Walvoord
Home Forum Begriffserklärungen Syngrammata Lehre auf YoutubePhilipper WalvoordPhilipper (Robert P. Lightner)
EINFÜHRUNG
Paulus kam auf seiner zweiten Missionsreise nach Philippi.
Er bekehrte bei diesem Aufenthalt mehrere Leute durch seine Predigt zum Glauben
an Christus, darunter Lydia und ihren ganzen Haushalt sowie einen
Gefängnisaufseher und seine Familie ( Apg 16,14-34 ).
Schon bald nach dem Besuch des Apostels hatte sich in der
Stadt eine Gemeinde formiert, die Paulus mehrfach unterstützte. Der vorliegende
Brief ist denn auch, neben seiner seelsorgerlichen Zielsetzung, ein Ausdruck
seines Dankes für die erfahrene Hilfe.
Der Philipperbrief ist sowohl im Ton als auch von seiner
Aussage her ausgesprochen persönlich und praktisch. Im Mittelpunkt steht für
Paulus die Freude, die der Gläubige in Christus haben soll (das Wort "Freude"
[ chara ] kommt viermal vor: Phil 1,4.25;2,2;4,1; das Verb "sich freuen"
[ chairO ] achtmal: Phil 1,18 [zweimal]; Phil 2,17-18;3,1;4,4.10 [zweimal]; und
das Adjektiv "froh" dreimal: Phil 2,17-18.28 ). (Das "Rühmen", von dem in Phil
1,26 die Rede ist, ist im Griechischen ein anderes Wort, kauchEma , das "Ruhm"
oder auch "Herrlichkeit" bedeutet, vgl. Phil 2,16 und Phil 3,3 .) Neben dem
Aspekt der "Freude in Christus" kommt verstärkt die Gesinnung, von der ein
Gotteskind geprägt sein sollte, zur Sprache, wobei deutlich wird, daß der
Lebenswandel eines Menschen verrät, worauf sein Sinn wirklich gerichtet ist.
Thema des Briefes
Die zahlreichen Mahnungen und Aufforderungen des
Philipperbriefes kreisen letztlich alle um ein Thema, das sich durch das ganze
Schreiben zieht. Alle Lehren, die Paulus seinen Lesern gibt, sind Ausdruck
dieses zentralen Anliegens oder stehen damit in Zusammenhang. Es geht um den
richtigen "christlichen Lebenswandel".
Verfasser
Die meisten Exegeten stimmen darin überein, daß der Apostel
Paulus der Verfasser des Philipperbriefes ist. Dafür sprechen auch die internen
Textbelege. So nennt Paulus sich gleich zu Anfang des Schreibens mit Namen
( Phil 1,1 ). Wichtig ist auch der Verweis auf Timotheus, der mit Paulus
zusammen in Philippi war, als dieser in der Stadt missionierte (vgl. Apg 16 ).
Zudem entsprechen die Informationen, die der Verfasser des Briefes über sich
selbst gibt ( Phil 3,4-6 ), genau dem, was wir über Paulus' Leben wissen.
Abgesehen von diesen Hinweisen bezeugen auch die Schriften der frühen
Kirchenväter, daß der Philipperbrief von Paulus selbst stammt.
Datierung
Paulus war in Haft, als er den Philipperbrief schrieb. Über
die Frage, um welche Gefangenschaft es sich dabei handelte, gibt es in der
Forschung allerdings unterschiedliche Meinungen. Die meisten Neutestamentler
gehen von Rom als Abfassungsort des Briefes aus, doch manche plädieren auch für
Cäsarea, und einige wenige meinen, daß Paulus von Ephesus aus schrieb.
Die neutestamentlichen Schriften enthalten allerdings
nirgends einen eindeutigen Hinweis auf eine Gefangenschaft des Apostels in
Ephesus. In Cäsarea lag Paulus zwar über zwei Jahre im Gefängnis, doch in dem
Bericht überseine Haft, den wir besitzen ( Apg 23-24 ), findet sich kein Anhalt
für ein drohendes Martyrium. Der Verweis auf das Prätorium ( Phil 1,13 ) und die
Sorge des Apostels über seinen möglicherweise kurz bevorstehenden Tod
(V. 20-26 ) sprechen vielmehr dafür, daß er den Brief in Rom schrieb. Die
Entstehung des Textes wäre demnach im Jahre 61 oder 62 n. Chr. anzusetzen.
Anlaß
Als die Gläubigen in Philippi hörten, daß Paulus in Rom
inhaftiert war, sandten sie Epaphroditus - vielleicht der Vorsteher ihrer
Gemeinde - zu ihm. Er sollte Paulus trösten und ihn der Zuneigung der Heiligen
in Philippi versichern. Außerdem überbrachte er ihm eine Geldspende der
Gemeinde, die ihm die äußeren Bedingungen seiner Haft erleichtern sollte ( Phil
4,18 ). Schon dreimal hatten die Philipper Paulus unterstützt - zweimal, als er
in Thessalonich war, und einmal in Korinth ( Phil 4,15-16; vgl. 2Kor 11,9 ). Der
Philipperbrief ist daher gewissermaßen ein Dankbrief für die großzügigen Gaben
der Heiligen in Philippi.
Epaphroditus, der Überbringer des Briefes, erkrankte
während seines Aufenthaltes in Rom so schwer, daß man um sein Leben fürchtete
( Phil 2,27 ). Nach seiner Genesung kehrte er nach Hause zurück und nahm dabei
den Brief des Apostels an die Gemeinde in Philippi mit.
Philippi war eine römische Kolonie ( Apg 16,12 ). Nach der
Schlacht von Philippi im Jahre 42 V. Chr. hatte Antonius römische Veteranen in
der Stadt angesiedelt. Im Jahr 30 V. Chr. zwang Oktavian dann weitere Italiker,
ihre Heimat zu verlassen und sich in Philippi und anderswo niederzulassen. Die
Einwohner Philippis erhielten bestimmte Privilegien, zu denen auch das
"Italische Recht" gehörte, das besagte, daß die Kolonisten als Entschädigung für
ihre Umsiedelung so behandelt wurden, als läge ihr Land auf italischem
Mutterboden. Sie besaßen die römische Bürgerschaft und damit alle Rechte eines
Bürgers von Rom, darunter auch Steuerfreiheit. Die Worte des Apostels in Phil
1,27 ("wandelt würdig") und in Phil 3,20 ("unser Bürgerrecht aber ist im
Himmel") hatten also für die Christen in Philippi eine ganz besondere Bedeutung.
Intention des Briefes
Der eigentliche Grund für die Abfassung des Philipperbriefs
war wahrscheinlich, wie bereits gesagt, daß Paulus den Philippern für ihre
Hilfsbereitschaft danken wollte. Dennoch ließ er sich die Gelegenheit nicht
entgehen, einige Probleme, die in der Gemeinde aufgetaucht waren, anzuschneiden.
So gab es anscheinend Rivalitäten und persönlichen Ehrgeiz unter manchen
Heiligen ( Phil 2,3-4;4,2 ), die Judaisten hatten offenbar an Einfluß ( Phil
3,1-3 ) gewonnen, und eine antinomistische Gesinnung hatte sich in der Gemeinde
breitgemacht ( Phil 3,18-19 ).
GLIEDERUNG
I. Ermutigung zu einem christlichen Lebenswandel ( 1,1-30 )
A. Lob der Heiligen in Philippi ( 1,1-8 )
1. Einleitung ( 1,1-2 )
2. Lob für ihr treues Zeugnis ( 1,3-6 )
3. Lob für ihre Sorge um das Evangelium ( 1,7 )
4. Die Liebe des Apostels zu ihnen ( 1,8 )
B. Das Gebet für die Heiligen in Philippi ( 1,9-11 )
1. Die Bitte um Liebe ( 1,9-10 )
2. Die Bitte um die Frucht der Gerechtigkeit
( 1,11 )
C. Darstellung der Situation des Apostels ( 1,12-30 )
1. Sein treues Zeugnis ( 1,12-18 )
2. Seine festen Überzeugungen ( 1,19-26 )
3. Seine feierlichen Ermahnungen ( 1,27-30 )
II. Beispiele für einen christlichen Lebenswandel
( 2,1-30 )
A. Der Sohn Gottes als Vorbild für die Nachfolge
( 2,1-18 )
1. Erklärung ( 2,1 )
2. Ermahnungen ( 2,2-4 )
3. Die Erniedrigung ( 2,5-8 )
4. Die Erhöhung Christi ( 2,9-11 )
5. Weitere Ermahnungen ( 2,12-18 )
B. Die Diener Gottes als Vorbilder für die Nachfolge
( 2,19-30 )
1. Timotheus und Paulus ( 2,19-24 )
2. Epaphroditus und Paulus ( 2,25-30 )
III. Aufforderung zu einem christlichen Lebenswandel
( 3,1-21 )
A. Warnung vor dem Rükfall in die Gesetzlichkeit
( 3,1-14 )
1. Ermahnung ( 3,1 )
2. Das schlechte Beispiel ( 3,2-3 )
3. Das gute Beispiel ( 3,4-14 )
B. Aufforderung zu einem gottesfürchtigen Lebenswandel
( 3,15-21 )
1. In Reife ( 3,15-16 )
2. In Wachsamkeit ( 3,17-19 )
3. In Vollkommenheit ( 3,20-21 )
IV. Befähigung zu einem christlichen Lebenswandel
( 4,1-23 )
A. Christus als Zentrum ( 4,1-7 )
1. Das Bleiben in Christus ( 4,1-3 )
2. Die Freude in Christus ( 4,4 )
3. Das Leben im Licht der Gegenwart Cristi
( 4,5-7 )
B. Gottes Gegenwart im Leben der Gläubigen ( 4,8-9 )
1. Gottgefällige Gedanken ( 4,8 )
2. Gottgefällige Taten ( 4,9 )
C. Gottes Hilfe ( 4,10-20 )
1. Zufriedenheit ( 4,10-13 )
2. Der Segen von Geben und Nehmen ( 4,14-20 )
D. Schluß ( 4,21-23 )
AUSLEGUNG
I. Ermutigung zu einem christlichen Lebenswandel
( 1,1-30 )
A. Lob der Heiligen in Philippi
( 1,1-8 )
Der Apostel Paulus beginnt seine Briefe meistens mit einem
Gruß, einem Lob und einer Empfehlung. Der Philipperbrief ist darin keine
Ausnahme. Schon in den Einleitungsworten wird der liebevolle Ton, in dem der
Brief gehalten ist, spürbar.
1. Einleitung
( 1,1-2 )
Phil 1,1
Paulus ist der heidnische, Saulus der hebräische Name des
Verfassers. In seiner Funktion als Heidenapostel ( Gal 2,7-8 ) benutzte er stets
seinen heidnischen Namen. Statt wie so oft zu Beginn eines Briefes als erstes
auf die Rechtmäßigkeit seines Apostolats hinzuweisen, bezeichnet Paulus sich
hier einfach als "Knecht" des Herrn. Sein Mitarbeiter Timotheus , der ebenfalls
ein besonderes Interesse an den Heiligen in Philippi ( Phil 2,20 ) hatte, war
offenbar auf irgendeine Weise von der Gefangenschaft des Apostels in
Mitleidenschaft gezogen ( Phil 2,19.23 ). Er tritt jedoch nicht als Mitverfasser
des Briefes auf, sondern wird nur mehrmals in der dritten Person erwähnt ( Phil
2,19-24 ). Die beiden Diener Gottes, die in Rom gemeinsam inhaftiert waren,
sehen sich als Knechte (wörtlich "Sklaven") Christi Jesu . Mit der Anrede der
Philipper als "Heilige" meint Paulus nicht, daß sie ohne Sünde waren. Das
griechische Wort, das er verwendet, hagioi , bedeutet vielmehr "Abgesonderte".
Die Heiligen in Philippi waren für Gott abgesondert - sie waren in Christus
Jesus , obwohl sie in Philippi lebten.
In seinem Gruß an alle Heiligen hebt Paulus die Bischöfe
und Diakone (vgl. Tit 1,5.7 ) eigens hervor. Sie waren in den frühchristlichen
Gemeinden für die"Herde" verantwortlich (vgl. Apg 20,17.28 ), während die
"Diakone" besondere Dienste in der Gemeinde versahen (vgl. Apg 6,1-6 ).
Phil 1,2
Mit zwei Begriffen kennzeichnet der Apostel den
christlichen Segen, den er der Gemeinde wünscht: Gnade ... und Friede . Dabei
ist die Reihenfolge von großer Bedeutung. Wahrer Friede ist abhängig von der
persönlichen Antwort auf die Gnade Gottes, seine unverdiente Barmherzigkeit,
deren ganzes Ausmaß auf Golgatha deutlich wurde. Beide, Gnade und Friede, haben
ihren Ursprung in Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus .
2. Lob für ihr treues Zeugnis
( 1,3-6 )
Phil 1,3
Es muß die Philipper mit großer Freude erfüllt haben, daß
der Apostel Gott offenbar immer wieder für die positive Entwicklung ihrer
Gemeinde dankte. Mit dem vorliegenden Brief erhielten sie ein beeindruckendes
Empfehlungsschreiben von einem Mann, der in Rom - über 1 200 Kilometer entfernt
- in Haft war. Etwa zehn Jahre waren vergangen, seit Paulus sie zum ersten Mal
besucht hatte, doch die Zeit hatte seiner Liebe und seiner Sorge für sie keinen
Abbruch getan. Jedesmal, wenn er an sie dachte, dankte der Apostel Gott für sie.
Phil 1,4-6
Paulus läßt keinen einzigen der Gläubigen in Philippi in
seinem Gebet aus. Daß diese Zeilen von einem Gefangenen stammen, verleiht ihnen
ein besonderes Gewicht. Der Gedanke an die Philipper erfüllt ihn mit
großer Freude , der er auch vor Gott Ausdruck verleiht. Die Bedrängnisse, in
denen der Apostel sich befand, hatten ihn offenbar nur noch dankbarer werden
lassen und nicht, wie es auch denkbar gewesen wäre, verbittert.
