Uebersicht B. Peters - Artikel
Es wird zuweilen die Frage gestellt, ob man zum Heiligen Geist
beten solle. Was kann man dafür, was dagegen sagen?
Dafür wird meist dies gesagt: Wir glauben an einen dreinigen
Gott; an Gott, den Vater, an Gott, den Sohn und an Gott, den Heiligen
Geist. Wir beten den Vater an, wir beten den Sohn an, wir beten
darum auch den Heiligen Geist an.
Das klingt überzeugend und vor allem logisch. Dennoch will
ich dem zuerst einen prinzipiellen Einwand und darauf zwei biblische
Einwände entgegenhalten. Es sind diese:
a) Gottes Logik ist nicht immer «logisch»
Die Logik ist keine unter allen Umständen zuverlässige
Führerin in den Dingen, die Gott betreffen. Logischem Empfinden
ist die ganze Botschaft vom Kreuz anstößig, eine glatte
Torheit, wie der Apostel in 1Kor 1:18 sagt: «Das Wort vom
Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren gehen.» Was Gott
durch Seinen Geist offenbart, ist dem natürlichen Verstand,
und mag er noch so geschult sein, nicht einsichtig und darum nicht
annehmbar: «Der natürliche Mensch nimmt nicht an, was
des Geistes Gottes ist, denn es ist im eine Torheit« (1Kor
2:14). Auf logischem Denken beruhendem Gerechtigkeitssinn ist
die Vorstellung anstößig, daß ein Gerechter bestraft
werden soll für die Ungerechten, und daß Ungerechte
ganz ohne ihr Dazutun, ganz nach freiem Wohlwollen eines andern,
von ihrer Schuld befreit werden sollten. Verließen wir uns
nur auf unsere Logik, könnten wir keine Christen sein. Auch
daß eine Person gleichzeitig drei Personen sein soll, geht
gegen alle Denkgesetze. Und noch etwas, das gegen unsere Logik
geht, das unserem Thema aber schon recht nahe kommt, denn es hat
etwas mit der je verschiedenen Bestimmung der drei Personen der
Gottheit zu tun:
Der Sohn war von Ewigkeit her dazu verordnet, Mensch und damit
Opferlamm zu werden (1Pet 1:20). Er wurde in der Fülle der
Zeit Mensch; seine Mutter heißt daher «Mutter Jesu»
(Joh 2:1); einmal heißt sie und das hat dort seinen
ganz bestimmten Grund «Mutter meines Herrn»
(Lk 1:43). Sie heißt aber nie «Mutter Gottes»,
so sehr logisches Denken das forderte, ist Er doch Gott. Der Titel
«Gottesgebärerin» ist vielmehr eine Bezeichnung,
die zu dem Gott so furchtbar entehrenden Götzendienst des
Marienkultes gehört.
Gottes Logik ist höher als unsere, zuweilen widerspricht sie der unsrigen. Daher wagen wir nur dem zu folgen, was die Bibel sagt.Wo diese gesprochen hat, sprechen wir auch; wo sie schweigt, schweigen wir.
b) Ein biblisches Argument aus dem Schweigen
Die Bibel schweigt bezüglich der Anbetung des Heiligen
Geistes. Finden sich zahllose Gebete und Loblieder an Gott, den
Vater und ebenso viele an den HErrn, den Ewigen und das
heißt vielfach eindeutig an den Sohn Gottes , so
findet sich in der Tat nicht ein einziges solches Gebet, kein
einziges Loblied in der ganzen Bibel, das an den Heiligen Geist
gerichtet ist. Das ist, zugegebenermaßen ein sogenanntes
agumentum e silentio, ein Argument aus dem Schweigen. Aber
das Schweigen ist nicht ohne Stimme für uns.
Dazu kommt noch dies: Der Herr Jesus, der vollkommene Mensch,
betete stets zum Vater, nie zum Heiligen Geist. Die Apostel beteten
meist zum Vater, zweilen auch zum Herrn Jesus (Joh 20:28; Apg
6:59; siehe auch 1Kor 1:2), nie zum Heiligen Geist. Im Buch der
Offenbarung, wo der ganze Himmel die Engel und die vierunzwanzig
Ältesten rings um den Thron anbetet, wo die Märtyrer
unter dem Altar und wo der inspirierte Schreiber, Johannes, beten,
findet sich nicht eine einzige Stelle, wo sich die Anbetenden
an den Heiligen Geist wenden. Das ist sicher bemerkenswert.
c) Ein biblisches Argument aus der Lehre über Gott
Sodann sagt die Bibel etwas über die Werke Gottes und
über das Zusammenwirken des Vaters, des Sohnes und des Heiligen
Geistes in Schöpfung, Erlösung, Gericht und Vollendung.
