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Sasek Aufklärung

Übergabegebet" oder biblische Bekehrung?

von David W. Cloud

Beiwort zur Broschüre     Hauptseite   10.09.02


Vorbemerkung: Der englische Titelbegriff "Easy prayerism" (sprich: iisi preierism) ist schwer mit wenigen Worten zu übersetzen, weil er ein ganzes System beschreibt. Er wird aber durch den Text selber erklärt, so dass wir ihn als Fachausdruck so stehen liessen. Ebenso auch wenige andere, z.T. nur im englischen Sprachraum bekannte Ausdrücke.


In christlichen Kreisen ist heute eine Auffassung von Evangelisation verbreitet, die für die gesunde Verkündigung des Evangeliums sehr schädlich ist. Einige verwenden dafür den Ausdruck "easy believism" ("billiger Glaube"), welcher mir aber nicht gefällt, denn Glaube (belief) ist genau das, was Gott zur Errettung von uns verlangt:

"Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, auf dass niemand sich rühme" (Eph.2,8+9).

"Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe" (Joh.3,16).

Wir empfangen die Errettung durch den Glauben. Ja, Gott hat es einfach gemacht, Sein Heil zu empfangen. Auch ein Kind kann Christus vertrauen und so errettet werden, ebenso ein geistig behinderter Mensch. Errettet zu werden erfordert keine besonderen Fähigkeiten, der Sünder muss sich nur demütigen und Busse tun.

So wähle ich für das Phänomen, das wir betrachten wollen, lieber den Ausdruck "easy prayerism" ("Einfach/oberflächlich Beten"). Ich meine damit jene Evangelisationsmethoden, die zum Ziel haben, dass die Zuhörer am Schluss ein "Übergabegebet" (nach)sprechen.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich glaube, dass "jeder, der irgend den Namen des Herrn anrufen wird, errettet werden wird" (Röm.10,13). Ich glaube, dass alle, die in einer bussfertigen Haltung Gott anrufen und Ihn um Errettung bitten, wirklich errettet werden. Ich will nicht sagen, man solle nicht um Errettung beten.
Was ich kritisiere, ist, dass das "Übergabegebet" zum Mittelpunkt unserer evangelistischen Bemühungen wird. Ein Gebet nachsprechen bedeutet nicht zwangsläufig Errettung. Wir dürfen diese zwei Dinge nicht miteinander verwechseln. Nur dass in einer Veranstaltung 50 Menschen ein Gebet nachsprechen oder die Hand erheben, oder etwas dergleichen tun, ist kein Beweis, dass diese Menschen auch errettet wurden. Es ist eine Sache, Interesse an der Botschaft der Errettung zu bekunden, aber es ist eine andere Sache, auch errettet zu werden.
Einige werden einwenden: "Natürlich weiss ich, dass das äusserliche Sprechen eines Gebetes nicht mit der Errettung gleichzusetzen ist." Darauf könnte ich die Frage stellen: "Warum hört man immer wieder, dass so und soviele "heute errettet wurden", wenn diese Menschen doch nur ein Gebet (nach)sprachen?" Die Zweifel sind besonders berechtigt, wenn die meisten dieser ("erretteten") Menschen dann gar nicht in die Gemeindezusammenkünfte kommen wollen. Wird so dem Gebet nicht ein ungesundes Gewicht gegeben? Dies nenne ich "easy prayerism".

Bitte meinen Sie nicht, ich sei dagegen, dass man Menschen für Christus gewinnen will. Die Christen, die den beschriebenen Fehler machen, setzen sich wenigstens für die Verlorenen ein. Ich will niemals bei einem Gläubigen den Eifer für die Verlorenen mindern. Ich will nur versuchen, auf eine Methode aufmerksam zu machen, von der ich glaube, dass sie nicht der Heiligen Schrift entspricht und der Gemeinde Jesu Schaden zufügt. Wer ein Gebet mit der Errettung gleichsetzt, bringt Verwirrung ins Evangelium.  
Aber lasst uns die Bibel zur Hand nehmen und sehen, wie sich die Apostel an die Verlorenen wandten. So können wir lernen, wie auch wir evangelisieren sollen. Im 17. Kapitel der Apostelgeschichte lesen wir, wie der Apostel Paulus mit einer Gruppe Ungläubiger in Athen umging. Hier sehen wir den Unterschied zwischen "easy prayerism" (Menschen dazu bringen, ein "Übergabegebet" zu sprechen) und biblischer Evangelisation.

Der Ansatz und der Schwerpunkt sind verschieden

Die Botschaften der Evangelisationsart "Easy prayerism" betonen den Himmel, Segen und Gottes Liebe. Die evangelistischen Botschaften, die wir in der Bibel finden, betonen die Heiligkeit Gottes und seine gerechten Anforderungen an die Menschen, sowie die Notwendigkeit der Busse.

In Apostelgeschichte 17,22-31 finden wir die Predigt, die Paulus auf dem Areopag (ein dem Gott Mars geweihter Hügel) hielt. Es ist interessant, dass er nicht sagte: "He, ihr Athener, Gott liebt euch und im Himmel ist es wunderschön; möchtet ihr nicht dorthin kommen, wenn ihr sterbt?" Aber genau so sind die Botschaften des "easy prayerism" aufgebaut. Das Traktat von Campus für Christus: "Die vier geistlichen Gesetze" [auch bekannt unter dem Namen "Gott persönlich kennenlernen", Red.] ist ein deutliches Beispiel dafür. Es wendet sich mit folgenden Anfangsworten an den unerretteten Menschen: "Gott liebt Sie und hat einen Plan für Ihr Leben."

