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Frage 1184

"Auf keinen Fall ist die Forderung, daß der Zehnte immer und in voller Höhe einer Ortsgemeinde zu geben sei, aus der Bibel abzuleiten"
 
 
Der Apostel Pauls schreibt. Du sollst dem Ochsen der da drischt nicht das Maul verbinden.
Wer geistlich genährt wird, soll dem der das tut, materiell helfen.
Wer gibt freiwillig so viel daß Pastoren davon leben können?
Wer die Ortsgemeinde und die dienenden Brüder nicht finanziell unterstützt, versündigt sich an der Schrift und damit an Gott.
Steckt da etwa Geiz dahinter?
Oder: Der Herr zeigt mir wohin ich geben soll?
Der Geiz ist die Wurzel allen Übels.
 
Mit lieben Grüssen.
Manfred Bleile

Lieber Manfred

da zunächst einige Links:  394   981   502  

Ich habe mal etwas Gutes gehört in der angesprochenen Frage: Es gibt keine Wahrheit in der Schrift,  ohne eine Gegenwahrheit. Was könnte die Gegenwahrheit zur so gerne von Predigern zitierten Ochsenwahrheit,

1Kor 9,9 Denn in dem Gesetz Moses' steht geschrieben: "Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden". {5. Mose 25,4} Ist Gott etwa für die Ochsen besorgt?

1Tim 5,18 Denn die Schrift sagt: "Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden", {5. Mose 25,4} und: "Der Arbeiter ist seines Lohnes wert". {Luk. 10,7}

 sein ?  --->  Die "Hände Stellen"  des Apostel Paulus. Die liebe ich ganz besonders:
 

1Kor 4,12 und mühen uns ab, mit unseren eigenen Händen arbeitend. Geschmäht, segnen wir; verfolgt, dulden wir;

Eph 4,28 Wer gestohlen hat, {W. der Stehler} stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, auf daß er dem Dürftigen mitzuteilen habe.

2Thes 3,8 noch haben wir von jemand Brot umsonst gegessen, sondern wir haben mit Mühe und Beschwerde Nacht und Tag gearbeitet, um nicht jemand von euch beschwerlich zu fallen.

 

Ich habe gar nichts gegen angestellte Prediger, Pastoren, Pfarrherren usw. Ich habe gute Freunde die so was tun.  Ich würde es nicht tun. Es ist nicht einmal im Judentum zu finden. Die Pharisäer musst alle normal arbeiten....
Ich sehe es auch aus  und in der Schrift nicht. Was ich gut finde,  ist, dass es Brüder gibt,  die vollzeitig in einen überregionalen oder speziellen Dienst stehen, zum Beispiel im Dienst am Worte oder zum Bibelübersetzungen usw.  Aber davon bräuchte es ganz wenige Brüder pro Sprachgruppe,  wenn die Gemeinden biblisch aufgebaut wären, aber wo, ausserhalb einiger Brüdergruppen gibt es dies noch?

Prediger die dann einige Hundert oder 1000 Menschen pro Predigt um sich scharen, wissen gar nicht was sie tun. Dies ist eine reine Geisttöterei. Da sind in den christlichen Gemeinden durch diese menschlichen Dienstform so viel Brüder einfach kaltgestellt.  Und die Folge davon? Tote Gemeinden die nach Aktion lechzen und so ein Frass für die Pfingstler und anderer Irrlehren werden.


Lieber Herr Bleile,

im neuen Testament kann ich zwei Bibelstellen erkennen, wo es darum geht, dem Ochsen, der drischt, nicht das Maul zu verbinden. Bloß - keine dieser Stellen nimmt Bezug auf den Zehnten. Hier sind die Texte:

A) 1. Korinther Kapitel 9, Verse

1 Bin ich nicht frei? Bin ich nicht Apostel? Habe ich nicht Jesus, unseren Herrn, gesehen? Seid nicht ihr mein Werk im Herrn?
2 Wenn ich für andere kein Apostel bin, so bin ich es doch für euch; denn das Siegel meines Apostelamtes seid ihr im Herrn.
3 Meine Verteidigung vor denen, die mich zur Untersuchung ziehen, ist diese:
4 Haben wir etwa kein Recht, zu essen und zu trinken?
5 Haben wir etwa kein Recht, eine Schwester als Frau mitzunehmen wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und Kephas?
6 Oder haben allein ich und Barnabas kein Recht, nicht zu arbeiten?
7 Wer tut jemals Kriegsdienste auf eigenen Sold? Wer pflanzt einen Weinberg und ißt dessen Frucht nicht? Oder wer hütet eine Herde und ißt nicht von der Milch der Herde?
8 Rede ich dies etwa nach Menschen[weise], oder sagt das nicht auch das Gesetz?
9 Denn in dem Gesetz Moses steht geschrieben: `Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden. Ist Gott etwa um die Ochsen besorgt?
10 Oder spricht er [nicht] durchaus um unsertwillen? Denn es ist um unsertwillen geschrieben, daß der Pflüger auf Hoffnung pflügen und der Dreschende [dreschen] soll auf Hoffnung, [am Ertrag] teilzuhaben.
11 Wenn wir euch das Geistliche gesät haben, was ist es da Großes, wenn wir von euch das Irdische ernten?
12 Wenn andere an dem Verfügungsrecht über euch Anteil haben, nicht erst recht wir? Wir haben aber von diesem Recht keinen Gebrauch gemacht, sondern wir ertragen alles, damit wir dem Evangelium Christi kein Hindernis bereiten.
13 Wißt ihr nicht, daß die, welche die heiligen Dienste tun, aus dem Tempel essen, daß die, welche am Altar tätig sind, Anteil am Altar haben?
14 So hat auch der Herr denen, die das Evangelium verkündigen, verordnet, vom Evangelium zu leben.
15 Ich aber habe von keinem dieser Dinge Gebrauch gemacht. Ich habe dies jedoch nicht geschrieben, damit es so mit mir geschehe; denn es wäre mir besser, zu sterben als - meinen Ruhm soll mir niemand zunichte machen.
16 Denn wenn ich das Evangelium verkündige, so habe ich keinen Ruhm, denn ein Zwang liegt auf mir; denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündigte!
17 Wenn ich dies nämlich freiwillig tue, so habe ich Lohn [zu erwarten], wenn aber unfreiwillig, so bin ich [nur] mit einer Verwaltung betraut.
18 Was ist nun mein Lohn? Daß ich bei meiner Verkündigung das Evangelium kostenfrei mache, so daß ich von meinem Recht am Evangelium keinen Gebrauch mache.
19 Denn obwohl ich allen gegenüber frei bin, habe ich mich allen zum Sklaven gemacht, damit ich immer mehr gewinne.
20 Und ich bin den Juden wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne; denen, die unter Gesetz sind, wie einer unter Gesetz - obwohl ich selbst nicht unter Gesetz bin -, damit ich die, welche unter Gesetz sind, gewinne;
21 denen, die ohne Gesetz sind, wie einer ohne Gesetz - obwohl ich nicht ohne Gesetz vor Gott bin, sondern unter dem Gesetz Christi -, damit ich die, welche ohne Gesetz sind, gewinne.
22 Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige errette.
23 Ich tue aber alles um des Evangeliums willen, um an ihm Anteil zu bekommen.

B) 1. Timotheus, Kapitel 5, Verse

17 Die Ältesten, die gut vorstehen, laß doppelter Ehre würdig geachtet werden, besonders die in Wort und Lehre arbeiten.
18 Denn die Schrift sagt: `Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden, und: `Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.
19 Gegen einen Ältesten nimm keine Klage an, außer bei zwei oder drei Zeugen.

Was fällt dabei auf?

Im Text A) spricht der Apostel von "Rechten", die ihm als Apostel und Verkünder des Evangeliums zustünden. Er darf eine Schwester als Frau mitnehme, keine Arbeit annehmen, Anteil am Altar haben und vom Evangelium leben.

Das Erste, was auffällt, ist, dass Paulus NICHT die Gelegenheit nutzt, um den Gläubigen zu erklären, dass mit diesen Rechten ihre PFLICHT korrespondiere, den Zehnten dafür zu geben. Er erwähnt das mit keinem Wort. Das ist um so erstaunlicher, als den Gläubigen aus den Heiden, zu denen Paulus hier spricht, nicht unbedingt bekannt ist, was "Anteil am Altar haben" denn eigentlich bedeutet.

Der Clou bei der Sache ist aber, dass Paulus eine solche Art der "Belohnung" oder "Bezahlung" geradezu strikt ablehnt, weil er nicht das als Belohnung/Bezahlung haben möchte, sondern "Ruhm vor Gott"! Erstaunlich!!

