht als Gedichte einzelner
Heiliger betrachtet, die ihre Erfahrungen mit Gott niedergeschrieben
haben. Dieses Bemühen der Formkritik hat viele Ausleger dazu
gebracht, die gesamte Methode zu verwerfen. Die folgende Einteilung der Psalmenarten
wurde mit großem Gewinn benutzt, um die Psalmen zu verstehen: 1. Persönliche Klagen : Diese Psalmen
stimmen grob mit den Gebeten um Hilfe aus der Not überein. Sie
bestehen aus den folgenden Teilen: a. Einleitender Schrei zu Gott: Der
Psalmist wandte sich unmittelbar zu Gott und schüttete sein Herz in
einer kurzen Rede aus, was häufig eine Zusammenfassung der
Ausrichtung des Psalmes darstellt. b. Klage: Der Psalmist verlieh dann
seinem beklagenswerten Zustand voll und ganz Ausdruck. Er beschrieb
sein Problem und das, was seine Feinde getan hatten, in welcher Not
er sich befand und was Gott getan hatte oder auch nicht getan hatte. c. Bekenntnis des Vertrauens: Der
Psalmist wandte sich von seiner Klage ab und erklärte sein volles
Vertrauen in den Herrn. Einige dieser Abschnitte wurden zu ganzen
Psalmen des Vertrauens und sich Verlassens auf Gott ausgedehnt. d. Bitte: Dann bat der Psalmist Gott, für
ihn einzutreten und ihn zu retten. e. Das Versprechen, Gott zu preisen oder
der Ausdruck des Lobes: Der Psalmist schloß seine Klage mit dem
Ausdruck seines Lobpreises Gottes für die Antwort auf sein Gebet ab.
Weil dieser Abschnitt ein Teil des Gebetes zur Erlösung aus der Not
ist, wurde es als Gelübde beschrieben - es ist das, was er in der
Mitte der Versammlung sagen wird, wenn der Herr sein Gebet
beantwortet hat. Mit der Sicherheit, daß der Herr antworten würde,
begann der Lobpreis noch im Gebet. Claus Westermann nimmt an, daß
inmitten des Gebetes des Psalmisten Gott gehört und sich dem
Psalmisten zugeneigt hatte ( The Praise of God in the Psalms, S.
79). Die plötzliche Sicherheit der Antwort führte den Psalmisten
dazu, dem Lob umfassend Ausdruck zu verleihen. 2. Klagen des Volkes : Diese Psalmen
haben denselben Aufbau wie die Klagen der einzelnen, aber sie sind
gewöhnlich kürzer. Sie beinhalten eine einleitende Rede und Bitte,
eine Klage, ein Bekenntnis des Vertrauens, eine Bitte und ein
Gelöbnis zum Lobpreis. In jedem dieser Psalmen sah sich das Volk
Schwierigkeiten gegenüber, und gemeinsam nahte sich das Volk mit
seiner Klage zu Gott. 3. Dankpsalmen : Diese Psalmen, auch
Psalmen des verkündigenden Lobpreises genannt, haben einen anderen
Aufbau. Sie beinhalten fünf Charakteristika: a. Verkündigung des Lobpreises Gottes:
Der Psalmist begann üblicherweise mit einer Aussage wie "Ich will
lobsingen", denn durch den Psalm teilte er anderen mit, was Gott für
ihn getan hatte. b. Einleitende Zusammenfassung: Der
Psalmist stellte oft in Kürze fest, was Gott getan hatte. c. Bericht über die Errettung: Der
Psalmist berichtete dann im Detail seine Errettung. Normalerweise
erläuterte er, daß er zum Herrn geschrien hatte und der Herr ihn
erhört und errettet hatte. d. Erneutes Versprechen des Lobpreises:
Der Psalmist gab Gott hier wirklich den Lobpreis, den er versprochen
hatte. e. Lobpreis oder Anweisung zum Lob: Der
Psalmist schloß mit einem unmittelbaren Lobpreis Gottes, oder er
fügte einen ausführlichen Abschnitt mit Anweisungen zum Lobpreis für
andere an. Beispiele für Dankpsalmen oder Psalmen
des verkündigenden Lobpreises sind Ps 21;30;32;34;40 und Ps 66 . 4. Psalmen des verkündigenden Lobpreises
(Hymnen) : Diese Psalmen sprechen nicht vorwiegend von einer
persönlichen Errettung, sondern sie sind ein unmittelbarer Lobpreis
Gottes. Diese Psalmen haben einen nur geringfügig anderen Aufbau: a. Aufruf zum Lobpreis: Der Psalmist lud
andere ein, den Herrn zu preisen. b. Der Anlaß des Lobpreises: Der Psalmist
übermittelte die Gründe für den Lobpreis. Dieser Abschnitt
beinhaltete üblicherweise eine Zusammenfassung und daraufhin eine
umfassende Darlegung der Gründe für den Lobpreis. Dieser Grund war
normalerweise die Größe Gottes und seine Gnade, was in besonderer
Weise erläutert wurde. c. Schluß: Der Psalmist schloß das Lied
mit einer erneuten Ermahnung zum Lobpreis des Herrn. Beispiele für die Psalmen des
verkündigenden Lobpreises sind Ps 33;36;105;111;113;117 und Ps 135 . Andere Arten von Psalmen werden im
Verlauf des Kommentars erläutert. Die wichtigsten Arten darunter
sind die Weisheitspsalmen, die Wallfahrtspsalmen, königliche Psalmen
und die Psalmen zur Einsetzung des Herrschers. Die Weisheitspsalmen
stehen von ihren Motiven her in enger Beziehung zur
Weisheitsliteratur des AT (z. B. den Sprüchen). Unter den
Charakteristika, die sich in ihnen finden lassen könnten, sind die
"lieber"-Worte ( Ps 119,72 ), die Zahlen-Worte ( Ps 62,11-12 a), die
Ermahnungen an die "Kinder" ( Ps 34,12 ), Segnungsformeln ( Ps
1,1 ), Betonungen des Gesetzes ( Ps 119 ) und des Gegensatzes
zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen ( Ps 1,6.49 ). Die Ps 120-134 hat man Wallfahrtslieder
genannt. Sie haben alle die Überschrift "Ein Wallfahrtslied". Man
hat zwar diese Anordnung der Überschriften auf vielfältige Weise zu
deuten versucht, aber wahrscheinlich beziehen sie sich auf Israels
"Hinaufziehen" nach Jerusalem für die drei Feste (vgl. 1Sam 1,3; Ps
122,4; Jes 30,29; vgl. auch 2Mo 23,17; Ps 42,4 ). Der Inhalt vieler
dieser Psalmen paßt gut auf eine Reise nach Jerusalem. Psalmen, in denen der gesalbte König im
Vordergrund steht, werden Königspsalmen genannt. Der Text nimmt auf
einen Höhepunkt in der Laufbahn des Monarchen Bezug, so z. B. auf
seine Krönung ( Ps 2 ), seine Eheschließung ( Ps 45 ) oder darauf,
daß er in den Krieg zog ( Ps 20;144 ). Der Davidsbund wird in Ps
89 in Poesie gekleidet. Ps 110 berichtet von dem zu erwartenden
Kommen des Königs im Sieg, und Ps 72 schildert seine ruhmvolle
Herrschaft. Zur Beziehung dieser Psalmen zu dem König, dem Messias,
vgl. den Kommentar zu diesen Psalmen. Die Inthronisierungspsalmen werden durch
die Ausdrücke "der Herr ist König" ( Ps 93;96-97;99 ); der Herr ist
"ein großer König" ( Ps 47;95 ) und der Herr "kommt zum Gericht"
( Ps 98 ) gekennzeichnet. Die Kommentatoren legen diese Ausdrücke
verschieden aus. Manche sind der Ansicht, daß diese Psalmen auf ein
jährlich abgehaltenes Fest Bezug nehmen, mit dem die Herrschaft des
Herrn über die Erde gefeiert wurde. Es existiert jedoch kein
letztendlicher Beweis dafür, daß ein solches "Inthronisierungsfest"
jemals veranstaltet wurde. Von anderer Seite wurden diese Ausdrücke
so verstanden, daß sie sich auf die Herrschaft Gottes über Israel
bezogen. Das würde zwar zu Ps 99 passen, aber dem Inhalt der anderen
Psalmen nicht gerecht werden. Man hat darin auch den Ausdruck von
Gottes universeller Herrschaft sehen wollen (Alva J. McClain, The
Greatness of the Kingdom . Grand Rapids, Zondervan Publishing House,
1959, S. 22). Ps 93 könnte man vielleicht in dieser Weise verstehen. Auch wenn die Inthronisierungspsalmen
sicher auch die Herrschaft Gottes beschreiben, liegt ihre
eigentliche Bedeutung in dem Hinweis auf das messianische Königtum.
Die Sprache dieser Psalmen, die häufig an die Erscheinung Gottes am
Sinai erinnert, ähnelt den Prophezeiungen auf das kommende
messianische Königreich. So findet sich der Ausdruck "Gott ist
König" auch in Jes 52,7 ,wo er sich auf die zukünftige Herrschaft
des leidenden Gottesknechtes bezieht. Die Beschäftigung mit den
Inthronisierungspsalmen hat viele moderne Wissenschaftler dazu
geführt, einen "kultischen" Zugang zu den Psalmen zu suchen. Diese
Annäherung ist eine Entwicklung der formkritischen Methode; sie
behauptet, daß die jährlichen Herbstfeste das Zentrum der Anbetung
bzw. des "Kultes" von Israel seien. Einer, der diese Ansicht
vertritt, ist Sigmund Mowinckel ( The Psalms of Israel's Worship ). Er stellt die These auf, daß Israel jeden
Herbst ein Fest abhielt, bei welchem der Herr im Tempel
inthronisiert wurde, wobei Gottes Herrschaft über das Universum für
ein weiteres Jahr garantiert wurde. Mowinckel erschließt sein
Beweismaterial unter biblischer Bezugnahme auf Gottes Herrschaft
oder Richteramt ( Ps 47;93;95-99 ), auf Gottes Sieg über die Natur
und auf Menschen, die ein Fest aus fröhlicher Erwartung der
Herrschaft Gottes begehen. Das Material ist nur skizzenhaft, deshalb
stützt er die These durch ähnliche Feste der Nationen der Umgebung
des alten Nahen Osten, vor allem Babylon mit seinem Akitu -Fest. Andere haben das Fest unterschiedlich
interpretiert. Artur Weiser ( The Psalms: A Commentary ) meint, daß
ein Herbstfest ein Zentrum der Inthronisationspsalmen sei, legt aber
nahe, daß es eher eine Erneuerung des Bundes sei als eine
tatsächliche Inthronisation des Herrn. Er führt dazu Ähnlichkeiten
mit Josua 24 auf. Hans-Joachim Kraus ( Worship in Israel .
Richmond, Va.: John Knox Press, 1966) vertritt ein umfassenderes
Bild des Herbstfestes. Er sieht das Fest als Erinnerung an den
Exodus und die langen Wanderungen, als eine Feier zur
Bundeserneuerung und eine Tradition aus kanaanitischen Vorstellungen
von Königtum, die sich aus der Regentschaft Davids und Salomos
ergaben, an. Wenn solch ein Herbstfest tatsächlich
existierte und den Schlüssel zu den gesamten Psalmen bildete, dann
ist es verwunderlich, daß dies nirgends in der Schrift erwähnt wird.
Möglicherweise wurden manche Psalmen in Verbindung mit Herbstfesten
benutzt. Aber es wäre ungewöhnlich, daß die Mehrheit der Psalmen ein
Teil eines Festes gewesen sein sollten, das nach heidnischen,
mythologischen Ideen gestaltet war. Diese Ansicht wurde auch auf der
Basis des Materials über Feste im alten Nahen Osten kritisiert (vgl.
Kenneth A. Kitchen, Ancient Orient and Old Testament . Downers
Grove, Ill.: Intervarsity Press, 1966, S. 102). Diese Art von Herangehen an die Auslegung
der Psalmen hat jedoch eine nötige Hervorhebung geliefert. Viele Psalmen waren möglicherweise eng
mit Zeremonien und dem Gottesdienst in der Stiftshütte Davids
und/oder dem Tempel Salomos verbunden. Dieser Hintergrund der
Anbetung Gottes in der Stiftshütte und im Tempel muß bei der
Auslegung berücksichtigt werden. Über die zahlreichen Verweise auf die
Anbetung Gottes und die Tempelzeremonien innerhalb der Psalmen
hinaus werden in den Überschriften Hinweise auf die Liturgie
gegeben. Ps 30 ist mit den Worten überschrieben "Zur Einweihung des
Tempels", Ps 92 ist "für den Sabbattag" entworfen, und Ps 100 ist
ein Psalm, der beim Erntedankopfer ( 3Mo 7 ) Verwendung fand. "Eine
Bitte" (wörtl. "um in Erinnerung zu rufen") ist die Überschrift
von Ps 38 und Ps 70 , die offensichtlich dazu gedacht war, den Herrn
an den Bittenden zu erinnern. Die Bedeutung von SiggAyNn in Ps 7 ist
unklar. Die Überschrift "Ein Stufenlied" ( Ps 120-134 ) könnte hier
hinzugefügt werden. Diese Lieder wurden unterwegs oder bei den
großen Festen in Jerusalem gesungen. Der religiöse Kalender Israels (vgl. die
Übersicht "Kalender in Israel" zu 2Mo 12 ) ist zum Verständnis des
Hintergrundes einiger dieser Psalmen von Bedeutung. Die drei großen
jährlich abgehaltenen Feste werden in 2Mo 23,14-19 und 3Mo
23,4-44 erörtert. Zum Passafest und zum Fest der ungesäuerten Brote
im Frühjahr, zum Wochenfest bzw. Pfingsten (auch Fest der
Erstlingsfrucht genannt) im Frühsommer und zum Versöhnungstag und
zum Laubhüttenfest im Herbst sollte das Volk nach Jerusalem ziehen
und Gottes Freigebigkeit in der Ernte feiern. Bei diesen
Versammlungen wurde das Volk in die Tempelzeremonien und in den
Lobpreis der Psalmen mit einbezogen. Die Psalmen nehmen häufig auf
Musikinstrumente, auf Gesang und auf Händeklatschen bei den
religiösen Handlungen Bezug. Ps 5,7 spricht vom Betreten des Hauses
Gottes, um anzubeten. ( Ps 68,25-28 bezieht sich auf die Prozession
zum Heiligtum in Begleitung der Sänger; vgl. Ps 42,5 .) Ps
122,1 spricht von der Freude bei der Wallfahrt zum Tempel. Bei zahlreichen Gelegenheiten betete
Israel im Tempel an. Sabbattage, Neumonde, Sabbatjahre und besondere
Jubeljahre gaben Gelegenheit, Gott im Heiligtum zu loben. In gleicher Weise konnten die von selbst
kommen, die Gott anbeten wollten. Freiwillige Opfer konnten als
Ausdruck des Dankes ( tNDCh ; vgl. 3Mo 7,12-18; Ps 50,14-15 ), für
die Antwort auf ein Gebet ( 1Sam 2,1-10 ), zur Reinigung von
ritueller Unreinheit oder Krankheit ( 3Mo 13-15 ), zur
Rechtfertigung in Gesetzeskonflikten, zur Sühnung von Sünde ( Ps
51,15-19 ) oder als besondere Gelübde dargebracht werden. Bei
derartigen Gelegenheiten brachte derjenige, der Gott anbeten wollte,
sein Opfer dar, damit die Anwesenden daran teilhaben konnten, und er
sprach sein Lob (möglicherweise in Form eines verkündigenden
Lobpreispsalms) zur Bereicherung der Versammlung aus. Es besteht kein Zweifel darüber, daß die
Gebete in den Psalmen darüber hinaus von denen vielfach benutzt
wurden, die kamen, um um Vergebung, Heilung, Schutz, Errettung und
Beistand zu bitten, so wie es durch die ganze Kirchengeschichte
hindurch geschehen ist. Also wurden die Psalmen entweder einzeln
oder in der Gemeinschaft häufig gesungen oder in der Nähe des
Heiligtums gesprochen. Ihre Botschaften und wie sie gebraucht wurden
geben den Gläubigen auch heute noch Anweisungen, wie die folgende
Auslegung zu zeigen versucht. Die Gebete der Psalmisten zeigen das
große Vertrauen in den Herrn, so daß sie sich häufig dem Lobpreis
zuwandten, bevor die Antwort tatsächlich eintraf. Eine genaue
Untersuchung der Psalmen zeigt, wie solches Vertrauen zustande kam.
Hinzu kommt, daß der Lobpreis der Psalmisten deutlich macht, wie sie
ganz echt und unmittelbar Gottes Wohltaten genossen. Von Gott etwas
zu empfangen, und ihn nicht zu preisen, ist Sünde. Die Darlegung der
Wohltaten Gottes war der abschließende Teil des Vorgangs. So
erfreuten sich die Psalmisten an Gott, denn der Mensch redet
natürlicherweise von dem, über das er sich freut (C. S.
Lewis: Reflections in the Psalms . New York: Harcourt, Brace and
World, 1958). Wenn also die Schriften die Gläubigen dazu aufrufen,
Gott zu preisen, dann rufen sie sie dazu auf, sich an Gott und
seiner Güte zu erfreuen. Wenn Gott einen Menschen segnet, so soll
die Versammlung daran teilhaben, so daß sie alle in den Lobpreis
einstimmen können und sich an Gott und seinen Wohltaten erfreuen. In Israel bedeutete das normalerweise, am
Opfermahl desjenigen teilzunehmen, der zur Anbetung und zum Lobpreis
Gottes gekommen war. Sein Opfer, ein Zeichen der Freigebigkeit, ging
mit seinem Lobpreis Hand in Hand. Das Volk erfreute sich an seinem
Gott und wurde dadurch angeleitet, zu ihm zu beten und ihn noch mehr
zu preisen. Die Theologie der Psalmen Weil die Psalmen eine solche Bandbreite
religiöser Themen aufgreifen, ist es schwierig, eine besondere
Theologie in der Sammlung festzustellen. In der Tat tauchen hier
beinahe alle theologischen Konzepte des AT auf. Dennoch kehrt ein
vorherrschender Schwerpunkt immer wieder. Die Psalmisten setzten den
Glauben voraus oder drückten ihn aus, daß der Herr, der souverän
über das Universum regiert, seine gerechte Herrschaft über die Erde
mit und durch sein Volk errichten wird. Wenn sie sich dem Widerstand
der Gottlosen gegenüber sahen oder unter körperlichen Schwächen
litten, beteten sie für die Verwirklichung der Herrschaft Gottes in
ihrem Leben und vertrauten darauf, daß der Richter der ganzen Erde
Rechtfertigung bringen würde. Wenn die Gerechtigkeit triumphierte,
priesen sie Gott für den Sieg seiner gerechten Sache unter den
Menschen. Die Teilhabe der Psalmisten an der
Anbetung Gottes und ihre Wertschätzung des Gesetzes bewies ihr
Vertrauen in Gottes Herrschaft. Gelegentlich blickten sie über ihre
Erfahrungen hinaus auf die tatsächliche Herrschaft der Gerechtigkeit
auf der Erde in dem Kommen des Messias. Wie klar ihr Verständnis für
die Einzelheiten der Offenbarung Gottes war, ist unmöglich
festzustellen. Es liegt aber auf der Hand, daß sie voller Vertrauen
von Gott erwarteten, daß er die Dinge ins Lot bringe. Die Psalmisten zögerten nicht, ihre Treue
zu Gott und seinem Bund zu bekennen. Sie traten für die
Gerechtigkeit ein, und die Psalmen enthalten häufig auch
Verwünschungen und Flüche. Sie beteten, daß Gott den Arm der
Gottlosen vernichten ( Ps 10,15 ), ihre Zähne zerbrechen ( Ps 58,8 )
und seinen Zorn gegen sie kehren solle ( Ps 69,23-29 ). Die
Psalmisten kämpften mit für die Herrschaft Gottes. So waren diese
Ausdrücke kein Anzeichen persönlicher Rache. Die Psalmisten
beklagten sich in der Tat, daß ihre Freundlichkeit gegenüber diesen
Menschen durch Betrug verraten worden war ( Ps 109,4-5 ). Ihre
Gebete vermitteln ihre Sehnsucht, daß die Sache Gottes doch auf der
Erde gerechtfertigt und die Sünde gerichtet werden möge, was Gott
schließlich auch tun würde. Selbstverständlich hat der
neutestamentliche Gläubige aufgrund seines Verständnisses der ganzen
Offenbarung Gottes ein anderes Gebetsleben. Dennoch ist das Gebet
für die Erfüllung des Willen Gottes oder für das baldige Kommen
Christi zugleich ein Gebet für die Rechtfertigung der Gerechten und
für das Gericht über die Gottlosen. Die Psalmisten verabscheuten auch die
heidnischen Weltanschauungen und Bräuche, von denen sie wußten, daß
sie den Glauben des Volkes bedrohten. Zahlreiche Gesichtspunkte
eines fremden polytheistischen Glaubens werden in scharfem Ton
angegriffen (allerdings weniger scharf als in den Reden der
Propheten). Diese polemischen Aussagen können bisweilen ein
beiläufiger Hinweis sein (so wie die Beschreibung des Herrn als dem
Einen, "der auf den Wolken fährt"; Ps 68,5 ,und dies eben anstatt
des kanaanitischen Gottes Baal tut, der in ähnlicher Weise
beschrieben wurde). Ein anderes Mal bilden die polemischen Aussagen
die Grundlage des gesamten Psalmes (so wie bei Ps 29 ,der dem Herrn
anstelle der kanaanitischen Sturmgottheit Baal einen Sturm im
kanaanitischen Gebiet zuschreibt). Manche Fachleute behaupten, daß diese
Verweise Anleihen bei den Mythologien der semitischen Welt sind.
Obwohl jedoch die Israeliten einen ähnlichen Wortschatz und eine
ähnliche Bildersprache wie ihre Nachbarn besaßen, beweisen diese
polemischen Teile der Psalmen eine scharfe geistliche Trennung der
beiden Wege. Die Tatsache, daß viele Israeliten anderen Göttern
nachliefen, machte diese polemischen Aussagen noch notwendiger. Wenn
die Wahrheit von Generation zu Generation bewahrt und
weiterüberliefert werden sollte, mußten falsche und verderbliche
Glaubensvorstellungen zerstört werden. Daher muß sich derjenige, der
die Psalmen studieren will, der polytheistischen Bedrohungen des
israelitischen Glaubens sowie auch der Auseinandersetzung in der
Geschichte, die diese Bedrohungen den Gerechten brachten, bewußt
sein. Die Auseinandersetzung mit den bösen
Kräften, seien es heidnische Glaubensvorstellungen oder abgefallene
Israeliten, zwangen die echten Gläubigen, für den Glauben energisch
zu kämpfen und ihre Rechtschaffenheit und ihre Treue offen zu
bekennen und auf die Errettung Gottes zu hoffen. Die Psalmisten
blickten in diesem Leben auf diese Erlösung hin. Man könnte
vielleicht erwarten, daß die Psalmisten mit all ihrer Verfolgung,
ihrem Leiden und ihrem Kummer an diesem Leben verzweifelt waren und
auf die Befreiung im kommenden Leben hinblickten. Das ist jedoch
nicht der Fall. Sie spürten, daß der Tod ihrem Dienst und ihrem Lob
Gottes ein Ende setzen würde. Es war vielmehr dieses Leben, in dem
man Gottes treue Liebe, seine Treue und Gerechtigkeit erfahren
konnte ( Ps 6,6; 30,10; 88,5-6.11-13; 115,17 ). Wir finden nirgends in den Psalmen den
deutlichen, unzweideutigen Ausdruck der Hoffnung auf die
Auferstehung, d. h. eine Äußerung, wie sie etwa in den Propheten zu
finden ist ( Jes 26,19; Hes 37,1-14; Dan 12,2 ). Aber verschiedene
Passagen in den Psalmen lassen die Hoffnung auf immerwährende
Gemeinschaft mit Gott nach diesem Leben hindurchscheinen ( Ps 16-17;
49; 73 ). Allerdings werden die in diesen Abschnitten benutzten
Ausdrücke an anderer Stelle für zeitlich beschränkte, irdische
Erfahrungen gebraucht. Zum Beispiel benutzten die Psalmisten den
hebräischen Begriff S+?Nl (Scheol), um den Bereich der verstorbenen
Geister zu bezeichnen, aber auch, um das Grab und (bildhaft)
besondere Gefahr zu beschreiben. Ps 49,16 drückt die Hoffnung auf
Errettung aus dem Scheol und auf das Eintreten in die Gegenwart
Gottes aus. Für die Psalmisten könnte dies die "Hoffnung auf
Herrlichkeit" bedeutet haben, aber es könnte auch die zeitliche
Errettung und die Fortsetzung des Dienstes bedeuten, denn Ps
30,4 erwähnt auch eine Errettung aus dem Scheol, die David erfahren
hatte. A. F. Kirkpatrick bemerkt, wie leicht
sich diese Abschnitte an eine Hoffnung auf ein zukünftiges Leben
angleichen lassen, wie sie die spätere biblische Offenbarung
deutlich macht. "Fraglos enthalten diese Psalmen ( Ps 16-17;49;73 )
den Keim und das Prinzip des Dogmas des ewigen Lebens. Es war dem
Geist gegenwärtig, der seine Autoren inspirierte. Die enge
Gemeinschaft mit Gott, von dem sie als dem höchsten Gut des Menschen
und der größten Glückseligkeit sprechen, konnte im Hinblick auf das
Wesen und das Geschick des Menschen und seiner Beziehung zu Gott
nicht auf Dauer als auf dieses Leben begrenzt und einer plötzlichen
und endgültigen Unterbrechung unterworfen betrachtet werden.
Vielmehr war ein weiterer Schritt notwendig, um die Wahrheit dieser
Fortdauer zu erkennen, aber ob die Psalmisten diesen Schritt getan
haben, ist zweifelhaft" ( The Book of Psalms , S. XXV-XXVI). Wenn
sie einen solchen Schritt getan haben, dann geschah es im Glauben. Dieselbe Doppeldeutigkeit trifft auf die
messianischen Psalmen zu. Mit der Kenntnis der ganzen Offenbarung in
Jesus Christus kann man auf die Psalmen und auf das ganze AT
zurückschauen und erkennen, daß beide häufig von Christus sprechen
(vgl. Lk 24,27 ). Dennoch war den alttestamentlichen Gläubigen die
ganze Bedeutung dieser Passagen häufig nicht deutlich. Auf der einen
Seite beschrieb der Psalmist sein eigenes Leiden oder seinen
Triumph, und auf der anderen Seite erwiesen sich diese Aussagen, die
von den gegenwärtigen Erfahrungen des Psalmisten zu sprechen
schienen, später als Wahrheiten über Jesus Christus. In der
Rückschau kann man mit Delitzsch sagen: "Weil Gott als der Vater die
Geschichte Jesu Christi in Übereinstimmung mit seinem eigenen Rat
lenkt, lenkte sein Geist sogar die Aussprüche Davids über ihn
selbst, den Zukünftigen, mit dem Blick auf die Geschichte"
("Psalmen", in Commentary on the Old Testament in Ten Volumes ,
5:307). Die Typologie ist also eine Art
prophetischer Rede. Sie unterscheidet sich von der Prophetie
insofern, als sie nur dann als typologisch gilt, wenn ihre Erfüllung
erkannt worden ist. Im nachhinein kann man erkennen, daß gewisse
Ausdrücke und Bilder neben dem historischen Geschehen noch eine
andere Bedeutung haben. Die neutestamentlichen Schreiber beziehen
sich häufig auf die Psalmen, um zahlreiche Aspekte der Person und
des Wirkens Jesu, des Messias, zum Ausdruck zu bringen. Als der
gesalbte davidische König ist Jesus das große Vorbild der
messianischen Psalmen, jener Psalmen, in denen der König im
Vordergrund steht. Man muß die Auslegung dennoch mit Vorsicht
betreiben und immer bedenken, daß nicht alle Inhalte der
messianischen Psalmen auf Christus zutreffen (d. h. nicht alle Teile
sind typologisch zu verstehen). Man muß sich daran erinnern, daß in
diesen Psalmen die Erfahrung ihrer Autoren die ursprüngliche
Bedeutung war. Die Analyse der historischen, kontextuellen und
grammatischen Bedeutung des Textes sollte der Analyse der
neutestamentlichen Anwendung auf Jesus vorausgehen. Zahlreiche Kommentatoren haben von
Delitzschs Unterscheidung in fünf Typen der messianischen Psalmen
Gebrauch gemacht ("Psalmen", S. 68 - 71). 1. Rein prophetische Psalmen Diese
Kategorie paßt möglicherweise auf Ps 110 ,der auf den zukünftigen
davidischen König Bezug nimmt, der der Herr sein wird. Das NT ( Mt
22,44 ) setzt diesen König mit Jesus Christus und nicht mit
irgendeinem anderen davidischen König gleich. 2. Eschatologische Psalmen Die Ps 96-99 ,
die sogenannten Inthronisierungspsalmen, beschreiben wie auch andere
Psalmen das Kommen des Herrn und die Vollendung seines Königreiches.
Sie beziehen sich nicht auf einen davidischen König, sondern die
Schrift kündigt an, daß sie im zweiten Kommen des Christus erfüllt
werden. 3. Typologisch-prophetische Psalmen In
diesen Psalmen beschreibt der Schreiber seine eigene Erfahrung in
einer Sprache, die über diese Erfahrung hinausgeht und die sich in
Jesus historisch erfüllt (z. B. Ps 22 ). 4. Indirekt messianische Psalmen Diese
Psalmen wurden für einen zeitgenössischen König oder für das
königliche Handeln im allgemeinen abgefaßt. Aber ihre endgültige
Erfüllung erfahren sie in Jesus Christus ( Ps 2;45;72 ). 5. Typisch-messianische Psalmen Diese
Psalmen sind weniger offensichtlich messianisch. Der Psalmist ist in
mancher Hinsicht ein Typus des Christus (vgl. Ps 34,21 ), aber
andere Punkte des Abschnittes passen nicht dazu. Vielleicht
verwendeten in diesem Fall Jesus und die Apostel bekannte Ausdrücke
aus den Psalmen für ihre Erfahrungen (z. B. Ps 109,8 in Apg 1,20 ). Mit Sicherheit drückt der Sprachgebrauch
der Psalmen die Hoffnungen und die Wahrheiten des Glaubens auf
äußerst denkwürdige Weise aus, nicht nur, wenn sie auf Christus
hinweisen, sondern auch da, wo sie die Kämpfe des Gläubigen
widerspiegeln. Die Psalmen dienten dem Volk Gottes durch die
Zeitalter hindurch zur Inspiration für den Lobpreis und häufig auch
als Instrument des Lobpreises Gottes. Aber sie haben auch den
einzelnen Seelen Trost und Hoffnung in den Zeiten der größten Not
vermittelt, und sie lehrten sie das Gebet und gaben ihnen die
Zuversicht auf die Erhörung des Gebets und eines erneuerten
Vertrauens in ihren Herrn. Sehr häufig wechseln die Psalmen in
dramatischer Weise von der Erhebung einer Klage zu der Beschreibung
der Antwort, als ob sie dem Schreiber bereits zuteil geworden wäre.
Das drückte das Vertrauen der Psalmisten aus, daß Gott ihre Gebete
erhören würde. Sie waren sich der Antwort Gottes so sicher, daß sie
den Herrn in Einzelheiten im voraus für den Sieg priesen. Nur durch
echten Glauben kann ein Glaubender zur Gewißheit der Gebetserhörung
kommen, während er noch betet. Die Psalmisten besaßen diese
Gewißheit, denn ihr Lobpreis begleitete ihre Gebete. GLIEDERUNG I. Buch I ( Ps 1-41 ) II. Buch II ( Ps 42-72 ) III. Buch III ( Ps 73-89 ) IV. Buch IV ( Ps 90-106 ) V. Buch V ( Ps 107-150 ) AUSLEGUNG I. Buch I ( Ps 1-41 ) Ps 1 Ps 1 bildet eine passende Einführung in
den Psalter, da er die beiden Wege zusammenfaßt, die dem Menschen
offenstehen: der Weg des Gerechten und der Weg des Gottlosen. Der
Psalm könnte aufgrund der Beschreibung der beiden Lebenswege, der
Vergleiche, der Verkündigung des Segens und der zentralen Stellung
des Gesetzes für die Erfüllung des Leben als Weisheitspsalm
eingeordnet werden. Die Elemente dieses Psalms tauchen in der
Sammlung immer wieder auf. Der Psalm beschreibt den Gesegneten, der
ein makelloses und glückliches Leben in Übereinstimmung mit dem Wort
des Herrn führt, und stellt ihn dem Gottlosen gegenüber, der
vergehen wird. A. Der Gesegnete ( 1,1-3 ) Ps 1,1 Mit drei mal drei Ausdrücken beschreibt
der Psalmist das Leben des Gesegneten: Er wandelt, steht oder sitzt
nicht im Rat , auf dem Weg oder dem Platz des Gottlosen ,
des Sünders oder Spötters . Mit jeder parallelen Einheit erhält der
Ausdruck mehr Gewicht. Das zeigt das Fortschreiten von einem
ursächlichen Einfluß gottloser Leute hin zum Einverständnis mit
ihnen in ihrem Spott gegen den Gerechten. Wer von diesem teuflischen
Einfluß nicht gekennzeichnet ist, ist "gesegnet", d. h. er ist mit
Gott in Ordnung und genießt den geistlichen Frieden und die Freude,
die aus dieser Beziehung erwachsen. Ps 1,2 Der Fromme wird nicht von den ungerechten
Menschen beeinflußt, sondern von dem Nachdenken über das Wort
Gottes. Solches Nachsinnen bedingt notwendigerweise das genaue
Studium und das Bewahren des Gelesenen. Das ist nur möglich, wenn
man den Wunsch hat, so zu handeln; was hier als Lust bezeichnet
wird. Die Psalmisten erhielten Weisung aus dem Gesetz Gottes und
empfanden es nicht als Schinderei. Ps 1,3 All diejenigen, denen es eine Lust ist,
nach dem Wort Gottes zu leben, gedeihen. Mit dem Bild eines
fruchtbaren Baumes erläutert der Psalmist, daß das, was auch immer
der Gerechte tut, Gelingen haben wird (vgl. Ps 92,13-15 ). Auf zwei
Voraussetzungen sollte hier hingewiesen werden. Erstens wird die
Frucht, das heißt das Wohlergehen, zu seiner Zeit hervorgebracht und
nicht notwendigerweise unmittelbar nach der Pflanzung. Zweitens: Was
der Fromme tut, wird vom Gesetz Gottes überwacht ( Ps 1,2 ). Wenn
also ein Mensch über Gottes Wort nachsinnt, wird sein Tun fromm sein
und sein von Gott überwachtes Handeln wird gelingen, d. h. zu der
göttlich gelenkten Erfüllung gelangen. B. Der Gottlose ( 1,4 ) Ps 1,4 In deutlichem Gegensatz zu dem Gesegneten
(V. 1 ) steht der Gottlose. Das hebräische Wort rASAZ wird häufig
mit gottlos übersetzt (vgl. V. 1.5-6 ), kann aber auch das Böse
schlechthin bezeichnen. Menschen, die durch rASAZ gekennzeichnet
werden, befinden sich in keiner Bundesbeziehung mit Gott; sie leben
nach ihren Leidenschaften. Sie sind nicht fromm. Sie können zwar
Gutes tun und Barmherzigkeit üben, aber das Urteil Gottes über sie
lautet, daß sie ohne ewige Gnade sind. Der Psalmist verglich sie mit Spreu, den
wertlosen Hülsen des Getreides, die beim Worfeln vom Wind
fortgetragen werden. Ein solcher Gegensatz besteht also zu dem
fruchtbaren (vgl. V. 3 ), wertvollen und gerechten Menschen. C. Das Gericht ( 1,5-6 ) Ps 1,5 Aufgrund des Gegensatzes zwischen dem
Frommen und dem Gottlosen schrieb der Psalmist, daß Gott den
Gerechten von dem Gottlosen im Gericht aussondern wird. Die
Gerechten sind diejenigen, die durch einen Bund mit dem Herrn in
Beziehung stehen, die gemäß seines Wortes leben und die Dinge von
ewigem Wert hervorbringen. Gott wird die Gerechten von den Sündern
trennen, wie ein Mann den Weizen von der Spreu trennt. Ps 1,6 Die Grundlage für dieses Gericht ist die
Erkenntnis des Herrn. Die erste Hälfte des Verses der HERR kennt den
Weg der Gerechten wird durch die gegensätzliche Parallele der Weg
der Gottlosen vergeht verständlich. Errettung am Tag des Gerichtes
wird damit gleichgesetzt, daß der Herr den Menschen kennt (vgl. Mt
7,23 ). In Ps 1,6 wird "der Weg der Gerechten" dem "Weg der
Gottlosen" gegenübergestellt. "Der Weg" steht für die ganze
Lebensweise eines Menschen, einschließlich dessen, wodurch sie
bestimmt wird und was sie hervorbringt. Das wertlose Leben des
Gottlosen wird keinen Bestand haben. Ps 2 Der Psalm ist den Lesern des Neuen
Testamentes aufgrund seiner Bedeutung für Christus bekannt. Aber der
Text war im AT zunächst ein Königspsalm und wurde daher von den
davidischen Königen benutzt (weitere Königspsalmen sind Ps 18;
20-21; 45; 72; 89; 101; 110; 132; 144 ). Der Inhalt beschreibt die
Krönungsfestlichkeiten, die ungeachtet des Widerstandes von
rebellierenden Kräften in den umliegenden Gebieten stattfanden. Mit
einem Wort: Der Psalmist ermahnte die heidnischen Völker, ihre
rebellischen Pläne gegen den Herrn und seinen gesalbten König
aufzugeben. Er ermahnte sie ferner, sich der Autorität des Sohnes zu
unterwerfen, den Gott zur Herrschaft über die Völker mit einer
eisernen Rute verordnet hat. (Nach der Angabe in Apg 4,25 wurde Ps
2 von David verfaßt.) A. Die Rebellion der Völker ( 2,1-3 ) Ps 2,1-3 Die ersten drei Verse drücken die
Verwunderung des Psalmisten über die Pläne der Völker aus, den Herrn
und seinen Gesalbten ( mASIah , "Messias" , was auf
griechisch christos , der Christus, heißt) zu vernichten. Jeder von
einem Propheten gesalbte König war ein "Messias", ein Gesalbter.
Wenn er Gott gehorchte, so stimmte seine Herrschaft mit der Wahl
Gottes überein, und er hatte die Macht Gottes auf seiner Seite.
Dieser Umstand machte die Pläne anderer Völker häufig aussichtslos. Vers 1 drückt das Erstaunen des
Psalmisten in Form einer rhetorischen Frage aus. Er kann nicht
glauben, daß "die Völker" etwas ersannen, was zum Scheitern
verurteilt war. Diese irdischen Könige stellen sich gegen den Herrn
(V. 2 ), wenn sie sich gegen seinen Gesalbten stellen. Vers 3 berichtet den Beschluß der Völker:
Sie wollten von der politischen Kontrolle durch diesen König frei
sein. Ihr Ausdruck beschreibt ihre Bindung an diesen König, als ob
sie gefesselt wären. Das konnten sie nicht hinnehmen. B. Der Beschluß des Herrn ( 2,4-6 ) Ps 2,4 Der Psalmist wandte sich von der
Beschreibung der Völker (V. 1-3 ) nun der Darstellung der Antwort
des Herrn auf deren Pläne zu. Er stellte mutig fest, daß Gott
darüber lachte. Der HERR sitzt auf seinem Thron (vgl. Ps 9,12; 22,4;
29,10; 55,20; 102,13; 113,5; Jes 6,1 ) hoch oben im Himmel und
erkennt, wie dumm ihr Plan doch ist, sich gegen ihn aufzulehnen. Die
Beschreibung der Reaktion Gottes wird mit menschlichen Ausdrücken
beschrieben. Ps 2,5-6 Aufgrund seiner Verachtung für ihre bösen
Pläne wird Gott sich in seinem brennenden Zorn gegen sie
aussprechen. Möglicherweise faßt Vers 6 das zusammen, was er sagt,
denn sein Entschluß, seinen König in Jerusalem einzusetzen, wird
ihrer Auflehnung ein Ende machen. Zion, auf das im Buch der Psalmen
40mal Bezug genommen wird, war ursprünglich eine kanaanitische
Stadt, die von David erobert wurde ( 2Sam 5,7 ). Später bezog sich
Zion auf das Gebiet um den Tempel und dann auf die ganze Stadt
Jerusalem (vgl. den Kommentar zu Kl 1,4; Sach 8,3 ). Heiliger
Berg ist ein Synonym für den Tempelberg (vgl. Ps 3,5; 15,1; 24,3;
78,54; Dan 9,16.20; Ob 1,16; Zeph 3,11 ). Wenn Gott seinen König einsetzt, dann
unterwirft er die, die sich seinem König entgegenstellen. Das erwies
sich bei David als wahr; es wird sich auch am Ende der Zeit bei
dessen größerem Nachkommen Jesus Christus als wahr erweisen. C. Die Proklamation des Königs ( 2,7-9 ) Ps 2,7 Der Psalmist sprach nun von Gottes
Bestätigung des Königs, um darzulegen, mit welchem Recht der König
regiert. Der Ratschluß bezieht sich auf den Davidsbund, in welchem
Gott erklärt hatte, daß er der Vater des Königs und der König sein
Sohn sein würde. Als David also König wurde, beschrieb Gott ihr
Verhältnis als Vater-Sohn-Beziehung. So nahm der Ausdruck "Sohn" die
Bedeutung eines messianischen Titels an. Das Zitat aus dem Davidsbund: Du bist
mein Sohn ( 2Sam 7,14 ) wird hier vom König verwendet, um sein
legitimes Recht zur Herrschaft darzulegen. Heute bezieht sich dann
also auf den Krönungstag, und der Ausdruck "Ich habe dich gezeugt"
bezieht sich nicht auf eine physische Geburt, sondern ist ein Bild
zur Beschreibung der Tatsache, daß er Gottes "Sohn" wurde. Ps 2,8 Die Bedeutung dieser Annahme des Königs
als Gottes gesalbter Sohn wird in seinem Erbe deutlich. So wie ein
Sohn von seinem Vater erbt, so erbt der König das Königreich von
seinem "Vater". Der Vers setzt das Zitat aus dem Ratschluß des Herrn
fort, wobei die Aufforderung an den König hinzugefügt wird, um sein
Erbe zu bitten, das eines Tages die Enden der Erde umfassen wird.
Die Menschen, die in diesen Völkern leben, einschließlich der
Völker, die sich aufgelehnt haben (V. 1 ), werden von dem Gesalbten
des Herrn unterworfen werden. Ps 2,9 Diese Unterwerfung wird schroff
ausgedrückt: Er wird alle Menschen, die sich auflehnen, zerschlagen
( in Stücke zerschlagen ), wenn er seine Herrschaft aufrichtet. Die
Bildersprache orientiert sich möglicherweise an ägyptischen
Fluchformeln, in denen der Pharao sein Zepter gebrauchte, um
Weihgeschirr (Töpferwerk) zu zerschlagen, das für aufständische
Städte oder Völker stand. Die hebräischen Verben in diesem Vers
- raZaZ ("zerbrechen") und nAPas ("in Stücke zerschlagen") -
beschreiben das Zerschmettern der Aufständischen. Der Vers
beschreibt den Beginn der Herrschaft, wobei zugleich der Aufstand
unterdrückt wird. D. Die Ermahnung des Psalmisten ( 2,10-11 ) Ps 2,10-11 Im Hinblick auf all das, was der Herr für
seinen "Sohn" bestimmt hat, ermahnte der Psalmist die törichten
Völker, sich dem König zu unterwerfen, bevor sein Zorn entbrannte.
Viele Male wird Gott in den Psalmen als König bezeichnet (V. 6 ; Ps
10,16; 24,7-8.10;29,10; 44,4; 47,2.6-7; 48,2; 68,24; 84,3; 95,3;
98,6; 99,4; 145,1; 149,2 ). Der Psalmist gab den irdischen Königen
die Anweisung, Weisheit zu gebrauchen und ihre törichte Rebellion
aufzugeben (vgl. Ps 2,1 ). Sie waren weise, wenn sie dem HERRN mit
Furcht dienten und mit Zittern frohlockten . "Dienen", "frohlocken",
"Furcht" und "Zittern" beschreiben die fromme Haltung der Gerechten
in der Anbetung Gottes. Sie sollten ein Leben in der Unterwerfung
führen, nicht in der Rebellion; ein Leben, das durch Furcht und
Zittern, nicht durch Hochmut gekennzeichnet war; ein Leben, erfüllt
von Jubel, nicht von der Dunkelheit der Unterdrückung. Ps 2,12 Hier wird das Bild der Unterwerfung unter
einen Herrscher gezeichnet: Küßt den Sohn! In diesem Vers ist der
Gebrauch von bar , einem aramäischen Wort für Sohn, ungewöhnlich. Es
wird daher unterschiedlich übersetzt. Aber ein aramäischer Begriff
war in einer Rede an die Völker durchaus nicht fehl am Platz. Mehr
noch, "küssen" ist ein Bild für Huldigung (vgl. 1Kö 19,18; Hos
13,2 ). In jedem Fall befahl der Psalmist den Königen der Erde, sich
dem Herrn und seinem gesalbten Sohn, Israels König, zu unterwerfen. Die Dringlichkeit ihrer Unterwerfung wird
durch das plötzliche Entflammen seines Zornes unterstrichen. Es wird
nicht gleich deutlich, ob es sich um den Zorn des Herrn oder den
Zorn des Königs handelt. Das nächststehende Beziehungswort ist der
König (der Sohn), der allen Widerstand zerschlagen wird ( Ps 2,9 ).
Aber in diesem Psalm sind die beiden Personen untrennbar miteinander
verbunden; der Mensch dient dem Herrn (V. 11 ), indem er sich
seinem Sohn unterwirft (V. 12 ). Wenn sich die Könige der Völker
nicht unterwerfen, wird der König sie vernichten, denn der Herr hat
in zornigem Widerspruch gegen ihre Pläne beschlossen, daß sein Sohn
den Thron besitzen wird. Der Schluß des Psalmes verspricht denen
Segen, die ihre Zuflucht zu ihm nehmen . (Der Gedanke, seine
Zuflucht zu Gott zu nehmen, taucht häufig in den Psalmen auf.) Noch
einmal: sich dem Sohn unterwerfen bedeutet, seine Zuflucht zu dem
Gesalbten des Herrn, also zu dem Herrn selbst, zu nehmen. Nur in dem
Sohn ist der Mensch vor dem Zorn Gottes sicher. Der Psalm findet im Neuen Testament
reichlich Anwendung. Petrus berichtet, wie die Führer Israels Jesus,
den Messias, gekreuzigt haben und setzt dabei jene jüdischen Führer
mit den heidnischen Königen in Ps 2 gleich ( Apg 4,25-26 ). Die typologische Bedeutung des "Sohnes"
hat sich in Hebr 1,5 erfüllt. Dieser Krönungspsalm wird dort mit
Bezug auf die Erhebung Christi bei seiner Auferstehung (vgl. Apg
13,33 ) und Himmelfahrt zitiert. Er ist "als der Sohn Gottes
eingesetzt" ( Röm 1,4 ) worden. Das ist ein messianischer Titel.
Wenn der Vater seinen Sohn anweist, um sein Erbe zu bitten, dann
wird er seinen Sohn wieder in die Welt hineinbringen ( Hebr 1,6 ).
Das zweite Kommen bedeutet den Zorn über alle, die sich gegen Gott
und seinen gesalbten König auflehnen, aber große Freude und Zuflucht
für alle, die sich im Glauben Gottes Plan unterwerfen, die Welt
durch den größeren Sohn Davids, Jesus Christus, zu regieren. So wird
die Bezeichnung "Sohn" aus dem Davidsbund ( 2Sam 7,14 ) schließlich
zur Bezeichnung Jesu Christi als König. Ps 3 Die Überschrift dieses Psalmes bezeichnet
David als den Verfasser. Im ersten Buch ( Ps 1-41 ) stammen 37 der
41 Psalmen ( 37; 41 ) (alle ausgenommen 1-2; 10; 33 ) von David. Ps
3 wurde bei seiner Flucht vor seinem Sohn Absalom geschrieben
(vgl. 2Sam 15-18 ). Es war das vertrauensvolle Gebet des Königs, der
aus dem Palast geflohen und von Feinden umringt war. Trotz
unzähliger Widersacher, die davon überzeugt waren, daß es für ihn
keine Hoffnung mehr gab, fand Gottes Erwählter, David, die
Sicherheit Gottes und den Schutz durch die Nacht und hatte deshalb
Vertrauen in seine letztendliche Errettung. A. Von Feinden umringt ( 3,2-3 ) Ps 3,2-3 Der Psalm beginnt mit Davids Klage: Viele
Feinde umringten ihn. Gegnerische Kräfte hatten ihn aus dem Palast
vertrieben und umzingelten ihn. Ihr Spott ging dahin, daß er keine
Hoffnung habe, von Gott errettet zu werden. Diese arrogante Äußerung
sollte ausdrücken, daß Gott David verlassen hatte. B. Von Gott getragen ( 3,4-6 ) Ps 3,4 Im Angesicht solcher Feinde fand David
Trost im Wesen Gottes. Er gebrauchte den bildhaften Vergleich
eines Schildes , um auszudrücken, daß Gott die wahre Quelle seines
Schutzes war (trotz ihres Spottes). Die Psalmisten haben häufig von
Gott als einem Schild gesprochen, um seinen Schutz darzustellen ( Ps
7,11; 18,3.31; 28,8; 33,21; 59,12; 84,11; 115,9-11; 119,114;
144,2 ). David vertraute darauf, daß Gott ihn auf seinen Thron
zurückbringen würde. Die Worte " erhebst mein Haupt " drücken die
Wiederherstellung seiner Ehre und seiner Stellung aus (vgl.
denselben Ausdruck in 1Mo 40,13.20; 2Kö 25,27 ). Ps 3,5-6 Der Grund für Davids Vertrauen (V. 3 )
wird in Vers 4-5 dargelegt. Gott hatte ihn inmitten seiner Feinde
durch die Nacht hindurchgebracht, und diese Bewahrung war ein
Zeichen für die völlige Errettung, mit der er rechnete. Die
hebräischen Zeitformen sind in diesen Versen schwierig zu
übersetzen. Man könnte sie in die Gegenwart oder in die
Vergangenheit übersetzen: Ich rufe zum Herrn, und er erhört mich (zu
" auf seinem heiligen Berg " vgl. den Kommentar zu Ps 2,6 ). Die
Antwort auf sein Gebet lautete folgendermaßen: Ich legte mich
nieder, und ich schlief; ich erwachte, denn der Herr trägt mich. Ps 3,7 Aufgrund der Errettung erklärte David,
daß er vor den Tausenden , die ihm von jeder Seite her
entgegenstanden, keine Furcht mehr hatte. C. Von Gott gerettet ( 3,8-9 ) Ps 3,8-9 Diese Verse berichten die vertrauensvolle
Bitte Davids um vollständige Errettung von seinen Feinden.
Vielleicht wollte David in Vers 7 b ausdrücken, daß Gott stets seine
Feinde vernichtet hatte, und deshalb betete er, daß Gott es wieder
tun sollte. David drückt hier in jedem Fall sein Vertrauen in Gott
aus. Er war sich so sicher, daß Gott seine Feinde vernichten würde,
daß er so schrieb, als ob es bereits geschehen wäre. Die Bilder der Zerstörung sind mutig.
Davids Ausdrücke sprechen von einem vernichtenden Schlag, um
klarzumachen, daß Gott seine Feinde ganz und gar vernichten würde. Davids Schluß enthält eine Lehre.
Errettung kommt von dem Herrn. Gottes Volk sollte zu ihm in
ähnlichen Umständen beten, so daß sie an diesem Segen teilhaben
konnten. Also gibt der Psalm denjenigen Anweisung, die sich inmitten
der Gefahr befinden, auf den Herrn für den Schutz zu vertrauen,
während sie schlafen (V. 5 ). Ps 4 Man hat allgemein anerkannt, daß dieser
Psalm in enger Verbindung zu Ps 3 steht. Die beiden Psalmen, die in
ihrer Ausdrucksweise und ihrer Struktur große Ähnlichkeiten
aufweisen, könnten derselben Situation entstammen. Wenn es so wäre,
dann könnte David Ps 4 geschrieben haben, nachdem er die Nacht
inmitten der Gefahr verbracht hatte (vgl. Ps 3,1.5-6 ). Die
Verbindung zwischen den beiden Psalmen ist jedoch nicht sicher. Die
Botschaft des 4. Psalms lautet: David warnt seine Feinde davor,
nachdem er zu Gott um Hilfe geschrien hatte, durch Unrecht gegen
Gott zu sündigen, denn Gott hatte ihn durch seine beschützende
Fürsorge abgesondert; eine Tatsache, die ihn dazu veranlaßt, im
Angesicht des Widerstandes zu jubeln. (Über die Überschriften dieser
und zahlreicher anderer Psalmen vgl. den Kommentar zur
"Verfasserschaft und die historischen Bemerkungen in
der Einführung .) A. Die Anrufung Gottes ( 4,2 ) Ps 4,2 Der Psalm beginnt mit einem Schrei Davids
zu Gott, sein Gebet zu erhören. Hilf mir! ruft David aus. Gott hatte
David inmitten seiner Not geholfen. An diesen Gott richtet er sein
Gebet. B. Warnung für die Feinde ( 4,3-6 ) Ps 4,3 Im Gegensatz zu diesem gerechten Gott
(V. 2 ) waren die Aufständischen gegen David sterbliche Menschen
( Herren heißt wörtl. "Söhne der Menschen"). Er stellte die Frage,
wie lange sie mit ihrer Rebellion und ihren Lügen ("Lügen" sind
gegenüber der Lesart falschen Göttern vorzuziehen) seine Ehre in
Schande kehren werden. Die Intrige Absaloms, wenn David sie hier im
Sinn hatte, war ein Versuch, David in schlechten Ruf zu bringen
( 2Sam 15,3 ). Die Verben lieben und gern haben deuten jedoch auf
das herbeigewünschte Ende, nicht auf die Mittel hin. Ps 4,4 Dieser Vers ist der Grund für die
Verwunderung des Psalmisten (V. 2 ) und seinen Ratschlag (V. 5 ).
Weil der Herr David in Liebe ausgesondert hatte, würde er auch seine
Gebete beantworten. David hat sich selbst als Gerechten bezeichnet
( HAsID ) und war damit Gegenstand der treuen Liebe Gottes in seinem
Bund. David war sich der Fürsorge Gottes sicher, und Gott würde
seine Gebete hören und beantworten. Ps 4,5-6 Die einzige Zuflucht gab es für die
Gottlosen, wenn sie von ihren schändlichen Plänen abließen und den
Herrn anbeteten. Wer mit Eifer den Herrn sucht, wird durch David
dahin geführt, in der richtigen Art und Weise zu handeln. Er wird
von seinem Widerstand absehen, d. h. stille sein. Vertrauen in den Herrn hatte zur Folge,
daß rechte Opfer gebracht wurden, die im rechten Geist geopfert
wurden (vgl. 5Mo 33,19; Ps 51,21 ). Wenn David an Absalom gedacht
hat, dann bezog sich David hier auf die nutzlosen Opfer, durch die
Absalom und seine Truppen versuchten, ihre Sache zu fördern ( 2Sam
15,12 ). Ein Mann des Glaubens würde sich in den Gehorsam gegenüber
dem Herrn fügen. C. Freudevoller Friede in Gott ( 4,7-9 ) Im Angesicht des Widerstandes sprach
David über seinen von Freude bestimmten Frieden und von seiner
Sicherheit in Gott. Ps 4,7 Möglicherweise bezieht sich dieser Vers
auf die vielen unzufriedenen Menschen, die David folgten. Sie würden
jedem folgen, der ihnen gute Aussichten bieten würde. Davids Antwort
auf ihre Frage war eine Bitte um Segen (vgl. 4Mo 6,24-26 ), nämlich
daß Gott sein Angesicht über ihnen leuchten lassen möge (d. h. ihnen
seine Gnade gewährte; vgl. Ps 31,16; 44,3; 67,1; 80,3.7.19;
119,135 ). Gott würde ihre Belange stillen, wie er es so häufig in
der Geschichte Israels getan hatte. Ps 4,8-9 Die Freude und Zufriedenheit, die David
dadurch erfuhr, daß er auf den Herrn vertraute, war größer als alle
Freude über die Erntefestlichkeiten. Sogar im Leiden und fern von
dem sichtbaren Beweis der Güte Gottes genoß er Frieden und
Sicherheit in seinem Gott (im Schlaf; vgl. Ps 3,6 ). Wahre Freude
hängt nicht von den Umständen, sondern vom Schutz und der Versorgung
durch Gott ab (vgl. Gal 5,22; Röm 14,17 ). Ps 5 Dieser Psalm ist ein Gebet Davids aus
einer Zeit, als er durch gewissenlose Feinde Gefahren ausgesetzt
war. Man hat behauptet, daß David diesen Psalm nicht geschrieben
haben konnte, weil in Vers 8 der Tempel, den Salomo baute, erwähnt
wird. Aber das hebräische Wort, das hier für den Tempel gebraucht
wird ( hLKAl ), wird auch für die Stiftshütte verwendet (vgl. 1Sam
1,9; 1Sam 3,3 ). Darüber hinaus kann sich auch das Wort "Haus" in Ps
5,8 sowohl auf die Stiftshütte (vgl. "Haus des Herrn" in Ps 23,6;
Jos 6,24; 1Sam 1,24 ) als auch auf den Tempel beziehen. Als David Gott anflehte, sein Morgengebet
zu erhören, drückte er sein Vertrauen darauf aus, sich Gott zu nahen
(der die Unreinheit haßt) und betete um göttliche Leitung und
Segnung für die Gerechten und um Vernichtung der Gottlosen. A. Das Gebet am Morgen ( 5,2-4 ) Ps 5,2-4 Der Psalmist bat Gott, seine Klage zu
erhören (höre, vernimm), wie er frühe (wörtl. "am Morgen") mit
ganzer Erwartung betete. "Frühe" wird in Vers 4 um der Betonung
willen wiederholt. Dadurch wird hervorgehoben, daß Davids erster
Gedanke am Morgen das Gebet war. B. Vertrauen in den Herrn ( 5,5-8 ) Ps 5,5-7 Der Psalmist drückte sein Vertrauen
darauf aus, sich einem Gott zu nähern, der Ungerechtigkeit (Sünde)
haßt. Ein Sünder kann nicht bei einem solchen Gott wohnen. Freche
und hochmütige Menschen, die nicht vor Mord oder Betrug
zurückschrecken, haßt Gott und wird sie vernichten. Sie sind für ihn
verabscheuenswert. Ps 5,8 Im Gegensatz zu solcher Gottlosigkeit
rühmte David nicht seine eigenen Tugenden. Vielmehr hob er
Gottes Gnade ( HeseD , treue Liebe) gegen ihn hervor. Dadurch konnte
er sich der Stiftshütte nähern (vgl. den Kommentar zu Haus und
Tempel im ersten Abschnitt von Ps 5 ), um den Herrn in Ehrfurcht
anzubeten. Das hebräische Wort für verehren (häufig übersetzt mit
"anbeten", z. B. in 2Mo 34,8 ) deutet auf das Niederwerfen auf den
Boden hin; eine Haltung, die die rechte innere Einstellung gegenüber
Gott bei der Anbetung darstellt. Die Gottlosen sind hochmütig; wer
Gott anbetet, demütigt sich vor ihm. C. Das Gebet um Führung ( 5,9-13 ) Ps 5,9 Davids Gebet um Führung ist der zentrale
Gedanke in Vers 8-12 . David bittet in diesem Gebet um Leitung in
Gerechtigkeit. Weil Gott gerecht ist und weil die Feinde gottlos
waren (V. 5-7 ), war es Davids Wunsch, dem Weg der Rechtschaffenheit
zu folgen ( mache deinen Weg gerade vor mir ) und nicht denen
zugerechnet zu werden, die Gott haßt. Das Wort für Feinde kommt von
dem Verb "im Hinterhalt liegen". Ps 5,10-11 Im Angesicht dieser gegenwärtigen Gefahr
wurde Davids Gebet zu einer dringenden Bitte an Gott, seine
Widersacher zu richten. Er führte ihre Sünden auf: Man konnte ihren
Worten nicht trauen, sie waren falsch in ihren Schmeicheleien. Sie
planten die Vernichtung. Was sie sagten ( ihr Rachen steht für "ihre
Worte"), brachte den Tod ( ist ein offenes Grab ). Offensichtlich
schmeichelten sie mit ihrem oberflächlichen Gerede, hatten aber
abscheuliche Absichten ( sie reden Verderben ; vgl. V. 7 ). Deshalb
schrie David zu Gott, sie für Schuldige zu halten. Ps 5,12-13 Der Psalm schließt mit einer ermunternden
Bemerkung ( laß sich freuen, laß rühmen, laß fröhlich sein ), daß
Gott segnet und jene beschützt, die ihn lieben. Gesang ist der
natürliche Weg, den Herrn zu preisen. Dies ist die erste von über 70
Stellen in den Psalmen, die sich auf das Singen beziehen. Die
Gerechten sind diejenigen, die seinen Namen lieben . Der "Name" des
Herrn (er wird über 100mal in den Psalmen erwähnt) bezieht sich auf
sein Wesen und auf die Eigenschaften, die den Menschen offenbart
worden sind. Hier bedeutet das Kundtun seines Namens Schutz und
Gnade wie mit einem Schild (vgl. Ps 3,4 ). Ps 6 Der Diener des Herrn, der durch die Rute
der Züchtigung bestraft worden war, bat Gott um Errettung. Er
erlangte die Sicherheit, daß sein Gebet erhört worden war und warnte
seine Verfolger loszuziehen, denn sie würden zuschanden werden. Es handelt sich hier um einen der
Bußpsalmen. David hatte so sehr gelitten, daß er dem Tode nahe
gewesen war. Es ist jedoch schwierig, diesen Psalm einem bekannten
Ereignis aus seinem Leben zuzuordnen. A. Das Gebet um Erlösung vom Leiden ( 6,2-4 ) Ps 6,2 In seinem Schrei zu Anfang des Psalmes
bat David darum, daß Gott aufhören möge, ihn in seinem Zorn zu
züchtigen. Im Hebr. gehen die Worte nicht in deinem Zorn den
Worten strafe mich voraus, und nicht in deinem Zorn steht in der
zweiten Zeile als erstes. Die Voranstellung dieser Worte betonte die
Art des Tadels. Wenn Gottes Zorn gegen David andauern sollte, konnte
er das nicht überleben. Ps 6,3 Dann drückte David sein Gebet positiv
aus. Er wünschte sich, daß der Herr ihn von seinen Leiden erlösen
möge ( sei mir gnädig, heile mich ), denn er empfand sehr große
Schmerzen. Die Knochen bestimmen den ganzen physischen Aufbau eines
Menschen, ja den Menschen selbst. Wenn jemand sagt, daß seine
Gebeine im Todeskampf liegen, wird damit nachdrücklich zum Ausdruck
gebracht, daß der Körper vom Schmerz gepeinigt wird. Dieser Zustand
wird in den Psalmen häufiger erwähnt ( Ps 31,11; 32,3; 38,4; 42,11;
102,4.6 ). Ps 6,4 Die Worte dieses Verses sind in hohem
Maße emotional. Die Frage "wie lange?" bleibt wegen seiner starken
Niedergeschlagenheit unvollendet. (Vgl. "wie lange" in Ps 13,2-3;
35,17; 74,10; 79,5; 80,5; 82,2; 89,47; 94,3; 119,84 .) David
verlangt nach Gottes Heilung. B. Gebet um Erlösung ( 6,5-6 ) Ps 6,5 David nannte zwei Gründe, weshalb Gott
antworten sollte. Erstens: Der Herr sollte ihn wegen seiner treuen
Liebe retten. Gott hatte immer und immer wieder deutlich gemacht,
daß er treue Liebe ( HeseD ) im Überfluß hatte, so daß David
aufgrund des Wesens Gottes um Errettung bat. Ps 6,6 David nannte den zweiten Grund, weshalb
der Herr sich ihm zuwenden sollte: Im Tod gibt es
keinen Lobpreis ( tNDCh ) mehr. Wenn David wegen seines Kummers
starb, konnte er Gott nicht für seine Errettung danken. So folgerte
David, daß wenn Gott wollte, daß ihn jemand im Heiligtum pries und
kundtat, daß Gott ihn errettete, Gott jetzt entsprechend handeln
mußte. C. Die Klage über Krankheit ( 6,7-8 ) Ps 6,7-8 David klagte und benutzte Ausdrücke der
Übertreibung, um auf den Ernst seines Leidens aufmerksam zu machen.
In der Nacht kämpfte er den Todeskampf. Seine Gesundheit schwand
dahin, und er war in Sorge, und zwar offensichtlich wegen seiner
Feinde. Wenn Gott ihn nicht erlösen würde, würde er sterben, und
dann würden die Menschen erkennen, daß seine Widersacher Gottes
Zuchtrute gewesen waren. D. Die Sicherheit der Wiederherstellung ( 6,9-11 ) Ps 6,9-11 David wandte sich seinen Widersachern zu
und ermahnte sie, sich von ihm zu entfernen, denn er ging voll
Vertrauen davon aus, daß Gott sein Gebet erhört hatte und ihn
erretten würde. Es war sein abschließendes Gebet, daß all
diejenigen, die weiter seine Feinde blieben, zuschanden werden
sollten. Er wollte, daß die Bestürzung und die Schmach, die er in
ihrer Nähe empfunden hatte, auf sie zurückkommen sollte (vgl. Ps
40,15;7,2 ). Durch den Todeskampf des Leidens können
die Gerechten darauf vertrauen, daß Gott ihr Weinen hören und ihre
Gebete um Errettung beantworten wird. Ps 7 Im Gebet um Errettung vor seinen
verleumderischen Feinden versicherte der Psalmist feierlich seine
Unschuld und rief den gerechten Richter der Erde an, ihn durch die
Verurteilung der Gottlosen zu rechtfertigen. Die Überschrift bezieht sich auf Davids
Erfahrung mit "Kusch, einem Benjaminiter", der nur an dieser Stelle
in der Bibel erwähnt wird. Das Psalmlied stammt aus einer Zeit, in
der David von Sauls Männern gejagt wurde ( 1Sam 22,8;
24,9;26,19 ). {iggAyNn ("Schiggaion", Luther: Klagelied) könnte
darauf hinweisen, daß die Verse in intensiver Gefühlsregung
geschrieben worden sind. A. Gebet um Gottes Eingreifen ( 7,2-3 ) Ps 7,2-3 David betete voll Vertrauen um Errettung
vor seinen Feinden, die ihn wie ein Löwe (vgl. Ps
10,9;17,12;22,14.22;35,17;57,5;58,7 ) fast in Stücke rissen. Er
wußte, daß wenn Gott ihn nicht rettete, es niemand tun konnte. In Ps
7,3 taucht zum ersten Mal das Wort "Retter" auf, das im folgenden
noch häufig in den Psalmen erwähnt wird. B. Beteuerung der Unschuld ( 7,4-6 ) Ps 7,4-6 David versicherte mit Ernst, daß er kein
Unrecht begangen hatte. Diese Verse werden von einem Eid umrahmt.
Wenn ich das getan habe, wenn ich Sünde begangen habe, dann laß
meine Feinde mich verfolgen und ergreifen . Im Hinblick auf dieses
Gebet um Errettung muß diese Aussage als ernsthafte Versicherung der
Unschuld Davids betrachtet werden. Vers 5 scheint die verleumderische
Anklage der Feinde Davids wiederzugeben, daß er jemand "Unrecht
getan hatte", der in Frieden mit ihm lebte, indem er ihn ohne Grund
beraubte. Also beschwor David den Tod durch die
Hand seiner Feinde, wenn er schuldig sei, wie sie es ihm vorgeworfen
hatten. In den Staub legen bedeutet hier, tot zu sein und begraben
zu werden (vgl. Dan 12,2 ) und beschreibt nicht das unbewußte Dasein
im Tod. Es wird lediglich davon ausgegangen, daß ein Toter wie ein
Schlafender aussieht (vgl. 1Thes 4,13 ). C. Bitte um Rechtfertigung ( 7,7-10 ) Ps 7,7-8 David schrie zu Gott, dem gerechten
Richter der ganzen Erde, um seiner Sache Recht zu verschaffen. Die
Worte steh auf, erhebe dich und wache auf sollten Gott dazu bringen,
vor der Versammlung in Gerechtigkeit zu handeln. Ps 7,9-10 In Vers 9 bedeutet das
Verb richten eigentlich "rechtfertigen", denn David bat um ein
Gericht, das seine eigene Gerechtigkeit und Unschuld aufdecken
würde. Er bat auch darum, daß der allmächtige gerechte Richter dem
Unrecht der Gottlosen ein Ende machen und den Gerechten schützen
solle. Verständlicherweise wandte sich das Gebet des Gerechten
häufig an Gott mit der Bitte, Dinge auf der Erde in Ordnung zu
bringen. Der Gottesname du Allerhöchster taucht
hier das erste von 23 Malen in den Psalmen auf und wird noch zwei
weitere Male in Ps 7 verwendet (V. 9.11.18 ), auch wenn etwas andere
hebr. Worte benutzt werden. "Der Allerhöchste" spricht von Gottes
erhöhter, souveräner Position im Himmel. D. Beschreibung der Gerechtigkeit Gottes ( 7,11-18 ) Ps 7,11-12 David beschreibt, wie Gott,
sein Schild (vgl. den Kommentar zu 3, 4), Gericht über die Gottlosen
bringt, indem er die von Herzen Aufrichtigen errettet. Weil Gott ein
gerechter Richter ist (vgl. Ps 9,9 ), ist er jeden Tag zornig. Der
gehorsame Gläubige kann mit der Tatsache getröstet werden, daß die
Schlechtigkeit der Menschen nicht unbemerkt bleibt. Aber sie können
auch den Rat annehmen, daß die Rache dem Herrn gehört und er
vergelten wird (vgl. 5Mo 32,35; Röm 12,19; Hebr 10,30 ). Ps 7,13-14 Wie ein Krieger legt Gott seine
göttlichen Waffen für die Gottlosen bereit. Schwerter, Bogen
(V. 13 ) und Pfeile (V. 14 ) stehen häufig als Bild für Gottes
Gerichtsurteil, das die Gottlosen vernichten wird. Ps 7,15-17 Daraufhin stellt David fest, wie Gott die
Gottlosen in ihren eigenen Vorhaben fängt. Wenn jemand Böses
ersinnt, wird nicht das beabsichtigte Ergebnis die Folge sein. Statt
dessen wird sich das Böse zum Übeltäter zurückwenden (vgl. Grube
in Ps 9,16; 35,8; 57,7; Spr 26,27 ). Das ist die Vergeltung Gottes,
denn die Bestrafung ist dem Unrecht angemessen (Auge um Auge, Zahn
um Zahn usw.; 2Mo 21,24-25 ). Jesus sagt, daß die, "die das Schwert
nehmen, durch das Schwert umkommen werden" ( Mt 26,52 ). Ps 7,18 Der Psalm endet mit einem Gelübde
Davids, Gott für seine Gerechtigkeit zu danken und ihn zu preisen ;
eine Gerechtigkeit, die sich jetzt in der Erfahrung des Psalmisten
erwiesen hat. Wenn er also auch verleumdet und angegriffen worden
war, so vertraute David doch für seine Rechtfertigung und
Gerechtigkeit von ganzem Herzen auf den gerechten Herrn, den
Allerhöchsten. Ps 8 In diesem Psalm staunt David, daß der
herrliche Herr des Himmels, dessen Name vorzüglich ist, in seiner
Gnade Menschen zur Beherrschung der Erde gebraucht. Der Abschnitt
sieht die Ehre der Menschheit darin, daß der Mensch auf der Erde
Gottes Stellvertreter ist, und geht nicht auf die schrecklichen
Folgen des Sündenfalls ein. A. Die Majestät des Herrn ( 8,2 ) Ps 8,2 Der Anfang und das Ende des Psalms
( 1.10 ) beinhalten dieselbe Verkündigung von Gottes majestätischem
Namen. Der Name, d. h. das offenbarte Wesen Gottes, ist über alle
Schöpfung erhöht. Das Wort majestätisch deutet Glanz und
Herrlichkeit an. Es sind passende Worte, um den Herrn der Schöpfung
zu preisen. Der Ausruf o HERR, unser Gott ist hier
von Bedeutung. Indem David Gott mit seinem persönlichen Namen Jahwe
("HERR") anspricht, bezeichnet er ihn als "unseren Herrn"
( ?DOnay ), den Herrscher. Der Begriff "Herr" betont besonders
Gottes Herrschaft über seine Schöpfung. Das Hebr. im letzten Teil von Vers 2 ist
schwer zu deuten. Obwohl der Text einen Imperativ enthält, wird
dieser meist als Infinitiv, als Beschreibung der Majestät Gottes,
übersetzt: Du hast gelegt . Seine Erhabenheit (Herrlichkeit) wird
als hoch über den Himmeln beschrieben. B. Die Kraft Gottes ( 8,3 ) Ps 8,3 David staunt darüber, daß Gott die Kraft
von Kindern benutzt, um seine Feinde (und den Widersacher und den
Rächer) zum Schweigen zu bringen. Dahinter steht der Gedanke, daß
der Herr bestimmt hat, daß der Schwächste den Starken bestürzt
machen soll (vgl. 1Kor 1,27 ). Der Mensch, ja sogar schwache Kinder
und Säuglinge, vermitteln ein Bild von der Kraft Gottes auf der
Erde. C. Die Schöpfung des Herrn ( 8,4-9 ) David spricht nun voll Staunen davon, daß
Gott in seiner Gnade seine Herrschaft dem Menschen anvertraut. Ps 8,4-5 Der Psalmist betrachtet zuerst das
wunderbare Werk der Schöpfung (mit den Himmeln, dem Mond und den
Sternen) als das Werk der Finger Gottes und staunt dann darüber, daß
der begrenzte Mensch (das hebr. Wort für Mensch ist hier ?MnNS ,
"sterblicher, schwacher Mensch") eine so große Verantwortung tragen
soll. Die rhetorischen Fragen in Vers 5 betonen, daß der Mensch eine
unbedeutende Kreatur im Universum ist (vgl. Ps 144,3 ). Dennoch
kümmert sich Gott außerordentlich um ihn. David staunt darüber, daß
der Herr des Universums überhaupt an den Menschen denkt. Ps 8,6 Gottes Schöpfung des Menschen wird als
machtvoller und würdiger Akt beschrieben, denn er wurde wenig
niedriger als Gott ( ?MlOhIm ) geschaffen. Der Mensch wurde als
Gottes eigener Stellvertreter auf der Erde geschaffen, über der
Schöpfung, aber niedriger als Gott. David staunt darüber, daß Gott
den begrenzten Menschen auf solch einen Ehrenplatz erhoben hat. Hebr 2,6-8 zitiert diesen Psalm, um das
Versagen des Menschen der für ihn vorgesehenen erhöhten Stellung
gegenüberzustellen. Jesus Christus, der Sohn des Menschen, ist der
letzte Adam ( 1Kor 15,45.47 ); alles wird ihm unterworfen werden,
wenn er kommt, um den Plan Gottes, des Vaters, für die Schöpfung zu
erfüllen. Ps 8,7-9 David dachte über die Stellung des
Menschen als Gottes Stellvertreter in seiner Schöpfung nach. Als
Gott Adam und Eva geschaffen hatte, gebot er ihnen, die Herrschaft
über die ganze Erde auszuüben ( 1Mo 1,28 ). Alle lebendigen
Geschöpfe standen unter ihnen. Aber wegen der Sünde wurde diese
Herrschaft niemals vollständig ausgeübt. In der Tat rebellierte der
Mensch wegen eines ihm untergeordneten Wesens, der Schlange, gegen
Gottes Ordnung. D. Die Herrlichkeit des Herrn ( 8,10 ) Ps 8,10 Der Psalm schließt mit demselben Ausdruck
des Lobes über Gottes herrlichen Namen, mit dem er auch begann (vgl.
V. 2 ). Gottes Herrlichkeit zeigt sich in seiner Sorge und in seinem
Plan für den begrenzten Menschen. Ps 9,4-7 Der Anlaß für das Lob Davids wird in
diesen Versen berichtet. Der Herr hat seine Gerechtigkeit
aufgerichtet (V. 5 ), indem er Davids Sache gerechtfertigt hat.
Seine Feinde wurden zurückgeworfen (V. 4 ), getadelt und vernichtet
(V. 6 ). Sogar der Name der Völker (der in gleicher Weise in
V. 16.18.20-21 erwähnt wird) wurde ausgelöscht. Eine derartige
Beschreibung vermittelte lebhaft das Bild der Niederlage der Feinde
- noch nicht einmal ihr Name hatte weiterhin Bestand. Ihr Andenken
wurde ausgelöscht, nachdem ihre Städte zerstört wurden (V. 7 ). All das, was David hier beschreibt, war
ein Zeichen dafür, daß Gott seine Sache unterstützte und gerecht von
seinem Thron her regierte (V. 5 ). Ps 9,8-11 Aufgrund der in Vers 4-7 ausgesprochenen
Errettung erklärt David, daß der Herr ein wahrhaftiger und ewiger
Richter und eine Festung für den Elenden ist. Der Lobpreis des
Psalmisten war an den Herrn und seine ewige Herrschaft über die Erde
gerichtet (V. 8-9 ). Dann wandte David diese Wahrheit auf die
Bedürfnisse des Volkes an. Für die Elenden und die Unterdrückten,
also für diejenigen, die am häufigsten nicht beachtet werden oder
durch menschliche Gerichte Mißhandlung erfahren, tritt der gerechte
Richter ein. Der Herr Gott ist ihre Zuflucht und ihr Bollwerk in
Zeiten der Not. Der Begriff miRgoB , der zweimal in Vers 10 vorkommt
und beide Male mit "Zuflucht" und "Bollwerk" übersetzt wird, deutet
Sicherheit und Schutz an einem erhabenen, sicheren Rückzugsort
an. M iRgoB , eines der vielen Worte, die in den Psalmen gebraucht
werden, wenn von Sicherheit in Gott gesprochen wird, wird in Ps
18,3;144,2 mit "Bollwerk" und in Ps 46,8.12; 48,4; 59,10.17-18;
62,3.7; 94,22 mit "Festung" übersetzt. Ein anderes hebr. Wort, das
in den Psalmen mit "Zuflucht" übersetzt wird, ist maHseh , "Schutz
vor Gefahr". Dieses Wort wird in Ps 14,6; 46,2; 61,4; 62,8-9; 71,7;
73,28; 91,2.9 benutzt. Ein weiteres, in den Psalmen mit "Zuflucht"
übersetztes Wort, ist mAnNs ("ein Ort, an den man fliehen kann"; Ps
59,17; 142,6 ). Wer zum Herrn gehört, darf auf die Sicherheit und
den Schutz bei Gott vertrauen. Ps 9,12-13 Der Abschnitt des Lobpreises (V. 1-13 )
schließt mit der Ermahnung des Psalmisten an das Volk, besonders an
die Elenden, die Gott nicht vergißt (V. 13 ), daß sie dem Herrn
Loblieder singen (vgl. V. 3 ) und erzählen sollen, was er getan hat
(V. 12 ). B. Gebet: Hilfe für die Elenden ( 9,14-21 ) Ps 9,14-15 Im Hinblick auf Gottes frühere mehrfache
Errettung rief David nun Gott an, daß er auf sein Elend antworten
und ihm Anlaß geben möge, ihn zu preisen. Der Psalmist bat den
Herrn, aufzumerken, wie seine Feinde ihn verfolgten. In Todesgefahr
schrie er zu Gott, daß er ihn aus den Toren des Todes erretten möge
(vgl. Hi 38,17; Ps 107,18; Jes 38,10 ). Von Gott gerettet, würde er
den Herrn in den Toren der Tochter Zion preisen (d. h. in der
Stiftshütte in Jerusalem). Ps 9,16-17 Davids Gebet wurde durch sein volles
Vertrauen auf den Herrn unterstützt. In Vers 16-19 zählt David auf,
auf welche Weise Gott die Gottlosen vernichtete, die den Bedürftigen
gequält haben. Vers 16 könnte in Vorwegnahme der Vernichtung der
Feinde geschrieben worden sein, so wie es in den Abschnitten des
"Vertrauens" verschiedener Psalmen geschieht. In diesem Fall sah
David voraus, wie der Gottlose in seine eigene Grube fallen (vgl. Ps
7,16 ) und sich in seinem eigenen Netz verstricken (vgl. Ps
35,8;57,7 ) würde. Dennoch ist die Gerechtigkeit des Herrn wohl
bekannt, denn das Böse, das die Gottlosen ersinnen, kehrt zu ihnen
zurück. Ps 9,18-19 Die Bestimmung der Gottlosen, die in das
Grab ( S+?Nl , Scheol) zurückkehren, wird den Bedürftigen und den
Elenden gegenübergestellt (vgl. V. 10.13 ), die ihre Hoffnung
erfüllt sehen werden. Der Ausdruck Gott vergessen wird in den
Psalmen bisweilen dem Wort "erinnern" gegenübergestellt, einem
Ausdruck, der Glauben und Gebet bezeichnet. Für diejenigen, die den
Herrn zurückweisen und ihm keine Beachtung schenken, gibt es keine
Hoffnung. Ps 9,20-21 Der Psalm schließt mit der Bitte, daß der
Herr aufstehen und über die sterblichen Menschen ( ?MnNS ; vgl. den
Kommentar zu Ps 8,5 ) in einem fürchterlichen Gericht Schrecken
bringen solle. Solch eine Vernichtung würde den Gottlosen klar
machen, daß sie nur Menschen ( ?MnNS ) sind und nicht jene
unterdrücken können, die auf den Herrn vertrauen. Ps 10 Der Lobpreis für die gerechte
Rechtfertigung, die in Ps 9 ganz deutlich wird, wird in Ps
10 weniger betont. Ps 10 ist eine Bitte an Gott, seine Hilfe für den
Elenden nicht zu verzögern. Der Psalmist beschrieb die
furchteinflößende Stärke der Gottlosen in ihrer Gottlosigkeit Gott
gegenüber und in ihrem Auflauern der Hilflosen. Dann bat er Gott,
sich zu erheben und die Unterdrückten durch die Zerschlagung der
Gottlosen zu rächen. A. Die Beschreibung der Gottlosen ( 10,1-12 ) Ps 10,1 Der erste Teil des Psalms ist eine
machtvolle Beschreibung der verwerflichen Stärke des Gottlosen. Aber
zu Beginn des Psalmes wandte der Schreiber seine Klage dem Herrn zu,
der an der Lage des Unterdrückten keinen Anteil zu nehmen schien.
