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  2317  Anbetung, Nahrung für die Seele?

Anbetung, Nahrung für die Seele?

 

Das Singen schöner Anbetungslieder mit einem fetzigen Schlag des Gitarrenspielers, ist wirklich etwas Schönes und tut der Seele gut. Man fühlt sich gut, es macht Spaß und man freut sich schon auf das nächste Mal.

Wenn so eine Anbetungszeit besonders schön war und man sich gut dabei gefühlt hat dann setzt man das mit besonderer Geistlichkeit gleich.

Was macht Geistlichkeit aus?

Ist unser Gefühl ein Maßstab an dem wir Geistlichkeit messen können?

Ich habe Anbetungszeiten erlebt in denen es von großer Bedeutung war, dass man dabei intensive Gefühlserlebnisse hatte. Das wurde automatisch der Gradmesser der Geistlichkeit. Waren die Gefühlserlebnisse besonders gut und schön, dann wurde auch die Anbetungszeit als besonders geistlich eingestuft. Für diese Gefühlserfahrungen waren nicht alle Lieder geeignet. Es waren besonders melodische Lieder die eine sehr gefühlsbetonte Melodie hatten. Mit der Melodie eines älteren, nicht so gefühlbetonten Liedes, konnte einfach kein so intensives Gefühl erzeugt werden. Dabei war es unabhängig was das Lied für einen Text hatte. Wenn mitten in der Anbetungszeit ein nicht so gefühlsbetontes Lied vorgeschlagen wurde, merkte man sofort, wie das die Stimmung richtig dämpfte. Obwohl jedem der Teilnehmer die Anbetung unseres Herrn am Herzen lag, war es doch in Wirklichkeit nicht das wichtigste um was es in erster Linie ging. Man wollte in erster Linie empfangen nicht geben.

Hierzu Beispiele: Es wurden Lieder gesungen wie: „Ich will einziehen in sein Tor mit dem Herzen voller Dank , ich will treten in den Vorhof mit Preis, denn ich weiß dies ist der Tag, den der Herr gemacht, ich will mich freuen, er hat mich froh gemacht...“ oder:

„Kommt in sein Tor mit dankbarem Herzen, kommt in den Vorhof mit Lobgesang. Erfreut euch am Herrn unserem Schöpfer...“

Wenn wir uns diese Texte einmal näher ansehen dann stellen wir fest, dass sie sehr alttestamentlich klingen. Die Sänger und Zuhörer werden darin aufgefordert in den Vorhof des Tempels zu gehen mit lobendem Herzen. Was auffällt ist, dass man im Vorhof stehen bleibt und nicht aufgefordert wird ins Allerheiligste zu gehen. Ins Allerheiligste durfte nur der Hohepriester einmal im Jahr. Dabei ist doch gerade das, was das Opfer Jesu bewirkt hat, dass der Weg ins Allerheiligste frei ist. Der Vorhang, der das Allerheiligste trennte, ist zerrissen (Mt.27,51). Das war der Grund warum Jesus überhaupt gekommen ist, um den Weg ins Allerheiligste, und dadurch den Weg zum Vater, frei zu machen.

Liedtexte in denen die Sänger und Zuhörer aufgefordert werden im Vorhof stehen zu bleiben verachten das Erlösungswerk Christi. Auch wenn Texte alttestamentlich richtig sind, so muss trotzdem das Alte Testament im Lichte des Neuen Testamentes gesehen und verstanden werden, deshalb ist es sehr wichtig alttestamentliche Stellen durchs Neue Testament zu kommentieren.

In dem Lied von Keith Green: „Create in me a clean hard ...“ wird Ps.51,12+13 gesungen:

Ps 51,12            Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist.

Ps 51,13            Verwirf mich nicht von deinem Angesicht, und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir.