Sein Lohn besteht gerade darin, materielle Entschädigung abzulehnen (vgl. 1. Kor. 9,18). Denn SO bekomme er Anteil am Evangelium (vgl. 1.Kor. 9,23).

Wie meint Paulus das? Ich denke, es ist der Grundsatz des "Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebt es weiter", den er hier LEBT. Es ist das Vorbild des Herrn Jesus, dem er nacheifert. Niemand soll ihm nachsagen, dass bei ihm die materielle Ent- bzw. Belohnung für seinen Dienst auch nur die kleinste Rolle spielt.

Paulus wußte ganz genau, was es bedeutet, dass die Geldliebe die Wurzel allen Übels ist. Er wehrte für sich schon den Anfängen dieser Versuchung.

Kurze Frage: Wie ist das bei Ihnen, Herr Bleile?

HABEN und LEBEN Sie auch diese Gesinnung, die Paulus hier zeigt?

Im Text B) bringt Paulus an Timotheus das Wort von dem dreschenden Ochsen, dem nicht das Maul verbunden werden soll, in Zusammenhang mit den Ältesten, die gut vorstehen. Sie sollen "doppelter Ehre" für würdig geachtet werden.

Auch hier fällt auf, dass kein Sterbenswörtchen zum "Zehnten" gesagt wird und dazu, worin diese Ehrerbietung genau besteht. Selbst wenn es sich hierbei (auch) um eine finanzielle Entschädigung handeln sollte, geht es hier nicht um die Frage, wie diese "finanziert" bzw. von wem sie aufgebracht werden soll.

Man kann diesen Bibelstellen also nicht das Gebot, den Zehnten zu geben, entnehmen.

Wenn man allerdings die Apostelgeschichte liest, dann wird klar, wie dies bei den ersten Christen war. Sie hatten alles gemeinsam, sie sammelten für notleidende Geschwister. Sie waren gastfreundlich und freigiebig. Und so gehe ich davon aus, dass sie bereit waren, auch die finanziell bzw. materiell zu unterstützen, die ihnen "vollzeitig" - wie man heute gerne sagt - dienten.

Auch in der Gemeinde, in die ich gehe, gibt es ausser freiwilligen Spenden ohne jeden Appell an den Zehnten keine Einnahmen für den Pastor. Derzeit haben wir keinen. Der letzte Pastor diente nur aufgrund seiner bestätigten Berufung und war im Übrigen berufstätig. (Zur Zeit "leiten" wir uns fast wie in einer Brüdergemeinde selbst :-)) - finde ich gar nicht schlecht).

Paulus war ein Zeltmacher. Was ist Ihr Beruf, Bruder Bleile?

So laßt uns sofort damit aufhören, die Gläubigen unter Verweis auf den Zehnten gesetzlich zu knechten und statt dessen darauf vertrauen, dass Gott die, die er wirklich zum Dienst beruft, auch versorgt, die, die zuerst nach seinem Reich trachten.

Das wäre übrigens DIE geistliche Nagelprobe für jeden, der sich zu Lehre und Verkündigung berufen sieht - vertraut er auf Gottes Versorgung als Bestätigung für seinen Dienst oder auf die Wirksamkeit der Lehre vom Zehnten?

P.S.: An der Schrift kann ich mich nicht versündigen - sie ist nämlich keine Person. An Gott und an meinem Bruder schon.

Alles Liebe

ML


12.11.03

Liebe Hörer/innen
 
Was mich persönlich besonders stört am "Zehnten-System" (das wir sowieso nicht aus dem Gesetz auf die Gemeinde übertragen dürfen; denn wir sind nicht mehr unter dem Gesetz), ist der Umstand bzw. die Tatsache, dass jeder in einem Anstellungsverhältnis stehende Prediger/Pastor/Pfarrer(in!) - von wenigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen - aufgrund der finanziellen Abhängigkeit von "seiner Ortsgemeinde" nicht in der Lage ist/sein kann, das Evangelium in jeglicher Hinsicht unbekümmert zu verkündigen.
 
Nehmen wir als Beispiel den in den FEG's der Schweiz verbreiteten Alpha-Kurs ("Die Alpha-Welle" von Patrick Tschui, Betanien-Verlag): Wer von den besoldeten Predigern hat jemals warnend seine Stimme dagegen erhoben, als dieser Kurs mit Enthusiasmus vor über drei Jahren in diese "Gemeinden der Evangelischen Allianz" eingeführt wurde? Praktisch keiner. Sie konnten es auch nicht; ansonsten wäre ihre Stellung in der (allzu weltlichen) Hierarchie (nicht in Christus!) gefährdet gewesen. Solche und ähnliche Vorkommnisse gibt es zu Hauf.
 