Bill Bright, der Verfasser dieser "Vier geistlichen Gesetze", gibt zu, dass er mit seinem Gewissen ringen musste, als er das Heft so änderte, dass es mit einer positiven Aussage begann. Ja, damals sagte ihm sogar eine seiner eigenen Töchter, sie spüre, dass er auf einen falschen Weg gekommen sei. Als Bill Bright 1958 die erste Ausgabe des evangelistischen Heftes schrieb, begann dieses mit der Sünde des Menschen und seiner Trennung von Gott. Aber als das Traktat ein paar Jahre später, anfangs der 60er Jahre überarbeitet wurde, änderte er dies, damit es nicht so negativ sei. Hören wir, was er selber darüber schrieb:

 Ursprünglich betonte unser erstes Gesetz die Sünde des Menschen, aber der Herr machte mir klar, dass ich Gottes Liebe in den Vordergrund stellen sollte. Diese Änderung kam, als wir gerade zum Drucker gehen wollten. Ich hatte meine letzten Korrekturen vorgenommen und liess meine Frau Vonette und die Töchter alles fertig abtippen. Da ich müde war von einer langen Reise und es schon spät war, ging ich nach oben und legte mich ins Bett. Ich war gerade am Einschlafen, da kam, klar wie ein Glockenschlag, der Gedanke in mein Bewusstsein, dass etwas falsch daran sei, die Vier Gesetze mit der negativen Aussage über die Sündhaftigkeit des Menschen zu beginnen. " Ich spürte, dass nur wenige Menschen Christus ablehnen würden, wenn sie wirklich verstehen, wie sehr Er sie liebt und wie sehr Er für sie besorgt ist.
So stand ich wieder auf und rief Vonette und den Mädchen die Treppe hinunter zu, dass sie die Vorlage so ändern sollten, dass das erste Gesetz lautet: "Gott liebt Sie und hat einen Plan für Ihr Leben.", und nicht mehr: "Sie sind ein Sünder und deshalb getrennt von Gott." " So kam es, dass die Vier Geistlichen Gesetze mit der positiven Aussage über Gottes Liebe und seinen Plan beginnen.

Einige Zeit später sagte mir eine meiner Töchter: "Ich war so betrübt über deine Änderung im Aufbau des Traktates, dass ich in jener Nacht weinte. Ich befürchtete, dass du das Evangelium zu verwässern begännest und dass du dem Herrn nicht mehr treu seist, weil du, statt der Sündhaftigkeit des Menschen, die Liebe Gottes so stark in den Vordergrund stelltest. Jetzt im Rückblick erkenne ich natürlich, dass diese Änderung etwas vom Grössten in der Geschichte von Campus für Christus war."

Wir glauben, dass Bill Brights Tochter recht hatte, als sie weinte und Angst hatte, ihr Vater habe das Evangelium verwässert. Er hatte das Evangelium der Denkweise der Welt angepasst. Er entfernte einen grossen Teil vom "Ärgernis des Kreuzes". Er schuf ein Hilfsmittel zur Evangelisation, das von der ganzen in die Ökumene abgefallenen Christenheit mit Erfolg angewandt werden kann. Seine Art, das Evangelium zu präsentieren wird auch von den Denominationen des liberalen "Weltkirchenrates" eingesetzt. Es ist so weit gefasst, dass sogar Katholiken es brauchen können. Die Stimme, die, "klar wie ein Glockenschlag", Bright anwies, den Einstieg ins Evangelium zu ändern, war nicht die Stimme des Herrn.

Drei Jahrzehnte später hatte dieser angenehme, psychologische Ansatz, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht, fast alle christlichen Kreise überflutet. Sowohl Evangelikale wie Charismatiker, ja sogar die meisten Fundamentalisten, brauchen vorwiegend diesen Ansatz. Die Fundamentalisten lehnen zwar die weltliche, neu-evangelikale Haltung von Campus für Christus ab, aber ihr Material, das sie zur Evangeliumsverkündigung einsetzen, ist nur zu oft fast identisch mit den "Vier Geistlichen Gesetzen".

Wir wollen die Tatsache, dass Gott Sünder liebt, nicht geringschätzen und ebensowenig wollen wir behaupten, es sei falsch, unerretteten Menschen von dieser Liebe zu erzählen. Ja, Gott liebt die Sünder, davon spricht das ganze Evangelium. Aber wenn die Apostel auf die Verlorenen zugingen, betonten sie Gottes Heiligkeit und seine gerechten Ansprüche an eine sündhafte Menschheit. Sie betonten, dass der Mensch verlorengeht, wenn er nicht von seinen Wegen umkehrt. Dies ist die richtige Art, Verlorene anzusprechen. Sie klingt zwar nicht angenehm und entspricht nicht der Denkweise unserer Tage. Ja, es könnte sogar sein, dass sie nicht so viele "Entscheidungen" hervorbringt [wie die Methode von Bright, Red.], aber sie entspricht dem biblischen Muster.


Die Bibel erzählt nicht als erstes von Gottes Liebe. Sie beginnt mit Gottes Charakter und mit dem Fall des Menschen. Ja, während der ersten zwei Drittel behandelt die Bibel diese Themen; erst dann, im Neuen Testament, wird Christus vorgestellt. Weshalb ist das so? Wer würde verneinen, dass das Alte Testament überwiegend negative Vorzeichen trägt? Und weshalb ist das so? Sollten wir die Tatsache übersehen, dass Gott mit dem Gesetz eine Grundlage legt, auf der die Frohe Botschaft der Errettung erst richtig Sinn macht? Evangelisten und Erweckungsprediger der alten Tage folgten dieser biblischen Reihenfolge, wie auch die Apostel. Wer sind wir, dass wir sie zu ändern wagen?

Warum soll man mit dem Negativen beginnen? Warum nicht einfach Gottes Liebe und den Himmel in den Mittelpunkt stellen in der Annahme, dass die Sünde von selber geregelt wird? Weil ein Unerretteter Mensch die Liebe Gottes weder verstehen noch schätzen kann, solange er nicht versteht, dass Gott heilig und gerecht ist. In seiner Darlegung des Evangeliums im Römerbrief erwähnt Paulus die Liebe Gottes erst im fünften Kapitel. Er beginnt mit Gott und seinen Ansprüchen an den Menschen, mit dem Gesetz, mit der elenden Situation des Menschen. Gott gebraucht das Gesetz, um im Menschen das Verständnis zu formen, das er über Gott und die Sünde braucht, um errettet zu werden. Das Gesetz ist der Zuchtmeister, der Sünder zu Christus führt (Gal.3,24).

Bei einer evangelistischen Veranstaltung in Übersee hielt ich einmal eine Predigt nach dem Muster von Apostelgeschichte 17. Nach der Veranstaltung sagten mir die örtlichen Leiter, dass diese Art von Predigt "zu negativ" sei und dass ich das Evangelium positiver darstellen solle. Ein Missionar sagte mir, Paulus habe die Botschaft auf dem Areopag wahrscheinlich nach fleischlicher Weise gehalten und wir sollten seinem Beispiel nicht folgen! Das ist natürlich Blödsinn. Wenn es jemand es "zu negativ" findet, die Bibel zu verkünden und die Verlorenen vor Gottes heiligen Forderungen zu warnen und sie zur Busse aufzufordern, dann ist dies seine Sache.