Paulus und die Heiligen in Philippi arbeiten beide für die
Sache Christi. Das ist bei ihnen kein leeres Gerede, sondern findet seinen
Ausdruck in tatkräftiger Unterstützung und Hilfe. Dabei nehmen sie nicht nur an
seiner Lage als Gefangener Anteil, sondern halten zu ihm vom ersten Tage an , an
dem sie sich zu Christus bekehrt hatten. Auch das ist dem Apostel ein Anlaß zu
wirklicher Freude.
Wenn Paulus an die Philipper denkt und für sie betet,
erfüllt ihn große Zuversicht. Das Perfekt des Verbs, das mit "ich bin ... guter
Zuversicht" übersetzt ist, deutet an, daß Paulus sich in dieser Sache eine feste
Überzeugung gebildet hat, von der er nicht abweicht. Warum ist er so
zuversichtlich? Weil er sicher ist, daß Gott das gute Werk , das er bei den
Philippern angefangen hat, ... vollenden (wird) . Mit diesem guten Werk ist
einerseits ihre Rettung, darüber hinaus möglicherweise aber auch die Anteilnahme
und Großzügigkeit der Philipper Paulus gegenüber gemeint.
Paulus hegt keinerlei Zweifel, daß Gott in den Philippern
fortführen wird, was er begonnen hat. Er wird sein Werk an ihnen fortsetzen bis
an den Tag Christi Jesu (vgl. Phil 2,16 ). Der Apostel weiß zwar nicht, wann
dieser Tag - an dem alle Gläubigen entrückt werden und dem Herrn in den Wolken
entgegengehen - kommt, doch er ist gewiß, daß Gott sein Werk an seinen Kindern
vollenden wird.
3. Lob für ihre Sorge um das Evangelium
( 1,7 )
Phil 1,7
Der erste Teil dieses Verses ist eine Art Apologie oder
Verteidigungsrede der Gefühle, die Paulus für die Philipper empfindet und die er
in Vers 3-6 beschrieben hat.
Vom Griechischen her kann die Wendung "weil ich euch in
meinem Herzen habe" auch mit "weil ihr mich in meinem Herzen habt" wiedergegeben
werden. Da Paulus hier jedoch von sich selbst spricht ( V. 7 ), ist die erstere
Übersetzung plausibler. Auch in Phil 1,8 und Phil 4,16 unterstreicht der Apostel
nochmals ausdrücklich seine tiefe Zuneigung zu den Gläubigen in Philippi.
Es spielt keine Rolle, ob Paulus gefangen ( in meiner
Gefangenschaft ; vgl."Fesseln" in Phil 1,13 ) oder frei ist - immer begleitet
ihn die rege Anteilnahme seiner philippischen Freunde an allem, was Gott durch
ihn tut. Das betrifft in erster Linie die Ausbreitung des Evangeliums. Ihre
tatkräftige Mithilfe ermöglichte es ihm, die Gnade Gottes zu verkündigen. Paulus
lobt die Philipper deshalb für ihre engagierte Sorge um die Ausbreitung der
guten Nachricht.
4. Die Liebe des Apostels zu ihnen
( 1,8 )
Phil 1,8
Paulus ruft Gott als Zeugen für seine Gefühle für die
Philipper an. Er ist sich bewußt, daß seine Leser ihm nicht ins Herz sehen
können. Doch Gott kennt sein Inneres. Die Zuneigung, die er für seine Leser
empfindet, basiert nicht nur auf menschlichem Interesse oder Angezogensein. Sie
geht vom Herrn Jesus Christus selbst aus. Christi Liebe hat Paulus so erfüllt,
daß die Liebe, die der Apostel nun empfindet, die Liebe Christi ist. Diese
Aussage zeigt, wie echt und ernstgemeint sein Lob für die Gemeinde ist.
B. Das Gebet für die Heiligen in Philippi
( 1,9-11 )
1. Die Bitte um Liebe
( 1,9-10 )
Paulus hat den Heiligen versichert, daß er regelmäßig für
sie bete ( V. 3 ). An dieser Stelle ( V. 9 ) sagt er ihnen nun, worum er dabei
bittet.
Phil 1,9
Er betet darum, daß die Liebe der Philipper immer noch
reicher werde , daß sie überfließe, wie ein Glas überfließt oder ein Fluß über
die Ufer tritt. Doch sie soll mehr sein als ein bloßes Gefühl; sie
soll Erkenntnis ( epignOsis ) mit sich bringen. Wahre geistliche Erkenntnis
Gottes und Einsicht ( aisthEsis , Erfahrung ; das Wort steht nur an dieser
Stelle im Neuen Testament) in seine Wege befähigt die Christen dazu, Gott und
ihre Mitmenschen immer mehr zu lieben.
Phil 1,10
Für die Gegenwart wünscht Paulus sich jedoch zunächst nur,
daß die Philipper prüfen ( dokimazO ; bei dem Verb schwingt bereits die
Vorstellung des Billigens mit; es wurde im Griechischen für die Prüfung von
Metallen oder Münzen benutzt, die auf ihren Reinheitsgehalt untersucht werden)
können, was das Beste sei . Für die Zukunft aber hofft er, daß sie lauter und
unanstößig sind für den Tag Christi .
"Lauter" ist die Übersetzung des griechischen
Wortes eilikrineis , das außer an dieser Stelle nur noch in 2Pet 3,1 steht. Es
ist aus den Begriffen für "Sonne" und "richten" zusammengesetzt, bezeichnet also
eine Reinheit, die auch im Sonnenlicht besteht. Paulus möchte, daß seine Leser
im rechten Verhältnis zu Gott stehen und Gemeinschaft mit ihm haben. Aber auch
ihre Beziehungen zu ihren Mitmenschen sollen mit dem Willen Gottes in Einklang
stehen. Das Wort aproskopoi , hier mit "unanstößig" wiedergegeben, findet sich
auch in 1Kor 10,32 wo Paulus drängt: "Erregt keinen Anstoß." Was er sich hier
für seine Freunde in Philippi wünscht, sollte eigentlich ein Anliegen aller
Gläubigen sein: moralische Integrität, die anderen nicht zum Fallstrick wird.
2. Die Bitte um die Frucht der Gerechtigkeit
( 1,11 )
Phil 1,11
Paulus betet auch darum, daß die Gläubigen in der Gemeinde
in Philippi erfüllt werden mit Frucht der Gerechtigkeit . Der Stand der
Gerechtigkeit vor Gott, den ein Christ hat, wenn er Christi Gerechtigkeit
anlegt, soll Frucht tragen, d. h. innere Qualitäten zeitigen (vgl. Gal
5,22-23 ), die auch anderen ins Auge fallen. Die Frucht des Geistes wird durch
Jesus Christus hervorgebracht, denn im Grunde genommen leben die Gläubigen sein
Leben. Eine solche Frucht verherrlicht Gott, nicht die eigene Person, und dient
damit der Ehre und dem Lobe Gottes .
C. Darstellung der Situation des Apostels
( Phil 1,12-30 )
Der Apostel mußte mit Widerständen von außerhalb und
Verdrehungen seiner Lehre innerhalb der Gemeinden kämpfen. Doch das konnte ihn
nicht von der Erfüllung der Berufung, die ihm zuteil geworden war, abbringen.
Trotz aller Bedrängnisse hörte er nicht auf, die Botschaft des gekreuzigten
Christus zu verkündigen. Seine Aufgabe erfüllte ihn trotz aller Beschwernisse
immer noch mit Freude. Selbst seine Fesseln vergrößerten seinen Erfolg eher
noch, als daß sie der Ausbreitung des Evangeliums hinderlich gewesen wären.
Seine Freunde in Philippi waren offenbar in Sorge um ihn, weil sie dachten, daß
er nun - weil er im Gefängnis lag - entmutigt sei und daß damit der Plan Gottes
fehlgeschlagen war. Das war jedoch keineswegs der Fall, wie Paulus sie mit
diesem Brief wissen läßt.
1. Sein treues Zeugnis
( 1,12-18 )
Phil 1,12-14
Paulus teilt den Gläubigen in Philippi eine wichtige
Erkenntnis mit, die er an sich selbst erfahren hat: In Gottes Plan gibt es
keinen Zufall. Seine Gefangenschaft hindert sein Amt nicht etwa, sondern treibt
es im Gegenteil voran.
Die Fortschritte, die die Ausbreitung des Evangeliums auch
während der Gefangenschaft des Apostels macht, zeigen sich zum Teil daran, daß
das ganze Prätorium und auch andere von Christus hören ( V. 12-13 ). Das
"Prätorium" ( praitOriO ) bezieht sich wahrscheinlich auf die Prätorianergarde
des Kaisers, eine römische Elitetruppe. Obwohl Paulus während seiner
Inhaftierung in einem Haus wohnte, das er selbst gemietet hatte ( Apg 28,30 ),
stand er doch die ganze Zeit unter Bewachung. Es war sogar üblich, daß der
Gefangene mit "Handschellen" an seinen Bewacher gefesselt war.
Alle Römer, die in dieser Zeit mit Paulus Kontakt hatten,
hörten von ihm die Botschaft Christi. Es war bekannt, daß er nicht wegen eines
kriminellen Vergehens in Haft war, sondern für Christus in Fesseln lag ( Phil
1,13 ). Die Obrigkeit hatte, um die Wahrheit zu unterdrücken, denjenigen, der
sie verkündete, eingesperrt, doch ihre Rechnung ging nicht auf.
Paulus' Gefangennahme hatte vielmehr den gegenteiligen
Effekt: sie ermutigte diejenigen, die sich bisher aus Furcht nicht zum
Christentum bekannt hatten, ebenfalls Zeugnis abzulegen ( V. 14 ). Viele
predigten mit großem Freimut von Christus, als sie sahen, wie Gott die
Ausbreitung des Evangeliums durch Paulus vorantrieb. Die positiven Reaktionen,
die seine Verkündigung trotz aller Bedrängnisse, in die er geriet, hervorrief,
brachten auch andere dazu, das Wort zu reden ohne Scheu . Die Gefangenschaft des
Apostels zeitigte auf diese Weise Erfolge für das Evangelium, die er auf freiem
Fuß nie erreicht hätte.
Phil 1,15-18
Die Menschen verkündigten Christus jedoch aus zweierlei
Motiven. Manche predigten aus Neid und Streitsucht , andere dagegen in guter
Absicht ( V. 15 ). Letztere taten es aus Liebe (V. 16 ),denn sie wußten, daß
Paulus zur Verteidigung ( apologia ; vgl. V. 7 ) des Evangeliums in Fesseln lag.
Diejenigen, die Christus "aus Neid und Streitsucht"
verkündigten ( V. 15 ), taten es aus Eigennutz und nicht lauter ( V. 17 ). Sie
wollten Paulus mit Absicht Trübsal bereiten . Wahrscheinlich handelte es sich
dabei nicht, wie manche Exegeten annehmen, um Judaisten, denn Paulus sagt
ausdrücklich, daß sie Christus predigten, wenn auch aus unaufrichtigen Motiven.
In den Augen der Judaisten aber lag der Weg zum Heil in der Erfüllung des
alttestamentlichen Gesetzes, weshalb Paulus sie als Prediger "eines anderen
Evangeliums" streng getadelt hatte ( Gal 1,6 ). Da er im Philipperbrief jedoch
nicht davon spricht, daß ein "anderes Evangelium" verkündigt wird, scheint es
sich bei denen, die ihm "Trübsal bereiten" wollten, also wohl eher um Gläubige
zu handeln, die Paulus und seine Vorgehensweise aus irgendeinem Grund ablehnten.
Obwohl ihre Lehre nicht eigentlich falsch war, ging es ihnen im Grunde doch nur
um sich selbst.
Paulus freut sich jedoch schon darüber, daß Christus
überhaupt gepredigt wird, selbst wenn es aus falschen Motiven heraus geschieht
( Phil 1,18 ). Zwar bereiten ihm die Spaltungen im Leib Christi, die durch diese
verschiedenen Verkündigungsströmungen hervorgerufen werden, große Sorge, doch
das tut seiner Freude über die Tatsache, daß das Evangelium Christi sich immer
weiter ausbreitet, keinen Abbruch.
2. Seine festen Überzeugungen
( 1,19-26 )
Phil 1,19
Paulus ist gewiß, daß seine Fesseln ihm schließlich zum
Heil ausgehen werden. Das hier mit "Heil" wiedergegebene griechische Wort wird
im Neuen Testament unterschiedlich gebraucht. Häufig bedeutet es geistliches
Heil - Rettung, Wiedergeburt. An dieser Stelle ( V. 19 ) bezeichnet Paulus damit
entweder die letzte Stufe seiner Rettung (vgl. Röm 5,9 ) oder seine
Rechtfertigung vor dem römischen Gericht. Es ist allerdings eher
unwahrscheinlich, daß er hier an seine Freilassung dachte, denn schon in den
beiden folgenden Sätzen schreibt er von der Möglichkeit seines baldigen Todes.
Die unumstößliche Gewißheit des Apostels gründet sich auf
die Gebete der Heiligen und den Beistand des Geistes Jesu Christi ( Phil 1,19 ).
Paulus weiß, daß er auf die Gebete der Philipper und auch auf die Hilfe des
Heiligen Geistes (vgl. Röm 8,26-27 ) zählen kann. "Beistand" ( epichorEgias ;
das Wort steht im Neuen Testament nur noch in Eph 4,16 ) bedeutet
"Unterstützung", so wie ein Ligament den Körper stützt.
Phil 1,20
Paulus ist nicht sicher, ob er wieder freigelassen oder
seinen Glauben mit dem Tod bezahlen wird. Nur eines weiß er bestimmt: daß
Christus verherrlicht wird an seinem Leibe (vgl. "im Fleisch"; V. 22.24 ).
Darauf wartet er und das erhofft er. Dabei ist er sich durchaus darüber im
klaren, daß großer Mut dazugehört, dem Tod gefaßt entgegenzutreten. Sehnlich
warten ( apokaradokia ; das Wort steht außer an dieser Stelle nur noch in Röm
8,19 ) ist die Übersetzung eines einzigen griechischen Wortes; es bezeichnet das
Recken des Kopfes, um einen Blick auf etwas zu erhaschen, das vor einem liegt.
Paulus sorgt sich also nicht darum, was ihm zustoßen wird, sondern nur um das
Zeugnis, das er für den Herrn ablegt. Die Freilassung würde es ihm erlauben,
seine Verkündigung fortzusetzen. Doch auch sein Tod kann die Sache Christi
voranbringen.