Ein weiteres (unheiliges) Beispiel ist der aufschlussreiche Beitrag "Die Tragödie von Mutter Teresa"  : da wurde viel Geld gehortet. Spendengelder, über deren z.T. dubiose Herkunft einfach geschwiegen wurde.
 
Oder: In Wattwil/CH gibt es eine Gemeinde, welche eigentlich CID (= Christlicher Informations- Dienst) heisst, aber der Einfachheit halber "Adullam" genannt wird. Die Kern(mit)glieder dieser von Werner Arn autoritär geführten Gemeinschaft (und ihrer bis ins Vinschgau und nach Spanien entstandenen Ableger) geben auch den Zehnten. Nun, das wäre ja noch nicht verwerflich, wenn es aus freien Stücken geschieht. Das Störende an diesem System ist jedoch die fehlende Transparenz. Wer schon unter den treuen Seelen dieser Besucher hat jemals Einblick erhalten in Arns Buchhaltung? Ich wage zu behaupten: keiner! Und dabei lässt sich's doch ganz gut leben für Arns engsten Kreis. Während nämlich andere "weltliche Vereinigungen" von ihm aufs Schärfste gegeisselt werden, kann einer seiner Söhne an der HSG (St. Gallen) sorglos Wirtschaftsökonomie studieren. Nicht, dass ich etwas gegen hätte. Ein Studium in der heutigen Zeit ist immer gut. Auch ich selbst habe einiges investieren müssen an Zeit und Geld für die tertiär-technische Fortbildung im Beruf. Im Unterschied zu andern Gläubigen braucht der arnsche Student zudem seine langjährige Verlobte (oder sollten wir nicht besser Freundin sagen?) nicht zu heiraten, wie es "Arn der Ältere" unmissverständlich von anderen in ähnlichen Beziehungen fordern würde.  Ich kenne solchen Nepotismus zur Genüge aus dem Berufsalltag, wo der Oberingenieur seinen Jungen protegiert, um dafür andere - die meist weit besser geeignet wären - über die Klinge springen zu lassen. Gegenüber solch massiv unterschiedlich angelegten Massstäben bin ich infolge Eigenerleben sehr empfindlich eingestellt.
 
Oder: Es gibt ein besonders in Israel tätiges Missionswerk namens "Mitternachts-Ruf" (ich beziehe mich auf die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts), welches vom inzwischen entschlafenen Begründer Wim Malgo ins Leben gerufen wurde. Ich habe damals nicht wenig gestaunt, als ich in Dübendorf bei Zürich sah, welch imposante Gemeindetempel und Altersheime man dort bauen konnte. Mit welchem Geld schon wieder? Na ja, auch das stört mich nicht besonders. Aber auch bei dieser Institution vermissen wir die gänzliche Offenlegung der Bücher.
 
Ein markantes Beispiel zu letzterem Satz sind die von Pfr. Sieber und seiner Frau geführten "Drögeler-Heime". Da kommt eine Menge Geld zusammen. Und Geld ist weltlich betrachtet Macht! Und das ist sehr gefährlich für die (oft seelisch bestimmten) Mitglieder, welchen infolge ungeübter Sinne zu wenig geistliche Unterscheidungsgabe besitzen und dadurch zu willfährigen Automaten eines Menschen-Systems werden. In der Extremform führt solches zu Scientology und noch exotischeren Gemeinschaften.
 
Für die sich bereits betroffen fühlenden Prediger: in keinem Fall stelle ich eine evangelische Gemeinde auf die gleiche Stufe wie Hubbards Psycho-Organisation. Ich weise lediglich auf potentielle Gefahren hin (Weg des Bileam).
 
Deshalb sage ich: Die Gemeinde des Christus kennt keine Mitglieder, sondern nur Glieder! Christliche Systeme, in denen man solches nicht wahrhaben will (das gilt m. E. auch für Effretikon u.a.), sind für mich nicht glaubwürdig genug. Für die meisten Prediger wäre es für ihr eigenes geistliches Wachstum das Allerbeste, wenn sie mit ihren Händen (oder zumindest ihrem Kopf) arbeiten und so ihr eigenes Einkommen unabhängig verdienen würden, wie das HPW seit Jahrzehnten im Chemielabor auch tut. Dadurch wären sie in ihrer Verkündigung freier und nicht an die Kontrollinstanz des sowieso unbiblischen Ältestenrates gebunden.
 
