Home  Forum neu  Forum BBKR  Begriffserklärungen  Syngrammata  Lehre auf Youtube   Mal3.16 Website  Neben der Schrift Fakten zur Bibel

Frage: 1628

Die siebzigste Woche Daniels

Im folgenden einige Gedanken zu siebzigsten Jahrwoche (Dan 9,24-27) zusammengeschrieben, die diesen Zeitraum in einem anderen Licht erscheinen lassen. Die gängigen Lehren erzwingen eine bestimmte Auslegung der siebzigsten Woche. Eine isolierte Betrachtung der 70. Woche läßt aber einige Fragen aufkommen, die zu anderen Schlußfolgerungen führen.

 

    Daniel 9,24-27
    24 Über dein Volk und über die heilige
    Stadt sind 70 Wochen bestimmt, um der
    Übertretung ein Ende zu machen und
    die Sünden abzutun, um die Missetat zu
    sühnen und eine ewige Gerechtigkeit
    herbeizuführen, um Gesicht und Weissagung
    zu versiegeln und ein Allerheiligstes
    zu salben.
    25 So wisse und verstehe: Vom Erlaß des
    Befehls zur Wiederherstellung und zum
    Aufbau Jerusalems bis zu dem Gesalbten,
    dem Fürsten vergehen 7 Wochen
    und 62 Wochen; Straßen und Gräben
    werden wieder gebaut, und zwar in
    bedrängter Zeit.
    26 Und nach den 62 Wochen
    wird der Gesalbte ausgerottet werden,
    und ihm wird nichts zuteil werden;
    die Stadt und das Heiligtum wird das
    Volk des zukünftigen Fürsten zerstören,
    und sie geht unter in der überströmenden
    Flut; und bis ans Ende wird es
    Krieg geben, fest beschlossene Verwüstungen.
    27 Und er wird mit den Vielen
    einen festen Bund schließen eine Woche
    lang; und in der Mitte der Woche wird er
    Schlacht- und Speiseopfer aufhören lassen,
    und neben dem Flügel wird ein
    Greuel der Verwüstung aufgestellt, und
    zwar bis sich fest beschlossene Vernichtung
    sich über den Verwüster ergießt.

    Daniel 12,11-12
    11 Und
    von der Zeit an, da das beständige [Opfer]
    beseitigt und der Greuel der Verwüstung
    aufgestellt wird, sind es 1290 Tage.
    12 Wohl
    dem, der ausharrt und 1335 Tage erreicht!


Für den Zeitraum der 70. Woche stellen sich folgende Fragen:
1. Auf wen bezieht sich "er" (der mit den Vielen einen Bund schließt) ?
2. Wer sind die "Vielen" ?
3. Was bedeutet ein "fester Bund" ?
4. Wann ist die 70. Woche ?
5. Was ist der "Greuel der Verwüstung" und wann wird er aufgerichtet ?


zu 1) Auf wen bezieht sich "er" (der mit den Vielen einen Bund schließt) ?

In Vers 25 ist von dem Gesalbten, dem Fürsten die Rede. In Vers 26 vom Volk des zukünftigen Fürsten. "Er" kann sich also nur auf den Gesalbten beziehen. Währe mit "er" der zukünftige Fürst gemeint, müßte Vers 27 anders formuliert worden sein.
Statt "er wird mit den Vielen ..." dann eher "der mit den Vielen einen festen Bund schließen wird ...".
In den gängigen Auslegungen tut man so, als währe in Vers 26 vom zukünftigen Fürsten die Rede. Dem ist aber nicht so, sondern von seinem Volk.
Im Deutschen ist es grammatikalisch nicht korrekt, wenn "er" (Vers 27) der zukünftige Fürst ist. Wie dies im Aramäischen ist kann ich nicht beurteilen.


zu 2) Wer sind die "Vielen" ?

a) Das Volk Israel wird es deshalb nicht sein, da eher nicht von den Vielen die Rede sein würde sondern vom Repräsentanten des Volkes. Dann würde hier eher stehen, daß ein Bund mit dem "Fürsten Israels" oder dem "Fürsten der Vielen" geschloßen wird. Da hier aber nur "Vielen" steht und es sich bei den Vielen um das Volk Israel handeln würde, würde dies bedeuten, daß jeder einzelne diesem Bund zustimmt, ähnlich dem Vorgang der Annahme des Zeichen des Tieres auf Hand oder Stirn.