Phil 1,21
Das wichtigste für Paulus ist es, Christus, den Dreh- und
Angelpunkt seines Lebens, zu verherrlichen. Er weiß, daß die Ausbreitung des
Evangeliums durch das Zeugnis, das er in seinem Tod für den Herrn ablegen würde,
gefördert und damit Christus verherrlicht würde. Auch er selbst würde davon
profitieren, denn im Tod wird er mit Christus vereint werden ( V. 23 ).
Mit Sterben scheint der Vorgang des Sterbens, nicht der Tod selbst gemeint zu
sein.
Phil 1,22-24
In diesen Versen wird deutlich, in welcher inneren
Zerrissenheit sich der Apostel befindet. Er weiß, daß sein Tod zur
Verherrlichung Christi beitragen würde, aber er weiß auch, daß seine Arbeit,
wenn er weiterleben würde, mit Sicherheit fruchtbar wäre ( V. 22 ). Gott würde
sein Werk segnen und sich seiner als Apostel bedienen, wie er es in der
Vergangenheit getan hat. Doch wenn Paulus tatsächlich die freie Wahl zwischen
dem Leben und dem Sterben für Christus hätte, würde ihm die Entscheidung
schwerfallen. Zum Glück wurde er gar nicht vor diese Wahl gestellt.
Paulus ist in Bedrängnis. Es fällt ihm schwer zu
entscheiden, auf welche Weise er Gott am meisten verherrlichen kann und damit
auf die Dauer gesehen allen am meisten nützt. Persönlich wünscht er sich, aus
der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein ( V. 23 ),denn das wäre - dessen
ist er gewiß - viel besser für ihn, weil er dann mit einem Schlag von allen
Verfolgungen und Bedrängnissen, unter denen er jetzt leidet, erlöst wäre. Auf
der anderen Seite ist ihm auch bewußt, daß die Philipper ihn noch brauchen. Für
sie ist es nötiger, daß er im Fleisch bzw. am Leben bleibt ( V. 24 ). Hier zeigt
sich die große Selbstlosigkeit des Apostels, in der er die Bedürfnisse seiner
Freunde über seine eigenen Wünsche stellt.
Phil 1,25-26
Im Gegensatz zu den vorangegangenen Versen scheint Paulus
hier wieder zuversichtlich zu sein, was seine Freilassung anbelangt. ( In ...
Zuversicht ist das gleiche Wort, das auch in V. 6 steht.) Er ist sicher, daß er
freigelassen und zu den Philippern zurückkehren wird, ihnen zur Förderung und
zur Freude ( kauchEma ; ein anderer Begriff als das sonst im Philipperbrief
verwendete Wort für Freude) im Glauben ( V. 25 ).
Die Freude seiner Leser in Christus Jesus , dem Ursprung
aller wahren Freude der Gläubigen, wird dann größer werden ( V. 26 ; das gleiche
Wort ist in V. 9 mit "reicher werden" wiedergegeben). Sie werden sich freuen,
weil der Mann, der ihnen die frohe Botschaft von Christus gebracht hat, wieder
bei ihnen ist.
3. Seine feierlichen Ermahnungen
( 1,27-30 )
Phil 1,27
Der Apostel denkt viel an die Gläubigen in Philippi. Ganz
gleich, was ihm geschehen wird - ob er nun freigelassen oder den Märtyrertod
erleiden wird -, möchte er, daß sie Christus die Ehre geben und ihn
verherrlichen. Die Wendung wandelt nur würdig ist die Übersetzung eines
politischen Begriffs, der für die Philipper eine ganz bestimmte Bedeutung hatte.
Wörtlich heißt es soviel wie "lebt als Bürger". Da Philippi römische Kolonie
war, schätzten die christlichen Einwohner der Stadt es wohl besonders, daß
Paulus gerade diesen Begriff verwendete. Auf eine Art und Weise zu leben,
die des Evangeliums Christi würdig ist (vgl. Eph 4,1 ), ist die Pflicht eines
jeden Gotteskindes, eine Forderung, die Paulus in diesem Fall an die Philipper
richtet.
Die Heiligen verfolgen ein gemeinsames Ziel, denn sie alle
sind Glieder am Leib Christi. Daher liegt Paulus daran, daß sie in einem
Geist stehen (vgl. Phil 4,1 ) und einmütig ... für den Glauben des Evangeliums ,
die wahre Lehre (vgl. "Glauben"; Jud 1,3 ), kämpfen ( synalthountes bezeichnet
eine gemeinsame Anstrengung, z. B. bei einem sportlichen Wettkampfteam).
Phil 1,28
Paulus möchte, daß seine Leser inmitten von Opposition und
Verfolgung mutig ihr Leben für Christus einsetzen. Sie werden zwar auf
Widerstand treffen, doch das darf sie in keinem Stück erschrecken . Statt dessen
sollen sie sich in derartigen Situationen daran erinnern, daß ihre
Furchtlosigkeit ein Anzeichen dafür ist, daß ihre Widersacher am Ende vernichtet
werden. Für sie selbst aber soll sie ein Zeichen dafür sein, daß die Heiligen
Gottes von Gott selbst befreit werden. Diese Versicherung bezieht sich
zweifellos auf den Heiligen Geist, der in den Herzen der Gläubigen wirkt.
Phil 1,29-30
Damit der Widerstand für sie nicht überraschend kommt,
erinnert er sie daran, daß ihnen sowohl der Glaube an Christus als auch das
Leiden um seinetwillen (gegeben ist) ( V. 29 ). Das Leiden für Christus ist kein
Zufall und auch keine Strafe Gottes, sondern vielmehr ein Zeichen des
Wohlwollens Gottes. Das griechische Wort echaristhE , "gegeben", ist von einem
Begriff abgeleitet, der soviel wie "Gnade" oder "Gunst" bedeutet. Der Glaube an
Christus und das Leiden um seinetwillen stehen beide unter der Gnade Gottes.
Paulus und seine Leser haben denselben Kampf (V. 30 ).
Daher ermutigt Paulus sie nun, wie sie ihn durch ihre Zuwendung ermutigt haben.
Sie hatten sich erkundigt, wie es ihm in Rom erging, und er sagt es ihnen, damit
auch sie den kommenden Bedrängnissen mutig entgegensehen können.
II. Beispiele für einen christlichen Lebenswandel
( Phil 2,1-30 )
A. Der Sohn Gottes als Vorbild für die Nachfolge
( 2,1-18 )
Dieser Abschnitt bildet die Fortsetzung der Ermahnung, mit
der Paulus in Phil 1,27-30 begonnen hat. Die gesamte Passage ( Phil 1,27-2,18 )
enthält Anweisungen für die Heiligen in Philippi. Dazu gehört die
berühmte kenOsis , die Aussagen über die Selbstentäußerung Christi ( Phil
2,5-11 ), in denen der Sohn Gottes selbst den Gläubigen als Vorbild hingestellt
wird.
1. Erklärung
( 2,1 )
Phil 2,1
In Phil 1,27 schrieb Paulus von einem christlichen Leben in
Einklang mit der Botschaft, auf der es beruht. Diesem Vers folgte der Aufruf zu
geistlicher Einheit. Die Einheit der Christen ist möglich, weil die vier
Bedingungen, von denen im folgenden die Rede ist, in der christlichen
Gemeinschaft Realität sind. Der Konditionalsatz in Phil 2,1 ,im Griechischen ein
Bedingungssatz erster Ordnung, im Deutschen nur durch Inversion gekennzeichnet,
setzt voraus, daß die in ihm genannten Bedingungen wahr sind. Das einleitende
"wenn" im Griechischen läßt sich in diesem Fall auch mit "da ja" übersetzen.
Paulus schreibt hier über Gegebenheiten, nicht über Möglichkeiten. Er geht davon
aus, daß in der christlichen Gemeinde in Philippi ohnehin Ermahnung in Christus,
Trost der Liebe, Gemeinschaft des Geistes und herzliche Liebe und
Barmherzigkeit herrschen.
"Ermahnung" ist die Übersetzung eines griechischen Wortes,
das mit dem Begriff "Tröster" verwandt ist, mit dem Christus den Heiligen Geist
bezeichnete ( Joh 14,16 ). Da jeder Gläubige Anteil an diesem Werk des Geistes
hat, gründet Paulus seinen Appell zur geistlichen Einheit auf dessen tröstendes
und mahnendes Wirken.
Auch den "Trost der Liebe" besitzen alle Christen. Die
Liebe Gottes, die in den Herzen der Menschen wohnt, ermöglicht ihnen ein Leben
in geistlicher Einheit.
Die "Gemeinschaft des Geistes" ist die Folge des dauernden
Innewohnens des Heiligen Geistes in den Gläubigen (vgl. 1Kor 6,19 ). An dieser
Stelle ist damit jedoch wahrscheinlich die Gemeinschaft gemeint, die aus dem
Heiligen Geist kommt, wie die Ermahnung aus Christus und der Trost aus der
Liebe.
Auch die "herzliche Liebe" ( splanchna ; vgl. Phim1,7.20 )
und die "Barmherzigkeit", d. h. die Sorge und Liebe der Gläubigen für die
anderen Glieder der Familie Gottes, in den Christen zu erwecken, ist Aufgabe des
Heiligen Geistes. Ein Christ kann diese Gabe annehmen oder ablehnen, doch das
Wirken des Geistes ist in jedem Fall eine Realität, die die Grundlage für die
geistliche Einheit darstellt.
2. Ermahnungen
( 2,2-4 )
Phil 2,2
Auf der Basis dessen, was er in Vers 1 gesagt hat, ermahnt
Paulus seine Leser nun, ihre Einheit in Christus auch in der Praxis zu beweisen,
um seine Freude an ihnen vollkommen zu machen. Entsprechend den vier in
Vers 1 genannten Aspekten des christlichen Zusammenlebens zeigt er hier vier
Wege auf, wie diese geistliche Einheit Gestalt annimmt. Die Philipper
sollen eines Sinnes sein, die gleiche Liebe haben
und einmütig ( sympsychoi ) und einträchtig zusammenleben.
Phil 2,3-4
Auch die weiteren Ermahnungen des Apostels basieren auf den
in Vers 1 genannten Voraussetzungen. Die Formulierungen, die Paulus in diesem
Zusammenhang benutzt, lassen darauf schließen, daß er hier ein unterschwelliges
Problem innerhalb der Gemeinde in Philippi anspricht. Offensichtlich hing es mit
der Ichbezogenheit einiger Gemeindeglieder zusammen.
"Tut nichts aus Eigennutz" (V. 3 ). Das gleiche Wort
( eritheian ) bezeichnet in Phil 1,17 das Verhalten der Widersacher des
Apostels. Zweifellos zeugt ein solches eigennütziges Verhalten für eine
weltliche, nicht für eine geistliche Gesinnung (vgl. Gal 5,20 ). Eitle Ehre war
wahrscheinlich die Wurzel dieses selbstsüchtigen Strebens.
Den beiden negativen Formulierungen folgt eine positiv
formulierte Ermahnung: "In Demut achte einer den andern höher als sich
selbst." Sie wird mit sondern eingeführt, also ganz klar als Gegensatz
gekennzeichnet. Die Demut vor Gott und den Menschen ist eine Tugend, nach der
jedes Gotteskind streben sollte. In menschlichen Beziehungen Stolz zu zeigen,
deutet dagegen auf einen Mangel an Demut vor Gott. Paulus fordert die Philipper
auf, andere höherzuschätzen als sich selbst (vgl. 1Pet 5,5-6 ). "Das wird viel
dazu beitragen, Meinungsverschiedenheiten zu schlichten" (Homer A. Kent,
Jr., Philippians . In: The Expositor's Bible Commentary , 11,122).
Paulus erklärt seinen Lesern auch, wie sie ihre Demut zum
Ausdruck bringen können ( Phil 2,4 ). Statt sich auf sich selbst zu
konzentrieren, soll jeder Gläubige auf das sehen, was dem andern dient (vgl. Röm
12,10 ). Egozentrismus ist Sünde.
3. Die Erniedrigung Christi
( 2,5-8 )
Das höchste Beispiel für die demütige und selbstlose Sorge
für den Nächsten hat Christus gegeben ( V. 5-8 ). Die folgenden Verse bilden
zusammen mit Vers 9-11 eine der wichtigsten christologischen Aussagen der
Heiligen Schrift.
Phil 2,5
Die Gläubigen werden ermahnt, dieselbe selbstlose Demut zu
zeigen, die Christus in seiner Erniedrigung und Herablassung bewiesen hat. Das
hier mit gesinnt übersetzte Wort ist in Vers 2 mit "eines Sinnes" wiedergegeben.
Phil 2,6-8
Das Wort Gestalt ( morphE ) in Vers 6 und 7 ist zentral für
den ganzen Abschnitt. Es bringt das innere Wesen, die Wirklichkeit dessen zum
Ausdruck, mit dem es assoziiert ist (vgl. Mk 16,12 ). Christus Jesus, sagt
Paulus, ist von seinem Wesen ( morphE ) her wahrer Gott und wurde in der
Inkarnation wahrer Mensch. An dieser Stelle geht es jedoch in erster Linie um
die vollkommene und absolute Gottheit Christi - jenen Anspruch Jesu, der die
Juden in so große Wut versetzt ( Joh 5,18 ) und sie dazu veranlaßt hatte, ihn
der Blasphemie anzuklagen ( Joh 10,33 ).
Obwohl Christus wahrer Gott war ( Joh 1,14; Kol
2,9 ), hielt er es nicht für einen Raub (d. h. für eine "Beute", die er nicht
aus den Händen gab), Gott gleich zu sein . Mit anderen Worten, Christus zögerte
nicht, seine Gottheit beiseite zu setzen, als er Mensch wurde. Als Gott hatte er
alle Rechte Gottes, doch in seiner Inkarnation entäußerte er sich freiwillig
seines Rechtes, sich sichtbar als der Gott aller Herrlichkeit und Ehre zu
manifestieren.