In genanntem positivem Sinne wurde und wird es partiell noch immer (vom manchmal auch zu unrecht geschmähten) "Evangelischen Brüderverein" in der Schweiz und den daraus in den sechziger Jahren hervorgegangenen "Freien Missions Gemeinden" gehandhabt (allerdings ist ein Teil der FMG inzwischen auf den Charismatiker-Zug aufgesprungen), wo sog. "Laienprediger" tätig sind (ein dem in Deutschland bekannten Reisepredigersystem ähnliches).
 
Also ein Bruder Basler aus Wettingen bspw. (inzwischen beim Herrn), welcher zusammen mit seinen Söhnen ein Baugeschäft führte, um in der Freizeit kostenlos am Wort zu dienen. Oder der Rasierklingenfabrikant Hermann Zaiss aus Solingen-Ohligs (den man im Eifer um die reine Lehre nicht mit den durch sein Wirken hervorgegangenen Ecclesia-Gemeinden identifizieren sollte, weil diese eine andere Entwicklung durchlaufen haben, als es seinem entschlafenen  Begründer heute recht wäre). Zaiss hat jeweils drei Wochen im Monat als (kaufmännischer) Geschäftsführer seiner Firma gearbeitet, um darauf eine Woche zu evangelisieren. Die dabei naturgemäss anfallenden Kosten wurden mittels Eigenkapital beglichen.
 
Oder noch besser: Erino Dapozzo (Hamburg 1944-45: Erlebnisse eines gläubigen Deportierten und seine wunderbare Errettung), welcher viel in der Schweiz und in Süditalien unterwegs war und sein Vertrauen allein auf den Herrn setzte. Auch dieser schlichte Bruder wurde nicht zuschanden. Und obwohl er arm war, machte er viele durch das Evangelium reich!
 
So sollte es in meinen Augen sein. Wenn ich persönlich in einer nach neutestamentlichen Grundsätzen ausgerichteten Gemeinschaft einen "vollzeitlichen Dienst" zu entrichten hätte, würde ich dennoch teilzeitlich im angestammten Beruf arbeiten, um erstens niemandem zur Last zu fallen und zweitens mein eigenes geistliches Wohlergehen nicht zu gefährden.

Zum (guten) Abschluss:
Hebr 12,1 Darum auch wir, weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasset uns jede Last und die uns so leicht umstrickende Sünde ablegen und mit Ausdauer die Rennbahn durchlaufen, welche vor uns liegt ...

Und weiterhin:
Hebr 13,5 Der Wandel sei ohne Geiz! Begnüget euch mit dem Vorhandenen! Denn er selbst hat gesagt: «Ich will dich nicht verlassen noch versäumen!»
Hebr 13,6 Also daß wir getrost sagen mögen: «Der Herr ist mein Helfer; ich fürchte mich nicht! Was können Menschen mir tun?»
Hebr 13,7 Gedenket eurer Führer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; schauet das Ende ihres Wandels an und ahmet ihren Glauben nach!

In IHM, Henri P.

 


 

12.11.03
 
Lieber Henri ...
 
Man muß die Sache einfach einmal beim Namen nennen.
Die wahren Geizigen sind die bezahlten Christen (Ausnahmen), denn sie geizen
mit der Wahrheit, indem sie das Wort zu ihren Gunsten unvollständig wiedergeben.  
Sonst würden sie sich ja selber wegrationalisieren!
 
1Tim 6,3 Wenn jemand anders lehrt und nicht beitritt den gesunden Worten,
die unseres Herrn Jesus Christus sind, und der Lehre, die nach der Gottseligkeit ist,
so ist er aufgeblasen und weiß nichts, sondern ist krank an Streitfragen und Wortgezänken,
aus welchen entsteht: Neid, Hader, Lästerungen, böse Verdächtigungen
beständige Zänkereien von Menschen, die an der Gesinnung verderbt und von der
Wahrheit entblößt sind, welche meinen, die Gottseligkeit sei ein Mittel zum Gewinn.
Die Gottseligkeit aber mit Genügsamkeit ist ein großer Gewinn; (Elb.1905)
 
1Tim 6,5 Zänkereien von Menschen, welche verdorbenen Sinnes und der Wahrheit beraubt
sind und die Gottseligkeit für eine Erwerbsquelle halten, - von solchen halte dich ferne! (Schl. 1951)
 
