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Frage 1179

Lieber Hans-Peter,

eigentlich dachte ich nachfolgendes Thema weitestgehend abgehakt zu haben,  aber es beschäftigt mich doch noch (wieder) die AT Übersetzung bzw.

Verwendung des Namens "Jehova" anstatt JHWH, wie er in der unrev. Elberfelder an den entsprechenden Bibelstellen vorzufinden ist, bzw. "HERR"

anstatt JHWH, wie er in vielen anderen Bibelübersetzungen zu lesen ist. Wie wir ja bereits von dem Geschichtsschreiber Flavius Josephus her wissen,

respektierte man (die Juden) das AT so sehr, dass niemand es gewagt hätte im Laufe der Jahrhunderte etwas davon hinzuzufügen oder hinwegzutun. Die

Juden hatten aber ganz besondere Ehrfrucht vor JHWH, so dass auch beim Vorlesen der Thorah jahrhundertelang, anstatt der ursprünglichen Bedeutung

von JHWH, "adonaj" gesagt wurde, um den Namen Gottes nicht auszusprechen, der sich hinter JHWH verbirgt. Im Laufe der Zeit geriet dann die

ursprüngliche Bedeutung von JHWH in Vergessenheit, so dass auch heute die korrekte Aussprache bzw. ursprünglich richtige Version von JHWH nicht

geklärt ist. Weder JAHWE noch HERR noch Jehova, wären also ein geeigneter Ersatz für JHWH. Man vermutet zwar aufgrund heutiger etymologischer

(wortgeschichtlicher) Sprachforschung das dessen Bedeutung JAHWE ist, dessen sicher ist man sich aber anscheinend nicht.

Wenn also die Juden über Jahrhunderte hinweg schon solch eine Ehrfurcht vor diesem Namen hatten und haben, indem sie (die Masoreten) sehr

wahrscheinlich aus Angst vor Missbrauch letztendlich die Vokale aus "adonaj" und JHWH kombinierten und so fälschlicherweise das Wort "JeHoWaH"

bzw. "Jehova" entstand und von den Sprachforschern heute evtl. falsche  Rückschlüsse auch mit JAHWE auf die ursprünglich richtige, uns aber in der

Tiefe verborgene Bedeutung von JHWH gezogen werden, wie kann es dann sein,  dass wir Menschelein dieses Tetragrammaton JHWH durch anscheinend

unzureichende Namen für Gott ersetzen, bei all dem Wissen darum, dass es  sich bei JHWH um etwas handeln muss, dass Gott anscheinend verborgen halten

möchte? Wäre das nicht so, warum dann diese Ehrfurcht der Juden vor - und  das Handeln der Juden im Umgang mit dem Begriff JHWH?

Worauf ich hinaus will: Gott kennt die Bedeutung von JHWH, wir nicht.  Betrübt es Ihn nicht, wenn wir - obwohl wir die Bedeutung nicht kennen -

dafür unzureichende Namen einsetzen und würde es Ihn im Umkehrschluss nicht  eher ehren, wenn wir JHWH - wie es auch im Grundtext des AT zu finden ist -

verwenden bzw. stehen lassen würden, anstatt an den entsprechenden  Bibelstellen andere "Synonyme" für JHWH zu verwenden, nicht zuletzt auch

deshalb, weil Ihn die "Synonyme" gar nicht wirklich meinen?
Liebe Grüsse

Marc


6.11.03

Lieber Marc

ich habe mich schon einige Male darüber geäussert. Zusammenfassend kurz folgendes:
 1. Solche die wirklich hebräisch können, zB.:  Arnold Fruchtenbaum spricht von  "Jehova". Andere sprechen  von "dem Ewigen",  das sachlich natürlich stimmt,  trotzdem hat das Wort nicht die Wurzel im Olam.
2. Bibelübersetzungen wie zB.: Schlachter 2000 übersetzen den AT Namen Jehova mit " Herr", was nicht korrekt ist, den Jehova ist ein Name, dessen tiefe Bedeutung - und da schliesse ich mich Dir  auch gerne an,  wir nie total verstehen können, da er sehrwahrscheinlich  das Wesen Gottes in 4 Konsonanten dargestellt umfasst.
3. Hauptsächlich, vorallem wenn ich es genau wissen will, lese ich die alte Elberfelder 1905, die neue Elberfelder lese ich nicht. Ich versuche mich auch einwenig mehr, nun, seitdem die Schlachter 2000 letzte Wo  eingetroffen ist in dieser Version. Die Vorrede in der alten Elberfelder betreffend Jehova glaube ich nicht.