Das Wirken des Heiligen Geistes im Alten Testament unterscheidet sich von dem im Neuen Testament. Im Alten Testament kam der Heilige Geist auf Menschen um sie für bestimmte Dienste zu befähigen oder für Aufgaben auszurüsten. Der Heilige Geist konnte aber auch diese Menschen wieder verlassen wenn die Aufgabe erfüllt war oder durch ungehorsam (z.B. Saul). Angesichts dieses Hintergrunds, sind die Bitten Davids „gib mir einen neuen, beständigen Geist.“ und „nimm deinen heiligen Geist nicht von mir“ in Ps.51,12+13 verständlich und alttestamentlich gesehen, richtig. Im Neuen Testament ist es aber so, dass ein Mensch, der den Heiligen Geist bei der Wiedergeburt empfangen hat, dieses behält, weil er mit ihm versiegelt ist (Eph.1,13; Eph.4,30 ...).

Eph 1,13            in ihm [seid] auch ihr, nachdem ihr das Wort der Wahrheit, das Evangelium eurer Rettung gehört habt, - in ihm seid auch ihr, als ihr glaubtet, versiegelt worden mit dem heiligen Geiste der Verheißung,

Eph 4,30            Und betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, mit welchem ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung.

 

Im Neuen Testament ist der Heilige Geist, bleibend im Leben der wahren Gläubigen, deshalb ist es falsch für einen Gläubigen darum zu bitten, dass der Heilige Geist nicht von einen genommen werden soll. Die Bitte eines Gläubigen: "nimm deinen heiligen Geist nicht von mir" ist ein Ausdruck des Unglaubens Gott und seinem Wort gegenüber, denn Gott hat den Gläubigen in seinem Wort bereits zugesichert seinen Heiligen Geist nicht von ihnen zu nehmen. Somit ist dieses Liedes nicht geistlich sondern ungeistlich, auch wenn man durch die schöne Melodie einen anderen Eindruck hat. Man kann Dinge, die im Alten Testament richtig waren, nicht immer eins zu eins ins Neue Testament übertragen.

Hierzu noch ein Beispiel: „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ (2.Mo.21,24; 3.Mo.24,20). Diese Worte hatten im AT ihre Bedeutung und Berechtigung. Es war ein Schutz dafür dass wenn einem Menschen etwas zugefügt wurde, wie z.B. dass er ein Auge verloren hat, dass dann der Geschädigte nicht das Recht hatte den Verursachen umzubringen sondern ihm sollte auch ein Auge genommen werden.

Jesus sagte darüber:

Mt 5,38            Ihr habt gehört, daß gesagt ist: «Auge um Auge und Zahn um Zahn!»

Mt 5,39            Ich aber sage euch: Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen; sondern wenn dich jemand auf deinen rechten Backen schlägt, so biete ihm auch den andern dar;

Diese Worte Jesu veranschaulichen eine Innere Haltung, die weit über die alttestamentliche Bedeutung von „Auge um Auge...“ hinausgeht, deshalb wäre es fatal heute „Auge um Auge...“ zu predigen, weil es durch das Licht des NT eine völlig andere Bedeutung hat.

Es könnten noch mehr Beispiele angeführt werden, aber dieses Beispiel sollen an dieser Stelle genügen.

 

Das Interessante an diesen unbiblischen Liedern ist nun, dass man sich beim Singen dieser Lieder trotzdem gut, toll und geistlich fühlt.

Der Grund ist, dass das Bedürfnis, nach Nahrung für die Seele, also Gefühlserlebnisse, in den Vordergrund gestellt werden und die Botschaft der Lieder zweitrangig ist. Eine gefühlsbetonte und besonders melodische Musik spricht das Gefühl an und ist somit Nahrung für die Seele, aber nicht für den Geist. Geistliche Nahrung begründet sich auf den biblischen Text des Liedes, die Botschaft, die dadurch vermittelt wird. Sie ist unabhängig vom Gefühl. Die Musik ist lediglich das Transportmittel. Wenn aber das nicht beachtet wird, dann werden entscheidende Prioritäten vertauscht, das kann fatale Folgen haben.