Die Tatsache, daß der Gottlose triumphieren könnte, veranlaßte den
Psalmisten, die Frage zu stellen, warum der HERR sich von der Not
fernhielt ("warum" taucht zweimal in V. 13 auf). Die Frage ist ein
kühner Ausdruck der wahren Empfindungen unterdrückter Menschen, die
nach Hilfe schreien. Ps 10,2-7 In diesen Versen entwirft David den
Charakter des Unterdrückers. Voller Stolz (Anmaßung, V. 2 und Stolz,
V. 3 ) quält der Gottlose den Schwachen und redet beleidigend über
den Herrn (vgl. V. 13 ). Der Gottlose ist selbstsicher (stolz,
V. 4 ; hochmütig, V. 5 ) und hat keinen Platz für Gott oder Gottes
Gebote. Solch ein Mensch ist davon überzeugt, daß er nicht von
seinen gottlosen Wegen abgebracht werden kann. Er meint, daß er
ungestört seinen Wohlstand (V. 5 ) und sein Glück (V. 6 ; vgl. Ps
73,3 ) genießen kann. Seine Worte sind betrügerisch und
zerstörerisch ( Ps 10,7 ). Der Satz: "Mühsal und Unheil sind unter
seiner Zunge" bedeutet, daß die Worte, die er spricht, Unheil zur
Folge haben. Ps 10,9-12 Hier beschreibt der Psalmist den
Gottlosen als einen wie ein Löwe (vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 ) im
Verborgenen lauernden Menschen (er liegt im Hinterhalt taucht in
V. 8-9 dreimal auf), der seine hilflosen (vgl. Ps 10,12 ) Opfer
angreifen und in sein Netz ziehen will, wie es der Fischer mit den
Fischen macht. Dieses Bild eines Löwen deutet auf listige Menschen
hin, die darauf warten, angreifen zu können. Die Elenden (d. h. die
Gerechten) werden von den Gottlosen vernichtet. Weil Gott sie
vielleicht nicht auf der Stelle rettet, ist der Gottlose davon
überzeugt, daß Gott sich nicht um den Gerechten kümmert und ihn
nicht beachtet. B. Die Aufforderung an Gott, Rache zu
üben ( 10,12-18 ) Ps 10,12-15 Der Psalmist schrie ernsthaft zu Gott um
Rache. Gott solle sich erheben (vgl. Ps 9,20 ) und den Hilflosen
helfen (vgl. Ps 10,9 ). Ein Grund für seine Bitte ist, daß es dem
Gottlosen nicht gestattet sein darf, Gott zu verachten (vgl. V. 3 )
und zu meinen, daß er mit seinem Tun davonkäme (vgl. warum in
V. 1 ). Der Herr sollte veranlaßt werden zu antworten, denn die
Elenden vertrauen auf Gott, der Kummer und Elend sieht und der ihr
Helfer ist (V. 14 ). Die besondere Bitte des Psalmisten lautete, daß
Gott den Gottlosen (V. 15 ) bestrafen möge. Es werden hier wieder
Bilder gebraucht: den Arm eines Menschen zu brechen bedeutet, seine
Macht zu zerstören. Wenn Gott durch eine derartige Vernichtung die
Gottlosen richtet, dann werden sie dazu aufgefordert, für ihre Taten
Rechenschaft abzulegen. Der Psalmist könnte dann nicht länger sagen,
daß Gott seine Taten nicht sieht (vgl. V. 13 ) oder sich um den
Elenden nicht kümmert. Ps 10,16-18 Der Psalm schließt mit einem Ausdruck des
Vertrauens, daß das Gebet des Schreibers erhört worden ist. An
dieser Stelle erklärte der Psalmist wie in Ps 9 ,daß der Herr der
Herrscher ist (vgl. Ps 9,8 ) und daß diejenigen aus den Völkern
(vgl. Ps 9,6.16.18.20-21 ), die ihm entgegenstehen, vergehen werden
(vgl. Ps 9,4.6.16 ). Der Psalmist war sich sicher, daß der Herr das
Schreien des Elenden erhört und seine Sache verteidigt, so daß die
Gottlosen, die nur sterbliche Menschen sind ( ?MnNS ; vgl. Ps
9,21 und den Kommentar zu Ps 8,5 ), sie nicht länger erschrecken
würden. Der Glaube, daß Gott gegen die Tyrannei
der Gottlosen für die Elenden und die Bedürftigen eintritt, war für
den Psalmisten ein Trost und die Grundlage für sein Gebet. Ps 11 Der historische Hintergrund dieses Psalms
ist unbekannt. Offensichtlich befand sich David in einer
verzweifelten Not und war in Lebensgefahr. Die Versuchung, vor der
Gefahr davonzulaufen, stellte sein Vertrauen auf Gott auf die Probe.
Die Botschaft des Psalms ist folgende: Der Psalmist, der sich der
Versuchung gegenüber sah, zu einer Zeit zu fliehen, in der die
Autorität des Gesetzes nicht mehr vorhanden war, hielt an seinem
Glauben an den Herrn fest, daß Gott schließlich die Gottlosen, die
er haßt, vernichten und die Gerechten, die er liebt, erretten würde. A. Die Versuchung zu fliehen ( 11,1-3 ) Ps 11,1 Der Psalm beginnt mit der Zurückweisung
der Versuchung des Psalmisten, vor der Gefahr zu fliehen. David
wunderte sich über diesen Vorschlag seitens der Kleinmütigen, weil
das seinem Glauben an den Herrn widersprach. Seine anfängliche
Erklärung: Im HERRN nehme ich (oder: habe ich genommen) meine
Zuflucht , steht ihrer Annahme entgegen. Die Kleinmütigen gaben David den
Ratschlag, wie ein Vogel auf die Berge zu fliehen, wo er sicher
wäre. Aber statt dessen floh er zum Herrn, um dort Sicherheit zu
finden. Ps 11,2 Diese Versuchung lag nahe, weil die
Gottlosen daran waren, die Gerechten einschließlich David zu
vernichten. Die Gottlosen spannen ihren Bogen, um die Sehnen darauf
festzuziehen und dann ihre Pfeile auf die Sehnen zu legen, um im
Geheimen (vgl. Ps 10,8-9 ) auf den Frommen zu schießen. Es könnte
zwar sein, daß dieser Angriff tatsächlich so geschehen war, aber es
ist viel wahrscheinlicher, daß die Bogen und Pfeile verleumderische
Worte meinen, die zerstören, so wie es häufig in den Psalmen der
Fall ist. Ps 11,3 Wenn die Grundfesten der Gesellschaft
umgerissen werden, was kann der Gerechte dann noch tun? Diese
Grundfesten beziehen sich auf das Gesetz der Gesellschaft, das seine
Grundlage in den Ordnungen des Herrn hat. Die Versuchung der
Kleinmütigen hatte also ihre Ursache in der Angst, daß das Volk
auseinanderfallen könnte. Ihre Blickrichtung war auf das Irdische
gerichtet. Davids Blick war auf mehr gerichtet. B. Das Vertrauen in den Herrn ( 11,4-7 ) Ps 11,4 David stellte die Schwierigkeiten auf der
Erde der erhöhten Position des Herrn im Himmel gegenüber. "Was kann
der Gerechte tun?" hatte der Kleinmütige gefragt (V. 3 ). David
antwortete, daß der Gerechte sich auf die wahre Quelle sicherer
Herrschaft verlassen kann, nämlich den Herrn, dessen Thron in den
Himmeln erhöht ist, sein heiliger Tempel, der von der Heuchelei der
Gottlosen weit entfernt ist. Weil der Herr souverän über die Erde
herrscht, sieht er und erforscht er das Handeln der Söhne der
Menschen (vgl. Ps 33,13-14 ) völlig. Er beobachtet heißt wörtlich:
"Seine Augen sehen". Seine Augen heißt wörtlich: "seine Augenlider."
Mit diesen Ausdrücken soll die Allmacht Gottes dargestellt werden. Ps 11,5 Gott prüft (läutert) den Gerechten, aber
er haßt den Gottlosen und die Menschen, die Gewalt lieben. Gott
widersteht allen, die sich im Widerspruch zu seinem Willen für die
Gottlosigkeit und Gewalt entschieden haben. Ps 11,6 Der Psalmist schaute auf das plötzliche
und rasche Gericht über die Gottlosen. Er wird es regnen lassen
könnte auch übersetzt werden: "Möge er es regnen lassen". Brennender
Schwefel erinnert an Gottes Gericht über Sodom und Gomorra ( 1Mo
19,24 ). Feurige Kohlen könnte auch mit "Fallstricke" übersetzt
werden. In diesem Fall beschreibt der Psalmist ein gerechtes Gericht
für die Gottlosen - sie sollen gefangen werden. In jedem Fall ist
ein vernichtendes Gericht ihr Schicksal. Ps 11,7 Im Gegensatz zu Gottes Gericht über die
Gottlosen (V. 6 ) liebt der Herr, der gerecht ist, die
Gerechtigkeit. Die Frommen - diejenigen, die ihm im Glauben
vertrauen und auf seinen Wegen wandeln - werden sein Angesicht
sehen. Das bedeutet, daß der Gerechte in seine Gegenwart kommen und
sich seiner Segnungen erfreuen darf. Ps 12 Dieser Psalm spricht von Davids Vertrauen
in die ungetrübten Worte Gottes, die ihm die Versicherung geben, daß
er jene erretten wird, die seine Errettung suchen. Dieser Ausdruck
des Vertrauens stammt mitten aus einer Kultur, in der der Schwache
durch Betrug unterdrückt wurde. Der Hintergrund für diesen Psalm ist
uns nicht bekannt, aber zahlreiche Ereignisse im Leben Davids
könnten die Dichtung eines solchen Psalmes zur Folge gehabt haben
(vgl. 1Sam 23,11.19; 26,19 ). Aber die Sprache des Psalmes ist so
allgemein gehalten, daß er in mehrere Situationen passen könnte. A. Das Gebet um Errettung ( 12,2-5 ) Der Psalmist schrie zu Gott (V. 2-5 ) um
Errettung aus der Mitte eines lügnerischen und hochmütigen Volkes. Ps 12,2-3 Dieser Schrei zu Gott beklagt die
Tatsache, daß die Frommen offensichtlich untergegangen sind.
Menschen, die Treue zu Gottes Bund gezeigt hatten, waren aus dem
Land verschwunden. (Der Begriff für "treu" ist HasID , das mit dem
Wort HeseD , "treue Liebe oder Bundestreue", verwandt ist.) An ihre
Stelle waren nun Lügner und Betrüger getreten. Ihre Worte waren
unehrlich und infolgedessen nicht vertrauenswürdig. Die Gesellschaft
war insgesamt verdorben. Es sah so aus, als ob es keine
vertrauenswürdigen, ehrlichen Menschen mehr gäbe, auf die der
Psalmist sich verlassen konnte. Ps 12,4-5 Also betete der Psalmist, daß der Herr
die Heuchelei und Lügenlippen ausrotten möge. Diese Menschen waren
voller Stolz (sie waren prahlerisch) und der Ansicht, daß sie mit
Reden, Heuchelei und Betrug ihre Ziele erreichen konnten. Indem sie
sagten: Wir sind mit unserer Zunge mächtig, gingen sie davon aus,
daß sie so handeln konnten, wie es ihnen gefiel: Wer ist unser
Herr? David wollte, daß Gott sie vernichtete und ihrem hochmütigen
Prahlen ein Ende setzte. B. Die Gewißheit der Errettung ( 12,6 ) Ps 12,6 Der Psalmist erhielt die Gewißheit, daß
der Herr sich erheben und den Schwachen und den Bedürftigen von der
Unterdrückung befreien würde. Gott hatte verheißen, diejenigen, die
ihm vertrauten, aus der Hand derer zu retten, die sie beschimpften. C. Vertrauen in Gottes Wort ( 12,7-9 ) Ps 12,7 Aufgrund der Versicherung Gottes, daß die
Niedergeschlagenen erlöst werden sollten (V. 6 ), drückte der
Psalmist sein Vertrauen in die ungetrübten Worte Gottes aus, obwohl
er wußte, daß die Gottlosen überall um ihn herum waren. Im Gegensatz zu den Worten der Gottlosen
sind die Worte des Herrn rein (gereinigt) und wahrhaftig. Ihre
Ungetrübtheit wird mit der Läuterung von Silber verglichen; es ist
so, als wenn die Worte des Herrn siebenmal (sieben ist die Zahl der
Vollkommenheit) geläutert wären. Was Gott sagt, ist wahrhaftig
(lauter; vgl. Ps 18,31 ) und verläßlich. Seine Worte sind nicht mit
Betrug und falscher Heuchelei befleckt (im Gegensatz zu den Worten
der Gottlosen; Ps 12,3-4 ), sondern sie sind ganz und gar
zuverlässig. Ps 12,8-9 Deshalb vertraute der Psalmist dem Wort
Gottes, daß er die Menschen inmitten der Stolzen, die in
selbstgefälligem Vertrauen in die eigene Person herumstolzieren,
indem sie den schändlichen Dingen Wert beimessen ( zVllVT , ein
Wort, daß nur an dieser Stelle im AT gebraucht wird; es steht für
etwas Wertloses), bewahren konnte. Vers 9 zeichnet das Bild
nichtswürdiger und rücksichtsloser Menschen, die durch betrügerische
Worte Autorität und Macht ausüben. Dennoch versichern Gottes Worte,
die wahrhaftig sind, daß solche Menschen der Vernichtung
anheimfallen werden. Ps 13 Dieser Psalm hat den Schrei des
Niedergeschlagenen zum Inhalt und stimmt daher mit mehreren der
vorausgegangenen Psalmen überein. Hier stützte sich David voll
Vertrauen auf die treue Liebe des Herrn (V. 6 ), auch wenn er
unmittelbar noch keine Errettung von der Unterdrückung der Gegner,
der Feinde Gottes, erlebte. A. Klage über das Leid ( 13,2-3 ) Ps 13,2-3 Mit einer Reihe rhetorischer Fragen, die
darauf angelegt waren, Gott zur Antwort auf sein Gebet zu bewegen,
fragte David Gott: Wie lange? (viermal in diesen drei Versen; vgl.
den Kommentar zu Ps 6,4 ). Er wartete ab, bevor er antwortete. David
fühlte sich von Gott nicht mehr beachtet und vergessen. Sollte
dieser Zustand unendlich andauern? David kämpfte innerlich ( mit
meinen Gedanken heißt wörtl. "in meiner Seele") und klagte, daß er
Tag für Tag in dieser bedrückenden Situation verblieb, so daß sein
Herz mit Kummer und Sorge erfüllt war. Als Ergebnis seiner
Verlassenheit von Gott triumphierten seine Feinde über ihn. B. Bitte um Errettung ( 13,4-5 ) Ps 13,4-5 David rief den Herrn an, herzuschauen, zu
antworten und ihn aus seiner Lage zu befreien. Mit der
Bitte: erleuchte meine Augen bat David um göttliche Weisheit oder um
die Beachtung seiner Bedürftigkeit. Er betete ernstlich darum, daß
er nicht im Tod entschliefe (vgl. den Kommentar zu Ps
7,6; stürzen heißt wörtlich "sterben") und so seinen Feinden die
Freude des Triumphes nicht brächte. C. Vertrauen in den Herrn ( 13,6 a) Ps 13,6 a David drückte sein Vertrauen in
die unerschöpfliche Liebe ( HeseD ) des Herrn aus, die treue Liebe,
die der Herr für jene hegt, die auf ihn vertrauen. Die Feinde Davids
forderten die Treue der Liebe Gottes zu einem seiner Bundesgläubigen
heraus. D. Lobpreis über die Rettung ( 13,6 b) Ps 13,6 b Der Psalmist, der davon überzeugt war,
daß sein Gebet erhört worden war, faßte den Entschluß, sich zu
freuen und dem Herrn zu singen, weil er ihm Rettung gebracht und
wunderbar mit ihm gehandelt hatte. (Dies ist der erste der
zahlreichen Verweise auf Gottes Güte.) Er spürte das Ende seines
langen Wartens im voraus. Ps 14 Der Psalmist, der wußte, daß die
menschliche Rasse töricht und verdorben ist und daß der Herr solche
Menschen um ihrer Taten willen vernichten wird, sehnte sich nach der
Errichtung des Königtums des Herrn auf der Erde. (Vgl. den Kommentar
zu Ps 53 ,der mit Ps 14 fast völlig übereinstimmt.) A. Urteil über die Menschen ( 14,1-3 ) Ps 14,1 David bestätigte Gottes Anklage der
Menschen: Sie sind Toren. Vers 1 vermittelt eine zusammenfassende
Beschreibung des Toren ( nABAl , jemand, der auf moralischem Gebiet
unempfänglich und gottlos ist). Ein Tor glaubt, es gibt keinen Gott
und führt ein verderbtes Leben. Diese beiden Aussagen stehen
miteinander in Verbindung. Als praktizierender Atheist (d. h. er
lebt sein Leben so, als wenn es keinen Gott gäbe) hat er an der
Weisheit, die im Wort Gottes offenbart wird, keinen Anteil. Als
Ergebnis davon ist er verdorben und bringt alles zum Verderben, was
er tut. Sein Handeln ist nichtig, d. h. er tut abscheuliche Dinge,
die der Herr haßt. Ohne Glauben kann niemand Gott gefallen, also
gibt es keinen, der Gutes tut. Ps 14,2 Das Urteil des Psalmisten über die
Menschen war darauf gegründet, daß der Herr herunterschaute, um die
Menschen zu prüfen (die Söhne der Menschen). Zu den Beispielen, bei
denen der Herr hinabsah, um zu sehen, wie böse die Menschen waren,
gehören auch Babel ( 1Mo 11,1-9 ) und Sodom ( 1Mo 18,21 ). Der
Psalmist zeichnete das Bild des Herrn, der hinabschaut, um zu sehen,
ob irgendein Mensch Verständnis besaß, d. h. ob irgendein Mensch
Gott suchte. Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang ( Spr
1,7 ). Weil der Tor es ablehnt, diese Tatsache zu akzeptieren,
mangelt es ihm an Verständnis. Ps 14,3 Gott war auf der Suche nach verständigen
Menschen und sah doch, daß die gesamte Menscheit
sich abgewandt hatte und verdorben war (wörtl. "sauer" wie Milch).
Dieses Wort ?AlaH , das nur an dieser Stelle, in Hi 15,16 und in Ps
53,4 auftaucht, wird hier im moralischen Sinn gebraucht. (Dieser
Begriff für verdorben unterscheidet sich von dem in Ps
14,1 verwendeten Wort.) Als Folge daraus stellte Gott fest, daß
nicht ein einziger Gutes tut. Die einzige Hoffnung der Menschheit
ist nach der Schrift die Hinwendung des einzelnen zum Herrn zu
seiner Errettung. B. Die Strafe für die Gottlosen ( 14,4-6 ) Ps 14,4-6 David zeigte das Ergebnis der
Auseinandersetzung zwischen denen, die die Ungerechtigkeit bewirken,
und den Gerechten. Er war erstaunt über die Unkenntnis der Bösen,
die meinten, sie könnten ungehindert Gottes Volk verschlingen. Ihre
Gottlosigkeit erhält ihren stärksten Ausdruck durch ihren heftigen
Angriff auf sein Volk. Sie vergessen die Tatsache, daß Gott sie
überwältigen wird, denn indem sie Gottes Volk angreifen, greifen sie
Gott selbst an. Er ist in der Mitte seines Volkes gegenwärtig.
Deshalb sah der Psalmist voraus, daß die Gottlosen in große Furcht
geraten werden, wenn der Herr sie für die Verfolgung seines
Eigentums richtet. Sie könnten das Leben des Volkes Gottes ( der
Armen ) eine Zeitlang behindern, aber das Volk Gottes wird
gerechtfertigt werden, weil sie auf den Herrn vertrauen, ihre
Zuflucht ( maHseh , "Schutz vor Gefahr", ein Wort, das in bezug auf
den Herrn in den Psalmen neunmal gebraucht wird: Ps 14,6; 46,2;
61,4; 62,8-9; 71,7; 73,28; 91,2.9 ). C. Die Sehnsucht nach der Herrschaft
Gottes ( 14,7 ) Ps 14,7 : David sehnte sich nach der
Aufrichtung des Königreiches des Herrn (vgl. Mt 6,10 ). Der Herr
wird seinem Volk große Freude bescheren (vgl. Zeph 3,14-16 ), wenn
er sein Volk Israel aus der Gegenwart der Gottlosen erlöst (vgl. Röm
11,26-27 ). Der Psalmist sehnte sich nach der Aufrichtung von Gottes
gerechter Herrschaft von Zion aus (vgl. den Kommentar zu Ps 2,7 )
und nach der Vernichtung der Gottlosen, die in ihrer Gottlosigkeit
verharren. Ps 15 Dieser Psalm macht deutlich, wer es wert
ist, ein "Gast" des Herrn zu sein. Der Psalmist schildert das
tadellose Verhalten desjenigen, der zur Verehrung im Heiligtum des
Herrn geschickt ist. A. Die Frage: Wer darf bleiben? ( 15,1 ) Ps 15,1 David dachte nach: Wer darf im Heiligtum
des Herrn (der Stiftshütte) wohnen, die sich auf dem heiligen Berg,
also Zion, der Stadt Davids, befindet (vgl. 2Sam 6,10-12.17 und den
Kommentar zu Ps 2,6 )? Die Frage lautet: Wer war berechtigt, ein
"Gast" des Herrn zu sein und an dem Ort zu leben, an dem er
gegenwärtig war? Es war eine geistliche Frage: Wer darf sich Gott
nähern und an dem Ort seiner Wohnung anbeten? B. Die Antwort: Der Gerechte darf bleiben ( 15,2-5 ) Ps 15,2- (Ps 15,2a-b) Die in Vers 1 gestellte Frage wird in
Vers 2 zunächst zusammenfassend beantwortet (V. 2 a - b) und dann
mit einer siebenfachen Beschreibung (V. 2 c. 3-5 ) und einem
zusätzlichen achten Hinweis näher ausgeführt. Derjenige, der
angenommen wird, ist der, dessen Wandel (a) untadelig und dessen
Handeln (b) gerecht ist. Die Metapher des "Wandels" wird in der
ganzen Bibel für die Lebensweise und das Verhalten eines Menschen
benutzt (vgl. Ps 1,1 ). Untadelig ( tAmIm ) bedeutet vollkommen,
ernsthaft oder perfekt. Ein untadeliger Mensch lebt im Gehorsam
gegen Gott und hält an einem Leben in Ehrbarkeit fest. Sein Handeln stimmt mit den Maßstäben
Gottes überein, d. h., es ist gerecht. David stellte deshalb heraus,
daß, wenn sich jemand in die Gegenwart des Herrn in Zion begab, er
ein gehorsamer und gerechter Diener sein mußte. Der Gottlose und der
Heuchler wohnen nicht im Heiligtum. Ps 15,2-5 (Ps 15,2c-5a) Nach der allgemeinen Darlegung der ersten
beiden Zeilen in Vers 2 erläuterte David im einzelnen das Wesen
eines solch tadellosen Menschen. (1) Das erste Merkmal des Gerechten ist
es, daß er von Herzen die Wahrheit spricht. Er ist nicht wie die
wankelmütigen Heuchler (vgl. Ps 12,3 ). (2) Ein Gerechter verleumdet
nicht böswillig. (3) Er schadet auch nicht seinem Nächsten oder
schmäht ihn. Ein Nächster (oder Freund) kann jedermann sein, mit dem
er in Kontakt kommt. Die Bemerkungen eines untadeligen Menschen
schaden seinem Nächsten nicht und richten ihn nicht zugrunde. (5) Ein Gerechter verachtet den
Verworfenen und ehrt den Gläubigen, der den Herrn fürchtet. Ein
"Verworfener" (von mA?as , also nicht dasselbe Wort wie in Ps 14,1 )
ist ein Schurke, ein nichtiger Mensch. Wer jedoch den Herrn
fürchtet, lebt ein Leben des Glaubens und des Gehorsams. (6) Der Gerechte hält seinen Eid, auch
wenn es ihm schadet. Sogar wenn er unbedacht einen Eid abgelegt hat
( 3Mo 5,4 ), hält er gewissenhaft sein Wort. (7) Der Gerechte verleiht sein Geld nicht
auf Zinsen. Er übervorteilt den nicht, der borgen muß. Aus einem
israelitischen Bruder Gewinn zu ziehen, war als unbrüderlich
verboten ( 2Mo 22,25; 3Mo 25,36 ). (8) Der Gerechte nimmt keine
Bestechungsgeschenke gegen den Unschuldigen an. Das Gesetz verbot
das selbstverständlich ( 5Mo 27,25 ). Statt dessen leistet der
Gerechte der Sache des Unschuldigen und des Bedürftigen Vorschub. Ps 15,5 b David schloß damit, daß derjenige, der
diese Lebensweise befolgt, niemals wanken wird (vgl. Ps 16,8; 21,8;
30,7; 62,3.7; 112,6 ). Er wird nicht nur die Gemeinschaft mit dem
Herrn in seiner Gegenwart genießen, sondern auch die göttliche
Segnung und Geborgenheit erfahren. Die Tatsache, daß hier auf zehn
verschiedene Arten der beschrieben wird, der bei dem Herrn wohnen
darf (ehrlich, gerecht, aufrichtig, nicht verleumderisch, er tut
nicht das Verkehrte, ohne Tadel, er unterscheidet zwischen Gut und
Böse, hält seinen Eid, zieht aus seinem Nächsten keinen Vorteil,
nimmt keine Bestechungsgeschenke an), legt einen Vergleich mit den
zehn Geboten nahe (obwohl die beiden Aufzählungen nicht in allen
Teilen übereinstimmen). Gehorsam gegenüber Gottes geoffenbartem
Willen ist unbedingt erforderlich, um in das Heiligtum des Herrn
gelangen zu können. Ps 16 Dieser Psalm drückt die Freude Davids an
der Gemeinschaft mit Gott aus, die, wie David erkennt, aus dem
Glauben an den Herrn resultiert. Der Psalm könnte geschrieben worden
sein, als David sich in der Wildnis oder durch den Widerstand gegen
seine Herrschaft in großer Gefahr befand. Was auch immer der Anlaß
war, David war davon überzeugt, daß, weil er den Herrn kennengelernt
und ihm für sein Leben vertraut hatte, er ihm auch im Angesicht des
Todes vertrauen konnte. A. Der Herr ist Davids Teil im Leben ( 16,1-8 ) Ps 16,1 In Vers 1-8 schaute David zurück, wie er
den Herrn kennengelernt und ihm vertrauen gelernt hatte. Vers 1 faßt
anscheinend den gesamten Psalm zusammen: Bewahre mich, Gott, denn
ich vertraue auf dich. Daraufhin entwickelte David, wie er seine
Zuflucht in dem Herrn gefunden hatte. Ps 16,2 David sprach sein ausschließliches
Vertrauen in den Herrn aus. Seine Glaubensaussage lautete: Du bist
mein Herr; ich weiß von keinem anderen Gut außer dir (vgl. Ps
34,11;84,12 ). Ps 16,3-4 Auf der Grundlage dieses Bekenntnisses
zum Herrn beschrieb der Psalmist die Gemeinschaft seiner Freunde,
mit denen er identifiziert wurde. Er hatte große Freude an den
Frommen (Heiligen) im Land, die er als Herrliche betrachtete. Gott
hatte sein Volk dazu berufen, ein heiliges Volk zu sein ( 2Mo
19,6 ), und der Diener Gottes erkannte hier, daß nur sie mit Gott in
Gemeinschaft sein konnten. Das waren die Gläubigen, die dem Herrn
dienten. Die anderen, also diejenigen, die anderen Göttern
nachlaufen, werden Kummer und Schwierigkeiten erleben. David würde
ihr Handeln nicht gutheißen noch ihnen in ihrem vergeblichen
Gottesdienst beistehen noch die Namen ihrer Götter erwähnen. Seine
Treue galt den gerechten Gläubigen. Ps 16,5-6 Der Psalmist wandte sich direkt an den
Herrn und rühmte seine Segnungen. David verglich den Herrn mit einem
Teil (vgl. Ps 73,26;119,57;142,6 ), das ihm als Erbe zugeteilt
wurde. Der Herr war alles, was er brauchte, um sein Herz in diesem
Leben zu sättigen. Über dieses Teil und seinen Becher hinaus hat ihm
der Herr ein schönes Erbteil bestimmt. Die Meßschnüre auf lieblichem
Land sprechen von Landesteilen, die durch Schnüre gemessen und
durchs Los verteilt wurden. Mit anderen Worten verglich David die
Segnungen Gottes mit dem besten Erbteil, das man überhaupt erhalten
konnte. Der Herr hatte ihm ein wunderbar erfülltes Leben gegeben. Ps 16,7-8 Als Ergebnis davon, daß der Herr so viel
schenkte, lobpries David den Herrn, weil er ihn bei Nacht (so wie
auch am Tage) beraten und ihn in Sicherheit geleitet hatte.
( Lobpreisen heißt wörtlich "segnen", also "gut von jemand oder
etwas sprechen". Das ist das erste von zwei Dutzend Malen in den
Psalmen, daß von dem Herrn gesagt wird, daß er "gesegnet" ist, was
gewöhnlich mit "gepriesen" übersetzt wird.) Deswegen wußte David,
daß er von seinem Wandel in Rechtschaffenheit und in der Freude an
den Segnungen, die er im Herrn hatte, nicht abweichen würde (vgl.
den Kommentar zu Ps 15,5 b). B. Der Herr wird David bewahren ( 16,9-11 ) Ps 16,9-11 David hatte Gewißheit darüber, daß der
Herr sein Leben im Angesicht des Todes bewahren würde. Er jubelte,
weil Gott seinen Leib sicher ruhen ließ, auch wenn er sich dem Tod
gegenübersah. Der Grund dafür, daß er ruhen konnte, lag darin, daß
Gott ihn nicht dem Tod überlassen noch seinen Heiligen die Grube
sehen lassen würde. Dieser Vers nimmt auf David Bezug, der sich
selbst Gottes Heiliger genannt hatte, d. h. genauer, einen der
Heiligen Gottes (vgl. V. 3 ). Er tröstete sich mit der Tatsache, daß
Gott zu keiner Zeit zulassen würde, daß sein Körper stürbe und in
der Grube zugrunde ginge. In der Tat hatte Gott ihn den Weg des
Lebens erkennen lassen, so daß er an der Erfahrung weiterer Freude
an Gottes Gegenwart Anteil hatte (V. 11 ). Vers 8-11 hat Petrus am Pfingsttag
zitiert ( Apg 2,25-28 ), und Ps 16,10 b wurde von Paulus in bezug
auf die Auferstehung Christi in Antiochien zitiert ( Apg 13,35-37 ).
So werden die Worte Davids auch typologisch gesprochen; sie
überschritten seine eigene Erfahrung und wurden in Christus zu einer
historischen Wahrheit. Die Bewahrung vor der verderbenden Grube ist
der Grundgedanke sowohl hinter Davids als auch hinter Jesu
Erfahrung. Allerdings wurde diese Tatsache bei David durch
die Errettung vom Tod, bei Jesus jedoch durch die Auferstehung vom
Tod Wirklichkeit. Der Tod bedeutete für David keine
Bedrohung, denn er erfreute sich an dem großen Segen und an der
Gemeinschaft mit dem Herrn. Gott würde nicht den Tod und die Grube
zulassen, um diese wunderbare Gemeinschaft zu unterbrechen. Genauso
ist dies im weiteren Sinn für die Gläubigen heute wahr, die durch
die Auferstehung die ganze Offenbarung haben und von sich sagen
können, daß, wenn sie sterben, Gott nicht den Tod diese völlige
Gemeinschaft zerstören lassen wird, an der sie sich mit dem Herrn
erfreuen ( 2Kor 5,8; Phil 1,23 ). Dieser Ausdruck des Glaubens ist
deshalb möglich, weil Christus den Tod überwunden hat ( Lk 24,6 )
und auferstand, um der Erstling aller zu werden, die schlafen ( 1Kor
15,20 ). Ps 17 In diesem Psalm wird Davids Bewußtsein
seiner eigenen Rechtschaffenheit deutlich, während er von den
Feinden umzingelt ist, deren Teil nur in diesem Leben zu finden war.
Er betete darum, vor der gottlosen Welt bewahrt zu werden, die ihn
unterdrückte, während er auf eine herrliche Zukunft in der Gegenwart
des Herrn schaute. Der Psalm ist in vielerlei Hinsicht Ps
16 ähnlich. Es gibt jedoch einen wesentlichen Unterschied. In Ps
16 war sich David der Gefahr im Hintergrund bewußt; sein Glaube
ermutigte ihn jedoch dazu, sich nicht zu fürchten. In Ps 17 erfuhr
David aber durch die Gefahr Bedrückung, so daß die Hilfe von dem
Herrn dringend nötig war. A. Das Gebet eines Gerechten ( 17,1-5 ) Ps 17,1-2 David bat Gott, seine gerechte Sache zu
hören, ihm zuzuhören und seinem Gebet das Ohr zu leihen. Diese
dreifache Bitte an Gott weist auf die Dringlichkeit des Anliegens
hin. Das Gebet kam ja nicht von einem
Gottlosen oder einem Heuchler (ein Mann mit betrügerischen Lippen ).
David erklärte seine Rechtschaffenheit vor Gott, so daß Gott sehen
konnte, daß er gerecht war und ihn rechtfertigen würde. Ps 17,3 In seiner Rechtschaffenheit (V. 3-5 )
behauptete David, daß, wenn er von Gott geprüft würde ( du erprobst,
prüfst, erforschst ), er rein erfunden würde. Das war der Fall, weil
er sich nicht zur Sünde entschlossen hatte. Wer vor Gott gerecht
leben will, muß sich in seinem Herzen entschließen, ihm zu dienen
und zu gehorchen. Ps 17,4-5 Darüber hinaus hatte sich David vom Weg
der Gewalttätigen ferngehalten. Sein Leben war nach dem Wort Gottes
ausgerichtet. Er hatte sich an die Wege Gottes gehalten, d. h. er
war dem Weg gefolgt, den Gott ihm zu leben verordnet hatte. Er war
nicht von diesem Weg abgewichen. B. Gebet um Bewahrung vor der Welt ( 17,6-12 ) David betete darum, vor den Bösen in der
Welt bewahrt zu werden, weil sie von verwerflichem Stolz erfüllt
sind. Ps 17,6-7 Davids Gebet hatte seine Grundlage in
Gottes treuer Liebe für ihn. Die große Liebe des Herrn wird dadurch
offenbart, daß er jene errettet, die in ihm ihre Zuflucht nehmen.
David hatte seine Zuflucht in ihm genommen, und so wünschte er sich,
daß Gott ihm seine große Liebe zeigen möge. Ps 17,8 David betete darum, daß er doch in Gottes
sorgender Obhut bleiben könne. Die beiden Redewendungen in diesem
Vers waren den Gläubigen aller Zeiten eine Hilfe. Der Apfel seines
Auges scheint sich auf die Pupillen zu beziehen, die hier das Sehen
des Menschen symbolisieren. Der Psalmist betete um Gottes
unmittelbare und treu sorgende Aufmerksamkeit. Der andere Ausdruck der Schatten deiner
Flügel wird auch in Ps 36,8;57,2;61,5 verwendet. Er bedeutet Schutz;
vgl. Ps 63,8;91,4 (vgl. Rt 2,12; Mt 23,37 ). Dieses Bild stammt aus
der Tierwelt, wobei Gottes beschützende Fürsorge mit der Fürsorge
eines Vogels für seine Jungen verglichen wird. So betete David um
Fürsorge und Bewahrung vom Herrn. Ps 17,9-12 Der Grund für die Dringlichkeit des
Gebets liegt in dem Wesen der Gottlosen, das David in seinem
Versuch, Gott zum Handeln zu bewegen, schilderte. Sie versuchten,
David zu vernichten (V. 9 ), sie führten gleichgültige und stolze
Reden (V. 10 ), und sie verfolgten David unbarmherzig wie ein Löwe
seine Beute (V. 11-12 ; vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 ). C. Der Blick auf eine ruhmvolle Zukunft ( 17,13-15 ) Ps 17,13-14 a Im Gegensatz zu Davids gegenwärtiger
Verfolgung durch weltlich gesinnte Menschen (V. 6-12 ) richtete er
nun einen Blick auf die Zukunft. Sein dringliches Gebet zum Herrn,
sich zu erheben und ihn von diesen Gottlosen zu erlösen, deren
Belohnung (Teil) schon in diesem Leben ist (V. 14 ), war eine
Erinnerung an seine gegenwärtige notvolle Situation. Weil sie nicht
dem Herrn folgten, war dieses Leben ihre einzige Hoffnung der
Freude. Sie verfolgten den Gerechten auf vielfältige Weise, physisch
und mit Worten. In seinem Gebet rief David nach dem
Schwert Gottes, um ihn zu retten. Das könnte sich auf die Tatsache
beziehen, daß Gott bisweilen menschliche Armeen benutzt - sogar die
der Gottlosen - um die Völker zu bestrafen (vgl. Jes 10,5 ). Ps 17,14-15 (Ps 17,14b-15) Im Gegensatz zu denen, die für dieses
Leben leben und Gottes "Schwert" gegenüberstehen, hoffte David auf
eine weit größere Segnung für sich und andere, einschließlich des
gestillten Hungers und Reichtums für ihre Kinder. In Gerechtigkeit,
so schrieb er, würde er Gottes Angesicht sehen (vgl. Ps 11,7 ). Wenn
er erwachte, würde er mit dem Bild Gottes gesättigt werden. Der
Psalmist erwartete nicht den Tod oder ein Erwachen in der
Auferstehung vom Tod, sondern er stellte die Vernichtung der
Gottlosen, die ihr Leben ohne Gott verbringen, seinem Leben
gegenüber, das er in der Gnade Gottes lebte. Dennoch sind die Worte als Beschreibung
für die Freude an der Gegenwart Gottes angebracht. David könnte zwar
an geistliche Segnungen und Gottes Gegenwart gedacht haben, aber die
Worte sind auch für Gläubige heute durchaus geeignet, die mit der
ganzen neutestamentlichen Offenbarung einen noch herrlicheren
Ausblick haben können, der alles übertrifft, was sie in diesem Leben
erfahren. Ps 18 Die Überschrift dieses Psalmes nennt
David als Verfasser, der diesen Psalm schrieb, nachdem der Herr ihn
aus der Hand aller seiner Feinde einschließlich "Saul" errettet
hatte. Nachdem er auf all das Rückschau gehalten hatte, was der Herr
für ihn bedeutete, berichtete David von seiner Errettung durch den
Herrn und erfreute sich an den Gnadentaten, die an ihm geschehen
waren. Dieser Psalm war ein Dankeslied für den Sieg durch den
Kriegs-König, der letztendlich zum Frieden kam. Der Inhalt dieses
Psalms wird mit geringen Abweichungen auch in 2Sam 22 berichtet.
Möglicherweise wurden einige der in 2Sam 22 gebrauchten Worte in
diesem Psalm aufgrund seines Gebrauches für den öffentlichen
Gottesdienst abgeändert, aber Beweise gibt es dafür nicht. A. Beschreibung des Wesens Gottes ( 18,2-4 ) Ps 18,2-4 In seinem Gelübde, Gott zu loben, reihte
David Metapher an Metapher, um zu beschreiben, wie der Herr ist und
wie er zu ihm gewesen war. Er drückte seine Liebe zum Herrn aus, der
ihm in den vielen Auseinandersetzungen seine Gnade gezeigt hatte. David beschrieb den Herrn als
den Fels (vgl. V. 32.47 ), denn er gab ihm Beständigkeit und
Sicherheit. Etwa 20mal wird der Herr in den Psalmen als Fels
bezeichnet. David verglich Gott auch mit einer Burg (dasselbe hebr.
Wort [ m+QUDCh ] wird für Gott in Ps 31,4;71,3;91,2;144,2 benutzt).
"Fels" und "Burg" stehen für einen erhöhten Platz zur Zuflucht und
zur Verteidigung, zu dem man fliehen kann, um Schutz zu suchen.
Seine Zuflucht zum Herrn nehmen, ist weitaus besser, als sich in
einer von Menschen erbauten Burg oder hinter einem großen Fels zu
verstecken. David verglich Gott auch mit
einem Schild (vgl. Ps 18,31 und den Kommentar zu Ps 3,4 ) und
einer Feste ( miRgoB ; vgl. den Kommentar zu Ps 9,10 ), beides
militärische Ausdrücke, die auf Schutz und Errettung vor den Feinden
hinweisen. Als Horn seines Heils gab Gott David Stärke. Tierhörner
waren Symbole der Stärke. Später symbolisierten sie Herrscher
(vgl. Ps 148,14; Dan 7,8.11.20-21.24; 8,21-22; Offb 17,12 ). Weil der Herr David verteidigt und von
allen seinen Feinden errettet hatte, war er des Lobpreises Davids
würdig. B. Bericht der Errettung durch Gott ( 18,5-30 ) Mit einem langen Abschnitt des Lobpreises
erzählte David noch einmal von seinen Leiden und Gefahren und von
der übernatürlichen, gewaltigen Errettung durch den Herrn. Ps 18,5-6 In Vers 5-20 berichtete David davon, wie
Gott ihn auf übernatürliche Weise errettete. Daß er in den Banden
des Todes war, bedeutet, daß er sich in solch einer schwierigen Lage
befand, daß er ohne das Eingreifen Gottes gestorben wäre.
Vernichtung überwältigte ihn wie eine Flut (reißender Strom). Die
Fallen des Todes umgaben ihn, und es gab keine menschlichen
Hilfsmittel mehr, um ihn zu retten. Ps 18,7-16 Als David zum Herrn schrie, griff Gott
von seinem Tempel her ein, um ihm beizustehen. (Gottes Hilfe wird in
den Psalmen außerordentlich häufig erwähnt.) Darauf beschrieb David
dieses Eingreifen Gottes als ungeheure Gotteserscheinung oder als
Ankunft des Herrn. David sagte hier, daß die Erde aufgrund des
Zornes Gottes gegen seine und Davids Feinde zitterte und bebte
(V. 8 ); Rauch und Feuer kamen aus seiner Nase und seinem Mund
(V. 9 ); er kam mit den Wolken hinab (V. 10 ); er schwebte auf den
Flügeln des Windes (V. 11 ); dunkle Regenwolken umgaben ihn
(V. 12 ); Wolken, Hagel und Licht waren um ihn (V. 13 ); Donner (die
Stimme des Herrn; vgl. Hi 37,2.4-5 ) erschallte ( Ps 18,14 ); Blitze
(vgl. Hi 36,30.32;37,3.11;38,24.35 ), Pfeilen gleich, verwirrten die
Feinde ( Ps 18,15 ), und die Becken der Meere und die Grundfesten
der Erde wurden bei seinem Kommen aufgedeckt (V. 16 ). Diese
poetische Beschreibung von Gottes Eingreifen in den Kampf zeichnet
das Bild eines heftigen Sturmes, in dem Gott viele furchteinflößende
Phänomene der Natur gebrauchte. Solch schreckliche Ereignisse waren
der Ausdruck von Gottes Zorn im Gericht (vgl. V. 8 ). Ps 18,17-20 In diesen Versen legte David dar, daß der
Herr ihn durch sein Eingreifen gerettet hatte. Es war, als ob David
inmitten der starken Feinde erstickte, und der Herr holte ihn dort
heraus, weil er Gefallen an ihm hatte (V. 17.20 ). Solch ein dramatisches Bild göttlichen
Eingreifens weist auf Ähnlichkeiten mit der Verkündigung des
Gesetzes hin ( 2Mo 19,16-18 ). Ähnliche Ereignisse werden in Jos
10,11; Ri 5,20 und 1Sam 7,10 berichtet. Auch die prophetischen
Visionen, die häufig das Eingreifen Gottes beschreiben, sind
ähnlicher Natur (z. B. Jes 29,6;30,27;64,1; Hab 3,3-4 ). Ps 18,21-25 Nach der Beschreibung seiner Errettung
durch den Herrn erklärte David sie aufgrund seines Glaubens, daß der
Herr sein Gott war. Durch den Glauben hatte David seine
Aufrichtigkeit vor Gott (Gerechtigkeit; V. 21.25 ) bewahrt. Die
Errettung geschah, weil Gott David für die Reinheit (V. 21.25 )
seiner Hände (d. h. seines Lebens) belohnte. David bestätigte, daß
er sich nicht von Gott abgewandt hatte, daß er in den Wegen Gottes
gewandelt war, seinen Gesetzen und Geboten gehorcht und sich von der
Sünde ferngehalten hatte. Gott ehrte seinen gehorsamen Knecht mit
gewaltigen Siegen. Ps 18,26-30 Durch den Glauben verstand David auch das
Wesen des Herrn und wie er sich den Menschen offenbarte. Gott
belohnt die Menschen gemäß ihres inneren Wesens: Treue gegen
den Treuen ( HAsID , verwandt mit HeseD ), Schuldlosigkeit gegen
den Schuldlosen , Reinheit gegen den Reinen , aber Verkehrtheit
gegen den Verkehrten ( ZiqqES , "verkehrt, pervers"; ein Begriff,
der auch in Ps 101,4; Spr
2,15;8,8;11,20;17,20;19,1;22,5 ,"böse"; Spr 28,6 verwendet wird).
Seine Behandlung ist immer gerecht. Darüber hinaus rettet Gott den
Demütigen (wörtl.: "den Armen oder Betrübten"), aber er widersteht
den Hochmütigen (hochmütige Augen blicken stolz; vgl. Ps 101,5; Spr
6,17;30,13 ). Gott ordnet die Angelegenheiten des Menschen. Für
David bedeutete das, daß der Herr ihn vor dem Feind am Leben erhielt
(seine Lampen erhielt; vgl. Hi 18,5-6;21,17; Spr 13,9;20,20;24,20 ).
Mit dem Beistand Gottes konnte David gegen seine Feinde vorrücken
und sie zurückschlagen. C. Die Freude über den Segen Gottes ( 18,31-51 ) Ps 18,31-32 Im ersten Teil (V. 31-46 ) dieses
Abschnittes des Lobes freute sich David über das Wesen Gottes und
über seine Wohltaten an ihm. Der Weg Gottes, so sagte der Psalmist,
ist vollkommen und sein Wort lauter (vgl. 12,7 ; Spr 30,5 ). Noch
einmal ( Ps 18,3 ) sagte er, daß Gott sein Schild (vgl. den
Kommentar zu Ps 3,4 ), seine Zuflucht und sein Fels (vgl. 18,47 )
sei. Man kann sich bezüglich seiner Sicherheit und seines Heils auf
Gott verlassen. Ps 18,33-46 Nun beschrieb David, wie Gott ihn für den
Kampf vorbereitete, ihm Stärke, Beweglichkeit und Tüchtigkeit
(V. 33-35 ) gab; wie Gott ihm Sieg über seine Feinde verlieh, indem
er sie verfolgte, sie zerschmetterte und vernichtete (V. 36-43 ) und
wie Gott ihm die Herrschaft über andere Völker verschaffte
(V. 44-46 ; vgl. 2Sam 8 ). Weil Gott vollkommen ist ( Ps 18,31 ),
konnte er den Weg Davids untadelig machen (V. 33 ). Der
vorherrschende Gedanke durch diese Verse hindurch ist, daß David
jede seiner Fähigkeiten und Siege dem Herrn zuschreibt. Alles, was
er getan hatte und alles, woran er sich jetzt erfreute, ging auf das
Wirken des Herrn zurück. Ps 18,47-51 Als Folge davon bekannte sich David zu
dem lebendigen Gott (V. 47 ) und gelobte, ihn zu preisen (V. 50 ).
Der Beweis dafür, daß der Herr lebt, liegt darin, daß er David von
seinen Feinden errettet hatte. Als sein Fels (V. 47 ; vgl. V. 3.32 )
war Gott seine Quelle der Sicherheit und Geborgenheit. Der Herr
hatte seinem gesalbten Knecht David seine gewaltigen Siege geschenkt
und seine treue Liebe gezeigt ( HeseD , unerschöpfliche
Freundlichkeit). Gott würde auch den Nachkommen Davids Sieg geben. Ps 18 ist das Lied eines Siegers, der
voller Dankbarkeit gegen Gott ist für all das, was geschah. Ps 19 David war von der Beobachtung ergriffen,
daß die Himmel unter dem vorherrschenden Einfluß der Sonne die
Pracht von Gottes Werk verkünden. Mit Vergleichen beschrieb er den
überwältigenden Einfluß des Gesetzes des Herrn, das ihn erleuchtete.
Dann betete er um völlige Reinigung, so daß sein Leben für Gott
annehmbar wäre. Der Psalm betrachtet deshalb sowohl Gottes
natürliche Offenbarung als auch seine spezielle Offenbarung, die
eine Antwort der Selbstprüfung zur Folge hatte. Das AT verbindet häufig die Beschreibung
des Herrn als den Gesetzgeber und als den Schöpfer. Dementsprechend
wird im ersten Teil dieses Psalms ?El ("Gott") gebraucht (V. 2 ), um
seine Macht als Schöpfer herauszustellen, und im zweiten Teil
wird Jahwe ("der Herr"; V. 8-10.15 ), der persönliche Name Gottes,
mit welchem er sich Israel als der Gott des Bundes offenbart hatte,
benutzt. Der Psalm kann auch als Polemik gegen den
heidnischen Glauben verstanden werden. In polytheistischen
Kultstätten war der Sonnengott der Gott der Rechtsprechung. In
diesem Psalm ist Gott, der Herr, der Schöpfer der Himmel,
einschließlich der Sonne, die die Heiden verehren, und er ist der
Gesetzgeber, der auf der Erde das Recht aufrichtet. A. Die natürliche Offenbarung der
Herrlichkeit Gottes ( 19,2-7 ) Ps 19,2-5 b David verkündigte, daß die Himmel die
Herrlichkeit (Pracht) des Werkes Gottes erzählen. Vers 1 stellt
zusammenfassend fest: Die herrliche Schöpfung ist der Beweis für
einen noch viel herrlicheren Schöpfergott. Die Himmel verkündigen (Tag für Tag,
Nacht für Nacht), daß es einen Schöpfer gibt (V. 3 ). Selbst wenn
die Schöpfung sich nicht hörbar in Worten äußert, geht ihre
Botschaft ( Stimme ) doch bis an die Enden der Erde hinaus. Die
Botschaft der Schöpfung über die Herrlichkeit Gottes erreicht alle
Völker und ist in gleicher Weise für sie alle verständlich (vgl. Röm
1,18-20 ). Ps 19,5-7 (Ps 19,5c-7) Die Sonne beherrscht die Himmel. Wie ein
Bräutigam, der an seinem Hochzeitstag aufrecht sein Gemach verläßt,
so steigt die Sonne empor, und wie ein Held, der auf seiner Bahn
läuft, so zieht die Sonne ihren Kreis. Diese Verse drücken mehr aus,
als daß sie nur von der Schöpfung als eines Zeugen für Gottes
Herrlichkeit sprechen. Sie zerstören auch den Glauben der Heiden,
denn für den Sonnengott wurde in der antiken Literatur des Nahen
Ostens dieselbe Bildersprache gebraucht. B. Die spezielle Offenbarung durch das
Gesetz Gottes ( 19,8-12 ) Ps 19,8 In Vers 8-10 beschrieb David den
wirksamen Charakter des Gesetzes des Herrn. So wie die Sonne das
herausragende Kennzeichen der natürlichen Offenbarung Gottes ist
(V. 5 c. 6-7 ), ist das Gesetz das wichtigste Element in der
speziellen Offenbarung Gottes im AT. Das vollkommene Gesetz Gottes (vgl.
"untadelig" in Ps 12,7;18,31; Spr 30,5 ) kann Menschen verändern. Es
belebt die Seele, und man kann auf die Satzungen des Gesetzes
vertrauen, um weise zu werden. Ps 19,9 Die Gebote des Gesetzes erfreuen das
Herz, und seine Befehle erleuchten die Augen, d. h. sie erhellen das
Leben und führen den Menschen seinen Weg. Die Satzungen (V. 8 ), die
Gebote (V. 9 ) und die Ordnungen (V. 10 ) sind alle spezielle
Anweisungen innerhalb des Gesetzes. Freude und Belehrung erfüllt die
Seele desjenigen, der über die Gebote Gottes nachsinnt und sie
befolgt. Ps 19,10 Furcht ist hier ein Synonym für das
Gesetz, denn es war das Ziel des Gesetzes, die Herzen der Menschen
mit Furcht zu erfüllen ( 5Mo 4,10 ). Das Gesetz ist rein, verläßlich
und gerecht. Das Gesetz sollte die Gläubigen dazu führen, Gott zu
gehorchen und ein gerechtes Leben zu führen. Ps 19,11-12 David enthüllte nun seine persönliche
Reaktion auf Gottes vollkommenes Gesetz. Er hielt die Gebote für gut
und erfreute sich an ihnen. Er pries den hohen Wert der Gesetze für
ihn selbst, er verglich sie mit Gold und Honig - sie sind köstlicher
als Gold , der wertvollsten Ware im Alten Orient. Das Gesetz war für
die Gläubigen, die ihrem Gott gerne mit ihrem Leben wohlgefallen
wollten, keine Last. David erhielt für das Halten der Gebote Gottes,
die ihn vor den Gefahren der Torheit und der Sünde warnten, großen
Lohn. C. Gebet um Reinigung ( 19,13-15 ) Ps 19,13-15 Das Nachsinnen über das heilige Gesetz
Gottes führte David zum Gebet um völlige Reinigung, so daß er ein
geradliniges ( untadeliges ) und annehmbares Leben vor Gott, seinem
Fels (vgl. Ps 18,3.32.47 ) und Erlöser, führen konnte. (Zu der Bitte
des Psalmisten, daß sein Nachsinnen Gott wohlgefällig sein möge,
vgl. Ps 104,34 .) Er betete, daß ihm die verborgenen Sünden vergeben
werden mögen und er vor der mutwilligen Sünde bewahrt bliebe. Für
die in Unwissenheit begangenen Sünden gewährte das Gesetz Sühne;
aber für mutwillig begangene Sünden gab es keine zeremoniellen
Vorschriften, obwohl die Vergebung möglich war, wenn die betreffende
Person die Sünde bereute und sie eingestand (vgl. Ps 51 ). Deshalb
hatte David das vollkommene Gesetz und die Bewahrung Gottes vor
solchen Sünden nötig. Ps 20 Dieses kurze Kapitel ist ein Königspsalm;
der König wollte gerade in den Krieg ziehen, aber vorher hielt er
noch einmal inne, um im Heiligtum zu beten. Dort kam er mit der
Versammlung zusammen, die für ihn eintrat. Nach der Wiederholung des
Fürsprachegebetes des Volkes für ihren Herrscher, der um den Sieg
betete, verlieh der König seiner Gewißheit eines überwältigenden
Sieges Ausdruck, die er vom Herrn erhalten hatte. A. Die Fürbitte des Volkes ( 20,2-6 ) Ps 20,2-5 Beim Fürbittegebet betete die Versammlung
gemeinsam, daß Gott die Bitte ihres Königs um den Sieg und um
Bewahrung (V. 2 ) doch erhören und ihm vom Heiligtum her (der
Stiftshütte), dem Ort, an dem Gott wohnte (V. 3 ), helfen möge. Sie
beteten darum, daß Gott seine Opfer, die er mit seinem Gebet
darbrachte, annähme (V. 4 ), daß das Verlangen seines Herzens
gestillt würde (vgl. Ps 21,3 ) und daß seine Vorhaben Erfolg haben
mögen ( Ps 20,5 ). Ps 20,6 Die Versammelten drückten darauf ihr
Vertrauen aus, daß Gott die Gebete ihres Königs beantworten würde.
Sie wollten dann über ihren Triumph jubeln. Dann wiederholten sie
ihre Fürbitte und unterstützten damit die Gebete ihres
Herrschers: Möge der HERR dir alle deine Bitten gewähren . B. Die Gewißheit des Königs ( 20,7-9 ) Ps 20,7 Der Psalmist, der König, verlieh seiner
Gewißheit Ausdruck, die er erhalten hatte: Weil er auf den Herrn
vertraute, wußte er, daß er einen überwältigenden Sieg erringen
würde. Aufgrund seines Glaubens war der König
davon überzeugt, daß der Herr ihn erhören und ihn, den Gesalbten
Gottes, erretten würde. Das hebräische Verb du rettest kann mit
"gerettet" übersetzt werden. In den Psalmen wird starkes Vertrauen
häufig durch die Vergangenheit zum Ausdruck gebracht, als wenn etwas
bereits geschehen wäre. Der König war sich sicher, daß Gott ihn
retten würde. Die Errettung, die David erwartete,
sollte wunderbar sein. Es würde ein triumphaler Sieg durch die
errettende Macht von Gottes rechter Hand sein, die das Symbol seiner
Macht war (vgl. 2Mo 15,6.12; Ps 45,5;60,7;63,9;89,14;108,7 ). Ps 20,8 Im Gegensatz zu denen, die auf ihre
militärische Ausrüstung oder auf Pferde ( Ps 33,17 ) vertrauten,
vertraute David auf den Herrn. Das Verb für vertrauen heißt
eigentlich "im Gedächtnis behalten oder erwägen" ( zAKar ). Das
Nachsinnen über den Herrn schafft Vertrauen in ihn. Der Gegenstand seines Glaubens war der
Name des HERRN . Gottes "Name" ist sein Wesen, sein Ruf und sein
Charakter. Davids Glaube kam aus dem Nachsinnen über das Wesen
Gottes. Ps 20,9 Aufgrund des Wesens Gottes sah David für
seine Feinde eine große Niederlage bevorstehen. Er war sich schon
jetzt des Sieges seiner Armee gewiß. C. Wiederholte Fürbitte ( 20,10 ) Ps 20,10 Die Versammelten antworteten gemeinsam
mit einem Gebet zum Herrn, um damit die sichere Errettung ihres
Königs im Kampf auszusprechen. Die Bitte, daß der Herr sie erhören
möge, steht am Beginn und am Ende des Psalmes (V. 2.10 ). Ps 21 Ps 21 steht von seinem Aufbau und von
seinem Inhalt her in enger Beziehung zu Ps 20 .Vielleicht ist Ps
21 der Dankespsalm nach dem Kampf, für den Ps 20 entworfen wurde.
In Ps 21 freute sich David über die Stärke des Herrn, der auf seinen
Glauben mit einem überwältigenden Sieg geantwortet hatte. David war
auch durch seine Getreuen ermutigt worden, die den zukünftigen Sieg
durch die Macht Gottes schon vorausgesehen hatten. A. Freude über die Stärke des Herrn ( 21,2-8 ) Ps 21,2-7 Der königliche Psalmist lobte den Herrn,
der seine Stärke im Kampf gezeigt hatte. David sprach von sich
selbst in der dritten Person und drückte seine Freude über die Siege
aus. Er lobte Gott dafür, daß er ihm den Wunsch seines Herzens
erfüllt hatte (vgl. Ps 20,5 ), daß er ihm Gutes gegeben hatte
(vgl. Ps 21,7 ) - einschließlich einer Krone aus reinem Gold
(möglicherweise die Krone eines ammonitischen Königs; 2Sam 12,30 )
-, daß er sein Gebet um Leben erhört hatte; für die Siege, die Gott
ihm zusammen mit fortwährenden Segnungen gewährt hatte (vgl. Ps
21,6 ), und für die Freude. Ps 21,8 Der Anlaß für diese große Errettung als
Antwort auf das Gebet ist das Vertrauen des Königs in die
unerschöpfliche Liebe ( HeseD ) des Herrn, des Allerhöchsten.
Deshalb wußte David, daß er sicher war (er würde nicht wanken ; vgl.
den Kommentar zu Ps 15,5 ). B. Die Vorausschau auf weitere Segnungen ( 21,9-13 ) Ps 21,9-11 Nun wurde der König von der Versammlung
angesprochen. Weil er auf den Herrn vertraute, wußte er, daß er
seine Feinde klar schlagen würde. (Zu Gottes Zorn, der wie ein Feuer
ist, vgl. Ps 79,5;89,47;97,3 .) David würde seinen Widersachern,
denen Gottes "Zorn" galt, eine gewaltige Niederlage beibringen und
ihre Hoffnungen auf Nachkommenschaft zunichte machen. Ps 21,12-13 Auch wenn die Feinde planten, den König
zu stürzen, würden sie sich doch in Furcht von ihm abkehren. Also
erhielt der König, der auf den Herrn vertraute, die Gewißheit,
weitere Siege in der Zukunft zu erringen. C. Das Gelübde des Lobes Gottes ( 21,14 ) Ps 21,14 Die Versammlung gelobte, zu singen und
die Macht und die Stärke des Herrn, der allein erhöht werden soll,
zu preisen. Ps 22 Der Psalmist fühlte sich offensichtlich
von Gott verlassen, als er von verächtlichen Verfolgern umzingelt
war. Er beklagte sein großes Leiden und seinen verzweifelten Kampf
mit dem Tod und bat Gott, ihn vor solch einem entsetzlichen Ende zu
erlösen. Offensichtlich wurde sein Gebet erhört, denn er konnte den
Auserwählten und der Welt darlegen, daß der Herr sein Gebet erhört
hatte. Kein uns bekanntes Ereignis aus dem Leben
Davids paßt zu den Einzelheiten dieses Psalmes. Die Ausdrücke
beschreiben eine Hinrichtung, nicht nur eine Krankheit; aber diese
Hinrichtung paßt eher auf die Kreuzigung Jesu als auf Davids
Erfahrungen. Die Schreiber der Evangelien haben auch zwischen
manchen Worten dieses Psalmes (V. 9.17.19 ) und anderen Ereignissen
in der Leidensgeschichte Christi Verbindungen erkannt. Auch Hebr
2,12 zitiert Ps 22,23 .Man hat diesen Psalm vielfach als
Vorausdeutung auf den Tod Jesu Christi verstanden. Das bedeutet, daß
David viele poetische Ausdrücke verwendet hat, um sein gewaltiges
Leiden darzustellen, aber diese poetischen Worte sich in dem Leiden
Jesu Christi in der Hand seiner Feinde wortwörtlich erfüllten. Es
ist eine interessante Tatsache, daß dieser Psalm kein einziges
Bekenntnis der Sünde und keine Verwünschung der Feinde enthält. Er
ist vorwiegend der Bericht eines Gerechten, der von den Gottlosen
zum Tode verurteilt wurde. A. Inbrünstiges Gebet eines Verlassenen ( 22,2-11 ) David, der sich offensichtlich von Gott
verlassen und von seinen Feinden verspottet fühlte, war voller
Vertrauen, daß Gott ihn nicht gänzlich verlassen würde.
Vers 2-11 enthalten das Schreien des Psalmisten über sein Elend; sie
enthalten zwei Zyklen: einen Zyklus der Klage (V. 2-6 ) und einen
Zyklus, der Davids Vertrauen ausdrückt (V. 7-11 ). 1. Erster Zyklus ( 22,2-6 ) Ps 22,2-3 Obwohl der Psalmist das Gefühl hatte, daß
Gott ihn verlassen hatte (V. 2 ), gewann er aus der Tatsache, daß
Gott die Gebete seiner Vorfahren erhört hatte, neues Vertrauen
(V. 5 ). Davids Schrei zu Anfang des Psalmes: Mein Gott, mein Gott,
warum hast du mich verlassen? hat Christus am Kreuz wieder
ausgerufen ( Mt 27,46; Mk 15,34 ). Gott, an den sich David als "mein
Gott" wandte, hatte ihn offensichtlich verlassen. David betete
beständig (bei Tag und bei Nacht), aber er erhielt keine Antwort. Ps 22,4 Das Vertrauen, das David aufbot, kam aus
dem Wissen, daß Gott Gebete erhört. Gott ist heilig, er
unterscheidet sich von allen falschen Göttern der Heiden darin, daß
er lebt und handelt. In der Tat sitzt Gott auf dem Thron (vgl. den
Kommentar zu Ps 2,4 ) und wurde aufgrund dessen und für die erhörten
Gebete von den Israeliten gepriesen. Ps 22,5-6 Die Vorfahren Davids, die ihr Vertrauen
auf den Herrn setzten, beteten in ihrer Not und wurden von ihm
errettet. Dadurch wurde David ermutigt, am Gebet festzuhalten. 2. Zweiter Zyklus ( 22,7-11 ) Ps 22,7-9 Der Psalmist war, obwohl er von Menschen
verspottet wurde , davon überzeugt, daß der Gott seiner Jugend ihn
nicht für immer verlassen würde. David beklagte die Tatsache, daß
Menschen ihn verachteten. Er fühlte sich wie ein Wurm, wertlos,
wehrlos und mit äußerster Verachtung gestraft. Sie schleuderten
Beschimpfungen gegen ihn (vgl. Mt 27,39.44 ) und machten sich über
seinen Glauben lustig, denn der Herr errettete ihn nicht. Die in Ps
22,9 benutzten Ausdrücke wurden von denen aufgenommen, die am Kreuz
Jesus verspotteten ( Mt 27,42-43 ) und nicht erkannten, daß sie
diese Prophezeiung erfüllten und daß er der leidende Messias war. Ps 22,10-11 Die Zuversicht des Psalmisten stammte aus
der Zeit seiner Kindererziehung. Von Anfang an wurde ihm
beigebracht, auf den Herrn zu vertrauen, der ihn aus dem Mutterleib
gezogen hatte. Sein ganzes Leben hindurch war der Herr sein Gott
gewesen . B. Die Klage des leidenden Königs ( 22,12-19 ) Ps 22,12 David klagte über seinen verzweifelten
Kampf mit dem Tod in der Hand der unmenschlich handelnden Feinde. Er
faßte seine Klage in der Bitte zusammen, daß der Herr nicht fern von
ihm sein möge, denn die Not war nahe, und er war hilflos. 1. Erster Zyklus ( 22,13-16 ) David beschrieb in zwei weiteren Zyklen
(V. 13-16 und 17-19 ; vgl. die beiden Zyklen in V. 2-6 und 7-10 )
seine Feinde und sein Leiden. Ps 22,13-14 David verglich seine Feinde mit grausamen
Bestien (Stieren und Löwen), die ihn vernichten würden, und
beschrieb dann seinen Todeskampf. Stiere von Basan waren
gutgenährtes Vieh (vgl. den Kommentar zu den Kühen von Basan bei Am
4,1 ) östlich des Sees von Kinneret (Galiläa). Noch viele weitere
Male sprach David von seinen Feinden als Löwen (vgl. Ps
7,3;10,9;17,12;22,22;35,17;57,5;58,7 ). Ps 22,15-16 Wegen der Angriffe seiner Feinde waren
Davids Kräfte erschöpft wie ausgeschüttetes Wasser, und seine
Glieder waren zertrennt. Darüber hinaus war sein Mut (Herz) wie
geschmolzenes Wachs und zerflossen - er wollte keinen Widerstand
mehr leisten. Seine Stärke war verflogen, und sein Mund war trocken.
In seiner Schwachheit war er am Rand des Todes. 2. Zweiter Zyklus ( 22,17-19 ) Ps 22,17 Noch einmal beschrieb David (vgl.
V. 13-16 ) seine Feinde und seinen Todeskampf. Seine Feinde quälten
ihn und beobachteten ihn genau. Er verglich sie mit Hunden (vgl.
V. 21 ), die in der Antike die Straßen vom Schmutz reinigten. So wie
Hunde umringten ihn seine Widersacher (die Bösen) und warteten ab,
bis er gestorben war, damit sie seine Gliedmaßen zerreißen konnten.
Daß David seine Feinde mit Hunden verglich, bedeutete, daß er schon
fast tot war. Die Worte: Sie haben meine Hände und meine Füße
durchstochen beschreiben, wie ein Mensch von Tieren zerfleischt
wird. Selbstverständlich haben diese Worte im Neuen Testament in
bezug auf Jesus Christus noch größere Bedeutung (vgl. Lk 24,39-40 ). Ps 22,18-19 Nachdem der Psalmist von seinen Feinden
gesprochen hat (V. 17 ), kommt er noch einmal auf seinen Kampf mit
dem Tod zurück. Er war schwach und ausgemergelt. Seine Feinde
blickten auf ihn und hielten ihn für so gut wie tot, so daß sie
seine Kleidung, seinen letzten Besitz, unter sich verteilten
(vgl. Mt 27,35 ). C. Die Bitte um Errettung vom Tode ( 22,20-22 ) Ps 22,20-22 David betete, daß der Herr (seine Stärke;
vgl. Ps 28,7-8;46,2;59,10.18;81,2;118,14 ) ihm helfen möge, indem er
sein Leben vor der Macht seiner gottlosen Feinde rettete, die wie
die Hunde (vgl. V. 17 ), wie die Löwen (vgl. V. 14 und den Kommentar
zu Ps 7,3 ) und wilde Stiere (vgl. Stiere in Ps 22,13-14 ) waren. In
seinem Gebet erhielt er das Vertrauen, daß er erhört worden war. Im
Hebräischen entsteht im letzten Teil des Verses 22 inmitten des
Gebetes eine Unterbrechung mit der Feststellung: "Du hast erhört".
Der Psalmist hat möglicherweise einen sichtbaren Hinweis auf seine
Errettung erhalten, denn im restlichen Teil des Psalmes sagte er,
daß er Gott für seine Errettung preisen wolle. D. Lob und Ermutigung zum Gebet ( 22,23-32 ) Ps 22,23 David sprach die Versammlung des Volkes
mit seinem Gelübde, den Herrn zu loben, an Vers 23 wird fast
wörtlich in Hebr 2,12 als das Lob Jesu für die Errettung zitiert.
Selbstverständlich wurde das Gebet Jesu um Errettung vom Tode ( Hebr
5,7 ) auf andere Art und Weise beantwortet - er stand vom Tod wieder
auf. Der Psalmist wurde offensichtlich errettet, so daß er nicht
sterben mußte. Ps 22,24-27 Dann rief der Psalmist die Versammlung
dazu auf, den Herrn mit ihm zu preisen, weil er nicht den Bedrängten
(den Psalmisten, der gelitten hatte) verachtete, sondern auf sein
Rufen um Hilfe gehört (vgl. V. 2-3 ) und sein Gebet erhört hatte.
Aufgrund dieses Lobes sagte David, daß er sein Gelübde erfüllen
würde, und er ermutigte die Versammlung, mit ihm den Herrn zu
preisen. Darüber hinaus ermutigte er das Volk, am Gebet festzuhalten
( euer Herz soll ewiglich leben bedeutet "nicht aufzugeben"; vgl.
"Herz" in V. 15 ). Ps 22,28-32 Dann wandte der Psalmist seine
Aufmerksamkeit der Welt im Ganzen zu. Er ahnte voraus, daß sich die
Welt zum Herrn kehren und ihn anbeten ( sich vor ihm beugen ) würde
(V. 28 ), weil er der souveräne König ist, der eine, der über die
Völker regiert (V. 29 ), auch über die Reichen und die, die sterben.
Von Generation zu Generation wird den Menschen auf der Erde
verkündigt werden, daß der Herr sein Gebet erhört und ihn errettet
hat und man also auf den Herrn vertrauen kann. Auf Jesus Christus
angewendet erhalten diese Worte noch größeres Gewicht. Wenn die
Menschen hörten, wie Gott sein Gebet erhört hatte, indem er ihn aus
dem Tod auferweckt hatte ( Hebr 5,7 ), dann würden sich viele in
Vertrauen und Anbetung zu ihm kehren. Ps 23 Mit Hilfe des Bildes vom Hirten und vom
wohlwollenden Wirt stellte David seine Überlegungen über die vielen
Wohltaten des Herrn an, die Gott ihm in den Gefahren des Lebens
gewährt hatte, und schloß, daß Gottes beständige liebende Bewahrung
ihn zur völligen Gemeinschaft bringen würde. A. Der Herr als Führer ( 23,1-4 ) Ps 23,1 Der Psalmist gebrauchte das Bild des
Hirten, um sich die Segnungen, die er vom Herrn empfangen hatte
(vgl. Gott als Hirte in Ps 28,9;80,2 ), ins Gedächtnis
zurückzurufen. Die Metapher bot sich David, dem Hirten-König, ganz
natürlich an. Im damaligen Nahen Osten war es ein häufig gebrauchtes
Bild, denn viele Könige verglichen sich in ihrer Leitungsfunktion
mit einem Hirten. Die Prophezeiung auf den kommenden Messias
enthielt dasselbe ( Jes 40,11 ), und Jesus nannte sich selbst "der
gute Hirte" ( Joh 10,14 ), auf den Israel wartete. Er wird auch der
"große Hirte" ( Hebr 13,20 ) und "der Oberhirte" ( 1Pet 5,4 )
genannt. Weil der Herr der Hirte Davids war, wurden seine
Bedürfnisse gestillt. Ps 23,2 a Die erste Segnung, die David erfuhr,
bestand in geistlicher Nahrung. So wie ein Hirte die Schafe zur
Fütterung zu frischer Weide führt, so führt der Herr sein Volk. Wer
dem Herrn nachfolgt, dem mangelt es nicht an geistlicher Nahrung.
Von Unterhirten (vgl. Apg 20,28; 1Pet 5,2 ) erwartet man ebenso, daß
sie die Herde weiden ( Hes 34,1-10; Joh 21,15-17 ). Die Nahrung für
die Seele ist das Wort Gottes ( Hebr 5,12-14; 1Pet 2,2 ). Ps 23,2-3 (Ps 23,2b-3a) Eine zweite Segnung, die von der Führung
des Herrn herkommt, ist die geistliche Erquickung. So wie ein Hirte
seine Schafe zum stillen Wasser führt, damit sie ausruhen können, so
erquickt oder erfrischt der Herr die Seele. Hier wird die geistliche
Lektion ganz deutlich: Der Herr schenkt dem Vergebung und Frieden,
der ihm nachfolgt. Ps 23,3 b Die dritte Segnung, die aus der Führung
des Herrn folgt, ist die Leitung auf dem rechten Weg ( Pfad der
Gerechtigkeit ). Ein guter Hirte kennt den richtigen Weg, auf dem er
die Schafe sicher nach Hause bringt. So geht auch dem Herrn keines
seiner Schafe verloren, sondern er führt sie auf dem rechten Weg. Er
führt sie um seines Namens willen . Ps 23,4 Die vierte Segnung durch die Führung des
Herrn ist die Bewahrung. Wer sich im Tal der Finsternis befindet
(oder im Todesschatten ), braucht sich nicht zu fürchten. Der Herr
ist mit ihm und wird ihn bewahren. Der Hirte ist mit Stecken und
Stab ausgerüstet, um die Schafe in derartigen Situationen zu
bewahren. David wurde durch die Gegenwart und die Bewahrung des
Herrn getröstet. Gläubige befinden sich niemals in Situationen, die
der Herr nicht kennt, denn er verläßt sein Volk nicht ( Hebr 13,5 ). B. Der Herr versorgt uns ( 23,5 ) Ps 23,5 In diesem Vers schwenkt der Blick hin auf
einen Festsaal mit einem wohlwollenden Gastgeber, der eine
überreiche Gastfreundschaft praktiziert. Mit diesem Bild freute sich
der Psalmist über die Fürsorge des Herrn. David wurde durch die
Tatsache getröstet, daß dies in der Gegenwart seiner Feinde geschah.
Trotz der drohenden Gefahr breitete der Herr ihm einen Tisch aus, d.
h. Gott versorgte ihn. Das Bild der Salbung des Hauptes mit Öl ,
das erfrischend und beruhigend wirkte, harmoniert mit dem Entwurf
eines gütigen Gastgebers, der den willkommen heißt, der in sein Haus
tritt. Im Anblick des Tisches und des Öles wußte David, daß sein Los
in seinem Leben (sein Becher ) vom Segen des Herrn überfloß. C. Die Antwort im Glauben ( 23,6 ) Ps 23,6 David erkannte, daß die
treue Liebe ( HeseD ) des Herrn ihn überall sein ganzes Leben lang
begleiten würde. Gottes Segnung über sein Volk bleibt bei ihnen,
egal, wie die Umstände sein mögen, in denen sie leben. (Vgl. die
Güte Gottes in Ps 27,13; 31,20; 69,17; 86,17; 109,21; 116,12; 142,8;
145,7 .) So schloß er: Ich will wohnen im Hause des HERRN immerdar .
Das Haus des Herrn bezog sich auf das Heiligtum (die Stiftshütte).
Für den Rest seines Lebens (wörtl.: "die Länge der Tage") erfreute
er sich an der völligen Gemeinschaft mit dem Herrn. Tatsächlich
vermittelt das hebr. Verb, das übersetzt wird mit "ich werde
wohnen", die Vorstellung der Rückkehr; dasselbe Verb wird in Ps
23,3 mit "er erquickt" übersetzt. Vielleicht war der Psalmist am
Besuch des Heiligtums und an dem völligen Genießen der geistlichen
Gaben gehindert. Sein Nachdenken über die Führung und Fürsorge durch
den Herrn führte ihn dazu, sich die völlige Gemeinschaft mit dem
Herrn in seiner Gegenwart im Heiligtum in Erinnerung zu rufen. Ps 24 In Vorbereitung des Einzuges des großen
Königs der Herrlichkeit stellte der Psalmist heraus, daß die, die
unschuldige Hände und reine Herzen haben, zu seinem heiligen Ort
hinaufgehen können. Man hat vielfach vermutet, daß David
diesen Psalm schrieb, als er die Bundeslade nach Jerusalem brachte
( 2Sam 6 ), obwohl es keine Beweise dafür gibt. Wenn diese Annahme
aber richtig ist, bezieht sich der Ausdruck die "ewigen Pforten"
( Ps 24,7 ) auf die alte Festung, in die damals die Lade, das Symbol
der Gegenwart des Herrn, gebracht wurde. Oder der Psalm spricht
vielleicht von einer anderen Rückkehr nach Jerusalem nach einem Sieg
im Kampf. A. Aufstieg zum heiligen Ort ( 24,1-6 ) Ps 24,1-2 David preist den Herrn, weil ihm alles
auf der Welt gehört, ihm, der es auch geschaffen hat. Das ist eine
allgemeine Anerkennung der Souveränität Gottes über alle Dinge. Ps 24,3-4 David dachte im folgenden darüber nach,
wer in die Gegenwart solch eines souveränen Herrn kommen durfte (d.
h. in die Stiftshütte auf dem Berg [vgl. den Kommentar zu "heiligem
Berg" bei Ps 2,6 ] des HERRN und dem heiligen Ort auf ihm). Die
Antwort, die möglicherweise von den Priestern im Heiligtum gegeben
wurde, lautet: Derjenige darf sich dem Herrn nähern, dessen Haltung
lauter ist und dessen Gottesdienst im Glauben geschieht (vgl. Ps
15 ). Der Ausdruck unschuldige Hände bezieht sich auf das rechte
Handeln, der Begriff ein reines Herz bezieht sich auf die richtige
Haltung und den Willen zum Tun. Nur diejenigen, die
kein Götzenbild anbeten, können Gott recht verehren und im Glauben
in Aufrichtigkeit wandeln. Ps 24,5-6 Dieser Belehrung folgt eine Versicherung,
daß die, die Gott suchen, mit Gerechtigkeit gesegnet werden sollen.
Das könnte sich auf diejenigen beziehen, die Gott verehren und den
Eintritt in das Heiligtum erstreben. B. Der Einzug des Königs der Herrlichkeit ( 24,7-10 ) Ps 24,7 Der Psalmist sprach eine Ermahnung aus
(V. 7 ) und lieferte dann eine Erklärung dazu (V. 8 ). Wenn
sich erhebt eure Häupter, ihr Tore auf die Stadt Jerusalem bezieht,
dann rief David die alten Tore auf, sich weit für den triumphalen
Einzug zu öffnen. Hier wurde auf poetische Weise die Erhabenheit des
Einziehenden dargelegt. Die Tore sollten ihre Häupter erheben,
denn der König der Herrlichkeit zieht ein . Ps 24,8-10 : Darauf gab
David eine Erläuterung. Durch Frage und Antwort legte er dar,
daß dieser König der Herrlichkeit der HERR ist, der mächtig ist im
Kampf . Der Herr hat sich mächtig erzeigt, indem er ihnen einen
großen Sieg verlieh; deshalb ist es ein wunderbarer König, der in
die Stadt einziehen wird. Man kann sich eine Prozession von
triumphierenden Israeliten vorstellen, die die Bundeslade, das
Symbol der Gegenwart Gottes, tragen und zum Heiligtum hinaufziehen,
um ihn zu preisen. Die Themen der Ermahnung (V. 7 ) und der
Erklärung (V. 8 ) werden in Vers 9-10 wiederholt. Der Herr ist ein
wunderbarer König, der einzieht. Nur der, der in reiner Form Gott
verehrt, kann sich an seiner Gegenwart erfreuen. Ps 25 David wandte sich voller Vertrauen zum
Herrn, um göttliche Leitung und Vergebung für seine Ungerechtigkeit
aufgrund seiner Gnade für Israel zu empfangen. David sann in diesem
Psalm über das Wesen Gottes nach, das den Demütigen dazu führt, mit
Bekenntnis und Gebet zu antworten. Der Psalm ist ein Akrostichon,
denn jeder Vers beginnt fortlaufend mit einem Buchstaben des
hebräischen Alphabetes. A. Gebet um Leitung und Vergebung ( 25,1-7 ) Der Psalmist schämte sich nicht, sich zum
Herrn zu wenden, um um Leitung und Vergebung für die Sünden seiner
Jugend zu beten (V. 7 ). Ps 25,1-3 David betonte sein Vertrauen in seine
Hinwendung zum Herrn. Er erhob seine Seele zum Herrn ohne Scham,
denn keiner, der auf den Herrn vertraut und hofft (vgl.
V. 5.21 ), wird zuschanden werden (vgl. V. 20 ), d. h., daß ihre
Gebete erhört werden und Gott ihre Bedürfnisse stillt. Das bildet
den Gegensatz zu ihren Feinden und den Treulosen. Ps 25,4-7 David betete zuerst um Weisung (V. 4-5 ;
vgl. V. 9.12 ) und Leitung (V. 5 ; vgl. V. 9 ). Er wünschte sich,
daß Gott ihm seine Wege, einschließlich der Wahrheit, zeigen und ihn
seine Pfade lehren möge. Dann betete er um Vergebung (V. 6-7 ). Auf
der Grundlage von Gottes Gnade und Liebe, die seit Zeitaltern
bekannt waren, betete er, daß die Sünden seiner Jugend ihm nicht
nachgetragen werden sollten (dreimal betete er: Gedenke nicht ...). B. Die Wiederholung des Gebetes ( 25,8-22 ) Der Psalmist wiederholte sein Gebet um
Leitung auf dem richtigen Weg (vgl. V. 4-5 ) und Vergebung (vgl.