Christi Erniedrigung schloß ein, daß er (sich selbst)
entäußerte ... und ... Knechtsgestalt ( morphE ) annahm und den Menschen gleich
(ward) ( V. 7 ). Christus wurde also wahrer Mensch. "Entäußert" ( kenoO )
bezieht sich auf das Aufgeben seiner persönlichen Vorrechte, nicht auf das
Ablegen seiner Gottheit. "Knechtsgestalt" verweist auf seine niedrige und
demütige Stellung und seine Bereitschaft zum Gehorsam gegenüber dem Vater und
zum Dienst an anderen. "Gleich" bedeutet Ähnlichkeit trotz einer bestehenden
Verschiedenheit. Obwohl Jesus wahrer Mensch war, unterschied er sich doch
insofern von allen anderen Menschen, als er sündlos war ( Hebr 4,15 ).
Christus behielt also auch in seiner Menschheit das Wesen
Gottes. In seiner Inkarnation war er zugleich wahrer Mensch und wahrer Gott. Er
war Gott, der sich im Menschen manifestiert hatte ( Joh 1,14 ).
Manche Exegeten haben fälschlicherweise gelehrt, daß die
Wendung und der Erscheinung nach als Mensch erkannt ( Phil 2,7 ) bedeute, daß
Jesus nur wie ein Mensch aussah . "Erscheinung" wäre jedoch die Übersetzung des
griechischen Begriffs schEmati , das eine äußere Erscheinung bezeichnet, die
vorübergehender Natur sein kann. M orphE (Gestalt, Wesen; V. 6.7 ) dagegen ist
eine äußere Erscheinung, die eine dauernde innere Eigenschaft enthüllt.
Zum Abstieg Christi auf die Erde gehört jedoch nicht nur
seine Geburt - die Inkarnation, in der er der Gott-Mensch wurde -, sondern auch
sein Tod. Er starb einen der grausamsten und schändlichsten Tode der damaligen
Zeit - den Tod am Kreuz ( V. 8 ). Römische Bürger durften überhaupt nicht
gekreuzigt werden, und ansonsten wurde diese Strafe nur über Schwerverbrecher
verhängt.
Es gibt für die Gläubigen kein besseres Beispiel der
Erniedrigung und Selbstlosigkeit als das Verhalten Christi. Mit diesem Beispiel
vor Augen sollte es den Philippern eigentlich gelingen, "eines Sinnes" ( V. 2 )
zu sein und demütig vor Gott und einander zu leben.
4. Die Erhöhung Christi
( 2,9-11 )
Das Subjekt der folgenden Verse ist Gott Vater; in
Vers 6-8 war es Gott Sohn. Aufgrund seines Gehorsams wurde Christus vom Vater
auf den höchsten Ehrenplatz im Himmel erhoben. Damit erhöhte und ehrte Gott den,
den die Menschen verachtet und zurückgewiesen hatten.
Phil 2,9
Die Erhöhung Christi und die Tatsache, daß er den
Namen empfing, der über alle Namen ist , war die Antwort auf sein
hohepriesterliches Gebet ( Joh 17,5 ). Sie vollzog sich in seiner Auferweckung,
Himmelfahrt und Verherrlichung zur Rechten des Vaters ( Apg 2,33; Hebr 1,3 ).
Der "Name" ist nicht nur ein Titel des Heilands; er steht für Christus selbst
und die Würde und Ehre seiner Stellung im Himmel.
Phil 2,10
Angesichts der Erhöhung Christi und seines hohen
Namens sollen (sich) alle Knie in Anbetung beugen . Dieselbe Aussage findet sich
auch im Römerbrief ( Röm 14,11 ). Beide Male knüpft Paulus an die Prophezeiung
Jesajas ( Jes 45,23 ) über die einzigartige Größe des Gottes Abrahams, Isaaks
und Jakobs an. Das Ausmaß der souveränen Autorität Christi zeigt sich in der
Tirade "die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind" . Kein
vernunftbegabtes Wesen im ganzen Universum Gottes - ob Engel oder Heilige im
Himmel, ob die Menschen auf Erden, ob Satan, Dämonen oder die Ungeretteten in
der Hölle - kann sich ihm entziehen. Sie alle werden sich freiwillig oder
gezwungen vor ihm beugen.
Phil 2,11
Das ganze Universum muß bekennen, daß Jesus Christus der
Herr ist . Dieses früheste christliche Glaubensbekenntnis besagt nichts anderes,
als daß Jesus Christus der Gott Jahwe ist. Die ganze Schöpfung wird eingestehen
müssen, daß er tatsächlich das ist, was zu sein er beansprucht - wahrer Gott vom
wahren Gott. Unglücklicherweise wird diese Erkenntnis für viele zu spät kommen,
um ihre Seele noch zu retten. Der erhöhte Platz, den der Retter jetzt innehat,
und die künftige Verneigung aller Geschöpfe in Anerkennung seiner Herrschaft
dient der Ehre Gottes, des Vaters .
5. Weitere Ermahnungen
( 2,12-18 )
In den folgenden Versen kehrt Paulus zu den praktischen
Ermahnungen zurück, mit denen er in Vers 2-4 begonnen hat.
Phil 2,12-13
Das Wörtchen 'also' verbindet die Verse 12-13 mit den
unmittelbar vorangehenden. Christus gehorchte dem Vater und führte seinen Plan
bis zum Tod am Kreuz aus ( V. 8 ). Die philippischen Christen sollen sich nun um
denselben Gehorsam bemühen und Paulus' Anweisungen, in denen er sich auf das
Beispiel Christi stützt, befolgen.
Die folgende Ermahnung ist sehr direkt und deutlich
formuliert, doch ihre Strenge wird gemäßigt durch die Zuneigung des Apostels,
die in der Anrede "meine Lieben" mitschwingt. Dieser liebevolle Ton rief in den
Philippern zweifellos Erinnerungen an den ersten Besuch des Apostels und seines
Mitarbeiters Silvanus wach. Damals hatte er sie zum christlichen Glauben
hingeführt und bekehrt und eine Gemeinde in ihrer Stadt gegründet ( Apg
16,19-40 ). Sie waren seinen Anweisungen rasch und bereitwillig nachgekommen,
als er bei ihnen war. An diese Bereitwilligkeit erinnert der Apostel sie nun und
fordert dann von ihnen den gleichen Gehorsam auch jetzt, da er fern ist. Schon
zuvor hatte er betont, daß seine Abwesenheit ihren christlichen Wandel nicht
beeinträchtigen darf ( Phil 1,27 ).
Die Forderung, die er im Hinblick auf ihre geistliche
Weiterentwicklung und im Blick auf das Vorbild Christi an sie richtet, klingt
hart: "Schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern."
Dieser Satz wird allgemein so ausgelegt, daß es darin um
die persönliche Rettung der Heiligen in Philippi geht. Sie werden aufgefordert
zu "schaffen", d. h. in ihrem alltäglichen Leben in die Tat umzusetzen, was Gott
durch den Geist in ihnen bewirkt hat. Sie sollen ihre Rettung nicht selbst
herbeiführen, sondern die Rettung, die Gott ihnen bereits geschenkt hat, in
ihrem Leben Wirklichkeit werden lassen. Angesichts der Uneinigkeit und des
Hochmuts, die offenbar in Teilen der Gemeinde herrschten, scheint diese Deutung
richtig. Einige Gläubige in Philippi waren anscheinend nichts weniger als
selbstlos und stellten die Bedürfnisse der anderen keineswegs über ihre eigenen
(vgl. Phil 2,3-4 ).
Manche Exegeten verstehen Paulus' Aufforderung aber auch
als Aufruf zu einem wirklichen gemeinsamen Leben der ganzen philippischen
Gemeinde. Die Anhänger dieser These finden einen Anhalt im unmittelbaren Kontext
des Abschnitts, denn Paulus wirft den Philippern hier vor, daß sich jeder nur um
sich selbst kümmere (vgl. V. 4 ). In diesem Fall bezöge sich das "Seligwerden"
auf die Erlösung der gesamten Gemeinde aus ihrer Uneinigkeit, ihrem Stolz und
ihrer Selbstsucht.
Vielleicht ist es am besten, beides in diesem Vers zu sehen
- die Umsetzung der persönlichen Erlösung in die Praxis und die Rettung oder
Befreiung der gesamten Gemeinde aus allem, was sie davon abhielt, den Segen
Gottes in seiner ganzen Fülle zu erfahren.
Das Bemühen um diese Ziele soll "mit Furcht und Zittern",
d. h. in absolutem Vertrauen auf Gott, nicht auf sich selbst, geschehen.
Der einzige Weg zur Erfüllung der Forderung des Apostels
führt über Gott , der die Christen dazu befähigen kann, nach seinem Willen zu
leben ( V. 13 ). Paulus erinnert die philippischen Heiligen daran, daß Gott ja
in ihnen wirkt und ihnen das Wollen und das Vollbringen schenkt, so daß sie ihm
wohlgefällig leben können. Zu einem solchen Lebenswandel sind sowohl die
göttliche Befähigung als auch die menschliche Verantwortung nötig. Die Gläubigen
sind Partner Gottes, sie arbeiten mit ihm zusammen. Das Verb wirkt ( V. 13 ) ist
gleichbedeutend mit "Kraft geben" oder "befähigen". Gott macht die Seinen bereit
und willig dazu, sein Werk zu vollbringen.
Phil 2,14-16
Wie es gelingen kann, im christlichen Alltag "nach seinem
Wohlgefallen" (V. 13 ) zu leben, wird in den folgenden Versen im Detail
erläutert.
Alles (das Wort steht im Griechischen an betonter
Satzposition), was ein Gläubiger tut, soll ohne Murren und ohne
Zweifel geschehen (das Präsens der Verbform deutet darauf hin, daß dies immer so
sein soll; V. 14 ). "Murren" ist die Übersetzung eines Wortes für eine negative
Grundhaltung, die sich in dauerndem Nörgeln äußert. Vielleicht dachte der
Apostel dabei an das Verhalten der Israeliten in der Wüste, die sich so oft vor
Mose und auch vor Gott beklagten (vgl. 1Kor 10,10 ). In dem griechischen
Begriff, der hier mit "Zweifel" übersetzt ist, schwingt die Vorstellung einer
Auseinandersetzung vor Gericht mit; er bezieht sich also zumindest zum Teil auch
auf die vielen Rechtsstreitigkeiten, in die die frühen Christen verwickelt waren
(vgl. 1Kor 6,1-11 ).
Wie entscheidend das Verhalten, das Paulus hier fordert,
ist, wird in Phil 2,15 - 16 weiter ausgeführt. Bevor das Zeugnis für Christus in
der Stadt, in der sie leben, irgend etwas bewirken kann, müssen die Philipper
zuerst in ihrer eigenen Gemeinde einiges in Ordnung bringen.
Offensichtlich beklagten sich die Gläubigen in Philippi
(vor Gott und untereinander) und stritten auch miteinander. Daher waren sie
keineswegs ohne Tadel unter den Nichtwiedergeborenen und erhellten ihre Umgebung
nicht als Lichter in der Welt ( Phil 2,15 ). Die Gemeinde in Philippi mußte sich
- innerlich und vor der Welt - als einig und eins in Christus erweisen. Der
Hader und Streit der Heiligen war nicht dazu angetan, die Botschaft von Christus
für Außenstehende attraktiv zu machen.
"Ohne Tadel" ( amemptoi ; V. 15 ) heißt "über jeden Vorwurf
erhaben". Damit ist keine sündlose Vollkommenheit gemeint. Paulus denkt dabei
vielmehr an das gemeinschaftliche Zeugnis der Gemeinde Christi. Alle Gläubigen
sind aufgerufen, die Rettung, die Gott in ihnen bewirkt hat, in ihrem Leben
sichtbar werden zu lassen und auf diese Weise in ihrer geistlichen Entwicklung
Fortschritte zu machen. Sie sollen so leben, daß die, die nicht zu Christus
gehören, keinen Fehl an ihnen finden können. Das Wort lauter ( akeraioi ) wurde
im Griechischen für unverwässerten Wein oder reines Metall benutzt. Auch Jesus
verwendete es, als er die Zwölf aufforderte, "ohne Falsch wie die Tauben" zu
sein ( Mt 10,16 ). Die griechischen Vokabeln für "ohne Tadel" und "lauter" an
dieser Stelle ( Phil 2,15 ) unterscheiden sich von den in Phil 1,10 mit "lauter"
und "unanstößig" übersetzten Begriffen (vgl. den Kommentar zu Phil 1,10 ).
Die Philipper leben unter einem verdorbenen und verkehrten
Geschlecht ( Phil 2,15 ). Wieder hat es den Anschein, als denke Paulus hier an
die ungläubigen Israeliten, denn Mose hatte ähnliche Worte benutzt, als er vom
Abfall Israels sprach (vgl. 5Mo 32,5 ). Petrus ("verkehrtes Geschlecht"; Apg
2,40 ) und Christus ("o du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht"; Mt 17,17 )
hatten ebenfalls auf diese Terminologie zurückgegriffen.
Auch die heutige Welt ist gewissenlos und verkehrt. Die
meisten Menschen haben sich von Christus und der Wahrheit abgewandt. In dieser
Welt nun sollen die Kinder (Gottes) "als Lichter scheinen" ( Phil 2,15; vgl. Mt
5,14-16 ) und "ohne Tadel" leben.
Ein Kind Gottes gehört der Familie Gottes an, während die
Nichtwiedergeborenen von Gott getrennt sind und ihm feindselig gegenüberstehen.
Gottes souveräner Heilsplan sieht jedoch vor, diese Feinde durch das Wort
Gottes, das die Seinen verkündigen, durch das erneuernde Werk des Geistes zu
Freunden zu machen.
Die griechische Verbform epechontes , festhaltet ( V. 16 ),
bildet die Basis dafür, daß Paulus sich, wenn die Philipper dem Wort des
Lebens treu bleiben, an dem Tage Christi ihrer rühmen kann, daß er nicht
vergeblich ... gearbeitet habe . Der "Tag Christi" bezieht sich auf die
Entrückung der Gläubigen, wenn der Herr zurückkehrt und die Seinen ihm in den
Wolken entgegengehen werden ( 1Thes 4,13-18 ). Dieses Rühmen ist nicht etwa
Ausdruck eines selbstsüchtigen Ehrgeizes von Paulus; es geht ihm dabei
ausschließlich um die Ehre Gottes.
