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Frage198

Lieber Hans Peter

was ist "mit Willen sündigen und was ist der Zusammenhag dieses Verses?

Hebr 10,26 Denn wenn wir mit Willen sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig,

liebe Grüsse

Marco + Rolf


1.  Siehe:  Forum 156


22.05.2001

Zur Frage 198
"was ist "mit Willen sündigen" (Hebr 10,26) und was ist der Zusammenhag
dieses Verses?"


Diese Stelle hat schon viele Christen in Unruhe versetzt. Es ist sicher
wahr, daß wir nicht mit Willen sündigen sollten und das wir uns immer bewußt
sein sollten, daß wir, wenn wir sündigen, immer "im Lichte" sündigen und das
das eine sehr ernste Sache ist. Mit der Sünde dürfen wir nicht spielen. Wir
wollen immer daran denken, daß der Herr auch für die, in unseren Augen,
kleinen Sünden das Kreuz erdulden mußte und das jede Sünde einen Teil Seiner
schrecklichen Leiden ausmachte und die Gottesferne rechtfertigte, da Gott
Sünde nicht sehen kann.

Dennoch wissen wir, daß rein praktisch gesehen uns doch noch so manches
unterläuft, was wir dann später bereuen und bekennen. Gut das dann Gott treu
und gerecht ist, daß er uns die Sünden vergibt (1.Joh 1,9). So gibt es keine
Sünde, für die das Werk des Herrn nicht ausreichen würde (die Lästerung des
Geistes lassen wir jetzt mal außer betracht!).

Nun aber zu Hebräer 10. Hier ist es vielleicht erst gut, daß man gut im Auge
behält, an WEN der Brief geschrieben wurde. Es ging in erster Linie um
Juden, die in der Gefahr standen wieder ins Judentum zurückzufallen - siehe
auch Kap 6. Auch aus Hebr 13 geht hervor, daß diese Gefahr bestand und der
Schreiber des HebrBr. fordert die Hebräer dann auch auf, daß jüdische Lager
zu verlassen und die Schmach des Herrn auf sich zu nehmen.

Wenn wir nun die Stelle in Hebräer 10 aus diesem Hintergrund betrachten,
dann kommt man zu folgendem Schluß: (ich zitiere aus der
Hebräerbriefbetrachtung von H. Smith)

"Der Apostel hat die Gefahr beschrieben, die Hoffnung aufzugeben, die
Gefahr, daß wir uns gegenseitig kränken und unser Zusammenkommen versäumen.
Nun warnt er uns vor der weitaus größeren Gefahr des Abfalls, die das
christliche Zeugnis angreift. Mit Willen zu sündigen, bedeutet, vom
christlichen Glauben abzufallen. Der Apostel spricht hier nicht von solchen,
die in die Welt zurückgehen mögen wie Demas, von dem wir in einem anderen
Brief lesen. So jemand kann wiederhergestellt werden. Der Abgefallene gibt
nicht nur das Christentum auf, sondern nimmt irgendeine menschliche Religion
an, nachdem er sich zum Christentum bekannt hatte. Er sagt eigentlich: »Ich
habe es mit dem Christentum versucht, aber ich finde das Judentum oder den
Buddhismus oder irgendeine andere Religion besser.« Für solche bleibt kein
Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, sondern ein gewisses furchtvolles
Erwarten des Gerichts. So jemand behandelt den Sohn Gottes geringschätzig,
er verachtet das Opfer Christi und schmäht den Geist der Gnade.
Der Abgefallene muß Gott überlassen werden. Es ist nicht unsere Sache,
Vergeltung zu üben. Gott kann uns nicht mit der Vergeltung beauftragen. Uns
wird ganz eindeutig gesagt: »Mein ist die Rache, ich will vergelten«,
spricht der Herr. Der Abgefallene wird erfahren, daß es furchtbar ist, in
die Hände des lebendigen Gottes zu fallen."

Herzliche Grüße
Stephan Isenberg  
www.soundwords.de


11.06.01

Lieber Hans Peter

was ist "mit Willen sündigen und was ist der Zusammenhag dieses Verses?

Hebr 10,26 Denn wenn wir mit Willen sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig,

Lieber Rolf, lieber Marco!

 Bevor man den Zusammenhang des Verses klären kann, ist es nötig noch einen wichtigen Aspekt zu klären:

- An wen richtet sich der Brief? -

Zunächst gilt natürlich: " Jede Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke ausgerüstet. " (2.tim.3,16+17).So auch im Bezug auf den Hebräerbrief; wir können also hier viel für unsere Glaubensleben, insbesondere die Anbetung, lernen! 

Dennoch sind die die ERSTADRESSATEN wohl Judenchristen gewesen, die in Gefahr standen unter dem Druck ihres Alten religiösen Systems ( dem Judentum) wieder wankend zu werden und sich von ihrem Bekenntnis zum Herrn Jesus wieder abzuwenden, zurückzufallen. Wie komme ich auf die Behauptung der ersten Adressaten?
Die gesamte Beweisführung der aufgestellten Lehren schöpft ausschliesslich  aus dem Alten Testament und war somit nur (ehemaligen) Juden (per Konfession) zugänglich. Jemand der sich z.B. mit den Opfergesetzen des AT nicht auskennt, ist mit vielen Bildern dieses Briefes hoffnungslos überfordert ( auch heute noch).

Aber die  Frage die viel wichtiger ist: Waren diese in Vers 26 beschriebenen Menschen wirklich WIEDERGEBORENE? Ich meine nein! Sehen wir zum Beispiel den Pharao bei Moses. Wie sah er doch Wunder um Wunder in den Gerichten Gottes. Obwohl er die "Wahrheit" in Form des Handeln Gottes durch Moses sah, war er deshalb noch lange kein Gläubiger (im Sinne des AT)! Wir sehen im 2. Buch Mose eher, wie sich eine VERSTOCKUNG vollzieht. Auch im 2.Thess. Brief ergibt sich in Kapitel 2 diese Folge:

Alle diejenigen, die die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, werden verloren gehen (Vers 10) UND: Das Gericht ergeht über alle, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gefunden haben (V.12). Erkenntnis der Wahrheit bedeutet nicht wiedergeboren zu sein! Im Gleichnis vom vierfältigen Acker gibt es Menschen, die das Wort  mit Freuden aufnahmen, Was geschah jedoch in der Sonnenglut (=Verfolgung) mit Ihnen? da sie keine Wurzel hatten fielen sie ab (Lukas 8). Die Echtheit eines Bekenntnisses zeigt sich also gerade unter Verfolgung.

Wenn nun ein solcher Judenchrist "pro forma" dem Judentum abschwor und per Bekenntnis sich zu Jesus hielt, aber in Zeiten der Verfolgung wieder zum Judentum abwandte, dann sehen wir nichts anderes als das Schicksal des Judas in Fortsetzung (Obwohl sich Judas natürlich erhängte und nicht zu "System" zurückkehrte).

Ich vertrete im Übrigen die Position, dass ein Gläubiger nicht verloren gehen kann. Dies zu klären kann Inhalt weiterer Mails sein, soll aber hier nicht weiter ausgeführt werden.

Als nochmals: Hier handelt es sich nicht um wahrhaft Gläubige, sondern um "Lippenbekenner", die unter den damaligen Umständen (Zeit der Verfasserschaft) in Gefahr standen, wieder "Juden" zu werden.

Dies sollte in der Auslegung m.E. nach berücksichtigt werden.
    Konnte Euch das ein wenig weiterhelfen?

Im Herrn Jesus verbunden,

Euer Stephan Br.