V. 6-7 ) für seine niedergedrückte Seele, aber nun war sein Gebet
auf das geoffenbarte Wesen des Herrn gegründet. Ps 25,8-10 David rühmte das Wesen Gottes: Er
ist gütig und gerecht, barmherzig und treu . Aufgrund dieser
Attribute lehrt er die Sünder und leitet den Demütigen. Sünder
brauchen die gnädige Führung des Herrn. Ps 25,11 Der Psalmist betete um Vergebung für
seine große Schuld, um des Namens (seines geoffenbarten Wesens) des
Herrn willen. Ps 25,12-14 Hier beschrieb David den, der den HERRN
fürchtet Es ist jemand, dem sich der HERR
mitteilt , indem er ihm seinen Bund offenbart (V. 14 ) und ihn
unterweist (V. 12 b; vgl. V. 4-5.8-9 ). Diese Aussagen erinnern den
Leser an die Weisheitsliteratur, insbesondere an die Sprüche. Wer
den Herrn fürchtet ( Spr 1,7;9,10;15,33;31,30 ), wird durch das Wort
des Herrn unterwiesen. Ps 25,15-22 Der Psalm schließt mit einem Gebet um
Gottes gnädige Errettung. David begann mit seiner eigenen
Versicherung, daß er auf den Herrn bezüglich seiner Errettung
vertraut (V. 15 ), rief Gott um Vergebung für seine niedergedrückte
Seele an (V. 18 ; vgl. V. 6-7.11 ) und bat, daß er ihn aus der Not
erretten möge, die durch seine grausamen Feinde hervorgerufen worden
war (V. 18 ). Noch einmal bat er, daß er in seiner Rettung nicht
zuschanden würde (vgl. V. 20 ), und unterstrich seine Hoffnung auf
Gott (V. 21 ; vgl. V. 3.5 ; die Hoffnung auf den Herrn wird mehr als
zwei dutzendmal in den Psalmen erwähnt). Die letzte Bitte drehte
sich um die Errettung Israels aus seinen Nöten (V. 22 ). Der Psalm verbindet nachdrücklich das
Gebet um Errettung und Leitung mit dem Bekenntnis der Sünde. Der Weg
des Herrn macht das erforderlich. Ps 26 Ps 26 ist Davids deutliche Versicherung
seiner Rechtschaffenheit und ein Gebet, daß Gott das doch anerkennen
möge. Im Leben Davids bietet sich kein Zeitabschnitt an, der zur
Abfassung dieses Psalmes Anlaß gegeben hätte. Der Psalm weist in
mancherlei Hinsicht Ähnlichkeiten mit Ps 25 auf. Ps 26 enthält
jedoch kein Gebet um Vergebung. Der Psalmist legte hier dar, daß er
sich von den Sündern abgesondert hatte, und identifizierte sich mit
der Verehrung des Herrn. Aufgrund dessen betete er voller Vertrauen,
daß der Herr ihn vor dem Schicksal der Sünder bewahren würde. A. Behauptung der Rechtschaffenheit
Davids ( 26,1-3 ) Ps 26,1-3 David bat zu Beginn um zwei Dinge: der
Herr (a) sollte ihm Recht schaffen (V. 1 ) und (b) ihn prüfen
(V. 2 ; vgl. Ps 139,23 ). Der Herr konnte erkennen, daß David an
seinem Glauben ( Ps 26,1 a) und an seinem Gehorsam gegen den Herrn
und seine Wahrheit (V. 3 ) festgehalten hatte. B. Beweis der Rechtschaffenheit ( 26,4-8 ) Ps 26,4-5 David bewies seine Rechtschaffenheit
durch seine Absonderung von den Sündern (V. 4-5 ) und durch die
Gleichsetzung seiner Person mit denjenigen, die den Herrn verehrten
(V. 6-8 ). Er identifizierte sich in keiner Weise mit den Bösen und
den Falschen. Er saß nicht bei ihnen (V. 4 a. 5 b) oder fragte sie
um Rat ( Ps 1,1 ). In der Tat haßte er ihre Versammlungen. Ps 26,6-8 Für diese Verse bildet das Heiligtum den
Hintergrund (vgl. Altar, V. 6 , und Haus, V. 8 ). Davids
Gottesverehrung geschah in Rechtschaffenheit (er hatte seine Hände
in Unschuld gewaschen; vgl. Ps 24,4 ) und Aufrichtigkeit (er lobte
den Herrn und erzählte seine Taten). Im Gegensatz zu seiner Reaktion
auf die Versammlungen der Gottlosen ( Ps 26,5 ) hatte David das
Heiligtum lieb, in dem die Herrlichkeit des HERRN wohnte. C. Gebet um Belohnung für
Rechtschaffenheit ( 26,9-12 ) Ps 26,9-12 David bat den Herrn, ihn vor dem
Schicksal zu bewahren, das gewöhnlich den Sündern widerfährt, mit
denen er sich nicht gemein gemacht hatte (vgl. V. 4-5 ). David bezog
sich möglicherweise auf einen vorzeitigen Tod ( Seele bezieht sich
im Hebr. auf das Leben eines Menschen.) Wenn das rasche Gericht den Bösen
hinwegnahm, sollte der, der sich von den Sündern abgesondert hatte,
nicht davon betroffen werden. In Erwartung der Errettung durch den
Herrn vor solch einem Schicksal, sagte David, daß er den Herrn in
der Versammlung preisen wolle (vgl. V. 7-8 ). Viele Male haben die
Schreiber in den Psalmen darum gebetet, aus der Not erlöst zu werden
( pADCh , "loskaufen, erlösen", wird in Ps 31,6; 44,27; 49,8; 55,19;
69,19; 78,42; 119,134 gebraucht). Dieses hebräische Wort wurde
häufig in bezug auf die Erlösung Israels aus Ägypten gebraucht
(vgl. 5Mo 7,8; 9,26; 13,5; 15,15; 24,18; 2Sam 7,23; Mi 6,4 ). Ps 27 David verlieh trotz einer Schar von
Feinden, die sein Leben bedrohten, zuerst seinem fröhlichen
Vertrauen in den Herrn Ausdruck. Aber plötzlich änderte sich seine
Stimmung: Er betete voller Angst darum, daß der Herr ihn nicht
verlassen möge, sondern ihm in der Zeit der Not helfen und ihn
trösten möge. Weil der Herr seine Quelle des Trostes und der
Hoffnung war, bestärkte er sich selbst darin, auf den Herrn zu
warten. Der Psalm spricht von dem mutigen Vertrauen Davids auf Gott. A. Vertrauen, das die Angst vertreibt ( 27,1-3 ) Ps 27,1 David sprach von seinem großem Vertrauen
in den Herrn, denn der Herr war sein Licht, seine Rettung und seine
Feste ( mAZNz , "ein befestigter Platz"; vgl. Ps 37,39; 43,2;
52,9 ), und keiner konnte an ihn heran. Licht weist auf Verstehen,
Freude und Leben hin (vgl. Ps 18,29 ); die Feste (vgl. Ps 18,3 ) auf
Verteidigung. Wenn der Herr so für ihn sorgte, wen sollte ein
Glaubender dann fürchten? (vgl. Ps 27,3 ). Offensichtlich brauchte
er niemand zu fürchten. Ps 27,2-3 Als Antwort auf diese Frage sprach David
von den Feinden, die gegen ihn antraten. Wenn sie auch auf ihn
eindrangen, so würde er doch ohne Furcht vertrauensvoll am Herrn
festhalten (V. 1 ). B. Gemeinschaft bringt Sicherheit ( 27,4-6 ) Ps 27,4 David drückte auch im folgenden durch
sein Sehnen, in seinem Haus zu wohnen, sein Vertrauen in den Herrn
aus. Er wünschte sich, sein ganzes Leben lang dort zu wohnen, sich
an seiner Schönheit zu erfreuen und ihn im Tempel zu suchen.
( H LKAl bezieht sich an dieser Stelle nicht auf den Tempel Salomos,
denn dieser war noch nicht gebaut worden. Das hebr. Wort bedeutet
"großartiger Bau", wie etwa die Stiftshütte; vgl. Vers 5-6 ; Ps 5,8;
1Sam 1,9; 3,3; der Tempel, 2Kö 24,13; oder ein Palast, Ps
45,16;144,12; Dan 1,4 .) Ps 27,5-6 In der Gegenwart des Herrn zu wohnen,
würde die Sicherheit Davids noch erhöhen. Der Herr würde ihn sicher
am Tage der Not bewahren und ihn in der Gefahr fest gründen. Deshalb
triumphierte er (sein Haupt wurde erhoben) über seine Feinde und
sang dem Herrn voller Freude Loblieder. Möglicherweise veranlaßte
David hier die Vorstellung von Sicherheit im Heiligtum, wo seine
Feinde ihn nicht erreichen konnten, über die Bewahrung durch den
Herrn nachzusinnen. Der Begriff für Zuflucht ( sETer ) wird auch
in Ps 32,7 gebraucht ("Versteck"); Ps 91,1;119,114 ("Zufluchtsort"),
um den Schutz des Herrn zu beschreiben. David kannte mit Gewißheit
die wahre Quelle der Sicherheit. C. Ernsthaftes Glaubensgebet ( 27,7-14 ) Ps 27,7-10 Offensichtlich gab der Herr David nicht
augenblicklich diesen Schutz, denn er betete ernstlich und mit
einiger Furcht um Hilfe. Er bat den Herrn, ihn nicht zu verlassen,
denn er war in großer Not. Gott hatte dem Gerechten das Gebet
befohlen ( sein Angesicht zu suchen ), und David hatte dieser
Aufforderung Folge geleistet. Deshalb konnte Gott jetzt David seine
Hilfe nicht verweigern ( sein Angesicht verbergen ; vgl. Ps
102,3;143,7 ). Darüber hinaus versicherte David, daß er der Knecht
des Herrn sei und daß der Herr seine Hilfe gewesen war. Aufgrund
dessen bat er, daß der Herr ihn nicht abweisen möge. Sein Gebet
wurde durch das Wissen gestärkt, daß der Herr ihn nicht verlassen
würde, auch wenn ihn sein Vater und seine Mutter verlassen hatten. Ps 27,11-12 David bat Gott, ihn den Weg zu lehren,
den er gehen sollte (vgl. Ps 25,4-5 ), weil ihm seine Feinde
auflauerten. Er bat darum, nicht seinen Widersachern ausgeliefert zu
werden, den falschen Zeugen, die sich geschworen hatten, ihn zu
vernichten. Ps 27,13-14 Aber am Ende kam beim Psalmisten wieder
Vertrauen auf; er erfreute sich an der Aussicht, auf den Herrn zu
warten. David war voller Vertrauen darauf, daß er am Leben bleiben
würde ( im Lande der Lebendigen ), um die Güte Gottes zu sehen.
Deshalb bestärkte er sich selbst darin, auf die Erlösung des Herrn
zu warten. Ps 28 Der Psalmist war davon überzeugt, daß der
Herr ihn von den Gottlosen unterscheiden würde, wenn er sie
niederwerfen und ihn vor dem Elend bewahren würde. Deshalb betete er
darum, daß der Herr sein Volk retten und weiden möge. Dieser Psalm
steht mit Ps 26 in Beziehung, aber hier drohte unmittelbar Gefahr. A. Bitte an den Herrn ( 28,1-4 ) Ps 28,1 David wandte sich an den Herrn und betete
darum, daß er von den Gottlosen abgesondert werden möge, wenn sie
vernichtet werden. Das war eine dringende Bitte. Wenn Gott nicht
antwortete, würde David sterben (Grube , BNr , ist ein Synonym für
Grab; vgl. Ps 30,4 ). Ps 28,2-4 David bat dann darum, daß (a) der Herr
ihm bei seinem Rufen um Gnade und Hilfe gnädig sein möge (V. 2 ),
(b) daß der Herr ihn nicht zusammen mit den Übeltätern wegreißen
möge (V. 3 ) und (c) daß der Herr in gerechter Weise die Gottlosen
bestrafen möge (V. 4 ). B. Vertrauensvoller Lobpreis des Herrn ( 28,5-8 ) Ps 28,5-8 Indem sich der Psalmist an die
Versammlung wandte, drückte er voller Vertrauen die Vorausahnung
aus, daß der Herr sein Gebet beantworten würde: Die Gottlosen werden
beständig vernichtet werden. Weil die Gottlosen nicht auf das Wirken
des Herrn achten, werden sie der Vernichtung anheimfallen. Das hatte
Worte des Lobes des Herrn zur Folge: (a) weil er das Gebet Davids
erhört hatte (V. 6 ; vgl. V. 2 ); (b) weil er Davids Stärke (vgl.
V. 8 ; Ps 22,20;46,2;59,10.18;81,2;118,14 ) und sein Schild war
(vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ), wobei der Herr ihm half, den
Anschlägen der Gottlosen zu entkommen, so daß er sich am Herrn
erfreuen konnte (V. 7 ); und (c) weil der Herr sein Volk rettet
(vgl. Ps 18,3 ) und wie eine Festung seinen König verteidigt
( seinen Gesalbten ; Ps 28,8 ). Die Tatsache, daß der Herr sich als
der Retter seines Volkes erwiesen hatte, brachte es zum Lobpreis des
Herrn. C. Gebet um Errettung und Führung ( 28,9 ) Ps 28,9 Der Psalmist kehrte zu seinem Gebet
zurück (V. 9 ), nachdem er seine vertrauensvolle Vorahnung des
Ausgangs zum Ausdruck gebracht hatte (V. 5-8 ). Er bat um Errettung
für das Volk Israel ( Gottes Erbteil ; vgl. Ps
33,12;78,62.71;79,1;94,14; 5Mo 4,20;9,26.29; Joe 2,17; 3,2; Mi
7,14.18 ) und um ewige Leitung durch seinen Hirten (vgl. Ps
23,1;80,2 ). Das Gebet, daß der Herr es halten möge, war eine Bitte,
daß er es durch alle seine Prüfungen und Drangsale hindurch tragen
möge. Ps 29 David war Zeuge eines furchteinflößenden
Sturmes, der über das Land der Kanaaniter hinwegfegte, und schrieb
diesen Sturm der Macht des Herrn zu. Er rief die Engel auf, ihn zu
verehren, der in Ewigkeit als König über die Natur herrscht. Ps
29 äußert sich in polemischer Weise über den Glauben der Heiden an
ihre falschen Gottheiten, die man für die Verursacher der Stürme
hielt. A. Aufruf zum Lobpreis ( 29,1-2 ) Ps 29,1-2 Der Psalmist rief die Engel auf, den
Herrn zu verehren. Ihr Mächtigen heißt wörtlich: "Ihr Söhne des
Mächtigen", d. h. Gottes engelgleiche Wesen. Die Poesie beinhaltet
eine gewisse Steigerung. Dreimal wird der Ausdruck bringt dem HERRN
dar gebraucht (jedes Mal mit geringen Veränderungen bei den
nachfolgenden Worten). Der Gedanke des Lobes wird fortentwickelt,
bis zuletzt der Aufruf zur Anbetung Gottes in Heiligkeit ertönt. Die
Engel sollten auf die Herrlichkeit und Macht (Stärke) Gottes
vertrauen. Dieser Lobpreis sollte mit der Heiligkeit Hand in Hand
gehen. Hierbei wird das Bild der feierlichen Versammlungen Israels
gebraucht, denn der Herr ist heilig. B. Die Ursache zum Lobpreis ( 29,3-9 ) David beschrieb die allmächtige
Herrschaft des Herrn über die Natur in dem schrecklichen Sturm. Ps 29,3-4 David schrieb das Aufkommen des Sturmes
über den mächtigen Wassern (über dem Mittelmeer) der Stimme des
HERRN zu . Nun könnte zwar die Stimme eine poetische Beschreibung
für den Donner sein (vgl. Ps 18,14 ), aber es ist wahrscheinlicher,
daß damit ausgedrückt werden sollte, daß er, der durch sein Wort die
Erde geschaffen hat (vgl. 1Mo 1,3.6.9.14.20.24 ), auch die Natur
durch sein Wort regiert, so daß ein Sturm von seiner Macht Zeugnis
gibt. Ps 29,5-7 David war Zeuge für die Stimme des
HERRN inmitten des Sturmes; er sagte, er bewegte sich ins
Landesinnere hinein und fällte die großen Zedern des Libanon, ließ
die großen Berge durch ein Erdbeben erzittern (V. 6 ) und sprühte
Feuerflammen in den Wolken (V. 7 ). Libanon und Sirjon sind Gebirge
im Gebiet des Antilibanon. All das geschah nach dem Willen des
Herrn. Tatsächlich wird in Vers 3-9 siebenmal die Stimme des Herrn
erwähnt; der Sturm bewies seine volle Majestät. Ps 29,8-9 Der Sturm ( die Stimme des HERRN )
erschütterte nicht nur die Berge (V. 6 ), sondern auch die Wüste
Kadesch . Dieses Kadesch war eine Stadt, die etwa 120 km nördlich
von Damaskus lag, also nicht das Kadesch im Süden. Als der Sturm
weiter tobte, zog er die Tier- und Pflanzenwelt in den östlichen
Gebieten in Mitleidenschaft. Durch den Sturm kalbten die Hirschkühe
(so wird das Hebr. hier meist übersetzt) vorzeitig wegen ihrer
Angst, und die Blätter wurden in den Wäldern von den Bäumen
gerissen. Als Ergebnis davon priesen alle Kreaturen in seinem
Tempel, vielleicht wieder die Engel (vgl. V. 1 ), seine Macht. C. Schluß ( 29,10-11 ) Ps 29,10 Der Psalmist schloß damit, daß der HERR
auf ewig als König herrscht und sein Volk zu segnen vermag. Weil
sich die Flut möglicherweise auf die weltweite Überschwemmung in den
Tagen Noahs bezieht, könnte der Ausdruck er thront auch mit "er
thronte" übersetzt werden. Vielleicht rief David sich dieses
Ereignis ins Gedächtnis, um seine Behauptung, daß der gegenwärtige
Sturm das Werk des Herrn sei, zu stützen. Wenn es irgendeinen
Zweifel daran gab, daß der Herr über die Natur herrschte, dann würde
er hiermit beseitigt werden. Er ist der Herr der Schöpfung. Ps 29,11 Diese Demonstration der Macht war für
sein Volk eine Ermutigung, denn er läßt sie an seiner Macht (Stärke)
Anteil nehmen. Die seinem Volk verfügbare Stärke (V. 11 ) ist seine
eigene Stärke (V. 1 ). Dasselbe hebr. Wort ( ZOz ) wird in beiden
Versen gebraucht. Die Kraft, die einen Sturm verursachen kann, steht
für die bereit, die auf ihn vertrauen. So wie Gott einen Sturm
stillen kann, so kann er auch seinem Volk den Frieden bringen. Die
Wunder Jesu mit der Natur, insbesondere die Stillung des Sturmes auf
dem See von Galiläa ( Mk 4,37-39 ), veranschaulichen, daß ihm alle
Macht gegeben ist. Ps 30 Die Überschrift dieses Psalmes bezeugt,
daß es sich hier um "ein Lied zur Einweihung des Tempels" handelt,
der von David verfaßt wurde. Die Überschrift könnte sich auf die
Einweihung des Grundstückes für den Tempel durch David ( 1Chr
21,26;22,1 ) nach der Zählung des Volkes beziehen. (Das hebr. Wort,
das hier mit "Tempel" übersetzt wird, bedeutet wörtl. "Haus" und
könnte sich auf die Stiftshütte (das Zelt) beziehen, in die David
die Bundeslade gebracht hatte; 2Sam 6,17 .) Gegen diese Annahme
spricht allerdings, daß der Psalm die Züchtigung Gottes an David
erwähnt (vgl. Ps 30,8 ), möglicherweise durch eine Krankheit
(V. 4 ), um seinen Stolz zu dämpfen (V. 7 ). Vielleicht war die
Krankheit auch nur ein Bild, und David war nicht wirklich krank
gewesen, sondern sie bezog sich auf Davids innere Reue ( 1Chr
21,13 ), daß er durch seinen Stolz eine Seuche heraufbeschworen
hatte, die 70 000 Israeliten das Leben kostete ( 1Chr 21,2.8.14 ).
Andere Ausleger haben den Titel des Psalms als Form der liturgischen
Weihe für die Einweihung von erst später errichteten Gebäuden (z.
B. Esr 6,16; Neh 12,27 ) betrachtet. Aus dieser Erfahrung der Erlösung von
Gottes Züchtigung für seine Sünde pries David den Herrn, weil sein
Zorn nur zeitlich, seine Gnade aber ewig währt. A. Erlösung von der Züchtigung ( 30,2-6 ) David erkannte die Erlösung des Herrn und
rief die Versammlung dazu auf, ihn zu preisen. Ps 30,2 David gelobte, den Herrn zu preisen, denn
er war aus seiner Not emporgezogen worden. Die Tiefen (oder die
Tiefen der Erde) deuten auf Todesnähe hin (vgl. Ps 71,20;130,1 ).
Seine Errettung entzog seinen Feinden jegliche Möglichkeit, sich
hämisch zu freuen. Ps 30,3-4 Hier beschreibt David die Antwort auf
sein Gebet um Hilfe. Gott heilte ihn und verschonte sein Leben. Das
wird auch durch die Bildersprache ausgedrückt: Gott brachte ihn aus
dem Grab herauf ("Scheol"). Er war schon fast gestorben,
möglicherweise aufgrund einer körperlichen Krankheit, aber der Herr
hatte ihn geheilt. Gottes Errettung bewahrte ihn vor dem Tod. Ps 30,5-6 Aufgrund von Gottes Erlösung rief der
Psalmist das Volk auf, dem Herrn zu singen und ihn zu preisen. Der
Grund für den Lobpreis liegt darin, daß der Zorn Gottes auf ihn nur
eine Zeitlang währte, nur einen Augenblick, nur eine Nacht. Am
Morgen folgte die Rettung und die Freude. B. Züchtigung für Davids Selbständigkeit ( 30,7-11 ) Ps 30,7-8 David gab sein Gebet um Befreiung von der
Sünde der Unabhängigkeit vom Herrn wieder. In seinem Stolz fühlte er
sich sicher und meinte, er würde nimmermehr wanken (vgl. den
Kommentar zu Ps 15,5 ). Das Wort "sicher" ( Selew ) weist auf eine
nachlässige Sorglosigkeit hin. Offensichtlich hatte er vergessen,
wie notwendig es für ihn war, auf den Herrn zu vertrauen, und sonnte
sich in seinem Selbstvertrauen. Als Ergebnis davon züchtigte Gott ihn
( Ps 30,8 ). Vorher, als Gott ihm seine Gunst erwiesen hatte, hatte
er ihm Sicherheit gegeben (Berg ist ein Bild für seine mächtige
Stellung); aber als Gott ihn züchtigte, verbarg er sein Angesicht,
ein Ausdruck, der auf den Entzug von Segen und Schutz hindeutet. Ps 30,9-11 Als Gott wegen Davids Überheblichkeit die
Seuche über Israel brachte ( 2Sam 24,15 ), schrie David zu ihm und
bat darum, daß es in seiner Vernichtung und dem Tod
(zu Grube vgl. Ps 30,4 und den Kommentar zu Ps 28,1 ) keine
Begünstigung geben möge. Wenn Gott von dem Psalmisten gepriesen sein
wollte, dann mußte er ihn vor der Grube bewahren (vgl. Jes 38,18 ).
Das war die Argumentation, die hinter Davids Gebet um Gnade und
Hilfe stand (vgl. Ps 30,3 ). C. Erlösung von der Züchtigung ( 30,12-13 ) Ps 30,12-13 David, der hier die Terminologie der
Festlichkeiten gebrauchte ( Tanz und Freude ), wiederholte, wie Gott
ihn aus seinem beklagenswerten Zustand erlöst hatte (im Sacktuch ;
vgl. Ps 35,13 und den Kommentar zu 1Mo 37,34 ). Als Ergebnis dieser
Antwort auf das Gebet sang David Loblieder auf den Herrn. Er
gelobte, sich zum Herrn, seinem Gott, zu bekennen und ihm in
Ewigkeit zu danken (vgl. Ps 30,3 ). Jede Errettung, die ein
Gläubiger erfährt, sollte in gleicher Weise Lob und Dank zur Folge
haben. Ps 31 Ps 31 ist ein weiterer "Ps. Davids", der
in einer Zeit großer Not geschrieben wurde, ist also ein Gebet von
einem Menschen, der verachtet, verleumdet und verfolgt wurde. David
hat diese Situation so häufig erlebt, daß das Buch der Psalmen viele
seiner Gebete enthält, die aus einer solchen Situation erwachsen
sind. In diesem Abschnitt ermahnte er die Niedergedrückten, den
Herrn zu lieben und stark zu sein, denn der Herr würde sie vor den
bösen Anschlägen der Menschen bewahren. David legte dar, daß er
diese Wahrheit erfahren hatte, als er sein Leben in die Hände des
Herrn gegeben hatte und seine Widersacher sich zusammenrotteten, um
ihn zu töten. A. Schrei nach Errettung ( 31,2-3 ) Ps 31,2-3 Diese Verse berichten von dem Schrei
Davids zum Herrn, seiner Zuflucht (vgl. V. 3.5 ). Er betete zum
Herrn, schnell herbeizueilen , um ihn zu erretten (vgl. Ps 69,18;
70,2.6; 71,12; 79,8; 102,3; 141,1; 143,7 ) und sein Fels und
seine Burg zu sein (vgl. Ps 31,4 und den Kommentar zu Ps 18,3 ).
Sein einziger Schutz und seine Sicherheit waren im Herrn. B. Vertrauen in seine Liebe ( 31,4-9 ) David übergab voller Vertrauen sein Leben
in die Hände des Herrn, seinem Fels, denn er wußte, daß er sich an
der Liebe Gottes erfreuen würde (vgl. V. 17.22 ). Ps 31,4-5 Das Vertrauen des Psalmisten wird in
diesen Versen nachdrücklich hervorgehoben. Der Herr, sein Fels,
seine Burg (vgl. V. 3 ) und seine Zuflucht (vgl. V. 2-3 ; Ps 18,3 )
führte ihn aus der Gefahr heraus. Ps 31,6 Mit dem Vertrauen auf den Herrn (V. 4-5 )
befahl David seinen Geist in die Hände des Herrn und betete, daß der
Gott der Treue (vgl. Jes 65,16 ) ihn erlösen möge (vgl. den
Kommentar zu Ps 26,11 ). Dasselbe vertrauensvolle Ruhen in Gott
während des heftigen Angriffs der Bösen wurde vom Erlöser Jesus
Christus zum Ausdruck gebracht ( Lk 23,46 ). Wer leidet und an Gott
glaubt, darf zu ihm beten und die Schwierigkeit in seine Hände legen
( 1Pet 4,19 ). Ps 31,7-9 Zu seinem Vertrauen versicherte David
zusätzlich, daß er jene verachtete, die sich an nichtige Götzen
hängen . Der Herr ist treu und allen Vertrauens wert. Deshalb nahm
David voller Vertrauen den Lobpreis seiner treuen Liebe vorweg. Er
schrieb (V. 9 ) so, als wenn die Erlösung bereits gewährt worden
sei. Mit solch einem echten Glauben können die Gläubigen
triumphierend Lobgesänge singen, indem sie fest die Errettung durch
Gott vorwegnehmen. C. Klage über die Gefahr ( 31,10-14 ) Ps 31,10-14 Der Psalmist bat um Gnade vom Herrn, weil
sein Leben in Gefahr (Not) war. Vor Sorge, Kummer und Gram kam David
fast um (V. 10-11 ). (Zu den Gebeinen vgl. den Kommentar zu Ps
6,3 .) Wegen seiner Feinde wurde er abgewiesen und von seinen
Freunden vergessen ( Ps 31,12-13 ). Weil sich viele gegen sein Leben
zusammengerottet hatten, war von allen Seiten Schrecken um ihn
(vgl. Jer 20,10 ). D. Gebet um Errettung ( 31,15-19 ) Ps 31,15-19 David hob hervor, daß er auf Gott
vertraute und sich in die Hände des Herrn gegeben hatte (V. 15-16 a;
vgl. V. 6 ), und er betete, daß Gott ihn retten (V. 16 b. 17 ) und
seine hochmütigen Feinde zum Schweigen bringen möge (V. 18-19 ).
(Über Gottes leuchtendes Angesicht vgl. den Kommentar zu Ps 4,7 .)
Nicht David mit seinem Lobpreis, sondern die mit den Lügenlippen
sollen verstummen. E. Lobpreis und Ermahnung ( 31,20-25 ) Ps 31,20-25 David lobte den Herrn ( wie groß ist
deine Güte ) für seine Bewahrung der Gläubigen im allgemeinen
(V. 20-21 ) und für seine eigene Errettung durch seine Liebe
(V. 22 ; vgl. V. 8.17 ) trotz Davids Unglauben (V. 23 ). Aufgrund
dessen, was er über die Errettung des Gläubigen durch den Herrn
erfahren hatte, ermutigte er die Heiligen, stark im Glauben und in
der Hoffnung auf den Herrn zu sein (V. 24-25 ). Ps 32 David, der die Züchtigung und die
Vergebung Gottes erfahren hatte (möglicherweise für die Sünde des
Ehebruchs und des Mordes, die in 2Sam 11 berichtet werden),
ermutigte andere, den Herrn zu suchen, der mit Sündern gnädig
handelt. Wenn sie sich jedoch weigern, sich zu unterwerfen, werden
sie die Züchtigung erfahren. Der Psalm könnte mit Ps 51 in
Zusammenhang stehen, der auf die Sünde Davids mit Batseba Bezug
nimmt. Damals weigerte sich David ein ganzes Jahr lang, seine Sünde
anzuerkennen. Ps 51 war Davids Gebet um Vergebung. Ps 32 würde dann
diesem Psalm folgen und Gottes Vergebung und die Lektion, die David
gelernt hatte, betonen. A. Der Segen der Vergebung ( 32,1-2 ) Ps 32,1-2 Der Psalmist, der Gottes Vergebung für
seine Sünden empfangen hatte, drückte seine Freude darüber aus.
Gesegnet wird in Ps 1,1 der genannt, der ein makelloses Leben führt.
Hier wird derjenige mit demselben Wort bezeichnet, der Vergebung
empfängt. Gott schenkt völlige Vergebung, denn er rechnet einem
reuigen Sünder seine Sünde nicht zu. B. Die Züchtigung des Unbußfertigen ( 32,3-5 ) Ps 32,3-5 Der Psalmist erfuhr Vergebung, als er
seine Sünde eingestand, was er erst nach der Züchtigung Gottes tat.
Als er schwieg und seine Sünde nicht bekannte, wurde er körperlich
geschwächt (zum Begriff Gebeine vgl. den Kommentar zu Ps 6,3 ) und
in seinem Innern gequält. Die Hand (oder Macht) des Herrn lag schwer
auf ihm ( Ps 32,4 ), d. h., daß der Herr streng mit ihm verfuhr. Das
Ergebnis davon war, daß seine Lebenskraft (Stärke) erschöpft (oder
vertrocknet) war wie in der Sommerhitze. Der Ausdruck könnte sich
auf eine körperliche Krankheit mit brennendem Fieber beziehen oder
aber poetische Sprache für die Gewissensbisse Davids sein. Deshalb bekannte er Gott seine Sünde. Das
ist der Weg der Heilung, denn Gott hatte ihm vergeben. C. Der Ratschlag dessen, der Vergebung
empfangen hat ( 32,6-11 .) Ps 32,6-7 David ermutigte die Gläubigen, den Herrn
zu suchen, denn er handelt gnädig mit den Sündern. Solange der Herr
zu finden ist, ist die Zeit des Gebetes da. Dann wird der Gläubige
von keinem Unheil (hier wird von mächtigen Wassern gesprochen)
überwältigt werden. Aufgrund dieses Trostes pries David den Herrn
wieder als Bergungsort ( sETer , in Psalm in Ps 27,5 "Zuflucht";
in Ps 91,1 "Zuflucht" und in Ps 119,114 "Schutz"). Gott schützt
diejenigen vor Unheil, die auf ihn vertrauen, und sie können ihn
preisen. Ps 32,8 David gab auch an andere den Ratschlag
weiter, sich nicht zu weigern, sich dem Herrn zu unterwerfen, bis er
einen dazu zwingt, sondern freiwilig ein Sündenbekenntnis abzulegen.
In Vers 8 spricht wohl eher Gott als David, worauf auch die
Worte ich wache über dir (vgl. Ps 25,8.12; 73,24 ) hindeuten.
Allerdings hat hier auch David die Rolle des Lehrmeisters übernommen
(vgl. Ps 34,12;51,15 ). Ps 32,9-11 Der Psalmist gab seinen Lesern den
Ratschlag, sich dem Herrn zu unterwerfen, anstatt stur Widerstand zu
leisten wie ein Roß oder ein Maultier, die man bändigen muß. Wer auf
den Herrn vertraut, wird seine treue Liebe ( HeseD ) erfahren und
ihm Danklieder singen können. Ps 33 Der Psalmist rief die Gerechten dazu auf,
den Herrn zu preisen, denn sein Wort ist verläßlich und sein Handeln
gerecht. Wer auf ihn vertraut, kann sicher sein, daß er seine
Verheißungen an die Menschen erfüllen und sein Werk der Errettung
vollenden wird. Dieser Psalm ist eine Lobeshymne. Unter
Umständen verdankt sie ihre Entstehung einem Sieg des Volkes Israel,
aber es gibt keinen Hinweis, mit dem dieses Ereignis näher bestimmt
werden könnte. Der hebräische Text enthält keine Überschrift; die
Septuaginta schreibt den Psalm David zu. A. Es ist recht, den Herrn zu preisen ( 33,1-3 ) Ps 33,1-3 Diese Verse enthalten den Aufruf des
Psalmisten zum Lobpreis. Er forderte die Gerechten dazu auf, sich im
Herrn zu freuen, denn das geziemt sich. Lob ist die natürliche
Antwort des Volkes Gottes auf Gottes Wohltaten. Aber ihren Lobpreis
sollten sie froh und ganz neu darbringen - neue Gnadentaten müssen
auch mit neuen Lobliedern besungen werden (vgl. ein neues Lied in Ps
40,4; 96,1; 98,1; 144,9; 149,1 ). Das Loblied sollte auch schön
klingen. Die besten Begabungen eines Menschen sollten zum Lobpreis
seiner Herrlichkeit eingesetzt werden. B. Der Herr ist verläßlich und gerecht ( 33,4-19 ) Ps 33,4-5 Der Anlaß des Dankes, der in diesem Psalm
detailliert aufgeschlüsselt wird, wird in diesen Versen
zusammengefaßt. Das Wort des Herrn und sein Werk ( alles, was er
vollbringt ) sind verläßlich, und der Herr ist gerecht und treu
( HeseD , unerschöpfliche Liebe ; vgl. V. 18.22 ). Ps 33,6-11 Diese Verse führen den in
Vers 4 geäußerten Gedanken fort, daß Gottes Wort und Werk verläßlich
sind. Zunächst sprach der Psalmist von der Macht des Wortes des
HERRN bei der Schöpfung (V. 6-9 ). Weil Gott sprach, geschah die
Schöpfung. Was Gott beschließt, das geschieht. Deshalb müssen alle
Völker der Welt ihn anbeten. Darauf sprach der Psalmist von der Macht
des Herrn in der Geschichte (V. 10-11 ). Gottes Pläne durchkreuzen
die Anschläge der gottlosen Völker (vgl. Ps 2,1-6 ). Seine Ziele
bleiben bestehen, was auch immer die Menschen sich vornehmen zu tun.
Ein solcher Gott mit diesen machtvollen Worten und Taten muß
gepriesen werden. Ps 33,12-19 Diese Verse sprechen davon, daß der Herr
gerecht (vgl. V. 4 a) und treu ist (vgl. V. 5 b). Vers 12 drückt die
Freude des Psalmisten darüber aus, daß er ein Teil von Gottes
erwähltem Volk ist, das seine treue Liebe empfängt. (Zu Israel als
Gottes Erbteil vgl. den Kommentar zu Ps 28,9 .) Der Psalmist
bemerkte ferner, daß Gott alle Menschen von seiner erhöhten Position
in den Himmeln aus sieht (von der Stätte seiner Wohnung ; vgl. 2Chr
6,21.30.33.39; 30,27 ). Er sieht sogar die innersten Gedanken der
Menschen ( Ps 33,13-15 ). Gott errettet nicht den, der auf sich
selbst vertraut (V. 6-17 ). Die, die auf einen König schauen, auf
die Kraft von Menschen oder auf ein Roß, können keine Errettung
finden (vgl. Ps 20,7 ), sondern der Herr errettet und bewahrt die,
die auf ihn vertrauen und hoffen ( Ps 33,18-19; vgl. "Hoffnung" in
V. 20.22 und seine unerschöpfliche Liebe in V. 5.22 ). Das ist das
Los Israels, des gesegneten Volkes (V. 12 ). C. Gottes Volk vertraut auf ihn ( 33,20-22 ) Ps 33,20-22 Der Schluß des Psalmes ist eine erneute
Versicherung des Glaubens an den Herrn. Gottes Volk beweist seinen
Glauben auf dreierlei Weise. Erstens wartet es voller Hoffnung
(vgl. Ps 25,5.21; 39,8; 62,6; 71,6 ) auf seine Errettung durch den
Herrn als seine Hilfe (vgl. Ps 30,11; 40,18; 46,2; 54,6; 63,8; 70,6;
115,9-11; 146,5 ) und sein Schild (vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ).
Zweitens freut es sich in dem, dem es vertraut ( Ps 33,21 ).
Drittens beter es um seine unerschöpfliche Liebe ( HeseD ; vgl.
V. 5.18 ), um in ihr zu ruhen. So ist es voller Vertrauen (Hoffnung)
darauf, daß er seinen Errettungsplan durchführen wird. Ps 34 Diesen Lobgesang verfaßte David, als er
Abimelech entrann, indem er eine Geisteskrankheit vortäuschte ( 1Sam
21,11 ). In diesem Psalm rief David die Versammlung dazu auf, den
Herrn für ihre Errettung zu preisen. Nach der Versicherung, daß Gott
zu denjenigen, die auf ihn vertrauen, gütig ist, gab David
Richtlinien für ein langes Leben. A. Gott ist gütig zu seinem Volk ( 34,2-11 ) Ps 34,2-4 Die Verse 2-11 enthalten Davids Lobpreis.
In Vers 2-4 rief David das Volk dazu auf, den Herrn zusammen mit ihm
zu preisen. Er faßte den Entschluß, Gott immerfort zu loben, so daß
der Niedergedrückte sich freuen würde. Er rief hier jedoch das ganze
Volk dazu auf, den Herrn mit ihm zu erheben. Ps 34,5-7 David berichtete hier seine Errettung.
Weil er geschrien hatte und errettet worden war (vgl. "errettet" in
V. 8.18.20 ), war er davon überzeugt, daß Gottes Volk niemals
zuschanden wird. Nein, es strahlt vor Freude, weil Gott es erhört
(vgl. V. 16.18 ) und es aus ihren Nöten errettet (vgl. V. 18.20 ). Ps 34,8-11 David legt dar, daß der Engel des
HERRN (möglicherweise der Herr Jesus selbst; vgl. den Kommentar
zu 1Mo 16,9 ) sich um jene herum lagert, die den Herrn fürchten
(vgl. Ps 34,10.12 ). In militärischen Bildern sprach David vom
göttlichen Schutz (vgl. 1Mo 32,2; 2Kö 6,16 ). Wer auf den Herrn vertraut, der erfährt
wirkliche Freude - wenn er sie schmeckt und sieht . Wer immer den
Herrn fürchtet, d. h. wer den Herrn wahrhaftig verehrt, dem wird
nichts mangeln (vgl. Ps 23,1 ,), bzw. dem wird nichts Gutes mangeln
(vgl. Ps 16,2;84,12 ). B. Gott segnet den Gerechten mit dem
Leben ( 34,12-23 ) Ps 34,12-15 Vers 12-23 enthalten Davids Anweisungen
an das Volk, wie es ein Leben in der Fülle im Herrn haben könnte. Er
ermahnte es, auf seine Anweisungen zur Furcht des HERRN zu hören.
Die Anweisung beinhaltete im wesentlichen, ein gerechtes, friedsames
Leben zu führen (V. 13 ), das Böse und Betrug zu vermeiden (V. 14 )
und das Gute zu tun (V. 15 ). Es ist die Weisheitslehre über den Weg
der Gerechtigkeit, aus der ein lebenswertes Leben unter dem Segen
Gottes folgt. Ps 34,16-22 Für die, die im Herrn gerecht leben
(vgl. gerecht in V. 16.18.20.22 ), werden mehrere Verheißungen
ausgesprochen. Erstens sieht der Herr auf den Gerechten, was ein
Zeichen seiner Bewahrung ist (V. 16 ), aber er steht den Bösen
entgegen, und er wird ihr Gedächtnis von der Erde vertilgen (V. 17 ;
vgl. Spr 10,7 b). Zweitens hört der Herr (vgl. Ps 34,7.16 ) die
Gebete des Gerechten, der zerbrochenen Geistes und nicht hochmütig
und widerspenstig ist (V. 18-19 ). Drittens errettet der Herr (vgl.
V. 5.8.18 ) den Gerechten aus seinen Nöten (vgl. V. 7 ), so daß
nicht eines seiner Gebeine zerbrochen wird. Dies ist ein Ausdruck
völliger Bewahrung vor harter Bedrückung. Vers 21 wurde ebenso
wie 2Mo 12,46 b von Gott in Joh 19,36 in bezug auf den Erlöser
benutzt. Ps 34,23 Zusammenfassend versicherte der Psalmist,
daß der HERR seine Knechte erlöst (vgl. den Kommentar zu "erlöst"
zu Ps 26,11 ); keiner, der auf ihn vertraut, wird verlorengehen. Daß
dieser Vers eine Zusammenfassung der Gründe für den Lobpreis Gottes
darstellt, wird aus der Anordnung der Worte im hebräischen Text
sichtbar. Dieser Psalm ist ein Akrostichon: Jeder Vers beginnt
fortlaufend mit einem anderen Buchstaben des hebräischen Alphabets,
ein Buchstabe des hebräischen Alphabets ist jedoch ausgelassen
(zwischen V. 6.7 ), und das Akrostichon endet somit mit Vers 22 .
Der letzte Vers gehört nicht zu dieser Anordnung und steht also für
sich alleine. Ps 35 Dieser Psalm faßt drei Klagen über den
Widerstand der Feinde Davids zusammen. Jede Klage enthält den
vereinigten Ruf nach Errettung von den Feinden, die David grundlos
hassen. A. Gebet um Errettung vor den Zerstörern ( 35,1-10 ) Der Psalmist bat den Herrn, ihn vor
seinen Feinden zu erretten, die ihn töten wollten und ihn um keiner
Ursache willen haßten. Ps 35,1-6 Davids Gebet begann mit der Bitte an den
Herrn, als sein Fürsprecher aufzutreten (V. 1-3 ) und seine Feinde
vernichtend zu schlagen (V. 4-6 ). Wie wertlose Spreu (V. 5 ), die
beim Dreschen vom Wind fortgeblasen wird, so sollten Davids Feinde
hinweggetan werden. Sein Gebet, daß der Engel des Herrn sie
wegstoßen möge, war ein Gebet um vergeltende Gerechtigkeit, daß der
Herr ihnen das zufügen sollte, was sie für David ersonnen hatten. Ps 35,7-10 Sie wollten David ohne Ursache ans Leben
gehen, so wie ein Jäger sein Netz legt und eine Grube gräbt, um ein
unvorsichtiges Tier zu fangen. David betete, daß die Fallen der
Feinde sie selbst unversehens einfangen (vgl. Ps 7,16; 9,16; 57,7 )
und ihren eigenen Untergang herbeiführen mögen (vgl. Ps 35,4; 38,13;
40,15; 70,3 ). Dann, so sagte David, würde er den Herrn von ganzem
Herzen ( mein ganzes Sein ) mit Frohlocken preisen, da der Herr die
gerettet hatte ( den Armen und Elenden ), die von der Gnade des
Mächtigen abhängig sind. B. Klage über den ungerechtfertigten Haß ( 35,11-18 ) Indem David seine Klage noch einmal
unterstrich, bat er den Herrn um Hilfe gegenüber denjenigen, die ihn
ungerechtfertigterweise haßten. Ps 35,11-18 Hier beschrieb David seinen
beklagenswerten Zustand. In der Hauptsache war ihm Böses für
Gutes vergolten worden (V. 11-12 ). Er hatte für seine Feinde
gefastet und gebetet, als sie krank waren, und dabei Sacktuch
getragen (vgl. Ps 30,12 und den Kommentar zu 1Mo 37,34 ), und, als
seine Gebete nicht beantwortet wurden, um sie getrauert und geweint
( Ps 35,13-14 ). Aber als er in einer schwierigen Situation war,
spotteten sie fröhlich (V. 15-16 ). Wegen dieser Ungerechtigkeit
betete er um Hilfe vom Herrn, der bis dahin nicht geantwortet hatte
(V. 17 ). (Zu wie lange noch? vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 und zur
Bezeichnung seiner Feinde als Löwen vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 .)
Aber wenn der Herr antwortete, dann wollte David ihn in der
Versammlung preisen ( Ps 35,18 ). C. Bitte um Gerechtigkeit ( 35,19-28 ) Hier bittet David den Herrn um Errettung
von den Bösen, indem er Gerechtigkeit gegen jene fordert, die durch
ihre Anklagen gegen friedliche Menschen Unruhe aufbringen. Hier ist
noch einmal das Thema der ungerechten Behandlung des Gerechten durch
den Gottlosen die beklagenswerte Ursache für Davids Bitte. Ps 35,19-21 David betete, daß der Herr die Bösen
keinen Triumph feiern lassen möge, denn ihre boshaften Worte hatten
Hader verursacht. Noch einmal hob er hervor, daß sie ohne Grund
seine Feinde waren (vgl. V. 7 ). Sie blinzelten sich gegenseitig zu
(vgl. Spr 6,13;10,10;16,30 ) und offenbarten so ihre boshaften
Absichten. Sie ersannen falsche Anschuldigungen gegen jene, die
ruhig leben wollten, und sie behaupteten in verleumderischer Weise,
daß sie gesehen hätten, daß David das Falsche getan hatte. Ps 35,22-26 Obwohl Davids Feinde fälschlicherweise
behaupteten, daß sie ihn bei der Sünde gesehen hätten und sich
darüber verlauten ließen, wußte David doch, daß der
Herr sie bei ihren falschen Handlungen gesehen hatte. Deshalb bat er
Gott, sein Schweigen aufzugeben (d. h. nicht tatenlos zuzusehen) und
sich zur Verteidigung des Psalmisten zu erheben. Durch Davids
Rechtfertigung würde der Herr die Schadenfreude der Widersacher
zuschanden und diese selbst beschämt werden lassen (vgl. V. 19 ). Ps 35,27-28 Davids abschließendes Gebet ging dahin,
daß die Menschen, die seine Rechtfertigung wollten, sich freuen und
den Herrn dafür preisen konnten. Weil seine Feinde ihn ohne Ursache
haßten (vgl. V. 7.19 ), war er davon überzeugt, daß der Herr ihn
rechtfertigen würde, so daß er ihn erheben und beständig preisen
konnte ( den ganzen Tag lang ). Ps 36 In diesem Psalm empfing David eine
Weissagung über die Denk- und Lebensweise der Ungläubigen, denn sie
verfolgten ihre gottlosen Anschläge. David fand Erleichterung durch
seine Kenntnis des wunderbaren Wesens des Herrn, der dem Gläubigen
überfließenden Segen zuteil werden läßt. Als ein Ergebnis davon
betete er, daß der Herr weiterhin seine treue Liebe und
Gerechtigkeit erzeigen möge, so daß die Gottlosen seine
Rechtschaffenheit nicht zunichte machen könnten. A. Eine Weissagung über die Gottlosen ( 36,2-5 ) Ps 36,2 David empfing vom Herrn eine Weissagung
über die Sündhaftigkeit ( peSaZ , "Übertretung") der Gottlosen .
Daher berichtete er von seiner eigenen Erfahrung. Die Denkweise der
Gottlosen hat ihre Grundlage im Fehlen der Furcht ( paHaD , "Angst,
Schrecken" - nicht das übliche Wort yir?Ch , "Furcht") Gottes. Sie
fürchten den Herrn nicht; sie empfinden wegen ihres Handelns keine
Angst vor dem Herrn, so daß sie weiterhin gottlos bleiben. Ps 36,3-5 Ohne die Furcht des Herrn tut ein Mensch
beständig das Böse. Er besänftigt sein eigenes Gewissen
( schmeichelt sich ), um seine Ungerechtigkeit zu verbergen. Denn
wenn er diese Dinge von Gottes Standpunkt aus betrachtete, dann
würde er sie verachten. Seine Rede ist lügnerisch und betrügerisch.
Sein Leben ist schon lange nicht mehr lebenswert, denn er hat sich
der Sünde in seinem Tun hingegeben; er hat keinen Hang dazu, das
Böse nicht von sich zu weisen. Er ersinnt sogar das Böse (vgl. Hos
7,15; Nah 1,11 ) in der Nacht, wenn er sich zur Ruhe legt. B. Die Dankbarkeit für Gottes Teil ( 36,6-10 ) Ps 36,6-7 Im Gegensatz zu der Gottlosigkeit um ihn
her (V. 2-5 ) fand David Trost, wenn er über die wunderbaren
Eigenschaften des Herrn und über den überreichen Segen für die
Gläubigen nachdachte. Seine Lebensphilosophie hatte ihre Grundlage
in der Erfahrung von Gottes treuer Liebe ( HeseD ; vgl. V. 8.11 ),
seiner Treue und Gerechtigkeit. Diese Eigenschaften sind für den
Gläubigen eine unerschöpfliche Quelle. So gibt der Herr auf Menschen
und Tiere während ihres Lebens acht. Ps 36,8-10 Das Ergebnis dieser Einstellung ist der
Segen für den Gläubigen (vgl. das Ergebnis der Lebenseinstellung
eines gottlosen Menschen, V. 3-5 ). Die treue Liebe Gottes (vgl.
V. 6.11 ) ist kostbar, denn der Mensch kann seine Zuflucht zum Herrn
nehmen, wie die Küken unter den Flügeln ihrer Mutter Schutz suchen
(V. 8 ; vgl. Ps 17,8; 57,2; 61,5; 63,8; 91,4 ). Anschließend
gebrauchte der Psalmist das Bild des Tempels, um auszudrücken, daß
der Gläubige im Haus Gottes ( Ps 36,9 ) versorgt wird. Darüber
hinaus wird im folgenden auf den Garten Eden und die Schöpfung
angespielt: Das Trinken aus dem Quell der Wonne ("Wonne" bedeutet im
Hebr. "Eden") und Leben und Licht (d. h. Verständnis, Freude und
Leben) kommen von Gott, der Quelle aller Dinge. So wird also das
Leben eines Gläubigen der Verdorbenheit des Gottlosen
gegenübergestellt und durch die Sicherheit im Herrn, die überreiche
Versorgung, das Leben und das Verständnis in der Gegenwart Gottes
charakterisiert. C. Bewahrung der Rechtschaffenheit ( 36,11-13 ) Ps 36,11-13 David betete, daß die bewahrende Liebe
des Herrn ihre Fortsetzung finden möge (vgl. V. 6.8 ), so daß die
Rechtschaffenheit Davids nicht von den Stolzen und Gottlosen
beeinflußt werden möge, die ihrer Vernichtung entgegensahen. Ps 37 Dieser Psalm Davids scheint auf dem
vorhergehenden Psalm aufzubauen. Hier wies David den Gerechten an,
sich nicht über das Wohlergehen des Gottlosen zu entrüsten, der
nichts von Gott wissen will, weil es die göttliche Gerechtigkeit
gibt. Mit einer Reihe von sprichwörtlichen Ausdrücken ermahnte der
Psalmist den Gerechten, beständig auf den Herrn zu vertrauen und
sich nicht über die Bösen zu grämen, die in Bälde vernichtet werden.
Der Inhalt dieses Psalms ähnelt von seiner Botschaft her Ps
49 und Ps 73 sowie dem Buch Hiob. A. Vertraue und gräme dich nicht ( 37,1-8 ) Ps 37,1-8 In diesem ersten Abschnitt des Psalms
rief David ungeachtet der Gegenwart der Bösen zum Vertrauen auf. Der
Gerechte soll nicht auf die Sünder und ihren Reichtum neidisch sein
(vgl. V. 7-8 ; vgl. Spr 23,17; 24,1 ), denn sie werden verdorren wie
Gras (vgl. Ps 90,5; 102,5.12; 103,15-16; Jes 40,6-8; 1Pet 1,24 ) und
bald untergehen ( Ps 37,1-2 ). Statt dessen ist Vertrauen auf den
Herrn geboten, der das Gebet des Herzens beantworten kann (V. 3-4 ).
Die Verheißung er wird dir geben, was dein Herz begehrt hat ihre
Grundlage in der Bedingung: Habe deine Lust am HERRN . Wer seine
Lust am Herrn hat, der wird gute Wünsche haben. Wer auf den Herrn
vertraut (vgl. V. 3 ), den wird Gott wunderbar rechtfertigen
(V. 5-6 ). Deshalb soll der Gerechte den Bösen nicht
beneiden oder über ihn zornig werden (vgl. V. 1 ; Spr 24,19 ), wenn
der Böse Gelingen hat. Entrüstung hat nur das Böse zur Folge, unter
anderem den Zorn ( Ps 37,7-8 ). B. Der Gottlose wird auf gerechte Weise
bestraft werden ( 37,9-22 ) Ps 37,9-11 David beschrieb (a) das drohende Gericht
über die Gottlosen - sie werden in Kürze vernichtet werden (V. 9 a
- 10 ) - und (b) die das Gegenstück bildende Wahrheit, daß die
Sanftmütigen das Land ererben werden (V. 9 b. 10-11 ). Diese
Verheißung des Erbes des Landes (vgl. V. 22.29.34 ) wurde von Jesus
wiederholt und erweitert (vgl. den Kommentar zu Mt 5,5 ). Ps 37,12-22 Fünf Gegensätze bilden die Basis für die
Versicherungen in Vers 9-11 : (1) Der Gottlose ersinnt Böses gegen
den Gerechten, aber der Herr lacht ihrer (V. 12-13 ). (2) Die
Gottlosen greifen den Sanftmütigen an, aber ihre Gewalt wird sie
selbst vernichten (V. 14-15 ). ( Arm und elend tauchen gemeinsam
hier zum ersten Mal von insgesamt sechs Malen in den Psalmen auf:
Vers 14 ; Ps 40,18;70,6;74,21;86,1;109,22 .) (3) Es ist besser,
wenig zu besitzen, als viel zu besitzen und gottlos zu sein, denn
der Reichtum der Gottlosen wird vergehen (V. 16-17 ). (4) Der Herr
kennt und bewahrt den Weg des Aufrichtigen, aber der Gottlose wird
vergehen (vgl. Ps 1,6 ) wie das Gras (vgl. Ps 37,2 ) und wie Rauch
(V. 18-20 ). (5) Weil die Gottlosen selbstsüchtig das behalten, was
sie entleihen, aber die Gerechten großzügig sind (vgl. V. 26 ), wird
der Herr in Gerechtigkeit vergelten (V. 21-22 ). Das beinhaltet
auch, daß die Gerechten das Land ererben werden (vgl.
V. 9.11.29.34 ). C. Der Herr liebt und segnet den
Gerechten ( 37,23-31 ) Ps 37,23-31 Im Gegensatz zu der Vergeltung des Herrn
an den Gottlosen schildert David die Segnungen des Herrn für die
Gerechten: (1) Der Herr ordnet und beschützt die Wege der Gerechten
(V. 23-24 ). (2) Der Herr versorgt die Gerechten mit Nahrung
(V. 25-26 ). (3) Er liebt und bewahrt die Gerechten, die das Gute
tun (vgl. V. 3 ), und gibt ihnen Sicherheit in dem Land (V. 27-29 ;
vgl. V. 9.11.22.34 ). (4) Der Gerechte redet Weisheit, weil er das
Gesetz Gottes in seinem Herzen trägt (V. 30-31 ). D. Der Kampf zwischen Gut und Böse ( 37,32-40 ) Ps 37,32-38 Der Psalmist schloß sein Nachsinnen,
indem er den Kampf zwischen dem Guten und dem Bösen beschrieb. Seine
Lösung des Problems der gottlosen Menschen war, ihre bösen
Anschläge, die Gerechten zu vernichten, der Macht Gottes zur
Bewahrung der Guten gegenüberzustellen. Der Gottlose liegt im
Hinterhalt, um zu vernichten, aber der Herr wird das Seine nicht
verlassen (V. 32-33 ). Wer auf den Herrn wartet, der wird sich der
Sicherheit erfreuen (V. 34 ; vgl. V. 9.11.22 ), und der aufrichtige
Mann des Friedens wird eine Zukunft haben (oder vielleicht besser:
Er wird seine "Nachkommenschaft" sehen). Die Gottlosen werden zwar
zuerst ihr Gedeihen erleben (V. 35 ; vgl. V. 7 b), aber sie werden
vertilgt werden (V. 36.38 ; vgl. V. 34 ). Ps 37,39-40 David schloß damit, daß in einer Welt
voller Gottlosen der Herr die Rettung und die Stärke ( mAZNz , "ein
befestigter Ort"; vgl. Ps 27,1;43,2;52,9 ) für die ist, die vor den
Gottlosen ihre Zuflucht zum Herrn nehmen. Die Psalmen Ps 38 Ps 38 ist ein Trauerlied. Der Titel
lautet "Zum Gedenkopfer" (wörtl.: "um ins Gedächtnis zu rufen"; vgl.
den Kommentar zum Titel von Ps 70 ). David wurde vom Herrn für seine
Sünde ernsthaft gezüchtigt, und seine Feinde setzten ihm hart zu. In
dieser schwierigen Situation bat er dringend darum, daß der Herr ihn
in seinem Erbarmen erretten möge. Er hatte seine Hoffnung im Herrn,
dem er seine Ungerechtigkeit bekannte. A. Die Züchtigung des Herrn ( 38,2-13 ) Ps 38,2-3 David bat darum, daß der Herr ihn in
seinem Zorn nicht länger züchtigen möge (vgl. Ps 6,2 ). Diese
Züchtigung war offensichtlich schmerzhaft und hart gewesen, wie die
Pfeile und die Hand deutlich machen. Ps 38,4-9 David beklagte sein Leiden aufgrund der
Strafe für seine Sünde. Wegen seiner Sünde hatte er seine Gesundheit
und sein Wohlergehen verloren (vgl. V. 8 ; zu Gebeinen vgl. den
Kommentar zu Ps 6,3 ). Er mußte seine Schuld tragen, die ihn
überwältigt hatte ( Ps 38,5 ). Davids Wunden eiterten, schmerzten
und schwächten ihn. Er hatte sie sich durch seine eigene Dummheit,
in der er die Sünde begangen hatte, zugezogen (V. 6-7 ). Er war
körperlich (vgl. V. 4 ) und geistig niedergedrückt (er war matt und
voller Angst ). Ps 38,10-13 Daraufhin beschrieb David die Auswirkung
seiner Leiden auf andere. Erstens lag sein bedauernswerter Zustand
vor dem Herrn offen (V. 10-11 ). Gott wußte, daß er nach dem Tod
seufzte. Zweitens mieden ihn seine Freunde (V. 12 ). Drittens
redeten seine Feinde Schlechtes über ihn und ersannen Wege, ihn zu
täuschen und zu vernichten (V. 13 ; vgl. Ps 35,4.8;40,15;70,3 ). B. Die Hoffnung des Leidenden ( 38,14-23 ) Der zweite Teil des Psalmes drückt Davids
Hoffnung aus, daß der Herr Erbarmen über ihn haben und ihn erretten
möge. Ps 38,14-17 Seine Hoffnung bestand in dem Herrn
allein. Wie ein Taubstummer gab er den Gottlosen keine Antwort
(V. 14-15 ), die auf seine Vernichtung sannen (vgl. V. 13 ). Statt
dessen wartete er auf den Herrn, daß er seine Gebete erhören und die
triumphierende Schadenfreude der Gottlosen beenden möge. Ps 38,18-21 Davids Not war groß und seine Lage
verzweifelt. Sein Schmerz (vgl. V. 8 ) hielt an. Darüber hinaus
bekannte er seine Sünde, weil er erkannt hatte, daß die Sünde die
Ursache seines Leidens war (vgl. V. 4-5 ). Aber seine Feinde waren
stark und zahlreich, und es ging ihnen mit ihrem bösen Handeln und
ihren Verleumdungen gut. David empfand, daß Gott ihn bald erretten
mußte. Ps 38,22-23 Davids Bitte war dringend. Er flehte den
Herrn an, ihn nicht zu verlassen, sondern ihm beizustehen, denn er
war sein Gott und sein Erlöser. Ps 39 David erkannte, daß Gott dem Menschen nur
ein kurzes Leben zugedacht hat. Also stützte er sich auf den Herrn
als seine einzige Hoffnung und betete, daß Gott seiner Züchtigung
ein Ende setzen möge, damit David die ihm verbleibenden Tage
genießen konnte. Der Psalm setzt die Thematik von Ps
38 fort. Der Angriff der Feinde Davids schien jedoch vorüber zu
sein. David hatte anscheinend an einer langanhaltenden Krankheit
gelitten, die ihn dem Tode nahegebracht hatte. A. David erkennt, daß das Leben des
Menschen nur kurz ist ( 39,2-7 ) Ps 39,2-4 David erkannte an, daß sein Leben nur von
kurzer Dauer war (V. 2-7 ). Erstens beschloß er, mit seinen Worten
nicht zu sündigen. Er schwieg still in der Gegenwart seiner Feinde,
aber als er seine Empfindungen unterdrückte, verschlimmerte das nur
sein Leiden. Ps 39,5-7 Zweitens suchte er Trost für seine
Enttäuschung, indem er sich der Bestimmung des Herrn für sein Leben
unterwarf. Er betete, daß der Herr ihm die Kürze des Lebens
klarmachen möge (vgl. Ps 90,10.12 ). Dieses Gebet entstand aus dem
Bewußtsein heraus, daß das Leben nur von kurzer Dauer ist - wie
eine Handbreit und ein Hauch (vgl. Hi 7,7; Ps 39,12;62,10;144,4 ).
Alle Mühe mit dem Aufhäufen seiner Besitztümer ist vergeblich, denn
das Leben ist kurz. B. Vertrauen auf die einzige Hoffnung des
Lebens ( 39,8-14 ) Ps 39,8 David erkannte, daß sein Elend auf seine
Sünde zurückzuführen war und wandte sich nun ganz dem Herrn zu,
damit sein kurzes Dasein einen guten Verlauf nähme. Er drückte seine
Hingebung zum Herrn mit den Worten aus: Meine Hoffnung liegt auf
dir (vgl. Ps 25,5.21; 33,20; 62,6; 71,5 ). Ps 39,9-12 : David bat
den Herrn, seiner Züchtigung ein Ende zu setzen (V. 9-10 ). Gott
weist die Menschen aufgrund ihrer Sünde zurecht und frißt ihren
Reichtum, wie eine Motte, die ein Kleid zerfrißt (V. 12 ; vgl. Hi
13,28; Jes 50,9; 51,8; Hos 5,12; Jak 5,2 ). Weil der Psalmist
überwältigt worden war, betete er zu Gott, daß er seine Plage von
ihm nehmen möge ( Ps 39,11 ). Ps 39,13-14 Das abschließende Gebet des Psalmisten in
diesem Psalm war, daß Gott seine Bitte erhören und ihn nicht als
Fremdling behandeln, sondern ihm seine Gunst erweisen möge, indem er
ihm die verbleibenden Tage angenehm machen möge. Ps 40 Dieser Psalm beinhaltet Dankopfer
(V. 2-11 ) und Bitte (V. 12-18 ). Im ersten Teil bot sich David
wegen der großen Errettung, die ihm gewährt worden war, selbst
voller Freude Gott als Opfer dar. Im zweiten Teil beklagte er das
Elend, das über ihn gekommen war und betete um seine Errettung. A. David gibt sich selbst Gott als Opfer
hin ( 40,2-11 ) Ps 40,2-5 Der Psalm beginnt damit, daß David der
Versammlung einen freudigen Bericht über seine Errettung
übermittelt. Er ermutigt sie, dem Herrn zu vertrauen. Gott hatte
nach einer langen Zeit des geduldigen Wartens im Gebet wunderbar an
ihm gehandelt. David benutzte häufig bildhafte Ausdrücke, um sein
Elend und seine Befreiung daraus zu beschreiben. Er versicherte, daß
der Herr ihn aus seiner Notlage befreit (wie aus einer schlammigen
Grube mit Morast und Schlamm) und ihn fest auf einen Felsen gestellt
hatte. Diese Errettung gab ihm ein neues Lied zum Jubeln ein
(vgl. Ps 33,3; 96,1; 144,9; 149,1 ). Aufgrund dieser Errettung erklärte David
die Segnung desjenigen, der allein auf den Herrn vertraut, ohne auf
die Gottlosen zu blicken (die Stolzen und Götzenanbeter). Ps 40,6 David drückte seine Wertschätzung für die
unzählbaren und wunderbaren Errettungstaten (Wunder) des Herrn aus.
Wenn er alle Dinge erzählen würde, die Gott für ihn getan hatte,
würden es zu viele sein, als daß er sie aufzählen könnte. Ps 40,7 David erkannte die großen Wohltaten
Gottes, und sie brachten ihn dazu, sich dem Herrn zu weihen. Er rief
sich noch einmal ins Gedächtnis zurück, daß Gott ihn selbst seinen
Opfern vorzog. Man hat verschiedentlich angenommen, daß sich die
Worte meine Ohren hast du durchbohrt darauf beziehen, daß den
Sklaven ein Ohr durchbohrt wurde ( 2Mo 21,6 ). Dann würde der
Ausspruch bedeuten: "Du hast mich wie einen Sklaven an dich
gebunden." Es ist aber doch wahrscheinlicher, daß dieser Satz eine
Anerkennung dessen ist, daß Gott David die Fähigkeit zum Hören und
dem Wort des Herrn zu gehorchen verliehen hat. Die Septuaginta hat
viel allgemeiner übersetzt: "Ein Körper, den du für mich bereitet
hast." Ps 40,8-9 David gab auf diese Wahrheit in
Vers 7 eine Antwort, denn er gab sein Leben in den Willen Gottes. Er
stellte sich bereitwillig dem Herrn zur Verfügung, erhielt Weisung
durch das Buch ( die Rolle des Buches ) und drückte sein Verlangen
aus, den Willen Gottes zu tun. Diese Verse stellen ein wunderbares
Beispiel dafür dar, was es bedeutet, sich in Übereinstimmung mit
seinem Wort in den Willen Gottes zu ergeben. Vers 7-9 erhalten eine zusätzliche
Bedeutung dadurch, daß sie in Hebr 10,5-7 zitiert werden, wo der
Schreiber des Hebräerbriefes den vollkommenen Gehorsam Christi der
Unzulänglichkeit der mosaischen Opfer gegenüberstellt. Die Worte
gelten für die Fleischwerdung Christi zur Erfüllung von Gottes
Willen für ihn, so wie es vorher aufgeschrieben worden war. Ps 40,10-11 Es ist gemäß Davids Gehorsam auch der
Wille des Herrn, ihnzu preisen. Also verkündete David in diesen
Versen, daß er bereitwillig zu der Versammlung von den vielen
Eigenschaften des Herrn sprach, unter anderem über seine
Gerechtigkeit, Treue, Errettung, Liebe und Wahrheit. B. Demütige Bitte an Gott um Erlösung ( 40,12-18 ) Ps 40,12-13 Der Ton des Psalmes wechselt hier
dramatisch zum eindringlichen Gebet. David fing seine demütige Bitte
damit an, daß er den Herrn anflehte, seine Gnade (wörtl.:
"Erbarmen"), seine treue Liebe und seine Wahrheit weiterhin zu
erzeigen, denn er war in großen Nöten und Sünden gefangen. Die Nöte,
die David erfuhr, standen mit seinen vielen Sünden in enger
Beziehung (vgl. Ps 25,17-18;38,3-15 ). Ps 40,14-17 Davids Gebete wurden gezielter, als er um
eine rasche Errettung (eile rasch; vgl. V. 18 ) aus seinen Nöten
bat. Er glaubte, daß der Herr mit seiner Rettung alle diejenigen
vernichten würde, die ihm nach dem Leben trachteten und ihn
vernichten wollten (V. 15-16 ; vgl. Ps 35,4.8;70,3 ). Durch den
Schrecken der Feinde Davids über ihre Schande (vgl. Ps 6,11;70,3 )
sollten die Gerechten ermutigt werden, zu jubeln und den Herrn zu
preisen. Das ist das Ergebnis der Antwort Gottes auf Davids Gebet. Ps 40,18 Dann wiederholte der Psalmist, der arm
und elend war (vgl. den Kommentar zu Ps 37,14 ), sein Gebet, daß der
Herr nicht versäumen möge (vgl. Ps 40,14 ), ihm zu Hilfe zu kommen
(vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ). Ps 41 In diesem Psalm vermittelte David der
Versammlung, daß diejenigen, die dem Bedürftigen beistehen, selbst
Errettung erfahren. In diesem Zusammenhang erinnerte sich David an
sein Gebet um Rache für diejenigen, die kein Erbarmen mit ihm
hatten, sondern aus seiner Krankheit ihren Vorteil suchten. Ps
41 lehrt das Gebet um Hilfe bei Treulosigkeit. A. Die Barmherzigen erfahren
Barmherzigkeit ( 41,2-4 ) Ps 41,2 Der Psalm beginnt mit der allgemeinen
Erläuterung, daß der Herr dem Gnade erweisen wird, der sich des
Schwachen annimmt. Solch eine Haltung erkennt Gott an und belohnt
sie entsprechend. Ps 41,3-4 Der besondere Segen für den Barmherzigen
schließt auch Bewahrung und Sicherheit in dem Land ein (vgl. Ps
37,9.11.22.29 ). Auch der Herr wird ihn nicht seinen Feinden
preisgeben und ihn in seiner Krankheit aufrecht halten. B. Die Vergeltung für Treulosigkeit ( 41,5-11 ) Noch immer sprach der Psalmist zur
Versammlung und wies darauf hin, daß der Herr auf gerechte Art und
Weise diejenigen bestrafen wird, die die Leidenden ausnutzen. David
erläuterte diese Gedanken, indem er sein früheres Gebet wiederholte. Ps 41,5-11 David hatte in seinem Gebet den Wunsch
nach Heilung ausgedrückt, nachdem er seine Sünde bekannt hatte
(V. 5 ). Trotzdem beklagte er die Tatsache, daß seine Feinde seinen
Zustand ausnutzten. Sie wünschten seinen Tod herbei (V. 6 ), sie
heuchelten Freundschaft, während sie ihn verleumdeten (V. 7 ), und
sie sagten, daß er ganz gewiß nicht überleben würde (V. 8-9 ). Sogar
sein vertrauter Freund hatte ihn verraten ( seine Ferse gegen ihn
erhoben ; V. 10 ). Diese Worte wurden von Jesus zitiert, als er von
Judas sprach ( Joh 13,18 ). David benannte hier konkret die
Treulosigkeit seines Freundes Ahitofel, der ihn verraten und sich
dann selbst erhängt hatte ( 2Sam 16,20-17,3.23 ). Davids Gebet resultierte teilweise aus
seinem Wunsch, seinen Widersachern ihre Treulosigkeit zu vergelten
( Ps 41,11 ). C. Die Errettung wegen seiner
Rechtschaffenheit ( 41,12-14 ) Ps 41,12-13 David hatte Gott direkt angesprochen und
bemerkte, daß Gott ihn vor seinen Feinden errettet hatte (vgl.
V. 2 ), weil er rechtschaffen gewesen war. Ps 41,14 Dieser Lobgesang (vgl. Ps 106,48 ) bildet
den Abschluß des ersten Hauptabschnittes (Buch I) der Psalmen. II. Buch II ( Ps 42-72 ) In Buch II haben 7 Psalmen ( Ps
42;44-49 ) die Überschrift "Von den Söhnen Korachs". Ein Psalm in
Buch II stammt von Asaf ( Ps 50 ), 20 von David ( Ps 51-70 ), bei 3
Psalmen wird der Name des Autors nicht genannt ( Ps 43;67;71 ), und
ein Psalm stammt von Salomo ( Ps 72 ). Ps 42 Ganz offensichtlich gehören Ps 42 und Ps
43 zusammen, und zahlreiche hebr. Handschriften führen Ps 42 und Ps
43 als einen einzigen Psalm auf. Daran, daß der Refrain zweimal
in Ps 42 wiederholt wird (V. 6.12 ) und dann am Schluß von Ps
43 wieder auftaucht (V. 5 ), wird deutlich, daß Ps 42 das Sehnen des
Psalmisten nach Gott ausdrückte und Ps 43 der Lobpreis in Erwartung
der völligen Gemeinschaft mit Gott war. A. Sehnsucht nach dem lebendigen Gott ( 42,2-6 ) In der ersten Strophe schrieb der
Psalmist, daß er Sehnsucht nach dem lebendigen Gott empfand, denn er
wurde von seinen Feinden geschmäht, war aber voller Vertrauen, daß
er den Herrn dennoch preisen würde. Ps 42,2-3 Der Psalmist verglich sein Sehnen nach
dem lebendigen Gott mit dem Verlangen eines Hirsches nach Wasser.
Das Verlangen der Tiere nach Wasser zur Lebenserhaltung
veranschaulicht das Verlangen der Seele nach dem lebendigen Gott
(vgl. Ps 143,6 ), der Quelle des geistlichen Lebens. Ps 42,4-5 Der Schreiber erläuterte, daß er sich mit
Tränen gesehnt hatte, während seine Feinde ihn verhöhnt hatten. Sie
verspotteten seinen Glauben beständig ( alle Tage ; vgl. V. 11 ; Ps
38,13 ) mit der Frage: Wo ist nun dein Gott? (vgl. Ps 42,11 ),
während der Psalmist von dem Ort der Anbetung getrennt war. Er
konnte sich lediglich an dem Gedanken erfreuen, daß er früher einmal
an der festlichen Prozession in Jerusalem teilgenommen hatte. Ps 42,6 In diesem Refrain (vgl. V. 12 ; Ps 43,5 )
ermutigte sich der Psalmist, obwohl er niedergeschlagen war ( Ps
42,7 ), selbst mit einer rhetorischen Frage, daß er doch seine
Hoffnung auf Gott setzte, denn er war voller Vertrauen, daß er
dennoch ihn so wie früher loben konnte. B. Überwältigt von den Feinden ( 42,7-12 ) In dieser zweiten Strophe klagte der
Psalmist darüber, daß seine Feinde wie Wogen über ihn hinweggerollt
waren, aber wieder hatte er die Hoffnung, daß er dennoch den Herrn
preisen würde. Ps 42,7 Der Psalmist beklagte seine tiefe
Niedergeschlagenheit. Weil seine Seele am Boden lag (vgl. V. 6 ),
betete er zum Herrn. Die gebirgige Gegend im Stamme Dans bezieht
sich auf den Ort, an dem er betete. Er befand sich offensichtlich
mehrere Kilometer nördlich des Sees Kinneret (Galiläa). Dennoch
wollte er nicht auf dem Berg Misar (ein Gipfel im Hermongebirge )
sein, sondern auf dem Berg Zion (vgl. Ps 43,3 ). Ps 42,8 Die Not des Psalmisten kommt durch die
Bilder der Wogen und Wellen übertragen zum Ausdruck. Die Sorge war
über ihn gekommen wie eine Welle nach der anderen, als wenn sie
einander zuriefen, wie ein Wasserfall herabzustürzen. Der Psalmist
war wie von einer Flut überwältigt worden. Ps 42,9 Dann rief der Psalmist vertrauensvoll den
Herrn an, ihn zu erretten. Er brachte Vertrauen in den Herrn auf -
Vertrauen dahingehend, daß seine Liebe und sein Lied ihn beständig
( bei Tag und bei Nacht ) begleiteten. Das Gebet des Psalmisten
bezieht sich auf seinen Lobpreis. Ps 42,10-12 In seinem Gebet (V. 9 ) fragte er Gott,
warum sein Leiden am Körper (zu Gebeinen vgl. den Kommentar zu Ps
6,3 ) und am Geist (in Trauer gehen) Hand in Hand mit der
Unterdrückung (vgl. Ps 43,2 ) andauerten. Er erinnerte den Herrn
daran, daß seine Feinde seinen Glauben beständig verhöhnten (vgl. Ps
42,4 ). So hoffte er, den Herrn zu einer Antwort herauszufordern. In Vers 12 wiederholt der Psalmist seinen
Refrain (vgl. V. 6 ; Ps 43,5 ). Ps 43 Dieser Psalm vervollständigt das in Ps
42 begonnene Lied. Obwohl in vielen hebr. Handschriften Ps 42 und 43
als ein einziger Psalm zusammengefaßt werden, ist Ps 43 doch ein
unabhängiges Loblied. In diesem Lied bat der Psalmist den Herrn, ihn
nach Jerusalem zurückzuführen, wo er dem Herrn gerne dienen und ihn
lobpreisen wollte. A. Rechtfertigung vor seinen Feinden ( 43,1-3 ) Ps 43,1 In der Bitte des Psalmisten, nach
Jerusalem zurückgeführt zu werden, betete er um Rechtfertigung vor
seinen Feinden, die gottlos, betrügerisch und böse waren. Er bat
Gott, seine Sache in ihrer Gegenwart zu verteidigen. Ps 43,2 Sein Gebet hatte seine Grundlage in dem
Vertrauen, daß Gott seine Sicherheit war. Dennoch, seitdem Gott in
der Tat seine Feste war ( mAZNz , "ein befestigter Platz"; vgl. Ps
27,1; 37,39; 52,9 ), geriet er angesichts seiner Not in der Hand
seines Feindes in Besorgnis (vgl. Ps 42,10 ). Gott hatte ihn
anscheinend abgewiesen. Ps 43,3 Die Rechtfertigung vor dem Gespött seines
Widersachers konnte geschehen, wenn der Psalmist sicher nach
Jerusalem zur Anbetung Gottes gebracht wurde. Also betete er, daß
Gottes Licht und Wahrheit ihn zu Gottes Wohnung, dem heiligen Berg ,
(vgl. Ps 48,2; 87,1; 99,9 ) leiten mögen. Das bezieht sich auf
Jerusalem, wo die Stiftshütte Davids und später der Tempel Salomos
errichtet worden waren. "Licht" stand für Verstehen und Leben, und
"Wahrheit" stand für Gottes treues Wort, durch welches der Psalmist
seine Führung erfuhr. Er erwartete ein Zeichen Gottes zur Leitung. B. Der Entschluß, Gott zu loben ( 43,4 ) Ps 43,4 Der Psalmist gelobte, Gott für seine
Errettung zu preisen, wenn er zum Altar in Jerusalem zurückkehrte.
Mit seiner Ankunft dort wäre die Sehnsucht seiner Seele nach Gott,
seiner Freude und seiner Wonne gestillt. C. Ermutigung für die Seele ( 43,5 ) Ps 43,5 Der Refrain von Ps 42,6.12 wird hier
wiederholt. Der Psalmist fand für seine niedergedrückte und unruhige
Seele durch die Hoffnung (Zutrauen) Ermutigung, dennoch den Herrn zu
preisen. Ps 44 Ps 44 ist eine Klage des Volkes in einer
Zeit beispielloser Bedrängnis. Aufgrund von Gottes Errettung der
Vorfahren des Volkes und aufgrund des gegenwärtigen Glaubens der
Menschen beteten sie ernsthaft, daß Gott ihnen den Sieg verleihen
möge. Ihr Gebet entstand aufgrund des Umstandes, daß sie Niederlagen
erlitten, die sie sich nicht erklären konnten. Der Psalm ist
einzigartig, weil er vom Glauben eines ganzen Volkes spricht. A. Der historische Glaube des Volkes ( 44,2-9 ) Das Volk bestätigte sein Vertrauen in den
Herrn, das seine Grundlage in seinem Handeln mit dem Volk in der
Vergangenheit und in dessen gegenwärtigen Glauben hatte. Ps 44,2-4 Nach der Erklärung, daß Israel Gottes
wunderbare Werke der Vergangenheit kannte (V. 2 ), riefen sie sich
insbesondere in Erinnerung, daß der Herr ihnen das Land unter Josua
gegeben hatte (V. 3 ). Dieses Ereignis wurde als wunderbares Wirken
Gottes mit seiner Hand, seinem Arm, seinem Licht (vgl. dazu den
Kommentar zu Ps 4,7 ) und seiner Liebe anerkannt, und es galt nicht
als das Ergebnis ihrer eigenen Stärke. Ps 44,5-9 Als ein Ergebnis des Hörens darauf, was
Gott getan hatte, vertraute das Volk auf ihn als seinen König.
Bisweilen schrieb der Psalmist in der Einzahl (z. B. "mein König"),
aber gewöhnlich schrieb er aus der Sicht des ganzen Volkes (z. B.
unsere Feinde). Das Volk erfuhr in ähnlicher Weise große Siege durch
Gott in seinem Leben und war voller Vertrauen ( in Gott rühmen wir
uns ) im Hinblick auf die Zukunft. B. Die demütigende Niederlage des Volkes ( 44,10-17 ) Ps 44,10-13 Ungeachtet der vergangenen Siege (vgl.
V. 4-5.8 ) erfuhr das Volk eine demütigende Niederlage. Zuerst wird
die Niederlage wörtlich beschrieben. Sie wird auf die Tatsache
zurückgeführt, daß der Herr nicht länger für das Volk gekämpft hatte
(V. 10-11 ). Dann wurde die Niederlage bildhaft beschrieben
(V. 12-13 ): Das Volk wurde zerstreut wie Schafe (vgl. V. 23 ) und
als Sklaven für wenig Geld verkauft, was auf seinen geringen Wert
hindeutet. Ps 44,14-17 Als Ergebnis davon ist das Volk zur
Schmach geworden. Die Feinde Israels verhöhnten es und brachten es
dazu, Schmach und Schande über sich selbst zu empfinden. C. Die Bewahrung der Schuldlosigkeit ( 44,18-23 ) Ps 44,18-23 Weil das Volk diese Niederlage nicht
verdient hatte, war es verwirrt. Nachdem es seine Rechtschaffenheit
beteuert hatte (V. 18 ), wies es auch auf seine Bundestreue Gott
gegenüber hin. Es war nicht abgewichen und anderen Göttern
nachgelaufen. Folglich hatte es eine solch harte Niederlage nicht
verdient (V. 19-20 ). Tatsächlich hatte Gott dem Volk keinen
Götzendienst vorgeworfen (V. 21-22 ). Wenn es darin verwickelt
gewesen wäre, hätte Gott das in seiner Allwissenheit sicher gewußt.