> b) aus 3) läßt sich folgern, daß es sich um jene handelt, die an den Herrn Jesus Christus gläubig werden. Den Vielen, die an Ihn glauben, gilt der Bund.


zu 3) Was bedeutet ein "fester Bund" ?

a) Das es sich um einen festen Bund handelt deutet darauf hin, daß der Bund nicht gebrochen wird.
b) In Dan 11,22 ist von einem Fürst des Bundes die Rede. aber auf diesen kann sich der feste Bund nicht beziehen, da der feste Bund sonst mit "den Vielen Fürsten" geschlossen worden währe.
c) Ich würde den desten Bund eher auf den Bund von Sach 9,11 beziehen: "... ich habe um des Blutes deines Bundes wegen ..."
d) Der Bund in Seinem Blut ist auch ein fester Bund!


zu 4) Wann ist die 70. Woche ?

a) Es wird gesagt, daß der Beginn der 70. Woche verschoben wurde, weil "für diesen entscheidenden Abschnitt im heilsgeschichtlichen Handeln Gottes noch nicht die Zeit gekommen ist." (Dave Hunt, WIE WEIT SIND WIR?, Verlag Mitternachtsruf).
Das läßt sich hier aber aus der Schrift nicht ableiten. Weiter wird behauptet, daß zwischen Woche 69 und 70 die Zeit der Heiden liegt.

b) Aus Vers 27 kann gefolgert werden, daß es keinen Aufschub der siebzigsten Woche gab. Das Schlacht- und Speiseopfer hat mit der Zerstörung des Tempels, in der Mitte der Woche, aufgehört.
Wenn man Dan 9,27 zusammen mit Dan 12,11 ließt, läßt sich erkennen, daß der Greuel der Verwüstung nicht in der Mitte der Woche aufgestellt wird, sondern das zu dieser Zeit lediglich der Tempel verwüstet wird. Der Greuel wird erst 1290 Tage später aufgestellt.
Hierdurch komme ich zur Schlussfolgerung, daß die erste Hälfte der Woche etwa 38 Jahre dauerte, Wir befinden und jetzt also in der zweiten Wochenhälfte (innerhalb der 1290 Tage). Das Bedeutet aber auch, daß die Dauer der 70. Woche eher symbolischen Charakter hat, ebenso muß gefolgert werden, daß die Deutung von 7 u. 3,5 Jahre, 42 Monaten, 1260, 1290 und 1335 Tagen symbolischer Natur ist.
Diese Deutung ist sicher nicht weniger biblisch, als in einen Zeitraum von 70 Wochen eine Lücke einzufügen, die es in der Schrift nicht gibt.
Daraus kann außerdem gefolgert werden, daß die "Zeit der Heiden" (=Gnadenzeit) innerhalb der siebzigsten Woche liegt.

zu 5) Was ist der "Greuel der Verwüstung" und wann wird er aufgerichtet ?

a) Da das Lamm Gottes unser ewiges Schuldofper ist, ist der Opferdienst im Tempel überflüssig. Gott hat ja auch den Tempel wegnehmen lassen. Wenn es nicht der Antichrist ist, der in der Mitte der Woche, das beständige Opfer aufhören läßt, sondern dies vom Gesalbten geschehen ist, dann könnte man auch sagen, daß wenn auf dem verwüsteten Tempelplatz ein neuer Tempel erbaut wird und ein selbstgewähtes Schlachtopfer dargebracht wird, dies ein Greuel der Verwüstung ist.
Der Tempel und die Lade Gottes sind jetzt im Himmel (Offb 11,19); Die heilige Stadt dagegen befindet sich im Bereich des Vorhofs (Offb 11,2) und wird von den Heiden zertreten. Der jetzige Tempelplatz in Jerusalem befindet sich also auch im Bereich des Vorhofs. Diese Tatsache und auch, daß es keine zwei Tempel geben kann, deutet darauf hin, daß ein weiter Tempelbau ein Greuel sein könnte.
Gott wird diesen dritten Tempel nicht heiligen und dort auch nicht wohnen. Andererseits stellt sich auch die Frage, ob der Greuel etwas anderes als der Tempel ist, und ob der dritte Tempel überhaupt gebaut wird.


Schlußfolgerungen
 

I.) Daß die siebzigste Woche zeitlich anders als die vorherigen 69 Wochen gerechtet werden kann, ist nicht weniger schlüssig, wie ein Aufschub der siebzigsten Woche um 2000 Jahre. Die siebzigste Woche entspricht der Gnadenzeit.

II.) Wenn die die Zeit der Gemeinde (=Gnadenzeit) innerhalb der siebzigsten Woche liegt oder mit der siebzigsten Woche gleichzusetzen ist, gibt es kaum noch Argumente für die Vorentrückung.