Wir lernen aus Gottes lebendigen Aussprüchen, daß es
durchaus nicht beliebig ist, welches Wirken wir welcher Person
der Gottheit zuschreiben. Wir bekennen, daß der Sohn für
uns zum Opferlamm wurde und beten Ihn deswegen an; wir beten nicht
den Vater dafür an, daß Er für uns in den Tod
ging. Wir beten Ihn dafür an, daß Er den Sohn gab.
Und doch könnte jemand folgenden logisch nicht widerlegbaren
Gedankengang aufbauen: Christus ist Gott geoffenbart im Fleisch;
in Ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig (Kol
2:9); also starb auch der Vater für uns. Wir sehen, daß
eine für unsere Welt stimmige Logik, die sagt, A und B und
C sind gleichwertig, folglich sind sie auch in den Aussagen, die
über sie gemacht werden, beliebig austauschbar, uns hier
ganz in die Irre führt.
Und jetzt kommen wir zum Werk des Heiligen Geistes. Der Heilige
Geist kam an Pfingsten auf die betende Jüngerschar und ließ
sie erkennen: Gott hat Jesus zum Herrn und Christus gemacht (Apg
2:1,36). Der Heilige Geist wurde den Glaubenden gegeben, damit
sie den erhöhten und verherrlichten Herrn erkännten.
Durch Ihn verstehen wir: «Jesus ist Herr» (1Kor 12:3).
Sodann wurde der Heilige Geist uns gegeben als unser Sachwalter.
Er kam, um den Jüngern Beistand, Fürsprecher und Tröster
zu sein. So viel sagte der Herr den Jüngern kurz vor Seinem
Weggang (Joh 14:16). Der Heilige Geist ist es, der uns im Gebet
beisteht:
«Desgleichen aber nimmt auch der Geist sich unserer
Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen,
wie sich's gebührt, aber der Geist selbst verwendet sich
für uns in unaussprechlichen Seufzern. Der aber die Herzen
erforscht, weiß, was der Sinn des Geistes ist, denn er verwendet
sich für Heilige Gott gemäß» (Röm 8:27).
Er hilft unserer Schwachheit im Gebet auf, Er ist es, der sich
sogar für uns verwendet. Wir beten also mit Seiner Hilfe
und durch Ihn bewegt zu Gott. Judas sagt: «Betend im
Heligen Geist, erhaltet euch selbst in der Liebe Gottes»
(Jud 20,21). Wir beten durch den Heiligen Geist, wir beten im
Heiligen Geist, aber wir beten nicht zu Ihm. Ein Bruder sagte
mir einmal: «Es ist wie beim Telefonieren; ich brauche beim
Gebet jemanden, der mich mit dem Herrn im Himmel verbindet, und
das ist der Heilige Geist. Ich brauche eine Telefonleitung, dann
kann ich mit meiner geliebten Frau telefonieren. Ich bin dankbar
für die Leitung, aber ich werde mich im Gespräch nicht
an die Leitung wenden.»
Der Heilige Geist ist, wie ein bekannter Bibellehrer einmal sagte,
wie ein Scheinwerfer. Er will den von Gott erwählten Gegenstand
unseres Glaubens anleuchten, den Herrn Jesus. Er will nicht sich
selbst anleuchten; Er will nicht, daß wir unsere Aufmerksamkeit
auf Ihn richten, unser Vertrauen auf Ihn setzen, Ihn anbeten.
Genau das sagte der Herr Jesus über den Dienst des verheißenen
Sachwalters:
«Er wird nicht aus sich selbst reden...Er wird mich verherrlichen,
denn von dem Meinen wird er empfangen und euch verkündigen«
(Joh 16:13,14).
Oft geschieht die Anbetung des Heiligen Geistes in unschuldiger
Weise; so in älteren Kirchenliedern, und das soll uns nicht
zu sehr aufregen. Aber es muß uns auffallen, daß diese
Beispiele so selten sind, daß wir sie suchen müssen,
und das zeigt, daß die Dichter dieser schönen alten
Lieder richtig dachten und glaubten. Etwas anderes ist es indes,
wenn man die Anbetung des Heiligen Geistes zum Programm macht.
Wir gehen dabei eindeutig über das hinaus, was geschrieben
steht. Meine Sorge ist nun die, daß wir, indem wir die Aufmerksamkeit
auf den Heiligen Geist lenken, der in uns wohnt, die Aufmerksamkeit
auf unsere eigene Geistlichkeit lenken, daß wir, wenn wir
den Heiligen Geist anbeten, unsere eigene Frömmigkeit feiern.
Das wäre in der Tat schrecklich, weshalb Gott uns davor bewahre!
Denn Er hat vom heiligen Salböl gesagt:
«Wer desgleichen macht, um daran zu riechen, der soll ausgerottet
werden aus seinen Völkern» (2Mo 30:38).
C.H. Spurgeon sagte einmal: «Ich schaute auf den Herrn
Jesus da flog mir die Taube ins Herz. Ich schaute auf die
Taube da flog sie wieder weg.»