Dennoch sah es beständig ( den ganzen Tag ) um seinetwillen dem Tod
ins Angesicht. Das geschah, weil es einen heiligen Krieg für ihn
führte, dieses Unglück erlebte und wie Schlachtschafe behandelt
wurde (vgl. V. 12 ). D. Das Gebet um Sieg ( 44,24-27 ) Ps 44,24-27 Das Volk bat Gott um Hilfe ( Erwache! ),
denn es erkannte keinen Grund, warum er dessen Elend nicht beachten
sollte. Darüber hinaus meinte das Volk, daß Gott es retten sollte
( stehe auf und hilf uns ), weil es so niedergedrückt war
( hinabgedrückt in den Staub ; d. h. dem Tod nahe). Obwohl das Volk
offensichtlich von Gott verworfen worden war und offensichtlich
einen Kampf verloren hatte (obwohl es an Gott festgehalten hatte),
vertraute es doch von ganzem Herzen auf den Herrn und seine Erlösung
des Volkes (vgl. den Kommentar zu Ps 26,11 ). Das ist die
angemessene althergebrachte Antwort des wahrhaft Gläubigen auf das
Leiden (vgl. Hi 13,15 : "Obwohl er mich töten wird, will ich dennoch
auf ihn vertrauen"). Ps 45 Dies ist ein Königspsalm zur
Hochzeitsfeier des mächtigen Königs. Der Psalm beginnt mit dem
überströmenden Lob des königlichen Bräutigams für all seine
Herrlichkeit, Majestät und Gerechtigkeit. Dann folgt der Ratschlag
an die Braut, bevor sie in all ihrer Pracht zum königlichen Palast
gebracht wurde. Dann prophezeite der Psalmist allumfassendes und
ewiges Gedenken des königlichen Namens bei seiner Nachkommenschaft. Der Psalm enthält eine lange Überschrift
und eine ausführliche Einleitung zu seinem Inhalt. Das Lied soll
gesungen werden "nach der Weise Lilien" und wird "ein Brautlied"
genannt (wörtl.: "ein Liebeslied"). A. Preis des königlichen Bräutigams ( 45,2-10 ) Ps 45,2 Der Psalmist erläuterte, daß seine Hymne
ihm eingegeben worden war. Sein Herz war aufgrund dieses edlen
Wortes aufgewühlt (wörtl.: "es schäumt über"). Was aus dem Herzen in
Form eines hymnischen Lobgesanges entströmte, war ihm eingegeben
worden, so daß es wie ein fein geschriebenes Werk war. Der Psalmist
konnte sich nicht zurückhalten, denn er schrieb für seine Majestät,
den König. Ps 45,3 Der Schreiber sagte, daß der König
transzendent und schön war. Von allen Menschen war er der Schönste.
Seine Worte waren z. B. anmutig - ein Beweis dafür, daß Gott ihn
gesegnet hatte. Ps 45,4-6 Weil der König dem Schreiber gemäß ein
mächtiger und tapferer Mann war, rief ihn der Psalmist auf, seinen
Heldenmut unter Beweis zu stellen, indem er für die Wahrheit,
Sanftmut und Gerechtigkeit auszog . Weil der König gerecht war, fand
er Gelingen. Völker fielen vor ihm, seine Siege sollten herrlich
sein. Ps 45,7-8 Der König war in seiner Herrschaft
gerecht. Der Psalmist sprach in besonderer Wortwahl den König
als Gott an ( ?MlOhIm ). Der Thron Gottes besteht in Ewigkeit und
regiert gerecht ( Zepter der Gerechtigkeit ). Weil er die
Gerechtigkeit geliebt und die Ungerechtigkeit gehaßt hat, hatte ihn
Gott mit überfließender Freude gesegnet. Ps 45,7-8 bezieht sich ohne Zweifel auf
die Verheißung eines ewigen Thrones für das Haus Davids (vgl. 2Sam
7,16 ); eine Verheißung, die sich in Jesus Christus erfüllt, wenn er
wiederkommt, um seine ewige Herrschaft anzutreten. In Hebr
1,8-9 wird dieser Abschnitt in Beziehung auf die Erhöhung und
Herrschaft Christi zitiert. Wenn auch der Psalmist das
Wort ?MlOhIm für Gott gebrauchte, so stellt doch der Schreiber des
Hebräerbriefes deutlich heraus, daß dieses Wort auf den Unterschied
zwischen dem Sohn und den Engeln hindeutet (vgl. Hebr. Psalm 1,5.7). Ps 45,9-10 Der König wurde an seinem Hochzeitstag
gesegnet. Seine Kleider (königliche Robe) wurden mit verschiedenen
Wohlgerüchen parfümiert. Myrrhe ist ein wohlriechender Balsam, der
aus Bäumen im Nahen Osten gewonnen wird (vgl. seinen Gebrauch als
Parfüm in Spr 7,17; Hl 1,13 ). Aloe könnte aus einem wohlriechenden
Holz gewonnen worden sein (vgl. 4Mo 24,6; Spr 7,17; Hl
4,14 ). Kassia wurde möglicherweise aus den wohlriechenden Wurzeln
einer Pflanze gewonnen. Elfenbein schmückte die Paläste, fröhliche
Streichmusik wurde gespielt (vielleicht auf Leiern und Harfen), und
die Töchter der Könige wurden geschmückt. Mit dem König wurde seine
Braut mit Goldschmuck aus Ofir (einem berühmten Fundort für Gold,
der sich möglicherweise im Westen der Arabischen Wüste befand;
vgl. 1Kö 9,28;10,11;22,48; Hi 22,24;28,16; Jes 13,12 ) geschmückt. B. Anweisung für die Braut des Königs ( 44,11-16 ) Ps 45,11-12 Der Psalmist gab der Braut Anweisungen,
bevor sie in die Gegenwart des Königs gebracht wurde. Er wies sie
an, ihrem Herrn, dem König, zu huldigen und ihr Volk zu vergessen.
Er erklärte, daß sie, weil der König nach ihrer Schönheit verlangte
(das hebr. Wort bedeutet mehr, als daß der König nur entzückt von
ihr war), ihm Ehre erweisen sollte. Ps 45,13 Wenn sie seinem Ratschlag folgte und
seiner Anweisung gehorchte, dann sollte sie, wie er sagte, gesegnet
werden. Sie sollte eine Gabe von Tyrus erhalten, und die Reichen
würden ihre Gunst erlangen wollen, indem sie ihr kostbare Gaben
darbrachten. Ps 45,14-16 Darauf schwenkte der Blick zum Hof, wo
die Braut dem König zugeführt wurde. Sie war mit ihrem Gold (vgl.
V. 10 ) und ihrem verzierten Gewand schön (herrlich), und der Zug
der Brautjungfern führte sie voller Freude zum König. C. Die Segnung bei der Hochzeit ( 45,17-18 ) Ps 45,17-18 Der Schreiber prophezeite als Segen der
Ehe, daß ihre Söhne Fürsten des Landes werden sollten. So würde man
des Königs gedenken und ihm im ganzen Volk Ehre erweisen. Man kann wohl kaum bezweifeln, daß
Johannes bei der Abfassung von Offb 19,6-21 diesen Psalm vor Augen
hatte. Er sah der Hochzeit des Christus, des Lammes, im Himmel
entgegen, und er beschrieb, wie sich die Braut mit Gerechtigkeit
schmückt, um sich auf ihn vorzubereiten ( Offb 19,6-8 ). Dann
beschreibt Johannes den königlichen Bräutigam, der in Gerechtigkeit
in den Kampf zieht ( Offb 19,11-21 ). Ps 45 ist also ein Hinweis auf
den größeren davidischen König, auf Jesus Christus. Ps 46 Der Psalmist pries Gott als Hilfe für den
Frommen zu jeder Zeit. Er erklärte, daß die Gegenwart Gottes Zion
vor allen ihren Feinden Sicherheit schafft. So gehört der Psalm
aufgrund der zentralen Stellung Jerusalems in seiner Botschaft zu
den Zionsliedern. A. Gott ist der Schutz seiner Heiligen ( 46,2-4 ) Ps 46,2-4 Der Psalmist erklärte, daß Gott
die Zuflucht ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl. den Kommentar
zu Ps 14,6 ) und Stärke (vgl. den Kommentar zu Ps 18,2 ) der
Gläubigen ist. Mit anderen Worten, sie bekommen Sicherheit und Mut,
wenn sie dem vertrauen, der zu jeder Zeit gegenwärtig ist, um ihnen
in ihren Nöten beizustehen (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ). Also
brauchen sich die Heiligen nicht zu fürchten, auch wenn ihnen viele
Gefahren drohen. Es werden hier sehr starke Ausdrücke benutzt, um
die Gefahren in ihrer ganzen Größe darzustellen, die auf sie
zukommen können. Was immer auch geschehen mag, wer auf ihn vertraut,
ist in wirklicher Sicherheit. B. Gott wohnt in Zion ( 46,5-8 ) Ps 46,5-6 Der Psalmist machte die Beobachtung, daß
der Friede Jerusalems - der Stadt Gottes mit dem heiligen Ort, an
dem Gott wohnte (d. h. an dem er seine Gegenwart offenbarte) - von
Gott gesichert wurde. Die Gegenwart des Herrn war wie ein friedlich
dahinfließender Strom (im Gegensatz zu den wilden Sturzbächen,
V. 4 ; vgl. Jes 8,6; 33,21 ,wo der Herr mit einem Strom verglichen
wird, der seine Stadt umfließt). Weil Gott in dieser Stadt war,
konnte die Stadt nicht wanken. (Viele Jahre später fiel die Stadt
zwar. Das geschah jedoch, weil infolge des vielen Götzendienstes im
Tempel, Hes 8 ,die Gegenwart Gottes verschwand, Hes 10 .Ohne die
beschützende Gegenwart Gottes fiel Jerusalem an die Babylonier.) Ps 46,7-8 Der Psalmist beschrieb daraufhin die
starke Macht Gottes: Durch sein mächtiges Wort zerschmolzen die
Völker, die gegen ihn tobten (vgl. Ps 2,5 ). Wenn auch Königreiche
fielen, so blieb Jerusalem doch unangetastet. So ist der Herr, der Allmächtige, für
sein Volk (vgl. Ps 46,12 ) wie eine Festung (" miRgoB ", ein
sicherer Ort, mit "Burg" übersetzt in Ps 46,12; 48,4; 59,10.17-18;
62,3.7; 94,22 und mit "Feste" in Ps 9,10; 18,3; 144,2 ). Sein Volk
findet dort Schutz, wenn es auf ihn vertraut. C. Gott wird auf der Erde erhöht werden ( 46,9-12 ) Ps 46,9-12 Der Psalmist ermahnte die Frommen, die
mächtigen Taten Gottes zu beobachten. Diese Taten verdeutlichen, wie
Gott seinem Volk den Frieden bringt und dabei die Waffen auf der
Erde vernichtet. Gott selbst ruft das Volk auf, ihm zu vertrauen und
zu erkennen, daß er Gott ist, denn er wird auf der ganzen Erde
erhöht werden. Vers 9-11 schenkten ohne Zweifel der Bevölkerung
Jerusalems neuen Mut, wie es der abschließende Vers (V. 12 )
wiedergibt (vgl. V. 8 ). Auch der Aufruf zum stillen Vertrauen auf
die rettende Macht Gottes in Erwartung des universalen Friedens ist
für die Frommen aller Zeiten eine Quelle des Trostes und der
Stärkung gewesen. Ps 47 Dieser Psalm ist ein Lied über den Herrn,
den großen König (vgl. V. 3.7-8 ). Er ist den
Inthronisierungspsalmen zugeordnet worden, die Gottes universale
Herrschaft besingen. Andere Inthronisierungspsalmen sind Ps
93 und Ps 95-99 . Sie sollten als Psalmen begriffen werden, die in
prophetischer Art und Weise das kommende Königreich Gottes bildhaft
darstellen, derer sich Israel noch erfreuen sollte. In Ps 47 rief
der Psalmist alle Völker der Erde dazu auf, dem heiligen Herrscher
Israels - dem Herrn - zu huldigen, denn er ergreift sein Königtum
über sie alle. A. Huldigung für den souveränen König ( 47,2-5 ) Ps 47,2-3 Der Psalmist rief alle Völker dazu auf
(vgl. V. 4.9-10 ), dem Herrn, dem Allerhöchsten , zuzujubeln, der
der mächtige König (vgl. V. 7-8 ) über die ganze Erde ist
(vgl.V. 8 ). Solche Freudenrufe (vgl. V. 6 ) können nur die
ausstoßen, die sich dem König gerne unterordnen. Ps 47,4-5 Der Anlaß zur Huldigung des Königs wird
in den Versen 4-5 dargelegt. Wie in Vers 3 allgemein erklärt wird,
ist er der mächtige König über die Erde. In besonderer Weise wird
das durch seine Unterwerfung der Völker deutlich, als er Israel als
sein Erbteil erwählt hatte. Diese Unterwerfung fremder Völker
geschah in kleinem Maße in der Geschichte Israels. In besonderer
Weise wird diese Tatsache jedoch mit dem kommenden Reich Gottes
Wahrheit werden. B. Die Herrschaft des souveränen Königs ( 47,6-10 ) Ps 47,6-7 Der Psalmist, der die Errichtung von
Gottes Thron unter Jauchzen und dem Schall der Trompeten beschrieb,
rief die Menschen dazu auf, ihren König zu loben (beachte die
viermalige Aufforderung: singt ihm in V. 7 ). Ps 47,8-10 Der Psalmist rief zum Lobpreis auf, weil
der Herr über die Völker (vgl. Ps 47,2.4.10 ) regiert (vgl. Ps 93,1;
96,10; 99,1; 146,10 ). Dieser Ausdruck, der für diese Art der
Psalmen üblich ist, deutet auch auf die Zukunft einer
Gottesherrschaft über alle Nationen hin. Die Edlen und die Könige
werden sich als sein Eigentum vor ihm versammeln. In seiner erhöhten
Stellung wird der Herr eines Tages über die ganze Erde regieren, und
jedes Knie wird sich vor ihm beugen ( Phil 2,9-11 ). Das Vertrauen
in die Erfüllung der Wahrheiten dieses Psalmes bringt jenen Trost
und Ermutigung in notvollen Zeiten, die an ihn glauben. Ps 48 Ps 48 ist ein Lied über Zion, die Stadt
Gottes, des großen Königs. Der Psalmist lobt Gott, der Jerusalem
liebt, und besingt die Herrlichkeit und Sicherheit der Stadt, weil
der Herr sie von ihren Feinden befreit hatte. Aufgrund dieser
Tatsache entbot der Psalmist Gott sein Lob. A. Zion ist die Stadt Gottes ( 48,2-4 ) Ps 48,2 Der Psalm beginnt mit einer
Zusammenfassung des Themas: Gott, dessen heiliger Berg (vgl. Ps
43,3; 87,1; 99,9; vgl. zum "heiligen Berg" den Kommentar zu Ps
2,6 ), die Stadt Jerusalem, sehr zu preisen ist. Ps 48,3-4 Der Psalmist beschrieb im Anschluß daran
diese heilige Stadt. Ihre erhabene Schönheit (vgl. Ps 50,2 ) ist die
Freude der ganzen Erde. Sie ist wie die Höhen von Zafon,
möglicherweise ein heiliger Berg nördlich von Jerusalem. Aber der
hervorstechendste Zug Zions (vgl. den Kommentar zu Ps 2,6 ) ist der,
daß Gott in ihren Zitadellen wohnt (vgl. Ps 48,14 ). Jerusalems
Stärke und Sicherheit ( miRgoB wird mit "Feste" übersetzt; vgl. den
Kommentar zu Ps 9,10; 46,8 ) sind in Gottes Gegenwart begründet
(vgl. Ps 46,6 ). B. Gott schafft Zion Sicherheit ( 48,5-9 ) Ps 48,5-8 Nun beschreibt der Psalmist die
Niederlage der Feinde Zions. Könige hatten sich gegen die Stadt
versammelt, aber es kam auf sie ein großer Schrecken, als sie Zion
sahen. Schrecken ergriff sie und Furcht wie eine Frau, wenn sie ein
Kind zur Welt bringt. Gott vernichtete sie geschwind, so wie die
Schiffe von Tarsis (möglicherweise sind damit Hochseehandelsschiffe
auf dem Mittelmeer gemeint), die von einem Ostwind zertrümmert
werden. Man hat diesen Abschnitt vielfach auf die Errettung der
Stadt Jerusalem vor den einfallenden assyrischen Armeen durch Gott
gedeutet (vgl. Jes 10,8; 33,3.14 ). Ps 48,9 Der Psalmist bestätigte, daß der HERR,
der Allmächtige (wörtl.: "Der Herr der Armeen"), Zion zu einer
sicheren Stadt gemacht hat. Diese Bezeichnung für den Herrn wird in
Passagen, die sich auf militärische Ereignisse beziehen, häufig
gebraucht. Seine Armeen kämpfen sowohl auf dem Land (die Soldaten
Israels) als auch im Himmel (die Engel Gottes). C. Zion jubelt seinem Gott zu ( 48,10-15 ) Ps 48,10-11 Der Psalmist entbot Gott das Lob für
seine treue Liebe ( HeseD ) und Gerechtigkeit. Das Lob Gottes
erfüllt die Erde, denn Gottes Macht beweist seine Treue. Ps 48,12-15 Der Psalmist ermunterte daraufhin die
Versammlung in Zion und ganz Juda dazu, in Gott fröhlich zu sein und
die Stärke der Stadt zu beobachten (ihre unversehrten Türme,
Schutzwälle und Zitadellen; vgl. V. 4 ), die er bewahrt hatte.
Dieser Gott, der dem Volk Sicherheit verliehen hatte, wird die für
immer führen, die an ihn glauben. Ps 49 Dieser Psalm ist ein Weisheitsspruch, der
die uralte Frage nach dem Wohlergehen der Gottlosen behandelt
(vgl. Ps 73 ). Der Dichter nannte sein Werk einen Spruch ( Ps
49,5 ). Er hatte die Beobachtung gemacht, daß es den Gottlosen wohl
erging, daß sie reich und stolz waren und sich sicher fühlten. Aber
der einsichtige Psalmist stellte fest, daß sie nicht besser als die
Tiere auf dem Feld sind. Schließlich ist die Hoffnung des Gerechten
doch besser als die falsche Sicherheit des Gottlosen. A. Ankündigung des Spruches ( 49,2-5 ) Ps 49,2-5 Der Psalmist rief der Welt zu, auf seinen
Ausspruch zu hören. Alle Menschen, seien sie nun reich oder arm (um
diese geht es in diesem Psalm), sollten auf seine Weisheit hören. Er
erklärte, daß seine Worte, obwohl sie weise waren, doch ein Rätsel
bleiben würden, bei dem Einsicht und Verständnis zur Erkenntnis
nötig seien. Tatsächlich erfordern viele der Schwierigkeiten des
Lebens ein geistliches Verständnis, wenn man nicht verzweifeln will. B. Das Wohlergehen der Gottlosen ( 49,6-13 ) Ps 49,6 In Vers 6-13 erzählte der weise Dichter
von seiner Beobachtung, daß die, denen es wohlergeht, eine falsche
Sicherheit haben. Er leitete sein Thema in Vers 6 ein: Er
verwunderte sich darüber, daß er sich jemals vor dem Bösen
gefürchtet hatte, das die Gottlosen herbeiführten. Ihr Glanz hält
doch nur eine kurze Zeit an. Ps 49,7-10 Der Psalmist führte fernerhin aus, daß
die Stolzen und Hochmütigen nicht das Leben eines anderen freikaufen
können (vgl. den Kommentar zu Ps 26,11 ). Das Leben ist zu kostbar,
als daß es ein Mensch freikaufen könnte, auch wenn er große
Reichtümer hat. Reichtum bewahrt nicht vor dem Sterben. Ps 49,11-13 Die in Vers 7-10 dargelegte Wahrheit ist
allgemein bekannt, sogar unter den Reichen. Sie müssen sterben,
ebenso wie die Törichten (vgl. Pred 2,15-16 ). Sie werden fortan in
der Grube wohnen, auch wenn ihre irdischen Wohnungen oder ihr Land
noch ihren Namen tragen. Der Körper des Menschen stirbt (vgl. Pred
3,19-20 ), wie auch die Tiere sterben. C. Ermutigung durch fortwährende Hoffnung ( 49,14-21 ) Ps 49,14-15 Der weise Psalmist schloß, daß der
Untergang der Stolzen sicher kommen wird, aber die Hoffnung der
Gerechten ewig besteht. Dieser Gegensatz wird deutlich, wenn der
Psalmist beschreibt, wie er sich darüber verwundert, in welcher
Torheit die Stolzen ihr Leben führen. Der Tod ist das Los der
Selbstgerechten und all jener, die ihnen nachfolgen. Sie werden in
die Grube (Scheol) fahren, wo der Tod sie weiden wird. Ihre Pracht
wird im Grab verschwinden. Der Psalmist behandelte an diesem Punkt
nicht Gottes Gericht über die Gottlosen, sondern das Dahinschwinden
ihrer irdischen Pracht. Ps 49,16 Den Gerechten wird Gott von der Grube
erlösen. Wieder macht der Wortgebrauch den starken Gegensatz zu dem
Verderben der Gottlosen deutlich und deutet leise die Hoffnung auf
die Auferstehung an. Ps 49,17-21 Der Schreiber hielt es für dumm,
ungläubige, reiche Menschen zu beneiden, denn ihr Verderben stand
mit Sicherheit bevor. Obwohl sie sich in diesem Leben an großem
Glanz und großer Pracht erfreuen, werden sie in der Dunkelheit
entschwinden und nichts mit sich nehmen (vgl. Pred 5,15 ). Der Rat
ist deutlich: Sei nicht beeindruckt, wenn ein Mensch reich wird .
Die richtige Blickrichtung für die geistliche Unterscheidung im
Leben tut not. Das Endziel der Gerechten ist weitaus
erstrebenswerter als die vergängliche Pracht der Gottlosen. Ps 50 Dieser Lehrpsalm Asafs, eines levitischen
Musikers ( 1Chr 16,4-5 ), der auch Ps 73-83 verfaßt hat, behandelt
die Verehrung Gottes durch den Menschen und seine Pflichten seinem
Nächsten gegenüber, die sich in den beiden Teilen der zehn Gebote
finden. Asaf beschrieb eine Szene im himmlischen Gerichtssaal, in
dem der Herr sein Volk prüft. Asaf erläuterte daraufhin, daß der
Herr gegen zwei Sünden seines Volkes Anklage erhebt: gegen den
Formalismus in der Anbetung Gottes und gegen die Heuchelei im Leben
der Menschen. Um Gott zu gefallen, muß ihm sein Volk Dankopfer aus
einem gehorsamen, gläubigen Herzen heraus darbringen. A. Das Erscheinen des Herrn zum Gericht ( 50,1-6 ) Ps 50,1-3 Asaf beschrieb eine Szene in einem
Gerichtssaal, zu dem der Mächtige, Gott, der Herr - drei
Bezeichnungen für den Herrn - zum Gericht gekommen ist. Jedermann
auf der Erde, vom Osten bis zum Westen, ist vor ihn versammelt
worden. Aus dem schönen Zion (vgl. den Kommentar zu Ps 2,6; vgl.
auch Ps 48,3.12-13 ), dem Ort des Tempels, leuchtet Gott hervor.
Wenn er zum Gericht kommt, geht seine Gegenwart mit einem
verzehrenden Feuer und einem tosenden Sturm einher. Diese Phänomene,
die häufig die Gotteserscheinungen begleiten, bedeuten sein
vernichtendes Gericht. Ps 50,4-6 Dann macht sich Asaf ein Bild von den
Anwesenden bei der Gerichtsverhandlung. Die Bewohner des Universums
werden die Zeugen sein ( die Himmel und die Erde stehen für die
Bewohner von Himmel und Erde). Wenn er sein Volk richtet, wird das
ganze Universum davon Zeuge sein. Die Verteidiger in dieser
Gerichtssache werden die Heiligen sein, die mit ihm einen Bund
geschlossen haben. Gott ist der gerechte Richter. Nach dieser Szene,
die vor Asaf erschien, berichtete er von den beiden Anklagepunkten
des Herrn, die er gegen sein Volk erhebt (V. 7-15. 16-23 ). B. Die Anklage des Herrn gegen den
Formalismus ( 50,7-15 ) Ps 50,7-13 Asaf nennt den ersten der beiden Vorwürfe
des Herrn gegen sein Volk, nämlich seinen Formalismus bei seiner
Gottesverehrung. Der Vorwurf erging als Wort Gottes, seines Gottes,
so daß es darauf acht gab. Gott tadelte es nicht wegen des genauen
Haltens des Gesetzes beim Darbringen der vorgeschriebenen Opfer.
Aber Israel hatte aus den Augen verloren, daß Gott dessen Stiere und
Ziegenböcke nicht brauchte (V. 9 ; vgl. V. 13 ), denn er ist der
Herr der Schöpfung. Ihm gehört bereits jedes Tier, und er kennt
jeden Vogel. Gott hatte die Opfer nicht eingesetzt, weil er die
Tiere benötigte, sondern weil das Volk ihn dringend brauchte. Er ist
nicht wie die Götter der Heiden, die vermeintlich durch die
Fleischopfer Gewinn hatten. Der Herr hat die Verehrung des Menschen
zu seiner eigenen Existenz nicht nötig. Ps 50,14-15 Israel sollte seine Dankopfer aus
wahrhaftem Glauben an den Herrn heraus darbringen. Das Freiwerden
vom Formalismus liegt in der Anbetung Gottes in echtem Glauben, und
deshalb rief Asaf das Volk auch dazu auf, Dankopfer darzubringen.
Das hebr. Wort für Dankopfer lautet tNdCh und kommt von dem
Verb yADCh , "anerkennen, danken". Solch ein Opfer konnte nicht
dargebracht werden, bis der Opfernde Gottes Wirken an sich selbst
erfahren hatte. Wenn er sich in Not befand und Gott anrief, dann
antwortete der Herr. Dann konnte der Opfernde als spontanen Ausdruck
seiner Freude an den Gnadengaben Gottes den Herrn preisen. Wenn das
Volk Gott pries, dann erfreute es sich an seinen Wohltaten und
verehrte Gott nicht in toten Ritualen. C. Gottes Anklage gegen die Heuchelei ( 50,16-23 ) Ps 50,16-17 Asaf, der sich jetzt dem zweiten Vorwurf
Gottes zuwendet, prangert die Heuchelei des Volkes in seinem
täglichen Leben an. Er tadelte zunächst die Gottlosen, die seine
Gebote im Munde führten und von seinem Bund als ihrem
Glaubensbekenntnis sprachen, denn in Wahrheit haßten sie die
Anweisungen Gottes. Obwohl sich diese Gottlosen zusammen mit
denjenigen versammelten, die den Herrn liebhatten, kannte Gott ihr
Herz. Ps 50,18-21 Der Psalmist wählte dann einige Beispiele
für ihre Gottlosigkeit aus. Während sie gerecht zu sein schienen,
tolerierten sie Diebstahl und machten sogar dabei mit (vgl. 2Mo
20,15 ), ebenso beim Ehebruch (vgl. 2Mo 20,14 ) und der Verleumdung
(vgl. 2Mo 20,16 ). Der Psalmist warnte davor, nicht die Geduld
Gottes mit Gottes Billigung zu verwechseln. Das Schweigen Gottes
bedeutete nicht, daß er mit ihrem Handeln übereinstimmte. Statt
dessen wies sie der Herr ganz klar zurecht (stellte es ihnen vor
Augen). Ps 50,22-23 Asaf wies die Heuchler an, ihre Wege zu
überdenken, bevor es zu spät war. Noch einmal rief er sie auf, mit
aufrichtigem Herzen Dankopfer zu bringen (vgl. den Kommentar zu
V. 14 ). Dieser Psalm klagt also das Volk Gottes
wegen Formalismus und Heuchelei bei der Gottesverehrung an. Die
Anweisung Jesu, "im Geist und in der Wahrheit anzubeten" ( Joh
4,24 ), weist auf die entsprechende Abhilfe für diese Sünden hin. Ps 51 Nur wenige Psalmen sind unter den
Gläubigen aller Zeiten so viel benutzt worden wie dieser Psalm.
Diese Tatsache legt Zeugnis für die geistlichen Nöte von Gottes Volk
ab. Ps 51 ist ein Musterbeispiel für das Gebet um Vergebung der
Sünden. Seine Überschrift nennt den Anlaß für Davids Sünde des
Ehebruchs mit Batseba ( 2Sam 11 ), eine Tat, mit der David mehr als
ein Gebot der zehn Gebote übertrat. Immer wieder sind Gläubige durch
die Tatsache getröstet worden, daß ihre Sünden vergeben werden
können, denn der Herr hatte Davids Sünde auch vergeben. Häufig wird die Intensität eines
Augenblicks durch die Poesie erst recht unterstrichen. Solch ein
Augenblick war für David gekommen, als er, nachdem Nathan ihm seine
Sünde ins Gesicht gesagt hatte, sie bekannt hatte ( 2Sam 12,13 a).
Weil dieser Psalm sich nur um Davids Bekenntnis dreht und kein Wort
über die Vergebung Gottes enthält (die im historischen Bericht auf
dem Fuße folgte; 2Sam 12,13 b), muß dieser Psalm als ein Nachsinnen
über die Bedeutung des Sündenbekenntnisses aufgefaßt werden. Wenn
ein Gläubiger sündigt, muß er die Vergebung erhalten, wenn er am
Dienst für den Herrn ganz teilnehmen will. Die Botschaft dieses Psalmes lautet: Der
übelste Missetäter unter dem Volk Gottes kann Gott um Vergebung
anrufen, um moralische Heilung und um die Wiederaufnahme eines
Lebens, das von Freude, Gemeinschaft und Dienst gekennzeichnet ist,
wenn er mit einem gebrochenen Geist kommt und seine Bitte auf Gottes
Barmherzigkeit und Gnade stützt. A. Das Gebet am Anfang ( 51,3-4 ) David berief sich auf Gottes Liebe und
sein Erbarmen, als er den Herrn bat, ihm aufgrund seiner Gnade zu
vergeben und ihn von seiner Sünde zu reinigen. Ps 51,3 a Gottes Eigenschaften wie seine treue
Liebe ( HeseD ) für seinen Knecht und seine Barmherzigkeit für den
Hilflosen waren die Grundlage für Davids Bitte um Gnade. Sogar das
Verb sei mir gnädig war ein Gebet, daß Gott doch seinem Wesen
entsprechend handeln möge. Es ist auch die Anerkennung, daß David
keine Vergebung verdiente. Gottes Vergebung geschieht allein
aufgrund seiner Gnade. Die Psalmen Ps 51,3-4 (Ps 51,3b-4) Die drei von David gebrauchten Verben
sind hier bildhaft zu verstehen. Tilge aus deutet den Vergleich mit
einer Niederschrift eines Menschen an, die ausgelöscht werden
kann; wasche mich ( kABas ) stellt einen Vergleich zwischen der
Vergebung und dem Waschen von Kleidern her, und der Ausdruck reinige
mich stammt aus dem Zeremonialgesetz, wonach man sich vor dem
Betreten des Tempels reinigen mußte. Diese Bitten (vgl. V. 9.11 )
unterstrichen Davids Wunsch nach Gottes völliger Vergebung seiner
Übertretungen, seiner Ungerechtigkeit und Sünde. B. Das Bekenntnis der Sünde ( 51,5-8 ) David bekannte, daß er gegen den Herrn
gesündigt hatte (V. 5-6 ), und beklagte daraufhin sein moralisches
Versagen (V. 7-8 ). Ps 51,5-6 Wenn David sagte, daß seine Sünde immer
vor ihm war, dann muß man sich vergegenwärtigen, daß er sein
Bekenntnis erst etwa ein Jahr nach seiner Sünde abgelegt hatte
(vgl. 2Sam 12,13-18 ). Vielleicht hatte David sich selbst sein
Handeln so rational erklärt, daß er sich seiner Schuld nicht mehr
bewußt war, bis Nathan zu ihm kam. Auf jeden Fall bekannte er hier,
daß er gegen den Herrn gesündigt hatte. Er unterwarf sich dem Willen
des Herrn und nahm an, daß das, was immer Gott mit ihm tun würde,
gerecht war. Ps 51,7-8 Daraufhin erkannte David an, daß er auf
moralischem Gebiet versagt hatte. Er war als Sünder geboren worden,
d. h., daß er immer Sünde in seinem Leben gehabt hatte. Das war
jedoch das Gegenteil von dem, was Gott für das moralische Verhalten
eines Menschen befohlen hatte. Schon früh sah er sich einer inneren
Spannung ausgesetzt, weil er wußte, daß Gott die Wahrheit und die
Weisheit, d. h. ein zuverlässiges und ein fruchtbares Leben
erwartete. C. Davids Bitte ( 51,9-14 ) In Verbindung mit seinem Bekenntnis bat
David Gott zuerst um Vergebung (V. 9-11 ), dann um innerliche
Erneuerung (V. 12-14 ). Ps 51,9-11 In dem Gebet um Vergebung wiederholte er
dieselben Bitten wie zuvor (vgl. V. 3 b. 4 ), aber in umgekehrter
Reihenfolge: reinige, wasche und tilge aus . Wenn David davon
sprach, daß Gott ihn mit Ysop reinigen möge, spielte er auf den
Gebrauch von Ysop bei den religiösen Zeremonien an, wenn das Blut
auf den Altar gesprengt wurde. Dadurch wurde das Wegschaffen der
Sünde durch das Blutvergießen dargestellt (vgl. Hebr 9,22 ). Im
folgenden bat David Gott, daß er sich wieder an der Beziehung zu
Gott erfreuen dürfe. (Zum Zusammenhang zwischen Gebeinen und
seelischem Schmerz vgl. den Kommentar zu Ps 6,3 .) Der König bat
Gott um innere Erneuerung seiner Herzenshaltung (V. 12 ), um
Bewahrung in seinem Dienst für Gott (V. 13 ) und um die Wiederkehr
der Freude (V. 14 ). Er war sich darüber bewußt, daß er gleichgültig
geworden war und einer Erneuerung bedurfte. Er war sich auch darüber
bewußt, daß Saul um seiner Sünde willen sein Königsamt verloren
hatte (das AT spricht davon, daß der Heilige Geist ihn verließ),
deshalb bat David Gott, seinen Geist nicht von ihm zu nehmen und ihn
ebenfalls abzusetzen. Im Neuen Testament macht der Heilige Geist
beim Gläubigen zum Zeitpunkt seiner Errettung Wohnung (vgl. Joh
14,16; Röm 8,9 ). Durch die Sünde kann ein Christ auch vom Dienst
für Gott verworfen werden ( 1Kor 9,27 ). David war sich auch darüber
im klaren, daß er, um die Freude seiner Errettung wieder zu
erfahren, Gottes innerliche geistliche Erneuerung nötig hatte. D. Gelübde zum Lobpreis ( 51,15-19 ) David versprach Gott, daß, wenn er ihm
vergäbe, er sich ganz dem Dienst für Gott hingeben werde. Die Bitten
in diesen Versen gelten Dingen, die aus der Vergebung heraus
resultieren und bilden so indirekte Bitten um Vergebung. Ps 51,15 Erstens sagte David, daß er, falls Gott
ihm vergäbe, die Sünder Gottes Wege lehren wolle (d. h., wie er mit
reumütigen Sündern handelt). Natürlich mußte David, um anderen das
weitergeben zu können, selbst die Erfahrung der Vergebung machen. Ps 51,16-17 Zweitens sagte David, daß er, wenn Gott
ihm vergäbe, singen und Gott preisen wollte. Nur wenn er von seiner
Blutschuld befreit war, konnte er in das Lob Gottes einstimmen. Ps 51,18-19 Drittens versprach David, daß er, wenn
Gott seine Sünde vergäbe, Gott ein Opfer darbringen werde. Er wußte,
daß Gott nicht einfach ein Tier opfer von ihm wollte (vgl. Ps
40,7 ). Er mußte Vergebung finden, bevor er Gott ein Friedensopfer
bringen konnte. Das Opfer, das er bringen sollte, war ein
geängstigtes und zerschlagenes Herz und ein demütiger Geist, der
wegen seiner Sünde voller Reue war. Das ist es, was Gott möchte und
was er auch bekommen wird. Im AT mußte an jeden, der so wie David
gesündigt hatte, von einem Priester oder Propheten ein Wort ergehen,
um anzuzeigen, daß derjenigen Person vergeben war. Nur dann konnte
der Reuige wieder am Gottesdienst teilnehmen und ein Friedensopfer
darbringen. Im Neuen Testament ist das Wort der Vergebung für immer
im Wort Gottes festgeschrieben - das Blut Jesu Christi reinigt von
der Sünde ( 1Joh 1,7 ). Dennoch muß auch der Gläubige des NT einen
gebrochenen Geist ohne Selbstsicherheit haben; er muß zugeben, daß
er Gott nötig hat, um geistliche Erneuerung und Reinigung zu
erlangen ( 1Joh 1,9 ). E. Gebet um Wohlergehen ( 51,20-21 ) Ps 51,20-21 Diese Verse wurden vielfach für eine
spätere Hinzufügung zu dem Psalm gehalten, weil sie nicht direkt auf
das Thema des Psalms Bezug nehmen. Allerdings besteht eine enge
Verbindung zwischen der Erwartung der rechten Opfer (V. 21 ) und
Vers 18-19 . Das Gebet um die Errichtung der Mauern von Jerusalem
könnte als Gebet für eine gesicherte Verteidigung der Stadt
verstanden werden oder auch als bildhaft formulierte Bitte für die
Stärkung der moralischen Verteidigung des Volkes. Rechte Verehrung
Gottes steht mit dem Leben nach den moralischen Grundsätzen Gottes
in Einklang. Ps 52 Dieser Psalm von David gehört zur
Geschichte vom Verrat durch Doëg ( 1Sam 21-22 ). Der in diesem Psalm
beschriebene Charakter stellt solch einen Mann dar. David, der auf
den Herrn vertraute, stellte seinen Glauben dem Verräter gegenüber,
der das Unrecht tat. A. Die Vernichtung des Verräters ( 52,3-9 ) Ps 52,3 David sprach den Bösen direkt an und
tadelte seinen Verrat (V. 3-7 ). Er verwunderte sich darüber, daß
der Böse sich seiner Untat rühmte, und das, obwohl er für Gott eine
Schande war. Ps 52,4-6 Der Verräter Doëg (vgl. die Überschrift)
hatte eine falsche Zunge so scharf wie ein Schermesser (vgl.
"Schwerter" in Ps 55,22 ), denn was er sagte, das zerstörte andere
(vgl. Jak 3,6 ). Es ging ihm gut auf seinem bösen, falschen Weg, und
er liebte die Worte, die andere zerstörten. Ps 52,7 Aufgrund solcher Bosheit prophezeihte
David, daß Gott den Bösen aus dem Land der Lebendigen wegreißen, d.
h., daß der Tod ihn rasch fortholen würde. Ps 52,8-9 David schaute dann auf die zukünftige
Freude, die deshalb die Gerechten erfuhren. Sie sollten sehen, was
mit einem Menschen geschieht, der nicht auf den Herrn vertraut,
sondern seine unrechtmäßig erworbenen Reichtümer als seine Stärke
betrachtet. ( Feste ist die Übersetzung von mAZNz , "ein befestigter
Ort"; vgl. Ps 27,1;37,39;43,2 .) B. Das Geschick des Gläubigen ( 52,10-11 ) Ps 52,10-11 In deutlichem Gegensatz zu Doëg, dem
Verräter (V. 3-9 ), legte David nun sein eigenes gesegnetes Leben im
Herrn dar. Er verglich sich mit einem grünenden Olivenbaum, ein Bild
des Wohlergehens in der Gegenwart Gottes (vgl. Hos 14,6 ). Dieser
Zustand steht in scharfem Gegensatz zu dem Bösen, der ausgerottet
werden wird ( Ps 52,7 ). Die Metapher eines blühenden Baumes wurde
bereits in Ps 1,3 benutzt. Davids Wohlergehen hatte seinen Grund in
der treuen Liebe Gottes, auf die er auf ewig bauen wollte. Deshalb
gelobte er, Gott für das zu preisen, was er getan hatte. David
wollte auf Gottes Namen harren (hoffen), was auf seine Eigenschaften
und sein Handeln hinwies (vgl. 2Mo 34,5-7 ). Dann wollte David Gott
unter den Frommen preisen. Der Gerechte setzt sein Vertrauen im
Gegensatz zum Verräter auf die Liebe Gottes, denn daraus kommt
Gerechtigkeit und Segen. Ps 53 Dieser Abschnitt ist eine weitere Version
von Ps 14 ,die hier in Buch II steht ( ?MlOhIm , "Gott" steht hier
statt Jahwe, HERR). Der Psalm stammt von David und trägt den
Namen mAHXlaT , was möglicherweise eine wohlbekannte Melodie war.
Der Psalm berichtet, daß die ganze menschliche Rasse böse ist und
Gott die Sünder der Vernichtung preisgeben wird. Deshalb sehnt sich
der Psalmist nach der Errichtung von Gottes Königreich. A. Offenbarung über die menschliche Rasse ( 53,2-4 ) Ps 53,2 David hatte eine Offenbarung darüber
erhalten, wie Gott die menschliche Rasse sieht: Sie sind allesamt
Toren. Seine zusammenfassende Beschreibung wird in dem Vers
ausgedrückt: Der Tor meint, es gibt keinen Gott; daher ist sein
Leben verdorben und schändlich (d. h. Gott widerwärtig). In der
Tat: Keiner tut Gutes. Ps 53,3-4 David erzählte die Einzelheiten seiner
Offenbarung. Gott erforscht die Menschen, um zu sehen, ob es einen
Verständigen unter ihnen gäbe, aber sein Forschen ist ergebnislos.
Die ganze menschliche Rasse ist verderbt . ( ?AlaH , wie Milch
"sauer geworden". Dieser Begriff wird nur an dieser Stelle, in Ps
14,3 und in Hi 15,16 verwendet.) Dieses Wort für verderbt
unterscheidet sich von dem in Ps 53,2 verwendeten Begriff. Nicht ein
einziger hat keine Sünde (vgl. Röm 3,10-12 ). B. Vorahnung der Vernichtung der
Gottlosen ( 53,5-6 ) Ps 53,5-6 David drückte sein Erstaunen über die
Unwissenheit derjenigen aus, die die Gerechten bedrücken. Er sah
voraus, daß über die Gottlosen großer Schrecken und Schmach kommen
wird, wenn Gott sie vernichtet. Dieses Gericht ist so sicher, daß
der Psalmist davon sprach, als wenn es bereits hereingebrochen wäre. C. Sehnsucht nach dem Reich Gottes ( 53,7 ) Ps 53,7 David verlieh seiner Sehnsucht nach der
Errichtung des Reiches Gottes Ausdruck, wenn Gott die Gefangenen
zurückbringt. Es wird eine Zeit kommen, in der die Gegenwart der
Ungläubigen ein Ende haben und Gottes Volk, das Volk Israel, jubeln
wird. Ps 54 Dies ist ein vertrauensvolles Gebet
Davids, als er von Saul verfolgt und von den "Sifitern" (vgl. 1Sam
23,19 ) verraten wurde. Obwohl David hart von den Gottlosen verfolgt
wurde, die ihm nach dem Leben trachteten, setzte er doch all sein
Vertrauen auf den Herrn und seine Möglichkeiten, ihn zu erretten. A. Rette mich durch deinen Namen ( 54,3-5 ) Ps 54,3-4 Der erste Teil des Psalmes nach der
Überschrift (V. 3-5 ) gibt das dringliche Gebet Davids um Errettung
wieder. Er gründete seine Bitte auf den Namen Gottes. Sein "Name"
(vgl. V. 8 ) beschreibt das, was Gott ist und was er getan hat
(vgl. 2Mo 34,5-7 ). David hatte die große Macht Gottes erfahren, der
Menschen erretten kann. Ps 54,5 Der Anlaß für die Anrufung Gottes war
der, daß gewalttätige Männer versuchten, David umzubringen. Diese
Männer hatten Gott nicht vor Augen. B. Gott ist meine Hilfe ( 54,6-9 ) Ps 54,6-7 Der zweite Teil des Psalms (V. 6-9 )
erzählt von Davids vertrauensvoller Versicherung, daß er auf Gott
vertraut. Er erläuterte, daß Gott sein Helfer (vgl. den Kommentar
zu Ps 30,11 ) und seine Stütze sei. Das führte ihn dazu, zu beten,
daß Gott das Böse jenen vergelten möge, die ihn verleumdeten. Er
bat, daß Gott ihm seine Treue zeigen möge. Ps 54,8-9 In vollem Vertrauen darauf, daß Gott sein
Gebet erhört hatte und ihn aus allen Nöten erretten würde, die seine
Widersacher über ihn gebracht hatten, versprach David, Gott mit
einem freiwilligen Opfer zu preisen. Das bezieht sich auf das
Dankopfer ( 3Mo 3;7 ), das zum Ausdruck des Lobpreises für die
Errettung und mit dem Lob zusammen dargebracht wurde. Dankopfer
wurden freiwillig von Gläubigen dargebracht. Noch einmal (vgl. Ps
52,11 ) nannte David den Namen des Herrn (vgl. Ps 54,3 ) gut. Ps 55 Dieser Psalm berichtet davon, wie David
durch den Verrat eines engen Freundes Verfolgung erfuhr. Man hat von
verschiedener Seite angenommen, daß der Anlaß für den Psalm
Ahitofels Verrat war ( 2Sam 15,31 ), was jedoch nicht als sicher
angenommen werden kann. In diesem Psalm rief David Gott an, daß
er doch einen Ausweg aus seiner verzweifelten Lage finden möge. Er
beklagte die Bedrängnis, die er durch den Verrat seines engen
Freundes erlebte. Dennoch verlieh David seinem persönlichen
Vertrauen auf den Gott Ausdruck, der erlösen kann. A. Davids schreckliche Bedrückung ( 55,2-9 ) Ps 55,2-9 Dieser erste Abschnitt gibt Davids Gebet
wider, daß er doch von seiner fürchterlichen Bedrängnis befreit
werden möge. Er schrie zu Gott und bat darum, daß Gott seine
ruhelose Klage erhören möge (V. 2-3 a). Sein Feind beobachtete ihn
und schmähte ihn voller Zorn, so daß David nur noch voller Angst,
Zittern und Schrecken war (V. 3 b. 4-6 ). Daher sehnte er sich
danach, den feindlichen Angriffen wie eine Taube zu entkommen
(V. 7-9 ), die vor dem Sturm an einen Zufluchtsort,
einen Schutzort ( miPlAt , "einen Ort des Entkommens"; dieser
Begriff wird im AT nur an dieser Stelle verwendet), in der Wüste
fliegt. B. Schmerzhafter Verrat an David ( 55,10-16 ) Ps 55,10-12 Der Psalmist bat Gott, die Gottlosen, die
ihn bedrückten, zu verwirren. Der Grund lag darin, daß die Stadt
(möglicherweise Jerusalem) von Gewalt und Hader und Bosheit und
Unheil erfüllt war, was durch Drohungen und Lügen der Gottlosen
verursacht worden war. Ps 55,13-15 David erfuhr besonders schmerzhaft, daß
er dieser zerstörerischen Gewalt ausgesetzt war, weil der Anlaß
dafür der Verrat seines treuen Gefährten gewesen war. David sagte,
daß er die Bedrückung durch einen Feind ertragen oder sich vor einem
Widersacher hätte verbergen können, aber die Tatsache, daß er von
einem engen Freund verraten worden war, war für ihn weit schlimmer.
David sprach den Verräter direkt an ( du bist es ) und erinnerte ihn
daran, wie sie gemeinsam mit der Gemeinde (der Menge) den Herrn
verehrt hatten. Ps 55,16 Daher wünschte sich der Psalmist Gottes
die rasche Vernichtung (durch den Tod) aller seiner Feinde herbei
(vgl. V. 24 ). C. Davids Vertrauen auf Gott ( 55,17-24 ) Ps 55,17-22 David drückte sein Vertrauen auf den
Herrn aus und sagte: Der Herr rettet mich. Er wußte das und wollte
weiterhin Gott in der Not anrufen, denn der Herr, der ihn
im Krieg errettete ( pADCh ; vgl. den Kommentar zu Ps 26,11 ), würde
ihn auch jetzt erhören. Gott, der souveräne Herrscher, erhört die
Gebete der Seinigen; er kennt auch die Gewalttaten der Gottlosen.
Die aber keine Gottesfurcht haben, werden vom Herrn niedergeworfen.
Unter denen, die Gott nicht fürchteten, befand sich auch Davids
Gefährte, der seinen Bund entheiligt hatte und selbst zerstörerisch
handelte. Die Rede des "Freundes" war glatt und besänftigend, aber
in seinem Herzen war Feindschaft. Viermal nannte David die Worte
seiner Feinde scharf und vernichtend wie Schwerter (vgl. Ps
57,5;59,8;64,4 ). Ps 55,23-24 Davids Vertrauen fand seinen Ausdruck in
seinen Worten zu den Frommen, daß sie doch ihre Lasten (Sorgen) dem
Herrn anvertrauen (sie auf ihn werfen) sollten (vgl. 1Pet 5,7 ).
Gott wird den Gerechten niemals verlassen (vgl. 5Mo 31,6; Hebr
13,5 ). Er wird jedoch die Blutgierigen und Falschen vernichten
(vgl. Ps 55,16 ), die den Gerechten bedrücken. Ps 56 Ps 56 ist ein Lied des Vertrauens, das
zur Zeit des Aufenthaltes Davids in Gat entstand (vgl. 1Sam 21,10;
Ps 34 ). Der Psalm geht nach der Weise "die stumme Taube unter den
Fremden". David versicherte, daß er, obwohl ihn seine Feinde
vernichten wollten, voller Vertrauen auf den Herrn hoffte, der von
seinem Leiden wußte. Sein Vertrauen führte ihn dazu, Gott schon
jetzt für die Errettung aus der Gefahr zu preisen. A. Die Feinde verschworen sich gegen
David ( 56,2-8 ) David betete, daß der Herr doch jene
vernichten möge, die sich zusammengeschlossen hatten, um ihn
umzubringen. Ps 56,2-3 Diese Verse haben den Schrei Davids in
der großen Gefahr, in der er sich befand, zum Inhalt ( Sei mir
gnädig, o Gott ). Stolze Verleumder verfolgten David hart (vgl. Ps
57,4 ) den ganzen Tag lang (vgl. Ps 56,6 ). Ps 56,4-8 Weil aber David Vertrauen auf Gott hatte,
dessen Wort er rühmte, erkannte er, daß er sich vor Menschen
( bARAr , "Fleisch", wird mit sterbliche Menschen übersetzt; vgl.
"Mensch" in V. 12 ) nicht zu fürchten brauchte. So breitete der
Psalmist noch einmal seine Not vor dem Herrn aus und betete, daß
Gott seine Feinde hinwegraffen möge (V. 6-8 ). Es entstand die
Schwierigkeit, daß die Feinde ständig seine Worte verdrehten, sich
zusammenrotteten, um ihm Schaden zuzufügen, und all seine Schritte
verfolgten. Vor ihrer Verfolgung fand er keine Ruhe. B. Aber Gott stand auf Davids Seite ( 56,9-14 ) David sprach noch einmal sein Vertrauen
aus, daß der Herr von seinem Leiden wußte und ihn bewahren wollte. Ps 56,9-10 David war voller Vertrauen, weil Gott ihn
ganz genau kannte und sogar seine Tränen zählte. Das Bild, daß Gott
Davids Tränen in einem Weinschlauch sammelte, bedeutet, daß Gott
sein Leiden nicht vergessen hatte. Aufgrund dieser Tatsache konnte
David voller Vertrauen sagen: Gott ist für mich. Ps 56,11-12 An dieser Stelle formulierte der Psalmist
den Refrain von Vers 5 noch einmal neu (vgl. den Kommentar dort).
Weil er auf Gottes Wort vertraute, wußte er, daß
sterbliche Menschen ( ?ADAm ; ein weiteres Wort für Mensch wird in
V. 5 gebraucht) machtlos sind, wenn es darum geht, Gott
entgegenzuarbeiten. Ps 56,13-14 Davids Vertrauen führte ihn dazu, daß er
schon voraussah, daß Gott ihn aus der Gefahr erretten würde, so daß
er schon die Vergangenheitsform gebrauchte ( Du hast mich
errettet ). So gelobte er, Gott dafür mit Dankopfern zu preisen. Ps 57 Ps 57 gleicht von seiner Aussage und
seiner Struktur her dem vorhergehenden Psalm, ausgenommen der
Tatsache, daß David in Ps 57 viel triumphierender sprach. Die
Überschrift weist David als Verfasser aus und erklärt die Entstehung
des Psalms mit der Flucht Davids vor Saul in eine Höhle (vgl. die
Überschrift von Ps 142 ). Um welche Höhle es sich handelte, ist uns
jedoch nicht bekannt (vgl. 1Sam 22;24 ). Der Psalm besteht aus zwei
Teilen, die beide mit einem Refrain enden ( Ps 57,6.12 ). In diesem
Refrain verlieh David seinem Wunsch Ausdruck, daß Gott erhöht werden
möge. David betete um Errettung vor seinen Feinden, die ihm nach dem
Leben trachteten, und sang dann ein Triumphlied über Gottes treue
Liebe, denn er erwartete, daß die Gottlosen durch ihre eigenen Pläne
zu Fall kämen. A. Gottes Eingreifen ist dringend nötig ( 57,2-6 ) Ps 57,1-4 Die erste Strophe (V. 2-6 ) enthält den
Schrei des Psalmisten, daß Gott ihn doch erretten möge. Er schrie um
Gnade (vgl. Ps 56,2 ) von Gott, denn er hatte seine Zuflucht im
Schatten seiner Flügel genommen (vgl. Ps 17,8;36,8;61,5;63,8;91,4 ),
bis das Unheil vorüber war. David konnte sich an niemand sonst
wenden, um Schutz zu erhalten. Sein Vertrauen war jedoch wohl
begründet, denn Gott hatte seine Liebe ( HeseD , "treue Liebe")
und Treue (vgl. Ps 57,11 ) vom Himmel gesandt. Aufgrund der
Eigenschaften Gottes wußte David, daß er ihn vor der harten
Verfolgung (vgl. Ps 56,2-3 ) der Gottlosen erretten werde. Ps 57,5 Dem vertrauensvollen Ruf Davids zu Gott
folgte eine Klage über seine mißliche Lage. Er verglich seine Feinde
mit Löwen (vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 ) und anderen Raubtieren,
die ihn verschlingen wollten. Ihre Zähne und Zungen waren wie
Kampfwaffen, denn sie verleumdeten und verlästerten David. (Zum
Vergleich der Zunge mit einem Schwert vgl. Ps 55,22;59,8;64,4 .)
David beklagte, daß er von spottenden, blutgierigen Männern
umzingelt war. Ps 57,6 In diesem Refrain (vgl. V. 12 ) drückte
David seinen Wunsch aus, daß Gott über die Himmel und die Erde
erhöht werden möge. Das wird selbstverständlich dann geschehen, wenn
Gott seine Feinde vernichtet und seine Gerechtigkeit behauptet. B. Der Anlaß für den Triumphgesang ( 57,7-12 ) Diese zweite Strophe ist das an Gott
gerichtete Lied des Psalmisten für seine treue Liebe und Güte in
Vorausahnung des Sieges. Ps 57,7 David sprach noch einmal von seiner
mißlichen Lage, fügte jedoch hinzu, daß er die Vernichtung seiner
Widersacher erwartete. Sie spannen ein Netz aus, sie graben eine
Grube, aber sie sind selbst hineingefallen . Damit hat sich David
zum vierten Mal auf diese Art und Weise ausgedrückt (vgl. "Grube"
in Ps 7,16 und "Grube" und "Netz" in Ps 9,16;35,8 ). Der
Wortgebrauch der Begriffe "Netz" und "Grube" beschreibt
selbstverständlich die Versuche der Gottlosen, David zu
überwältigen. Ps 57,8-12 Diese Verse stimmen fast völlig mit Ps
108,2-6 überein. Angesichts der gewissen Vernichtung der Gottlosen
gelobte David, ein Siegeslied zu singen. Mit seinem Glauben, den er
in dem Herrn hatte, konnte er ihn früh am Morgen in Vorausschau
dessen preisen, was Gott tun würde. David sagte, daß er
die Liebe ( HeseD , "treue Liebe") und Treue (vgl. Ps 57,4 ) des
Herrn dort preisen würde, wo andere ihn hörten. Im Refrain in Vers 12 (vgl. V. 6 )
drückte David noch einmal seinen Wunsch aus, daß Gott über die
Himmel und die Erde erhöht werden möge. Ps 58 David klagte ungerechte Richter an, die
auf zerstörerische Art und Weise wirkten. Er rief Gott an, sie rasch
und unwiderruflich zu vernichten. Dann erhielten die Gerechten
stärkeres Gewicht in ihren Angelegenheiten. A. Tadel der ungerechten Richter ( 58,2-6 ) Mit Fragen und Antworten beklagte David
den Einfluß der ungerechten Richter. Ps 58,2 David fragte nach der Rechtschaffenheit
der Mächtigen: Redet ihr Herrscher für Gerechtigkeit? Richtet ihr in
Aufrichtigkeit? Weil die Herrscher und die Richter ungerecht waren,
war die Gerechtigkeit im Volk ins Gegenteil verkehrt worden. Ps 58,3-6 Nein ist die Antwort auf die Frage in
Vers 2 . Sie taten die Gerechtigkeit nicht; sie
hatten Ungerechtigkeit und Gewalttat im Sinn. Später hat sich Micha
im selben Sinne über die Führer seiner Tage geäußert (vgl. Mi
3,1-3.9-11; Ps 6,12 ). Diese gottlosen Richter sind von Geburt an
abgewichen, und sie reden Lügen. Sie waren wie Schlangen, die den
Schlangenbeschwörer ohne Anlaß vergiften. Mit anderen Worten, sie
übten vorsätzlich das Werk der Zerstörung aus und waren dem
Einspruch gegenüber taub. Sie hörten auch auf keine Zurechtweisung. B. Schnelles Gericht über die Richter ( 58,7-10 ) Ps 58,7-9 David rief Gott an, die gottlosen Richter
zu vertilgen. Er bat Gott kühn darum, daß er ihre Zähne zerbrechen ,
d. h. sie an der Weitergabe ihrer Ungerechtigkeit hindern möge. Sie
waren wie wilde Löwen (vgl. den Kommentar zu Ps 7,3 ), deren Zähne
( Gebiß ) herausgebrochen werden sollten. David betete auch darum,
daß die Richter ein schnelles Ende finden sollten, indem sie (a)
verschwänden, wie Wasser verdampft, so daß ihre Pfeile (d. h. ihre
Worte) unwirksam blieben, und (b), indem sie dahinschmolzen, wie
eine Schnecke in der Dürre eingeht, und (c), indem sie wie eine
Fehlgeburt dahinstürben, die die Sonne nicht gesehen hat . Ps 58,10 Die Vertilgung der Gottlosen wird rasch
vor sich gehen. Ein Feuer, das die Dornen oder die Dornensträucher
verbrennt, geht schnell zu Ende (vgl. den Kommentar zu Pred 7,6 ).
Bevor die Töpfe auf das Feuer gestellt werden können, geht es schon
aus. Gott wird die Gottlosen hinwegraffen, bevor ihr böses Tun
vollendet wird, wie es mit dem Feuer geschieht. C. Ermunterung für die Gerechten ( 58,11-12 ) Ps 58,11-12 David sah bereits die Freude jener
voraus, die erleben werden, wie die Gerechtigkeit Gottes mit den
ungerechten Richtern handeln wird. Noch einmal ist die Sprache
bildhaft und drastisch: Der Gerechte badet seine Füße im Blut der
Gottlosen , was auf einen militärischen Sieg hindeutet. David sah auch voraus, daß dieser Sieg
als Beweis dafür angesehen wird, daß Gott Gerechtigkeit belohnen und
die Erde richten wird. Die Menschen werden der Rechtsprechung der
ungerechten Richter nicht für immer ausgeliefert sein. Ps 59 Es handelt sich hier um ein Gebet Davids,
in dem er um Schutz vor blutdürstigen Männern bat. Der Psalm enthält
das wohlbekannte Thema des unerschütterlichen Vertrauens auf Gott.
David betete, daß der Herr ihn vor seinen Feinden sicher bewahren
und sie demütigen sollte, so daß sie die Souveränität Gottes
erkannten. Der Hintergrund des Psalmes wird durch
die Überschrift deutlich: Saul hatte das "Haus Davids" belagert
( 1Sam 19,8-11 a). Michal verhalf David jedoch zur Flucht durch das
Fenster ( 1Sam 19,11 b.12-14). A. Die Verschwörung gegen den
Unschuldigen ( 59,2-6 ) Ps 59,2-6 Noch einmal betete David um Errettung aus
einer verzweifelten Situation. Er bat um Errettung vor seinen
Feinden, blutdürstigen Männern, die ihm auflauerten, um ihn zu
töten, und die sich gegen ihn verschworen hatten, obwohl er nichts
Verwerfliches getan hatte. Gott, so sagte David, sollte alle
strafen, die so verräterisch gehandelt hatten. B. Triumph über den Verrat ( 59,7-11 ) Ps 59,7-8 David verglich seine Feinde
mit knurrenden Hunden , die des Nachts umherschleichen (vgl.
V. 15 ). Mit Worten und Taten stellten sie ihren Hochmut unter
Beweis, denn sie waren der Meinung, daß auch Gott sie nicht hörte.
Ihre Worte waren scharf und angreifend wie Schwerter (vgl. Ps 55,22;
57,5; 64,4 ). Ps 59,9-11 Aber der Psalmist vertraute darauf, daß
seine Feinde sich nicht durchsetzen konnten. Er wußte, daß Gott über
die Heiden lacht (vgl. Ps 2,1.4 ). Deshalb wollte er nach Gott und
nach seiner Stärke (vgl. Ps 59,18 und den Kommentar zu Ps 18,2 )
und Feste ( miRgoB ; vgl. Ps 59,17-18 und den Kommentar zu Ps
46,8 ) Ausschau halten. David glaubte, daß Gott ihn retten und ihm
den Sturz der Gottlosen zeigen werde, die ihn verleumdet hatten. C. Beweis der Gerechtigkeit ( 59,12-14 ) Ps 59,12 David betete darum, daß der Herr,
sein Schild (vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ), die Gottlosen in einer
Art und Weise bestrafen möge, daß die Menschen erkennen, daß er
souverän herrscht. Die Gottlosen sollten nicht einfach umkommen,
denn dann vergäße man sie bloß. Sie sollten umherwandern und als
Ausgestoßene und Flüchtige Demütigung erfahren. Ps 59,13-14 David betete auch darum, daß ihre
stolzen Fluchworte und Lügen aufgedeckt und sie bei ihrem Handeln
ergriffen werden sollten, so daß andere erkannten, daß Gott in
Gerechtigkeit regiert. D. Davids Lobpreis ( 59,15-18 ) Ps 59,15-18 David war voller Vertrauen, daß er trotz
der Gegenwart seiner Feinde (die er noch einmal mit knurrenden
Hunden verglich; vgl. V. 7 ) Gott für die Stärke (vgl. V. 10 ),
die Liebe und die Sicherheit (als seine Feste ; vgl. V. 10 und den
Kommentar zu Ps 46,8 ,und seine Zuflucht , mAnNs , ein Ausdruck, der
auch in Ps 142,6 gebraucht wird) preisen würde. Ps 60 Ps 60 ist ein Lehrpsalm ("Zur
Belehrung"), der auf den Erfahrungen Davids bei seinen militärischen
Siegen basierte. Er ist ein Gebet um den Sieg, denn als David im
Norden gegen die Aramäer Krieg führte, fiel Edom in Juda ein. Der
Psalm könnte zu dem Zeitpunkt, als David, Joab und Abisai Edom
vernichteten oder kurz danach verfaßt worden sein ( 2Sam 8,13; 1Kö
11,15-16; 1Chr 18,12 ). (Vgl. den Kommentar zu 1Chr 18,12 .Dort wird
die Zahl der getöteten Edomiter mit 18 000 angegeben, wohingegen
dieser Psalm in der Überschrift von 12 000 Edomitern spricht.) Weil David wußte, daß sowohl Sieg als
auch Niederlage vom Herrn kamen, betete er um die Hilfe Gottes zum
Sieg über Israels Feinde. Er hatte die Zusicherung erhalten, daß
Gott ihm zum Sieg verhelfen werde. A. Gebet um Errettung ( 60,3-7 ) Ps 60,3-5 Der Psalmist wandte sich zum Herrn, um
für die Befreiung Israels aus seiner mißlichen Lage zu beten - eine
Katastrophe, die durch Gottes Zorn hereingebrochen war. Der Herr
hatte das Land zerrissen und Davids Truppen erschüttert. Weil der
Herr die Niederlage herbeigeführt hatte, war er der einzige, der den
Israeliten zum Sieg verhelfen konnte. Ps 60,6-7 Die Bedeutung von Vers 6 ist nicht ganz
einfach zu verstehen; es scheint jedoch ein sarkastischer Unterton
mitzuschwingen: Gott hatte sein Volk zum Krieg versammelt ( ein
Banner erhoben ), dann hatte er es aber eine Niederlage erfahren
lassen (fliehen vor dem Bogen des Feindes). Israel verfocht die
Sache Gottes, aber Gott führte eine Niederlage herbei. Deshalb bat David Gott um Errettung durch
seine Macht (seine rechte Hand ; vgl. 2Mo 15,6.12; Ps 20,7; 45,5;
89,14; 108,7 ) für diejenigen, die er liebhat. Ps 60,7-14 stimmt
mit Ps 108,7-14 überein. B. Gewißheit des Sieges ( 60,8-10 ) Ps 60,8-10 Der Psalmist zitierte die Worte des
Herrn, die ihnen den Sieg verhießen. Gott hatte gesagt, daß er sein
Volk erretten und dessen Feinde unterwerfen werde, weil alle Stämme
und Länder ihm gehörten. Er würde Sichem aufteilen und das Tal von
Sukkot , d. h. er wollte das Land seinem Volk geben. Etwa 30 km
östlich von Sichem, im Stamme Ephraim, lag Sukkot, eine Stadt im
Stamm Gad, nahe dem Jordan. Ephraim war ein großer, mächtiger Stamm
in Israel, der an zentraler Stelle wohnte. Wie ein Helm war Ephraim
eine Verteidigung für das Volk. Juda war das Zepter des Herrn, d. h.
David (aus Juda) war Gottes Herrscher, auch wenn er bedroht wurde.
Die Feinde Israels sollten zu niedriger Arbeit niedergedrückt
werden. Gilead , östlich des Jordan, und Manasse , ein Stamm, der
auf beiden Seiten des Jordan wohnte, gehörten ihm. Moab sollte ein
Waschbecken sein, das dem Eroberer gebracht wurde. Edom war einem
Sklaven gleich, auf den Gott wie ein Krieger seinen Schuh werfen
sollte. Philisterland sollte Gottes Triumphruf nach dem Sieg Davids
hören. C. Vertrauen auf Gott ( 60,11-14 ) Ps 60,11-14 Mit drei rhetorischen Fragen erkannte der
Psalmist an, daß der Herr, der eine, der das Volk im Krieg verworfen
hatte (vgl. V. 3-6 ), sie zum Sieg führte. Aber weil das Bemühen des
Menschen vergeblich ist, betete David, daß Gott ihnen gegen den
Feind beistehen möge, und glaubte vertrauensvoll, daß mit Gott der
Sieg ihnen gehörte. Es wird hieran deutlich, daß sowohl Sieg
als auch Niederlage Gott zustehen. Wenn das Unheil hereinbricht,
dann besteht nur noch in Gott Hoffnung. Ps 61 David fühlte sich schwach und unfähig,
fand jedoch in der Stärke seines Felsens Sicherheit und in Gottes
ewig währenden Verheißungen Ermutigung. Man hat vielfach angenommen,
daß dieser Psalm entstanden sei, als David in der felsigen Wildnis
wieder einmal knapp seinen Verfolgern entkommen war, aber
historische Anhaltspunkte gibt es nicht. A. Führe mich auf den Fels ( 61,2-3 ) Ps 61,2-3 Der Psalmist bat den Herrn um Stärke und
Sicherheit, weil sein Herz bedrückt war. Er bat darum, daß Gott
ihn auf den Felsen leiten möge, der höher war als er selbst . "Fels"
deutet auf einen sicheren Ort hin; aber David wollte auf einen Fels
geführt werden, den er nicht selbst erreichen konnte. Wenn Gott so
handelte, dann konnte er in Sicherheit sein. B. Ich möchte gerne in deinem Zelt wohnen ( 61,4-8 ) David drückt sein Vertrauen auf den Herrn
aus, der Stärke und Sicherheit verheißen hatte. Ps 61,4-5 Er fand Trost im Wesen des Herrn. Gott
hatte ihn als seine Zuflucht ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl.
den Kommentar zu Ps 14,6 ) und als starken Turm gegen seine
Widersacher verteidigt. Nun sehnte sich der Psalmist jedoch danach,
in der Gegenwart Gottes zu wohnen ( in seinem Zelt und unter seinen
Flügeln ; vgl. Ps 17,8; 36,8; 57,2; 63,8; 91,4 ,wie ein Vogel von
seiner Mutter beschützt wird). Das ist der sicherste Zufluchtsort. Ps 61,6-8 Auf der Grundlage der Verheißung Gottes
betete David um Bewahrung in der Gegenwart Gottes. Gott hatte ihn
erhört und ihm das Erbteil jener gegeben, die seinen Namen fürchten Wahrhafte Israeliten, die den Herrn
fürchteten, blieben Davids Königtum gegenüber loyal und machten
keinen Aufstand. Deshalb betete David, daß Gott dem König (d. h.
David) ein langes Leben geben und ihn weiterhin durch
seine Güte ( HeseD , "treue Liebe") und Treue bewahren möge. C. Dann will ich dich preisen mit meinem
Lied ( 61,9 ) Ps 61,9 Der König gelobte, dem Herrn
zu singen und ihn für seine Bewahrung zu preisen . Nachdem er nun
gerettet war, wollte er seine Gelübde erfüllen (vgl. V. 6 ) und den
Herrn tagtäglich preisen. Ps 62 Dieser Psalm spiegelt Davids tiefes
Vertrauen auf den Herrn wider, das er trotz des Widerstandes besaß.
Er wartete in der Stille auf Gott, seine Stärke und Sicherheit, zur
Errettung vor seinen arglistigen Feinden. Der Psalm stellt die
Sicherheit des Vertrauens auf Gott mit der Unsicherheit des
Verlasses auf menschliche Gedanken gegenüber. Der Psalm ist in drei
Strophen mit je vier Versen unterteilt. A. Ruhe in Gott, wenn die Feinde
angreifen ( 62,2-5 ) Ps 62,2-3 Das Thema dieses Psalmes wird in
Vers 2 genannt. David schrieb, daß er in Stille auf Gott
wartete. Meine Seele findet alleine in Gott Ruhe (vgl. V. 6 ) heißt
wörtlich: "Nur zu Gott ist meine Seele stille." Nur zu Gott schaute
David mit völliger Ruhe auf. Er wußte, daß er, weil Gott
sein Fels (vgl. den Kommentar zu Ps 18,3 ), seine Rettung und
seine Feste (vgl. den Kommentar zu Ps 46,8 ) war, nicht wanken
konnte (vgl. Ps 62,7 und den Kommentar zu Ps 15,5 ). So wie sich
Kämpfer in einer uneinnehmbaren Festung geborgen fühlen, so wußte
sich David beim Herrn in Sicherheit. Ps 62,4-5 Dieses Vertrauen rief bei David Erstaunen
über diejenigen hervor, die ihn bestürmen wollten. Das Bild
einer wackeligen Mauer bedeutet Schwäche und Anfälligkeit für
Gefahren. So wie Männer eine Stadtmauer oder eine Mauer umstürzen,
so versuchten die Gottlosen, David zu stürzen, den sie für
verwundbar hielten. Sie hofften, das durch Lügen zu erreichen. Mit
ihren Worten segneten sie David, aber in ihrem Herzen verfluchten
sie ihn. B. Vertrauen auf Gott zu jeder Zeit ( 62,6-9 ) Ps 62,6-9 David wiederholte, daß er in Stille auf
den Herrn harre und bekannte, daß seine einzige Hoffnung bei Gott
läge (vgl. Ps 25,5.21;33,20;39,8;71,5 ). Noch einmal versicherte er,
daß Gott die Quelle seiner Sicherheit (sein Fels), seine Errettung
und seine Feste (vgl. Ps 62,3 ) wäre und daß er sich deshalb in
Sicherheit befände (er konnte nicht wanken ; vgl. den Kommentar
zu Ps 15,5 ). Gott war seine Rettung und seine Herrlichkeit (Ehre).
Ohne Gottes vielfache Errettung wäre David längst von seinen
Widersachern überwältigt worden. Deshalb wies der Psalmist die Frommen an,
Gott in gläubigem Vertrauen ihr Herz auszuschütten und zu erkennen,
daß er ihre Zuflucht ist ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl. Ps
14,6; 46,2; 61,4; 71,7; 73,28; 91,2.9 ). C. Gott wird jeden belohnen ( 62,10-13 ) Ps 62,10-11 Der Psalmist sprach die Warnung aus, daß
es töricht sei, auf Menschen zu vertrauen. Er beschrieb, wie
vergänglich das Leben ist, ganz gleich, ob sich ein Mensch in hoher
oder niedriger Position befindet. Die Menschen sind nur ein
Hauch ( heBel , "ein Dampf"; vgl. Ps 39,6.12; 144,4 und den
Kommentar zu Pred 1,2 ). Sie sind so unbedeutend, daß sich, wenn sie
gewogen würden, die Waagschalen noch nicht einmal bewegen würden.
Ihre Macht richtet gegen Gott nichts aus. Deshalb soll der Mensch
nicht auf die mächtigen Taten der Gottlosen vertrauen.
Auf Reichtümer ist kein Verlaß (vgl. Spr 11,28; 23,5; 27,24 ). Ps 62,12-13 Der Psalmist stellte dem die Aussage
Gottes gegenüber, daß er die Macht in Händen hält. David hörte Gott
zwei Dinge sagen: Gott ist mächtig , und der Herr ist gnädig . So
wird jedem sein Teil in Gerechtigkeit zugemessen. Wieviel besser ist
es doch, in Gott, dem Mächtigen, Ruhe zu finden als bei den
Anschlägen der Menschen. Ps 63 Der Glaube, der in Ps 61 und 62 Ausdruck
gefunden hat, erreicht in dieser wundervollen Lobeshymne Davids auf
Gott, die in der Wüste geschrieben wurde, seinen Höhepunkt. Der
Psalm nimmt Bezug auf die Zeit, in der König David keinen Zugang zur
Bundeslade, dem Ort der Verehrung Gottes, hatte ( 2Sam 15,25 ). Der
Psalmist stillte das Sehnen seiner Seele nach der Verehrung Gottes,
indem er Gott für seine treue Liebe pries, die er ihm sogar in der
Not schenkte. Infolgedessen sah David einer Freudenzeit entgegen,
wenn seinen Feinden Einhalt geboten wurde. A. Durst nach Gott ( 63,2-3 ) Ps 63,2 Davids Erfahrungen in der trockenen Wüste
gaben ihm den Gedanken des Durstes seiner Seele nach Gott ein. Weil
seine Seele nach Gott dürstete und sich nach ihm sehnte, schrieb
er: Ernsthaft suche ich dich . Man könnte auch übersetzen: "Frühe
will ich dich suchen." Mancher Gläubige hat deshalb frühmorgens
diesen Psalm gebetet. Wer früh am Morgen Gott sucht, der tut es
gewiß mit Ernsthaftigkeit. Ps 63,3 Davids Sehnsucht nach Gott entstand
aufgrund seines Wissens um Gottes Macht (Stärke) und Herrlichkeit .
David hatte Gott erfahren, bevor ihn seine Feinde in die Wüste
getrieben hatten. Die Bundeslade war das Symbol der Herrlichkeit und
der Stärke des Herrn (vgl. 1Sam 4,21 ). David hatte damals die
Gegenwart Gottes im Heiligtum in der Stiftshütte in Jerusalem
schauen dürfen. B. Meine Seele wird durch das Lob still ( 63,4-9 ) Ps 63,4-5 Obwohl David nun keinen Zugang mehr zum
Heiligtum hatte, fand er über dem Lobpreis Gottes Zufriedenheit,
denn der Lobpreis brachte Freude und Trost in sein Herz. Er lobte
Gott für seine treue Güte, die besser ist als Leben . Das war der
Lobpreis eines Menschen, der in der trockenen Wüste (V. 2 ) mehr an
Gott als an das lebensspendende Wasser dachte. Ps 63,6-7 Darüber hinaus erfüllte der Lobpreis
Gottes Davids Seele so sehr mit Zufriedenheit, wie nur die beste
Speise seinem Körper Zufriedenheit verschaffen könnte. Der Lobpreis
Gottes gab seinem geistlichen Leben neue Kraft. Der Lobpreis Gottes
ist der natürliche Ausdruck des Herzens, das über Gott nachsinnt,
eines Herzens, das die ganze Nacht hindurch über ihn nachdenkt. Ps 63,8-9 Der unmittelbare Anlaß für das Nachsinnen
des Psalmisten über Gott und sein Lob war die Sicherheit und die
Hilfe, die er in Gott gefunden hatte. Weil Gott seine Hilfe (vgl.
den Kommentar zu Ps 30,11 ) und Stärke war (seine rechte Hand hielt
ihn aufrecht), befand sich David in seiner Nähe im Schatten seiner
Flügel (vgl. Ps 17,8; 36,8; 57,2; 61,5; 91,4 ) und pries den Herrn
immerfort durch seinen Lobgesang. C. Jubel über den Sieg ( 63,10-12 ) Ps 63,10-12 David kehrte von seinen Gedanken über das
Lob als der Speise seiner Seele zu seiner gegenwärtigen Situation
zurück. Aber im Hinblick darauf, was er von Gott wußte, sah er
voller Zuversicht die Vertilgung seiner Feinde und ihren
unehrenhaften Tod voraus. Infolge dieser Errettung jubelte David,
der König, Gott zu, so wie alle diejenigen dazu Grund haben, die ihm
treu sind. Der Lobpreis ist ein wesentliches Element im geistlichen
Leben eines Menschen. Es sollte spontan dargebracht werden, wenn
Gott zugunsten eines Gläubigen eingreift. Mit anderen Worten ist das
Lob Gottes ein sichtbares Zeichen dafür, daß Gott handelt und seinem
Volk gibt, was es bedarf. Ps 64 Dies ist ein weiteres Gebet Davids um
Gottes Gericht über die Feinde des Gerechten. David betete um
Bewahrung vor denjenigen, die sich gegen ihn verschworen hatten.
Dann schilderte er ihre arglistigen Pläne gegen den Gerechten. Er
war davon überzeugt, daß Gott diese bösen Pläne statt dessen über
die Gottlosen brächte. A. Gebet um Bewahrung ( 64,2-3 ) Ps 64,2-3 David begann diesen Psalm mit einem
Klageruf zu Gott. Er beklagte, daß sich die Übeltäter gegen ihn
verschworen hatten, und bat Gott um seine Bewahrung, die er so nötig
brauchte. B. Arglistige Anschläge ( 64,4-7 ) Ps 64,4-5 David beschrieb, wie die Gottlosen ihren
Anschlag auf den Unschuldigen in die Wege leiteten. Er verglich ihr
Reden mit Schwertern (vgl. Ps 55,22; 57,5; 59,8 ) und Pfeilen -
Waffen, die durchbohren und zerstören. Ihre verleumderischen
Angriffe kamen plötzlich, wie aus einem Hinterhalt. Sie vertrauten
ganz und gar auf ihr Tun; sie griffen andere furchtlos an. Ps 64,6-7 Darüber hinaus ermutigten sich die
Gottlosen gegenseitig mit ihren Anschlägen, die Ungerechtigkeit zu
vollführen. Sie waren der Meinung, daß sie ein perfektes Verbrechen
begingen, und dachten, daß sie sündigen könnten, ohne entdeckt zu
werden. Das zeigt, so schloß David, wie verschlagen (vgl. Ps 83,4 )
das Herz eines Menschen sein kann. C. Die Prophezeiung göttlichen Gerichtes ( 64,8-11 ) Ps 64,8-9 a David prophezeihte, daß Gott eingreifen
und die Gottlosen schlagen werde. Sie können verschlagen sein
(V. 7 ), aber Gott wird sie mit Pfeilen beschießen . Das ist
Gerechtigkeit, wenn die Bestrafung mit dem Verbrechen übereinstimmt.
Ihre Zungen, die sich wie Pfeile gegen andere gerichtet haben
(V. 4 ), werden von Gott gegen sie selbst gerichtet werden, und ihre
verleumderischen Pläne (vgl. V. 6-7 ) werden ihnen selbst Verderben
bringen. Ps 64,9-11 (Ps 64,9b-11) Jeder, der sie sieht, wird sie wegen
ihrer arglistigen Pläne verachten. Darüber hinaus fürchteten die
Menschen, die die Vernichtung der Gottlosen sahen (vgl. "fürchten"
in V. 5 ), den Herrn und erzählten von seinem Tun. Gottes Gericht
hatte eine langanhaltende Wirkung auf die Menschen. Die Gerechten
haben Anlaß zum Jubel, sie schenken ihm erneut als ihrer Zuflucht
Vertrauen, und sie preisen ihn. Ps 65 Möglicherweise hat David hier einen Psalm
geschrieben, der jährlich gesungen werden sollte, wenn das erste
Getreide der Jahresgerstenernte vor den Herrn gebracht und vom
Priester als Schwingopfer geschwungen wurde (vgl. 3Mo 23,9-14 und
den Kommentar dort). Es ist ein Lied der Erntesegnung zur Feier der
Güte Gottes gegenüber seinem Volk. In diesem "Lied" erklärte David,
daß der Gott, der Gebete erhört, auch Sünde vergibt und dies
aufgrund seiner unermeßlichen Güte geschieht. David verkündete
darüber hinaus, daß Gott seine übernatürliche Macht gebraucht, um
seinem Volk beizustehen. Weil Gott so gut war, erhoffte der
Liederdichter den Segen Gottes für das Land, der dem Volk wiederum
Wohlstand brächte. A. Segen in den Vorhöfen Gottes ( 65,2-5 ) Ps 65,2-5 Der Psalmist verlieh seiner Überzeugung
Ausdruck, daß Gott, wenn er Schuld sühnt, auch überreichlich segnet.
