Lieber Hans-Peter,
>wie sieht der Textbefund zu
den abweichenden Lesarten (Nestle-Aland gegen RP/TR/HF) bei Lukas 24,42
und Joh 19,6 aus ?
1) Johannes 19,6
a) "STAURWSON STAURWSON AUTON" Ï
A
A Ds
Q
0250 f13 33 it vgcl sy =>
"Kreuzige, kreuzige ihn!" (Elb 1871, Elb 1905, Schlachter,
Tafel)
b) STAURWSON STAURWSON "
Ì66c
B L W
Y
f1
l-844
al aur vgst, ww Nestle-Aland27 =>
"Kreuzige, kreuzige!" (MünchnerNT); "Kreuzigen! Kreuzigen!" (Gute
Nachricht); "Ans Kreuz (mit ihm), ans Kreuz!" (Herder - verfährt ebenso
wie Elb und deutet "ihm" als nicht im Text stehend an); "Kreuzige,
kreuzige [ihn] " Elb kennzeichnet "ihn" als nicht zum Text gehörend, aber
in der Übersetzung zu ergänzend. "Ans Kreuz, ans Kreuz!" (Henne/Rösch)
c) "STAURWSON "
Ì66
"Kreuzige"
Erklärung:
Der erste Fehler passierte beim Kopieren von Version a) zu b), indem der
Schreiber versehentlich beim Aufsuchen der Stelle im Original beim zweiten
"ON" fortsetzte und somit AUTON ("ihn") ausließ.
Die schlechteste Lesart bietet der alexandrinische Papyrus P66, indem dem
Schreiber von b) zu c) der gleiche Fehler unterlief und er das erste mit
dem zweiten "ON" verwechselte und damit das zweite STAURWSON ("kreuzige")
komplett auslässt. Also Elb 1871, Elb 1905, Schlachter und Tafel haben
sich m.E. hier für die zuverlässigste Lesart entschieden.
2)
Lukas 24,42
a) "MEROS KAI APO MELISSIOU KHRIOU KAI LABWN"
Ï
Y
f1 33 lat syc syp syh** bopt
CyrJ Epiph "Da reichten sie ihm ein Stück gebratenen Fisch und
etwas Wabenhonig. Und er nahm" (Schlachter, Elb 1905, Elb 1871,
Bengel, Grünwald, Luther alt, Pattloch, Tafel)
b) "MEROS KAI APO MELISSIOU KHRION KAI LABWN"
Q
f13
l-844
l-2211
al
c) "MEROS KAI LABWN"
Ì75
A
A B D L W 579 pc e sys sa bopt Cl
Nestle-Aland27 "Sie aber reichten ihm ein Stück gebratenen
Fisch; und er nahm" (Elb, Hoffnung f.A, Gute Nachricht)
Erklärung:
Dem ersten Abschreiber unter Punkt b) und in Folge auch seinen Nachfolgern
unterlief bereits der erste Fehler. Die Lesart von Nestle-Aland trat am
wahrscheinlichsten durch das versehentliche Aufsuchen des zweiten KAI und
daran ansetzende Weiterkopieren auf, wobei "KAI APO MELISSIOU KHRION"
("und etwas Wabenhonig") komplett ausgelassen wurde. Eine plausible
Argumentation, die c) als Original und b) als sekundäre
Phantasie-Ergänzung der meisten HSS betrachtet, ist m.E. nahezu
ausgeschlossen.
Schlachter, Elb 1905, Elb 1871, Bengel, Grünwald, Luther alt, Pattloch,
Tafel haben sich für die m.E. richtige Lesart entschieden.
Ich würde an den von Dir genannten Stellen Robinson-Pierpont (*), Hodges/Farstad
und z.T. auch dem TR (bis auf Joh 19,6) als Repräsentanten des
byzantinischen Textes den Vorzug vor Nestle/Aland als alexandr. Text geben,
wie ich versucht habe, das oben kurz zu begründen.