Liebe Grüsse

Hans Peter  


Lieber Hans-Peter,

 

im Prinzip bin ich genau so ratlos wie vorher auch.

 
zu Punkt 1 Deiner Antwort:

Das A. Fruchtenbaum hebräisch kann und JHWH durch "Jehova" ersetzt ist kein Argument für mich, es sei denn, er kennt er die ursprüngliche Aussprache von JHWH und ersetzt es deshalb durch "Jehova".

 
zu Punkt 2

Dem ersten Teil Deiner Antwort stimme ich zu, was die Übersetzung der Schlachter 2000 in diesem Fall angeht. Dadurch wird JHWH aber immer noch nicht zu "Jehova" und kann somit auch nicht dieselbe Bedeutung von JHWH haben.


zu Punkt 3

In der unrev. Elberfelder 1905 lese ich ebenfalls und die Erklärung im Vorwort, dass der Name "Jehova" deshalb beibehalten wurde, weil der Leser seit Jahren an denselben gewöhnt ist, ist ja wohl mehr als mager. Die Erklärung danach bezieht sich ebenfalls nur auf den Begriff "Jehova", nicht aber auf JHWH bzw. dass von den neueren Gelehrten fast einstimmig angenommen wird, dass anstatt "Jehova", "JAHWE" gelesen wird.

Ich möchte hier bzgl. der Auswahl der "Synonyme" für JHWH und der bisherigen persönlichen Verwendung derselben in den entsprechenden Bibelstellen, niemanden verunsichern, aber das bisherige Angebot an "Synonymen" für JHWH ist doch aus den bisherigen Erkenntnissen der Sprachforschung zumindest in Frage zu stellen?

Liebe Grüsse

Marc


Lieber Marc

Ich gestehe, mir gefällt das Wort "Jehova" einfach sehr.

in IHM

Hans Peter


6.11.03
 
Lieber Marc
 
Jehova, Jahwe, Jewe ist mir als Vokalisation des "unaussprechlichen Namens Gottes" schon in diversen Beiträgen begegnet. Ein nicht zu verachtender Artikel findet sich bei Bleile (Ausarbeitungen Nr. 11 auf sinaiticus.de); selbst wenn man anderer Ansicht ist.
 
1. Es besteht bei zu langanhaltender Beschäftigung mit dem auch als Tetragramm-(aton) bezeichneten Namen JHWH eine gewisse Gefahr in dem Sinne, dass wir uns in spitzfindigen Untersuchungen verlieren. Ebenso ist es eine bekannte Tatsache, dass in Okkult-Zirkeln das Tetragramm mit Vorliebe für Beschwörungszwecke verwendet wird. So ist nach dem "Weissmagier" Franz Bardon die von ihm benannte "Quaballah" - also die Magie des Wortes - die höchste Entwicklungsstufe auf dem "Weg zum wahren Adepten" (entnommen aus "Theosophie und Antroposophie im Lichte der Hermetik" von Dieter Rüggeberg). Und gerade in solchen Kreisen wird der "unaussprechliche Name" zum Zwecke magischer Praktiken (Evokation) benutzt.
 
Wie gefährlich solche Strömungen werden können, zeigt folgendes Zitat aus der Feder eines einstigen Schülers der Madame Blavatsky, welche durch die "entschleierte Isis" bekannt wurde:

"Der, der den Moses führte, der dem Moses im brennenden Dornbusch erschien, der das Volk durch die Wüste führte, der Wasser aus dem Felsen herausfliessen liess, das war der Herr, Christus! Aber die Zeit war noch nicht gekommen, Moses erkannte ihn selbst nicht, Moses hielt ihn noch für einen anderen."

Nun, lieber Leser, wenn ich es dir nicht sagen würde, würdest du dann gedacht haben, dass solche Worte aus dem Munde Rudolf Steiners, dem Begründer der Anthroposophie stammen?
 