Zu Beginn des Psalmes wird berichtet, daß die Menschen sich darauf
einstellen, Gott zu preisen, weil er Gebete erhört (V. 2-3 ). Der
Anlaß für das Gebet war offensichtlich ihre übergroße Sünde, aber
Gott sühnte ihre Übertretungen (V. 4 ). Wer dabei nahe in die
Gegenwart Gottes kommt, der wird glückselig (er wird gesegnet ;
vgl. Ps 1,1 ) und zufrieden sein ( mit guten Dingen ; Ps 65,5 ). Die
Sühne für die Sünde ermöglichte den Lobpreis des Volkes und an
Festtagen ihr Eintreten in die Vorhöfe der Stiftshütte (der Begriff
für Tempel lautet hLKAl , ein prächtiges Haus; vgl. den Kommentar
zu Ps 5,8 ). B. Die Macht Gottes vollführt herrliche
Taten ( 65,6-9 ) Ps 65,6-9 Der Psalmist glaubte fest daran, daß Gott
Gebet beantwortet. Er ist die Hoffnung für die Menschen in den
entferntesten Gebieten der Erde. Gottes Antworten auf Gebet geschehen
häufig durch furchterregende Taten, denn das entspricht dem Wesen
Gottes. Er bewies seine Macht und Stärke, als er die Berge bildete
und die Meere und ihre Wogen besänftigte. Gottes Wunder bringen
Furcht über die Menschen und veranlassen Lobgesänge auf der ganzen
Welt ( wo der Morgen dämmert und der Abend dahinschwindet ). C. Überreichliche Ernte ( 65,10-14 ) Ps 65,10-14 Der Psalmist hegte die Überzeugung, daß
Israel ein überaus gutes Jahr erlebte, wenn Gott dem Land seinen
Segen zuteil werden ließ. Vers 10 a faßt Gottes Wohltaten für das
Land zusammen, und Verse 10 b- 11-14 a beschreiben im einzelnen
Gottes Segnungen für das Land. Gottes Regiment über das Wasser
bringt Getreide hervor (V. 10 b); Gottes Regenschauer bereiten das
Land für die Frucht zu (V. 11 ); Gottes Segnung schafft eine
überreiche Ernte (V. 12 ); Gott schenkt unbeackerten Gebieten wieder
reichlich Gras (V. 13 ). Mit einem Wort, die Herden und das Getreide
gedeihen unter seinem Segen (V. 14 a). Der Psalmist schließt damit, daß die
ganze Natur jubelt (V. 14 b), denn die überreiche Fruchtbarkeit gibt
Zeugnis vom Segen Gottes. Ps 66 Ps 66 ist ebenfalls ein an den Herrn
gerichteter Dankespsalm. Wie Ps 65 könnte er ebenfalls für eine
Feier geschrieben worden sein. Der unmittelbare Anlaß ist uns jedoch
nicht bekannt. Im ersten Teil (V. 1-12 ) schreibt der Psalmist (es
muß nicht zwangsläufig David sein) in der ersten Person Plural
("uns", "unser") und im zweiten Teil (V. 13-20 ) in der ersten
Person Singular ("ich", "mich", "mein"). In diesem Psalm erkannte
das Volk die Errettung durch Gott und rief die Völker dazu auf, in
den Lobpreis des Herrn miteinzustimmen. A. Das Volk pries Gott ( 66,1-12 ) Die Verse 1-9 richten sich an die Völker,
Vers 10-12 an Gott. Der Psalmist rief die Völker dazu auf, an jedem
Ort den Herrn zu preisen, denn er hatte Israel errettet. Ps 66,1-4 Die ganze Erde , also jedermann, sollten
den Herrn preisen und ihm zujauchzen (V. 1 ), singen (V. 2.4 ) und
zu ihm reden (V. 3.4 ). Die Menschen sollten zum Jubel ermuntert
werden, denn Gott hatte furchtbare Taten getan (vgl. V. 5 ) und
seine Feinde beugten sich vor seiner großen Macht. Ps 66,5-7 Der Psalmist rief dann die Völker auf, zu
erkennen, daß die furchtbaren Taten Gottes (vgl. V. 3 ), die er für
den Menschen tut, seine Souveränität bezeugen. Israels Durchzug
durchs Rote Meer und den Jordan waren große Machttaten Gottes zur
Errettung. Deshalb sollen die Menschen erkennen, daß er mit seiner
Macht in Ewigkeit herrscht . Er bringt die Widerspenstigen zu Fall
und errettet sein Volk. Ps 66,8-9 Israel rief die Völker der Erde dazu auf,
Gott zu preisen, denn dieser hatte es durch diese und andere
Machttaten bewahrt. Ps 66,10-12 Hier erkannte das Volk, daß Gott es mit
Lasten und Unterdrückung geprüft, aber letztendlich doch zum Ort
überreichlichen Segens gebracht hatte. Damit bekannte das Volk, daß
Gott es den ganzen Weg geführt und es errettet hatte. B. Der Psalmist leitete sie in ihrem
Lobpreis ( 66,13-20 ) Der Psalmist, der Leiter der Versammlung,
brachte das Tieropfer und den Lobpreis Gott dar. Ps 66,13-15 In diesen Versen sprach der Psalmist Gott
an, in Vers 16-20 wandte er sich an die Versammlung. Der Psalmist
sagte, er wolle zum Tempel Gottes gehen und ein Brandopfer
darbringen. Das war die Erfüllung seines Gelübdes, das er Gott
gegeben hatte, als er in seiner Not ( Bedrängnis ) zum Herrn
geschrien hatte. Ps 66,16-20 Hier wandte sich der Psalmist mit dem
Lobpreis Gottes an die Versammlung. Er berichtete ihnen, daß Gott
auf sein Gebet geantwortet ( Ich schrie zu ihm ) und ihn errettet
hatte. Das wäre jedoch nicht geschehen, wenn er an der Sünde
festgehalten hätte (vgl. Spr 28,9; Jes 59,2 ). Aber Gott hatte
gehört und sein Gebet beantwortet. Es wird hier deutlich: Das Volk
Gottes soll sein Herz reinigen und zu ihm beten, wenn es in Not ist.
Dann wird er antworten und seine Güte nicht versagen, und die
Gläubigen können ihn preisen und erheben. Ps 67 Nachdem der Psalmist um Gottes Gnade und
Segen gebetet hatte, so daß das Volk seine rettenden Wege erkannte
( Ps 66 ), rief er nun das Volk auf, Gott für seine gerechten
Gerichte zu preisen, so daß es sich an seiner Güte erfreuen konnte. A. Gott sei uns gnädig ( 67,2-3 ) Ps 67,2-3 Der Schreiber bat um Gottes gnädiges
Handeln und gebrauchte dabei einen Teil der priesterlichen
Segensformel (V. 2 ; vgl. 4Mo 6,24-26 ). Der Satz " Gott lasse sein
Angesicht leuchten über dir" bezieht sich auf die Gunsterweisungen
Gottes (vgl. den Kommentar zu Ps 4,7 ). Die Absicht dieses Gebetes
liegt darin, daß Gottes errettende Wege der ganzen Welt bekannt
werden sollen. Denn wenn Gott dieses Volk errettete, kam das anderen
Völkern zu Ohren. B. Es sollen dich preisen die Völker ( 67,4-8 ) Ps 67,4-8 In Vers 4-5 rief der Psalmist das Volk
zum freudigen Lobpreis Gottes auf, denn er regiert gerecht. In
Vers 6-8 rief er es zum Lobpreis Gottes auf, damit er es nun wieder
segnen konnte, indem er ihm eine reiche Ernte bescherte. Das
Erlebnis des Segens Gottes ermuntert Menschen dazu, ihn zu fürchten
und anzubeten. Ps 68 Dies ist "ein Lied", das den Triumphzug
Gottes auf den Berg Zion hinauf besingt. Der Anlaß für die
Niederschrift dieses Davidpsalmes könnte die Eroberung der Stadt
( 2Sam 5,6-8 ) oder das Hinauftragen der Bundeslade nach Zion ( 2Sam
6 ) oder irgendeine andere Triumphprozession nach einem bestimmten
Sieg sein. Aufgrund seiner bildhaften Sprache paßt der Psalm auf
verschiedene Anlässe. Es ist jedoch in jedem Falle ein Siegespsalm.
Vers 19 deutet auf Jesus Christus und seine Himmelfahrt hin und wird
auch von Paulus auf Christus bezogen ( Eph 4,8 ). David betrachtete die Geschichte Israels
von seinen Wüstenwanderungen bis zur Besetzung und Einnahme des
Landes. Er betonte, daß die Wahl Gottes auf Zion gefallen war, was
zur Folge hatte, daß Israel zahlreiche Kanaaniter gefangengenommen
und von den Gefangenen viele Güter bekommen hatte. Das ist der Grund
dafür, daß David Gott Lobgesänge sang: Gott zog um der Unterdrückten
willen im Triumph voran. David rief andere dazu auf, mit ihm in das
Lob ihres mächtigen Herrn einzustimmen. A. Furcht und Lobpreis über Gottes Sieg ( 68,2-7 ) Ps 68,2-4 David betete, daß Gott seine
furchterregende Macht beweisen solle. Die Worte in Vers 2 stimmen
fast vollständig mit den Worten überein, die Mose sprach, wenn die
Israeliten sich in der Wüste in Bewegung setzten ( 4Mo 10,35 ). Wenn
Gott sich in seiner Macht erhebt, müssen die Gottlosen wie Rauch
vergehen, der vom Wind fortgeblasen wird, und wie das Wachs vor dem
Feuer schmilzt. Die Gerechten, die sich vor den Gottlosen in
Sicherheit befinden, jubeln laut (vgl. Spr 28,12;29,2 ). Ps 68,5-7 David lud das Volk dazu ein, den
zu preisen, der auf den Wolken daherfährt (vgl. V. 34 ; Ps 104,3;
Jes 19,1 ), was auf die Majestät Gottes hinweist. Gott steht
aufgrund seines gewaltigen Tuns das Lob zu: Er errettet und tröstet
die Unterdrückten ( Vaterlose und Witwen ) und läßt die
Widerspenstigen einsam in der Wüste zurück. B. Erinnerung an Gottes siegreiche
Eroberung ( 68,8-19 ) Der Psalmist verfolgte nun das
Hinaufziehen des Herrn aus der Wüste bis zu seinem Berg Zion. Ps 68,8-11 Als Gott sein Volk durch die Wüste
führte, erlebte es Erdbeben und Regengüsse (vgl. Ps 77,17-20 ). In
der Wüste ermatteten sie, und sein Volk (das als
sein Erbteil bezeichnet wird; vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,20 ) wurde
durch den Regen erquickt. Gott sorgte voller Gnade für die Elenden. Ps 68,12-15 Dann berichtete der Psalmist noch einmal
von der siegreichen Besetzung des Landes Kanaan, aus dem Könige
(V. 13.15 ) vertrieben worden waren. Die genaue Bedeutung von
Vers 14 ist schwer zu verstehen. Der Vers scheint sich jedoch auf Ri
5,16 zu beziehen. Diese Stelle spricht negativ von einer Schar von
Israeliten, die sich bei der Landnahme nicht voll und ganz
einsetzten. Als etliche Israeliten des Nachts im Freien schliefen
und sich nicht am Kampf beteiligen wollten, segnete Gott
seine Taube (d. h. Israel; vgl. Ps 74,19 ). Ihre Besitztümer
(vielleicht Beute von besiegten Feinden) waren wie Silber und Gold
auf den Flügeln und Federn einer Taube. Wenn hier vom Schnee auf dem
Zalmon gesprochen wird, könnte damit Schneefall auf einem Gebirge
nahe Sichem gemeint sein (vgl. Ri 9,48 ), der Israel half, den Feind
zu vertreiben. Es könnte damit auch gemeint sein, daß Gottes Sieg so
erquickend war wie frisch gefallener Schnee. Ps 68,16-19 Diese Verse sprechen von Gottes Erwählung
des Berges Zion vor anderen Bergen und von seinem machtvollen
Hinaufziehen nach Zion, das dem Handeln eines Eroberers gleichkommt.
Der Ausdruck " die großen Berge des Landes Baschan " bezieht sich
auf die Hermongebirgskette, die sich nur wenige Kilometer nördlich
von Baschan befindet. Gott hatte Zion zu seinem Wohnort bestimmt und
kam mit einem großen Begleitzug ( vieltausend mal tausend ) von
Heerscharen von Engeln, die hier als Wagen in Erscheinung treten, in
die Stadt hinein. So zog der Herr den ganzen Weg vom Sinai (vgl.
V. 9 ) bis zu seinem Heiligtum in Zion. Sein Einziehen in Jerusalem
(als David die Stadt eroberte, 2Sam 5,6-8 ,oder aber als David die
Bundeslade nach Jerusalem brachte, 2Sam 6 ) war wie der Triumphzug
eines mächtigen Eroberers, der mit den Gefangenen hinaufzieht und
von den Besiegten, den Aufständischen, den Tribut erhält. C. Die Folgen des Sieges Gottes ( 68,20-32 ) Ps 68,20-24 David pries den Herrn, Gott, der die
Lasten der Gläubigen trägt und sie vor dem Tod errettet. David war
der festen Überzeugung, daß Gottes Einziehen in Zion um seines
Volkes willen die völlige Vernichtung seiner und des Volkes Feinde
zur Folge hatte. Er brachte Israel aus der Gefahr heraus (so wie
in Baschan , als sie Og erobert hatten; 4Mo 21,33-35 ) und aus
anderen furchtbaren Situationen (so wie beim Durchzug durch das Rote
Meer, was durch die Worte die Tiefen des Meeres angedeutet wird;
vgl. Jes 51,10 ). Gott verhalf Israel zum Sieg über seine Feinde,
was mit dem Bild der Füße dargestellt wird, die in das Blut der
Feinde eintauchen, während die Hunde das Blut auflecken (vgl. 1Kö
22,38 ). Ps 68,25-28 Gottes triumphaler Einzug in Zion und in
das Heiligtum wird hier noch einmal dargestellt. Es werden Sänger
und Musikanten beschrieben. Alle, die den sieghaften Einzug Gottes
erlebten, sollten ihn preisen. Die Stämme Benjamin und Juda, ein
kleiner und ein großer Stamm, stehen für den südlichen Teil des
Königreiches, Sebulon und Naftali für den nördlichen Teil.
Vielleicht haben die letzten beiden Stämme hier Erwähnung gefunden,
weil Debora und Barak einen Lobgesang über sie gesungen haben ( Ri
5,18 ). Ps 68,29-32 Der Schreiber bat Gott um einen erneuten
Beweis seiner Macht. Wenn die Könige der Heiden seine Stärke und
seinen Tempel sähen, würden sie sich unterwerfen und ihm Tribut
bezahlen. Das Tier im Schilf (V. 31 ) ist ein Bild für den Feind,
möglicherweise für Ägypten (V. 32 ). Die Stiere deuten auf die Macht
Ägyptens hin. Aber die Gesandten aus diesem Volk und aus Kusch , dem
Nachbarn Israels im Süden, werden schließlich gedemütigt und
zerstreut und unterwerfen sich Gott. D. Aufruf zum Lobpreis ( 68,33-36 ) Ps 68,33-36 Der Psalmist rief die Völker zum
Lobgesang dessen auf, der auf den Himmeln einherfährt (vgl. V. 5 ).
Sie sollten seine Macht und Majestät erkennen, die sich an Israel
und in den Himmeln zeigte und die auch seinem Volk gegeben wird. Ps 69 David bat Gott, ihn vor der Vernichtung
zu erretten, denn er ertrug Schande und die Ablehnung von seinen
Freunden um des Herrn willen. Er betete, daß Gott die Grausamkeit
seiner Unterdrücker vergelten möge, und blickte dem allumfassenden
Lob Gottes und seiner Wiederherstellung entgegen. A. Davids Feinde haßten ihn ohne Grund ( 69,2-5 ) Ps 69,2-5 In seinen Nöten wandte sich der Psalmist
an den Herrn. Er gebrauchte das Bild des Ertrinkens, um zu
verdeutlichen, daß er sich an der Schwelle des Todes befand und
gestorben wäre, wenn Gott ihn nicht errettet hätte. Seine Nöte waren
durch die zahllosen Feinde entstanden, die ihn vertilgen wollten.
Sie haßten ihn ohne Grund (vgl. Ps 35,19 ) und zwangen ihn, seine
Besitztümer abzugeben (die er nicht gestohlen hatte). B. Davids Eifer um das Haus Gottes ( 69,6-13 ) Ps 69,6-13 David wollte Gott zum Handeln für ihn
herausfordern, denn er litt wegen seines Eifers für den Herrn. Auch
wenn er ein Sünder war (V. 6 ), war das nicht der Grund seiner
jetzigen Bedrängnis. Statt dessen litt er um des Herrn willen
(V. 8 ). Seine eigenen Verwandten haßten ihn, obwohl er Eifer für
den Herrn hatte (V. 9-10 ). Ihre Beschimpfungen, die eigentlich Gott
galten, richteten sich nun gegen David. Als ihn der Kummer drückte,
fastete er (ein Zeichen der Trauer; vgl. Ri 20,26; 1Sam 31,13; 2Sam
12,16; 1Kö 21,27; Neh 1,4 ) und trug Sackkleider (ebenfalls ein
Zeichen der Trauer; vgl. 1Mo 37,34; 1Kö 21,27; Neh 9,1; Est 4,1-4;
Ps 30,12; 35,13; Kl 2,10; Dan 9,3 ). Sogar dann sangen seine Feinde
(einschließlich der Richter, die in den Toren saßen) und die
Trunkenbolde Spottlieder über David. C. David betete zum Herrn ( 69,14-29 ) Ps 69,14-19 Der Psalmist bat den Herrn, ihn vor dem
bevorstehenden Tod zu erretten. Zu Gottes Zeitpunkt ( der Zeit
deiner Gnade ) und aus seiner Liebe ( HeseD ; V. 14.17 )
und Gnade heraus sollte Gott David rasch von seinem Elend und seiner
Bedrängnis (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ) erretten ( Ps 69,15.19 )
und erlösen ( pADCh ; vgl. den Kommentar zu Ps 26,11 ). Noch einmal
gebrauchte David das Bild des Wassers , das ihn fast ertrinken ließ
(vgl. Ps 69,3 ). Ps 69,20-22 David fand Vertrauen in dem Wissen, daß
Gott von ihren Anschuldigungen wußte (vgl. Schmähungen in V. 11 ).
Gott wußte auch von der schlechten Behandlung Davids durch seine
Feinde (sie gaben ihm Galle ( rO?S , möglicherweise eine giftige
Pflanze) zu essen und Essig zu trinken). Das Wort
für Speise ( bArUT ) steht für eine Mahlzeit, die "ein Trauernder
von engen Freunden erhält. Der Gebrauch des Wortes betont die
Heuchelei ihres Verhaltens" (A. Cohon, The Psalms , S. 219). Ps 69,23-29 In der Verwünschung seiner Feinde betete
David darum, daß ihre eigene Speise ihnen zum Verhängnis werden
solle, daß ihre Augen verfinstert werden sollten, so daß sie nichts
sehen konnten, und daß ihre Rücken vor Kummer gebeugt werden
sollten. Er bat darum, daß sie vom Zorn Gottes überwältigt werden
und ihre Wohnungen wegen ihres Todes wüst werden sollten. Diese
Strafen waren gerecht, denn sie hatten dem Volk Gottes übel
zugesetzt (V. 27 ). David betete im Anschluß daran, daß Gott
sie für schuldig befinden und aus dem Buch des Lebens auslöschen
sollte (vgl. Offb 20,15 ). In der Bibel steht das Öffnen bestimmter
Bücher für das Gericht (vgl. Dan 7,10; Offb 20,12 ). Es scheint so,
als ob Gott die Namen der Frommen "auflistet". Aber
selbstverständlich hat Gott in seiner Allmacht keine schriftliche
Niederlegung nötig. Die Betonung liegt darauf, daß die Gottlosen an
Gottes ewigem Segen keinen Anteil haben. D. Der Herr erhört den Elenden ( 69,30-37 ) Ps 69,30-34 David betete noch einmal in seiner
Bedrängnis, daß der Herr seine Rettung sein (vgl. V. 14 ) und ihn
bewahren möge. David harrte voller Vertrauen auf die Rettung Gottes
und gelobte, den Herrn zu preisen. Er wußte, daß Dank Gott mehr
gefällt als das Opfer eines Rindes oder eines Stieres. Hörner waren
ein Zeichen dafür, daß das Tier erwachsen war; nur Tiere mit
gespaltenen Hufen durften geopfert werden ( 3Mo 11,3 ). Die Elenden
und die Bedürftigen (vgl. Ps 70,6 ) sollten die Rettung Gottes an
David sehen und Freude und Ermutigung erfahren. Sie erhielten die
Bestätigung, daß der Herr auch ihr Rufen erhören werde, weil er sein
Eigentum nicht verachtet. Ps 69,35-37 David rief zum allumfassenden Lobpreis
Gottes in Vorausahnung seiner Errettung des ganzen Volkes und der
Besiedlung des Landes durch Israel auf. In diesem Psalm steht das Gebet um
Errettung vom Leiden um des Herrn willen im Vordergrund. Teile des
Psalmes haben sich in Christus erfüllt: Er wurde gehaßt (V. 5 ;
vgl. Joh 15,25 ), er eiferte ( Ps 69,10; vgl. Joh 2,17 ), und er
bekam am Kreuz Essig zu trinken ( Ps 69,22; vgl. Mt 27,48 ). So
deutet der Psalm in einigen Teilen auf Christus hin. Er ist die
Verkörperung der Gerechten, die um ihres Eifers willen, Gottes
Willen zu tun, Verfolgung erleiden. Ps 70 Dieser kurze Psalm enthält ein Gebet
Davids um schnelle Errettung aus seiner gegenwärtigen schlimmen
Situation. David blickt in diesem Psalm auch dem Jubel entgegen, der
dem Elend folgen wird. Die Überschrift besagt, daß es eine "Bitte"
ist (wörtl.: "zum Gedächtnis"; vgl. die Überschrift zu Ps 38 ).
Vielleicht deutet das darauf hin, daß der Psalm in Verbindung mit
den Opfern Verwendung fand (vgl. 1Chr 16,4 ), die den Herrn an das
erinnern sollten, worum er gebeten worden war. A. Eile mir zur Hilfe ( 70,2-4 ) Ps 70,2-4 Der Psalmist schrie zu Gott, daß er
ihm eilends helfen möge (vgl. V. 6 und den Kommentar zu Ps 31,3 ).
Die Feinde wollten ihn ins Verderben stürzen (vgl. Ps 35,4.8;
38,13 ). Deshalb war seine Bitte dringend. Er betete, daß jene, die
Schande über ihn gebracht und ihn entehrt hatten ( Ps 69,20 ),
selbst Schmach erfahren ( Ps 70,3-4;71,13 ) und wegen ihrer Schande
umkehren sollten (vgl. Ps 6,11;40,15 ), so daß sie David nicht
länger verhöhnen konnten ( Haha! ). B. Gelobt sei Gott ( 70,5-6 ) Ps 70,5-6 Der Psalmist betete, daß alle, die den
Herrn suchen und seine Errettung lieben, sich freuen und " Gelobt
sei Gott! " sagen sollten. David bezeichnete sich selbst als arm und
elend (vgl. Ps 40,18; vgl. den Kommentar zu Ps 37,14 ) und betete um
eine rasche Errettung (vgl. Ps 70,2 ). Gott war die einzige Quelle
der Hilfe (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ). Ps 71 Ps 71 vereint in sich Elemente aus
mehreren anderen Psalmen ( 22; 31; 35; 40 ). Dennoch bildet er auch
in sich selbst eine Einheit, denn er spricht von dem Glauben eines
älteren Menschen durch fast sein ganzes Leben hindurch. A. Gebet um Hilfe vom Herrn ( 71,1-4 ) Ps 71,1-4 Der Psalmist wandte sich an den Herrn und
betete um Errettung vor den Gottlosen. Diese Bitte wird dadurch
unterstrichen, daß der Psalmist Gott zutraut, ihn zu erretten. Gott
war seine Zuflucht (V. 1 ), sein Fels der Zuflucht (V. 3 ; vgl. Ps
31,3 ) und seine Feste (dasselbe hebr. Wort wie in Ps
18,3;31,5;91,2 ). Der Psalmist sehnte sich nach fortwährender
Sicherheit, nach Schutz ( Ps 71,3 ) und nach Errettung vor den
Gottlosen (V. 4 ). B. Gebet aufgrund langwährenden
Vertrauens ( 71,5-13 ) Ps 71,5-8 Der Psalmist beteuerte nochmals trotz
seiner Bedrängnisse sein uneingeschränktes Vertrauen auf den Herrn.
Gott war seine Hoffnung (vgl. Ps 25,5.21; 33,20; 39,8; 62,6 ), der
eine, auf den er von seiner Jugend an vertraut hatte (vgl. Ps
71,17 ). Obwohl sich viele über ihn verwunderten (er schien ihnen
mächtig zu sein), wollte er weiterhin auf den Herrn, seine sichere
Zuflucht, vertrauen und ihn (V. 6.8 ) und seine Pracht (vgl. den
Kommentar zu Ps 29,2 ) preisen. (Das hebr. Wort für "Zuflucht" ist
hier maHseh , "Schutz vor Gefahr". Es wird auch in Ps 14,6; 46,2;
61,4; 62,8; 73,28; 91,2.9 gebraucht. Es unterscheidet sich von dem
Begriff, der in Ps 71,1 gebraucht und mit "ich habe meine Zuflucht
genommen" [ HAsCh ] übersetzt wird [ist aber mit dem
Nomen maHseh verwandt] und auch von dem Wort mAZNn , "Wohnung"
[vgl. Ps 90,1; 91,9 ], das in Vers 3 mit "Hort" wiedergegeben wird.) Ps 71,9-13 Der Psalmist betete um fortwährenden
Schutz ( verlaß mich nicht ; vgl. V. 18 ) in seinen alten Tagen,
denn manch einer wollte ihm Böses antun. Sie dachten, Gott hätte ihn
verlassen - eine recht merkwürdige Annahme! - und meinten, sie
könnten ihn packen und töten. Deshalb bat der Psalmist, daß Gott ihm
rasch (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ) helfen und Schande (vgl. Ps
71,24 ), Spott und Schmach über sie bringen solle (vgl. Ps 70,3-4 ). C. Ein Leben voller Lob setzt sich fort ( 71,14-24 ) Weil der alternde Psalmist sein ganzes
Leben hindurch auf den Herrn vertraut hatte, gelobte er, Gott auch
für seine Errettung in der Zukunft zu loben. Ps 71,14-18 Der Schreiber hoffte auf Gott und pries
ihn für seine Gerechtigkeit, seine unergründliche Rettung und
mächtige Befreiung (vgl. V. 24 ). Das Leben des Psalmisten war von seiner
Jugend an (vgl. V. 5 ) mit dem Lob über Gottes wunderbare Taten
erfüllt. Nun, da er alt war (vgl. V. 9 ), hatte er noch immer den
Wunsch, ihn zu preisen, aber Gott durfte ihn nicht verlassen (vgl.
V. 9 ), wenn er von der Macht Gottes sprach. Ps 71,19-21 Der Psalmist wiederholte einige der
großen Dinge, die Gott für ihn getan hatte. In seiner Gerechtigkeit
(vgl. V. 2.15 ) hatte Gott viele große Dinge getan (V. 19 ). Deshalb
ist er unvergleichbar. Die rhetorische Frage: Wer ist dir gleich,
Gott? wird mit geringen Variationen in der Wortwahl mehrere Male in
den Psalmen gestellt (vgl. Ps 35,10;77,14;89,7;113,5; vgl. auch 2Mo
15,11; Mi 7,18 ). Gott hatte dem alternden Psalmisten klar
gemacht, daß er, der von Bedrängnissen erretten kann, auch sein
Leben wieder neu gemacht hatte, indem er ihn aus den Tiefen der Erde
heraufgeführt hatte (d. h. von der Schwelle des Todes; vgl. Ps 30,2;
130,1 ). Deshalb glaubte der Psalmist, daß Gott ihn noch einmal groß
machen und trösten werde. Ps 71,22-24 In diesen abschließenden Versen gelobte
der Psalmist, Gott mit Gesang und mit Musikinstrumenten zu loben
( die Harfe und die Leier - offensichtlich beides Saiteninstrumente
- die beide häufig in den Psalmen erwähnt werden), wenn er jubelte
und von den Taten Gottes (vgl. V. 16-17 ) erzählte (vgl. V. 15 ).
Die Bezeichnung Heiliger Israels , die im Buch Jesaja häufig
Verwendung findet, taucht im Buch der Psalmen nur dreimal auf ( Ps
71,22; 78,41; 89,19 ). Dieses Lob dauerte den ganzen Tag über an,
denn Gott ließ alle seine Feinde beschämt werden (vgl. Ps 71,13 ). Die Psalmen Ps 72 Zwei Psalmen ( 72; 127 ) im Buch der
Psalmen stammen von Salomo. Ps 72 spricht von der Herrschaft des
Königs Salomo und von der Herrschaft des Messias. Der Psalm
beschreibt den Segen, der aus der Gerechtigkeit der theokratisch
regierenden Herrscher Gottes hervorströmt. Salomo erwartete, daß der
König um der Unterdrückten willen in Gerechtigkeit und Frieden
regieren und daß sich sein Herrschaftsbereich über viele Könige von
Meer zu Meer erstrecken werde. Der Psalmist betete um Frieden und
Wohlergehen und gründete seine Bitte darauf, daß der König ein
Befreier der Unterdrückten und deshalb der Ehre, der Macht und der
Herrschaft würdig sei. A. Gebet um gerechtes Gericht ( 72,1-7 ) Ps 72,1-4 Der Psalm beginnt mit einem Gebet, daß
Gott dem König doch die göttliche Fähigkeit zum gerechten Gericht
geben möge (V. 1-2 ). Der Psalmist sah voraus, daß der König, wenn
er in Gerechtigkeit regierte (V. 1-3 beinhalten jeweils das
Wort Gerechtigkeit ), Wohlergehen (vgl. V. 7 ) und Frieden brachte.
Er sollte auch für den Bedrückten und den Armen (vgl. V. 12-13 )
Recht sprechen (V. 12 ) und die bestrafen, die den Armen ausbeuten. Ps 72,5-7 Der Übersetzung er möge lange leben (aus
der LXX) ist die Wiedergabe von "du wirst gefürchtet sein" (aus dem
Hebräischen) vorzuziehen. Wenn die Verse so übersetzt werden,
beziehen sie sich nicht auf einen menschlichen König, sondern auf
Gott, der über alle Generationen hinweg existiert. Wenn die
Herrschaft eines Königs gerecht ist, tut seine Regierung dem Volk
wohl. Wie Regen auf der Erde verhilft der aufrichtige Herrscher dem
Gerechten, im Überfluß zu blühen und zu gedeihen. B. Die Erwartung seiner Herrschaft ( 72,8-11 ) Ps 72,8-11 Der Psalmist sah voraus, daß sein
Königreich sich von einem Meer zum anderen und vom Euphrat um die
ganze Erde erstrecken werde. Menschen, die in der Wüste lebten,
sollten sich vor ihm beugen und seine Feinde in Unterwerfung
gedemütigt werden ( den Staub lecken ). Könige ferner Länder sollten
ihm Tribut zollen und sich vor ihm beugen. Diese Könige sollten von
weit entfernten Orten herkommen, darunter auch aus Tarsis,
Scheba (vgl. V. 15 ; der Ort liegt im heutigen Jemen im Südwesten
der arabischen Halbinsel) und Saba (in Oberägypten; vgl. 1Mo 10,7 ). C. Rechtfertigung für die Herrschaft ( 72,12-14 ) Ps 72,12-14 Der Psalmist erläuterte, daß der König
einer solchen Herrschaft (V. 8 ) und der ihm zugemessenen Ehre
würdig sei (V. 9-11 ), denn er war der Befreier für die
Unterdrückten. Er wird den Armen ( arm taucht dreimal in
V. 12-13 auf) und den Elenden (vgl. V. 4 ) erretten, der zu ihm
ruft. Er wird sich der Schwachen erbarmen und sie erretten, denn ihr
Blut (d. h. ihr Leben) ist ihm kostbar. D. Gott gebührt das Lob ( 72,15-20 ) Ps 72,15-17 Aufgrund der wunderbaren und gerechten
Herrschaft des Königs brachten die Menschen ihm Gaben dar (z.
B. Gold aus Scheba ; vgl. den Bericht über die immense Menge Gold,
die Salomo von der Königin von Saba erhielt; 1Kö 10,10 ), beteten
für ihn, und sie wurden durch ihn gesegnet. Die Menschen beteten um
Fruchtbarkeit der Felder (vgl. Ps 72,3.6-7 ), so daß es Getreide und
Früchte im Überfluß gab. Der Libanon mit seinen Zedernwäldern war
ein Bild für ein blühendes Land. Die Segnungen einer solchen
Königsherrschaft stehen miteinander in Wechselwirkung: Er segnet die
Völker (vielleicht mit Handel und Friedensbündnissen), und sie reden
im Gegenzug Gutes über ihn. Ps 72,18-20 Vers 18-19 enthalten den zweiten
Lobgesang des Buches, und damit endet Buch II ( Ps 41-72 ) des
Psalters. Die Verse schließen Worte des Lobpreises des Herrn, des
Gottes Israels, und die Bitte mit ein, daß seine Herrlichkeit
überall offenbar werden möge. Aus Vers 20 wird deutlich, daß
damit die Gebete Davids zu Ende sind. Dennoch geben weitere 18
Psalmen die Autorschaft Davids in der Überschrift an ( Ps 86; 101;
103; 108-110; 122; 124; 131; 133; 138-145 ). III. Buch III ( Ps 73-89 ) Elf der 17 Psalmen dieses Teiles stammen
von Asaf ( Ps 73-83 ), einer von David ( Ps 86 ), drei von den
Söhnen Korachs ( Ps 84-85;87 ), einer von Heman ( Ps 88 ), und ein
weiterer von Etan ( Ps 89 ). Asaf, Heman und Etan waren levitische
Musikanten und lebten zur Zeit Davids ( 1Chr 15,17.19 ). Ps 73 Dieser Psalm behandelt dasselbe Thema
wie Ps 49 und könnte daher unter die Weisheitspsalmen eingereiht
werden. Der Psalm sollte jedenfalls mit Hinblick auf das Thema
"Weisheit" näher betrachtet werden. Asaf berichtete von den
Zweifeln, die ihn beinahe überwältigt hätten, als er das Leben eines
auf das Diesseitige ausgerichteten Menschen mit seinem eigenen Leben
verglich. Aber dann bekannte er die Sündhaftigkeit seiner Gedanken
und machte deutlich, daß der Unterschied in ihrem Los ihn dahin
brachte, den richtigen Blickwinkel zu behalten. A. Das Wohlergehen der Gottlosen ( 73,1-14 ) Ps 73,1-3 Asaf legte zu Beginn dieses Psalmes dar,
daß er beinahe ausgeglitten wäre (vgl. Ps 94,18 ) und sein Vertrauen
auf den Herrn verloren hätte, obwohl Gott gut ist zu jenen in
Israel, die auf ihn vertrauen und ein reines Herz haben (vgl.
V. 13 ). Der Psalmist hob seine eigene Situation hervor, indem er
vier Verse mit einem hebräischen Ausdruck beginnen ließ, der mit ich
aber ( Ps 73,2.22-23.28 ) übersetzt wird. Sein Vergehen war der Neid
auf das Wohlergehen der Gottlosen. Warum sollte es den Menschen, die
sich Gott entgegenstellen, besser ergehen als jenen, die ihm
vertrauen? Dieses Problem wurde so groß, daß er beinahe den Glauben
an Gottes Güte verloren hätte. Ps 73,4-12 Asaf ging auf das Wohlergehen der
Gottlosen näher ein, das ihm solche Schwierigkeiten machte. Er
beobachtete, daß die Gottlosen keine Schwierigkeiten zu haben
schienen wie andere Menschen (V. 4-5 ). Sie hüllen sich in Hochmut
und Gewalt ein (V. 6 ). Ihre bösen Anschläge sind unbegrenzt
(V. 7 ). Ihre Rede ist voller Hohn, Arglist und Hochmut, als wenn
ihnen die Erde gehörte (V. 8-9 ). Viele Menschen werden von ihrem
bösen Tun (sie wenden sich ihnen zu , V. 10 ) und von ihrem dreisten
Selbstvertrauen fortgerissen, und sie meinen, Gott kenne ihre Sünde
nicht (V. 11 ; vgl. Ps 94,7 ). Sorglos (vgl. Ps 73,4-5.12 ), wie die
Gottlosen sind, ergeht es diesen Hochmütigen immer wohl. Ps 73,13-14 Asaf gestand, daß er über den Wert seiner
Errettung verwirrt war. Er war bald der Ansicht, daß er sich
vergeblich gereinigt hatte (vgl. rein in V. 1 ), denn aufgrund
seines Glaubens an den Herrn wurde er geplagt und gezüchtigt. So wie
vielen Gläubigen vor ihm und nach ihm machte Asaf die Tatsache zu
schaffen, daß es Gott den Gottlosen scheinbar wohlergehen ließ und
den Gerechten bestrafte. B. Das Los der Gottlosen und des
Gerechten ( 73,15-28 ) Ps 73,15-20 Asaf überwand seine Zweifel, indem er
über das Los der Gottlosen nachdachte. Erstens erkannte er die
Gottlosigkeit seines früheren Schlusses im Hinblick auf diese
Überlegung an. Seine Worte sind wie ein Bekenntnis, denn er wußte,
welch eine Treulosigkeit seine Worte für die Versammlung sein
konnten (V. 15 ). Der ganze Konflikt war für ihn schmerzhaft
( niederdrückend ), bis er im Heiligtum verstand, was mit den
Gottlosen geschehen wird. Gott wird sie auf gefährlichen
( schlüpfrig ; vgl. "ausgeglitten" in V. 2 ) Grund stellen, wo sie
stolpern und fallen werden, sie werden niedergeworfen zur
Vernichtung und werden plötzlich ausgerottet. Wenn Gott endlich die Dinge ins Lot
bringt, werden die Gottlosen wie Trugbilder (ein Traum) und keine
Wirklichkeit mehr sein. Das war die negative Seite der Lösung von
Asafs Problem. Ps 73,21-26 Die positive Seite der Lösung war Asafs
Überzeugung von seinem eigenen, ruhmreichen Schicksal. Er bekannte,
daß seine Sicht durch Unverständnis getrübt worden war. Wenn er
nicht so unverständig gewesen wäre, gestand er ein, wäre sein Herz
nicht so erbittert worden (V. 21-22 ). ( Sich grämen heißt wörtl.:
"bitter werden"; verbittert heißt wörtl.: "stechenden Schmerz
fühlen".) Asafs eigene Lage stand im Gegensatz zu den Gottlosen,
denn er wußte, daß Gott immer bei ihm war (V. 23 ), ihn weise führte
( mit seinem Rat ) und ihn in die Herrlichkeit aufnahm (V. 24 ). "In
die Herrlichkeit" könnte auch mit "mit Herrlichkeit" übersetzt
werden und bedeutet, daß Gott Asaf durch seine Schwierigkeiten
hindurch führte, so daß er Ehre (und nicht Schande; vgl. Ps 4,3 ) in
seinem Leben empfing. Zudem versicherte Asaf, daß er nichts
außer Gott im Himmel und auf der Erde habe. Obwohl Asaf
niedergedrückt war, war Gott doch seine Stärke (vgl. Ps 18,2 ) und
sein Teil (vgl. Ps 16,5; 119,57; 142,6 ). Es gibt Gottlose, denen es
materiell gesehen wohl ergeht, aber nur der geistliche "Besitz" der
Gerechten wird Bestand haben. Ps 73,27-28 Asaf schloß, daß diejenigen, die Gott
ferne sind und die Treue gebrochen haben, vertilgt werden, aber daß
jene, die Gott nahe sind, Freude und Sicherheit erlangen. Obwohl
Asaf fast sein Vertrauen auf Gott verloren hätte (vgl. V. 2 ), war
er sich nun wieder sicher, daß Gott ihn sicher bewahrte und
seine Zuflucht war ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl. Ps 14,6;
46,2; 61,4; 62,8-9; 71,7; 91,2.9 ). Die Nähe Gottes hilft Gläubigen
stets, eine ausgewogene Sicht der materiellen Dinge und der
Gottlosen zu behalten. Ps 74 Asaf bat Gott, seines Volkes zu gedenken,
weil sein Feind das Heiligtum verwüstet hatte. Er betete, daß Gott,
der bei der Vertilgung ihrer Feinde in der Vergangenheit geholfen
hatte, nicht zulassen würde, daß sie zuschanden würden. A. Gebet um Gedenken an das Volk Gottes ( 74,1-2 ) Ps 74,1-2 Der Psalmist bat Gott, nicht weiterhin
zornig auf die Schafe seiner Weide zu sein (d. h. auf das Volk
Gottes; vgl. Ps 79,13; 95,7; 100,3 ). Gott sollte
jener gedenken (und auf sie acht haben), die er erlöst hat (vgl. 2Mo
15,13 ), damit sie sein Erbteil seien (vgl. den Kommentar zu 5Mo
4,20 ), und er sollte seiner Wohnung in Zion gedenken. (Der
Begriff Stamm steht für das Volk, wie in Jer 10,16 deutlich wird.) B. Klage über die Zerstörung ( 74,3-9 ) Ps 74,3 Asaf betete, daß Gott sich ihnen zuwenden
und sein Volk retten möge, denn der Feind hatte das Heiligtum
verwüstet und das Volk in Gefahr gebracht. Das Wort verwüstet und
die Bemerkungen in Vers 4-8 weisen auf eine völlige Zerstörung des
Heiligtums hin (vgl. Ps 79 ). Auf welches historische Ereignis sich
diese Situation bezieht, muß offen bleiben. Der einzige Anlaß, der
dazu paßt, könnte der Einfall der Babylonier 586 v. Chr. sein. Diese
Datierung steht jedoch im Widerspruch zu der Autorschaft Asafs, der
zur Zeit Davids gelebt hat, weshalb dieses Ereignis als mögliche
Erklärung ausscheidet. Ps 74,4-8 Wie der Psalm berichtete, hatte der Feind
im Heiligtum gebrüllt und es zerstört. Die Schnitzereien waren von
Äxten und Beilen zerschlagen, das Heiligtum ( der Wohnort Gottes ;
vgl. Ps 76,3;84,2;132,5.7; seines Namens , d. h. der Ort, an dem
Gott sein Wesen offenbart hatte; vgl. "Name" in Ps 74,10.18.21 ) war
ebenso abgebrannt, wie alle Versammlungsorte im Land abgebrannt
waren. Ps 74,9 Der Psalmist litt Kummer angesichts der
Tatsache, daß es keinen Propheten gab, der dem Volk geistlichen Rat
geben oder darlegen konnte, wie lange diese notvolle Zeit noch
dauern würde. C. Bitte um Hilfe ( 74,10-17 ) Ps 74,10-17 Weil es keinen Propheten mehr gab
(V. 9 ), rief der Psalmist selbst Gott um Hilfe an und fragte
ihn, wie lange (vgl. V. 9 und den Kommentar zu Ps 6,4 ) der Feind
sie noch verhöhnen (vgl. Ps 74,22 ) und Gott schmähen (vgl. V. 18 )
werde. Asaf hoffte, daß Gott nicht länger abwarten, sondern
seine rechte Hand , ein Symbol seiner Macht, ausstrecken und diesen
vertilgen werde (V. 11 ). Asaf versuchte, Gott herauszufordern,
indem er ihn daran erinnerte, wie er in der Vergangenheit geholfen
hatte: Gott ist der souveräne König und Retter (V. 12 ), Gott
errettete Israel durch das Meer hindurch (das Rote Meer, V. 13 ), er
schlug den Leviatan, ein siebenköpfiges Untier, das hier die Macht
Ägyptens symbolisierte (V. 14 ), und er hat die völlige Gewalt über
die Natur (V. 15-17 ), also auch über Flüsse, über Tag und Nacht,
über die Sonne und den Mond und über die Jahreszeiten. Aufgrund der
Taten Gottes in der Vergangenheit erhoffte sich Asaf Gottes Hilfe in
der Gegenwart. D. Gedenke des Bundes ( 74,18-23 ) Ps 74,18-23 Asaf bat Gott, den arglistigen Spott des
Feindes nicht zu vergessen (vgl. V. 10.22 ) und seine Taube (d. h.
einen wehrlosen Vogel, nämlich Israel; vgl. Ps 68,14 ) zu beschützen
und an seinen Bund zu gedenken, so daß sein Volk - unterdrückt, arm
und elend (vgl. den Kommentar zu Ps 37,14 ) - nicht die Schmach der
Niederlage erlitte. Gott, so sagte Asaf, möge erkennen, daß die
Feinde Lästerer sind, die ihn verhöhnen ( Ps 74,22; vgl. V. 10.18 ).
Deshalb sollte Gott sein Volk nicht verlassen, sondern für seine
Sache eintreten und seinen tobenden, schreienden Feinden eine
Niederlage zufügen. Ps 75 Dieser Psalm feiert einen Sieg, der noch
in der Zukunft lag. Der Psalmist erkannte, daß Gott zur
festgesetzten Zeit Gericht bringen werde und daß das Gericht die
Gottlosen vernichten und die Gerechten erhöhen werde. Deshalb
ermahnte er die Gottlosen, sich doch Gott, der allein retten kann,
zu unterwerfen. A. Gott bestimmt das Gericht ( 75,2-4 ) Ps 75,2-4 Um des Volkes willen pries Asaf Gott
dafür, daß er ihm so nahe war und wunderbare Werke vollbrachte
(V. 2 ). Besonders hervorzuheben war unter den Taten Gottes sein
Gericht (V. 3 ; vgl. V. 8 ; Ps 94,2 ), und auch wenn unter seinem
Gericht die Erde erbebt, läßt er sie doch bestehen ( Ps 75,4 ). B. Gott ist der Richter ( 75,5-9 ) Ps 75,5-7 Gott ermahnte die Gottlosen, ihre
Herzenshaltung ihm gegenüber doch zu ändern. Sie sollten nicht
hochmütig Gott trotzen. Erhebt nicht euer Horn ist ein Bild aus der
Tierwelt und deutet auf trotziges, prahlerisches Selbstvertrauen
hin. Darüber hinaus sollten die Gottlosen nicht mit emporgestrecktem
Hals sprechen, d. h. in halsstarriger Auflehnung gegen Gott. Die
Gottlosen sollten erkennen, daß, wenn er richtet, keine irdische
Hilfe mehr zu erwarten ist. Ps 75,8-9 Der Psalmist warnte die Gottlosen, daß
sie, weil Gott der Richter ist (vgl. V. 3 ), sicher seinen ganzen
Zorn erleben werden. Diese Aussage wird mit dem Bild eines Bechers
voll schäumenden Weins (vgl. Hi 21,20; Jes 51,17; Jer 25,15 )
verdeutlicht. Alle Gottlosen werden ein furchtbares Gottesgericht
erleben, und sie müssen den Becher bis zur Neige leeren. C. Gottes Gericht ist sehr zu loben ( 75,10-11 ) Ps 75,10-11 Asaf gelobte, Gott für den Sieg der
Gerechten Loblieder zu singen. In Vers 11 spricht möglicherweise
Gott selbst und legt dar, daß er den Widerstand aller Gottlosen
zerstören und den Gerechten erhöhen wird. Das wird Grund zum
Lobpreis sein. Ps 76 Dies ist ein Loblied über die Macht des
Gottes Jakobs. Der Psalmist Asaf erzählte, daß Gott sich in
Jerusalem mit seinem Gericht bekannt gemacht hatte. Asaf beschrieb,
wie Gott die Gottlosen vernichtete und die Gerechten errettet hatte.
Aufgrund dieses Tatbestandes ermahnte Asaf die Führer, Gott ein
Gelübde abzulegen. A. Gottes Gericht ist bekannt ( 76,2-4 ) Ps 76,2-4 Gott hatte sich mit der Vernichtung der
Feinde Israels bekannt gemacht. Er zerbrach die Waffen all
derjenigen, die gegen Jerusalem, Salem (sonst nur in 1Mo 14,18; Hebr
7,1-2 ) und Zion Krieg führten. (Zu Gottes Wohnung in Jerusalem
vgl. Ps 74,7;84,2;132,5.7 .) B. Gottes Gericht ist gerecht ( 76,5-11 ) Ps 76,5-7 Asaf pries den Herrn als den Gott des
Lichtes, den Einen, der herrlich ist und hervorleuchtet. Seine
Majestät ist sogar höher als die Berge, die reich an Wild sind. Der
Ausdruck, der wörtlich heißt: "Berg des Raubes" könnte bedeuten, daß
Gott majestätischer ist als die Feste des Feindes. Die Kämpfer
dieser Feinde werden rasch von dem Tadel Gottes (V. 7 ) vernichtet
(V. 6 ). Die Psalmen Ps 76,8-11 Der Psalmist erläuterte dann, daß Gott in
seinem Zorn seine souveränen Absichten mit seinen Widersachern
verfolgt. Keiner kann vor diesem furchtbaren (vgl. V. 12-13 ) Gott
bestehen bleiben. Als das Gericht Gottes vom Himmel erging, um die
Gerechten ( die Bedrückten ) zu erretten, war die Erde stille, und
sie fürchtete sich. Gottes Zorn gegen die Gottlosen führt die
Gläubigen zum Lobpreis Gottes und schreckt diejenigen, die nicht
vertilgt worden sind, von der völligen Hingabe an ihre Sünden ab. C. Gottes Gericht ist schrecklich ( 76,12-13 ) Ps 76,12-13 Die Gläubigen sollten ihre Gelübde, die
sie Gott gemacht haben, auch dem gefürchteten Gott erfüllen (vgl.
V. 8 ). Durch ihren Bund mit Gott können die Gläubigen seinem
furchtbaren Gericht über die Herrscher dieser Welt entgehen. Gott
kann denjenigen, die sich gegen ihn auflehnen, die Furcht vor ihm
lehren. Ps 77 Der Psalmist Asaf schrie des Nachts aus
seinem bedrängten Geist heraus und suchte nach einer Antwort auf die
Frage nach seiner Not. Er fand Trost im Nachsinnen über Gottes
machtvolle Errettung beim Auszug aus Ägypten. Dieses Nachsinnen gab
dem Psalmisten wieder neuen Mut und veranlaßte ihn dazu, Gott noch
einmal zur Demonstration seiner gewaltigen Macht zu veranlassen. A. Die Not ( 77,2-10 ) Ps 77,2-4 Asaf erzählte, daß er die ganze Nacht
nach Gott geschrien hatte, daß er ihn doch erhören möge, war aber
beunruhigt und verwirrt, als er Gottes gedachte (vgl. V. 7-8 ).
Offensichtlich war sein Bemühen, im Gebet Trost zu empfangen,
vergeblich. Ps 77,5-7 Der Psalmist ging nun darauf ein, wie
sein Geist nach Trost gesucht hatte. Gott hatte ihn betrübt, indem
er ihn wach gehalten hatte. Da hatte Asaf über die vergangenen Tage
nachgedacht, als er des Nachts von Gottes Errettung singen konnte.
Aber nun war er bestürzt ( betrübt ; vgl. V. 4 ), denn es gab keinen
Anlaß, Gott zu preisen. Ps 77,8-10 Asaf war bestürzt, weil ihn der Herr
anscheinend verlassen hatte. Er war darüber verwundert, daß Gott
Israel verworfen haben sollte und daß er seine Gnade,
Liebe ( HeseD , "treue Liebe") und Verheißung nicht mehr zeigte und
Barmherzigkeit und Erbarmen aufgrund seines Zornes zurückhielt. Offensichtlich befand sich das Volk
damals in großer Not. Gott hatte dessen Gebete nicht beantwortet.
Das bekümmerte den Psalmisten bis aufs äußerste. B. Die Erklärung ( 77,11-21 ) Der Trost und die Hoffnung des Psalmisten
erwuchsen aus seinem Nachsinnen über Gottes mächtige Errettung
Israels beim Auszug aus Ägypten. Ps 77,11-16 Asaf entschied sich, Gottes Wunder
(V. 12 ), die er in der Vergangenheit mit seiner rechten
Hand (V. 11 ; d. h. in seiner Macht; vgl. "Arm," V. 16 ) getan
hatte, ins Gedächtnis zu rufen ( erinnern, nachsinnen, bedenken ,
V. 12-13 ). Asaf gründete seine Bitte auf diese Werke und Taten
Gottes. Sein Nachsinnen führte ihn zum Lobpreis des einzigartig
heiligen und großen Gottes als Erlöser (V. 14-16 ). Gott ist mit
keinem zu vergleichen, denn er tut Wunder und Machttaten wie die
Erlösung (Errettung) seines Volkes aus Ägypten durch seinen starken
Arm (d. h. Stärke). Die Frage: Welcher Gott ist so groß wie unser
Gott? bedeutet nicht, daß andere Götter auch leben. Sie zeigt
lediglich an, daß Gott weit über alle falschen Götter, die Menschen
anbeten, hinausreicht (ähnliche Fragen vgl. in Ps
35,10;71,19;89,7;113,5; 2Mo 15,11; Mi 7,18 ). Ps 77,17-19 Asaf beschrieb nun die
Naturerscheinungen, die die Entfaltung der Macht Gottes begleiteten,
als Gott sein Volk aus Ägypten befreite. Die Wasser gehorchten ihm
(beim Durchzug durch das Rote Meer), und Wolken, Donner, Blitze
(deine Pfeile) und Erdbeben verdeutlichten seine Macht (vgl. Ps
68,8-10;97,2-5 ). Ps 77,20-21 Gott gebrauchte Mose und Aaron, um sein
Volk auf wunderbare Weise durch das Rote Meer aus der Gefahr
herauszuführen, als wenn sie eine Schafherde gewesen wären (vgl. Ps
78,52;79,13;100,3 ). So liegt die Betonung bei dieser vom Lob
Gottes erfüllten Besinnung darauf, daß Gott sein Volk wieder auf
wunderbare Weise retten wird, das Volk, das er sich erlöst hatte. Ps 78 Ps 78 führt die Tradition fort, den
Bericht von Gottes herrlichen Taten der Vergangenheit von einer
Generation auf die andere weiterzugeben. Der Psalmist Asaf flehte
seine Generation an, das Gesetz zu halten, Gottes Taten nicht zu
vergessen und sich nicht gegen ihn zu erheben. Sie sollten nicht so
handeln wie ihre Vorfahren in der Wüste, die vom Zorn des Herrn
geschlagen wurden. Sie sollten sich auch nicht eine spätere
Generation zum Vorbild nehmen, die Silo plünderte, bevor der Herr
David zum König erwählt hatte. Der Psalm ist ein trauriger Rückblick
darauf, wie ihre Vorfahren die Werke Gottes vergessen hatten, aber
er berichtet auch, wie der Herr sie voller Gnade errettete. A. Die Unterweisung ( 78,1-8 ) Ps 78,1-8 Asaf rief das Volk dazu auf, seine
Unterweisung über die Taten, die Macht und die Wunder (V. 4 ) des
Herrn zu hören (V. 1 ), die er seiner Generation bekannt machen
wollte. Sie waren von früheren Generationen überliefert worden, wie
Gott es befohlen hatte. Das war der Plan des Herrn gewesen, damit
das Volk auf ihn vertraute, dem Gesetz gehorchte (V. 7 ) und nicht
wie seine ungläubigen Vorväter in Unglaube und Auflehnung
hineinstolperte (V. 8 ). B. Der Ungehorsam Ephraims ( 78,9-11 ) Ps 78,9-11 Es ist nur schwer auszumachen, auf
welches Ereignis sich diese Verse beziehen. Ephraims Niederlage im
Kampf und sein Ungehorsam gegen Gott, wann immer das auch geschehen
sein mag, sind möglicherweise der Grund für die Vorrangstellung
Judas vor Ephraim (vgl. V. 67-68 ). C. Die wunderbaren Taten Gottes, die die
Menschen vergessen ( 78,12-72 ) Im restlichen Teil des Psalmes blickte
Asaf auf das Eingreifen Gottes in die Geschichte Israels zurück. In
Vers 12-39 wiederholte der Schreiber die wunderbaren Taten Gottes an
den Vorfahren Israels beim Auszug und in der Wüste. Er sprach auch
davon, daß die Israeliten Gott nicht gehorcht hatten. In
Vers 40-72 ging Asaf auf die herrlichen Taten Gottes an dem Volk von
der Zeit der Plagen bis zur Einsetzung Davids als König und
ebenfalls auf den Ungehorsam des Volkes ein. Ps 78,12-20 Asaf beschrieb die Wunder Gottes im
Zusammenhang mit den Plagen (vgl. V. 43-51 ; 2Mo 7-11 ) in Zoan ,
der Hauptstadt des Landes Gosen im Nordosten Ägyptens ( Ps 78,12 ),
mit dem Durchzug durch das Rote Meer (V. 13 ; vgl. 2Mo 14,21-22 )
und in der Wüste ( Ps 78,14-16; vgl. 2Mo 13,21; 17,6 ). Aber das
Volk murrte und lehnte sich gegen ihn auf ( Ps 78,17-20 ). Es
zweifelte an Gottes Macht (vgl. V. 22 ), versuchte ihn (vgl.
V. 41.56 ) und erwartete, daß Gott Wunder täte, obwohl es doch nicht
nach seinem Willen lebte. Ps 78,21-33 Asaf erzählte, daß der Herr auf das
Murren Israels zuerst mit Zorn antwortete und Feuer schickte
(V. 21-22 ; vgl. 4Mo 11,1-3 ), dann Manna auf sie hinabregnen ließ
( Ps 78,23-25; vgl. 2Mo 16,14-31 ), das das Himmelsbrot genannt
wurde, weil es von Gott herabgesandt worden war (vgl. 2Mo 16,4 ),
und danach mit dem Fleisch ( Ps 78,27-29 ) der Wachteln (vgl. 2Mo
16,13 ) antwortete, die von einem Südost-Wind hergeweht worden waren
(vgl. 4Mo 11,31 ). Asaf erinnerte ebenfalls daran, daß der Zorn
Gottes (vgl. Ps 78,21 ) die Begierigen vernichtete (V. 30-33 ;
vgl. 4Mo 11,33 ). Ps 78,34-39 Asaf fügte hinzu, daß sich das Volk immer
dann zum Herrn als seinem Fels und Erlöser hinkehrte, wenn er es
bestraft hatte, auch wenn dessen Herz nicht fest war. Aber Gott
vergab ihm und hielt seinen Zorn immer wieder zurück, denn er
gedachte daran, daß es nur Menschen waren, deren Leben vergänglich
war (V. 38-39 ). Ps 78,40-55 Asaf beklagte, wie oft das Volk in der
Wüste widerspenstig gewesen war und die mächtigen Taten vergessen
hatte, die die Macht Gottes offenbar machten (V. 40-42 ). Nachdem
Asaf kurz auf die Plagen in Ägypten eingegangen war (V. 12 ), wandte
er sich nun einigen von ihnen in allen Einzelheiten zu (V. 43-51 ;
vgl. Ps 105,28-38 ). Sykomoren, Maulbeerfeigenbäume, gab es in
Ägypten häufig. Asaf beschrieb auch die große Errettung des Volkes
durch die Wüste hindurch, als er es wie eine Herde führte ( Ps
78,52-54; vgl. Ps 79,13 ), und die Eroberung des Landes ( Ps
78,55 ). Ps 78,56-64 Dann rief sich Asaf voller Betrübnis in
Erinnerung, wie das Volk Gott versucht hatte (vgl. den Kommentar zu
V. 18 ), widerspenstig war und sich den falschen Göttern zuwandte
(V. 56-58 ). Deshalb war der Herr zornig und ließ die
Plünderung Silos geschehen, so daß die Bundeslade in Gefangenschaft
geriet (V. 59-61 ; vgl. 1Sam 4,4-11 ). Viele wurde damals getötet
( Ps 78,62-64 ), darunter auch die Priester Hofni und Pinhas. Ps 78,65-72 Asaf erinnerte daraufhin das Volk daran,
wie der Herr sich erhob, bildlich gesprochen wie ein Starker, und
sein Volk vor seinen Feinden rettete. Aber dann verwarf er die Zelte
Josefs, Manasses und Ephraims (vgl. den Kommentar zu V. 9-11 ), die
für die Stämme des Nordens standen, und erwählte Judas Zion als Ort
für sein Heiligtum und David, seinen Knecht, zu seinem König. Der
Unglaube und der Ungehorsam, die bei der Schlacht von Afek Verderben
brachten ( 1Sam 4,1-11 ), markierten die Wende zu einer neuen
Priesterschaft und einem neuen Heiligtum und zu einem König, der das
Volk, Gottes Erbteil, führte (vgl. Ps 78,62;79,1; vgl. den Kommentar
zu 5Mo 4,20 ). Ps 79 Der Psalmist Asaf beklagte, daß Jerusalem
zerstört worden war und die Gläubigen getötet und ihre Feinde zum
Hohn ermutigt worden waren, und bat den Herrn, nicht ihrer Sünden zu
gedenken, sondern sie um seines Namens willen zu erretten. Der Psalm
hat in mancher Beziehung Ähnlichkeiten mit Ps 74 . A. Klage über die Zerstörung Jerusalems ( 79,1-4 ) Ps 79,1-4 Der Schreiber beklagte, daß die Völker in
das Land des Volkes Gottes (sein Erbteil; vgl. den Kommentar zu 5Mo
4,20 ) eingefallen waren, den Tempel entweiht und die heilige Stadt
geplündert hatten. Darüber hinaus hatten sie sehr viele Diener
Gottes getötet und sie unbegraben zum Raub und Fraß liegengelassen.
All das machte Israel zum Objekt des Spottes und der Schande. B. Bitte um Errettung ( 79,5-12 ) Ps 79,5-9 Der Psalmist bat den Herrn, ihrer Sünden
nicht zu gedenken, sondern ihnen in ihrer Not beizustehen. Er
fragte, wie lange (vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ) der Herr wegen
ihrer Sünden zornig sein würde - mit seiner Eifersucht , die wie
Feuer brannte (vgl. Ps 89,47 ). Gott sollte ihre Feinde umbringen
und sein Eigentum um seiner Herrlichkeit und um seines Namens willen
rasch erretten (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ). Ps 79,10-12 Der Psalmist wollte den Herrn dazu
bewegen, seine Bitte um Errettung zu beantworten. Er wünschte sich,
daß er die Gefangenen am Leben erhalten und dem Spott über das Volk
Gottes ein Ende setzen möge ( Wo ist ihr Gott? vgl. Ps
42,4.11;115,2 ), indem er ihnen siebenfach zurückgäbe (d. h.
gründlich und genau; vgl. Ps 12,7 ) und dem Vorwurf des Volkes ein
Ende setzen möge, der besagte, daß Gott seinem Eigentum gar nicht zu
helfen vermochte. C. Gelöbnis zum Lobpreis ( 79,13 ) Ps 79,13 Wenn der Herr sein Volk aus der
Knechtschaft befreite, gelobte der Psalmist, daß sie, die Schafe
seiner Weide (vgl. Ps 74,1;95,7;100,3 ), ihm in Ewigkeit danken und
ihn ewiglich preisen würden. Ps 80 In diesem Gebet, daß der Herr Israel
wieder aufrichten und erretten möge, beklagte der Psalmist das
furchtbare Unheil, das durch ihre Feinde über sie hereingebrochen
war. Er beschrieb den Segen und den Fluch über das Volk, das, einem
Weinstock gleich, zunächst gedieh und dann zugrunde ging. Er
wiederholte den Kehrreim (V. 4.8.20 ), daß Gott sich ihnen doch
zuwenden und sie erretten solle. A. Anrufung des Hirten Israels ( 80,2-4 ) Ps 80,2-3 : Der Psalmist rief den Herrn,
den Hirten (vgl. Ps 23,1;28,9 ) seines Volkes, der Schafe, an, den
Stämmen in ihrer Not doch beizustehen. Es wird geschildert, daß der
Herr im Tempel über den goldüberzogenen Cherubim über der Bundeslade
thront (vgl. Ps 99,1; 1Kö 6,23-28 ). Josef , der für das nördliche
Königreich steht, und Benjamin , der für das südliche Königreich
steht, waren die beiden Söhne Rahels; Ephraim und Manasse , Josefs
Söhne, waren ihre Enkel. Ps 80,4 Der Psalmist betete, daß Gott durch seine
Gnade doch sein Volk wiederherstellen und erretten möge. Dieser
Refrain taucht noch einmal in den Versen 8. 20 auf. Der Gedanke der
Gnade Gottes findet in dem Bild des leuchtenden Angesichtes
Ausdruck, dem strahlenden Angesicht der Güte Gottes (vgl. 4Mo
6,25 und den Kommentar zu Ps 4,7 ). B. Die Züchtigung Gottes ( 80,5-8 ) Ps 80,5-8 Der Psalmist beklagte die strenge
Züchtigung, die Gott über sein Volk gebracht hatte. Er schrie zu
Gott und fragte, wie lange (vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ) sich sein
Zorn noch gegen es richten solle. Gott gab seinem Volk Tränen zur
Speise (wie ein Hirte). Er hatte Unheil über es gebracht, so daß es
sehr heftig weinte ( mit einem Tränenkrug getränkt wurde). Aber die
schmerzlichste Tatsache der Züchtigung Gottes war, daß die Feinde
Israels ihren Spott trieben (vgl. Ps 79,10 ). Noch einmal wurde im Refrain der Wunsch
ausgedrückt, daß Gott durch seine Güte sein Volk
doch wiederbeleben solle (vgl. Ps 80,4.20 ). C. Der Segen hat aufgehört ( 80,9-15 b) Ps 80,9-12 Der Psalmist stellte Israel im Bild des
Weinstockes dar, den Gott aus Ägypten herbeigebracht und im Land
eingepflanzt hatte. Er gedieh, so daß er sich bis zu den Bergen im
Süden ausbreitete, bis zu den Zedern des Libanon im Norden, bis zum
Meer (dem Mittelmeer im Westen) und bis zum Strom (dem Euphrat) im
Osten. Ps 80,13-15 b Dennoch war die Pracht dahingeschwunden.
Mit einer rhetorischen Frage beklagte der Schreiber Asaf, daß Gott
die Mauern des Volkes niedergerissen und anderen so die Möglichkeit
geschaffen hatte, den Weinstock auszurauben. Das hebr. Wort für
"Mauern" (das auch in Ps 89,41; Jes 5,5 gebraucht wird) steht nicht
für Stadtmauern, sondern für schützende Mauern um einen Weinberg.
Die Feinde, die Israel ausraubten, werden hier als Wildschweine und
wilde Tiere beschrieben. Vielleicht rührt das Bild Israels als
Weinstock von 1Mo 49,22 her. Es wird zudem in Jes 5,1-7; 27,2-6; Jer
2,21; 12,10 und Hos 10,1 benutzt. Jesus bezeichnete sich selbst als
Weinstock ( Joh 15,1.5 ), denn er, der verheißene Same, erfüllte und
verkörperte das Handeln Gottes mit Israel. Als Israel versagte,
erfüllte Jesus doch den Plan Gottes. Die ersten beiden Zeilen von Ps
80,15 sind ein Refrain, der in Vers 4.8.20 ähnlich, aber mit anderer
Wortwahl wiedergegeben wird. D. Versprechen zum Gehorsam ( 80,15 c. 16-20 ) Ps 80,15-17 (Ps 80,15c-17) Asaf gebrauchte weiterhin das Bild des
Weinstockes, wenn er beklagte, daß die Wurzeln eingepflanzt worden
waren und der Sohn, der aufgewachsen war, vernichtet wurde
( abgehauen ). "Sohn" ist die wörtliche Wiedergabe des Hebr. und
bezieht sich auf das Volk, das aus "der Wurzel" entsprungen ist. So
könnte "Sohn" mit "Zweig" wiedergegeben werden. Auch dieses Bild
(vgl. den Kommentar zu V. 13 ) könnte aus 1Mo 49,22 stammen. Der
hebr. Begriff "Sohn" wird in 2Mo 4,22 und Hos 11,1 auch für das Volk
gebraucht. Das NT bezieht in Mt 2,15 erneut die Worte eines
Propheten ( Hos 11,1 ) auf Christus, den Samen als den
Stellvertreter Israels. Ps 80,18-20 Der Psalmist betete, daß die Hand Gottes
es wieder erheben möge. Der Ausdruck der Mann deiner rechten
Hand könnte eine Anspielung auf Benjamin sein, denn Benjamin
bedeutet "Sohn der rechten Hand". Der Sohn des Menschen bezieht sich
auf Israel (wieder als der Sohn). Asaf erklärte, daß, wenn Gott sein
Eigentum segne, das Volk ihm treu sei. Noch einmal wird der Refrain wiederholt,
der die Bitte um Gottes Trost für sein Volk aufgrund seiner Güte
wiederaufnimmt (vgl. V. 4.8 ). Ps 81 Dieses Lied stellt eine Feier im Gedenken
an die Errettung des Herrn dar. Man hat es fast immer dem
Laubhüttenfest zugeschrieben ( 3Mo 23,33-36.39-43; 5Mo 16,13-15 ).
Von anderer Seite wurde von Ps 81,6 her argumentiert, daß das
Passafest der Anlaß für Asafs Niederschrift von Ps 81 war, denn das
Passa wurde in Ägypten eingesetzt. Aber die Freudenausrufe in diesem
Psalm passen besser zum Laubhüttenfest. In diesem Psalm versammelte
Asaf das Volk zum Fest, das Gott zum Gedenken an seine große
Errettung des Volkes aus der Knechtschaft Ägyptens befohlen hatte.
Asaf illustrierte anhand der Geschichte, daß der Herr auch jetzt
dessen Bedrückung entfernen würde, wenn es ihm gehorchte. A. Ruf zur Feier ( 81,2-6 ) Ps 81,2-3 Der Psalmist rief die Versammlung auf,
dem Herrn, ihrer Stärke, laut zu singen (vgl. Ps
22,20;28,7-8;46,2;59,10.18;118,14 ) und ihn mit musikalischer
Begleitung zu preisen. Ps 81,4-6 Dann ermahnte der Psalmist sie, zum Fest
zu erscheinen, denn das war eine Ordnung, die das Volk festhalten
sollte. Das Gesetz legte fest, daß alle erwachsenen Männer dreimal
im Jahr nach Jerusalem hinaufziehen sollten, um das Passafest
(zusammen mit dem Fest der ungesäuerten Brote), das Wochenfest und
das Laubhüttenfest ( 5Mo 16,16 ) zu feiern. Das Laubhüttenfest
begann bei Vollmond, am 15. Tag des siebenten Monats ( 3Mo 23,33 ).
Der siebte Monat war September/Oktober (vgl. "Der Kalender in
Israel" bei 2Mo 12,1 ). Israel hörte gerade die ersten Gebote Gottes
in Ägypten (bei seinen Anordnungen bezüglich des Passafestes). Es
war wie eine Stimme, die sie niemals zuvor gehört hatten. B. Bericht über die Offenbarung Gottes ( 81,7-17 ) Diese Verse berichten vom Reden Gottes zu
Israel, als wenn Gott direkt zum Volk spräche. Ps 81,7-8 Zuerst schrieb der Psalmist, daß Gott
gesagt hatte, daß er durch den Auszug die Israeliten von ihrer Last
befreit hatte (in der ägyptischen Sklaverei mußten die Israeliten
Ziegelsteine in Körben schleppen) und sie in der Wüste bei Meriba
geprüft hatte ( 2Mo 17,7; 4Mo 20,13; Ps 95,8;106,32 ). Das
Laubhüttenfest erinnerte Israel an die Wanderung durch die Wüste. Ps 81,9-11 Der Psalmist erinnerte dann das Volk
daran, wie sich Gott selbst und sein Gesetz seinem Volk offenbart
hatte. Er hatte verheißen, daß, wenn es ihm die Treue hielt (V. 10 ;
vgl. 2Mo 20,3-6 ), er es gütig versorgte, denn er hatte es aus
Ägypten geführt (vgl. 2Mo 20,2 ). Sie sollten sich nicht fremden
Göttern zuwenden, denn nur er selbst konnte sie in reichlichem Maße
versorgen. Ps 81,12-13 Asaf berichtete daraufhin die Worte
Gottes über den Ungehorsam des Volkes. Weil es ihm nicht gehorcht
hatte, ließ Gott es ins Verderben laufen. Ps 81,14-17 Der Psalmist erzählte von der Verheißung
Gottes, daß, wenn es gehorchte, er dessen Feinde unterwerfen und ihm
Güter schenken werde ( Weizen und Honig ; vgl. 5Mo 32,13-14 ). Die
Worte in Ps 81,7.12-16 richten sich an Israel in der dritten Person,
wohingegegen Vers 8-11.17 in der zweiten Person stehen. Der abrupte
Wechsel in Vers 17 leitet zum Thema des Segens über, der auf die
jenigen kommt, die Gott gehorsam sind (V. 14 ). Ps 82 Asaf legte dar, daß Gott die menschlichen
Richter zu Gericht zieht und rief Gott an, in seiner Gerechtigkeit
zu handeln. Asaf sprach die Warnung aus, daß Richter ohne Einsicht,
die die ihnen von Gott zugedachte Stellung verleugnen, zuschanden
werden. A. Gott sitzt über menschliche Richter zu
Gericht ( 82,1 ) Ps 82,1 Der Psalmist sah vor seinem geistigen
Auge Gott, der eine Versammlung von Richtern aburteilte. Der
Begriff Götter ( ?MlOhIm ) wird hier für die Machthaber Israels
gebraucht (vgl. Ps 45,7; 2Mo 21,6; 22,8-9 ). Man hat auch vermutet,
daß sich dieser Ausdruck auf Engel (z. B. in der syrischen
Übersetzung) in Gottes himmlischem Vorhof bezieht. Aber der übrige
Psalm macht deutlich, daß es sich hier um Gottes Stellvertreter
handelt, die auf Erden die Macht in Händen halten. B. Gottes Anklage der Richter ( 82,2-7 ) Der Psalmist ermahnte mit den Worten
Gottes die Machthaber, ihre Ämter doch verantwortlich wahrzunehmen. Ps 82,2-5 Die Anklage (V. 2 ), die in Form einer
rhetorischen Frage ausgesprochen wird, lautet, daß sein Volk
ungerecht war und Partei ergriffen hatte. (Zu den Worten wie
lange vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ). Statt dessen sollten sie
gerecht richten und für die Sache der Unterdrückten kämpfen
(einschließlich der Geringen, Waisen, Armen und Elenden). Das ist
von entscheidender Bedeutung, wenn gerecht gerichtet werden soll. Aber die Menschen, die die
Richterfunktion wahrnahmen und von Gott getadelt wurden,
durchstreiften die Erde, ohne geistliche oder intellektuelle
Einsicht zu haben. Sie waren in moralischer Hinsicht in der
Finsternis, so daß die Grundfesten der Erde erschüttert werden , d.
h., daß Recht und Ordnung untergraben werden (vgl. Ps 11,3 ). Ps 82,6-7 Gott warnte die Bösen vor ihrer drohenden
Vernichtung. Er hatte sie als "Götter" (vgl. V. 1 ) und als Söhne
des Allerhöchsten zu seinen Stellvertretern auf der Erde eingesetzt.
Aber trotz ihrer erhöhten Position wurden sie von Gott zur
Verantwortung gezogen. Jesus berief sich auf Vers 6 , als er der
Gotteslästerung angeklagt wurde ( Joh 10,34 ). Weil die Richter
Israels auch "Söhne" Gottes waren, argumentierte Jesus, daß er sich
keiner Gotteslästerung schuldig machte, wenn er sich als Sohn Gottes
bezeichnete. C. Aufruf zum Gericht ( 82,8 ) Ps 82,8 Asaf rief Gott auf, sich zu erheben und
die Erde, d. h. alle Bewohner der Erde zu richten, denn alle
Menschen sind sein Erbteil und daher ihm gegenüber verantwortlich. Ps 83 Der Psalmist Asaf klagte über die große
Gefahr aufgrund der vielen Feinde, die Juda umgaben, um es zu
zermalmen. Asaf betete, daß Gott seine Macht aufbieten und sie
vernichten möge, so wie er es bei früheren Siegen getan hatte. A. Die Gefahr der Vernichtung ( 83,2-9 ) Ps 83,2-9 Diese Verse geben Asafs Klage über Judas
schwierige Situation wieder. Wie in so vielen anderen Klagepsalmen
wandte sich der Schreiber unmittelbar Gott zu und bat ihn, zu
antworten (V. 2 ). Der Psalmist schilderte, wie die Feinde
Judas sich miteinander berieten, wie sie Juda zerstören konnten
(V. 4-6 ). Als Feinde Gottes rotteten sie sich voller List gegen das
Volk Gottes ( Ps 83,4 ) und gegen Gott selbst (V. 6 ) zusammen
(vgl. Ps 64,7 ). Sie verschworen sich, das Volk zu vernichten und
jede Erinnerung an es auszulöschen. Diese Widersacher schlossen
zahlreiche Völker aus der Umgegend mit
ein: Edom, die Ismaeliten (auch die Nachkommen
Hagars genannt), Moab, Gebal (Byblos), Ammon, Amalek, die
Philister und die Stadt Tyrus . Das mächtige Assyrien unterstützte
dieses Bündnis, das auch die Nachkommen Lots , also die Moabiter und
die Ammoniter ( 1Mo 19,36-38 ), einschloß. B. Eine mächtige Errettung ( 83,10-19 ) Vers 10-19 des Psalmes sind das Gebet
Asafs, daß Gott seine Macht gebrauchen möge, um die Feinde Judas
niederzuwerfen. Ps 83,10-13 Das Gebet des Psalmisten am Anfang
spielte auf die vergangenen Siege über die Midianiter durch Gideon
( Ri 7-8 ) und über Sisera durch Debora und Barak ( Ri 4-5 )
an. En-Dor liegt bei Taanach, das in Ri 5,19 erwähnt wird. Asaf
sprach noch einmal vom Sieg Gideons, wobei Oreb und Seeb die
Anführer der midianitischen Kämpfer ( Ri 7,25 ) und Sebach und
Zalmunna die Könige der Midianiter waren ( Ri 8,5-6.12.18 ). Ps 83,14-17 Der Psalmist bat, daß Gott sie doch wie
verwehendes Gras und Spreu (vgl. Ps 1,4 ) machen möge, also unstet
und der Verfolgung ausgesetzt, und daß Gott sie selbst hart
verfolgen möge, wie Feuer einen Wald auf einem Berg verzehrt. Asaf
wünschte, daß Gottes Zorn wie ein Sturm sein möge, vor dem die
Feinde nicht entfliehen könnten. Diese Niederlage sollte sie
beschämt werden lassen und viele dazu bringen, sich zum Herrn zu
kehren. Ps 83,18-19 Der Psalm schließt mit einer Wiederholung
des Gebetes, daß die Gottlosen Schande (vgl. V. 17 ) und Schmach
erfahren sollten. Sie sollten merken, daß sie nicht ungestraft mit
den Menschen spielen konnten, derer sich Gott angenommen hatte und
daß Gott allein der Höchste ist. Ps 84 Dieser Psalm steht mit Ps 42 und 43 in
Verbindung, denn er hat auch die Sehnsucht nach dem offiziellen Ort
der Anbetung zum Inhalt. Von der formalen Seite her betrachtet,
handelt es sich hier um ein Pilgerlied, obwohl es nicht in der
Sammlung der Pilgerlieder ( Ps 120-134 ) steht. In Ps 84 erläuterte
der Pilger, wie sehr ein Gläubiger gesegnet wird, der im Glauben zum
Tempel zieht, um dort zum Herrn zu beten. Der Psalm wurde entweder
von den "Söhnen Korachs" verfaßt, oder er wurde von den Korachitern
gesungen. A. Die Sehnsucht der Seele nach dem Herrn ( 84,2-5 ) Ps 84,2-3 Der Psalmist bricht in Lobpreis
der Wohnung (vgl. Ps 74,7;76,3;132,5.7 ) des HERRN, des
Allmächtigen (vgl. Ps 84,4.9.13; wörtl. "Jahwe der Heerscharen"),
aus. Nach diesem Ort (dem Tempel mit seinen Vorhöfen; vgl. V. 11 )
sehnte sich Herz und Leib (der Körper) des Psalmisten. Die Sehnsucht
nach dem Tempel bedeutete, sich nach dem lebendigen Gott zu sehnen
(vgl. Ps 42,3 ). Damals konnten sich die Menschen Gott mit Hilfe der
Tempelpriester nähern. Der Glaube des Psalmisten gründete sich also
auf den lebendigen, mächtigen Gott, den Herrn. Ps 84,4-5 Der Psalmist vermittelte sein heftiges
Sehnen nach Gott und seinem Tempel, indem er auf die beneidenswerte
Lage derjenigen hinwies, die sich im Tempel befanden - nistende
Vögel und Tempeldiener (Priester, die im Tempel wohnen). B. Die Pilgerreise zum Tempel ( 84,6-8 ) Ps 84,6-8 Der Psalmist sprach über die Segnungen
(vgl. V. 13 ; d. h. die Vorrechte und Wohltaten des Herrn)
derjenigen, die ihren Glauben bewiesen, indem sie zur
Pilgerfahrt aufbrachen (vgl. 5Mo 16,16 ), um nach Jerusalem (Zion)
vor den Herrn hinaufzuziehen. Auf ihrer Pilgerfahrt erfuhren sie durch
die Segnungen Gottes neue Stärkung. Das Tal des Bakastrauches (ein
Springkrautgewächs) war offensichtlich ein wasserloser Ort, der zu
einem Quellort geworden war. Der Regen bedeckte das trockene Tal mit
Wasserlachen, ein Bild, das den Segen Gottes über den gläubigen
Pilgern verdeutlicht. C. Das Gebet des Pilgers ( 84,9-13 ) Ps 84,9-10 Der Pilger betete, wenn er erst einmal
die Wohnung Gottes in Zion erreicht hatte, für den König, der wie
ein Schild sein Volk beschützte und der Gesalbte Gottes war (vgl. Ps
2,2 ). Als der HERR, der allmächtige Gott (wörtl. "Jahwe, der Herr
der Heerscharen"), und der Gott Jakobs kann er zugunsten seines
Volkes eingreifen und sein Volk retten. Ps 84,11-13 Der Psalmist und Pilger legte dar, warum
er sich so danach sehnte, nach Zion zu ziehen: Er vertraute darauf,
daß Gott sein Gebet erhörte. Er beteuerte nochmals, wie sehr er den
Tempel und seine Vorhöfe liebte (vgl. V. 3 ), und erklärte, daß ein
Tag dort besser sei als sonst tausend Tage . Es war besser, ein
Diener im Hause des Herrn zu sein, als in den Zelten der Gottlosen
zu wohnen. Der Grund dafür war selbstverständlich, daß Gott im
Tempel wohnte, segnete, bewahrte ( Sonne und Schild war; vgl. den
Kommentar zu Ps 3,4 ) und denen Gnade und Güte (vgl. Ps 16,2;34,11 )
schenkte, die untadelig wandelten. Eine weitere Voraussetzung für
den Segen Gottes ist das Vertrauen. Ps 85 Der Psalmist bekannte die Güte Gottes,
denn er hatte sein Volk wieder aufgerichtet und dessen Sünden
vergeben. Dann betete er, daß der Herr doch seinen Zorn von seinem
Volk abwenden möge. Das Vertrauen des Psalmisten in den Herrn
erwuchs aus Gottes Verheißung der Errettung. A. Gebet zu Gott ( 85,2-8 ) Ps 85,2-4 Das Lied beginnt mit dem Lobpreis Gottes
für die Wiederherstellung des Volkes, denn das war der Beweis dafür,
daß Gott vergeben und alle Sünden bedeckt hatte . Er hatte von
seinem Zorn und Grimm abgelassen. Einige bibelkritische Ausleger haben
angenommen, daß dieser Psalm in der ersten Zeit nach der Rückkehr
aus der babylonischen Gefangenschaft verfaßt wurde; das läßt sich
jedoch schwer beweisen und widerspricht der Überschrift. Diese
Ausleger heben allerdings hervor, daß die Vergebung der Sünden des
Volkes dem Zorn Gottes ein Ende setzte und die Rückkehr seines
Volkes zur Folge hatte. Ps 85,5-8 Der Psalmist betete, daß der Herr noch
einmal seinen Zorn abwenden und sie erretten möge. Er wollte, daß
der Herr seinen Unwillen hinwegtun und nicht weiterhin zornig sein
sollte. Offensichtlich regte die Wiederherstellung des Volkes in der
Vergangenheit, auf die die Verse 2-4 Bezug nehmen, den Psalmisten
zum Gebet um eine erneute Wiederbelebung an. Wenn das
Volk wiederbelebt wurde, dann konnte es wieder jubeln und sich
seiner Treue ( HeseD ) erfreuen. B. Die Verheißung Gottes ( 85,9-10 ) Ps 85,9-10 Der Psalmist wollte auf ein Wort des
Herrn hören, der seinen Heiligen den Frieden ( SAlNm ;
"Wohlergehen"; vgl. V. 11 ; Esr 10,3 ) verheißt. Er gewährt Rettung,
damit seine Herrlichkeit im Land offenbar werde. "Herrlichkeit"
bedeutet die Offenbarung seiner Gegenwart (vgl. Jes 60,1-2; Sach
2,5 ). Was hier über die Offenbarung Gottes bei
Israel gesagt wird, erfüllte sich schließlich in Jesus Christus.
