Frage2445   Home       Bibelkreis.ch       Download dieses Frame mit rechter Maustaste:==>2445  Sohnschaft

Lieber Ulli,

>Ich kann nicht verstehen, dass ich zur Sohnschaft vorherbestimmt bin, die Bibel aber nichts zur Vorherbestimmung zur Kindschaft sagt.
Dein Satz hat mich angeregt Eph 1 5 nachzulesen, wo es heißt:

 

Er hat uns vorherbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens,

Ich verstehe den Satz wie folgt - für Korrekturen bin ich natürlich (wie immer) offen:

a) "Er" bezieht sich auf Gott, den Vater, der ab V. 3 im Mittelpunkt steht.
b) "uns" sind zunächst Paulus und die Briefempfänger, aber auch alle wiedergeborenen Christen. Damit unterscheide ich mich diametral von der calvinistischen Sicht, die eine Erwählung Ungläubiger zur Wiedergeburt etc. lehrt. Das finde ich in der gesamten Schrift an keiner Stelle und auch in Eph nicht.
c) "hat vorherbestimmt": Gott hatte diesen Beschluss bereits vor der eigentlichen Durchführung - wohl wie V. 4 "vor Grundlegung der Welt", gefasst. "Vorherbestimmen" meint, vorher festlegen, wie etwas später sein soll. (wie man das Partizip auch noch alternativ auflösen bzw. verstehen könnte, wäre eine andere spannende Frage, z.B. kausal, d.h. als Begründung für die Erwählung zur Heiligkeit in V. 4 etc. - oder etwa auch temporal).
d) "Sohnschaft" bzw. "Sohnestellung". Der Plan Gottes war es, diejenigen, die an seinen Sohn glauben, in eine "Vater-Sohn"-Stellung mit sich zu bringen.
e) "für sich selbst". Es war das eigene Interesse Gottes bzw. die "Stellung als Söhne" war auf Gott selbst hin ausgerichtet.
f) "durch Jesus Christus". Er war derjenige, durch den Gott diesen Plan verwirklicht hat. Christus hat durch seinen Tod, aus Feinden, Kinder bzw. Söhne Gottes gemacht. Gläubige können durch das Werk des Herrn zum allmächtigen Gott "Vater" sagen. "Durch" zeigt die Art und Weise der Durchführung dieses Planes an.
g) "Nach dem Wohlgefallen seines Willens". Dieser Satzteil zeigt den hinter diesem Plan stehenden Willen Gottes an, der sich in der Vorherbestimmung der Christen (nota bene: nicht der Ungläubigen!) zur Stellung als seine Söhne, bzw. Menschen, die ihn als Vater ansprechen dürfen, an. Hinter dem genannten Plan steht der Wille Gottes, den er durch das Werk Jesu verwirklicht hatte, um das Ziel, nämlich Menschen in eine Vater-Sohn-Beziehung zu bringen, zu erreichen.

Inhaltlich würde ich den Satz wie folgt umschreiben: Gott der Vater hatte die, die an seinen Sohn glauben (werden), bereits vorher dazu bestimmt, mit ihm selbst in eine enge Beziehung zu kommen, ja sogar in ein Vater-Sohn-Verhältnis. Diesen Plan hat er durch Christus verwirklich und dieser Plan entspricht genau dem, was Gott selbst wollte und ihm ein eigenes Anliegen war.

Scharf widersprechen würde ich der Aussage der reformierten Theologie, dass es sich hier um eine Vorherbestimmung einzelner ungläubiger Menschen zur Wiedergeburt handelt.

Beste Grüsse

Eurer

Peter
www.streitenberger.com