---------------------
Gewinn: Strong 4200
<  porizomai (für sich selbst vorsorgen) = Abl. 4198
(zuwege bringen --> Mittel beschaffen);
Subst.mask. (2)
I.) d. Einnahmequelle
1) d. Erwerbung, Bereicherung, Gewinn, Erwerb(smittel), d. Verdienst.
1Tim 6,5.6;
---------------------
Ein mir bekannter Prediger arbeitete halbtags und gab nebenher ein Blättchen mit der Angabe Konto - Nummer heraus
Die Angabe der Kontonummer wurde vom Finanzamt als Gewinnerzielungsabsicht ausgelegt.
Und dafür sind Steuern ab gewissen Einkünften fällig.
 
Dann ist es so, bei den Großkirchen wird von vielen Leuten  wenig verlangt (sozial abgestuft).
Bei anderen Freikirchen (nicht allen) wird von wenig Leuten  viel verlangt  (unsozial, 10% und mehr).
von solchen halte dich ferne
 
mfg
Kurt R.
 
 
 
 
12.11.03
 
Lieber ML
 
1Kor 9,10 Oder spricht er nicht durchaus um unseretwillen?
Denn es ist um unseretwillen geschrieben, daß der Pflügende auf Hoffnung pflügen soll,
und der Dreschende auf Hoffnung dreschen, um dessen {d.h. der erhofften Ernte} teilhaftig zu werden.
 
Bei den zitierten Ochsen spricht Paulus von den Aposteln und seinen Mitarbeiter Barnabas und
nicht von anderen Möchtegern - Aposteln, welche auch das Evangelium aufgrund der Apostellehre
weitersagen. Man kann sich oder andere nicht einfach zum Ochsen erklären!
 
Liebe Grüße
Kurt R.
 

13.11.03

Lieber Kurt,

mit "unsertwillen" bezieht sich Paulus sicher in erster Linie auf die von ihm vorher genannten Personen. Das heißt aber für mich nicht, dass er damit andere Diener des Evangeliums ausschließen möchte. Das ist für mich auch nicht so wichtig.

Denn der Grundsatz des "Umsonst haben wir empfangen, umsonst geben wir es weiter" und des "Sucht zuerst Gottes Reich und seine Gerechtigkeit und alles andere wird Euch dazugegeben werden", richtet sich in meinen Augen an alle Jünger Jesu und ihren Dienst - wie immer der für den Einzelnen aussieht - und das, was sie durch Gottes Befähigung weiter zu geben haben.

Ich denke auch, dass man sich nicht selbst "zum Ochsen erklären kann." In meinen Augen hat jeder von Gott gegebene Dienst folgende Merkmale, die alle gegeben sein müssen:

innere Berufung
Bestätigung der Berufung durch die Gemeinde
gottgefällige Frucht der Berufung
Gottes Versorgung in der Berufung

Wie sieht das praktisch aus? Ein Beispiel:

In der Gemeinde X kommt eine Person zu der Überzeugung, Gott könnte sie besonders in der Seelsorge gebrauchen. Die Leitung der Gemeinde (oder bei Gemeinden ohne Leitungsstruktur: erfahrene Brüder) ist dafür offen, ihn/sie insoweit zu erproben. Er/sie bekommt unter klarem Hinweis an alle, dass es sich um eine Erprobung handelt, die Gelegenheit, Geschwister seelsorgerlich zu begleiten, wobei offen gelegt und geprüft wird, was er/sie genau da tut und betet u.a. Er/sie verfolgt damit keine finanziellen Interessen. In der Folge stellt sich heraus, dass die von ihm/ihr betreuten Geschwister tatsächlich in ihrem Wachstum im Glauben von seinem/ihrem Dienst profitieren, weil Frucht des Geistes in ihrem Leben sichtbar wird. Sündige Haltungen und Verhaltensweisen werden abgelegt. Offenheit, Transparenz und geistliches Verständnis nehmen zu. Lebensprobleme werden nach und nach überwunden. Der/Die "Seelsorger/in" hat teil an der Freude über diese Fortschritte und kann so und auf andere Art erleben, wie ihm/ihr dieser Dienst nicht zur bedrückenden Last, sondern zur Freude und zum Segen im Leben wird.

In diesem Fall würde ich von einer bestätigten Berufung ausgehen.

Ich hoffe, das hilft.


ML