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Frage: 1642                  Siehe auch 1656

Ist in Röm. 9 eine Erwählung zum Heil zu finden?  Gibt es überhaupt eine Erwählung zum Heil?

Hans Peter Wepf


A)    Zusammenfassung von Römer 9:

1)      V.1-3:
In Römer 9 behandelt Paulus das traurige Schicksal Israels im Vergleich zum Ergehen der Heiden, die nichts von einem kommenden Messias wussten, aber dennoch aus Glauben an Jesus Christus gerettet werden können. Gott hat nicht Israel verworfen, sondern Israel hat seinen Gott und dessen Gnade verworfen.

2)       V.4-5:
Israel wurde von Gott sehr viel an Verheißungen und Segen anvertraut, aber dennoch hatte das jüdische Volk als Ganzes den Messias verworfen und nur ein Überrest wurde gläubig und gerettet - darunter auch Paulus selbst.

3)       V.6-13:
Dies entspricht auch den historischen Fakten: eine rein biologische Zugehörigkeit zu den Nachkommen Abrahams garantiert nicht automatisch das Heil und die Auserwählung! Verheißungen, Auserwählung und Heil seitens Gottes werden nur dem Glaubenden zuteil. Abrahams und Isaaks Nachkommen zeigen, dass das Heil und die Verheißungen nicht allein aus einer biologische Nachkommenschaft resultieren, sondern der Glaube entscheidet, wer „geistliches“ Israel genannt werden kann und das Heil empfängt. Die Auswahlprinzipien unterliegen dem freien, souveränen Willen Gottes und sind nicht von menschlichen Vorleistungen abhängig, die Gott gnädig stimmen könnten. Der freie Vorsatz Gottes, wonach er auswählt, ist GLAUBEN und GEHORSAM. Dieses Geschehen spielt sich in Raum und Zeit ab, ist jedoch nicht im vorhinein von Gott bestimmt, jedoch in seiner Vorsehung und seinen Plänen inbegriffen. Gottes ewige Vorhaben werden durch Menschen (in Raum und Zeit) umgesetzt, die ihm glauben und seinem Ruf folgen

a) Anm.: Vers 12 beschreibt das Ziel der Auswahl: Dienst - NICHT Errettung (z.B. „der Ältere wird verdammt – der Jüngere gerettet“). Gott setzt den Erstgeborenen zurück und handelt mit dem Nachgeborenen. Dies ist keine Vorherbestimmung („der Ältere muss dem Jüngeren dienen“), sondern eine Prophetie, die sich genau so erfüllt und Gott im nachhinein (Vers 13) ebenso bestätigt hat. Der Vorsatz V.11 Gottes ist unabhängig von Werken, sondern steht in Verbindung mit dem Glauben an sein Wort.  Ein weitere Gesichtspunkt, der der These der Vorherbestimmung zum persönlichen Heil bzw. Unheil widersprechen würde, kann in der weiteren geschichtlichen Entwicklung gesehen werden, nämlich dass Esau selbst nie Jakob gedient hat, sondern diese Feststellung vielmehr den weiteren  Verlauf der Völker aufgrund der Glaubenshaltung ihrer Stammväter, wiedergibt. 1.Mose 25:23 „Der HERR aber sprach zu ihr: Zwei Nationen sind in deinem Leib, und zwei Volksstämme scheiden sich aus deinem Innern; und ein Volksstamm wird stärker sein als der andere, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.“ In der Tat hat sich vielmehr Jakob vor Esau verneigt (1.Mose 33,3), ihn seinen Herrn und sich dessen Diener genannt (1.Mose 33,5;8;13). Jakob hat Esau gebeten seine Gaben anzunehmen (1.Mose 33,11) und Esaus Gesicht schien ihm wie das Antlitz Gottes: 1.Mose 33,10 „Denn ich habe ja doch dein Angesicht gesehen, wie man das Angesicht Gottes sieht, und du hast Gefallen an mir gehabt. 11 Nimm doch mein Geschenk, das dir überbracht worden ist! Denn Gott hat es mir aus Gnaden geschenkt, und ich habe alles. Und als er in ihn drang, da nahm er es.“ Der Hauptgedanke des Paulus in diesem Vers ist der weitere Geschichtsverlauf und die Auswahl Gottes, die auf dem Glauben oder Unglauben basierend, in seinem Ratschluss einbezogen und im voraus eingeplant wurde. Diese Auswahl Jakobs ist von dessen Verhalten völlig unabhängig sondern hat allein Glauben zur Grundlage.

b) Anm.: V. 13: Diese Aussage steht in Maleachi – also nicht im Sinne einer vorher getroffenen Auswahl: sondern nach dem Leben der beiden wurde diese Feststellung getroffen - aufgrund der anhaltenden Gottlosigkeit Esaus und seiner Nachkommen. Esau steht hier als Bild für Unglauben und Rebellion - Jakob als Bild für Glauben und Treue. Wiederum ist die gesamte Nation der Edomiter und Israels mit ihren Repräsentanten im Blick.