Phil 2,17-18
Dem Wunsch des Apostels, daß er sich bei der Rückkehr
Christi über das bei den Philippern Erreichte freuen kann und nicht vergeblich
für sie gearbeitet hat, folgt eine Aussage über seine Freude inmitten allen
Leides. Paulus weiß, daß ihm der Märtyrertod mit hoher Wahrscheinlichkeit
bevorsteht.
Er sieht sich selbst als Opfer , das um des Glaubens der
Philipper willen geopfert wird ( V. 17 ). Doch statt sich Sorgen zu machen,
freut er sich. "Geopfert" ist die Übersetzung des griechischen
Begriffs spendomai , der das Ausgießen eines Trankopfers für Gott bezeichnet.
Paulus hält die Möglichkeit, daß er freigelassen wird, also nicht mehr für so
groß wie noch kurz zuvor (vgl. Phil 1,24-26 ). Er rechnet nun mit dem Tod.
Später, als sein Tod tatsächlich nahe bevorsteht, benutzt er nochmals nahezu
dieselben Worte ( 2Tim 4,6 ).
Das Opfer und der Gottesdienst (das ist möglicherweise als
"Opfergottesdienst" zu verstehen) der Philipper sind Werke ihres Glaubens.
In Röm 12,1 benutzt Paulus das gleiche Wort für Opfer ( thysia ). Dort geben die
Gläubigen als Priester Gottes ihren Leib als Opfer hin. Der Ausdruck
"Gottesdienst" ( leitourgia ; vgl. Hebr 9,21; vgl. auch die Auslegung zu Phil
2,25.30 ) macht deutlich, daß das, was die Philipper für Gott tun, ein
gottesdienstlicher Vorgang ist. Ihr Glaube und ihr Gottesdienst erfreuen das
Herz des Apostels, obwohl sein Einsatz für das Wort Gottes bei ihnen mit dazu
beigetragen hat, daß er nun den Tod vor Augen hat.
Paulus möchte, daß seine Freunde in Philippi dieselbe
Freude haben wie er ( Phil 2,18 ), daß sie sich darüber und mit ihm freuen .
B. Die Diener Gottes als Vorbilder für die Nachfolge
( 2,19-30 )
In Kapitel 2 hat Paulus zunächst die Tatsache erörtert, daß
die Gläubigen Christus, der sich selbst erniedrigte und gehorsam bis in den Tod
war, nachfolgen sollen (V. 1-18 ). Hier ( V. 19-30 ) weist er nun darauf hin,
daß auch die erwählten Knechte Gottes den anderen Gläubigen als Vorbild dienen
können.
1. Timotheus und Paulus
( 2,19-24 )
Paulus' Inhaftierung hat es ihm, wie er bereits erwähnte
(V. 12 ), unmöglich gemacht, die Heiligen in Philippi persönlich aufzusuchen.
Seine tiefe und dauernde Sorge um das geistliche Wohlergehen seiner Freunde
veranlaßte ihn daher, Timotheus zu ihnen zu schicken, der ihnen statt seiner
dienen sollte. Timotheus hielt sich damals in der Nähe des Apostels auf ( Phil
1,1 ), war aber offenbar nicht gefangen. Der Brief an die Philipper wurde durch
Epaphroditus überbracht, dem Timotheus später folgen wollte.
Phil 2,19
Paulus' Sorge, die sich daran zeigt, daß er Timotheus
eigens nach Philippi entsandte, ist vorbildhaft für die Philipper und alle
anderen Gläubigen. Der Apostel hat ihnen nicht nur das Evangelium verkündigt und
sie zu Christus geführt, er will auch sichergehen, daß ihre geistliche
Entwicklung fortschreitet, und begleitet ihren Werdegang mit nie ermüdender
Anteilnahme.
Im ungewissen über seine Zukunft schickt der Apostel seinem
Wunsch die Worte "ich hoffe aber in dem Herrn Jesus" voraus. Das ist eine
ungewöhnliche Art und Weise, von Timotheus' Reiseplänen zu sprechen. Paulus ist
sich offenbar nur allzu bewußt, daß seine Freilassung bzw. sein Tod jederzeit
möglich sind.
Er läßt keinen Zweifel, warum er Timotheus nach Philippi
schickt: "damit ich auch erquickt werde" . Sein Brief und Timotheus' Besuch
würden die Gläubigen in Philippi mit Sicherheit ermutigen. Doch umgekehrt
erhofft sich der Apostel auch Stärkung von den guten Nachrichten über die
Gemeinde, die Timotheus bei seiner Rückkehr mitbringen wird.
Der zweite vorbildhafte Zug im Handeln des Apostels, der an
der Entsendung des Timotheus deutlich wird, ist seine Selbstlosigkeit. Timotheus
war einer seiner engsten Mitarbeiter und stand ihm sehr nahe. Wenn er ihn je in
seiner Nähe brauchte, so jetzt, während er in Rom unter Hausarrest stand. Und
doch war er bereit, zum Besten anderer auf den unentbehrlichen Gefährten zu
verzichten.
Phil 2,20
Timotheus selbst, Paulus' "Sohn im Glauben", fühlte sich
den Philippern eng verbunden und zeigte große Anteilnahme an ihrem Schicksal.
Paulus sagt, daß er in Rom niemand habe, der so ganz seines
Sinnes ( isopsychon ; vgl. "eines Sinnes", sympsychoi , in Phil 2,2 ) ist, der
so herzlich für sie sorgen wird . Auch Timotheus war also ein Beispiel für jene
Selbstlosigkeit, der die Sorge für andere mehr bedeutet als das eigene Wohl
(vgl. Phil 2,3-4 ). Dieses selbstlose Interesse soll sich auch die Gemeinde in
Philippi zu eigen machen.
Phil 2,21
Dieser Vers scheint eine relativ pauschale Verurteilung zu
enthalten. Denkt Paulus hier an alle Menschen, die er jemals gekannt hat? Oder
nur an die, die in Rom um ihn sind und von denen keiner Timotheus das Wasser
reichen kann? Oder meint er, daß alle anderen, die er mit dem Auftrag betrauen
wollte, stärker an das Ihre dachten als an die Sache Christi? Die zweite
Auslegung scheint vom Kontext her am plausibelsten. Timotheus war offensichtlich
ein seltenes Juwel inmitten eines Kreises von Egoisten (vgl. Phil 1,15.17 ).
Phil 2,22
Die Philipper kannten Timotheus und wußten daher, daß das,
was der Apostel hier über ihn sagt, stimmte. Von Anfang an, als er mit Paulus in
Philippi arbeitete, erwies er sich als treu (vgl. Apg 16 ) und war seit der
zweiten Missionsreise ein enger Mitarbeiter des Apostels. Er ist in dieser Zeit
oft geprüft worden und hat sich bewährt . Paulus bezeichnet sich selbst als
Timotheus' geistlichen Vater , und Timotheus arbeitet mit ihm als sein Kind .
Gemeinsam dienten sie dem Herrn als Knechte für das Evangelium .
Timotheus war im Umkreis des Paulus eindeutig ohne
seinesgleichen. Sein ganzes Leben kann jedem Kind Gottes als Vorbild dienen. Das
Gewissen der philippischen Christen, denen alle seine Vorzüge fehlten, muß sich
geregt haben, als sie Paulus' Brief lasen - genauso wie es einem Christen von
heute schlagen kann, wenn er sich mit Timotheus vergleicht.
Phil 2,23-24
Nach dieser innigen Empfehlung seines treuen Mitarbeiters
wiederholt Paulus nochmals seine Absicht, Timotheus nach Philippi zu entsenden
(V. 23 ). Sobald er einen Anhaltspunkt hat, welchen Verlauf sein eigenes
Schicksal nimmt, will er ihn schicken. Offensichtlich wartete Paulus auf eine in
kürzester Zeit bevorstehende Entscheidung seines Falles vor Gericht.
Vers 24 scheint wieder eher darauf hinzudeuten, daß er mit
seiner Freilassung rechnet. Bezeichnenderweise ruht seine Hoffnung in dem
Herrn (vgl. "in dem Herrn Jesus"; V. 19 ), was man hier auch mit "wenn der Herr
will" wiedergeben könnte.
Obwohl im Neuen Testament nichts von einer Freilassung des
Apostels berichtet wird, muß sie zwischenzeitlich erfolgt sein, denn als er
seinen letzten Brief, den 2. Timotheusbrief, schrieb, saß er erneut in Rom im
Gefängnis. Es ist zwar nirgends von einem nochmaligen Besuch bei der Gemeinde in
Philippi die Rede, doch es wäre durchaus denkbar, daß Paulus nach seiner
Freilassung noch einmal dorthin zurückkehrte.
2. Epaphroditus und Paulus
( 2,25-30 )
Wir wissen nicht, ob Epaphroditus sich zur Zeit der
Abfassung des Philipperbriefs noch mit Paulus in Rom aufhielt oder ob er bereits
auf dem Rückweg nach Philippi war. Nach der Tradition gilt er eigentlich als der
Überbringer des Briefes. Er wird außer an dieser Stelle nur noch in Phil
4,18 erwähnt.
Phil 2,25
Da die Gemeinde Epaphroditus gesandt hatte, um Paulus ihre
"Gaben" (finanzielle Unterstützung; Phil 4,18 ) zu überbringen und
herauszufinden, wie es um ihn stand, erwartete sie wahrscheinlich, daß er auf
unbestimmte Zeit bei dem gefangenen Apostel blieb und ihm beistand. Doch Paulus
entschloß sich, ihn zurückzuschicken. Dabei lag ihm viel daran, den Philippern
seine Hochachtung für ihren Abgesandten deutlich zu machen. Nicht umsonst nennt
er ihn seinen Bruder ... Mitarbeiter ... und Mitstreiter , der sich als Helfer
in der Not bewährt hat. Er teilte das geistliche Leben, die Mühen und Gefahren
des Apostels und übernahm bereitwillig die Rolle eines dienenden Mitarbeiters,
der Paulus zur Hand ging. Sein Leben hat damit Vorbildcharakter für jeden
Gläubigen. Dieser Mann, dessen Name "bezaubernd" bedeutet, diente dem Herrn,
indem er anderen diente. Das Wort "Helfer" ist die Übersetzung des griechischen
Begriffs leitourgon ("als Priester dienen"), der mit dem Substantiv
"Gottesdienst" ( leitourgia ) in Vers 17 (vgl. V. 30 ) verwandt ist.
Epaphroditus' Amt war für Paulus ein priesterlicher Dienst (vgl. Phil 4,18 ).
Phil 2,26-27
Epaphroditus war tief bekümmert , weil er wußte, daß seine
Freunde in Philippi von seiner Erkrankung gehört hatten und sich nun um ihn
sorgten. Er sehnte sich ebensosehr nach ihnen wie Paulus selbst ( Phil 1,8 ).
Ja, der Kummer, den er empfand, war so groß, daß er der Todesangst Christi in
Gethsemane glich ( Mt 26,37; Mk 14,33 ).
Es muß sich tatsächlich um eine sehr schwere Krankheit
gehandelt haben, denn Paulus sagt, daß er todkrank war ( Phil 2,27.30 ). Wir
haben allerdings keinerlei Hinweis, daß der Apostel ihn heilte oder es überhaupt
versuchte, und es gibt auch keinen Anhaltspunkt für die These, daß Epaphroditus
erkrankte, weil er sich Gott widersetzt hatte.
Paulus lobt Gott für die Gnade, die er Epaphroditus erwies,
indem er ihn wiederherstellte und damit auch Paulus eine Traurigkeit ersparte.
Dafür war der Apostel dankbar, denn er hatte bereits in Zusammenhang mit seiner
Haft viel erdulden müssen. Paulus liebte Epaphroditus und brauchte ihn; sein Tod
hätte ihm zusätzlichen tiefen Kummer bereitet.
Phil 2,28-30
Paulus war in der Tat völlig selbstlos. Er hatte allein das
Wohl der philippischen Christen und das des Epaphroditus im Sinn. Die Philipper
waren traurig, weil der Bote, den sie Paulus gesandt hatten, krank geworden war
und dem Apostel nicht das sein konnte, was sie sich von seinem Dienst erhofft
hatten. Da Paulus das wußte, schickte er ihnen ihren Boten wieder zurück - und
das umso eiliger , als er wollte, daß sie wieder fröhlich waren und damit auch
er selbst weniger Traurigkeit hätte.
Die Philipper sollen jedoch keinesfalls schlecht von
Epaphroditus denken, wenn er nun wieder nach Hause kam. Sie sollen nicht
glauben, daß er versagt habe, als Paulus ihn am nötigsten brauchte, sondern
ihren Glaubensbruder in dem Herrn aufnehmen und in Ehren halten.
Dieser Wunsch des Apostels ist ein Beispiel dafür, wie
Christen sich Menschen gegenüber verhalten sollen, die in Gefahr sind,
mißverstanden zu werden. Sie sollen stets die wahre christliche Liebe, eine
Frucht des Geistes ( Gal 5,22 ), an den Tag legen, die für den anderen Partei
ergreift und über seine Fehler hinwegsieht ( 1Kor 13,7 ).
Paulus erklärt seinen Lesern auch ( Phil 2,30 ), warum sie
Epaphroditus aufnehmen sollen. Er war so krank, daß er dem Tode nahegekommen
ist , und zwar als er Christus diente. Wenn er gestorben wäre, wäre er für
Christus gestorben.
Die philippischen Christen konnten nicht nach Rom kommen,
um dem Apostel zu helfen. Epaphroditus aber hat sein Leben nicht geschont , um
zu tun, was ihnen verwehrt war. Indem er den Philippern und Paulus diente,
diente er Christus. (Das griechische Wort für "dienen" an dieser Stelle
ist leitourgias , "priesterlicher Dienst"; vgl. V. 17.25 .) Wenn Christen
Christus dienen, dienen sie damit auch anderen. Daran erinnert der Apostel seine
Leser, damit sie Epaphroditus so aufnehmen, wie er es verdient.
III. Aufforderung zu einem christlichen Lebenswandel
( 3,1-21 )
In Kapitel 1 forderte Paulus die Heiligen in Philippi zu
einem christlichen Lebenswandel auf. In Kapitel 2 stellte er Timotheus,
Epaphroditus und sich selbst als Vorbilder für ein solches Gott wohlgefälliges
Leben hin. In Kapitel drei nun ergänzt er diese Ermahnungen noch um die Aspekte,
die es den Philippern erleichtern, sie ganz in die Praxis umzusetzen.