III.) Der feste Bund handelt es sich eher um den Neuen Bund in Seinem Blut, der von Ihm mit den Vielen geschlossen wird. Dieser Bund hat in der ganzen siebzigsten Woche (=Gandenzeit) bestand, weil er ein fester Bund ist.

IV.) Alle Zeitangaben, die sich auf die zweite Hälfte der 70. Woche beziehen haben eher symbolischen Charakter. Immer wenn von 3,5 Jahre, 42 Monaten oder 1260 Tagen die Rede ist, repräsentiert dies entweder die zweite Hälfe der siebzigsten Woche oder eine Untermenge davon gegen Ende in den letzten Tage.

V.) Da nach zweiten Wochenhälfte und nach weiteren 1290 Tagen der Greuel der Verwüstung aufgerichtet wird und glückselig ist, wer die 1335 Tage erreicht, liegt der Tag des Herrn, der auch der Tag Christi genannt wird, innerhalb dieser 45 Tage. Danach schließt sich das 1000-jährige Reich an.


-----
Hat sich jemals jemand mit der Unterteilung der letzten Woche in Jahre, Monate und Tage auseinandergesetzt?
----
In Offb 11,2 wird die heilige Stadt 42 Monate lang von den Heiden zertreten. Diese Zeit soll ja die zweite Hälfte der 7 Jahre sein.
In Offb 11,3 treten die zwei Zeugen 1260 Tage auf. Folglich würden sie am Ende der Woche der 7 Jahre ermordet und dann 3 Tage später wieder auferstehen. Gleichzeitig ist die Auferstehung der Zeugen aber im zweiten "Wehe".
Wie ist das zu verstehen, wenn die Zeiten eine feste Größe sind?
Werden die Heiden von den zwei Zeugen, die in Jerusalem sind, geplagt, während Jerusalem von den Heiden zertreten wird ?
Das deutet doch eher an, daß diese Zeiten symbolische Bedeutung haben.
-----
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch Offb 12 (Die Frau und der Drache):
- Die Frau ist das Volk Israel. Sie flieht für 3,5 Jahre (d.i. die 2.Hälfte der 7 Jahre) in die Wüste. Die Wüste repräsentiert die Zerstreuung unter die Völker.
- Der Drache schleudert der Frau einen Strom Wasser hinterher, um sie fortzureisen (Dan 9,26 ... und sie geht unter in der überströmenden Flut;). Das Wasser repräsentiert dabei u.a. das Volk des zukünftigen Fürsten, daß Israel durch Vertreibung, Mord, und Assimilierung vernichten soll.
- Die Erde hilft der Frau, indem sie den Strom verschluckt. Israel wird zwar aus dem heiligen Land vertrieben, bleibt aber in der Zerstreuung als Volk bewahrt (trotz Verfolgungen).
- Nach 1260 Tagen hat die Zeit in der Wüste ein Ende (der Staat Israel wird gegründet). Nach 30 weiteren Tagen wird der Greuel aufgerichtet (Dan 12,11); Nach weiteren 45 Tagen dann das Ende (Dan 12,12). Das 1000-jährige Reich beginnt.
Unter Berücksichtigung der 2300 Abenden und Morgen (Dan 8,14), könnte das 1000-jährige Reich auch schon innerhalb der 45 Tage beginnen.
-----

Liebe Grüße,
Andreas Peter


 
Lieber Andreas Peter,     10.08.04
 
dein Gedanke ist sehr interessant und -da ich auch die Vorentrückungslehre für falsch halte- sympathisch. Doch irgendwie kann hier etwas nicht stimmen. Diese Auslegung steht für sich allein und begründet sich allein auf der Zuordnung und Einschränkung von Wörtern wie "er", "Gesalbter", "Fürst", "Vielen" usw. Die Bibel so auszulegen würde bedeuten, jedem dieser Wörter eine genaue Bedeutung zumessen zu können. Dies gelingt aber nicht, da eben Wörter wie "er", "Vielen" usw. zu häufig vorkommen. Daher ist immer darauf zu achten, jede Auslegungsmethode in allen Varianten und Methoden durchzuspielen. Hierzu müsstest du alle für die von dir bestimmten Begriffe eine Auslegungsvariante einsetzen und diese bis zum Ende gedanklich durchspielen. Sobald du in einen eindeutigen Widerspruch zu einer anderen Stelle kommst, schließt sich diese Auslegunsvariante aus. Zum Schluss bleiben dann vielleicht nur wenige oder nur eine Auslegung übrig, die dann mit guter Wahrscheinlichkeit passt.
 
