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Was ein souveräner Gott nicht kann
Dave Hunt
(übersetzt von Joachim Deubler)

Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebt.  (Matthäus 10,8)

Eine der häufigsten Aussagen, die man in christlichen Kreisen hört – besonders als Rückversicherung, wenn die Dinge des Lebens nicht besonders gut laufen – lautet: Gott ist im Regiment, er sitzt immer noch auf dem Thron. Christen trösten sich mit diesen Worten – aber was bedeuten sie? War Gott nicht „im Regiment“ als Satan rebellierte und Adam und Eva sündigten – und nun ist er es wieder? Bedeutet Gottes „im Regiment sein“, dass alle Vergewaltigungen, Morde, Kriege und sonstigen schrecklichen Ereignisse exakt dem entsprechen, was er plant und wünscht?

Christus bittet uns zu beten: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden“ (Matth. 6,10). Warum dieses Gebet, wenn wir uns doch bereits in Gottes Königreich mit einem gebundenen Teufel befinden, wie es Johannes Calvin lehrte und Reconstructionisten1 dies heute behaupten. Kann eine Welt mit wild um sich wucherndem Bösen wirklich dem entsprechen, was Gottes Willen ist? Sicherlich nicht!

„Warte kurz!“ entgegnet jemand. „Behauptest du, dass unser allmächtiger Gott nicht die Fähigkeit besitzt, seinen Willen auf der Erde durchzusetzen? Welch eine Irrlehre ist dies! Paulus sagt doch bereits deutlich, dass Gott ‚alles nach dem Rat seines Willens wirkt‘ (Eph. 1,11).“

Ja, das stimmt. Dennoch enthält die Bibel viele Beispiele von Menschen, die sich Gottes Willen widersetzten und ihm ungehorsam waren. Gott selbst beklagt dies: „Ich habe Kinder großgezogen und auferzogen, sie aber haben mit mir gebrochen“ (Jes. 1,2). Die Opfer, die sie ihm bringen, und ihr sündiges Leben entsprechen eindeutig nicht seinem Willen. Uns wird berichtet: „Die Pharisäer aber und die Gesetzesgelehrten machten den Ratschluss Gottes für sich selbst wirkungslos“ (Luk. 7,30). Die Aussage Christi in Matth. 7,21 zeigt klar, dass jeder Mensch nicht immer Gottes Willen tut. Dies kommt auch in Jes. 65,12, 1. Thess. 5,17-19, Hebr. 10,36, 1. Petr. 2,15, 1. Joh. 2,17 und an vielen anderen Stellen zum Ausdruck. Tatsache ist: Epheser 1,11 sagt eben nicht, dass alle Ereignisse nach Gottes Willen geschehen, sondern nach dem Rat seines Willens. Der Ratschluss seines Willens hat dem Menschen eindeutig die Fähigkeit gegeben, ihm ungehorsam zu sein. Es gibt keine andere Erklärung für die Sünde.

In seinem Eifer, Gottes Souveränität vor jeder Herausforderung zu schützen, vertritt A. W. Pink ernsthaft seinen Standpunkt: „Gott prädestiniert2 alles, was geschehen wird ... Gott initiiert alle Dinge, er reguliert alles ...“3. Edwin H. Palmer stimmt dem zu: „Gott steht hinter allem. Er beschließt und verursacht alles, was geschieht ... Er hat alles vorherbestimmt ‚nach dem Rat seines Willens‘ (Eph. 1, 11): Die Bewegung eines Fingers, ..., den Tippfehler – sogar die Sünde.“4

Genau hier müssen wir kritisch unterscheiden: Es ist eine Sache für Gott, in seiner Souveränität – ohne diese dabei zu verlieren – dem Menschen die Fähigkeit zu geben, gegen ihn zu rebellieren. Dies öffnet der Sünde die Tür; durch den freien Willen des Menschen trägt aber er die Verantwortung, wenn er sich auf sie einlässt. Es ist aber etwas gänzlich anderes für Gott, alles in solch einem Ausmaß zu steuern, dass er schlussendlich auch den Menschen zur Sünde verleiten muss.

