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2176  Manna

Bei vielen Auslegern findet man die Ansicht, dass das Manna ein Bild vom Wort Gottes sei. Während der Beschäftigung mit der Bundeslade sind mir zu diesem Vergleich immer mehr Zweifel gekommen. Was, wenn das Manna ein Bild der Gnade ist?

 

Dann hätten alle Israeliten, auch die an denen Gott nach 1. Kor. 10,5 kein Wohlgefallen gefunden hatte, Gnade erfahren. (2.Mo.16) Nur durch die Gnade sind sie dann überhaupt so weit gekommen, dass Wort Gottes zu hören. (2. Mo. 20 die 10 Gebote) Trotz der erfahrenen Gnade und der Kenntnis des Wortes Gottes hatten nicht alle Leben aus dem Tod, waren nicht alle Wiedergeborene. (4. Mo. 17, der Stab Aarons der gesprosst hatte.)

 

In Hebräer 9,4 finden wir die Bundeslade, so wie das Volk sie in der Wüste hatte. "und die Lade des Bundes, überall mit Gold überdeckt, in welcher der goldene Krug war, der das Manna enthielt, und der Stab Aarons, der gesproßt hatte, und die Tafeln des Bundes".

 

Im Gegensatz zu Hebräer 9 wird in 1. Könige 8,9 betont, dass nur noch die Gesetzestafeln in der Bundeslade waren, als diese an ihren endgültigen Bestimmungsort im Tempel gestellt wurde.

 

1. Petr. 1,25 teilt uns Mit, dass das Wort des Herrn in Ewigkeit bleibt. Der Herr selbst ist das fleischgewordene Wort. (Joh. 1,14) Die Bundeslade ist ein Bild von dem Herrn. Er ist in das Heiligtum hineingegangen. Da das Manna nicht endgültig in das Heiligtum hineingegangen ist, sondern offensichtlich nur während der Wüstenreise anwesend war, kann es eigentlich kein Bild vom Wort Gottes sein. Das der Stab Aarons nicht mehr in der Bundeslade ist, wenn diese ins Heiligtum hineingeht, deutet darauf hin, das der HERR in sich selbst das Leben ist. Er ist gerade nicht durch Leben aus dem Tode gekennzeichnet.
 
 
Wir haben jetzt Leben aus dem Tod, soweit wir an das stellvertretende Opfer des Herrn Jesus geglaubt haben und unsere Sünden bekannt haben. Wir werden aber einen Herrlichkeitsleib erhalten und IHM gleich sein, denn wir werden IHN sehen, wie er ist.(1. Joh. 3,2)
 
Wenn Manna ein Bild der Gnade ist, dann hätten wir in Hebräer 6 eine Parallele zu den Israeliten in der Wüste. In der Wüste haben alle das Manna geschmeckt, ohne dass es zu rettendem Glauben führte. Auch in Hebräer 6,4 haben wir solche, die von der himmlischen Gabe geschmeckt haben (wenn man das so schreibt fragt man sich warum nicht schon vor Jahrzehnten auf den Gedanken gekommen ist einfach himmlische Gabe mit himmlischer Gabe gleichzusetzen). Auch die in Hebräer 6 sind nicht zum rettenden Glauben hindurchgedrungen.
 
Also, Gott bietet Gnade an, Menschen kommen unter Gnade, kommen aber nicht zum rettenden Glauben. Niemand kann Herr Jesus sagen, als nur im Heiligen Geiste. (1. Kor. 12,3) Selbst HLH glaubte nicht, dass jeder der einmal Herr Jesus gesagt hat errettet ist.
 
Natürlich ist der Gedanke, dass das I von TULIP wegen der dann nicht mehr als unwiderstehlich zu bezeichnenden Gnade schon irgendwie faszinierend. Es besteht aber auch die Gefahr, das man genau auf der anderen Seite vom Pferd fällt. Darum möchte ich gerne über diese Gedanken einen Austausch auf dem Bibelkreis haben.
 
herzliche Grüße
 
Ulrich

 

Lieber Ulrich,  15.05.05
Danke für Deinen guten Beitrag ! Könntest Du mir vielleicht noch den Satz: "Natürlich ist der Gedanke, dass das I von TULIP wegen der dann nicht mehr als unwiderstehlich zu bezeichnenden Gnade schon irgendwie faszinierend." erklären - den habe ich nicht ganz verstanden.
Danke !
PMS
 
Lieber PMS,
 
zunächst einmal muss ich einräumen, dass die meisten Ausleger das Manna als Bild vom Wort Gottes ansehen. Meine Schlüsse, bezogen auf die Gnade, beruhen aber gerade auf einer Verwerfung dieser weit verbreiteten Annahme.
 
Ich lehne die reformierten Ansätze ab, darum ist das Ergebnis meiner Überlegungen ziemlich gefährlich für mich. Schließlich wäre die Lehre von der "unwiderstehlichen Gnade" nicht mehr haltbar. Das fasziniert natürlich jemanden, der calvinistisch- reformierte Ansätze ablehnt.
 