4)      V.14-17:
Gottes Souveränität ist auch in der Lage, Unglauben und Widerstand gegen seinen Willen in seine Pläne einzubeziehen – ohne selbst diesen hervorgerufen oder gewollt zu haben. Das zeigt das Beispiel von Esau und auch von Pharao, der sich gegen das Reden Gottes verhärtet hatte und schließlich von Gott selbst verstockt wurde. Dieser musste dennoch als Gerichtswerkzeug und Gegenstand der Machterweise des Herrn dienen

a) Anm.: V. 14: Da die Auswahl Gottes nicht am Verhalten des Einzelnen ansetzt – wie durch das Beispiel Jakob und Esau zeigt – könnte Gott Ungerechtigkeit vorgeworfen werden. Wäre es nicht aus menschlicher Sicht nicht gerechter, Menschen, die sich ihr Heil durch gute Werke – etwa wie „Mutter Theresa“ – verdienen wollen, aufgrund ihrer Leistungen die Seligkeit zu gewähren, als manch lauen Christen, die aufgrund des Glaubens an Jesus Christus gerettet werden wollen? Dieser Vorwurf kann nicht erhoben werden, den Gottes Vorstellung über Gerechtigkeit, steht ausschließlich in Verbindung mit dem Glauben.

b) Anm.: V.17:Wie ist der folgender Abschnitt in Übereinstimmung mit anderen klaren Aussagen der heiligen Schrift zu bringen, wonach Gott das Heil aller Menschen und nicht des Sünders Tod will (Hes. 33,11), hier aber eine Einschränkung seiner Auswahl beschrieben wird? Zur Klärung und Harmonisierung des Abschnittes werden die deutlichen Bibelstellen über den Willen Gottes zu Rettung jedes Menschen vorausgesetzt. Es soll eine theologisches Konzept, das keinen Widerspruch zu klaren Aussagen der heiligen Schrift enthält, gefunden werden. Im Hinblick auf Pharao würde dies bedeuten, dass Gott auch das Heil dieses Mannes gewollt hat. Warum also verhärtet er ihn? Paulus führt Exodus 9,16 an “Aber eben deshalb habe ich dich bestehen lassen, um dir meine Macht zu zeigen, und damit man auf der ganzen Erde meinen Namen verkündigt.“ Durch Pharao hat Gott seine Macht gezeigt. Seine Souveränität wird selbst durch Pharao nicht beeinträchtigt, der sich nicht dem Gott Israels unterwerfen will und viel Leiden über das alttestamentliche Gottesvolk gebracht hat, indem er am ägyptischen Götzendienst festhielt. Dieses rebellische Verhalten zugrundelegend, zeigt Gott keine Gnade mehr, sondern verhärtet Pharao, nachdem dieser das gnädige Reden Gottes mehrfach von sich stieß. 

 

5)       V.18-23:
Gläubige und Ungläubige – die zwei Gefäße aus dem einen Ton (Mensch) – finden in Gottes Heilsplan ihre Relevanz

a) Anm.: V.18: Leider wird in diesen Vers hineingelesen, dass Gott Menschen verhärtet und vom Glauben ausschließt, bevor sie geboren werden. Gott verhärtet jedoch bei Rebellion, Unglauben und Widerstand gegen sein Reden - wie bei Pharao, den er nach wiederholtem Reden dann seit der sechsten Plage verstockt hat. Israel als Nation wurde von Gott verstockt – nicht aufgrund vorweltlicher Beschlüsse, sondern aufgrund ihres derzeitigen Ungehorsams (Römer 11,31). Diese Verstockung wird beendet sein, wenn sich Israel zu Jesus Christus bekehren wird (Römer 11,23). Gottes Erbarmen steht über jedem, der an seinen Sohn glaubt.


b) Anm.: V.22: Obwohl Gott das rebellische Herz des Pharao kannte, richtete er ihm mehrfach seine Heilsbotschaft durch Mose aus, auf dass er zur Busse gelangen sollte (2.Petrus 2,9).

Dadurch, dass er Pharao nicht sofort vernichtet hat und sich durch ihn verherrlichen wollte, kann gezeigt werden, dass selbst Ungehorsam Einbeziehung in Gottes Pläne findet.