Bezüglich deiner Auslegung möchte ich folgende Punkte anmerken. Zuerst aber die kritische Stelle im Wortlaut: nach Elbefelder 1905
Dan 9,26 Und nach den 62 Wochen wird der Messias weggetan {Eig. ausgerottet} werden und nichts haben. Und das Volk des kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und das Ende davon wird durch die überströmende Flut sein {O. die Stadt und das Heiligtum wird das Volk des Fürsten zerstören, welcher kommen und dessen Ende in der überströmenden Flut sein wird} ; und bis ans Ende: Krieg, Festbeschlossenes von Verwüstungen.

Dan 9,27 Und er wird einen festen Bund mit den Vielen {d.h. mit der Masse des jüdischen Volkes} schließen für eine Woche; und zur Hälfte der Woche wird er Schlachtopfer und Speisopfer aufhören lassen. Und wegen der Beschirmung der Greuel {Viell. der Greuelgötzen. O. über den Flügel (Beschirmer) der Greuel} wird ein Verwüster kommen {And. üb.: neben dem Flügel (näml. der Cherubim) werden Greuel der Verwüstung stehen} , und zwar bis Vernichtung und Festbeschlossenes {Vergl. Jes. 10,23; 28,22} über das Verwüstete {And.: den Verwüster}

nach Schlachter 1951
Dan 9,26 Und nach den zweiundsechzig Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden, so daß keiner mehr sein wird; die Stadt aber samt dem Heiligtum wird das Volk eines zukünftigen Fürsten verderben, und sie geht unter in der Überschwemmung, und der Krieg, der bestimmt ist zu ihrer Zerstörung, dauert bis ans Ende.

Dan 9,27 Und man wird vielen den Bund schwer machen eine Woche lang und mitten in der Woche Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen, und auf der Zinne werden Greuel des Verwüsters aufgestellt, bis daß sich die bestimmte Vertilgung über die Verwüstung ergossen hat.

Die beiden Übersetzungen weichen leider sehr voneinander ab, so dass sich ein Laie schwer tun wird, den genauen Textinhalt zu verstehen
Es gilt zuerst den Text aus sich zu verstehen und nicht Inhalte hineinzulegen. Daher die Reihenfolge der Geschehnisse, wie es der Text direkt angibt:
1. nach 62 Wochen wird der Messias (Gesalbte) hinweggetan, ohne etwas zu haben (oder nicht mehr da sein)
2. Das Volk eines kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören
3. bis ans Ende wird Krieg sein
4. ein "er" tritt auf und macht einen festen Bund mit Vielen für eine Woche
5. zur Hälfte dieser Woche wird der Bund gebrochen
6. Speis- und Trankopfer werden aufhören
7. Greul der Verwüstung ( oder des Verwüsters) werden aufgestellt
8. es wird die festbeschlossene Vernichtung (evtl. des Verwüsters) geschehen
 
Dieser Abschnitt ist Teil einer größeren Prophetie. Aufgrund von
Dan 9,24 Siebzig Wochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, um die Übertretung zum Abschluß zu bringen und den Sünden ein Ende zu machen, {Nach and. Les.: die Sünden zu versiegeln} und die Ungerechtigkeit zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit einzuführen, und Gesicht und Propheten zu versiegeln, und ein Allerheiligstes zu salben.
ist der Adressat dieser Prophetie klar definiert. Hier geht es um das Volk Israel und seine heilige Stadt Jerusalem. Daher geht bereits der Ansatz von "zu 2) "Vielen" fehl. Wenn hier jetzt fremde Völker, die Heiden eingesetzt würden, wäre diese Prophetie keine über das Volk Israel und diese letzte Jahrwoche letztlich nicht für Israel bestimmt.
 
Das 2. Auslegungsproblem ist der unklare "er". Auf wen sich dieses "er" aus V27 zunächst bezieht ist unklar. Es sind folgende Möglichkeiten da:
 
"er" ist der "Gesalbte" aus V 26.
Problem ist aber, dass dieser Gesalbte in V26 ausgerottet wird und nicht mehr hat, bzw. keinen Anteil. Er ist nicht mehr vorhanden um im folgenden noch Bündnisse oder Verträge zu machen.
 