Die Anforderung ist verschieden

 

"Easy prayerism" betont den Glauben und das Gebet: "Glaube einfach. Mache dir keine Sorgen wegen Dingen, die du aufgeben müsstest, das wird mit der Zeit schon kommen. Bete einfach dieses Gebet." Biblische Evangelisation dagegen betont die Busse.

"Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle allenthalben Busse tun sollen" (Apg.17,30). Dies forderte Paulus von seinen Zuhörern und dies müssen auch wir fordern. Nicht nur Johannes der Täufer predigte die Busse, sondern auch Christus (Matth.3,1+2; Luk.5,32 und 13,1-5). Er sagte: „Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Busse." Christus hatte mit seinem Handeln an den Menschen ein Ziel: sie zur Busse zu leiten. Auch die Apostel predigten die Busse: Apg.2,38; 5,31; 17,30; 20,21; 26,20. Im 2.Petrusbrief 3,9 lesen wir über Gott: "er ist langmütig gegen euch, da er nicht will, dass irgend welche verloren gehen, sondern dass alle zur Busse kommen." Das Ziel von Gottes Handeln mit den Sündern ist Busse.

 

Busse heisst Sinnesänderung, die sich in einer Lebensänderung auswirkt. Es bedeutet, sich von der Sünde weg und Gott zuzuwenden. Es bedeutet, sich vor Jesus Christus als dem Gott seines Lebens zu beugen. Die Beispiele, die uns die Bibel von Busse gibt, zeigen eine klare Veränderung im Verhalten des betreffenden Menschen. Die Veränderung rettet einen Menschen nicht von der Sünde, sie ist die deutliche Frucht, dass jemand errettet wurde. Wie war das mit Zachäus? Er tat Busse und der Beweis dafür war, dass er die Hälfte seiner Güter den Armen gab und fünffach wiedererstattete, was er bei seiner Arbeit als Zöllner gestohlen hatte (Luk.19,1-10). Wie war das mit den Götzendienern in Thessalonich? Sie taten Busse und Paulus konnte ihnen schreiben: "Sie selbst (die Menschen der umliegenden Regionen, Red.) verkündigen ", wie ihr euch von den Götzenbildern zu Gott bekehrt habt, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen" (1.Thess.1,9-10). Und wie war das mit den Juden in Apostelgeschichte 2, die die Predigt des Petrus an Pfingsten hörten? Sie taten Busse, was daran sichtbar wurde, dass sie seine Worte mit Freude aufnahmen, sich taufen liessen und sich den verhassten Christen anschlossen. So könnten wir noch viele Beispiele anführen. Es gibt in der Bibel kein Beispiel von Menschen, die zwar errettet wurden, bei denen aber keine Anzeichen einer drastischen Veränderung feststellbar waren. Busse heisst Sinnesänderung, die sich in einer Lebensänderung auswirkt.

Die biblische Art, auf Sünder zuzugehen, besteht darin, dass man sie auffordert, Busse zu tun und sich Gott zuzuwenden. Als der Apostel Paulus vor König Agrippa auf seinen Dienst Rückschau hielt, beschrieb er, wie er Juden und Heiden verkündigte, "Busse zu tun und sich zu Gott zu bekehren, indem sie der Busse würdige Werke vollbrächten." (Apg.26,20). Genau diese Botschaft müssen auch wir heute verkünden.

Busse predigen bedeutet, Sünde ernst zu nehmen und nicht erst auf sie zu sprechen zu kommen, nachdem die Person Christus aufgenommen hat, wie es oft getan wird. Wenn der Sünder seinen Hang zum Alkohol oder seine unmoralischen Beziehungen oder seine Liebe für Geldspiele erwähnt, denken einige, es sei am besten, solche Probleme aufzuschieben, bis die Person zu Christus gekommen sei. Und manchmal ist dies tatsächlich so, vorausgesetzt, der Sünder wurde wirklich durch den Heiligen Geist von seiner Sünde überführt und ist echt bereit, sich Christus zuzuwenden. Wenn aber der Sünder offensichtlich noch an seiner Sünde festhalten will, muss er darauf aufmerksam gemacht werden, dass er sie lassen muss.

Als meine Frau und ich 1979 unsere Arbeit in Nepal begannen, wollte bald unser Wohnungsbesitzer mit uns die Bibel studieren. Er war ein reicher Hindu mittleren Alters und hatte eine Freundin, mit der er fast seine ganze Zeit verbrachte, obwohl er verheiratet war und erwachsene Kinder hatte. Nachdem wir einige Male das Evangelium durchbesprochen hatten, sagte er mir, er sei interessiert daran, Christus aufzunehmen, aber er müsse wissen, wie er sich dann in zwei konkreten Lebensbereichen verhalten müsse: in seinem zweifelhaften Geschäftsleben und in der unerlaubten Beziehung zu seiner Freundin. Ich hätte sagen können: "Mache dir keine Sorgen um diese Dinge. Bete einfach und nimm Jesus an, und diese Dinge werden sich später regeln." Aber ich glaube, dies ist kein biblischer Rat. Ich glaube nicht, dass er hätte errettet werden können ohne bereit zu sein, sich von seiner Unmoral und Unehrlichkeit abzuwenden.

Während unserem Dienst in Südasien hätten wir die Hälfte der Bevölkerung von Nepal dazu bringen können, ein Gebet nachzubeten. Aber wir wollten das nicht. Wären wir mit der Frage auf sie zugegangen, ob sie nach ihrem Tod in den Himmel kommen möchten und dazu ein "Übergabegebet" sprechen möchten, hätten 90% von ihnen ein Gebet gemurmelt. Sie waren sich an Mantras und Singsang und mysteriöse Äusserungen gewohnt und hätten das "Übergabegebet" im gleichen Licht gesehen. Wenn wir sie gedrängt hätten, einfach zu glauben, ohne mit ihnen über Busse zu sprechen, hätten wir bald eine Menge "gläubiger", aber unbekehrter Hindus zählen können aber woran hätten sie geglaubt? Sie glaubten bereitwillig, dass Jesus ein Gott war, dass er gut war und sie liebte. Aber meistens wollten sie ihn ihren andern Göttern beifügen, statt ihn als einzigen und wahren Gott zu akzeptieren.