Johannes hat wohl an die Verheißung des Friedens und der Errettung
durch die Herrlichkeit des Einen gedacht, der unter den Menschen
wohnte, als er Joh 1,14 niederschrieb. C. Der Glaube des Psalmisten ( 85,11-14 ) Ps 85,11-14 Der Schreiber vertraute voll und ganz
darauf, daß der Herr mit seiner Liebe ( HeseD ), seiner Treue und
seiner Gerechtigkeit Frieden (das Wohlergehen; vgl. V. 9 ),
Gerechtigkeit und Wohlleben (vgl. Ps 84,12 ) schaffen werde. Ps 86 Weil Gott gütig ist und gerne vergibt und
weil er in unvergleichlicher Weise dazu in der Lage ist, große Dinge
zu vollbringen, bat ihn der Psalmist, seine Stärke trotz der Stolzen
und ihres Widerstandes zu demonstrieren. Der Psalm stammt von David. Vieles findet
sich hier aus anderen Psalmen wieder. Dennoch ist der Psalm
hinsichtlich seines Schwerpunktes im Buch der Psalmen einzigartig. A. Gebet um Bewahrung ( 86,1-5 ) Ps 86,1-5 David bat in seinem Gebet ernstlich
darum, daß Gott doch erhören, antworten, bewahren, retten, gnädig
sein und ihn erfreuen möge, denn er war arm und elend (vgl. den
Kommentar zu Ps 37,14 ). In der Hauptsache bat David hier darum, daß
Gott ihn durch seine Gnade bewahren möge (vgl. Ps 25,20 ). David
nannte sich einen Knecht , der auf den Herrn vertraut und der seine
Seele zu Gott erhebt (vgl. Ps 25,1 ). Davids Gebet stützte sich darauf, daß
Gott freundlich und bereit ist, zu vergeben, und überreichlich liebt
(vgl. Ps 86,15; 2Mo 34,6 ). B. Lobpreis der Macht Gottes ( 86,6-13 ) Ps 86,6-10 David wiederholte seinen Anruf an den
Herrn, daß er ihn doch erhören möge. Sein Vertrauen darauf, daß Gott
ihm in seiner Not anworten werde, wurde von seinem Wissen bestärkt,
daß der Herr mit niemand zu vergleichen ist ( niemand ist dir
gleich ; vgl. 2Mo 15,11 ) und daß der Herr das tun kann, worum ihn
David gebeten hatte ( nichts kann mit deinen Taten verglichen
werden ). Menschen aus allen Völkern werden ihm dienen, und er
allein ist der große Gott. Der Gedanke der unvergleichlichen Größe
Gottes findet auch im siebenmaligen Gebrauch des
Wortes Herr ( ?XDOnay ) durch den Psalmisten Ausdruck, wodurch
Gottes Herrschaft und Souveränität betont wird ( Ps
86,3-5.8-9.12.15 ). Ps 86,11-13 Der Psalmist betete um Unterweisung, so
daß er Gott in seiner Güte noch treuer sein konnte. Er wollte gerne
den Weg Gottes erkennen, so daß er sich mit ungeteilter Treue Gott
hingeben konnte. Zusätzlich gelobte er, Gottes Größe von ganzem
Herzen (vgl. Herz , V. 11 ) zu preisen. David wurde durch Gottes
Liebe vom Tod errettet. C. Bitte um Stärke ( 86,14-17 ) Ps 86,14-17 Weil sich die Stolzen gegen David erhoben
hatten, bat er Gott um Stärke. Seine Feinde waren ruhelos und hatten
den Herrn nicht vor Augen . Aber im Gegensatz dazu ist der Herr
mitleidig (vgl. Ps 111,4 ), gnädig, langsam zum Zorn, barmherzig und
treu (vgl. 2Mo 34,6; Neh 9,17; Ps 103,8;145,8; Joe 2,13; Jon 4,2 ).
Davids Gebet um "Stärke" im Angesicht seines Verderbens hatte in
Gottes Größe seine Grundlage. David hatte auch um ein Zeichen der
Güte Gottes gebeten, d. h. um seine Errettung, so daß andere sehen
und erkennen konnten, daß Gott gehandelt hatte. Ps 87 Der Psalm entwickelt den Gedanken in Ps
86,9 weiter, daß nämlich die Völker eines Tages den Herrn anbeten
werden. Ps 87 ist ein Lied über die herrlichen Dinge, die über Zion,
die Stadt Gottes, gesagt werden. Nachdem der Psalmist Zion als
Gottes herrliche Stadt dargestellt hat, beschreibt er, wie sich die
Völker wie Kinder in ihr sammeln und welche Freude die erleben, die
dort wohnen. A. Die herrliche Stadt Gottes ( 87,1-3 ) Ps 87,1-3 Der erste Vers ist praktisch eine
einzeilige Zusammenfassung des Hauptgedankens dieses Psalmes:
Gott hat seine Grundfeste auf dem heiligen Berg errichtet (vgl. Ps
43,3;48,2;99,9 ), d. h., er hat Zion als seine Wohnung vor allen
anderen erwählt. Über die Tatsache hinaus, daß Zion vom
Herrn geliebt wird, wurden über die Stadt wunderbare Dinge erzählt.
Einige dieser Dinge werden im folgenden erwähnt (vgl. Jes 11,10 ). B. In Zion werden die Völker versammelt ( 87,4-6 ) Ps 87,4 Der Psalmist zählte einige Völker auf,
die in Zion versammelt werden. Sie werden sein wie Kinder, die
dort geboren wurden (V. 4-6 ). Gott möchte die Völker mit sich
versöhnen. Diese Feststellung läßt vorausahnen, daß fünf Nationen -
Rahab, Babylon, Philistäa, Phönizien (mit Tyrus als Stellvertreter)
und Kusch (heute das südliche Ägypten, der Sudan und das nördliche
Äthiopien) - unter den Völkern sein werden, die ihn kennen werden.
"Rahab", der Stellvertreter für Ägypten ( Jes 30,7 ), war
möglicherweise der Name für eine mächtige, teuflische Macht, die
hinter dem Volk stand, wie man meinte. Ps 87,5-6 Zion wird an diesem Tag durch die
Aufnahme der neuen Bewohner reich werden. Alle Völker werden an
jenem Tag nach Zion als ihrer "Mutterstadt" blicken. Wenn Gott ihre
Namen in ein Verzeichnis einträgt, so bedeutet das, daß er ihnen
einen Platz in Zion zusichert. C. Die Freude in Zion ( 87,7 ) Ps 87,7 Dieser Vers beschreibt in aller Kürze den
Jubel, den die übrigen gläubigen Völker nach Zion bringen werden.
Die zweite Zeile des Verses beschreibt den Lobpreis mit der
Musik: Alle meine Quellen sind in dir . Der Begriff "Quellen"
bedeutet, daß Zion die Quelle allen Segens und aller Freude sein
wird, denn der Herr ist dort gegenwärtig. Ps 88 Ps 88 ,von Heman, dem Esrachiter (einem
Weisen, 1Kö 4,31 ), verfaßt ( 1Chr 15,19;16,41-42;25,1.6 ), ist als
einer der traurigsten Psalmen im Buch der Psalmen bezeichnet worden.
Er faßt das ernste Gebet eines Menschen in Worte, der fortwährend zu
leiden hatte. Der Psalmist beklagte die schreckliche, harte
Bedrückung, die ihn an den Rand des Todes gebracht hatte. Dennoch
hatte er Tag und Nacht standhaft den Herrn angerufen und begründete
seine Bitte mit der Aussage, daß er dem Herrn im Grab keinen Nutzen
mehr bringen werde. A. Die harte Bedrückung des Psalmisten ( 88,2-10 a) Ps 88,2-3 Diese Verse bilden die Einleitung: Der
Psalmist betete (vgl. V. 14 ) beständig (bei Tag und bei Nacht ) zu
Gott um seine Errettung. Ps 88,4-10 a Heman schilderte seinen Kummer und
verglich zuerst seine Person mit denen, die in der Grube liegen. Er
war dem Tode nahe (V. 4 ), er wurde schon als tot betrachtet
(V. 5 , Grube ist ein Synonym für Grab; vgl. V. 7 ; Ps
28,1;30,4.10;69,16;143,7 ). Er war ohne die Fürsorge Gottes wie tot
( Ps 88,6 ). Dann wandte sich Heman unmittelbar an
Gott und legte dar, daß Gott ihm das Elend selbst bereitet hatte.
Gott hatte ihn in die tiefste Grube gelegt (vgl. V. 5 ), Gottes Zorn
hatte ihn wie mit Wellen überwältigt, und Gott hatte ihn von seinen
Freunden durch seinen Gram getrennt. B. Hemans ernsthaftes Gebet ( 88,10 b. 11-13 ) Ps 88,10-13 (Ps 88,10b-13) Der Psalmist wollte weiterhin ernsthaft
zum Herrn beten. Er erläuterte, daß ein Toter das Werk und die
Eigenschaften Gottes in der Grube nicht mehr preisen kann. (Er
schrieb das aus menschlicher Sicht, aber diese Aussage widerspricht
auch anderen Versen nicht, die von einem bewußten Dasein nach dem
Tod sprechen.) Der Psalmist wünschte, daß der Herr ihn erretten
möge, so daß er seine Herrlichkeit verkünden konnte. Der wahrhaft
Gläubige möchte den Herrn preisen, und für Heman schien der Tod das
Ende des Lobpreises zu sein. C. Hemans unerschütterlicher Glaube ( 88,14-19 ) Ps 88,14-19 Zum dritten Male beteuerte der Psalmist
seinen Glauben, denn er rief Gott um Hilfe an (V. 14 ; vgl.
V. 2-3 ). Als er nun die Frage gestellt hatte, warum der Herr ihn
verworfen hatte (V. 15 ), legte er noch einmal dar, daß er harte
Bedrückung erfuhr (V. 16-19 ). In mancherlei Hinsicht erfuhr Heman
Ähnliches wie Hiob, denn er litt unter dem Zorn Gottes, der ihn von
seinen Freunden und Nächsten trennte. Das brachte ihn beinahe zur
Verzweiflung ( Finsternis ). Dennoch hielt er am Gebet fest, weil er
wußte, daß Gott die einzige Quelle der Hoffnung war. Ps 89 Dieser Königspsalm ist ein Gebet, daß
Gott den Davidsbund ( 2Sam 7,5-16 ) erfüllen möge. Der Psalm wurde,
wie die Überschrift belegt, von "Etan" (ein Levit, 1Chr
15,17-18; ein Weiser, 1Kö 4,31 ) verfaßt. Der genaue Umstand seiner
Abfassung ist uns jedoch nicht bekannt. Man hat dafür mehrere
militärische Niederlagen, wie z. B. den Einfall Schischaks aus
Ägypten in Juda ( 1Kö 14,25 ) oder das Babylonische Exil,
angenommen. Der Psalmist, der voller Bestürzung
erlebte, wie der gesalbte Davidskönig bedrückt und besiegt wurde,
flehte den Herrn an, seines Eides zu gedenken und der mißlichen
Situation ein Ende zu setzen. Etan wollte den Herrn herausfordern,
sein Gebet zu erhören, und er zählte noch einmal die
Bundesverheißungen und die Eigenschaften Gottes auf, auf welche sie
sich stützten. Der Psalm beschreibt also die uralte Spannung
zwischen den Verheißungen eines Gottes voller Liebe und Treue und
den tatsächlich erlebten Nöten. Mehrere Schlüsselwörter, die immer wieder
gebraucht werden, zeigen, worauf der Schwerpunkt des Psalmes liegt:
"Gnade" ( HeseD , V. 2-3.15.25.29.34.50 ), "Thron" (Davids;
V. 5.15.30.37.45 ), "mein Knecht David" (V. 4.21 ; vgl. V. 51 ),
"gesalbt" (V. 21.39.52 ) und "Bund" (V. 4.29.35.40 ). Dieser Psalm bestätigt aufgrund seiner
vielfachen Bezugnahme auf den Davidsbund (V. 4-5.28-30.36-38.50 ),
daß der Messias, ein Nachfahre Davids, auf Davids Thron sitzen und
über Israel regieren wird. Das mag, wörtlich genommen, die Ansicht
bestätigen, daß Christus nicht schon jetzt auf dem Thron Davids
sitzt, sondern auf diesem Thron auf der Erde regieren wird (vgl. den
Kommentar zu 2Sam 7,5-16 ). A. Die Treue Gottes ( 89,2-5 ) Ps 89,2-5 Der Psalmist gelobte, den Herrn für seine
Liebe und Treue zu preisen (das wird in V. 2-3 wiederholt; vgl.
V. 50 ; Ps 92,3 ). Etan glaubte von ganzem Herzen, daß Gott treu
war, und rief den Herrn deshalb in dieser schwierigen Situation um
Hilfe an. Gott hatte David die Bundesverheißung gegeben (vgl. 2Sam
7,5-16 ). Sollte dieser Gott der Treue dann nicht auch seine
Verheißungen einlösen? B. Das Wesen des Bundesgottes ( 89,6-19 ) Ps 89,6-15 Der Psalmist lobte den Herrn für sein
unvergleichliches Wesen (V. 6-9 ) und für seine herrlichen Taten
(V. 10-15 ). Gott, so sagte Etan, ist treu (V. 6.9 ),
unvergleichlich (V. 7 ), sehr zu fürchten und mächtig. (Zu der
Frage: Wer ist dem Herrn gleich? vgl. Ps
35,10;71,19;77,14;89,7;113,5; 2Mo 15,11; Mi 7,18 .) Wenn er große
Werke tut, so herrscht er auch über das Meer und wirft mit seiner
Macht (mit seinem starken Arm ) Rahab nieder (vgl. den Kommentar
zu Ps 87,4 ). Er schuf die Himmel und die Erde und wirkt mit Kraft
(sein Arm , seine Hand und seine rechte Hand ; vgl. "rechte Hand"
in Ps 17,7;18,36;20,7;45,5;60,7;63,9;108,7 ) und Gerechtigkeit.
Sogar die Berge (auch Tabor und das Hermongebirge ) jauchzen über
die schöpferische Macht des Herrn. Ps 89,16-19 Im Hinblick auf die Eigenschaften Gottes
(V. 6-9 ) sprach der Psalmist von den Segnungen derjenigen, die auf
diesen wunderbaren Gott vertrauen und mit ihm Gemeinschaft haben.
Sie erfahren, wie gut seine Gerechtigkeit, Stärke und sein Schutz
( Bewahrung ) sind. Wer wie das Horn (vgl. V. 25 ) eines Tieres
erhöht wird, der wird mit Kraft gesegnet (vgl. Ps 92,11;112,9 ). C. Die Bundesverheißungen ( 89,20-38 ) Ps 89,20-21 Der Psalmist erinnerte den Herrn daran,
daß er David, einen jungen Krieger, zu seinem gesalbten Knecht
erwählt hatte. Ps 89,22-26 Dann erinnerte der Psalmist Gott daran,
daß er verheißen hatte, den König zu stärken und ihn vor allen
seinen Feinden durch seine Stärke (durch seine Hand und seinen Arm ;
vgl. V. 14 ) zu bewahren, ihn zu lieben und ihm Macht über das
Mittelmeer und die Ströme zu verleihen. Ps 89,27-30 Dann sprach der Psalmist von der
besonderen Beziehung, die der Davidskönig zu Gott hatte. Sie war wie
eine Beziehung zwischen Vater und Sohn (vgl. 2Sam 7,14 ). Darüber
hinaus hatte Gott in seinem unerschütterlichen Bund verheißen, daß
die Linie (Dynastie) Davids und sein Thron auf ewig fortbestehen
sollten (vgl. Ps 89,36-38; 2Sam 7,12-13.16 ). Ps 89,31-38 Der Herr hatte geschworen, seinen Bund
nicht zu brechen, auch wenn das Volk nicht gehorchte. Wenn sie
ungehorsam waren, brachte Gott die Rute über sie (d. h., daß Gott
sie bestrafte), aber er wollte seine Liebe und Treue nicht von ihnen
wenden und seinen Bund fortbestehen lassen. Seine Verheißungen,
unter die auch die Verheißungen des Davidsbundes (vgl. V. 28-30 )
fielen, haben ewigen Bestand. D. Gebet zum Herrn, seines Eides zu
gedenken ( 89,39-53 ) Ps 89,39-46 Der Psalmist beklagte nun, daß der König
bedrückt und besiegt worden war, anstatt daß er Gottes
Bundesverheißungen in seinem Leben erfahren hatte. Etan glaubte, daß
Gott seinen Knecht verworfen (V. 39-40 ), die Mauern seines
Weinberges (vgl. den Kommentar zu Ps 80,13 ) und seiner Festungen
( Ps 89,41 ) niedergerissen, ihn im Kampf geschwächt (V. 42 ), seine
Feinde (V. 43-44 ) gestärkt ( ihre rechte Hand erhöht ) und seinen
Thron in Schmach zu Boden geworfen hatte (V. 45-46 ). Ps 89,47-53 Der Psalmist bat den Herrn (zu der
Frage: Wie lange? vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ), seines Eides zu
gedenken und ihm zu Hilfe zu kommen, denn sein Leben war rasch
dahin. Er war dem Tode nahe und mußte die Schmach seiner Feinde
ertragen. Deshalb war die einzige Hoffnung des Psalmisten in dieser
elenden Situation das Gebet, daß Gott in seiner Liebe und Treue
(vgl. Ps 89,2-3 ) sein Wort einlösen möge. Mit dem Lobgesang in Vers 53 schließt das
Buch III ( Ps 73-89 ) des Psalters. IV. Buch IV ( Ps 90-106 ) Diese 17 Psalmen tragen mit Ausnahme von
drei Psalmen keinen Verfassernamen. Ps 90 stammt von Mose, Ps
101 und 103 von David. Ps 90 Der Psalmist stellte die Ewigkeit Gottes
der Vergänglichkeit des Menschen gegenüber und bekannte, daß die
Tage des Menschen durch Gottes Zorn schnell dahingehen. Er betete,
daß Gott in seiner Barmherzigkeit seinem Volk bei dessen Werken
Erfolg und Freude in seinen Sorgen schenken möge. Der Psalm ist laut seiner Überschrift
"ein Gebet des Mose, des Mannes Gottes" (vgl. 5Mo 33,1 ). Der
unmittelbare Anlaß für die Abfassung ist uns nicht bekannt. Man
könnte jedoch die Zeit der Wüstenwanderung, wobei eine ganze
Generation der Israeliten in der Wüste umkam, als Hintergrund für
diesen Psalm annehmen. Mit Mose als Autor ist Ps 90 der älteste
Psalm überhaupt. A. Die Vergänglichkeit des Menschen ( 90,1-12 ) Dieser Abschnitt des Psalms bietet eine
Gegenüberstellung von Gott und Mensch und gibt die Antwort, die aus
dieser Gegenüberstellung folgt. Ps 90,1-6 Diese Verse sprechen von der
Verschiedenheit zwischen dem ewigen Gott und dem begrenzten
Menschen. Demütig erkannte der Psalmist an, daß Gott die ewige
Wohnung des Heiligen ist (d. h. ihr Schutz), denn er besteht von
Ewigkeit zu Ewigkeit (V. 1-2 ). In allen Generationen haben die
Menschen zu ihm Zuflucht genommen. (Das hebr. Wort
für Welt , TEBEl , V. 2 , ein poetisches Synonym für Erde, steht für
den Teil der Erde, der etwas hervorbringt. Dieses Wort wird im Buch
der Psalmen sehr häufig gebraucht.) Aber der Herr, der zeitlich
nicht begrenzt ist (V. 3-4 ), löscht die Sterblichen ( Menschen ist
die Übersetzung von ?MnNS , "schwacher Mensch") aus. Das Wort
für Dampf ( dakkA? , von dAkA? , "vernichten") wird im AT nur an
dieser Stelle gebraucht und bedeutet, daß etwas wie ein Dampf
zerstäubt wird. Eine Nachtwache (vgl. Ps 63,7 ) dauerte
etwa vier Stunden ( Ri 7,19 bezieht sich auf die mittlere
Nachtwache, wenn man von drei Wachperioden ausgeht). So ein Teil der
Nacht ist kurz, wenn man schläft. Der Mensch ist wie das Gras, das in der
Hitze des Tages verdorrt (vgl. Ps 37,2;102,5.12;103,15-16; Jes
40,6-8 ) - Gott läßt sie zum Tod dahinfahren ( Ps 90,5-6 ). Das
Leben des Menschen ist im Vergleich zum ewigen Gott vergänglich und
kurz. Ps 90,7-12 Das Leben des Menschen ist aufgrund des
Zornes Gottes gegen die Sünde vergänglich. Der Psalmist sagte, daß
der Mensch durch den Zorn Gottes vergeht, denn er sieht die Sünden
der Menschen; auch die sogenannten verborgenen Sünden liegen vor ihm
offen. Weil der Mensch ein Sünder ist, verbringt er sein Leben unter
dem Zorn Gottes, und sein Leben ist stark beschränkt - auf 70
Jahre (manche Menschen leben ein paar Jahre länger) - und das Leben
fliegt eilig dem Tode entgegen wie ein Vogel (vgl. Hi 20,8 ). Keiner
kann den mächtigen Zorn Gottes ergründen ( Ps 90,11 ). Weil das Leben so kurz ist und weil wir
es in Sünde im Angesicht des Zornes Gottes verbringen, erbat sich
der Psalmist, der Stellvertreter des Volkes Gottes, Weisheit von
Gott, auf daß die Menschen ihre Tage zählten (vgl. Ps 39,5 ), d. h.
die Menschen einsehen, wie wenige Tage sie nur zu leben haben
(vgl. Ps 39,6-7 ). (Der Ausdruck unsere Tage taucht in Ps
90,9-10.12.14 und der Begriff "Tage" in V. 15 auf.) B. Gottes Erbarmen ( 90,13-17 ) Ps 90,13-15 Der Psalmist bat den Herrn, sich über
seine Knechte zu erbarmen (vgl. V. 16 ). Das war ihre einzige
Hoffnung. Der Herr sollte durch sein Erbarmen über
sein Volk ihre Sorge in Freude wenden (vgl. V. 10 ). Wenn Gott dem
Volk seine treue Liebe ( HeseD ) schenkte, konnte es alle Tage
jubeln. Der Psalmist bat Gott, das Volk so lange jubeln zu lassen,
wie er es dem Elend ausgeliefert hatte. Vers 14-15 scheinen
nahezulegen, daß das Volk eine besonders schlimme Zeit der
Züchtigung um seiner Sünde willen durchmachte, eine "Nacht" voller
Bedrängnis. Der Morgen deutet eine neue Zeit der Freude für Gottes
Volk an. Ps 90,16-17 Der Psalmist bat fernerhin darum, daß
Gott doch seine Herrlichkeit (vgl. den Kommentar zu Ps 29,2 ) und
seine Gnade seinen Knechten (vgl. Ps 90,13 ) zeigen und sie nicht in
seinem Zorn verzehren möge. Dann hätten sie Erfolg in ihrem Tun,
auch wenn ihr Leben nur kurz wäre. Wenn Gott einen Menschen um seiner Sünde
willen verwirft, dann empfindet dieser ganz deutlich seine
Schwachheit und Vergänglichkeit. Aber wenn er die Gnade Gottes
erlebt, dann erfährt der Mensch echte Wertschätzung; er hat Anteil
am Wirken des ewigen Gottes. Wer die Züchtigung Gottes erlebt, der
ist sich ganz und gar bewußt, daß er ein sterblicher Mensch ist; wer
an der Liebe und dem Erbarmen Gottes festhält, der weiß, daß er mit
Herrlichkeit und Ehre gekrönt wird (vgl. Ps 8,6-9 ). Ps 91 Weil der Psalmist um die Sicherheit
wußte, die aus dem Vertrauen auf Gott, den Allerhöchsten,
resultierte, sprach er sich selbst den Mut zu, daß er aus den
verschiedenen beängstigenden Angriffen der Gottlosen heraus Rettung
erfahren werde. Er wußte, daß der Herr seinen Engeln befohlen hatte,
über ihm zu wachen und ihn zu beschützen. Dieser Psalm ist ein wundervolles Zeugnis
von der Sicherheit, die ein Mensch in seinem Leben erfahren kann.
Mehrere Begriffe stellen zwischen Ps 90-92 eine Verbindung her, was
sie als Einheit erscheinen läßt. "Wohnung" taucht in Ps 90,1 und Ps
91,9 auf; "Gras" in Ps 90,5 und Ps 92,8; "aufsprossen" in Ps
90,6 und Ps 92,8; "erfreue" in Ps 90,15 und Ps 92,5; "dein Tun"
in Ps 90,16 und Ps 92,5 und "Allerhöchster" in Ps 91,1.9 und Ps
92,2 .Auch das Gericht der Gottlosen wird in Ps 91,8 und Ps
92,12 erwähnt. A. Sicherheit im Herrn ( 91,1-2 ) Ps 91,1-2 Der Psalmist verlieh seinem großen
Vertrauen Ausdruck, daß der, der auf den Allerhöchsten vertraut,
Sicherheit und Schutz findet. Die Bezeichnungen für Gott in
Vers 1 ( Allerhöchster und Allmächtiger ) sind beachtenswert, denn
sie machen auf seine Macht als dem souveränen Herrscher der Welt
aufmerksam. (Zu der Bedeutung des "Allmächtigen", Sadday , vgl. den
Kommentar zu 1Mo 17,1 .) Die Bilder
von Schutz und Schatten sprechen beredt vom Schutz Gottes. "Schutz"
( sETer ) ist ein Bergungsort ("Zuflucht"; der Ausdruck wird auch
in Ps 27,5;32,7;119,114 benutzt). Der Schatten ist möglicherweise
der Schatten eines Vogelflügels (vgl. Ps 91,4 ) und ist ebenso ein
Zeugnis von Schutz, Sicherheit und Geborgenheit. Gott ist
die Zuflucht ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl. V. 9 und den
Kommentar zu Ps 14,6 ) und die Festung ( m+QUDCh , "Sicherheit"; der
Begriff wird auch in Ps 18,4;31,4;71,3;144,2 gebraucht) für den
Gläubigen. Ps 91,1-2 drückt wunderbar aus, daß der Herr wirkliche
Sicherheit gibt. B. Errettung durch Engel ( 91,3-13 ) Der Psalmist sprach sich selbst
Ermutigung zu und erörterte weiter den Schutz des Herrn vor der
Gefahr. Ps 91,3-8 Der Psalmist zählte auf, wie Gott einen
Gläubigen vor den verschiedenen furchteinflößenden Angriffen
errettet: (1) Gott errettet aus der Schlinge des
Vogelstellers (V. 3 a; vgl. Ps 124,7 ), ein Bild für die
heimtückischen Angriffe auf sein Leben. (2) Gott errettet aus der
todbringenden Pest ( Ps 91,3 b). (3) Gott bedeckt ihn mit seinen
Flügeln (V. 4 a), ein Bild für Geborgenheit und Trost (vgl. Ps
17,8;36,8;57,2;61,5;63,8 ). (4) Gott bewahrt durch seine Treue ( Ps
91,4 b), die hier mit dem Bild von Schild und Brustwehr dargestellt
wird. Weil Gott so treu hilft, wird der, der
auf den Herrn vertraut, nicht den Schrecken in der Nacht fürchten,
nicht den Angriff am Tage, die Pest oder eine Plage (V. 5-6 ). Wenn
auch Tausende durch ihre Niederlage hingestreckt werden, so geht der
Gläubige daraus doch hervor, und er wird die Vernichtung der
Gottlosen erleben (V. 7-8 ). Ps 91,9-13 Der Psalmist erklärte, daß diejenigen,
die den Herrn als ihre Zuflucht ( maHseh , "Schutz vor Gefahr"; vgl.
V. 2 und den Kommentar zu Ps 14,6 ) haben, kein Schaden oder Unglück
ereilen kann, denn er hat seine Engel gesandt, die Glaubenden zu
beschützen. Engel bewahren vor körperlichem Leiden und geben den
Gläubigen Kraft in Zeiten der Not, ein Bild, was hier mit dem Bild
der wilden Löwen und gefährlichen Schlangen beschrieben wird. Der
Satan zitierte Ps 91,11-12 ( Mt 4,6 ), als er Christus versuchte.
Selbst die wunderbarsten Verheißungen Gottes können mißbraucht
werden. C. Gott verheißt Bewahrung ( 91,14-16 ) Ps 91,14-16 Der Psalmist schrieb, als ob Gott selbst
gesprochen hätte, um den Glauben des Psalmisten zu stärken. Im
Gegenzug verhieß der Herr nun aufgrund der Liebe des Psalmisten
Rettung aus der Gefahr, Schutz vor dem Unglück, Beistand in der Not,
Ehre und Sättigung mit langem Leben. Alle in diesem Lied erwähnten
Gefahren richten nichts gegen den aus, der im Schatten des
Allmächtigen sitzt. Ps 92 A. Es ist gut, den Höchsten zu preisen ( 92,2-8 ) Ps 92,2-4 Der Psalm beginnt mit der Feststellung,
daß es gut ist, den Höchsten zu preisen (vgl. Ps 91,1.9 ) und mit
Instrumenten jeden Tag seine Liebe und Treue zu verkünden (vgl. Ps
89,2-3 ). Mit "gut" meinte der Psalmist, daß Gott des Lobes würdig
ist, denn er hat große, löbliche Dinge getan. Ps 92,5-8 Hier legte der Psalmist die großen Taten
Gottes im einzelnen dar. Der Schreiber sang aufgrund der großen
Dinge und der tiefen Gedanken des Herrn ein Lied. In besonderer
Weise dachte er über die Rechtfertigung des Gerechten durch Gott
nach, die durch die Vernichtung der unvernünftigen Übeltäter
geschehen war, die wie Gras aufwachsen (vgl. Ps 90,5 ) und eine
kurze Zeitlang blühen (vgl. Ps 49;73 ). B. Der Herr ist auf ewig erhöht ( 92,9-16 ) Ps 92,9-10 Vers 9 stellt die Verbindung zwischen
Vers 2-8. 10-16 her. Im Gegensatz zu den Gottlosen, die eine kurze
Zeit blühen (V. 8 ), regiert der Herr absolut souverän in Ewigkeit.
Deswegen werden seine Feinde umkommen. Ps 92,11-12 In Vers 11-15 nimmt der Psalmist vorweg,
was die Verse 9 - 10 für ihn persönlich bedeuten werden. Gott
erhöhte sein Horn und salbte ihn. Hier sprach der Psalmist mit solch
großem Vertrauen, daß er das Werk Gottes so beschrieb, als wenn es
bereits vollendet wäre. Das Horn eines Tieres steht für Stärke
(vgl. Ps 89,18.25;112,9 ), und das "Öl" deutet auf ein Fest und die
Wiederherstellung der Kräfte hin. Weil Gott erhöht ist (vgl. Ps
92,9 ), wird er in gleicher Weise sein Volk segnen. Darüber hinaus
wird der Gerechte die völlige Vernichtung der Gottlosen erleben
(V. 12 ; vgl. V. 8 ). Ps 92,13-16 Die Gottlosen können wohl Gedeihen haben,
aber ihr Wohlergehen währt nur kurz, so wie das Gras nur kurze Zeit
blüht (V. 8 ). Auf der anderen Seite werden die Gerechten wie Palmen
und Zedern des Libanon blühen. Diese Bäume stehen für Fruchtbarkeit
und Lebenskraft (V. 15 ) unter der Hand Gottes (vgl. Ps 1,3 ). Die
so Gesegneten werden die Gerechtigkeit des Herrn,
ihres Felsens (vgl. den Kommentar zu Ps 18,3 ), verkündigen. Ps 93 Dieser Psalm gehört zu den
"Inthronisierungspsalmen" (oder "theokratischen Psalmen", wie sie
auch bisweilen genannt werden), die die Herrschaft des Herrn auf der
Erde feiern. Weitere Inthronisierungspsalmen sind Ps
47 und Ps95-99 . Ohne Zweifel fanden sie beim Gottesdienst Israels
Verwendung, um die Souveränität Gottes zu preisen; sie sind aber
darüber hinaus prophetische Bilder der Vollendung der Zeitalter,
wenn der Herr seine gerechte tausendjährige Herrschaft auf der Erde
durch den Messias aufrichten wird. In Ps 93 frohlockte der Psalmist über die
Herrschaft des Herrn, der seinen Thron hoch über den Meeren
aufgerichtet hat und in seinem heiligen Tempel wohnt. A. Der Herr richtet seine Herrschaft auf ( 93,1-2 ) Ps 93,1-2 Der Psalmist sah voraus, wie der Herr in
seiner Majestät auf der Erde, mit Kraft umgürtet , regierte (vgl. Ps
47,9;96,10;97,1;99,1;146,10 ). Im AT gehörte die Kleidung zum Wesen
einer Person; deshalb beschreibt der Ausdruck " bekleidet" mit
Majestät (vgl. Ps 104,1 ) den Herrn als majestätisch und mächtig in
seiner Herrschaft. Durch seine Herrschaft wird auch die
ganze Welt fest gegründet (vgl. Ps 96,10 ). Das bedeutet, daß die
moralischen und gesetzlichen Lebensordnungen unter seiner Herrschaft
fest stehen. Weil sein Thron von Ewigkeit her aufgerichtet ist, ist
seine Herrschaft auf der Erde gewiß. B. Der Herr ist mächtig ( 93,3-4 ) Ps 93,3-4 Der Psalmist pries die Macht des Herrn,
die größer ist als die Meere mit ihren aufschäumenden Wellen und
ihrem Brausen. Im AT verkörpert das Meer bisweilen Feindschaft
(vgl. Jes 17,12-13 ). In der heidnischen kanaanitischen Mythologie
erhielt Baal eine mächtige Stellung (und eine verdorbene
Nachkommenschaft). Er kämpfte mit Prinz Yamm, dem Meer (im Hebr.
bedeutet yAm "Meer"), und besiegte es. Aber diese beiden Verse, die
sich in polemischer Weise gegen den Baalskult wenden, machen
deutlich, daß der Herr, nicht Baal, mächtiger als das Meer ist. Das
Meer gehört nicht in den Bereich der Mythologie, sondern ist eine
Naturgewalt unter der Macht Gottes (z. B. das Rote Meer, Ps
106,9;114,3.5 ). C. Das Haus des Herrn ist heilig ( 93,5 ) Ps 93,5 Weil das Haus des Herrn mit Heiligkeit
erfüllt ist (im Gegensatz zu dem verderblichen Ort Baals; vgl. den
Kommentar zu V. 3-4 ), sind die Gebote des Herrn gewiß. Die
Heiligkeit sondert den Herrn von allen anderen ab. Sie wird durch
seine Macht verkündigt. Der Psalm hat die Macht Gottes gepriesen,
die der Beweis dafür ist, daß der Herr im Gegensatz zu den
heidnischen Göttern lebt und handelt. Weil er in Macht und
Heiligkeit regiert, muß jeder seinen Geboten Folge leisten. Ps 94 Dieser Psalm trägt der Tatsache Rechnung,
daß die Rache dem Herrn gehört. Der Psalmist bat den Herrn, an den
Stolzen Rache zu üben, die auf unverschämte Art und Weise die
Gerechten bedrücken. Der Schreiber des Psalmes vertraute darauf, daß
der Herr sein Volk nicht verlassen, sondern es erlösen wird, denn im
Herrschaftsbereich des Herrn ist für die Gottlosen kein Raum. A. Gebet um Rache ( 94,1-7 ) Ps 94,1-3 Vers 1-7 geben ein Gebet wieder, daß Gott
doch an den frohlockenden Gottlosen Rache üben möge. In
Vers 1-3 bestätigte der Psalmist, daß die Rache dem Herrn gehört.
Weil Gott der Richter über die Erde ist, muß er auch an den
Gottlosen Vergeltung üben. Auch hier fragte der Psalmist: Wie
lange? (vgl. den Kommentar zu Ps 6,4 ). Die fortwährende Freude der
Gottlosen scheint fehl am Platze zu sein, denn sie sind Feinde
Gottes (vgl. Ps 73,3-12 ). Ps 94,4-7 Um seine Bitte zu rechtfertigen, beklagte
der Psalmist die freche Bedrückung der Gerechten durch die
Hochmütigen. Die Rede der Gottlosen ist hochmütig. Sie bedrücken das
Volk Gottes, sein Erbteil (vgl. 94,14V. 14 und den Kommentar zu Ps
28,9; 5Mo 4,20 ). Die Gottlosen vernichten die Armen und Bedrückten
(diesen sollen die gläubigen Verantwortlichen beistehen; vgl. Ps
72,4.12-14 ). Die Gottlosen tun das alles, weil sie davon überzeugt
sind, daß der Herr es nicht beachtet (vgl. Ps 73,11 ). B. Warnung vor dem Gericht ( 94,8-15 ) Ps 94,8-11 Der Psalmist rief die Gottlosen auf, ihr
Tun zu überdenken. Er verwunderte sich darüber, daß die Gottlosen
keine Weisheit erlangen - Gott kennt ihre vergeblichen Anschläge und
Anstrengungen, die Gerechten zu bedrücken. Die Logik ist hier
einfach, aber eindrucksvoll: Der das Ohr des Menschen schuf, der
kann bestimmt auch hören; der das Auge gebildet hat, der kann auch
sehen usw. Ps 94,12-15 Aus diesen Versen wird das Vertrauen des
Psalmisten zum Herrn deutlich. Wer von Gott gezüchtigt wird, der
erfährt Segen, denn er wird aus dem Gesetz unterwiesen. Auch wenn
ein Gläubiger von Gottlosen Bedrückung erfährt, kann er sich damit
trösten, daß Gott derartige Bedrückungen gebrauchen kann, um ihn zu
unterweisen. Gott wird ihm aus dem Unglück Ruhe schaffen, wenn die
Gottlosen untergegangen sind. Der Psalmist war sich gewiß, daß
Gott sein Volk nicht verlassen (vgl. V. 15 und den Kommentar zu Ps
28,9; 5Mo 4,20 ), sondern Gerechtigkeit wiederaufrichten werde. C. Trost vom Herrn ( 94,16-23 ) Ps 94,16-19 Der einzige Trost des Psalmisten war der
Herr. Als er gefragt hatte, wer für ihn gegen die Sünder aufstünde,
erkannte er, daß sein Schutz vom Herrn kam. Als er schon fast völlig
verzweifelt war ( als sein Fuß ausglitt ; vgl. Ps 73,2 ), machte die
Gnade Gottes sein verängstigtes Herz ruhig und gab ihm Freude. Ps 94,20-23 Daraufhin sah der Psalmist Gottes
Vergeltung an den Gottlosen voraus. Der Thron der Bösen (wörtl.:
"Thron der Bosheit") nimmt Bezug auf schändliche Herrscher, deren
Gesetzgebung auf die Vernichtung der Gerechten hinzielt. Sie haben
keinen Teil an Gott. Deshalb setzte der Psalmist sein Vertrauen auf
den Herrn, seine Feste ( miRgoB ; vgl. den Kommentar zu Ps
9,10;46,8 ), seinen Fels und seine Zuflucht (vgl. den Kommentar
zu Ps 18,1 ), denn er wußte, daß der Herr ihnen ihre Sünden
vergelten und sie vertilgen würde. Ps 95 Dieser "Inthronisierungspsalm" mahnt das
Volk zur Anerkennung des Herrn als mächtigen König über alle Götter.
(Weitere Inthronisierungspsalmen sind Ps 47; 93 und Ps 96-99 .) Aber
der Psalmist warnte die Versammlung, nachdem er sie dazu ermahnt
hatte, ihren Schöpfer zu verehren, vor dem Unglauben, wie er in den
Tagen der Wüstenwanderung unter dem Volk geherrscht hatte, als es
die Ruhe Gottes nicht erlebte. A. Lobpreis der Souveränität Gottes ( 95,1-7 a) Dieser erste Abschnitt des Psalmes ist
ein typisches Lied des Lobpreises. Ps 95,1-2 Der Psalmist rief die Versammlung auf,
dem Herrn Loblieder zu singen (vgl. den Kommentar zu Ps 5,12 ). Er
wird hier der Fels unserer Errettung genannt, ein Bild für die
Bewahrung, die Gott bei der Errettung seines Volkes schenkte.
Offensichtlich hatte die Versammlung die Erfahrung einer solchen
Errettung gemacht, für die sie Dankopfer brachte. Ps 95,3-5 Gott verdient aufgrund seiner Majestät
Dank mit Frohlocken, der in den Versen 1-2 erwähnt wird. Er ist der
große König (vgl. Ps 98,6;99,4 und den Kommentar zu Ps 5,3 ) über
alle Götter . Die Erwähnung dieser Götter (Götzenbilder) bedeutet
nicht die Anerkennung ihrer Existenz. Es ist vielmehr das Bekenntnis
der Souveränität Gottes und seiner Erhabenheit über jede
tatsächliche oder nur scheinbar existente Macht. Die ganze Schöpfung
- auch die Dinge, die die Heiden als Götter verehrten - hatte der
Herr geschaffen, und deshalb hat er die Macht über alles. Ps 95,6-7 a In diesen Versen, die die Verse des
Lobpreises dieses Psalmes beschließen, ermahnte der Psalmist die
Versammlung, den Herrn anzubeten, denn er ist ihr Gott, und sie sind
seine Schafe (vgl. Ps 74,1;79,13;100,3 ). Die Bezeichung der HERR,
der uns gemacht hat bezieht sich vielleicht auf die Gründung der
Nation (vgl. 5Mo 32,6 ). Der Begriff Herde deutet noch einmal darauf
hin, daß der Herr, der Hirte Israels, sein Volk führt und versorgt. B. Warnung vor Unglauben ( 95,7 b. 8-11 ) Ps 95,7-11 (Ps 95,7b-11) In diesem Abschnitt warnte der Psalmist
das Volk davor, noch einmal in die Torheit des Unglaubens zu
verfallen, die seinen Vorfahren die verheißene Ruhe im Land gekostet
hatte. Diese Warnung wurde durch die Erwähnung der Fürsorge des
Herrn für sein Volk ausgesprochen (V. 7 a); in der Geschichte des
Volkes war diese Fürsorge zu oft durch Ungehorsam ins Gegenteil
verkehrt worden. Das Ereignis, auf das der Schreiber hier Bezug
nimmt, ist das Murren des Volkes bei Refidim ( 2Mo 17; 4Mo
20,1-13 ). Der Name des Ortes spiegelt das Ereignis
wider. Meriba (vgl. Ps 81,8;106,32 ) bedeutet "Hader"
und Massa "Versuchung", denn das Volk haderte mit dem Herrn
und versuchte ihn. Deshalb hatte Gott geschworen, daß es nicht in
das Land hineinkommen, sondern die meisten in der Wüste sterben
sollten. Die jüngere Generation kam dann in das verheißene Land. Der Psalmist ermahnte seine Zuhörerschaft
und begann dabei mit dem Wort heute , um auf die Dringlichkeit der
Entscheidung hinzuweisen. Sie sollten nicht der Stimme Gottes
widerstehen, die sie zum Vertrauen und zum Gehorsam rief. In der
Bibel steht das Wort Herz häufig für den Willen eines Menschen. Sein
Herz verhärten bedeutete, den Gehorsam zu verweigern. Wenn die, die
den Psalm hörten, durch ihren Unglauben ebenfalls ungehorsam waren,
dann brachte Gott auch sie nicht zu der Ruhe in dem Land. Dieser Abschnitt wird in Hebr 3,7-11 als
Warnung für Christen zitiert, die durch ihren Unglauben ( Hebr
3,12 ) in Gefahr stehen, nicht in die verheißene Ruhe einzugehen
(vgl. den Kommentar zu Hebr 3,7-12 ). Im umfassenden Sinn steht
diese Ruhe für das kommende Königreich des Herrn auf der Erde, wenn
die Gläubigen geistlich und irdisch ihre Ruhe im Herrn finden
werden. Die Gläubigen kommen selbstverständlich in diese Ruhe
hinein, wenn sie von ihren Werken lassen und auf ihn vertrauen. Die Warnung in Ps 95 gibt einen Ausblick
auf diese zukünftigen Ereignisse, weil er Teil eines Liedes ist, das
das Königtum des Herrn feiert (V. 3 ), ein Königtum, in dem nur
Menschen dienen können, die den Herrn in Wahrhaftigkeit anbeten. Ps 96 In diesem Psalm über die Herrschaft des
Herrn rief der Psalmist die Menschen an allen Orten und die Elemente
der Natur zum Lobpreis Gottes auf, denn er ist größer als die Götter
der Heiden, und er wird in Gerechtigkeit und Wahrheit regieren. A. Die Erde soll seine Majestät preisen ( 96,1-6 ) Ps 96,1-3 Der Psalmist lud die ganze Erde ein (d.
h. die Menschen überall auf der Welt; vgl. Ps 97,1;98,4;100;1 ), den
Herrn zu preisen. Sie sollten ihm (vgl. Ps
33,3;40,4;98,1;144,9;149,1 ) ein neues Lied singen (vgl. den
Kommentar zu Ps 5,12 ). Das Singen eines neuen Liedes weist auf neue
Gnadentaten hin, die Gott einem Menschen erwiesen hat. Das Volk
sollte sein Heil und seine Taten auf der ganzen Welt verkünden, denn
das bedeutete Herrlichkeit (vgl. "Herrlichkeit" in Ps 96,6-8 ) für
ihn. Ps 96,4-6 Der Herr ist des Lobpreises würdig, der
in Vers 1-3 gefordert wird, denn er ist größer als alle Götter (vgl.
den Kommentar zu Ps 95,3; vgl. auch Ps 97,9 ). Diese Götter, die
unter den Völkern verehrt werden, sind bloße Götzen. Er ist der eine
Gott, der alles geschaffen hat, und steht deshalb über allem.
Darüber hinaus ist sein Tempel (das Heiligtum ) von Pracht (vgl. Ps
96,9 und den Kommentar zu Ps 29,2; auch
als Majestät und Herrlichkeit bezeichnet) und von Kraft (vgl. Ps
96,7 ) erfüllt. Mit anderen Worten, er ist inmitten seines Volkes
herrlich und mächtig. B. Die Völker müssen seine Herrschaft
anerkennen ( 96,7-10 ) Ps 96,7-9 Der Psalmist rief die Volksstämme der
Erde dazu auf, Gott Herrlichkeit und Macht (vgl. V. 6 ) zu geben und
ihn anzubeten. Eines Tages muß sich jedes Knie vor dem allmächtigen
Herrn beugen ( Phil 2,10 ), dessen Heiligkeit furchtbar ist. Ps 96,10 Die Menschen überall auf der Welt sollten
ihn preisen, denn er ist König (vgl. Ps
47,9;93,1;97,1;99,1;146,10 ). Wenn der Herr zum Gericht und zur
Herrschaft über die Erde wiederkommt, wird er seine Herrschaft in
Gerechtigkeit aufrichten (vgl. Ps 97,2 ). C. Die ganze Natur soll frohlocken ( 96,11-13 ) Ps 96,11-13 Der Psalmist rief die Natur auf zu
frohlocken, denn der Herr wird kommen, um die Erde in Gerechtigkeit
(vgl. Ps 97,2;98,9 ) und Wahrheit zu richten. Die Personifikation
(des Himmels , der Erde , des Meeres , der Felder und der Bäume )
deutet möglicherweise an, daß die ganze Schöpfung blühen wird, wenn
auf der Erde Gerechtigkeit herrscht und der Segen an die Stelle des
Fluches tritt. Dann wird die Erde nicht mehr länger seufzen und auf
den Tag der Erlösung warten, wie es jetzt noch der Fall ist ( Röm
8,20-22 ). Dann wird die Natur singen. Solche Psalmen müssen für die Psalmisten
eine Ermutigung gewesen sein, wie sie es für die Gläubigen aller
Zeiten gewesen sind. Viele Psalmen drücken die Sehnsucht danach aus,
daß der Herr doch die Gottlosigkeit fortschaffen und die
Gerechtigkeit auf der Erde aufrichten möge. Die Klagen der
Psalmisten werden nicht mehr gehört werden, wenn der Herr in
Gerechtigkeit und Wahrheit regiert. Ps 97 Es handelt sich bei Ps 97 um einen
Lehrpsalm, der auf ein Gesicht des Psalmisten von Gott zurückging.
Der Psalmist sah das herrliche Kommen des Herrn in all seiner Pracht
voraus. Er beschrieb, wie der Herr kommt, um zu herrschen und seine
Widersacher in Gerechtigkeit zu richten, und ermahnte die Heiligen,
das Böse zu hassen und im Herrn zu frohlocken (vgl. 2Pet
3,10-11.14 ). A. Verkündigung der Herrschaft des Herrn ( 97,1 ) Ps 97,1 Der Psalmist leitete die Beschreibung
seines Gesichtes des Herrn ein, indem er die Erde aufrief (d. h. die
Menschen auf der Erde; vgl. Ps 96,1;98,4;100,1 ), über die
Aufrichtung des Königtums des Herrn zu frohlocken. Der HERR
regiert ; das wird auch in Ps 47,9;93,1;96,10;99,1 und Ps
146,10 berichtet. B. Die Erscheinung des Herrn ( 97,2-9 ) Ps 97,2-5 Der Psalmist beschrieb das wunderbare,
mächtige Erscheinen des Herrn. Israel verstand zweifellos, daß diese
Verse bildhaft von der Gegenwart der Herrlichkeit Gottes sprachen.
In ihrer ganzen Bedeutung beschreiben sie jedoch das Kommen des
Herrn, um über die Erde zu regieren. Das Kommen des Herrn wird begleitet von
Wolken und tiefer Dunkelheit, häufig ein Bild für das furchtbare
Gericht Gottes (vgl. 5Mo 4,11; 5,22-23; Ps 18,10.12; Jer 13,16; Hes
30,3.18; 32,7-8; 34,12; Joe 2,2; Am 5,18-20; Zeph 1,15 ). Die
Herrschaft Gottes ist auf Gerechtigkeit gegründet (vgl. Ps 96,13 ).
Gott erscheint ebenso im verzehrenden Feuer, denn er vernichtet
seine Widersacher in seinem Zorn (vgl. Ps 21,10;50,3;79,5;89,47;
Hebr 12,29; Offb 20,9 ). Blitze versetzen die Welt in Schrecken.
Berge schmelzen wie Wachs (vgl. Mi 1,4 ). Die Naturelemente, die die
Menschen fürchten, und die Schöpfung, die festgegründet ist,
verkünden alle das Kommen des Herrn der ganzen Erde (vgl. Mi 4,13;
Sach 4,14 ). In der Bibel begleiten derartige Phänomene häufig das
Erscheinen des Herrn. Ps 97,6-9 Der Psalmist beschrieb die Folgen dieser
Gotteserscheinung. Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit und
Herrlichkeit. Mit anderen Worten, das Erscheinen des Herrn auf der
Erde, um dort Gerechtigkeit aufzurichten, wird der Welt verkündigt. Die Götzenanbeter unter den Heiden werden
sich schämen, denn sie werden augenblicklich erkennen, daß sie im
Irrtum waren. Deshalb rief der Psalmist sogar die Götzen auf, den
Herrn anzubeten. Das Volk Gottes jubelt, weil ihr gerechter Herr
erhöht wird. Weil er Herr über die ganze Erde ist (vgl. V. 5 ), ist
er höher als alle falschen Götter (vgl. Ps 96,4-5 ), und ihm gebührt
der Lobpreis des Volkes. C. Aufruf zur Gerechtigkeit ( 97,10-12 ) Ps 97,10 Aufgrund dieser Vorausschau ruft der
Psalmist die, die den HERRN lieben , auf, das Böse zu hassen
(vgl. Spr 8,13 ), d. h. er ermahnt sie, im Gehorsam nach seinen
gerechten Geboten zu leben. Wegen ihrer Treue sollen sie vor den
Gottlosen gerettet werden. Ps 97,11-12 Die Gerechten werden aufgefordert, den
gerechten Herrn anzuerkennen und ihn freudig zu preisen, denn er hat
sie mit Freude und geistlichem Wachstum (das Licht genannt wird;
vgl. Ps 27,1; 36,10 ) gesegnet. Ps 98 In diesem Psalm ermahnte der Schreiber
die ganze Erde, dem Herrn zu singen und ihn zu preisen, denn er
regiert und hat Wunderbares vollbracht, als er Israel durch seine
Macht rettete, und er wird die Erde in Gerechtigkeit richten. A. Gott hat seine Errettung verkündet ( 98,1-3 ) Ps 98,1-3 Der Psalmist lud seine Leserschaft dazu
ein, dem Herrn ein neues Lied zu singen (vgl. Ps
33,3;40,4;96,1;144,9;149,1 ), denn durch seine Kraft (seine rechte
Hand und sein Arm sind Bilder für seine Macht) hat er das Heil
gebracht und seine Gerechtigkeit offenbart. Das Heil Gottes wird
aufgrund seiner Gnade ( HeseD ) und Treue (auch zu übersetzen mit
"treue Liebe") möglich. Der Herr gedachte an seinen Bund mit seinem
Volk Israel und errettete es. B. Gott wird die Welt in Gerechtigkeit
richten ( 98,4-9 ) Ps 98,4-8 Der Psalmist schaute die letzte Errettung
seines Volkes voraus und rief daher die Erde auf (d. h. die Bewohner
der Erde; vgl. Ps 96,1;97,1;100,1 ), vor dem Herrn zu frohlocken.
Jedermann sollte laut jubeln ( Ps 98,4 a. 5-6 b) und mit den
verschiedenen Musikinstrumenten vor dem Herrn, dem König (vgl. Ps
95,3;99,4 und den Kommentar zu Ps 5,3 ), singen. Sogar die Natur
(auch das Meer , die Ströme und Berge ; vgl. Ps 96,11-13 ) wird
aufgerufen, zu jubeln und zu jauchzen. Ps 98,9 Warum sollen die Menschen den Herrn
preisen? Weil er kommt, um die Welt in Gerechtigkeit zu
richten (vgl. Ps 96,13 ). Der Psalmist sah noch einmal voraus, wie
der Herr kommt, um sein Werk zu tun. Der Herr wird Rettung ( Ps
98,3 ) und Gerechtigkeit bringen. Ps 99 Der Psalmist ermutigte dazu, den Herrn
mit Lobpreis zu erheben. Dafür gab es zwei Gründe: Er ist heilig und
erhört in seiner Gnade die Gebete seines Volkes. A. Der Herr ist König - der Herr ist
heilig ( 99,1-5 ) Ps 99,1-3 Der Psalmist brachte dem heiligen Herrn,
dem König, sein Lob dar. Der Königspsalm beginnt wie üblich mit den
Worten: Der HERR ist König (vgl. Ps 47,9;93,1;96,10;97,1;146,10 ).
Daher sollte jedermann erzittern. Der Psalmist beschreibt, daß Gott auf dem
Thron zwischen den goldüberzogenen Cherubim (vgl. Ps 80,2 ) auf der
Bundeslade wohnt (vgl. 1Kö 6,23-28 ). Er ist groß in Zion, dem Ort,
an dem der Tempel stand. Die Menschen sollten überall seinen
großen Namen preisen. Er wohnt in Zion und regiert in Gerechtigkeit,
und das bezeugt seine Größe und seine Heiligkeit, die doch die
vorherrschenden Gründe zum Lobpreis sind, die in diesem Psalm
erwähnt werden. Ps 99,4-5 Die Macht und Gerechtigkeit des Königs
(vgl. Ps 95,3;98,6 und den Kommentar zu Ps 5,3 ) bezeugten seine
Heiligkeit. Deshalb pries ihn der Psalmist. Vers 5 ist ein Refrain (vgl. V. 9 ), der
jedermann auffordert, den Herrn zu erhöhen und am Schemel seiner
Füße anzubeten (d. h. vor dem Tempel mit der darin befindlichen
Bundeslade). B. Der Herr ist König - der Herr ist
barmherzig ( 99,6-9 ) Ps 99,6-9 Der Psalmist sprach von Gottes
Barmherzigkeit über seinen Vorfahren trotz der Sünden Israels. Mose,
Aaron und Samuel haben gebetet und wurden erhört. Gott sprach zu
ihnen (d. h. zu Israel) aus der Wolkensäule (vgl. 2Mo 13,21 ), und
sie gehorchten. Sogar nachdem Israel gesündigt hatte und gestraft
worden war, erhörte der Herr ihre Gebete und vergab ihnen. Deshalb
gebührt diesem Herrscher die Ehre, jedoch nicht nur aufgrund seiner
Heiligkeit ( Ps 99,3.5 ), sondern auch aufgrund seines barmherzigen
Handelns mit seinem Volk. Gottes Erbarmen bewahrt sein Eigentum
davor, von seinem gerechten Gericht verzehrt zu werden. Vers 9 ist ein Refrain (V. 5 hat ganz
ähnliche Worte), der das Volk Gottes dazu auffordert, den Herrn mit
Lobpreis und Anbetung an seinem heiligen Berg, Zion, zu erhöhen
(vgl. Ps 43,3;48,2;87,1 ). Ps 100 Die Überschrift des Psalms (oder Liedes)
erklärt, daß dieser Psalm beim "Dankopfer" Verwendung fand. Er wurde
im Tempel bei dem Darbringen der Dankopfer gesungen. Die
Ausdrucksweise dieses Psalms lehnt sich an die vorhergehenden
Inthronisierungspsalmen an ( Ps 47;93;95-99 ), die die Herrschaft
des Herrn feiern. Der Psalmist ermahnte die Versammlung,
dem Herrn mit Freuden zu dienen, denn er ist der Schöpfer, und mit
Danksagung in seinen Tempel zu kommen, denn er ist gut und treu. A. Dient dem Herrn mit Freuden ( 100,1-3 ) Ps 100,1-2 Vers 1-3 sind ein Aufruf zum Lobpreis und
zum freudigen Dienst. Alle Menschen ( die ganze Erde ; vgl. Ps
96,1;97,1;98,4 ) sollen dem Herrn zujauchzen; ihr Lobpreis soll
nicht gedämpft werden. Mehr noch, sie sollen ihm mit Freuden dienen.
Mit diesem Dienst, der mit fröhlichen Liedern getan wird, könnte die
Anbetung Gottes gemeint sein. Ps 100,3 Der Herr ist fröhlich zu preisen und
anzubeten, denn er ist allmächtig. Er ist der Schöpfer. Wer auf ihn
vertraut, gehört ihm an. Sie folgen ihm, denn sie sind die Schafe
seiner Weide (vgl. Ps 74,1;79,13;95,7; vgl. auch Ps 23,1;80,2 ). B. Tretet in seine Vorhöfe ein mit Danken ( 100,4-5 ) Ps 100,4-5 Der zweite Teil des Psalmes ruft die
Heiligen auf, in Jerusalem (Gottes Toren) einzuziehen und zu seinem
Tempel (seinen Vorhöfen) zu kommen, um Dankopfer für seine Segnungen
an ihnen darzubringen. Das Volk sollte den Herrn für seine Güte,
Liebe und Treue preisen. Diese Gnadengaben gewährt Gott von
Generation zu Generation. Deshalb kann jede Generation, die die
Güte, Liebe und Treue Gottes erfährt, in den Lobpreis Gottes
miteinstimmen. Ps 101 König David sprach mit dem Herrn und
versicherte, daß er entschlossen war, in seinem Königreich die
Ordnungen Gottes beizubehalten, indem er das Böse wegtat, von seiner
eigenen Person, seinem Hof und seiner Hauptstadt. Wenn Gerechtigkeit
herrschte, dann wohnte der Herr gerne unter dem Volk. So ist dieser
Psalm auch eine Art Satzung, durch die David unter Gott regierte. A. Gottes Gnade und Gerechtigkeit ( 101,1 ) Ps 101,1 : Der Psalmist besang
die Gnade ( HeseD ) und Gerechtigkeit des Herrn. Sie sind
Kennzeichen und Basis göttlicher Herrschaft (vgl. Ps 89,15 ). B. Davids Rechtschaffenheit ( 101,2 ) Ps 101,2 David hatte den Entschluß gefaßt, ein
untadeliges Leben mit untadeligem Herzen vor Gott zu führen. Diese
rechtschaffene Lebensweise begann in seinem Privatbereich in seinem
eigenen Haus. Sie steht in scharfem Gegensatz zur Korruptheit der
meisten Könige des Nahen Ostens zur damaligen Zeit. C. Davids Geradheit im Palast ( 101,3-8 ) David führte näher aus, was er unter dem
Pfad der Rechtschaffenheit verstand, den er nach seinen Worten gehen
wollte (V. 2 ). Diese Rechtschaffenheit fing bei seiner eigenen
Person an und erstreckte sich weiter auf seine Diener. Das war
unabdingbar, wenn der Herr weiterhin seine Herrschaft segnen sollte. Ps 101,3-4 David wollte rechtschaffen bleiben und
das Böse nicht hinnehmen. Er wollte schändliche, treulose und
verkehrte Menschen und ihr Handeln nicht in seiner Nähe dulden. Der
Ausdruck "schändliche Dinge" heißt wörtlich "Dinge des Beliar".
"Verkehrt" ( ZiqqES ) bedeutet "unehrlich, falsch" (vgl. den
Kommentar zu Ps 18,27 ). Ps 101,5-6 Der König bestimmte fernerhin, daß er
sich mit treuen Dienern umgeben wollte. Er wollte die Verleumder zum
Schweigen bringen (vgl. V. 8 ) und die Hochmütigen nicht
dulden. Stolze Augen (vgl. Ps 18,28; Spr 6,17;30,13 ) blicken
hochmütig drein. David wollte nach treuen Dienern suchen, die, wie
er selbst zu jener Zeit, ebenfalls (in Rechtschaffenheit) ein
untadeliges Leben führten (vgl. Ps 101,2 ). Ps 101,7-8 David kündigte ferner an, daß er die
Gottlosen im ganzen Volk, nicht nur im Palast, zum Schweigen bringen
wollte. Bei seiner täglichen Rechtsprechung (vgl. Jer 21,12 ) wollte
er die Übeltäter und die Gottlosen ausrotten. Dieser Ausdruck könnte
eventuell Ausschluß vom Dienst und der Gemeinschaft bedeuten, es ist
jedoch wahrscheinlicher, daß damit die Todesstrafe gemeint ist. Ps 102 Die Überschrift zu diesem Psalm hat keine
Entsprechung im Buch der Psalmen und deutet darauf hin, daß der
Psalm dann benutzt wurde, wenn ein Glaubender persönlich Leid erfuhr
und darüber nachsann. Der Psalm weist vom Inhalt her Ähnlichkeiten
mit Ps 22; 69 und 79 auf, ferner mit mehreren Stellen aus Jes
40-66 . Der Psalmist hoffte, daß Gott ihm rasch
antwortete und beklagte, daß er ganz niedergedrückt war und sich in
einem bejammernswerten Zustand befand, weil sein Feind ihn mit
Schande bedeckte. Er fand jedoch Trost in der Tatsache, daß der Herr
treu blieb und ihn nicht verließ. Das ist eine Wahrheit, die viele
Generationen von Gläubigen zum Lobpreis Gottes geführt hat. A. Erhöre mich eilends ( 102,2-3 ) Ps 102,2-3 Der Psalmist betete ernstlich, daß Gott
ihn erhören und sein Angesicht nicht verbergen möge (vgl. Ps
27,9;143,7 ). In seiner Not drängte er den Herrn, ihm eilends zu
antworten (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ). B. Ich schwinde dahin ( 102,4-12 ) Ps 102,4-8 Der Psalmist beschrieb dem Herrn seinen
beklagenswerten Zustand. Seine Tage gingen dahin wie Rauch ,
seine Gebeine (vgl. den Kommentar zu Ps 6,3 ) verbrannten (d. h. er
fühlte sich ausgelaugt), sein Herz verdorrte wie Gras (vgl. Ps
102,12;37,2;103,15-16; Jes 40,6-8 ). Er verspürte keinen Hunger und
litt unter seiner körperlichen Schwäche. In seinem abgezehrten
Zustand (vgl. Hi 19,20 ) fühlte er sich zerschlagen wie eine traurig
dreinblickende Eule oder ein einsamer Vogel. Seine Kraft war dahin,
er fühlte sich niedergeschlagen und hatte jeden Lebenswillen
verloren. Ps 102,9-10 Die aussichtslose Situation des
Psalmisten verschärfte sich noch, als er hörte, daß seine Feinde
über seine Lage spotteten. Wenn jemand Asche aß (vgl. Jes 44,20 ),
dann bedeutete es, daß er Asche auf dem Haupt hatte, und das war ein
Zeichen der Trauer. Der Psalmist trauerte und weinte ( Tränen ;
vgl. Ps 80,6 ) so viel, daß Trauer und Tränen schon zu seiner
täglichen Speise geworden waren. Ps 102,11-12 Darüber hinaus war der Psalmist davon
überzeugt, daß ihn Gott in seinem Zorn heimgesucht hatte. Weil Gott
das alles hatte geschehen lassen, meinte er, daß sein Leben schon
fast vorbei sei, so wie die abendlichen Schatten, die anzeigen, daß
ein Tag fast vorbei ist (vgl. Ps 144,4 ), und wie das verdorrende
Gras (vgl. Ps 102,5 ). C. Er wird den Elenden nicht verachten ( 102,13-23 ) Ps 102,13-14 Den Klagen des Psalmisten folgte die
Erklärung seines Vertrauens in den Herrn, daß er seine Gebete
erhörte. Das du ist im Hebr. betont und stellt den Gegensatz
zwischen dem Psalmisten und dem Herrn heraus. Der Übergang zum
Lobpreis geschieht plötzlich: Der Herr sitzt auf ewig auf seinem
Thron (vgl. den Kommentar zu Ps 2,4 ), und er antwortete, denn es
war nun die Zeit gekommen, daß er seinem Volk in Jerusalem seine
Gnade erweisen sollte. Ps 102,15-18 Der Psalmist vertraute darauf, daß der
Herr, der seine Herrschaft in Zion aufgerichtet hatte, jene nicht
vergaß, die ihn liebhatten. Die Knechte des Herrn liebten sogar die
Steine und die Trümmer Zions (das ist ein Bild für die enge
Beziehung der Knechte zu der Stadt in ihrem Unglück), was mit daran
lag, daß es die Wohnung Gottes war. Auch andere Menschen, die Völker
und ihre Könige, werden den Herrn verehren, denn er wird Zion wieder
aufbauen. Das deutet darauf hin, daß der Psalmist seine Gedanken nun
von seiner eigenen Schwachheit abgekehrt hat, um über die
Erhabenheit des Herrn nachzusinnen, die den Wiederaufbau der Stadt
gewährleistete. Möglicherweise wurde der Psalm anläßlich eines
Unglücks in der Hauptstadt gedichtet. Dennoch war der Psalmist davon
überzeugt, daß der Herr das Gebet des Volkes erhören werde. Ps 102,19-21 Der Psalmist sah bereits die Rettung der
Elenden voraus. Zukünftige Generationen würden den Herrn preisen,
wenn sie hörten, wie er vom Himmel herabblickte ( von seinem
Heiligtum in der Höhe ) und das Seufzen seines Volkes über dessen
beklagenswerte Situation hörte. Es wird häufiger in den Psalmen
erwähnt, daß Gott in seiner Allmacht auf sein Volk herabblickt.
Diese Tatsache macht deutlich, wie sehr sich Gott um sein Volk
kümmert. Der Herr griff immer wieder ein, um die zu retten, die
schon dem Tode nahe waren. Ps 102,22-23 Als Folge dieser Rettung würde der Name
des HERRN gepriesen, wenn alle Menschen sich versammelten, um ihn in
Zion zu preisen. D. Deine Jahre währen ewiglich ( 102,24-29 ) Ps 102,24-29 Hier wandte sich der Psalmist wieder
seiner eigenen Klage zu. Der Herr hatte seine Kraft weggenommen
(vgl. V. 5-11 ), offenbar, um sein Leben zu verkürzen (vgl.
V. 4.12 ). Deshalb bat er um Verlängerung seines Lebens, damit er
doch nicht vorzeitig sterben müsse. Nimm mich nicht hinweg in der
Hälfte meiner Tage . Weil Gottes Jahre auf ewig währen (V. 25 ; vgl.
V. 28 ), sprach der Schreiber des Psalms bildhaft von Gottes
Ewigkeit und bat Gott um die Verlängerung seines eigenen Lebens, und
sei es auch nur um eine kurze Zeit. Wenn der Psalmist von Gottes Ewigkeit im
Gegensatz zu seiner Schöpfung sprach, drückte er damit sein
Vertrauen auf den Herrn aus. Die Himmel und die Erde werden
vergehen (vgl. 2Pet 3,10; Offb 21,1 ) wie ein altes Kleid. Im
Gegensatz dazu wandelt sich Gott nicht ( Mal 3,6; Hebr 13,8 ), und
er ist ewig (seine Jahre währen ewig ; vgl. Ps 102,28 ). Deshalb
wird er allen Generationen treu sein (den Kindern der Heiligen und
ihren Nachkommen). Vers 26-28 werden in Hebr 1,10-12 auf
Christus bezogen. Der Psalmist wandte sich hier an den ewigen Herrn,
und der Schreiber des Hebräerbriefes identifizierte Jesus Christus
als den Ewigen, den Schöpfer und Erhalter der Welt. Auch das spricht
dafür, daß Jesus Christus Gott ist. Ps 103 David blickte zurück auf die Gnadentaten
Gottes an ihm und fand in der Bundesbeziehung des Volkes zum Herrn
Trost, obwohl das Volk sündigte und schwach war. In diesem Vertrauen
rief der Psalmist die ganze Schöpfung dazu auf, ihren Herrn zu
preisen. Dieser Psalm bejubelt die Errettung, die
möglicherweise als Anwort auf das Gebet in Ps 102 geschehen ist. A. Die Gnadentaten Gottes ( 103,1-5 ) Ps 103,1-2 David gab sich selbst den Befehl ( du
meine Seele ), den Herrn von ganzer Seele zu preisen, d. h. sich
ganz dem Lobpreis des heiligen Namens Gottes hinzugeben (vgl. Ps
33,21 ). Das war mit Sicherheit angesichts der vielen Wohltaten des
Herrn gerechtfertigt. Ps 103,3-5 David pries den Herrn für seine vielen
Gnadentaten, für seine Vergebung der Sünden (V. 3 a), für die
Heilung von Krankheit (V. 3 b), für die Errettung vom Tod
(V. 4 a; Grube ist ein Synonym für Grab), für die Bereicherung
seines Lebens durch Gottes Gnade (vgl. V. 8.11.17 ), für sein
gnädiges Erbarmen (vgl.V. 8.13 ; Ps 116,5; 119,156 ), für Davids
Sättigung ( mit Gutem ; vgl. Ps 104,28;107,9 ) und für die
Erneuerung seiner Jugend. Wenn hier gesagt wird, daß Gott uns
"krönt", dann weist dieser Ausdruck auf seine Gnade hin, die er
schenkt (so wie in Ps 8,6 ). Der Psalmist erfuhr durch Gott eine
geistliche Neubelebung wie ein Adler, der sein ganzes Leben hindurch
seine Stärke behält (vgl. Jes 40,31 ). B. Das Erbarmen Gottes ( 103,6-18 ) David spielte auf verschiedene Ereignisse
in der Geschichte Israels an und sann über die Bundestreue des Herrn
nach, die er zu schwachen Sündern aufrechterhielt. Ps 103,6-8 David rief sich zunächst den Bund des
Herrn mit Mose ins Gedächtnis. Er pries die Gerechtigkeit des Herrn
und beschrieb, daß Gott sich Mose und dem Volk Moses als erbarmender
(vgl. V. 4.13 ; Ps 86,15;111,4;145,8 ) und gnädiger Gott offenbart
hatte, der langsam zum Zorn und reich an Gnade ( Liebe , HeseD ;
vgl. Ps 103,4.11.17 ) ist. Vers 8 bezieht sich auf Gottes Worte, die
er am Berg Sinai zu Mose gesprochen hatte ( 2Mo 34,6; vgl. Neh 9,17;
Ps 86,15;145,8; Joe 2,13; Jon 4,2 ). Gott ist treu gegenüber seinem
Volk und wird es aus der Unterdrückung erretten. Ps 103,9-12 David ging dann darauf ein, daß der Herr
in seiner Gnade Sünden vergibt. Weil Gott langsam zum Zorn ist (vgl.
V. 8 ), klagt er nicht immer ( rIB , "eine Gerichtssache gegen
jemand aufbringen") einen Menschen wegen seiner Sünde an noch
verfährt er mit dem Menschen nach seinen Sünden. Aufgrund seiner
großen Liebe (vgl. V. 4.8.17 ) trennt er die Sünde völlig von den
Sündern ab, indem er ihnen vergibt. Ps 103,13-18 In diesen Versen schrieb David, daß, auch
wenn das Leben des Menschen vergänglich ist, es durch den Bund mit
dem Herrn befestigt wird. Der Herr erbarmt sich (vgl. V. 4.8 ) über
sein schwaches Volk (V. 13 ), denn er weiß, wie schwach der Mensch
ist (V. 14-16 ). Der Mensch ist nur Staub (vgl. 1Mo 2,7 ), und sein
Leben ist kurz, so wie auch das Gras nur kurze Zeit besteht (vgl. Ps
37,2;90,5;102,5.12; Jes 40,6-8 ) und die wilden Blumen. Gottes Liebe
in seinem Bund besteht jedoch von Ewigkeit zu Ewigkeit (vgl. Ps
102,5.9.12 ) und gilt denen, die ihm gehorchen. Auch hier wird die
Ewigkeit des Herrn als Trost für den schwachen Menschen betrachtet.
Der Mensch kann seine Hoffnung nicht auf andere, ebenso schwache
Menschen setzen, sondern nur auf den ewigen Gott. C. Der Lobpreis Gottes ( 103,19-22 ) Ps 103,19-22 David legte dar, daß der Herr über die
ganze Erde regiert. Deshalb sollen alle Engel, Gottes himmlische
Heerscharen, die seine Knechte sind, und seine ganze Schöpfung
( seine Werke ) den Herrn an jedem Ort preisen. David schloß seinen
Psalm auf dieselbe Weise, wie er ihn begonnen hat: Er ermahnte sich
selbst ( du meine Seele ), den Herrn zu preisen. Ps 104 Ps 104 beginnt wie Ps 103 mit den Worten:
"Lobe den Herrn, du meine Seele". Ps 104 ist ein wunderbarer Psalm
zum Lobpreis von Gottes wunderbarer Schöpfung und der Erhaltung
dieser Schöpfung. Während Ps 103 das Erbarmen des Herrn über sein
Volk preist, spricht dieser Psalm mehr von der Macht, der Weisheit
und der Güte des Herrn aller Schöpfung gegenüber. Der Psalmist
spricht davon, wie Gott die Himmel im Licht ausbreitet, wie er in
seiner Macht die Tiefe regiert, wie er die Erde als Wohnort für die
Menschen schmückt, wie er den Tag und die Nacht zum Leben einrichtet
und das Meer für alles, was darinnen lebt, zubereitet. Dann pries er
Gott, der in seiner Herrlichkeit über die Schöpfung regiert und sie
durch seinen Geist erneuert. Der Psalmist betete mit dem Blick auf
dieses ganze Geschehen, daß Gott doch die Sünder reinigen möge, die
nicht mehr in Harmonie mit der Schöpfung sind. A. Einleitung ( 104,1 a) Ps 104,1 a Der Psalmist ermutigte sich selbst
dazu, den HERRN zu preisen (vgl. V. 35 ; Ps 103,1.22 ). B. Lobpreis für den Schöpfer ( 104,1 b. 2-23) Ps 104,1-4 (Ps 104,1b-4) In Vers 1 b. 2-23 pries der Psalmist die
Majestät des Herrn ( du bist sehr groß und mit Pracht [vgl. den
Kommentar zu Ps 29,2 ] und mit Majestät bekleidet ; vgl. Ps 45,4 ),
wie sie auch in seinen Werken sichtbar wird. Der Schreiber begann
mit einer poetischen Beschreibung der Himmel. Das Licht , das am
ersten Tag geschaffen wurde ( 1Mo 1,3-5 ), gehört zum Wesen des
Herrn. Wer mit "Licht" bekleidet ist, zu dessen Wesen gehört das
Licht. Bei der Schöpfung breitete der Herr die Himmel wie ein Zelt
aus (vgl. 1Mo 1,6-8; Jes 40,22 ), d. h., daß der Himmel die Erde wie
ein Zelt die Zeltinsassen überspannt. Es wird ferner bildhaft
ausgedrückt, daß sich Gottes Wohnung in Obergemächern über den
Wassern befindet. Es ist, als ob ein Architekt hier ein Privatgemach
gebaut hätte, indem er die tragenden Balken über den Wassern der
Himmel gebaut hätte. Der Herr schuf alle Elemente des Himmels,
die Wolken, den Wind und das Feuer. (Zu der Aussage, daß der Herr
auf den Wolken einherfährt, vgl. den Kommentar zu Ps 68,5 .) Ps
104,4 legt nahe, daß Gott seine Engel ( Boten ) oft in
Naturerscheinungen sendet, ganz ähnlich wie bei seinen eigenen
Erscheinungen. Ps 104,5-9 Der Psalmist wiederholte noch einmal, wie
Gott die Erde gegründet und sie mit Wassern bedeckt hat. Die
poetischen Bilder sprechen davon, daß die Erde auf Grundfesten fest
gegründet ist und daß sie mit Wasser (der Tiefe) wie mit einem Kleid
bedeckt ist. Der Psalmist stellte in lebhaften Bildern dar, wie der
Herr die Wasser in Flüsse und Meere versammelte und ihnen eine
Grenze setzte (d. h. ihnen Ufer gab, über die sie nicht hinaustreten
konnten; vgl. Hi 38,9-10; Jer 5,22 ). Wenn Gott die Wasser
zurücktrieb, legt das nahe, daß sie eine ungezügelte Kraft
darstellten, die gezügelt werden mußte. Die Wortwahl in Ps
104,7-9 erinnert an den Sintflutbericht; der Psalmist sprach jedoch
von der Schöpfung. Ps 104,10-18 Gott schmückte die Erde als Lebensraum
und ließ Brunnen in den Tälern emporquellen, um den Tieren Wasser zu
geben (V. 10-12 ), und ließ Pflanzen wachsen, die den Tieren und den
Menschen Nahrung geben. Gott gab das Öl (von den Olivenbäumen), um
das Angesicht des Menschen zu glätten (V. 13-15 ). Gott versorgte
die Tiere und die Vögel mit einem Unterschlupf (V. 16-18 ). In
seiner Weisheit schuf Gott die Erde so vielfältig, daß alles Leben
darauf existieren kann. Ps 104,19-23 Der Herr schuf den Mond und die Sonne,
damit sie die Zeiten bestimmen, in denen die unterschiedlichsten
Geschöpfe auf der Erde schlafen und wachen. C. Lobpreis für die Herrschaft des Herrn ( 104,24-32 ) Ps 104,24-30 Der Psalmist brach in Lobpreis Gottes für
seine ganze Schöpfung aus, die er in seiner großen Weisheit gemacht
hatte. Die vielen verschiedenen Kreaturen der Erde stehen unter
seiner Herrschaft. Die Tiere des Meeres in ihren
verschiedenen Größen - auch der große Leviatan (hier geht es um ein
tatsächlich existierendes Tier, nicht um ein Wesen aus der
Mythologie; vgl. den Kommentar zu Hi 41 ) - warten auf ihre Speise
und auf das Gute (vgl. Ps 103,5;107,9 ) von Gott (vgl. Ps 104,21 ).