"er" ist der Fürst, der noch kommen wird
V26 verwendet hier eine sehr seltsame Formulierung: "das Volk des zukünftigen Fürsten", hier ist nicht gesagt, dass der Fürst kommt, sondern nur, dass das Volk, aus dem der künftige Fürst kommt, Israel und Jerusalem zerstören wird. Demzufolge ist in V27 der "er" der Fürst aus diesem Volk
 
Das nächste Problem ist die Lücke zwischen der 69 und 70 Jahrwoche. Wenn man alles genauer betrachtet, sind diese Lücken komplexer. Nach der 62 Woche wird der Gesalbte ausgerottet. Christus starb ca. 30-35 n.Chr. am Kreuz. Somit liegt dieses Datum bereits nach der 62. Woche. Jerusalem wird aber erst ca. 70 n. chr. zerstört. Das Volk (die Römer) die Jerusalem zerstörten gehören zum Volk des noch zukünftigen Fürsten, der erst in der letzten Jahrwoche auftreten wird. Es liegt also bereits in den Versen 26a zu 26b eine Lücke von 35 Jahren (=5x7 Jahre). Zudem führt der Text durch den Hinweis auf einen noch künftigen Fürsten ebenfalls eine Lücke ein. Es ist also nicht frei erfunden und spekulativ, die letzte Jahrwoche getrennt von den vorherigen zu sehen.
 
Zuletzt noch: Alttesamentliche Prophetie ist schwer zu verstehen. Sie ist aus ihren Begriffen und Vorstellungen heraus zu verstehen. Für den Juden wäre es absurd anzunehmen, dass der Tempel ein Greul wäre. Die Annahme, dass dieser Tempel in diesem Text nun der Gegenstand des Greuls sein sollte, ist daher völlig abwegig. Zudem wird das Greul erst in der Mitte der Jahrwoche eingeführt, der Tempeldienst bereits am Anfang. Demzufolge kann der Tempeldienst gar nicht das Greul darstellen.
 
Jedoch muss ich anmerken, dass dein Artikel anregt, vieles genauer anzuschauen und kritischer zu denken. Ich bin nicht mit deinen Ausführungen einverstanden. Jedoch zeigt dein Ansatz, dass man viele fest vorgefaßte Dinge, vielleicht auch anders sehen kann. Nimm also diese Kritik nicht als Vernichtung auf, sondern prüfe deine Ausführungen immer auf Übereinstimmung mit dem gesamten Wort.
 
Liebe Grüße
 
M.H.
 
 
 
 
 
 
siehe Anhang

Grüße,
Andreas Peter

 

11.08.04
 

Lieber Martin,

Danke für deine ausführliche Antwort. Vernichtende Kritik habe ich auch erwartet, da ich mit dieser Auslegung ziehmlich alleine stehe. Aber jeder der diese Prophetien, kennt sieht sie eben im Lichte einer bestimmten Lehre. Im übrigen habe ich diesen Beitrag geliefert, um mir die Meinung von Leuten zu holen, die sich mit der Materie schon tiefer befaßt habe, bevor ich in meinem Umfeld einen Haufen Stuß verbreite.

Meine Aussagen in bezug auf den dritten Tempel seid auch nur eine Spekulation. Der Greuel kann durchaus irgend etwas anderes sein. Auf den Greuel geht die Schrift ja auch nicht näher ein, deshalb bleibt nur Spekulation oder das Warten bis der Greuel offenbar wird.

Es gilt zuerst den Text aus sich zu verstehen und nicht Inhalte hineinzulegen. Daher die Reihenfolge der Geschehnisse, wie es der Text direkt angibt:

Es gibt zwei Möglichkeiten den zeitlichen Ablauf der Geschehnisse zu sehen:
---
A) Es handelt sich tatsächlich um einen chronologischen Ablauf der Verse.
Dan 9,25: Ereignisse bis 69. Woche.
Dan 9,26: Zwischenzeit; Ereignisse zwischen 69. und 70. Woche.
Dan 9,27: 70. Woche.
Siebzig Wochen sind über dein Volk und über deine heilige Stadt bestimmt, ... (Dan 9,24)
Es wird davon ausgegangen, daß sich die 70 Wochen auf Israel beziehen. Es aber eine Zwischenzeit (oder Gnadenzeit) gibt, die sich nicht auf Israel bezieht. Dabei ist jedoch einzuwenden, daß in der angeblichen Zwischenzeit der Gesalbte abgeschnitten wird, die heilige Stadt und das Heiligtum zerstört wird und daß es bis ans Ende (bis Anfang der 70. Woche) Kriege und Verwüstungen geben wird. Alle diese Ereignisse beziehen sich aber auch auf Israel. Deshalb scheint eine Einfügung einer Zwischenzeit, mit der Begründung, daß sich die 70 Wochen auf Israel beziehen, die Zwischenzeit aber auf die Gemeinde, nicht stichhaltig.
---
B) Vers 26 und 27 beschreiben den selben Zeitraum.
Dan 9,25: Ereignisse bis 69. Woche.
Dan 9,26: Ereignisse der 70. Woche.
Dan 9,27: Ausdeutung der Ereignisse der 70. Woche.
Vers 26 ist ein Gesamtüberlick über das Geschehen der letzten Woche, damit ist "er" aus dem folgenden Vers auch der Gesalbte.
Vers 27 deutet die Ereignisse aus Vers 26 aus. Die Opfer werden aufhören, weil das Volk des zukünftigen Fürsten die Stadt und das Heiligtum verwüsten. Es ist nichts ungewöhnliches, daß eine Aussage, die ein einem Vers getroffen wird, in den folgenden Versen ausgedeudet wird.
"... in der Mitte der Woche wird er Schlacht- und Speiseopfer aufhören lassen, ..." deutet an, daß diese Geschehnisse auch ein Gericht über den Unglauben und die Verwerfung des Messias darstellen. Diese Verwüstungen geschenhen, weil die Juden erkannten, was ihnen zum Frieden dient (Lk 19,41-44).
Der Greuel wird erst eine ganze Zeit später errichtet werden (Dan 12,11).