A. Warnung vor dem Rückfall in die Gesetzlichkeit
( 3,1-14 )
1. Ermahnung
( 3,1 )
Phil 3,1
Bevor er auf die große Gefahr eingeht, in die ein Mensch
gerät, wenner sich auf das Fleisch verläßt, fordert Paulus die Philipper
nochmals auf, sich zu freuen. Das Wort "weiter" bildet die Überleitung zu einem
neuen Thema und ist zugleich ein erster Hinweis, daß der Apostel nun bald zum
Schluß seines Briefes kommen wird. Das Wort taucht nochmals in Phil 4,8 auf,
weshalb manche Exegeten Kapitel 3 auch als einen Exkurs vom eigentlichen Thema
des Briefes sehen.
Paulus fordert die Gläubigen auf, sich in dem Herrn zu
freuen . Das Wort "freuen" taucht auffallend oft im Philipperbrief auf ( Phil
1,18 [zweimal]; Phil 2,17-18 [zweimal]; Phil 3,1;4,4 [zweimal].10). Man könnte
daraus schließen, daß die Philipper diesen Aufruf zur Freude besonders nötig
hatten. Die meisten Gotteskinder brauchen diese Aufforderung immer wieder, weil
sie sich leicht von den Umständen entmutigen lassen. Doch wenn sie ihre
Aufmerksamkeit auf den Herrn richten und sich freuen, fassen sie neuen Mut.
Bemerkenswert ist an dieser Stelle vor allem, daß ein
Gefangener der Römer Leute, die in Freiheit sind, beschwört, sich in ihrem
Heiland zu freuen. Normalerweise hätte es gerade umgekehrt sein müssen. Doch
Paulus hatte gelernt, was jedes Kind Gottes in seinem Leben lernen muß: im Herrn
ist Freude, auch wenn die äußeren Umstände keinerlei Anlaß dazu geben.
Ein wichtiger Teil des Lernens ist die Wiederholung. Paulus
hatte den Philippern mündlich oder auch schriftlich (möglicherweise in Phil
1,27-30 ) schon einmal das gleiche gesagt. Doch er verteidigt sich nicht dafür,
daß er ihnen immer dasselbe schreibt. Es verdrießt ihn nicht , etwas Wichtiges
wieder und wieder zu sagen, er fühlt sich vielmehr um ihretwillen dazu
verpflichtet, denn diese beständige Ermahnung muß sie umso gewisser machen.
2. Das schlechte Beispiel
( 3,2-3 )
Eine ganz bestimmte Gruppe machte sich zu Lebzeiten des
Paulus in besonderer Weise der Sünde schuldig, ihr Vertrauen auf das Fleisch zu
setzen: die Judaisten. Sie waren eine dauernde Bedrohung für Paulus und die von
ihm Bekehrten. In einem mißgeleiteten Verständnis des Evangeliums fügten sie dem
Glauben an Christus die Werke des Gesetzes hinzu, die zu halten ihrer Ansicht
nach sowohl für die Rettung als auch für einen christlichen Lebenswandel
notwendig war. Das alttestamentliche Ritual der Beschneidung lag ihnen dabei
besonders am Herzen: sie beharrten darauf, daß es heilsnotwendig sei. Der Glaube
an Christus sollte dabei nicht aufgegeben werden, wurde aber mit dem Gedanken
der Werkgerechtigkeit vermengt. Paulus bezeichnet sie deshalb an anderer Stelle
als "betrügerische Arbeiter" ( 2Kor 11,13 ).
Phil 3,2
Hier beschimpft er sie sogar als Hunde und böswillige
Arbeiter , die die Zerschneidung fordern. Was sie tun, scheint ihm gefährlich
und nicht dem Willen Gottes zu entsprechen. Daher gebietet er den Heiligen,
diesen Leuten auf keinen Fall zu folgen, sondern sich vor ihnen in acht zu
nehmen.
In manchen jüdischen Gruppierungen war es üblich, von den
Heiden als von "Hunden" zu sprechen, denn Hunde galten damals als unrein. Paulus
verwendet diesen Terminus hier für die Judenchristen, die das Evangelium
verstümmeln, indem sie darauf beharren, daß die Verstümmelung des Fleisches
notwendig sei, um eine richtige Beziehung zu Gott herzustellen. Sie handeln
böse, wenn ihre Absichten vielleicht auch gut sind.
Phil 3,3
Das alttestamentliche Ritual der Beschneidung war nicht nur
ein Zeichen für die Bundesbeziehung zu Gott, sondern gleichzeitig Ausdruck einer
geistlichen Beschneidung, der Beschneidung des Herzens (vgl. 5Mo 30,6 ). In
seinen Briefen an die Heiden macht Paulus stets klar, daß sie und er die wahre
Beschneidung sind, und zwar deshalb, weil sie sich nicht auf das Fleisch
verlassen, sondern im Geist Gottes dienen und sich Christi Jesu
rühmen ( kauchOmenoi , "rühmen" oder "erhöhen"; vgl. Phil 1,26;2,16; 2Kor
10,17 ).
Statt sich wie die Judaisten und Juden menschlicher Werke
zu rühmen, soll sich ein Knecht Gottes allein Christi Jesu rühmen.
3. Das gute Beispiel
( 3,4-14 )
Diese Verse enthalten einige interessante autobiographische
Hinweise auf das Leben des Paulus. Auf den ersten Blick hat es den Anschein, als
ob der Apostel hier prahlt. Bei näherem Hinsehen stellt man jedoch fest, daß er
gerade das zu vermeiden sucht, ja sogar davor warnt. Es gab eine Zeit, in der
auch Paulus sich auf das Fleisch verließ. Doch das ist vorbei. Um hervorzuheben,
wie stolz er früher auf seine Werke war, rollt der Apostel seine Vergangenheit
vor den Philippern auf. Danach beschreibt er ihnen sein einschneidendes
Bekehrungserlebnis auf der Straße nach Damaskus.
Phil 3,4-6
Man kann nicht oft genug darauf hinweisen, daß Paulus sich
nicht im allergeringsten auf sein Fleisch verließ. Wenn jemand dieser Versuchung
des Teufels Herr geworden war, dann er. In den folgenden Versen zählt er den
Philippern all die Dinge auf, auf die er sich verlassen könnte, wenn er wollte.
Bevor er Christus begegnete, hatte er tatsächlich großen Wert darauf gelegt.
Hinter dem "Prahlen" des Apostels steht die Absicht, seinen Lesern zu zeigen,
daß er weit mehr "fleischliche" Gründe hätte, sich zu rühmen, als jeder einzelne
der Judaisten, die versuchen, die Philipper vom rechten Weg abzubringen.
Die Wendung "ein anderer" (V. 4 ) bezieht sich auf alle,
die ihr Vertrauen in das Fleisch setzen. Paulus erweckt hier den Anschein, als
fordere er die Judaisten auf, ihre Trümpfe auf den Tisch zu legen. Seine
Schlußfolgerung, bevor er weiter ins Detail geht, lautet, daß - ganz gleich, was
seine Widersacher, die Judaisten, anführen mögen - er sie bei weitem übertrifft
(vgl. Gal 1,14 ).
Die sieben Punkte, die er daraufhin in den
Versen 5 und 6 aufzählt, sind ein Beispiel für all das, was er einst im Fleisch
besaß, was ihm jedoch später in Hinsicht auf Christus - als "Schaden" galt. Das
sind zunächst einmal die Privilegien, die er von Geburt besitzt: Er ist
beschnitten, er kommt aus dem Volk Israel, vom Stamm Benjamin, und er ist ein
Hebräer unter Hebräern. Dann folgen die Privilegien, für die er sich selbst
entschied: Er ist nach dem Gesetz ein Pharisäer, nach dem Eifer ein Verfolger
der Gemeinde, und er hat nach der Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert ,
untadelig gelebt.
Wahrscheinlich nennt Paulus die Beschneidung an erster
Stelle, weil sie für die Judaisten von so großer Bedeutung war. Mit dem Hinweis,
daß er am achten Tag beschnitten wurde, hebt er besonders die Tatsache hervor,
daß er wirklich von Geburt her Jude ist, nicht etwa Proselyt oder Ismaelit, denn
die Proselyten wurden später, zum Zeitpunkt ihrer Bekehrung zum Judentum,
beschnitten, und die Ismaeliten erst im Alter von 13 Jahren (vgl. 1Mo
17,25-26 ).
Paulus stammt also aus dem Volk Israel . Seine Eltern waren
beide Juden, im Gegensatz zu denen mancher Judaisten. Er kann seinen Stammbaum
bis auf Abraham zurückverfolgen und ist somit ein wahres Mitglied des
Bundesvolkes (vgl. 2Kor 11,22 ).
Außerdem ist er vom Stamm Benjamin , von dem Israels erster
König abstammte ( 1Sam 9,1-2 ) und der daher einen Ehrenplatz unter den Stämmen
Israels einnimmt. Auch nachdem das Königreich zerfallen war, blieb der Stamm
Benjamin dem Haus Davids treu.
Das Hebräische ist Paulus' Muttersprache. Im Gegensatz zu
manchen anderen Israeliten hat er keine griechischen Angewohnheiten übernommen.
Die Sprache und Bräuche des Gottesvolkes sind ihm vertraut. Er ist ein Hebräer
von Hebräern , d. h. ein hebräischer Sohn hebräischer Eltern.
In Hinsicht auf das Gesetz ist Paulus ein Pharisäer , ein
Angehöriger einer der strengsten Sekten seines Volkes. Die Pharisäer befolgten
außer den Geboten des mosaischen Gesetzes noch Vorschriften, die sie selbst
aufgestellthatten und die damals als dem Gesetz gleichwertig verstanden wurden.
Wer konnte sich größeren Eifers für die jüdische Religion
rühmen als jemand, der die Gemeinde verfolgte? Dem rücksichtslosen Fanatismus,
den Paulus vor seiner Bekehrung zum Christentum zeigte ( Apg 9,1-2 ), kann kein
Judaist gleichkommen.
Auch was die Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert ,
angeht, hat der Apostel sich hervorgetan. In seinen eigenen Augen war
er untadelig ( amemptos ; das gleiche Wort findet sich in Phil 2,15 ,wo es mit
"ohne Tadel" übersetzt ist).
Phil 3,7-9
Jeder der Judaisten, die die Heiligen in Philippi
bedrängten, wäre stolz gewesen, seinen Verdiensten die Dinge, die Paulus hier
aufzählt, hinzuzählen zu dürfen. Aus menschlicher Sicht sind all das durchaus
Gründe für ein solides religiöses Selbstbewußtsein. Doch der
Apostel erachtet all das, was er in den Versen 5 und 6 nennt, um Christi willen
für Schaden (V. 7 ).
"Erachten" bedeutet "überdenken" oder "nachdenken über".
Nach sorgfältiger Überlegung hält Paulus also all das, dessen er sich in den
Augen der Judaisten rühmen könnte, für etwas Negatives. Diese Überzeugung
drängte sich ihm zu einem Zeitpunkt in seiner Vergangenheit auf, und er vertritt
sie noch jetzt, wie der Gebrauch des griechischen Perfekts anzeigt. Zweifellos
sieht er die sein ganzes Leben verändernde Erfahrung auf der Straße nach
Damaskus als jenen Wendepunkt an, an dem er vom Vertrauen auf das Fleisch zum
Vertrauen allein auf Christus fand.
Eine härter formulierte Ablehnung allen menschlichen
Bemühens um das Wohlgefallen Gottes als die, der Paulus hier Ausdruck gibt
(V. 8 ), läßt sich kaum denken. Die vier griechischen Partikel ( alla menoun ge
kai ), die Luther mit "es noch alles" übersetzt, bilden die Einleitung zu der
schroffen Aussage von Vers 8 . Paulus erachtet nicht nur die Dinge, die er oben
aufgezählt hat (V. 5-6 ), für Schaden , sondern schlechthin alles (V. 8 ), denn
im Austausch für das Vertrauen auf das Fleisch erhielt er die überschwengliche
Erkenntnis Christi Jesu , seines nunmehrigen Herrn.
Sein früherer Gewinn ( kerdE ; V. 7 ) ist ihm
nun Dreck (das kann "Speisereste" oder "Kot" bedeuten), wenn er dafür Christus
gewinnen ( kerdEsO ) kann. Nichts anderes hat mehr Bedeutung für ihn. Christus,
den Heiland und Herrn, zu besitzen, übersteigt alle Privilegien, die er als Jude
jemals sein eigen nannte.
Wer "Christus gewinnt" (V. 8 ), ist in ihm : Christus ist
in den Gläubigen, und sie sind in ihm. Paulus möchte, daß diese Wahrheit in
seinem Leben zum Ausdruck kommt. Da er in Christus ist, klammert er sich nicht
an eine Gerechtigkeit , die auf seinen eigenen Werken, dem Halten des Gesetzes,
beruht. Denn eine solche Gerechtigkeit ist vor Gott gar keine Gerechtigkeit,
sondern "wie ein beflecktes Kleid" ( Jes 64,5 ). Die Gerechtigkeit dagegen, die
wahrhaft rettet und in der Paulus ruht, ist die, die durch ( dia ) den Glauben
an Christus kommt , denn sie ist die einzige, die von Gott dem Glauben
zugerechnet wird . Wenn ein Sünder im Glauben auf das Werk, das der Geist in
seinem Herzen vollbringt, antwortet, hat er die Gerechtigkeit Christi angezogen
( Röm 3,24-26 ) und gehört damit zu den "Geliebten" ( Eph 1,6 ). So gekleidet
steht er in Vollendung vor Christus.
Phil 3,10-11
Diese Verse enthalten ein offenes und ehrliches Bekenntnis
vor den Philippern. Als seinen Heiland kennt Paulus Christus bereits. Doch als
seinen Herrn möchte er ihn noch näher kennenlernen. Erkennen (V. 10 ) bedeutet
soviel wie "durch Erfahrung wissen" ( gnOnai ). In Vers 8 wird das Substantiv
( gnOseOs ) verwendet. Die "überschwengliche Erkenntnis Christi Jesu" (V. 8 )
wird hier also genauer erläutert. So möchte Paulus Christus kennen. Was er sich
sonst noch für sein christliches Leben wünscht, folgt darauf.