Es ist ein Trugschluss, zu behaupten, wenn Gott sein Universum lenkt, dann impliziere dies zwangsläufig, dass er alles vorherbestimmt und initiiert hat. Er verursacht dann die Sünde und er straft den Sünder. Um diese Sicht zu rechtfertigen, wird oft so argumentiert: „Gott ist nicht verpflichtet, seine Gnade auch über die zu erstrecken, die er zum ewigen Gericht prädestiniert hat.“ Tatsache ist jedoch, dass Pflicht und Gnade in keiner Beziehung zueinander stehen.

In der Tat ist die Annahme, Gott könne die Dinge, die er nicht vorherbestimmt oder initiiert habe, nicht zu seinen Absichten gebrauchen, Gottes Souveränität abträglich. Es lässt sich weder ein biblischer noch ein logischer Grund anführen, weshalb ein souveräner Gott kraft seiner eigenen souveränen Planung den Geschöpfen, die nach seinem Bilde geschaffen sind, keine genuine (aufrichtige, echte) moralische Wahl(möglichkeit) gestatten sollte. Aber es gibt zwingende Gründe für das Gegenteil.

Manch ein Atheist (oder auch mancher ernsthaft suchende Mensch, der in Schwierigkeiten steckt) wird dann entgegnen: „Du behauptest, dein Gott sei allmächtig. Warum beendet er dann all das Böse und das Leiden nicht? Wenn er es beenden könnte und dies nicht tut, dann ist er ein Monster; wenn er es nicht kann, dann ist er nicht allmächtig!“ Der Atheist dankt dann, er habe uns in die Enge getrieben.

Die Antwort beinhaltet bestimmte „Dinge“, die Gott nicht kann.

Aber Gott hat doch unendliche Macht; dann kann es doch überhaupt nichts geben, das er nicht erreichen könnte! Stimmt dies wirklich? Die Tatsache, dass er allmächtig ist, bedeutet, dass ihm nichts misslingt. Es gibt aber noch vieles, was endliche Geschöpfe täglich praktizieren, aber ein unendlicher, absolut souveräner Gott nicht kann, da er Gott ist: lügen, betrügen, stehlen, sündigen, sich irren etc. In der Tat ist für uns das Verständnis von dem, was Gott nicht tun kann, essenziell um den Herausforderungen von Skeptikern zu begegnen.

Tragischerweise gibt es noch viele ernste Fragen, auf die die meisten Christen keine Antwort haben. Wie wenig Eltern nehmen sich die Zeit, die vielen intellektuellen und theologischen Herausforderungen, denen ihre Kinder in zunehmenden Maße ausgesetzt sind, zu durchdenken – Herausforderungen, auf die unsere heutige Jugend von vielen Kanzeln und Sonntagsschulen keine Antwort erhält. Als Konsequenz gibt eine wachsende Zahl derer, die in evangelikalen Familien und Gemeinden aufgewachsen sind, den „Glauben“ auf, den sie nie hinreichend verstanden haben.

Ist Souveränität und Macht nun das Allheilmittel? Viele Christen denken oberflächlicherweise so. Es gibt jedoch vieles, für das Souveränität und Macht irrelevant ist. Gott handelt nicht nur in Souveränität, sondern auch in Liebe, Gnade, Barmherzigkeit, Freundlichkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit. Seine Souveränität vollzieht sich in vollkommener Harmonie mit jedem dieser anderen „Attribute“.

Es gibt vieles, das Gott nicht tun kann – nicht obwohl er Gott ist, sondern weil er der ist, der er ist. Sogar Augustinus, der erste der sogenannten Kirchenvätern, der „die absolute Souveränität Gottes“5 lehrte, legte bereits dar: „Er kann manche Dinge nicht machen. Wieso? Einzig aus dem Grund, weil er allmächtig ist.“6

Wegen seiner vollkommenen Heiligkeit ist es für Gott unmöglich, zu sündigen, andere in Sünde zu führen oder gar zur Sünde zu verleiten. „Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, er selbst aber versucht niemand“ (Jak. 1,13f). Aber was ist mit den vielen Schriftstellen, die sagen, Gott versuchte jemanden oder wurde versucht? Zum Beispiel: „Und es geschah nach diesen Dingen, da prüfte [oder versuchte] Gott den Abraham“ (1. Mo. 22,1). Das hebräische Wort hier und an anderen Stellen im Alten Testament, ist nacah, welches soviel wie prüfen, testen, unter- oder versuchen bedeutet, so wie man die Reinheit eines Metalles prüfen kann. Gott prüfte Abrahams Glauben und seinen Gehorsam.