Lk 19,41-44
41 Und als er sich näherte und die Stadt sah, weinte er über sie
42 und sprach: Wenn auch du erkannt hättest, und selbst an diesem deinem Tage, was zu deinem Frieden dient! Jetzt aber ist es vor deinen Augen verborgen.
43 Denn Tage werden über dich kommen, da werden deine Feinde einen Wall um dich aufschütten und dich umzingeln und dich von allen Seiten einengen;
44 und sie werden dich und deine Kinder in dir zu Boden werfen und werden in dir nicht einen Stein auf dem anderen lassen, darum daß du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast.
---
Mir scheint Version B plausibler.
Jeder der Version A einmal als Tatsache angenommen hat, wird die Prophetie auch immer im Licht von A sehen. Das ist im prinzip wie bei allen Lehren. Du weißt ja selbst, daß Lehren in der Regel nicht erstrebenswert sind.


5. zur Hälfte dieser Woche wird der Bund gebrochen

Daß der Bund gebrochen wird, steht nirgends. Das wird hier Licht einer Lehrauffassung hineininterpretiert. Aber es gibt ja auch die Möglichkeit, daß du Recht hast.
Was bedeutet das Wort "fest" an dieser Stelle (Vers 27)? Ist es nur bedeutungslose Ausschmückung?
Gibt es sonst noch wo einen Bund der als "fest" bezeichnet wird, und dann doch gebrochen wird?

Wenn hier jetzt fremde Völker, die Heiden eingesetzt würden, wäre diese Prophetie keine über das Volk Israel und diese letzte Jahrwoche letztlich nicht für Israel bestimmt.

Natürlich ist die Prophetie über das Volk Israel. Aber einige der natürlichen Zweige wurden ausgebrochen und andere eingepfropft (Röm 11,19).
Wenn die letzte Jahrwoche mit der Kreuzigung beginnt, ist die Prophetie für beide, Juden und Heiden bestimmt. Denn die gläubig gewordenen Heiden sind ja auch Same Abrahams.

Problem ist aber, dass dieser Gesalbte in V26 ausgerottet wird und nicht mehr hat, bzw. keinen Anteil. Er ist nicht mehr vorhanden um im folgenden noch Bündnisse oder Verträge zu machen.

Ich halte es damit, daß Vers 26 ein Gesamtüberlick über die letzte Woche ist. Im übrigen hat der Gesalbte den Bund mit seinem Tod am Kreuz besiegelt (Hebr 9.20 "Dies ist das Blut des Bundes, den Gott für euch geboten hat"). Den Bund hat er sozusagen durch sein Blut in Existenz gebracht. Daß er gestorben und auferstanden ist, bedeutet ja auch nicht, daß er nicht mehr vorhanden ist.
Daß er "keinen Anteil" hat, kann man auch dahingehen auslegen, daß Er für die Schuld anderer gestorben ist. (siehe www.bibelkreis.ch/themen/messiani.htm)


Das nächste Problem ist die Lücke zwischen der 69 und 70 Jahrwoche. Wenn man alles genauer betrachtet, sind diese Lücken komplexer. Nach der 62 Woche wird der Gesalbte ausgerottet. Christus starb ca. 30-35 n.Chr. am Kreuz. Somit liegt dieses Datum bereits nach der 62. Woche. Jerusalem wird aber erst ca. 70 n. chr. zerstört. Das Volk (die Römer) die Jerusalem zerstörten gehören zum Volk des noch zukünftigen Fürsten, der erst in der letzten Jahrwoche auftreten wird. Es liegt also bereits in den Versen 26a zu 26b eine Lücke von 35 Jahren (=5x7 Jahre). Zudem führt der Text durch den Hinweis auf einen noch künftigen Fürsten ebenfalls eine Lücke ein. Es ist also nicht frei erfunden und spekulativ, die letzte Jahrwoche getrennt von den vorherigen zu sehen.