Wenn wir dort während einer evangelistischen Veranstaltung dazu aufgerufen hätten, dass alle, die errettet werden wollten, ihre Hand erheben, wären die Hände der meisten zu sehen gewesen. Aber wir wussten, dass die meisten dieser Hindus nicht bereit waren, sich von ihren Götzen weg Christus zuzuwenden und die schweren Vorwürfe und die Verfolgung ihrer Regierung und Nachbarn zu erdulden. Mit andern Worten: sie waren nicht bereit, errettet zu werden. Ohne Busse gibt es keine Errettung. "Nein, sage ich euch, sondern wenn ihr nicht Busse tut, werdet ihr alle gleicherweise umkommen." (Luk.13,5). Es ist unerlässlich, mit den Menschen über Sünde und Busse zu sprechen.

Jemand mag einwenden: "Einverstanden, aber das betrifft die Situation in Nepal, wo die Menschen das Evangelium noch nie gehört haben. Bei uns ist das anders." Natürlich leben wir in einer andern Situation, aber es ist eine Tatsache, dass ein Durchschnittsbürger in Nordamerika ebensowenig über die Botschaft des Evangeliums weiss wie irgend jemand in Indien. Der Durchschnittsmensch, den wir in vielen Teilen Nordamerikas antreffen, weiss nicht, was die Bibel lehrt, er kennt nicht einmal die biblischen Geschichten und Hauptaussagen. Sein Denken ist durchdrungen von den Fabeln der Evolution und des Liberalismus. Wenn jemand in den öffentlichen Schulen Nordamerikas erzogen wurde und keine solide biblische Unterweisung erhielt, hat er sogar mehr Vorurteile gegen den Glauben, dass die Bibel Gottes Wort ist, als ein Hindu im geistlich dunkelsten Teil Asiens. Dasselbegilt für England und das europäische Festland. Die biblischen Prinzipien für den Umgang mit Menschen sind überall gleich. Die Bibel verlangt Busse.

 

Als der Herr Jesus mit dem reichen Jüngling sprach, der nach der Errettung fragte, sagte er ihm nicht, er solle einfach ein Gebet sprechen und glauben. Er sprach mit

ihm ganz deutlich über seine Geldliebe, seinen Geiz und seinen Stolz. Bevor er errettet werden konnte, musste der junge Mann sich von seiner grossen Sünde abwenden. Die Bibel sagt uns, dass er traurig wegzog, weil er so viel besass. Oder betrachten wir, wie Christus mit der Frau am Brunnen umging. Er konfrontierte sie direkt mit der Unmoral, von der ihr Leben beherrscht war und verlangte, dass sie sich davon abwende. So geht Gott immer mit Menschen um, und so müssen auch wir mit ihnen umgehen, wenn wir unsere evangelistische Tätigkeit der Bibel entsprechend tun wollen. Busse predigen bedeutet, dass wir konkrete Sünden ansprechen, an denen die Menschen hängen, und dass wir ihnen unmissverständlich sagen, dass sie sich davon abwenden müssen, wenn sie errettet werden wollen. Das hat nichts mit "Lordship salvation"* zu tun. Es handelt sich auch nicht um irgendeine puritanische Ansicht. Es ist rein biblische Evangelisation.

* Eine theologische Ansicht, die im englischen Sprachraum viel zu diskutieren gibt.

 

 

Die Erwartung ist verschieden

 

Bei der Evangelisationsart "Easy prayerism" erwartet man vom Sünder nur irgendwelches Interesse und den Willen, ein Gebet zu sprechen. Aber weder Interesse noch der Wille, ein Gebet zu sprechen, ist gleichbedeutend mit Errettung. Evangelisation, wie wir sie in der Bibel finden, sucht und erwartet von Gott gewirkte Sündenerkenntnis. An dieser Stelle zitieren wir aus: "Sieben sichere Kennzeichen: Ein Leitfaden zum Erkennen einer echte Bekehrung".

 

Das erste Kennzeichen der Gnade in diesem Abschnitt (Apg.2,37-39) ist die Erfahrung der Sündenerkenntnis, welche zu echter Busse führt. Erst wenn die Menschen zum Ausdruck brachten, dass sie zutiefst getroffen waren, sich wirklich schämten, ihr sündhaftes Leben bereuten und sich nach Vergebung sehnten, konnten sie getauft werden.

Wenn wir also den geistlichen Stand eines Menschen erkennen wollen, müssen wir nach dem zerbrochenen und zerschlagenen Herzen suchen, das Gott nicht verachten wird (Psalm 51,17). Wenn wir spüren, dass nur ein kaltes, intellektuelles Eingeständnis von Sünde (oder ein kurzer Gefühlssturm) vorhanden ist, dazu nur eine sehr formale oder beschränkte Busse, dann müssen wir sehr bezweifeln, dass da wirklich eine Bekehrung stattgefunden hat.

 

"Zeugnisse", in denen nichts von Busse erwähnt wird, sind äusserst verdächtig. All diese Bekehrungsgeschichten von Popstars (oft in oberflächlicher, spassender Sprache erzählt), die die Bekehrung so einfach darstellen, weisen dieses grundlegende Zeichen der Gnade nicht auf. Da hört man, wie jemand sagt, er sei mit seinem Leben nicht zurechtgekommen und habe deshalb Jesus gebeten, das Steuer zu übernehmen. Nun stehe Jesus neben ihm (sogar auf der Bühne) und mache sein Leben (obwohl unverändert weltlich) viel erfolgreicher!

 

Bevor der Herr Jesus Christus einer Person irgendetwas bedeuten kann, muss sie Ihn als Erretter von der Sünde erkennen. Die Idee, dass eine Person von einem Moment auf den andern "Christus empfangen" kann, einfach weil sie sich innerlich ein wenig leer fühlt, ist eine tragische Täuschung und hat keine Ähnlichkeit mit einer biblischen Bekehrung. Wir müssen nach Anzeichen suchen, dass eine Person wirklich von ihrer Schuld überführt ist und sich reuevoll vor Gott gebeugt hat, mit dem tiefen und ernsthaften Verlangen, Vergebung und neues Leben zu erhalten.

 

Wir erwarten nicht von jedem Suchenden, dass er dieselben Tiefen von Scham und seelenerschütternder Traurigkeit erlebt, wie wir sie in gewissen christlichen Biographien oder Erweckungsberichten lesen, aber irgendwie muss das zerbrochene, zerknirschte Herz zum Ausdruck kommen, das allein vom gekreuzigten Christus Vergebung erwartet.