Darum habe ich diese Überlegungen hier zur Diskussion gestellt, damit ich Korrektur erfahren kann.
 
herzliche Grüße
 
Ulrich
Lieber Ulrich,

das Wort Gottes ist ewig und die Gnade Gottes ist auch ewig. In dieser Hinsicht besteht zwischen dem Wort Gottes und der Gnade Gottes kein Unterschied.

Das Manna in der Wüste ist sicher ein Bild für eine Neutestamentliche Wahrheit. Doch wofür ist es ein Bild? Um diese Frage zu beantworten dürfen wir unserer Phantasie keinen Raum geben, sondern wir müssen die Antwort in der Schrift suchen. Findet sich die Antwort nicht in der Schrift, ist es besser, überhaupt keine Deutung vorzunehmen. Das Ergebnis wäre ohnehin keine Deutung, sondern reine Spekulation.

Im Blick auf das Manna finden wir, dass es ein Bild für den Herrn Jesus ist. ER selbst hat sich mit diesem Manna schattenbildlich identifiziert (Joh.6,32-59). So wie das Manna vom Himmel kam und Lebenskraft gab, so kam der Herr Jesus vom Himmel und gab sich selbst hin, damit wir Leben haben. ER ist das Brot des Lebens.

Von dem Manna musste etwas in einen Krug getan und in der Gegenwart Gottes aufbewahrt werden, damit die künftigen Generationen das Brot sehen, das Gott ihnen in der Wüste zu essen gab (2.Mo.16,32). Wenn das Manna ein Bild des HERRN ist, dann ist das aufbewahrte Manna ebenfalls ein Bild des HERRN. Es zeigt uns den HERRN, der sich in der Gegenwart Gottes befindet, bis er wiederkommt und dann auch von den Generationen gesehen wird, die ihn damals noch nicht sehen konnten, weil sie seinerzeit noch nicht existierten.

Dann wird das Manna auch als geistliche Speise erwähnt (1.Kor.10,3), was deutlich macht, dass das Manna in der Wüste auch ein Bild für unsere geistliche Speise, das Wort Gottes, ist.

Das Manna als Bild der Gnade findet sich meines Wissens in der Schrift nicht.

Liebe Grüsse

Bernd

 

Lieber Bernd, 16.05.05
 
danke für die Auseinandersetzung mit meinen Thesen. Wie bringe ich deine Gedanken in Übereinstimmung mit dem Vers:
 
"Denn das Gesetz wurde durch Moses gegeben; die Gnade und die Wahrheit sind durch Jesum Christum geworden." Joh 1,17
 
Nach Johannes 14,6 ist der Herr die Wahrheit und der Weg und das Leben.
 
Die Wahrheit ist also nicht im menschlichen Sinn durch den HERRN geworden, sondern er ist die Wahrheit in Ewigkeit. Ich habe auch überhaupt kein Problem damit, dass der HERR die Gnade ist, einige Bibelstellen, z.B. aus den Psalmen geben durchaus Anlass zu dieser Annahme. In der von mir aufgestellten Behauptung geht es nicht darum zu sagen das Manna sei kein Bild von dem HERRN, das sei ferne. Es geht darum, das ich behaupte, das Manna ist ein Bild der Gnade und nicht ein Bild des Wortes. In beiden Fällen wäre es allerdings ein Bild des Herrn Jesus, daran will ich unverbrüchlich festhalten.
 
Wenn das Manna ein Bild des Wortes Gottes wäre, dann fehlt mir ein Bild für die Tafeln des Bundes in Hebr. 9,4 und in 1, Könige 8,9.
 
In beiden Fällen nehme ich an, das die Tafeln ein Bild für das Wort Gottes sind. Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit. (1. Petr. 1,25) Ich denke darum wird auch in 1. Kö. 8,9 betont, dass nur noch die Tafeln des Bundes, die durch Mose gegeben wurden, in der Lade waren.
 
Manna hatte lange aufgehört, denn das Volk benötigte es nicht mehr. Allein diese Tatsache, dass es das Manna nur während der Wüstenreise gab, spricht dagegen, dass es ein Bild des ewig bleibenden Wortes Gottes ist. Zudem wären dann in der Bundeslade während der Wüstenreise zwei Vorbilder vom Wort Gottes gewesen, nämlich der goldene Krug mit dem Manna und die Gesetzestafeln.
 
Ich würde mich freuen, wenn wir zu einem intensiven Gedankenaustausch kommen würden. Denn die eigentlich entscheidende Frage ist folgende: Habe ich in Römer 9-11, wo es um das unfehlbare und unveränderliche Wort Gottes geht den goldenen Krug mit dem Manna oder die Tafeln des Gesetzes Gottes vor mir? Denn das es von Römer 3,25 um den Gnadenstuhl, die Bundeslade und die dadurch vorgestellten Bestandteile und Elemente geht ist eigentlich unstreitig. Den Stab Arons und alle anderen Elemente habe ich auch schon gefunden. Die Tafeln und der Krug bilden halt einigen Sprengstoff, den ich nicht ungeprüft zünden will.
 
Für Antworten, die vor dem HERRN erwogen wurden, im Voraus recht herzlichen Dank
 
Ulrich