Er will die Kraft seiner Auferstehung am eigenen Leib
erfahren. Die Kraft,die Christus von den Toten auferweckte, wirkt jetzt im Leben
der Gläubigen, weil sie "mit Christus auferstanden" sind ( Kol 3,1 ). "Kraft"
( dynamis ; vgl. Apg 1,8; Röm 1,16 ) ist die Fähigkeit, Widerstand zu
überwinden. Indem er ihnen seine eigenen Ziele und sein eigenes Streben
schildert, gibt Paulus den Philippern ein Vorbild, dem sie folgen können. Dieses
Beispiel ist natürlich ein völlig anderes als das der Judaisten, das zu
beherzigen sie sich hüten sollen.
Darüber hinaus sehnt Paulus sich danach, selbst an den
Leiden Christi teilzunehmen und so seinem Tode gleichgestaltet zu werden ( Phil
3,10 ). Damit meint er nicht die stellvertretenden Leiden Christi am Kreuz - daß
er an ihnen nicht teilhaben kann, weiß der Apostel. Doch er möchte, da er zu den
Seinen gehört, mit Christus für die Gerechtigkeit leiden (vgl. Phil 1,29 ).
Durch Hananias hatte Gott Paulus mitgeteilt, daß ihm als Knecht Christi genau
das bevorstand ( Apg 9,16 ). Er mußte denn auch tatsächlich für Christus leiden,
weil er so freimütig die Wahrheit verkündigte (vgl. Röm 8,36; 2Kor 4,10 ).
"Ihm gleichgestaltet werden" ist die Übersetzung des
griechischen Begriffs symmorphizomenos , "einer Sache innerlich gleichwerden"
(vgl. Phil 3,21 ) - in diesem Falle dem Tod Christi. Wie Christus für die Sünde
starb, so ist ein Christ der Sünde gestorben ( Röm 6,2.6-7; Kol 3,3 ). Er soll
die Tatsache, daß er von seinem früheren sündigen Leben losgelöst ist, dadurch
nach außen deutlich machen, daß er sich auch im Alltagsleben von der Sünde
fernhält ( Röm 6,1-4.11-14 ) und durch die Kraft der Auferstehung Christi ein
neues Leben lebt ( Röm 6,4 ).
"Auferstehung" ( Phil 3,11 ) ist die Übersetzung des
griechischen Begriffs exanastasin , ein Wort, das sonst an keiner Stelle im
Neuen Testament vorkommt. Es bedeutet die Auferweckung einiger Toter aus dem
großen Heer der Verstorbenen (wörtlich "Aus-Auferweckung"). Doch warum sagt
Paulus, er wolle zur Auferstehung von den Toten gelangen? Zweifelte er etwa
daran, daß er auferstehen würde? Das ist kaum anzunehmen. Vielleicht bezieht er
sich hier auf die Entrückung der Gläubigen und gibt damit seiner Hoffnung
Ausdruck, daß der Herr noch zu seinen Lebzeiten zurückkehren wird.
Phil 3,12-14
Obwohl Paulus in den Augen der Heiligen in Philippi ein
"geistlicher Riese" ist, möchte er sie wissen lassen, daß auch er die Ziele, die
er in Vers 10 beschreibt, noch nicht erreicht hat. Noch ist er auf dem Weg, und
die letzte Stufe seiner Heiligung liegt in weiter Ferne.
Zur Zeit der Abfassung des Philipperbriefes lag das
Damaskus-Erlebnis etwa 30 Jahre zurück. In diesen 30 Jahren hat der Apostel so
manche geistliche Schlacht geschlagen. Er ist in seinem geistlichen Leben zwar
gewachsen, doch er räumt freimütig ein, daß er all das, wovon er spricht, noch
immer nicht ergriffen hat, daß er keineswegs vollkommen ist (V. 12 ). Es gibt
noch viele geistliche Höhen, die er erklimmen muß. Dieses Zeugnis des Apostels
soll die Heiligen in Philippi - und auch die heutigen Christen - daran erinnern,
daß es keinen Stillstand in ihrem geistlichen Wachstum geben und daß ihnen kein
Berg zu hoch sein sollte.
Paulus verfolgt sein Ziel, Christus gleich zu werden, mit
der Begeisterung und der Ausdauer eines Läufers bei den olympischen Spielen des
alten Griechenland. Im Gegensatz zu den Judaisten, deren Einfluß unter den
Philippern ziemlich groß war, behauptet der Apostel nicht, volle geistliche
Reife erlangt zu haben. Er strebt danach und streckt sich aus nach dem, was da
vorne ist , doch er hat es noch nicht ergriffen , d. h. er hat noch nicht die
Vollkommenheit bzw. die absolute Ebenbildlichkeit Christi. Er ist aber sicher,
daß er die Vergangenheit vergessen kann und sich wie ein Läufer dem Ziel nähert.
Paulus weigert sich also, sich von dem Erbe seiner Vergangenheit (V. 5-7 ) oder
von seinen Werken (V. 4 ) bestimmen zu lassen.
Mit aller Kraft und äußerster Konzentration versucht
er, den Siegespreisder himmlischen Berufung Gottes zu gewinnen (V. 14 ). Auch
bei diesem Vergleich denkt er wohl an die olympischen Spiele, bei denen der
Sieger vor den Richter berufen wurde, um seinen Preis entgegenzunehmen. Paulus
bezieht dieses Bild vielleicht auf die endgültige Erlösung im Angesicht Gottes
oder auf die Belohnung, die der Gläubige vor dem "Richterstuhl Christi" in
Empfang nimmt ( 2Kor 5,10 ).
B. Aufforderung zu einem gottesfürchtigen Lebenswandel
( 3,15-21 )
1. In Reife
( 3,15-16 )
Die zweite große Ermahnung in Kapitel 3 hat einen positiven
Beiklang: Paulus ruft die Christen dazu auf, ihr Leben so zu führen, daß es Gott
wohlgefällig ist ( Phil 3,15-21 ). Dazu gehört zuerst einmal ein Leben in
geistlicher Reife (V. 15-16 ).
Phil 3,15-16
Der Apostel fordert seine Leser auf, ihm in seinem Versuch,
Christus gleich zu werden, zu folgen. Was er für sich selbst möchte, wünscht er
sich auch für sie. Wie viele nun von uns vollkommen sind, die laßt uns so
gesinnt sein (V. 15 ). Wie aber sollen die Christen gesinnt sein? Sie sollen
nach den Worten des Paulus beharrlich dem Ziel nachjagen. Der Wunsch, sich im
Glaubensleben weiterzuentwickeln, ist ein Merkmal geistlicher Reife. Paulus'
Appell richtet sich hier also an im Glauben bereits gefestigte Christen, die
sein Streben teilen. Er vertraut darauf, daß Gott denen, die anders denken, auch
das offenbaren wird .
Was den Kindern Gottes am meisten fehlt, ist zweifellos die
Fähigkeit, der Stellung, die sie bereits jetzt in Christus innehaben, gemäß zu
leben. Die meisten Christen bleiben weit hinter ihrer Erhöhung im Herrn zurück.
Paulus' Bitte an die Philipper lautet daher, in dem zu leben, was sie schon
erreicht haben , d. h., nun auch tatsächlich "gerecht" zu werden.
2. In Wachsamkeit
( 3,17-19 )
Wieder fordert Paulus seine Leser auf, seinem Vorbild - und
nicht dem der Judaisten - zu folgen.
Phil 3,17
Nachdem er ihnen das Ziel, das er in seinem Leben verfolgt
- Christus gleich zu werden -, offenbart hat, zögert Paulus nicht, sie nochmals
zu bitten, sich an seinem Vorbild zu orientieren. Er möchte, daß sie ihn
nachahmen. Damit meint er sicher nicht, daß sie bis ins kleinste sein Leben
leben sollen, denn er hat ja gerade noch gesagt, daß auch er keineswegs
vollkommen sei. Doch was das rastlose Streben nach der Ebenbildlichkeit Christi
angeht, darf er sich selbst durchaus als Vorbild hinstellen. Diejenigen unter
den Philippern, die ihm folgen, werden sich damit denen anschließen, die
bereits so leben .
Phil 3,18-19
In den folgenden Versen nennt Paulus dann den Grund für die
Ermahnungen in Vers 17 : Der Feinde des Kreuzes Christi sind viele. Christen
müssen deshalb in der Lage sein, zwischen Wahrheit und Irrtum zu unterscheiden
(vgl. 1Joh 4,6 ). Paulus liegt der Glaube der Philipper so sehr am Herzen, daß
er sie wieder und wieder - manchmal sogar unter Tränen - warnt.
Als Feinde Gottes sind die falschen Lehrer
zur Verdammnis bestimmt. Die Leute, vor denen Paulus hier warnt, hatten sich
vielleicht leichtfertig von den Anfängen des Gnostizismus beeinflussen lassen
und trauten auf ihre eigenen Werke, statt ihre ganze Zuversicht auf Christus zu
setzen. Wer so handelt, ist kein Kind Gottes, d. h. auf ihn wartet die
Verdammnis ( apOleia ). A pOleia bedeutet nicht "Auslöschung", sondern Verderben
durch die ewige Trennung von der Gegenwart Gottes.
Es folgen drei weitere Beschreibungen der falschen Lehrer.
Erstens: Ihr Gott ist der Bauch . Sie denken an nichts anderes als an ihre
leiblichen Begierden (vgl. Röm 16,18 ).
Zweitens: Ihre Ehre ist in ihrer Schande . Statt Gott die
Ehre zu geben, suchen diese Lehrer nur ihren eigenen Ruhm. Ironischerweise sind
sie dabeigerade auf die Dinge stolz, derer sie sich eigentlich schämen müßten.
Drittens: Sie sind irdisch gesinnt . Es ist ganz sicher
nicht falsch, wenn die Kinder Gottes sich um ihre irdischen Angelegenheiten
kümmern. Doch die, vor denen Paulus hier warnt, verlassen sich, was die
Verdienste vor Gott angeht, ganz auf irdische Dinge. Immer wieder rief der
Apostel die Kinder Gottes in seinen Briefen zum Mißtrauen gegenüber einem
solchen Verhalten auf (vgl. Gal 4,3.9-11; Kol 3,22 ).
3. In Vollkommenheit
( 3,20-21 )
Phil 3,20-21
Die Einwohner Philippis waren Kolonisten, die in diesem
Landstrich angesiedelt worden waren. Sie besaßen die römische Bürgerschaft,
waren also eigentlich Bürger Roms. Ähnlich haben auch die Christen, solange sie
auf Erden leben, ihr Bürgerrecht in der Ferne - nämlich im Himmel . Diese
Aussage richtet sich gegen all die, von denen in Vers 19 die Rede ist und deren
ganzes Sinnen und Trachten ausschließlich irdischen Dingen galt.
Die Christen warten mit Ungeduld auf die Rückkehr ihres
Retters aus dem Himmel. Erwarten ( apekdechometha ) drückt im Griechischen
heftige Sehnsucht und ungeduldiges Ausschauen aus (vgl. auch Röm 8,19.23.25;
1Kor 1,7; Gal 5,5; Hebr 9,28 ).
Bei der Entrückung der Kirche wird Christus unsern
nichtigen Leib verwandeln ( metaschEmatisei ; "die äußere Gestalt
verändern"), daß er gleich (symmorphon , "wesensgleich"; vgl. das
Partizip symmorphizomenos in Phil 3,10 ) werde seinem verherrlichten Leibe .
Dann wird jedes Kind Gottes dem Sohn Gottes gleichgemacht werden ( 1Joh 3,2 ),
d. h. der Leib eines jeden Christen wird verherrlicht werden wie der Leib
Christi. Die Grenzen des "niedrigen", d. h. des durch Krankheit und Sünde
erniedrigten Leibes, werden fortfallen. Ihr auferstandener Leib wird sein wie
der Leib Christi - damit wird die Heiligung der Christen vollendet sein.
IV. Befähigung zu einem christlichen Lebenswandel
( 4,1-23 )
A. Christus als Zentrum
( 4,1-7 )
Die Zuneigung, die Paulus für die Philipper empfindet und
die in seinem Brief immer wieder spürbar wird, tritt in den Eingangsversen des
vierten Kapitels besonders deutlich zutage. Es ist dem Apostel ein großes
Anliegen, daß an dieser Gemeinde, die ihm so sehr am Herzen liegt, die Früchte
des Geistes sichtbar werden mögen. Er wünscht ihnen Liebe, Freude und Frieden.
Damit die Christen dieser Gnadengaben teilhaftig werden, muß Christus im
Mittelpunkt ihres Lebens stehen, wie der Apostel den Heiligen in Philippi
eindringlich vor Augen führt.
1. Das Bleiben in Christus
( 4,1-3 )
In diesen Versen formuliert der Apostel zunächst eine
allgemeine Bitte um Einheit und Beständigkeit unter den Christen und wendet sich
dann zwei Frauen zu, die anscheinend Streit miteinander hatten.
Phil 4,1
Mit dem Wörtchen "also" schließt Paulus an das an, was er
im dritten Kapitel über die Heiligung und Verherrlichung gesagt hat. Wie sehr er
den Philippern zugetan ist, offenbart sich in seiner Liebe und seiner Sehnsucht
nach ihnen sowie darin, daß er sie seine Brüder (vgl. "Brüder" in Phil
1,12;3,1.13.17;4,8 ), seine Freude , seine Krone ( stephanos ; der "Siegeskranz"
oder die "Siegeskrone" eines Läufers) und seine Lieben (vgl. Phil 2,12 ) nennt.
Die Heiligen in Philippi sind für ihren geistlichen Vater das, was der
Siegeskranz für die Läufer in den olympischen Spielen des antiken Griechenland
war. Er ermahnt sie daher, fest zu stehen in dem Herrn (vgl. Phil 1,27 ).
Phil 4,2
Zwei Frauen in Philippi, Evodia und Syntyche , lebten
offenbar nicht ihren Namen gemäß ( Evodia bedeutet "guter Weg, glückliche
Reise", und Syntyche heißt "glückliche Bekanntschaft"). Da Paulus die beiden
hier explizit auffordert, eines Sinnes zu sein in dem Herrn , hat es
offensichtlich ihretwegen Spannungen in der Gemeinde gegeben. Das erklärt auch
Paulus' frühere Bitte um Einheit in Phil 2,1-4 .