Aber wenn er sich vor ihnen verbirgt, dann erschrecken sie, denn er
ist der Herr über Leben und Tod in den Meeren. Er nimmt ihren Atem
hinweg, und sie sterben. Er sendet seinen Lebenshauch , und Tiere
werden neu geschaffen. Das Wasser ist das vorherrschende Thema
in diesem Psalm (V. 3.6-16.25-26 ). Wasser wurde als mächtige Kraft
betrachtet. Dieser Psalm beschreibt die Herrschaft des Herrn über
dieses Element. Ps 104,31-32 Der Psalmist bat den Herrn, daß doch
seine Herrlichkeit bleiben möge, denn er regiert so mächtig über die
Schöpfung. D. Gebet um Harmonie in der Schöpfung ( 104,33-35 a) Ps 104,33-35 a Der Psalmist antwortete auf zwei Arten
auf die Größe der Schöpfung Gottes. Erstens gelobte er, Gott mit
seinem Lied und seiner wohlgefälligen Rede zu preisen (vgl. Ps
19,15 ). Dies ist die angemessene Antwort eines Menschen, der Gott
anbetet und sich an seinen Schöpfer erinnert. Zweitens betete er,
daß die Sünder von der Erde verschwinden mögen, weil sie nicht im
Einklang mit der Schöpfung Gottes stehen. E. Schlußrede ( 104,35 b) Ps 104,35 b Der Psalmist ermutigte sich selbst ( du
meine Seele ), den HERRN zu preisen (vgl. V. 1 ; Ps 103,1.22 ). Das
hebräische hal+lU-yAh (daraus entstand das Wort "Halleluja") wird
abschließend mit "Preist den Herrn" übersetzt. Es taucht hier zum
ersten von 23 Malen in den Psalmen auf ( Ps 104,35; 105,45;
106,1.48; 112,1; 113,1.9; 115,18; 116,19; 117,2; 135,1.3.21;
146,1.10; 147,1.20; 148,1.14; 149,1.9; 150,1.6 ). Ps 105 Der Psalmist hob einige Punkte der
Geschichte Israels hervor (von Abraham bis zur Wüstenwanderung) -
wie der Herr sein Volk in der Erfüllung seiner Bundesverheißungen
auf wunderbare Weise in Bewegung setzte - und pries die Größe der
Liebe des Herrn zu seinem Eigentum. A. Lobpreis für die Größe Gottes ( 105,1-6 ) Ps 105,1-6 Der Psalmist begann mit einem Aufruf (an
Israel, V. 6 ), Gott für seine vielen Wunder zu preisen und sich
über seinen heiligen Namen zu freuen . Der Name Gottes steht für
Gottes Eigenschaften, die er uns offenbart hat. Israel sollte sich
auf den Herrn verlassen ( fragt nach dem Herrn, sucht sein
Angesicht) und sich an sein wunderbares Handeln erinnern. B. Lobpreis für die Treue des Herrn ( 105,7-41 ) Ps 105,7-11 Der Psalmist wandte sich nun dem Lobpreis
für das Gedenken des Herrn an seine Verheißungen zu, die er dem Volk
gegeben hatte. Das Volk sollte seiner gedenken (V. 5 ), weil er
ihrer gedenkt! (V. 8 ; vgl. V. 42 ). Gott, der Herr, der Herrscher
über das Universum ( seine Gerichte ergehen auf der ganzen Erde ),
gedachte an (d. h erfüllte) seinen Bund und seinen Eid. Sein Bund,
den er mit Abraham geschlossen hatte ( 1Mo 12,1-3;15,18-21 ), wurde
in der Gegenwart Isaaks bestätigt ( 1Mo 22,15-18 ) und erging auch
an Jakob ( 1Mo 28,13-15; 1Mo 32,12 ). Gott hatte gesagt, daß Israel
eine große Nation sein und das Land, das er ihnen verheißen hatte,
besitzen werde. Ps 105,12-41 Der Psalmist griff ein Ereignis aus der
Geschichte Israels heraus, bei dem der Herr seine Verheißung erfüllt
hatte, Israel zu einem großen Volk zu machen. Der Schreiber stellte
als erstes fest, daß der Herr das Volk bewahrt hatte, während es
sich in anderen Ländern aufhielt (V. 12-15 ). Möglicherweise bezieht
sich das auf den Auszug Abrahams von Ur in Chaldäa nach Haran ( 1Mo
11,31 ), Kanaan ( 1Mo 12,4-5 ), Ägypten ( 1Mo 12,10-20 ) und auf
seinen Aufenthalt im Negev ( 1Mo 20,1 ). Als zweites führte der Herr
die Israeliten in seiner Souveränität nach Ägypten und
erhöhte Josef ( Ps 105,16-22; vgl. 1Mo 37;39-41 ). Als drittes
machte der Herr sein Volk in Ägypten sehr fruchtbar, obwohl es doch
unterdrückt wurde ( Ps 105,23-25; vgl. 2Mo 1,6-14 ). Als viertes
wirkte der Herr durch Mose und Aaron Wunder in Ägypten (im Lande
Hams ; vgl. Ps 105,23 ). Diese Wunder waren die Plagen in Ägypten
(V. 26-36 ), unter denen die Ägypter litten (vgl. 2Mo 7-11; Ps
78,44-51 ). Als Gott sein Volk rettete, machte es noch große Beute
( Ps 105,37 ). In der Tat war Ägypten froh, als das Volk fortzog
(V. 38 ). Als fünftes führte der Herr die Israeliten durch die Wüste
und versorgte sie mit Wachteln, mit Manna (dem Himmelsbrot) und mit
Wasser aus dem Felsen (V. 39-41 ). So erwies der Herr auch während
der Wüstenwanderung seine Treue an Israel. C. Lobpreis für die Errettung des Herrn ( 105,42-45 ) Ps 105,42-45 Der Psalmist sprach noch einmal davon,
wie der Herr seines Wortes gedacht (V. 42 ; vgl. V. 8 ), sein Volk
aus Ägypten herausgebracht und es in das verheißene Land geführt
hatte (V. 43-44 ). Es wurde aus der Sklaverei erlöst, damit es
seinem Wort gehorchte (V. 45 ). Dieser Psalm drückt Freude über Gottes
Treue seinem Wort gegenüber aus, wenn er sein auserwähltes Volk
erlöst. Deshalb sollten diejenigen, die seine Gnadentaten erleben,
seiner Werke gedenken und ihm mit Gehorsam antworten. Zu den
Worten Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ) vgl. den Kommentar zu Ps
104,35 . Ps 106 Ungeachtet der Treue Gottes Israel
gegenüber ( Ps 105 ) war die Geschichte Israels doch voll von dessen
Treulosigkeit und Undankbarkeit. Ps 106 ist ein Bußpsalm und
erzählt, wie rebellisch die Israeliten waren und wie Gott Gericht
über sie gehalten hatte. Dann betete der Psalmist, daß der Herr doch
sein Volk aus der Gefangenschaft befreien möge. Ein ähnliches
Bußbekenntnis wurde in Neh 9 niedergeschrieben. Dieser Psalm hat
fernerhin Ähnlichkeiten mit Jes 63 und Hes 20 . A. Lobpreis der Güte Gottes ( 106,1-5 ) Ps 106,1-5 Der Psalmist pries Gott für seine
unvergleichliche Güte, für seine Gnade und Macht (V. 1-2 ). Zu den
Worten Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ) vgl. den Kommentar zu Ps
104,35 .Weil alle, die tun, was recht ist, vom Herrn gesegnet werden
( Ps 106,3 ), betete der Psalmist, daß Gott doch seiner gedenken
möge, wenn er sein Volk segnete. Dadurch konnte er Wohlergehen und
Freude erfahren und Gott preisen. B. Das Bekenntnis der Sünde ( 106,6-46 ) Ps 106,6 Der Psalmist begann mit der allgemeinen
Feststellung, das Thema Buße zu erörtern, daß die Israeliten in den
Tagen des Psalmisten gleich ihren Vätern (d. h. ihren Vorfahren)
gesündigt hatten. Deshalb ging der Psalmist auf die Sünden der
Vorfahren der Israeliten näher ein. Ps 106,7-12 Der Psalmist zählte daraufhin die Sünden
des Volkes in der Wüste auf. Erstens kam er auf den Durchzug durch
das Rote Meer zu sprechen (V. 7-12 ; vgl. 2Mo 14,11-12 ). Dennoch
errettete es der Herr (vgl. 2Mo 14,26-30 ), um seine Macht zu
erweisen, und es glaubte (vgl. 2Mo 14,31 ) und sang ihm Loblieder
(vgl. 2Mo 15,1-21 ). Ps 106,13-33 Dann sprach der Psalmist von den Sünden
des Volkes bei dessen Wanderung in das Gelobte Land. Es vergaß
schnell Gottes Wunder (vgl. V. 21-22 ) und wurde lüstern (vgl. 4Mo
11,4 ), und Gott schickte ihm eine Plage ( Schwindsucht ; 4Mo
11,33 ). Es murrte über Mose und Aaron, weil es eifersüchtig war. Da
vernichtete Gott Datan und die Rotte Abirams ( Ps
106,16-18; vgl. 4Mo 16; 26,8-9 ). Am Horeb (das ist der frühere Name
für den Berg Sinai; vgl. 5Mo 5,2; Mal 4,4 ) machte es ein goldenes
Kalb und brach so das Gesetz. Gott hätte es vernichtet, wenn Mose
nicht für es eingetreten wäre ( Ps 106,19-23; vgl. 2Mo 32 ). Es murrte. Deshalb schwor Gott mit
erhobener Hand (andere Ausleger übersetzen: Gott erhob die Hand
gegen sie; vgl. den Kommentar zu 2Mo 6,8 ), daß es in der Wüste
sterben sollte ( Ps 106,24-27; vgl. 4Mo 14,26-35 ). Es achtete das
köstliche Land gering denn es glaubte dem Herrn nicht. Bei Peor (man könnte auch übersetzen: Es
sündigte, indem es sich an Baal-Peor hängte) sündigte es wieder
(dieses Mal beging es mit den Moabitern zusammen Götzendienst),
und Pinehas trat dazwischen , um der Plage ein Ende zu setzen ( Ps
106,28-31; vgl. 4Mo 25 ). Bei Meriba hatte Mose die Geduld mit den
Israeliten verloren, als sie sich gegen Gott auflehnten ( Ps
106,32-33; vgl. Ps 81,8;95,8; 2Mo 17,7; 4Mo 20,2-13 ). Weil Mose die
Beherrschung verloren hatte, verlor er das Vorrecht, in das Land der
Verheißung hineinkommen zu dürfen ( 4Mo 20,12 ). Ps 106,34-46 Der Psalmist erinnerte das Volk daran,
daß es die Bewohner des Landes nicht vertilgt hatte, so wie der HERR
es ihm befohlen hatte ( 5Mo 7,1-2 ). Anstatt dem Gebot des Herrn zu
gehorchen, die Götzenbilder der Kanaaniter zu zerstören ( 5Mo
7,5.16.25-26 ), betete Israel die Bilder an (vgl. Ri 2,11-12 ) und
opferte den Dämonen sogar noch seine Söhne und Töchter ( Ps
106,37; vgl. 5Mo 32,17 ), ein Ausdruck, der für die Götzen gebraucht
wird ( Ps 106,38 ). Weil Israel so schwer gesündigt
hatte, war der HERR zornig (vgl. Ri 2,14.20 ) über sein Volk und
lieferte es der Bedrückung durch dessen Feinde aus. Viele Male rettete Gott es dennoch ( Ps
106,43-46 ). Das geschah z. B., als Gott wegen seines Bundes und
seiner Gnade ( HeseD ) Richter erweckte, um Israel aus der Hand
seiner Unterdrücker zu befreien (vgl. Ri 2,16 ). Der Herr brachte
zwar immer wieder Gericht über sein ungehorsames Volk, aber er
erhörte doch auch immer wieder dessen Schreien. C. Gebet um Errettung ( 106,47-48 ) Ps 106,47-48 Nachdem der Psalmist auf diese Weise die
Sünden des Volkes Israel und Gottes Bestrafungen zurückverfolgt
hatte, betete er, daß Gott es doch wiederum erretten möge (die
Aufforderung: sammle uns aus den Völkern legt ganz offensichtlich
nahe, daß das Volk zerstreut war), damit es ihn preisen konnte. Der Lobgesang in Vers 48 beschließt Buch
IV des Psalters. Dieser Vers ähnelt dem Lobgesang, mit dem Buch I
schließt (vgl. Ps 41,14 ). Zu den Worten Preist den
HERRN ( hal+lU-yAh ) vgl. den Kommentar zu Ps 104,35 . V. Buch V ( Ps 107-150 ) Von diesen 44 Psalmen stammen 15 von
David ( 108-110; 122; 124; 131; 133; 138-145 ), ein Psalm von Salomo
( Ps 127 ). Die übrigen 28 Psalmen machen keine Angabe über ihren
Verfasser. Ps 107 Dieser Psalm ist ein Aufruf zum Lobpreis,
der sich an die Erlösten des Herrn richtet. Der Psalmist ermutigte
sie, ihn zu preisen, und legte dar, wie Gott sein Volk aus der Wüste
errettet, die Ketten der Gefangenen zerbrochen, die Elenden
aufgerichtet, seine Macht den Seefahrern erzeigt hatte und wie der
Herr in seiner Gnade über die Natur und über die Belange der
Menschen regiert. A. Die Erlösten sollen den Herrn preisen ( 107,1-3 ) Ps 107,1-3 Gott gebührt Dank für seine
beständige Gnade (vgl. V. 43 ). Insbesondere sollten ihm die
Erlösten danken, die diese Wohltat Gottes erfahren haben. Der Psalm
wurde aufgrund der Wortwahl in Vers 2 b. 3 vielleicht in der
babylonischen Gefangenschaft geschrieben. B. Der Anlaß für den Dank: Errettung ( 107,4-32 ) In diesen Versen zählte der Psalmist vier
Beispiele auf, wie der Herr sein Volk errettet hatte. Jedesmal hatte
das Volk den Herrn gebeten, ihm aus seiner Not zu helfen, und das
hatte er getan (V. 6.13.19.28 ). Jedesmal hatte der Psalmist das
Volk dazu gedrängt, Gott für seine Gnade und sein wunderbares
Handeln zu danken (V. 8.15.21.31 ). Ps 107,4-9 Der Herr errettete Menschen von ihrer
Wüstenwanderung. Sie waren außerstande, ihren Weg zu finden, sie
waren hungrig, durstig und dem Tod nahe, sie schrien zum HERRN , und
er brachte sie in Sicherheit. Daher muß der Herr gepriesen werden,
denn er sättigte jene mit Gutem (V. 9 ; vgl. Ps 104,28 ), die
durstig und hungrig in der Wüste umherirrten. Ps 107,10-16 Der Herr befreite die Gefangenen von
ihren Banden. Die in dunklen Gefängnissen in Ketten lagen, weil sie
sich gegen Gott aufgelehnt hatten, schrien zum Herrn und wurden aus
der Finsternis erlöst und von ihren Ketten befreit. Der jüdische
Targum legt nahe, daß sich diese Verse auf König Zedekia und die
Fürsten von Juda in ihrem Exil in Babylon beziehen. Der Herr sollte
gepriesen werden, weil er aus der Gefangenschaft befreit. Ps 107,17-22 Der Herr errettete die Kranken vom Tod.
Als die widerspenstigen Sünder Bedrückung erfuhren und sie an die
Tore des Todes kamen (vgl. Hi 38,17; Ps 9,13; Jes 38,10 ), schrien
sie zu ihm, und er belebte sie wieder und heilte sie durch sein
Wort. Deshalb sollte der Herr gepriesen und ihm Dankopfer (d. h.
Lobopfer) gebracht werden, weil er ihnen ihre Gesundheit neu
geschenkt hatte. Ps 107,23-32 Gott errettete Seeleute aus ihrer Not auf
dem Meer. Die auf dem Meer fuhren, sahen seine Werke, wenn er einen
Sturm herbeirief. Ihr Mut schwandt dahin, sie waren am Ende ihrer
Weisheit (wörtl.: "all ihre Weisheit wurde verschlungen"), sie
riefen zu ihm, und er beruhigte den Sturm, er errettete sie aus der
Gefahr und brachte sie sicher ans Ziel. Deshalb sollte der Herr in
der Versammlung gepriesen werden. C. Der Anlaß für den Dank: Herrschaft ( 107,33-43 ) Der Psalmist erzählte, daß der Herr der
Herrscher der Welt ist. Das ist der zweite wichtige Anlaß zum
Lobpreis Gottes (vgl. V. 4-32 ). Ps 107,33-38 Der Herr hat über die Natur große Macht.
Er kann eine Wüste in ein wasserreiches Gebiet verwandeln (V. 33 )
oder ein wasserreiches Gebiet in eine Wüste. Er kann fruchtbares
Land zu Ödland machen (vgl. 5Mo 29,23 ). Er tut dies aufgrund der
Gottlosigkeit der Menschen im Land (vgl. 5Mo 29,24-28 ). Auf der anderen Seite machte Gott das
unfruchtbare Land zu bewohnbarem Land ( eine Stadt, wo sie wohnen
konnten ; vgl. Ps 107,4.7 ) und zu fruchtbarer Erde (V. 35-38 ). Das
tat er zugunsten der Armen und Elenden, so daß ihre Zahl stark
zunahm. Ps 107,39-43 Der Herr hat auch die Macht über das
Schicksal der Menschen. Er demütigt und macht den Stolzen gering,
aber er erhebt den Armen und Elenden. Deshalb preisen die Erlösten
den Herrn ( die Aufrichtigen sehen es und jubeln ), aber die
Gottlosen sind verstummt. Ein Weiser wird diese Dinge sorgfältig
überdenken und die große Liebe des Herrn erkennen ( HeseD ; vgl.
V. 1.8.15.21.31 ). Ps 108 Ps 108 ist ein Triumphlied, das die Gnade
des Herrn preist. Der Psalmist David erwartete, daß alle Feinde des
Herrn bei ihren eigenen Anschlägen zugrunde gingen. Weil David der
Überzeugung war, daß Gott in der Unterwerfung der Völker
triumphieren werde, betete er um göttliche Führung. Vers 1-5 ähneln
stark Ps 57,8-12 und Ps 108,7-14 stimmt mit Ps 60,7-14 überein.
Zweifellos wurden diese Teile zu liturgischen Zwecken
zusammengefügt. A. Das Triumphlied ( 108,2-7 ) Ps 108,2-7 David sang dieses Triumphlied als
Lobgesang der großen Liebe Gottes und seiner Treue (V. 5 ; vgl. Ps
115,1;117,2;138,2 ). Der Psalmist wünschte sich, daß Gott doch über
die ganze Erde erhöht werden möge, so daß seine Heiligen errettet
werden. Seine rechte Hand deutet auf seine Macht hin (vgl. 2Mo
15,6.12; Ps 20,7;45,5;60,7;89,8-14 ). B. Vertrauen auf den Sieg ( 108,8-14 ) Ps 108,8-14 David war davon überzeugt, daß der Herr
die Stämme der Erde Juda unterwerfen werde (V. 8-10 ; vgl. den
Kommentar zu den Versen in Ps 60,8-10 ,die mit V. 8-10 identisch
sind). Der Psalmist erkannte, daß es der Führung Gottes bedurfte, er
betete um Hilfe im Kampf gegen seine Feinde und war vollkommen davon
überzeugt, daß Gott sie vernichten werde ( Ps 108,11-14; vgl. den
Kommentar zu den mit den V. 11-14 identischen Versen in Ps
60,11-14 ). Ps 109 Der Psalmist David betete, daß der Herr
doch an seinem Feind Rache nehmen möge, der mit bösartigen
Anschlägen auf ihn eindrang. Der Psalmist bedeckte den Gottlosen mit
Verwünschungen. Bei der Überschrift "ein Psalm Davids" bleibt
unklar, ob David diesen Psalm zur Zeit seines Königtums oder bereits
vorher verfaßt hat. Der Psalm enthält zahlreiche Verwünschungen
(vgl. dazu "Die Theologie in den Psalmen" in der Einleitung ). Das
sind die innigen Gebete des Gerechten, der für die Sache Gottes auf
der Erde einsteht. Es sind zwar schroffe Empfindungen, aber der
Gerechte war einer ernsthaften Bedrohung ausgesetzt. A. Klage über böse Feinde ( 109,1-5 ) Ps 109,1-5 David schrie zu Gott, den er pries, nicht
zu schweigen, sondern ihn aus der Gefahr zu erretten, in die ihn die
Gottlosen gebracht hatten. Sie waren voll Betrug (V. 2 ) und Haß
(V. 3 ) und vergalten ihm seine Freundschaft mit falschen
Anschuldigungen und vergalten das Gute, was er getan hatte, mit
Schlechtem und mit Haß. B. Die Verwünschungen der Gottlosen ( 109,6-20 ) David sprach hier in einem langen
Abschnitt Verwünschungen aus und wünschte sich, daß die Gottlosen
für ihr Handeln Elend erführen und ihren Besitz einbüßten. Ps 109,6-15 David betete darum, daß sein Feind einen
Gegner erhielte (V. 6 ), für schuldig befunden würde (V. 7 ), stürbe
(so daß seine Frau Witwe würde und seine Kinder umherirrten,
V. 8-10 ), durch einen Wucherer und Plünderer (V. 11 ) arm würde und
niemand sich seiner erbarme (V. 12 ). David betete auch darum, daß
die Nachkommenschaft seines Feindes ausgerottet werden möge (V. 13 )
und daß der Herr der Sünden der Vorfahren seines Feindes gedachte
(V. 14-15 ). Das war der innigste Wunsch Davids nach Vergeltung. Zu
den Verwünschungen des Psalmisten vgl. "Die Theologie der Psalmen"
in der Einleitung . Ps 109,16-20 Hier werden die Gründe für die in
Vers 6-15 ausgesprochenen Verwünschungen angegeben. Dieser Gottlose
nutzte die Armen, die Elenden (vgl. V. 22 ) und den, der gebrochenen
Herzens ist , aus (V. 16 ). Er liebte es, über andere Menschen
Verwünschungen auszusprechen (V. 17 ); dies war ein Teil seiner
selbst, wie seine Kleidung, die er trug, und das Wasser, das er
trank (V. 18 ). Deshalb sollte ihn die Verwünschung selbst treffen
(V. 17 ); die Verwünschung sollte ihn einhüllen und umschließen
(V. 19 ). Das sollte die Art und Weise sein, wie Gott an jenen, die
David beschuldigt und verleumdet hatten (V. 20 ), Vergeltung übte
(vgl. V. 5 ). C. Gebet um Hilfe ( 109,21-31 ) Ps 109,21-25 David wandte sich an seinen mächtigen
Herrn und bat um Hilfe und Errettung, denn er befand sich in großer
Not. Er war ganz offensichtlich schwach ( arm und elend ; vgl.
V. 16.31 und den Kommentar zu Ps 37,14 ), und er schwand unter der
Bedrückung der Gottlosen dahin (er wurde mager vom Fasten ). David
war nicht nur in Gefahr, sondern seine Feinde verhöhnten ihn
außerdem. Ps 109,26-31 Davids Gebet um Hilfe entstand aufgrund
seines Wunsches, daß die Gottlosen doch verstehen möchten, daß der
Herr ihn rechtfertigte (V. 26-27 ) und daß er jubelte, wenn sie
zuschanden wurden und Schmach erfuhren (V. 28-29 ). David gelobte,
daß er den Herrn für seine Rettung (die Rettung des Elenden ; vgl.
V. 22 ) vor dem Bedränger bezeugen ( erheben ) wollte. Ps 110 Die Worte dieses Psalmes richten sich an
den "Herrn" des Psalmisten. Es ist die Ausdrucksweise eines
Propheten, der eine Offenbarung von Gott erhalten hat. Der König war
auch Priester, eine Tatsache, die über die Ordnung Aarons
hinausschaut, die keine königliche Ordnung war. Das ist ein Grund
dafür, daß dieser Psalm unter die prophetischen Psalmen eingereiht
wurde. Jesus zitierte Ps 110,1 in Mk 12,36 (vgl. Mt 22,44; Lk
20,42 ), um darzulegen, daß er, der Messias, Davids Herr und nicht
nur Davids Nachkomme war ( Mk 12,35.37 ). Wenn Jesus diesen
Abschnitt zitierte, dann wird auch deutlich, daß Ps 110 von David
verfaßt und vom Heiligen Geist inspiriert war und daß er vom Messias
spricht. Ps 110,1 wird auch in Apg 2,34-35 und in Hebr 1,13 zitiert.
Es entspricht deshalb nicht den historischen Tatsachen, wenn Ps
110 von Bibelkritikern in die Makkabäerzeit datiert wird, als
Priester eine Zeitlang die Macht innehatten. Jene Anführer waren
zuerst Priester und besaßen auch Macht, aber in Ps 110 ist der König
ein Priester. Die Einheit von Priesteramt und
Königswürde im Messias wurde in anderen alttestamentlichen
Abschnitten bereits prophezeit (z. B. Sach 6,12-13 ). Es ist
schwierig, Ps 110 auf ein bestimmtes Ereignis im Leben Davids
festzulegen. David schrieb ihn in jedem Fall in dem Wissen, daß der
Gesalbte ein gerechtes Königreich haben werde ( 2Sam 23,2-4 ). David
wußte, daß ein Größerer als er kommen werde, dem die Herrschaft, die
Macht und die Herrlichkeit in Ewigkeit gehörten. David empfing in Ps 110 einen
Weisheitsspruch über die Erhöhung seines Herrn. Er beschrieb dann
das heilige Heer dieses König-Priesters und seinen Sieg über alle
Völker. A. Die Weissagung über die Erhöhung des
Herrn ( 110,1-2 ) Ps 110,1-2 David hörte ein Gespräch im Himmel
zwischen dem Herrn ( Jahwe ) und dem Herrn ( ?XDOnay ) Davids, d. h.
zwischen Gott, dem Vater, und dem Messias. Das Verb spricht lautet
im Hebräischen n+?um und ist ein Wort, das häufig zur Beschreibung
einer Weissagung oder einer Offenbarung gebraucht wird. In dieser
Weissagung sprach Jahwe, daß der Herr Davids, der Messias,
zur rechten Hand Jahwes sitzt (vgl. V. 5 ), dem Platz, der bis zum
Ende der Zeitalter (vgl. Ps 2,8-9 ) Autorität symbolisiert. Zu
dieser Zeit wird der Herr den Herrn Davids, den Messias, schicken,
um ihm seine Feinde zu unterwerfen. Ein Fußschemel symbolisiert
völlige Unterwerfung. Mit seinem Zepter wird der Messias über seine
Feinde herrschen. B. Die Herrschaft des Messias ( 110,3-4 ) Ps 110,3 Der Messias wird von einem Heer begleitet
werden, das sich freiwillig anbietet, an seinem Kampf teilzunehmen.
Es handelt sich jedoch nicht um einen gewöhnlichen Kampf. Es wird
ein gerechtes Gericht über die Gottlosen sein. Deshalb ist
Heiligkeit der Schmuck, der nötig ist. So wie sich die Israeliten
vor dem Kampf vor dem Herrn heiligen mußten, so müssen die Gläubigen
am Ende der Zeitalter heilig sein (vgl. 2Pet 3,10-11.14 ). Die jungen Kämpfer werden mit dem Tau am
Morgen verglichen. Dieser Vergleich weist auf Frische, plötzliches
Erscheinen, eine große Zahl und sogar auf den Zeitpunkt ihres
Erscheinens hin: am frühen Morgen ( der Schoß der Morgenröte ).
Deshalb sollen die Knechte des Messias ihm freiwillige Opfer
bringen, in Heiligkeit geschmückt sein, und sie werden plötzlich mit
jugendlicher Kraft erscheinen. Ps 110,4 Der Herr (Jahwe) hat durch seinen Eid
bekräftigt, daß der Messias ewiglich Priester nach der Ordnung
Melchisedeks sein wird. Das Volk des Messias wird einen ewigen
Hohenpriester haben. Melchisedek war der König von Salem (Jerusalem)
und Priester Gottes, des Höchsten ( 1Mo 14,18; Hebr 7,1 ). Viele
Jahre, nachdem er in Jerusalem regiert hatte, herrschten dort David
und seine Nachkommen. Die alte Einheit zwischen Priester und
König in einer Person wird im Messias wiederhergestellt werden, eine
Tatsache, die das Ende der Ordnung von Aarons Priesterschaft
notwendig macht. Darauf zielt der Schreiber des Hebräerbriefes ab,
wenn er viermal Jesus als Priester nach der Ordnung Melchisedeks
bezeichnet ( Hebr 5,6; 6,20; 7,17.21 ). Als Priester brachte sich
Jesus selbst durch seinen Tod am Kreuz als Opfer dar ( Hebr 7,27-28;
10,10 ). Er ist kein Nachkomme Aarons (vgl. Hebr 7,11-18 ), aber der
ewige Hohepriester (vgl. Hebr 7,21-26.28 ) des neuen Bundes
(vgl. Hebr 8,13; 9,15 ). Weil er auch der verheißene Davidskönig
ist, sind beide Funktionen in einer Person vereinigt. C. Der Sieg des Messias ( 110,5-7 ) Ps 110,5-7 David sah den herrlichen Sieg des Messias
voraus. Davids Herr (der Messias; vgl. V. 1 ) sitzt zur rechten
Hand Gottes, des Vaters (vgl. Hebr 8,1; Hebr 10,12 ), dem Ort, der
seine Autorität bezeugt. Wenn der Messias-Priester kommt, wird er
Könige vernichten ( zerschmettern ; vgl. Offb 16,16;19,13-15 ) und
Völker richten (vgl. Joe 3,2.11-14 ). Er erfrischt sich mit einem
Trunk am Weg und erlangt neue Kraft. Er erhebt sein Haupt und wird
erhöht. Nach den Aussagen des Neuen Testamentes
wird Christus, begleitet von seinen Heiligen, wiederkommen, um die
Welt zu richten und sein Königreich auf der Erde aufzurichten. Ps 111 Der Psalmist gelobte, den Herrn in der
Versammlung für seine großen und wunderbaren Werke der Erlösung zu
preisen, die das Volk zur Furcht Gottes hinführten. Dieser Psalm
ähnelt von seiner Struktur und Botschaft her Ps 112 . Ps 111 ist ein
Lobpreis der Gerechtigkeit des Herrn; Ps 112 rühmt die Segnungen
eines Menschen, der zur Furcht Gottes hingelangt. Die Ausdrücke aus
beiden Psalmen finden sich auch in anderen Psalmen und in den
Sprüchen. Es kommt noch hinzu, daß beide Psalmen nach dem Alphabet
angeordnete Lieder, also Akrosticha sind. Möglicherweise wurde Ps
111 zu Lebzeiten Haggais und Sacharjas verfaßt. A. Lobpreis in der Versammlung ( 111,1-3 ) Ps 111,1-3 Der Psalmist gelobte, den Herrn von
ganzem Herzen im Rat der Versammlung der Heiligen zu preisen. Er
wollte den Herrn für seine wunderbaren Werke und Taten preisen, an
die jene gedenken, die sich ihrer erfreuen ( Lust daran haben ;
vgl. Ps 112,1 ) und die Wohltaten Gottes genießen. B. Lobpreis für Gottes wunderbare Taten ( 111,4-9 ) Ps 111,4-9 Der Psalmist zählte die Wunder Gottes auf
Vers 4 verkündet: Der Herr hat Taten vollbracht, derer die Menschen
gedenken; er ist gnädig und barmherzig ( Ps 86,15;103,8;145,8 ). In
seiner Gnade hat der Herr den Menschen geholfen, und deshalb
gedenken sie seiner mit ihrem Lobpreis. In Ps 111,5-6 werden Beispiele seiner
Werke aufgezählt. Er gibt jenen Speise (vgl. Ps
132,15;136,25;145,15;146,7 ), die ihn fürchten. Er gedenkt seines
Bundes , d. h. er hält treu seine Verheißungen. Bei der Landnahme
gab er seinem Volk das Land, das er ihm verheißen hatte. Gottes Werke sind Wahrheit , und sein
Wort ist verläßlich ( Ps 111,7 ). Alle seine Werke sind durch seinen
Bund fest gegründet, so daß er sie in seiner Treue auch tut (V. 8 ).
So hat er seinem Volk durch seinen Bund Erlösung geschenkt (V. 9 ). Weil der Herr treu ist, ist sein Name
heilig und furchtbar , d. h. Gott ist so heilig, daß man ihn
fürchtet. C. Furcht vor dem Herrn ( 111,10 ) Ps 111,10 : Der Psalmist schloß damit,
daß die Furcht des HERRN (vgl. Ps 112,1 ) der Weisheit Anfang ist
(vgl. Spr 1,7 ). Wer ihm und seinen Geboten folgt, erlangt Einsicht.
Anbetung Gottes und Gehorsam gehen mit Lobpreis einher, der ihm
gebührt. Ps 112 Dieser Psalm zählt die Segnungen auf, die
ein Mensch erfährt, wenn er den Herrn fürchtet. Zudem schaut der
Psalmist auf die Erhöhung des Gerechten und sieht die leidvolle
Vernichtung der Gottlosen voraus. A. Der Segen dessen, der den Herrn
fürchtet ( 112,1 ) Ps 112,1 Dieser Vers 1 setzt den Schluß des
vorausgegangenen Psalmes fort und sagt aus, daß, wer den Herrn
fürchtet und sich an seinem Gesetz erfreut, gesegnet wird (vgl. Ps
1,1-2 ). Zu der Aufforderung: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ) vgl.
den Kommentar zu Ps 104,35 . B. Die Segnungen des Gerechten ( 112,2-9 ) Ps 112,2-9 Es werden hier fünf Segnungen aufgezählt,
die der erlebt, der Gott fürchtet: (1) Er wird mit Reichtum
gesegnet, denn er ist gerecht (V. 2-3 ). (2) Dem Aufrichtigen wird
sogar in der Dunkelheit Licht geschenkt (V. 4 ). Diese Aussage
könnte sich auf Wohlstand beziehen, während um den Gerechten herum
Elend herrscht, oder auf Einsicht. (3) Er empfängt Gutes dafür, daß
er freigiebig ist (vgl. V. 9 ) und gerecht (V. 5 ). (4) Er wird in
seinem Glauben fest gegründet werden, unerschütterlich sein (vgl.
den Kommentar zu Ps 15,5 ) und keine Furcht vor dem haben, was
Menschen ihm antun können ( Ps 112,6-8 ). (5) Weil er den Armen gibt
(vgl. V. 5 ), wird sein Horn (vgl. Ps 89,18.25;92,11 ) aufragen, d.
h. er wird durch den Herrn stark werden und Ehre empfangen. C. Der Mißmut der Gottlosen ( 112,10 ) Ps 112,10 Im Gegensatz zu den Segnungen der
Gottesfürchtigen werden die Gottlosen mit Mißmut über Gottes Güte
mit den Gerechten erfüllt werden. Die Gottlosen, die zugrunde gehen
werden, werden über die Gerechten keine Macht haben. Ps 113 Der Psalmist rief alle Knechte des Herrn
auf, wo immer sie sich befanden, Gott zu preisen, denn wenn er auch
hoch erhoben ist, läßt er sich doch herab, um den Unterdrückten zu
erhöhen. J.J. Stewart Perowne ( The Book of Psalms , 2:322) hat
richtig beobachtet, daß der Psalm das Verbindungsglied zwischen dem
Lied der Hanna ( 1Sam 2,1-10 ) und dem Magnifikat Marias ( Lk
1,46-55 ) bildet. Der Psalm beschreibt das Wesen des Herrn auf eine
Art und Weise, die die kenOsis , die Entäußerung Jesu aller
Herrlichkeit vorwegnimmt, als er auf die Erde kam ( Phil 2,7 ). Ps 113-118 bilden ein Hallel , eine
Liedersammlung, die bei den großen Festen Israels gesungen wurde -
dem Passa, Pfingsten und dem Laubhüttenfest - als auch an anderen
Festtagen. Beim Passa wurden z. B. Ps 113-114 vor dem Mahl und Ps
115-118 nach dem Mahl gesungen. A. Aufruf zum Lobpreis ( 113,1-3 ) Ps 113,1-3 Der Psalm beginnt und endet mit den
Worten: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 9 , den Schluß
von Ps 115-117 und den Kommentar zu Ps 104,35 ). Der Psalmist
forderte die Knechte des HERRN auf, seinen Namen zu preisen, denn er
ist allezeit des Lobpreises würdig. Dem Namen des Herrn (seine
geoffenbarten Eigenschaften) gebührt Lobpreis auf der ganzen Welt -
vom Osten bis zum Westen. B. Der Anlaß zum Lobpreis ( 113,4-9 ) Die Gläubigen sollen den Herrn preisen
(vgl. V. 1-3 ), denn er ist groß (V. 4-5 ), und er ist gnädig
(V. 6-9 ). Ps 113,4-5 Er ist unvergleichlich - keiner ist wie
er (vgl. Ps 35,10;71,19;77,14;89,7; 2Mo 15,11; 2Sam 7,22 ), denn er
sitzt auf seinem Thron in der Höhe (vgl. den Kommentar zu Ps 2,4 ). Ps 113,6-9 Gott hält nicht ängstlich an seiner Größe
fest (V. 4-5 ), nein, sondern er beugt sich herab, um zu sehen, was
in den Himmeln und auf der Erde geschieht. Er läßt sich herab,
gnädiglich in die Schicksale der Menschen einzugreifen. Der Psalmist nennt zwei Beispiele für
Gottes gnädiges Handeln, eins in Vers 7-8 und das andere in Vers 9 .
Gott erhöht den Elenden und den Armen und gibt ihm Ansehen und
Wohlstand und läßt den Menschen so an seinem Wesen teilhaben. Die
Armen treiben sich außerhalb der Stadt beim Abfall herum, um durch
das Feuer Wärme und vom Abfall Speise zu bekommen. Aber Gott erhöht
sie, die untersten der Gesellschaft, und stellt sie mit den höchsten
( mit Fürsten ) auf eine Stufe. Gott handelt nicht mit jedem Armen
auf diese Weise, aber wenn er es tut, dann wird offenbar, wie gnädig
er handelt. Im Neuen Testament erhält diese Wahrheit geistliche
Bedeutung, denn wer auf den Herrn vertraut, erhält durch die Gnade
Gottes ein Erbteil im Himmel. Das andere Beispiel spricht von
der unfruchtbaren Frau, die eine glückliche Mutter wird. In der
Geschichte Israels haben mehrere unfruchtbare Frauen Kinder bekommen
(z. B. Sara, Rahel, Hanna). Für die Israeliten war das ein Zeichen
der gnädigen Segnung Gottes. Der Psalm hebt darauf ab, daß Gott in
seiner Gnade wunderbare und mächtige Taten an denen tut, die unter
Not und Elend leiden. Deshalb gebührt ihm das Lob. Der Psalm
schließt mit der Mahnung zur Verehrung Gottes: Preist den
HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. den Kommentar zu V. 1 ). Ps 114 Dieser Psalm feiert die Errettung des
Volkes Gottes beim Auszug aus Ägypten - ein passender Gesang zum
Passafest, das zu jener Zeit eingerichtet worden war ( 2Mo 12 ). Der
Psalmist erinnerte seine Zuhörer daran, wie das Meer entfloh und die
Berge zitterten, als Israel aus Ägypten entkam. Der Psalmist
befragte in poetischer Sprache das Meer und die Berge, was sie
taten, und rief dann die Erde auf, vor der Gegenwart des Herrn zu
erzittern, der Wasser aus dem Felsen hervorgebracht hatte. A. Das Meer entfloh, und die Berge
erzitterten ( 114,1-6 ) Ps 114,1-4 Der Psalmist gedachte der Macht Gottes,
die er in der Geschichte Israels in der Vergangenheit gezeigt hatte.
Als Gott das Volk aus Ägypten herausgeführt hatte, wurde Juda sein
Heiligtum, d. h. Juda wurde der Stamm, in dem Gott den Tempel
errichtete. Als er das Volk aus Ägypten herausführte und nach Kanaan
hineinbrachte, wandten sich das Rote Meer und der Jordan zurück
und die Berge hüpften wie Widder und Lämmer , d. h. sie erbebten. Ps 114,5-6 Der Psalmist befragte das Meer und die
Berge, warum sie auf das Erscheinen des Herrn derartig geantwortet
hatten (vgl. V. 3-4 ). Diese Personifikation der Natur bringt zum
Ausdruck, daß die ganze Schöpfung den Herrn erkannte und sich dem
Willen des Schöpfers unterwarf. Im Alten und Neuen Testament wird
die Gegenwart des Herrn häufig durch die Demonstration seiner Macht
angezeigt. B. Erbebe vor dem Herrn, Erde ( 114,7-8 ) Ps 114,7-8 Der Psalmist beantwortete nicht die in
den Versen 5-6 aufgeworfenen Fragen, sondern befahl der Erde, vor
dem Herrn zu erbeben, denn der Herr hat den Felsen, einen
Steinblock, zum Nutzen für sein Volk in Wasser verwandelt. Furcht
und Zittern muß stets die Antwort auf die Gegenwart Gottes und seine
furchtbare Macht sein. Ps 115 Der Psalmist rief den Herrn an, daß er
seine Ehre unter den Völkern doch wiederherstellen möge. Er legte
Gottes Allmacht und seine Verachtung heidnischer Götzen dar und
forderte dann alle Menschen auf, auf den Herrn zu vertrauen, denn er
wolle sie überreich segnen. Dieser Psalm ist möglicherweise zu einer
Zeit geschrieben worden, in der das Volk durch Götzenanbeter
gedemütigt wurde. Der Psalm befiehlt, auf den Herrn und nicht auf
nichtige Götzen zu vertrauen. A. Ruf nach Rechtfertigung ( 115,1-2 ) Ps 115,1-2 Der Psalmist sprach davon, wie unwürdig
die Menschen im Gegensatz zu Gottes Herrlichkeit, Liebe und Treue
sind (vgl. Ps 108,5;117,2;138,2 ) und bat den Herrn, seinem großen
Namen die Ehre zu geben. Es gab keinen Grund dafür, daß die
Götzenanbeter der Völker die Gläubigen mit ihrer Frage
verhöhnten: Wo ist ihr Gott ? (vgl. Ps 79,10 ). B. Die Allmacht Gottes ( 115,3-8 ) Ps 115,3-8 In Vers 3 legte der Psalmist seinen
Hauptgedanken offen: Gott ist allmächtig. Er allein wohnt im Himmel,
und er tut, was ihm wohlgefällt (vgl. Ps 135,6; Hi 23,13 ). Das wird
im Gegensatz zu den Götzen der Heiden sichtbar. Sie bestehen aus
Metall, sie sind lediglich die Werke von Menschenhänden ( Ps 115,4 )
und haben überhaupt keine Macht. Obwohl die Götzen zwar Münder,
Augen, Ohren, Nasen, Hände, Füße und Kehlen haben, können sie nicht
sprechen, sehen, hören, riechen, tasten, gehen oder reden (vgl. Ps
135,15-18 ). Wer Götzenbilder baut und wer auf sie vertraut, wird
ihnen ähnlich und hat keine Macht und Kraft vor Gott, dem Herrn. C. Aufruf zum Glauben ( 115,9-11 ) Ps 115,9-11 Der Psalmist ermahnte Israel, auf den
Herrn zu vertrauen, nicht auf Götzen, denn nur er kann es bewahren -
als seine Hilfe (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ) und
sein Schild (vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ). Alle in Israel - auch
die Priester ( das Haus Aarons ) und die, die Gott anbeten (die, die
ihn fürchten; vgl. Ps 115,12-13;118,2-4 ) - sollen auf ihn
vertrauen. D. Verheißung des Segens ( 115,12-18 ) Ps 115,12-15 Gottes Volk wird ermutigt, auf den
lebendigen Gott zu vertrauen, weil er alle segnen wird (V. 12-13 ),
auch die Priester und die, die den Herrn anbeten (vgl. V. 10-11 ).
Dann betete der Psalmist um den Segen Gottes über das Volk und seine
Kinder. Die Bezeichnung der, der Himmel und Erde gemacht hat ,
deutet auf das allmächtige Wirken Gottes in der Schöpfung hin
(dieselbe Bezeichnung taucht in Hi 4,17;32,22;35,10; Ps
121,2;124,8;134,3;146,6; Pred 11,5; Jer 10,16 auf). Ps 115,16-18 Der Psalmist schloß diesen Psalm mit
einem Lobpreis des Herrn ab. Im Gegensatz zu den Götzen gehört ihm
der Himmel, und er hat die Erde dem Menschen gegeben. Weil die Toten
keinen Lobpreis mehr bringen, priesen der Psalmist und seine
gläubigen Freunde den Herrn. Der Psalmist vertraute darauf, daß Gott
sie vor ihren götzendienerischen Feinden erretten werde, so daß sie
ihn fortwährend und in Ewigkeit preisen konnten. Der Psalm schließt
mit der Aufforderung: Preist den HERRN ( hal+lUyAh ; vgl. den
Kommentar zu Ps 104,35 ). Ps 116 Der Psalmist erinnerte daran, wie der
Herr ihn vor dem sicheren Tod errettet und ihm sein Leben im Dienst
für den Herrn verlängert hatte. Deshalb gelobte er, sich in seinem
Tempel zu dem Herrn zu bekennen. Wenn Ps 115 ein Lied für die
Versammlung ist, dann ist Ps 116 ein persönliches Loblied, das der
Psalmendichter aus Dankbarkeit für seine Errettung vor dem ihm
unmittelbar drohenden Tod darbrachte. A. Verkündigung des Lobpreises ( 116,1-2 ) Ps 116,1-2 Zu Beginn dieses Psalms steht das
wunderbare Bekenntnis der Liebe zum Herrn, das ein Mensch aussprach,
der Rettung durch den Herrn erfahren hatte. Deshalb wollte der
Psalmist ihn anrufen, solange er lebte. B. Bericht über die Errettung ( 116,3-11 ) Ps 116,3 Der Psalmist gab von seiner Errettung
durch den Herrn Zeugnis (V. 3-11 ) und unterwies damit zugleich
andere Menschen. Er erinnerte sich daran, wie er sich in Todesgefahr
befunden hatte (V. 3 ). Er stellte voller Dramatik dar, wie er von
Tod und Grab verfolgt wurde. Er wäre beinahe gestorben. Ps 116,4-6 Dann schrie der Psalmist zum Herrn um
Errettung. Aufgrund der Errettung, die er dann erfuhr, unterwies er
die Versammlung über den Herrn. Gott ist gnädig und barmherzig, er
bewahrt und errettet die, die in großer Not sind, auch den
Psalmisten. Ps 116,7-11 Dann zog der Psalmist aus seiner
Erfahrung Lehren, die auch anderen nützlich sein konnten. Erstens
können die Gläubigen stets zurückkehren und sich ausruhen, denn Gott
errettet vor dem Tod (V. 7-8 ). Der Kummer des Psalmisten und seine
Angst schwanden dahin, so daß er nun ein friedliches und ruhiges
Leben im Dienst des Herrn führen konnte. Zweitens errettet Gott diejenigen, die
sich in Not befinden, so daß sie vor ihm ein gehorsames Leben führen
können (V. 9 ). Drittens ist Gott der einzige, der
wirklich völlig verläßlich ist (V. 10-11 ). Die Worte ich
glaubte nehmen auf Vers 9 b Bezug; d. h. der Psalmist glaubte, daß
er weiterleben werde. Das war echtes Vertrauen, obwohl der Psalmist
hart bedrängt wurde und sich von allen (die offenbar gesagt hatten,
er werde nicht errettet) betrogen fühlte. Als er sich dem Tod
gegenübersah, wußte er, daß Gott absolut vertrauenswürdig ist,
deshalb schrie er zu dem Herrn. C. Gelöbnis zum Lobpreis ( 116,12-19 ) Ps 116,12-14 Der Schreiber fragte, wie er dem HERRN
seine Güte vergelten könne (vgl. V. 7 ; Ps 13,6; 142,8 ), und
gelobte, ihn in der Versammlung zu preisen. Man hat verschiedentlich
angenommen, daß sich der Kelch auf den Bestandteil des Opfers
bezieht, den der Opfernde zur Errettung darbrachte. Das entspricht
möglicherweise den Tatsachen; andernfalls könnte man die Aussage
bildhaft deuten, d. h., daß der Psalmist Gott für sein Geschick
(seinen "Kelch") pries ( erhob ), also für seine "Errettung". In
jedem Falle pries er Gott und erfüllte so seine Gelübde (vgl. Ps
116,18 ). Andere wiederum hörten das und wurden erbaut. Auch das ist
der Sinn des Lobpreises, der vor Menschen dargebracht wird. Ps 116,15-19 Der Psalmist hatte erfahren, daß der Herr
in ganz besonderer Weise auf den Tod seiner Frommen achtet. Er
bestätigte, daß er ein Knecht (V. 15-16 ) des Herrn war und wollte
ihn vor dem Volk preisen (V. 17-19 ). Der Tod eines Gläubigen ist
dem Herrn teuer; er läßt nicht zu, daß sein Volk einfach ohne
Ursache stirbt. Hier gab die Errettung eines Heiligen vom Rand des
Todes (V. 3.8 ) Anlaß für den Lobpreis Gottes und für die Erbauung
der Heiligen vieler zukünftiger Zeitalter. Der Psalm schließt mit
der Aufforderung: Preist den HERRN ( hal+lUyAh ; vgl. den Kommentar
zu Ps 104,35 ). Ps 117 Ps 117 ist eine Aufforderung an alle
Menschen, den Herrn für seine Gnade und Treue zu preisen. A. Aufruf zum Lobpreis ( 117,1 ) Ps 117,1 Der Psalmist rief die Nationen und die
Völker der ganzen Erde auf, den Herrn zu rühmen. B. Anlaß für den Lobpreis ( 117,2 ) Ps 117,2 Die Eigenschaften des Herrn sind der
Anlaß zum Lobpreis. Seine mächtige Gnade ( HeseD ) ist seine
Bundestreue zu seinem Volk. Das Wort hesed wird häufig von dem
Wort ?emeT , "Wahrheit" oder Treue , begleitet (vgl. Ps
108,5;115,1 ). Weil das Wort des Herrn verläßlich ist, ist er treu.
Der Begriff unterstreicht den Gedanken seiner Bundestreue. Der Psalm endet mit den bekannten
Worten: Preist den HERRN ( hal+lUyAh ; vgl. den Kommentar zu Ps
104,35 ). Ps 118 Dieser Psalm schließt die Gruppe
der Hallel- Lieder ab ( Ps 113-118 ). Möglicherweise wurde Ps
118 für das Laubhüttenfest geschrieben, vielleicht sogar für die
erste Feier des Laubhüttenfestes, als das Volk aus dem Exil
zurückgekehrt war. Der Inhalt des Psalms läßt darauf schließen, daß
Gott, der sein Volk wiederhergestellt hatte, über die Völker und
ihre Anschläge triumphierte. Auf jeden Fall kann man festhalten, daß
der Psalm eine Festtagsprozession zum Heiligtum beschreibt, um dort
zu opfern und den Herrn zu preisen. Weil das Lied bei der
Festveranstaltung gesungen wurde, hatten die Menschen beim Einzug
Jesu in Jerusalem zu Beginn der Passionswoche die Worte dieses
Psalms auf den Lippen ( Ps 118,25-26; Mt 21,9 ). Es könnte auch
sein, daß dieser Psalm nach dem Abendmahl des Herrn im Obergemach
gesungen wurde ( Mt 26,30 ). Dieser Psalm war jedoch in seiner
alttestamentlichen Umwelt ein Lied, um die Gnade des Herrn zu
rühmen. Der Psalmist erzählte, wie der Herr über alle Nationen, die
Israel umgaben, gesiegt hatte. Dann rühmte er, daß die Rettung des
Volkes das wunderbare Wirken Gottes war. Der Stein, den die Bauleute
verworfen hatten, war zum entscheidenden Element in Gottes Werk
geworden. A. Lobpreis der Gnade Gottes ( 118,1-4 ) Ps 118,1-4 Als Antwort auf die Aufforderung, die
Güte des Herrn zu erkennen (V. 1 ; vgl. V. 29 ), legten die
Israeliten, die Priester ( das Haus Aarons ) und alle, die den Herrn
anbeteten ( die den HERRN fürchten ; vgl. Ps 115,9-13 ), dar, daß
seine Treue auf ewig besteht. Wahrscheinlich wurden Vers 2-4 des
Psalms im Wechselgesang gesungen: Der Psalmist rief zum Lobpreis
Gottes auf, und das Volk antwortete mit Lobpreis. B. Der Herr siegt ( 118,5-21 ) Ps 118,5-9 Der Psalmist verkündigte als
Zusammenfassung des Wirkens des Herrn, daß er ihn aus der Not
errettet hatte (V. 5 ). Deshalb erinnerte er das Volk (V. 6-9 ),
daß, weil der Herr mit ihm gewesen war, er sich nicht vor dem zu
fürchten brauchte, was andere ihm tun könnten (vgl. Hebr 13,6 ).
Weil der Herr seine Hilfe war (vgl. Ps 27,9 ), konnte er sich des
Sieges sicher sein. Deshalb konnte auch das Volk die Gewißheit
haben, daß es besser ist, sich zum Herrn zu wenden, als sich auf
Menschen zu verlassen. Ps 118,10-13 Dann schilderte der Psalmist, wie der
Herr ihm inmitten seiner Feinde Vertrauen geschenkt hatte. Von
seinen Feinden umringt, die ihm nach dem Leben trachteten, konnte er
dennoch den Sieg erringen. Der dreimal wiederholte Refrain
(V. 10-12 ) - im Namen des HERRN wehrte ich sie ab - nimmt auf den
Sieg über die Völker Bezug. Sie kamen um wie trockene Dornen, die
rasch verbrennen (vgl. Jes 9,18 ). In all dem half ihm der Herr
(vgl. Ps 118,7 ). Ps 118,14-21 Diese Verse sprechen von den Auswirkungen
des Sieges des Psalmisten. Er pries voller Freude den Herrn als
seine Stärke (vgl. Ps 22,20;28,7-8;46,2;59,10.18;81,2 ), als sein
Lied (d. h. die Quelle seiner Freude) und seine Errettung (vgl. Ps
118,21 ). Gottes rechte Hand symbolisiert seine Stärke. Deshalb
wußte der Psalmist, daß er leben, in die Tore der Gerechtigkeit
einziehen und Gott danken werde (V. 19.21 ; vgl. V. 28 ). Die
Erwähnung der Tore und des Lobpreises deuten darauf hin, daß der
Psalmist dem gemeinsamen Lobpreis mit der Versammlung im Heiligtum
entgegensah, um den Herrn für seine gewaltige Errettung zu preisen. C. Die Bedeutung des Sieges ( 118,22-29 ) Ps 118,22-24 Der Psalmist führte im einzelnen aus,
daß der HERR den Stein, den die Bauleute verworfen hatten, auf
wunderbarem Wege zum Eckstein des Volkes gemacht hatte. Deshalb
sollte das Volk jubeln. In jenen Tagen wurden in den großen
Königreichen Könige schnell ein- und wieder abgesetzt.
Möglicherweise schätzten diese großen Völker Israel als Nation
gering. Dennoch nahm der Herr den "Stein" und machte ihn zum
"Eckstein" seiner Herrschaft auf der Erde. Das Bild des Steines
könnte durch den Tempelbau, der in der Zeit nach dem Exil Israels
vonstatten ging, ein naheliegender Vergleich gewesen sein. Der Psalmist, der vielleicht die
Versammlung leitete, hat möglicherweise seinen König als den Stein
betrachtet, denn in Israel waren die Könige häufig die
Stellvertreter des Volkes. In Jesu Gleichnis vom Weingärtner und den
Knechten ( Mt 21,33-44 ) deutete Jesus den Psalm in dieser Weise.
Jesus ist der Stein, und die Führer der Juden, die Erbauer des
Volkes, haben ihn verworfen. Aber Gott hatte ihn zum Eckstein
gemacht. Deshalb wurde das Königreich von ihnen genommen und anderen
gegeben ( Mt 21,43 ). Die Tatsache, daß dieser Psalm möglicherweise
beim Passafest verwendet wurde, machte seinen Gebrauch durch Jesus
zusätzlich eindrucksvoll. Ps 118,25-29 Der Psalmist betete für die Errettung
seines Volkes und um Wohlergehen für es. Die Worte Hilf uns (V. 25 )
und Gesegnet sei, der da kommt im Namen des HERRN (V. 26 ), wurden
beim Einzug Jesu in Jerusalem ausgerufen ( Mt 21,9; das hebr. Wort
für "hilf uns" lautet "Hosianna"). Das Volk glaubte, daß Jesus der
kommende Erlöser sei. Die Worte mit Zweigen in den Händen ( Ps
118,27 ) waren vielleicht der Grund dafür, daß das Volk in Jerusalem
vor Jesus Zweige ausbreitete ( Mt 21,8 ). Der zweite Teil von Ps
118,27 ,der im Hebräischen durchaus problematisch ist, nimmt
möglicherweise auf den Brauch beim Laubhüttenfest Bezug, nach dem
vor dem Herrn Zweige geschwenkt wurden. Als dann später der Psalm
für jedes Fest wieder benutzt wurde, waren die in Vers 27 erwähnten
Zweige dann nur noch Sinnbilder. Aber in den Tagen Jesu wußte das Volk,
daß er für sich in Anspruch genommen hatte, der Messias zu sein. Sie
wußten auch, daß dieser Psalm von dem sprach, der da kommen sollte.
Zudem hatte sich Jesus als der Stein bezeichnet, der denen Rettung
brachte, die zu ihm um Rettung beteten. Möglicherweise schaute Ps 118 auf die
Zeit voraus, zu der der Stein, Jesus Christus, sich den Nationen
zuwandte, die ihn annehmen sollten (vgl. Joh 1,12 ). Es gibt
allerdings einen Unterschied zwischen Ps 118 und dem Einzug Jesu in
Jerusalem. Für den Psalmisten berichtete Ps 118,25-29 von der
Festprozession zum Tempel, um den Herrn anzubeten, und der, der "im
Namen des Herrn kam", betete an. Am Altar dankte der, der den Herrn
anbetete (vgl. V. 19.21 ), und pries Gott, den Herrn, für seine Güte
und Gnade. Beim Einzug Jesu in Jerusalem wurde dieser Psalm vom Volk
gesungen, als es in der Prozession zum Tempel zog. Dieser Psalm
paßte ausgezeichnet in die Situation, als Jesus in Jerusalem einzog,
um sein Werk der Errettung für jene zu beginnen, die an ihn
glaubten. Ps 119 Der Psalmist erlitt durch Menschen von
hohem Rang und Namen Verfolgung, die sich über seinen Glauben lustig
machten, ihm Schmach zufügten und ihn dazu bringen wollten, seinen
Glauben aufzugeben. Aber er wurde gestärkt, als er über das Wort des
Herrn nachsann, denn es war sein Trost, sein wertvoller Besitz, sein
Lebensgrundsatz und seine Kraftquelle - all das brachte ihn dazu,
sich noch mehr nach dem Wort des Herrn zu sehnen. Dieser Psalm ist nach den Buchstaben des
hebräischen Alphabetes angeordnet. In jedem Absatz (jeder Strophe)
zu je acht Versen beginnt jede Zeile mit demselben Buchstaben des
hebräischen Alphabetes. (Die 22 Strophen entsprechen den 22
Buchstaben des Alphabetes.) Daher beginnen die Verse 1-8 mit dem
ersten hebräischen Buchstaben, die Verse 9-16 mit dem zweiten
Buchstaben usw. Der Psalm ist zum größten Teil eine
Sammlung von Gebeten und Gedanken über das Wort Gottes und spricht
vom Wort Gottes in 10 Synonymen. Der Begriff "Gesetz" ( tNrCh ) taucht
25mal in diesem Psalm auf und weist auf eine Unterweisung oder einen
Befehl hin. Häufiger bezieht sich das Wort auf eine Gesetzessammlung
wie das 5. oder das 3. Buch Mose, wenn nicht sogar die 5 Bücher Mose
zusammen gemeint sind. In Joh 10,34 scheint das entsprechende
griechische Wort für "Gebot, Gesetz" das gesamte Alte Testament zu
umfassen. Der Begriff "Wort" ( dABAr ) taucht in
diesem Psalm 20mal auf. Es ist ein allgemeiner Ausdruck für Gottes
Offenbarung, aber die "zehn Gebote" werden "zehn Worte" genannt (so
die wörtliche hebr. Übersetzung; 5Mo 4,13 ). Der Begriff "Rede" ( ?imrCh , häufig mit
Hilfe oder Heil übersetzt) taucht hier 19mal auf. Es ist häufig ein
poetisches Synonym für dABAr . Der Begriff "Gebot" ( miQwCh ) taucht (im
Hebr. ) 21mal im Plural in diesem Psalm auf (und wird üblicherweise
mit "Gebote" übersetzt) und einmal in der Singularform als
Sammelbegriff. Es geht dann um ein bestimmtes, gültiges Gebot.
Häufig taucht es im Text im Zusammenhang mit den nächstfolgenden
beiden Begriffen auf. Der Begriff "Satzung" ( hVqqIm ) taucht
hier 21mal auf. In den Psalmen steht der Begriff stets im Plural.
Wörtlich bedeutet er "niedergeschriebene Gebote". Daher bezieht er
sich auf erlassene Gesetze. Der Begriff "Gericht" ( miSpoF ) findet
sich in der Pluralform 19mal in diesem Psalm und wird häufig mit
"Gesetze" wiedergegeben. Nur 4mal erscheint der Begriff im Singular.
Er steht für eine juristische Entscheidung, durch die ein
verbindliches Gesetz geschaffen wird. In den fünf Büchern Mose
bezieht sich der Begriff auf die Gesetze nach den zehn Geboten. Das
Wort kann auch für Gottes Gerichte über die Gottlosen stehen. Der Begriff "Unterweisung" ( piqqUDIm )
taucht in diesem Psalm 21mal auf. Es ist ein poetischer Begriff für
einen ausdrücklich ausgesprochenen Befehl, der nur in den Psalmen
steht (und dort immer in der Pluralform). Der Begriff "Zeugnis" ( ZEDCh ) taucht
22mal in der Pluralform und einmal in der Singularform auf. Er steht
für eine ernsthafte Bestätigung, eine Erklärung, was der Wille
Gottes ist. Es ist ein allgemeiner Begriff für die Ordnungen, die
der Maßstab Gottes für das Leben der Menschen sind. Der Begriff wird
häufig mit "Ordnungen" wiedergegeben. Der Begriff "Weg" (derek), der fünfmal im
Plural und sechsmal im Singular verwendet wird, wird bildhaft für
die Lebensweise eines Menschen, der sich an das Gesetz Gottes hält,
gebraucht. Der Begriff "Pfad" ( ?OraH ), der fünfmal
in den Psalmen gebraucht wird, kann mit "Weg" gleichgesetzt werden. Der Psalmist spricht mehrfach von
verschiedenen Empfindungen, die er gegenüber Gott und seinem Wort
hegte: "Lust" ( Ps 119,16.24.35.47.70.77.92.143.174 ), "lieben"
(V. 47-48.97.113.119.127.132.159.163.165.167 ), "gehorchen"
(V. 8.17.34.44.56-57.60.67.88.100-101.129.134.145.158.167-168 ; vgl.
"gehorchte" in V. 4.136 und "gehorsam" in V. 5 ), "nachsinnen"
(V. 15.23.27.48.78.97.99.148 ) und "sich erfreuen" (V. 14.74.162 ).
Der Psalmist drückte auch seinen Wunsch aus, daß Gott und sein Wort
ihn doch "beleben" (V. 25.37.40.107.149.154.156 ; vgl. V. 50.93 )
und "bewahren" (V. 88.159 ) möge. Zwölfmal spricht der Psalmist von
seiner eigenen Person als dem Knecht Gottes
(V. 17.23.38.49.65.76.84.124-125.135.140.176 ). A. Der Segen des Gehorsams ( 119,1-8 ) Ps 119,1-8 Der Psalmist erfreute sich an dem
Umstand, daß die, die mit ganzem Herzen voller Gehorsam im Gesetz
wandeln, glücklich sind (V. 1-3 ). Daher wünschte er sich, daß er
Gottes Geboten gegenüber noch gehorsamer sein möge, um seine Gesetze
zu befolgen (V. 4-6 ). Der Psalmist gelobte, dem Herrn zu danken,
wenn er mehr über die Ordnungen Gottes erfuhr (V. 7-8 ). B. Reinigung durch das Wort Gottes ( 119,9-16 ) Ps 119,9-16 Der Psalmist erläuterte, daß ein
Mensch seinen Weg durch Gehorsam Gottes Wort gegenüber rein erhält
(V. 9 ). Der Psalmist bezeugte, daß er das Wort Gottes aufgenommen
und sich daran erfreut hatte, so daß er wohl auf moralischem Gebiet
Reinheit beanspruchen konnte (V. 10-14 ). Er sann beständig über das
Gesetz Gottes nach (V. 15-16 ). C. Gottes Wort ist kostbar ( 119,17-24 ) Ps 119,17-24 Der Psalmist bat Gott, ihm seine Augen zu
öffnen, so daß er die Wunder Gottes in seinem Wort erkennen konnte
(V. 17-18 ). Er hatte Hunger nach dem Wort (V. 19-20 ). Weil Gott
die Gottlosen verflucht, die ihm nicht gehorchen, betete er darum,
daß der Herr doch die hinwegtun möge, die ihn tadelten. Im Gegensatz
zu ihnen sann er über das Gesetz Gottes nach und erfreute sich daran
(V. 22-24 ). Dieser Psalm nimmt häufig auf die Gottlosen Bezug und
auf die, die den Psalmisten bedrückten
(V. 23.53.61.69-70.78.85-87.95.110.115.119.122.134.155.157-158.161 ). D. Bitte um Verstehen ( 119,25-32 ) Ps 119,25-32 Der Psalmist betete um eine rasche
Veränderung der Situation, denn er lag darnieder (V. 25 ). Dann bat
er Gott um Verständnis, Stärke und Kraft (V. 26-29 ). Wenn Gott ihm
Verständnis gewährte, dann wollte er das Gesetz befolgen, denn er
schätzte es hoch (V. 20-32 ). E. Treue gegen Gottes Wort ( 119,33-40 ) Ps 119,33-40 Der Psalmist sprach über seine Treue dem
Wort Gottes gegenüber, das er von ganzem Herzen beobachtete
(V. 33-35 ). Er betete, daß der Herr ihn von der Habsucht und
Eitelkeit abkehren möge (V. 36-37 ). Er wünschte sich, daß Gott ihm
seine Ordnungen bestätigen möge (V. 38-40 ). F. Errettung durch Gottes Wort ( 119,41-48 ) Ps 119,41-48 Der Psalmist bat Gott, ihn durch
seine Gnade und sein Wort (seine Hilfe , V. 41 ) zu erretten. Dann
hätte er eine Antwort für seine Feinde (V. 42 ). Er betete (und
bekräftigte), daß das Wort Gottes auch weiterhin die Leitlinie
seines Lebens sein werde (V. 43-46 ). Er freute sich über die Gebote
Gottes und hatte sie lieb (V. 47-48 ). G. Hoffnung durch Gottes Wort ( 119,49-56 ) Ps 119,49-56 Der Psalmist erläuterte, daß er
seine Hoffnung auf Gottes Wort setzte (V. 49 ), denn es belebte ihn
von neuem (V. 50 ). Er verachtete die Stolzen (die Hochmütigen; vgl.
V. 69.78.85 ), die über seinen Glauben spotteten und das Gesetz
verachteten (V. 51-53 ). Der Psalmist besang das Wort Gottes und
sann darüber nach (V. 54-56 ). H. Gehorsam gegen Gottes Wort ( 119,57-64 ) Ps 119,57-64 Weil Gott der Teil des Psalmisten war
(vgl. Ps 16,5;73,26;142,6 ), rief er Gott um Gnade an ( Ps
119,57-58 ). Er hatte in Übereinstimmung mit seinem Wort gelebt
(V. 58-60 ) und auch dann am Herrn festgehalten, als er von seinen
Feinden umringt war (V. 61-62 ). Seine Gefährten waren ebenfalls
Gläubige (V. 63-64 ). I. Vertrauen auf Gottes Wort ( 119,65-72 ) Ps 119,65-72 Der Psalmist vertraute darauf, daß der
HERR nach seinem Wort an ihm handeln werde (V. 65 ). Er bat
daraufhin um weitere Unterweisung, um nicht in die Irre zu gehen
(V. 66-68 ). Er sprach inmitten der Verleumdungen sein Vertrauen auf
Gott aus (V. 69-70 ; vgl. V. 51.53 ) und erklärte, daß er trotz der
Bedrückung, die er erfuhr, immer mehr den Wert des Gesetzes erkannte
(V. 71-72 ; vgl. V. 127 ). J. Hoffnung in Gottes Wort ( 119,73-80 ) Ps 119,73-80 Der Psalmist glaubte, daß Gott ihn
geschaffen und ihm die Hoffnung auf sein Wort geschenkt hatte
(V. 73-74 ; vgl. V. 81 ). Er wußte, daß Gott ihm in seiner Treue
Leid geschickt hatte (vgl. V. 67.71 ), und bat Gott, daß er ihn doch
trösten und die Stolzen (vgl. V. 51.69.85-122 ) beschämen möge
(V. 75-78 ). Dann betete er darum, daß die, die den Herrn fürchten,
sich Gott gemäß seines Wortes zuwenden mögen, und daß der Psalmist
selbst ein untadeliges Leben führen möge (V. 79-80 ). K. Gottes Wort ist zuverlässig ( 119,81-88 ) Ps 119,81-88 Der Psalmist legte offen, daß seine Seele
beinahe verschmachtet war, weil er sich so sehr nach dem Wort Gottes
sehnte (V. 81-82 ). Er war geschwächt, wie ein Weinschlauch im Rauch
zusammenschrumpft. Deshalb fragte er, wie lange (vgl. den Kommentar
zu Ps 6,4 ) er noch bis zu seiner Rechtfertigung ausharren müsse
( Ps 119,83-86 ). Er versicherte, daß er, obwohl ihn seine Feinde
beinahe vernichtet hätten, Gottes Gesetz nicht verlassen hatte
(V. 87-88 ). L. Gottes Wort ist gewiß ( 119,89-96 ) Ps 119,89-96 Gottes Wort steht fest im Himmel und wird
durch seine Treue bestätigt (V. 89-91 ). Durch die Freude des
Psalmisten (vgl. Ps 1,2;119,174 ) über das festgegründete Gesetz
konnte er den Sieg erringen (V. 92-95 ). Er schloß, daß Gottes Wort
grenzenlos in seinem Wert ist (V. 96 ). M. Gottes Wort ist süß ( 119,97-104 ) Ps 119,97-104 Der Psalmist legte dar, wie sehr er
das Gesetz liebhatte und wie er sich mit ihm beschäftigte. Das
Gesetz gab ihm mehr Verständnis und Weisheit, als seine Feinde,
seine Lehrer und die Alten hatten (V. 97-100 ). Durch Gottes Wort
hatte er sich rein gehalten (V. 101-102 ; vgl. V. 9.104 ). Er nannte
die Verheißungen Gottes süß (V. 103 ). Vers 98-101 haben die
Einsicht und die Reinheit zum Thema. N. Gottes Wort ist ein Licht ( 119,105-112 ) Ps 119,105-112 Der Psalmist erkannte, daß Gottes Wort
sein Licht war, das ihn leitete (vgl. V. 130 ; Spr 6,23 ), und er
gelobte, diesem Licht zu folgen ( Ps 119,105-106 ). In seiner Not
(V. 107-110 ) rief er um Hilfe und versicherte, daß er voller Freude
Gottes Satzungen und Geboten folgen wollte (V. 111-112 ). O. Gottes Wort gebührt Ehrfurcht ( 119,113-120 ) Ps 119,113-120 Der Psalmist erklärte, daß er Wankelmut
haßte und daß er Gottes Wort liebhatte und auf sein Wort hoffte,
denn Gott war seine Zuflucht ( sETer , "Zufluchtsort"; vgl. den
Kommentar zu Ps 3,4 ). Dann wandte sich der Schreiber an die
Gottlosen und mahnte sie, von ihm zu weichen ( Ps 119,115 ). Er bat
Gott, daß er ihn stützen und erretten möge (V. 116-117 ), denn Gott
hatte über die Gottlosen Gericht gehalten (V. 118-119 ). Darauf
drückte der Psalmist seine Furcht vor den Urteilen Gottes aus
(V. 120 ; vgl. V. 161 ). P. Rechtfertigung von Gott ( 119,121-128 ) Ps 119,121-128 Der Psalmist bat Gott, ihn vor den
hochmütigen (vgl. V. 51.69.78.85 ) Unterdrückern zu bewahren und mit
ihm in Gerechtigkeit und Gnade zu verfahren (V. 121-124 ). Er wollte
Gott zu einer Antwort bewegen, indem er, der Knecht Gottes, von
seiner Treue gegen Gott sprach (V. 125-126 ; vgl. V. 122.124 ). Er
fügte hinzu, daß er die Gebote des Herrn liebte (er liebte sie mehr
als Gold ; vgl. V. 72 ) und falsche Wege haßte (V. 127-128 ; vgl.
V. 101.104 ). Q. Gottes Wort ist wunderbar ( 119,129-136 ) Ps 119,129-136 Der Psalmist erfreute sich an Gottes
wunderbarem Wort, das ihm Licht gab (V. 129-131 ; vgl. V. 105 ).
Dann betete er darum, daß der Herr sich zu ihm wenden und ihn durch
seine Weisung, seine Erlösung, seinen Segen und seine Belehrung
festigen möge (V. 132-135 ). (Zum Leuchten des Angesichtes
Gottes vgl. den Kommentar zu Ps 4,7 .) Der Psalmist drückte seine
Betroffenheit über die aus, die das Gesetz Gottes hassen ( Ps
119,136 ). R. Gottes Wort ist gerecht ( 119,137-144 ) Ps 119,137-144 Der Psalmist legte dar, daß das Wort des
Herrn gerecht ist, denn der Herr selbst ist gerecht (V. 137-138 ).
Er gab von seinem Eifer für das durchläuterte Wort Gottes Zeugnis
(V. 139-142 ). Er fand in den gerechten Gesetzen Gottes Trost, als
er großes Elend litt (V. 143-144 ; vgl. V. 92 ). S. Gottes Wort ist wahr ( 119,145-152 ) Ps 119,145-152 Der Psalmist rief zum Herrn daß er ihn
erretten möge, weil er gehorsam war, auf sein Wort hoffte und
darüber nachsann (V. 145-149 ). Seine Feinde waren ihm zwar nahe,
aber sie waren weit entfernt vom Gesetz Gottes (V. 150 ). Gott war
ihm jedoch nahe, und seine Worte waren verläßlich. T. Liebe zum Wort Gottes ( 119,153-160 ) Ps 119,153-160 Der Psalmist rief zu Gott, daß er ihn
erretten möge, denn er hatte seine Gebote nicht
vergessen (V. 153-154 ). Er war sich darüber im klaren, daß die
Gottlosen keine Rettung finden (V. 155 ), und bestätigte, daß
Gottes Barmherzigkeit (wörtl.: "Barmherzigkeiten") groß ist
(V. 156 ). Er beklagte, daß er viele Feinde hatte, die dem Wort
Gottes nicht gehorchten (V. 157-158 ). Im Gegensatz dazu liebte der
Psalmist das Wort Gottes, denn es ist wahr. Deshalb bat der
Psalmendichter um Bewahrung (vgl. V. 88 ) vor seinen Feinden
(V. 159-160 ). U. Freude am Wort Gottes ( 119,161-168 ) Ps 119,161-168 Obwohl der Psalmist von Fürsten ohne
Ursache gehaßt wurde, empfand er vor dem Wort Gottes Furcht (vgl.
V. 120 ). Er freute sich über den Wert des Gesetzes, er liebte es
und pries Gott immer wieder dafür (V. 162-164 ). Wer wie er das Wort
Gottes liebhat und von ihm Rettung erhofft, findet großen
Frieden ( SAlNm , "Wohlergehen", V. 165-166 ). Der Schreiber des
Psalmes hatte aus Liebe das Gesetz eingehalten (V. 167-168 ; vgl.
V. 163 ). V. Rettung durch Gottes Wort ( 119,169-176 ) Ps 119,169-176 Der Psalmist bat Gott, sein Flehen zu
erhören und ihn zu erretten (V. 169-170 ). Er wollte Gott für sein
Wort preisen (V. 171-172 ). Er bat Gott, daß er ihn am Leben
erhielt, denn er erfreute sich an seinem Gesetz (V. 173-175 ; vgl.
V. 92 ). Der Psalmist schloß diesen langen, aber inhaltsreichen
Psalm, indem er bekannte, daß er wie ein verlorenes Schaf in die
Irre gegangen war. Er bat Gott, ihn durch sein Wort zu erretten
(V. 176 ). Ps 120 Die Überschrift des Psalmes "Ein
Wallfahrtslied" oder "ein Stufenlied" bezeichnet die Psalmen 120 -
134 als Pilgerlieder, die gesungen wurden, wenn die Israeliten nach
Jerusalem "hinaufstiegen" (hinaufzogen), um an den jährlich
stattfindenden Festen teilzunehmen. Vier dieser 15 Psalmen stammen
von David ( Ps 122;124;131;133 ), einer von Salomo ( Ps 127 ), die
Autoren der übrigen 10 Psalmen sind uns nicht bekannt. In Ps 120 betete der Psalmist um
Errettung vor den Verrätern, die den Kampf suchten, während der
Psalmist Frieden haben wollte. A. Errettung von den Lügnern ( 120,1-2 ) Ps 120,1-2 Der Pilger betete um Errettung von den
Lügnern, die ihn umbringen wollten. Er war sich sicher, daß Gott ihm
antwortete. B. Vernichtung der Gottlosen ( 120,3-4 ) Ps 120,3-4 Der Pilger richtete eine Frage an die
Gottlosen und versicherte ihnen, daß der Herr sie vernichten
werde. Ginster wurde verfeuert, denn Ginsterholz brennt länger als
die meisten anderen Holzarten. Das Bild der scharfen Pfeile und
der glühenden Kohle spricht von der Vergeltung an Menschen mit
betrügerischer Zunge. C. Ich möchte Frieden ( 120,5-7 ) Ps 120,5-7 Der Psalmist beklagte, daß er inmitten
derer, die den Frieden hassen, wohnen mußte
(V. 5-6 ). Meschech ( 1Mo 10,2 ) und sein wildes Volk lebten im
hohen Norden. Kedar (im nördlichen Teil der Arabischen Wüste) lebte
im Gebiet einiger als Nomaden lebenden Ismaeliten (vgl. 1Mo 25,13 ).
Der Psalmist legte dar, daß diese beiden Namen für die Feinde
standen, die ihn umringten. Im Gegensatz zu ihnen war er ein Mann des
Friedens ( Ps 120,7 ). Deshalb war er sich gewiß, daß der Herr für
seine Sache einstehen werde. Ps 121 Der Wallfahrer, der über seine Wallfahrt
über die Hügel nach Jerusalem nachdachte, fand im Herrn, dem Hüter
Israels, die Gewißheit, daß der Herr ihn allezeit auf dem Weg
bewahren werde. A. Nachsinnen über die Wallfahrt ( 121,1-2 ) Ps 121,1-2 Der Psalmist, der über seine Wallfahrt
über die Hügel nach Jerusalem nachsann, fragte, woher seine Hilfe
kam. Er fand die Antwort auf seine Frage in der Bejahung seines
Glaubens, daß der Herr, der Himmel und Erde gemacht hatte - mit
jenen Bergen - seine einzige Quelle der Hilfe war. Zu der
Bezeichnung der, der Himmel und Erde gemacht hat , vgl. den
Kommentar zu Ps 115,15 . B. Gewißheit über Gottes Bewahrung ( 121,3-8 ) In Vers 3-8 wechselt die Person von "ich"
und "mein" (V. 1-2 ) zu "du" und "dein". Vers 3-8 sind daher die
Worte eines Menschen, vielleicht eines Priesters, der den Wallfahrer
begleitete. Ps 121,3-4 Die Person, die hier sprach, bestätigte
dem Wallfahrer, daß er göttlichen Schutz genoß. Gott, der über sein
Eigentum wacht (vgl. V. 5.7-8 ), wird
nicht schlummern noch schlafen , d. h. er wird nicht gleichgültig
sein oder die Stämme Israels vernachlässigen. Der Herr wird wachen
und sein Eigentum bewahren. Ps 121,5-6 Der Herr wollte den Pilger zu jeder Zeit
bewahren. Der Hüter Israels (vgl. V. 4 ) war auch der Hüter des
Wallfahrers, denn er schützte ihn, wie ein Schatten vor der
sengenden Sonne schützt. Die Sonne und der Mond bedeuten hier
Gefahren, die am Tag und in der Nacht lauern. Ps 121,7-8 Der Psalm schließt mit der erneuten
Bestätigung, daß der Herr den Wallfahrer zu jeder Zeit vor allem
Übel (V. 7-8 ) behüten und über ihn wachen werde (vgl. V. 3-5 ; d.
h. ihm Schutz geben werde). Ps 122 Der Wallfahrer und Psalmist David rief
sich seine Freude in Erinnerung, als er nach Jerusalem hinaufgezogen
war. Jerusalem war das geistliche und nationale Zentrum des Volkes.
David rief daraufhin jedermann auf, um den Frieden und die
Sicherheit Jerusalems um der Frommen willen und um Gottes willen zu
beten. A. Freude an der Wallfahrt ( 122,1-2 ) Ps 122,1-2 Der Psalmist rief sich in Erinnerung, wie
er bei der Aussicht auf die Wallfahrt nach Jerusalem gejubelt hatte.