Wenn Gott nicht versucht werden kann, wieso wird dann Israel gewarnt, „Ihr sollt den Herrn, euren Gott, nicht prüfen“ (5. Mo. 6,16a)? Uns wird sogar mitgeteilt, wie sie in Massa „den Herrn geprüft hatten, indem sie sagten: ‚Ist der Herr in unserer Mitte oder nicht?‘“ (2. Mo. 17,7). Später versuchten sie „Gott in ihrem Herzen, indem sie Speise forderten für ihre Gelüste. Und sie redeten gegen Gott; sie sprachen: ‚Sollte Gott imstande sein, uns in der Wüste einen Tisch zu bereiten?‘ ... Aber sie versuchten Gott, den Höchsten“ (Ps. 78, 18f.56a).

Gott wurde nicht versucht, Böses zu tun; er wurde provoziert, seine Geduld wurde herausgefordert. Statt gehorsam darauf zu warten, dass er ihren Mangel stillen möge, forderte ihn sein Volk auf, seine Macht dazu zu gebrauchen, ihnen das zukommen zu lassen, was ihre Gelüste befriedigen würde. Ihre „Versuchung“ Gottes war eine blasphemische Herausforderung, die ihn zwang, entweder ihren Wünschen nachzugeben oder sie für ihre Rebellion zu bestrafen.

Als Jesus von Satan versucht wurde und er sich von den Zinnen des Tempels hinabstürzen sollte, um damit zu beweisen, dass die Engel ihn auf ihren Händen tragen würden, zitierte er die Schrift: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen“ (Matth. 4,1-11). Mit anderen Worten: Sich selbst willentlich in eine Lage zu bringen, die Gottes Eingreifen zu unserem Schutz erfordert, bedeutet, Gott zu versuchen.

Jakobus greift dies auf und schreibt: „Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird“ (Jak. 1,14). Die Versuchung zur Sünde kommt nicht von außen an den Menschen heran, sondern aus dem Menschen selbst. Ein Mensch, der wahrscheinlich nie in die Versuchung fallen würde, im Geschäftsleben unaufrichtig zu sein, kann der Versuchung des Ehebruchs erliegen und damit unaufrichtig gegenüber seiner Frau sein. Es heißt nicht umsonst: „Jeder Mensch hat seinen wunden Punkt.“

Gott versuchte Adam und Eva nicht zur Sünde als er ihnen gebot, nicht von der Frucht eines bestimmten Baumes zu essen. Eva wurde von ihrer eigenen Lust und ihren eigenen Wünschen versucht. Sogar der sündlose Mensch konnte also selbstsüchtig und ungehorsam sein. Wir können dies auch an kleinen Kindern feststellen, die vermutlich noch keine Kenntnis von richtig oder falsch haben.

Darüberhinaus gibt es noch eine Reihe anderer „Dinge“, die Gott nicht (tun) kann. Gott kann sich nicht selbst verleugnen oder sich widersprechen. Er ist unwandelbar. Er kann nicht hinter sein Wort zurückgehen. Insbesondere in Bezug auf die Menschen gibt es bestimmte Dinge, die Gott nicht tun kann, die wir aber unbedingt verstehen müssen – auch im Hinblick auf Gespräche mit anderen Menschen. Eine der grundlegendsten Tatsachen – die auch von ‚religiösen‘ Menschen verstanden wird – ist diese: Er kann keine Sünden vergeben, wenn der Mensch die Strafe weder anerkennt noch bezahlt.

Behaupten wir damit, dass Gott trotz seiner Souveränität und seiner Allmacht denen nicht die Sünde vergeben kann, denen er sie eigentlich vergeben will? Kann er nicht einfach den Schuldschein zerreißen? Genau: Er kann dies nicht – denn er ist ebenso absolut gerecht. „Du meinst also,“ beklagen sich manche, „dass Gott zwar die gesamte Menscheit erretten möchte – aber die Macht dazu nicht hat? Es ist eine Aberkennung von Gottes Allmacht und seiner Souveränität, wenn es etwas gibt, das er zwar wünscht, aber nicht erreichen kann.“ Aber Tatsache ist: Allmacht und Souveränität sind in Bezug auf Vergebung vollkommen irrelevant.