Phil 4,3
Früher haben Evodia und Syntyche an der Seite von
Paulus für das Evangelium gekämpft , doch nun haben sie sich anscheinend
zerstritten. Statt zufrieden zu sein, stören sie nun den Frieden.
Wer der treue Gefährte ist, an den Paulus sich hier wendet,
wissen wir nicht. Manche Exegeten halten das Wort "Gefährte" ( syzyge ) für
einen Eigennamen. Paulus weiß jedenfalls, daß er sich darauf verlassen kann, daß
dieser Mann Frieden zwischen den beiden Frauen stiften und sie zum Herrn
zurückbringen wird. Auch Klemens und andere Mitarbeiter haben mit ihnen zusammen
für das Evangelium gekämpft. (Diese Annahme ist plausibler als die These, daß
"Klemens und meine anderen Mitarbeiter" zu dem Verb "beistehen" gehören und
Syzygus unterstützen sollen, Evodia und Syntyche miteinander zu versöhnen.)
2. Die Freude in Christus
( 4,4 )
Phil 4,4
Manchmal machen es die Bedrängnisse und Beschwernisse des
Lebens den Menschen beinahe unmöglich, glücklich zu sein. Doch das verlangt
Paulus auch gar nicht von seinen Lesern. Er ermutigt sie vielmehr, sich in dem
Herrn zu freuen, und wiederholt diese Bitte sogleich noch einmal (vgl. Phil 3,1;
1Thes 5,16 ). Ihre Freude soll sich auf Christus gründen. Ungeachtet der
Tatsache, daß auch Christen natürlich viele Gründe haben, unglücklich zu sein,
kann ihr Herr ihnen dennoch jederzeit Anlaß zur Freude geben. Paulus selbst ist
ein ausgezeichnetes Beispiel für einen Menschen, der diese innere Freude
besitzt, auch wenn die äußeren Umstände - er wurde verfolgt, gefangengenommen
und befand sich mehr als einmal in Lebensgefahr - gegen ihn sind.
3. Das Leben im Licht der Gegenwart Christi
( 4,5-7 )
Phil 4,5
Außer durch eine tiefe innere Freudigkeit sollen die
Christen durch Güte ... allen Menschen gegenüber gekennzeichnet sein. Epieikes ,
"Freundlichkeit", zeugt für eine großmütige, nicht nachtragende Gesinnung. Ihre
Freude, eine innere Haltung, die nicht von den äußeren Lebensumständen abhängig
ist, mag vielleicht nicht immer sichtbar werden; doch die Art und Weise, wie man
sich seinen Mitmenschen gegenüber verhält - freundlich oder schroff - fällt
jedem ins Auge. Und warum sollen die Christen gütig sein? Weil der Herr nahe
(ist) . Das bezieht sich höchstwahrscheinlich auf die Entrückung, nicht auf die
ständige Gegenwart Christi in den Herzen der Seinen.
Phil 4,6-7
Freude und Güte (V. 4-5 ) sollten eigentlich, zusammen mit
dem Bewußtsein, daß die Rückkehr Christi unmittelbar bevorsteht, jede Angst
vertreiben. Paulus fordert die Philipper denn auch auf: "Sorgt euch um
nichts." Das ist allerdings kein Aufruf zu einem leichtfertigen Leben. Sich um
etwas zu kümmern und wirklich Anteil zu nehmen, ist eines, sich zu ängstigen ein
anderes. Paulus und Timotheus engagierten sich für die Menschen, denen sie
dienten ( 2Kor 11,28; Phil 2,20 ), doch sie setzten ihr Vertrauen auch dabei auf
Gott. Schon Jesus hatte die Menschen vor der Angst und Sorge gewarnt, die das
Vertrauen auf Gott untergraben ( Mt 6,25-33 ).
Paulus ermahnt die Philipper statt dessen zum Gebet. Gebet
und Danksagung erwachsen aus dem Vertrauen auf Gott. Mit vier Begriffen wird
hier die Gemeinschaft und das Gespräch des Gläubigen mit Gott beschrieben. "Im
Gebet" ( proseuchE ) bezeichnet den Weg, auf dem der Christ sich Gott nähert.
"Das Flehen " ( deEsai ) betont die Bitte um Antwort auf ein bestimmtes
Bedürfnis. "Danksagung" ( eucharistias ) ist eine innere Einstellung, die im
Gebet niemals fehlen darf. Die "Bitten" ( aitEmata ) beziehen sich auf
ganzbestimmte Dinge, um deren Erfüllung der Gläubige bittet.
Wer die Ermahnungen in Vers 4-6 befolgt, wird erfahren,
wie der Friede Gottes (V. 7 ) seine bedrängte Seele zur Ruhe bringt. Der Friede
eines Christen ist der Herr Jesus Christus selbst ( Eph 2,14 ). Durch seinen Tod
hat jedes Kind Gottes in der Rechtfertigung aus Glauben Frieden mit Gott ( Röm
5,1 ). Der Friede Gottes (oder der Friede von Gott) dagegen bezieht sich auf die
innere Ruhe des Christen, die die Nähe zu Gott ihm gibt.
Dieser Friede ist höher als alle Vernunft , d. h. er
übersteigt das Fassungsvermögen der Menschen. Er bewahrt die Gläubigen.
"Bewahre" ( phrourEsei ; vgl. auch 1Pet 1,5 ) ist die Übersetzung eines
griechischen Terminus aus dem militärischen Bereich, der "durch eine Wache
schützen" bedeutet. Wie Soldaten ein bestimmtes Gebiet bewachen, so schützt der
Friede Gottes die Herzen und Sinne , d. h. die Gefühle und Gedanken seiner
Kinder.
B. Gottes Gegenwart im Leben der Gläubigen
( 4,8-9 )
1. Gottgefällige Gedanken
( 4,8 )
Phil 4,8
Das Wort "weiter" weist darauf hin, daß Paulus nun zum
Schluß des Abschnitts kommt. Er zählt sechs Punkte auf, die zu einem gesunden
Geistesleben gehören. Jeder einzelne ist mit dem Wörtchen "was" eingeleitet - im
Griechischen Plural, um deutlich zu machen, daß darunter jeweils mehrere Dinge
zu verstehen sind.
"Wahrhaftig" ( alEthE ) ist natürlich das Gegenteil von
"unehrlich" oder "unzuverlässig" (vgl. Eph 4,15.25 ). "Ehrbar" bezieht sich auf
das, was würdig ist und Respekt verdient (semna steht im Neuen Testament außer
an dieser Stelle nur noch in 1Tim 3,8.11 und Tit 2,2 ). "Gerecht" ist das, was
den Richtlinien Gottes entspricht. "Rein" ( hagna ) bezeichnet moralische
Integrität. Mit "liebenswert" ( prosophilE ; das Wort steht nur an dieser einen
Stelle im Neuen Testament) meint Paulus ein Verhalten, das den Frieden fördert
und Konflikte vermeidet. "Was einen guten Ruf hat" ( euphEma ; ebenfalls nur an
dieser einen Stelle) bezeichnet alles Positive, Aufbauende im Gegensatz zum
Negativen und Zerstörerischen.
Diese sechs von den Christen anzustrebenden Eigenschaften
sind Tugenden ( aretE ) und des Lobes ( epainos ) würdig.
2. Gottgefällige Taten
( 4,9 )
Phil 4,9
Zu einem wahrhaft christlichen Leben gehört die richtige
innere Einstellung (V. 8 ), der jedoch auch das rechte Handeln folgen muß.
Da die Philipper Paulus kennen, kann er sie ohne falsche
Bescheidenheit auffordern, ihn zum Vorbild zu nehmen. Sie haben von ihm gelernt,
empfangen und gehört und seinen Lebenswandel gesehen. Wenn sie die Lehre und das
Leben des Apostels zur Richtschnur ihres eigenen Lebens machen, wird der Gott
des Friedens bei ihnen sein (vgl. "der Friede Gottes"; V. 7 ).
C. Gottes Hilfe
( 4,10-20 )
Epaphroditus hatte Paulus eine Gabe der Philipper
überbracht ( Phil 4,18 ). Offenbar schrieb der Apostel ihnen daraufhin als
Ausdruck seines Dankes und als Gruß und Ermahnung den vorliegenden Brief. Er
kann aufgrund ihrer Gabe um so mehr bezeugen, daß Gott für die Seinen sorgt.
1. Zufriedenheit
( 4,10-13 )
Phil 4,10-13
Der Apostel ist dankbar ( ich bin aber hocherfreut in dem
Herrn ) für die Anteilnahme der Christen in Philippi. Sie haben ihn nicht
vergessen, ja durch sie ist Gott ihm zu Hilfe gekommen. Auch bevor sie
Epaphroditus sandten, dachten sie an ihn, doch die Zeit hat's nicht zugelassen ,
daß sie ihn praktisch unterstützten.
Paulus fordert die Christen nicht auf, ihm zu helfen. Er
legt ihnen einfach dar, was er braucht, und vertraut darauf, daß Gott ihm das
Nötige geben wird. Er hat es gelernt, sich zu bescheiden. Wechselnde äußere
Umstände können seiner inneren Zufriedenheit nichts anhaben. Die Wendung "mir
genügen zu lassen" ( autarkEs ) bedeutet soviel wie "selbstgenügsam". Die
Stoiker beschrieben mit diesem Wort (das nur an dieser einen Stelle im Neuen
Testament vorkommt) die menschliche Selbstgenügsamkeit und seelische Kraft, das
ruhige Hinnehmen dessen, was das Leben bringt. Paulus dagegen verwendet es für
die von Gott gegebene Zufriedenheit, die ihn froh sein ließ, wie's ihm auch
erging.
Der Apostel litt zeitweise erheblichen finanziellen und
materiellen Mangel , und dann wieder lebte er im Überfluß (V. 12 ). Er hatte
jedoch gelernt, mit beidem zurechtzukommen. Die Wendung "mir ist alles und jedes
vertraut" ist die Übersetzung der Verbform memyEmai (von myeO ), ein Verb, das
nur an dieser einen Stelle im Neuen Testament steht. Es ist ein Terminus
technicus aus den Mysterienreligionen, der gleichbedeutend ist mit "einführen"
(in die Geheimnisse). Auch Paulus bezeichnet damit eine Art "Einführung" (durch
seine Erfahrungen) in das Zufriedensein im Mangel und im Überfluß , ob er
nun hungern muß oder satt ist.
Paulus schreibt, daß er alles vermag - d. h. sowohl in
Armut als auch im Überfluß leben - durch den, der ihn mächtig macht . Das ist
kein Ausdruck des Stolzes auf seine eigenen Fähigkeiten, sondern eine Aussage
über die Kraft, die Christus den Menschen gibt.
2. Der Segen von Geben und Nehmen
( 4,14-20 )
Phil 4,14-16
Obwohl Paulus sich mit allem abfinden kann, ist er doch
froh über die Hilfe, die die Philipper ihm durch Epaphroditus zukommen ließen.
Indem sie ihm von dem, was sie besitzen, gaben, haben sie
sich seiner Bedrängnis angenommen.
Ganz zu Anfang ihrer Bekehrung ( Apg 16 ), als Paulus
Mazedonien verließ, waren sie die einzigen, die im Geben und Nehmen mit ihm
Gemeinschaft hatten. Auch als Paulus auf seiner zweiten Missionsreise in
Thessalonich ( Apg 17,1 ) in großer Not war, waren die Philipper ihm zweimal zu
Hilfe gekommen.
Phil 4,17-20
Seine Mitmenschen nehmen stets den ersten Platz in Paulus'
Denken ein. Er ist nicht auf das Geschenk aus, um seine eigenen Bedürfnisse zu
stillen, sondern hofft vielmehr auf die Frucht , die seinen
Gebern angerechnet wird.
Da die Philipper ihm schon so oft geholfen haben, möchte
Paulus nicht den Eindruck erwecken, daß er noch mehr von ihnen will. Er
hat alles erhalten - alles Geld, das sie ihm gesandt haben -, daher hat er
nun Überfluß und Fülle . Was sie ihm durch Epaphroditus gesandt haben ( Phil
2,25 ), zählt auch vor Gott, dem die Gaben ein lieblicher Geruch, ein angenehmes
Opfer sind, das ihm gefällig ist. Die Wendung "lieblicher Geruch" wird in 3.
Mose (in der Septuaginta) für ein Gott wohlgefälliges Opfer gebraucht (vgl.
auch Eph 5,2 ,wo sie sich auf das Opfer bezieht, das Christus in seinem Tod
darbrachte).
Gott wird den Philippern ihre Großzügigkeit vergelten. Sie
haben Paulus geholfen, dafür wird Gott ihnen helfen. Er wird sie nicht nur aus
dem ganzen Reichtum seiner Gnade, sondern gemäß ( kata ) dieses Reichtums
segnen: nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Jesus Christus .
Gott - dem himmlischen Vater des Apostels und seiner Leser
- gebührt Lob und Dank.
D. Schluß
( 4,21-23 )
Phil 4,21-23
Die abschließenden Grüße an die Philipper stammen von
Paulus, seinen Mitarbeitern und anderen Gläubigen.
Der Apostel übermittelt seinen Lesern Grüße von allen
Heiligen (V. 21-22 ; vgl. Phil 1,1 ). Es handelte sich bei ihnen um Mitglieder
der römischen Gemeinde ( Röm 16,1-5 ). Die Brüder, die bei ihm sind , lassen
ebenfalls grüßen; zuihnen gehörte sicherlich auch Timotheus.
Mit denen aus dem Haus des Kaisers ( Phil 4,22 ) sind wohl
Leute gemeint, die sich im Laufe der Gefangenschaft des Apostels in Rom zu
Christus bekehrt hatten, darunter wahrscheinlich auch Soldaten und Angehörige
des kaiserlichen Hauses. Kein Wunder, daß Paulus sagen kann, daß das, was ihm
geschehen ist, das Evangelium vorangebracht hat ( Phil 1,12 ).
Wie in allen seinen Briefen schließt Paulus auch hier mit
dem Hinweis auf die wunderbare Gnade des Herrn Jesus Christus (vgl. Phim1,25 ).
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