1Kor 2,14            Der seelische Mensch aber nimmt nicht an, was vom Geiste Gottes ist; denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht verstehen, weil es geistlich beurteilt werden muß.

Dieser Vers zeigt, dass seelische Dinge, wie z.B. positive Gefühle nicht automatisch ein Zeichen von Geistlichkeit sind. Das griechische Wort für seelisch „psuchikos“, wird im Neuen Testament ausschließlich für Menschen verwendet, die nicht vom Heiligen Geist geleitet werden (Jud.1,29; 1.Kor.15,46; Jak.3,15; 1.Kor.15,44).

Joh 4,24            Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.

Wenn Gott in Wahrheit angebetet wird, dann ist es nicht möglich, dass unbiblische Lieder gesungen werden und der Heilige Geist trotzdem den Eindruck vermittelt, dass es in Geist und Wahrheit geschieht. Wenn dies trotzdem geschieht, dann ist das sicher nicht der Heilige Geist der diesen Eindruck vermittelt. Wenn das Singen biblische Lieder mit weniger emotionaler Musik die Anbetung stört bzw. dämpft, ist das sicher auch nicht ein Werk des Heiligen Geistes.

Wahrheit ist unabhängig von Gefühl. Die Tatsache der Erlösung durch Christus ist Wahrheit, egal ob man das fühlt oder nicht.

 

Wie biblische Anbetung in der richtigen Haltung aussieht können wir besonders deutlich und eindrucksvoll am Beispiel Abrahams sehen:

1Mo 22,5            Da sagte Abraham zu seinen Knechten: Bleibt ihr mit dem Esel hier! Ich aber und der Junge wollen dorthin gehen und anbeten und zu euch zurückkehren.

Wie diese Anbetung aussieht sehen wir in Vers 9:

1Mo 22,9            Und sie kamen an den Ort, den Gott ihm genannt hatte. Und Abraham baute dort den Altar und schichtete das Holz auf. Dann band er seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar oben auf das Holz.

Abraham war bereit alles zu geben, bedingungsloser Gehorsam Gott gegenüber. Diese innere Haltung des Gebens ist die richtige Haltung für Anbetung. Sie gründet sich auf die Bereitschaft zum Gehorsam und zur Hingabe, nicht in erster Linie zum Empfangen. Erst als Abraham bereit war alles zu geben, seinen Sohn, empfing er von Gott. Anbetung ist mehr als das Singen schöner Lieder, Anbetung ist eine Herzenshaltung und Lebensstil.

Anbetung bedeutet Gott loben, also Geben, wie Abraham. Durch seine Bereitschaft Gott alles zu geben lobte er Gott. Hingabe als Anbetung und Gottesdienst ist auch immer wieder der Tenor im NT.

Röm 12,1            Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, kraft der Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber darbringet als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer: das sei euer vernünftiger Gottesdienst!

Hingabe bedeutet aber in erster Linie geben nicht empfangen.

Bei vielen Anbetungen wird aber schon durch die Haltung der Hände deutlich, dass die Anbetung von vornherein nur auf Empfangen und Konsum ausgerichtet ist. Das wird meist auch durch die Lieder bestätigt, die hauptsächlich gesungen werden. In diesen Liedern geht es vielfach um „sich füllen lassen“, „sich am Herrn erfreuen“ ...

Es geht um Empfangen nicht um Geben. Liedtexte die von Gehorsam, Hingabe und Sünde handeln hört man meist wenig.

Wenn die Prioritäten auf Gefühl, Erleben und Emotion gelegt werden, dann ist der Text zweitrangig und somit kann man auch bei biblisch richtigen Lieder eine falsche Anbetungshaltung einnehmen. Bei Gruppen, in denen diese Prioritäten auf Gefühl und Emotion liegen, kann man sich dieser falschen Haltung kaum entziehen, da die Gruppendynamik meist zu stark ist um zur wahren Anbetung durchzudringen.