Jedoch habe ich gar keine Lücken, wenn ich den Beginn der 70. Woche mit der Kreuzigung Jesu ansetze und des Ende der Woche in die Nahe Zukunft verlege. Jedoch wird diese Woche dann nicht mehr nach menschlicher Zeit gerechnet, sondern durch die Langmut Gottes, der will, daß jedermann Raum zur Buße hat, hat des für uns den Anschein, daß die Verheißung seiner Wiederkunft verzögert wird (2. Petr 3,9). Denn bei Ihm sind 1000 Jahre wie ein Tag.
Wegen seiner Langmut dauert die 70. Woche bis heute an.

Zuletzt noch: Alttestamentliche Prophetie ist schwer zu verstehen. Sie ist aus ihren Begriffen und Vorstellungen heraus zu verstehen. Für den Juden wäre es absurd anzunehmen, dass der Tempel ein Greul wäre. Die Annahme, dass dieser Tempel in diesem Text nun der Gegenstand des Greuls sein sollte, ist daher völlig abwegig. Zudem wird das Greul erst in der Mitte der Jahrwoche eingeführt, der Tempeldienst bereits am Anfang. Demzufolge kann der Tempeldienst gar nicht das Greul darstellen.

Dan 12,9 Und er sprach: Gehe hin, Daniel; denn die Worte sollen verschlossen und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes.
Dan 12,10 Viele werden sich reinigen und weiß machen und läutern, aber die Gottlosen werden gottlos handeln; und keine der Gottlosen werden es verstehen, die Verständigen aber werden es verstehen.

Natürlich währe es absurd für einen Juden jener Zeit, anzunehmen, der Tempel währe ein Greuel. Ich habe aber auch nur die Möglichkeit dazu angedeutet.
Es ist aber auch so, daß die Juden jener Zeit diese Prophetie gar nicht verstehen sollten. Diese Worte sollten bis zu der Zeit des Endes versiegelt bleiben (Dan 12,9). Es ist auch die Erlößung angedeudet: "Viele werden sich reinigen und weiß manchen". Auch stellt sich die Frage, wie bekehrte Juden (messianische, von denen soll es ca. 250.000 geben) einen künftigen dritten Tempel, in dem Schlachtopfer dargebracht werden, sehen würden, da ja ihr Messias Jeschua ein für alle mal für ihre Sünden geopfert worden ist. Für diejenigen Juden, die ihren Herrn bis dahin nicht erkennen, würde meine Sichtweise sicher absurd bleiben. Denjenigen Juden aber, die den Herrn kennen, werden sich an seine Worte halten und werden die Prophetie verstehen:

Mt 24,15 Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, von welchem durch Daniel, den Propheten, geredet ist, stehen sehet an heiligem Orte (wer es liest, der beachte es),
Mt 24,16 daß alsdann die in Judäa sind, auf die Berge fliehen;

Nur um Verwirrung zu vermeiden, ich will hier nicht felsenfest Behaupten, der Greuel sei der Tempel. Jedoch ist dies eine Möglichkeit die in Betracht gezogen werden kann, wenn wir uns bereits seit langem in der ersten Woche befinden.

Zudem wird das Greul erst in der Mitte der Jahrwoche eingeführt, der Tempeldienst bereits am Anfang.

Vielleicht wird der Tempeldienst gar nicht eingeführt, sondern der Tempelsdienst ist noch vorhanden, weil es sich noch um den 2. Tempel handelt. Das setzt voraus, das die Ereignisse von Vers 27 teilweise schon stattgefunden haben.
Da Dan 9,27b von Dan 12,11 erklärt wird, wird der Greuel nicht in der Mitte der Woche eingeführt, sondern 1290 Tage später. Erst die Verwüstung, später dann der Greuel der Verwüstung (Dan 12,11) . Damit komme ich dann mit der gängigen Auffassung der 7 Jahre in Erklärungsnöte. Die Zahlenarithmetik funktioniert dann nicht mehr, weil damit der Greuel am Ende der Woche liegt.
 

    Daniel 12,11 Und
    von der Zeit an, da das beständige [Opfer]
    beseitigt und der Greuel der Verwüstung
    aufgestellt wird, sind es 1290 Tage.

Währe dankbar, wenn mir jemand für die 1290 Tage zwischen Verwüstung und Greuel eine andere plausible Erklärung liefern könnte. Sicher ist, daß die Verwüstung erst in der Mitte der Woche stattfindet.