 

Dies ist von grosser Bedeutung, und wir glauben, dass es genau das ist, was heute bei den meisten evangelistischen Bemühungen fehlt. Ich war bei vielen evangelistischen Einsätzen dabei, wo die Menschen ermutigt wurden, ein "Übergabegebet" zu sprechen, obwohl es, mindestens für mich, klar war, dass sie keinerlei Sündenbewusstsein hatten. Ich finde es nicht erstaunlich, wenn diese "Bekehrten" dann nicht einmal die Gottesdienste besuchen.

 

Vor vielen Jahren sollten meine Frau und ich in einer Gemeinde die Nacharbeit der evangelistischen Hausbesuche der Frauen übernehmen. Sie arbeiteten nach einer weitverbreiteten Strategie, bei der es vor allem um die Anzahl

"Entscheidungen" geht und bei der Menschen geschickt manipuliert werden, dass sie ein "Übergabegebet" sprechen. Oft kamen die Frauen von ihren Besuchen zurück und jubelten, dass drei, oder fünf, oder gar zehn Seelen errettet worden seien. Das Problem ist nur, dass [beim Nacharbeitsbesuch] viele dieser "erretteten Seelen" überhaupt kein Interesse daran zeigten, in die Gemeinde zu kommen, oder getauft zu werden oder über irgendwelche geistlichen Themen zu sprechen.

 

Warum ist es oft solch ein Tauziehen, Menschen zur Jüngerschaft anzuleiten, die ein "Übergabegebet" gesprochen haben? Weil sie oft gar nicht wirklich errettet sind, nie vom Heiligen Geist überführt worden sind, die Frohe Botschaft noch gar nicht verstanden und sich nie von ihrer Sünde abgewandt haben. Viele von ihnen hätten nie dazu ermutigt werden sollen, ein Gebet nachzusprechen. Statt beim Sünder nach Wirkungen des Heiligen Geistes, nach etwas Echtem und Tiefem Ausschau zu halten, war der Seelsorger mit etwas Interesse zufrieden. Seine Erwartung war falsch!

 

Ich bin nicht der Meinung, dass Menschen lange, qualvolle Bussübungen durchmachen müssen. Wenn ersichtlich ist, dass jemand von Gott überführt worden ist, dann ist es Zeit, ihn auf Den hinzuweisen, der seine Sünde getragen hat. Es ist nicht unbedingt nötig, dass sich jemand tage- oder wochenlang grämt. Es ist auch nicht nötig, nach einem vorgegebenen Muster Busse zu tun. Jeder Mensch ist anders und reagiert anders auf das aufdeckende Reden des Heiligen Geistes. Wichtig ist, dass ein Mensch erkennt, dass er vor Gott schuldig ist und dass er seine Sünden wirklich bereut. Wenn dies fehlt, handelt es sich nicht um eine biblische Errettung.

 

Früher gab es das sogenannte "Angstzimmer" und die Bussbank. Das "Angstzimmer" war der Ort [in der Kirche], wo ein Sünder hingehen konnte, wenn er über seinen verlorenen Zustand beängstigt war. Deshalb brauchte man das Wort "Angst". Das zeigt, dass die Menschen damals wirklich Angst empfanden, wenn sie sich ihrer Sünde und Verlorenheit bewusst wurden. Die Bussbank war etwas ähnliches. Der vom Heiligen Geist überführte Sünder ging dorthin. Wo gibt es heute noch so etwas wie "Angstzimmer" und Bussbank? Kaum eine Gemeinde kennt noch solche Einrichtungen, denn eine neue Art Evangelisation hat Einzug gehalten, die den Menschen mit positiven Gedanken abholt. Angst vor dem Verlorengehen und Überführtsein von Sünden ist nicht mehr gefragt.

 

Wir Fundamentalisten kritisieren die oberflächlichen Hollywood- und Sportstarbekehrungen, bei denen ganz offensichtlich die Überführung durch den Heiligen Geist und Busse fehlen. Aber ich befürchte, wir begehen den gleichen Fehler, wenn wir von Menschen sagen, dass sie errettet worden seien, die doch nichts anderes getan haben, als ein Gebet nachzusprechen, ohne irgendwelche Anzeichen echter Busse. Oft wurden diese Menschen auf dieselbe oberflächliche, positive Art angesprochen und ich glaube, das ist eines der Hauptprobleme.

 

Ein schwaches Evangelium bringt schwache Bekehrte hervor. Ist es erstaunlich, dass die "Vier Geistlichen Gesetze" Bekehrte hervorbringen, die nichts Falsches an der Rockmusik oder an den lasterhaften Produktionen von Hollywood oder am Tanzen und Alkoholgenuss sehen und denen es nichts ausmacht, sich mit dem Katholizismus, dem Liberalismus und der Pfingstbewegung zu vermischen? Die grosse Menge im neu-evangelikalen Lager sieht wenig oder keine Probleme bei diesen bösen Dingen. Das dürfte eigentlich nicht erstaunen. Ein kraftloses Evangelium bringt kraftlose Bekehrte hervor.

 

Aber was gibt es über das Evangelium zu sagen, wie es heutzutage infundamentalistischen Kreisen verkündet wird? Welche Art von Bekehrten bringen unsere fundamentalistischen Gemeinden heute hervor? Ja, preist den Herrn, es gibt einige wunderbare Heilige unter uns. Aber es gibt auch eigenartig schwache Neubekehrte in fundamentalistischen Gemeinden. Bekehrte, die keinen Eifer für die Wahrheit zeigen. Bekehrte, die keine wirkliche Liebe zur Bibel haben. Bekehrte, denen die Gemeinde so unwichtig ist, dass sie nicht einmal die Sonntagabendgottesdienste oder die Anlässe unter der Woche besuchen.

Bekehrte, die nie versuchen, andere für Christus zu gewinnen. Bekehrte, die nicht zwischen Wahrheit und Irrtum unterscheiden können, die, wenn sie irgendeinen Pfingstprediger am Fernseher sehen, überzeugt sind, dass er ein echt grosser Mann Gottes sein müsse und nicht verstehen können, warum ihr Prediger die Pfingstbewegung falsch findet. Bekehrte, die in der Welt genauso zuhause sind wie verlorene Menschen. Sie sehen sich dieselben schmutzigen Hollywoodfilme an und ihr Fernseher läuft jeden Abend auf denselben niedrigen Programmen, sie lachen über dieselben zwielichtigen Schauspieler; sie gehen nackt an dieselben Badestrände, sie hören dieselbe weltliche Musik.