Am Abend vor der Kreuzigung rief Christus im Garten aus: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber“ (Matth. 26,39). Wäre ein anderer Weg zur Erlösung möglich gewesen, so hätte der Vater Christus gewiss gestattet, diesen entsetzlichen physischen Schmerzen ebenso zu entkommen wie der unendlich schweren geistlichen Qual, die darin besteht, die Strafe ertragen zu müssen, die seine vollkommenen Gerechtigkeit für die Sünde bereits in der Vergangenheit angekündigt und gefordert hat. Aber selbst für den allmächtigen Gott gab es keinen anderen Weg. Wenn wir Menschen das Evangelium bringen, so ist es eminent wichtig, diese biblische und logische Wahrheit überaus deutlich zu machen.

Stellen wir uns folgendes vor: Vor einem Richter steht sein Sohn, seine Tochter oder ein anderer naher Verwandter; dieser wurde von den Geschworenen des mehrfachen Mordes für schuldig befunden. Trotz seiner Liebe und Zuneigung zu dem Angeklagten muss er über ihn die Strafe verhängen, die das Gesetz einfordert. Liebe kann Gerechtigkeit nicht annullieren. Die einzige Möglichkeit, den Sündern zu vergeben und gleichzeitig gerecht zu bleiben, bestand für Gott darin, Christus die Strafe für unsere Sünden bezahlen zu lassen (Röm. 3,21-28).

In Bezug auf die Erlösung des Menschen gibt es noch zwei äußerst wichtige „Dinge“, die Gott nicht kann: Er kann niemanden zwingen, ihn zu lieben; und er kann niemanden ein Geschenk aufzwingen. Allein schon aufgrund des Wesens der Liebe und des Schenkens muss der Mensch die Entscheidungsfreiheit haben. Das Annehmen von Gottes Liebe und dem Geschenk der Erlösung durch Jesus Christus kann nur als freier Willensakt des Menschen erfolgen.

Manche argumentieren folgendermaßen: Entspricht es Gottes Wille, dass alle Menschen gerettet werden, so impliziert die Tatsache, dass eben nicht alle Menschen errettet werden, auch, dass sein Wille durchkreuzt und seine Souveränität durch den Menschen gebrochen wird. Weitherhin wird argumentiert: Kann der Mensch Ja oder Nein zu Christus sagen, so hat er bezüglich seiner Errettung das letzte Wort und sein Wille ist stärker als Gottes Wille: „Die ketzerische Lehre des freien Willens entthront Gott und setzt den Menschen auf den Thron.“7

Weder die Bibel noch die Logik legt es nahe, aufgrund von Gottes Souveränität die Unfähigkeit des Menschen, eine wirkliche moralische oder sonstige Wahl zu treffen, einzufordern. Die Fähigkeit des Menschen zur echten, unabhängigen Entscheidung oder Wahl schmälert nicht Gottes Herrschaft über sein Universum. Mit seiner Allmacht und seiner Allwissenheit kann er die Umstände sicher so fügen, dass die Rebellion des Menschen nicht mit seinen Absichten kollidiert. Gott kann sogar den freien Willen des Menschen zur Erfüllung seiner Pläne benutzen; er wird dadurch noch mehr verherrlicht.

Gott verfolgte schon bei Grundlegung der Welt den großartigen Plan, seine Liebe dem Menschen zuteil werden zu lassen; dies schließt aber jede Möglichkeit aus, dieses Geschenk einem seiner Geschöpfe aufzuzwingen. Sowohl die Liebe als auch ein Geschenk, gleich welcher Art, muss empfangen werden; Zwang würde beides pervertieren.

Das Faktum, dass Gott sich nicht irren kann, nicht lügen oder sündigen kann, sich nicht ändern oder sich selbst verleugnen kann, mindert in keinster Weise seine Souveränität. Auch ist er nicht weniger souverän, wenn er niemanden zwingen kann, ihn zu lieben oder das Geschenk des ewigen Lebens durch Jesus Christus anzunehmen. Und auf der menschlichen Seite überwiegt die umgekehrte „Begrenzung“: Es gibt nichts, was der Mensch tun kann, um sich Liebe oder ein Geschenk zu verdienen oder zu erarbeiten. Sie müssen frei(willig) aus Gottes Herzen kommen – allein aus Liebe, Barmherzigkeit und Gnade.