Lieber Grüße,
Andreas Peter

PS:
Ich möchte die für danken, daß du mit der Diskussion über 1. und 2.Thess einen Schlüssel für die Auslegung der Offenbarung geliefert hast. Ich war bisher auch der Meinung einer späten Entrückung, aber konnte sie bisher nicht stichhaltig begründen. Ich denke, wenn man die Bibel unvoreingenommen ließt, kann man auch zu keinem anderen Ergebnis kommen. Auf die Vorentrückung wird mitlerweile von fast allen nur wegen der Annahme der entsprechenden Lehre vertreten. Von selbst kann man da kaum drauf kommen; hier ist es wie bei allen (Irr)Lehren.
Auch mit dem "aus der Mitte" stimme ich mit die überein, daß es sich dabei um den Verkläger der Heiligen handelt, der aus dem Himmel geworfen wird. Ich wollte schon einen Beitrag deswegen bringen, habe aber entdeckt, daß du dieses Thema schon in Frage 1213 behandelt hast.


11.08.04

 
Lieber Andreas Peter,
du hast dir viel Gedanken und Mühe gemacht mit deiner Ausarbeitung. Ich will wirklich nicht im negativen kritisieren. Mein Anliegen ist es vielmehr, über solche Gespräche zum Kern, zur Wahrheit im Wort zu gelangen. Naheliegend, dass man dann auch manches als Falsch sieht und ablehnen muss. Verletzend soll dies aber nie sein und ist auch so nicht gedacht.
 
Was mich an deinen Ausführungen stutzig macht, ist die Beliebigkeit. Man kann natürlich die Begriffe mit diesem oder jenem Inhalt füllen und entsprechen dann die Dinge interpretieren. Doch tun dies bevorzugt die Irrlehrer, sonst täte ja das Richtige herauskommen. Wenn dir Variante B plausibler erscheint, ist dies doch biblisches kein Argument. Ich halte es immer so, den Text so wörtlich wie möglich zu nehmen. Wenn nun Dinge aufgezählt werden, zeitliche Abfolgen im Text gegeben sind, kann ich nicht anders, als diese Struktur so zu übernehmen. Demzufolge sind die Verse 26-27 in einer zeitlichen Reihenfolge. Dies drückt auch der doppelte Bezug auf das Volk des zukünftigen Fürsten und später den Fürsten selbst aus.
Um die Beliebigkeit einzugrenzen ist der nächste Schritt, über Parallelen Stützen zu finden. Eine Stelle ist vielfach auslegbar, nimmt man aber anderer Parallelstellen hinzu, schränken sich die Möglichkeiten immer mehr ein. Siehe hierzu den Zeitsprung in Dan. 11,35 zu 11,36 als auch Dan. 12,1+2 (Errettung Israels mit Endgericht).
 
Das 2. grundsätzliche Problem ist die Vermischung. Daniel betrachtete alles aus Sicht eines Juden. Die Gemeinde hatte er nicht im Blick. Er sah das Volk Israels als einziges Gottesvolk. Jetzt in diesen Gedanken die Gemeinde einzuführen ist sehr kritisch. Die Gemeinde nimmt nicht die Stellung Israels ein. Israel, das Volk Gottes hat eine eigene Stellung. Letztlich werden beide in dem geistlichen Israel vereint sein. Es ist daher sehr kritisch, neutestamentliches Gedankengut in diese alttestamentarischen Prophetien einzufügen. Wenn kein direkter Anhaltspunkt oder über eine Parallelstelle kein Hinweis gegeben ist, sollte man es einfach nicht tun.
 
Liebe Grüße

M.H.
 
 

Lieber Martin,

Ich weiß, daß wenn ich mit meiner Ansicht über Version B alleine stehe, ist diese Ansicht mindestens solange für falsch zu halten ist, bis ich jemanden (einer währe wohl zu wenig) gefunden gefunden habe, der aus eigener Auslegung zur selben Sichtweise der Dinge gekommen ist.

Jedoch sehe ich Version A weiterhin sehr mit gemischten Gefühlen, da ich annehmen muß, daß diese Sichtweise nur durch Annahme einer schon vorhandenen Sichtweise zustande kommt.

Seit vielen Jahren stolpere ich regelmäßig über den Zusammenhang von Dan 9,27 und Dan 12,11. Mit den gemeinhin vertretenen Sichtweisen komme ich durch diese beiden Stellen, die sich ja auf das selbe Ereignis beziehen, in Konflikt.
Ich währe dir dankbar, wenn du dich noch über die Einordnung 1290 Tage äußern könntest.

Lieber Grüße,
Andreas Peter