 

Ich möchte nicht unhöflich sein. Es geht mir darum, auf ein riesiges Problem aufmerksam zu machen: Ich glaube, dass viele dieser "Bekehrten" nicht errettet sind. Könnte es nicht sein, dass diese schwachen Bekehrten die Ernte einer schwachen Evangeliumsverkündigung sind, die wir unbewusst von der weltlichen, ökumenischen Christenheit übernommen haben? Allzu oft versuchen wir, Menschen in der Jüngerschaft anzuleiten, die noch gar nicht wirkliche Sündenerkenntnis, Busse und Wiedergeburt erfahren haben.

 

Mir ist bewusst, dass einige der bekanntesten fundamentalistischen Leiter während der letzten Jahrzehnte diesen Missstand begünstigt haben, indem sie mehr Wert auf die Anzahl von Entscheidungen oder von "Übergabegebeten" legten als auf Busse und biblische Errettung. Wir sollten ihnen hierin nicht folgen

Sie führen uns von der Bibel weg.

 

In unserer evangelistischen Arbeit müssen wir nur eines suchen, nämlich echte, durch den Heiligen Geist gewirkte Sündenerkenntnis und Busse.

 

 

Die Zählweise ist verschieden

 

"Easy prayerism" zählt Gebete, Entscheidungen, Bekenntnisse. Biblische Evangelisation zählt echten, vom Herzen kommenden, durch den Heiligen Geist

gewirkten Glauben und Busse, die ein verändertes Leben zur Folge haben.

 

Biblische Evangelisation zählt echte Wiedergeburten, für etwas Geringeres hat sie kein Interesse.

 

Wir müssen die vielen Berichte von "erretteten Menschen" mit der Realität vergleichen. Ein in Osteuropa tätiger Missionar schrieb kürzlich, dass 250 Menschen im Verlauf des letzten Jahres errettet worden seien. Aber nur 11 liessen sich taufen und nur etwa 10 besuchten die Gottesdienste. Sieht dies danach aus, dass 250 Menschen wirklich Busse taten und Christus als ihren Retter annahmen? Nein, es sieht so aus, dass vielleicht 11 Menschen dies taten. Die anderen waren das Resultat von oberflächlich bewirkten "Übergabegebeten". Warum sagt man nicht: "250 sprachen ein Übergabegebet", oder: "250 trafen so etwas wie eine Entscheidung", oder: "250 zeigten sich interessiert am Evangelium"? Das würde der Wahrheit entsprechen. Warum Dinge vermischen und sagen, 250 seien errettet worden, wenn es gar keine Hinweise dafür gibt, dass sie wirklich errettet wurden? Warum sagt man, dass die Engel im Himmel sich über diese Erretteten freuen, wenn es keine Hinweise dafür gibt, dass Errettung stattfand? Ich verstehe nicht ganz, aus welchen Motiven so gesprochen wird.

 

Wir glauben nicht, dass es falsch ist, Bekehrungen zu zählen. An mehreren Stellen der Bibel wird eine Anzahl der Bekehrten genannt. Aber gerade da liegt der Unterschied: die Bibel zählt nur wahre Bekehrungen, nicht Menschen, die ein

 

"Übergabegebet" nachgesprochen haben oder etwas dergleichen. Sie zählt diejenigen, die offensichtlich wiedergeboren worden waren. Wir kennen die Zahl derer, die an Pfingsten errettet wurden. Aber wir haben schon gesehen, wie sie ihre bussfertige Haltung klar zum Ausdruck brachten.

 

Dasselbe sehen wir in Apostelgeschichte 17. Die Bibel spricht von denen, die auf die Botschaft des Paulus reagierten. Es gab drei Gruppen. Die einen spotteten. Die anderen schoben die Sache auf und sagten: "Wir wollen dich darüber auch nochmals hören." Und dann wird noch eine dritte Gruppe erwähnt: "Etliche Männer aber schlossen sich ihm an und glaubten" (V.34)

Die Bibel konzentriert sich auf die, welche echte Hinweise für eine stattgefundene Wiedergeburt aufwiesen. Sie glaubten. Das brachte ihnen die Rettung. Aber ihr Glaube wirkte sich aus, indem sie sich anschlossen! Sie schlossen sich Paulus an, sie blieben bei ihm. Als er von der Menschenmenge wegging, gingen sie mit ihm. Mit ihm nach Hause, mit ihm zur Gemeinde. Sie schlossen sich den Christen an! Ihr Glaube brachte dramatische Veränderungen mit sich. So ist das immer. Bei einigen sieht man die Veränderung schneller und deutlicher als bei anderen, aber es gibt immer klare Änderungen.

 

Das ist biblische Errettung. Wenn Menschen sich taufen lassen und sich dem "Haus Gottes" anschliessen, dann hat man guten Grund, sich zu freuen und zu sagen, dass einige errettet wurden und dass die "Glocken des Himmels" läuten. Wenn andererseits Menschen "Übergabegebete" sprechen und sich öffentlich für Christus "entscheiden", aber weder für die Taufe, noch für die Gemeindezusammenkünfte, noch fürs Bibelstudium und die Gemeinschaft mit Gläubigen Interesse haben " dann wurden sie nicht errettet und wir sollten sie auch nicht als solche zählen.

 

Wer Menschen anleitet, in einem Gebet "Christus anzunehmen", wenn sie sich ihrer Sünden noch gar nicht bewusst sind und nicht bereit sind, sich davon abzuwenden, und wer sagt, dass Menschen errettet wurden, wenn keine Hinweise dafür vorhanden sind, der bringt ein fürchterliches Durcheinander in das Evangeliums. Die Folge ist, dass die Menschen für das Evangelium fast immun werden. Wenn man versucht, diese Menschen darauf anzusprechen, dass sie Christus brauchen, antworten sie, sie hätten "dies schon getan". Was getan? Ja, sie haben ein bestimmtes Gebet gesprochen und bestimmte Gefühle dabei erlebt. Aber wie kamen sie darauf, dass Errettung einfach in einem Gebet besteht, ohne dass eine Lebensveränderung stattfindet? Sie kamen darauf, weil Christen diese Idee fördern. Die Früchte, meine Freunde, sind erschreckend! Die Charismatiker tragen viel Schuld daran, aber wie wir gesehen haben, sind auch viele fundamentalistische Baptisten mitschuldig.