Und diese alle, Hierophanten, Hermetiker, Alchemisten, Kabbalisten, Magier und Hexen, haben den unaussprechlichen Namen für ihre eigenen, abgöttischen Zwecke benutzt und sich dadurch am Gebot schuldig gemacht: Du sollst den Namen JHWH's, deines Gottes, nicht missbrauchen! Denn JHWH wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht. (2. Mose 20, 7)
 
2. Bereits noch zu Adams Lebzeit begannen sie den "Namen des Herrn" anzurufen (1. Mose 4, 26). Vermutlich zu Zwecken der Beschwörung; denn "die Erde war verderbt vor Gott und erfüllt mit Frevel" (1. Mose 6, 11). Als Folge kam die grosse Wasserflut und brachte sie alle um. Aus diesem Grunde sage ich: bleib doch beim Namen Jesus (Yeshuah), denn:
 
Darum hat ihn Gott auch über alle Massen erhöht und ihm einen Namen verliehen, der über alle Namen ist, damit in dem Namen Jesu sich alle Knie derer beugen, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen, dass Jesus Christus der HERR ist, zur Ehre Gottes, des Vaters. (Phil. 2, 9 - 11)
 
In IHM, Henri P.

Auf Wunsch von Marc entfernt, 7.11.03,  21.50 H.P. Wepf


7.11.03

Lieber Marc

> ... ob es nicht besser wäre, weil es eben nicht mehr möglich ist, die richtige, ursprüngliche Aussprache mit letzter Gewissheit zu  verifizieren, das Tetragrammaton JHWH, so wie es auch im Grundtext des AT steht, einfach stehen zu lassen und nicht zu versuchen auf Biegen und  Brechen zu vokalisieren und damit letztendlich doch nur unzureichende Ersatznamen dafür zu rekonstruieren.

In der Tat wäre dies das Beste. Wenn wir die Unterschiede in der Wiedergabe aber prinzipiell kennen, können wir damit leben. Jehova in der alten Elberfelder hat mich früher auch gestört wegen der Assoziation zu den "Zeugen Jehovas". Solches beruht aber auf subjektiven Erlebnissen meinerseits mit der "Wachturm-Gesellschaft" und darf nicht verallgemeinert werden.

Die rev. Elberfelder gibt JHWH mit HERR (Grossdruck zur Unterscheidung von Herr = Adonaj) wieder; die Schlachter2000 gibt ebenfalls mit HERR wieder. Selbst die LXX - die auf anderen Quellen als der MT beruht - übersetzt mit kyrios = Herr. Ebenso geben die neutestamentlichen Schreiber Bezugnahmen auf das AT mit kyrios wieder. Paulus spricht folglich vom HERRN; so sollten wir es auch halten.

> Im übrigen beschränken sich in gewissen Kreisen wahrscheinlich (kenne mich nicht dort aus) die magischen Praktiken nicht nur auf den Missbrauch des Tetragrammaton, sondern alles, was nur in irgendeiner Weise mit der Bibel  oder Jesus Christus im Zusammenhang steht ...

Es ist nur gut, wenn man sich dort nicht auskennt. Es gibt im Okkultismus Strömungen, die sich als "weisse Bruderschaft" verstehen; d.h. diese verstehen sich als die "wahren Adepten" (Eingeweihten) und "Hütern des Lichts". im Unterschied zu den explizit schwarz-magisch operierenden Zauberern wie A. Crowley und andere. Aber so oder so - ob schwarz oder weiss - es sind beides Werkzeuge der uranfänglichen Schlange, die stets mit der Lüge schwanger geht.

> Ganz kurz noch zu den Bibelstellen aus Philliper 2,9-11, die Du nanntest ... Ich weiß, was Du mir mit diesen Bibelstellen sagen möchtest, kann aber in  diesen Stellen den Bezug auf JHWH nicht herstellen, denn kann der Herr Jesus höher als Er selbst sein?

Das ist aber eine gute Frage! Darauf vermag ich nicht direkt zu antworten. Ich versuche es deshalb mit einem heuristischen Standpunkt: Der Herr Jesus ist in seiner menschlichen Beziehung auch der letzte Adam. Folglich würde ich sagen: als Sohn des Menschen (Matth. 9, 6) wurde Er über alle Namen erhöht, die nicht nur in dieser, sondern auch in der zukünftigen Weltzeit genannt werden mögen. Als Sohn Gottes war Er seit jeher "der Erstgeborene, der über aller Schöpfung ist" (Kol. 1, 15).

Einen direkten Zusammenhang zwischem dem "Namen über alle Namen Jesus" und dem "unaussprechlichen Namen Gottes" sehe ich (noch) nicht. Ich schliesse mich deshalb Hans Peter an, der äusserst trefflich sagte:

"... da er sehr wahrscheinlich das Wesen Gottes in 4 Konsonanten dargestellt umfasst". Besser könnte ich es nicht formulieren. Es bleibt also noch ein Geheimnis bestehen.

In Ihm, Henri P.