Er genoß es, in den Toren der Stadt zu stehen. B. Lobpreis der Stadt ( 122,3-5 ) Ps 122,3-5 Der Psalmist pries die Stadt Jerusalem
wegen ihrer äußeren Pracht, in der ihre ganze Bevölkerung
zusammengedrängt wohnt. Dann rühmte er die Stadt als geistliches
Zentrum, zu dem die Stämme des Volkes zu ihrer jährlichen Wallfahrt
zogen. Er nannte die Stadt ferner den Sitz der Gerechtigkeit
(vgl. Jer 21,11-12 ). C. Gebet um Frieden ( 122,6-9 ) Ps 122,6-9 Der Psalmist forderte dann das Volk dazu
auf, für den Frieden und die Sicherheit der Stadt und ihrer
Einwohner zu beten (V. 6-7 ; vgl. Ps 125,5;128,6 ). Er betete dann
um Frieden um seiner Brüder willen, den gerechten Wallfahrern ( Ps
122,8 ), und für Wohlergehen um des Heiligtums, der Wohnung Gottes,
willen (V. 9 ). Ps 123 Der Wallfahrer hob seine Augen zu Gott im
Himmel auf und rief ihn um Gnade an, denn das Volk war aufgrund des
Spottes der Stolzen der Verachtung preisgegeben. A. Vertrauen auf den Herrn ( 123,1-2 ) Ps 123,1-2 Der Psalmist bestätigte sein Vertrauen
auf den Herrn des Himmels. Der Ausdruck ich erhebe meine
Augen bedeutet, daß der Psalmist im Gebet auf den Herrn blickte und
von ihm Rettung erwartete. Er verglich sein Vertrauen mit dem Warten
eines Sklaven auf ein Wort von seinem Herren oder seiner Herrin. Im
Namen des Volkes blickte der Psalmist auf Gott und erhoffte von ihm
Hilfe. B. Befreiung von der Verachtung ( 123,3-4 ) Ps 123,3-4 Der Psalmist bat Gott um Gnade, weil das
Volk mit Verachtung gesättigt war, das heißt, daß es viel Spott von
den Stolzen ertragen hatte. Trotz der Verspottung seines Glaubens
bat es um Gottes Gnade, bis er antworten würde. Ps 124 David erkannte, daß, wenn der Herr nicht
auf der Seite des Volkes gestanden hätte, die Nationen es vertilgt
hätten. Der Wallfahrer rühmte den Herrn, der das Volk entkommen
ließ. A. Schutz vom Herrn ( 124,1-5 ) Ps 124,1-5 In diesem Teil des Psalms erklärte David,
daß der Herr ihn bewahrt hatte. Er rief das Volk auf, zu erkennen,
daß dessen Sieg darauf zurückzuführen war, daß der Herr auf dessen
Seite gestanden hatte (V. 1-2 ). Dann erläuterte er, was geschehen
wäre, wenn der Herr nicht auf dessen Seite gewesen wäre: Die
Nationen hätten es in ihrem Zorn vernichtet (V. 3-5 ). David
benutzte das Bild vom Verschlingen (vgl. 4Mo 16,30; Jer 51,34 ) und
das Bild der Wasserfluten (vgl. Kl 3,54 ). Der Wildbach (wörtl. die
"stolzen Wasser") deutet möglicherweise auf den Stolz der Feinde hin
(vgl. Ps 123,4 ). Diese Ausdrücke könnten sich auf verschiedene
Ereignisse in der Geschichte Israels beziehen, aber es kann auch die
Befreiung aus der babylonischen Gefangenschaft durch den Herrn
erklären. Wenn die Rückkehr aus dem Exil im Blickpunkt steht, dann
war David nicht der Autor, wie es der Untertitel, der später
hinzugefügt wurde, feststellt. Eher würde "David" in diesem Fall auf
einen späteren davidischen "König" hinweisen (z. B. ein möglicher
Besitzergreifer des davidischen Thrones). B. Hilfe im Namen des Herrn ( 124,6-8 ) Ps 124,6-8 Der Psalmist wandte sich dem Lobpreis des
Herrn zu, der sie nicht verlassen hatte (V. 6 ), sondern sie
entkommen ließ (V. 7 ). Die Anschläge der Feinde wurden
mit Zähnen und der Schlinge des Vogelstellers verglichen (vgl. Ps
9,14 ). Das Entkommen des Volkes wurde durch den
Herrn möglich, der Himmel und Erde gemacht hatte (vgl. den Kommentar
zu Ps 115,15 ). Der hier bezeugte Glaube erinnert an Ps 121 . Ps 125 Der gerechte Gläubige findet im Herrn
Geborgenheit, der ihn nicht so sehr versuchen wird, daß sein
untadeliges Leben erschüttert wird. Wer sich jedoch im Unglauben
abkehrt, wird mit den Gottlosen von seinem Segen abgeschnitten. A. Bestätigung der Geborgenheit ( 125,1-3 ) Ps 125,1-3 Vers 1 faßt den Hauptgedanken des
Psalmisten zusammen: Die Gläubigen sind geborgen und werden nicht
wanken. Er verglich sie mit dem Berg Zion, der auf ewig besteht . Dieses Bild wird in Vers 2 ausgeführt.
Der Psalmist erläuterte, wie die Berge Jerusalem umgeben. So umgibt
der Herr auch sein Volk, denn er beschützt es von allen Seiten. Der Anlaß für diese erneute Versicherung
der Situation wird in Vers 3 genannt. Offensichtlich war die
Fremdherrschaft für das Volk eine Last. Der Psalmist war sich
sicher, daß Gott nicht zuließ, daß das Zepter der Gottlosigkeit auf
dem Erbe der Gerechten ruhen werde, so daß sie selbst der
Gottlosigkeit anheimfielen. Mit anderen Worten: Die Versuchung war
auf das begrenzt, was die Gläubigen ertragen konnten, so daß sie ihr
Vertrauen auf den Herrn nicht verlören. B. Gebet um Wohlergehen ( 125,4 ) Ps 125,4 Der Psalmist betete darum, daß der Herr
die Guten und die, die in ihrem Herzen aufrichtig sind, segnen möge. C. Warnung vor Unsicherheit ( 125,5 ) Ps 125,5 Wer sich jedoch der Unehrlichkeit
hingibt, der wird dasselbe Schicksal erleiden wie die Gottlosen (sie
werden hinweggetan werden). Daher soll das Volk Gottes in seinem
Glauben treu sein und weiterhin um Frieden für das Volk bitten
(vgl. Ps 122,6-8;128,6 ). Ps 126 Dieser Wallfahrtspsalm spricht
anscheinend über die Rückkehr der Israeliten aus dem Exil. Der
Psalmist war voller Freude, denn der Herr hatte sie wieder in ihr
Land zurückgebracht. Er betete nun darum, daß die Gefangenen wieder
ganz und gar hergestellt werden mögen. Der Psalmist fand in dem Bild
von Saat und Ernte Trost. A. Lobpreis für die Wiederherstellung des
Volkes ( 126,1-3 ) Ps 126,1-3 Der Psalmist, der für die aus dem Exil
zurückgekehrten Israeliten sprach, rief ihnen die Freude in
Erinnerung, die sie empfunden hatten, als der Herr sie
zurückbrachte. Sie wurden getröstet, und sie lachten und jubelten.
Auch die Völker erkannten, daß der Herr Wunder für sein Volk getan
hatte. Es war eine Zeit des Jubels und der Freude nach großer
Traurigkeit (vgl. Ps 137 ). B. Bringe die Gefangenen zurück ( 126,4 ) Ps 126,4 Der Psalmist betete, daß der Herr sein
Volk ganz und gar wiederherstellen möge. Er verglich die aus dem
Exil Zurückkehrenden mit den Bächen im Negev (der Wüste südlich von
Juda), die in der Trockenzeit wenig oder aber überhaupt kein Wasser
führen. In der Regenzeit treten sie jedoch über die Ufer. Wenn Gott
seinen Segen über sein Volk ausschüttet, dann werden die Straßen aus
dem Osten voll von zurückkehrenden Gefangenen sein. C. Vertrauen auf Gottes Segen ( 126,5-6 ) Ps 126,5-6 Der Psalmist wurde durch das Bild vom
Säen und vom Ernten ermutigt. Diese Verse stehen mit Vers 2-3 in
Zusammenhang, denn sie sprechen von großer Freude. Auch Vers 4 steht
damit in Zusammenhang, denn er enthält das Verb "wiederherstellen,
zurückbringen" (es wird im Hebr. auch in V. 1 gebraucht). Zudem wird
hier der Vergleich mit der Natur hergestellt (vgl. V. 5-6 ). In Vers 5-6 werden Bilder aus dem
landwirtschaftlichen Bereich benutzt. Wenn das Land so lange
brachgelegen hatte, war es fast unmöglich, es wieder zu bebauen. Das
Pflanzen war schwierig, aber mit Beharrlichkeit war sicher eine
Ernte einzubringen. Das Säen mit Tränen deutet darauf hin, daß
Menschen gerne der Theokratie Gottes Vorschub leisten wollten (z. B.
das Volk ermutigten, den Herrn anzunehmen und in das Land
zurückzukehren). Das freudige Ernten bezog sich dann auf andere
Menschen, die in das Land der Verheißung zurückkehrten. Der Psalmist
war davon überzeugt, daß fortwährende Mühe und Arbeit, wie schwierig
und enttäuschend sie auch sein mochten, doch dazu führten, daß mehr
Menschen in das Land Israel zurückkehrten. Das Bild vom Säen und Ernten wird in der
Bibel häufig verwendet (vgl. Gal 6,7 ). Jesus sprach von der
Ausbreitung der Frohen Botschaft als vom Säen und von den
Bekehrungen der Menschen als vom Ernten ( Mt 13,1-8.18.23 ). Ps 127 Dieser Psalm, ein Wallfahrtslied, stammt
von Salomo. Er spricht von dem Segen des Herrn im alltäglichen
Leben. Der Psalmist erkannte, daß Abhängigkeit vom Herrn dem
Familienleben Sicherheit und Gedeihen schenkt. Der Schreiber sprach
von dem Geschenk, Kinder zu haben, die in jenen Tagen zum Schutz
einer Familie beitrugen. A. Ohne Gottes Fürsorge ist die Arbeit
vergeblich ( 127,1-2 ) Ps 127,1-2 Diese Worte klingen an das Predigerbuch
an (das ebenfalls von Salomo stammt). Salomo sagte in diesem Psalm,
daß es vergeblich sei, ohne den Herrn wirken zu wollen. Erbauer
bauen ein Haus vergeblich, wenn der HERR es nicht baut . Wächter
wachen vergeblich, wenn der HERR nicht wacht ; auch wenn der Mensch
sich über die Arbeit für seine Nahrung sorgt und viele Stunden
arbeitet, so ist es doch vergeblich (vgl. Ps 128,2 ). Der
entscheidende Punkt ist der, daß von Gott unabhängig getane Arbeit
fruchtlos bleiben wird. Aber wer auf den Herrn vertraut, wird Ruhe
finden. Der Ausdruck Mühsal bedeutet nicht, daß
der Mensch nicht fleißig arbeiten soll, denn dazu ruft die Bibel ihn
auf. Der Vers hebt jedoch hervor, daß langer Tage Arbeit ohne
göttliche Fürsorge und Hilfe umsonst ist. Der Gedanke von
Vers 1 wird fortgeführt. B. Kinder sind ein Geschenk Gottes ( 127,3-5 ) Ps 127,3-5 Kinder sind ein sichtbarer Segen Gottes
(vgl. gesegnet , V. 5 ). Sie sind eine Gabe des HERRN . Söhne
verteidigten und schützten die Familie, denn sie waren wie Pfeile in
der Hand eines Starken. Söhne verteidigten die Familie auch in
rechtlichen Streitfällen (im Tor wurden diese Streitfälle erörtert
und entschieden). Das Bild der Pfeile und der Verteidigung
"im Tor" waren für ein Volk, das von innen und außen bedroht wurde,
ganz natürlich. Ps 128 Wer den Herrn fürchtet, wird gesegnet.
Der Psalmist zählte einige der Segnungen eines guten Lebens auf und
flehte den Segen des Herrn herab. A. Wer wird gesegnet? ( 128,1 ) Ps 128,1 Der Psalmist verkündigte, welches Glück
der erfährt, der den HERRN fürchtet (vgl.V. 4 ) und ihm gehorsam ist
(vgl. Ps 1,1-3 ). B. Aufzählung der Segnungen ( 128,2-4 ) Ps 128,2 Einem Gerechten wird es als Ergebnis
seiner Arbeit wohl ergehen . Die in Unabhängigkeit von Gott getane
Arbeit ist vergeblich ( Ps 127,2 ), aber die in Demut vor Gott und
im Gehorsam gegen ihn und seine Gebote getane Arbeit bringt Frucht
(vgl. Ps 1,3 ). Ps 128,3-4 Noch einmal sprach der Psalmist das Thema
der Fruchtbarkeit an (vgl. V. 2 ) und nannte hier die Kinder, die
ihm seine Frau geboren hatte. Die Bilder der Pflanzen ( der
Weinstock ) und Bäume ( der Ölbaum ) weisen ganz natürlich auf
Wachstum und Fruchtbarkeit hin. Wer den HERRN fürchtet , wird so
gesegnet (V. 1 ). Bei den religiösen Festen versammelten
sich die ganzen Familien in Jerusalem. Immer wieder wird in den
Wallfahrtsliedern hervorgehoben, wie Gott gerade im häuslichen
Lebensbereich Segen spendet. C. Segen des Herrn auch für kommende Tage ( 128,5-6 ) Ps 128,5-6 Der Wallfahrer flehte auch für die
Zukunft den Segen Gottes auf die Menschen herab, die ihn fürchten
(vgl. V. 1 ). Dieser Segen bedeutet, das Wohl Jerusalems zu
erblicken und lang genug zu leben, um die Enkel noch sehen zu
können. Abschließend betete der Psalmist um Frieden für das Volk
(vgl. Ps 122,6-7;125,5 ). Ps 129 Der Psalmist sprach für Israel und
erläuterte, daß der Herr Israel vor den Verwüstungen der Gottlosen
errettet hatte. Er betete darum, daß der Herr die zuschanden werden
ließ, die Zion haßten. A. Die Rettung kommt vom Herrn ( 129,1-4 ) Ps 129,1-2 Der Psalmist ermutigte Israel zum Zeugnis
( Israel soll sagen ; vgl. Ps 124,1 ), daß die Gottlosen, die es von
Anfang an unterdrückt hatten, keinen Sieg erlangt hatten. Ps 129,3-4 Das Bild der gepflügten Furchen
beschreibt das harte Leiden, das die Feinde über Israel gebracht
hatten (V. 3 ). Es war, als ob sie auf seinen Rücken lange Furchen
gepflügt hätten. Der Herr schenkt Befreiung aus solcher
Not (V. 4 ). Er hatte den Strick der Gottlosen zerschnitten .
Vielleicht wird mit dieser Aussage das Bild aus Vers 3 aufgenommen:
Gott zerstört das Tiergeschirr des Pflügenden, so daß dieser nicht
weiterpflügen konnte. Oder aber der Begriff der Stricke steht nur
einfach für die Unterjochung des Volkes (vgl. Ps 2,3 ). B. Bitte um Strafe ( 129,5-8 ) Ps 129,5-8 Der Psalmist betete, daß alle seine
Feinde, die Zion, die Stadt des Herrn, haßten, beschämt würden
(V. 5 ). Er betete, daß sie doch vergehen möchten, so daß man sie
nicht mehr fände (V. 6-7 ). Wenn der Psalmist hier von Gras auf den
Dächern der Häuser spricht, so wird damit verdeutlicht, daß ein
Grassamen, der vom Wind auf Flachdächer geweht wird, dort zwar
aufwächst, aber nicht fest verwurzelt ist und deswegen wieder
vergeht. Wenn man sich grüßte, so wünschte man dem
anderen Gottes Segen (vgl. Rt 2,4 ). Aber der Psalmist bat darum,
daß das Volk den Gottlosen keinen Segen wünschen möge ( Ps 129,8 ).
Sie verdienen den Segen Gottes nicht. Ps 130 Ps 130 ist ein Schrei zum Herrn, daß er
doch an seinem Volk seine Gnade erweisen möge. Der Psalmist war sich
gewiß, daß Gott Sünden vergibt, und ermahnte das Volk, mit ihm
voller Hoffnung auf die Zeit zu warten, wenn der Herr sie von allem
Übel erlösen werde. A. Gebet um Gnade ( 130,1-2 ) Ps 130,1-2 Der Psalmist schrie aus der
Tiefe (vgl. Ps 30,2;71,20 ) zum Herrn; ein Bild, das von
unüberwindlichen Schwierigkeiten spricht, die sogar beinahe den Tod
bringen. Der Psalmist betete, daß der Herr seinen Ruf nach
Gnade hören möge. Wir erfahren nicht, was die eigentliche
Schwierigkeit war. Ps 130,8 gibt einen Hinweis darauf. Das Volk war
möglicherweise in einer heiklen Situation, weil Gott es für seine
Sünden bestraft hatte. B. Gott schenkt Vergebung ( 130,3-4 ) Ps 130,3-4 Der Psalmist erkannte, daß kein Mensch
bestehen könnte, wenn Gott mit den Sündern so verführe, wie sie es
verdienten. Die Sünden "zurechnen" bedeutet, den Menschen für seine
Fehler verantwortlich zu machen. Der Trost liegt darin, daß es bei Gott
Vergebung ( s+lIHCh , "Verzeihen", das Wort wird auch in Neh 9,17;
Dan 9,9 verwendet) gibt. Deshalb schreibt der Herr die Sünden der
Menschen nicht auf, sondern vergibt sie. Die Gläubigen aller
Zeitalter sind darüber in Jubel ausgebrochen, denn sonst könnte kein
Mensch seinem Gericht standhalten! Gott vergibt, so daß der, der die
Vergebung empfangen hat, ihn fürchten wird. Das hier verwendete
allgemeine Wort für Furcht schließt häufig auch die Verehrung Gottes
und den Gehorsam gegen ihn mit ein. Die Bibel sagt, daß die Furcht
des Herrn mancherlei Folgen hat; vor allem wird ein Mensch so vor
der Sünde bewahrt. Mit der Vergebung Gottes soll man nicht
leichtfertig umgehen. Sie macht Sünder zu Heiligen, zu Menschen, die
ihm im Gehorsam nachfolgen. C. Hoffnung auf den Herrn ( 130,5-8 ) Ps 130,5-8 Der Psalmist bezeugte, daß er
geduldig auf den HERRN harrte . Er verglich sein Warten mit dem
Harren der Wächter einer Stadt, die auf die erste Morgendämmerung
warten, denn dann werden sie von anderen Wächtern in ihren Pflichten
abgelöst. Der Psalmist harrte gespannt auf Gottes erneutes gnädiges
Handeln mit dem Volk. Ps 130,7-8 Das Volk wurde ermutigt, seine Hoffnung
auf den Herrn zu setzen. Der Grund liegt darin, daß bei ihm Gnade
( HeseD ) und viel Erlösung ist. Aufgrund seiner Treue zu Israel
erlöste Gott das Volk von allen seinen Sünden. Das war die Hoffnung
des Psalmisten und sein Gebet. Offensichtlich bezieht sich der
Ausdruck von den "Tiefen" (V. 1 ) auf das geistliche Elend des
Volkes. Nur wenn Gott die Sünden des Volkes vergab und es erlöste,
wurde es errettet. Weil es das glaubte, blickte es dem Tag seiner
Erlösung entgegen. Wer Gott heute als Gott der Vergebung
erfahren hat, der kann seiner völligen Erlösung entgegenblicken. Ps 131 Der Wallfahrer David versicherte, daß er
nicht stolz gewesen war oder hochmütige Anschläge im Sinn gehabt
hatte, und sprach von seinem kindlichen Vertrauen, seiner Hoffnung
auf den Herrn. A. Demut ( 131,1-2 ) Ps 131,1 David versicherte, daß er nicht hochmütig
gewesen war. Stolz ist gleichbedeutend mit Unabhängigkeit von Gott
und mit Ungehorsam gegen ihn. Der Psalmist wußte, daß er vom Herrn
abhängig war. Stolzes Streben ( hochmütige Augen ; vgl. Ps
18,28;101,5; Spr 6,17;30,13 ) und selbstsüchtige Anschläge ( große
Dinge ) waren nicht Davids Ansinnen. Ps 131,2 Dann bezeugte David seine Demut. Seine
Seele kannte kein selbstsüchtiges Streben und keine Leidenschaft. Er
hatte seine Seele beschwichtigt und stille gemacht. Wie ein
entwöhntes Kind , das keine weitere Muttermilch wollte, war er auch
zufrieden, wenn er das nicht besaß, was unentbehrlich zu sein
schien. Ein reifer Gläubiger hat keine Lust mehr am stolzen Planen,
sondern er ruht im Herrn. B. Hoffnung ( 131,3 ) Ps 131,3 David rief Israel auf, von nun an bis in
Ewigkeit auf den Herrn zu hoffen. Gottvertrauen ist der Gegensatz zu
Stolz. Ps 132 Dieser Psalm ist ein Gebet der
Versammlung, daß der Herr Davids Gelübde über die Stätte für die
Bundeslade gedenken möge. Die Versammelten erhielten auf dieses
Gebet Antwort, als sie beschlossen, im Tempel anzubeten. Sie
erinnerten sich an Gottes Verheißung, daß Davids Linie fortbestehen,
daß Zion Gottes Wohnung sein und daß der Messias kommen sollte. Es ist recht schwierig, den Hintergrund
für diesen Psalm zu bestimmen. Möglicherweise handelt es sich um ein
Gebet der Israeliten im Exil, die auf die Erfüllung der Verheißung
Gottes an David warteten, insbesondere darauf, daß sich die
Verheißung der ewigen Herrschaft des Geschlechtes Davids und der
Anbetung Gottes in Gerechtigkeit in Zion erfüllte. A. Gedenke an David ( 132,1-5 ) Ps 132,1 Der Hauptgedanke des Psalmes findet im
Rufen zum Herrn zu Beginn des Psalmes Ausdruck: Gedenke an David .
Davids Leben und sein Tun standen zur Zeit der Rückführung aus
Babylon besonders im Mittelpunkt, denn er war der König, der der
Anbetung Gottes in Zion einen Mittelpunkt gegeben hatte. Ps 132,2-5 Die Besonderheit dieses Gebetes war
der Schwur Davids, nicht zu ruhen, bis er eine Stätte für den
HERRN gefunden hätte. Das könnte sich z. B. darauf beziehen, daß
David den Wunsch gehabt hatte, den Tempel zu bauen ( 2Sam 7 ).
Dieser Wunsch machte seine Demut deutlich, aufgrund derer der Herr
mit ihm einen Bund geschlossen hatte. Der Davidsbund war für die
Gemeinschaft unter Esra und Nehemia das, was der Abrahamsbund für
Mose gewesen war. Dieses Gebet in Ps 132 ist eine Anrufung Gottes,
daß er seiner Verheißungen gedenken möge. B. Wir wollen anbeten ( 132,6-10 ) Hier ändert sich die Stimmung des Psalms,
denn die Versammlung faßte nun Vertrauen, daß ihr Gebet erhört
wurde. Ps 132,6-8 Die Versammlung erinnerte sich daran, daß
sie gehört hatten, daß die Bundeslade Israels (V. 8 ) in Efrata war
und sie sie dort auch gefunden hatten. Sie war 20 Jahre lang
in Jaar (d. h. Kirjat-Jearim, 1Sam 7,1-2 ) geblieben, bis David sie
nach Zion gebracht hatte ( 2Sam 6 ). (Efrata taucht auch unter dem
Namen Efrat auf; 1Mo 35,16.19; 48,7 .Es ist die ältere Bezeichnung
für Betlehem oder die Gegend um Betlehem.) Das Volk wollte an dem Ort, den David für
die Bundeslade bestimmt hatte (die Wohnung ; vgl. Ps
74,7;76,3;84,2;132,5.13 und der Fußschemel des Herrn), Gott anbeten.
Es war der Wohnort Gottes in dem Sinne, daß es der Thron Gottes auf
Erden war. Die Lade wurde Lade der Macht Gottes genannt, denn sie
symbolisierte im Kampf Gottes Stärke und Sieg. Ps 132,9-10 Die Priester sollten mit Gerechtigkeit
gekleidet sein (vgl. V. 16 ; Sach 3,1-7 ), die Heiligen sollten
jubeln, und der Herr sollte David, seinen gesalbten König, nicht
abweisen. Diese Verse waren Teil des Gebetes des Volkes, als David
Zion als Mittelpunkt des Königreiches Gottes schuf. So wie die
Gemeinschaft damals hinter der Bundeslade zu ihrer Stätte hergezogen
war und dort den Segen über die Priester und David herabgefleht
hatte, so betete diese Gemeinschaft für die Priester ihrer Tage, die
Nachkommen der damaligen Diener des Bundes. C. Der Herr schwor einen Eid ( 132,11-18 ) Ps 132,11-18 Diese Verse berichten von einer
Offenbarung vom Herrn, der seine Verheißungen bestätigte, die er
David schon früher gegeben hatte. Der Herr wiederholte seinen
Schwur, daß Davids Nachkommen in alle Ewigkeit auf dem Thron Davids
sitzen sollten (V. 11-12 ; vgl. Ps 89,4-5.28-30.36-39 ). Der Herr
bestätigte seine Wahl des Berges Zion ( Ps 132,13-14 ), den er
reichlich segnete. Er gab den Armen Speise (vgl. Ps
111,5;136,25;145,15;146,7 ), bekleidete die Priester mit Heil
(vgl. Ps 132,9 ) und ließ die Heiligen jubeln. Gott verhieß auch das
Erscheinen und die Krönung seines Gesalbten , des Messias
(V. 17-18 ). Das Bild von der brennenden Lampe stammt
aus der Einrichtung der Stiftshütte. Hier steht die Lampe für das
Fortbestehen des Geschlechtes Davids ( 2Sam 21,17; 1Kö 11,36 ). Der
"Gesalbte", zuerst David, dann seine Nachkommen und dann auch der
Messias, wird über die Feinde siegen. Das Horn eines Tieres symbolisierte
Stärke und Kraft. Der Begriff wurde bisweilen im Zusammenhang mit
mächtigen Herrschern genannt (vgl. Dan 7,24 ). Dieses Horn wird
aufwachsen ( QAmaH , wörtl.: "sprießen"). Zacharias hatte
möglicherweise diesen Abschnitt im Sinn, als er betete ( Lk 1,69 ).
Von diesem Verb abgeleitet ist das Nomen QemaH ("Zweig"), das auch
eine Bezeichnung für den Messias ist ( Jer 23,5; 33,15; Sach 3,8;
6,12 ). Der messianische König wird der Nachkomme Davids sein. Der
"Zweig", der da kommt, wird das Amt des Priesters und des Königs in
sich vereinen. So ist also Ps 132 eine ermutigende
Bestätigung dafür, daß die Verheißungen Gottes erfüllt werden, wie
auch immer die Umstände sein mögen. Ps 133 Der Psalmist David beschreibt in diesem
Psalm, wie gut es ist, wenn unter Brüdern Eintracht herrscht. A. Eintracht unter Brüdern ist gut ( 133,1 ) Ps 133,1 In diesem kurzen Wallfahrtslied sprach
David darüber, wie gut es doch für Gläubige ist, wenn sie in
Eintracht beieinander wohnen. Dieses Thema fügte sich gut in die
religiösen Festlichkeiten ein, wenn die israelitischen Familien
zusammenkamen, um ihren Herrn anzubeten. B. Beschreibung der Eintracht ( 133,2-3 ) Ps 133,2 David verglich die Eintracht, die er in
Vers 1 angesprochen hatte, mit dem Öl, mit dem Aaron geweiht wurde
(vgl. 3Mo 8,12 ). Dieses Bild aus dem Priestertum paßte in
besonderer Weise in die Situation, weil sich die Pilger ja auch in
Jerusalem befanden. Das Öl, das auf Aarons Haupt gegossen wurde,
floß hinunter auf seinen Bart und seine Schultern und auf seinen
Brustschild, der die Namen der 12 Stämme trug. Das Öl symbolisierte
also die Einheit des Volkes bei der Anbetung Gottes unter ihrem
geweihten Priester. So wie das Öl Aaron geweiht hatte, so weihte die
Eintracht das Volk, das Gott in Jerusalem anbetete, unter Gott. Ps 133,3 David verglich dann die in
Vers 1 erwähnte Eintracht mit dem Tau, der die Berge bedeckt. Das
Bild des herabfließenden Öls (V. 2 ) deutete ohne Zweifel auf den
Tau hin, der vom Hermongebirge im Norden auf den Berg
Zion herabkommt. Auf dem Hermon entstand viel Tau und brachte neue
Kraft und Frische. Auch die Gemeinschaft, die gemeinsam Gott
anbetete, wirkte auf ähnliche Weise erfrischend wie der Tau auf die
Vegetation. Das war ein geeignetes Bild für den Segen des Herrn über
seinem Volk. Ps 134 Der Wallfahrer wandte sich an Priester
und Leviten, die den Tempel bewachten, und bat, daß der Herr ihnen
die himmlischen Segnungen aus Zion schenken möge. A. Aufruf zum Lobpreis ( 134,1-2 ) Ps 134,1-2 Der Wallfahrer forderte die Priester und
die Knechte des Herrn, die im Tempel ( dem Haus des HERRN ) dienten,
dazu auf, ihn mit erhobenen Händen zu preisen. B. Bitte um den Segen des Herrn ( 134,3 ) Ps 134,3 Der Wallfahrer betete darum, daß der
Schöpfer ( der, der Himmel und Erde gemacht hat ; vgl. den Kommentar
zu Ps 115,15 ) sie segnen möge. Dieser Abschnitt ist ein passender
Segensspruch zu den vorausgegangenen Wallfahrtsliedern ( Ps
120-134 ). Ps 135 Dieses Lied des Lobpreises ist ein Mosaik
des Gesetzes, der Propheten und der Psalmen. Der Psalmist forderte
die Priester auf, den Herrn zu preisen, so daß Ps 135 auf Ps
134 aufbaut. Es handelt sich um ein Lied, das die Größe und die
Treue des Herrn gegenüber seinem Volk rühmt. A. Aufruf zum Lobpreis ( 135,1-3 ) Ps 135,1-3 Der Psalmist begann den Psalm mit dem
Ausruf: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 3.21 und den
Kommentar zu Ps 104,35 ). Er forderte die Priester, die Knechte des
Herrn im Tempel, dazu auf, Gott zu preisen (vgl. Ps 134,1 ), denn
der Herr ist gut und freundlich. B. Der Anlaß zum Lobpreis ( 135,4-18 ) Ps 135,4-7 Die Gründe für den Lobpreis werden in den
Versen 4-18 genannt. Sie betonen die Allmacht Gottes: Erstens hat
Gott Israel als sein Eigentum erwählt (vgl. 5Mo 7,6 ). Zweitens ist
er größer als alle Götter der Heiden. Er herrscht in seiner
Allmacht, und er tut, was ihm gefällt (vgl. Ps 115,3 ), im Himmel
und auf der Erde (vgl. Jer 10,13 ). Er herrscht auch über die
Wolken, die Blitze und den Wind. (Zu dem Begriff
der Vorratskammern vgl. den Kommentar zu Hi 38,22 .) Ps 135,8-12 Der bis hierher verfolgte Gedanke wird
nun zur Geschichte Israels in Beziehung gesetzt. Beim Auszug aus
Ägypten (V. 8-9 ) brachte Gott Ägypten eine Niederlage bei, er ließ
ihre Erstgeburt sterben (das war die zehnte Plage; vgl. Ps 136,10 ),
nachdem er ihnen manch andere Zeichen und Wunder (die ersten neun
Plagen) geschickt hatte. Gott vernichtete Völker und Könige, damit
er Israel das Land geben konnte ( Ps 135,10-11; vgl. Ps
136,17-18 ). Sihon und Og waren zwei mächtige Könige, bei deren
Eroberung der Herr Israel beigestanden hatte, unmittelbar bevor es
in das Land hineinkam (vgl. Ps 136,19-20; 4Mo 21 ), das dessen
Erbteil war (vgl. Ps 136,21-22 ). Ps 135,13-14 Die Allmacht Gottes wird mit der noch in
der Zukunft liegenden Geschichte Israels in Beziehung gesetzt. Der
Herr, dessen Name ewig währt, wird seinem Volk Recht schaffen , denn
er erbarmt sich über es. Ps 135,15-18 Wenn die Verse 8-12 zu Vers 4 gehören,
dann gehören die Verse 15-18 zu Vers 5 . Der Psalmist erläuterte die
Allmacht Gottes, die weit über die heidnischen Götter hinausreicht,
mit einzelnen Bildern (vgl. Ps 115,4-8 ). Die Götzen sind von
Menschen gemacht ( Ps 135,15 ). Sie können nicht sprechen, nicht
sehen, nicht hören oder atmen (möglicherweise bedeutet V. 17 b, daß
sie nicht riechen können). Es ist jedoch von entscheidender
Bedeutung, daß sie nicht erretten können (V. 18 ). C. Schluß ( 135,19-21 ) Ps 135,19-21 Der Psalmist wiederholte die Aufforderung
an Israel, die Priester ( das Haus Aaron ) und die Leviten ( das
Haus Levi ), Gott von Zion aus zu preisen. Der Psalm schließt mit
denselben Worten, mit denen er auch begonnen hat: Preist den
HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 1.3 und den Kommentar zu Ps 104,35 ). Ps 136 Dieser Psalm ähnelt Ps 135 ,ausgenommen
der Tatsache, daß der Refrain dieses Psalmes den Grundgedanken
unterstreicht. Dieser Grundgedanke kann mit der Aufforderung "Preist
den Herrn, der große Wunder getan hat", umschrieben werden, und der
Refrain lautet "denn seine Güte währet ewiglich". Der Aufbau von Ps
136 deutet darauf hin, daß er bei der Anbetung Gottes im
Wechselgesang gesungen wurde, wobei vielleicht ein Teil der
Versammlung die erste Zeile sang und der andere Teil mit dem Refrain
antwortete (vgl. Esr 3,11; 2Chr 7,3.6 ). Die Güte des Herrn ( HeseD ) findet in
jedem der 26 Refrains Erwähnung, denn das ist seine Bundestreue
gegen sein auserwähltes Volk, das er liebt. Dieser liturgische
Psalm, der die Liebe Gottes besingt, war für die Feierlichkeiten des
Volkes besonders geeignet. Häufig wird Ps 136 "der große Hallel"
genannt (vgl. Ps 111-113;115-117 ). A. Aufruf zum Lobpreis ( 136,1-3 ) Ps 136,1-3 Der Psalmist forderte die Versammlung
auf, dem Herrn zu danken (vgl. V. 26 ), denn er ist der Gott der
Götter und der Herr der Herren (vgl. 5Mo 10,17 ). Durch den ganzen
Psalm hindurch wird zwischen den einzelnen Aussagen jedesmal wieder
der Grund für das Lob Gottes genannt: Seine Güte währt ewig . B. Der Anlaß des Lobpreises ( 136,4-25 ) Ps 136,4-9 Vers 4 erläutert zusammenfassend den
Anlaß für das Lob Gottes: Gott tut in seiner Güte Wunder. Das erste
Beispiel für seine Wundertaten ist für den Menschen die Schöpfung
(V. 5-9 ). Er schuf die Himmel, er breitete die Erde aus und schuf
die großen Lichter (die Sonne, den Mond und die Sterne). Ps 136,10-25 Das zweite Beispiel für Gottes
Wundertaten ist sein Handeln mit Israel und sein Beistand. Der
Psalmist erzählte, daß der Herr: (a) Ägypten mit der zehnten Plage
besiegt (V. 10 ; vgl. Ps 135,8 ) und Israel mit starker Hand und
ausgerecktem Arm (vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,34 ) durch das Rote
Meer hindurchgebracht hatte ( Ps 136,11-15 ); (b) sein Volk durch
die Wüste geführt (V. 16 ) und (c) über die Könige des Landes
gesiegt hatte (auch über Sihon und Og , V. 17-20 ; vgl. Ps
135,10-12 ), um sein Volk sicher in das Land hineinzuführen
( 136,21-22 ; vgl. Ps 135,12 ). In all dem handelte Gott zugunsten
seines Volkes, das in der Sklaverei gewesen war, und befreite es von
seinen Widersachern ( 136,23-24 ). Das dritte sichtbare Zeichen seiner
immerwährenden Güte bestand darin, daß er jede Kreatur sättigte
(V. 25 ; vgl. Ps 111,5;132,15;145,15;146,7 ). C. Schluß ( 136,26 ) Ps 136,26 Der Psalmist schloß diesen Psalm ab und
rief noch einmal dazu auf, dem Gott des Himmels zu danken (vgl.
V. 1-3 ), denn seine Güte währt ewig. Es ist die einzige Stelle im
Buch der Psalmen, an der diese Gottesbezeichnung gebraucht wird
(vgl. den Kommentar zu Esr 1,2 ). Ps 137 Der Psalmist, der aus dem Exil
zurückgekehrt war, beklagte die Lage derjenigen, die in einem
fremden Land waren und weinten und nicht ihre Zionslieder singen
konnten. Der innigen Liebe für Zion stand sein Haß auf die Zerstörer
Zions gegenüber; deshalb schleuderte er Verwünschungen gegen Edom
und Babel, die die Stadt Gottes zerstört hatten. Dieser Psalm, der von der Zeit des Exils
spricht, könnte zum Ende der babylonischen Gefangenschaft
geschrieben worden sein. Vielleicht empfand der Psalmist, daß
freundliche Behandlung der Babylonier durch den König der Perser
kein ausreichendes Gericht über jene gewesen war, die Israel
vernichtet hatten. A. Trauer im Gedenken an Zion ( 137,1-4 ) Ps 137,1 Der Psalmist erinnerte sich daran, daß
die Israeliten im Exil in Babel gesessen und über die
Zerstörung Zions (Jerusalems) geweint hatten. Die Ströme, die hier
genannt werden, sind wohl der Euphrat und die Kanäle und
Wasserstraßen des Stromes. Ps 137,2-4 Der Kummer der Israeliten im Exil war so
groß, daß sogar die Sänger schwiegen. Die Israeliten hingen ihre
Harfen an Weiden (V. 2 ). Sie konnten ihre Lieder von ihrer Heimat
nicht singen, denn ihre Unterdrücker verhöhnten sie wegen ihrer
Lieder über das herrliche Zion (V. 3 ), denn sie befanden sich in
einem ihnen feindlich gesinnten fremden Land (V. 4 ). B. Treue im Gedenken an Jerusalem ( 137,5-6 ) Ps 137,5-6 Der Psalmist gelobte, Jerusalem im
Gedächtnis zu behalten. Er wünschte sich, daß seine rechte Hand ihr
Können vergäße und daß er stumm werde, wenn er Jerusalem, seine
höchste Freude, vergäße. Der große Kummer des Volkes über die
Zerstörung seiner Stadt (wo die Stämme zusammenkamen, um den Herrn
zu preisen) wird hier seiner größten Freude gegenübergestellt. C. Verwünschung der Zerstörer Zions ( 137,7-9 ) Der letzte Teil dieses Psalmes muß im
Lichte der großen Trauer der Juden im Exil verstanden werden. Im
Gebet verwünschte der Psalmist (vgl. den Kommentar zu "Die Theologie
der Psalmen" in der Einführung ) die Feinde und bat Gott, an den
Vernichtern des Volkes und an ihren Helfern Rache zu üben. Ps 137,7 Es handelt sich hier um eine Bitte an
Gott, die Edomiter nicht zu vergessen (vgl. V. 6 ), die gejubelt
hatten, während Jerusalem zerstört wurde, und noch die Zerstörer in
ihrem Tun ermutigt hatten (vgl. Hes 25,12; Joe 3,19 ). Deshalb bat
der Psalmist Gott um Vergeltung an Edom. Ps 137,8-9 Der Psalmist schleuderte nun seine
Verwünschungen direkt gegen Babel . Die Babylonier sollten erkennen,
daß der Herr sie vernichtete. Ihre Kinder sollten am Felsen
zerschmettert werden (vgl. Jes 13,16 ), denn das hatten die
Babylonier ebenfalls mit den Bewohnern Jerusalems getan. Vielleicht
ist dies die grausamste Verwünschung im ganzen Buch der Psalmen. Für
den Psalmisten, der das Exil miterlebt hatte, hatten jedoch die
Zerstörer des Heiligen Landes nichts Besseres verdient. Große
Traurigkeit und Bitterkeit erfüllte die Herzen der Israeliten, die
sich in Gefangenschaft befanden (vgl. Kl 1-2 ). Ps 138 David gelobte, die Gnade und Güte des
Herrn zu preisen, denn Gott hatte sein Gebet erhört. David wünschte
sich, daß doch alle Könige des Herrn Liebe zu den Niedrigen erkennen
möchten, und er vertraute darauf, daß der Herr ihn durch seine Gnade
erretten werde. A. Lobpreis des Psalmisten ( 138,1-3 ) Ps 138,1-3 David gelobte, den Herrn vor den
" Göttern " von ganzem Herzen zu preisen und ihn im Tempel um seiner
Gnade, seiner Treue (vgl. Ps 108,5;115,1;117,2 ), seines Namens und
seines Wortes willen anzubeten. Der Begriff "Götter" könnte sich auf
heidnische Gottheiten beziehen. Dann pries David den wahren Gott
ungeachtet ihrer angeblichen Gegenwart. Oder aber der Begriff
"Götter" bezieht sich auf menschliche Führer (auf Richter oder
Könige), obwohl die erste Deutung wahrscheinlicher ist. Der Anlaß für den Lobpreis Davids lag
darin, daß Gott sein Gebet erhört hatte, und das war eine Stärkung
für den Glauben Davids. B. Lobpreis vor allen Königen ( 138,4-5 ) Ps 138,4-5 David betete, daß all die Könige Gott
erkennen und ihn preisen sollten, wenn sie von seinem Wort und von
seiner Herrlichkeit hörten. C. Errettung durch den Herrn ( 138,6-8 ) Ps 138,6-8 Der Herr sollte gepriesen werden
(V. 4-5 ), denn er richtet nicht nach menschlichen Maßstäben. Er ist
erhöht (vgl. Ps 113,4 ), aber er schaut herab auf den Niedrigen
(vgl. Ps 113,7-9 ), nicht auf den Stolzen. David vertraute fest darauf, daß der Herr
ihn mit seiner rechten Hand (seiner Macht) nach seiner Gnade vor
seinen Widersachern erretten werde. David vertraute zwar auf den
Herrn, aber er bat doch, daß Gott ihn nicht im Stich lassen möge. Ps 139 Gottes Allwissenheit, seine Allgegenwart
und Allmacht bilden den Gegenstand des Nachsinnens Davids in diesem
wunderschönen Psalm. David bat Gott hier, ihn durch und durch zu
prüfen, um seine Schuldlosigkeit zu bestätigen. Der Psalm besteht
aus vier Strophen zu je sechs Versen. Die Botschaft wird von einem
Thema zum nächsten fortentwickelt. Zuerst sinnt David über Gottes
Wissen nach, denn alle seine Lebensbereiche wurden von Gott
ergründet und überwacht. Er erkannte, daß es unmöglich war, dieser
Allwissenheit Gottes zu entkommen, wie weit oder wie schnell er sich
auch immer entfernen mochte, denn Gott ist überall gegenwärtig.
David legte dar, daß Gott über ihn die Macht hatte, weil er ihn in
seiner Macht im Verborgenen geschaffen hatte. Er hatte sein Leben
mit großer Sorgfalt gestaltet. Aufgrund dieser Gedanken versicherte
David seine Treue gegen Gott und bat darum, daß Gott ihn doch prüfen
möge. A. Der Herr ist allwissend ( 139,1-6 ) Ps 139,1 Der in den Versen 1-6 vorherrschende
Gedanke wird im ersten Vers angekündigt: Der Herr kannte David durch
und durch. Es war für David, als ob Gott jede Einzelheit aus Davids
Leben durchleuchtet hätte und ihn deshalb so genau kannte. Ps 139,2-4 David zählte einige Beispiele dafür auf,
wie genau Gott David kannte. Der Herr (die Anrede du ist im Hebr.
betont; vgl. V. 13 ) kannte jede Bewegung, die David machte; die
gegenteiligen Handlungen des Sitzens und Aufstehens stehen für all
sein Tun (dies ist ein ganz bestimmtes Stilmittel im Hebr; vgl.
V. 3.8 ). Gott kannte nicht nur das Tun Davids, er kannte auch seine
Beweggründe ( Gedanken ; vgl. V. 17 ). Die alltäglichen Handlungen des
Psalmisten waren dem Herrn bis in die Einzelheiten hinein bekannt.
Das Gehen am Morgen und das Niederlegen in der Nacht stehen für das
ganze Tun während des Tages (vgl. V. 2.8 ). Das Beispiel, das jedoch in besonderer
Weise die Allwissenheit Gottes zum Ausdruck bringt, steht in
Vers 4 . Bevor der Psalmist noch ein Wort auf seiner Zunge formen
konnte, kannte der Herr das, was er sagen wollte. (Der hebr. Begriff
für "Wort" lautet millCh , und der ähnlich klingende Begriff
für vollkommen lautet kVllAh .) Ps 139,5-6 Zuerst war die Reaktion Davids auf dieses
überwältigende Wissen Verwirrung. Wie so viele Menschen, die auf die
Allwissenheit Gottes reagieren, fühlte er sich beengt davon, daß
Gott um ihn war und seine Hand über ihn hielt. Darüber hinaus hatte David keine Macht
über diese Art von Wissen - es war ihm zu wunderbar . Das Wort
"wunderbar" ist durch seine Stellung zu Beginn des Satzes stark
betont. Zur Bedeutung von "wunderbar" als "ungewöhnlich oder
außerordentlich" vgl. den Kommentar zu Ps 9,2 .Mit anderen Worten:
Die Allwissenheit Gottes ist zu hoch , als daß der Mensch sie
begreifen könnte (vgl. auch den Kommentar zu Ps 139,14 ). B. Die Allgegenwart des Herrn ( 139,7-12 ) Ps 139,7 Der Gedanke an dieses unermeßliche Wissen
(V. 1-6 ) rief vielleicht Davids Wunsch nach Flucht hervor, wie die
Verse 7-12 berichten. Vers 7 hebt diese Tatsache mit zwei
rhetorischen Fragen hervor: Es gibt keinen Ort, an den David vor der
Gegenwart des Herrn flüchten konnte (vgl. Jer 23,24 ). Ps 139,8-10 Diese Verse nennen hypothetisch
verschiedene Orte, wohin David vielleicht entfliehen könnte. Er
versicherte zunächst, daß der Herr im Himmel oben und unten im
Scheol gegenwärtig ist. Die Nennung dieser gegensätzlichen Orte
besagt, daß der Herr auch in allen Bereichen dazwischen (vgl.
V. 2-3 ) gegenwärtig ist. Wenn David auch mit Lichtgeschwindigkeit
( mit den Flügeln der Morgenröte ) von Ost nach West fliegen könnte
( bis an die äußersten Enden des Meeres ), könnte er dem Herrn doch
nicht entkommen. Dann bekam die Gegenwart Gottes für den
Psalmisten eine neue Bedeutung, als wenn Licht heraufdämmerte. Er
empfand nun, daß die Hand des Herrn ihn leitete und tröstete. Ps 139,11-12 David sprach noch weiter vom Licht.
Dunkelheit konnte David bedecken, aber er konnte sich nicht vor Gott
verbergen. Ob Dunkelheit oder Helligkeit herrscht, macht für Gott
keinen Unterschied, denn er ist allwissend und allgegenwärtig. n C. Die Allmacht des Herrn ( 139,13-18 ) In den Versen 13-18 sann David weiter
darüber nach, daß Finsternis keinen Menschen vor dem Herrn verbergen
kann (V. 11-12 ): Gott wußte alles, was ihn betraf, als er ihn im
Schoße seiner Mutter schuf. Vers 13 beginnt mit einem "denn". Das
weist darauf hin, daß die folgende Strophe (V. 13-18 ) eine
Erklärung für die vorhergehenden beiden Strophen (V. 1-6.7-12 )
liefert: Weil Gott einen Menschen erschaffen kann, kennt er ihn
durch und durch. Er begleitet ihn auf allen seinen Wegen. Ps 139,13-14 Hier wird der Hauptgedanke von
Vers 13-18 genannt: Der Herr (das du wird im Hebr. wiederum betont;
vgl. V. 2 ) erschuf ihn im Schoß seiner Mutter. Mit bildhaften
Ausdrücken beschrieb der Psalmist in diesen Versen Gottes Leitung
des natürlichen Vorganges der Entstehung und Geburt eines Menschen
(vgl. Hi 10,11 ). Über dem Gedanken, wie wunderbar er
gemacht war, brach der Psalmist in Lobpreis aus. Sogar die
unzureichende Kenntnis Davids über die Wunder des menschlichen
Körpers führte ihn zur Furcht und zum Staunen. Die
Worte ausgezeichnet und spiegeln das Wissen von Gottes Allmacht
wider ( Ps 139,6 ). Ps 139,15-16 David hob hier verschiedene
Gesichtspunkte der Allmacht Gottes über ihn als Person hervor. Im
Mutterschoß wurde er gewoben (wörtl.: "gewirkt, gestickt"). Als er
im Mutterleib gebildet wurde, war er für das menschliche Auge so
weit entfernt wie die Tiefen der Erde (vgl. den Kommentar zu Hi
1,21 ). Aber Gott sah jede Einzelheit. Davids Gebein war sein
Skelett, und seine Urform war sein Embryo. Gott hatte sogar schon
alle Tage des Psalmisten aufgeschrieben, bevor er überhaupt geboren
wurde. Das könnte darauf hindeuten, daß Gott den Zeitpunkt des Todes
bestimmt, aber im Hinblick auf die Verse 1-4 bezieht sich dieser
Ausspruch wohl eher auf die täglichen Kleinigkeiten, die Gott
bereits kennt. Gott hatte auf wunderbare Weise den Plan für sein
Leben entworfen. Ps 139,17-18 Daher schloß David, daß die Pläne des
Herrn (seine Gedanken ; vgl. V. 2 ) für sein Volk kostbar und in der
Tat unzählbar sind. Beim Erwachen war Gott jeden Morgen bei ihm und
breitete seine Gedanken über ihm aus. D. Die Treue Davids ( 139,19-24 ) Dann wandte sich David seinen Problemen
zu. Er versicherte, daß er treu gegen den Herrn war, und wurde durch
sein Wissen um die Gegenwart des Herrn getröstet. Ps 139,19-22 Der Psalmist bat Gott, die Gottlosen zu
töten, die versucht hatten, ihn umzubringen. Diese Feinde
mißbrauchten offensichtlich den Namen des HERRN (vgl. 2Mo 20,7 ),
denn sie führten ihn für ihre bösen Absichten im Munde. Weil sie
Gottes Feinde waren, waren sie auch Davids Feinde, wie er
versicherte. Er wollte mit ihnen nichts zu tun haben. Er haßte sie,
d. h. er wies sie zurück (vgl. den Kommentar zu Mal 1,3 ) und
vermied jegliche Verbindung mit ihnen. Ps 139,23-24 David schloß diesen Psalm mit einem
Gebet, in dem er Gott bat, ihn zu erforschen und zu prüfen (vgl. Ps
26,2 ), um seine Treue zu erweisen, denn er war nicht den in Ps
139,19-22 erwähnten Gottlosen gleich. Das Verb "erforschen" wird in
Vers 1 in bezug auf Gott gebraucht. Hier bat David Gott, ihn zu
prüfen, wie Metall geprüft wird. Weil Gott alles kennt und weiß
(vgl. V. 1-6 ), kannte er auch Davids ängstliche Gedanken. Gott
erkannte sofort, wenn der Psalmist sich auf irgendeine Weise gegen
ihn wandte (wörtl.: einen "Weg des Schmerzes" ging; es geht um den
Schmerz, der die Folge der Sünde ist). Solch eine Prüfung war ein
Beweis für Davids Treue. Der Herr bewahrte durch seine Führung sein
Leben (ewig, ZNlAm , deutet möglicherweise auf ein verlängertes
Leben hin), denn David folgte dem Herrn nach. Jeder Gläubige, der die in diesem Psalm
dargestellten Eigenschaften Gottes begreift, findet darin eine
Quelle des Trostes und möchte Gott gerne gehorsam sein. Ps 140 Der Psalmist David sprach gegen die
Gottlosen Verwünschungen aus, die ihn mit ihren boshafen Anschlägen
verderben wollten. Er sprach diese Verwünschungen im vollen
Vertrauen darauf aus, daß der Herr dem Bedrückten gegen ihre
Angriffe Gerechtigkeit gewährte. Das ist der Inhalt des Gebetes zu
Beginn des Psalmes. A. Davids Flehen ( 140,2-9 ) Ps 140,2-6 David rief den Herrn an, ihn vor den
Gottlosen zu erretten, die ihn vernichten wollten. Die
Verse 2-3 enthalten diesen Schrei zu Gott und Vers 4-6 die Klage des
Psalmisten. Er bat Gott, ihn zu retten und vor den Gewalttätigen
(vgl. V. 5.12 ) zu schützen (vgl. V. 5 ), vor den Menschen, die
täglich Bosheiten ersinnen und ausführen (vgl. V. 9 ). Die
Widersacher Davids hatten scharfe Zungen, sie hatten Gift unter
ihren Lippen (V. 4 ). Die Gottlosen hatten beschlossen, David in
seinem Tun zum Straucheln zu bringen, deshalb benötigte er Gottes
Hilfe (V. 5 ). So wie Jäger Fallen stellen, so hatten die Gottlosen
für David Fallen gestellt (V. 6 ; vgl. Ps 141,9-10;142,4 ). Davids
gefährliche Feinde ( Ps 140,4 ) versuchten, David um sein Leben zu
bringen (V. 5-6 ). Ps 140,7-9 David wiederholte seinen Schrei um Hilfe
und betete, daß die Gottlosen ihre Pläne nicht zur Ausführung
bringen (vgl. V. 3 ) und über ihren Erfolg stolz sein könnten. In
seinem Gebet nannte der Psalmist den Herrn seinen starken Erlöser,
der sein Haupt im Kampf beschirmte . Dieses militärische Bild hebt
den göttlichen Schutz vor den Gottlosen hervor. B. Davids Verwünschungen ( 140,10-12 ) Ps 140,10-12 David stieß mehrere Verwünschungen über
die Gottlosen aus. Er hoffte, daß ihre bösen Worte (V. 4 ) sie in
Probleme brächten. Er hoffte auch, daß glühende Kohlen auf sie
herabfielen (vgl. Ps 11,6 ). Dieses Bild erinnert an Sodom und
Gomorra (vgl. 1Mo 19,24 ). David hoffte, daß das Unglück die
Verleumder überwältigen möge (vgl. "ihr Gift", Ps 140,4 ). Wieder
nannte David seine Feinde Männer der Gewalttat (vgl. V. 2.5 ). C. Davids Vertrauen ( 140,13-14 ) Ps 140,13-14 David war davon überzeugt, daß der Herr
für die Sache des Armen und Elenden eintrat (vgl. Ps
40,18;70,6;86,1;109,22 ). Die Gerechten priesen den Herrn, der ihre
Sache geführt hatte. Sie wohnten in seiner Gegenwart in Frieden
(vgl. Ps 102,29 ). Ps 141 David ist der Autor der Psalmen 141 -
145. Ps 141 ist ein Abendgebet, das den Wunsch des Psalmisten nach
Heiligung und Schutz ausdrückt. David betete, daß er sich nicht
gegen den Herrn aussprechen möge und nicht den verführerischen
Versuchungen der Gottlosen anheimfiele, sondern daß er von den
Anschlägen der Gottlosen abstehen möge, die sein Zeugnis im Lied
hörten. A. Das Abendgebet ( 141,1-2 ) Ps 141,1-2 David verglich sein Gebet mit der
Abendopfergabe im Heiligtum und rief den Herrn an, ihn eilends zu
erhören (vgl. den Kommentar zu Ps 31,3 ). Er wünschte sich, daß sein
Gebet dem Herrn ein lieblicher Geruch sein möge, so wie
das Räucherwerk beim Abendopfer (das etwa um drei Uhr nachmittags
dargebracht wurde), das hinaufstieg und dem Herrn wohlgefiel. In der
Offenbarung ist das Räucherwerk offensichtlich das Gebet ( Offb
5,8;8,3-4 ). Das Aufheben der Hände als Gebetshaltung wird auch
in Ps 28,2;63,5 und Ps 134,2 erwähnt. B. Das Gebet um Heiligung ( 141,3-7 ) Ps 141,3-4 David bat in seinem Abendgebet darum, daß
der Herr seine Worte und sein Handeln auf dem richtigen Weg leiten
möge. Er bat Gott, daß dieser einen Wächter vor seinen Lippen
aufstellen möge, damit er nicht das Falsche redete. Mehr noch, er
wollte, daß Gott sein Herz (d. h. seine willentlichen
Entscheidungen) vor bösen Verlockungen bewahrte. Der Ausdruck ihre
Leckerbissen bezieht sich auf fleischliche Gelüste, die durch
gottloses Tun wachgerufen werden (vgl. Spr 4,17 ). Ps 141,5-7 David wollte sich nicht den Schlägen der
Gerechten widersetzen - sie waren wie Salböl, hilfreich und
erfrischend (vgl. Spr 9,8 b; 15,31; 17,10; 19,26; 25,12 ). Aber sein
Gebet richtete sich gegen die Gottlosen . Er wußte schon jetzt, daß
sie umkämen, wenn sie erfuhren, daß David die Wahrheit gesprochen
hatte. C. Das Gebet um Schutz ( 141,8-10 ) Ps 141,8-10 David bat nicht nur um Bewahrung vor den
Verführungen der Bösen (V. 3-7 ), sondern auch um Schutz. Er
versicherte, daß er auf den HERRN, seine Zuflucht , vertraute (vgl.
den Kommentar zu Ps 2,12 ), und betete, daß er dem Tod nicht
übergeben würde. Das hieß, so betete er, daß Gott ihn vor den
Gottlosen erlöste, wenn sie selbst in ihre eigenen Schlingen, Fallen
und Netze (vgl. Ps 140,6;142,4 ) gerieten. Ps 142 Dieser Psalm Davids wurde verfaßt, "als
er in der Höhle war" und vor Saul floh (vgl. die Überschrift zu Ps
57 ). David schrie zum Herrn um Hilfe, denn Gott war der einzige,
auf den sich David stützen konnte. Der Psalmist war seinen Feinden
völlig ausgeliefert, und niemand schien sich etwas daraus zu machen,
ob er überlebte oder ob er starb. A. David schrie zum Herrn ( 142,2-3 ) Ps 142,2-3 David schrie zum Herrn (vgl. V. 6 ) um
Gnade und beklagte sein Leid und sein Unglück. B. Die Klage ( 142,4-5 ) Ps 142,4-5 David wandte sich an den Herrn und legte
dar, daß Gott seinen Weg (vgl. Ps 139,2-3 ) kannte, als sein Geist
müde wurde (vgl. Ps 77,4;143,4.7 ). Er hatte offensichtlich einen
Kampf verloren, denn sein Widerstand schien geschwächt. David geriet
in Not, weil ein Feind eine Falle (Schlinge ) für ihn ausgelegt
hatte (vgl. Ps 140,6;141,9-10 ). Er bat Gott, zu seiner Rechten zu schauen
(dort stände normalerweise jemand, um ihn zu bewachen), denn er
hatte keine Zuflucht und keine Hilfe - keiner machte sich etwas aus
seinem Leben . Seine einzige Hoffnung war der Herr, zu dem er
betete. C. Die Bitte ( 142,6-8 ) Ps 142,6 Als David zu Gott schrie (vgl. V. 2 ),
versicherte er, daß er auf ihn vertraute: Gott war sein Schutz
( Zuflucht ; vgl. Ps 141,8 ) und sein Leben. Gott war sein Teil ,
Gott war alles, was er noch hatte (vgl. Ps 16,5;73,26;119,57 ). Ps 142,7-8 In dieser verzweifelten Lage (vgl. Ps
79,8 ), die David mit einem Gefängnis verglich, bat er den Herrn,
ihn vor seinen mächtigen Feinden zu erretten (vgl. Ps 18,8 ), damit
er Gottes Namen (sein offenbartes Wesen) preisen konnte. Auch die
Gerechten versammelten sich dann voller Jubel um ihn, denn der Herr
hatte in seiner Güte (vgl. Ps 13,6; 116,12 ) das Gebet Davids
erhört. Ps 143 In diesem Psalm wird das Thema des
ermatteten Geistes Davids (V. 4.7 ) vom vorhergehenden Psalm
fortentwickelt ( Ps 142,4 ). In Ps 143 bat David um Errettung und
Leitung. Der Psalmist betete um gnädige Befreiung von dem Gottlosen,
der David unterdrückte. David erkannte, daß kein Mensch auf dieser
Erde gerecht ist. Er sehnte sich nach Errettung und Leitung durch
Gott und wurde ermutigt, als er an Gottes Wege gedachte. A. Davids Klage ( 143,1-6 ) Ps 143,1-4 David rief den Herrn um Gnade und
Erlösung an, denn Gott ist treu und gerecht (vgl. V. 11 ). Im
Gegensatz dazu ist kein Mensch auf dieser Erde gerecht (vgl. Pred
7,20 ). David erkannte, daß sein Leiden zu einem Teil die Strafe für
seine Sünden war, denn er bat, daß Gott ihn nicht richten möge. Davids Klage findet besonders in Ps
143,3-4 seinen Ausdruck. Der Feind hatte David angegriffen, ihn
vertrieben, so daß er nun in der Finsternis saß (vgl. Ps 88,7 ), als
wenn er tot wäre. Sein Geist ermattete (vgl. Ps 142,4;143,7 ) durch
diese Bedrückung. Ps 143,5-6 Dennoch faßte David Vertrauen, wenn er an
die früheren Tage dachte. Sein Glaube lebte wieder auf, und sein
Geist wurde gestärkt, als er sich an die mächtigen Taten des Herrn
in der Vergangenheit erinnerte. Deshalb betete er voller Inbrunst
zum Herrn, daß er doch den Kummer seines Herzens stillen möge
(vgl. Ps 42,3 ). Das Bild des verdorrten Landes steht für die große
geistliche Not Davids in diesem Augenblick, denn er brauchte
dringend Gottes Hilfe. B. Davids Bitte ( 143,7-12 ) Ps 143,7 Davids Vertrauen (V. 5 ) hatte seine
Bitte um Errettung zur Folge; er betete um rasche (vgl. den
Kommentar zu Ps 31,3 ) Errettung, damit er nicht mit seinem
ermatteten Geist (vgl. Ps 142,4;143,4 ) in die Grube (ein Synonym
für Grab) führe. David bat, daß Gott nicht sein Angesicht (vgl. Ps
27,9;102,3 ) verbergen möge, d. h., David bat, daß Gott sich nicht
von ihm abwenden möge. Ps 143,8-12 Das Gebet aus Vers 7 wird in den Versen 8
- 12 noch einmal in Einzelheiten wiedergegeben. David sehnte sich
danach, daß Gottes Güte ( HeseD ; vgl. V. 11 ) ihn den Weg führen
möge, den er gehen sollte (V. 8 ). Er bat ferner darum, daß er vor
seinen Feinden errettet würde (V. 9 ; vgl. Ps 140,2;142,7 ). David
wünschte sich Unterweisung durch den Geist Gottes ( Ps 143,10 ).
Schließlich bat David darum, daß Gottes Gerechtigkeit (vgl. V. 1 )
und Liebe (vgl. V. 8 ) sein Leben vor seinen Feinden (V. 11-12 )
beschützen möge. Jede dieser einzelnen Bitten formulierte David,
weil er auf den Herrn von ganzem Herzen vertraute. Als Knecht Gottes
vertraute er ihm. Wenn er auch gesündigt hatte und nun in Not war,
so glaubte er doch, daß Gott ihn in Sicherheit bringen würde. Ps 144 König David pries Gott für seine
wunderbare Errettung in den früheren Kämpfen, und er staunte
darüber, daß Gott sich zu vergänglichen Menschen herabneigte. Er
betete darum, daß Gott in den Kampf eingriff, und sprach
gleichzeitig sein Vertrauen aus, daß, weil der Herr Sieg schenkte,
das Volk Frieden und Wohlergehen erfahren werde. A. Lobpreis für frühere Siege ( 144,1-2 ) Ps 144,1-2 David rühmte den Herrn, weil er ihm
Völker unterworfen hatte. Er gebrauchte mehrere Ausdrücke, um
darzulegen, daß der Herr ihm seine Siege geschenkt hatte. Der Herr
hatte ihn gelehrt, wie er kämpfen mußte, und Gott war
sein Fels (vgl. Ps 18,47;18,3 ), seine Burg ( m+QUDCh ; vgl. Ps
18,4;31,4;71,3;91,2 ), seine Feste ( miRgoB ; vgl. den Kommentar
zu Ps 9,10 ), sein Erlöser (vgl. Ps 18,3;40,18;70,6;140,8 ) und
sein Schild (vgl. den Kommentar zu Ps 3,4 ). All das macht deutlich,
wie sehr Gott David Schutz und Errettung gewährt und unter diesem
König das Reich befestigt hatte. B. Bitte um das Eingreifen Gottes ( 144,3-11 ) Ps 144,3-4 David hatte Gott gerühmt und sprach dann
seine Bitte um Sieg im Kampf aus (V. 3-11 ). Wenn er daran dachte,
daß Gott ihm Menschen unterwarf, staunte er darüber, wie Gott für
den Menschen eingreifen konnte (vgl. den Kommentar zu Ps 8,5 ).
Weil der Mensch wie ein Hauch ist ( heBel ; vgl. Ps
39,6.12;62,10 und den Kommentar zu Pred 1,2 ), der dahingeht, und
ein Schatten , der bald vorübergeht (vgl. Hi 8,9; Ps 102,12 ), warum
neigte sich Gott dann herab, um ihm beizustehen? Ps 144,5-8 Weil sich jedoch Gott um David kümmerte,
betete David, daß Gott in den Kampf eingreifen möge. Der Herr sollte
in seiner herrlichen Macht herabkommen. Wenn Gott die Berge
anrührte, dann rauchten sie (vgl. Ps 104,32 ). David bat den Herrn,
daß er Blitze (seine Pfeile; vgl. Ps 18,15 ) schicken möge, um die
Feinde zu zerstreuen. Wenn Gott auf so gnädige Weise eingriff, dann
hoffte er auf Errettung vor seinen Feinden, die mächtigen Wassern
gleich und voller Falschheit (vgl. Ps 144,11 ) waren. Ps 144,9-11 David sprach nun sein festes Vertrauen
auf den Herrn aus. Er gelobte, den Herrn mit einem neuen Lied zu
preisen (vgl. Ps 33,3;40,4;96,1;98,1;149,1 ), denn er hatte ihn vor
dem todbringenden Schwert errettet. Dann wiederholte er seine Bitte
um Errettung vor seinen Feinden, die er mit ganz ähnlichen Worten
wie in Ps 144,7 b - 8 beschrieb. C. Ausblick auf Frieden und Wohlergehen ( 144,12-15 ) Ps 144,12-14 Weil der Herr seinen Knecht, den König,
errettete, erging es dem Land sehr gut. Alles, was dem König
gehörte, gedieh prächtig (V. 12 ). Das Volk erlebte einen
wirtschaftlichen Aufschwung, denn die Scheunen waren voll, und sie
hatten viele Schafe und Rinder (V. 13 ). Zudem genoß das Volk
Frieden (V. 14 ). Ps 144,15 Daher schloß David damit, daß das Volk,
dessen Gott der HERR ist, gesegnet wird. Dieser Königspsalm macht
deutlich, daß das Eingreifen Gottes in einem gerechten Krieg
zugunsten des Gesalbten des Herrn Frieden und Wohlergehen bringt. Ps 145 Dieser Psalm Davids ist mit "Ein Loblied"
überschrieben. Es ist der einzige Psalm mit dieser Überschrift. Hier
beginnt der große Lobgesang der gesamten Sammlung, denn der Lobpreis
spielt in den Psalmen 145-150 eine größere Rolle als in den meisten
anderen. Das Wort "Lob, Lobpreis" wird in diesen sechs Psalmen 46mal
gebraucht. In Ps 145 pries David den Herrn für seine
mächtigen Taten, die von einer Generation der nachfolgenden
Generation weitererzählt werden. David pries den Herrn, daß Gott in
seiner Gnade ein ewigwährendes Königreich gegründet hatte und daß er
denen antwortete, die ihn liebhatten. A. Lobpreis für Gottes mächtiges Handeln ( 145,1-7 ) Ps 145,1-3 David gelobte, den Herrn, seinen König
(vgl. Ps 149,2 ), und seinen Namen (sein geoffenbartes Wesen)
täglich zu preisen, denn Gott ist groß. Die Größe des Herrn ist
unergründlich, keiner hat je ihre Tiefe ausgelotet. Ps 145,4-7 David erzählte von den großen Taten
Gottes, die von Generation zu Generation verkündet werden. Die
Gläubigen sprechen von der Pracht (vgl. V. 12 und den Kommentar
zu Ps 29,2 ) seiner Majestät, sie sinnen über seine Werke nach,
besingen und feiern sie und seine Güte. B. Lobpreis für Gottes ewigwährendes
Königreich ( 145,8-16 ) Ps 145,8-10 David beschrieb das wunderbare Wesen
Gottes und versicherte, daß Gott gnädig und barmherzig ist (vgl. Ps
111,4 ), langsam zum Zorn und voller Güte (derselbe hebr. Ausdruck
findet sich auch in 2Mo 34,6; Neh 9,17; Ps 86,15; 103,8; Joe 2,13;
Jon 4,2 ). Weil Gott gut und barmherzig über alle ist, preisen ihn
alle seine Werke und seine Heiligen. Ps 145,11-13 a Der Lobpreis der Heiligen (V. 10 )
beinhaltete auch ihre Dankbarkeit, daß er sein Königreich
errichtete. Von Generation zu Generation werden die Menschen vom
Königreich Gottes sprechen, welch mächtige Taten er vollbringt und
wie sein Königreich über alle Generationen hinweg fortbesteht
(vgl. Dan 4,3.34 ). Ps 145,13-16 (Ps 145,13b-16) David unterwies die Versammlung über die
Gnade des Herrn, die er Menschen erwies. Er steht treu zu allen
seinen Verheißungen. Er richtet die auf, die fallen, er gibt allen
ihre Speise (vgl. Ps 111,5;132,15;136,25;146,7 ), und er stillt ihr
Verlangen (vgl. Ps 145,19 ). Er ist der treue Herr, dessen
Herrschaft ewig währt (V. 13 ). C. Lobpreis für Gottes Errettung ( 145,17-21 ) Ps 145,17-21 David erhob den Herrn, denn er ist
gerecht und treu. (Zu der Wendung: alles, was er gemacht hat , vgl.
V. 9-10.13 .) Deshalb erhört Gott die Gebete der Elenden - derer,
die ihn fürchten und ihn lieben - wenn sie ihn anrufen. Deshalb muß
jeder Mensch seinen Namen preisen (V. 21 ; vgl. V. 1 ). Wieder sind
die Größe Gottes und seine Gnade Anlaß zum Lobpreis. Ps 146 Das Thema dieses Psalmes wie auch von Ps
145 und vielen anderen ist der Lobpreis über die Größe und die Gnade
Gottes. Der Psalmist gelobte, Gott sein ganzes Leben lang zu
preisen, denn der, der Himmel und Erde gemacht hat, ist treu und
gerecht gegenüber den Unterdrückten auf der Erde. A. Ich will den Herrn loben mein Leben
lang ( 146,1-4 ) Ps 146,1-2 Mit dem Aufruf: Preist den
HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 10 und den Kommentar zu Ps 104,35 )
beginnen und enden die Psalmen 146 - 150. Der Psalmist gelobte, den
Herrn sein ganzes Leben lang zu preisen. Ps 146,3-4 Der Psalmist wies die Versammlung an, ihr
Vertrauen auf den zu setzen, der unendlich viel mächtiger ist als
sterbliche Menschen, die nicht erretten können. Die Pläne eines
Menschen vergehen, wenn er stirbt. Beim Tod eines Menschen entflieht
sein Geist, und sein Körper kehrt zum Staub zurück (vgl. Ps 104,29;
Pred 3,20 ). Wer sich also auf Menschen verläßt, der hat keinen
Grund zum Loben. B. Lobpreis des Schöpfers ( 146,5-6 ) Ps 146,5-6 Im Gegensatz zu der Warnung, sich nicht
auf Menschen zu verlassen (V. 3 ), rühmte der Psalmist den, der auf
den Herrn, Gott, seine Hilfe (vgl. den Kommentar zu Ps 30,11 ) und
seine Hoffnung setzte. Er ist der Schöpfer des Himmels und der
Erde (vgl. den Kommentar zu Ps 115,15 ); weil er der Herr der
Schöpfung ist, hält er die Treue. C. Lobpreis des gnädigen Herrn ( 146,7-10 ) Ps 146,7-9 Ausgehend von dem Gedanken der Treue
Gottes (V. 6 ) legte der Psalmist dar, wie sich der Herr gnädig und
gerecht erwiesen hatte. Er hilft den Unterdrückten, er gibt den
Hungrigen Speise (vgl. Ps 111,5;132,15;136,25;145,15 ), macht
Gefangene frei, macht die Blinden sehend, richtet die
Niedergedrückten auf, liebt die Gerechten, beschützt die Fremdlinge
und hilft den Witwen und Waisen. Aber er ist gerecht und führt
deshalb die Gottlosen in die Irre. Ps 146,10 Der Psalmist schloß damit, daß der HERR
in Ewigkeit regiert (vgl. Ps 9,8;47,9;93,1;96,10;97,1;99,1 ). Er
regiert in Ewigkeit, er ist der unumschränkte Herrscher ( Ps
146,6 ), er ist gnädig (V. 7-9 b) und gerecht (V. 9 c). Deshalb
gebührt ihm das Lob: Preist den HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 1 ). Die Psalmen Ps 147 Der Psalmist pries Gott, den Herrn, für
seine Größe, denn er ist der Erhalter der ganzen Schöpfung. Er
erwies seine Gnade, wenn er sich über Gläubige in Not erbarmte und
ihnen sein Wort schenkte. Der Psalmist rief die Versammlung auf, in
seinen Lobpreis einzustimmen, denn auch sie hatten viele
Gnadenerweise des Herrn erhalten. Gott gebührt Lobpreis für seine
Gnade (V. 2-3.6.10-14.19-20 ) und seine Größe (V. 4-5.8-9.15-18 ). A. Gott heilt Menschen mit zerbrochenem
Herzen ( 147,1-6 ) Dieser Psalm besteht aus drei Abschnitten
( V. 1-6 ; V. 7-11 ; V. 12-20 ). Ps 147,1 Der Psalmist rief
aus: hal+lU-yAh ( preist den HERRN ; vgl. V. 20 und den Kommentar
zu Ps 104,35 ). Er erklärte, wie gut es ist, den zu preisen, dem das
Lob gebührt. Es ist lieblich (vgl. Ps 135,3 ) und köstlich (vgl. Ps
33,1 ). Ps 147,2-3 In seiner Gnade hatte der Herr nach dem
Exil Jerusalem wieder aufgebaut. Dieser Wiederaufbau macht deutlich,
daß Gott die heilt, die zerbrochenen Herzens sind. Wer Buße tut und
sich zu ihm wendet, der wird geheilt und aufgerichtet. Ps 147,4-6 Gottes Größe wird in der Erhaltung der
Schöpfung sichtbar. Er hat alles geschaffen (V. 8-9.15-18 ). Er
kennt jeden der vielen Sterne (vgl. Jes 40,26 ). Der Schöpfer der
Welt, der soviel Macht und Einsicht hat (vgl. Jes 40,28 ), richtet
dennoch den Elenden im Angesicht der Widersacher auf. Auch das ist
ein Zeichen seiner Gnade. Die Psalmen B. Gott hat Gefallen an denen, die ihn
fürchten ( 147,7-11 ) Ps 147,7-9 In diesem zweiten Abschnitt rief der
Psalmist alle auf, Gott mit Gesang und Instrumenten zu preisen. Der
Lobpreis gebührt ihm, denn er ist groß (V. 4-5.15-18 ). Mit Regen
und Speise erhält er Pflanzen und Tiere (zu den Raben vgl. den
Kommentar zu Hi 38,41 ). Ps 147,10-11 Gott gebührt Lob, denn obwohl er so groß
ist, hat er kein Gefallen an den Starken, sondern an denen, die ihm
vertrauen. Auch das ist ein Zeichen seiner Gnade (vgl.
V. 3.6.12-14.19-20 ). Die Psalmen C. Gott gab sein Wort ( 147,12-20 ) Ps 147,12-14 Im dritten Abschnitt des Psalms
(V. 12-20 ) rief der Psalmist Jerusalem auf, den zu preisen, der
ihnen als Zeichen seiner Gnade Schutz, Frieden und den besten Weizen
gegeben hatte. Ps 147,15-20 Das Wort Gottes wirkt auf der Erde
(V. 15 ), und durch sein Wort regiert er über die Natur. Er sendet
Schnee, Frost, Hagel, eisige Winde und leichte Brisen (V. 16-18 ).
Das wichtigste Zeichen der Gnade dieses großen und mächtigen Gottes
gegenüber Israel ist jedoch sein Wort, seine Offenbarung, die er
Israel und sonst keinem Volk geschenkt hat. Der Schreiber des Psalmes forderte also
zum Lobpreis dieses gnädigen und großen Herren der Schöpfung auf,
der heilt und sich seinem Volk offenbart. Der Psalm schließt mit der
Aufforderung: hal+lU-yAh ( Preist den HERRN; vgl. V. 1 ). Ps 148 Der Psalmist rief die Himmel und ihre
Heerscharen zum Lobpreis des Herrn auf, denn er hat sie durch sein
Wort geschaffen. Er rief die Erde auf, seinen herrlichen Namen zu
preisen, denn er hatte die Macht Israels erhöht. A. Lobpreis des Schöpfers ( 148,1-6 ) Ps 148,1-4 Der Psalmist rief aus: Preist den
HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 14 und den Kommentar zu Ps
104,35;146,1 ) und forderte die ganze Schöpfung auf der Erde auf,
den Herrn zu preisen. Die Himmel - die Sonne, der Mond, die Sterne
und alle Naturelemente im Himmel (die Wasser über den Himmeln ) -
sollten den Herrn verehren. Auch die Engel in den Himmeln sollten
ihn preisen (vgl. Ps 103,20 ). Ps 148,5-6 Die ganze Schöpfung soll den Herrn
preisen, denn er schuf die Erde und was darinnen ist durch sein
Gebot. Sein Wort ist mächtig, gewiß und ewig. B. Lobpreis des Gottes Israels ( 148,7-14 ) Ps 148,7-12 Der Psalmist rief alles, was auf der Erde
lebt und existiert, auf, den Herrn zu preisen. Die Bewohner des
Meeres, die Naturelemente (vgl. Ps 147,15-17 ), die Berge, Hügel,
Bäume, Tiere, Fürsten und die Menschen verschiedener Altersklassen
sollten den Herrn preisen. Ps 148,13-14 Ein Anlaß für den Lobpreis des Herrn ist
sein herrlicher Name. Er ist der Schöpfer, und seine Pracht (vgl.
den Kommentar zu Ps 29,2 ) ist herrlicher als die Pracht seiner
Schöpfung. Er hatte seinem geliebten Volk Israel ein Horn
erhöht (vgl. Ps 89,18;132,17 ). So rief der Psalmist noch einmal zum
Lobpreis des Herrn auf ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 1 ), denn Gott gebührt
Lob für sein Wort und sein Handeln mit Israel. Ps 149 Der Psalmist forderte Israel auf, dem
Herrn Loblieder zu singen, der die Frommen errettet und sein Volk
Vergeltung an den Völkern üben läßt. A. Aufruf zum Lobpreis ( 149,1-3 ) Ps 149,1-3 Der Psalmist rief aus: Preist den
HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 9 und den Kommentar zu Ps
104,35;146,1 ) und forderte Israel zum Lobpreis des Herrn auf. Es
sollte in der Gemeinde ein neues Lied singen (vgl. Ps
33,3;40,4;96,1;98,1;144,9;149,1 ). Es jubelte ihm, seinem Schöpfer
(vgl. Ps 95,6 ) und König (vgl. Ps 145,1 ), zu und sollte ihn mit
Liedern, mit Tanzen (vgl. Ps 150,4 ) und mit Musikinstrumenten von
ganzer Seele preisen. B. Der Anlaß zum Lobpreis ( 149,4-5 ) Ps 149,4-5 Das Volk des Herrn sollte ihn preisen,
denn er hat Wohlgefallen an ihm und errettet es. Deshalb sollte es
jubeln und auch singen, während es ausruhte. C. Schluß ( 149,6-9 ) Ps 149,6-9 Der Psalmist rief Israel auf, den
Lobpreis Gottes in seinem Mund und ein Schwert in seinen Händen zu
führen, um Gottes Gericht an den Gottlosen zu vollziehen. Israel
sollte das Böse, das gegen den Herrn und seinen Gesalbten gerichtet
war, niederkämpfen. Dann rief der Psalmist noch einmal zum Lobpreis
des HERRN ( hal+lU-yAh ; vgl. V. 1 ) auf. Ps 150 Der Psalmist rief zum Lobpreis des Herrn
auf, denn Gottes Größe wird in seinen Werken offenbar. Im Heiligtum
sollte dem Herrn mit vielen verschiedenen Musikinstrumenten das Lob
dargebracht werden. A. Aufforderung zum Lobpreis ( 150,1 ) Ps 150,1 Der Psalmist rief
aus: hal+lU-yAh ( preist den HERRN ; vgl. V. 6 und den Kommentar
zu Ps 104,35;146,1 ) und forderte das Volk zum Lobpreis im
Heiligtum (wörtl.: am "heiligen Ort", was sich hier möglicherweise
auf den Himmel, die Wohnung Gottes, bezieht; vgl. Ps 11,4;102,20 )
und in der Feste seiner Macht auf. B. Der Grund für das Lob ( 150,2 ) Ps 150,2 Der Anlaß zum Lobpreis (V. 1 ) ist seine
große Herrlichkeit. C. Erneute Aufforderung zum Lobpreis ( 150,3-5 ) Ps 150,3-5 Das Lob soll mit Musikinstrumenten
(darunter Trompeten, Harfen, Leiern, Tamburine, Saiteninstrumente,
Flöten und Zimbeln) und mit Tanz (vgl. Ps 149,3 ) dargebracht
werden. D. Abschließende Aufforderung zum
Lobpreis ( 150,6 ) Ps 150,6 Der letzte Vers des Psalmenbuches ist ein
Aufruf an alles, was lebt und Odem hat, den HERRN zu preisen . Dann
schließt das Buch der Psalmen mit einem letzten hal+lU-yAh ( Preist
den HERRN ; vgl. V. 1 ). BIBLIOGRAPHIE Einleitende Werke Anderson B W (1974) Out of the Depths:
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