Kol 3,16            Das Wort Christi wohne reichlich unter euch; lehret und ermahnet euch selbst mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern; singet Gott lieblich in euren Herzen.

Hier wird deutlich, dass beim Singen, die Priorität auf dem Wort Christi, der Botschaft liegt, in einer gebenden Herzenshaltung. Wir sollen bei der Anbetung, Gott singen, nicht uns selbst oder anderen.

 

Es gibt nichts gegen Nahrung für die Seele, oder positive Gefühle einzuwenden. Gott hat uns ja schließlich mit einer Seele geschaffen, die auch versorgt sein will. Wichtig ist nur, dass man diese Dinge nicht mit Geistlichkeit verwechselt oder gleichsetzt, sondern sie richtig eingeordnet und die Prioritäten richtig setzt. Man kann nicht immer zwischen geistlichen und seelischen Dingen unterscheiden, aber in Fällen wo biblisch gute Glaubenlieder die Stimmung dämpfen weil sie nicht so gefühlbetont oder melodisch sind, oder wenn unbiblische Lieder genauso den Eindruck vermitteln dass es in Geist und Wahrheit geschieht, dann ist eindeutig, dass, das Seelische über dem Geistlichen steht.

Seelische Dinge müssen aber immer Geistlichen untergeordnet werden. Die innere Haltung des Gebens und die Gehorsamsbereitschaft sollten Priorität haben.

Auch sollte man sich nicht in eine seelische und gefühlsmäßige Abhängigkeit, durch eine falsche Anbetungspraxis begeben, die dann eine höhere Priorität einnimmt als wahre geistliche Nahrung. Wir sollen von geistlicher Nahrung abhängig sein, wie ein Baby, das ohne Milch nicht existieren kann. Diese Nahrung ist gegründet auf das Wort Gottes und die Botschaft die durch das Lied weitergegeben wird.

1Petr 2,2            und seid als neugeborene Kindlein begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, damit ihr durch sie zunehmet zum Heil,

 

Ich lade sie zu 2 Tests ein.

1.  Lassen sie doch einmal mitten in einer Anbetungszeit ein paar Lieder singen, die nicht so sehr gefühlsbetont und melodisch, aber biblisch fundiert sind.

Z.B. „Welch Glück ist’s erlöst zu sein Herr durch dein Blut, ich tauche mich tief hinein in diese Flut ...“ oder „Für mich gingst du nach Golgatha, für mich hast du das Kreuz getragen, für mich ertrugst du Spott und Hohn, für mich hast du dich lassen schlagen ...“

Befragen sie nach der Anbetungszeit die Teilnehmer ob sie diese Lieder unpassend oder sogar störend empfunden haben. Sollte das der Fall sein, dann ist die Ausrichtung dieser Anbetung äußerst fraglich und geschieht nicht im Geist und in der Wahrheit.

 

2.  Lassen sie mitten in einer Anbetungszeit eines der oben angeführten Lieder singen, z.B. Ich will einziehen in sein Tor...

Befragen sie nach der Anbetungszeit die Teilnehmer, ob sie bei diesem Lied genauso gesegnet und erfüllt wurden wie bei den anderen Liedern (biblisch richtige Lieder).

Sollte das der Fall sein, dann ist auch hier die Ausrichtung dieser Anbetung äußerst fraglich bzw. fraglich, welcher Geist am Wirken ist.

 

Wenn unsere Herzen mit tiefster Anbetung erfüllt sind, spüren wir, dass unsere schönsten Lieder nicht gut genug sind für den Herrn der Herrlichkeit und Güte. Eine Gemeinde, die sich in stiller Anbetung vor dem Herrn beugt, weil sie seine Barmherzigkeit so tief empfindet, bringt dem Herrn ein besseres Lob dar, als die schönsten Stimmen und Instrumente in einem lauten Lobgesang, hinter dem kein inneres Erleben steht.

C.H.Spurgeon

 

21.07.2002 Volker Kalkau

www.vk-online.gmxhome.de

Eings. Bernd S.