Subject: Theol. Forum Frage 4
Date: Fri, 21 Aug 1998 23:42:09 +0200
Hoi Hanspeter
Einige Gedanken zu Frage 4:
Es ist wohl sonderbar, dass in Gal. 3,19 (vgl. Parallelstellen Apg. 7,53
und Hebr. 2,2)von der "Anordnung des Gesetzes durch Engel" gesprochen
wird, obwohl wir in den entsprechenden Stellen im AT zunächst vergeblich
nach einer solchen Tatsache suchen (2.Mose Kp. 19-31) - im Gegenteil
heisst es z.B. klar, dass die Gesetzestafeln mit dem Finger G o t t e s
beschrieben wurden. Auch heisst es dort an keiner Stelle, dass Engel
vorkamen oder geredet hätten, sondern Gott, der Ewige kam auf den Berg
und redete persönlich ausführlich zum Volk bzw. zu Mose.
Mehrere Stellen scheinen aber dennoch deutlich von der Gegenwart von
Engeln, und zwar von unzähligen, zu sprechen und zu belegen, dass mit
dem Allmächtigen Selber auch Seine himmlischen Heerscharen auf dem Berg
Sinai anwesend waren. (zum Ausmass der in vollkommener Harmonie und
Würde organisierten Engelheeren vgl. Dan. 7,10, wo - wenn man es
nachrechnet - von hunderten von Millionen gesprochen wird. Auch in Dan.
7 wird Gott in ähnlich erhabener, für den natürlichen Menschen völlig
unnahbarer, ja furchtbarer und unannehmbarer Weise beschrieben wie in
2.M.19ff.).
So heisst es in 2.M.19,16-19 u.a. von immer stärker werdendem
"Hörnerschall"(oder "Posaunen-" oder "Trompetenschall", je nach
Überseztung)und von starkem "Donner" der im Lager hörbar war und das
Volk buchstäblich beben liess. Offenbar kann das hebräische Wort für
"Donner" auch mit "Stimmen" übersetzt werden, worauf die Fussnote in der
nicht rev. Elberfelder-Übersetzung hinweist (vgl. 2.M.9,23). "Hörner"
oder "Posaunen" finden wir öfter in Verbindung mit Engeln (vgl. z.B.
Parallelstellen in der rev. Elberfelderbibel zu 2.M.19). Dies weist also
klar auf die erwähnten Engel hin. Sie transportierten in "Hörnerschall"
und "Donner" jedes Wort zum Volk hinunter, das Gott zu Mose auf dem Berg
"von Angesicht zu Angesicht wie mit einem Freund" redete. Diese Tatsache
finden wir angekündigt in Kp. 19,9, wo Gott sagt: "...Siehe, ich werde
im Dunkel des Gewölks zu dir kommen, damit es das Volk hört, wenn ich
mit dir rede, und auch dir ewig glaubt."
Ein banaler Gedanke diesbezüglich: wenn Gott zu Mose - der ja
unmittelbar bei ihm auf dem Berg in der Wolke war - so laut geredet
hätte, dass die zumindest einige hundert Meter entfernt stehenden ca. 2
- 4 Millionen Israeliten zitterten, so wäre Mose wohl taub oder
bewusstlos geworden und hätte vom Gesagten nicht viel mitbekommen.
Nach der Eröffnung der sogenannten "10 Gebote" - in Wirklichkeit sind
darin viel mehr, ja überhaupt alle Forderungen Gottes an Menschen
enthalten (auf 10 reduziert scheinen sie wohl einfacher zu halten!)
wollte das Volk nicht länger zuhören (Kp.20,18-21), sodass Mose die
weiteren Ausführungen des Gesetzes jeweils selber dem Volk überbrachte.
Markus Rüegg 21.08.98
Nachtrag 1 Subject:
Date: Sat, 22 Aug 1998 00:09:46 +0200
From: Markus Rüegg
To:
Eine Belehrung für uns sehe ich, auch im Zusammenhang mit Hbr. 12,18-24,
darin, dass, obwohl Gott für den natürlichen Menschen unnahbar ist, Mose
- obwohl auch er sich fürchtete - zu diesem Gott in die nächste Nähe und
innige Gemeinschaft gerufen wurde. Dies ist auch uns geschenkt, umso
mehr unser Herr die Gemeinschaft mit Gott Seinem Vater, die er schon
immer hatte, uns ermöglicht hat, indem er mit Seinem Blut die gerechten
Forderungen Gottes an uns erfüllte. Wir brauchen also nicht von weither
zu rufen, dass wir "alles tun wollen, was Gott fordert" und dann aber
gleich darauf zu bitten, dass "das Wort Gottes nicht mehr an uns
ergehe", sondern wir dürfen die Liebe Gottes kennen, der dennoch für
Rettungslose Rettung schaffte und uns täglich in diese Gemeinschaft
ziehen will.
Subject: Korrektur Frage 4
Date: Sat, 22 Aug 1998 09:40:26 +0200
From: Markus Rüegg <m-rueegg@bluewin.ch>
To:
Hoi Hanspeter
Beim nochmaligen Durchlesen der Stellen stellte ich fest, dass Mose
nicht bei Gott auf dem Berg war, als die "10 Gebote" vorgestellt wurden,
sondern mit dem Volk am Fuss des Bergs. Insofern stimmen meine
Ausführungen nicht ganz.
Ich denke aber, dass die Frage 4 doch so beantwortet werden kann, wie
ich dies versuchte. Kp. 19,19 redet deutlich vom ganzen Vorgang.
Viele Grüsse
Markus
Wenn es sinnvoller ist, schreibe ich Dir eine neue Fassung? (gib Bescheid)
--> Ich finde es Gut und schön, diese Antworten so stehen zu lassen, herzlichen Dank! (H.P. )