In seiner souveränen Gnade hat Gott den Menschen so einmalig geschaffen und bietet ihm mit der Erlösung ein Geschenk an, das der Mensch freiwillig empfangen kann und damit in Liebe auf Gottes Liebe antworten kann. Jemand sagte einmal: „Der freie Wille des Menschen ist das wunderbarste der Werke des Schöpfers.“8 Gerade die Einzigartigkeit der Entscheidungsfreiheit öffnet den Blick für etwas, das noch mehr unser Verständnis übersteigt: Echte und ewige Gemeinschaft von Gott und dem Menschen. Ohne einen freien Willen kann der Mensch das Geschenk des ewigen Lebens nicht empfangen – folglich kann ihm Gott es auch nicht geben.

Pusey weist auf folgendes hin: „Ohne den freien Willen besäße der Mensch einen niederen Rang als Tiere, die ihrerseits eine begrenzte Art von Entscheidungsfreiheit besitzen ... Es wäre ein Widerspruch in sich, wenn der allmächtige Gott ein freies Wesen schaffen würde, das alle Fähigkeiten, ihn zu lieben, besitzt, aber unfähig ist, seine Liebe zurückzuweisen ... Ohne den freien Willen könnten wir Gott nicht wahrhaft und freiwillig lieben. Freiheit ist eine Bedingung für Liebe.“9

Es ist das Gewaltige der echten Entscheidungsfreiheit aus dem Willen und Herzen des Menschen heraus – eine Freiheit, die Gott in seiner Souveränität dem Menschen zukommen hat lassen –, die einerseits Gott „befähigt“, den Menschen zu lieben und andererseits dem Menschen „gestattet“, diese Liebe zu empfangen und wieder Gott zurückzugeben, „weil er uns zuerst geliebt hat“ (1. Joh. 4,19). Diese Freiheit kann unmöglich Gottes Souveränität infrage stellen, da es Gottes eigene Souveränität war, die dem Menschen diese Fähigkeit verliehen hat und die Bedingungen für die Liebe und das Beschenkt-werden geschaffen hat.

Aus der Tatsache, dass er Errettung anbietet und viele Menschen diese zurückweisen, zu folgern, Gott würde es an Vollmacht mangeln (und damit seine Souveränität infrage zu stellen), bedeutet, einer Missinterpretation zu erliegen. Macht und Liebe gehören verschiedenen Kategorien an. Wie wir bereits gesehen haben, kann von den vielen „Dingen“, zu denen Gott nicht fähig ist, keines auf einen Mangel an „Kraft“ oder „Macht“ zurückgeführt werden; auch wird seine Souveränität in keinster Weise von diesen gemindert.

Deshalb ist es die Aufgabe des Menschen, dem von Gott die Macht gegeben wurde, ihn zu lieben oder nicht zu lieben, das freie Geschenk der Gnade anzunehmen oder es abzulehnen – ohne damit Gottes Souveränität abzulehnen –, das anzunehmen, was Gott in seiner höchstpersönlichen Souveränität uns liebe- und wundervoll anbietet.

Mögen wir ihm bereitwillig und von Herzen mit unserer Liebe auf seine Liebe antworten und in Dankbarkeit über sein wunderbares Geschenk die Gute Nachricht anderen Menschen bringen.  TBC

Dies ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe.  (Johannes 15,12)


1 Reconstructionismus bezeichnet eine konfessionsübergreifende theologische Richtung – vor allem in den USA und Kanada beheimatet –, die alle nicht-zeremoniellen Gesetze der 5 Mose-Bücher als für all Nationen und Zeiten bindend ansieht. Ihre Vertreter streben eine friedliche Umgestaltung der demokratischen Gesellschaft zu einer theokratischen Gesellschaft an [Anm. des Übersetzers].

2 vorher- oder vorausbestimmen [Anm. des übersetzers]

3 A. W. Pink, Sovereignity, S. 240

4 Edwin H. Palmer, The five points of Calvinism, Baker Books, 1999, S. 25

5 C. Norman Sellers, Election and Perseverance (Schoettle Publishing Co.), S. 3

6 Augustinus, The city of God, V. 10

7 W. E. Best, Free Grace Versus Free Will (Best Book Missionary Trust, 1977) S.35

8 Junius B. Reeimensnyder, Doom Eternal (N. S. Quiney, 1880) S.257; zitiert in Fisk, Calvinistic

9 Edward B. Pusey, What Is Of Faith As To Everlasting Punishment? (James Parker & Co., 1881) S.22f; zitiert in Samuel Fisk Calvinistic Paths Retraced (Biblical Evangelism Press, 1985) S.222