 

Wenn ich im Bezirksgefängnis predige, so sagen normalerweise die Teilnehmer der Bibelstunden von sich, dass sie errettet seien. Wenn ich sie frage, warum sie dies denken, erwähnen sie oft einen Moment in ihrem Leben, wo sie ein Gebet zur Vergebung der Sünden gesprochen hätten oder in einer Kirche nach vorne gegangen oder getauft worden seien. Auf die Frage, ob sich ihr Leben nach diesem Ereignis verändert habe, gestehen sie meist ein, dass alles beim alten geblieben sei. In ihrer Vorstellung ist Errettung mit irgendeinem religiösen Ritual wie dem Nachsprechen eines Gebets oder einem Nach-Vorne-Gehen verbunden. Meist zeigen sie wenig oder keine Reue wegen ihrer Sünden, ja, manchmal nicht einmal wegen der Verbrechen, derentwegen sie im Gefängnis sitzen. Sie scheinen nicht zu verstehen, welch jämmerliches Zeugnis und wie völlig widersprüchlich es ist, wenn ein Christ im Gefängnis sitzt. Allzu oft sind sie von derselben Selbstrechtfertigung und Enttäuschung erfüllt, wie wir sie bei unerretteten Gefangenen finden.

 

Es kommt so selten vor, dass sie auf eine wirkliche Beziehung mit Jesus Christus hinweisen. So selten antworten sie: "Ich weiss, dass ich errettet bin. Ich erinnere mich, wie ich zu Jesus Christus kam und ihn als Herrn und Retter annahm. Ich ging und sprach mit ihm. Ich diente ihm. Welche Freude war das; aber dann war ich töricht und fiel ab." Wenn ein Gefangener ein Zeugnis dieser Art gibt, können wir mit gutem Grund annehmen, dass er wirklich errettet ist, ganz besonders wenn er wirkliche Gewissensnöte über seine Sünde und über seinen Abfall von Gott erkennen lässt.

 

Wir müssen alles in unserer Macht stehende unternehmen, damit die Menschen verstehen, dass ein Gebet ohne Bereitschaft zur Umkehr keine Errettung zur Folge hat, ebensowenig wie irgend ein anderes religiöses Ritual Errettung bewirkt. Solche Menschen brauchen keine Anleitung zum Wachstum im Glauben, sie brauchen Unterweisung, wie sie errettet werden können. Wenn ein Mensch sich seiner Sünde bewusst ist, sich davon abwenden will und um Errettung bittet, wird Christus ihn annehmen und er wird errettet werden " und sein Leben wird sich ändern. Aber wenn ein Mensch betet, der nicht willig ist, sein sündiges Leben zu lassen, wird nichts Geistliches, nichts Ewiges geschehen. Lasst uns nicht schuldig werden, dass irgendein Sünder sich wegen uns in falscher Hoffnung wiegt.

 

 

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Patrick Tschui, Heuweidlistrasse 12, CH-8340 Hinwil, Tel. und h.p.wepf_______bibelkreis.ch: 01/937 18 64, patrick.tschui@clkv.ch.ch

Originaltitel: Easy Prayerism Or Bible Evangelism von David W. Cloud

 

© 1992 Way of Life Literature, Bible Baptist Church, 1219 North Harns Road,

Oak Harbor, Washington 98277, United States of America

 

Übersetzung: Annemarie Tschui

Die Bibelstellen werden nach der im R. Brockhaus Verlag Wuppertal erschienen "Elberfelder Übersetzung" in nicht revidierter Fassung, unter Zuhilfenahme der Fussnoten, angeführt.



 

Beiwort zur Broschüre "Übergabegebet' oder biblische Bekehrung?"

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"Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle allenthalben Busse tun sollen, weil er einen Tag gesetzt hat, an welchem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann." (Apg. 17, 30+31a)

 

Liebe Geschwister, liebe Leser

 

In Römer 1,16 lesen wir, dass das Evangelium Gottes Kraft ist zum Heil einem jeden Glaubenden, sowohl dem Juden, wie auch dem Griechen. Darum ist es auch nicht verwunderlich, wenn der Teufel versucht, dieses Evangelium zu verdecken (2. Kor 4,3.4), zu verändern oder ein ganz anderes Evangelium (2. Kor 11,4) an die Stelle des wahren Evangeliums zu setzen, obwohl es ja kein anderes gibt (Gal 1,6-9). Auch in unserer Zeit werden verschiedene falsche Evangelien verkündigt, welche das einfache Evangelium, wie es in 1. Kor 15,1-4 zusammengefasst wird, leugnen.

 

Als Christen, die wir der Bibel glauben, können wir Gott danken, dass wir das Evangelium kennen dürfen. Während mehr als 1000 Jahren hat die römisch-katholische Kirche den Menschen die Bibel vorenthalten und durch ihre Lehren das wahre Evangelium verdunkelt. Wie dankbar müssen wir auch den Millionen von Märtyrern sein, die durch die Hingabe ihres Lebens mithalfen, dass dieses Evangelium nicht ganz verloren gegangen ist. (Man lese dazu "Fünf Märtyrer - Treu bis in den Tod", J.C.Ryle, CLV, 1995 und "Die Frau und das Tier", Dave Hunt, CLV, 1995). Die römisch-katholische Kirche lehrt auch heute noch ein falsches Evangelium, durch das niemand errettet werden kann. Sie lehrt, dass der Mensch nicht aus Glauben alleine, sondern durch Glauben und gute Werke und die Sakramente (z.B. die Taufe) errettet werde. Ausserdem tritt sie das vollendete Werk Jesu Christi am Kreuz von Golgatha mit Füssen, indem sie sagt, dass sich bei jeder Messe Christus erneut zur Vergebung unserer Sünden opfere. (vgl. Hebräerbrief, Joh 19,30)

 

Noch immer hält die röm.- kath. Kirche an folgendem Dogma fest:

"Wer sagt, die Sakramente des Neuen Bundes [Taufe, Messe, Beichte, usw.] seien nicht zum Heil notwendig, " und die Menschen könnten ohne sie "durch den Glauben allein von Gott die Gnade der Rechtfertigung erlangen" der sei ausgeschlossen".

("Der Glaube der Kirche", Neuner-Roos, Nr. 509; vgl. Katechismus der katholischen Kirche (herausgegeben 1993), Nr. 1129) (Hervorhebung und ["] durch P.Tschui)

 

Aber auch in den evangelikalen Gemeinden weicht die Evangeliumsverkündigung zunehmend von derjenigen der Apostel ab. Ich möchte in diesem Beiwort auf ein paar dieser Abweichungen eingehen.