Die Zubereitung hat nicht ihren Ausgang in Gott, sondern im Menschen selbst, der die Gnade – wie Pharao - abgelehnt hat und dennoch mehrfach von Gott zur Umkehr gebracht werden wollte.


c) Anm.: V.23: Die Gläubigen hat Gott vorherbereitet zur Herrlichkeit

d) Anm.: V.24: Die zur Herrlichkeit vorherbereiteten sind die Gläubigen, die im Evangelium gerufen worden sind.

 

6)      V24-29:
Israels nationaler Unglauben bringt Gottes Pläne nicht zum einstürzen. Gott hat sich ein Volk zum Heil und zum Dienst vorgesehen – und zwar aus Juden UND Heiden. Mit der Gemeinde (dem gläubigen Überrest aus Juden und Heiden) hat der Herr sich ein Eigentumsvolk erwählt. Der ungläubige Teil Israels wurde verstockt, da sie nicht an die Verheißungen Gottes geglaubt haben.

7)      V.30-33:
Zusammenfassend beschreibt Paulus die Gerechtigkeit allein aus Glauben im Gegensatz zur Gerechtigkeit aus Werken, wodurch Israel die Verheißungen nicht erlangen kann

 

B) Die Auserwählung in Römer 9

1) zum Heil

Dieser Abschnitt zeigt – im Gegensatz zur calvinistischen Sicht – die Auswahl Gottes in seinem Handeln völlig am individuellen Glaubensgehorsam des Einzelnen ansetzend. Die Geschichtsschreibung Gottes basiert auf Menschen, die seinem Ruf  - wie Jakob – gehorchen. Menschliche Leistungen, gute Werke oder die biologische Abstammung (Israel) können die Notwendigkeit zum Glauben nicht ersetzten und Gottes Wohlwollen auf sich ziehen, da Gott in seinem Auswahlhandeln allein den Glauben zur Grundlage voraussetzt.

2) zum Zorn

Ebenso wie Gott den persönlichen Glauben zur Grundlage der Auswahl seines Heilshandelns voraussetzt, hat der Unglaube und die Rebellion gegen Gottes Reden eine Zubereitung zum Verderben (V.22) zur Folge.

3) Harmonisierung von Römer 9 mit anderen Stellen über das Heil aller Menschen

Gottes Wille ist das Heil aller Menschen. Gleichzeitig respektiert Gott den Willen und setzt Verantwortung jedes einzelnen gegenüber diesem Plan voraus. Daher setzt das Auswahlhandeln Gottes am Glauben des Einzelnen an.


P. Streitenberger


15.08.04

 

Liebe Brüder und Hans-Peter Wepf,
 
 
 
>Ist in Röm. 9  eine Erwählung zum Heil zu finden. Gibt es überhaupt eine Erwählung zum Heil?

Die Erkenntnis, die ich aus Gottes Wort zu dieser Frage gefunden habe, wäre wie folgt:
 
- ERWÄHLUNG:
1) Es gibt keine Erwählung einer bestimmten vorher göttlich-festgelegten Gruppe Ungläubiger zum Heil bzw. der Wiedergeburt -> Alle sollen und müssen sich bekehren ! Ungläubige mit dem Thema Erwählung in Verbindung zu bringen ist vollständig widerbiblisch !
 
2) Es gibt im Epheserbrief Kap 1,3ff eine Erwählung Gläubiger zur Heiligkeit.
 
3) Es gibt eine Erwählung  der Gläubigen  nach 1Pet 1,1 zum Gehorsam etc.
 

- VORHERBESTIMMUNG:
1) Es gibt keine Vorherbestimmung einer bestimmten Gruppe Ungläubiger zur Wiedergeburt -> Alle müssen sich bekehren und nicht nur eine vorherbestimmte Gruppe !
1) Es gibt nach Eph 1,11f eine Vorherbestimmung der Gläubigen zum Preise seiner Herrlichkeit
2) Es gibt nach Römer 8,29 eine Vorherbestimmung der Gläubigen dazu, dem Bilde Jesu gleichförmig zu werden (ein Prozess, der m.E. das ganze Glaubensleben fortwährt).
 
- Calvinismus/Prädestinationslehre:
Steht im vollständigen Widerspruch zu Gottes Wort und stellt daher eine dämonische Lehre dar.
Es wurde hierzu bereits ausreichend von anderen Brüdern mitgeteilt (gerade auch bzgl. aktueller Entwicklung), so dass ich dazu nichts mehr hinzufügen kann.
 
- Römer 9:
Wurde ja bereits im anderen Beitrag abgehandelt.
 
 
Es grüßt im wiederkommenden Herrn Jesus Christus !
Martin S./BRD