 

1.) Die Bibel betont das "Bild gesunder Worte" (2.Tim.1,13). Nicht nur die Gedanken in der Bibel, sondern die Worte selber sind vom Heiligen Geist inspiriert. Heute werden allerdings diese Worte durch unbiblische Ausdrücke und Konzepte ersetzt. So spricht man von "Jesus das Leben übergeben", "den Schritt machen", "Jesus ins Herz aufnehmen", "sich für Christus entscheiden", "ihn ins Leben einladen", usw.. (Man beachte, dass alle diese Ausdrücke mensch-bezogen sind, d.h. der Mensch tut etwas!).Im Neuen Testament finden wir diese Begriffe so nicht. Das Gedankengut, das durch diese Terminologie vermittelt wird, weicht mehr oder weniger vom biblischen Weg der Errettung ab. Wieviel Verwirrung könnte vermieden werden, wenn wir uns an die biblische Ausdrucksweise halten würden!

 

2.) In heutigen Evangelisationen wird das Wort immer mehr durch das Bild (Theater, Pantomime, Filme, usw.) verdrängt (vgl. Röm.10,17; 1.Kor.1,21). Auf diese Fehlentwicklung gehe ich im Beiwort zur Broschüre "Die Gefahr des christlichen Films" ausführlicher ein. Das Evangelium soll das Gewissen und nicht das Gefühl ansprechen.

 

3.) Heute wird immer mehr nach den Grundsätzen von Psychologie und Verkaufstechnik "evangelisiert". Als guter Evangelist wird der bezeichnet, der viele Menschen zu "Entscheidungen" bringt, egal mit welchen Mitteln. Längst haben die Evangelikalen den jesuitischen Wahlspruch übernommen: Der Zweck heiligt die Mittel. Als nachahmenswert gilt, was "Erfolg" bringt und nicht mehr, was die Schrift sagt.

Doch wer macht sich noch Gedanken darüber, dass sich unter den "Erfolgszahlen" auch falsche Bekehrungen befinden könnten, Menschen, die nicht wirklich vom Tod zum Leben hindurchgedrungen sind (Joh.5,24) und darum auch nicht Früchte des neuen Lebens aufweisen (1.Thess.1,9). Sie lieben die Welt wie vorher. Statt dass sie sich von der Welt abwenden, bringen sie die Welt in die Gemeinde.

 

Was unangenehm tönt (z.B. Wörter wie Kreuz, Blut, Opfer, Hölle, Busse, Glaubenstaufe), wird oft nicht mehr verkündigt. Man möchte ein "positives" Evangelium verkündigen. Aber die Annahme, dass jeder Ungläubige ein potentieller Glaubender ist, d.h. dass er sich bekehrt, wenn er nur recht angesprochen wird, ist ein Irrtum. Solange der Mensch nicht vom Heiligen Geist überführt wird und ihm die Augen geöffnet werden, ist er blind für geistliche Wahrheiten. Doch statt dem Wirken des Heiligen Geistes und der Souveränität Gottes Raum zu geben, der durch sein Wort, wann und wo Er will, die Wiedergeburt wirkt, vertraut man auf menschliche Methoden (Jer.17,5) und stellt so den Menschen und seine Fähigkeiten statt Gott und dessen Handeln in den Mittelpunkt. Dieses Vertrauen in menschliche Methoden führt zur ständigen Suche nach neuen, besseren Modellen (z.B. Willow Creek/Bill Hybels, Alpha-Kurse, usw.).

Was nützt es, einen Menschen ein Gebet nachsprechen zu lassen, wenn er noch gar nicht vom Heiligen Geist überführt worden ist (Joh.16,8)? Auch die verschiedenen Versuche, das Evangelium auf eine Formel zu reduzieren ("Die vier geistlichen Gesetze", "7 Schritte zum Leben" usw.) können das Wirken des Heiligen Geistes nicht einprogrammieren.

Vergeblich suchen wir in der Bibel Beispiele, dass Menschen aufgefordert wurden, bei einem Anlass nach vorne zu kommen oder nach einem Übergabegebet ihre Entscheidung durch eine Unterschrift zu bestätigen. In evangelikalen Kreisen sind solche Handlungen aber fast zu Sakramenten (= heilsvermittelnde Handlungen) geworden.

 

4.) Die "vier geistlichen Gesetze" beginnen mit der "Liebe Gottes". In der Apostelgeschichte finden wir aber keine Evangeliumsverkündigung, die so beginnt. Im Römerbrief, in dem Paulus das Evangelium von Grund auf erklärt, kommt der Ausdruck "Liebe Gottes" erst im 5.Kapitel vor. Vorher zeigt Paulus die vollständige Verdorbenheit und Sündhaftigkeit des Menschen auf. Ein Mensch muss zuerst wissen, dass er verloren ist. (Jesus ist gekommen, um Sünder zu retten: Mk.2,17; Lk.5,32; Lk.19,10; 1.Tim.1,15). Dann spricht Paulus von der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes und seinem Zorn gegen alle Gottlosigkeit und von dem kommenden Gericht (vgl. Apg.17,31; Röm.2,16). Er sagt seinen Zuhörern, wer Gott und Jesus Christus ist und er versucht, dem Menschen seine Ausweglosigkeit deutlich zu machen, so dass dieser nach Hilfe schreit, Rettung sucht und Christus als einzige Hoffnung erkennt.

Nicht die Bedürfnisse und Wünsche des Menschen, sondern die gerechten Forderungen Gottes müssen im Mittelpunkt unserer Verkündigung stehen. Durch das Gesetz kommt die Erkenntnis der Sünde (Röm 3,24).

 

Das Evangelium muss verkündigt, und nicht, wie z.B. in der Fernsehsendung "Fenster zum Sonntag", thematisiert werden. Die Ungläubigen müssen mit ihrer Sünde konfrontiert werden und aufgefordert werden, Busse zu tun (Lk 24, 46f; Apg 2,38; 3,19; 20,21; 26,20). Als Botschafter an Christi statt (2.Kor.5,20), als Diener Gottes müssen wir nur das tun, was Er uns aufgetragen hat: Menschen zur Busse zu rufen (siehe den Vers ganz oben). Wenn wir unseren Dienst treu erfüllen, können wir die Resultate getrost Ihm überlassen, der alles nach Seinem Willen wirkt.

 

Als Ergänzung zu dieser Broschüre empfehle ich das Buch von John F. MacArthur:

"Wenn Salz kraftlos wird - Die Evangelikalen im Zeitalter juckender Ohren", CLV, 1996 


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